segunda y utima parte tomo 38

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Engels an Henri Brissac in Paris (Entwurf)
[London, nach dem 7. April 1892]
Lieber Bürger, Soeben erhielt ich Ihr Schreiben vom 7. d.M.(Poststempel von gestern). Die Broschüre, die Sie mir freundlicherweise gesandt haben, erwarte ich noch. Ich werde sie mit Interesse lesen. Aber ich bedaure außerordentlich, daß es mir unmöglich ist, Ihnen den Dienst zu erweisen, um den Sie mich gebeten haben.[385i Wenn ich für Sie eine zur Veröffentlichung bestimmte Kritik Ihrer Arbeit schreibe, so würde mich zunächst wahrscheinlich die Höflichkeit daran hindern, offen zu sprechen. Ferner wäre ich verpflichtet, das, was ich für Sie getan hätte, auch für jeden anderen französischen Sozialisten guten Willens, jeden deutschen, englischen, italienischen, spanischen, dänischen usw. usw. zu tun, und wohin würde mich das führen? Ich wäre nicht für einen einzigen Tag mehr Herr meiner Zeit. Aber noch wichtiger als jede andere Überlegung ist: Ich bin bei einer sehr schwierigen Arbeit, die mein Gewissen seit Jahren bedrückt - bei der Redaktion des III.Bandes des „Kapitals" von Marx -, und bereits seit Monaten habe ich beschlossen, keinerlei neue Arbeit, was es auch sei, in Angriff zu nehmen, bis ich diese dringende Pflicht erfüllt habe. Mit ergebenen Grüßen
Aus dem Französischen.
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Engels an August Bebel in St. Gallen
London, 16. April 92
Lieber August, Das war allerdings eine verdammte Enttäuschung, als Deine Depesche eintraf. Nun, gegen Krankheit ist nichts zu machen, ich hoffe, Du hast Dich soweit erholt, daß Du die Reise gut überstanden hast und jetzt den Nutzen von der Alpenluft genießest. Dagegen aber hast Du jetzt auch die Verpflichtung, im Mai Frau Julie mitzubringen, und tue ich das meinige dazu in beiliegenden Zeilen, die kräftigst zu unterstützen ich Dich bitte. Was die Pariser angeht, so waren zwei Leute hier, ehe Dein Brief kam. Ich bestellte sie auf den nächsten Tag, Mittwoch1, da dann sicher ein Brief von Dir da sei. Als dieser kam, ging ich zu Julius und Louise zu einem der Leute - am andern Ende der Welt fand aber keinen, ließ schriftlich Bescheid zurück. Endlich Donnerstag abend kam einer (der andre war schon Mittwoch morgen fort), sagte mir, die Sache sei umständehalber verschoben, und hofften sie, ohne Euren Beistand fertig werden zu können, würden auch nur im äußersten Notfall auf Euch rekurrieren. Das Weitere mündlich, wenn Du kommst, es hat keine Eile.'3861 Warum Du von St. Gallen erst wieder nach der Reichsstreusandbüchse zurück willst, sehn wir nicht ein, Du kommst da wieder in die Schanzerei, dabei wird ein Tag nach dem andern verschleppt; Deine Gesundheit leidet wieder, und dann kommt der Doktor und schickt Dich am Ende Knall und Fall nach Karlsbad. Ich schwärme sehr für Karlsbad - d. h. für andre Leute, nicht für mich weil ich gesehn, wie es dem Marx wieder auf die Beine geholfen1387'; hätte er es acht Jahre früher benutzen können, er lebte wahrscheinlich noch. In allen Magen- und Leberleiden ist es von wunderbarer Wirkung, und ich wäre sehr dafür, daß Du im Juni dieses Kapitalwasser (Kapital, weil es physiologischen Mehrwert für Dich und ökonomischen für die Wirte von Karlsbad realisiert) 4-6 Wochen lang trinkst, wo dann der Dr.Fleckles, Marx* und Tussys Freund - sie wird Dir von ihm
1 13. April
erzählen - für die übrige Unterhaltung sorgen wird, er ist einer der witzigsten Menschen von Europa. Ich hätte Dir schon früher geschrieben. Aber ich habe, um aller üblen Nachrede zu entgehn, eine sehr üble Vorrede schreiben müssen2. Es ist eine echt englische Geschichte. Aveling übersetzt meine „Entwicklung des Sozialismus" für eine Social Series, wovon jeder Band 2.50 M. kostet. Ich sage, das ist Schwindel, das kleine Ding zu dem Preis zu verkaufen. Nein, sagt Aveling, das weiß der Mann schon - der Verleger; das eine Bändchen ist zu dick, das andre zu dünn, das gibt immer einen Durchschnitt (namentlich für den, der zufällig nur in den dünnen Bändchen was Interessantes findet). Zudem hat der Verleger das deutsche Original gesehn, weiß Bescheid. Gut. Die Sache wird gemacht. Mit Hülfe riesig gesperrter Schrift schlägt man ca. 117 Seiten heraus. Jetzt findet der Verleger - er heißt Sonnenschein, scheint aber im hellsten Sonnenschein manchmal nicht zu sehn -, daß das doch nicht geht und bittet mich, eine recht lange Vorrede zu machen. Nun ist das nicht so einfach. Ich soll mich sozusagen zum erstenmal vor einem jebildeten britischen Publikum produzieren, da muß man sich besinnen. Und als Resultat ist herausgekommen eine lange Abhandlung über dies und jenes, alles und nichts, deren einheitlicher roter Faden eine arge Verhöhnung der englischen Bourgeoisie ist - ich bin begierig, was der britische Philister dazu sagen wird. Ich werde sie in der „Nfeuen] Z[eit]" deutsch geben1388', ich hoffe, es amüsiert Euch. Also, um Postschluß nicht zu versäumen, bitten Louise und ich Dich, Frieda3 und Simon zu grüßen - sie kommen doch wohl auch mal nach London? -, und verbleiben mit bekannten resp. unbekannten Gefühlen
Dein F.E.
* „Einleitung zur englischen Ausgabe (1892) der »Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft'" -3 Frieda Simon
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Engels «in Laura Lafargue in Le Perreux
[London] 19. April 92
Meine liebe Laura, Endlich - ouf, je respire1! Als Sonnenschein sah, daß Edwards Übersetzung des ,,Soc[ialisme] utopique etc." trotz allem möglichen Durchschuß im Satz für ein Buch zum Preis von 2 [sh.] 6 [d.] schrecklich dünn war (was ich ihm von Anfang an gesagt habe), bestand er darauf, daß ich eine lange Einleitung2 schreibe. Und da ich versprochen hatte, eine Einleitung zu schreiben, und verschiedene Dinge auf dem Herzen hatte, die ich dem britischen Philister gern sagen wollte, ging ich an die Arbeit, und endlich ist es geschafft. Jedenfalls ist die Einleitung etwa halb so lang wie das ganze Buch und mußte eine sorgfältige Arbeit sein, denn der britische Philister haßt es, wenn Ausländer sich ihn vornehmen, doch konnte ich es nicht vermeiden. Hast Du übrigens etwas von Rave und seiner Übersetzung gehört?13981 Das Buch müßte jetzt erschienen sein. Nun zu Deinem letzten Brief. Ich bin der Meinung, daß diese beiden Dinge auseinandergehalten werden müßten: I. unsere Beziehungen zu den Blanquisten alter Schule und 2. unsere Beziehungen zu den BoulangistenBlanquisten. Erstens kann ich nicht umhin anzunehmen, daß unsere Differenzen mit Vaillant im April vergangenen Jahres begannen3 und daß unsere Leute daran nicht ganz schuldlos sind. Damals zogen wir und Vaillant an einem Strang, die Allemanisten1451 waren die dritte Partei und wünschten volle Anerkennung durch uns. Dann starteten unsere Leute, ohne sich mit den Blanquisten zu beraten, den Plan der Prozessionen zu den mairies4 und zum Palais Bourbon13901 mit Delegationen, die die elus5 interviewen sollten. Dem widersetzten sich die Blanquisten natürlich, da sie ihren traitres8 nicht
1 uff, ich atme auf - 2 „Einleitung zur englischen Ausgabe (1892) der .Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft'" - 3 vgl. vorl. Band. S. 96, 102 und 104 4 Bürgermeistereien —5 Abgeordneten - 6 Verrätern
21 Marx/Engels, Werke, Bd. 38
begegnen wollten. Unsere Leute bestanden jedoch darauf und trieben dadurch, soweit ich es übersehen kann, die Blanquisten in die Allianz mit den Allemanisten. Es scheint mir, daß unsere Leute in diesem Falle etwas zuviel des Guten taten, was ihnen überdies nichts einbrachte, da der ganze Plan ins Wasser fiel. Von dem, was seither geschah, weiß ich sehr wenig, aber da dieser erste Anlaß zum Mißtrauen zwischen den Blanquisten und unseren Leuten einmal gegeben ist, würde es den Krethi und Plethi bei den Blanquisten mit Hilfe der Allemanisten zweifellos leichtfallen, den Riß zu vertiefen und die Allianz zwischen Blanquisten und Allemanisten zu festigen, was uns wiederum in Paris in eine hoffnungslose Minderheit versetzen würde. Das Wäre nun kein großes Unglück, vorausgesetzt, wir gewinnen in den Provinzen, und für dieses Ziel haben Paul und Guesde eine glänzende Arbeit geleistet, und wir dürfen, hoffe ich, große Erfolge am I.Mai erwarten'3571 und die Blanquisten und Allemanisten cuire dans leur jus7 lassen. Aber nun kommt diese Allianz mit den Ex-Boulangisten der Kammer. Wie ich bereits früher sagte8, wenn die Massen so offenkundig irregeführt worden sind, wie das in Zusammenhang mit Boulanger der Fall war, macht sie die Aufdeckung des Irrtums um so empfänglicher dafür, auf den Verstand zu hören und zu uns zu kommen. Zu dieser Erbschaft des Boulangismus wären wir berechtigt. Aber es scheint mir, daß es eine völlig andere Sache ist, zu gleicher Zeit die Führer dieser Bewegung zu akzeptieren, nicht als Privatpersonen, sondern so, wie sie gewertet sein wollen und mit dem Rang, den sie in der Boulangistenbande hatten. Ich kann nicht anders als diese Menschen mit besonderer Verachtung zu strafen, die sich in diese Falle locken ließen - ganz gleich, unter welchem Vorwand. Nichts hat dem Ruf der Franzosen im Ausland mehr geschadet als diese törichte Begeisterung für einen neuen Retter der Gesellschaft, und noch dazu so einen! Und wären es nur die Bourgeois gewesen - aber auch die große Masse der Arbeiterklasse fiel vor diesem Schwätzer auf die Knie! Wie kann jemand mit gesundem Menschenverstand den Menschen vertrauen, die ihr Schicksal an das dieses jouisseur9 banden, der mit extremen Republikanern, Klerikalen und Monarchisten zugleich intrigierte und genau solch ein „konstitutioneller Lügner" gewesen sein muß, wie nach S. Sonnenscheins Äußerung gegenüber Bax er, Sonnenschein, es war. Diesen Männern muß es entweder an Charakter oder an Geist oder an beidem fehlen, und bestimmt lohnt es sich nicht, daß man sie auf seiner Seite hat. Was können sie uns nützen?
7 in ihrem Safte schmoren - 8 vgl. vorl. Band, S. 301 /302 - 9 Genießers
1. Wir können uns nicht einen Tag auf sie verlassen. 2. Wenn wir mit ihnen in der Kammer zusammengehen, sind sie uns an Zahl überlegen und können über unsere Köpfe hinweg die unsinnigsten Resolutionen durchbringen, an die wir entweder gebunden sind, oder aber wir trennen uns wieder von ihnen - was uns in eine schlimmere Lage bringt als vorher. Wenn ich mich schon einer Mehrheit beugen muß, dann würde ich eine von Vaillant angeführte Mehrheit einer von Granger & Co. angeführten bei weitem vorziehen. 3. Da all diese Männer unter falschen Vorspiegelungen ins Parlament kamen, werden sie fast mit Sicherheit bei der nächsten Wahl hinausgeworfen werden - lohnt es sich also, daß wir uns mit ihnen identifizieren? Und wenn Argyriades gegen die Deutschen wütet, was dann mit Rochefort und seiner Zeitung10, die offensichtlich russisches Geld (wenigstens einige der Redakteure) und russische Artikel erhält? Der Bruch mit den Blanquisten alter Schule mag unvermeidlich gewesen sein und kann hingenommen werden; aber es ist mir unmöglich, den geringsten realen Vorteil zu sehen, der uns aus einer Allianz mit den ehemaligen boulangistischen Radikalen in der Kammer erwachsen kann. Haben wir nicht, nur um den Anschein einer Gruppe von 25 Mann im Parlament zu erwecken, sehr ernsthafte Zukunftschancen geopfert? Jedoch, die Sache ist geschehen und kann nicht geändert werden. Ich hoffe nur, daß unsere Freunde nicht zu großes Vertrauen in ihre neuen Verbündeten setzen. Und ich glaube, unsere Partei in Frankreich ist jetzt stark genug, um die Folgen von ein oder zwei Fehlern ohne ernsten Schaden zu überstehen. Daß unsere neuen Verbündeten uns keine wirkliche Stärkung in Paris bringen, zeigt sich schon an der Tatsache, daß Paul und Guesde beide am 1. Mai nach dem Norden gehen, was darauf hinausläuft, daß wir den 1. Mai in Paris ganz den Blanquisten und Possibilisten überlassen. Wie ich bereits sagte, würde das nicht besonders schaden, wenn wir sie in den Provinzen schlagen könnten; aber wenn unsere neuen Verbündeten in Paris nicht stark sind, wo zum Teufel sind sie stark? Dein Artikel über die religiöse Einmischung in Fabriken scheint für die österreichische Preßgesetzpraxis zuviel gewesen zu sein. Dein letzter über die Nachtarbeit ist erschienen - Louise bittet Dich, sie nicht für ein oder zwei Fehler verantwortlich zu machen, die sie in Wien hineingebracht haben.1391'
10 „L'Intransigeant"
21*
Wir erwarteten Bebel zu Ostern hier, aber er wurde krank (Magen- und Darmkatarrh) und wurde vom Doktor festgehalten. Er hofft, etwa Mitte Mai kommen zu können. Das ist der dritte Anfall im Laufe eines Jahres, und er ist vom Arzt - einem Spezialisten - ernstlich gewarnt worden. Dieser möchte, daß er nach Karlsbad geht, was ihn meiner Ansicht nach wiederherstellen würde. John Bull zeigte sich gestern wieder in seiner ganzen Brutalität auf dem Bahnhof von Hampstead Heath: Gegen 5 Uhr, als Regen drohte, raste eine Menge die Stufen hinab und quetschte acht Menschen zu Tode, vor allem Frauen und Kinder, und verletzte mehr als ein Dutzend. Kannst Du Dir vorstellen, daß so etwas bei den Franzosen passierte! ¥ Immer Dein F. Engels
Grüße von Louise.
Wie wäre es, wenn ein oder zwei Delegierte zum 1 .Mai hierher kämen? Die Possibilisten werden zwei Mann hier haben (siehe „Chronicle", den wir Dir mit Adolphe Smiths Brief an Shipton schickten'3921). Edward schrieb Dir deswegen; wenn Ihr niemand schicken könnt, versucht, vom Conseil National11 der Partei Bonnier zu delegieren und einen Brief zu senden. Laßt nicht zu, daß die Possibilisten als Vertreter Frankreichs das Rennen machen. Aber laßt das offiziell tun!'393'
Aus dem Englischen.
1 Nationalrat
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Engels an Karl Kautsky in Stuttgart
London, 20.AprH 92
Lieber Baron, Die Einleitung zum englischen „Sozialismus etc."1 bekommst Du natürlich deutsch, das versteht sich ganz von selbst, erscheinen muß sie, und wo anders kann ich das lange Ding drucken lassen als in der „Nfeuen] Z[eit]"? Es ist gestern abgegangen, und solange ich keine Druckbogen habe, bin ich also hors de combat2. Es ist ein verdammt langes Ding geworden, ich habe allerhand alten Groll gegen die englischen Bourgeois darin abgelagert und bin begierig, was der britische Philister dazu sagen wird. Hier sind wir endlich mit dem 1. Mai im reinen oder vielmehr im Gegenteil davon. Der Trades Council11021 und die Social Democratic Federation'621 boten alles auf, um diesmal die Sache ausschließlich in die Hand zu bekommen und namentlich die Achtstundenliga1105' rein an die Luft zu setzen. Die Social Democratic Federation arbeitet nämlich momentan Hand in Hand mit den reaktionärsten Elementen im Trades Council - Shipton etc. und ordnet sich für die Maidemonstration ganz unter den Council; der Trades Council soll die Kampagne gegen die unabhängigen Elemente des East End unternehmen, und die Social Democratic Federation denkt die Früchte einzuheimsen. Diese Elemente, die es zu beseitigen galt, finden selbstredend ihr Zentrum in den Avelings, und deren Stütze war 1. die Gasworkers Union1671, 2. die Metropolitan Radical Federation13581, 3. eine Reihe kleiner Unions, die sich lieber in der Eight Hours League geltend machten, als daß sie sich von den verkleinbürgerten old Unions im Trades Council unterkriegen ließen. Es wurde beiderseits stark manövriert, und es gelang dem Trades Council in einem Meeting von Delegierten der Arbeiterorganisationen Londons - das natürlich mit künstlicher Majorität arrangiert war sich die Leitung der Demonstration anzueignen. Trotzdem mußte er, obwohl er vorher beschlossen, mit der Achtstundenliga nichts zu
1 Friedrich Engels: „Einleitung zur englischen Ausgabe (1892) der ,Entv;icklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft"' - a kampfunfähig
verhandeln,sich bequemen, erst 1, dann2Delegierte der Achtstundenligaaufs Exekutivkomitee zuzulassen und ihr ebenfalls 2 Plattformen im Park3 zur Disposition zu stellen. Dazu hat die Metropolitan Radical Federation auch zwei, die uns ebenfalls gehören, während die Social Democratic Federation nur zwei hat. - Da nun der Achtstundentag der Leute, die im Trades Council die Majorität haben, nur besagt, daß während 8 Stunden der gewöhnliche Lohn bezahlt werden soll, dagegen alle längere Arbeit als Überzeit mit lx/a oder 2fachem Lohn bezahlt werden soll, da also der Achtstundentag dieser Leute ein ganz andrer ist als der unsre, so wird der Konflikt im laufenden Jahr, nach dem I.Mai, erst recht zum Ausbruch kommen und neu ausgefochten werden. Dies ist der Punkt, der endlich einmal hier zur Sprache kommen wird. Laß Dir also über den 1. Mai hier nichts von der „Vorwärts "-Seite etc. aufbinden, von unserm Standpunkt ist die ganze Sache Schwindel, es ist ein Achtstundentag in a pickwickian sense4, und das muß endlich an den Tag, dann hört auch die Zwischenstellung auf, wovon jetzt die Social Democratic Federation und die Fabians128' profitieren. Die „Workman's Times" ist nur wegen des tatsächlichen Materials zu verwerten. Der Redakteur5 ist ein der Belletristerei verfallender Provinziale, der es mit niemand verderben will und viel Blech schwätzt und aufnimmt. Aber die Berichte sind alle von Arbeitern selbst, so dumm auch der „Errand boy" und seine Mutter, der „Marxian" (ein Spezialrindvieh) und der „Proletarian" etc. sein mögen.* Mutter Wischnewetzky hat von ihrem Mann allerlei Soldatenmißhandlungen auszustehn gehabt, sich getrennt, nennt sich wieder Frau Kelley und lebt mit ihren 3 Kindern, die ihr gerichtlich überwiesen, in Chicago. Soll mich sehr verlangen, was unsre Franzosen in den Munizipalwahlen am I.Mai fertigbringen.'357' Das ist ihr erstes ordentliches Probestück. Grüße von Haus zu Haus. Dein F. E.
* Die ,,W[orkman's] Tftmes]" hat sich mit dem ehemaligen „Trade Unionist" amalgamiert und den Nash, den Du kennst, in die Redaktion genommen. Dadurch ist der Toynbee-Hall-Einfluß dort vertreten, den Du auch kennst.'394! „
3 Hyde Park - 4 nur dem Worte nach - 5 Joseph Burgess
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Engels an Pasquale Martignetti in Benevento
London, 21. April 1892
Lieber Freund, Ich bedaure, Ihnen kein deutsches Exemplar der „Lage der arbeitenden] K/[asse]" schicken zu können, seit 16 Jahren ist das Buch nicht mehr im Buchhandel, und selbst aus zweiter Hand werden alte Exemplare in den Katalogen der Händler nur selten und äußerst teuer (30-40 Mark!) ausgeboten. Sobald ich mit dem III.Band von Marx' „Kapital" fertig bin, beabsichtige ich, eine neue Auflage herauszugeben. Ich freue mich, aus Ihrer Übersetzung der englischen Vorrede in der „Crit[ica] Soc[iaIe]"[395' zu sehn, daß Sie schon recht hübsche Fortschritte im Englischen gemacht haben. Ich würde Ihnen aber nicht raten, das Buch nach dem englischen Text zu übersetzen, die Übersetzung ist sehr unbeholfen und voll Amerikanismen, die ich nicht alle habe beseitigen können. Wenn Sie soweit sind, daß Sie englisch fließend und ohne Wörterbuch übersetzen können, wird es doch hoffentlich Labriola, Turati oder sonst einem Freunde gelingen, Ihnen literarische Beschäftigung zu verschaffen, damit Sie endlich aus der Not und der Einsamkeit in Benevento fortkommen. Könnten Sie nur von dort weg nach Rom oder Mailand, dann würden Sie sicher bald etwas finden! Meine Vorrede war gar nicht leicht zu übersetzen, es waren manche Ausdrücke darin, die man nicht, oder nicht in der von mir gebrauchten Bedeutung, im Wörterbuch erklärt findet. Ich kann Ihnen nicht genug danken für Ihre fleißigen Übersetzungen meiner Arbeiten, wodurch Sie nicht nur mir einen so großen Dienst leisten, sondern auch dem internationalen Verkehr zwischen italienischen und deutschen Sozialisten. Nächstens werden Sie wieder etwas von mir erhalten, die englische Ausgabe der „Entwicklung des Sozialismus", mit einer langen neuen Einleitung, die in der „Neuen Zeit" deutsch erscheinen wird1388'.
Fantuzzi schien mir von Anfang an ein Humbug, ich glaube, Sie täten gut, sich die Ms. und korrigierten Druckbogen von ihm zurückzuerbitten, wer weiß, ob er überhaupt noch etwas drucken will?13961
Aufrichtigst Ihr F. Engels
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Engels an Johann Heinrich Wilhelm Dietz in Stuttgart[397)
London, 23. April 1892
Lieber Herr Dietz, Hierbei ein paar Zeilen, falls Sie wünschen sollten, solche O.Wigand vorzulegen1. Sobald die Präliminarien erledigt, könnte der Druck beginnen, falls Sie mit mir dahin einverstanden sind, daß das Buch nicht nur unverändert, sondern auch ohne Zusätze, höchstens hier und da mit kurzen Noten versehen, erscheint, nur mit neuer Vorrede. Sie könnten mir dann die Korrektur in Fahnen schicken, und ich würde die paar nötigen Anmerkungen hineinsetzen (Fußnoten). Da die englische Ausgabe ebenso erschienen, habe ich mich überzeugen können, daß dies genügt. Eine Notenreihe oder ein Anhang, der das Buch auf den heutigen Stand der Dinge ergänzte, würde den Umfang verdoppeln, ein Jahr Studium erfordern (was ich nicht leisten kann) und die Herausgabe also ins Unendliche verschleppen. Zudem reicht „Kapital" I.Band da vollständig aus. Das Buch ist heute historisches Dokument, Schilderung einer bestimmten Entwicklungsstufe, und das genügt, um so mehr, als wir in Deutschland heute so ziemlich auf derselben Stufe stehn. Darüber wird das Nötige in der Vorrede gesagt. Haben Sie ein Ex., wonach abgedruckt werden kann? Die englische Ausgabe (d. h. die hier neu herausgegebne, von der amerikanischen abgedruckte) ist jetzt auch heraus. Ihren werten Nachrichten entgegensehend, grüßt herzlichst F. Engels
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Engels an Johann Heinrich Wilhelm Dietz in Stuttgart
122, Regent's Park Road, N.W. London, 23. April 1892
Lieber Herr Dietz, In ergebener Erwiderung Ihrer werten Zeilen vom 20. er. bin ich ebenfalls damit einverstanden, daß Sie mit Einwilligung des Herrn Otto Wigand einen Abdruck der „Lage der arbeitenden Klasse in England" unter noch näher zwischen uns zu vereinbarenden Bedingungen in Ihrer Internationalen Bibliothek'3981 veranstalten. Ich sehe Ihren desfallsigen Vorschlägen gern entgegen und grüße Sie
aufrichtigst F. Engels
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Engels an Johann Heinrich Wilhelm Dietz in Stuttgart13"1
London, 27. April1 92
Lieber Herr Dietz, Mit den in Ihrem werten Gestrigen gestellten Bedingungen bin ich einverstanden und werde Ihnen späterhin Verfügung über die Honorarsummen zukommen lassen. Wenn ich Sie richtig verstehe, gehen wir auch dahin einig, daß das Buch zwar unverändert abgedruckt, ich aber dazu 1. eine neue Vorrede und 2. hie und da, wo es zum Verständnis, nicht zur Weiterführung bis heute, nötig scheint, kurze Fußnoten mache. Dies bedarf keiner ausdrücklichen Bestätigung, falls es sich so verhält. Ein Ex. behufs Abdruck habe ich mir in Reserve gehalten und schicke es Ihnen eingeschrieben unter Streifband. Mit herzlichem Gruß Ihr ergebner F. Engels
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Engels an Laura Lafargue in Le Perreux
London, 3. Mai 92
Meine liebe Laura, In Eile einige Zeilen. Was als Niederlage für uns hier beabsichtigt war, hat mit einem echten Triumph geendet. Wir hatten nur zwei Tribünen am Sonntag1, aber sie waren die einzigen, die sowohl das Publikum als auch die Presse anlockten. Du wirst unsere ohne unser Wissen angefertigten Karikaturen im ,,D[aily] Graphic" gesehen haben, den ich Dir schickte. Tribüne Nr. 14, die internationale Tribüne, war der große Erfolg des Tages. Durch einen bemerkenswerten Glücksfall kam Roussel - von der Bourse du travail[2011, Prudent Dervillers, Argyriades und Adolphe Smith hatten sich ihn offensichtlich vom Halse geschafft - auf unsere Tribüne, so hatten wir zwei Franzosen2, zwei Russen3, einen Deutschen, Bernstein, eine Österreicherin, Louise, einen Polen, Mendelson, und einen Juden4, außerdem die Spanierin Frau C[unninghame-] Graham und die Briten5. Die Demonstration selbst war kolossal, auch wenn man sie mit den beiden früheren vergleicht, und zeigte, daß die Dinge hier in Bewegung sind, wenn auch in dieser eigentümlich umständlichen Weise, die die Engländer so lieben.14001 Am Abend waren die Mendelsons, Bernsteins, natürlich auch Tussy und Edward bei uns, und Bonnier brachte Roussel mit; wir waren sehr lustig, hatten eine Maibowle, und der dicke Roussel strömte vor Entzücken über, während Argyriades und Co. ihm am nächsten Morgen gestanden, daß sie sich zu Tode gelangweilt haben in der Gesellschaft, in der sie sich befanden, oder vielmehr, in die sie sich hatten hineinziehen lassen (sans calembour!6). Ich erwarte mit Ungeduld den „Socialiste", um etwas über unsere Wahlerfolge am I.Mai in Frankreich zu erfahren.13571 Die Zeitungen, die Du mir
1 1, Mai - * Paul Lafargue und Ferdinand Roussel - 3 F. W. Wolchowski und S. M. Krawtschinski - * Shajer - 6 Edward Aveling, Eleanor Marx-Aveling, William Morris, Tom Mann, Pete Curran u.a. -6 ohne Spaß!
geschickt hast, enthalten nichts, wonach man sich richten kann, und wir müssen doch sicher, wenn nicht Mehrheiten, so doch wenigstens einige Minderheiten erhalten haben. Jedenfalls bin ich froh, daß überall alles ruhig verlaufen ist. Der Gedanke, daß der l.Mai ein Tag mit Krach und Aufruhr sein muß, ist nur eine von den Bourgeois aufgestellte Falle, und wir haben keinerlei Interesse daran, in diese Falle zu gehen. Wir wollen unsere Stärke zeigen, das ist alles; wann wir diese Stärke einzusetzen haben, ist unsere Sache, nicht die unserer Gegner, soweit wir darauf einwirken können. Dank für die Zeitungen! Es läutet zum Essen! Pumps, Percy und Familie sind bei mir hier, und ich kann daher nicht viel schreiben. Ich muß sie ausführen, um ihnen etwas von den Sehenswürdigkeiten zu zeigen, die sie so lange auf der Isle of Wight entbehrt haben. Sie senden Dir und Paul ihre besten Grüße. Ditto von Louise. Immer Dein F. Engels
334 147 • Engels an Johann Heinrich Wilhelm Dietz • 5. Mai 1892
147
Engels an Johann Heinrich Wilhelm Dietz in Stuttgart
London, 5. Mai 92
Lieber Herr Dietz, Infolge Ihres Geehrten vom 28. April habe ich Ihnen am 2. er. eingeschrieben unter starkem Streifband ein ungebundnes Ex. der „Lage der arbeitenden] Kl[asse]" zugesandt, das Sie hoffentlich erhalten haben. Aus Ihren Mitteilungen geht nicht hervor, wieweit Ihnen Wigand den Abdruck in der Internationalen Bibliothek'3981 freigegeben hat: ob für eine Auflage von bestimmter Größe oder aber sooft und solange wir beide darüber uns einigen. Nach Ihrem obigen Brief scheint letzteres der Fall zu sein, Sie sind wohl so gut, mich gelegentlich darüber des Näheren zu unterrichten, in Geschäftssachen ist es mir wichtig zu wissen, was meine Stellung ist. Herzlichen Gruß. Ihr F. Engels
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Engels an August Bebel in Berlin
T . , . London, 7. Mai 92 Lieber August, Also Samstag, heute über 8 Tage, erwarten wir Dich hier14011, hoffentlich bringst Du Paulus1 soviel Vertrauen aufs Wasser bei, daß er die Fahrt über Ostende als Probefahrt für die nach Chicago'4021 unternimmt; wenn er denn so viel Courage hat, kann er gleich ganz zu Wasser nach Chicago fahren, von Liverpool nach Montreal am Sankt Lorenz und von da durch die Großen Seen, dann ist er gefeit für immer; denn auf den großen Binnenseen werden selbst die ausgepichtesten Ozeans-Seeleute seekrank, und wir 4 waren das Wunder der ganzen Gesellschaft, als wir den Sturm auf dem Eriesee ohne solchen Anfall überstanden13671. Wenn Du aber glaubst, ich würde Dir jetzt noch auf Deine drei Briefe ausführlich und schriftlich antworten, so bist Du im Irrtum. Louise ist eben aus der Stadt zurückgekommen und hat einen großen Durst mitgebracht, so daß wir einen zweiten Frühschoppen riskiert haben und in sehr erfreulicher Stimmung sind. Es ist nämlich sehr warm draußen, und da muß, um mich preußisch auszudrücken, Wandel geschaffen werden. Den Mendelson und seine Gattin sollst Du sehn, sie waren Sonntag wieder hier bei uns; Du kannst sie auch bei sich zu Hause sprechen. Daß wir gutes Maiwetter hatten und Ihr nicht, geschieht Euch recht, wärst Du hier gewesen, hättest Du mal gesehn, wie 600000 Menschen auf einem Fleck aussehn, es war wirklich kolossal14001; und nach diesem Eindruck wird es einem schwer, selbst die notwendige Kritik gegenüber den vorhergegangnen elenden Klüngeleien und Katzbalgereien festzuhalten, und doch ist man dazu verpflichtet. Wenn Du herkommst, bist Du durch Dein ärztliches Verbot vor allen öffentlichen Pauken gesichert, vorausgesetzt, daß Du selbst dies Verbot einhältst. Du weißt, wie es ist, wer sich in einem Fall breitschlagen läßt, ist in allen verloren.
1 Paul Singer
Laura Lafargue schreibt, daß unsre Leute in den französischen Munizipalwahlen bis jetzt in einer Reihe Orte Erfolge errungen, aber erst nächste Woche, wegen Stichwahlen, die wahre Entscheidung bringen wird.13571 Bis jetzt habe ich in der Presse nicht viel davon gesehn. Nun also, bring recht starke schwielige Fäuste mit, wir haben bereits an die Board of Works2 geschrieben, uns in den Londoner Parks die nötigen alten Bäume zur Verfügung zu stellen, damit Du wenigstens einen täglich zum Frühstück ausreißen kannst. Herzliche Grüße von Louise. Dein F. E.
2 das Ministerium der öffentlichen Arbeiten
Londoner Maidemonstration 1892 im Hyde Park Auf der Tribüne 14 unter den Teilnehmern Friedrich Engels (nach einer im „Daily Graphic" veröffentlichten Zeichnung)

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Engels an Johann Heinrich Wilhelm Dietz in Stuttgart
London, 12. Mai 1892
Lieber Herr Dietz, Ich bin mit Ihrem Vorschlag vom 9. er.14031 ganz einverstanden. Ich gebe Ihnen meinerseits, und soweit meine Kompetenz reicht, das Recht, 10 000Ex. zu drucken, wogegen Sie mir als Honorar zahlen: für 2500 Ex. M. 500 im Herbst 1892 nach Drucklegung; „ 2500 „ „ 500 Neujahr 1893; „ 5000 „ „ 1000 nach Drucklegung dieser zweiten Hälfte, jedoch innerhalb 6 Monaten, nachdem deren Drucklegung begonnen. Ich glaube, Sie haben recht, bei der doch immer unbestimmten Art der Abmachung mit Wigand, in dieser Weise zuzugreifen. Ob Sie das nun eine Auflage nennen oder mehrere daraus machen, ist Ihre Sache, mir liegt natürlich viel mehr daran, die Arbeit wieder ins Publikum zu bringen, als daran, mit vielen Auflagen zu renommieren. Mit herzlichem Gruß Ihr F. Engels
22 Marx/EngeU, Werke. Bd. 38
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Engels an Stanislaw Mendelson in London
122, Regent's Park Road, N. W. [London] 14. Mai 1892
Lieber Bürger Mendelson, Sorge schreibt mir aus New York, daß ihm auf die zehn Pfund (fünf davon waren von Ihnen), die wir ihm für Anna1 geschickt hatten, noch 19 Dollar 64 cents geblieben sind; er hat mir per Postanweisung £ 4.-.8 zurückgeschickt. Ich sende Ihnen also die Hälfte davon, die Ihnen gehört, mit inliegendem Scheck über £ 2.-.4. Morgen werden unsere Freunde Bebel und Singer hier eintreffen1401J, und Bebel hat mir gegenüber ausdrücklich den Wunsch ausgesprochen, Sie zu sehen, Sie und Frau Mendelson. Vielleicht würden Sie uns am Sonntag abend das Vergnügen machen, bei uns zu speisen; sollten Sie zufällig für Sonntag schon eine andere Verabredung haben, so teilen Sie uns bitte Tag und Stunde mit, wann Sie uns besuchen könnten? Beste Grüße von Frau Kautsky und mir an Frau Mendelson und Sie. F. Engels
Aus dem Französischen.

unangenehmen Folgen Deiner Handlungen auf sich zu nehmen, kann ihr niemand zumuten. Schlügst Du ihr vor, was Du mir schreibst, und sie früge mich, so würde ich unbedingt raten: Nein! Verwechslungen sind auch nach der andern Seite hin vorgekommen; sie hat aber nur darüber gelacht. Und täte sie Dir den Gefallen, was wäre die Folge? Daß neben Louise Kfautsky] und Luise K[autsky] noch eine dritte Louise S[trasser-] Kfautsky] auf der Bühne erschiene und die Komödie der Irrungen erst recht toll würde. Dir wäre nicht geholfen, und sie müßte dann erst recht nach allen Seiten auseinandersetzen, wer, wie, wann und wo? Wie gesagt, laß die alte Geschichte ruhen. Es ist ja ganz gut, daß Ihr auseinander seid, und Louise ist durchaus damit zufrieden. Aber Deine eignen Handlungen kann nun einmal niemand ungeschehen machen, und die Folgen mußt Du schließlich doch selbst tragen. Und diese Folge ist doch wahrlich nicht so drückend, um irgend etwas Wesens davon zu machen. Tussy ist derselben Ansicht, und August, dem ich Deinen Brief und Obiges vorgelesen'401', ist ganz damit einverstanden. Also mach Dir keine Sorgen, das kommt alles von selbst ins Gleis. Dein alter F. Engels
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Engels an Ludwig Schorlemmer in Darmstadt
London, 17. Mai 1892
Lieber Herr Schorlemmer, Ich habe vor einiger Zeit von Carl1 denselben sonderbaren Brief erhalten wie Sie und mich dann an seinen Arzt, einen alten Freund von Marx und mir, Dr.Gumpert, gewandt. Er sagt, Carl habe, wie wir das alle merkten, seit einiger Zeit sich gesundheitlich sehr verändert, habe dann im Frühjahr eine Influenza mit allerlei unangenehmen Folgen durchgemacht, und was ihm am meisten auffalle, sei die große Langsamkeit, womit die erschöpften Kräfte sich wiederherstellten. Eine bestimmte Krankheit könne man soweit noch nicht feststellen, es scheine aber irgend etwas unrichtig zu sein, und er werde mir weiter schreiben, sobald er etwas Genaueres sagen könne. Einstweilen nach Manchester zu kommen, wie ich ihm angeboten, sei nicht notwendig, er selbst wünsche es auch nicht. Ich habe Carl seit vorigem Sommer nicht gesehn, er konnte Weihnachten nicht kommen, weil er Ohrensausen hatte, was ihn bei den Vorlesungen und Prüfungen sehr stört und, wie er sagt, durch eine Reise nach London immer schlimmer wird. Ostern kam die Influenza, und es war wieder nichts. Dr. Gumpert sagt nun, er will ihn, sobald sein Zustand es erlaubt, aus dem räucherigen Manchester wegschicken, möglicherweise gehn wir zusammen wohin, wo beßre Luft herrscht, doch darüber kann ich noch nichts sagen. Ich glaube, es wird am besten sein, wenn Sie Carl nicht wissen lassen, daß wir über seine Gesundheit korrespondieren, er scheint sehr empfindlich; es wäre am besten, denke ich, wenn Sie ihm gelegentlich wieder einmal schrieben, ihm Nachrichten von Hause gäben und um Nachricht von ihm bäten. Ich werde von Gumpert, wie er mir versprochen, von Zeit zu Zeit Nachricht erhalten und Ihnen dann auch unaufgefordert Mitteilung machen. August ist hier und wohnt bei uns, Paul der Dicke2 ist auch hier, wohnt bei Bernsteins.14011 August ist augenblicklich nicht disponibel - würde sonst
1 Carl Schorlemmer - 2 Paul Singer
sicher Grüße schicken; Frau Kautsky erwidert Ihre Grüße herzlich, und ebenso bitte ich Sie, die meinigen anzunehmen und mich Ihrer ganzen Familie bestens zu empfehlen. Der Ihrige F. Engels
Meine Nichte Frau Rosher, genannt Pumps, die ebenfalls hier ist, schickt ihre besten Grüße an Sie alle.
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Engels an Victor Adler in Wien
London, 19. Mai 1892
Lieber Victor, Ich bin mit Dietz und er mit Wigand wegen Neuauflage der „Lage der arbeitenden] Klasse in England" ins reine gekommen, Und es fallen da zunächst 1000 Mark an Honorar ab, die Dietz V2 im Herbst, V2 Neujahr 1893 zu zahlen verspricht, die August, der hier ist, aber denkt wenigstens teilweise auch früher aus ihm herauszuschlagen. Ferner noch einiges Honorar von wegen ,,N[eue] Z[eit] "-Artikel. Ich möchte dies Geld nun wieder Euch Österreichern zuwenden, aber mir dann auch wegen der Verwendung einige Vorbehalte zu machen erlauben, die ich mit August besprochen habe und womit er einverstanden ist. Ich weiß nämlich, wenn auch nicht im einzelnen, so doch hinreichend genau für die Praxis, daß Deine Tätigkeit für die Partei fortwährend gehemmt wird durch die Unfähigkeit eben dieser österreichischen Partei, Dir diejenige materielle Stellung zu sichern, die Dir erlaube, Deine ganze Zeit und Kraft der Sache zu widmen. Ich weiß auch soviel, daß in der letzten Zeit die Unglücksfälle, die Dich getroffen, Ausgaben nötig machen, wozu die Partei Dir die Mittel nicht bieten kann. Ich sehe es also als eine der ersten Bedingungen zur Weiterentwicklung der österreichischen Bewegung an, daß Dir die Möglichkeit gegeben wird, erstens über die gegenwärtige ausnahmsweise Ausgaben beanspruchende Zeit hinwegzukommen und zweitens auch fernerhin Dir womöglich die notwendige, aber bei Euch jetzt noch nicht aufzubringende Zulage zu sichern. Ersteres ist das Notwendigste, das Zweite gehört aber mit dazu. Ich möchte Dir nun den Vorschlag machen, Dir die obigen Honorare für sei es den ersten oder den zweiten Zweck oder beide zur Verfügung zu stellen - die Verwendung hängt ja dann ganz von Umständen ab, über die nur Du kompetent urteilen kannst. Es fiele damit
die Arbeitsfähigkeit, Arbeitslust und Arbeitszeit beschränkt wird durch den ökonomischen Kampf ums Dasein, und wir hier sind alle drei1 der Ansicht, daß Du der österreichischen Partei keinen größeren Dienst erweisen könntest, als durch Zustimmung zu diesem Plänchen. Eure Maifeier hat hier einen sehr guten Eindruck gemacht, um so mehr als Paris infolge der dort herrschenden Zänkereien dies Jahr tatsächlich ausfiel. Dagegen schreibt Lafargue, daß wir in 22 Orten (Roubaix und Marseille die größten, wo wir alle hineinbrachten) die Majorität im Stadtrat haben, im ersten Wahlgang 400 Sitze, in der Stichwahl noch 200 eroberten.13571 Die Wirkung siehst Du im orleanistischen „Soleil", den ich Dir schicke. Also viele Grüße von Deinem F. Engels
Nach: Victor Adler, „Aufsätze, Reden und Briefe", Heft 1. Wien 1922.
1 Friedrich Engels, August Bebel und Paul Singer
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Engels an Paul Lafargue in Le Perreux
London, den 19. Mai 92
Mein lieber Lafargue, Wie schlecht doch der statistische Dienst bei Euch organisiert ist! In Deutschland hätten wir 3-4 Tage nach dem 2. Wahlgang alle Resultate gehabt, und „Le Socialiste" vom 15. gibt nur sehr ungenaue und sehr unvollständige Informationen. Aber das wird kommen. Ihr werdet sehen, daß nichts mehr Eindruck auf die Vorstellung der Massen macht, als gute, übersichtliche Zahlenangaben über die Wahlsiege. Das ist besonders dann von wesentlicher Bedeutung, wenn es darum geht, den Arbeitern zu zeigen, welche Aktionskraft ihnen das allgemeine Wahlrecht gibt. Vergeßt nicht, Eure Statistik von 1892 durch den l.Mai zu ergänzen - damit Ihr sie mit den Parlamentswahlen von 93 vergleichen könnt; gibt es einen Fortschritt, was ich bestimmt annehme, so werdet Ihr sehen, welche Wirkung es hat, wenn Freunde und Feinde den Vormarsch, das in einem Jahr gewonnene Terrain, an unbestreitbaren Zahlen konstatieren können. Schließlich wurden 22 Munizipalräte und 600 Sitze erobert, das ist gut!13571 Und der „Soleil", den Ihr mir geschickt habt und der, nachdem Bebel ihn hier gelesen hat, nach Wien zu Adler unterwegs ist1, stellt das in ziemlich weinerlichem Tone fest. Bravo! Was haben nun aber die anderen bekommen, die Broussisten, Allemanisten, Blanquisten? Die ersteren müßten einigen Erfolg oder Mißerfolg in Chätellerault usw. usw. gehabt haben, die zweiten in den Ardennen, die Blanquisten in le Cher. Oder habt Ihr sie in Eurer Liste mitgezählt? Am meisten beglückwünsche ich Euch dazu, daß sich auch in Frankreich die „eine reaktionäre und kompakte Masse" Lassalles zu formieren beginnt, die Koalition aller Parteien gegen die Sozialisten. In Deutschland besteht sie seit Jahren; und in den großen Industriezentren tut sich diese antisozialistische Masse schon beim ersten Wahlgang zusammen, um uns daran
zu hindern durchzukommen. Die ganze offizielle Geschichte in Deutschland, abgesehen von der Tätigkeit der sehr gemischten Kamarilla, die den jungen Wilhelm2 umgibt und ihn tanzen läßt, wird auf der einen Seite durch die sozialistische Tätigkeit bestimmt, die alle bürgerlichen Parteien zu einer großen Partei simpler Abwehr vereint, und auf der anderen Seite durch das Spiel der einander widerstreitenden Interessen dieser Parteien, das sie dazu bringt, sich wieder zu trennen. Die Gesetzgebung des Reichstags3 ist nur das Produkt, die Resultante des Konflikts dieser beiden entgegengesetzten Tendenzen, von denen letztere, die Tendenz des Zerfalls, immer schwächer wird. Nun gut, das gleiche Spiel beginnt in Frankreich. Das ist das beste Zeichen des Fortschritts, das ist der Beweis, daß man Euch fürchtet, nicht als Kraft, die zu zufälligen Aktionen aufwiegelt, sondern als reguläre, organisierte, politische Kraft. Ich habe dieselbe Befürchtung wie Sie gehabt, was die Unerfahrenheit der neuen Gemeinderäte betrifft. Die totale Erneuerung eines Verwaltungsrats legt die Macht mindestens für 6-10 Monate in die Hände der ständigen Beamten dieses Rats, die ihre neuen Herren sich die Finger an mehr oder minder gefährlichen Experimenten verbrennen lassen. Besonders dann, wenn Sozialisten dazugekommen sind. Man muß ihnen Zurückhaltung raten, bis sie zu merken beginnen, daß sie auf dem neuen Terrain festen Boden unter den Füßen haben; andernfalls werden die alten, reaktionären Beamten alles zum Scheitern bringen, und den Vorwurf wird man den Unseren machen. Was die Tageszeitung'350' angeht, so muß man von vorn anfangen. Ich hoffe, daß Ihr next time4 mehr Erfolg haben werdet. Jedenfalls könnt Ihr Euern Redaktionsstab organisieren - werdet Ihr einen „politischen Redakteur" haben - Guesde? Habt Ihr tatsächlich eine Gruppe in der Kammer gebildet, oder hängt das alles noch in der Luft? Tausend Grüße von Louise und von Bebel'4011 an Laura und Sie. Umarmen Sie sie für mich und sagen Sie ihr, daß ich, sowie das Telephon ordentlich angelegt sein wird, ihr auf diesem Wege ein Fäßchen Pilsener schicken werde. Freundschaftlichst Ihr F.E.
2 Wilhelm II. - 3 in der Handschrift deutsch: Reichstag - 4 nächstes Mal
Singer ist auch hier, er wohnt bei Bernsteins. Louise says she wishes Laura would telephone her an article for Vienna.6 Soeben erhalte ich einen Brief von Gumpert über Schorlemmer. Sie wissen, daß dieser physisch und moralisch seit 4 Jahren krank ist, schon seit zwei Jahren konnte er nicht mehr hierherkommen, weder Weihnachten noch Ostern; im vorigen Jahr, als wir eine Seereise um die britischen Inseln machen wollten, brach seine Gesundheit schon in den ersten 24 Stunden zusammen; kürzlich hat er an mich und an seinen Bruder6 geschrieben, wir sollten ihm nicht mehr schreiben, da er uns nicht antworten könne. Gumpert teilte mir auf meine Anfrage hin mit, er habe bei ihm nach einer verhältnismäßig leichten Influenza eine außerordentliche Schwäche festgestellt; heute schreibt er mir, daß diese - physische und geistige Schwäche von Tag zu Tag zunimmt, daß es schließlich eine ganz klare Altersschwäche ist, daß er ihn veranlaßt hat, sein Testament zu machen und er befürchte, daß in ganz kurzer Zeit die geistigen Kräfte schwinden werden und das Ende naht. Armer Teufel! Ein hervorragendes Talent geht zugrunde. Aber Sie hätten ihn nicht wiedererkannt, wenn Sie ihn in diesen letzten Jahren gesehen hätten - seine ganze Vitalität, seine gute Laune, alles war verschwunden, er interessierte sich für nichts mehr. Ich schreibe gleich an seinen Bruder7, der verzweifelt sein wird - stellen Sie sich vor, Sch[orlemmer] stirbt an Altersschwäche, und seine Mutter lebt noch bei bester Gesundheit!
Aus dem Französischen.
5 Louise äußert den Wunsch, Laura möge ihr telephonisch einen Artikel für Wien durchgeben. —6 Ludwig Schorlemmer - 7 siehe vorl. Band, S. 348
348 155 • Engels an Ludwig Schorlemmer • 19. Mai 1892
155
Engels an Ludwig Schorlemmer in Darmstadt
122, Regent's Park Road, N.W. London, 19. Mai 92
Lieber Herr Schorlemmer, Ich erhalte soeben einen Brief von Dr. Gumpert, wonach der Zustand Carls1 sich leider in ungünstiger Weise verändert hat. Er sagt, Carl sei schwächer und auch geistig weniger aktiv geworden, der linke Arm zeige Zeichen von Lähmung, die seit 8 Tagen mehr und mehr hervorträten, und er glaube kaum, daß er sich soweit wieder erholen werde, um von Manchester irgendwohin gehn zu können, wo er sich in frischer Luft stärken könne. Der geistige Zustand zeige auch eine solche Abnahme der Kräfte, daß er es für nötig gehalten habe, sich von ihm die nötigen Angaben für ein Testament geben zu lassen, welches vom Advokaten gestern aufgesetzt und heute von Carl unterzeichnet werden sollte. Carl sei äußerst matt und stumpf und bezeige gar keinen Wunsch, den Besuch irgendeines Freundes zu empfangen, und Dr. Gumpert sagt ausdrücklich, wenn ich an einen von seiner Familie in Deutschland schriebe, solle ich nur ja mitteilen, „daß es keinen Zweck haben würde, wenn jemand von der Familie herüberkäme". Ich beeile mich, Ihnen dies gleich mit der ersten Post mitzuteilen. Ich werde auch an Gumpert um weitere Mitteilungen schreiben, und Ihnen jedesmal das mir Geschriebne sofort zukommen lassen. Leider ist die Aussicht jetzt sehr betrübend, und Gumpert ist ein sehr geschickter und namentlich in Diagnose sehr erprobter Arzt, so daß ich fürchten muß, wir müssen uns auf das Schlimmste gefaßt machen. Was wird Ihre arme alte Mutter sagen, daß sie schon wieder einen Sohn in Lebensgefahr hat!14081 Mit herzlichen Grüßen Ihr F. Engels
1 Carl Schorlemmer
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Engels an Paul und Laura Lafargue in Le Perreux
London, den 27. Mai 92
Mein lieber Lafargue, Ich beglückwünsche Sie zu 'Ihrem Erfolg. Mit der geplanten Tageszeitung'3601 (zumindest dürfen Sie sich nicht wieder vor die Tür setzen lassen, was diesmal ganz Ihr Fehler wäre) und mit der Provinz to back you1 werden Sie Paris vor der Nase der Possibilo-BIanquisten erobern. Bebel und Singer sind hier.14011 Heute morgen habe ich mit B[ebel] die Frage der Korrespondenz aus Deutschland diskutiert. Wenn Sie hierüber noch nicht nach Berlin geschrieben haben, bitten wir Sie, dies im Augenblick nicht zu tun, sondern uns inzwischen mitzuteilen, welche Art Korrespondenz Sie haben möchten - einen Bericht über die allgemeine Situation oder vor allem einen über die Partei? Was mich angeht, so kann ich Ihnen sagen, wenn Sie Bebel für diese Korrespondenz gewinnen könnten, würden Sie sehr wertvolle Berichte bekommen. Während des Sozialistengesetzes schrieb Bebel Wochenberichte für Adlers „Arbeiter-Zeitung" in Wien. Diese Berichte waren so, daß ich, bevor ich mir eine endgültige Meinung über eine wichtige Tatsache oder wichtige Frage bildete, die Deutschland während dieser Periode betraf, stets bestrebt war zu lesen, was B[ebel] in seiner Korrespondenz sagte. Das war klar, exakt, to the point2 und immer richtig. B[ebel] würde deutsch schreiben, und Laura, nehme ich an, würde es übersetzen. Sie würden Tatsachen bekommen, während Sie von Liebknecht] nur Phrasen bekämen. Lfiebknecht] aber würde sich bemüßigt fühlen, Ihnen französisch zu schreiben; Sie würden seinen Stil verbessern, und er würde sagen, Sie hätten seine Tatsachen und Gedanken mißhandelt. Ich werde an Rave schreiben, sowie ich die Übersetzung von Roy erhalten und gelesen habe. Aber die Sache ist schwierig, und ich möchte nicht, daß Lauras Arbeit verloren wäre. Was ich davon gelesen habe, ist entschieden mehr wert als die Übersetzung Roys.14091 Und dann die Frage des
1 als Stütze - a sachlich
Verlegersl Gibt es einen? Was die Versprechungen Raves angeht, die er nicht gehalten hat, so entschuldigt er sich damit, daß er durch die Ergänzungen zur 4. Auflage aufgehalten worden sei, das ist schließlich eine ziemlich unangenehme Sache, in der ich im Augenblick nicht klarsehe. Aber wir werden sehen.3
Nun, mein liebes Lohr, einige Worte zu Dir! In dieser neuen Tageszeitung bist Du ein absolut notwendiger Faktor. Wenn sie den üblichen Pariser Tageszeitungen überlegen sein soll, muß jemand da sein, der Tag für Tag genau die englische und die deutsche Bewegung verfolgt und von Zeit zu Zeit darüber berichtet. Und Du bist die einzige Person in toute la belle France4, die das tun kann. Ich zweifle nicht daran, daß Du sicher sofort bereit bist, diese Arbeit zu übernehmen, die glücklicherweise sehr bequem von Le Perreux aus getan werden kann, da es ganz gleichgültig ist, ob diese Nachrichten im allgemeinen einen Tag früher oder später veröffentlicht werden. Aber was ich Dir einzubleuen suche, indem ich Dir meine beiden Zeigefinger in die Rippen stoße, ist, daß Du ein reguläres Redaktionsmitglied sein und entsprechend bezahlt werden mußt. Paul ist zu sehr ein Hidalgo, um an dergleichen Dinge zu denken oder darauf zu drücken, aber „it mun be done"5, wie sie in Lancashire sagen, und ich halte es für meine Pflicht, Deine und Pauls Aufmerksamkeit hierauf zu lenken. Die Sache ist zu wichtig, um vernachlässigt zu werden, und sie wird nicht richtig behandelt, wenn Du nicht Redakteur des täglichen „Socialiste" und mit dieser speziellen Aufgabe betraut wirst. Bebel und Louise senden herzliche Grüße. Immer Euer F. Engels
Aus dem Französischen und Englischen.
8 in der Handschrift bis hierher französisch, im folgenden englisch -1 dem ganzen schönen Frankreich - 5 „es muß geschehen"
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Engels an August Siegel in Muirkirk
122, Regent's Park Road, N. W. London, 28 May 92
Werter Genosse, Frau Aveling kam Samstag wohlbehalten wieder hier an, und wir waren froh, daß die Sache so rasch und gut geordnet wurde. Natürlich war es nicht Ihre Schuld, daß der Manager der Zeche Sie anführte, lassen Sie es sich aber doch zur Warnung dienen, nur ja nichts mit der Zechenverwaltung endgültig abzuschließen, ohne vorher sich mit den schottischen Bergarbeitern und mit uns hier verständigt zu haben. Die Deutschen stehn nun hier einmal im Ruf, die größten Lohnverderber und Streikbrecher zu sein, und nicht ganz mit Unrecht, und die Herren Burt, Fenwick usw. wollten Ihnen deshalb auch absolut keine Arbeit hier verschaffen, und wenn nun die Deutschen in Muirkirk den geringsten Vorwand gäben, dieses alte Vorurteil gegen die Deutschen zu bestätigen, so wäre das von der höchsten Gefahr für das internationale Verhältnis zwischen Deutschen und Engländern überhaupt, und zwar für Arbeiter aller Geschäftszweige, nicht bloß für die Bergarbeiter. Also wenn Sie im Geist der Arbeitersache fortwirken wollen, so tun Sie alles mögliche, um das Englische so weit zu lernen, daß Sie sich ohne Gefahr eines Mißverständnisses mit den Schotten verständigen können, und behalten Sie ja täglich und wo riiöglich stündlich Fühlung mit den schottischen Arbeitern. Sie werden finden, daß die schottischen Arbeiter sehr brave, sehr handfeste und, wenn man sich nur richtig mit ihnen verständigt, sehr zuverlässige Leute sind, so daß recht gut mit ihnen auszukommen ist; während die Zechenverwaltungen noch viel kniffiger, verlogener und im Ausbeuten dreimal erfahrener sind als die deutschen. Solange Sie aber noch nicht ganz sicher im Englischen sind, tun Sie entschieden gut, in jedem irgendwie zweifelhaften Fall deutsch an Frau Aveling, 65, Chancery Lane, London W.C., zu schreiben, die wird Ihnen gern mit ihrer Erfahrung in den hiesigen Arbeiterverhältnissen zur Seite stehn.
Es war ein Glück, daß wir grade die zwei Reichstagsleute und Parteivorstandsmitglieder hier hatten14011, die sofort eingreifen und die nötigen Gelder vorschießen konnten. Sonst hätte die Geschichte unangenehm ablaufen und die deutsche gesamte Arbeiterschaft hier in sehr schlechten Ruf bringen können. Frau Aveling wird Ihnen auch gesagt haben, wie die Leute in Deutschland sagen, daß Schröder Sie unter allerlei falschen Berichten zur Abreise bewogen habe und daß Sie sich dadurch eine sehr schöne Stellung verdorben haben, während die Gefahr doch lange nicht so groß war, als man Ihnen vorredete. Ich muß sagen, ich hatte einen derartigen Verdacht von vornherein und würde mich sehr freuen, wenn ein Mann wie Sie der deutschen Bergarbeiterbewegung nicht ganz verlorenginge. Ein Reichstagsmandat wäre Ihnen ja doch ziemlich sicher, und wenn Sie im Lauf der Zeit wieder zurückkämen, die paar Monate absäßen und dann das Ihrige täten, die Bergarbeiter im richtigen Geleise zu halten, so könnte das nur von Vorteil sein. Zeitungen erhalten Sie dieser Tage. Herzlichen Gruß von Frau Kautsky und mir an Ihre Frau, von der Frau Aveling uns viel Schönes erzählt hat, und Sie selbst. Ihr F. Engels
Natürlich meine ich nicht, daß Sie jetzt Knall und Fall wieder nach Deutschland reisen sollen, im Gegenteil, es wird äußerst nützlich sein, wenn Sie erst die hiesigen Arbeiterverhältnisse genau kennenlernen und dann den Deutschen an der eignen Erfahrung klarmachen können, wie viel besser sie es selbst unter der kapitalistischen Wirtschaft haben können, wenn sie sich nur wehren.
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Einladungskarte für Friedrich Engels zum Parteikongreß 1892 der österreichischen Sozialdemokratie

158
Engels an Henry Enfield Roscoe in London (Entwurf)
[London] 28. Mai [1892]
Werter Sir Henry, Vielen Dank für Ihre gestrige Mitteilung.14101 Gumpert hat mir tatsächlich einen vollständigen Bericht von der Konsultation mit Dreschfeld gegeben, den zu rufen er bereits 3 oder 4 Wochen vorher Schorlemmer vorgeschlagen hatte, aber Schforlemmer] wollte nichts davon wissen. Da sich die beiden Arzte in ihrer Diagnose völlig einig sind, befürchte ich, daß uns nur wenig Hoffnung bleibt. Ich habe meinen Freund Bebel vom Deutschen Reichstag1 bis Mitte nächster Woche zu Besuch bei mir14011 und habe vor, etwa Donnerstag nach Manchester hinüberzufahren1431falls Gumpert mich nicht früher ruft. Wenn ich die in Ihrer Mitteilung gebrauchte Form der Anrede nicht erwidre14121, so einfach deshalb, weil diese Mitteilung in der Handschrift eines Dritten geschrieben und deshalb ein unbeabsichtigter Irrtum nicht ganz ausgeschlossen ist. Ihr ergebener
Aus dem Englischen.
1 In der Handschrift deutsch: Reichstag
23 Marx/Engels, Werke. Bd. 38
354 159 • Engels an Ludwig Schorlemmer • 28. Mai 1892
159
Engels an Ludwig Schorlemmer In Darmstadt
... tt or i London, 28. Mail 892 Lieber Herr Schorlemmer, Ich bin leider nicht in der Lage, Ihnen heute beßre Nachrichten geben zu können. Girls1 körperliche und geistige Schwäche hat nicht nur nicht abgenommen, sondern vielmehr zugenommen, so daß Gumpert einen zweiten Arzt zugezogen hat, Dr. Julius Dreschfeld aus Mannheim, der Professor der Medizin im Owens College14131 und Carl persönlich sehr befreundet ist. Leider ist die Ansicht dieses namhaften Arztes ganz dieselbe wie die von Gumpert, daß ein allmählicher Kräfteverfall eingetreten und wohl nur sehr wenig Hoffnung auf Genesung vorhanden sei. Seit vorigen Samstag hat G[umpert] ihn ganz im Bett behalten und ihm eine Hospitalwärterin engagiert, die, wie er sagt, ganz zu seiner Zufriedenheit arbeitet. Ich selbst habe vor, falls Gumpert mich nicht früher ruft, nächsten Mittwoch oder Donnerstag nach Manchester zu reisen14111 und werde Ihnen dann aus persönlicher Anschauung Näheres berichten. Sollte Gumpert mich aber inzwischen nach dort rufen, so gehe ich selbstverständlich sofort hin. Bebel ist noch hier, wird Mitte nächster Woche mit Singer wieder zurückreisen14011, er hat sich hier sehr erholt, was aber auch nötig war, er war in der Tat sehr herunter. Das öffentliche Reden bleibt ihm aber noch monatelang ärztlich verboten. Und die Kräfte Bebels müssen geschont werden. Das ist ein solcher Prachtkerl, wie wir einen zweiten nicht wieder kriegen. Unsre Leute in Paris werden in ca. 3 Wochen ein tägliches großes Blatt haben, das sich mit den ersten Blättern messen kann, unter der Direktion von Guesde und Lafargue.13501 Mit besten Grüßen an Ihre Frau Mutter und die ganze Familie auch von Frau Kautsky F. Engels
1 Carl Schorlemmer
Carls Testament ist vollzogen, er vermacht alles seiner Mutter. Falls Sie von England aus Anfragen wegen Carls Manuskripten erhalten sollten, so kann ich Ihnen nur dringend raten, keine Versprechungen irgendeiner Art zu geben, bevor Sie sich durch Dr. Gumpert, mich oder andre Ihnen genau bekannte Leute haben unterrichten lassen, worum es sich handelt.
356 160 • Engels an Ludwig Schorlemmer • 5. Juni 1892
160
Engels an Ludwig Schorlemmer in Darmstadt
London, 5. Juni 1892
Lieber Herr Schorlemmer, Gestern abend bin ich von Manchester zurückgekommen1411' und bedaure, Ihnen keine bessern Nachrichten von Carl1 geben zu können. Erliegt im Bett, sehr teilnahmlos, nach Ruhe verlangend, sonst aber ohne jede Schmerzen; er ist nicht ganz klar im Kopf, und sein Gedächtnis versagt häufig; dabei versteht er oft falsch, was man ihm sagt. Ich war sechsmal bei ihm, nie länger als 5-10 Minuten, länger hält er's nicht gut aus. Ich kann Ihnen jetzt mitteilen, was ich bisher verschwiegen, nämlich daß in den letzten Wochen es sich unzweifelhaft herausgestellt hat, daß er in der rechten Lunge eine Krebsgeschwulst entwickelt, die so ziemlich das ganze obere Drittel der Lunge einnimmt. Infolge des Drucks dieser Geschwulst auf die Nervenstränge und großen Blutgefäße ist die Tätigkeit des Gehirns behindert und der rechte Arm gelähmt und geschwollen. Das Dasein dieser Geschwulst erklärt auch die früheren Erscheinungen, die große Schwäche nach der Influenza und die Unfähigkeit, diese Schwäche zu überwinden. Leider benimmt uns die Feststellung dieser Ursache aber auch alle Hoffnung auf Genesung und können wir jetzt nur noch wünschen, daß der jetzige schmerzlose Zustand bis zu Ende fortdauern möge. Gumpert sagt, das Ende könne jeden Augenblick eintreten; andrerseits aber könne Carl, falls keine Komplikationen eintreten, noch mehrere Wochen, ja möglicherweise noch länger, bei zunehmender Schwäche im jetzigen Zustand beharren. Ich habe mich überzeugt, daß er gut versorgt ist. Die Spitalwärterin, die Gumpert ihm besorgt, scheint ihre Sache gut zu verstehn und sich seiner mit großer Sorgfalt anzunehmen, ganz anders als die Londoner Wärterinnen, mit denen ich keine besondern Erfahrungen gemacht. Auch die Hausleute, bei denen er 14 Jahre gewohnt, tun alles, was in ihren Kräften steht. Der Hauswirt hat mir seine ziemlich umfangreichen Ms. gezeigt und mir fest
1 Carl Schorlemmer
versprochen, sie nur an Carls Testamentsvollstrecker2 und sonst niemand auszuliefern. Einen dieser beiden Testamentsvollstrecker, einen Chemiker und alten Freund von uns3, habe ich gesprochen und ihm meine Ansicht mitgeteilt über das, was zunächst - im ersten Augenblick - zur Sicherstellung der Manuskripte und der darauf bezüglichen Interessen der Erben zu geschehn habe, er war ganz damit einverstanden, so daß ich nach dieser Seite hin beruhigt bin. Da es Leute gibt, die nicht ungern sich mit Carls Federn schmücken möchten und auch bereits derartige Versuche gemacht worden waren, habe ich geglaubt, dem nach Kräften entgegenwirken zu müssen. Weiteres darüber später. Sollten Sie oder sonst jemand von der Familie zu Ihrer eignen Beruhigung wünschen, hieher zu kommen und mit eignen Augen zu sehn, wie es Carl geht, so wird Dr. Gumpert in Manchester ebenso wie ich hier gern alles tun, um Ihnen dies zu erleichtern. Wir haben erfahren, daß eine Nichte von Ihnen aus Bordeaux hier in London ist, können aber von Carl ihre Adresse nicht herausbekommen; wären Sie so gut, sie uns zu besorgen? Wir könnten der jungen Dame vielleicht von Nutzen sein. Ebenso bitte ich Sie, an Dr. Gumpert, dessen Adresse ich Ihnen untenstehend gebe, gefl. umgehend (deutsch) zu schreiben, ob ein Telegramm, adressiert an Ludwig Schorlemmer, Darmstadt, Sie erreichen würde oder ob eine ausführlichere Adresse nötig ist und welche. Mit besten Empfehlungen an Ihre Frau Mutter und Ihre ganze Familie aufrichtigst der Ihrige F. Engels Dr. Gumpert 203, High st., Oxford Road, Manchester, England
Bebel und Singer sind Mittwoch wieder nach Deutschland.14011 Frau Kautsky grüßt ebenfalls herzlichst.
2 Philipp Klepsch und Ludwig Siebold - 3 Ludwig Siebold
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Engels an Laura Lafargue in Le Perreux
London, 9. Juni 92
Mein liebes Lohr, Dein und Pauls Schweigen ist verdächtig - keine Nachrichten über ein am 1. Juni unterzeichnetes Abkommen. Sind Eure intelligenten Kapitalisten am Ende bockig geworden? In der Zwischenzeit hat Bax, der seit zwei Monaten Redakteur der „Justice" ist, bei Motteler, wo er Bebel, Singer und unsere Leute traf, von Eurer Zeitung gehört13501 und diese Neuigkeit trotz unserer Vorsichtsmaßnahmen, Bedenken und Vorstellungen in seiner letzten Nr. ausgeplaudert14141. Nun, ich werde wahrscheinlich warten müssen, bis ich Nachricht von Euch erhalte; glücklicherweise ist das Wetter so heiß, daß das Warten nicht so schwerfällt und jedenfalls weniger schwer ist als irgendeine aktivere Tätigkeit. Inzwischen bin ich in der angenehmen Lage, Dir etwas Geld zu schicken, nämlich £ 2.18.4, ein Drittel von £ 8.15 oder 180 Mark, die Dietz als Honoraranteil für die Erben Marx' , an der deutschen Ausgabe der „Misere de la PhiI[osophie]" geschickt hat. Den Übersetzern1 ist plötzlich bewußt geworden, daß Möhrs Erben für die erste Auflage dieses Werkes nichts gezahlt worden ist; deshalb fragte man mich, was ihnen für beide Auflagen jetzt, beim Erscheinen der 2. Aufl. zustehen würde. Nach einiger Korrespondenz kamen wir überein, daß von den für die 2. Auflage gezahlten 300 Mark die beiden Übersetzer 2/ä, also 120 M., und die Erben 180 M., d.h. 3/5, erhalten sollten, was ich für völlig gerecht halte.2 Anbei also Dein Scheck. Tussy ist in Plymouth zur Jahreskonferenz der Gasworkers14151, und Edward geht von dort nach Aberdeen, wohin man ihn eingeladen hat zu sprechen14161. Ich war letzte Woche in Manchester.14111 Der arme Schorlemmer liegt im Sterben. Du weißt, wie verändert er war seit seinem Unfall an Bord des Vlissinger Dampfers, der ihn daran hinderte, mit Nimmy und Pumps nach
1 Eduard Bernstein und Karl Kautsky - 2 siehe vorl. Band, S. 113 und 190
Paris zu kommen. Die letzten beiden Jahre konnte er Weihnachten nicht hierherkommen. Sogar Ostern blieb er zu Hause und schickte schließlich einen Brief: Schreibe nicht, da ich nicht antworten kann! Dann schrieb ich an Gumpert und erfuhr, daß er schwächer wird, und die Perkussion eine Dämpfung über dem oberen Drittel der rechten Lunge ergab, die, da die anderen Symptome jede andere Möglichkeit ausschlössen, auf die Bildung einer Geschwulst hinweist. Diese Diagnose hat sich als nur zu richtig erwiesen. Teilweise Lähmung, Ödeme und Untertemperatur des rechten Arms traten infolge des Drucks der Geschwulst auf die vena cava3 und die plexus brachialis4 auf, während der linke Arm relativ und die unteren Extremitäten völlig frei von diesen Symptomen sind. Sein Bewußtsein ist auch nicht völlig klar und bisweilen sehr getrübt. Jedoch fühlt er keine Schmerzen, kaum ein Unwohlsein und wird allmählich schwächer. Gumpert meint, er kann es noch einige Wochen machen, es kann aber auch ganz plötzlich zu Ende gehen, wenn irgendeine Komplikation eintritt. Es war unmöglich, sich länger als 5-8 Minuten mit ihm zu unterhalten; er verlangt nach Ruhe, Frieden und Stille und zeigt für nichts mehr Interesse. Ich hoffe, daß ihm Leiden erspart bleiben. Seine Mutter lebt noch, sie ist 81 Jahre alt. Nun, mein liebes Mädel, gib uns Nachrichten, auch wenn sie nicht ganz so sein sollten, wie Du sie gerne hättest; wir möchten wissen, was vorgeht. Vaillant rief hier Montag morgen an, entzog sich aber allen weiteren Aufforderungen oder Anlässen, mit mir zusammenzutreffen; ich werde versuchen herauszubekommen, was ihn hierher geführt hat. Wir hatten Bebel und Singer vierzehn Tage hier und waren sehr vergnügt.14011 Du wirst das Interview in der „Pall Mall", das wir Dir schickten, erhalten haben.'4171 Wir schicken Dir noch das „Elend der Philipsophie]" 6, 2. Auflage. Grüße von Louise, die für einen Artikel dankbar wäre, und Deinem F. Engels
Ditto dem M. le depute6.
Aus dem Englischen.
8 Hohlvene - 4 Nervengeflechte der Schulter - 6 in der Handschrift deutsch: .Elend der Philosophie]" - 6 Herrn Abgeordneten (Paul Lafargue)
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Engels an Karl Kautsky in Stuttgart
London, 11. Juni 92
Lieber Baron, Über Sch[orlemmer] hätte ich Dir schon früher geschrieben, hätte ich nicht erst selbst zusehn wollen. Dies geschah erst vorige Woche; nachdem August und Paulus zurück'4011, ging ich selbigen Mittwochs nach Manchester14111. Von Gumpert, der ihn behandelt, hatte ich schon gehört, daß er im Bett liege, ganz apathisch sei und daß sich wahrscheinlich eine Krebsgeschwulst in der rechten1 Lunge entwickle. So fand ich ihn auch, teilnahmlos, sich über nichts wundernd, aber ganz frei von Schmerzen, dabei nicht bei völlig klarem Bewußtsein, er meinte oft, an einem andern Ort zu sein. Mehr als 5-10 Minuten Unterhaltung (wobei er meist das vom andern Gesagte mechanisch wiederholte) griffen ihn an, und Ruhe war sein größtes Bedürfnis. Die Geschwulst in der Lunge entwickelte sich, neben ausgesprochner Dämpfung bei Perkussion bewirkte der Druck auf die großen Blutgefäße und Nervengeflechte einerseits die gestörte Gehirntätigkeit, andrerseits Lähmung und wassersüchtige Anschwellung des rechten Arms. Die Beine dagegen sind frei von Anschwellung, aber äußerst schwach und die Muskel schlaff und geschrumpft. So kann er noch ein paar Wochen liegen, ebensogut aber auch kann ihn eine Komplikation jeden Tag hinwegraffen. Hoffnung ist natürlich keine. Ich habe seiner Familie das Nötige mitgeteilt. Für seine ziemlich reichhaltigen Ms. ist Sorge getragen, das kann noch zu interessanten Debatten führen. Testament hat Gumpert ihn noch rechtzeitig machen lassen. So geht wieder einer unsrer Besten. Er war aber schon seit 4 Jahren nicht mehr der alte, er verlor mehr und mehr das Interesse an allem, was nicht mit seinen Arbeiten direkt zusammenhing, und konnte auch diesen nur noch mühsam nachgehn, dabei machte ihn die zunehmende Taubheit und Empfindlichkeit für Luftzug und Erkältungen, die diese Taubheit sofort steigerten, oft verstimmt. Voriges Jahr versuchte ich noch einmal,
ihn zu einer Schiffsreise nach Irland und Schottland zu bewegen, aber bei relativ geringen Unannehmlichkeiten klappte er in den ersten 24 Stunden zusammen, und wir mußten den Plan drangeben. Die jetzt deutlich hervorgetretne Geschwulst in der Lunge erklärt viel hiervon, auch den Schwächezustand nach einer Influenza im März, womit seine letzte Krankheit begann. Meine Übersetzung der Einleitung zum englischen „Socialism, Utopian and Scientific" ist fertig; sobald das Buch heraus (und warum es nicht schon heraus, ist mir unklar), schick' ich sie Dir für die „N[eue] Z[eit]".[388] Einstweilen schick' ich die italienische Übersetzung desselben Buchs, in 2. Auflage in Mailand gedruckt. Hier wimmelt's von Kongressen. Tussy und A[veling] kamen Donnerstag2 vom Gasarbeiterkongreß in Plymouth14161. Dort haben sie den Trade Unionists alten Schlags ein Exempel bester Art gegeben. Ein liberaler Kandidat, der £ 10 für einen Strike der Gasarbeiter oder vielmehr einer ihrer Fabrikarbeitersektionen gegeben, verlangte auf diese hin Zulassung zum Kongreß als Ehrengast, was sonst regelmäßig bewilligt worden. Die Gasleute aber sagten quod non3, wir haben mit Bourgeoiskandidaten nichts zu tun, und der Mann hat keinen locus standi4 auf unserm Kongreß. Dann sind die Bergleute hier.14181 Vorgestern waren die Deutschen, darunter auch ein cesky towarys5, hier bei mir. Es war ein spezielles Pech, daß Tussy nicht hier war, wegen Übersetzung und Ratgebung, Du wirst genug wissen, wenn ich Dir sage, daß die Leute dem Julius in die Hände gefallen waren, der alles Englische und Französische mißverstand, der keine hiesigen Verhältnisse und Personen kennt, der aber tun mußte, als kenne und verstehe er alles, und der die Leute deshalb möglichst isolierte. Außerdem hatten sie noch einen anglisierten Deutschen, der keine von beiden Sprachen kann und mit den alten Trades Unions mogelt. Glücklicherweise waren die A[veling]s beim letzten und wichtigsten Tag noch zugegen. Die Blamage der Engländer ist proklamiert: die Kontinentalen verlangen 8 Stunden für alle auf der Zeche beschäftigten, die Engländer wollen's nur für die Untertagarbeiter! Das ist jetzt konstatiert, und die Prahlereien der Engländer mit ihrer überlegnen Trades-Union-Organisation sind kaputtgemacht durch sie selbst. Besten Gruß. Dein General
s 9. Juni - 3 nein - 4 Platz - 5 tschechischer Genosse
163
Engels an Ludwig Schorlemmer in Darmstadt
London, 16. Juni 1892
Lieber Herr Schorlemmer, Ihren Brief vom 7. ds. habe ich erhalten, auch schreibt Gumpert mir am 9., daß er einige Zeilen von Ihnen empfangen. Er sagt ferner von Carl1: „Er leidet nach wie vor keinerlei Schmerzen, nimmt genügend Nahrung zu sich und schläft im ganzen gut. Er war recht stumpf in den letzten Tagen und vergißt sofort wieder, was eben passiert ist." Sonst sei er unverändert. Da ich seitdem nichts von G[umpert] gehört, kann ich sicher sein, daß keine wesentliche Änderung eingetreten ist, und wollte Ihnen nur diese paar Zeilen zu Ihrer Beruhigung mitteilen. Mit herzlichen Grüßen an Sie und Ihre ganze Familie auch von Frau Kautsky der Ihrige F. Engels
1 Girl Schorlemmer
164
Engels an Nikolai Franzewitsch Danielson in Petersburg
London, 18. Juni 1892
Werter Herr, Ich muß Ihnen für Ihre sehr interessanten Briefe vom 24. März, 30. April und 18. Mai14191 danken und Sie um Entschuldigung bitten, daß ich nicht schon früher antwortete. Aber ich war so mit Arbeit überhäuft, daß ich mich auch nicht einen Augenblick dem III. Bd.1 widmen konnte - nächste Woche Jedoch hoffe ich, die Arbeit daran wieder aufnehmen zu können. Ich glaube, wir sind in Wirklichkeit völlig einer Meinung über die Tatsachen, welche die augenblickliche ökonomische Lage Ihres Landes bestimmen, und über deren Bedeutung. Nur scheinen Sie einige ironische Wendungen meines letzten Briefes2 ernst genommen zu haben, besonders das, was ich über verschiedene Dinge sagte, die letztlich der Sache des menschlichen Fortschritts dienen. Faktisch gibt es ja in der Geschichte nichts, was nicht in der einen oder anderen Weise dem menschlichen Fortschritt dient, aber oft auf einem ungeheuren Umweg. Und so mag es mit der augenblicklichen ökonomischen Umwälzung Ihres Landes sein. Was ich besonders hervorheben wollte, ist, daß der Heypoataä3 des letzten Jahres, um den offiziellen Ausdruck zu gebrauchen, keine isolierte und zufällige Erscheinung, sondern eine notwendige Folge der ganzen Entwicklung seit dem Krimkrieg ist, ein Resultat des Übergangs vom ackerbautreibenden Gemeinwesen und der patriarchalischen Hausindustrie zur modernen Industrie, und es scheint mir, daß diese Umwälzung schließlich die Existenz der oönjHHa413661 gefährden und das kapitalistische System auch in der Landwirtschaft einführen muß. Aus Ihren Briefen entnehme ich, daß Sie, was die Tatsache als solche betrifft, mit mir übereinstimmen; ob wir sie mögen oder nicht, das ist eine andere Frage, und sie werden auch unabhängig davon, ob wir sie mögen oder nicht, weiterbestehen. Je mehr wir unsere Sympathien und Antipathien
J des „Kapitals" - 2 vgl. vorl. Band, S. 303-306 - 3 die Mißernte - 1 Obschtschina
aus dem Spiel lassen, desto besser können wir die Tatsachen selbst und ihre Folgen beurteilen. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß das augenblickliche stürmische Wachstum der modernen „großen Industrie" 5 in Rußland nur durch künstliche Mittel, Schutzzölle, staatliche Subventionen usw. verursacht worden ist. Das gleiche geschah in Frankreich, wo das Schutzzollsystem seit Colbert ohne Unterbrechung bestanden hat, in Spanien, in Italien und seit 1878 sogar in Deutschland. Und das, obwohl Deutschland seine Industrialisierung fast schon vollendet hatte, als 1878 die Schutzzölle eingeführt wurden, um den Kapitalisten dazu zu verhelfen, ihren inländischen Abnehmern so hohe Preise aufzuzwingen, daß sie im Ausland unter dem Kostpreis verkaufen konnten. Und Amerika hat genau das gleiche getan, um die Periode abzukürzen, in der die amerikanischen Fabrikanten nicht in der Lage gewesen wären, mit England unter gleichen Bedingungen zu konkurrieren. Ich zweifle nicht daran, daß Amerika, Frankreich, Deutschland und selbst Osterreich so weit kommen werden, daß sie der englischen Konkurrenz auf dem freien Weltmarkt wenigstens in einer Anzahl wichtiger Artikel mit Erfolg entgegentreten können. Frankreich, Amerika und Deutschland haben das Industriemonopol Englands schon jetzt bis zu einem gewissen Grade gebrochen, was sich hier sehr bemerkbar macht. Wird Rußland es ebensoweit bringen? Ich bezweifle es, da Rußland, wie Italien, unter Kohlenmangel an den für die Industrie günstigen Orten leidet; und mehr noch, es muß, wie Sie in Ihrem Brief vom 12. (24.) März so gut entwickeln, mit völlig andersgearteten historischen Bedingungen fertig werden. Doch hier taucht eine andere Frage auf: Hätte Rußland 1890 als reines Agrarland, das Getreide exportiert und dafür fremde Industrieprodukte importiert, existieren und seine Stellung in der Welt behaupten können? Und da, glaube ich, können wir mit Bestimmtheit sagen: Nein. Eine Nation von 100 Millionen, die eine wichtige Rolle in der Weltgeschichte spielt, konnte unter den gegenwärtigen ökonomischen und industriellen Bedingungen nicht auf der Entwicklungsstufe stehenbleiben, auf der Rußland sich bis zum Krimkrieg befand. Die Einführung von Dampf- und Arbeitsmaschinen, der Versuch, Textil- und Metällprodukte mit Hilfe moderner Produktionsmittel wenigstens für den Inlandsbedarf herzustellen, mußte früher oder später erfolgen, auf jeden Fall aber zu irgendeiner Zeit zwischen 1856 und 1880. Wäre das nicht geschehen, so wäre Ihre patriarchalische Hausindustrie dennoch durch die Konkurrenz der englischen
* in der Handschrift deutsch: „große Industrie"
Maschinen zerstört worden, und das Ende wäre gewesen - Indien, ein Land, das der großen Werkstatt der Welt, England, ökonomisch Untertan ist. Aber sogar Indien hat sich durch Schutzzölle gegen englische Baumwollwaren gewehrt, und auch die übrigen britischen Kolonien schützten, kaum daß sie die Selbstverwaltung erlangten, ihre eigene Industrie gegen die übermächtige Konkurrenz des Mutterlandes. Englische Interessen vertretende Schriftsteller können es nicht verstehen, daß alle Welt es ablehnt, ihr Freihandelsbeispiel zu befolgen, und statt dessen Schutzzölle eingeführt hat. Natürlich wagen sie nicht zu sehen, daß dieses jetzt fast allgemeine Zollsystem ein - mehr oder weniger kluges und in manchen Fällen absolut dummes - Mittel der Selbstverteidigung gegen ebendenselben englischen Freihandel ist, der das englische Industriemonopol zu seiner höchsten Vollendung geführt hat. (Dumm z. B. im Falle Deutschlands, das unterm Freihandel ein großes Industrieland geworden ist und wo der Schutzzoll auf landwirtschaftliche Produkte und Rohstoffe ausgedehnt wird, was die Kosten der industriellen Produktion erhöht!) Ich betrachte dieses allgemeine Zurückgreifen auf den Schutzzoll nicht als einen bloßen Zufall, sondern als Reaktion gegen das untragbare Industriemonopol Englands; die Form dieser Reaktion mag, wie gesagt, unzulänglich und sogar noch schlechter sein, aber die historische Notwendigkeit einer solchen Reaktion scheint mir klar und offensichtlich. Alle Regierungen, seien sie noch so unabhängig, sind en dernier lieu6 nur die Vollstrecker der ökonomischen Notwendigkeiten der nationalen Lage. Sie mögen diese Aufgabe in verschiedener Weise - gut, schlecht oder leidlich—besorgen; sie mögen die ökonomische Entwicklung und ihre politischen und juristischen Konsequenzen beschleunigen oder hemmen, aber schließlich müssen sie ihr doch folgen. Ob die Mittel, mit denen die industrielle Revolution in Rußland durchgeführt worden ist, die geeignetsten waren, ist eine Frage für sich, die zu diskutieren zu weit führen würde. Für meinen Zweck genügt der Nachweis, daß diese industrielle Revolution als solche unvermeidlich war. Was Sie über die notwendigen Begleiterscheinungen solcher ungeheuren ökonomischen Umwälzungen sagen, ist ganz richtig, trifft aber mehr oder weniger auf alle Länder zu, die diesen Prozeß durchgemacht haben oder noch durchmachen. Erschöpfung des Bodens - siehe Amerika; Entwaldung siehe England, Frankreich und gegenwärtig Deutschland und Amerika; Klimawechsel, Austrocknen von Flüssen zeigt sich vermutlich in Rußland
6 in letzter Instanz
stärker als irgendwo anders wegen der Ebenheit des Landes, das diese ungeheuren Ströme mit Wasser versorgt, und wegen des Fehlens eines alpinen Schneereservoirs, das den Rhein, die Donau, die Rhone und den Po speist. Die Zerstörung der alten Agrarverhältnisse, der schrittweise Übergang zur kapitalistischen Landwirtschaft auf großen Pachtungen sind Prozesse, die in England und Ostdeutschland vollzogen sindund jetzt überall fortschreiten. Und es scheint mir offensichtlich zu sein, daß la grande industrie en Russie tuera la commune agricole7, wenn nicht andere große Veränderungen vor sich gehen, die die oGiymia erhalten könnten. Die Frage ist, ob genug Zeit für einen Wandel in der öffentlichen Meinung Rußlands bleiben wird, der es ermöglicht, moderne Industrie und moderne Agrikultur auf die oGmuiia aufzupfropfen und diese gleichzeitig so umzuformen, daß sie ein geeignetes und taugliches Instrument für die Organisation dieser modernen Produktion und für die Umwandlung dieser Produktion aus einer kapitalistischen in eine vergesellschaftete Form wird? Ehe an eine solche Umwälzung auch nur gedacht werden kann, muß - das werden Sie mir einräumen - ein gewaltiger Fortschritt in der öffentlichen Meinung Ihres Landes gemacht werden. Wird genug Zeit dafür bleiben, bevor die kapitalistische Produktion, unterstützt von den Auswirkungen der jetzigen Krise, die oßmmia zu tief unterminiert? Ich zweifle nicht im geringsten daran, daß sich in recht zahlreichen Distrikten die oßmHHa von dem im Jahre 1861 erhaltenen Schlag erholt hat (wie von W. W[oronzow] beschrieben1420'). Aber wird sie den unausgesetzten Schlägen widerstehen können, die ihr durch die industrielle Umgestaltung, durch den sich stürmisch entwickelnden Kapitalismus, durch die Zerstörung der Hausindustrie, durch das Fehlen kommunaler Weide- und Waldrechte, durch die Verwandlung der bäuerlichen Naturalwirtschaft8 in Geldwirtschaft9 und durch den wachsenden Reichtum und die zunehmende Macht der KyjiaKH10 und Mipo"feflLi11 versetzt werden? Ich habe Ihnen noch für die Bücher zu danken, die Sie mir freundlicherweise gesandt haben, besonders für Kablukow und Karyschew. Augenblicklich bin ich so mit Arbeit überlastet, daß ich seit 6 Monaten nicht dazu gekommen bin, auch nur ein einziges Buch in irgendeiner Sprache ganz zu lesen; ich lege mir Ihre Bücher für meine Arbeitspause im August zurück. Was Sie über Kablukow sagen, scheint mir völlig richtig, soweit ich das
7 die große Industrie in Rußland die Dorfgemeinde vernichten wird — * in der Handschrift deutsch: Naturalwirtschaft - 9 in der Handschrift deutsch: Geldwirtschaft - 10 Kulaken n Ausbeuter
beurteilen kann, ohne das Buch gelesen zu haben.14211 Der Landarbeiter, der kein eigenes und kein gepachtetes Land hat, findet nur für einen Teil des Jahres Beschäftigung und muß, wenn er nur für diese Arbeit bezahlt wird, während der ganzen unbeschäftigten Zeit hungern, es sei denn, er hat währenddessen andere Arbeit; aber die moderne kapitalistische Produktion nimmt ihm jede Möglichkeit dazu. Diese Schwierigkeit wird, soweit wie möglich, in West- und Mitteleuropa auf folgende Weise überwunden: 1. Der kapitalistische Pächter oder Grundeigentümer behält einen Teil der Arbeiter während des ganzen Jahres auf seinem Gut und ernährt sie möglichst mit den Produkten seines Gutes, um nur wenig bares Geld auszugeben. So ist es in großem Ausmaß in Nordostdeutschland, in kleinerem hier in England, wo das Klima allerdings einen großen Teil landwirtschaftlicher Arbeiten im Winter zuläßt. Zudem muß in der kapitalistischen Landwirtschaft eine Menge Arbeit auf der Pachtung gerade im Winter erledigt werden. 2. Alles, was nötig ist, um die Landarbeiter im Winter gerade noch so am Leben zu erhalten, wird häufig genug durch Frauen- und Kinderarbeit in einem neuen Zweig der Hausindustrie verdient (siehe „Kapital" Bd. I, Kap. 13, 8, d12). Dies ist der Fall in Süd- und Westengland und bei der Kleinbauernschaft in Irland und Deutschland. Natürlich treten die verheerenden Wirkungen der Trennung zwischen Landwirtschaft und patriarchalischer Hausindustrie in der Übergangsperiode am deutlichsten hervor, und das trifft gerade jetzt bei Ihnen zu. Dieser Brief ist mir schon zu lang geraten, als daß ich noch auf die Einzelheiten Ihres Briefes vom 18. Mai eingehen könnte; aber es scheint mir, daß auch die dort von Ihnen angeführten Tatsachen den Ruin der Bauernschaft beweisen und daneben die wenigstens zeitweise Erschöpfung des Bodens. Ich stimme ganz mit Ihnen darin überein, daß jetzt beides mit wachsender Schnelligkeit fortschreitet. Wird das jetzige System beibehalten, so muß das Ende der Ruin sowohl der noM-fcmiiKH13 wie der MyjKHKH14 und die Entstehung einer neuen Klasse bürgerlicher Grundeigentümer sein. Aber die Frage hat noch eine andere Seite, die Euer „B^ctuhki. $HHaHC0Bt", wie ich fürchte, nicht sonderlich hervorheben wird. Das ist der Zustand der öffentlichen Finanzen. Die letzte Anleihe in Paris (1891) sollte 20 Millionen £ bringen. Sie wurde mehrmals überzeichnet, aber man sagt hier, daß in Wirklichkeit nur 12 Millionen eingezahlt wurden und 8 Millionen niemals das Petersburger Schatzamt erreichten.12281 Wenn das in Frankreich nach Kronstadt12061 passierte, was soll erst werden, wenn die nächste
la vgl. Band 23 unserer Ausgabe, S.489- 493 -13 Gutsbesitzer Mushiks
Anleihe aufgelegt werden muß ? Und kann diese Anleihe noch lange auf sich warten lassen nach den ungeheuren Opfern, die dem Schatzamt durch den HeypOHtafi aufgezwungen wurden? Vyschnegradsky serait-il Calonne, et y aurait-il un Necker apres lui??15 Aufrichtigst der Ihre P.W.Rosher^n]
Aus dem Englischen.
18 Wird Wyschnegradski ein Calonne sein, und wird es nach ihm einen Necker geben??
165
Engels an Friedrich Adolph Sorge in Hoboken
London, 18. Juni 1892
Lieber Sorge, Ich weiß nicht, ob ich Dir schon den Empfang Deines Briefs vom 28. Apr. mit Postanweisung und Karte vom 3. Mai angezeigt, ich habe so viel Korrespondenz gehabt und andre Zwischenfälle, daß ich etwas aus dem Geleise gekommen bin. Das Geld ist richtig eingegangen, und habe ich Mendels[on] die ihm davon [zukommende Hälfte zurückgezahlt.1 Die letzte Hälfte des Mai war Bebel bei mir, gleichzeitig Singer, der bei Bernsteins wohnte.14011 Wir waren die Zeit sehr fidel und haben alles durchgesprochen, was auf die deutsche Bewegung durchzusprechen war. Mit Bebel harmoniere ich vollständig, wir sind fast in allen Punkten der gleichen Ansicht oder kommen doch leicht zur Einigung, was bei diesem klaren und nicht nur die Tatsachen richtig erkennenden, sondern auch theoretisch merkwürdig entwickelten Kopf allerdings seit Jahren der Fall ist und mir nie Schwierigkeiten gemacht hat. Singer hat großen praktischen Blick und Geschick auf einem engeren Gebiet, geht er darüber hinaus, so kann er wohl Böcke schießen, läßt sich aber da ohne Widerstand von der von ihm offen anerkannten Überlegenheit Bebels leiten. Beide haben nicht nur eingesehn, sondern auch praktisch erfahren, daß Liebknecht absolut verschlissen und ein positives Hindernis für die Partei geworden ist. Er hat sich seit Jahren nicht weiterentwickelt, während die Partei sich auch theoretisch enorm entwickelt hat, wie die ganze Literatur zeigt (selbst kleine Blättchen, über die ich mich gewundert habe). Ich hatte das längst gewußt, aber was war zu machen? Als das Sozialistengesetz aufgehoben, war Liebknecht] der absolut unvermeidliche Redakteur des „Vorwärts", das er jetzt schauerlich redigiert, und das Unglück ist, daß Lfiebknecht] nicht ohne größeren Schaden, als er jetzt anrichtet, zu beseitigen ist. Ich habe ihnen geraten, ihn möglichst anständig zu pensionieren, aber da leistet er Widerstand, abgesehn von andern Schwierigkeiten. Nun muß man eben die. Sache
1 Vgl. vorl. Band, S.338
24 Marx/Engels, Werke, Bd. 38
sich weiterentwickeln lassen, die Partei hat jetzt glücklicherweise einen so breiten Rücken, daß sie schon was aushalten kann, und zuletzt findet sich für alles eine Lösung, so oder so. Das Obige ist natürlich im striktesten Vertrauen, nur für Dich geschrieben. Wie weit aber die Sache gediehen ist, kannst Du daraus sehn, daß Liebknecht] in allen Leuten des Parteivorstands Gegner sieht, die gegen ihn intrigieren, mit Ausnahme vielleicht von Singer, der übrigens ebenso klar in der Sache sieht wie alle andern. Es tut mir sehr leid um L[iebknecht], aber ich habe es seit Jahren kommen sehn, und es ist seine eigne Verrantheit. Die Leute wollen ihm alle gern eine goldne Brücke bauen, und es ist nur zu hoffen, daß er's schließlich selbst einsieht. Die deutschen und östreichischen Bergarbeiterdelegierten zum hiesigen internationalen Kongreß[418! waren ein paarmal bei mir: 2 Westfalen, ein Rheinländer von der Saar, ein Sachse, ein Tscheche. Meist nette, tüchtige Leute, wie auch Siegel, der jetzt in Schottland arbeitet, ein sehr tüchtiger Kerl war. Mit den Bergleuten bekommen wir einen brillanten Zuwachs, alles stramme Kerls, meist gediente Soldaten und Wähler. Hemmnis sind die vielen eingewanderten Wasserpolacken und Polen (Kreis Dortmund 22 000, Kreis Essen 16-18 000), die alle ultramontan sind und stockdumm, aber das ist nur momentan schlimm, auf die Dauer werden auch sie hineingerissen, und dann bilden sie das Gärungselement in Oberschlesien, Posen und Westpreußen. Uber den Verlauf des Stimmenschachers für Eure Präsidentenwahl bin ich begierig, Näheres zu hören, früher habe ich den modus operandi2 dabei nicht so verfolgen können, diesmal passe ich auf.1422' Hat man das einmal im einzelnen ausgeforscht, dann versteht man's auch später. Wegen Deiner Sache habe ich noch nicht an Dietz geschrieben, erstens weil Deine Artikel ja noch nicht fertig sind, zweitens weil ich wegen der nächstens bei ihm neuerscheinenden „Lage der arbeitenden] Kl[asse] in England" mit ihm zu korrespondieren hatte und di« Sache nicht damit verwickeln wollte, drittens weil Bebel mir sagte, er, D[ietz], habe bei Abdrücken aus der „N[euen] Z[eit]" meist kein besondres Geschäft gemacht, und viertens, weil es wohl möglich ist, daß ich D[ietz], mit Bebel, im August in Stuttgart persönlich sehe. Ich bin aber sicher, daß Deine Arbeit gern wieder abgedruckt wird, besonders wenn Du noch neues Material hineinsetzest und sie dadurch um 1/3-1/2 erweiterst. Werde ich mit Dietz nicht fertig (wovon ich jedoch überzeugt bin), so wird die Berliner Vorwärts
2 die Verfahrensweise
Buchhandlung es nehmen. Nach meiner Ansicht sollte die Erweiterung namentlich in Vervollständigung des tatsächlichen Materials bestehn, und könntest Du, in dem Buch, freier über die Torheiten der deutschen Sozialistischen Arbeiter-Partei1261 sprechen, als Du in der ,,N[euen] Z[eit]" für ratsam hieltest.14231 Ich freue mich, daß es Deiner Frau besser geht. Auch hier hat der Winter arg gewirtschaftet, namentlich wegen der Influenza. Unser Freund Schorlemmer ist von seinem Anfall nicht wieder genesen und hat jetzt Lungenkrebs, so daß er wohl nicht wieder aufstehn wird. Der arme Kerl lag, als ich ihn vor 14 Tagen besuchte14111, mit abnehmenden körperlichen und geistigen Kräften im Bett, aber glücklicherweise ohne alle Schmerzen, und wir wollen hoffen, daß es so bleibt bis zum leider unvermeidlichen baldigen Ende. Herzliche Grüße Dir und Deiner Frau von Louise und
Deinem F. Engels
Florence Kelley-Wisch[newetzky] hat mir mehrfach geschrieben.
166
Engels an August Bebel in Berlin
London, 20. Juni 92
Lieber August, Hierbei die „Judenflinten"[424J, unter Briefverschluß, da sie sonst als Streifbandsendung wohl konfisziert werden könnten. Mit Schorlfemmer] steht's noch immer so. Ich fand ihn matt, teilnahmlos, Bewußtsein leise getrübt^ sonst schmerzlos. Gumpert schreibt, die Geschwulst in der Lunge nehme langsam, aber stetig zu, im selben Verhältnis auch die (durch Druck auf die großen Venen, die das Blut der obern Körperhälfte wieder dem Herzen zuführen sollen, verursachte) Störung der Gehirntätigkeit, Gedächtnisschwäche und Teilnahmlosigkeit. Doch nehme er immer noch hinreichend Nahrung zu sich. So kann's, wenn kein Zwischenfall eintritt, noch einige Zeit so vorangehn. Daß der Warken im Saargebiet sich noch hält, darf Dich nicht wundern, wenn im Ruhrgebiet Schröder sich halten kann. Ich hatte an Siegel ein paar Zeilen geschrieben und ihm mitgeteilt, was Bunte Dir wegen seiner Flucht gesagt.1 Diesen Brief schickte Siegel mit einem ganz vertrauensseligen eignen Brief an Schröder, daraufhin, daß Bunte bei Geldunterschleifen abgefaßt sei, und Schröder gab mir beide zu lesen, Siegels und meinen. Ob das mit Bunte wahr ist, weiß ich nicht. Jedenfalls siehst Du hieraus, daß Schr[öder] noch sehr fest im Sattel sitzt. Bei einer so jungen Bewegung wie die der Bergleute muß man sich immer zweimal überlegen, ob es nicht besser ist, solche unsichre Burschen wie S[chröder] und W[arken] sich eine Zeitlang selbst abwirtschaften zu lassen, wenigstens so lange, bis man positive, handgreifliche Tatsachen gegen sie in der Hand hat. Und dann ist's ja eine alte Geschichte, daß da, wo die Bewegung neu entsteht, die ersten sich vordrängenden Führer oft genug Streber und Lumpen sind. Bax ist jetzt Redakteur von „Justice", bis Ende Juli, und das Blatt ist jetzt anständig; gestern wird von Avelings Reden in Aberdeen in anständi
ger Weise gesprochen14161 und gegen die persönlichen Zänkereien (also indirekt gegen Hyndman) losgelegt[425]. Bax war gestern auch sofort hier, sich seine Anerkennung zu holen, was die Hexe mit ihrer feinen Nase bereits prophezeit hatte, sobald sie das Blatt in die Hand bekam. Worauf Hyndman damit eigentlich lossteuert, ist mir noch nicht ganz klar. Am wahrscheinlichsten ist, daß er sieht, wie seine bisherige Politik ihn festgeritten hat, und er eine Schwenkung machen muß. Sein Blatt hat Defizit, seine Social Democratic Federation1621 bekommt lange nicht den Anteil am allgemeinen Zuwachs der Bewegung hier, der ihr das Recht gäbe, die Leitung zu übernehmen; sein Konkurrenzkampf mit den Fabians1281 verläuft auch nicht mit Erfolg - im Gegenteil, seine auswärtigen Alliierten - Brousse und Gilles haben ihn in den Dreck gesetzt und drin sitzenlassen. Kurz, es wäre sehr möglich, daß er andre Seiten aufzuziehn für gut findet und sich uns nähern möchte. Das wäre keineswegs angenehm, denn ich habe es jedem gesagt, der es hören wollte, daß mir Hfyndman] als Feind (wo er ziemlich machtlos) viel lieber ist denn als Freund (wo man ihm mit viel Zeitverlust fortwährend auf die Finger sehn müßte)2. Was ihn auch in diese Bahn gedrängt haben kann, ist sein Verlust aller Wahlaussicht in Chelsea, wo er den Sir Ch. Dilke ersetzen wollte, wo aber bei der County-Council-Wahl14281 der von Hfyndman] vorgeschobne Zählkandidat Queich nur 153 Stimmen erhielt und wo er seitdem alle Hoffnung hat fahrenlassen. Jedenfalls wird Hfyndman] es schwierig finden, im August in demselben Blatt den von Bax so offen desavouierten alten Ton wieder anzuschlagen, und wenn er den Fabians erfolgreiche Konkurrenz machen will, kann und darf er's auch nicht. Nun, wir werden sehn. Wir sitzen hier schon mitten in der Wählerei14271, und die Tories und liberalen Unionisten11001 bieten Geld die Hülle und Fülle, um Arbeiterkandidaten mit Geld auszurüsten, damit sie den Liberalen Stimmen entziehn. Champion, der einer der Hauptagenten der Tories in dieser Beziehung ist, hat Aveüng die Mittel angeboten, in Northampton gegen Labouchere aufzutreten, aber Afveling] hat natürlich abgelehnt. Unter den Arbeiterführern herrscht infolge dieser Geldköder gewaltige Aufregung, und die braven Leute, die glauben, was erhaschen zu können, arbeiten sich ab mit ihrem Gewissen, um es diesem klarzumachen, daß es etwa doch noch einen honetten Weg gäbe, auf dem man das Torygeld ohne Erröten nehmen könne das Erröten besteht freilich bei den meisten in der Furcht, sich schließlich selbst mehr dadurch zu schaden als zu nutzen. Wenn man weiß, bis zu
welcher Tiefe die parlamentarische Korruption hier alles politische Leben durchdrungen hat, so wundert man sich nur darüber, daß die Leute noch dies Minimum von Schamgefühl haben. Die Horlacherliesl hat allerdings viel Verwandtschaft mit der Hexe, die Hexe ist mir aber doch noch lieber. So sehr auch der Anzengruber seine östreichischen Bauern stellenweise idealisiert und so ungemein beschränkt auch der Hintergrund ist, auf dem sich seine ausgezeichneten Schilderungen abspielen, so schmerzlich empfindet man doch dabei die Trennung dieses prachtvollen Volksstamms vom übrigen Deutschland und die Notwendigkeit der Wiedervereinigung, die allerdings nur wir zustande bringen werden. Nun hätte ich noch gern ein paar Zeilen an die Buchhalterin ohne Gehalt, Frau Julie'4281, geschrieben, um mich für ihre letzten Briefe zu bedanken, die leider noch unbeantwortet sind, aber ich sitze tief, tief in der Arbeit. Ich habe noch zwei lange und etwas kitzliche Briefe zu schreiben, und dann soll ich endlich mal wieder an den dritten Band3. Da muß ich alle solche Korrespondenz, die mir bloß Vergnügen macht, beiseite schieben und nur Geschäftssachen abmachen. Also sei mein Vertreter bei Deiner Frau, daß sie mir nicht zu sehr zürnt. Ich will's wieder gutmachen, womöglich ehe ich nach Berlin komme, sonst aber da; ich freue mich so sehr darauf, ihre Bekanntschaft zu machen, ich weiß im voraus, wir werden sehr gut zusammen auskommen. Also herzliche Grüße an sie und an Dich von uns beiden.
Dein alter General
167
Engels an Karl Kautsky in Stuttgart
London, 25. Juni 92
Lieber Baron, Von wegen der Namensaffäre hast Du mich mißverstanden, wenn Du meinst, ich sähe in der Annahme Deines Vorschlags durch Louise ein Opfer, das sie Dir brächte1. Was ich Dir anzudeuten wünschte, war, daß nach meiner Ansicht, unter den Umständen, ein derartiges Ansinnen nicht von Deiner Seite ausgehn durfte. Louise hat wahrhaftig Dir gegenüber mehr getan, als von ihr verlangt werden konnte, und obendrein Dich hier in einer Weise empfangen, die Dir selbst unerwartet gewesen zu sein scheint und die Euch beide wieder auf einen Fuß setzte, wo ihr untereinander und wir alle mit Euch ohne Zwang und Gene gesellschaftlich verkehren konnten. Warum mußt Du da, einer solchen Kleinigkeit wegen, die alte Geschichte wieder an die Oberfläche zerren? Die gesellschaftliche Stellung der geschiednen Frau ist ohnehin fatal genug, hat sie doch nach heutigen Begriffen zu ihrer Rehabilitierung vor aller Welt erst den Beweis zu liefern, daß sie nicht der „schuldige Teil" ist. Und siehst Du nicht, daß es die geschiedne Frau tief verletzen muß, wenn ihr geschiedner Mann ihr die Zumutung stellt, sie soll nicht ihren gesetzlichen Namen vor der Öffentlichkeit tragen, sondern einen andern, den er ihr obendrein fix und fertig angibt? Von dem Brauch geschiedner Frauen, den Du angibst, ist mir nichts bekannt. Ich weiß nur, daß Johanna Mockel, verehelichte und geschiedne Matthieux, später Kinkel, nach ihrer Scheidung und bis zu ihrer Hochzeit mit Kinkel nur als J. Matthieux figurierte, auch auf ihren veröffentlichten Liederkompositionen usw. Was die Schack angeht, so hat sie einfach von dem aristokratischen Privilegium Gebrauch gemacht, das ihr das preußische Landrecht gibt: Teil II, Titel I, § 740: „Ist sie (die geschiedne Frau) nicht für den schuldigen Teil erklärt worden, so kann sie in den höheren Stand, den sie vor der
Heirat hatte, wieder hinauftreten." Und$ 741: „In der Regel hat die Frau die Wahl, ob sie, besonders in dem Fall des§ 740, ihren vorigen Geschlechtsoder Witwennamen wieder annehmen wolle." - Selbst wenn die Schack Schweizerin geworden oder geblieben sein sollte, kann sie in Preußen von diesem Recht Gebrauch machen und außer Preußen sich darauf berufen. Die Wischnewetzky hat ihren Namen Kelley nie fallenlassen, wenn sie jetzt den Wisch [newetzky] fallenläßt, so kann sie dies, weil in Amerika englisches gemeines Recht die Basis ist, und nach diesem, wie Sam Moore sagt, a man's name is what he is known by2 und kann nach Belieben geändert werden. Alles das geht also nicht auf Louise, die nun einmal an den östreichischen Polizeistaat gebunden ist, der ihr nicht erlauben will, einen andern Namen zu führen als den Deinigen. Warum aber soll Louise nun platterdings, Dir zulieb, vor der Öffentlichkeit einen andern als ihren gesetzlichen Namen führen? Muß denn jeder weibliche Kautsky, der vor die Öffentlichkeit tritt, Deine Frau sein? Und da die Welt doch nicht den Vornamen Deiner jetzigen Frau kennt, müßte da nicht auch Deine Mutter sich durch einen andern Namen dahin individualisieren, daß sie nicht Deine Frau ist? Die Welt teilt sich in zwei Teile: diejenigen, die Deine Frau kennen und die sie nicht kennen. Die ersteren wissen, daß die Lfouise] K[autsky] in London, die L[ouise] K[autsky] der „Arbeiter-" und „Arbeiterinnen-Zeitung", nicht Deine Frau ist. Die andern werden auch durch die vorgeschlagne Namensänderung darüber absolut nicht aufgeklärt, da sie nicht wissen können, was Deine Frau für eine „geborne" ist. Ich habe Louise mitgeteilt, daß Du sagst, die Sache sei für Dich begraben. Ich fürchte, das ist für sie nicht der Fall, ich fürchte, Du hast mit der Aufrührung dieser Geschichte mehr Erinnerungen wachgerufen, als sich so leicht wieder begraben lassen. Du hast Louise durch Deine Zumutung tief verletzt, ich fürchte tiefer, als Du wieder gutmachen kannst. Sie hat es die ganze Zeit mit sich herumgetragen, jetzt will sie Dir selbst schreiben. Sonnenschein will die englische „Entwicklung"3 bis nach der Wahl1427' liegenlassen. Dann aber ist hier die Sauregurkenzeit, und da kann erst recht nichts vor Ende Sept. herauskommen. Ich schreibe also an S[onnenschein] neuerdings um bestimmte Auskunft und schicke Dir dann das Ms.t3881, das
2 gilt der Name, unter dem eine Person bekannt ist — 3 Friedrich Engels: „Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft"
Du einstweilen setzen lassen kannst, aber nicht veröffentlichen vor der Dir dann auch mitzuteilenden Zeit. Von dem armen Schorlemmer habe ich weiter nichts gehört, es ist also keinenfalls eine wesentliche Änderung eingetreten. Besten Dank für Deine Mitteilungen re4 Sorge-Dietz.!423i Da Sorge mir nicht geschrieben, wie weit die durch Dich geführten Verhandlungen gediehen, und dies mir doch zu wissen nötig, ehe ich selbst was tun konnte, war mir dies von Wichtigkeit. Dietz geht viel zu ausschließlich auf den Massenabsatz los. Will er der Verleger der wissenschaftlichen Sozialisten sein, so muß er eine Abteilung anlegen, wo auch Bücher, die langsameren Absatz finden, ihren Platz erhalten. Sonst muß ein andrer gefunden werden. Die wirklich wissenschaftliche Literatur kann nicht zu Zehntausenden Absatz finden, und darauf muß der Verleger sich einrichten. Bei den Wahlen hier herrscht noch große Konfusion. Aber eine erste Lektion bekommen die Liberalen von den Arbeitern doch.
Dein General
168
Engels an Karl Kautsky in Stuttgart
Unser guter Schorlemmer ist heute morgen sanft gestorben. Ich gehe morgen hin.14291 Nekrolog kommt im „Vorwärts".1 Dein F.E. [London] 27. Juni 92
1 Friedrich Engels: „Carl Schorlemmer"
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Engels an Ludwig Schorlemmer in Darmstadt
Lieber Herr Schorlemmer, Sie haben schon von Gumpert die erste Nachricht von Carls1 Tod am 27. ds. erhalten. Ich bin gestern hieher gereist14291 und fand, daß auf Wunsch der Ärzte eine Sektion vorgenommen und die vorher gemachte Diagnose: Krebs in der rechten Lunge, vollauf durch den Befund bestätigt worden. Das Begräbnis wird auf Wunsch der Professoren, die sich nebst Studenten beteiligen wollen, aber am Donnerstag durch ein großes Examen verhindert sind, erst am Freitag2 halb zwölf morgens stattfinden. Gumpert hat den telegraphisch bestellten Kranz bereits in Arbeit gegeben, auf dem Bande wird stehn: Ihrem lieben Carl - die Mutter und Geschwister. Im Namen des Parteivorstands der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands werde ich auch einen Kranz niederlegen. Heute nachmittag habe ich die Papiere, soweit sie Geschäftliches betreffen, in einige Ordnung gebracht, so daß ich mit den Testamentsvollstreckern3 das Nötigste besprechen kann. Auch die Manuskripte habe ich soweit möglich in Ordnung gebracht, es sind ihrer eine ziemliche Menge, davon dürfte aber manches schon im Druck sein. Ich habe Carl nicht mehr gesehn, als ich heute morgen hinging, war der Sarg bereits zugeschraubt. Über eins können Sie alle in vollkommenster Beruhigung sein, besser als er verpflegt worden ist, hätte er nirgends verpflegt werden können, und einen schmerzloseren Krankheitsverlauf und einen sanfteren Hingang als er, kann ein Mensch absolut nicht haben. Uns bleibt nur die Pflicht, sein Andenken in unsern Herzen und vor der Welt hochzuhalten. Ich werde morgen einen Nachruf4 an den „Vorwärts" schicken. Der sehr gute Nachruf im „Manchester Guardian", den Gumpert Ihnen geschickt, war von
1 Carl Schorlemmer - 2 1. Juli - 3 Philipp Klepsch und Ludwig Siebold - 4 Friedrich Engels: „Carl Schorlemmer"
Dr. Schuster, einem seiner Schüler, zuletzt sein Kollege als Professor der Physik. Leben Sie wohl für heute. Am Freitag werden Sie im Geist bei uns sein, und ich werde sicher auch seiner Mutter und Geschwister gedenken. Unser aller Verlust ist schwer und hart, aber er war seit Monaten unvermeidlich. Das muß uns trösten. Herzliche Grüße an Ihre Mutter und alle seine Geschwister.
Der Ihrige F. Engels
Nach dem Begräbnis schreibe ich Ihnen wieder.5
170
Engels an Ludwig Schorlemmer in Darmstadt
Lieber Herr Schorlemmer, Ich schreibe Ihnen gleich heute nach dem Begräbnis Carls1, das heute morgen stattfand. Es war ein stattlicher Zug, zuerst die Wagen der persönlichen Freunde nebst Testamentsvollstreckern2, Dr. Gumpert, dem Hauswirt Carls, dann die Professoren von Owens College1-4131, die fast vollzählig vertreten waren, dito Roscoe, dann viele frühere und jetzige Schüler. Die Testamentsvollstrecker hatten Herrn Steinthal, einen unitarischen Prediger (die unsern Freien Gemeinden14301 nahestehn) gebeten, die Begräbnisfeier zu leiten und ein paar Worte am Grabe zu sprechen, was dieser auch recht ansprechend tat - er war ein guter Bekannter Carls. Falls die Rede nicht morgen früh in der Zeitung steht, wird Gumpert sie Ihnen in Abschrift schicken. Kränze waren reichlich und sehr schöne gesandt worden, außer dem von der Familie und dem vom Parteivorstand in Berlin ein sehr schöner kolossaler Kranz mit der Aufschrift: Die Deutschen Manchesters ihrem berühmten Landsmann; einer von frühern Schülern, einer von den Schülern seines letzten Kurses, von seinen Kollegen usw. Ich wurde gefragt, als ich kam, ob ich gegen die beabsichtigten Arrangements eines solchen wenigstens einen gewissen kirchlichen Schein wahrenden Begräbnisses etwas einzuwenden hätte. Man meinte, dadurch am besten im Sinn der Familie zu handeln. Ich kann nicht sagen, daß ich besonders erfreut von dem Plan war. Wie aber die Verhältnisse hier in Manchester einmal liegen, blieb mir nichts andres, als zu sagen: Die Testamentsvollstrecker haben zu entscheiden, und wenn es einmal eine Zeremonie im hergebrachten Rahmen sein soll, dann ist Steinthal allerdings bei weitem der Beste, und er hat die Sache auch recht gut gemacht. Hätte ich protestiert, so hätte ich vielleicht ein ganz unkirchliches Begräbnis durchgesetzt. Aber erstens wußte ich nicht, ob dies allen Mitgliedern Ihrer
1 Carl Schorlemmer - 2 Philipp Klepsch und Ludwig Siebold
Familie recht gewesen wäre. Zweitens wäre dann alle Verantwortlichkeit auf mich gefallen, ich hätte allein sprechen müssen, und nicht dei Chemiker, sondern der Sozialdemokrat Schorlemmer wäre in den Vordergrund getreten, und da war es doch besser, die Betonung des Sozialdemokraten wurde unterlassen, damit der Chemiker volle Anerkennung erhielt. Die ganze englische Bourgeoispresse hätte gesagt, ich hätte Carls Tod ausgebeutet zu einer zwecklosen und nutzlosen sozialistischen Demonstration vor einem mir und dem Sozialismus kühl oder gar feindlich entgegenstehenden, aber durch den Respekt vor dem offnen Grab zum Schweigen genötigten Publikum. Und wenn mir alle, selbst die unvermeidlichsten Demonstrationen zuwider sind, so widerstrebt es mir erst recht, das Begräbnis eines teuren Freundes zu einer vordringlichen Kundgebung ausarten zu lassen. Hätte Carl in seinem Testament selbst Bestimmung getroffen, so wäre dies allerdings anders gewesen. So aber sprachen die scharlachroten Schleifen mit der Inschrift: Vom Parteivorstand der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, laut genug, sie stachen grell ab gegen die weißen Blumen und Schleifen der andren Kränze und waren ohnehin schon ein arger Verstoß gegen die englische Sitte. Ich habe heute einen der Testamentsvollstrecker (beide sind Deutsche), Herrn Philipp Klepsch, die sämtlichen Papiere gezeigt, wir haben noch einiges geordnet und das Nötigste besprochen, so daß ich morgen wieder nach London gehn kann. Das Testament muß nun erst durch das Erbschaftsgericht eingetragen und die Erbschaftssteuer bezahlt werden. Erst dann kann Weiteres erfolgen. Ich habe mit Herrn Klepsch abgemacht, daß die Familienbriefe Ihnen zurückgeschickt werden. Sollten Sie wegen sonstigen Andenken Wünsche haben, so bitte schreiben Sie an ihn, Ph. Klepsch, Adr. Stadelbauer und Co., Manchester. Ich habe ihm ebenfalls vorgeschlagen, Ihnen die verschiednen Schriften, die Marx und ich ihm geschenkt, mit unsren Widmungen darin, aufzuheben, falls Sie sie wünschen sollten. Wegen der Manuskripte und Verlagskontrakte ein andermal. Herzliche Grüße an Ihre Mutter und ganze Familie.
Der Ihrige F. Engels
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Engels an Stanislaw Mendelson in London
122, Regent's Park Road, N.W. [London] den 4. Juli 92
Lieber Bürger, Soeben erhielt ich einen Brief von Bebel mit einer Mitteilung für Sie, die ich Ihnen sofort zukommen lasse.14311 Ich hoffe, daß Sie das Geld durch die Deutsche Bank erhalten (die hier in London, glaube ich, eine Niederlassung hat) und daß Sie Bebels Schrift entziffern können. Wenn nicht, senden Sie mir bitte den Brief zurück, damit ich ihn in internationalere Schriftzeichen transkribiere. Meine und Frau Kautskys Empfehlungen an Ihre Gattin.
Freundschaftlichst Ihr F.Engels
Bebel konnte gerade Ihre Adresse nicht finden, deshalb hat er mir die Verkaufsabrechnung der Bank übermittelt.
Aus dem Französischen.
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Engels an August Bebel in Berlin
London, 5. Juli 92
Lieber August, Du verbietest mir das Schreiben an Dich14331, d.h. die einzige Korrespondenz, die ich stets mit Freuden besorge, soll ich lassen und dafür die ableiern, die mich langweilt. Das tu' ich Dir aber nicht zu Gefallen. Und selbst wäre ich so gehorsam, so würde ich auffahren infolge der kolossalen Dummheiten des „V[orwär]ts" über die hiesigen Wahlen14331. Dazu schweigen wäre gar zu blamabel. Hat der „V[orwär]ts" es jetzt doch fertiggebracht, Süd-Paddington in einen Landdistrikt von London zu verwandeln, Süd-Paddington, das mitten in der Stadt etwas nördlich von Hyde Park und westlich von Regent's Park liegt und worin die einzigen ländlichen Distrikte die paar grünen Squares1 sind - so ländlich wie der Dönhoffplatz! Das England des „V[orwär]ts" existiert nur in der Phantasie des Schreibers. Die Meinung, daß die Tories heute ^n Arbeitern günstiger seien als die Liberalen, ist das Gegenteil der Wirklichkeit. Im Gegenteil, alle manchesterlichen Vorurteile der Liberalen von 185014341 sind heute Glaubensartikel nur noch bei den Tories, während die Liberalen sehr gut wissen, daß es sich für sie um Arbeiterstimmenfang handelt, wenn sie als Partei fortbestehn wollen. Die Tories können, weil sie Esel sind, von Zeit zu Zeit durch einen überlegnen Mann wie Disraeli zu kühnen Streichen veranlaßt werden, wozu die Liberalen unfähig; aber fehlt der überlegne Mann, so herrschen bei ihnen eben die Esel wie grade jetzt. Die Tories sind nicht mehr der bloße Schwanz der großen Grundbesitzer wie bis 1850, die Söhne der Cobdens, Brights usw., der großen Bourgeois und Antikornlawleute14351 sind zwischen 1855-70 alle ins Torylager übergegangen, und die Liberalen haben ihre Stärke jetzt im nichtstaatskirchlichen Klein- und Mittelbürgertum, Und seit Gladstones Home Rule Bill von 188614361 sind auch die letzten Reste der Whigs und alten Liberalen (Bourgeois und Studierte) ins torystische Lager (als dissentient oder Unionist Liberais11001) übergegangen.
1 Parkanlagen
Daher die Notwendigkeit der Liberalen, den Arbeitern Schein- oder wirkliche Konzessionen zu machen - vornehmlich ersteres. Und trotzdem sind sie zu dumm, um zu wissen, Wo anzusetzen, und viele sind doch noch zu sehr durch Antezedenzien gebunden. Die Wahlen verlaufen soweit ganz, als hätten wir sie bestellt. Die Liberalen bekommen eine gelinde Majorität, sie verlieren sogar in vielen Orten Stimmen gegen letzte Wahl, so daß die gewaltige liberale Sturmflut, die England wegschwemmen sollte, bis jetzt nicht zu spüren ist. Heute ist ein sehr wichtiger Tag, dessen Resultate wohl entscheiden werden; siegen die Liberalen heute eklatant, so wird der schwankende Philister - ein sehr zahlreiches Vieh - auf ihre Seite gejagt, und dann sind sie obendrauf. Was wir brauchen, ist eine mäßige liberale Majorität (inklusive der Irländer), so daß hier Gladstone von den Irländern abhängig ist - sonst, kann er ohne sie existieren, bescheißt er sie sicher. Famos aber ist, daß in West Ham, im Ostend von London, der Arbeiterkandidat Keir Hardie - einer der wenigen, die kein liberales Geld genommen und sich den Liberalen nicht verpflichtet - bis jetzt der einzige ist, der eine konservative Majorität der letzten Wahl von über 300 in eine antikonservative von 1200 umgewandelt hat. Und sehr gut ist auch, daß anderswo - Aberdeen etc. - die Arbeiterkandidaten, die gegen Liberale und Konservative aufgetreten sind, bis an 1000 Stimmen hatten. Die unabhängige Arbeiterpartei wirft ihren Schatten voraus.14371 Es gibt hier dreierlei Arbeiterkandidaten: 1. die von den Tories bezahlt werden, um den Liberalen Stimmen zu entziehn. Diese fallen fast alle durch und wissen es. 2. die liberales Geld nehmen und den Liberalen Heeresfolge leisten müssen. Diese werden meist an Stellen gesetzt, wo keine Aussicht ist durchzukommen. Hierzu gehören auch Leute, die wie die Bergarbeiterkandidaten von Natur Liberale sind. 3. die wirklichen Arbeiterkandidaten, die auf eigne Faust agieren und sich nicht fragen, ob sie gegen Liberale oder Tories auftreten. Von diesen akzeptieren die Liberalen solche, die sie müssen (Keir Hardie und Burns), und arbeiten gegen die andern. In Schottland gibt's dieser Kandidaten viele. Welche Chancen sie haben, ist schwer zu sagen. Leb wohl. Grüß Deine Frau herzlich. • Dein alter F.E.
25 Marx/Engels. Werke, Bd. 38
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Engels an Karl Kautsky in Stuttgart
London, 5. Juli 92
Lieber Baron, Ich bin Samstag von Manchester zurückgekommen14291, am Freitag wurde Schforlemmer] begraben. Wenn Du einen Nekrolog für die ,,N[eue] Z[eit]" willst, so wäre vor allen Dingen ein Chemiker zu suchen, der in verständlicher Weise seine Entdeckungen und seine Bedeutung für die Wissenschaft auseinandersetzt. Das wäre sicher sehr gut, aber dazu gehört ein Mann, der die Geschichte der organischen Chemie in den 50er und 60er Jahren kennt. Ich bin Dir allerdings Rechenschaft schuldig darüber, wie Louise von Deinem beabsichtigten Vorschlag'40" erfahren hat. Nach Empfang Deines Briefs vom 13.5. und obwohl ich von vornherein der Ansicht war, Louise habe keinen Grund, auf Deine Idee einzugehn, hielt ich es doch für angemessen, bei ihr anzupochen. Notabene als sei dies meine Idee: Ob sie nicht vielleicht für gut hielte, um sich vor Verwechslungen zu schützen, ihren väterlichen Geschlechtsnamen anzuhängen, wie das in Westdeutschland und der Schweiz häufig auch bei Verheirateten beiderlei Geschlechts geschehe. Sie sah mich fragend an und antwortete dann: Gib Dir keine Mühe, ich weiß, was dahintersteckt, das geht von Karl aus, und der ist dazu von seiner Mutter angestachelt. Sie ließ sich das auch nicht ausreden. Im Gegenteil, einige Zeit später erzählte sie's Gine als eine feststehende Tatsache, und Gine sagte ihr dann - ganz arglos und ganz natürlich, es war ja fast selbstredend unter den Umständen -, Du habest auch an Ede davon geschrieben, und dann besprachen die zwei den Fall unter sich. Als L[ouise] mir dies dann vorhielt, blieb mir kaum etwas andres übrig, als ihr die betr. Stelle Deines Briefs vom 13.5. vorzulesen; das schnitt wenigstens alle weitergehenden Vermutungen und Spekulationen ab und konnte soweit nur beruhigend wirken. Zudem schien mir diese Stelle absichtlich so geschrieben, daß ich sie Lfouise] im Notfall mitteilen könne. Das ist der Verlauf. Ich bin aber keineswegs sehr unzufrieden damit. Denn nachdem Du mich beauftragt, Tussy zu Rat zu ziehen, und gleich
zeitig an Ede darüber geschrieben, ist doch eines klar: Wenn vier Leute, die sozusagen tagtäglich mit Lfouise] zusammen sind, von dieser Sache wußten, so konnten nicht viele Monate ins Land gehn, ohne daß einer sich einmal in L[ouise]s Gegenwart verschnappte, und dann war es zehnmal schlimmer, dann hieß es: Also so disponiert ihr hinter meinem Rücken über mich in Dingen, die mich allein angehn usw. Den Brief an Dich hat Lfouise] mir allerdings vorgelesen, d.h. das Konzept dazu, nachdem er fort war. Er beweist mir wieder, daß ein Dritter sich nie in die Interna gegenwärtiger oder vergangner Eheleute einmischen soll, weil er doch nie genug von dem Vorgefallnen weiß. So erfahre ich z.B. erst hieraus, daß zwischen Euch schon bei schwebender Scheidung über den von Lfouise] zu führenden Namen beraten und beschlossen worden. Wenn das, wie ich nicht anders annehmen kann, seine Richtigkeit hat, so bedaure ich, es nicht früher gewußt zu haben. Ich hätte Dich dann umgehend und ohne einen Menschen zu fragen gebeten, die Sache um alles in der Welt ruhen zu lassen. Du siehst, der Brief ist L[ouise]s eigenstes Werk, Du kennst ihr Unabhängigkeitsgefühl hinreichend, um das zu wissen, ohne daß ich es ausdrücklich versichre. Über diesen Brief ein Urteil zu fällen, dazu halte ich mich weder berufen noch kompetent, das sind Interna zwischen geschiednen Eheleuten; ich kann nur sagen: Soweit ich in Betracht komme, affiziert das Vorgefallne weder meine Beziehungen zu Louise noch die zu Dir. Die deutsche Einleitung'3881 schicke ich Dir heute unter Streifband registered1. Sonnenschein will das Buch erst im September erscheinen lassen, ich bitte also die Sache nicht vor l.Sept. dort in die ,,N[eue] Zfeit]" zu setzen, nachher ist's mir einerlei, ich habe auf den Narren genug gewartet. Leider ist das Deutsche Abklatsch, das Englische ist viel flotter und wird Dir besser gefallen. Besten Dank wegen der Mitteilung re2 Sorge.'423' Wird besorgt, sowie ich etwas Ruhe habe. Die Wahlen hier verlaufen soweit vortrefflich.'427' Die Liberalen siegen, aber, wenn's so fortgeht wie heute, mit schwacher Majorität, d. h. sie bleiben abhängig von den Irländern, und das ist gut, sonst würden diese von Gladstone wieder geprellt, und die irische Frage käme nicht aus der Welt. Die gestrigen Abstimmungen zeigen Übergang der Majorität zu den Liberalen, aber keine Spur von der gewaltigen, alles überflutenden liberalen Woge,
1 eingeschrieben - 2 betreffend
25*
worauf die Gladstonier rechneten. Dagegen wird den Liberalen die erst in der Entstehung begriffne Labour Party14371 schon eingetränkt. Der einzige Kandidat, der einen eklatanten Majoritätsumschwung fertiggebracht, ist Keir Hardie in Southwest Harn, einer der wenigen Arbeiterkandidaten, die kein liberales Geld genommen und auf keine liberale Disziplin sich verpflichtet haben. Dagegen haben an andern Orten die Arbeiterkandidaten, soweit sie mit Liberalen konkurrierten, diesen viele Stimmen weggenommen und ihnen jedenfalls ein Avertissement für die Zukunft gegeben. Dies ist hoffentlich die letzte Wahl, die nur zwischen den zwei offiziellen Parteien ausgefochten wird, das nächste Mal sprechen die Arbeiter ganz anders mit.
Dein General
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Engels an August Bebel in Berlin
London, 6. Juli 92
Lieber August, Mir sein schon wieder da, wie Du siehst. Ich hatte dem Nekrolog über Schorl[emmer] für den „Vorwärts"1 einen Zettel mit der Bitte beigelegt, mir 12 Ex. des Abdrucks - nur das Blatt, worin das Ding steht, nicht all das sonstige Beilagenzeug - zu schicken. Diese brauche ich für Leute in Manchester und für Chemiker ersten Rangs hier, die wissen sollen, wes Geistes Kind Schorl[emmer] außerhalb der Chemie war. Natürlich erhalte ich kein Stück- Willst Du den Leuten - der Zettel ist vielleicht ganz übersehn worden - sagen, daß es ein großes Parteiinteresse gilt? Und daß sie mir das Verlangte schicken, ehe es zu spät ist und das hiesige Publikum andre Sachen in den Kopf kriegt? Die Wahlen'4271 hier haben heute den Liberalen eine Enttäuschung bereitet. Bis jetzt haben sie 9 Stimmen gewonnen, d. h. die Regierungsmajorität ist von 68 auf 50 (68 - 9 = 59 Tories; 0 + 9 Liberale = 9; 59-9 = 50 bei der Abstimmung) reduziert. Die gestrigen Wahlen haben ihnen nicht einen einzigen Gewinn gebracht, aber mit 25 Stimmen Zuwachs sind die 50 — 25 durch die + 25 neutralisiert, und das wäre das allerfamoseste, wenn eine wirkliche Majorität weder für rechts noch für links zustande käme. Aber eine kleine Majorität werden die Liberalen doch wohl bekommen, und das ist auch schon ganz nett. Euer Bismarck-Krakeel wird täglich schöner, der Kerl muß rein verrückt sein, nach dem heutigen Telegramm zu urteilen, will er dem Caprivi platterdings auf den Pelz rücken.14381 Nun, das kann gut werden. Wenn nur unsre Blätter nicht immer darauf hinwiesen, daß sich da eigentlich der Strafrichter hingehöre! Müssen wir denn mit Gewalt ebenso bürokratischpolizistisch-staatsanwaltlich auftreten wie unsre Gegner? Können nicht einmal wir dem alten krackbrüchigen Esel Bismarck erlauben, daß er sich nach Herzenslust selbst blamiert? Und würden nicht drei Tage Gefängnis
1 Friedrich Engels: „Carl Schorlemmer"
hinreichen, ihn zum Märtyrer zu machen? Man sollte nicht glauben, wie tief den Leuten der Preuß' in den Knochen steckt. Der „Vorwärts" ist rein toll geworden. Heute sagt er: England, Wales, Schottland, Irland, die Kolonien und Indien - alles das heißt Großbritannien!14391 In diesem Namen aber sind nur England, Wales und Schottland einbegriffen, nicht einmal Irland (der offizielle Titel ist the United Kingdom of Great Britain and Ireland), geschweige sonst etwas! Müssen denn die Leute sich und uns platterdings vor aller Welt lächerlich machen? Die Hexe betrachtet unten ein Baby, das von unserm früheren Hausmädchen, und ist seit 2 Stunden so tief in dieser Anbetung versenkt, daß ich sie nicht herauskriegen kann, Dich zu grüßen. So muß ich also ganz allein Dir und Frau Julie meine herzlichsten Grüße schicken, wenn sie nicht doch noch zu guter Letzt vor Postschluß einspringt. Dein alter F.E. [Nachschrift von Louise Kautsky] General gibt sich nur selbst ein Armutszeugnis, wenn er behauptet, die Babyanbetung dauerte 2 Stunden, da muß er volle 2 Stunden an dem Brief geschrieben haben; schmeichelhafter für mich wäre die Lesart, daß ihm, trotzdem er an Dich schrieb, die Zeit so lange vorgekommen ist. Wie dem auch sei, das Kind ist fort, wie Du siehst, und ich kann Frau Julien, die unter Euch drei sicher am besten versteht, welche Anziehungskraft Kinder besitzen, meinen herzlichen Gruß selbst senden. Das gleiche Dir. Die Hexe [Nachschrift von Engels] Was ist das für eine Einbildung von der Hexe (wie sie sich schreibt), daß ich 2 Stunden an diesem Brief geschrieben. Ich habe eine sehr schwierige juristische Arbeit über Schorlemmers Nachlaß für seine Testamentsvollstrecker2 gemacht, während sie dem Baby ihren Finger zu saugen gab. Da hat sie denn das Zeug herausgesaugt!
[Nachschrift von Louise Kautsky] Das ist das Neueste, daß das Baby aus meinem Finger die Weisheit gesaugt hat, welche dem General ermöglichte, die juristische Arbeit zu schreiben - wer's glaubt, wird selig.
3 Philipp Klepsch und Ludwig Siebold
[Nachschrift von Engels] Das letzte Wort muß sie doch haben.
[Nachschrift von Louise Kautsky] Das geschriebene Wort. [Nachschrift von Engels] Nitschewo!
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Engels an August Bebel in Berlin
London, 7. Juli 92
Lieber August, Das kommt davon, wenn Du mir die Korrespondenz verbietest.14321 Schon wieder ein Brief. Heut morgen sind die Nekrologs-„Vorwärtse" hier eingesprungen, so daß nach dieser Seite hin alles in Ordnung ist.1 Die Wahlen verlaufen vortrefflich.14271 1. Die Erfolge der Liberalen sind so gering, so sehr durch Gegenerfolge oder doch durch andre schlagende Symptome (verminderte Majoritäten, oft fast verschwindende etc.) aufgewogen, daß das nächste Parlament höchstens eine geringe Majorität für Gladstone zeigen wird, vielleicht gar keine, weder für ihn noch für die Tories (d.h. praktisch gar keine). D.h. baldige Wiederauflösung und Neuwahl, aber auch Präparation dafür vermittelst Gesetzen, die den Liberalen Zufuhr von Stimmen versprechen, und das können nur neue Arbeiterstimmen sein. Ja, selbst wenn die Tories am Ruder blieben - was kaum möglich -, müßten sie sich durch neuen Stimmenzuwachs zu stärken suchen, und den könnten auch sie nur bei Arbeitern suchen. Also in Aussicht: 1. Beseitigung der Schikanen, die heute den Arbeitern im einzelnen die Geltendmachung des ihnen im allgemeinen bewilligten Stimmrechts14401 erschweren, 2. soziale Maßregeln zugunsten der Arbeiter. Die Liberalen haben 16 Sitze den Gegnern abgewonnen: letzte ministerielle Majorität war 68. Gehn ab erst die verlornen 16, dann die von den Gegnern gewonnenen selben 16, macht 32. Bleibt nochTorymajorität von 36. Also noch 18 Sitze gewonnen, und die Parteien stehn gleich. Ich glaube, es werden noch einige mehr gewonnen, die sog. Grafschaftsbezirke sind die, wo die Opposition gegen den ländlichen Feudaldruck der großen Grundbesitzer am stärksten ist und daher das Kleinbürgertum nicht, wie hier in London und auch in andern großen Städten, aus Gegensatz gegen die mitstimmenden Arbeiter und aus Philistermode konservativ stimmt. Eine
Majorität von 20 kann Gladstone schon bekommen, natürlich mit Einschluß der Irländer, und damit kann er nicht regieren. Die Irländer müssen Homerule fordern, und mit 20 Majorität kann er das nicht gegen das Oberhaus durchsetzen. Dann ist der Krawall da. 2. Die einzigen eklatanten Siege sind die der neuen Arbeiterpartei. Keir Hardie hat eine Torymajorität von über 300 bei der letzten Wahl in eine Majorität von 1200 für sich verwandelt. John Burns - sein liberaler Vorgänger hatte 186 Majorität - hat eine von 1560. Und in Middlesbrough (Eisengrubenbezirk von Yorkshire) hat Wilson, Sekretär der Union der Matrosen und Kohlentrimmer, ein Streber, aber dem neuen Unionismus'4411 bis über die Ohren verpfändet, gesiegt mit 4691 Stimmen über den Liberalen (4062) und den Tory (3333 Stimmen). Die lausigen liberalen Majoritäten stechen dagegen jammervoll ab. 3. In drei Orten, wo eine Arbeiterkandidatur etc. am Platz und auch ordentlich präpariert war, sind zwar die Arbeiterkandidaten unterlegen, aber haben auch den Liberalen zum Fall gebracht. In Salford hatte der Arbeiter Hall 553 Stimmen, aber der Liberale unterlag mit nur 37 Minorität. In Glasgow (Camlachie) unterlag Cunninghame-Graham (906 Stimmen), aber auch der Liberale, dem 371 Stimmen an der Majorität fehlten. In Glasgow (Tradeston) hatte der Arbeiterkandidat Burleigh (ein sonst nichtsnutziger Kerl) 783 Stimmen, aber der Liberale 169 weniger als der Tory. \ Ferner in vielen andern Orten (Aberdeen, Glasgow {College}, Bradford) haben die Liberalen zwar gesiegt, aber doch von 990-2749 Stimmen an einen beiden Parteien opponierenden Arbeiterkandidaten eingebüßt, sind also fürs nächste Mal direkt von Arbeitern bedroht. Kurz, die Arbeiterpartei hat sich deutlich und unverkennbar angekündigt, und das bedeutet, daß beide alten Parteien ihr fürs nächste Mal Allianz antragen werden. Die Tories kommen nicht in Betracht, solange sie von den jetzigen Eseln geleitet werden. Die Liberalen müssen aber kommen. Und ebenso die Irländer. Als Parnell wegen der lächerlichen Ehebruchsgeschichte in Acht und Bann getan ward[442', wurde er plötzlich arbeiterfreundlich, und die Herren Irländer im Parlament, wenn sie sehn, daß nur die Arbeiter ihnen Homerule verschaffen können, werden dasselbe tun. Dann gibt's Kompromisselei, dann werden sich auch die Fabians'281, die bei dieser Wahl ganz durch Abwesenheit geglänzt haben, wieder vordrängen, aber derlei ist hier nun einmal nicht zu vermeiden. Voran geht's aber, wie Du siehst, und das ist die Hauptsache.
Herrliche Ironie der Weltgeschichte: Jede der beiden alten Parteien muß an die Arbeiter appellieren, den Arbeitern Konzessionen machen, um am Ruder zu bleiben oder dranzukommen, und jede fühlt dabei, daß sie doch eben dadurch ihre eignen Nachfolger in den Sattel hebt. Und doch können sie's nicht lassen! Was ist unser bißchen Witz gegen den kolossalen Witz, der in der geschichtlichen Entwicklung durchbricht! Viele Grüße von Louise und mir an Frau Julie und Dich.
Dein F.E.
Wenn Du an Shaw schreibst, kannst Du ihm den Artikel von Conrad Schmidt in der ,,N[euen] ZJeit]"14431 als Widerlegung ihrer „Austrian Theory of value"14441 empfehlen.
176
Engels an Laura Lafargue in Le Perreux
London, 7. Juli 1892
Meine liebe Laura, Auf das Telegramm von Schorlemmers Tod bin ich sofort nach Manchester gefahren14291; am Freitag letzter Woche, dem l.Juli, haben wir ihn begraben, und am Samstag bin ich zurückgekehrt. Er hat die letzten Wochen seines Lebens in demselben Zustand - nicht bei völlig klarem Bewußtsein, sehr vergeßlich, aber ganz frei von Schmerzen - zugebracht, in dem ich ihn fand, als ich Anfang Juni dort war[4U]. Am Montag, dem 27. Juni, morgens ist, er sanft und ohne Todeskampf gestorben. Eine Sektion bestätigte vollauf Gumperts Diagnose: eine Krebsgeschwulst in der rechten Lunge von der Größe einer kleinen Orange, ausreichend, um durch ihren Druck auf die vena cava1 und die plexus brachialis2die gestörte Gehirntätigkeit, die teilweise Lähmung und die Ödeme des rechten Arms zu bewirken. In der großen Vene dieses Arms fand sich ein erheblicher Thrombus, im Gehirn fanden sich deutliche, wenn auch kleine, krebsartige Stellen, und am Herz zeigte sich beginnende Verfettung. Unter diesen Umständen können wir von Glück sagen, daß ihm längere und vielleicht heftige Leiden erspart blieben. Gumpert hat ihn schon im Mai veranlaßt, ein Testament zu machen; er hat alles seiner Mutter vermacht. Die Manuskripte, die er hinterläßt, können einige Unruhe stiften. Das interessanteste ist das über die Geschichte der Chemie bis zum 17.Jahrhundert: 1. das Altertum, 2. die Alchimie, 3. die Jatrochemie[44S1, ein Fragment des 3., unvollendeten Teils, doch voll neuer Auffassungen und Entdeckungen. Weiter eine Vielzahl von Arbeiten über organische Chemie. Doch da er zwei Arbeiten zu gleicher Zeit im Druck hat: 1. seine eigene organische Chemie, 2. sein und Roscoes großes Buch - wird es ziemlich schwierig sein zu unterscheiden, was zu welchem Buch gehört. Einer seiner Testamentsvollstrecker ist ein Chemiker (Siebold), weiß aber kaum genug über die Theorie der Wissenschaft, um
1 Hohlvene - 2 Nervengeflechte der Schulter
es zu unterscheiden. Und Roscoe fiebert nach dem Ms., da er nur zu gut weiß, daß er das Buch nicht beenden kann. Ich habe den Testamentsvollstreckern gesagt, daß sie meiner Ansicht nach Roscoe das überlassen sollten, was zu dem Roscoe-Schorl[emmer]-Buch gehört, und ihn verpflichten, die Erben am Gewinn des im Druck befindlichen Buches (der deutschen und der englischen Ausgabe) in der gleichen Form teilhaben zu lassen, wie Sch[orlemmer] es selbst getan hätte. Da R[oscoe] gestern für Manchester gewählt wurde, wird er sich zweifellos sofort auf die Testamentsvollstrecker stürzen; deshalb habe ich ihnen gestern geschrieben und ausführlich dargelegt, was nach meiner Meinung in der Angelegenheit getan werden müßte. Eine kurze Notiz, die ich im „Vorwärts" geschrieben habe3, schicke ich Dir heute. Wir sind hier mitten in den Wahlen.'4271 Sie verlaufen unter den gegebenen Umständen vortrefflich für uns. Erstens ist die gewaltige liberale Sturmflut, die Gladstone im Triumph zur Macht tragen sollte, lauter Unsinn. Er wird wahrscheinlich eine geringe Majorität erhalten, und es ist nicht einmal sicher, ob es überhaupt für irgend jemand eine Majorität gibt. Das wird beide offiziellen Parteien für die nächsten Wahlen, die sehr bald kommen können, von den Arbeitern abhängig machen. Zweitens zieht die neue Arbeiterbewegung glorreich ins Parlament ein. Am Montag4 wurde Keir Hardie mit einer Majorität von 1200 Stimmen im Elast End (West Ham) gewählt; der vorherige Abgeordnete, ein Tory5, mit einer Majorität von 300 Stimmen! Gestern John Burns in Battersea mit einer Majorität von 1600 Stimmen - der vorherige Abgeordnete war ein bürgerlicher Liberaler6 mit einer Majorität von nur 186 Stimmen. Und dann hat in Middlesbrough, in Yorkshire, J. H. Wilson, Sekretär der Union der Matrosen und Kohlentrimmer (ein Streber7, aber dem neuen Unionismus[441] bis über die Ohren verpfändet), beide, einen Liberalen und einen Tory, geschlagen! Das sind die einzigen eklatanten Siege bei der ganzen Wahl, und alle von Arbeitern errungen: in zwei Fällen haben die Liberalen nicht gewagt, ihnen einen der ihrigen entgegenzustellen, und im dritten Falle wurden sie, als sie es taten, battus a plate couture8. Und drittens: überall, wo eine Arbeiterkandidatur ordentlich ausgewählt und präpariert war, hat sie die liberale Majorität entweder wesentlich vermindert und damit die Liberalen gewarnt, vorsichtiger zu sein und nächstes Mal nicht zu riskieren, den Sitz zu
3 „Carl Schorlemmer" - 4 4. Juli - 6 Georges Banes -6 O.W.Morgan - 'in der Handschrift deutsch: Streber - 8 auf der ganzen Linie geschlagen
verlieren, oder sie hat die Liberalen den Sitz verlieren lassen. So unterlag C[unninghame-] Graham in zwei Wahlkreisen von Glasgow, aber auch sein liberaler Konkurrent. In Salford hat Hall, ein Kandidat der Social Democratic Federation182', der jedoch gut sein soll, nur 554 Stimmen gehabt, aber diese nahmen dem Liberalen seinen Sitz. Auf diese Weise gingen den Liberalen 3 Sitze verloren, nur weil sie Arbeiterwählern bourgeoise Kandidaten aufzwingen wollten. Die Wahl hat bereits all das verwirklicht, was wir, wie ich behauptet hatte, mit Recht von ihr erwarten konnten: Sie hat die Liberalen klar und unmißverständlich gewarnt, daß die Unabhängige Arbeiterparteit437' sich angekündigt hat, daß sie ihren Schatten vorauswirft und daß dies die letzten allgemeinen Wahlen waren, die nur zwischen zwei Parteien ausgetragen wurden - der Regierungs- und der Oppositionspartei. Und deshalb bin ich sehr zufrieden; besonders deshalb, weil wir ein Parlament bekommen werden, mit dem keine stabile Regierung möglich ist. Aus Deinem Schweigen schließe ich, daß Bonnier recht hat, wenn er an Tussy schreibt: Le journal pend toujours a un fil.9'350' Wollen wir hoffen, daß der fil nicht reißt, sondern im Gegenteil ein Seil oder sogar ein Tau daraus wird. Grüße von Louise. Glück und Beredsamkeit dem M. le depute10.
Immer Dein F. Engels
Aus dem Englischen.
9 Die Zeitung hängt immer an einem Faden. -10 Herrn Abgeordneten (Paul Lafargue)
398 177 • Engels an Panajionis Argyriades • Anfang Juli 1892
177
Engels an Panajionis Argyriades in Paris (Entwurf)
. . , n.. [London, Anfang Juli 1892] Lieber Bürger, Den „Almanach de la Qfuestion] S[ociale]" für 1891 und 92 dankend erhalten. Sie wünschen, mich für 1893 zu Ihren Mitarbeitern rechnen zu können; indessen sehe ich, daß Sie, ohne daß ich davon wußte, mich für 1892 schon als Mitarbeiter angegeben haben.14461 Wenn ich am „Almanach" für 1893 wiederum als Mitarbeiter gelten sollte, so wird es, fürchte ich, die gleiche, unfreiwillige Mitarbeit sein. Als unsere österreichischen Freunde mich vor einem Monat um einen Artikel für ihren Almanach1 gebeten hatten, mußte ich ihnen antworten: 1. daß ich keinerlei neue Arbeit, ob klein oder groß, übernehmen kann, bevor ich die Herausgabe des III.Bd. des „Kapitals" von Marx nicht abgeschlossen habe, die sich schon zehn Jahre hinzieht; 2. daß meine Mitarbeit an diesem oder jenem sozialistischen Almanach, um nicht parteiisch zu sein, die Mitarbeit an den meisten anderen nach sich ziehen würde und ich dann nicht mehr Herr meiner Zeit wäre. Allerdings habe ich im vergangenen Jahr für den „Almanach du P[arti] Ouvr[ier]" eine Ausnahme gemacht. Damals war Gefahr im Verzuge. Es war der Zeitpunkt, als die offizielle französische Republik in Kronstadt12061 einen Kniefall vor dem Zaren2, dem erblichen Oberhaupt der europäischen Reaktion, machte. Es drohte ein Krieg auszubrechen, der meiner Meinung nach nur durch die Hungersnot in Rußland vermieden wurde. In diesem kritischen Augenblick ging es für mich darum, soweit es in meinen Kräften stand, jede Möglichkeit eines Mißverständnisses zwischen den deutschen und den französischen Arbeitern zu verhindern3; ich habe die Gelegenheit genutzt, die sich bot, ich habe gesprochen, das ist alles.12401
Aus dem Französischen.
1 „Österreichischer Arbeiter-Kalender" -2 Alexander III. — 3 im Entwurf sind an dieser Stelle folgende Worte gestrichen: ich habe zum französischen Proletariat gesprochen
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Engels an Hermann Engels in Barmen
London, 12. Juli 1892
Lieber Hermann, Besten Dank für Brief 23.6. Die Dividende Schaafhausen] ist Euch dankend belastet.1 Gratuliere zur italienischen Reise, die werde ich auch wohl noch einmal machen. Heute frage ich bloß an, wer von Euch so gegen 10.-12. August in Engelskirchen sein wird und ob Ihr mich um die Zeit für ein paar Tage dort gebrauchen könnt. Ich werde dann wohl wieder einmal den Kontinent besuchen, und zwar schwerlich nach Barmen kommen, möchte aber doch einmal wieder etwas Engelskircher Luft einatmen. Sei so gut, und sprich nicht von der Sache, wo's nicht nötig, sonst möchten einige mich auch nach Barmen haben wollen, und das könnte mir in meine sonstigen Pläne nicht passen. Im übrigen geht es mir recht gut, aber ich fange doch auch an, das Bedürfnis nach einer Ausspannung zu fühlen. Das ist nun einmal so hier in London, im Juli wird's hier schwül und unerträglich, und da reißt's einen hinaus in die Ferne. Aber ich habe noch einen ganzen Haufen dringende Arbeit abzumachen. Herzliche Grüße an Emma und Deine Kinder und Enkel.
Dein Friedrich
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Engels an Eduard Bernstein in Zürich
London, 14. Juli 92
Lieber Ede, Eure Postkarte vom 24./VI./92 (um den Poststempel zu kopieren in Ermanglung eines andern Datums) und Brief vom 2. Juli sind richtig angekommen. Ich bin überzeugt, daß sich seitdem Deine Ernteaussichten derart verbessert haben, daß Du jetzt 1 fr. statt 50 Rappen wert bist, und da der Geldwert - ob gezahlt oder nicht - doch i1 die Muskelarbeit repräsentiert, so bin ich ebenso überzeugt, daß Deine Gesundheit von diesem Heuernten nur Vorteil ziehn kann. Warum Du aber den heißen Nachmittag körperlich und den kühlen Vormittag geistig schwitzest, ist nicht ganz klar, es sei denn, Du wolltest Antifettkur treiben, was doch noch nicht nötig. Indes bist Du jetzt in Zürich, und da kommen alle Glossen post festum, Deine Heuernten werden da wohl im Museum oder Tonhalle oder wie die Dinger alle heißen durch nutrimentum spiritus2 (um das Latein des alten Fritz3 beizubehalten) ersetzt worden sein. Nimm aber den spiritus in Gestalt vini aut cerevisiae4 zu Dir, mehr als in der von abstrakteren Spirituosen, sonst hast Du doch keine richtige Sommerfrische. Was mit den englischen Wahlen14271 los ist, das weiß man auf der Redaktion des „Vorwärts" ohnehin viel besser als wir beide zusammen.5 Mit Bax' Redaktion der „Justice" scheint es zu Ende zu sein. Nach der einen Nummer14251, wo er entschieden die bisherige Tonart abänderte6, trat Stockung ein; der Ton wurde - wenigstens negativ, was Totschweigen der Bewegung in Frankreich, Deutschland etc. anging - wieder der alte, wenn auch die alten Attacken wegblieben. Die letzte Nr. aber ist wieder Hyndman all over7, Keir Hardie wird angegriffen, Burns totgeschwiegen, Hyndman hat alle Leitartikelei besorgt. Es heißt hier, Bax' Angriff auf den Afrikaner Stanley14471 (der ganz plötzlich als Unionist-Kandidat11001 in
1 mehr oder weniger - 2 geistige Nahrung-3 Friedrich II. -4 von Wein oder Bier-5 vgl. vorl. Band, S.384 und 390 siehe vorl. Band, S. 372/373 - 7 ganz und gar Hyndman
North Lambeth14481 auftrat, gegen den Gladstonier) habe einen Bruch zwischen ihm und Hfyndman] herbeigeführt, Hfyndman] habe die Social Democratic Federation1621 fanatisch zugunsten Stanleys in seinem Wahlbezirk ins Feld geführt. Ich teile Dir das mit, wie ich's gehört, Du wirst ja Bax wohl in ca. 14 Tagen in Zürich sehn, ob er nach diesem Exitus seiner „Justice"-Redaktion vorher herkommt, weiß ich nicht. Die charakteristischen Kennzeichen der Wahlen sind: 1. Absoluter Mangel aller Begeistrung für Homerule in England. 2. Die Zulassung der Arbeiter zum Stimmrecht hat die Kleinbürger massenweise ins konservative Lager getrieben, wenigstens in den größeren Städten. Der Kleinbürger fängt an, sich vor den Arbeitern zu fürchten, er will mindestens nicht mit ihnen verwechselt werden, conservative is respectable, und daher stimmt er gegen Gladstone. 3. Die liberale Partei hat ihre Stärke im Mittel- und Kleinbürgertum der kleineren Städte und Landbezirke (Counties), wo der Druck der halbfeudalen Grundbesitzer und Pfaffen der Hochkirche14491 noch eine Macht ist. In den größeren Städten werden selbst die Dissenters14601, die alte Stärke der liberalen Partei, wackelig, siehe z. B. Birmingham. 4. Bei diesem fast absoluten Gleichgewicht der beiden bürgerlichen Parteien (heute auf 3300000 abgegebne Stimmen nur ca. 76000 gesamte Opposition Mehrheit gegen die Regierung) fangen die Arbeiter an zu entscheiden. Und nur in Arbeiterwahlen zeigte sich Enthusiasmus: K.Hardie, Burns, Wilson und andere. Ich hatte schon vor der Wahl gesagt8: Dies ist die letzte Wahl, die zwischen den zwei offiziellen Parteien vor sich geht, aber sie wird den Liberalen einen Denkzettel von dem geben, was sie das nächste Mal zu erwarten haben. Und das ist reichlich geschehn. Bei der nächsten Wahl wird die Arbeiterpartei schon ganz anders auftreten. Diese Wahl muß ihr Vertrauen in ihre Stärke einflößen. 5. Das neue Parlament ist ein Provisorium. Gladstone wird keine Majorität bekommen, die von den Irländern und Arbeitervertretern unabhängig ist, und so wird bald wieder aufgelöst. Um so besser. Apropos. Tussy will der „Nfeuen] Zfeit]" einen Artikel über die Wahlen schicken, der aber nur solche Interna enthalten und diskutieren wird, die nur hier und auch hier nicht jedem bekannt werden.'4511 Dies darf Dich also nicht abhalten, in die „N[eue] Z[eit]" von Deinem Standpunkt aus und über das allgemeine Resultat zu schreiben. Ihre Mitteilungen sind aber
8 siehe vorl. Band, S. 387/388
26 Marx/Engels, Werke, Bd. 38
spezielle Tatsachen, die Mogeleien der verschiednen Parteien betreffend, ganz was andres, als worüber Du schreiben kannst. Herzliche Grüße von Louise und mir an Euch beide. Dein F.E.
180
Engels an Paul Lafargue in Le Perreux
London, den 22. Juli 92
Mein lieber Lafargue, Hoffen wir, daß diesmal die Schlacht von Eylau nicht wie die erste a drawn battle1 wird14521 und das, was Herr Weinschenk Euch einschenkt, ein Wein sein wird, wie er sein soll. Ich fange an, den französischen Antisemit tismus zu verstehen, wenn ich sehe, wie diese Juden polnischen Ursprungs und mit deutschen Namen sich überall einschleichen, sich alles herausnehmen und sich überall vordrängen, bis sie die öffentliche Meinung der Stadt des Lichts2 bestimmen, auf die der simple Pariser so stolz ist und die er für die höchste Macht des Universums hält. Auf jeden Fall ist es ein Symptom, das man nicht außer acht lassen soll, wenn diese Herren bemerken, daß eine sozialistische Zeitung ein gutes Geschäft ist. Wir werden an der Börse notiert! Das ist ein Fortschritt, den man registrieren muß. Ich glaube, Millerand hat recht, wenn er Ihnen rät, 25000 oder noch besser 50000 Frs. auf Ihren Namen in einer guten Bank deponieren zu lassen. Das ist die einzige Garantie; aber sorgen Sie dafür, daß sie ohne irgendeine Bedingung von Seiten der Bank auf Ihren Namen hinterlegt werden. Sie müßte Ihnen einen formellen Brief übersenden, in dem sie erklärt, daß die Summe von ... auf Ihren Namen eingezahlt wurde und es Ihnen freisteht, nach Belieben darüber zu disponieren. Außerdem müßte Weinschenk Sie in dem Vertrag mit Ihnen und Guesde ermächtigen, im Falle eines Vertragsbruchs seinerseits diese Summe abzuheben. Denn sonst würde der zwischen ihm und Ihnen beiden geschlossene Privatvertrag die zu bildende Gesellschaft nicht verpflichten - wenigstens nicht, wenn diese ihn nicht ausdrücklich übernähme. Aber das sind juristische Feinheiten, und Millerand wird Sie zweifellos gut beraten. Was die Cholera betrifft, so wird sie mit großer Wahrscheinlichkeit auch zu uns gelangen; einstweilen vollendet sie die Sache des Friedens, die
1 eine unentschiedene Schlacht - 8 Paris
26*
mit der Hungersnot von 1891 in Rußland begonnen hat3. Was ich einfach nicht begreife, ist die Dummheit des französischen Bourgeois, der zu glauben scheint, daß Rußland eine Macht sei, die imstande wäre, für Frankreich alles und jedes zu tun. Wenn er auch nur den geringsten gesunden Menschenverstand hätte, müßte er sehen, daß die französische Allianz für Rußland in diesem Augenblick absolut unerläßlich ist und daß Rußland alles gewähren müßte, was Frankreich auch von ihm fordern würde. Aber den Russen gegenüber sind unsere offiziellen Politiker des Abendlandes unbegreiflich dumm. Frankreich hat in seiner Armee alles, was es an Garantien braucht. Ich habe den Artikel eines englischen Offiziers gelesen - nicht einer dieser Generale von altem Schlag, die wegen ihrer Unwissenheit befördert wurden, sondern ein Oberst, der seine Sache versteht und von der französischen Armee mit wirklichem Neid spricht - er beneidet sie, weil er weiß, daß die Vorzüge, die sie besitzt, in England wegen des grundlegenden Unterschieds in den Militärsystemen der beiden Länder unmöglich sind. Er sagt, daß die französische Armee - in den Regimentern, das heißt in der wesentlichen Formation - wahrhaft demokratisch ist, daß Offiziere und Mannschaften zum gleichen Zweck zusammenwirken und sich gegenseitig wohlgesinnt sind, daß alle Dienstgrade ihr Metier verstehen, daß sogar die Soldaten der Territorialarmee14531 besser sind, als man erwarten konnte, daß die tatsächliche Disziplin ausgezeichnet ist und auf dem guten Willen aller beruht, daß die militärische Ausbildung sich auf die im Kriegsfall wirklich notwendigen Dinge beschränkt und in diesem Rahmen völlig ausreichend ist und daß jede überflüssige Parade rigoros beiseite gelassen wird. Kurz, außer der besseren militärischen Ausbildung der Franzosen ist es die Beschreibung der nach 1807 unter Scharnhorst reorganisierten preußischen Armee, und das ist das größte Kompliment, das man der französischen Armee machen kann. Ich fange an zu glauben, daß sie Bataillon für Bataillon der deutschen Armee völlig gleichwertig, wenn nicht sogar überlegen ist. Die Überlegenheit der Deutschen besteht in der großen Zahl Reserveoffiziere; die Überlegenheit der Franzosen besteht in dem guten Einvernehmen der Mannschaften und ihrer Offiziere; bei uns werden die Leute schändlich mißhandelt. Sie haben recht, in der nächsten Woche gehe ich nach Ryde.14541 Louise wird am nächsten Sonntag nach Wien abreisen, ich werde wahrscheinlich am Mittwoch4 fahren. Sollten Sie mir also nach Dienstag schreiben, dann adressieren Sie bitte an The Firs, Brading Road, Ryde.
* siehe vorl. Band, S. 161,251 und 261 - 4 27. Juli
Ich Hoffe, daß Laura sich wohl fühlt, man hört kein Wort von ihr.14551 Da ich zu weit entfernt bin, um sie zu umarmen, tun Sie es für mich. Ihnen alles Gute, mein Herr Ewiger Jude'316'. F. Engels
Aus dem Französischen.
181
Engels an August Bebel in Berlin
London, 23. Juli 92
Lieber August, Mit Deinem gewöhnlichen Scharfblick hast Du richtig erraten, daß ich Dir mein Gegenwärtiges durch die Hexe zukommen lasse. Also vorerst meinen Dank für das k.k. Reichskursbuch und meine Versicherung, daß ich mich bestreben werde, meinen „neuen Kurs" nach Allerhöchstdemselbigen einzurichten. Einige der mysteriösen Zeichen und Wunder, die darin vorkommen, habe ich schon ergründet und hoffe, in den nächsten 14 Tagen damit vollständig auf den Grund zu geraten und infolgedessen nirgends festsitzen zu bleiben. Also meine Pläne sind wie folgt. Nächsten Mittwoch1 gehe ich zu Pumps nach Ryde[454!, wohin mir alle Briefe nachgeschickt werden. Bleibe dort bis gegen 10.-15. August, je nach Umständen. Ich erwarte nämlich noch einen Brief von Barmen2, wonach sich der Tag meiner Abreise richten wird. Nach Barmen gehe ich nicht, da hab' ich so viel Neffen und Nichten, daß ich mit den Anstandsvisiten allein in 14 Tagen nicht fertig würde. Aber nach Engelskirchen, wo meine Brüder abwechselnd Sommerfrischen, will ich auf ein paar Tage. Von da gegen 18. oder 19. nach Zürich, wo ich meiner Cousine, Frau Beust und Familie, einen Besuch, der seit Jahren zugesagt war, machen muß. Ich teile Dir meine Ankunft gleich mit und komme dann am 24. oder 25. nach St. Gallen; wenn Du mich abholst, um so besser. Dann packen wir auf nach Stuckert am Neckarstrande, holen Onkel Georg mit, und fort nach München und - womöglich durch die Alpen nach Wien usw. Das andre kann sie Dir mündlich erzählen (nämlich nicht Frau Beust, die das grammatische Subjekt, sondern die Hexe, die ja ohnehin ein sehr ungrammatisches Subjekt ist). Wie Tussy sagt, haben die Wahlen14271 hier im Ostend einen rasenden
1 27. Juli - 2 Vgl. vorl. Band, S. 399
Enthusiasmus hervorgerufen. Die Arbeiter haben endlich gesehn, daß sie was können, sobald sie nur wollen. Der liberale Zauber ist gebrochen, und auch in der „Workman's Times" wird von allen Ecken und Enden die Independent Labour Party1437' als das einzig Nötige proklamiert. Dem hartköpfigen John Bull imponiert eben nichts als Tatsachen, diese tun's aber auch sicher. Die Vollmariade beweist wieder, daß der Mann alle Fühlung mit der Partei verloren hat.'456' Es wird wohl in diesem oder dem nächsten Jahr zum Bruch mit ihm kommen müssen; er scheint die staatssozialistischen Schnurren der Partei mit Gewalt aufdrängen zu wollen. Da er aber ein abgefeimter Intrigant ist, und da ich in Kämpfen mit dieser Art Leuten allerlei Erfahrung habe - M[arx] und ich haben gegenüber dieser Sorte oft Böcke in der Taktik gemacht und entsprechendes Lehrgeld zahlen müssen -, so bin ich so frei, Dir hier einige Winke zu unterbreiten. Vor allen Dingen gehn diese Leute darauf hinaus, uns formell ins Unrecht zu setzen, und das muß man vermeiden. Sonst reiten sie auf diesem Nebenpunkt herum, um den Hauptpunkt, dessen Schwäche sie fühlen, zu verdunkeln. Also Vorsicht in den Ausdrücken, öffentlich wie privatim. Du siehst, wie geschickt der Kerl Deine Äußerung über L[ie]bk[necht] benutzt, um zwischen ihm, L[iebknecht], und Dir Krakeel zu erzeugen - er kennt ja doch ganz gut Eure gegenseitige Stellung! - und so Dich zwischen zwei Stühle zu setzen.'4571 Zweitens, da es für sie darauf ankommt, die Hauptfrage zu verdunkeln, muß man jeden Anlaß dazu vermeiden; alle Nebenpunkte, die sie aufrühren, so kurz und so schlagend wie möglich erledigen, damit sie ein für allemal aus der Welt kommen, selbst muß man aber jeden sich etwa bietenden Seitenweg oder Nebenpunkt soweit irgend möglich vermeiden, trotz aller Versuchung. Sonst wird das Feld der Debatte immer ausgedehnter, und der ursprüngliche Streitpunkt verschwindet immer mehr aus dem Gesichtsfeld. Und dann ist auch kein entscheidender Sieg mehr möglich, und das ist für den Klüngler schon ein hinreichender Erfolg und für uns wenigstens eine moralische Schlappe. Drittens folgt aus 1. und 2., daß gegen solche Leute die reine Defensive so lange die beste Taktik ist, bis sie sich selbst gehörig hineingeritten - dann kurzes erdrückendes Artilleriefeuer und entscheidender Bajonettangriff. Hier wie nirgends sonst heißt es seine Munition und seine Reserven sparen bis auf den letzten Moment. Jedesmal, wo wir uns von diesen Regeln im Kampf mit den Bakunisten, Proudhonisten, deutschen Professoren und sonstigem derartigen Gelichter
entfernt, haben wir dafür büßen müssen, und deshalb stelle ich sie Dir hiermit nochmals zur Verfügung. Also herzlichen Gruß auch an Frau Julie von Deinem General
Auf Wunsch von Siegel lege ich seinen letzten Brief bei.
182 Engels an Regina Bernstein in Zürich
London, 25. Juli 1892
Liebe Gine, Ihren und Edes Brief haben wir mit vieler Freude erhalten und gestern Tussy mitgeteilt. Das Schlößli scheint nach dem Bild ja ein ganz famoses Kastell zu sein, Gartenrestauration für ca. 500 Mann, und neben zwei Riesenpappeln einige mysteriöse Bäume, die wie verschämte Palmen aussehn, und drunten am Abhang die Reben, davon der sure Wi chömmt. Nun, an den gewöhnt man sich auch, und er ist immer noch besser als das Londoner Ale, und die Luft da oben muß ein gut Stück besser sein als die von Highgate, und es freut mich, daß sie Ede guttut und daß Sie hoffen dürfen, ihn mit nur noch unbewußt fungierenden Nerven wieder herzubringen. Hier geht's jetzt auch an die Sommerfrische. Louise ist gestern nachmittag nach Köln abgefahren und wird jetzt - 5 Uhr nachmittags - wohl schon in der allernächsten Nähe von Berlin sein. Ich werde übermorgen auf 14 Tage zu Pumps gehn14541 und dann, um die Zeit, wo Sie dort reisefertig machen, auch einmal wieder das teure Vaterland besuchen, ja, es ist nicht unmöglich, daß ich sogar kurz nach Ihrer Abreise mich nach Zürich hineinwage - doch dies ganz unter uns, ja, warum haben Sie das leidige Retourbillet genommen, das ist das größte Hindernis, daß wir nicht zusammen den See entlanggondeln. Sehr freut mich, daß Ihre Mama noch so rüstig die Berge hinaufklettert; wenn ich wirklich nach Berlin kommen sollte - ach, der Traum ist gar zu schön, als daß man an seine Verwirklichung glauben sollte -, dann sehe ich sie jedenfalls dort. Sagen Sie Ede, Louise wäre von der durch ihn über sie dreimal gesagten Massel und Broche1 so zermalmt gewesen, daß ich ihr hätte einen kräftigen Cognac mit auf die Reise geben müssen, um sich von dem Schreck zu erholen.
1 Glück und Segen
Was jetzt folgt, ist für Ede. Nämlich erstens, Tussys und Edwards Artikel wurde bereits vorigen Sonntag (gestern vor 8 Tagen) hier fertiggemacht und nach Stuckert expediert.14511 Zweitens ist der Erfolg der Wahlen14271 jetzt hier allgemein anerkannt: Die Sache liegt so, daß Gladstone, bei dem entschiednen Überwiegen des radikalen Flügels in seiner Partei, sein Kabinett sehr verjüngen muß, wenn es leben soll; daß er ferner die Home Rule Bill vom Oberhaus sofort verworfen bekommt; daß er aber, um, sicher des Erfolgs, auflösen zu können, gleichzeitig durchsetzen muß one man one vote2, rationelle Wählerlistenabfassung, die den Arbeitern das wirklich sichert, was ihnen 1867,und 1884 auf dem Papier im allgemeinen zugesagt, im einzelnen aber wieder genommen wurde14401, also Vermehrung der Arbeiterwählerschaft um I-1V2 Millionen - und vielleicht second ballot3; und daß er erst, nachdem dies durchgegangen, auflösen wird. Also famose Situation für uns. Viele Grüße an Ede und Sie selbst. Ihr General
3 ein Mann - eine Stimme - 3 zweiter Wahlgang
183
Engels an Pasquale Martignetti in Benevento
London, 25. Juli 1892
Lieber Freund, Auf Ihren Brief vom 13.5. habe ich nicht früher geantwortet, weil ich Ihnen mit dieser Antwort ein substantielles Zeichen meiner Teilnahme gleichzeitig übersenden wollte. Ich war aber damals selbst in Verlegenheit um Geld und bin erst heute in der Lage, Ihnen beiliegende Postanweisung auf drei Pfund Sterling einzusenden. Ich weiß nur zu gut, daß Ihr ganzes Leiden im Kampf um die Existenz seine Wurzel hat, und tut es mir nur leid, nicht mehr beitragen zu können, um Ihnen diesen Kampf zu erleichtern. Inzwischen freut es mich, aus Ihrem Brief vom 1.7. zu sehen, daß es Ihnen mit der Gesundheit besser geht und die Neurasthenie, die sich einzustellen drohte, nicht mehr zu fürchten ist. Ich hoffe, es bleibt bei dieser Besserung, so daß Sie bald wieder sich nach zahlender Beschäftigung umsehn können. Aveling werde ich morgen wegen dem „Students' Marx" fragen, er wird schwerlich etwas dagegen haben.11681 Daß wir hier bei den Wahlen14271 positive Triumphe gegen beide alte Parteien erfochten und auch da, wo wir unterlegen sind, den Liberalen unsre Macht gezeigt haben, werden Sie wissen. Die Bewegung greift mehr und mehr um sich, dank vor allem dem Achtstunden-DemonstrationsBeschluß des Pariser Kongresses1581. Der Erste Mai hat tausendmal mehr „fait merveille" als die Chassepots von Mentana14891, die längst zum alten Eisen geworfen sind. Mit aufrichtigen Grüßen der Ihrige F. Engels
184
Engels an Ludwig Schorlemmer in Darmstadt
London, 25. Juli 1892
Mein lieber Schorlemmer, Bitte, lassen wir doch den feierlichen „Herrn" in Zukunft weg. Ich freue mich, daß der Nachruf im „Vorwärts"1 Sie befriedigt hat, ich mußte ihn am Nachmittag vor dem Begräbnis in aller Eile und ohne alle Hülfsmittel abfassen, hätte ich bis zu meiner Rückkehr nach London warten können, so hätte ich etwas ausführlicher sein können. Aber in solchen Fällen muß man eben als reiner Journalist, d. h. rasch, arbeiten und sich mit dem Material begnügen, das man hat. Auch das englische sozialistische Blatt „Justice" hat einen Auszug aus meinem Nachruf gebracht.'4601 Dies Blatt ist Organ des Herrn Hyndman, persönlichen Leiters der Sozialdemokratischen Föderation1821, einer Gesellschaft, die im Prinzip marxistisch und in der Praxis antimarxistisch ist. Hyndman ist ein kleinlicher Intrigant, der auf die deutsche Partei mit unsäglichem Neid herabsieht, weil seine kleine Gesellschaft das nicht leisten kann, was unsre Leute spielend fertigbringen, und der deshalb sich mit allen Gegnern der deutschen Partei alliiert, so hier mit dem edlen Gilles, mit den französischen Possibilisten Broussischer Richtung'421 usw. Nun aber hat er für 8 Wochen die Redaktion des Blatts an Bax abgetreten gehabt; Bax ist ein talentvoller und auch sonst ordentlicher Kerl, der vollkommen deutsch spricht und oft zu mir und Avelings kommt; ihn wollte Hyndman damit fangen, aber es scheint, Bax hat sich überzeugt, daß dort nichts für ihn zu holen ist - jedenfalls hat er in der letzten von ihm redigierten Nr. die Notiz gebracht, er kannte Carl2 sehr gut, hatte ihn oft hier bei mir und sonst getroffen. - Will suchen, Ihnen die Nr. zu schicken. Nun muß ich Ihnen aber auch etwas Geschäftsmäßiges wegen der Erbschaft sagen, da Sie dies schwerlich von Manchester so bald erfahren werden.
1 Friedrich Engels: „Carl Schorlemmer" - 3 Carl Schorlemmer
Nach hiesigem Gesetz wird jedes Testament im Erbschaftsgericht deponiert, wo jedermann es gegen eine Gebühr von einem Schilling = IM. einsehn kann. Ehe es aber dorthin kommt, muß es vom Erbschaftsgericht gebilligt und die Erbschaftssteuer abgezogen und bezahlt werden, die in Ihrem Fall 1 % oder 3% vom Bruttovermögen betragen wird, genau weiß ich es nicht. Die Exekutoren müssen die von ihnen deklarierte Wertsumme der Erbschaft beschwören, und überhaupt ist die Sache derart, daß sie von einem Advokaten von Anfang bis zu Ende besorgt werden muß, will man nicht elend hereinfallen. Sie werden also wohl noch einige Geduld haben müssen und ebenfalls auf Kosten zu rechnen haben, die nach deutschen Begriffen sehr hoch sind. Das ist aber nicht zu vermeiden. Die hinterlassenen Bücher etc. werden beim Verkauf wenig ergeben. Die Hauptpunkte der Hinterlassenschaft sind das in der Bank deponierte Geld und die literarischen Eigentumsrechte. Ersteres wird ungefähr 1800 Pfund betragen haben, davon gehn Begräbniskosten, kleine laufende Schulden, Erbschaftssteuer, Gerichtsund Advokatenkosten usw. ab, das mag zusammen 200 bis 250 Pfund betragen, ich kann das hier nicht so übersehn, aber ich glaube doch, daß Sie auf einen Nettoertrag von mindestens 1500 £ = 30000 Mark rechnen dürfen. Das literarische Eigentum an den Büchern hat bei chemischen Schriften nur einen sehr kurzlebigen Wert. Die Wissenschaft schreitet so rasch voran, daß die Sachen in 1-2 Jahren veralten, wenn sie nicht immer neu durchgesehn werden. Da ist denn der Tod eines bedeutenden Chemikers immer die Gelegenheit für jüngere Leute von verschiednem Wert, die Besorgung der neuen Ausgaben und damit auch den Hauptprofit zu übernehmen. So wird's auch hier gehn. Die Exekutoren ziehn mich bei ihren Verhandlungen zu Rat und ebenso Gumpert, so daß sicher nichts Voreiliges geschieht. Ich habe sie außerdem in ihrer Ansicht bestärkt, nichts Entscheidendes in dieser Beziehung ohne die Zustimmung der Familie zu tun. Es ist dies nicht nur ihre Schuldigkeit, sondern auch ein vortreffliches Druckmittel auf die Gegenpartei. Diese, Verleger sowie Mitarbeiter k la Roscoe, sind pressiert, zum Abschluß zu kommen, die Exekutoren dagegen haben Zeit und können deshalb jene an sich herankommen und durch etwaige neue Konzessionen den raschen Abschluß erkaufen lassen. Also, auch hier wird es in Ihrem eignen Interesse sein, nicht auf raschen Abschluß zu drängen. Von Gumpert höre ich, daß Sie ihm geschrieben, es ginge Ihrem Mütterchen nicht gut, und sie habe sich auch zu Bette gelegt. Ich hoffe das
Beste, aber sie ist sehr alt, und der Schlag, der sie mit Carls Tod getroffen hat, war sehr, sehr hart! Aber trotz alledem hoffe ich, Sie werden mir bald beßre Nachricht geben können. Aufrichtigst der Ihrige F. Engels
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Engels an Laura Lafargue in Le Perreux
London, 26. Juli 92
Meine liebe Laura, In dieser Minute, 9 Uhr 45 abends, erhalte ich Sonnenscheins Abrechnung; sie beträgt £ 5.9.2. Davon gehen 3/5 an Möhrs Erben, das sind £ 1.1.10 für jeden, worüber ein Scheck beiliegt. Von Tussy erfahre ich, daß Du Dich jetzt sehr unpäßlich fühlst. Ich hoffe, daß Du bald genesen wirst! Morgen fahre ich auf vierzehn Tage nach Ryde,[4541 Meine Adresse lautet: F. E. The Firs, Brading Road, Ryde.
, Louise ist Sonntag1 nach Österreich gefahren.
Immer Dem F. Engels .
Aus dem Englischen.
186
Engels an Ludwig Schorlemmer in Darmstadt
The Firs, Brading Road Ryde, Insel Wight, 28. Juli 92
Mein lieber Schorlemmer, Ich hätte doch kaum erwartet, daß meine Befürchtungen wegen Ihrer Mutter so rasch sich erfüllt hätten. Aber der Schlag, den Carls1 Tod ihr versetzte, war doch zu schwer für die alte, schon geschwächte und kränkliche Frau; und andrerseits war sie doch auch noch geistig zu kräftig, als daß man ihr die Nachricht hätte verheimlichen können. So zieht ein Familienunglück das andre nach sich, hoffen wir nur, daß dies das letzte ist. Ich kann den Verlust so recht mit Ihnen fühlen, ich habe vor 18 Jahren auch meine 77jährige Mutter verloren, und ich weiß, welch eigentümliches Band unter den Gliedern einer zahlreichen Familie das Mutterhaus ist und wie unersetzlich es ist, auch bei der größten Einigkeit unter den Kindern. Das Mutterhaus hält eben die ganze jüngere Generation noch zusammen als eine große Familie, stirbt die Mutter, so fühlen sich eben die einzelnen jüngeren Familien weit selbständiger und sondern sich unwillkürlich mehr voneinander ab. Es ist das der natürliche Lauf der Dinge, aber darum nicht minder eine eingreifende Veränderung, und das machte in meinem wie in Ihrem Fall, wo die Mutter den Vater um viele Jahre überlebt hatte, den Verlust auch der Mutter doppelt schmerzhaft. Bitte versichern Sie auch Ihre Brüder und deren Familien meiner aufrichtigen Teilnahme. Ihnen selbst wünsche ich eine recht baldige und gründliche Besserung Ihrer Tochter. Ich bin seit gestern hier bei meiner Nichte auf ca. 10 Tage14641; sie hat ja Ihre Mutter auch gekannt und will noch ein paar Zeilen dazu schreiben.
Aufrichtigst Ihr F. Engels
1 Carl Schorlemmer
[Nachschrift von Mary Ellen Rosher] Ich kann diesen Brief meines Onkels nicht ahgehn lassen, ohne Ihnen und Ihrer ganzen Familie meine aufrichtige Teilnahme bei dem Tod Ihrer lieben Mutter auszusprechen. Sein Sie alle herzlich gegrüßet von Ihrer Ellen Rosher
21 Man/Enge!>. Werke, Bd.38
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Engels an Hermann Engels in Barmen
The Firs, Brading Road Ryde, Isle of Wight, 28. Juli 92
Lieber Hermann, Besten Dank für Deine Briefe; es tut mir leid, daß meine Pläne sich mit den Eurigen etwas kreuzten, ich war aber wegen anderweitiger Abmachungen mehr oder weniger an ein fixes Datum gebunden und konnte auch daran nicht gut rütteln, ehe ich nicht von Dir positiven Bescheid erhalten. Jetzt ist alles in Ordnung, ich werde am 12. (wahrscheinlich mit dem ersten Zug von Köln) eintreffen, falls ich nicht Gegenteiliges melde, und jedenfalls von Köln telegraphieren. Seit gestern bin ich hier und denke bis zum 9. oder doch 8. Aug. hier zu bleiben.'4541 Es ist prachtvolles Wetter, wolkenlos, 16-17° Reaumur, frischer Ostwind, vor dem Fenster Blumen und schöne Bäume, wunderbare Luft, kaum ein Kilometer von der See und doch fast 200 Fuß höher, unter Hügeln und Büschen. Also bis nächstens! Einstweilen herzliche Grüße an Emma und die Kinder. Dein alter Friedrich
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Engels an August Bebel in Berlin
The Firs, Brading Road, Ryde England, 8. Aug. 92
Lieber August, Deine Karte heut morgen erhalten. Lieber Junge, es ist alles zu Wasser geworden, wer nicht kommen kann, das bin ich! Die alte Geschichte, die mich zwingt, eine komplizierte Bandage zu tragen, und die ich Dir des näheren beschrieben, ist nach fünfjähriger Ruhe wieder in Tätigkeit getreten und legt mich plötzlich komplett lahm. Ich merkte schon so etwas davon um die Zeit Deiner Anwesenheit'4011, es war aber so unbedeutend, daß ich nicht darauf achtete und dachte, es würde sich, wie schon oft, von selbst und schließlich hier in der Seeluft wieder legen. Am Samstag1 ging ich ca. l3/4 Kilometer, ruhte etwa V2 Stunde und ging dann zurück - in allem nur 3V2 km - und fand bis Abend aus, daß die Krisis eingetreten war und ich, statt nach Deutschland zu reisen, mich hier 4 Wochen lang durch Ruhe und Enthaltung von Alkohol wieder auf den Damm bringen muß. Wenn ich jetzt nur eine 1000Schritt ginge, wäre ich für 8-10Tage ans Sofa gebannt. So also werden die schönsten Pläne zu Wasser! Ich kann keine andre Ursache ausfinden als die, daß ich seit vorigem Herbst dem Alkohol mit größerer Freiheit zugesprochen habe als seit längeren Jahren und daß die Häufung der Wirkung davon endlich dies Resultat zustande gebracht. Wenigstens kann ich mir die Sache nicht anders erklären, zumal da Enthaltung vom Alkohol während der Zeit, wo entzündliche lokale Symptome bemerklich, Bedingung der Kur ist. Wird sich Dein Schwiegersohn2 freuen! aber die Folgerungen, die er vielleicht zieht, mache ich nicht mit. Jedenfalls bin ich total unfähig, die geplante Reise in diesem Zustand zu machen. Ich käme höchstens bis Engelskirchen zu meinen Brüdern, sicher aber nicht bis Zürich, und da kann ich mir nur bei all dem Pech gratulieren, daß ich nicht erst auf der Reise davon befallen und in der
1 6. August — 2 Ferdinand Simon
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Fremde krumm- und lahmgelegt worden bin. So kann ich mich hier wenigstens bei Pumps pflegen und denke, in 4 Wochen wieder ziemlich mobil zu sein. Die Geschichte hat außer ihrer Langweiligkeit weiter nichts auf sich, ich habe sie schon 3-4mal durchgemacht und kenne die Behandlung um so besser, als ich sie selbst durch Erfahrung herausgefunden habe, da die Herren Ärzte über den Fall, mit einer Ausnahme, und der ist tot, alle arg im dunkeln waren. Ich habe gestern gleich an Louise geschrieben und ihr gesagt, sie solle sich in ihren Plänen absolut nicht stören lassen und ihre Abwesenheit um keinen Preis auch nur um einen Tag verkürzen.'521 Es ist aber sehr möglich, daß Du wie sie jetzt andre Arrangements vorzieht, und darüber müßt Ihr dann weiter korrespondieren. Deiner Frau und Tochter sage, daß es mir doppelt leid tut, auf diese Weise um die Freude gebracht zu sein, sie persönlich kennenzulernen wie auch Deinen Schwiegersohn. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben, und die bittre Erfahrung dieses Jahrs wird mich klüger machen nächstes Jahr, wo ich hoffentlich noch lebe und wieder flott auf den Beinen bin. Und dann führen wir dieselbe oder eine noch bessere Reise aus. Bis Ende August Adresse wie am Kopf des Briefs. Roshers Name nicht nötig, ohne die Adr. The Firs, Brading Road, erleidet der Brief Verzögerung. Also herzliche Grüße an Euch alle, und trinkt ein Glas auf meine Besserung. Da ich jetzt an seiner Statt Enthaltung treibe, wird sich Dr.Simon wohl auch einen Schluck einmal erlauben dürfen!
Dein alter F. Engels
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Engels an Hermann Engels in Engelskirchen
THe Firs, Brading Road Ryde, 8. Aug. 1892
Lieber Hermann, Meine Reise, nach all den Vorbereitungen und der Korrespondenz, ist schließlich zu Wasser geworden. Mein altes, ursprünglich bei einem Sturz mit dem Pferd beim Fuchsjagen kontrahiertes, vor 10 Jahren unangenehm gewordnes, seit 5 Jahren eingeschlummertes Leistenleiden ist plötzlich wieder lebendig geworden, und die Bandagen wollen nicht mehr helfen, ein Gang von etwa 2 englischen Meilen = 3 Kilometer am Samstag1 hat mich zu fernerem Gehen fast unfähig gemacht. Ich kenne die Geschichte, ich muß 4 Wochen absolute Ruhe und Enthaltsamkeit von Bier und Wein haben, und dann ist alles in Ordnung, aber von Reisen ist keine Rede. Ich schrieb gestern an Rudolf nach Barmen1521, falls Du noch da sein solltest, heute diese paar Zeilen nach Engelskirchen. Es tut mir ungeheuer leid, daß es so gekommen. Aber es ist mal nicht anders, ich muß mich drin finden. Also bleibe ich hier (Adr. umstehend) bis Ende August.14641 , Postschluß. Herzliche Grüße an Euch alle. In Eile Dein Friedrich
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Engels an Karl Kautsky in Stuttgart
The Firs, Brading Road Ryde, 12. Aug. 92
Lieber Baron, Hierbei die Korrektur mit Dank zurück.14611 August wird Euch schon wohl mitgeteilt haben, daß meine Reise zu Euch ins Wasser gefallen ist. Die Folgen der alten Geschichte, wegen der ich vor 9 Jahren im Bett lag, als Du mich an meinem Geburtstag besuchtest, haben sich wieder einmal, und recht zur Unzeit, geltend gemacht, und so muß ich hier auf dem Sofa liegen, statt mit Euch zu kneipen. Glücklicherweise habe ich hier gute Seeluft - das Haus liegt ganz auf dem Lande, hoch, und im Anblick der See -, und das wird mit Ruhe und Enthaltsamkeit vom Alkohol mir wohl in 3-4 Wochen wieder Beine machen. Schad ist's aber grade jetzt. Nun, aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Dank für DeinBuch[3081 - leider habe ich in der Unruhe der letzten Tage noch nicht dazu kommen können, es zu lesen. Schade, daß die Stellen über die Social Democratic,Federation'621 und die Fabians1281 sowie über Taylors Kandidatur in Tussys Artikel nicht hineinkamen.14621 Ich habe sie nachträglich im Ms. gelesen, sie sind eine fast notwendige Vervollständigung des Bildes der Wahl. Das komplette Zusammenklappen der Social Democratic Federation, sowie es zur wirklichen Probe kam, war bezeichnend für die jahrelangen Renommagen dieser „einzigen" sozialdemokratischen Organisation und alleinseligmachenden Kirche. Ich weiß nicht, ob Du in Zürich Bax gesehn hast, aber Bax ist über die Social Democratic Federation eine sehr schlechte Autorität. Er war 6 Wochen lang Redakteur von „Justice", beseitigte alle die vielen Unanständigkeiten, war aber absolut außerstande (denn sonst hätte er's wohl getan), dem Blatt einen andern als den Sektencharakter aufzudrücken. Die Social Democratic Federation ist eben eine reine Sekte. Sie hat den Marxismus zu einem Dogma verknöchert, und indem sie jede Arbeiterbewegung zurückstößt, die nicht orthodox marxistisch ist (und noch dazu marxistisch mit viel Mißverstand), also grade das Gegenteil der im
„Manifest" empfohlnen Politik treibt1, macht sie es sich unmöglich, je etwas andres zu werden als eine Sekte. Bax hat aus vielen Gründen wieder Fühlung mit den Leuten genommen, aber wenn sie sich nicht ändern, wird es wohl nicht lange dauern, bis er findet, daß sie ihn politisch und pekuniär ausbeuten wollen und daß er keine Verantwortlichkeit für sie übernehmen kann. Aber das muß er eben in eigner Person durchmachen; einstweilen hat er sich so weit hineingeritten, daß er teilweise sie in Schutz nehmen muß. Übrigens ist Bax außer aller Fühlung mit den Arbeitern selbst. Die Fabians sind ein wirkliches Hindernis geworden: Schwanz der großen Liberalen Partei unter dem Vorwand, dieser ihre Kandidaten aufzwingen zu wollen. Das kann eine Zeitlang beim County Council14261 gelingen, wo man possibilistische Munizipalreformprogramme14631 machen kann, aber auch da gelingt der fromme Betrug nur so lange, bis die Bourgeois dahinterkommen. Bei Parlamentswahlen hört das auf; da geben die Liberalen den Fabians, wie allen andern sog. Arbeiterkandidaten, nur hoffnungslose Wahlkreise. Will man den Liberalen Arbeiterkandidaten aufzwingen, so muß man es machen wie Burns und K. Hardie, indem man ihnen die Degenspitze auf die Brust setzt, nicht aber, indem man ihnen, wie die Fabians, unter falschen Vorwänden in den Hintern kriecht. Glücklicherweise ist der Ruf: independent labour party2 jetzt schon so laut und allgemein, daß auch die sanfte Verführung fabischer Schmeichelei und fabischen Geldes schon überwunden werden wird. Burgess, der Mann der „Workman's Times", will ja jetzt selbst eine Independent Labour Party gründen - ein neuer Konkurrent jener beiden! Bfurgess] ist ein eitler, ehrsüchtiger Bursche, soweit sehr unzuverlässig, ob und wieweit er sich noch macht, ist abzuwarten. Jedenfalls ist seine jetzige Aktion ein Symptom, wie es steht. Eine sehr gute Nachricht: Die Fabrikarbeiter des Nordens waren so stolz auf ihre alte Ten Hours Bill3, daß sie die Hauptopponenten des 8-StundenTags waren (vgl. Newcastle-Trades-Union-Kongreß1222'). Dies ändert sich, die Massen gehn allmählich zu den 8 Stunden über, die Führer fangen an, mit den 10 Stunden allein zu stehn. Dies wird sich wohl schon einigermaßen auf dem diesjährigen Trades-Union-Kongreß zeigen.14641 Avelings sind nach Norwegen. Grade vor ihrer Abreise erhielt Tussy einen Brief von Greulich, wonach dieser sie im Namen des Züricher internationalen Kongreßkomitees auffordert, ihnen einen englischen Entwurf
1 Vgl. Band 4 unserer Ausgabe, S. 492- 493 - 2 unabhängige Arbeiterpartei - 3 Zehnstundenbill
zur Einladung an den englischen Trades-Union-Kongreß auszuarbeiten und ihre sonstigen Sachen ins Englische zu übersetzen. Die Klüngeleien des Herrn Seidel, der die verdammten Marxisten dabei auf die Seite schieben wollte (was nur mit der Installation des Herrn Adolphe Smith Headingley endigen konnte), scheinen also glücklich untergekriegt. Pumps und Percy lassen bestens grüßen. Dein F. E.
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Engels an August Bebel in Berlin
The Firs, Brading Road Ryde, 14. Aug. 92
Lieber August, Dein Wunsch, ich möge Anfang Sept. wieder soweit auf dem Damm sein, um wenigstens noch nach Berlin kommen zu können, ist auch der meinige. Bin ich soweit, so rutsche ich unbedingt nach Berlin, und zwar in einer Tour, da bis dahin die Engelskircher nach allen Windrichtungen verflogen sein werden. Die Frage ist nur: wird's gehn? Und darüber kann ich Dir heute noch absolut keine Auskunft geben. Aus Erfahrung weiß ich, daß in solchen Fällen 3-4 Wochen Ruhe unbedingt nötig sind zur Herstellung der Mobilität und daß der geringste verfrühte Versuch oder das geringste Übermaß von Bewegung hinreicht, mich um 8-14 Tage zurückzuwerfen. Ob aber der Versuch verfrüht oder das Maß der Bewegung zu groß, das merkt man leider erst, wenn's zu spät ist. Dazu kommt, daß ich doch auch 5-6 Jahre älter bin seit dem letzten Anfall und daß ich allerdings in diesem letzten Jahr mehr Alkohol durch mein Inneres habe passieren lassen als sonst in drei. Ich darf mich also auf eine etwas langsamere Kur schon gefaßt machen, selbst wenn die entzündlichen Erscheinungen keine organischen Veränderungen in Gestalt von Verlötungen oder Ablösungen oder Verdickungen hinterlassen haben. Jedenfalls werde ich erst in den allerletzten Tagen an mir selber erfahren, wie es steht. Du mußt mich also gut unterrichtet halten in bezug auf Adressen, wo meine Briefe, und im Notfall Telegramme, Dich treffen, speziell in Wien, und wie lange Du dableibst, damit nicht Louise nach London fährt zur selben Zeit, wo ich nach Berlin. Ich war vorigen Montag1 und Dienstag in London und sah Avelings und brachte mein Haus in Ordnung. Die Kur wurde so bis Mittwoch unter
brochen. Jetzt liege ich total still und. spüre natürlich die entsprechende Besserung. In 8 Tagen hoffe ich mir wenigstens einige Bewegung ungestraft erlauben zu können. Bulletins sollst Du erhalten, sobald etwas zu berichten. Natürlich muß ich jetzt wieder „Mäßigkeit und Mäßigung" treiben in Beziehung auf Alkohol. Ich habe mich auch gewundert, daß ich das Zeug noch so gut vertrug, und das machte mich üppig. Nun, wir wollen hoffen, daß die Folgen nicht zu lange anhalten. Ich muß wieder auf mein voriges Prinzip kommen, von Zeit zu Zeit 14 Tage bis vier Wochen Abstinenz. Übrigens kostet mich die Abstinenz vom Trinken ebensowenig wie die vom Rauchen ein großes Opfer, sobald ich einen Grund dazu habe, sie zu betreiben. Von Louise habe ich, seit ich ihr heut vor 8 Tagen schrieb'52 noch keine Antwort. Die Postwirtschaft hier am Sonntag ist miserabel. Eine gute Nachricht. Des Herrn Seidel Intrigen, die verfluchten Marxisten vom Einfluß auf die Vorbereitung des Züricher Kongresses14651 auszuschließen, scheinen definitiv gescheitert. Greulich hat im Namen des Züricher Komitees an Tussy geschrieben mit der Aufforderung, ihnen ein Einladungsschreiben an den englischen Trades-Union-Kongreß14641 aufzusetzen und auch ihre englischen Übersetzungen zu besorgen. Der Brief kam an, grade wie Avelings nach Norwegen abreisten, und Tussy hat die Einladung natürlich sofort aufgesetzt und sich dem Komitee überhaupt zur Verfügung gestellt; mir schickte sie G[reulich]s Brief schon vom Dampfschiff aus. Eine zweite. Die schlechte Geschäftszeit und die Drohung der Fabrikanten mit einer 10%-Lohnherabsetzung hat die Lancashire-Baumwollarbeiter urplötzlich von der Schwärmerei für die 10 Stunden kuriert und ihnen die Annehmlichkeiten des 8-Stunden-Tags plausibel gemacht. Sogar die Führer sollen schon umgesattelt haben. Das ist der Sieg des 8-StundenTags in England. Der Widerstand der für 10 Stunden geschützten Fabrikarbeiter war das große Schlachtroß der Bourgeois. Das wird mit dem Kongreß im Sept. fallen. Die beiliegenden Stellen in Avelings Artikel in der ,,N[euen] Z[eit]" hat K. K[autsky] nicht genommen.14621 Er schreibt mir, es habe aus technischen Gründen geschehn müssen; das mag sein, aber es mag auch etwas von Edes komischem Respekt vor den Fabians1281 und von Bax' (der in Zürich ist) Interesse an der Social Democratic Federation1621 dabei sein. Jedenfalls werden Dich die Stellen interessieren, sie gehören notwendig zum Gesamtbild.
Folgende Fragen könntest Du in den „Vorwärts" setzen lassen: 1. Ist es wahr, daß die Londoner „Unabhängigen", d.h. die aus dem Kommunistischen Arbeiterbildungsverein12801 Herausgeworfnen einen Klub gegründet und dazu die Gralton Hall, ein großes Gebäude bei Fitzroy Square gemietet haben? 2. Daß für die Aufbringung der dazu nötigen bedeutenden Geldsumme Herr Baginski, der höchstens 3 Pfund die Woche verdient, 500 Pfd. St. = 10000 Mark gezahlt hat? 3. Daß Herr Hochgürtel, ebenfalls Arbeiter, fernere 500 Pfd. gezahlt hat; daß er, auf die^ Frage, woher er das Geld habe, die wunderbare Antwort gegeben: Er sei von seiner Frau geschieden und habe somit ihr Geld erhalten? 4. Daß der Brauer, der dem Klub das Bier liefert, fernere 1200 Pfd. vorgeschossen hat? , 5. Wenn dies alles wahr, woher stammt dies Geld, und wer hat dem Brauer die Sicherheit gestellt, ohne die niemand so dumm ist, eine solche Summe vorzuschießen? Herzliche Grüße an Deine Frau und Kinder. Dein F.E. Roshers grüßen bestens.
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Engels an Regina Bernstein in Zürich
The Firs, Brading Road, Ryde, England (dies genügt) 15. Aug. 92
Liebe Gine, Es hat mir und uns allen hier sehr leid getan, daß Sie in Ihrer Sommerfrische so fatal gestört worden sind, doch hoffen wir alle, daß jetzt alle Gefahr vorüber ist, da ich sonst doch wohl von Ihnen gehört hätte. Leider sind auch bei mir die Reisepläne total verdorben worden; grade als ich mich fertigmachen wollte, stellten sich unverkennbare Symptome ein, eines alten Leidens, das ich seit fünf Jahren gebändigt glaubte, und die mir jede Bewegung für mindestens 14 Tage, vielleicht 4 Wochen, unmöglich machten. So muß ich denn hier in Ryde hocken1454'; ich mußte zuerst auf ein paar Tage nach London, dort alles ordnen, und kam dadurch wie durch die vielen Schreibereien, die aus dieser „Wendung durch Gottes Fügung" folgten, so in Unordnung, daß ich Ihnen erst heute schreiben kann. Daß Ernst1 durch den Typhus sehr heruntergekommen ist, glaub' ich gern. Lassen Sie ihm nur ja die Zeit, sich vollauf zu erholen, ehe er sich wieder in der Schule anstrengt. Doch Sie haben ja so viel Ärzte rechts und links und in der Familie, daß ich darüber besser den Mund halte. Hier haben wir prächtiges Wetter, seit ich hier bin, ich kann fast den ganzen Tag, noch bis 6-7 Uhr meistens, im Garten im Lehnstuhl sitzen, nur 2 Regentage seit fast 3 Wochen. Hoffen wir, daß es dauert, frische Luft ist neben Ruhe mein bestes Heilmittel. Ich freue mich, daß Ede noch eine Tour ins Hochgebirg machen
erholen, nachdem Ihnen diese schweren Tage und Nächte einen so heillosen Strich durch die Ferienruhe gemacht haben. Hier ist alles sonst wohl, d.h. Pumps soweit es die „Umstände" erlauben, das Ereignis wird im Oktober erwartet, die Kinder sind viel gesünder als in London. Die Familie ist sehr zahlreich: 2 Hunde, 3 Katzen, ein Kanarienfink, ein Kaninchen, zwei Meerschweinchen, ein Hahn und 14 Hühner. Viele Grüße von Roshers und besonders von mir selbst an Sie und Ede und Ernst! Ihr alter General
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Engels an Victor Adler in Lunz
The Firs, Brading Road, Ryde, England 19. Aug. 1892
Lieber Victor, Das kommt vom Üb ermut. Statt mit Dir und den Deinen in Lunz oder Wien herumzubummeln, muß ich hier in Ryde elendiglich meinen, wie Heine sagt, „nicht mehr ganz gesunden" Körper pflegen, darf nicht gehn, nicht trinken, aber wohl mich langweilen. Ich hatte mich so sehr darauf gefreut, Wien einmal zu sehen und mit Dir zusammen zu sein und all die Leute und namentlich Deine Frau und Kinder persönlich kennenzulernen, und da kommt diese verdammte Geschichte. Ich hatte nebenbei noch die Absicht, über diesen etwas dunklen Fall einmal einen Wiener oder - respektive und - einen Berliner Arzt zu Rate zu ziehen und Dich dabei zu fragen, nachdem ich Dir den Kasus vorgelegt, welchen Spezialisten Du mir empfählst. Hier nämlich sind so viele medizinische Fakultäten wie Hospitäler, und die Hausärzte empfehlen immer nur Leute von dem Hospital, woran sie selbst studiert; das hat sein Gutes, weil sie die Leute am besten kennen, verengert aber den Kreis der möglichen Ratgeber ganz enorm und reduziert das ärztliche London auf die Dimensionen einer kleinen deutschen Universitätsstadt. So daß ich durch diese plötzliche Rekrudeszenz1 also auch noch positiven Schaden erleide. Nun, eins tröstet mich, aufgeschoben ist nicht aufgehoben, und was dies Jahr fehlgegangen, gelingt hoffentlich im nächsten Jahr, Jedenfalls hab' ich diesmal eine Lektion erhalten, die ich mir so bald nicht wieder zuziehen werde. Um meine ganze Sommerreise - und was für eine! - geprellt zu werden, ist bitter genug, und ich werde es im Winter noch genug nachspüren, denn ich weiß nur zu gut, daß die kleine Luftveränderung von London nach Ryde auf meinen alten Kadaver lange nicht die Wirkung hat wie eine Reise nach dem Kontinent und besonders in die Alpen. So wohl
1 Rückfall
wie ich nach der amerikanischen13671, dann der norwegischen14671 und voriges Jahr nach der schottisch-irischen Reise12101 war, werd' ich dieses Jahr nicht sein. Aber wir werden's hoffentlich überstehen, und dann wird die Sache im nächsten Jahr doch gemacht. Denn nach Wien muß ich und wo möglich auch in die österreichischen Alpen, die Schweizer Alpen herbergen viel zuviel Schweizer und sind schon viel zu sehr in eine Ausstellung verwandelt, da sind mir dem Anzengruber seine Bauern doch lieber. Und dann treff' ich hoffentlich auch Dich und Deine Frau in vollkommener Gesundheit und bin selbst wieder imstand, in den Bergen herumzuklettern. Also auf nächstes Jahr! Ich treibe hier Urchristentum, lese Renan und die Bibel, Renan ist schauerlich flach, hat aber als Weltmann einen weiteren Blick als die deutschen Schultheologen.14681 Sonst ist sein Buch ein Roman, und es gilt von ihm, was er von Philostratus sagt: Man könne ihn benutzen als Geschichtsquelle, wie man etwa die Romane von Alexandre Dumas pere über die Frondezeit14691 benutzen würde. Im einzelnen hab' ich ihn auf schauerlichen Schnitzern ertappt. Dabei schreibt er die Deutschen aus mit einer grenzenlosen Unverschämtheit. Louise wird Dir mitgeteilt haben, was ich ihr vorgestern über die Baumwollarbeiter in Lancashire und ihren Umschwung zum Achtstundentag schrieb.14701 Das geht jeden Tag so fort. Gestern sind wieder Delegiertenversammlungen ganzer Distrikte einstimmig für 48 Stunden die Woche gewesen und Abstimmungen in anderen Distrikten, alle mit Majorität dafür, meistens zwei Drittel. Das bricht dem letzten Widerstand in der Arbeiterklasse das Rückgrat. Die Russen haben Pech. Erst die Hungersnot, die sich dies Jahr wiederholen wird, wenn auch in mehr chronischer Form, dann die Cholera. Und jetzt, wo ihr Freund Gladstone hier ans Ruder kommt, muß er Rosebery zum auswärtigen Minister nehmen, der von der Gladstoneschen Russophilie nichts wissen will. August will, ich soll wo möglich doch noch nach Berlin kommen. Ja, das tat* ich gern, aber wird's gehen? Seit zehn Tagen bin ich keine zehn Schritt vors Gartentor gegangen und weiß noch nicht, ob ich wirklich auf der Besserung bin. Denn der Kasus ist so, daß, wenn ich auch nur eine Kleinigkeit zu früh oder zu viel mich bewege, kann ich wieder von vorne anfangen. Und in spätestens zehn bis vierzehn Tagen muß ich mich entscheiden nun, wir werden sehen. Also grüß alle Freunde, grüß vor allem Deine Frau und Kinder und sag ihnen, wie leid es mir tut, daß ich dies Jahr nicht habe kommen können.
Nächstes Jahr denk' ich's aber gutzumachen. Und laß Dich selbst herzlich grüßen von Deinem alten lahmen F.E. Ich bleibe hier jedenfalls bis 31. ds.14641
Nach: Victor Adler, „Aufsätze, Reden und Briefe", Heft 1, Wien 1922.
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Engels an August Bebel in St. Gallen
Ryde, 20. Aug. 92
Lieber August, Deinen Brief vom 17. heut morgen erhalten. Ich schreibe Dir gleich, weil sonst der morgige englische Sonntag es unsicher macht, ob diese Zeilen Dich noch in St. Gallen treffen. Ich möchte Dich nämlich bitten, bei K. K[autsky] wegen Ede vorsichtig zu sein. Ede ist jetzt entschieden auf der Besserung, wie sein Artikel in der „Nfeuen] Zfeit]" beweist14861, und das dürfen wir nicht stören. K. K[autsky] ist in seiner Freundschaft für Ede kein Muster von Diskretion, und wenn Ede durch Briefe von ihm auf die Idee kommen sollte, wir machinierten im stillen, um seiner F^bianschwärmerei1281 entgegenzuwirken, so könnte das ihn wieder arg zurückwerfen. Neurastheniker sind argwöhnisch, und ich bin der Ansicht, daß der Lassalleärger1 nicht nur das erste Symptom seiner Krankheit, sondern entschieden auch der Anlaß zu ihrem Ausbruch war. Wir müssen also eine zweite Auflage verhindern. Auch die Überschätzung der Fabians halte ich für seiner Krankheit geschuldet und vermute, daß sie sich legen wird, wenn man nicht auf dem Thema herumreitet. Gestern endlich ein Brief von der Hexe, sie ist knurrig darüber, daß ich nicht gekommen bin; ja, was kann ich dafür? und was würde sie sagen, wenn ich in Engelskirchen oder Zürich krummgelegt worden wäre, was bombenfest stand, wäre ich abgereist, und zwar krummgelegt ganz anders wie hier, wo ich die Sache noch rechtzeitig gefaßt. Sie schreibt auch, daß sie jedenfalls mit Dir nach Berlin geht. Es ist mir sehr lieb, daß die Reise meinerseits, wenn sie zustande kommt, nicht vor dem 7. Sept. angetreten zu werden braucht. Das gibt mir volle 4 Wochen Ruhe, und da kann ich hoffen, wieder reisefähig zu sein. Seit gestern spüre ich endlich Symptome von Besserung, noch sehr schwach, aber dennoch vorhanden. Das Weitere muß man abwarten.
1 Siebe vorl. Band, S. 170 und 234/235
28 Marx/Engels, Werke, Bd. 38
Apropos: Haben wir in Köln noch Advokaten, die Parteigenossen sind? Ich traue meinen Preußen noch immer nicht ganz, und wenn ich da die Adresse eines solchen hätte, da wär* ich auf alle Fälle gerüstet. Was Du über Victor schreibst, hat mir sehr leid getan.14711 Hoffentlich gelingt es Dir, einen Ausweg zu finden. Die Gesundheit seiner Frau hängt ebenfalls davon ab - die Sorgen um die Zukunft sollen großen Teil an ihrer Krankheit haben. Daß es so schlimm stand, hätte ich nicht geahnt. Aber die Östreicher sind wie die Franzosen und Irländer: Gelder regelmäßig einzuziehen bei ihnen, ist eine Unmöglichkeit. Das keltische Blut der Noriker14721, die zuerst romanisiert und dann germanisiert worden und ihre Vorfahren sind, macht sich da geltend. Wenn Du eine Vorstellung davon haben willst, wie es dem Generalrat der Internationale mit den Franzosen und ihren Geldbeiträgen ging, so lies die beiden Briefe des Paulus an die Korinther, ewige Klage darüber, daß les cotisations ne rentrent pas2, besonders der zweite Brief.14731 - Könnt Ihr nicht der östreichischen Partei eine ständige Unterstützung votieren, unter der Bedingung, daß Victor sie erhält? In Deutschland würde er doch bald ausgewiesen, da er nicht wie K. K[autsky] ah einer wissenschaftlichen Revue3, sondern an einem Agitationsblatt arbeiten müßte. Die Abstimmungen der Lancashire Baumwollarbeiter zugunsten des 8-Stunden-Tages (48 per Woche) überstürzen sich förmlich. Heute ist Delegiertenversammlung in Manchester. Gestern in Preston 3600 für, 600 gegen. Lancashire aber entscheidet in dieser Frage für England, weil hier noch voriges Jahr der geschloßne Widerstand. Die Geschichten wegen des Londoner Unabhängigen Klubs4 hat Frau Croesel (die noch besser ist als ihr Mann) der Tussy erzählt. Es kann aber nicht schaden, wenn die Sache aufgespart wird, bis wir alle wieder in London sind. Was die Quelle der Gelder angeht, so können immer noch einige Reste von Weifenfondszinsen11411 vorhanden sein, und die Dummheit der Polizei ist unermeßlich. Gilles hat jedenfalls viel Geld zu seiner Verfügung gehabt und vielleicht noch. Die andern Leute sind von ihm vorgeschoben. Heute die erfreuliche Nachricht, daß Wilhelm5 von der zweijährigen Dienstzeit nichts wissen will.14741 Da man aber diesen Köder einmal vor den Augen der Philister hat tanzen lassen, wird es selbst den Nationalliberaleri13411 schwerfallen, darauf zu verzichten. Und da steigen die Möglichkeiten einer Auflösung des Reichstags.
8 die Beiträge nicht einkommen wollen - 3 „Die Neue Zeit" - 4 siehe vorl. Band, S. 426/427 5 Wilhelm II.
Welche Jammermenschen sind doch diese deutschen Bourgeois! Bei dem jährlich steigenden Geldbedürfnis der Regierung haben sie die beste Gelegenheit, sich für jede Bewilligung eine politische Machtkonzession zu kaufen, wie die Engländer dies von jeher im kleinen getan. Aber sie wollen nicht, sie lassen der Regierung alle Macht und markten nur um ein paar Pfennige. Herzliche Grüße an Frau Julie und Frau Frieda nebst Gemahl6. Dein alter F.E. Beste Grüße von Roshers. Ich bleibe hier bis nach dem 31. jedenfalls.'4541
8 Frieda und Ferdinand Simon
28*
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Engels an Laura Lafargue in Le Perreux
The Firs, Brading Road, Ryde 22. Aug. 1892
Meine liebe Laura, Ich hatte gehofft, von Dir zu hören, wie die Vorbereitungen zu dem großen Ereignis fortschreiten, da der l.Okt. herannaht14761; besonders interessieren würde es mich zu erfahren, ob die fr. 25 000 - das Sicherheitskapital dafür, daß es ernst gemeint ist - beim Credit Lyonnais14761 eingezahlt worden sind. Aber vielleicht werde ich nun in einigen Tagen etwas hören, da der geheiligte Tag, der 20 Aoüt1 mit seinen fr. 250000 en especes et tout l'outillage2 vorüber ist.14771 Ich hatte einen Anfall meiner alten Krankheit, die mich von 1883 bis 1887 zeitweilig lahmgelegt und mich fünf Jahre lang fast nicht gestört hat. Zum Unglück meldete sie sich zur unrechten Zeit wieder. Ich sollte vor etwa 10 Tagen nach Zürich fahren, um die Beusts zu besuchen, von dort mit Bebel, der in St. Gallen ist, nach Stuttgart, München und Wien, wo wir Louise abholen und nach Berlin fahren wollten, um von dort nach London zurückzukehren. Das alles ist ins Wasser gefallen3. Bebel wird allein nach Wien reisen müssen, möchte aber, daß ich, wenn möglich, wenigstens nach Berlin komme. Da es mir jetzt langsam besser geht, ist es nicht ganz ausgeschlossen, daß ich in der Lage sein werde, diese kleine Reise zu unternehmen. Doch bis jetzt kann ich das noch nicht sagen; ich brauche mindestens noch weitere vierzehn Tage Ruhe. Glücklicherweise erlaubt mir das schöne Wetter, diese ganze Zeit der Bewegungsunfähigkeit im Garten zu verbringen, und die herrliche Luft hier tut mir sehr gut. Tussy erhielt gerade vor ihrer Abreise nach Norwegen einen Brief von Greulich, wonach dieser sie im Namen des Züricher Kongreßkomitees bat, ihnen einen englischen Entwurf einer Einladung an den Trades Union Congress in Glasgow14641 zum Internationalen Kongreß zu schicken und die
1 August -2 in bar und der ganzen Einrichtung - 8 in der Handschrift deutsch: ist ins Wasser gefallen
sonstigen Sachen ins Englische zu übersetzen. Du weißt vermutlich, daß Seidel vor einigen Monaten durch Intrigen zu erreichen versuchte, daß diese Aufgabe jemandem übertragen würde, der nicht mit den verdammten Marxisten in Verbindung steht. Louise erzählte Bebel in Berlin auf ihrem Weg nach Wien davon, B[ebel] schrieb sofort nach Zürich, und das ist nun das Ergebnis. Jetzt muß ich Schluß machen. Es ist Essenszeit, und der Tisch, an dem ich schreibe, soll gedeckt werden. Gleich nach dem Essen (3 Uhr nachmittags) werden die Briefkästen geleert. So gehab Dich wohl!4 Wann werden wir Dich wieder hier in England sehen? Ich hoffe, in diesem Herbst, selbst wenn Du den depute-directeur politique5 nicht mitbringen kannst. Pumps, Percy und die Kleinen senden herzliche Grüße,
Immer Dein F. Engels
Hoffe, Du hast mein letztes Schreiben mit L. K[autsky]s Wiener Adresse erhalten.1521
Aus dem Englischen.
4 dieser Satz in der Handschrift deutsch - 5 Abgeordneten und politischen Redakteur (Paul Lafargue)
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Engels an Pasquale Martignetti in Benevento14781
...ich vermute, daß in Beziehung auf [die] [Herzogin1, nata2 Leffler, ein Irrtum vor[liegt]. Ich habe Frau E. M[arx-] A[veling] nie von dieser [Dame] [s]prechen hören. Frau A[veling] ist in diesem Augenblick in Norwegen, ich werde sie bei ihrer Rückkehr fragen und Ihnen dann weitere Mitteilung machen. Der Ihrige F. Engels Ryde, 22. Aug. 92
(Londoner Adresse bleibt in Kraft.)
1 von Caianiello - a geborene
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Engels an Friedrich Adolph Sorge in Hoboken
Ryde, Insel Wight, 23. Aug. 92
Lieber Sorge, Ich habe wegen Deines Buchs noch nicht mit Dietz verhandelt1423Und zwar aus folgendem Verhinderungsgrund. Ich hatte mit L. Kfautsky], die in Wien, und mit Bebel, der bei seinem Schwiegersohn1 in St. Gallen ist, verabredet, daß B[ebel] und ich Ende dieses Monats zusammen nach Stuttgart gehn und von da über Wien nach Berlin und L. K[autsky] von Wien mitnehmen. In Stuttgart wollte ich dann die Sache mit D[ietz] mündlich ordnen. Nun ist mir hier in Ryde, wo ich bei Pumps bin[4S4i, mein altes Lendenleiden, das mich seit 5 Jahren in Ruhe gelassen, plötzlich wieder fühlbar geworden; derart, daß ich seit ca. 12 Tagen lahm und bewegungsunfähig bin. Das hat mir die Reise verdorben, und ich weiß nun nicht, ob ich in ca. 14 Tagen, obwohl ich sichtbarlich besser bin, imstande sein werde, eine kleinere Tour zu unternehmen. Nach Stuttgart komme ich aber keinesfalls und werde daher mit Dfietz] demnächst schriftlich verhandeln, sobald ich weiß, daß er nicht mit B[ebel] auf eine Spritztour gegangen. Die Sache selbst ist ja schon in Ordnung, es handelt sich nur um die Einzelheiten, Du kannst also die Zusätze ruhig ausarbeiten, und je vollständiger diese werden, desto besser. Namentlich wenn Du die Zeit seit 1870 etwas ausführlicher bearbeiten wolltest, wäre es gut, auch die Schicksale der ausgesprochen sozialistischen (deutschen) Partei1261 und die von ihr begangnen Böcke. Du mußt bedenken, daß Du für ein Publikum schreibst, das von dortigen Dingen absolut nichts weiß und klaren Wein eingeschenkt haben muß. Wenn dann auch die Herren Führer in New York und Cincinnati knurren, das kann Dir Wurst sein, und das bist Du ja lange gewohnt. Eine Nachricht, die Du aber vor allen Preßleuten geheimhalten mußt, bis ich Dir Weiteres schreibe: Guesde und Lafargue haben mit einigen Kapita
listen einen Vertrag unterzeichnet, ein Tagesblatt im größten Stil herauszugeben, dessen directeurs politiques2 sie sind. Es sollen 500000 fr. draufgewandt werden und am l.Okt. erscheinen.13505 Da ich aber in solchen Dingen immer etwas zweifle, auch neuerdings ohne Nachricht aus Paris bin, kann immer noch wasf dazwischenkommen, und so darf absolut nichts in die Presse. Wie Du gesehn haben wirst bei den Munizipalwahlen vom Mai13571 und Departementswahlen vom Juli14791, kommen die Franzosen mehr und mehr auf die Wege der Deutschen und lernen das allgemeine Stimmrecht benutzen, statt es auszuschimpfen. Und die Sache zieht sehr gut. Der Marseiller Kongreß14801 wird den „Marxisten" eine ganz andre Stellung geben als vorher. Dazu die famosen Fortschritte hier in England. Die Wahl hat durchgeschlagen.14271, Du wirst gesehn haben, welch ein andrer Ton seit dem Anfang Juli in der „ Workman's Times" herrscht und wie Herr Burgess (Autolycus) schon versucht, eine eigne „Independent Labour Party"3 unter seiner Leitung zu stiften, neben der, die die Social Democratic Federation zu leiten prätendiert. Aus der Wiener „A[rbeiter-] Zfeitung]" und der „N[euen] Z[eit]" wirst Du durch L.K[autsky]14811 und Tussy14621 das Nötige gesehn haben; noch einiges findest Du in der Vorrede zur Neuausgabe der „Lage der arbeitenden] Klasse in England"4, die ich Dir schicke, sobald ich wieder in London bin. Der Trades-Union-Kongreß in 14 Tagen in Glasgow14641 wird einen großen Fortschritt dokumentieren: 1. wegen des Effekts der Wahlen, der noch gesteigert wird dadurch, daß das Parliamentary Committee14821, das voriges Jahr in Newcastle gewählt12221, und sonderbarerweise aus lauter alten old Unionists, alle politischen Beschlüsse desselben Kongresses mit Verachtung behandelt und unausgeführt gelassen hat; und 2. wegen des Umschwungs der Textilarbeiter, die voriges Jahr die Masse der Anti-8-Stunden-Leute ausmachten, jetzt aber infolge der schlechten Geschäftszeit plötzlich in Masse sich für 8 Std. erklärt haben. Vorige Woche hat ganz Lancashire abgestimmt, in allen Distrikten mit meist sehr großer Majorität für 8 Stunden statt 10. Kurz, die Sache marschiert auch hier ganz famos, und nächstes Jahr wird hinter Deutschland nicht nur Ostreich und Frankreich, sondern auch England marschieren, und das wird doch auch wohl endlich auf Eure Angloamerikaner die gehörige Wirkung tun, namentlich wenn Eure Miliz noch etwas schießt, damit den
3 politische Redakteure - 3 „Unabhängige Arbeiterpartei" - 4 Friedrich Engels: „Vorwort zur zweiten deutschen Auflage (1892) der .Lage der arbeitenden Klasse in England'"
Leuten der republikanische und great country Hochmut etwas ausgetrieben wird. In Deutschland geht alles famos voran, verfolge im „Vorwärts" die Parteinachrichten, Du wirst sehn, daß wir unter der Landbevölkerung selbst im Osten, wo es am nötigsten ist, riesige Fortschritte machen. Nun soll ich Dir sagen, ob ich nächstes Jahr komme? Nicht unmöglich, aber sicher nicht in der Hitze von Juli und August - ich hatte an dem einen August in New York genug.13671 Bebel denkt an einen Besuch in Amerika nach dem Züricher Kongreß14651, also Sept.-Okt. Geht er, so komme ich möglicherweise mit. Doch das sind alles Luftschlösser. Du siehst,: mir ist schon mein diesjähriger Plan, 14 Tage nachdem er definitiv gefaßt, ins Wasser gefallen, wo soll ich da aüf ein Jahr im voraus Pläne schmieden! Daß mit dem verrückten Hepner einmal gebrochen werden mußte, war mir längst klar. Der Mann ist voller Schrullen und lernt nichts oder doch alles verkehrt. Herzliche Grüße an Deine Frau. Dein F.E. Gruß auch Schlüter.
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Engels an August Bebel in Lunz
Ryde, 25. Aug. 1892
Lieber August, Deinen Brief vom 23. St. Gallen heut morgen erhalten. Ich weiß sehr gut, daß die Preußen mir nichts Ernstliches machen können; aber besser ist besser, vor Schikanen ist man bei den Herren nie sicher. Es könnte immer einem diensteifrigen Polizeigenie einfallen, mir unter falschen Vörwänden Schwierigkeiten zu machen, etwa um bei der Gelegenheit die bewußten Briefe M[iquel]s an Marx herauszubekommen.[48sl Und Du weißt, daß es Regel bei den Preußen, jeden Beamten, der eine Dummheit gemacht, vor dem Publikum nicht zu blamieren, sondern höchstens, nachdem seine Handlungsweise öffentlich gerechtfertigt, im stillen zu rüffeln. Übrigens ist mein Reiseplan wieder sehr wacklig. Ich bin in den letzten Tagen ein paarmal zum nächsten Postbüro geschlendert, etwa 300 Schritt vom Haus, und die Folge dieser Kraftprobe ist wieder vollständige augenblickliche Unfähigkeit, mehr als ein paar Schritte zu gehn, kolossale Empfindlichkeit gegen den Druck der Bandage in den Weichen etc. - so daß ich wieder krummliege. Heute geht's infolge der Ruhe wieder etwas besser, aber ob in den 13 Tagen, die ich bis zum 7. noch habe, die Geschichte soweit in Ordnung kommt, daß ich die Tour unternehmen kann, ist doch sehr fraglich. Nun, wir werden ja sehn. Von Louise keine weitere Nachricht. Dagegen schreibt mir Dietz, daß er die zweite Rate Honorar für die „Lage"1 mit 500 M. auf Deinen Wunsch an Victor ausgezahlt hat, was mir sehr lieb ist. Anfang Sept. erscheint auch wieder was in der „Nfeuen] Z[eit]" von mir2, wofür das Honorar an Vfictor] gezahlt wird, wie denn Dfietz] von mir Auftrag hat, alle meine bei ihm erwachsenden Guthaben an Vfictor] zu zahlen. Diesen Winter muß ich mit dem 3. Band „Kapital" fertig werden, und dann kann ich auch wieder mehr Honorar herausschlagen, nachdem ich diesen Alp einmal vom Halse.
1 Friedrich Engels: „Die Lage der arbeitenden Klasse in England" - 2 „Einleitung zur englischen Ausgabe (1892) der .Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft"'
Darin hast Du entschieden recht, daß eine Reichstagsauflösung wegen Militärforderung bei Verweigerung der zweijährigen Dienstzeit die reinste Verrücktheit von Seiten der Regierung wäre.3 Trotzdem ist nicht ausgeschlossen, daß so etwas zustande kommt - in Ansehung der jetzt „maßgebenden" Faktoren im Deutschen Reich. Daß Rußland in Europa kriegsunfähig ist, beweist es durch sein Vorgehn am andern Ende der Zwickmühle - Hochasien14841. Es ist dies sehr dumm von ihm. Das wird die Engländer nicht einschüchtern, sondern sie zornig und es Herrn Gladstone unmöglich machen, seine Russenfreundschaft wirken zu lassen. Konstantinopel könnte G[ladstone] schon opfern, aber Indien bedrohen lassen, das geht nicht. Die Insel Wight wird mir unendlich langweilig, wenn ich daran denke, wie Du jetzt allein die Reise machst, die ich hätte mitmachen sollen. Und da bildet sich Louise am Ende noch ein, ich stellte mich nur krank! Statt den Brief nach Lunz zu schicken, kam ich tausendmal lieber selbst. Heut ist der 15. Tag, daß ich hier auf das kleine Häuschen und Gärtchen als mein Gefängnis angewiesen bin und nur dreimal in vier Tagen 300 Schritt weit die Straße hinabgegangen bin - mit dem Resultat, daß ich aufs neue strengsten Haus- und Gartenarrest habe. Heute ist Blumenausstellung auf dem Pier, morgen Regatta, die Pumpses gehen alle hin, ich kann zu Hause hocken ist das ein Vergnügen. Das einzige, was mich wirklich freut, ist, daß ich die Geschichte nicht auf der Reise gekriegt habe, das wäre eine heitre Bescherung geworden. Nun also grüß Victor und seine Frau und Kinder, nicht minder die Hexe, die mir inzwischen doch wohl geschrieben haben wird, und sage ihnen allen, wie sehr leid es mir tut, nicht bei Euch sein zu können. Aber nächstes Jahr, wenn ich lebe, komme ich sicher. Dein F.E.
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Engels an Victor Adler in Lunz
Ryde, 30. Aug. 92
Lieber Victor, Gestern konnte ich nicht alle Punkte Deines Briefes beantworten, teils weil das Papier voll war, teils weil die Zeit erfüllt war-die des Mittagessens, 2 Uhr - und um 3 Uhr die Post hier abgeht. Da aber die liebe Ungeduld von Oberdöbling1 mich mit einer Postkarte um einen Brief angeht, kann ich Dir heute den Rest schreiben. Was Du wegen der Taktik sagst, ist nur zu wahr.14851 Aber es gibt nur zu viele, die aus Bequemlichkeit und um ihren Schädel nicht plagen zu müssen die für den Augenblick passende Taktik für die Ewigkeit anwenden wollen. Die Taktik machen wir nicht aus nichts, sondern aus den wechselnden Umständen: In unserer jetzigen Lage müssen wir sie uns nur zu oft vom Gegner diktieren lassen. Ebenso hast Du recht von wegen der Unabhängigen.12865 Ich habe noch die Jahre im Gedächtnis, wo ich - damals noch mit L[ie]bk[necht] in offizieller Korrespondenz stehend - in einem fort gegen die überall hineinsickernde urdeutsche Spießbürgerei anzukämpfen hatte. Im ganzen und großen haben wir das in Reichsdeutschland glücklich hinter uns, aber was sitzen in der Fraktion für Spießer und kommen immer wieder hinein! Eine Arbeiterpartei hat da nur die Wahl zwischen Arbeitern, die sofort gemaßregelt werden und dann leicht als Parteipensionäre verlumpen, oder Spießbürgern, die sich selbst ernähren, aber die Partei blamieren. Und diesen gegenüber sind die Unabhängigen unbezahlbar. Was Du über den raschen industriellen Fortschritt von Österreich und Ungarn sagst, hat mich ungeheuer gefreut. Das ist die einzige solide Basis für den Fortschritt unserer Bewegung. Und das ist auch die einzige gute Seite am Schutzzollsystem - wenigstens für die meisten kontinentalen Länder und Amerika. Große Industrie, große Kapitalisten und große Proletariermassen werden künstlich gezüchtet, die Zentralisation des Kapitals
beschleunigt, die Mittelschichten zerstört. In Deutschland waren die Schutzzölle eigentlich überflüssig, da sie eingeführt wurden gerade im Moment, wo Deutschland sich auf dem Weltmarkt festsetzte, und diesen Prozeß haben sie gestört; aber dafür haben sie eine Menge Lücken in der deutschen Industrie ausgefüllt, die sonst noch lange Lücken geblieben wären, und wenn Deutschland gezwungen wird, die Schutzzölle seiner Weltmarktstellung zu opfern, wird es ganz anders konkurrenzfähig sein als vorher. In Deutschland wie Amerika sind die Schutzzölle jetzt ein reines Hindernis, weil sie diese Länder hindern, die gebührende Weltmarktstellung einzunehmen. In Amerika müssen sie daher bald fallen, und Deutschland muß dem folgen. Aber indem ihr Eure Industrie hebt, macht ihr Euch um England verdient; je rascher dessen Weltmarktherrschaft total vernichtet wird, desto eher kommen hier die Arbeiter zur Herrschaft. Die kontinentale und amerikanische Konkurrenz (dito die indische) hat endlich in Lancashire eine Krisis zuwege gebracht, und die erste Folge war die plötzliche Bekehrung der Arbeiter zum Achtstundentag2. Das Zusammenwirken mit den Tschechen ist auch politisch eine Notwendigkeit. Die Leute sitzen mitten in Deutschland, wir sind an sie gebunden, wie sie an uns, und wir haben alles Interesse daran, da nicht ein jungtschechisch-russisch-panslawistisches Nest draus werden zu lassen. Es gibt zwar auch Mittel, selbst damit auf die Dauer fertig zu werden, aber besser ist besser. Und da die Leute ja quoad3 nationale Autonomie auf tschechischem Gebiet alles von uns bekommen können, was sie wollen und brauchen, hat's auch keine Gefahr. (Du siehst, ich operiere in dieser Beziehung immer ohne Rücksicht auf die momentane politische Trennung von Deutschland.) Nächste Woche gehe ich wieder nach London; obwohl ich heute besser, wird doch wohl aus der Berliner Tour nichts werden. Viele Grüße an die ganze Redaktion4. Dein F. E.
Nach: Victor Adler, „Aufsätze, Reden und Briefe", Heft I, Wien 1922.
a siehe vorl. Band, S. 434 und 440 - 3 in bezug auf -1 der „Arbeiter-Zeitung"
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Engels an Karl Kautsky in Stuttgart
Ryde, 4. Sept. 92
Lieber Baron, Ede will von mir wissen, wann icb wieder in London sein werde, gibt mir aber statt Adresse nur an, daß er von Kilchberg fort und nach Zürich geht, wobei obendrein alle Zeitbestimmung von einer Unbestimmtheit ist, die auf diese Entfernung alle Korrespondenz unmöglich macht. Da ich vermute, daß Du besser unterrichtet, bitte ich Dich, ihm mitzuteilen, daß ich übermorgen, 6. ds., wieder nach London gehe.14541 Meine Lahmheit schließt noch immer jede weitre Reise absolut aus, ich werde wohl noch 14 Tage in London auf dem Sofa liegen müssen. Sonst hat's nichts zu bedeuten. Sorges Artikel über Homestead hat natürlich den Vorrang. Überhaupt bin ich gar nicht so pressiert, vorausgesetzt, daß der deutsche Text ungefähr gleichzeitig oder etwas später als der englische erscheint.14861 Und von letzterem hab' ich natürlich seit 2 Monaten nichts gehört. Wärst Du während der letzten Wahl14271 hier gewesen, so würdest Du über die Fabians1281 anders sprechen. In unsrer Taktik steht eins fest für alle modernen Länder und Zeiten: Die Arbeiter zur Bildung einer eignen, unabhängigen und allen bürgerlichen Parteien entgegengesetzten Paitei zu bringen. Die englischen Arbeiter haben bei der letzten Wahl zum ersten Mal, wenn auch nur noch instinktiv, durch den Gang der Tatsachen gedrängt, einen entschiednen Schritt in dieser Richtung getan; dieser Schritt hat überraschenden Erfolg gehabt und zur Entwicklung der Arbeiterköpfe mehr beigetragen als irgendein Ereignis seit 20 Jahren. Und was taten die Fabians - nicht dieser und jener, sondern die Fabian Society als Ganzes? Sie predigte und praktizierte Anschluß der Arbeiter an die Liberalen, und es geschah, was zu erwarten war: Die Liberalen wiesen ihnen vier unmöglich zu erobernde Sitze an, und die fabischen Kandidaten fielen mit Glanz durch. Der paradoxale Belletrist Shaw - als Belletrist sehr talentvoll und witzig, als Ökonom und Politiker absolut unbrauchbar, wenn auch ehrlich und kein Streber - schrieb an Bebel: Wenn sie nicht diese Politik verfolgten,
den Liberalen ihre Kandidaten aufzuzwingen, ernteten sie nichts als defeat and disgrace1 (als ob nicht defeat oft ehrenvoller wäre als Sieg) - und jetzt haben sie ihre Politik verfolgt und beides geerntet. Das ist der Kernpunkt der ganzen Frage. Im Augenblick, wo die Arbeiter zum ersten Mal selbständig auftreten, redet ihnen die Fabian Society zu, sie sollen Schwanz der Liberalen bleiben. Und das muß den kontinentalen Sozialisten offen gesagt werden, Vertuschung wäre Mitschuld. Und darum tat es mir leid, daß Avelings Nachschrift nicht erschienen.14621 Sie war nicht post festum, kein Nachgedanke. Nur in der Eile, den Artikel fortzubekommen, übersehn. Der Artikel ist nicht vollständig, wenn er nicht die Haltung der beiden sozialistischen Organisationen mit Bezug auf die Wahlen schilderte - das zu erfahren haben die Leser der ,,N[euen] Z[eit]" ein Recht. Ich glaube Dir in meinem letzten selbst gesagt zu haben, daß sowohl in der Social Democratic Federation wie in der Fabian Society die Provinzialmitglieder besser sind als der Zentralkörper. Aber das nützt nichts, solange die Haltung des Zentralkörpers die der Gesellschaft bestimmt. Von den sonstigen famosen Kerls - außer Banner - ist mir keiner bekannt. Banner hat sich seltsamerweise seit seinem Eintritt in die Fabian Society nicht bei mir sehn lassen. Ich vermute, der Ekel vor der Social Democratic Federation und das Bedürfnis nach irgendeiner Organisation - vielleicht auch einige Illusionen - haben ihn bestimmt. Aber diese Schwalbe macht keinen Sommer. Du siehst was Unfertiges in der Fabian Society. Im Gegenteil, die Leute sind nur gar zu fertig: eine Clique von bürgerlichen „Sozialisten" gemischten Kalibers, vom Streber bis zum Gefühlssozialisten und Philanthropen, einig nur in ihrer Angst vor der drohenden Herrschaft der Arbeiter und alles aufbietend, dieser Gefahr die Spitze abzubrechen durch Sicherung ihrer Leitung, der Leitung durch die „Jebildeten". Wenn sie dann ein paar Arbeiter in ihre Zentralbehörde zulassen, damit diese dort als stets überstimmte Minorität den Albert ouvrier2 von 1848 spielen, so sollte das keinen Menschen täuschen. Die Mittel der Fabian Society sind ganz die der korrupten Parlamentarierpolitik: Geld, Klüngel, Strebertum. D.h. englisches, wonach es selbstverständlich, daß jede politische Partei (nur bei den Arbeitern soll's anders sein!) ihre Agenten in dieser oder jener Weise zahlt oder durch Stellen lohnt. Die Leute sitzen bis über die Ohren im Klüngel der Liberalen
1 Niederlage und Schande - 2 den Arbeiter Albert
Partei, haben liberale Parteiämter, wie z.B. Sidney Webb, der überhaupt ein echter britischer politician3 ist. Alles, wovor man die Arbeiter warnen muß, das praktizieren die Leute. Bei alledem verlang* ich nicht, daß Du die Leute als Feinde behandeln sollst. Aber vor der Kritik darfst Du sie meiner Ansicht nach ebensowenig schützen wie sonst jemand. Und danach sah das Wegbleiben der sie betreffenden Stelle in A[veling]s Artikel allerdings aus. Willst Du aber, daß Avelings Dir einen Artikel über die Geschichte und Haltung der verschiednen englischen sozialistischen Organisationen geben, so hast Du nur zu sprechen, und ich will's ihnen vorschlagen. Dein Artikel über Vollmar hat mir sehr gefallen, der tut ihm mehr Schaden als all das Gezänk im „Vorwärts"[456). Auch das ewige Drohen mit dem Hinausfliegen durfte nicht länger ungerügt bleiben. Das sind jetzt ganz unzeitgemäße Erinnerungen aus der Diktaturzeit des Sozialistengesetzes. Heute muß man den faulen Elementen die Zeit geben, so faul zu werden, bis sie fast von selbst abfallen. Eine Partei von Millionen hat eine ganz andre Disziplin als eine Sekte von Hunderten. Was Du etwas mehr hättest ausführen können, ist die Art und Weise, wie der „Staatssozialismus an sich" in der Praxis, und zwar in dem einzigen Land, wo er praktisch möglich, in Preußen (was Du sehr hübsch entwickelt), notwendig in Fiskälität umschlägt. Auch Edes Kritik von Proudhon war sehr hübsch, ich freute mich besonders zu sehn, daß er wieder der alte ist.[4661 Dein F.E.
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Engels an Karl Kautsky in Stuttgart
[Ryde, 5. September 1892]
Lieber Baron, Ich vergaß vorgestern, Dir wegen Bonnier zu antworten.14871 Lies im „Socialiste" die „B." und Bernard unterzeichneten Berichte über England und Deutschland, und Du wirst dann urteilen können, wieweit Du ihn brauchen kannst. Bfonnier] ist ein kreuzbraver Kerl, aber seine deutschen Studien haben in ihm den Franzosen etwas verdorben, ich habe das mehr bei seinen Landsleuten gesehn. Er lebt in einer Bücherwelt, und es wird ihm schwer, Tatsachen der lebendigen Bewegung richtig gegeneinander abzuwägen. Dabei sitzt er in Oxford von aller Bewegung getrennt und hat obendrein einen felsenhaften Glauben an Guesde. Guesdes Illusionen und Optimismus sind in vieler Beziehung sehr wertvoll in der Bewegung selbst, ähnlich wie auch bei Liebknecht, die zwei verzweifeln nie; aber zur Berichterstattung über laufende Bewegungen sind diese Eigenschaften nicht grade geeignet. Indes wird B[onnier] bei seinem natürlichen Verstand schon allmählich abschleifen, und ich habe seit längerer Zeit nicht viel von ihm gesehn, und wenn die andern am Tagblatt13501 übergenug Beschäftigung finden, so bleibt Dir kaum etwas anderes - vorausgesetzt, daß B[onnier] nicht auch dort sich festarbeitet. Grüße von Pumps und Percy. Dein F.E. Morgen geh* ich nach London zurück.[4S41
29 Marx/Engels, Werke, Bd. 38
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Engels an Ludwig Kugelmann in Ahlbeck
Ryde, 5. Sept. 1892
Lieber Kugelmann, Aus meiner Reise nach Deutschland wird dies Jahr nichts, ich bin lahm und muß der Ruhe pflegen, mindestens noch 14 Tage, ehe ich wieder einen Anfang von Beweglichkeit erhalte. Inzwischen gehe ich morgen wieder nach London.'4541 Im nächsten Jahr denke ich aber, doch wieder einmal eine Inspektionstour nach der Heimat vorzunehmen, ob es mir aber möglich sein wird, dabei auch Hannover zu berühren, das kann ich auf so lange voraus nicht versprechen, um so mehr, als ich diesen Sommer gesehn habe, wie rasch alle solche Pläne zu Wasser werden können, denn dies Jahr bin ich um eine große und schöne Reise gekommen, und wer weiß, ob wir nächstes Jahr noch leben. Darauf aber kannst Du Dich verlassen, die „pommerschen Granden"14881 überlasse ich andern Leuten. Der letzte, den ich davon sah, war ein angeblicher Baron Grumbkow, ein verlottertes Subjekt, das vor etwa 6 Monaten als professioneller Bettler mich anpumpen wollte, aber hinausflog. Cela me suffit.1 Mit vielen Grüßen
Dein F. Engels
Inl. bitte an Singer abzugeben.
1 Das genügt mir.
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Engels an Laura Lafargue in Le Perreux
n» . ,. , , London, 11.Sept. 92 Meine liebe Laura, Ich bin seit vergangenem Dienstag1 wieder hier, noch Hausgefangener, es geht aber besser. Louise erwarte ich am Mittwoch zurück, Bebel holte sie von Wien nach Berlin, wo sie jetzt noch ist. Dank für die Nachrichten über die Zeitung.13501 Da Luce zurückgetreten ist, nehme ich an, daß die alte Vereinbarung für die anderen Vertragspartner gleichfalls ihre Verbindlichkeit verloren hat, wenn sie von diesen nicht ausdrücklich erneuert worden ist. Mit Luce wird vermutlich auch sein Freund Vignaud ausgeschieden sein (der Mann ist mir unbekannt). Jedenfalls sieht es so aus, als ob eine neue Kombination versucht würde - hoffen wir, daß sie erfolgreich und die letzte ihrer Art sein wird. Hier gab es ein sehr wichtiges Ereignis, das alle sozialistischen Parteien des Kontinents beschäftigen wird. Wie Du aus inliegendem Bericht ersehen wirst, hat der Trades Union Congress14641 die Einladung zum Züricher Kongreß14651 mit Vorbedacht abgelehnt und beschlossen, „unverzüglich" einen eigenen Kongreß - und einen internationalen dazu! - über den Achtstundentag einzuberufen. Das verlangt Aktionen von uns, wo möglich einiges Vorgehen des ganzen Kontinents. Die englischen Arbeiter sind von dem parlamentarischen Kompromißgeist in einem Maße angesteckt, daß sie nicht einen Schritt vorwärts tun können, ohne gleichzeitig 3/4 oder 7/g Schritt zurückzuweichen. Daher hat die plötzlich entflammte Begeisterung für den Achtstundentag (der, wie Du weißt, vor 3 Jahren von denselben Leuten, die heute am lautesten danach schreien, für eine Unmöglichkeit gehalten wurde) fast dazu geführt, daß diese Losung einen reaktionären Charakter bekommen hat. Der Achtstundentag soll das Allheilmittel sein, das einzige, woran gedacht werden soll. In ihrer Entzückung darüber, daß sie eine so große und unerwartete Mehrheit so schnell errungen hat, opfert die Masse der 8-Stunden-Männer jetzt alles, was darüber hinausgeht, den neu bekehrten „alten" Unionisten.
1 6. September
29*
Dieses Opfer kann man sich um so leichter erlauben, als die „neuen" Elemente14411 sich nicht einig sind, keine gemeinsame Organisation haben, persönlich einander unbekannt sind und bis jetzt noch keine Zeit hatten, Leute heranzubilden, die das Vertrauen aller genießen. Wie Du weißt, kann man das hier in Britannien nur mit dem erreichen, was Rüge die Kraft der wiederholten Erscheinung2 nannte, d. h. durch die Wirkung des ständigen, jahrelangen Zurschaustellens der eigenen Person vor der Öffentlichkeit, /es/e3 Shipton, Cremer, Howell usw. Wie dem auch sei, die Tatsache bleibt. Der Trades Union Congress hat sich durch eine mit Vorbedacht durchgeführte Abstimmung von 189 zu 97, also fast 2 zu I, außerhalb der allgemeinen Arbeiterbewegung gestellt und beschlossen, getrennt zu marschieren. Auf die beleidigendste Art hat man uns unsere Einladung vor die Füße geworfen. Das Parliamentary Committee14821 ist nicht einmal angewiesen worden, höflich zu antworten. Man hat nicht einmal einen auf der Einladung fußenden formellen Antrag gestellt. Ein Gegenvorschlag wurde eingebracht, und dann mußte die Einladung als Ergänzungsantrag eingeschmuggelt werden, sonst wäre sie überhaupt nicht beachtet worden. Du wirst aus dem vollständigen Bericht, den ich Dir schicken werde, ersehen, Welche Mühe Will Thorne hatte, daß sie dem Kongreß überhaupt vorgelegt wurdet Größer kann die Beleidigung wirklich nicht sein. Was ist jetzt zu tun? Das muß gründlich überlegt werden, vor allem von den Franzosen, denn ihr Kongreß in Marseille14801 findet vor dem Berliner (16. Okt.)14881 statt. Antworten wir auf die Beleidigung, wie sie es verdient, werden die Possibilisten und Blanquisten, die bestimmt zu dem Kongreß der Trade-Unions gehen, Kapital daraus schlagen. Andererseits ist es nur gut für uns, wenn die Possibilisten und Blanquisten als einzige von allen kontinentalen Sozialisten dort hingehen. Deshalb halte ich es für äußerst wichtig, daß unsere französischen Freunde sich sofort mit Bebel und dem deutschen Exekutivkomitee über ein gemeinsames Vorgehen einigen. Wenn Deutschland und Frankreich gemeinsam handeln, so folgen Spanien, Österreich, Italien, die Schweiz und wahrscheinlich auch Belgien, und Domela4 mag hingehen, wenn er Lust hat. Vorläufig aber - Edwards persönlichen Bericht über die Sache habe ich noch nicht (er war dort) - ist meine Meinung folgende: 1. Frankreich und Deutschland müßten in Marseille und Berlin bekanntgeben, daß sie beabsichtigen, diesen Pseudo-Kongreß völlig zu ignorieren. 2 in der Handschrift deutsch: die Kraft der wiederholten Erscheinung - 3 wofür Zeugen 4 Ferdinand Domela Nieuwenhuis
2. Sie müßten dies durch einen Beschluß in fester, aber ruhiger und nicht feindseliger Sprache tun, der wo möglich bei beiden gleichlautend und ein Muster für die anderen Nationalitäten sein sollte. Der Beschluß müßte künftigen Kongressen der Trade-Unions und einzelnen TradeUnions auch jetzt die Tür offenhalten, in den Schoß der Arbeiterbewegung zurückzukehren. Das werden sie bestimmt tun; ich bin überzeugt, daß viele schon nach wenigen Tagen ihre Stimmabgabe bereuen werden. 3. Wenn gemäßigte Stimmungen überwiegen und beschlossen werden sollte, um des lieben Friedens willen auf diesem britischen Kongreß anwesend zu sein, dann sollte von jedem Land ein Delegierter fahren, nicht mehr. Dieser müßte der Form halber vom Gewerkschaftskongreß oder dessen Exekutive mandate5 und delegiert werden und ein bona fide6 Arbeiter sein, denn sonst wird er nicht zugelassen. Und diese Delegierten sollten einen entschiedenen Protest deponieren. Morgen werde ich deswegen an Bebel schreiben. In der Zwischenzeit laß mich bitte wissen, wo Eure Leute stehen und was getan werden kann, Um mit den Deutschen zu einer Verständigung zu kommen. Ich lege ein Muster der französischen Korrespondenz bei, die der „Vorwärts" jetzt veröffentlicht. L[ie]bk[necht] wird sich natürlich damit rechtfertigen, daß er die Berichte nehmen muß, woher er kann, wenn unsere Leute ihm keine schicken. Sollte ich von Edward noch etwas erfahren, ehe dieser Brief abgeht, schreibe ich es Dir noch. Immer Dein F.E.
In ein oder zwei Tagen sende ich Dir 2 Bücher von mir.[490! Die schottische Zeitung geht mit diesem Brief ab.
Aus dem Englischen.
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Engels an August Bebel in Berlin
London, 11. Sept. 92
Lieber August, Also einen Tag länger willst Du die Hexe dabehalten. Offenbar um sie noch recht zu instruieren, wie sie soll den General führen von wegen Trinken und andern Sünden, während Du hinwieder mich anstachelst, ich soll ihr auf die Finger passen - glaube nur ja nicht, Du würdest nicht durchschaut. Du willst uns gegeneinander verhetzen, der Himmel weiß, aus welchen hinterlistigen Motiven, aber warte, Bürschchen, so einfach geht das nicht. Aus Rache werde ich Dir mehr Arbeit auf den Hals bringen, als Dir lieb ist, und ich fange gleich damit an. Der Trades-Kongreß in Glasgow hat uns Kontinentalen den Krieg erklärt.14641 Von Seiten der Führer der Alten Malice, von seiten der Neuen14411 Dummheit, Mangel an Vertrauen in sich selbst und in einander, also auch an Organisation als Partei auf dem Kongreß, wo die Alten seit Jahrzehnten fest geschlossen waren. Wenn die Leute merken, was sie getan, wird's den meisten leid tun. Also: Das Züricher Komitee hatte einen an den Kongreß adressierten Einladungsbrief nach Zürich 189314®51 ans Parlamentarische Komitee14821 geschickt; Tussy hatte ihn aufgesetzt.1 Dieser Brief wurde vom Parlamentarischen Komitee zu unterschlagen versucht. Vergebens drang Will Thorne auf Nachricht drüber und auf Verlesung. Stets abgewiesen: der Kongreß müsse dem Parlamentarischen Komitee überlassen, welche Papiere es vorlegen wolle!! Endlich bringt Matkin (Liverpool) den Antrag ein: der Trades-Uniori-Kongreß solle auf 1. Mai 93 einen internationalen Kongreß berufen zur Beschlußfassung und Vorbereitung eines internationalen gesetzlichen Achtstundentags. - Parnell, der in Paris war, dagegen: man solle den Züricher Kongreß beschicken und dort die Sache erledigen. Darüber große Debatte, worin die „Alten" frugen, was man in Zürich wolle, ob man sich mit den tollen (wild) Plänen der kontinentalen Sozialisten identifizieren
wolle etc. - Wieder verlangt, der Züricher Brief solle verlesen werden, und Vorlesung endlich beschlossen. Und so wird dann vor der Abstimmung die Züricher Einladung endlich schandenhalber verlesen und gleich darauf der Matkinsche Kongreßvorschlag (aber immediately2, statt 1. Mai 93, zu halten) mit 189 gegen 97 angenommen und damit die Züricher Einladung nur so nebenbei - nicht abgelehnt, sondern unter den Tisch geworfen; dafür aber dem „schlechtorganisierten" kontinentalen Proletariat gnädigst erlaubt, [sich] auf einem Kongreß in England von den wahren Leitern der 8-Stunden-Bewegung - denen, die sie gestern noch tödlich bekämpft - belehren, einpauken und organisieren zu lassen. Aus dem ausführlichen Bericht eines schottischen Blatts, das ich Dir schicke, sobald ich's erhalte, wirst Du sehn, daß die Alten uns recht nach Herzenslust insultiert haben und die Jungen wie die Schuljungen sich dabei benommen. Einstweilen der einzige Bericht, den ich zur Hand habe, inl. Die Sache ist nun nicht tragisch zu nehmen. Die Neuen sind so entzückt über den Übertritt der Alten zu den gesetzlichen 8 Stunden, daß sie sich bei diesem Punkt haben fangen lassen. Die meisten bereuen's sicher schon und alle, sobald sie merken, was sie getan haben. Ihnen dies klarzumachen, ist nach meiner Ansicht Aufgabe der Kontinentalen und kann, wenn diese einig vorgehn, die Sache eklich werden für die „Alten". 1. müssen Frankreich und Deutschland einig vorgehn. Dann folgt alles nach. Ich schlage daher heute per Laura den Franzosen vor, sich mit Euch in Verbindung zu setzen, damit auf diesen Beschluß bei Euren Kongressen in Marseille14801 und Berlin14891 ein wo möglich auch wörtlich gleichlautender Beschluß gefaßt wird.3 Soweit ich bis jetzt urteilen kann (ich habe Aveling, der in Glasgow dabei war, noch nicht gesehn und mit niemand beraten), wäre es am besten, Ihr lehntet in fester, aber ruhiger und nicht feindseliger Sprache den neugebacknen Achtstundenkongreß absolut ab, fordertet aber von neuem die einzelnen Trades Unions auf, den Züricher Kongreß zu beschicken. (Dies müßte das Züricher Komitee auch tun, und zwar in Zirkularen - Tussy wird ihm darüber schon schreiben, aber ein Schubs von Euch wäre auch nützlich.) 2. Sollte man aber noch weiter gehn wollen und glühende Kohlen sammeln aufs Haupt der Unmündigen, die nicht wissen, was sie tun, dann wäre von den Franzosen und Deutschen je ein Mann hinzugehn, um die Sachlage klarzulegen und Protest gegen den Glasgower Beschluß zu deponieren. Dieser müßte von dem Zentral^emer^sc/ia/fskomitee delegiert
2 unverzüglich-3 siebe vorl. Band, S.452/453
und ein bona fidei Arbeiter sein oder gewesen sein, sonst wird er nicht zugelassen. Sind Marseille und Berlin einig, so folgen Ostreich, Spanien und Italien. Die Schweiz ist sicher, sie erhielt den direktesten Tritt; Belgien folgt wahrscheinlich, ditto die Skandinavier. Dann kann Herr Nieuwenhuis, die Possibilisten1421 und die Blanquisten zu den Trades Unions gehn, und dann stehn sie erst recht außerhalb der großen europäischen Bewegung. Dies vorläufig meine Meinung für heute. Sobald ich Weiteres höre, schreibe ich wieder. Inzwischen könnt Ihr Euch die Sache überlegen. Jedenfalls ist Euch durch die Arroganz der „Alten" und die Schlappheit der Neuen eine prachtvolle Gelegenheit gegeben, den Engländern den Standpunkt klarzumachen und ihnen zu zeigen, daß das klassenbewußte kontinentale Proletariat nicht daran denkt, sich unter die Leitung von Leuten zu begeben, denen das Lohnsystem für eine ewige und unerschütterliche Welteinrichtung gilt. Ein wahres Glück, daß die borniert-einseitige, ausschließliche Gewerkschaftsbewegung ihren jetzt reaktionären Charakter so eklatant an die Sonne stellt. Ein andres Bild: auf der letzten Konferenz der Social Democratic Federation14911 ist Herr Hyndman durch formellen Beschluß aufgefordert worden (einstimmig, wird behauptet), sich mehr zurückzuhalten und nicht länger in der Leitung der Social Democratic Federation tätig zu sein. Die Hauptsache ist für uns alle, daß Marseille und Berlin einig und geschlossen vorgehn; alles andre ist Nebensache. Faßt man dort identische Beschlüsse, so werden sie von ganz Europa adoptiert, und so was geht hier durch die ganze Presse. Auch Eure Gewerkschaftskongresse sollten protestieren. Die schottische Zeitung mit Bericht geht mit dieser Post an Dich ab. Herzliche Grüße an Frau Julie, die Hexe und Dich und alle Freunde. Dein F.E.
1 iDirlilicher
205
Engels an Conrad Schmidt in Zürich
London, 12, Sept. 92
Lieber Schmidt, Ich bin seit ein paar Tagen von Ryde zurück, wo ich einen sechs Wochen langen unfreiwilligen Aufenthalt bei Pumps genommen.14541 Ein lästiges, aber sonst unbedeutendes Unwohlsein hat mir meine Ferien und eine kontinentale Reise verdorben, auf der Sie mich sonst wahrscheinlich in Zürich zu sehn bekommen hätten. Auf Ihre weiteren Studien über die Profitrate bin ich begierig. Den Firemanschen Artikel hat Ffireman] mir nicht geschickt, kann man das Heft separat haben? Darin bestelle ich mir's, falls Sie mir genau das Heft Und den Titel des Artikels angeben. Den Abschnitt über die Profitrate besonders vorher abzudrucken, geht absolut nicht, Sie wissen, bei Marx ist das alles so verkettet, daß nichts aus dem Zusammenhang gerissen werden kann. Ohnehin werde ich, falls ich gesund bleibe und man mir Ruhe läßt, diesen Winter fertig mit dem II I.Band1 (darüber aber halten Sie ja reinen Mund bitte, ich weiß, wie oft mir was dazwischengekommen), und darin wird die arme Professorenseele nach dieser Seite Ruhe, aber auch sofort um so mehr Unruhe haben. Über die Marxsche Geschichtsauffassung finden Sie einen Artikel von mir in der nächsten Nr. der ,,N[euen] Z[eit]" - er ist hier englisch schon erschienen.13881 Über Geld und Kredit sind die Deutschen absolut nicht zu gebrauchen. Über Knies hat M[arx] selbst schon arg gespottet vor Jahren.14921 Die beiden brauchbarsten englischen Sachen sindTooke, „An Inquiry into the Currency Principle", 1844, und Fullarton, „On the Regulation of Currencies", 2. Aufl., 1845, beide nur noch antiquarisch zu haben. Was über Geld qua2 Geld zu sagen, steht alles im I.Band „Kapital". Im III. kommt über Kredit und Kreditgeld natürlich viel, es ist grade dieser Abschnitt, der mir die meiste Schwierigkeit macht.
Rogers' ,,Econ[omic] Interpretation] of Hist[ory]" ist ein in vieler Beziehung lehrreiches, aber äußerst flaches Buch, theoretisch gesprochen. Von einer Auffassung k la Marx ist natürlich nicht die Rede. x Ihr Aufsatz in der „N[euen] Z[eit]"14431 hat mir viel Freude gemacht - für hier wäre er wie geschaffen, da die Jevons-Mengerianer14441 hier in der Fabian Society1281 arg grassieren und mit unendlicher Verachtung auf den längst überholten Marx herabsehn. Wäre hier eine Revue, wo er unterzubringen, ließe ich ihn mit Ihrer Erlaubnis durch Aveling unter meiner Durchsicht übersetzen. Daraus wird fetzt wohl schwerlich etwas werden - die Revue fehlt! Was die Herren Unabhängigen12861 angeht, so haben sie sich ihr Schicksal selbst zugezogen. Die Partei hat mit einer wahren Lammsgeduld jahrelang ihr Gekläff toleriert, ihnen noch in Erfurt12261 alle Gelegenheit gegeben, ihren verlognen Klatsch zu beweisen, aber eine Million Leute kann sich nicht ewig durch fünfzig naseweise Bengel lahmlegen lassen, die das Recht beanspruchen zu verlästern, ohne beweisen zu müssen. Jetzt sind sie heraus, jetzt könnten sie zeigen, was sie leisten können, und nichts als das ewige Lügen und Schimpfen. Die Leute, die etwas versprachen, die Kampffmeyer, Ernst, Müller und wie sie alle heißen, was haben sie denn fertiggebracht, seitdem der Druck der Parteileitung nicht mehr auf ihnen lastet. Ihr Blatt3 ist absolut inhaltslos, und außer diesem tun sie nichts. Wenn diese Herren glauben, sie könnten was, warum tun sie's nicht? Die Polemik des „Vorwärts" ihnen gegenüber, wie auch sonst, ist manchmal ungeschickt, das Blatt haut oft genug über die Schnur, das ändert absolut nichts an der Sache. Haben die Herren nicht schon vor der Trennung ebenso arge Sprache gegen Fraktion und Parteileitung verführt wie der „Vorwärts" gegen sie? Dazu sind sie im ganzen absolut unschädlich. In Deutschland sind sie tot wie jeder, der sich von der großen Bewegung trennt. In den ausländischen Vereinen ist, seitdem die Bewegung in Deutschland selbst stark geworden und im Lande selbst geleitet wird, der einzig günstige Nährboden für derlei Quengeleien, wie ich das hier im Verein12201 seit 45 Jahren durchgemacht. Bis 1860 waren die besten Leute in der Regel im Auslande, jetzt ist es umgekehrt. Die Vereine in der Fremde bestehn aus sehr wechselnden Elementen, die sehr selten das Durchschnittsniveau der zu Hause befindlichen erreichen, stehn außerhalb der heimischen Bewegung, an die sie nur äußerlich angehängt sind, haben oft wenig wirkliche Beschäftigung und daher Langweile, und dies macht sie den Stänkereien weit zugänglicher.
Ich weiß, Sie haben unter den Jungen viele Universitäts- und Jugendfreunde, aber das muß man überwinden. Man kann ja auch persönlich gut Freund bleiben trotz der politischen Trennung. Aber das haben wir ja alle durchmachen müssen, ich sogar in der eignen frommen und erzreaktionären Familie. Und dann können Sie ja auf Ihre alten Freunde immer noch günstigen Einfluß üben, indem Sie sie aufs Studium verweisen statt aufs Schwadronieren. Wenn die Herren nur weiter studieren wollen, so werden die Brauchbareren unter ihnen bald zur Besinnung kommen. Ich fürchte aber, der epidemische Größenwahn, der unter den Herren herrscht, wird sie daran verhindern. Und was die Verhetzung und Verbitterung angeht, so ist ohne die nun einmal nicht fertig zu werden. „ Ich bin nicht gekommen, den Frieden zu bringen, sondern das Schwert."l493] Dieser Tage schicke ich Ihnen die „Lage der arbeitenden] Klasse". Mit besten Grüßen Ihr F. Engels
206
Engels an Karl Kautsky in Stuttgart
London, 16. Sept. 92
Lieber Baron, Ede bittet mich, Dir eine Stelle aus den ,,D[eutsch]-Fr[anzösischen] Jahrbüchern" abschriftlich zukommen zu. lassen. Er gibt nur den Anfang an, nicht aber wie weit. So erhältst Du hierbei Abschrift bis zum Schluß des Briefs und mußt nun sehn, wie weit es brauchbar ist.14941 Kowalewski ist hier und sagte, er wäre wohl bereit, der ,,N[euen] Zfeit]" einen Artikel über das große russische Buch von Lawrow: „Zadaci istoriji mysli", „Die Aufgaben der Geschichte des Gedankens", zu schicken; er würde ihn aber französisch schreiben müssen. Wenn Dir der Artikel genehm ist, bitte teile es mir mit. In Glasgow auf dem Trades-Unions-Kongreß14641 ist es kunterbunt hergegangen.1 Alles wurde von den „Alten" aufgeboten, um zu siegen, und da sie organisiert und untereinander bekannt waren und altes Renomme hatten, gelang ihnen viel gegenüber den „Neuen"I441', die den Rummel noch nicht kennen, den Schlingen der Geschäftsordnung verfielen, untereinander unbekannt und ebenso vielen ehrlicheren Elementen der „Alten" unbekannt waren und daher wenig Persönlichkeiten hatten, die auch, abgesehn von ihrer speziellen Parteistellung, persönlich allgemein respektiert wurden*. So kam es, daß das Parliamentary Committee14821 der Mehrzahl nach aus „Alten" und Fenwick wieder zum Sekretär gewählt wurde. Da die Alten den Widerstand gegen den 8-Stunden-Tag als hoffnungslos drangegeben und selbst den gegen den gesetzlichen 8-Stunden-Tag nur pro forma, anstandshalber fortführten, waren die meisten Neuen ganz entzückt; in der Freude über den Sieg der legal 8 hours wurde alles andre preisgegeben, und so kam es, daß nicht nur Maßregeln gegen die „Pauper"-Einwanderung verlangt,
* Hardie und Tom Mann sind beide in weiteren Kreisen unpopulär. Burns, der manches hätte anders machen können, war nicht dort.
' Siehe vorl. Band, S. 451-453 und 454 - 456
sondern auch die Einladung nach dem Züricher Kongreß14651 schnöde und in direkt für uns beleidigender Form zurückgewiesen wurde (u.a. weil der Züricher Kongreß nicht vom englischen Trades-Unions-Kongreß berufen!!) und dagegen ein sofort zu berufender internationaler Achtstundenkongreß beschlossen. Wie diese Debatte verlief, wirst Du aus dem schottischen Blatt sehn, das Tussy Dir geschickt. Es ist nun klar, daß unsere Kontinentalen hierzu Stellung nehmen müssen. Die Gelegenheit ist gut, den hochnäsigen Trades Unions den Standpunkt klarzumachen. Die Franzosen werden wohl in Marseille'4801 den Anfang machen. Leider kann ich Dir für einige Zeit wenigstens die „Workmfan's] Times" nicht schicken. Burgess schickte eine Zeitlang an Bebel und diverse andre Kontinentale ein Ex., hat aber plötzlich - da der Narr von den Kontinentalen, die „nicht einmal eineTrades-Organisation" haben, nichts wissen will - diese Sendungen eingestellt. Ich muß nun wieder das während der Zeit für Dich freigewesene Ex. an Bebel schicken, da der Vorstand eins haben muß, und kann die Zahl der bestellten Ex. vor Nov. nicht gut ändern, da ich Mühe genug habe, die bestellten richtig zu erhalten. Im Nov. erneuere ich mein Abonnement und kann bei der Gelegenheit neue Arrangements treffen. Hyndman ist auf der letzten Konferenz der Social Democratic Federation14911 - man sagt einstimmig - aufgefordert worden, sich von der Leitung der Social Democratic Federation zurückzuziehn und nur literarisch zu wirken. Wollen sehn, ob's vorhält. Aber hart ist's für ihn. Es ist schade, daß Ede nun auch den Trades-Unions-Kongreß verpaßt hat, aber da war nichts zu machen. Ihm selbst werden die verlängerten Ferien um so mehr guttun. Ich bin noch immer Hausgefangener, es geht aber langsam besser. Dein F.E.
207
Engels an Regina und Eduard Bernstein in Zürich
London, 17. Sept. 92
Liebe Gine, Durch Louise, die Mittwoch1 wieder hier einsprang, erfuhr ich, daß Sie noch in Zürich und Käte2 schon hier sei, und gestern durch Ihren Brief konnten endlich die zerrissenen Leitungstelegraphendrähte wieder angeknüpft werden. Sehr leid tut es uns, daß Sie noch so leidend sind, aber das wird ja auch sein Ende erreichen, und inzwischen kann Ede seine Ferienluftkur noch etwas fortsetzen, was ihm sehr nützlich sein wird und der Partei auch nicht schadet, da der Trades-Union-Kongreß[464] doch einmal verpaßt ist. Auf diesem herrschte viel Konfusion, die für uns interessanteste Sitzung war Donnerstag wegen der Kongreßfrage3. Hätten wir Ihre Adr. gewußt, so hätten wir Ede ein schottisches Blatt mit Bericht geschickt, so aber sind die paar Nrn. in andere Richtungen versandt worden. Nachdem trotz aller Anzapfungen von Thorne der Züricher Einladungsbrief „an den Trade Union Congress in Glasgow" 4 Tage lang hartnäckig unterschlagen, kam Matkins, offenbar mit den „Alten" abgekarteter Antrag - wodurch die Beschickung Zürichs verhindert werden sollte -, einen eignen internationalen Kongreß wegen der 8 Stunden zu berufen. Dagegen Parnells Amendment, lieber nach Zürich zu gehn. Wie Ed. Afveling] sagt, sprachen Parnell und Queich sehr gut. Aber nun alle die Alten wie toll: die kontinentalen Arbeiter seien schwach und schlecht organisiert, wenn aber die Engländer sie unter ihre Fittiche nähmen, könne alles gut gehn; der Züricher Kongreß sei jedenfalls nicht von dem der englischen Trades Unions berufen; wolle man sich denn mit all den wild theories4 und dem Socialism identifizieren, die auf dem Kontinent grassieren usw. (letztere Angst besonders von einem der neu zum 8-Stunden-Tag bekehrten Lancashire-Weber5 ausgekrächzt). Kurz, in der Freude, daß der legal 8-Hours-day6 jetzt fast gar keine Opposition mehr fand, wurde den Schwachen im Geist, den Lancashire
1 14.September - 2 Käte Schattner -3 siehe vorl. Band, S.451-453, 454- 456 und 460/461 1 tollen Theorien - 6 David Holmes - 6 gesetzliche 8-Stunden-Tag
Baumwolleuten zulieb die Einladung der Kontinentalen ohne weiteres unter den Tisch geworfen und das mit 189 gegen 97 Stimmen! Dies ist nun, obwohl die meisten schwerlich wußten, was sie taten, tatsächlich ein schnöder Insult, der der ganzen kontinentalen Arbeiterbewegung an den Kopf geworfen worden. Wir haben sofort nach allen Seiten Bericht erstattet und werden die Franzosen wohl schon in wenigen Tagen in Marseille eine erste Antwort darauf geben14805. Die Gelegenheit ist zu gut, ohne die Sache zu tragisch zu nehmen, dennoch dem Dünkel der mehr und mehr reaktionär sich entwickelnden alten Trades-Union-Leuten einen Dämpfer aufzusetzen. Hierbei folgt eine „Pall Mall" mit einem Artikel Avelings über die Hamburger Sozialisten und die Cholera. Im „D[aily] Chronicle" stand eine lange Kritik von „Socialism Utopian etc.", die Sie wohl gesehn haben werden. Das sind gescheute Leut'! Das französische Tagblatt ist noch immer nicht aus dem Embryonalstand heraus, es wird noch immer verhandelt, ist aber besser, als wenn die Leute sich wieder kopfüber in ein kurzlebiges Abenteuer stürzten.'3501 Louise ist recht fidel zurückgekommen, hat Ihre Mutter und Ignaz recht wohl und munter gefunden und grüßt herzlich. Jetzt noch ein paar Zeilen an Ede, daher leben Sie wohl für heute. Mit herzlichem Gruß Ihr F. Engels
Lieber Ede, Die betr. Stelle ist gestern an K. Kfautsky] abgegangen7, und zwar von den zitierten Worten an der ganze Rest des Briefs, wobei ich K. Kfautsky] sagte, er werde wohl wissen, ob alles oder nur ein Teil, und welcher, zu brauchen sei. Auf der letzten Konferenz der Social Democratic Federation14911 (Bank Holiday14951, erster Augustmontag) schlug Taylor, der durchgefallne Hackney-Kandidat, vor, man solle Hyndman hinauswerfen. Dies fand großen Anklang, namentlich unter den Provinzialdelegierten; man bewog aber Tfaylor], den Antrag milder zu fassen, um eine möglichst starke Majorität zu erlangen. Und so wurde denn (wie Tfaylor] behauptet, einstimmig) beschlossen, Hfyndman] aufzufordern, von der Leitung der Social Democratic Federation zurückzutreten und sich literarischer Pro
paganda zu widmen. Wie lange das vorhält, wird sich zeigen. Jedenfalls ein bittrer Schlag für den Größenwähnling. Cahan aus New York, der ihn besuchte, ohne hiervon zu wissen, fand ihn in einer sehr wehmütigen, abgedankten und allen seinen bisherigen Heruntergerissenen gegenüber merkwürdig versöhnlichen Stimmung. Die „W[orkman*s] Times", d.h. Burgess, will jetzt auch Parteichef werden. Daß die £ 400, die er bei den Wahlen Burns, K. Hardie, Taylor und Ben Ellis zur Verfügung stellte, von Champion (resp. durch ihn von Hudsons Soap) herrührten, wirst Du gesehn haben. Kurz, es hat sich hier manches geändert, seitdem Du weg bist, und Du wirst viel und interessante Beschäftigung unter den Leuten finden. Viele Grüße. Dein F.E. Käte hab' ich noch nicht gesehn.
208
Engels an Paul Lafargue in Le Perreux14961
London, den 17. Sept. 1892
Mein lieber Lafargue, Ihre Meinung, daß man die Gelegenheit benutzen muß, um den alten englischen Trade-Unions eine Lehre zu erteilen, ist auch die von Bebel. Wenn Liebknecht nach Marseille[480' kommt, haben Sie eine gute Gelegenheit, sich mit ihm zu verständigen. Gleichzeitig können Sie ihn fragen, warum der „Vorwärts" voll von Nachrichten über die Taten und Gesteri der Broussisten, Allemanisten und Blanquisten ist, doch kaum ein Wort über die Unsern sagt. Aber in Berlin behauptet man, die Cholera wüte in Marseille, und das könnte seine Reise verhindern. Da die englischen Trade-Unions nur bona fi.de working men1 und auch nur solche anerkennen, die in Gewerkschaften organisiert sind, wäre es von größter Wichtigkeit, wenn nicht nur der Kongreß der Arbeiterpartei, sondern vor allem auch der Kongreß der französischen Gewerkschaften, der einige Tage vor unserem stattfindet149?1, sich freiheraus über die Anmaßung der Engländer ausspricht, die bestehende kontinentale Bewegung ignorieren zu wollen, um eine andere unter ihrer Leitung und in ihrem Sinne ins Leben zu rufen. Sicherlich werden die französischen Gewerkschaftler dagegen protestieren, was in Glasgow14641 über sie und die anderen Arbeiter des Kontinents gesagt worden ist: (Woods, M.P.2): „daß die Organisationen auf dem europäischen Kontinent sehr unwirksam seien, er aber davon überzeugt sei, daß, wenn die mächtige Organisation in England ihren Freunden auf dem Kontinent nur die Hand der Kameradschaft und Sympathie und Brüderlichkeit entgegenstrecke " (entschuldigen Sie die Anmaßung!), „sie die Schwierigkeiten auf ein Minimum reduzieren könnten usw." Foster von Durham, miner3: „Ihn hätten Herrn Woods Bemerkungen sehr berührt, daß ihre Bemühungen in England bis zu einem gewissen Grade unwirksam gemacht würden durch ihre Arbeitskameraden in anderen
1 wirkliche Arbeiter - 2 Mitglied des Parlaments - 3 Bergarbeiter
30 Marx/Engels, Werke, Bd. 38
Ländern, die nicht so gut organisiert seien wie die in England; ihre soziale Lage sei der unseren nicht ebenbürtig (!!!)... wenn man die Arbeitskameraden auf dem Kontinent dahin bringen könnte, die gleiche Einmütigkeit der Meinung zu zeigen wie die in England, als sie sich zu einer bestimmten Aktion entschlossen" (es handelt sich um den 8-Stunden-Tag, und Sie wissen, wie sehr die Engländer dagegen gekämpft haben, als der Kontinent schon einmütig war - diese selben Engländer, die jetzt, Mann für Mann, so laut schreien!), „sie würden dann erfahren, daß die Macht der Arbeit das Ziel erreichen könnte usw." Holmes, Burnley, Baumwollweber, neuerdings zu den 8 Stunden bekehrt und begierig zu beweisen, daß dieser Frontenwechsel sie nicht zu sozialistischen Kannibalen gemacht hat: „Ob es irgendwelche fortschrittlichen oder, wie sie es nannten, sozialistischen Bewegungen auf dem Kontinent gäbe, in die man sie hineinziehen wolle" (in Zürich14651). „Er frage die Herren, ob sie es wünschten, im Namen dieser Körperschaft auf jenen Kongreß zu gehen, um dort viele der tollen Pläne zu verteidigen, die, wie sie wüßten, auf dem Kontinent im Umlauf seien?" Conner, London: „Obwohl bereits zwei internationale Kongresse vorbereitet wurden" (Zürich und Chicago14981), „so Werde doch keiner vom oder unter der Leitung des Trades Congress vorbereitet (!!)." So. Diese Beleidigungen müßten genügen, um das Blut der französischen Gewerkschaftler in Wallung zu bringen. Ich wiederhole: Für den moralischen Effekt hier in England wäre die Resolution des Gewerkschaftskongresses, die den in dem Beschluß von Glasgols enthaltenen Versuch zur Spaltung zurückweist, bedeutend wichtiger aw eine Resolution des sozialistischen Kongresses. Versuchen Sie also Ihr Bestes. Tussy hat einen Zeitungsbericht an Delcluze geschickt. Grüßen Sie die Genossen von mir. Macht gute Arbeit wie in Lille11461, wo, wie Tussy sagt, der plus businesslike4 Arbeiterkongreß tagte, den sie ej gesehen habe. Freundschaftlichst Ihr F.Engels
Aus dem Französischen und Englischen.
* sachlichste
209
Engels an Nikolai Franzewitsch Danielson in Petersburg
London, 22. Sept. 1892
Werter Herr, Soweit stimmen wir nun also in dem einen Punkt überein, daß Rußland im Jahre 1892 nicht als ein reines Agrarland existieren könnte, daß seine landwirtschaftliche Produktion durch industrielle ergänzt werden muß. Ich behaupte nun, daß industrielle Produktion heutzutage grande industrie1 bedeutet, Dampf, Elektrizität, mechanische Spindeln und Webstühle und schließlich maschinelle Herstellung der Maschinen selbst. Von dem Tage an, da Rußland Eisenbahnen einführte, war die Einführung dieser modernen Produktionsmittel beschlossene Sache. Ihr müßt imstande sein, Eure eigenen Lokomotiven, Waggons, Schienenwege zu reparieren, und das kann nur auf billige Weise geschehen, wenn Ihr bei Euch auch die Dinge herstellen könnt, die Ihr reparieren wollt. Von dem Augenblick an, da die Kriegführung ein Zweig der grande industrie wurde (Panzerschiffe, gezogene Geschütze, schnellfeuernde Repetierkanonen, Repetiergewehre, Stahlmantelkugeln, rauchloses Pulver usw.), ist die grande industrie, ohne die alle diese Dinge nicht produziert werden können, eine politische Notwendigkeit geworden. All das kann man nicht ohne eine hochentwickelte Metallindustrie haben, und diese wieder ist unmöglich ohne eine entsprechende Entwicklung aller anderen Industriezweige, namentlich der Textilindustrie. Ich pflichte Ihnen völlig bei, wenn Sie den Beginn der neuen industriellen Ära Ihres Landes ungefähr mit dem Jahre 1861 ansetzen. Es war der hoffnungslose Kampf einer Nation mit primitiven Produktionsformen gegen Nationen mit moderner Produktion, der dem Krimkrieg seinen Stempel aufdrückte. Das russische Volk hat das voll und ganz verstanden; daher sein Übergang zu modernen Formen, ein Übergang, der mit der Emanzipationsakte von 1861 14991 unwiderruflich wurde.
1 große Industrie
30*
Gibt man diese Notwendigkeit des Übergangs von den primitiven Produktionsmethoden, die 1854 vorherrschten, zu den modernen Methoden, die jetzt vorzuherrschen beginnen, erst einmal zu, so wird es zu einer Frage zweiten Ranges, ob die treibhausmäßige Förderung der industriellen Revolution durch ein System von Schutzzöllen vorteilhaft oder sogar notwendig oder sonstwas war. Diese industrielle Treibhausatmosphäre läßt den Prozeß akut werden, der sonst möglicherweise eine mehr chronische Form angenommen hätte. Sie preßt eine Entwicklung, die sonst vielleicht sechzig oder noch mehr Jahre verlangt hätte, in einen Zeitraum von zwanzig Jahren zusammen. Aber sie beeinflußt nicht die Natur dieses Prozesses selbst, der, wie Sie sagen, von 1861 datiert. Eines ist sicher: Wenn Rußland tatsächlich eine eigene grande industrie brauchte und entschlossen war, sie zu bekommen, so konnte es sie, wenn überhaupt, nur bei einem gewissen Grade des Schutzes bekommen, und das geben Sie zu. Von diesem Gesichtspunkt aus ist also dann die Schutzzollfrage nur eine Frage des Grades und nicht des Prinzips; das Prinzip war unvermeidlich. Noch etwas steht fest: Wenn Rußland nach dem Krimkrieg eine eigene grande industrie brauchte, so konnte es sie nur in einer Form bekommen: der kapitalistischen. Und damit mußte es all die Folgen auf sich nehmen, die die kapitalistische grande industrie in allen anderen Ländern mit sich bringt. Ich kann nun nicht einsehen, inwiefern die Resultate der industriellen Revolution, die sich in Rußland vor unseren Augen abspielt, in irgendeiner Beziehung von denen verschieden sind, die sich in England, Deutschland, Amerika zeigen oder gezeigt haben. In Amerika sind die landwirtschaftlichen Betriebs- und Besitzverhältnisse anders. Und das ist allerdings ein Unterschied. Sie beklagen sich über das langsame Anwachsen der Zahl der in der Textilindustrie beschäftigten Arbeiter, verglichen mit dem Wachstum des Produktionsvolumens.-Das ist überall so. Woher sonst unsere „industrielle Reservearmee"? („Kapital", Kap.23, 3 und 4.2) Sie weisen die allmähliche Ersetzung der Männerarbeit durch Frauenund Kinderarbeit nach - „Kapital", Kap. 13, 3, a.3 Sie klagen darüber, daß die maschinell produzierten Waren die Produkte der Hausindustrie verdrängen und so eine ergänzende Produktion zerstören,
2 vgl. Band 23 unserer Ausgabe, S. 657 - 670 und 670-677 - 3 vgl. Band 23 unserer Ausgabe, S.416-424
ohne die der Bauer nicht leben kann. Aber das ist eine absolut notwendige Folge der kapitalistischen grande industrie: die Schaffung des inneren Markts („Kapital", Kap.24, 54), wie sie in Deutschland zu meiner Zeit und unter meinen eigenen Augen vor sich ging. Sie führen ferner an, daß die Einführung von Baumwollwaren nicht nur die häusliche Spinnerei und Weberei der Bauern, sondern auch ihre Flachskultur verdrängt; aber das gleiche haben wir in Deutschland in der Zeit von 1820 bis jetzt beobachtet. Und was diese Seite der Frage - die Zerstörung der Hausindustrie und der ihr zugrunde liegenden Zweige der Landwirtschaft - angeht, so scheint mir der springende Punkt der zu sein, daß die Russen entscheiden mußten, ob ihre eigene grande industrie ihre Hausindustrie zerstören oder ob der Import englischer Waren dies vollbringen sollte. Mit Schutzzoll haben das die Russen selbst besorgt, ohne Schutzzoll hätten es die Engländer getan. Das scheint mir ganz klar. Ihre Berechnung, daß die Summe der Textilprodukte der grande industrie und der Hausindustrie nicht wächst, sondern gleichbleibt, ja sogar zurückgeht, ist nicht nur völlig richtig, sie wäre unrichtig, wenn sie zu einem anderen Resultat käme. Solange sich die russische Manufaktur auf den inneren Markt beschränken muß, können ihre Produkte auch nur den Inlandsbedarf decken. Dieser aber kann nur langsam wachsen und sollte sogar, wie mir scheint, unter den gegenwärtigen Bedingungen in Rußland abnehmen. Denn es ist eine der notwendigen Folgeerscheinungen der grande industrie, daß sie ihren eigenen inneren Markt durch denselben Prozeß 'zerstört, durch den sie ihn schafft. Sie schafft ihn, indem sie die Basis der bäuerlichen Hausindustrie vernichtet. Aber ohne Hausindustrie kann die Bauernschaft nicht leben. Die Bauern werden als Bauern ruiniert; ihre Kaufkraft wird auf ein Minimum reduziert; und bis sie sich als Proletarier in die neuen Existenzbedingungen hineingefunden haben, geben sie für die neuentstandenen Fabriken einen sehr schlechten Markt ab. Die kapitalistische Produktion als eine vorübergehende ökonomische Phase ist voll innerer Widersprüche, die sich in dem Maße entfalten und sichtbar werden, in dem sie sich selbst entfaltet. Die Tendenz, ihren eigenen Markt zu schaffen und zugleich zu zerstören, ist einer dieser Widersprüche. Ein anderer liegt in der SeaBHOx^Hoe nojiotfteide5, zu der sie führt und die in einem Land ohne auswärtigen Markt, wie Rußland, eher eintritt als in Ländern, die auf dem freien Weltmarkt mehr oder weniger konkurrenzfähig
4 vgl. Band 23 unserer Ausgabe, S. 773 - 777 - 5 ausweglosen Lage
sind. Diese letztgenannten Länder finden in einer solchen scheinbar ausweglosen Lage eine Lösung in der Ausdehnung des Handels durch gewaltsame Erschließung neuer Märkte. Aber auch da steht man vor einem cul-desac6. Nehmen Sie England! Der letzte neue Markt, dessen Erschließung dem englischen Handel eine zeitweilige Wiederbelebung bringen könnte, ist China. Daher besteht das englische Kapital darauf, die chinesischen Eisenbahnen zu bauen. Aber chinesische Eisenbahnen bedeuten die Zerstörung der ganzen Basis der chinesischen kleinen Landwirtschaft und Hausindustrie, und da es nichteinmaleine chinesische grande industrie als Gegengewicht gibt, wird es Hunderten von Millionen Menschen unmöglich gemacht, ihr Dasein zu fristen. Die Folge wird eine Massenauswanderung sein, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat, eine Überflutung Amerikas, Asiens und Europas durch den verhaßten Chinesen, der dem amerikanischen, australischen und europäischen Arbeiter auf der Grundlage des chinesischen Lebensstandards, des niedrigsten der Welt, Konkurrenz machen wird und wenn die Produktionsweise in Europa bis dahin noch nicht umgewälzt ist, so wird ihre Umwälzung dann notwendig werden. Die kapitalistische Produktion erzeugt ihren eigenen Untergang, und Sie können sicher sein, sie wird das auch in Rußland tun. Sie kann, und wenn sie sich lange genug hält, wird sie bestimmt eine fundamentale Agrarrevolution bewirken - ich meine eine Revolution in den ländlichen BesitzVerhältnissen , die den noftrifeiuHKi,7 wie den MyatHKi,8 ruinieren und sie durch eine neue Klasse von Großgrundbesitzern ersetzen wird, welche sich aus den Dorf-KyjiaK h9 und den Bourgeoisspekulanten der Städte rekrutiert. Auf jeden Fall werden die konservativen Elemente, die den Kapitalismus in Rußland eingeführt haben, eines Tages über die Folgen ihres eigenen Handelns schrecklich erstaunt sein. Ihr sehr ergebener P.W.Roshe r™
Aus dem Englischen.
* einer Sackgasse - 7 Gutsbesitzer - 8 Mushik - 9 Kulaken
210
Engels an Victor Adler in Wien
London, 25. September 1892
Lieber Victor, Dein Geschäft mit Stepniak ist erledigt, und zwar ehe Dein Telegramm und die zwei Briefe ankamen.'5001 Stfepniak] nämlich* schickte mir Deinen Brief vom 15. ein mit der Bemerkung, er habe jetzt die förmliche Einwilligung Sonnenscheins und werde morgen (id est vorigen Donnerstag, 22.) kommen, sich die auf mich angewiesenen 15 Pfund Sterling dagegen eintauschen. Obwohl ich keinen Avis von Dir hatte, bin ich doch ein viel zu guter Kaufmann, um nicht die Unterschrift der renommierten Firma V. A[dler] zu honorieren, selbst wenn der formelle Avis an mich direkt noch nicht eingetroffen. Du hattest eben nicht nur Stfepniak], sondern auch mir gewissermaßen die Pistole auf die Brust gesetzt, sonst hätte ich, wäre mir irgendein Ausweg offengeblieben, in Deinem Interesse mich an der Zahlung einstweilen vorbeizudrücken gesucht. Und zwar einzig aus dem Grunde, weil Du nun Stfepniak] alles gezahlt hast, was er zu bekommen hat; dadurch aber ist er beim Erscheinen Deiner Übersetzung nur noch schriftstellerisch, aber nicht mehr pekuniär interessiert, und wie ich meine Russen kenne, scheint mir das nicht die richtige Methode, von ihm die Arbeit für den zweiten Band herauszuschlagen. Genug, da war nichts mehr zu machen. Ich hätte mir ein schriftliches Versprechen, die Sache innerhalb bestimmter Frist zu liefern, geben lassen können; das wäre aber absolut nutzlos gewesen, Du hast jedenfalls schon Schriftliches genug von ihm, und ein neuer Wisch hätte ihn nicht veranlaßt, rascher zu arbeiten. So begnüge ich mich mit seinem in Louisens Gegenwart gegebenen Versprechen, Dir das Bewußte in längstens 14 Tagen zu liefern (va-t-en voir s'ils viennent, Jean!1) und ihm dann gegen inl. Schein und die Sonnenscheinsche, vollständig genügende Erklärung die ihm von Dir als bei mir zu
* nachdem Louise ihn in Deinem Auftrag um Erledigung der Sache gebeten
erheben zugesagten 15 Pfund Sterling zu zahlen. Du schriebst ihm: you can also hand the formal paper to Mr. Engels, and you will receive immediately from him the sum of 15 pounds.2 Du siehst, gegen diesen kategorischen Wortlaut war nicht aufzukommen.** Ich habe dem Stfepniak] dabei auseinandergesetzt, wie er durch seine Bummelei sich selbst geprellt hat; wie bei rationellem Verfahren S. Sonnenschein] & Co. mit höchstens 5 Pfund Sterling abzuspeisen gewesen und er, Stfepniak], um so mehr hätte einstecken können (Aveling behauptet, S.Sfonnenschein] & Co. hätten die Erlaubnis auch gratis gegeben, weil die Übersetzung ohnehin Reklame fürs Buch macht). Das war ihm ganz neu und wird er sich's wohl merken. Du aber hast den größten Schaden davon. Summa summarum: in ähnlichen künftigen Fällen tust Du am besten, mir von vornherein Mitteilung zu machen, wo ich Dir dann entweder meinen unmaßgeblichen Rat mitteilen oder aber, sei es selbst, sei es durch Louise oder Avelings die Unterhandlungen sofort hier für Dich führen kann. Auch in literarischen Geschäften ist „Platzkenntnis" erstes Erfordernis, wenn man nicht geprellt sein will. Wir freuen uns, daß es Deiner Frau soviel besser geht und hoffen, es geht so weiter. Unsere besten Wünsche begleiten Euch! Von Andreas Scheu haben wir seit Jahren nichts gesehen, seit Monaten nichts gehört und seit undenklicher Zeit hier nicht gesprochen. Wir wissen absolut nichts von ihm. Wegen Onkel J [ulius] nebst Tante3 kannst Du ruhig sein - wir sehen sie fast nie, da sie sich systematisch gegen uns abschließen, und erzählen ihnen noch viel weniger. Der Bericht über Hyndman hätte nicht gedruckt werden sollen.1-5011 Er War unverbürgte Privatmitteilung und mag formell Unrichtiges enthalten. Der Sache nach ist er richtig: H[yndman] ist abgesetzt, wenn auch in möglichst schonender Form; Die Drohung eines derartigen Antrags, unterstützt von der Mehrzahl der Delegierten, mag hingereicht haben. Das schlimmste ist: man kann auf das Dementi nicht antworten, ohne ihm hier eine günstigere Position zu verschaffen. Er selbst hat auch in „Justice" etwas, worin
** Wenn Du mir schreibst, Du habest auch seine Arbeit von ihm „vor Auszahlung" verlangt, so ist das ein Irrtum. Ich wollte, der Wortlaut hätte mir diese Forderung erlaubt, Aber Du knüpftest die Auszahlung, und zwar „immediately", nur an das formal paper von Sonnenschein.
2 Sie können auch die formelle Genehmigung Herrn Engels übergeben und werden Von ihm sofort die Summe von 15 Pfund erhalten. - 3 Julius Motteier und seine Frau
er die Erwartung ausspricht, der „Vorwärts" werde seinen Brief nicht abdrucken.1502' Damit ist er nun blamiert. „Soziales aus Rußland"4 erhältst Du in zwei Exemplaren. Von den „Bakfunisten] an der Arbeit" habe ich bis jetzt nur noch ein (mit anderen zusammengebundenes) Exemplar, nämlich mein Handexemplar, finden können. Das agitatorische Wegleihen habe ich mir notgedrungen abgewöhnen müssen und rate Dir auch dasselbe. Mein Handwerkzeug gebe ich ein für allemal nicht mehr aus dem Hause. Meine Gesundheit geht „immer langsam voran". Lfouise] sagt mir, Du habest nach der Dauer der Geschichte gefragt - vor etwa zehn Jahren, durch Exzeß, zur Erscheinung gebracht. Grund gelegt vor etwa 25 Jahren durch einen Sturz mit dem Pferd bei der Hetzjagd. Ferner zur Nachricht, daß ich schon nach wenig Jahren, nachdem die Sache deklariert war, wegen unangenehmer Empfindungen in der Gegend des Leistenkanals eine Bandage mit Bruchkissen zu tragen genötigt wurde, auch scheint in der Gegend links eine kleine varice5 zu sein. Seit ein paar Tagen glaube ich entschiedene Wendung zum Bessern zu spüren, doch ist noch immer Druckempfindlichkeit vorhanden, besonders nach etwas Stehen oder Gehen; ich muß jedenfalls noch etwas Geduld haben und der Ruhe pflegen. Lfouise] sagt mir, Du wolltest die Freundlichkeit haben, Dich nach einem hiesigen Spezialisten zu erkundigen, das wäre mir sehr lieb, namentlich da jede f...]6
Nach: Victor Adler, „Aufsätze, Reden und Briefe", Heft 1, Wien 1922.
4 Friedrich Engels: „Flüchtlingsliteratur. Soziales aus Rußland" - 6 Krampfader - 6 das Ende des Briefes fehlt
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Engels an Karl Kautsky in Stuttgart
, . , t, London, 26. Sept. 92 Lieber Baron,. Inl. die nach meiner Ansicht absolut nötigen Änderungen der beiden Stellen.'-503' I. Von dem Beschluß am letzten Tage, den Züricher Kongreßt465' doch noch zu beschicken, habe ich weder etwas gelesen, noch von Aveling, der dort war, etwas gehört. Etwas Derartiges soll im „Daily Telegraph" gestanden haben, das läßt sich heute nicht konstatieren. Aveling, der herkommen wollte, ist bis jetzt, 4.40, nicht hier, ich kann ihn also nicht befragen. Der „Daily News"-Bericht hat nichts der Art. Auch nicht die „Workman's Times". In der „Fr[ank]furteral mag B[ebel] so was gelesen haben. Ich halte es demnach am sichersten, die Stelle, wie getan, zu qualifizieren. II. Daß sich eine Versammlung von Leuten, die sich Independent Labour Party nennen, in Glasgow unter K. Hardies Vorsitz zusammengetan, ist richtig. Das ist aber die Independent Labour Party, die Burgess (Autolycus) von der „Workman's Times" auf eigne Faust zu konstituieren sucht, und keineswegs eine wirkliche, anerkannte, wie etwa die unsre in Deutschland oder Österreich, sondern einstweilen eine Sekte wie die Social Democratic Federation'62' und mit dieser in Konkurrenz begriffen. B[ebel] ist durch K.H[ardie]s Namen wahrscheinlich verleitet worden, die Sache ernster zu nehmen, als sie verdient. K.H[ardie] aber ist ein Schotte und gar zu schlau in seiner Diplomatie, hat dabei den Drang, seine neue Stellung als M.P.2 möglichst auszunutzen (wobei er sich stellenweise blamiert), wird aber schon gut werden, wenn er sich die Hörner etwas abgelaufen. Ich halte ihn für besser, als er in diesem Augenblick scheint. Ich schreibe hierüber an B[ebel]3, bin grade dran. Dieser Tage mehr. Ede soll morgen oder Mittwoch wiederkommen. Deine Aufträge werden beSOrgt Dein c _ F. E. 1 „Frankfurter Zeitung und Handelsblatt" - 2 Parlamentsmitglied - 3 siehe vorl. Band, S. 475 bis 478
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Engels an August Bebel in Berlin
... . London, 26. Sept. 92 Lieber August, Wegen Kugelmann hat Louise Dir schon einiges gesagt. Er war anfangs mit M[arx] während der 60er Jahre sehr befreundet, tat sehr viel, um die Totschweigungsverschwörung der Presse gegen das „Kapital" I.Band zu brechen, bewog auch Mfarx] nach Karlsbad zu gehn, was diesem sehr gut bekam13871, aber sowie sie dort einige Zeit zusammen waren, kamen sie total auseinander, nach M[arx']s Tod hat er öfter an mich geschrieben, ich habe mich kühl zu halten gesucht, da ich von seiner Verläßlichkeit nicht überzeugt bin. Jedenfalls hat er mehr als einen Fuß in mehr als einem Lager. Wegen der Ex. „Herr Vogt" habe ich an ihn geschrieben1621, er soll mir erst sagen, wieviel er hat. Da gibt's allerlei Reflektanten. Ich glaube sogar, weder Tussy noch Laura haben ein Ex. Du sollst auch berücksichtigt werden nach aller Möglichkeit. Der Arndt ist ein Studiosus, der in Genf war, dann nach Spanien ging und mit unsern Leuten in Madrid verkehrte, dann hieher kam. Hier nahm ihn Julius unter seine Fittiche, zuweilen kam er auch zu uns und ging dann plötzlich nach Paris. Von seiner Absicht, für den „Vorwärts" zu korrespondieren, sagte er kein Wort zu uns, vermutlich hat J[ulius] das vermittelt. Ich gab ihm eine Karte an Laura mit, habe aber nie gehört, daß er sich dort hat sehn lassen, werde fragen. L[aura] wird ihn auch an Vaillant gewiesen haben, und da dieser in Paris ist und Laf[argue] fast stets auf Reisen war, erklärt sich die vorwiegende Berücksichtigung der Blanquisten und ihrer Bundesgenossen, der Allemanisten. Kannst Du mir Arndts Adresse verschaffen? Nach dem Kongreß14801, besonders wenn das Tagblatt1360' erscheint, wird Laf[argue] mehr in Paris sein, und der Mann muß direkt an ihn und Guesde gewiesen werden. Des Meyers1 in S.Louis glaube ich mich zu erinnern, es gibt aber der Leute des Namens so viele. Ich will hoffen, K[ugelmann] bekommt was heraus, er tut gern dick mit seinen Verbindungen. Pieper war s.Z. Hauslehrer bei Rothschild hier, ist jetzt Gymnasial
lehrer in Hannover, wo M[arx] ihn einmal - ich glaube 1867 - als aufgedunsenen Philister auf der Straße traf. Ganz Deiner Ansicht, daß der jährliche Parteitag festzuhalten ist. Schon aus konstitutionellen Gründen müßt Ihr als Vorstand ihn einhalten, das gäbe schönen Vorwand sonst für die Schreier. Und auch sonst ist's wichtig, daß die Partei selbst alle Jahr einmal en masse sich ausspricht; dies gilt allgemein, augenblicklich aber doppelt - sowohl den „Unabhängigen" 12881 wie Vollmar gegenüber. Es ist sehr schade, daß Ihr meine Mitteilung wegen Hyndman2 so mir nichts, dir nichts in die Presse gebracht.'5011 Ich bemerke daher für künftige Fälle ausdrücklich und ein für allemal, daß meine Mitteilungen in Privatbriefen Euch zur Information dienen sollen und nötigenfalls, unter Beobachtung der üblichen Reserve, zur Richtigstellung oder Verhinderung von falschen Berichten oder Auffassungen im „Vorwärts"; zur direkten Veröffentlichung aber nur, wenn dies ausdrücklich bemerkt ist. Sonst müßte ich über alles den Mund halten, was ich nicht direkt beweisen kann, oder aber riskieren, in den meisten Fällen die Quelle verraten zu müssen und damit für die Zukunft verstopfen. Die Nachricht selbst ist der Sache nach entschieden richtig, wie jede Nr. von „Justice" beweist; die Angriffe auf hiesige und kontinentale Persönlichkeiten sind weg, und der ganze Hyndmansche Geist ist verschwunden. Sehr möglich aber ist, daß formelle Unrichtigkeiten in der Nachricht waren, daß Hfyndman] abdankte vor der bloßen Drohung eines Beschlusses etc. Fatal ist nur, erstens, daß diese Geschichte uns diese und andre Quellen über Vorgänge in der Social Democratic Federation1621 verschließt, daß sie ferner Hyndmans Stellung verbessert und drittens wir nichts weiter dagegen tun können, ohne diese noch mehr zu verbessern. Hfyndman] hat in „Justice" etwas losgelassen, worin er erwartet, Ihr würdet seinen Brief nicht abdrucken, ist also soweit blamiert.'5021 Ich werde versuchen, ein Ex. für Dich zu bekommen. An Kugfelmann] habe ich geschrieben, soweit meine Kompetenz reiche, seist Du autorisiert, die Briefe von Marx an ihn zu lesen.'521 Auch soll er den „Ritter vom edelmüthigen"3 erhalten. Heute schickt mir K. Kfautsky] Abzug Deines Artikels und fragt an wegen zwei Stellen.15031 I. Von dem Beschluß in Glasgow14641, doch noch Zürich'4651 zu beschicken, hat weder die „Dfaily] News" etwas, noch hat Aveling so etwas
* siehe vorl. Band, S. 456, 461 und 463/464 - 3 Karl Marx: „Der Ritter vom edelmütigen Bewußtsein"
gehört, sonst hätte er's gesagt. Er wollte heute kommen, ist aber nicht erschienen. L[ouise] sagt, sie habe auf der Herreise ähnliches im „Daily Telegraph" gelesen. Unter diesen Umständen riet ich K. K[autsky] einzuschieben: „wenn die betreffende Zeitungsnachricht wahr ist". Das deckt Dich vollständig. II. „unabhängige Arbeiterpartei im Entstehn - deren Anhänger zum ersten Mal nach Schluß des Glasgower Kongresses zusammentraten, um sich zu konstituieren -" etc. etc. Ich habe K. K[autsky] geraten, die Worte zwischen den Gedankenstrichen: „- deren ... zu konstituieren -" unter allen Umständen zu streichen. Die unabhängige Arbeiterpartei, die hier im Entstehen ist, ist noch weit davon, sich zu konstituieren, und gar nicht zu wünschen, daß sie dies jetzt schon versucht. Dazu ist sie noch nicht reif. Die Independent Labour Party, deren Leute sich unter Keir Hardies Vorsitz in Glasgow mehr oder weniger konstituierten, ist die von Autolycus (Joseph Burgess) von der „Workman's Times" gestiftete Sekte, die bis jetzt 2000 Mann zählt und der Social Democratic Federation Konkurrenz macht in der Anwerbung sozialistisch angehauchter Arbeiter. Sie ist einstweilen nicht mehr die unabhängige Arbeiterpartei, als die Social Democratic Federation dies ist, und ist nicht besser und nicht schlechter als diese. Was draus wird, ist abzuwarten, aber keinenfalls dürfen wir sie so ohne weiteres als die unabhängige Arbeiterpartei, die wahre und einzige proklamieren, da könnten wir uns schön die Finger verbrennen. Keir Hardie hat sich seit seiner Wahl in einer teils lächerlichen, teils blamablen Weise vorgedrängt und wichtig gemacht, der Erfolg ist ihm in die Krone gestiegen, und er wird sich die Hörner etwas ablaufen müssen. Er will, scheint es, gewaltsam den Burns in den Hintergrund drängen, der sich sehr ruhig und zurückhaltend benimmt (er hat mir seinen Besuch ansagen lassen, um mich über die einzunehmende Haltung zu Rat zu ziehn). Ich denke, das wird sich alles ausgleichen, K. H[ardie] ist besser, als er sich jetzt stellt, aber davon, daß er sich bei einer Sache beteiligt, dürft Ihr keineswegs den Schluß ziehn, daß diese Sache so ohne weiteres gutzuheißen ist. Sonst bin ich mit Deinem Artikel ganz einverstanden: ruhig, würdig, entschieden. In Marseille hat der dortige Trades-Unions-Kongreß (Congres des syndicats)14971 auf meine Anregung bei Lafargue4 den Beschluß gefaßt, an dem von den Trades Unions berufenen internationalen Kongreß nicht teilzunehmen, sondern sie einzuladen, dem Züricher Kongreß beizuwohnen. Dies ist nicht der Wortlaut, den sollich erst erhalten, L[ie]bk[necht] wird ihn Euch wohl schicken, er kam grade an, als Laf[argue] schrieb. Der Kongreß der
Arbeiterpartei'4801 wird ähnlichen Beschluß fassen. Ich machte Laffargue] darauf aufmerksam, daß die Trades Unions die Kongresse und Beschlüsse der Arbeiterparteien nicht für voll ansehn, dagegen die der Gewerkschaften ganz anders respektieren werden. Könnt Ihr in Deutschland Gewerkschaftsbeschlüsse in gleichem Sinn erwirken, so wird das hier seinen Effekt machen, dies sollte durchaus nicht vernachlässigt werden. Von Deinem Artikel könntest Du uns etwa 12 Ex. zur Verteilung an hiesige Blätter schicken. Die Leute können nämlich sehr selten fremde Sprachen, und da ist's eine reine Lotterie, ob sie es nur ansehn. Um hier was in die Presse zu bringen, müssen andre Mittel versucht werden. Wenn Aveling z.B. mit dem fertigen Artikel zur „Pall Mall" geht, bringt er ihn wahrscheinlich hinein'8041; denselben Abend würden wir die Ex. an die andern Blätter schicken, so daß sie alle zu gleicher Zeit bedient würden und immer noch die Möglichkeit wäre, daß dies oder jenes andre Blatt etwas darüber sagte. Hat aber ein Blatt einmal von so etwas gesprochen, dann nimmt kein andres Blatt etwas darüber auf, das ist einmal Regel hier. Deshalb müssen wir hier am Ort den Moment der Aussendung bestimmen können. Dagegen nach Frankreich könntest Du allerdings Ex. an die Presse schicken, speziell als von Dir gesandt bezeichnet, das zieht dort möglicherweise, weil wir eben kein einziges Tagblatt dort haben, wohinein wir etwas bringen könnten. Du könntest schicken an ,,L'Eclair" (das Blatt bringt noch am ersten was), „Le Figaro", „Le Temps", „Le Matin", „La Justice", „L'Intransigeant", „Le Parti Ouvrier" (possibilistisch), „Le Parti Socialiste" (49, rue de Rivoli, blanquistisch - wöchentlich). Bitte mir zu sagen, ob die „Workman's Times" Dir noch von der Redaktion zugesandt wird oder nicht. Es heißt hier, alle Freiexemplare ins Ausland seien abbestellt. Wenn's wahr, schick' ich sie Dir statt Fischer, der sie bei Dir lesen kann oder nach Dir. Nun hätte ich noch gern Deiner Frau ein paar Worte geschrieben, aber es ist schon nach 9 Uhr Abend, und ich habe gegen Arztbefehl schon zu lange bei Licht geschrieben. Den ganzen Tag an Victor und K. K[autsky] auch noch schreiben müssen6 - so bitte sie, daß sie mich entschuldigt. Aber sie bekommt einen Brief extra von mir. Bis dahin grüße sie herzlich. Dein „ , üenerai Ich höre eben von Lfouise], daß Du die „Wforkman's] Tfimes]" schon länger nicht mehr amtlich zugesandt erhältst. Die Sache ist also erledigt.
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Engels an Victor Adler in Wien
London, 27. Sept. 92
Lieber Victor, Kaum war mein (eingeschriebener) Brief an Dich gestern abgegangen1, so kam auch der Bote vom Credit Lyonnais'476', der mir die bewußten 15 Pfund zur Ausgleichung meines Vorschusses einhändigte, worüber hiemit dankend Empfangsanzeige. Der Marseiller Gewerkschafts-(Syndikats-)Kongreß1497der vor dem der Arbeiterpartei14801 stattfand, hat beschlossen.den von den Trades Unions zu Glasgow14641 berufenen Achtstundenkongreß nicht zu beschicken, dagegen die Trades Unions aufzufordern, nach Zürich zu kommen. Der Parteikongreß werde, schreibt Laffargue], einen ähnlichen Beschluß fassen. Wenn Eure Gewerkschaften sich in demselben Sinne aussprächen, würde das hier Eindruck machen, die Beschlüsse politischer Arbeiterkongresse gelten bei den aufgeblasenen Herren von den alten Trades Unions nicht für voll! Gruß von Louise an Deine Frau und Kinder und Dich selbst, ditto von Deinem F.E.
Nach: Victor Adler, „Aufsätze, Reden und Briefe", Heft 1, Wien 1922.
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Engels an Franz Mehring in Berlin15051
, IT »•*•,. London, 28. Sept. 1892 Geehrter Herr Mehring, Kautsky schickt mir ein Fragment eines Ihrer Briefe riiit einer Anfrage an mich.18061 Wenn Sie glauben, nicht wohl an mich schreiben zu können, weil ich vor langen Jahren einmal zwei Ihrer Briefe unbeantwortet gelassen, so habe ich kein Recht, mich darüber zu beschweren. Damals freilich standen wir in verschiednen Lagern, es galt das Sozialistengesetz1531, und dies zwang uns die Regel auf: wer nicht für uns ist, der ist wider uns. Zudem, wenn ich mich recht erinnere, sagten Sie in dem einen Brief selbst, daß Sie wohl keine Antwort erwarten dürften.15071 Indes, das ist lange her, seitdem haben wir uns im selben Lager gefunden, und Sie haben in der ,,N[euen] Z[eit]" vorzügliche Arbeiten geleistet, mit deren Anerkennung ich in Briefen z.B. an Bebel1 keineswegs gegeizt habe. Ich ergreife also mit Vergnügen die Gelegenheit, Ihnen direkt zu antworten. Die Prätension, die Entdeckung der materialistischen Geschichtsanschauung den preußischen Romantikern der historischen Schule zuzuschreiben, ist mir allerdings neu. Marwitz' „Nächlaß" habe ich selbst und das Buch noch vor einigen Jahren durchgelesen, aber nichts darin entdeckt als vortreffliche Sachen über Kavallerie und einen felsenfesten Glauben an die Wunderkraft von fünf Peitschenhieben, wenn angewandt vom Adel auf den Plebs. Sonst ist mir diese Literatur seit 1841-42 absolut fremd geblieben - ich beschäftigte mich nur sehr oberflächlich mit ihr - und verdanke ich ihr sicher absolut nichts in der fraglichen Richtung. Marx hatte während seiner Bonner und Berliner Zeit15081 den Adam Müller und Herrn von Hallers „Restauration" etc. kennengelernt, er sprach nur mit ziemlicher Verachtung von diesem faden, phrasenhaft aufgebauschten Abklatsch der französischen Romantiker Joseph de Maistre und Kardinal Bonald. Sollte er aber auch auf Stellen gestoßen sein wie die zitierte von Lavergne-Peguilhen15091, so konnten diese damals absolut keinen Eindruck auf ihn machen, wenn er überhaupt verstand, was die Leute sagen wollten.
M[arx] war damals Hegelianer, für den jene Stelle absolute Ketzerei war; von Ökonomie wußte er absolut nichts, konnte sich also bei einem Wort wie „Wirtschaftsform" gar nicht einmal etwas denken, und so hätte die fragliche Stelle, selbst wenn er sie gekannt, zum einen Ohr hinein- und zum andren wieder hinausgehn müssen, ohne eine merkliche Spur in seinem Gedächtnis zu hinterlassen. Aber ich glaube kaum, daß in den zwischen 1837 und 42 von Mfarx] gelesenen historisch-romantischen Schriften dergleichen Anklänge zu finden gewesen. Die Stelle ist allerdings höchst merkwürdig, doch möchte ich das Zitat verifiziert sehn. Ich kenne das Buch nicht, der Verfasser ist mir allerdings als Anhänger der „historischen Schule" bekannt. Die Stelle weicht in zwei Punkten von der modernen Auffassung ab, 1. indem sie die Produktion und Produktionsverteilung von der Wirtschaftsform herleitet, statt umgekehrt die Wirtschaftsform von der Produktion, und 2. in der Rolle, die sie der „angemessenen Handhabung" der Wirtschaftsform zuteilt, wobei man sich alles mögliche denken kann, solange man nicht aus dem Buch selbst sieht, was der Verfasser meint. Das sonderbarste aber ist, daß sich die richtige Geschichtsauffassung in abstracto bei denselben Leuten finden soll, die die Geschichte in concreto am meisten mißhandelt haben - theoretisch wie praktisch. Die Leute mögen am Feudalismus gesehn haben, wie hier die Staatsform sich aus der Wirtschaftsform entwickelt, weil die Sache hier sozusagen klar und unverhüllt auf der Hand liegt. Ich sage, sie mögen, denn abgesehn von obiger unverifizierten Stelle - Sie sagen selbst, man habe sie Ihnen gegeben - habe ich nie mehr davon entdecken können, als daß selbstredend die Theoretiker des Feudalismus weniger abstrakt sind als die bürgerlichen Liberalen. Wenn nun einer von ihnen diese Auffassung des Zusammenhangs von Kulturausbreitung und Staatsform mit der Wirtschaftsform innerhalb der feudalen Gesellschaft weiter dahin verallgemeinert, daß dies für alle Wirtschaftsformen und Staatsformen gilt, wie dann erklären die totale Blindheit desselben Romantikers, sobald es sich um andre Wirtschaftsformen, um die bürgerliche Wirtschaftsform und die ihren verschiednen Entwicklungsstufen entsprechenden Staatsformen - mittelalterliche Zunftkommune, absolute Monarchie, konstitutionelle Monarchie, Republik - handelt? Das ist doch schwer zusammenzureimen. Und derselbe Mann, der in der Wirtschaftsform die Grundlage der gesamten Gesellschafts- und Staatsorganisation sieht, gehört einer Schule an, für die bereits die absolute Monarchie des 17. und 18. Jahrhunderts einen Sündenfall, einen Verrat an der wahren Staatsdoktrin bedeutet!
31 Mari/Enseis. Werke. Bd. 38
Allerdings aber heißt es auch, die Staatsform gehe ebenso unvermeidlich aus der Wirtschaftsform und deren angemessener Handhabung hervor, wie das Kind aus der Begattung von Mann und Weib. In Anbetracht der weltbekannten Schuldoktrin des Verfassers kann ich dies nur dahin erklären: Die wahre Wirtschaftsform ist die feudale. Da die Bosheit der Menschen sich aber gegen diese verschwört, ist sie derart „angemessen zu handhaben", daß sie in ihrem Bestand gegen diese Angriffe geschützt und verewigt wird und daß die „Staatsform" usw. ihr fortwährend entspricht, also möglichst aufs 13. und 14. Jahrhundert zurückgeschraubt wird. Dann wäre die beste der Welten und die schönste der Geschichtstheorien gleichmäßig realisiert, und die L|avergne]-P[eguilhen]sche Generalisation wieder auf ihren wahren Inhalt: daß feudale Gesellschaft eine feudale Staatsordnung erzeugt, reduziert;510" Ich kann bis auf weiteres nur annehmen, daß L[avergne]-P[eguilhen] nicht gewußt hat, was er schrieb. Gewisse Tiere finden ja nach dem Sprichwort auch zuweilen eine Perle, und sie sind unter den preußischen Romantikern stark vertreten. Übrigens wären immer noch ihre französischen Urbilder zu vergleichen - ob nicht auch dies ebenfalls entlehnt ist. Ihnen kann ich nur danken dafür, daß Sie mich auf diesen Punkt aufmerksam gemacht haben, den ich leider hier augenblicklich nicht weiter verfolgen kann. Aufrichtigst der Ihrige F. Engels
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Engels an Karl Kautsky in Stuttgart
London, 29. Sept. 92
Lieber Baron, Ede und Gine sind die überraschendsten Leute, die es gibt. Heut morgen eine Postkarte von ihnen aus Bern 27./9./92 mit Schänzli-Aussicht, und heut mittag 1.30 stürzen sie persönlich herein, sehn beide recht gut aus, namentlich Gine, trotz ihrer noch nicht ganz vollendeten Halskur, und was die Hauptsache, Ede macht den Eindruck, daß er seine Neurasthenie überwunden hat. Da sie beide im Adressenschreiben in der letzten Zeit so Ausgezeichnetes geleistet haben, will ich ihnen zuvorkommen und Dir mitteilen, daß sie einstweilen 23, Compton Terrace, Highbury, N., wohnen, ganz dicht bei Highbury und Islington Station, North London Railway. Der hiermit retournierte Brief Mehrings nötigt mich, wenn ich nicht beleidigend werden will, was mir natürlich nicht einfällt, ihm direkt zu antworten, was auf inl. Blatt geschieht, daß Du gefälligst vermitteln willst1. Kowalewski habe ich Freitag gesagt, daß er Dir den Artikel schicken soll.2 Das ,,Centralbl[att]" bekommen wir hier im Hause sowohl wie bei Avelings, Die Brauns männlichen Geschlechts scheinen es nun einmal nicht lassen zu können, einen Fuß im kathedersozialistischen Lager zu behalten. Respectability!3 Da Du mir von dem Artikel über die Geschichte der sozialistischen Organisationen in England schriebst, schlag' ich Dir Tussy vor, weil sie die einzige ist, die mit E. Afveling] die Sache machen kann. Über diese Dinge existiert nur eine sehr mangelhafte, wenn auch massenhafte Literatur, und dabei enthält auch diese nichts von dem, was eigentlich vorgegangen ist und wovon das Publikum nichts erfahren sollte. Wer das nicht mitgemacht hat, kann nicht darüber urteilen, d. h. nicht die einzelnen Vorgänge kennen und objektiv wiedergeben.Ede z. B.müßte alle Jahrgänge von,, Justice", „To-Day", „Labour Elector", „Commonweal" etc., die vor seiner Ankunft in London
1 Siehe vorl. Band, S. 480-482 - 2 siehe vorl. Band, S. 460 - 3 Philistertum!
31*
erschienen, durchnehmen und sich doch dann noch bei T[ussy] über die Bedeutung der Vorgänge unterrichten lassen, und dann wäre es doch alles zweiter Hand. Nun ist es aber eine heikle Sache, dem Ede, der soeben erst die Neurasthenie durchgemacht, dies auseinanderzusetzen, und da die Sache gar nicht pressiert, lass' ich sie einstweilen ruhen. Du hast von Ede mehr gesehn als ich, und wenn Du glaubst, er würde sich nicht unnötig aufregen bei der Sache, wäre es vielleicht am besten, wenn dann der Vorschlag von Dir ausginge. Jedenfalls überlasse ich Dir das Weitere. Bebels Artikel, worüber ich Dir das Nötige gestern schrieb4, ist sehr gut. Ganz einverstanden, daß mein Artikel5 erst jetzt erscheint. Ich weiß noch nicht einmal, ob das Buch heraus, Mendelson sagt mir, er habe es bestellt, aber die Antwort erhalten, es sei noch nicht zu haben. Im ,,D[aily] Chronicle" stand eine komische fabianische Kritik, meist Auszüge, 272 Spalten. Nach dem, was mir C. Schmidt schrieb, ist ihm die Lösung des Rätsels nicht gelungen, doch warte ich den Artikel15111 ab. Sein Artikel über die Menger-Jevonsiade[443) war sehr nett. Leider kann man ihn hier nirgends unterbringen. Mehrings Arbeiten, sowohl die Leitartikel15121 wie den Lessing, finde ich ganz vorzüglich und habe meine Freude dran. Dein F. E.
4 siehe vorl. Band, S.474 _ 5 „Einleitung zur englischen Ausgabe (1892) der .Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft'"
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Engels an Ludwig Kugelmann in Hannover
i-i v ,• London, 4. Okt. 92 Lieber Kugelmann, Besten Dank für das Stück Leibniz.15131 Von den „Herrn Vogt"1 bitte ich 1 Ex. an Bebel und 2 an mich zu senden, hast Du aber selbst kein andres, so versteht sich, daß Du eins behältst und mir nur eins schickst. Vom „Ritter vom e[delmütigen] Bewußtsein]"2 und von „P[almerston], what has he done" 15141 habe ich noch ein Ex. aufgestöbert, sie liegen bei. Dagegen habe ich von der ,,N[euen] Rheinischen] Z[eitung]" nur ein Ex., aber keine losen Blätter, und von der „Revue" nur einige Hefte, will' ich ein komplettes Ex. haben, so muß ich es mir pumpen. Laß Dir doch das Deinige von Miquel wiedergeben, jetzt könnte ja nur er durch dessen Besitz gefährdet werden und wird Dir dankbar sein, wenn Du ihn davon befreist. Heft I wird aber, wie auch sonst einzelne Hefte, zuweilen in AntiquariatsKatalogen offeriert. Im übrigen geht es mir passabel, wenn Du aber eine vollständige pathologische Auseinandersetzung über meinen etwas komplizierten und wohl auch etwas dunklen Fall erwartest, so kann ich sie Dir leider nicht geben. Ich stehe mit so viel Ärzten in 5-6 Ländern in Korrespondenz, die alle ähnliches von mir wünschen, und da käme ich in die Verwicklung einer medizinischen Korrespondenz hinein, die mir mehr Zeit nähme als meine politische, und das geht doch absolut nicht. Ich habe der Geschäfte, die mir die Beschäftigung mit dem II I.Band3 erschweren, ohnehin schon mehr als genug. Also entschuldige mich bitte, ernstlich ist der ganze Kram ja doch nicht, sondern nur zeitweilig störend. Mit besten Empfehlungen an Deine Frau und Tochter Dein „ „ , t. Engels
1 Karl Marx: „Herr Vogt" - 2 Karl Marx: „Der Ritter vom edelmütigen Bewußtsein" 3 des „Kapitals"
486 217 • Engels an Hugo Lindemann und Carl Stegmann • 6. Oktober 1892
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Engels an Hugo Lindemann und Carl Stegmann in London18181
122, Regent's Park Road. N.W. London, 6./X. 92
Sehr geehrte Herrn, In Erwiderung Ihrer werten Zuschrift vom 2./X. habe ich früher mehrmals ähnlichen Gesuchen von mir gänzlich unbekannten Herrn Folge gegeben, die damit gemachten Erfahrungen haben mich aber leider zu dem Entschluß genötigt, dies fernerhin nicht wieder zu tun.15161 Außerdem bin ich durch Unwohlsein voraussichtlich auf längere Zeit an mein Sofa gefesselt und daher nicht imstande, in meiner Bibliothek nach alten, selten gebrauchten Zeitschriften zu suchen. Unter diesen Umständen bedaure ich, Ihnen nicht in der gewünschten Weise gefällig sein zu können, und verbleibe ganz ergebenst F. Engels
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Engels an August Bebel in Berlin
London, 7. Okt. 92
Lieber August, Zuerst das Geschäft. Lafargue schickt in der „France" inl. Anzeige einer Interpellation Millevoyes, eines Boulangisten.15171 Er will die Gelegenheit benutzen, der Kammer alles vorzuhalten, was die deutschen Sozialisten in und seit 1871 zur Erhaltung resp. Herstellung eines guten Vernehmens zwischen Frankreich und Deutschland getan und was sie dafür gelitten haben; er wünscht: les dates des protestations des socialistes allemands, les paroles prononcees au Reichstag et ailleurs, et les condamnations subies1. Da ich nun diese Sachen teils nur unvollständig habe, teils nur mit unsäglicher Arbeit aus meinen in vielen Kisten vergrabnen Journalsammlungen heraussuchen könnte, auch dabei das Wichtigste leicht übersehn könnte, so würdest Du mich und die Franzosen sehr verpflichten, wenn Du mir die schlagendsten Punkte herausheben und mit Datum und Anführung (aus dem amtlichen Stenogramm) der Hauptstellen übersenden wolltest. Also 1. die Äußerungen, welche die Einsperrung des Braunschweiger Vorstands 1870 in Lotzen hervorriefen, nebst Datum und Dauer der Haft'5181; 2. Eure Proteste im Reichstag gegen die Annexion15191 und etwa noch einige schlagende Stellen aus dem „Volksstaat" gegen den Krieg und die Annexion; 3. einige Kraftstellen aus späteren Reichstagsreden von Dir und Liebknecht] nebst Datum und Angabe des Gegenstands der Debatte, in der sie fielen; 4. was Dir sonst noch wichtig erscheint. Sehr viel braucht's nicht zu sein, Du weißt ungefähr, wieviel man in einer Rede verwenden kann, wenn dann noch 1-2 Reservezitate da sind, genügt's. Es wäre mir lieb, wenn Du auch Äußerungen von Dir selbst
1 die Daten der Proteste der deutschen Sozialisten, die im Reichstag und an anderen Stellen gehaltenen Reden und die verbüßten Strafen
anführtest, damit die Franzosen nicht meinen, Liebknecht] habe alles allein gemacht, oder gar sagen, Lfiebknecht] sei eine Ausnahme, die andern dächten anders. Gestern schickten wir Dir in der „Workmjan's] Times" 2 französische Blätter über Liebk[necht]s Reden; darunter ein Stück Guesde15201, das Dir gefallen haben wird. Laf[argue] wird in Carmaux und andern Städten des Südens pauken und bis 16.-17. ds. zurück sein, um diese Zeit tritt die Kammer zusammen und würde er das Material dann gleich haben müssen.15211 Er schreibt, die patriotische Presse, die ganz von Rußland bezahlt (besonders „La France"), habe L[ie]bk[necht] wütend angegriffen. Die russische Gesandtschaft bezahle die Blätter jetzt im Stücklohn: soviel für Aufnahme jedes einzelnen Artikels. Auch dies ist ein Zeichen, daß den Russen das Geld knapp wird. Sicher ist, daß L[ie]bk[necht] Furore gemacht hat. Ich gönne dem Alten diese Popularität und will nur zweierlei hoffen, 1. daß sie ihn in Beziehung auf die Red. des „Vorwärts" nicht noch eigensinniger macht, 2. daß er nicht im Reichstag, durch bösartige Anzapfungen der deutschen Patrioten und Anklagen des Hochverrats etc. gestachelt, plötzlich das Gegenteil erklärt und dadurch nicht bloß sich, sondern auch uns hineinreitet. Ein Reporter des „Gaulois" läßt ihn sagen: Wenn Deutschland einen Angriffskrieg gegen Frankreich erkläre, so würden die deutschen Sozialisten ihrer eignen Regierung den Krieg erklären, et moi-meme je prendrais un fusil pour defendre l'integrite du territoire franfais2. Es ist nicht unmöglich, daß er, bei Richtigstellung dieses offenbar übertriebnen Berichts ins entgegengesetzte Extrem verfällt, wenn die Junker und Bourgeois im Reichstag ihn gehörig in die Hitze hetzen. Laf[argue] sagt, Loubet und der Minister der öffentlichen Arbeiten, Viette, würden in Carmaux sich für eine annehmbare Beilegung des Strikes15221 ins Zeug legen und die Gesellschaft zur Nachgiebigkeit zwingen, aber Freycinet wolle nicht. Dieser spekuliere auf die Präsidentschaft der Republik und wolle daher sich die Stimmen der Rechten und des Zentrums warmhalten. Im übrigen ist L[afargue] mit dem Kongreß14801 sehr zufrieden. Die 12 Ex. ,,N[eue] Z[eit]" sind hier angekommen3 und an Tussy abgegangen, die Leute hätten sie ihr statt mir schicken sollen, dadurch geht ein Tag verloren. Leider hat die „Pall Mall Gazette" dieser Tage den Eigen
tümer gewechselt, und da wissen wir noch nicht, was mit dem Blatt jetzt zu machen ist. Deine Schilderung der Bewegung unter den Bergleuten stimmt mit den hiesigen Erfahrungen; auch hier bleiben die Leute sehr abgeschlossen gegen andre Arbeitszweige und kommen langsamer voran als die andern. Aber die Tatsache, daß bei uns eine starke Arbeiterpartei fertig hinter ihnen steht, hilft uns schließlich über alles weg, die Leute müssen zu uns, sowie die Bewegung sie einmal ergriffen hat. Andrerseits hier wie dort schlechte und unzuverlässige Führer und Unmöglichkeit, ihnen Vertrauen in Arbeiter andrer Zweige beizubringen. Und hier noch dazu die Eifersüchteleien der verschiednen Kohlenbecken angehörigen Leute gegeneinander, die bis jetzt sogar einen einheitlichen Fachverein aller Bergleute verhindert haben. Ich werde mein möglichstes tun, zu verhindern, daß die Franzosen auf Deine Mitarbeiterschaft verzichten. Es ist zu wichtig, daß wenigstens von Zeit zu Zeit wahrheitsgetreue Berichte über die deutsche Bewegung in Paris erscheinen, und namentlich, daß den Leuten die allgemeine politische Situation klargemacht wird, in der Ihr zu kämpfen habt. Das kannst nur Du, und dabei brauchst Du auch gar nicht mit L[iebknecht] in Konflikt zu kommen, wenn er nicht die Mitarbeit am französischen Blatt4 für sein Monopol ansieht, was doch nicht angeht. Davor, daß Burns sich zu sehr zurückhält, brauchst Du keine Angst zu haben. Der Mann ist von einer Eitelkeit, die sich mit der von Lassalle messen kann. Aber er hatte entschieden recht, gegenüber der Voreiligkeit, womit K.H[ardie] sich vordrängte, um durch kleine Kniffe sich die erste Stellung zu sichern, eine reservierte Stellung einzunehmen. Ich lese jetzt grade den Hans Müller, bin noch nicht durch. Das sind ja alles alte Geschichten, die wir längst wußten. Die paar faulen Reden, die er anführte, sind nicht einmal geschickt ausgewählt, wollte ich der Partei resp. Fraktion Kleinbürgerei anhängen, ich könnte noch ganz andres Material liefern. Die Dampfersubvention allein liefert das Achtfache und in beßrer Qualität, als was er hat.'523' Von L[ie]bk[necht] nimmt er eine Rede von 1881[524' aus der Zeit der allgemeinen Zerfahrenheit nach Erlaß des Sozialistengesetzes'53', statt spätere, wo die politische Lage die friedfertigen und spießerigen Anklänge weit unentschuldbarer erscheinen lassen, und versteigt sich zu der Behauptung, die Gewalt sei unter allen Umständen revolutionär und nie reaktionär; der Esel merkt nicht, daß, wenn keine reaktionäre Gewalt da ist, die man umwerfen muß, von einer revolutionären
Gewalt gar nicht die Rede sein kann, man kann doch keine Revolution machen gegen etwas, das man nicht einmal umzublasen braucht. Es ist die ohnmächtige Wut der Gerngroß-Studenten, Literaten und literarisch werden wollenden Ex-Arbeiter darüber, daß unsre Partei ihren Siegeslauf ruhig vorangeht, ohne die Hülfe dieser Herrchen im geringsten zu bedürfen. Was Fehlerhaftes geschehn, ist die Partei stark genug, selbst zu beseitigen. So die unleugbare zahme Spießerei der Fraktionsmehrheit zur Zeit der Dampfersubvention, so die traditionell sich nach dem Einschlafen des Sozialistengesetzes noch eine kurze Zeit fortsetzende Gewohnheit des Parteivorstandes, diktatorisch einzugreifen (die obendrein ihr Gegenstück fand an derselben Tendenz der Vorstände der Berliner Organisation von früher) usw. usw. Unsre Partei ist jetzt so stark, daß sie ohne Gefahr der Degeneration nicht nur eine gute Anzahl Spießer, sondern auch Jebildete und sogar die Herren Unabhängigen12861 verdauen könnte, wenn diese sich nicht selbst an die Luft gesetzt. Postschluß. Gruß an Deine Frau und Dich von Louise und Deinem F.E.
219
Engels an Ludwig Kugelmann in Hannover15251
Lieber K[ugelmann], Die „Vögte"1 dankend erhalten. Laß Dir antiquarische Kataloge über Rechts- und Staatswissenschaft, deutsche neuere Geschichte und speziell über die 1848er Zeit kommen, da wirst Du einzelne Hefte der „Revue" von Zeit zu Zeit finden. Ich selbst habe ca. 2 Hefte so erworben. Soeben Kapitel 27 des dritten Bandes2 fertiggestellt, 29-34 bilden die Hauptschwierigkeit. Beste Grüße an Frau und Tochter. Dein F.E. [London] 10./10./92
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Engels an Laura Lafargue in Le Perreux
London, 14. Okt. 92
Mein liebes Lohr, Dank von Louise und mir für Deine Briefe, die heute morgen eintrafen. Ich erhielt gestern abend einen von Paul aus Bordeaux. Zuerst das Geschäft. Inliegend erhältst Du: 1. Manifest des soz. dem. Ausschusses1 (Executive), Braunschweig, 5. Sept. 1870 mit einem Brief von Mohr und mir2, den Paul besser als von Mohr stammend angibt, der ihn, glaube ich, auch unterschrieben hat. Darauf wird in den Manuskriptauszügen unter Nr.III (auf Seite 2) eingegangen2. „Erste und Zweite Adresse des Generalrats der Internationale über den Krieg" vom 23. Juli 1870 und 9. Sept. 1870 mit der französischen Übersetzung, die meiner Ansicht nach in Genf gemacht wurde; sie wird wahrscheinlich sowohl auf Genauigkeit als auch auf den Stil hin überprüft werden müssen. 3. Eine Reihe von Manuskriptauszügen, die ich von Bebel erhielt, der sich mit seiner Frau sogleich an die Arbeit gemacht hat, um uns mit dem, was wir wünschten, zu versehen. Ich glaube, das wird für Pauls Rede3 genügen, obwohl ich Dich nicht darum beneide, alle diese Dinge übersetzen zu müssen, insbesondere, wenn ich an den ziemlich nachlässigen Stil unserer R<Jchstagsredner denke.1821' Jedenfalls ist Paul nun gerüstet und hängt nicht von Liebk[necht]s Versprechungen ab, die in der Regel rascher gegeben als gehalten werden. Ich bin froh, daß Paul wieder an den Debatten in der Kammer teilnehmen wird, und wenn er klug ist, wird er während dieser letzten Session des jetzigen Parlaments das Palais Bourbon fleißig aufsuchen. Ich denke mir, daß die Wähler etwas von der parlamentarischen Tätigkeit ihres Abgeordneten sehen und hören wollen, und wenn sie davon nichts merken,
1 In der Handschrift deutsch: Manifest des soz. dem. Ausschusses -2 „Brief an den Ausschuß der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei" - 3 vgl. vorl. Band, S. 487
besteht die Gefahr, daß er nicht nur seinen Sitz verliert, sondern auch nicht so leicht einen anderen erhält. Schließlich, wie die Dinge heute sowohl in Frankreich als auch inDeutschland liegen, hängt der Wahlerfolg, wenigstens in vielen Orten, von den Stimmen einer Anzahl von Sympathisiereni der Partei ab, von Menschen, die von untergeordneten Erwägungen beeinflußt werden und deren bloße Stimmenthaltung den Verlust des Sitzes zur Folge haben kann. Außerdem spürte man in Pauls erster Rede13071 offensichtliche Anzeichen der Verwirrung, die durch die ungewohnte neue Atmosphäre, in der er leben, sich bewegen und existieren mußte, verursacht waren; und je eher und je besser er sich daran, an die parlamentarischen Formen, die Geschäftsordnung und die Gepflogenheiten der Kammer gewöhnt, desto besser. Diesmal wird er ihnen zeigen müssen, daß ihr Geheul und ihre Zwischenrufe ihn nicht einschüchtern, und wenn er es wirklich versucht, bin ich überzeugt davon, daß er es auch kann. Ich kenne die französische Kammer nicht, aber mir scheint, ich würde in einem solchen Fall von Zwischenrufen keine Notiz nehmen, keinen beantworten und im Notfall den Präsidenten auffordern, mir mein Recht, gehört zu werden, zu verschaffen. (Vorzüglicher Rat von einem, der bekanntlich sein eigenes Temperament nicht im Zaum halten kann!) Arndt schilderst Du mir ganz richtig. Ich sehe aus Liebk[necht]s Bericht über seine Reise1526', daß er A[rndt] einen leichten Schlag, aber immerhin einen Schlag versetzt hat, und wahrscheinlich wird man ihm in Marseille von dem Vorgehen der Blanquisten und Allemanisten berichtet haben. Liebk[necht] scheint ganz berauscht von seinem Triumph zu sein und im Augenblick plus franfais que les fran^ais eux-memes4. Unglücklicherweise bewegt er sich immer in Extremen, und ich kann nur hoffen, daß er nicht von patriotischen Streithähnen im Reichstag5 angestachelt wird, Hals über Kopf in das entgegengesetzte Extrem zu fallen. Bis jetzt ließ seine Haltung in seinen Reden in Mannheim usw. nichts zu wünschen übrig.'527' Ich verstehe Deine Mitteilung über Roubaix so, daß die Leute dort Paul bitten werden, sich im kommenden Herbst für die Kammer aufstellen zu lassen. Das wäre sehr gut, Roubaix wäre ein recht sicherer Sitz, während Lille ziemlich unsicher scheint, in einer Zeit besonderer örtlicher Erregung ist es zu halten, aber sehr unsicher in gewöhnlichen Zeitläuften. Jedenfalls ?a marche en France6 (alles außer der Tageszeitung!I3501), und Carmaux beweist nicht nur den Fortschritt unserer Ideen in den Reihen
4 französischer als die Franzosen selbst - 5 in der Handschrift deutsch: Reichstag - e geht es in Frankreich voran
der Arbeiterklasse, sondern auch die Tatsache, daß das die Bourgeois und die Regierung wissen. Die maßvolle Haltung der Menschen dort - et encore des meridionaux, des gascons gasconnants!7 - und die ruhige, aber bestimmte Art, in der die sozialistischen Stadträte ohne irgendwelche possibilistische Schwäche oder Konzession vorgehen, zeugen von einem ungeheuren Fortschritt.16221 Je mehr die Franzosen in den Vordergrund treten, um so mehr freue ich mich. Die kontinentale Bewegung muß, um siegreich zu sein, weder ganz französisch noch ganz deutsch, sondern französisch-deutsch sein. Während die Deutschen die Franzosen lehren müssen, das Wahlrecht auszunutzen und eine straffe Organisation zu schaffen, werden die Franzosen die Deutschen mit jenem revolutionären Geist erfüllen, den die Geschichte eines Jahrhunderts bei ihnen zur Tradition gemacht hat. Die Zeit ist für immer vorbei, in der eine Nation den Anspruch erheben kann, alle übrigen zu führen. Der „Socialiste" enthält in seinem Bericht weder die Resolution des Congres syndical in Marseille14971 über die Sache in Glasgow8 noch irgendeinen Hinweis darauf. Wie kommt es, daß aus dieser Sache ein solches Geheimnis gemacht wird? Avelings Artikel in der „Pall Mall Gazette"[504J ist auch in der „Workman's Times" veröffentlicht worden. Erhältst Du diese Zeitung noch? Herzliche Grüße von Louise und Deinem Dich liebenden F. Engels
Aus dem Englischen.
und dazu noch Südländer, gaskognische Gaskogner! -8 vgl. vorl. Band, S. 451-453,460/461 462/463, 454 - 456 und 465/466
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Engels an Pasquale Martignetti in Benevento
London, 18. Oktober 1892
Lieber Freund, Die Sache mit der Herzogin1 hat sich aufgeklärt. Ich kannte die Dame nur unter ihrem ehelichen Namen als Frau Edgren und wußte nicht, daß ihr Mädchenname Fräulein Leffler war. Leider hatte Frau Aveling die Adresse der duchessa verloren und hatte einige Mühe, sie sich zu verschaffen. Dies ist nun auch erledigt, Frau A[veling] hat ihr über Sie geschrieben und Sie warm empfohlen, so daß Sie nur den beiliegenden kurzen Brief zu überreichen haben. Hoffentlich haben Sie Erfolg! Für die Übersetzung des Schlusses meiner deutschen Vorrede zur „Lage etc."2 habe ich mich wohl wieder bei Ihnen zu bedanken! Ich arbeite am III. Band von Marx' „Kapital" und muß ihm jeden freien Augenblick widmen - daher fasse ich mich kurz und bleibe der
Ihrige F. Engels
1 von Caianiello (siebe vorl. Band, S.438) - 2 „Vorwort zur zweiten deutschen Auflage (1892) der .Lage der arbeitenden Klasse in England'"
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Engels an Ludwig Schorlemmer in Darmstadt
London, 18. Okt. 92
Mein lieber Schorlemmer, Ihre Briefe vom 31. Juli und 9. er. sind in meinem Besitz. Daß Pumps ihr Schmollis vergessen, war meine Schuld. Sie traute sich nicht mehr, nach so langer Unterbrechung deutsch auf eigne Faust zu schreiben, und da schrieb ich's ihr vor, ich wußte natürlich nichts von ihren Kneipabenteuern in Darmstadt und sagte „Sie". Ihr Mann ist unschuldig daran, er kann kein Deutsch. Pumps erwartet ihre Niederkunft von Tag zu Tag, es wird ihr viertes. Das zweite, ein Junge, ist leider gestorben, das jüngste, auch ein Junge, und zwar ein sehr netter humoristischer Kerl, ist sehr zart und augenblicklich auch keineswegs wohl. Was Sie mir wegen Anschütz sagen, hat mich veranlaßt, diesen Brief einige Tage zu verschieben, in der Hoffnung, etwas von ihm zu hören. Bis heute aber noch nichts. Die Sache ist nun die: vor allem muß ich wissen, wie ausführlich die Biographie werden soll, ob sie für eine Zeitschrift bestimmt ist und welche? etc. etc. Wenn der Mann unsern Carl1 bloß als Chemiker behandeln will, braucht er nur einige Daten, die ihm als Rahmen dienen könnten. Will er aber den Menschen schildern, wie er war, so fragt sich, ob er dazu der rechte ist und ob man ihm die Briefe an und von Carl so ohne weiteres zum Gebrauch übergeben könnte. Dann würde bei der Unbekanntschaft, die ein in Deutschland lebender Chemiker notwendig haben muß in bezug auf die Lebensumstände eines Mannes, der seit über 30 Jahren in England lebte, daraus eine ganz andere umfangreiche Arbeit für mich daraus erwachsen. Das würde mich nicht abhalten; ich würde gern soviel freie Zeit dranwenden, wie mir zur Verfügung steht, sobald ich erst den II I.Band des „Kapital" abgeschüttelt, an dem ich jetzt wieder bin. Aber wer garantiert mir, daß meine Mitteilungen auch in dem Sinn benutzt werden, in dem sie gegeben? Carl, wenn unter uns, und hier in London war er ja alle seine Ferien mit Ausnahme der Sommerzeit in Deutschland,
war vor allem Sozialdemokrat, und die Sozialdemokraten sind bis jetzt unter den Chemikern nicht zu zahlreich vertreten. Es geht doch nicht, daß in einer Biographie der Biograph das Publikum gleichsam um Entschuldigung bittet, daß der Mann, dessen Leben er schildert, das Unglück hatte, Sozialdemokrat zu sein! Wenn ich nicht irre, war Anschütz einige Zeit Carls Schüler in Manchester. Wie gesagt, ich stehe gern zu Diensten-im Maß meiner freien Zeit-, aber vor allem
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Engels an Charles Bonnier in Oxford (Entwurf)
[London, Mitte] Okt. 92
Mein lieber Bonnier, Dank für den Protot16281, den ich erhalten habe. Aber zunächst eine Richtigstellung. Sie sagen: „während die französischen Sozialisten gegen die russische Allianz protestieren und nichts von einem Krieg gegen Deutschland hören wollen, lassen besonders Bebel und Sie sehr wohl den Gedanken eines Defensivkriegs gegen Frankreich und Rußland zu, an dem die deutschen Sozialisten teilnehmen würden", und daß „diese Klagen, die in Frankreich sehr wohl verstanden werden, Guesde langweilen". Wenn die französischen Sozialisten nicht ausdrücklich von dem Fall eines Defensivkriegs sprechen, in dem sie aus freien Stücken helfen würden, einen Angriff Kaiser Wilhelms1 abzuwehren, so deshalb, weil das so bekannt, anerkannt und abgemacht ist, daß es nicht notwendig ist, darüber zu sprechen. Es gibt keinen Sozialisten in Deutschland, der daran zweifelt, daß in einem solchen Falle die französischen Sozialisten selbstverständlich ihre Pflicht tun würden, um ihre nationale Unabhängigkeit zu verteidigen, keinen, der ihnen das verdenken würde; im Gegenteil, man würde ihnen zustimmen. Das gerade ist der Gesichtspunkt meines Artikels2. Wenn ich nicht von der Idee ausginge, daß im Falle eines Angriffs von außen die französischen Sozialisten die Waffen zur Verteidigung von Heim und Herd ergreifen würden, wäre mein ganzer Artikel absurd. Ich verlange nur, daß man das gleiche Prinzip den deutschen Sozialisten im Falle eines russischen Angriffs zubilligt, selbst wenn dieser von dem offiziellen Frankreich unterstützt würde. Dasselbe gilt für Bebels Reden. Die Leute in Frankreich, die daraus Beschuldigungen gegen uns ableiten, gehören zu jenen, die da sagen: quod licet Jovi gallico non licet bovi germanico3; sie zur Vernunft zu
1 Wilhelm II. - 2 „Der Sozialismus in Deutschland" -3 was dem gallischen Jupiter erlaubt ist, ist nicht dem deutschen Ochsen erlaubt
bringen ist, wie mir scheint, Sache der französischen Sozialisten und nicht allzu schwierig.4 Im übrigen möchte ich Sie davon in Kenntnis setzen, daß das, was Herr Protot aus meinem Artikel zitiert, ganz einfach eine grobe Fälschung ist. Sie sagen, die Broschüre sei gut geschrieben. Ich finde sie sehr schwach; der Schluß, wo dieser Possenreißer sich als Ökonom aufspielt, ist mehr als grotesk. Wenn er stark ist, dann durch die souveräne Verachtung, mit der er sein Publikum überschüttet. - Man muß in der Tat seine Leser für unheilbare Narren halten, wenn man es wagt, ihnen eine solche Anhäufung von offensichtlichen Fälschungen (in denen Sie nur verstümmelte Reden sehen) und einander widersprechenden Lügen anzubieten. Genügt es denn, sich die Maske des Derouledismus aufzusetzen, um die Leute, die in Paris die öffentliche Meinung bestimmen, alles, was man will, schlucken zu lassen? Sollte der Boulangismus noch lebendig sein, lebendiger als zu Boulangers Lebzeiten? Eine solche Anhäufung von Lügen und Fälschungen ist tatsächlich nicht zu widerlegen. Diesen 32 Seiten müßte man 3200 Seiten entgegensetzen, um die Wahrheit wiederherzustellen. Es gibt nicht ein einziges einigermaßen bedeutendes Zitat, das nicht unverschämt gefälscht wäre; erst nachdem ich mehrere Stellen verglichen habe, habe ich das Ausmaß der Dreistigkeit des Herrn Protot erkannt. Dann meine Meinung über die Art und Weise, wie das geschrieben ist; ich finde es erbärmlich. In auffällendem Gegensatz dazu steht die Auswahl des Materials, das sorgfältig zusammengestellt wurde. Offenbar ist es eine andere Hand, die sich diese Mühe gemacht hat. Das ist bestimmt nicht Protot. Noch weniger ist es einer der Unabhängigen5 [Z86', wie der „Vorwärts" annimmt; ihr Manifest (Hans Müllers „Klassenkampf"6) zeichnet sich durch die geringe Sorgfalt aus, mit der er seine Texte belegt hat. Es ist auch nicht die französische Polizei. Man spürt zwar, daß sie ihre Hand im Spiel hat, aber sie würde sich nicht ausgerechnet mit der Außenpolitik der rumänischen Sozialisten befassen. Wenn Herr Protot letztere beschuldigt, Feinde des Heiligen Rußlands zu sein, wenn er zweimal die „Munca" („Arbeit") von Bukarest zitiert und
4 im Entwurf von Engels gestrichen: Daß diese chauvinistischen Dummheiten Guesde langweilen, glaube ich wohl, aber es ist weder Bebels noch mein Fehler. Übrigens, als ich meinen Artikel nach Paris schickte, habe ich unsere Freunde vor der Gefahr gewarnt und meine Befürchtungen hinsichtlich der nationalen Empfindlichkeit ausgedrückt; aber man hat mir im Gegenteil versichert, daß es richtig und notwendig sei. — 5 in der Handschrift deutsch: Unabhängigen - 6 in der Handschrift deutsch: Hans Müllers „Klassenkampf"
verrät, daß Nadejde aus Jassy „Zigeuner" ist, so tut er das im Interesse der russischen Gesandtschaft, die diese Informationen geliefert haben muß und wahrscheinlich auch jene über die deutschen Sozialisten, die in Berlin von irgendeinem Attach6 da unten gesammelt wurden. Also ist die Schmähschrift Protots nicht nur im Interesse der Polizei. Sie ist auch in russischem Interesse; sie ist Bestandteil der heftigen Anstrengungen, die Rußland macht, um sich die französische Allianz zu sichern. In der Tat ist es Rußland, das Frankreichs bedarf. Rußland ist derart erschöpft durch die soziale Desorganisation als Folge der ökonomischen Veränderungen, die es seit 1861 durchmacht, durch die rücksichtslose Entwaldung, durch den Ruin der Landwirtschaft und Hausindustrie der Bauern, durch die Hungersnot und die Cholera, daß es einen Krieg gar nicht zu Ende führen könnte. Seine Finanzen und sein Kredit sind in einem Zustand der Zerrüttung, der an das Frankreich von 1788 erinnert; wenn das Publikum im Westen seinen Geldbeutel nicht weiter aufmachen will, bleiben ihm nur drei Chancen: 1. der Bankrott, 2. die Einberufung der Nationalversammlung, um eine neue Anleihe sanktionieren zu lassen, die dann in Westeuropa Aussicht auf Erfolg haben könnte, 3. der Verzweiflungskrieg - und für diesen letzten Fall braucht man Frankreich; ist der Krieg erst einmal erklärt und die französische Armee hineingezogen, so ist 10 zu 1 damit zu rechnen, daß der Zar7 sich mit Wilhelm und Franz Joseph8, die ihm entgegenkommen werden, verständigen wird, und das schöne Frankreich wird die Kosten des Versöhnungsbanketts zu bezahlen haben.
Aus dem Französischen.
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Engels an Victor Adler in Wien
... ... London, 23. Okt. 92 Lieber Victor, Wegen des Trades Unions internationalen Kongresses brauchst Du Dir keine Sorge zu machen.1 Erstens war die ganze Geschichte wahrscheinlich nur ein Mittel, den Beschluß gegen die Züricher durchzukriegen, und wird vom Parliamentary Committee1482' vielleicht gar nicht angeregt. Zweitens ist's mit dem Hingehen einzelner Kontinentaler nicht so arg, da selbst die noch von Possibilisten'42', wenn auch nicht mehr unbestritten, beherrschte Pariser bourse du travail '201] beschloß, die Trades Unions zum Aufgeben ihres Planes aufzufordern. Was also sollte da noch kommen? Vielleicht Herr Gilles, als Vertreter der deutschen Unabhängigen?!'286' Einsendung des Beschlusses der österreichischen Gewerkschaften ans Parliamentary Committee wird sehr nützlich sein. Wegen der Adresse werde ich Aveling fragen, ich kann sie nicht finden. Gestern bin ich zum erstenmal wieder über Primrose Hill gegangen und denke mit gehöriger Vorsicht Ende der Woche ein Stückchen weiter zu sein. Den Macewen werde ich mir merken. Er ist jedenfalls Consulting surgeon, das heißt, daß er nur anderen Ärzten, nicht dem Publikum direkt, Rat gibt. Das werde ich schon erfahren. Du hast gar keine Idee davon, wie hier alles, auch die Medizin, von Etikette beherrscht wird und ein Verstoß gegen diese Etikette viel schwerer wiegt als zehn gegen das Sittengesetz. Ich kenne einen Ausspruch der Manchester Medici-Ethical-Gesellschaft als Schiedsgericht über meinen Freund Gumpert in Manchester. Er hatte beim Beileidsbesuch in einer Familie, wo er nicht Arzt war (es war etwa 1866- 67), sein gelindes Bedenken geäußert, daß der Hausarzt erlaube, andre Kinder zu den Leichen zweier am Scharlach gestorbener Kinder zuzulassen, und der andere Arzt beklagte sich darüber. Urteil: that Dr. Gumpert had committed a breach of medical etiquette, though he was morally right!2 Also nochmals besten Dank, Dein Rat wird befolgt. 1 Siehe vorl. Band, S.451-453, 454- 456,460/461,462/463 und 465/466-2 daß Dr.Cumpert einen Bruch der ärztlichen Etikette begangen habe, obgleich er moralisch im Recht war!
Dem Stepniak schreibe ich morgen wegen der Arbeit.15001 Hast Du dann in 14 Tagen, sage bis 7.-8. Nov., noch nichts, dann bitte schreib nochmals, er wird dann wieder getreten. Sonst kriegst Du nichts aus einem Russen heraus. Ich bin jetzt am III. Band „Kapital". Hätte ich in den letzten vier Jahren nur einmal drei ruhige Monate vor mir sehen können, es wäre längst fertig. Aber so gut wurde mir nie. Diesmal nehme ich mir die freie Zeit mit Gewalt und größter Vernachlässigung aller Korrespondenz und sonstiger Dinge. Ich finde, daß ich an der schwierigsten Stelle schon sehr gut vorgearbeitet habe, als ich das letztemal dran war, und so geht's bis jetzt ziemlich flott - allerdings bin ich jetzt aber auch grade vor der Hauptschwierigkeit, die mir seit Jahren den Weg versperrte, aber ich arbeite mit Lust und soweit auch mit ungeschwächter Kraft, und so wird's wohl diesmal was werden. Hiebei ein Aktenstück zur Charakteristik der Anarchisten tschechischer Nationalität. Die Herren fangen an, das Prinzip, daß Wählen ein revolutionärer Akt ist, gegeneinander anzuwenden. Die Schweinereien drin will ich noch dadurch entschuldigen, daß die Knoten als Nichtdeutsche sich des vollen Eindrucks ihrer Stilblüten auf Deutsche nicht ganz bewußt waren. Die guten Nachrichten wegen Deiner Frau haben uns alle ungemein gefreut. Wir hoffen, es bleibt in der Richtung und Du kannst uns bald wieder Erfreuliches berichten. Herzliche Grüße von Louise an Dich, Deine Frau und Kinder, denselbigen gleichen auch von Deinem F. Engels Adr. des Parlamentarischen Comites C.Fenwick, Esq. M.P. 12, Buckingham st. Strand W. C. London
Nach: Victor Adler, „Aufsätze, Reden und Briefe", Heft I, Wien 1922.
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Engels an Charles Bonnier in London (Entwurf)
... .. , _ . [London] 24./10./92 Mein lieber Bonnier, G[uesde] sagt im „Figaro": „ebenso wie Liebknecht erklärte, er wäre im Falle einer Aggression von Seiten Frankreichs gezwungen, sich daran zu erinnern, daß er Deutscher ist, ebenso werden wir uns in der Arbeiterpartei im Falle einer Aggression Deutschlands daran erinnern, daß wir Franzosen sind". Also sind G[uesde] und ich völlig einer Ansicht, und Sie müssen sich mit ihm auseinandersetzen. Sie sprechen von einem unheilvollen Satz Bebels - von welchem? Sie werfen ihm soviel vor! Wenn es der aus dem „Figaro" ist, daß er auf Gfuesde] schießen würde, so stammt er von Herrn Huret; B[ebel] schreibt uns, daß dies nur in der Phantasie dieses Herrn existiert hat. Sie sprechen davon, den Krieg zu verhindern, und Sie rühmen sich, für Domela1 gestimmt zu haben2 - mit seinem Plan würden Sie alle sozialistischen Parteien Europas zugrunde richten. Es ist sehr schön zu sagen, den Krieg verhindern zu müssen, von welcher Seite er auch drohe.'5291 Aber warum sich Illusionen hingeben? Haben denn die französischen Sozialisten ein Mittel, den jungen Wilhelm3 daran zu hindern, in einem Augenblick der Tollheit den Krieg zu erklären? Könnten denn die deutschen Sozialisten einem Carnot oder einem patriotischen Kabinett verbieten, dieselbe Dummheit zu begehen? Wenn es noch Wilhelm oder die Boulevard-Revanchisten wären, die die wahre Gefahr sind! Es ist doch die russische Regierung, die diese Marionetten tanzen läßt und den einen Hoffnungen, den anderen Angst einflößt. Hindern Sie sie doch daran, den Krieg zu provozieren! Wenn der Krieg ausbricht, werden diejenigen, die eine Niederlage erleiden, die Möglichkeit und die Pflicht haben, die Revolution durchzuführen - das ist alles. Aus dem Französischen.
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Engels an Paul Lafargue in Le Perreux
London, den 3. Nov. 1892
Mein lieber Lafargue, Ich stecke bis über die Ohren im III.Band des „Kapitals", der endlich einmal fertig werden muß. Ich arbeite an dem am wenigsten bearbeiteten und schwierigsten Teil - Banken, Kredit usw.1 Auf keinen Fall kann ich diese Arbeit unterbrechen, sonst müßte ich alles wieder von vorn anfangen. Meine ganze Korrespondenz ist daher unterbrochen, und ich kann Ihnen nur wenige Zeilen schreiben. Es ist sehr bedauerlich, daß Sie den Versprechungen Millevoyes geglaubt haben, der Sie als schlauer Politiker reingelegt hat - in Zukunft wissen Sie, daß diese Herren in der Politik aufhören, gaitlemen zu sein.[B301 Ich erhalte Briefe über Briefe aus Deutschland, in denen man sich über Ihre Abwesenheit im kritischen Augenblick beklagt und sage Ihnen voraus, daß es schwierig sein wird, unsere Freunde zur Vorbereitung von Diskussionsreden zu verpflichten, wenn der Hauptredner, für den sie gemacht wurden, abwesend ist. Die Veröffentlichung als Broschüre15211 wird nicht den hundertsten Teil der Wirkung haben, die eine Rede im Parlament gehabt hätte, das ist ein Punkt, über den unsere Berliner Freunde sehr gut aus Erfahrung zu urteilen vermögen. Das mindeste, was Sie tun könnten, wäre, einen Delegierten zum 14. nach Berlin zu schicken, das würde dazu beitragen, sich mit unseren Freunden dort zu verständigen. Bemühen Sie sich doch darum, daß diese Reise zustande kommt, sie würde sich bezahlt machen.15311 Die Zeitungsberichte über die entsetzliche Wirkung der neuen Sprenggeschosse in Dahomey werden Sie gelesen haben.15321 Ein junger Wiener Arzt2, der gerade hier eingetroffen ist (ehemaliger Assistent von Nothnagel), hat die Verwundungen gesehen, die die österreichischen Sprenggeschosse bei dem Streik von Nürmitz angerichtet haben, er sagt uns dasselbe. Natür
1 Siehe Band 25 unserer Ausgabe, S.481-626 -2 Ludwig Freyberger
lieh wollen die Menschen, die sich der Gefahr aussetzen, auf diese Weise in Stücke gerissen zu werden, wissen, warum. Das ist ausgezeichnet, um den Frieden zu erhalten und auch um die sogenannten revolutionären Anwandlungen im Zaum zu halten, auf deren Explodieren unsere Regierenden nur warten. Die Ära der Barrikaden und Straßenschlachten ist für immer vorüber; wenn die Truppe sich schlägt, wird der Widerstand Wahnsinn. Also ist man verpflichtet, eine neue revolutionäre Taktik zu finden. Ich habe seit einiger Zeit darüber nachgedacht, bin aber noch zu keinem Ergebnis gekommen. Ich fange wieder an, etwas auszugehen. Ungefähr drei Monate war ich Hausgefangener; jetzt beginne ich zu laufen, aber wenig und langsam; auf alle Fälle ist nun ein Ende abzusehen. Es ist höchste Zeit, denn ich fühle, daß der Mangel an Bewegung im Freien seine Grenzen hat. Und wenn ich wieder ganz gesund bin, können wir es hoffentlich so einrichten, daß Sie und Laura uns die Freude machen, einige Wochen bei uns zu verleben. Wir haben so viel zu besprechen, und es wird Zeit, daß Laura London wiedersieht. Grüße von Frau Kautsky. Freundschaftlichst Ihr F. Engels
Aus dem Französischen.
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Engels an Laura Lafargue in Le Perreux
... ... . . London, 4. Nov. 92 Mein liebes Lohr, Heute morgen erhalte ich von Meißner eine Überweisung über £ 38, wovon ein Drittel, £ 12.13.4 d. Dein Anteil ist und durch den beigefügten Scheck beglichen wird, dessen Eingang Du mir bitte bestätigen willst. Es sind etwa noch 400 Exemplare von Bd. II1 übrig, und die zweite Auflage ist in Vorbereitung. Die vierte Auflage von Bd. 11 ist heraus, 460 Exemplare sind verkauft, die den größten Teil der Druckkosten etc. tilgen; nur 886 Mark sind noch zu decken, und alle Einnahmen darüber hinaus sind Gewinn, der mit Meißner zu teilen ist. Mit dem dritten Bd.1 bin ich gut im Zuge und werde nicht aufhören, bis er fertig ist. Das kann nur geschehen, wenn ich die Korrespondenz vernachlässige, Du mußt meine Kürze also entschuldigen. Du solltest jetzt Deinen fälligen Besuch in London ernsthaft erwägen; wir haben so viel davon gesprochen, daß er nun endlich verwirklicht werden müßte. Wir würden uns alle so sehr freuen, Dich wieder einmal hier zu sehen. Ich erwarte täglich die Nachricht, daß Pumps wieder ein Baby bekommen hat. Es ist längst fällig, wenn nicht überfällig, sie selbst erwartete es bereits vor einem Monat, aber sie verrechnet sich immer. Ich frage mich, ob Jack Burns wirklich den Unsinn über die ausländischen Arbeiter gesagt hat, den ihm Huret im „Figaro" in den Mund legt.16331 Aber nun wieder an die Arbeit! An dem Tage, an dem ich diesen Abschnitt über Banken und Kredit2 beende, der mir seit 4-5 Jahren den Weg versperrt (weil er unter 3 Monaten absolut freier Zeit nicht fertig werden kann und ich diese 3 Monate niemals finden konnte) an dem Tage, an dem ich ihn beende, wird einiger Alkohol konsumiert werden - darauf kannst Du wetten! Herzliche Grüße von Louise. . _ . Immer Dein F. Engels Aus dem Englischen.
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Engels an Friedrich Adolph Sorge in Hoboken18341
Lieber S[orge], Du mußt meine Schreibfaulheit entschuldigen, ich habe diesen Winter den III.Band1fertigzumachen, das muß abgemacht werden und kann nicht geschehn, ohne daß ich alle meine Korrespondenz in die Ecke stelle. Ich bin seit 3 Wochen dran und kann Dir nur sagen, daß die Arbeit über Erwarten flott geht; ich hatte, als ich das letztemal unterbrochen wurde, gut vorgearbeitet, und das lohnt sich jetzt. Aber es ist noch ein Haufen Arbeit, indes ich bin so weit, daß ich das Ende absehn kann. Und niemand froher als ich, dies Stück Arbeit lag mir wie ein Alp auf dem Gewissen. Ich habe mir die freie Zeit - unter 4 Monaten voller Freiheit von aller andern Arbeit geht's nicht - gewaltsam genommen; ich weiß, tue ich's jetzt nicht, geht's überhaupt nicht, die Zeiten werden rebellisch und kriegerisch. Aber Du und alle andern, Ihr müßt momentan darunter leiden - also verzeihe! Dein F.E. London, 5./11./92
508 229 • Engels an Sergej Michailowitsch Krawtschinski (Stepniak) • 5. November 1892
229
Engels an Sergej Michailowitsch Krawtschinski (Stepniak) in London
122, Regent's Park Road, N.W. [London] 5. Nov. 92
Mein lieber Stepniak, Besten Dank für Ihren Brief vom 25. Okt.15351 Ich sehe, daß Adlers Brief an Sie hiergelassen und Ihnen noch nicht zurückgeschickt wurde, deshalb lege ich ihn jetzt bei. Freundliche Grüße an Frau S[tepniak] von Frau Kautsky und Ihrem ergebenen F. Engels
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Engels an August Bebel in Berlin
... . London, 6. Nov. 92 Lieber August, Ich habe die ganze Zeit redlich am 111. Band1 geschanzt und glücklicherweise nicht ohne Erfolg. Ich kann schon heute sagen, daß die Hauptschwierigkeit - Kreditwesen2 - so ziemlich überwunden ist und hier nur noch technische Redaktionsarbeit-allerdings verzwickte und zeitraubendevorliegt. Die Arbeit hat mir viel Freude gemacht, einerseits weil so viel brillante neue Gesichtspunkte dabei sind - frage Louise, der ich viel davon vorgelesen -, dann aber auch, weil sie mir den Beweis geliefert, daß der alte Hirnschädel doch noch arbeitsfähig ist, selbst für relativ schwierige Sachen, Der Hauptschaden, den mir die Jahre getan haben, ist, daß die verschiednen Gedächtnisfächer nicht mehr so leicht aufzufinden und zu öffnen sind und daher alles langsamer geht. Das läßt sich aber schon ertragen. Bin ich aber auch über den Berg, so bin ich noch lange nicht fertig: Außer diesem Abschnitt sind noch die beiden letzten (etwas unter 1jz des Ganzen), die noch gar nicht angesehn, und dann die technische Schlußredaktion des Ganzen, die zwar nicht schwierig, aber desto langweiliger und langstieliger ist. Den Winter wird's mir wohl wegnehmen - und dann die Druckbogen - gleichzeitig auch die der 2. Aufl. Band II1. Ich habe mir die Zeit dazu erkämpft durch gewaltsame Unterdrückung aller Korrespondenz, soweit sie nicht absolut dringlich. Die mit Dir unterdrücke ich aber nicht, wenn ich auch nicht immer so prompt und ausführlich sein kann, wie ich wohl möchte. Nun, Du wirst auch nichts dagegen haben, wenn statt meiner die Hexe um so öfter zur Feder greift. Lafargue hat noch zu lernen, daß unter Bourgeoispolitikern das gegebne Wort nur dazu da ist, gebrochen zu werden.15301 Übrigens hätte die Geschäftsordnung, die bei solchen Fragen Debatte ausschließt, ihm ohnehin einen Strich durch die Rechnung gemacht. Er ist noch viel zu sehr Neuling auf dem Boden der Kammer, doch hat er versprochen, jetzt mehr hinzugehn. Sie wollen die Dokumente jetzt als Broschüre drucken.15211
Ich habe mich wegen Hans Müller schlecht ausgedrückt.3 Ich meinte nicht, Ihr als Parteivorstand solltet von dem Machwerk Notiz nehmen und noch weniger in der von mir angedeuteten Weise. Sondern wenn überhaupt unter Eurem Einfluß Polemik gegen den erzürnten Jüngling eröffnet wurde, dann so etc. Mir scheint, daß es absolut nötig ist, daß die Partei ihre eigne Vergangenheit bei solchen Gelegenheiten kritisiert und dadurch das Bessermachen lernt. Die Dummheiten aus der Zeit der Dampfersubvention15231 etc. sind zwar hin und vorbei, aber dieselben Leute sind noch da und wenigstens zum Teil kapabel, ähnliches zu wiederholen. Wenn alle von der Fraktion und einzelnen ihrer Mitglieder begangnen Böcke mit dem Meinte 1 der Liebe bedeckt werden sollen, so heißt das nach meiner Auffassung Unabhängige12881 züchten. Die Herren Frohme, Bios etc. sollen sich ein dickeres Fell anschaffen. Habe ich unrecht, wenn ich einige nach „Unabhängigkeit" duftende Solinger Anträge zum Parteitag auf den Gegensatz gegen Schumachers Verbürgerung und Verphilisterung schiebe?15361 Ein bißchen retrospektive Wahrheitsliebe in der ,,N[euen] Z[eit]" könnte gar nicht schaden, und Du wärst der rechte Mann, das mit Sachkenntnis und Takt zu besorgen - aber freilich, ob Deine Vorstandsstellung dies nicht unratsam macht, ist eine andre Frage. Kommen aber sollte diese Kritik einmal, so oder so. Euren Vorstandsbericht habe ich gestern abend mit Vergnügen gelesen.15371 Sehr gut. Ruhig, sachlich, nur die Tatsachen gebend, sie für sich selber sprechen lassend und nur am Schluß die paar nötigen kurzen Worte stolzen Selbstgefühls. Wollen sehn, ob Aveling ihn nicht auszugsweise in die Blätter bringen kann. Aber Ihr werdet hier förmlich geboykottet aus reinem englischen Chauvinismus. Daß eine Arbeiterbewegung in Deutschland existiert, die so ganz anders wie die englische verfährt, alle die hier als Evangelium geltenden Trades-Union- und politisch-parlamentarischen Regeln mißachtet und doch von Sieg zu Sieg schreitet, das ärgert die Leute hier sehr. Von den Bourgeois spreche ich nicht. Die alten Trades Unions sehn in jedem Eurer Erfolge eine Niederlage für sich selbst und ihre Verfahrungsweise. Die Fabians ärgern sich, daß Ihr vorangeht, trotzdem Ihr allen bürgerlichen Radikalen den Krieg macht. Die Leiter der Social Democratic Federation hassen Euch, weil Ihr nicht mit ihnen habt klüngeln und die gegenseitige Lobhudelungs-Allianz eingehn wollen, die Euch „ Justice" jahrelang bald durch Zuckerbrot, bald durch Peitsche hat annehmbar machen wollen. Und bei der großen Unwissenheit der englischen Massen
über ausländische Dinge und dem angeerbten Dünkel, kraft dessen der Ausländer für einen Menschen zweiter Klasse gilt und alle ausländischen Ereignisse für ziemlich gleichgültig, ist das Totschweigen leicht. „Chronicle" ist, was Arbeiterdinge angeht, in den Händen der Fabians, „Justice" ist durch Hyndman für Lause-Gilles engagiert, „Workman's Times" glaubt auch, daß ohne die Grundlage einer großen Trades-Union-Organisation im englischen Sinn nichts los ist - wo ist da was unterzubringen? Nur in Bourgeoisblättern, als allgemein interessante Nachricht. Hätten wir nur ein Jahr lang ein Blatt, das uns für bloße Berichte über die deutsche Bewegung offenstände, die Sache hätte ein Ende; denn es ist im stillen internationaler Sinn genug vorhanden, der nur Nahrung braucht, um den dummen britischen Dünkel unterzukriegen, wenigstens bei einer großen Zahl. Aber so! Die „Workman's Times" droht mit Eingehn - da steckt was dahinter, dem wir auf die Spur zu kommen suchen. Hier geschieht nichts der Art ohne Mogelei. Nun ad vocem4 Vollmar. Meiner Ansicht nach ist der Mann sehr ungeschickt angegriffen worden. Man ist hineingefallen auf das Wort Staatssozialismus. Dies Wort drückt gar keinen klaren Begriff aus, sondern ist wie „soziale Frage" und dgl. ein bloßer Journalistenausdruck, eine reine Phrase, wobei man sich alles und auch gar nichts denken kann. Um den wahren Sinn eines solchen Worts zu streiten, ist für die Katz; sein wahrer Sinn besteht eben darin, keinen zu haben. In der „Nfeuen] Z[eit]" war die Untersuchung dieses angeblichen Begriffs nicht gut zu umgehn, und das, was K. K[autsky] darüber sagt, ist auch recht gut (bloß daß auch er meint, es müsse platterdings ein Wahrer Sinn dahinterstecken)[5381. Aber in der politischen Debatte tut man Vollmar einen riesigen und ganz überflüssigen Gefallen, wenn man sich mit ihm herumzankt, Was Staatssozialismus ist und was nicht, das ist eine Schraube ohne Ende und eine Kannegießerei ohne Zweck. Meiner Ansicht nach müßte man auf dem Parteitag sagen: lieber V[ollmar], was Du Dir unter Staatssozialismus vorstellst, ist uns Wurst, aber in Deinen Äußerungen hast Du das und das von der Regierung und unsrer Haltung ihr gegenüber gesagt, und da halten wir Dich fest, das ist ebensosehr gegen die Taktik der Partei wie die Redensarten der Unabhängigen, und hier steh uns Rede. Diese seine direkten Arschkriechereien vor Wilhelm5 und Caprivi sind allein faßbar, aber auch sehr, und auf diesen Punkt wollte ich Dich vor dem Parteitag noch eben aufmerksam machen. Beilage von der Hexe.
Herzliche Grüße Deiner Frau und Dir. Wir freuen uns, daß Du uns Aussicht auf einen baldigen Besuch machst. Kann politisch hier sehr nützlich werden; wir werden das Nötige schon einleiten. Wegen des Wochenblatts ganz Deiner Ansicht.l&W] Es wird im Ausland enorm wirken, da fehlt der ,,Soz[ial]dem[okrat]" noch immer sehr fühlbar; eine gute Wochenübersicht der Parteiereignisse ist fürs Ausland unentbehrlich.
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Engels an Paul Lafargue in Le Perreux
London, den 12. Nov. 1892
Mein lieber Lafargue, Sie sagen mir nicht, wohin ich meine Antwort adressieren soll, ich schicke sie also nach Perreux. Inliegend der Scheck über £ 20, um den Sie mich gebeten haben, aber ich sage Ihnen schon jetzt, daß es mir in Zukunft absolut unmöglich sein wird, den Geldmangel und noch dazu die Rückstände, die sich in der französischen Partei ergeben könnten, auszugleichen. Es ist unbedingt notwendig, daß jede nationale Partei selbst für ihre Unkosten aufkommt und daß man gerade in Frankreich nicht mehr diese ewige Klage hört, „die Beiträge wollen nicht einkommen". Bei etwas mehr Ordnung dürften solche Sachen nicht vorkommen; ein Kassierer muß irgendeiner Kontrolle unterworfen sein, und wenn er krank wird, setzt man einen anderen ein, der dann die Einnahmen und Ausgaben abrechnet. Wenn Ihnen ein unvermeidliches Unglück zugestoßen wäre, ginge es noch an; aber für solche Nachlässigkeiten der verantwortlichen Vertrauensleute der Partei zu zahlen, das ist hart! Aber genug davon - nun zu etwas anderem! Ich habe Bebel die ganze Sache mit Millevoye erklärt1; es scheint, daß man sich darüber beruhigt hat; dazu haben Eure Erfolge in Carmaux[622! und an anderen Orten beigetragen. Die Früchte Ihrer Pilgerfahrten quer durch Frankreich beginnen zu reifen, und wir alle freuen uns über die Fortschritte in Frankreich. Sehen Sie jetzt, welche großartige Waffe man seit vierzig Jahren in Frankreich mit dem allgemeinen Wahlrecht in der Hand hat, wenn man nur immer verstanden hätte, davon Gebrauch zu machen! Das ist langsamer und langweiliger als der Aufruf zur Revolution, aber zehnmal sicherer, und, was mehr wert ist, es zeigt Ihnen mit absoluter Genauigkeit den Tag, an dem man für die Revolution zu den Waffen greifen muß; es stebt sogar zehn zu eins, daß das allgemeine Wahlrecht, von den
1 Siebe vorl. Band, S.509
33 Marx/Engels, Werke, Bd. 38
Arbeitern geschickt genutzt, die herrschenden Kreise zwingen wird, die Gesetzlichkeit umzustoßen, d.h. uns in die günstigste Lage zu versetzen, die Revolution durchzuführen. Bei den Wahlen 1893 müssen wir eine neue Etappe erobern, und dann wird jene Einigung der Sozialisten der verschiedenen Schattierungen kommen, von der Liebknecht unaufhörlich spricht. Diese Einigung wird erfolgen, sobald etwa zwanzig Sozialisten in der Kammer sind; wenn unsere Leute, wie ich hoffe, die Majorität haben werden, können sie die Bedingungen diktieren. Vorläufig aber macht mit Euren „Siegen und Eroberungen" weiter, und Ihr werdet sehen, daß die Deutschen Euch am wärmsten Beifall spenden werden. Haben Sie den Bericht des deutschen Exekutivkomitees an den Berliner Kongreß'5371 erhalten? Das ist großartig, und das ist der Krieg. Die Zeitung - oh, die Zeitung!13501 Wenn die französische Bourgeoisie ebenso viele Schwierigkeiten macht, ehe sie dem russischen Zaren Geld leiht, wird mich das wenigstens teilweise für die getäuschten Hoffnungen entschädigen, die uns diese Zeitung bereitet hat. Umarmen Sie Laura. Kind regards from Mrs. Kautsky.2 Freundschaftlichst Ihr F. Engels
Aus dem Französischen.
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Engels an August Bebel in Berlin
London, 15. Nov. 92
Lieber August, Da sieh, wie ich im Arbeiten gestört werde! Die dummen „Tribünen"Artikel zwingen mich zum Einschreiten. Ich bitte Dich - diese Woche ist's ohnehin zu spät - zu sorgen, daß der Artikel in der nächstfolgenden Nr. der „Tribüne" abgedruckt wird.15401 Kannst Du mir noch ein Ex. dieser sämtlichen Bakunin-Artikel schicken? Mein Ex. geht regelmäßig an Sorge, und so hab' ich sie nicht mehr hier, es könnte aber nötig werden, darauf zu rekurrieren. Statt zu arbeiten, hab' ich den alten Kram zusammensuchen müssen, aber es ging nicht, diesem Lügengewebe länger freien Lauf zu lassen. Kannst Du erfahren, wer der Verfasser? Grüße Victor. Louise schickt heute Bericht über Trafalgar Square nach Wien.15411 Herzliche Grüße auch an Frau Julie. Dein F.E.
[Nachschrift von Louise Kautsky]
Herzliche Grüße an Julie, Victor, Popp und den treffenden Jäger vor dem Herrn1 „Sozialist" erhalten, danke bestens. Glückauf zur Arbeit. Herzlich Louise
1 August Bebel
33*
516 233 • Engels an Sergej Michailowitsch Krawtschinski (Stepniak) • 15.November 1892
233
Engels an Sergej Michailowitsch Krawtschinski (Stepniak) in London
122, Regent's Park Road, N.W. [London] 15.Nov.92
Mein lieber Stepniak, Wie wäre es, wenn Sie und Frau S[tepniak], Wolchowski und sein kleines Mädchen am Donnerstag1 alle kommen und mit uns speisen würden. Wenn Sie ungefähr zwischen 3.30 und 4 Uhr kommen, können wir die Dinge besprechen und um 5 Uhr dinieren. Sie wissen, es ist von Ihrer Wohnung bis hierher sehr weit, und wenn wir es nicht so, wie oben erwähnt, vereinbaren, könnte es leicht passieren, daß Sie Ihre eigene Mahlzeit zu Hause versäumten. Freundliche Grüße an Frau S[tepniak] von Frau Kautsky und
Ihrem ergebenen F. Engels
Aus dem Englischen.
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Engels an August Bebel in Berlin
London, 19.Nov. 92
Lieber August, Euer Parteitag14891 ist diesmal nicht so brillant verlaufen als früher. Die Debatte über die Gehaltsfrage nahm sich sehr unerquicklich aus, obwohl ich der Meinung bin, daß Franzosen und Engländer in diesem Punkt es nicht besser gemacht hätten, was mir Louise freilich nicht zugeben will. Ich habe mich längst überzeugt, daß man hier auf eine der Schranken stößt, die die bisherigen Lebensverhältnisse der Arbeiter ihrem Gesichtskreis ziehn. Dieselben Leute, die es ganz natürlich finden, wenn ihr Abgott Lassalle als vollständiger Sybarit aus seinen eignen Mitteln lebt, klagen Liebknecht an, wenn er als von ihnen bezahlter Redakteur kaum den dritten Teil des Geldes braucht, obwohl ihnen das Blatt1 das Fünf- und Sechsfache abwirft.15421 Abhängig zu sein, selbst von einer Arbeiterpartei, ist ein hartes Los. Und auch abgesehn von der Geldfrage, ist es eine unfruchtbare Stellung für jeden, der Initiative hat, Redakteur eines der Partei gehörigen Blatts zu sein. Darüber waren Marx und ich von jeher einig, daß wir nie eine solche Stellung annehmen, nur ein auch von der Partei selbst pekuniär unabhängiges Blatt haben könnten. Eure „Verstaatlichung" der Presse hat ihre großen Übels'-ände, wenn sie zu weit geht. Ihr müßt absolut eine Presse in der Partei haben, die vom Vorstand und selbst Parteitag nicht direkt abhängig ist, d. h., die in der Lage ist, innerhalb des Programms und der angenommenen Taktik gegen einzelne Parteischritte ungeniert Opposition zu machen und innerhalb der Grenzen des Parteianstandes auch Programm und Taktik frei der Kritik zu unterwerfen. Eine solche Presse solltet Ihr als Parteivorstand begünstigen, ja hervorrufen, dann habt Ihr immer noch mehr moralischen Einfluß auf sie, als wenn sie halb gegen Euren Willen entsteht. Die Partei wächst aus der bisherigen strammen Disziplin heraus, mit 2-3 Millionen und dem Zustrom „jebildeter" Elemente ist mehr Spielraum nötig, als was bisher nicht
nur genügte, sondern sogar nützliche Beschränkung war. Je eher Ihr selbst Euch und die Partei für diese veränderte Lage einrichtet, desto besser. Und das erste ist eine formell unabhängige Parteipresse. Kommen tut sie sicher, es ist aber besser, wenn Ihr sie so kommen laßt, daß sie von vornherein unter Eurem moralischen Einfluß bleibt und nicht in gegensätzlicher Weise gegen Euch entsteht.2 In der Maifeierfrage habt Ihr einen großen Fehler begangen, aber nicht in Berlin, sondern in Brüssel.'5431 Ihr mußtet damals wissen, was Ihr versprechen und halten konntet, und habt dennoch mehr versprochen, als Ihr jetzt halten könnt. Ich finde Deine Rede hierüber ebenso gut wie die von Victor und glaube Dir gern, daß die Arbeitsruhe in Deutschland Opfer kosten würde außer allem Verhältnis zum Erfolg und Gewinn.'5441 Aber es macht einen sehr bösen Eindruck überall, wenn die stärkste Partei der Welt plötzlich so zum Rückzug bläst. Noblesse oblige. Ihr seid der Schlachthaufen, das corps de bataille der modernen Arbeiterbewegung, und wenn Ihr das in Brüssel versprochen, so wart Ihr moralisch verpflichtet, es auch zu tun. Nun ist es allerdings besser, nach der ersten Dummheit nicht auch noch die zweite, viel größere, zu tun - die Nichtunterbrechung des Siegeslaufs der deutschen Partei ist in der Tat jetzt die Hauptsache -, aber bedenkt doch, welchen Eindruck dieser Berliner Beschluß in der weiten Welt machen wird. Auch in Frankreich hat die Sache, wie es scheint, Ärgernis gegeben und Ihr werdet wohl von dort etwas zu hören bekommen. Einen solchen moralischen Schaden dürft Ihr Euch nicht zum zweitenmal zufügen - also habt in Zürichmi] den Mut Eurer Meinung und sagt offen, daß Ihr Euch nicht an die Arbeitsruhe binden könnt - dann kann man sich über Euch ärgern, kann Euch aber nicht Wortbruch und Rückzug vorwerfen. Es ist Unsinn, die Bewegung in allen Ländern einförmig gestalten zu wollen. Die Östreicher, die die Maiarbeitsruhe nötig haben, und die deshalb dafür dieselben Opfer zu bringen bereit sind, die Ihr mit Recht unter Euren Umständen ablehnt, haben ebenso recht in ihrer Handlungsweise wie Ihr in der Euren; jetzt aber können sie Euch Vorwürfe machen, auf die Ihr nichts erwidern könnt. Denn grade ihr Vorgehn beweist, daß der in Brüssel vorgesehene Fall der Unmöglichkeit nicht vorliegt. Die Staatssozialismus-Debatte haben wir noch nicht hier. Gratulieren muß ich Dir zu Deinen Resolutionen. Sie sind ganz ausgezeichnet, ich kenne nur einen, der es besser konnte, und das war Marx. Sowohl die über Staatssozialismus wie die über Antisemitismus trifft den
Nagel auf den Kopf. Und grade solche Resolutionen waren bisher die schwache Seite der deutschen Bewegung, sie sind schlapp, unsicher, unbestimmt, phrasenhaft, kurz, meist blamabel. Glücklicherweise sind sie so unübersetzbar, daß der Übersetzer in eine fremde Sprache gezwungen ist, den Sinn hineinzulegen, den sie von selbst nicht haben. Das Untenstehende ist ein Theater, von Louise oder Aveling gezeichnet. Seit acht Tagen legt man mir diesen so verschönerten Bogen immer wieder unters Briefpapier, und so ist er zurEhre gekommen, an Dich zu wandern.'8451 Was die sieben Schwaben Londons - die Fabians'231 vom „Chronicle"über den Parteitag faseln, siehst Du inliegend. Diesen armen Leuten geht's schlecht. Nachdem der große Shaw Euch im Mai die Notwendigkeit der Mogelei mit den Liberalen ans Herz gelegt und bewiesen, daß außerhalb dieser Politik nur defeat und disgrace3 zu holen sind4, gesteht er jetzt in einer Rede im Democratic Club, daß sie von den Liberalen schmählich geprellt worden und bei der Wahl nichts geerntet als - defeat und disgrace; und daß die Liberalen jetzt mit den Tories zusammen auf Prellerei der Arbeiter ausgehn! Und diese Leute wollen Euch „praktische Politik" lehren! Ja, er sagt jetzt, die beiden alten Parteien hätten nur eine und dieselbe Politik, und außer ihnen gebe es nichts als - Sozialdemokratie! Ich denke, das wird auf den guten Ede wirken wie eine kalte Dusche. Herzliche Grüße an Deine Frau und alle Freunde. Dein F. E . (im Proszenium)
[Nachschrift von Louise Kautsky]
Die Hexe grüßt selber, so weit geht meine Maiwonne nicht.
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Engels an Paul Lafargue in Le Perreux
London, den 22. Nov. 92
Mein lieber Lafargue, Dank für die Zeitungen. Die Panama-Affäre'5461 könnte unter Umständen für die bürgerliche Republik die gleiche Pandorabüchse werden, wie es für die Juli-Monarchie die Schublade mit Akten des Emile de Girardin war, aus der „pro Tag ein Skandal" hervorkam.15471 Solange das andauert, scheint mir Ihr Platz in Paris zu sein, in der Kammer, im Zentrum der Neuigkeiten, damit Sie immer auf dem laufenden sind und bleiben über das, was sich ereignet, und vor allem über das, was sich von einem Tag zum anderen verändert. Jede neue skandalöse Tatsache, die enthüllt wird, ist eine Waffe für uns. Es ist Zeit, daß ich den 3.Band1 beende, das Ende des Jahrhunderts ist immer mehr mit Elektrizität geladen. Glücklicherweise geht sie (das heißt die Arbeit am 3. Band) gut voran, und ich hoffe sie während des Winters abzuschließen. Die größte Schwierigkeit ist überwunden. Sam Moore hat uns verlassen. Die meiste Zeit seines Urlaubs wird er auf dem Lande mit seinen Eltern verbringen und im Januar zurückkommen. Wir werden ihn am nächsten Sonntag noch einmal sehen. Wenn ich mich nicht irre, habe ich Ihnen schon mitgeteilt, daß Pumps am 13. dieses Monats von einem kleinen Mädchen entbunden wurde beide befinden sich wohl. Seit einigen Tagen kann ich wieder eine Viertelstunde ausgehen, ich hoffe, daß mir dies helfen wird, mich richtig zu erholen. . Die Deutschen haben einen schönen Schnitzer hinsichtlich des l.Mai begangen; nicht in Berlin, sondern in Brüssel.15431 Sie hätten sich auf dem internationalen Kongreß das Recht vorbehalten müssen, den Tag auf ihre Weise und den Verhältnissen entsprechend zu feiern. Ihr Rückzug macht einen bedauerlichen Eindruck, und wenn Sie ihnen den Kopf waschen, tun Sie nur Ihre Pflicht. Jede andere Partei hätte diesen Rückzug vollziehen können; aber sie, in der Position des Schlachthaufens der europäischen
Armee, konnten dies nicht tun, ohne der allgemeinen Bewegung großen Schaden zuzufügen. Ich billige zwar vollkommen die Gründe, von denen sie sich in Berlin leiten ließen; der Nachteil einer Arbeitsruhe hätte für sie außer allem Verhältnis zum Erfolg und Gewinn gestanden; aber das hätte man voraussehen und in Brüssel den Mut haben müssen, nicht für die Arbeitsruhe zu stimmen. Und Laura? wann werden wir sie hier sehen? Umarmen Sie sie für mich. Alles Gute von Louise. Freundschaftlichst Ihr F.E.
Halten Sie mich bitte über die Panama-Geschichte mit Zeitungen auf dem laufenden, das ist zu wichtig. Man wird sehen, daß Wilson nur ein ganz kleiner Spitzbube war im Verhältnis zu den Reinach und Co.
Aus dem Französischen.
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Engels an Julie Bebel in Berlin
London, 29. Nov. 92
Liebe Frau Bebel, Von all den vielen Briefen, die ich zu meinem Geburtstag erhalten, drängt es mich, den Ihrigen zuerst zu beantworten. Meinen aufrichtigsten Dank! Ich habe den Tag in der Tat „im besten Wohlsein" verbracht, denn wenn ich auch noch immer nicht ganz Herr meiner Bewegungen bin und weniger marschieren darf, als ich wohl möchte, so fühle ich mich doch recht robust, und die Leute sagen alle, ich sähe sehr gut aus. Wir haben diesmal aus dem Geburtstag eine englische Maifeier gemacht, d. h. wir haben ihn vom Montag auf den vorhergehenden Sonntag1 verlegt; Louise meinte, da ich doch einmal dabei etwas kneipen müsse, so sei ein Tag genug und zwei Tage zuviel. Wir hatten das Haus recht voll, unser Afrikaner Sam Moore, dann Bax, Avelings, Bernsteins, Mottelers, der Russe Wolchowski, zwei Arbeiter aus dem Verein1220', das waren sie, glaub' ich, alle, nein, da hätte ich ja beinah die kleine Inka2 vergessen, die sich in Berlin recht rundlich herausgefüttert hat, was ihr sehr nett steht -, jetzt hab' ich doch einen handgreiflichen Beweis, daß man in Berlin gelernt hat, sich satt zu essen, da soll mir noch einer kommen und vom hungrigen Berlin sprechen! Wir hatten noch einen kleinen Vorrat von getrocknetem Waldmeister, und da haben Louise und ich mit Hülfe von Moselwein, Rotwein und Champagner eine Maibowle zurechtgebraut, wie sie besser um diese neblige Jahreszeit nicht gebraut und schwerlich gedacht werden kann. Da allerseits eine gute Grundlage mit kalter Küche gelegt war, wurde selbiger Bowle auch recht tapfer zugesprochen, nicht am mindesten von Ihrem ergebnen Diener, dem Referenten, und ganz unter uns gesagt, hatten einige Herren und auch - ich hätte bald was gesagt, aber ich schweige noch rechtzeitig einen recht gelungnen kleinen Spitz, Julius war äußerst aufgelegt, sang verschiedne Lieder und erzählte lustige Geschichten, obwohl er nach seiner hartnäckigen Gewohnheit nur Wasser und Kaffee kneipte, kurz, wir waren
sehr lustig bis über die Mitternacht hinaus, und das will bei den Londoner Entfernungen und bei der Einstellung aller Eisenbahn- und Omnibusfahrten nach 11 Uhr abends am Sonntage immer was heißen. Und so konnte ich mich mit dem beruhigenden Bewußtsein schlafen legen, daß ich in würdiger Weise in mein 73stes Jahr hineingeraten war. Hoffentlich erlaubt mir meine Gesundheit aber, es im nächsten Jahr noch besser zu machen. Dann fällt mein Geburtstag auf einen Dienstag, und da können wir wieder am Sonntag anfangen, ich möchte dann aber auch gleich durchkneipen bis Dienstag abend. Den Kommers in Berlin hätte ich auch gern mitgemacht, nach dem, was Inka erzählt, wie sie Sie und Bebel nicht hat erreichen können im Gedränge, muß es kolossal voll gewesen sein.1548' Nun, so was bekomme ich auch wohl noch einmal zu sehn, ist's nicht dieses Jahr, so ist's das nächste, d.h. wenn Sie herkommen uns abholen; nachdem die kleine Fischer bei Ihnen solche Seelenverwandtschaft mit meiner guten lieben Lenchen entdeckt hat, kann ich mich mit doppeltem Vertrauen unter Ihren Schutz stellen. Da August Ihnen nur eine schmale Seite zur Verfügung gelassen, kehre ich die Sache um, und er kriegt jetzt von mir nur die eine. Mit herzlichem Gruß Ihr F. Engels
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Engels an August Bebel in Berlin
London, 29. Nov. 92
Lieber August, Herzlichen Dank für Deine freundlichen Wünsche - es ist alles gut und ohne Nachwehen irgendwelcher Art überstanden worden, und hätte ich nicht übel Lust, gleich morgen noch einmal einen Geburtstag zu feiern aber ich stehe unter viel zu guter Kontrolle, als daß mir solch ein Exzeß gestattet würde! Die preußische Polizei ist Dir rein gar nichts gegen eine solche medizinische Hexe. Nun, ich denke immer, wer weiß, wozu's gut ist und mit welchen Sünden ich diese gewissenhafte Überwachung verdient habe, ich habe nun einmal einen solchen dummen Aberglauben an eine „ausgleichende Gerechtigkeit", und so trinke ich Mineralwasser und Limonade und tue Buße für besagte Sünden, von denen ich nicht weiß, ob ich sie eigentlich begangen habe, über Politik das nächste Mal, in ein paar Tagen - ich muß aber machen, daß ich mit dem III.Band1 fertig werde; in Frankreich sieht's ganz merkwürdig gewitterhaft aus, c'est le commencement de la fin!2 Es kommen wieder Zeiten, wo die Franzosen ihre guten Eigenschaften zu zeigen Gelegenheit finden. Herzliche Grüße.
Dein F.E.
Schönen Dank auch für die hübsche Klebekruste, sie wird beim III. Band gleich in Dienst genommen.
238 • Engels an einen Unbekannten • 29. November 1892 525
238
Engels an einen Unbekannten
122, Regent's Park Road [London] N.W., 29. Nov. 1892
Mein lieber Charlie, Vielen Dank für Deinen lieben Brief und die guten Wünsche, die, wie ich hoffe, alle Erfüllung finden mögen. Und da Du mir die Ehre erwiesen hast, am selben Tag wie ich geboren zu sein, so empfange bitte meine besten Glückwünsche zu Deinem Geburtstag, verbunden mit dem Wunsch, daß Du doppelt so alt werden mögest, als ich jetzt bin. Dann wirst Du bestimmt etwas sehr Großartiges und Sehenswertes erleben und vielleicht ab und zu an mich denken als einen, der sein Bestes versuchte, um solch eine Veränderung herbeizuführen. Mit freundlichen Grüßen an Deine Eltern und Geschwister.
Dein getreuer F. Engels
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Engels an das sozialdemokratische Parteisekretariat in Berlin15491
London, 29. Nov. 92
Liebes Parteisekretariat, Hiermit meinen herzlichen Dank für Deine liebenswürdigen Glückwünsche.15501 Du, lieber Fischer, wirst gebeten, ihn für mich auch den Deinigen abzustatten. Du aber, lieber Auer, wirst Dir gefallen lassen, daß ich Dich auch persönlich bei dem Du festhalte, das Du, als erste Hälfte des Sekretariats, mir einstweilen bloß kollektivistisch appliziert hast; und zwar unter Vorbehalt, daß wir den feierlichen Ritus des Schmollierens nächstes Jahr nachholen. Da die Hyäne auch dabei ins Spiel gezogen ist, so trete ich ihr hiermit das Wort ab. Dein F. Engels
[Nachschrift von Louise Kautsky]
Es wird general schwer werden, in London Bamberger das Wort abzutreten. Anmerkung der Preßhyäne.
[Nachschrift von Engels] Ja, wer ist denn nun eigentlich die Hyäne?15511
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Engels an Paul Stumpf in Mainz
London, 30. Nov. 92
Lieber alter Stumpf, Du hättest mir zu meinem Zweiundsiebzigsten gar keine größere Freude machen können als mit der ultramontanen Bescheinigung unsres Wahlsiegs in Mainz.15521 Ihr Mainzer seid zwar manchmal ein wenig Schwadroneure - geborne Weinreisende -, aber wenn's drauf ankommt, könnt Ihr auch ins Geschirr gehn, daß es kracht, und es bleibt Euch unvergessen, daß Mainz die einzige deutsche Stadt war, die in der großen Revolution eine ehrenvolle Rolle gespielt hat.15531 Ihr seid von Natur mit einem flotten Mundwerk begabt, das für die Bearbeitung der Bauern vortrefflich paßt, und dazu habt Ihr in den Winzerbauern rund herum eine Masse Stoff zur Bearbeitung, wenn Ihr Euch da tüchtig dranmacht, könnt Ihr was leisten und den Kölnern zeigen, wie's gemacht wird. Von Mainz bis Köln und hinunter nach Kleve ist den Pfaffen noch manche arme Seele abzujagen und noch mancher Wahlsitz zu entreißen, und grade jetzt ist die Zeit, wo die Herren vom Zentrum13441 im Begriff stehn, in der Militärfrage entweder sich gründlich zu kompromittieren oder das ganze Zentrum aus dem Leim gehn zu lassen. Im übrigen meinen besten Dank und den Ausdruck meiner Freude, daß es Dir wohl und seitdem noch „wohler" geht. Mir geht's ebenfalls wohl, wir hatten Sonntag die ganze Schwefelbande und noch einige mehr hier1 und haben alle der Bowle kräftig zugesprochen. Wenn das in Paris mit den Skandälern15461 so fortgeht, dann können wir bald mal wieder die alte Komödie von Herbst 47 in Brüssel aufführen, die Welt fängt an, wacklig auszusehn. Dein alter F. Engels
241
Engels an Natalie und Wilhelm Liebknecht in Berlin
London, I.Dez. 1892
Sehr geehrte Frau Liebknecht, Meinen besten Dank für Ihre freundlichen Zeilen und Glückwünsche zu meinem Zweiundsiebzigsten, den wir vorigen Sonntag wie üblich im Freundeskreis gefeiert1 und wo wir auch so lange zusammenblieben, bis der richtige 28ste angebrochen war. Bei Ihnen scheint es ja recht früh Winter zu werden, wenn Sie schon mit Schnee und 10 Grad R gesegnet sind, wir kommen nicht so hoch, wir begnügen uns mit einer anmutigen Abwechselung von Regen und Nebel und haben von beiden mehr, als uns lieb ist. Leider war es mir nicht möglich, diesen Brief rechtzeitig abzusenden, um zum Geburtstag Ihres Willy2 meine Gratulation abzustatten, ich hoffe, Sie nehmen auch diese nachträglichen Wünsche noch freundlichst entgegen. Daß Ihr Theodor, dem wie Karl ich bestens für die mir dargebrachten Glückwünsche ich aufrichtigen Dank sage, seine Mittenwalder Wochenlangweile durch einen Sonntag bei Ihnen unterbrechen kann, hatte ich mir wohl gedacht und freue mich, es bestätigt zu sehn. Ihrem Karl meine herzlichsten Wünsche zum Examen!15541 Ich, der ich in meinem ganzen Leben kein Examen bestanden, kann mir dennoch wohl denken, wie einem jungen Mann drei Monat vor einem solchen Ereignis zumute ist. Die Geschichte mit Stadthagen beweist, daß man uns auch ohne SoziaIistengesetz noch hinreichend schikanieren kann.'5551 Die Gehaltsdebatte auf dem Parteitag15421 hat, wie ich gern glaube, in Ihrer Familie viel Ärger verursacht, aber das ist nun einmal im öffentlichen Leben nicht zu vermeiden, die Leute sind nicht überall so bewilligungsbegierig wie der deutsche Reichstag, in andern Ländern müssen sich ja selbst Minister und gelegentlich sogar Kronenträger solchen Widerwärtigkeiten aussetzen. Da will jeder beweisen, daß „in Geldsachen die Gemütlichkeit aufhört"I5561. Dafür hat Liebknecht auch einen wohlverdienten Triumph mit der Emser
Depesche erlebt15571, das wiegt manches auf, und dann war ja auch seine Marseiller Reise'5171 eine fortwährende Ovation. Pumps hat das Bedürfnis gefühlt, der Welt zu beweisen, daß sie trotz ihrer frühzeitigen grauen Haare noch eine junge Frau ist, und hat also ihren Mann vor etwas über 14 Tagen mit einem kleinen Mädchen beschenkt. Beide sind recht wohl nach Umständen. Auch mir geht es im ganzen recht gut, obwohl ich noch nicht hinreichend mobil bin, aber wenn man durchs Fenster in den hartnäckigen Landregen hineinsieht, so macht man sich weniger daraus. Leben Sie recht wohl, und seien Sie nebst Ihrer ganzen Familie aufs herzlichste gegrüßt von Ihrem F. Engels
Lieber Liebknecht, Auf den sequent wirst Du wohl noch etwas warten müssen, der III. Band3 drängt; in Frankreich sind wir, wie es fast scheint, wieder anno 47, und der Panama'5461 könnte der ganzen bürgerlichen Cochonnerie4 den Hals brechen. Das schlägt sowohl die Skandäler von 1847 wie die des II.Kaiserreichs. Schreibe doch Deinen Pariser Korrespondenten, daß sie Dir darüber berichten und Material in Zeitungen schicken - diese Sachen mußt Du persönlich verfolgen I Dein alter F.E.
s des „Kapitals" - 4 Schweinerei
34 Marz/Engels, Werke, Bd. 38
242
Engels an Ludwig Schorlemmer
in Darmstadt
London, 1. Dez. 92
Mein lieber Schorlemmer, Meinen herzlichen Dank für Ihre freundlichen Glückwünsche zu einem heiter verlebten Tag. Ich bin in das neue Lebensjahr, wenn auch nicht grade felddiensttüchtig im „herrlichen Kriegsheer", doch gesund und im ganzen robust eingetreten und glaube, Sie haben recht, daß ich einstweilen noch meinen Mann stehe. Nach Ihren weiteren Angaben wegen Anschütz ist es doch besser, wir hören nichts mehr von dem Mann. Der alte Pflüger, in dessen Laboratorium ein Neffe von mir gearbeitet hat, ist, soviel ich urteilen kann, ein rechter Philister, und wenn A[nschütz]s Vater noch dazu preußischer Offizier war, so macht das die Sache nur noch schlimmer. Es ist eben schwierig, für Carls1 Biographie den richtigen Mann zu finden, der nicht nur Chemiker, sondern auch Sozialdemokrat, und nicht nur Sozialdemokrat, sondern auch Chemiker ist, und zwar ein Chemiker, der die Geschichte seiner Wissenschaft seit Liebig genau verfolgt hat. Ob wir den Mann finden, oder ob wir uns begnügen müssen, die beiden Seiten Carls getrennt bearbeitet zu sehn, werden wir wohl einstweilen abwarten müssen. Ich selbst muß vor allen endlich den II I.Band vom „Kapital" fertigstellen und weiß mich grade jetzt vor Arbeit nicht zu lassen - da kommt auch noch die Korrektur der 2. Auflage des II. Bandes dazu! Und nun gar noch die gewaltig aufgeregte Zeit, mit der Militärgeschichte'8881 und drohenden Krisis in Deutschland, mit den PanamaSkandalen18461 und der bereits hereingebrochnen Krisis in Frankreich und der fast sichern Krisis wegen Irland hier im nächsten Frühjahr18891. In solchen Zeiten verdoppelt und verdreifacht sich meine Korrespondenz, und wenn einem da obendrein der Augen wegen verboten ist, bei Licht die Feder zu führen, wie da durchkommen? Und Tageslicht hier in London im
1 Girl Schorlemmer
Winter! Wir sind froh, wenn wir vier bis fünf Stunden haben, oft gibt's gar keins, den ganzen Tag Gaslicht wegen Nebel. Indes, das muß alles gehn, und solange es draußen in der Welt vorwärts geht, hat's nichts zu sagen! Mit besten Empfehlungen an Ihre Familie der Ihrige F. Engels
Beste Grüße von Frau Kautsky. Beinah hätte ich vergessen, Ihnen zu erzählen, daß Pumps Sonntag vor 14 Tagen von einem kleinen Mädchen entbunden wurde; beide befinden sich wohl.
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Engels an Charles Bonnier in Oxford'5601 (Entwurf)
... ... n . [London, 3. Dezember 1892] Mein lieber Bonnier, Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird.1 Sie haben die bewundernswerte Angewohnheit, heiß, sehr heiß zu servieren, aber riskiere ich da nicht manchmal, mir die Lippen zu verbrennen? Die bewußte Zeitung erscheint noch nicht.1350' Sie bitten mich, den Deutschen eine Art Ultimatum im Namen der Franzosen zuzustellen. Nehmen wir an, ich tue das; garantieren Sie mir, daß Paris, in Erwiderung auf eine direkte Anfrage Berlins, nicht sagen würde - ohne mich ganz und gar Lügen zu strafen -, ich hätte übertrieben? Zum Inhalt Ihres Ultimatums: 1. Warten wir erst ab, was bis zum l.Mai geschieht und wie dieser 1. Mai verläuft. 2. Von Mai bis August undZürich'11"51 kann viel Unerwartetes passieren, was heute noch nicht zu übersehen ist, 3. und um so mehr von August 1893 bis Mai 1894. Bei der Militärfrage in Deutschland '55S1, dem Panama in Frankreich'546', der irischen Krisis in England15591 - drei akuten hereinbrechenden politischen Krisen - und der allgemeinen industriellen Krise könnten wir, scheint mir, unsere Zeit besser nutzen, als uns darüber zu zanken, wie man am l.Mai 1894 manifestieren wird! einem Tag, an dem wir vielleicht Besseres zu tun haben werden als zu „manifestieren"! Was Ihren ewigen Protot angeht, um den schere ich mich ebensowenig wie um seinesgleichen, die Agents provocateurs der deutschen Polizei. Wann werden Sie es ebenso machen? Jedenfalls scheint es mir recht sonderbar, daß Sie den Engländern, aber nur ihnen, erlauben wollen, sich über die Brüsseler Resolutionen'6431 hinwegzusetzen.'5611 Was sagt die französische Logik dazu?2 1 Dieser Satz in der Handschrift deutsch — 2 im Entwurf von Engels gestrichen: Der Artikel von Bebel wird erscheinen und ist wahrscheinlich schon in Druckt662!; wenn man ihn in Paris verhindern wollte...
Im übrigen kenne ich nur eine einzige Partei, die das Recht hätte, dem Berliner Parteitag14891 Vorwürfe zu machen. Das ist die österreichische Partei. Die Berliner Maifeiern stehen bis jetzt den Pariser Maifeiern in nichts nach. Heute schreibe ich an Bebel3; ich teile ihm Ihr Ultimatum mit, aber einstweilen nur als Ihre Privatmeinung.
Aus dem Französischen.
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Engels an August Bebel in Berlin
London, 3. Dez. 1892
Lieber August, Was Du mir am 22. wegen Eurer Abneigung gegen weitere Verstaatlichung der Parteipresse mitgeteilt, hat mich sehr gefreut.1563' Über den Punkt wäre also kein Wort weiter zu verlieren. Was die Maifeier angeht, so gebe ich Euch ja vollkommen recht von wegen des Berliner Beschlusses. Aber es bleibt doch dabei, daß Ihr in Brüssel den allgemeinen Eindruck hinterlassen habt, Ihr würdet am I.Mai in Zukunft auch feiern und nicht Zuflucht suchen hinter der ganz ausnahmsweise gestatteten Erlaubnis, dies nicht zu tun.'543' Ihr dürft Euch also nicht wundern über den Hallo, den der Berliner Beschluß angestiftet hat. Aber mit Eurer Absicht, in Zukunft den Sonntag als Feiertag kongreßlich feststellen zu lassen, dürfte es doch hapern. Mit Ausnahme der Engländer werden alle dagegen sein, und manche der Kleinen aus bloßer Renommage. Es wäre ein arger Rückzug, den die am wenigsten offiziell mitproklamieren würden, die sich im stillen vorbehalten, ihn selbst zu machen, ob er proklamiert werde oder nicht. Da bekomme ich gestern abend einen Brandbrief von Bonnier (andre Briefe schreibt er überhaupt nicht), worin er, nach Lektüre Deines Artikels in der ,,N[euen] Z[eit]"I564', mir im Namen der Franzosen erklärt: Würde der erste Maisonntag angenommen, so würden sie die ganze Maigeschichte fallenlassen: jamais notre parti n'acceptera (le dimanche) et nous sommes bien decides ä tenir ferme1. Und er glaubt, Ihr spielt mit dem Feuer. Ich schreibe ihm, I. seine Suppen würden nie so heiß gegessen, wie sie gekocht, 2. wer ihn autorisiere, im Namen der französischen Partei zu sprechen, 3. bis Mai 93, von da bis August 93 in Zürich1465' und von da bis Mai 94 könne viel Unerwartetes passieren, mit 3 akuten hereinbrechenden politischen Krisen (Militär in Deutschland'558', Panama in Frankreich'546',
1 niemals wird unsere Partei dem zustimmen (dem Sonntag), und wir sind fest entschlossen, uns daran zu halten
Irland in England[5591) und der allgemeinen industriellen Krise Hätten wir wohl Beßres zu tun, als uns zu zanken, wie zu demonstrieren sei am 1. Mai 94, wo wir vielleicht ganz andre Arbeit zu besorgen hätten; 4. wie sich das mit der französischen Logik reime, daß er den Engländern, aber nur ihnen, erlauben wolle, am Sonntag zu feiern; 5. daß ich nur eine Partei kenne, die den Deutschen Vorwürfe zu machen berechtigt sei: die östreichische - die Berliner Maifeiern wögen reichlich die Pariser auf, und 6. ich hätte Dir sein Ultimatum mitgeteilt, aber bloß als seine Privatmeinung? Der Mensch ist von einem ununterdrückbaren Tatendrang beseelt, aber dann soll er nicht nach Oxford gehn, wo er ganz allein sitzt mit dem roten Wolff3, der aus allem heraus ist. Die Idee, die europäische Arbeiterbewegung zu dirigieren von Oxford aus - dem einzigen Stück wirklichen Mittelalters, das es noch in Europa gibt —, ist unbezahlbar, aber uns macht sie rasend nutzlose Arbeit, und ich werde in Paris entschieden Protest einlegen gegen diese Mittelsperson.4 Das größte Pech dabei ist, daß er der einzige ist, der Deutsch kann, außer Laura, und die wohnt außer der Stadt. Im übrigen ist der Parteitag14891 ja ganz gut verlaufen, es muß doch bitter für Vollmar gewesen sein, die Resolution zu unterschreiben, trotzdem sie verschiednen Blödsinn enthält.'6651 Ede war hier und hatte allerlei Briefe von K.K[autsky], der mir auch schrieb, alles wegen der ,,N[euen] Z[eit]", ich sollte auch meinen Senf dazugeben. Meine Ansicht ist, daß, wenn Ihr die von Dietz vorgeschlagne Änderung akzeptiert, Ihr dies ordentlich überlegen und vorbereiten und mit Januar ins Werk setzen solltet; sonst wird's ganz übereilt.'566' Im allgemeinen aber scheint mir, daß die ,,N[eue] Z[eit]", seit sie wöchentlich ist, den alten Charakter teilweise aufgegeben hat für einen neuen, den sie nicht recht hat durchführen können. Sie ist jetzt für ein doppeltes Publikum geschrieben und kann keinem ganz gerecht werden. Soll sie eine populäre, halb politische, halb literarisch-künstlerische, halb wissenschaftliche Zeitschrift werden, & la „Nation", dann muß sie nach Berlin. Die Politik einer Wochenschrift muß am Zentrum, den Abend vor dem Druck, gemacht werden, sonst kommt sie immer zu spät. Und die am politischen Teil Mitarbeitenden müssen alle am selben Or/ sein, außer den Korrespondenten. Der Plan einer in Berlin und London zu redigierenden und in Stuckert zu druckenden Rundschau scheint mir unmöglich. Jedenfalls würde zwischen einer Berliner und einer Stuttgarter Wochenschrift ein Abonnentenunterschied von 20-30% sein. Ich urteile vom rein buch
händlerischen Standpunkt, die andern dabei zu erwägenden Gesichtspunkte kenne ich nicht oder nur ganz oberflächlich, das müßt Ihr drüben besser wissen. Wird aber die ,,N[eue] Z[eit]" so verändert, so wendet sie sich nur an einen Teil ihres bisherigen Publikums und muß sich ganz für diesen einrichten. Dann wird sie unmöglich für die Artikel, die ihr bisher den größten und dauerndsten Wert gegeben, für die längeren wissenschaftlichen, die durch 3-6 Nrn. gehn. Dann also müßte eine vorwiegend wissenschaftliche Monatsschrift - im Notfall selbst Vierteljahrsschrift - an ihre Seite treten, die dann auch einen entsprechend geringeren Abonnentenkreis hätte und diesen durch höheren Preis aufwöge, so daß sie sich doch halten könnte. Es scheint mir überhaupt nötig, daß, wenn die Parteiverleger mehr und mehr den ganzen, auch wissenschaftlichen Parteiverlag an sich ziehn wollen, daß nicht alles auf den Massenvertrieb berechnet wird, ob es dafür paßt oder nicht. Ökonomische wirkliche Leistungen müssen zunächst Detailuntersuchungen sein, und dafür ist auf Massenabsatz nicht zu rechnen. Auch wirkliche historische Arbeiten, die Resultate selbständiger Forschungen sind, passen nicht zur Ausgabe in Lieferungen. Kurz, ich meine, es müsse eine Teilung eintreten in zwei Departements, das eine für Massenbetrieb, das andre für langsameren, ordinären Buchhändlerabsatz in geringeren Massen und zu entsprechend höherem Preise. Wie es geht, wenn man den Massenabsatz über die durch die Sache gebotnen Grenzen hinaus forcieren will, davon ist mir selbst ein Exempel passiert. Mein „Anti-Dühring" ist zwar so populär wie irgend möglich geschrieben, ist aber darum doch kein Buch für jeden Arbeiter. Nun übernimmt Dietz einen Teil der Züricher Auflage und sucht den Verkauf dadurch zu forcieren, daß er das Ding im Ramsch mit 11 Krethi und Plethi zu herabgesetztem Preis verkauft. Das ist mir keineswegs angenehm, und ich werde mich in Zukunft vorsehn. Es ist das einzige größere Buch, das ich seit 1845 geschrieben, und es ist immer eine Degradation, wenn dies in dieser Weise behandelt wird. Du brauchst hiervon übrigens Dietz gegenüber nichts zu erwähnen, die Sache ist einmal passiert und nicht zu ändern, und auch Dir gegenüber hätte ich es nicht erwähnt, läge hier nicht ein treffendes Exempel vor von der unrichtigen buchhändlerischen Betriebsweise, auf die ich hinweisen möchte. Im übrigen werden die Zeiten kritisch. Wenn ich des Morgens die „Daily News" und die etwa eingegangnen französischen Blätter lese, so bin Jch wieder ganz Anno 47. Damals erwartete man auch jeden Morgen eine neue Skandalenthüllung und wurde selten getäuscht. Die Panama-Geschichte
schlägt alles, was an Korruption sowohl unter Louis-Philippe wie unter Bonaparte III. geschehn. 83 Millionen Franken sind an Gründungskosten inkl. Presse und Parlament ausgegeben worden. Dies bricht der Bourgeoisrepublik den Hals, denn die Radikalen143' sitzen ebenso tief in der Sauce wie die Opportunisten. Man sucht natürlich allerseits zu vertuschen, aber je mehr man vertuscht, desto schlimmer wird's. Nachdem die Enthüllungen einmal angefangen und einige schon unrettbar in den Skandal verwickelt, müssen diese sich decken, indem sie ihre Spießgesellen verraten und beweisen, daß sie nur mit dem Strom geschwommen sind. Schon jetzt hat die Kommission so kolossal kompromittierende Aussagen erhalten, daß kein Halten mehr ist; einige mögen durchschlüpfen, aber eine Masse sind schon namentlich bezeichnet, und dann, je weniger Namen kompromittiert werden, desto mehr bleibt kleben an der bürgerlichen Republik. Es mag da noch allerhand dazwischenkommen, aber es ist der Anfang des Endes. Glücklicherweise sind alle monarchischen Parteien vollkommen abgewirtschaftet und ein zweiter Boulanger nicht so leicht zu finden. Ich lege Dir Auszug eines Briefs von Laf[argue] fürs „Vorwärts" bei sorge aber dafür, daß nicht die geringste Andeutung ins Blatt kommt, daß der Brief von einem Deputierten ist.15671 Was L[ie]bk[necht] bei Bismarcks Emser Fälschung ganz übersehn: So etwas tun die Diplomaten im stillen, aber sie rühmen sich nicht damit.'557' Wenn aber einer sich damit rühmt, so ist das ein solcher Etikettenbruch, daß er sich dadurch unmöglich macht. Herr Bismarck kann hiernach nie wieder zum Reichskanzler ernannt werden, ohne daß jede fremde Regierung sich weigern kann, mit einem Mann in Verhandlung zu treten, der solcher Mittel sich nicht nur nicht schämt, sondern sogar sich ihrer rühmt. Die Reichsregierung riskierte, einen allgemeinen internationalen Boykott gegen sich heraufzubeschwören, falls Bismarck wieder Kanzler würde. Ich glaube, es wäre sehr nützlich, wenn das von der Tribüne des Reichstags gesagt würde. Viele Grüße an Deine Frau. Dein F.E. [Nachschrift von Louise Kautsky] Lieber August, Mein Geschick scheint zu sein, daß mir jetzt immer der Raum zubemessen wird, weil ich einmal über die Schnur gehauen und geleitartikelt, ich sehe lieber Deinen letzten Brief nicht an, sondern das hübsche Tintenfaß, das auf gute, lustige Gedanken
einladet und welches eingeweiht wurde mit Druckbogen II.Band „Kapital". Herzlichen Dank dafür, wie lieb Ihr beide seid; jetzt soll ich wahrscheinlich installiert loslegen, und wenn man's tut, bekommt man Schelte. Na, ich wollte das eigentlich nicht schreiben, sondern nur konstatieren, daß ich diese Woche nicht einmal dazu gekommen bin zu schreiben, ach, es kam soviel dazwischen, Glasarbeiter, Verkehrsarbeiter, Reumann, Victor, Arbeitslosenversammlung und zum Schluß die Juden. Bitte, August, sie erhalten den „Vorwärts" nicht, willst Du mal nachfragen. Dann habe ich Dich früher einmal um noch einen „Vorwärts"-Kongreßbericht ersucht, aber wahrscheinlich hast Du's übersehen, wenn es irgend möglich, zwei, wenn nicht, einen, ich bitte um den Bericht über den Parteitag, nicht um Euren an den Parteitag. Victor hat es bei Euch gut gefallen, er schrieb, es kam ihm vor, als wenn die armen Österreicher in Kälte und Wetter Vorposten stehen, bei Euch ist trotz des Kampfes und der Kämpfe ein warmes Heerlager. Dann noch eines, ich habe noch zwei englische Berichte über den Internationalen Glasarbeiterkongreß zu vergeben, willst Du einen, er ist sehr interessant, aber Du mußt darüber ein paar Zeilen schreiben, damit man gerechtfertigt ist, und ein Belegexemplar schicken, und, bitte, frage Fischer, vielleicht schreibt er etwas für ein bayrisches Blatt, dann schicke ich ihm den 2ten. Ich würde sie ja ohne alle Reserve schicken, aber ich bin dafür verantwortlich, weil die Engländer die ganzen Kosten tragen, also sei so freundlich und teile mir mit. Ich muß schließen, nächstens mehr, aber es ist Postzeit, ich muß schließen. Mit herzlichen Küssen Dir und Julie die Hexe
[Nachschrift von Engels] Bitte, sage der Fraktion meinen aufrichtigsten Dank für ihr freundliches Telegramm vorigen Sonntag!10881
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Engels an Karl Kautsky in Stuttgart
London, 4. Dez. 92
Lieber Baron, Meinen besten Dank für Deine Glückwünsche zu einem sehr heiter verlebten Tag1 - leider kann ich das Kneipen noch immer nicht wieder vertragen und muß nun einige Wochen Enthaltsamkeitsbuße tun. Dank auch für Einsendung des Zirkulars der neuen Zeitschrift - kennst Du die Leute? Mir sind sie total unbekannt.15691 Schmidts neueste Profitrate15111 habe ich noch gar nicht lesen können, ich muß mir alles vom Hals halten, was mir Nebenarbeit machen könnte, bis der III.Band2 fertig - die Unterbrechungen kommen ohnehin immer noch massenweise dazwischen. Wegen der „Nfeuen] Z[eit]" haben wir lange gesprochen, Ede und ich, und ich lang an August gestern geschrieben3. Meine Ansicht ist, soll die „N[eue] Z[eit]" in der von Dietz und August beabsichtigten Weise erleichtert, popularisiert und literarisch „interessanter" gemacht werden, dann muß sie nach Berlin. Nur dort kann eine politische Rundschau, die bis abends vor Drucklegung reicht, an Ort und Stelle geliefert werden, nur dort eine Masse künstlerischer und literarischer Arbeit rasch und „aktuell" hergestellt, mit der man sonst eine Woche nachhinkt. Dies und andre Umstände würden für eine Berliner Ausgabe 20-30% mehr Abonnenten liefern als für eine Stuttgarter. Dann aber würde die „N[eue] Z[eit]" die beste Hälfte ihres Inhalts opfern - für diesen wäre dann eine strenger als bisher wissenschaftliche Monats- resp. Vierteljahrsschrift nötig, die, auf ein geringeres Publikum rechnend, zu höherem Preise verkauft werden müßte. Was aber, wenn beides nicht geht? Dann - dies ist mir erst heute eingefallen - dann wäre vielleicht am besten, die „N[eue] Z[ei]t" in eine Monatsschrift zurückzuverwandeln, aber mit jetzigem Umfang, also bei 104 Bogen im Jahr 8-9 Bogen monatlich. Dann können die längeren
Artikel in einer, längstens 2 Nrn. gebracht werden, und müßten in letzterem Fall in I, II oder I, II, III, IV abgeteilt werden, was der Übersichtlichkeit nützen würde. Bei 2 Bogen monatlich kannst Du die längeren Artikel nicht da abbrechen, wo der Sinn es erfordert, die Rücksicht auf Raum und Mannigfaltigkeit des Inhalts jeder Lieferung verbietet das fast regelmäßig. So aber könntest Du Dir Deine Mitarbeiter darauf dressieren, selbst die Abteilung für 2 Nrn. zu machen. Dann kann auch jede Nr. „etwas für alle" enthalten. Aber auch in diesem Fall müßte auf ein geringeres Absatzgebiet gerechnet, also der Preis erhöht werden - so scheint mir wenigstens. Jedenfalls, ehe Ihr experimentiert, überlegt Euch die Sache reiflich. Ein geschehener falscher Schritt kann schwer wieder zurückgenommen werden. Käme die wöchentliche ,,N[eue] Z[eit]" nach Berlin, so würde sie das wöchentliche Zentralorgan in vieler Beziehung ersetzen. Sonst wird's damit wohl noch ein Jahr dauern. Bis dahin kann manches passieren. Die Zeiten werden lebhaft. Der Panama-Skandal15461 sieht aus, als ob er für die französische Entwicklung einen Wendepunkt bezeichnen werde. Bombardieren solltest Du den Lafargue, daß er sich Material zu einer längeren Arbeit darüber sammelt resp. bei gewissen Abschlußpunkten einzelner Phasen des Skandals Dir Korrespondenzen schickt. Das ist ein Stoff, wo die „N[eue] Z[eit]" den Tagesblättern auch mit Bezug auf tatsächliche Nachrichten den Rang ablaufen kann. „Vorwärts" - na, lieber schweigen! Dein F. Engels
Hierbei eine Kleinigkeit für die ,,N[eue] Z[eit]". Wenn Dir der Bericht Sternbergs zu lang, so streich ihn zusammen, ich habe, einmal im Zug, das ganze Ding übersetzt.15701
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Engels an Paul Lafargue in Le Perreux
London, den 5. Dez. 1892
Mein lieber Lafargue, Ihre Äußerungen über Bebel zwingen mich, auf Ihren Brief aus Lille zurückzukommen.15711 Was Sie über ihn sagen, ist im höchsten Grade ungerecht. Nicht L[ie]bk[necht] korrigiert Bjebel], ganz gleich in welcher Angelegenheit (amüsante Idee für den, der die Situation kennt), sondern genau das Gegenteil ist der Fall. Es ist L[ie]bk[necht], der goldene Berge verspricht, aber wenn das alles nicht einstürzt und in Rauch aufgeht, so ist es Bebel zu verdanken, der arbeitet. Wenn L[ie]bk[necht] Ihnen in Marseille nur angenehme Dinge gesagt hatt517), so vergessen Sie nicht, daß er sich so zu jedermann verhält; daß er immer unter dem Eindruck des Augenblicks steht und infolgedessen heute und hier weiß, aber morgen und anderswo schwarz sagen wird und daß er mit der größten Aufrichtigkeit behaupten wird, er habe sich nicht widersprochen. Sie sind unzufrieden mit dem Beschluß von Berlin über den l.Mai15431; nun gut, unserer deutschen Presse zufolge hat L[ie]bk[necht] gesagt, er habe Ihnen in Marseille die Situation dargelegt, darunter auch die Unmöglichkeit einer Arbeitsniederlegung der Deutschen am I.Mai; und „die Franzosen" hätten seinen Gründen durchaus zugestimmt. Wenn das wahr ist, mit welchem Recht beklagen Sie sich dann über den Beschluß von Berlin? Wenn L[ie]bk[necht] sich geirrt hat (denn er glaubt, was er sagt), was halten Sie dann von dem Mann, der Ihnen zufolge Bebel „korrigieren" soll? Ich fürchte, daß hinter alledem die Unzufriedenheit unseres Eremiten von Oxford1 steckt. Wenn ihn sein enthusiastischer Charakter zur Ungerechtigkeit gegen Bebel Verleitet, einer ironischen und businessliken2 Natur, so wird der Gefühlsüberschwang, angestaut während seiner erzwungenen Untätigkeit inmitten der einzigen Stadt der Welt, in der das Mittelalter noch ganz lebendig ist, diese Abneigung bis zum Haß steigern. In der Tat erhalte ich nicht einen einzigen Brief von ihm, der nicht von
Schmähungen gegen Bebel wimmelte. Ich begreife das alles, ich erkenne den guten Glauben und den guten Willen des Eremiten voll und ganz an, aber vor allem ist ein Enthusiast wie er ein gefährlicher Führer in den Dingen des praktischen Lebens, besonders wenn er in der Einsamkeit von Oxford lebt und von dem Verlangen besessen ist, etwas für die Bewegung zu tun. Und was er braucht, ist nicht nur irgend etwas zu tun, sondern etwas Großes und Entscheidendes. Sie wissen, wie er uns wegen der Zeitung13501 zugesetzt hat. Vorgestern schickt er mir ein an die deutsche Partei adressiertes regelrechtes Ultimatum im Namen der französischen Partei1601 (er spricht immer im Namen des Kollektivs): wenn die Deutschen in Zürich vorschlagen, die Maifeier auf den ersten Sonntag zu verlegen, ziehen sich die Franzosen ganz und gar von der Manifestation zurück, und es kommt, wenn nicht zum Krieg, so dpch mindestens zu so etwas wie einem Abbruch der diplomatischen Beziehungen - was weiß ich? Schließlich warnt er die Deutschen, „daß sie mit dem Feuer spielen". Seine französische Logik erlaubt ihm jedoch hinzuzufügen, daß die Franzosen, wenn die Engländer unbedingt am Sonntag demonstrieren wollen, daran keinen Anstoß nehmen würden! Ich habe ihm ziemlich ironisch geantwortet, daß ich Bebel sein Ultimatum mitteilen werde, aber als seine Privatmeinung.3 Natürlich fasse ich die Aufwallungen B[onniers] nicht als Meinung der französischen Partei auf; im Gegenteil, ich täte das auch dann nicht, wenn Ihr ihm die Vollmacht gegeben hättet, ich kenne ihn - bei aller nur denkbaren Aufrichtigkeit ist er nicht fähig, die Ideen und die Äußerungen anderer wiederzugeben, ohne das Seinige hinzuzutun. Er kann nicht dagegen an; wie L[ie]bk[necht] kennt er nur zwei Farben: weiß und schwarz; entweder liebt er, oder er haßt; und da er Bebel nicht lieben kann, muß er ihn hassen. Aber Sie hätten ausgesprochen unrecht, wenn Sie über die deutsche Bewegung nach seinen Ansichten urteilen würden. Laura, die auf dem Lande wohnt, kann nicht allem Gerede über die Deutschen entgegentreten, und es ist sehr schade, daß von Euch allen er der einzige ist, der Deutsch versteht. Haben Sie sein „Moment" gesehen? Es gibt da Gedichte (die Poesiemusik4 von Heine, die Instrumental- und Vokalpoesie, die keine Musik ist5), Gedichte über Deutschland; dieses „unergründliche" und äußerst nebelhafte Deutschland hat immer nur in der Einbildung Victor Hugos existiert.
s siehe vorl. Band, S. 532/533 - 4 in der Handschrift deutsch: die Poesiemusik - 6 in der Handschrift deutsch: die Instrumental- und Vokalpoesie, die keine Musik ist
Es war das Deutschland, von dem man glaubte, es beschäftige sich nur mit Musik, mit Träumen und Wolken, und es überlasse den französischen Bourgeois und Journalisten die Sorge, die Angelegenheiten hienieden zu regeln. Der gute Mann spricht da nur von Eichen, von Wäldern, von Studenten mit Schmissen, von Gretchen und anderem Schnickschnack - und das, nachdem er in dem Lande gelebt hat, das heute das prosaischste und irdischste der Welt ist. Lesen Sie das, und wenn Sie ihm danach noch ein einziges Wort von dem glauben, was er über Deutschland sagt, so ist das Ihre Schuld. Übrigens werden Sie sich daran erinnern, daß es neulich, als Sie Materialien wegen L[ie]bk[necht] brauchten, Bebel gewesen ist, der sich unverzüglich an die Arbeit machte, während L[ie]bk[necht], den das am meisten anging, sich darauf beschränkte, Ihnen ein paar Zeitungen zu schicken.6 Genug. Wenn es sich bei alledem nicht darum handelte, falsche Urteile über den Mann zu zerstören, der der klügste und vernünftigste, der energischste der deutschen Partei ist, hätte ich Ihnen nicht so ausführlich geschrieben. Ich wollte Ihnen vom Panama15461 schreiben, aber nun bin ich schon unten auf der 4. Seite - also schreibe ich darüber an Laura7.
Freundschaftlichst Ihr F. Engels
Aus dem Französischen.
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Engels an Laura Lafargue in Le Perreux
London, 5. Dez. 92
Mein liebes Lohr, Es ist noch eine lange Zeit bis April, aber wenn es nicht anders geht, mässen wir uns eben fügen und die Sache als endgültig abgemacht betrachten, affaire bäclee, daß Ihr Eure Silberhochzeit hier feiert. Vielleicht kannst Du es doch einrichten, in der Zwischenzeit einige Tage bei uns zu verbringen; jedenfalls werden wir das als eine noch offene Frage betrachten. Wenn Du diese Woche die „Arbeiterinnen-Zeitung" nicht erhältst, laß uns das bitte wissen; Louise wird nochmals schreiben. Die völlige Übergabe der Zeitung an die Frauen hat wahrscheinlich zu einigen Unregelmäßigkeiten geführt, die bald behoben sein werden. Ah, le Panama![646] Ich kann Dir sagen, ich bin wieder 45 Jahre jünger geworden und erlebe ein zweites 47. Damals brachte „La Presse" (Girardins) jeden Tag eine neue Skandalenthüllung157oder eine andere Zeitung veröffentlichte eine Antwort auf eine seiner Anschuldigungen; und das ging so länge, bis Louis-Philippe zu Fall gebracht worden war. Aber jene Skandale und selbst die des Zweiten Kaiserreichs sind nichts, verglichen mit diesem großen nationalen Steeplechase der Skandale. Als Louis Bonaparte den Bauern das Geld aus ihren vergrabenen Schätzen abschwatzte, paßte er sehr genau auf, daß das zugunsten seiner Staatsanleihen geschah, die sicher waren. Hier sind jedoch die Ersparnisse des kleinen Händlers, des Bauern, (^»Hausangestellten und vor allem des petit rentier1, der am lautesten heulen wird, unwiederbringlich dahin, und das Wunder ist geschehen, das einen Kanal, der nicht gegraben wurde, in einen bodenlosen Abgrund verwandelt hat. 1500 Millionen Francs, 60 Millionen Pfund Sterling dahin, für immer dahin, mit Ausnahme dessen, was seinen Weg in die Taschen von Schwindlern, Politikern und Journalisten gefunden hat; und dieses Geld wurde zusammengebracht durch Schwindeleien und Korruptionsaffären, wie sie
selbst in Amerika nicht ihresgleichen haben. Was for eine Operationsbasis für eine sozialistische Kampagne! Das Unternehmen stützte sich offensichtlich auf seine eigene gewaltige Ausdehnung. Jeder hielt sich für sicher, weil jeder andere ebenso tief drinsaß. Aber gerade das macht jetzt ein Vertuschen unmöglich. Nachdem die Enthüllungen einmal angefangen haben, werden die zahllosen Empfänger von „boodle"2 (hier ist das Amerikanische die einzig mögliche Sprache) allein durch ihre Anzahl an einem gemeinsamen und einheitlichen Vorgehen gehindert, jeder kämpft auf eigene Faust und so gut er kann, und kein Reden und Predigen kann ein allgemeines Sauve qui peut3 verhindern. Daß sich die Polizei nach dem Streiken der Gerichte4 der Kommission zur Verfügung gestellt hat, beweist, daß das Vertrauen in die Stabilität des Schwindels gebrochen ist und man es für sicherer hält, sich mit der Partei der „finanziellen Sauberkeit" gut zu stellen. Meiner Ansicht nach c'est le commencement de la fin5. Die bürgerliche Republik und ihre Politiker können diese beispiellose Bloßstellung kaum überleben. Es gibt nur drei Möglichkeiten: einen Versuch zur Wiederherstellung der Monarchie, einen zweiten Boulanger oder den Sozialismus. Die erste und die zweite könnten, wenn sie versucht werden, nur zur dritten führen, und folglich könnten wir, lange bevor wir ein Recht dazu hätten, dies auf Grund unseres eigenen Handelns zu erwarten, gezwungen werden, eine Tätigkeit von ungeheurer Verantwortung anzutreten. Ich würde mich darüber freuen, wenn es nur nicht zu rasch und zu plötzlich kommt. Es wäre für unsere Deutschen nützlich zu sehen, daß die Franzosen ihre historische Initiative nicht verloren haben. Ein Land kann nicht 200 Jahre erleben, wie es die von 1648-1848 für Deutschland waren, ohne daß diese ein gewisses Philistertum auch bei der Arbeiterklasse hinterlassen. Unsere Revolution von 48/49 war zu kurz und unvollendet, um das alles völlig auszulöschen. Natürlich wird die nächste Revolution, die sich in Deutschland mit einer Beharrlichkeit und Stetigkeit ohnegleichen vorbereitet, zu ihrer Zeit kommen, sagen wir 1898-1904; aber eine revolutionäre Lage in Frankreich, vorbereitet durch eine umfassende Krise, würde diesen Prozeß beschleunigen. Wenn die Sache überdies zuerst in Frankreich losbricht, sagen wir 1894, dann würde Deutschland unmittelbar folgen, und dann zwingt die französisch-deutsche proletarische Allianz England zu handeln und zerschmettert mit einem Schlage den Dreibund und die
2 „Bestechungsgeldern" - 3 Rette sich, wer kann - 4 vgl. vorl. Band, S. 554 - 5 ist das der Anfang vom Ende
35 Mara/EngeU. Werke, Bd. 38
französisch-russischen Verschwörungen; dann haben wir einen revolutionären Krieg gegen Rußland - wenn nicht sogar ein revolutionäres Echo aus Rußland — vogue la Galere!6 Herzliche Grüße von Louise, die auf einem Meeting von Schauspielern und Dramatikern ist, um eine freie Bühne7, ein theätre libre oder dergleichen zu gründen.1572-1 Meine ergebensten Grüße wie auch die unseres Katers Felix an Deine Tiere. Immer Dein F. E.
Mendelsons waren gestern abend hier und erzählten eine Menge über ihren Besuch in Le Perreux.
Aus dem Englischen.
248 • Engels an Fanny Markowna Krawtschinskaja (Stepniak) • 6. Dezember 1892 5 47 .
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Engels an Fanny Markowna Krawtschinskaja (Stepniak) in London
122, Regent's Park Road, N. W. [London] 6. Dez. 1892
Liebe Frau Stepniak, Frau Kautsky zeigte mir Ihre Mitteilung, in der Sie mich freundlicherweise bitten, den nächsten Samstagabend mit Ihnen zu verbringen. Ich würde es mit dem größten Vergnügen tun, aber unglücklicherweise läßt mein körperlicher Zustand noch immer nicht zu, so weite Ausflüge zu unternehmen. Gegenwärtig bin ich praktisch an die nächste Nachbarschaft von Primrose Hill gefesselt, und Frau K[autsky] wird Ihnen berichten können, daß ich gezwungen bin, neben Ihrer auch andere Einladungen abzulehnen. Freundliche Grüße an Stepniak von Ihrem ergebenen F. Engels
Aus dem Englischen.
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Engels an Pjotr Lawrowitsch Lawrow in Paris'5733
London, den 14. Dez. 1892
Mein lieber Lawrow, Warum sollte ich etwas gegen die Veröffentlichung des Briefes von Lopatin über eine Unterredung mit mir einzuwenden haben?15741 Tun Sie also, was Ihnen gut dünkt. Ich habe von Mendelson mit Vergnügen erfahren, daß es Ihnen gut geht. Was mich betrifft, so kann ich auch nicht klagen - ganz im Gegenteil. Seit 3 Monaten arbeite ich wieder am 3.Band des „Kapitals", und obwohl noch viel daran zu tun ist, habe ich diesmal die begründete Hoffnung, daß ich ihn zu Ende bringen werde. Was den Berliner Beschluß angeht, so bin ich der Ansicht, daß in Brüssel die Deutschen den Fehler begangen haben, mehr zu versprechen wenn auch indirekt -, als sie halten konnten.15431 Der 1. Mai 1890 und 91 hatte ihnen bewiesen, daß die Arbeitsruhe in Deutschland undurchführbar war; die Opfer hätten bei weitem nicht die möglichen Vorteile aufgewogen. Allein in Hamburg hat der Versuch 100 000 M. gekostet.1 Der Zufall, daß der 1. Mai 1892 ein Sonntag war, hat sie in Brüssel diese Realität vergessen lassen, an die sie die Krise - in Deutschland diesmal akuter als anderswo recht unsanft wieder erinnert hat. Die Arbeitsruhe am 1. Mai 93 könnte uns teuer zu stehen kommen - in Deutschland und indirekt auch anderswo. Die Arbeitsruhe in Deutschland würde die Kasse und den finanziellen Kredit der Partei für mehr als ein Jahr zum Versiegen bringen, und das im Augenblick der Militärkrise und einer möglichen Auflösung des Reichstags2 mit Wahlen im Mai oder Juni.15581 Es ist das Entwicklungsgesetz der Parteien, daß für eine Partei, die einen gewissen Grad erreicht hat, dieselben Manifestationen undurchführbar sind, ohne die sie in ihrer Jugend nicht auskommen konnte. Übrigens hätte man, was die Form angeht, mehr Rücksicht auf die
Empfindlichkeit der anderen nehmen können. Aber was wollen Sie - das sind grobe Deutsche3, die es nicht verstehen, die Pille zu versüßen. Im übrigen scheint mir, daß der Panama15461 im Augenblick viel wichtiger ist als der 1. Mai. Der Panama - das versetzt mich wieder mitten in das Jahr 1847, als man auch jeden Tag mit Recht einen neuen Skandal erwarten konnte.15471 1847 grub der Julimonarchie das Grab, was wird 1892 tun? Freundschaftlichst Ihr F. Engels
Aus dem Französischen.
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Engels an Laura Lafargue in Le Perreux
London, 20. Dez. 1892
Mein liebes Lohr, Gestern sandten wir Dir durch Van Oppen und Co.'s Expreß (sie haben auch in Paris ein Büro, aber ich habe leider die Adresse nicht notiert) die Kiste mit Pudding und Kuchen (an Dich in Le Perreux adressiert) und hoffen, daß sie wohlbehalten ankommt. Der Pudding ist noch nicht ganz fertig, unser Kupferkessel wollte vergangenen Samstag nicht heiß werden, und deshalb hat der unglückliche Pudding statt zwölf Stunden nur etwa neun oder zehn gekocht. Aber wenn Du ihn vor dem Servieren noch zwei oder drei Stunden kochen läßt, wird er gut sein. Ehe er den Kanal überquerte, besuchte uns der Weise aus Oxford1 hier; ich hoffe, seine Unruhe wegen des 1. Mai in gewissem Grade beschwichtigt zu haben. Der Versuch 1890 in Hamburg chomer2 hat die Partei allein über 100 000 Mark gekostet3, und wir können den Bourgeois meiner Ansicht nach niemals gestatten, die Kasse und den Kredit der deutschen Partei gerade in dem Augenblick „ä blanc"4 zu erschöpfen, in dem eine Auflösung des Reichstags5 in der Luft liegt und jeder Pfennig gebraucht wird. Panama ist entzückend.15461 Die Zeitungen, die Du mir freundlicherweise schickst, und die Briefe der alten Mutter Crawford - obgleich sie von den Philistern der ,,D[aily] News" schrecklich gekürzt werden - bilden bereits ein ziemlich umfangreiches Dossier, das ich bis zu dem - hoffentlich - bitteren Ende zu vervollständigen beabsichtige. Das Philistertum hier triumphiert natürlich. Wenn sich das französische Laster erbricht, setzt sich die englische Tugend zu Tisch6 - und der Teufel soll mich holen, wenn ich dieses offene, ungeschminkte, nackte französische Laster nicht tausendmal dieser scheinheiligen britischen Tugend vorziehe. Hier ist die Korruption in ein System gebracht und mit einem vollständigen Sittenkodex ausgestattet worden; und man braucht sich nur in seinem Rahmen
1 Charles Bonnier - ä zu feiern - 3 siehe vorl. Band, S. 19/20,32 und 46/47 - 4 „völlig" - 5 in der Handschrift deutsch: Reichstag - 6 dieser Satz in der Handschrift deutsch
zu halten, um vor allen Anklagen wegen ungebührlicher Korruption völlig sicher zu sein. In Frankreich würde keiner, der offenkundig zur Förderung seiner eigenen Interessen ins Parlament kommen wollte, in einem vom arbeitenden Volk bewohnten Wahlbezirk, besonders in einer Stadt, eine Chance haben; hier aber würde man jeden, der zu einem anderen Zweck hineingelangen wollte, für einen Narren und Don Quichote halten. Das englische Panama heißt Baugesellschaft7 und hat mehr als einen Kopf - die Ersparnisse der kleinen Leute sind in diesen Gesellschaften unterschiedslos verbraucht worden, und es wird nicht viel Aufhebens davon gemacht. Ein Parlamentsmitglied ist hier auch mit hineingezogen, Spencer Balfour - er wird auf seinen Sitz im Unterhaus verzichten und sich ins Privatleben zurückziehen -, während viele Parlamentsmitglieder dadurch Geld machen, daß sie ihre Namen als Direktoren von Schwindelgesellschaften aller Art hergeben, was als vollkommen zulässig gilt, solange es nicht zu weit geht. Am Freitag erwarten wir Pumps und ihre Familie hier; da wir im Hause nicht genug Platz haben, haben wir zwei Häuser weiter Räume gemietet das Haus des alten Marquis8 ist jetzt eine Pension! Ich glaube Dir geschrieben zu haben, daß Pumps am 13. Nov. ein kleines Mädchen bekommen hat. An Paul werde ich schreiben, wenn der erste Ansturm der Feiertage vorüber ist. Immer Dein F. Engels
Aus dem Englischen.
[Nachschrift von Louise Kautsky]
Liebste Laura, Soll ich Buße tun, in Sack und Asche gehen; lieber nicht, ich bereue ja alle meine Missetaten. Hauptsächlich leide doch ich darunter und nicht Sie, wenn ich nicht schreibe. G[eneral] war seit meiner Rückkehr nicht mehr der alte, und ich hätte fast keine.Zeit für mich, und wenn wirklich, war ich nicht in der Stimmung. Es war doch manchmal zuviel des Guten. Dafür wollen wir aber im Frühjahr plaudern, wie freue ich mich darauf. Herzliche Grüße an M.P.9, frohe Weihnachten. • Mit Kuß und Gruß " , Ihre Louise
7 vgl. vorl. Band, S. 563 - 8 de Rothweil - 9 Paul .LatVgue
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Engels an August Bebel in Berlin
London, 22. Dez. 92
Lieber August, Neulich hatten wir das Vergnügen, den Cato Censorius Bonnier auf der Durchreise von Oxford nach Paris hier zu sehn. Ich glaube einigen Eindruck auf ihn gemacht zu haben, indem ich ihm auseinandersetzte, daß 1. seine Ultimatumsmanier1 wenig geeignet ist zur gegenseitigen Verständigung, und 2. daß es doch besser wäre, wenn die deutsche Partei ihre Kasse und ihren Kredit für eine mögliche Auflösung und Neuwahl zusammenhält, statt beides für eine Mai-Arbeitsruhe zu verpulvern. Der Mann ist ein Pech für Franzosen wie Deutsche, insofern er ein unumgänglicher Vermittler zwischen beiden ist und Guesde sich nun einmal nur seiner zu bedienen gewillt scheint. Aber sein in die Einsamkeit und Tatlosigkeit von Oxford gedrängter Enthusiasmus nebst riesigem Tatendrang sind mehr geeignet, Krakeel hervorzurufen als Zusammenwirken. Und in der heutigen europäischen Lage ist grade das einmütige Zusammenwirken von Deutschen und Franzosen eine Notwendigkeit ersten Rangs. Vielen Dank für die Reichstagsstenogramme. Deine große Militärrede kann ich erst heut abend lesen, die über die lex Hemze hat mir sehr gefallen.15751 Solange Prostitution nicht ganz abschaffbar, ist nach meiner Ansicht vollständige Befreiung der Mädel von aller Ausnahmsgesetzgebung für uns erstes Gebot. Hier in England existiert dies wenigstens annähernd; es gibt keine „Sittenpolizei", keine Kontrolle oder ärztliche Untersuchung, aber die Macht der Polizei ist immer noch übergroß, weil es gesetzlich strafbar ist, a disorderly house2 zu halten, und jedes Haus, wo ein Mädel wohnt und Besucher empfängt, als solch ein Haus behandelt werden kann. Dies wird jedoch nur ausnahmsweise angewandt, trotzdem sind die Mädel immer argen Erpressungen der Polizisten ausgesetzt. Diese relative Freiheit von degradierenden Polizeifesseln erlaubt den Mädeln, sich im ganzen einen selbständigen und selbstachtenden Charakter zu bewahren, wie dies auf
1 Vgl. vorl. Band, S. 532/533 - 2 ein Bordell
dem Kontinent kaum möglich. Sie sehn ihre Lage als ein unvermeidliches Unglück an, das ihnen nun einmal zugestoßen und worin sie sich zu finden haben, aber das sonst ihren Charakter und ihr Ehrgefühl durchaus nicht zu affizieren braucht, und wenn sie Gelegenheit finden, aus ihrem Geschäft herauszukommen, greifen sie zu und meist mit Erfolg. In Manchester gab es ganze Kolonien junger Leute - Bourgeois oder Commis -, die mit solchen Mädels lebten, und viele waren legitim mit ihnen verheiratet und vertrugen sich mindestens ebenso gut wie Bourgeois mit Bourgeoisen. Daß hie und da einmal eine an den Trunk geraten war, unterschied sie in keiner Weise von den Bourgeoisen, die das auch sehr gut hierzulande verstehn. Einzelne so verheiratete Mädel, nach andern Städten verzogen, wo sie keine „alten Bekannten" zu treffen befürchteten, sind dann auch in die respektable Bürgerwelt und selbst unter die Squires - die hiesigen Landjunker - eingeführt worden, ohne daß irgend jemand das geringste Anstößige an ihnen bemerkt hat. Nach meiner Meinung haben wir vor allen Dingen bei Behandlung dieses Gegenstands die Interessen der Mädel selbst, als Schlachtopfer der heutigen Gesellschaftsordnung, ins Auge zu fassen und sie vor dem Verlumpen möglichst zu schützen - wenigstens nicht durch Gesetze und Polizeischweinereien sie direkt zur Verlumpung zu zwingen, wie das auf dem ganzen Kontinent geschieht. Hier hat man's in einigen Garnisonstädten auch versucht und die Kontrolle und ärztliche Untersuchung eingeführt, aber es hat nicht lange gedauert; es war das einzige Gute, was die social purity Leute getan haben, dagegen zu agitieren. Die ärztliche Untersuchung ist rein für die Katz. Wo sie hier eingeführt wurde, nahm die Syphilis und Gonorrhöe zu. Ich bin überzeugt, die Instrumente der Polizeiärzte sind bei Übertragung von Geschlechtskrankheiten sehr wirksam, zur Desinfektion nehmen sie sich schwerlich die Zeit und Mühe. Man soll den Mädeln gratis Kurse über Geschlechtskrankheiten zugänglich machen, da werden sich die meisten schon selbst in acht nehmen. Blaschko hat uns einen Aufsatz zugeschickt über die ärztliche Kontrolle und muß auch zugeben, daß sie absolut wertlos ist, wenn er konsequent schlösse aus seinen eignen Voraussetzungen, müßte er auf absolute Freigebung der Prostitution und Schutz der Mädel gegen Ausbeutung schließen, aber das scheint in Deutschland rein utopistisch. Ich hoffe, Dietz bekommt seine Kneippkur gut, wenigstens behauptet Naso3, der verrückte Pfaffe habe ihn rasend gesund gemacht. Soviel ich von
3 Leonhard Tauscher
dieser Kur gehört, mag sie allerdings Leuten, die in ihrem städtischen Geschäftsroutineleben etwas eingefroren und verknöchert sind, durch totale Änderung der Lebensweise und Zwang zur Bewegung in freier Luft manches nützen können - je nach der Natur des Falls auch schaden -, ganz wie bei den „Badekuren", wo auch nicht das Mineralwasser meist das Beste tut, sondern die Änderung der eingerosteten Lebensweise und die strenge Diät. Aber sonst hast Du recht, es gibt unter unsern Leuten die Menge, die es für Pflicht halten, jeden beliebigen neuaufkommenden „ismus" brünstig ans Herz zu schließen - ganz wie jeden malkontenten bürgerlichen und bürokratischen Querulanten und jedes verkannte dichterische oder künstlerische Genie. Es tut eben so wohl, wenn man sich als Schützer aller Verfolgten und Verunrechteten aufspielen und in jedem ismus eine von der bösen kapitalistischen Weltordnung unterdrückte, welterlösende Lehre entdecken kann. Es ist das ein ausgezeichnetes Mittel, grade das zu verwerten und an den Mann zu bringen, was man nicht gelernt hat. Was hat nicht schon der „Volksstaat" seligen Angedenkens auf dem Gebiet geleistet! Die Panamageschichte15461 wird täglich schöner. Die Sache nimmt ganz den dramatisch zugespitzten Verlauf wie so oft in Frankreich. Alle Augenblick sieht's so aus, als sollten die Bemühungen gelingen, die Sache im Sand versiegen zu machen - da sprudelt's an einer unerwarteten Stelle wieder hervor, stärker als je, und jetzt steht's so, daß kein Vertuschen mehr hilft. Erst sollte die Sache durch das Gericht vertuscht werden, da zwangen neue Enthüllungen zur Ernennung der Untersuchungskommission, dann sollte diese lahmgelegt werden; und der Versuch gelang nur halb und nur dadurch, daß man eine zweite, ernstlichere Gerichtsprozedur einleitete. Und jetzt regnet's neue Enthüllungen und Verfolgungen von Deputierten und Senatoren. Der Ball ist im Rollen und noch lange nicht unten angekommen. Hinter den Kulissen steht 1. Constans, der weiß, daß er ausgespielt hat und sich rächen will, 2. Rochefort und die Boulangisten, die auch vieles wissen, 3. die Orleans, die die ganze Komödie ausnutzen wollen zu einem Restaurätionsversuch. Alle diese Leute wissen viel und haben für das meiste die Beweisstücke, Und wenn alle Stricke reißen, dann wird Ch. de Lesseps und Rouvier sich rächen, indem sie möglichst viele hineinreiten und verwickeln in ihren Fall. Das Wort der Situation hat Rothschild gesprochen-: ich brauche die Monarchie, die kaufe ich mir ein für allemal, die Republik ist mir zu kostspielig,, da muß ich alle paar Jahre eine neue hungrige Bände kaufen. Was gäbe jetzt der Esel Boulanger dafür, wenn er sich nicht erschossen hätte! Dem sein Weizen blühte jetzt, und es sollte mich nicht wundern,
wenn man versuchte, einen zweiten Boulanger zu finden. Glücklicherweise ist das nicht so leicht. Auch die Monarchie hat kein Glück, die Rechte hat wie ein Mann für die Panamalotterie15761 gestimmt und, was schlimmer, auf dem Lande Propaganda dafür gemacht und die Spießer und Bauern hineingeritten. Die 1700 Mill. Franken, die da verschlungen worden, sind zum allergrößten Teil solche Ersparnisse kleiner Leute gewesen (über 800 000 sollen drinsitzen!), daher der gewaltige Zorn, und die Rechte (klerikale Monarchisten), die zuerst den Panama-Skandal bejubelt, zieht sich jetzt scheu zurück. Wie das enden wird, ist klar: schließlich für uns. Aber die Zwischenstufen sind in dem unberechenbaren Frankreich schwer vorherzuraten. Jedenfalls werden noch verschiedne kommen, ehe unsre Leute ganz in den Vordergrund treten. Nur wenn Paris eine Revolution machte, kämen die Sozialisten dran; denn in Paris wird, wie die Kommune, jede Revolution ganz von selbst sozialistisch. AberParis ist weniger aufgeregt als die Provinz, und das ist gut. Paris ist blasiert und nicht zum mindesten, weil die Arbeiter, uneinig, unklar und patriotisch (insofern als sie fühlen, daß Paris nicht mehr politisches Weltzentrum, was sie als ein Unrecht empfinden), keinen Ausweg sehn. Wenn die Skandäler weitergehn, kann es eine Präsidentschaftskrisis geben - Carnot ist wenigstens als Mitwisser verwickelt in viele Schweinereien - und jedenfalls im nächsten Jahr Neuwahl der Kammer. Dazu Neuwahl vieler Stadträte in Paris. Hier sind also der gesetzlichen Auswege mehr als genug. Andrerseits schützt die Ungewißheit über die Verläßlichkeit der Armee (bei der die allgemeine Wehrpflicht noch neu und nicht so eingerostet wie in Preußen) vor Staatsstreich wie die Waffenlosigkeit der Massen (die diesmal bei keiner Nationalgarde sich wie sonst immer Flinten und Patronen holen können) vor Aufstandsversuchen, und so ist das wahrscheinlichste, daß die Krisis friedlich verläuft. Das brauchen wir aber, damit wir Zeit bekommen, die Panama-Ernte einzuheimsen: Ruhe vor gewaltsamen Eingriffen und Zeit, damit der Gärungsstoff das ganze Land ergreift. In der Provinz sind die Marxisten so gut wie ohne Konkurrenz, in Paris ist es ganz gut vorderhand, wenn Blanquisten, Allemanisten, Broussisten sich gegenseitig abarbeiten. Jedenfalls wird Frankreichs innere Entwicklung jetzt wieder von hervorragender Wichtigkeit, und es wird sich nun bald zeigen, inwieweit die Leute den Aufgaben gewachsen sind, die ihnen erwachsen. Ich muß sagen, ich habe für solche große Krisen viel Vertrauen in sie. Nicht daß sie gleich und eklatant siegen - es kann noch momentane eklige Reaktionsepisoden dazwischen geben -, aber daß sie schließlich mit Ehren herauskommen. Zu
rasch darf es auch schon unsretwegen nicht gehn. Auch wir brauchen noch Zeit zur Entwicklung. Ganz unter uns. Ich bin mit dem 3. Band4 über den Berg. Die Schwierigkeiten im schwierigsten Abschnitt sind überwunden. Aber bevor ich nicht die beiden letzten Abschnitte durchgemacht, kann ich nichts Bestimmtes über Zeit der Fertigstellung sagen. Es können sich noch immer Einzelschwierigkeiten ergeben, die Zeit kosten. Aber ich sehe Land, das Schlimmste, Zeitraubendste ist überwunden; fertig werde ich diesmal. Wenn Du herkommst, zeig' ich's Dir. Du tust jedenfalls besser, über Calais zu kommen; von Stuttgart ist's kaum weiter, vielleicht gar etwas näher als über Ostende. - Herzliche Grüße an Dich, Deine Frau und Kinder und vergnügte Feiertage. Auf Wiedersehn. Dein F.E.
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Engels an Karl Kautsky in Stuttgart
London, 24. Dez. 92
Lieber Baron, Ich habe den Versuch gemacht, August zu einer Winterreise über den Kanal, wenigstens für ein paar Tage, zu bereden, und bin nicht ohne Hoffnung, daß er sich dazu herbeiläßt. Für diesen Fall könntest Du mir den Gefallen tun, da er jedenfalls über Stuckert reisen müßte, ihm das alte Ms. von Marx15771 nebst dem etwa von Dir bereits fertiggestellten Stück Ms. für mich mitzugeben. Das Weitere ordnen wir dann gelegentlich. Da nun doch alle Aussicht vorhanden, daß Band III1 endlich die lange Gestationsperiode2 abschließt, ist es mir wichtig, das Material für Band IV zur Disposition zu haben. Näheres in Antwort auf Deinen Brief nächstens - einstweilen vergnügte Feiertage und herzlichen Gruß. Dein F. Engels
1 des „Kapitals" - 2 Trächtigkeitsperiode
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Engels an Wilhelm Liebknecht in Berlin
London, 28. Dez. 92
Lieber Liebknecht, Prosit Neujahr Dir, Deiner Frau und Deinen Kindern! Was die Franzosen angeht, so habe ich schon vor mehr als 8 Tagen Lafargue darauf aufmerksam gemacht, daß now's the time1. Es ist aber immer möglich, daß die Leute ihr Pulver nicht zu früh verschießen wollen. Erstens ist die Panamageschichte'5161 noch in den ersten Stadien, die Hauptenthüllungen kommen erst nach Neujahr, und bewiesen ist bis jetzt, juristisch gesprochen, ja noch keinem lebenden Parlamentarier etwas Ernstliches; im Januar können Radikale wie Monarchisten noch ganz anders hineingeritten werden, und da läßt sich dann ganz anders effektvoll sprechen. Zweitens aber sitzen in der Kammer neben den Marxisten noch Blanquisten, Allemanisten und Wilde a la Cluseret - von den gänzlich verkommnen Leuten, die an unsern Rockschößen hängen, wie Lachize und Thivrier, gar nicht zu sprechen -, und da ist es den andern leicht, mit der Zerfahrenheit der sozialistischen Parlamentsfraktionen eine Art Retourkutsche zu spielen. Es wird ja jetzt eine Aktion auf gemeinsamem Boden versucht, gelingt das, wie's scheint, dann wird sich eher was machen lassen. Ich führe dies nur an als mögliche Erklärungsgründe für das Schweigen der Leute. Mit Bonniers Enthusiasmus haben wir hier seit längerer Zeit zu kämpfen. Wegen der Maigeschichte15431 hat er uns arg bombardiert. Ich bezog mich auf Deine Aussage im „Vorwärts" 15281, daß Du in Marseille den Leuten vorhergesagt, was die Haltung der Deutschen am 1. Mai 93 sein würde, und daß sie sich damit zufrieden gegeben. Dies schneide ihnen jedes Recht zum Klagen ab. Und dann sagte ich ihm, daß mit dem Panama in Paris und der Militärgeschichte in Berlin15581 und einer allgemeinen Industriekrisis obendrein wir vielleicht am 1. Mai Beßres zu tun hätten, als zu demonstrieren.2 Dies letztere scheint er denn
1 es jetzt Zeit ist - 2 siehe vorl. Band, S. 532/533
auch in Paris eingesehn zu haben. Der Mann hat den besten Willen, aber wenn man in die Arbeiterbewegung dreier Länder eingreifen will, darf man nicht in Oxford leben. Herzliche Grüße an Euch alle. Dein F. E.
[Nachschrift von Louise Kautsky]
Liebe Frau Natalie, Darf ich mich dem Brief und Wünschen Generals anschließen? Ich beantworte die Frage in einer für mich günstigen Weise und rufe Ihnen, Ihrem lieben Mann und Ihren Kindern ein herzliches Prosit Neujahr zu. Herzlich die Ihrige Louise Kautsky
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Engels an Friedrich Adolph Sorge in Hoboken
London, 3I.Dez. 1892
Lieber Sorge, Vor Jahresschluß noch ein paar Zeilen. Deine Briefe, 18. Nov. und 16. Dez., erhalten, besten Dank. Hast Du das Bücherpaket erhalten, das ich Dir im Sept. sandte per Post, enthaltend „Lage der arbeitenden] Klasse", neue Ausgabe, und „Socialism, Utopian and Scientific", übersetzt von Aveling, mit Einleitung von mir? Wo nicht, schicke ich Dir eine zweite Sendung und eingeschrieben. Hier im alten Europa geht es etwas lebhafter zu als in Eurem „jugendlichen" Land, das noch immer nicht recht aus den Flegeljahren heraus will. Es ist merkwürdig, aber ganz natürlich, wie in so einem jungen Land, das den Feudalismus nie gekannt, das von vornherein auf bürgerlicher Grundlage emporgewachsen, wie fest da die bürgerlichen Vorurteile auch in der Arbeiterklasse sitzen. Grade aus Gegensatz gegen das - noch feudale Verkleidung tragende - Mutterland bildet sich auch der amerikanische Arbeiter ein, die traditionell überlieferte bürgerliche Wirtschaft sei etwas von Natur und zu allen Zeiten Progressives und Überlegnes, ein Nonplusultra. Ganz so wie in Neu-England der Puritanismus, die Daseinsursache der ganzen Kolonie, eben deshalb traditionelles Erbstück und von ihrem Lokalpatriotismus fast unzertrennlich geworden ist. Die Amerikaner mögen sich sträuben und zerren wie sie wollen, sie können ihre allerdings riesengroße Zukunft nun einmal nicht diskontieren wie einen Wechsel, sie müssen die Verfallzeit eben abwarten, und grade weil die Zukunft so groß, muß ihre Gegenwart sich hauptsächlich beschäftigen mit der Vorarbeit für diese Zukunft, und diese Arbeit ist wie in jedem jungen Lande vorherrschend materieller Natur und bedingt eine gewisse Rückständigkeit des Denkens, ein Hängen an den mit der Gründung der neuen Nationalität zusammenhängenden Traditionen. Die angelsächsische Race - diese verdammten Schleswig-Holsteiner, wie Marx sie immer nannte - ist ohnehin schwerfällig von Gehirn, und ihre Geschichte in Europa wie Amerika
SOCIALISM UTOPIAN AND SCIENTIFIC
Schmutztitel der englischen Ausgabe (1892) von Engels' Schrift „Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft" mit einer Widmung für Friedrich Adolph Sorge,

(ökonomischer Erfolg und politisch vorherrschend friedliche Entwicklung) hat das noch mehr befördert. Da können nur große Ereignisse helfen, und wenn jetzt zum ziemlich vollendeten Übergang des National-Landbesitzes in Privatbesitz noch die Ausdehnung der Industrie unter einer weniger verrückten Zollpolitik und die Eroberung auswärtiger Märkte kommt, so kann's auch bei Euch gut werden. Die Klassenkämpfe waren auch hier in England heftiger während der Entwicklungsperiode der großen Industrie und versiegten grade während der Zeit der unbestrittnen industriellen Weltherrschaft Englands; auch in Deutschland fällt die Entwicklung der großen Industrie seit 1850 zusammen mit dem Aufschwung der sozialistischen] Bewegung, und in Amerika wird es wahrscheinlich nicht anders gehn. Es ist die Revolutionierung aller hergebrachten Verhältnisse durch die sich entwickelnde Industrie, die auch die Köpfe revolutioniert. Im übrigen haben die Amerikaner der europäischen Welt seit längerer Zeit den Beweis geliefert, daß die bürgerliche Republik die Republik der kapitalistischen Geschäftsleute ist, wo die Politik nur Handelsgeschäft wie jedes andre, und die Franzosen, bei denen die herrschenden Bourgeoispolitiker dies längst gewußt und im stillen praktiziert, lernen diese Wahrheit endlich auch auf nationalem Maßstab durch den Panama-Skandal[54ßl. Damit aber die konstitutionellen Monarchien sich nicht tugendhaft in die Brust werfen, hat jede ihr kleines Panama: England die building societies scandals1, deren eine, die Liberator, eine Masse kleiner Sparmichel von etwa 8 Millionen £ Ersparnisse gründlich „befreit" hat, Deutschland die Baare-Skandäler und Löwe-Judenflinten (die beweisen, daß der preußische Offizier nach wie vor stiehlt, aber ganz ganz klein - das einzige, worin er bescheiden ist)14241, Italien die Banca Romana, die schon ein annäherndes Panama ist und ca. 150 Deputierte und Senatoren gekauft hat, Dokumente hierüber sollen demnächst, wie mir mitgeteilt wird, in der Schweiz gedruckt werden; Schlüter soll auf alles achtgeben, was über die Banca Romana in Zeitungen erscheint.1578' Und im heiligen Rußland entrüstet sich der Altrusse Fürst Meschtscherski über die Gleichgültigkeit, womit man in Rußland die Panama-Enthüllungen hinnimmt, und kann sich das nur daraus erklären, daß russische Tugend durch französische Beispiele verdorben und „wir selbst mehr als ein Panama zu Hause haben". Die Panamageschichte ist aber doch der Anfang vom Ende der bürgerlichen Republik und kann uns bald in sehr verantwortlichkeitsvolle Lagen bringen. Die ganze opportunistische und der größte Teil der radikalen
1 Skandale der Baugesellschaften
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Bande ist schmählich kompromittiert; die Regierung sucht zu vertuschen, aber das geht nicht mehr, die beweisenden Aktenstücke sind in den Händen von Leuten, die die jetzigen Machthaber stürzen wollen: 1. die Orleans, 2. der gestürzte und durch Enthüllungen über seine skandalöse Vergangenheit unmöglich gewordne Minister Constans, 3. Rochefort und die Boulangisten, 4. Cornelius Herz, der, selbst tief in Schwindel aller Art verwickelt, sich offenbar nur nach London geflüchtet hat, um sich dadurch loszukaufen, daß er die andern hereinreitet. Alle diese haben mehr als genügende Beweise gegen die Diebsbande, halten aber zurück, erstens überhaupt, um nicht ihr Pulver auf einmal zu verschießen, und zweitens, um der Regierung wie den Gerichten Zeit zu geben, sich unrettbar festzureiten. Dies kann uns nur recht sein; es kommt hinreichend Stoff nach und nach ans Tageslicht, um die Aufregung im Gang zu halten und die dirigeants2 mehr und mehr hineinzureiten, dann aber auch, um Zeit zu geben, damit der Skandal und die Enthüllungen ihre Wirkung tun bis in die entferntesten Winkel des Landes hinein noch vor der unvermeidlichen Kammerauflösung und den Neuwahlen, die aber nicht zu früh kommen dürfen. Daß die Sache dem Zeitpunkt bedeutend näherrückt, wo unsre Leute in Frankreich die einzig möglichen Staatslenker werden, ist klar. Nur darf's nicht zu rasch gehn, unsre Leute sind in Frankreich noch lange nicht reif zur Herrschaft. Wie die Sachen jetzt liegen, läßt sich aber absolut nicht sagen, welche Zwischenstufen diesen Zwischenraum ausfüllen werden. Die alten republikanischen Parteien sind kompromittiert bis auf den letzten Mann, die Royalisten und Klerikalen haben die Panamalotterielose'5761 massenhaft vertrieben und sich damit identifiziert - hätte der Esel Boulanger sich nicht erschossen, jetzt wäre er Herr der Lage. Ich bin begierig, ob sich die alte unbewußte Logik der französischen Geschichte auch diesmal wieder bewähren wird. Überraschungen wird's genug geben. Wenn nur nicht während der klärenden Zwischenpause ein beliebiger General sich an die Spitze schwingt und Krieg anstiftet, das ist die einzige Gefahr. In Deutschland geht der stetige, unaufhaltsame Fortschritt der Partei ruhig voran. Kleine Erfolge an allen Ecken und Enden, die den Fortgang beweisen. Wird die Militärvorlage1-5581 im wesentlichen angenommen, so strömen uns neue Massen Unzufriedner zu; wird sie verworfen, aufgelöst, neugewählt, so erhalten wir mindestens 50 Sitze im Reichstag, was uns im Konflikt oft die entscheidende Stimme geben kann. Jedenfalls wird der Kampf, wenn er möglicherweise auch in Frankreich zum Ausbruch kommt,
ausgekämpft nur in Deutschland. Aber es ist gut, daß der 3.Band3 jetzt endlich fertig wird - wann? kann ich freilich noch nicht sagen; die Zeiten werden unruhig, und die Wellen fangen an hoch zu gehen. Herzliches Prosit Neujahr Dir und Deiner Frau, auch von Frau Kautsky. Dein F. Engels
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Engels an Karl Henckell in Zürich15791
[London, Ende 1892] Das Lied vom Dampf, das eine, zwar vergangene, aber doch auch in Deutschland durchgemachte Vorstufe der Arbeiterbewegung charakterisiert.
Nach: Buch der Freiheit. Gesammelt und herausgegeben von Karl Henckell. Berlin 1893.
Beilagen

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William Thorne und Eleanor Marx-Aveling an Samuel Gompers in New YorkC580]
[London] 25. 1. 1891 An Herrn Samuel Gompers für die American Federation of Labor.
Lieber Genosse, Als die Genossen Bebel, Liebknecht und Singer kürzlich zum 70. Geburtstag von Friedrich Engels hier waren, trafen sie mit Vertretern der Gasworkers and General Labourers Uniont07i (die etwa 100 000 Männer und Frauen aus über siebzig Berufen umfaßt) und mehrerer anderer TradeUnions und Organisationen sowie mit John Burns, Cunninghame-Graham, Parlamentsmitglied, und anderen zusammen. Auf dieser Zusammenkunft war die Auffassung vorherrschend, daß die Zeit gekommen sei, eine enge und organisierte Verbindung zwischen den Arbeiterparteien der verschiedenen Länder herzustellen. Die dringendste Frage ist, zu verhindern, daß unfaire Arbeit aus einem Land ins andere gebracht wird, d.h. daß Arbeiter, die die Bedingungen des Arbeitskampfes in einem bestimmten Land nicht kennen, von den Kapitalisten in dieses Land importiert werden, um die Löhne zu drücken oder die Arbeitszeit zu verlängern, oder aber beides. Der wirksamste Weg, dies zu verhindern, wäre, in jedem Land einen internationalen Sekretär zu ernennen, der mit allen anderen internationalen Sekretären in Verbindung stehen müßte. Sobald irgendeine Schwierigkeit zwischen Kapitalisten und Arbeitern in einem Land auftritt, müßten dann die internationalen Arbeitersekretäre aller anderen Länder sofort davon unterrichtet werden und es als ihre Aufgabe ansehen, den Export von Arbeitern aus ihrem eigenen Land zu verhindern, die zu unfairen Bedingungen den Platz der Ausgesperrten oder Streikenden in dem Land einnehmen sollen, in dem die Schwierigkeiten aufgetreten sind. Da dies die dringlichste und naheliegendste Frage ist, mit der man sich befassen muß, ist anzunehmen, daß eine solche Vereinbarung in jeder Weise den Meinungsaustausch über alle Fragen zwischen den Arbeitern aller Nationen erleichtern wird, der für die Arbeiterbewegung mit jedem Tag und jeder Stunde immer notwendiger wird.
570 1 • William Thorne und Eleanor Marx-Aveling an Samuel Gompers • 25. Januar 1891
Wenn Ihre Organisation die Auffassung der Gasworkers and General Labourers Union teilt, würden Sie uns dies dann bitte sofort mitteilen und den Namen des Sekretärs benennen, der von Ihnen zur Teilnahme an dieser wichtigen Sache bestimmt wurde? Mit brüderlichem Gruß. W. Thorne (Generalsekretär ) Eleanor Marx-Aveling (im Namen des Exekutivkomitees)
2
Eleanor Marx-Aveling an Paul Lafargue in Le Perreux
[London] 15. 4. 92 65, Chancery Lane, W. C.
Mein lieber Paul, Wir haben Dir vor einigen Tagen ein Exemplar des „Chronicle" geschickt, der eine Notiz über Adolphe Smith und die Vertretung der französischen Arbeiter bei der bevorstehenden Demonstration im Hyde Park enthält.13921 In der „Workman's Times" von dieser Woche - von der ich Dir ein zweites Exemplar schicke, obwohl ich annehme, daß Du sie regelmäßig bekommst - wirst Du einige Notizen darüber finden unter der Rubrik „Londoner Notizen" (wie ich glaube), aber auf jeden Fall über der Unterschrift von „Autolycus" - d. h. Burgess, Redakteur der „ Workman's Times". Nun ist das Resultat dieser Notiz viel größer und viel unangenehmer gewesen, als Du Dir wahrscheinlich vorstellen kannst, und wenn nicht sehr unangenehme Komplikationen die Folge sein sollen, mußt Du unbedingt an den „Chronicle" und an die „ W[or}ynans] r[£mes]" hierüber schreiben. Das natürlich nur, wenn die Organisationen, deren Mundstück Herr Adolphe ist, wie wir argwöhnen, einfach die possibilistischen sind. - Du weißt, daß Du vor 2 Jahren, als es uns gelang, trotz heftiger Opposition eine Demonstration zu erzwingenl5S1\ herüberkamst und von den Tribünen des Demonstrationskomitees aus sprachst. Du weißt, daß Eure Partei1601 auch im vergangenen Jahr wieder von uns eingeladen wurde, und Dein Brief, in dem Du die Gründe mitteiltest, warum Ihr keinen Delegierten entsenden konntet, wurde bei der Demonstration öffentlich verlesen. Während der ganzen Zeit hat es der London Trades Council1102', der nach wie vor mit Herrn Hyndman und den englischen Possibilisten arbeitet, abgelehnt, irgend etwas mit den „Ausländern" gemein zu haben. Und vergiß nicht die sehr wichtige Tatsache, daß der von Shipton & Co. geforderte gesetzliche 8-Stunden-Tag nicht unser gesetzlicher 8-Stunden-Tag ist. Sie wollen den 8-Stunden-Tag nur deshalb gesetzlich eingeführt haben, damit die Überzeit höher bezahlt werden kann. In Anbetracht all dessen ist unser Komitee11051, das hartnäckig an dem ganzen Pariser Programm1581 festhält, und besonders die stärkste Körperschaft nicht nur in unserem Komitee, sondern die stärkste aller neuen Unions14411 - die „Gasworkers and General Labourers Union"1671 - tief
verletzt und befremdet über die ihm im „Chronicle" zugefügte Kränkung. Thorne kam am Mittwoch her und sagte, daß er es um so merkwürdiger fände, als seine Union, lange bevor man überhaupt an die Internationalen Sekretariate1 dachte, mit der französischen Parti ouvrier die Korrespondenz aufgenommen habe, und er möchte wissen, warum sie jetzt gekränkt werden sollten. Das ist nur ein Fall von vielen. Ich kann Dir nicht sagen, welche unheilvolle Wirkung das haben wird, wenn Du nichts erwiderst. Gestern hatte ich eine lange Unterredung mit dem General hierüber (Edward ist sehr krank, er hat eine böse Halsgeschichte) - und wir beide kamen überein, daß Du als Sekretär der „Parti" für internationale Verbindungen eine Zeile an den „Chronicle" schicken mußt. Die Verzögerung kannst Du leicht damit erklären, daß Du Deine Wähler von Fourmies besucht hast. Du solltest schreiben - wenn das zutrifft -, daß Herr A.Smith nur für die Possibilisten spricht, die die reaktionäre Partei sind und nur Du weißt schon was - vertreten. Daß die Parti ouvrier fran?ais an der ersten Demonstration des Lfegal] E[ight] H[ours] Committee teilnahm, daß sie, obwohl sie keinen Delegierten entsenden konnte, im vergangenen Jahr hinter diesem Komitee stand und daß Eure Partei (das hoffen wir alle) in diesem Jahr auf unseren Tribünen vertreten sein wird. Die Possibilisten schicken 2 Delegierte. Sicherlich könntet Ihr doch einen schicken. Könnte nicht Delcluze kommen? Es würde doch sehr wenig kosten, von Calais herüberzukommen? Und Ihr könntet auch Bonnier nominieren. Diese beiden (ich weiß, daß Du nicht kommen kennst) würden die anderen aufwiegen . Auf jeden Fall, mein lieber Paul, mußt Du eine Zeile an den „Chronicle" schreiben (oder besser noch, laß Laura es aufsetzen!2), schreib es ab, und sende es mit Weiteren Einzelheiten, falls notwendig, an die „Workman's Times". Aber das muß sofort geschehen. Deine Tussy Warum veranlaßt Du nicht Deine verriers3, sich der Internationalen Flaschenmacher-Vereinigung anzuschließen? Es ist sehr schade, daß sie das nicht tun, und es kostet nur 4 d. (8 Soul) per annum4 je Mitglied!!
Aus dem Englischen.
1 Siehe vorl. Band, S. 569/570 - 2 vgl. vorl. Band, S. 573 - 3 Flaschenmacher - 4 jährlich
3
Eleanor Marx-Aveling an Laura Lafargue in Le Perreux
[London] 22.4.92
Meine liebe Laura, In der Anlage eine Antwort des süßen Adolphe1 auf Pauls ganz ausgezeichneten Brief.15821 Ich schreibe hier beim General an Dich, da ich erst seine Meinung erfahren wollte, ehe ich Dir in der Angelegenheit schreibe. Er stimmt mit mir darin überein, daß eine Antwort erfolgen sollte, wenn es Dir gelingt, Paul dazu zu bewegen. Ich weiß natürlich, daß er sehr beschäftigt ist, aber Ihr dürft überzeugt sein, daß hier eine Antwort notwendig ist. Sie braucht nicht lang zu sein. - Doch wer schickt Lavy? Sind es die Broussisten1421 oder ist es, wie Smith schreibt, das vereinigte KomiteeP Das gibt der Sache ein ganz anderes Gesicht. Aber ein paar Fakten über die wirkliche Stärke der Parti ouvrier1601 würden hier sehr gut wirken, und ich hoffe auf jeden Fall, daß die Wahlen am 1 .Mai13571 unsere wirkliche Stärke zeigen werden. Veranlasse, daß Paul schreibt, oder besser, wie ich zuvor sagte, schreibe Du. (Wir alle haben Deine kühne Hand in dem „ChronicIe"-ArtikeI erkannt.) Es ist gerade noch Zeit, die Post zu erreichen. Herzliche Grüße von General und Louise und Deiner Tussy
Aus dem Englischen.
1 Adolphe Smith
574 4 • Engels an einen Unbekannten • Ende Dezember 1892
4
Engels an einen Unbekannten15831
[London, Ende Dezember 1892] Hail to eighteen ninety three! Hope and joy dawn with it newly. Bright and happy may it be To the end, prays Yours most truly1 F. E.
>
1 Ein Hoch dem Jahre achtzehnhundertdreiundneunzigl/Hoffnung und Freude dämmern mit ihm aufs neue herauf. / Daß es strahlend und glücklich sein möge / bis zum Ende wünscht / aufrichtigst Euer
Anhang und Register

Anmerkungen
1 Engels hatte mit Postkarte vom 20. Dezember 1890 Friedrich Adolph Sorges Brief vom 9. Dezember 1890 beantwortet (siehe Band 37 unserer Ausgabe, S.259). 3 2 Nach dem Tode Helene Demuths kam Louise Kautsky Anfang Dezember 1890, zunächst besuchsweise, zu Engels nach London. Bereits am 17. Dezember 1890 konnte Engels Laura Lafargue mitteilen: „Louise bleibt für ständig hier" (siehe Band 37 unserer Ausgabe, S.500, 507/508 und 524). 3 3 Friedrich Adolph Sorge hatte Engels in seinem Brief vom 2. Dezember 1890 gebeten: „Sei so gut und gib den Parisern einen weitern Rippenstoß, damit sie mir den .Socialiste' und andres schicken. Ich kann hier nichts davon erlangen." 3 4 Am 18. November 1890 hatte der polnische Sozialist Stanislaw Padlewski den russischen General und Chef der zaristischen Geheimpolizei in Frankreich, N. D. Seliwerstow, in Paris erschossen. (Siehe dazu Band 37 unserer Ausgabe, S.524/525 und vorl. Band, S. 10/11.) 4 5 Engels schickte Karl Kautsky das von ihm für die Veröffentlichung in der „Neuen Zeit" vorbereitete Manuskript von Marx* „Randglossen zum Programm der deutschen Arbeiterpartei" aus dem Jahre 1875 (siehe Band 19 unserer Ausgabe, S. 15-32). Nach dem „Manifest der Kommunistischen Partei" und dem „Kapital" ist Marx' Programmkritik das wichtigste theoretische Dokument des Marxismus. Marx beantwortete mit seiner Kritik am Programmentwurf alle Grundfragen der neuen Periode in der Entwicklung der internationalen Arbeiterbewegung. Er wandte die Lehren der Pariser Kommune auf die Bedingungen des proletarischen Klassenkampfes im preußisch-deutschen Militärstaat an und half damit der deutschen Arbeiterklasse bei der Ausarbeitung einer wissenschaftlich begründeten Strategie und Taktik. Darüber hinaus entwickelte Marx besonders in den Fragen des Staates und der Revolution die Theorie des wissenschaftlichen Kommunismus weiter und formulierte erstmals den Gedanken der beiden Phasen der kommunistischen Gesellschaft. Marx* Kritik gab den Führern der deutschen Arbeiterklasse eine richtige Orientierung, um den Lassalleanismus und die vulgärdemokratischen Auffassungen zu überwinden, die revolutionäre Theorie auf die konkreten Bedingungen anzuwenden und den Marxismus in der Arbeiterbewegung durchzusetzen. Engels leistete mit der Publizierung von Marx* Kritik einen wichtigen Beitrag zur Programmdiskussion in der deutschen Sozialdemokratie. Ihre Publizierung stieß auf den Widerstand einiger Führer der deutschen Sozialdemokratie. Wie jedoch Engels vorhersah, wurde Marx' Kritik sowohl in der deutschen Partei als auch von den Sozialisten
37 M»rjt/Engels, Werte, Bd. 38
anderer Länder mit Genugtuung aufgenommen, sie sahen in ihr ein programmatisches Dokument für die ganze internationale sozialistische Bewegung. Marx* „Randglossen zum Programm der deutschen Arbeiterpartei" wurden zusammen mit dem Brief an Wilhelm Bracke vom 5.Mai 1875 und Engels* Vorwort (siehe Band 22 unserer Ausgabe, S.90/91) in der „Neuen Zeit", 9.Jg. 1890/91. l.Bd., Nr. 18 veröffentlicht. Außerdem erschien Marx* Programmkritik in der „Sächsischen Arbeiter-Zeitung" vom 6., 7., 10. und 12. Februar 1891. 5 22 27 30 39 45 53 89 6 Vgl. Band 19 unserer Ausgabe, S.31 (siehe auch Anm. 10). 5 7 Vgl. Band 19 unserer Ausgabe, S.24-26 und Band 22, S. 117. 5 8 Über den Verbleib dieses Briefes ist uns nichts bekannt. Wie aus August Bebels Antwortbrief vom 21. Januar 1891 hervorgeht, unterrichtete Engels Bebel von der bevorstehenden Veröffentlichung der Marxschen „Randglossen zum Programm der deutschen Arbeiterpartei" (siehe Anm. 5). Er fragte Bebel in diesem Zusammenhang, ob ihm Marx' Kritik am Gothaer Programmentwurf bekannt sei. Bebel antwortete hierauf: „Du erzählst mir in Deinem Brief über das Gothaer Programm und die Einwendungen von M[arx] Dinge, von denen ich bis heule kein Wort weiß. Mich interessieren diese Mitteilungen um so mehr, als ich, der ich bis zum I.April 1875 im Gefängnis saß - der Gothaer Einigungskongreß war wohl Ende Mai oder Juni -, aus dem Gefängnis an L[ie]bk[necht] lange Briefe schrieb, worin ich ihm auseinandersetzte, daß das Programm unhaltbar sei, und Abänderungsvorschläge machte." 10 9 Auf dem Parteitag der deutschen Sozialdemokratie in Halle, der vom 12. bis 18. Oktober 1890 stattfand, gab Wilhelm Liebknecht einen Bericht über die Grundzüge eines neuen Parteiprogramms. Bei der Analyse des alten Parteiprogramms, das auf dem Gothaer Vereinigungsparteitag 1875 (siehe Anm. 54) angenommen worden war, stützte sich Liebknecht auf die ihm bekannten „Randglossen zum Programm der deutschen Arbeiterpartei" von Marx (siehe Anm. 5). Er erhob die Forderung, daß das neue Programm einer Partei entsprechen müsse, „die sich mit Recht als die Partei des wissenschaftlichen Sozialismus bezeichnet". Auf Liebknechts Vorschlag beauftragte der Parteitag den Parteivorstand, das neue Programm zu entwerfen. Der Entwurf sollte drei Monate vor dem nächsten Parteitag, der 1891 stattfinden sollte, der Parteimitgliedschaft zur Diskussion unterbreitet werden (vgl. auch Anm. 184). 10 40 89
10 Bei der Vorbereitung von Marx' Programmkritik für die Veröffentlichung (siehe Anm.5) ersetzte Engels aus Zensurrücksichten das Wort „Notdurft" durch „Bedürfnisse" und schloß dieses Wort in Klammern ein. Die unterstrichenen Worte wurden bei der Veröffentlichung durch Punkte ersetzt (vgl. Band 19 unserer Ausgabe, S.31). 10 11 Stanislaw Mendelson war wegen angeblicher Beteiligung an dem Attentat Stanislaw Padlewskis (siehe Anm.4) verhaftet worden. Nach einigen Wochen Untersuchungshaft mußten die französischen Behörden ihn mangels Beweisen freilassen. Sie zwangen ihn und seine Frau Maria, Frankreich zu verlassen. 10 12 Paul Lafargues Artikel „Der Schuß Padlewsky's" erschien anonym in der „Neuen Zeit", 9.Jg. 1890/91. l.Bd. Nr. 19. 11 28 34 13 Über die Teilnahme Stanislaw Mendelsons und seiner Frau Maria an einer Versammlung der Social Democratic Federation berichtete die „Justice" vom 3. Januar 1891. 11 14 Diese Zeilen schrieb Engels auf eine Postkarte. Sie ist mit folgender Adresse in Engels' Handschrift versehen: F.A.Sorge, Esq., Hoboken N.Y., U.S. America. 12
18 Der „Vorwärts" vom M.Januar 1891 entlarvte in einer Korrespondenz den Berliner Korrespondenten des Londoner „Daily Chronicle" Theodor Reuß als ehemaligen Polizeiagenten. Er verwies dabei auf die Enthüllungen, die der „Sozialdemokrat" bereits im Dezember 1887 über Reuß' Spitzeltätigkeit in der Arbeiterbewegung gebracht hatte. 12 16 Marx' „Randglossen zum Programm der deutschen Arbeiterpartei" wurden nicht, wie zunächst beabsichtigt, in Nr.17, sondern in Nr.18 der „Neuen Zeit", 9.Jg. 1890/91. I.Bd. veröffentlicht (siehe auch Anm. 5). 12 17 Wahrscheinlich handelt es sich um Jules Guesdes Artikel „Une Interpellation necessaire", der in „Le Socialiste" vom 14. Januar 1891 erschienen war. Guesde forderte in diesem Artikel die französische Regierung dazu auf, gegen das von der russischen Geheimpolizei in Paris gegründete Zentralbüro einzuschreiten. Das Büro sandte von Paris aus seine Agenten auch in andere Städte Europas, 13 18 Der hier erwähnte Brief erschien mit der Unterschrift Stanislaw Mendelsons in der „Justice" vom 24.Januar 1891 unter dem Titel „A waming". In ihm wurden die englischen Sozialisten vor möglichen Provokationen der russischen Geheimpolizei in London gewarnt. 13 19 Carl Schorlemmer arbeitete in den letzten Jahren seines Lebens an einer „Geschichte der Chemie" und hinterließ darüber ein umfangreiches, nicht abgeschlossenes Manuskript. Der vorliegende Brief wurde zwischen den Seiten dieses Manuskripts gefunden. Das deutschsprachige Manuskript, das etwa 650 Seiten umfaßt, befindet sich im Besitz der Universitätsbibliothek Manchester. 14 20 Heinrich Scheu hatte Engels in seinem Brief vom 10. Januar 1891 um eine geeignete Photographie gebeten; er benötigte sie für eine Gravüre von Engels, anderer 1891 arbeitete (siehe auch Anm. 30). Scheu plante außerdem, ein Marx-Porträt anzufertigen. 15 21 Hermann Schlüter hatte Engels in seinem Brief vom 19. November 1890 zu seinem siebzigsten Geburtstag beglückwünscht. 16 22 Friedrich Adolph Sorge hatte Engels nach dem Tode von Helene Demuth vorgeschlagen, zu ihm nach Hoboken überzusiedeln. 16 23 Hinweis auf den „Pionier. Illustrirter Volks-Kalender für 1891", New York. Der Kalender wurde alljährlich von der Redaktion der „New Yorker Volkszeitung" herausgegeben. Redakteur des Kalenders, an dem auch Friedrich Adolph Sorge mitarbeitete, war Hermann Schlüter. Wie aus Schlüters Briefen an Engels vom 3. Juni und 19. November 1890 ersichtlich ist, wurde in der Ausgabe des Kalenders für 1891 mit Engels' Zustimmung die 1878 von ihm verfaßte Marx-Biographie (siehe Band 19 unserer Ausgabe, S. 96-106) nachgedruckt. Der Nachdruck enthält einige Einfügungen von Schlüter. 16 24 „The Neu! American Cyclopaiia" - wissenschaftliches Nachschlagewerk, das 1858-1863 von einer Gruppe mit der Zeitung „The New-York Daily Tribüne" verbundener fortschrittlicher amerikanischer Journalisten und Verleger herausgegeben wurde. Marx und Engels arbeiteten von Juli 1857 bis Oktober 1860 für die „New American Cyclopffidia". Ihre Artikel für die Enzyklopädie erschienen zum ersten Male vollzählig in deutscher Sprache in Band 14 unserer Ausgabe. 16 25 Die Sozialistische Arbeiter-Partei von Nord-Amerika (Socialist Labor Party of North America) wurde 1876 auf dem Vereinigungskongreß in Philadelphia durch den Zusammenschluß der marxistischen Kräfte der Internationalen Arbeiterassoziation unter Führung von Friedrich Adolph Sorge und Otto Weydemeyer mit den Lassalleanern von der Labor
Party of Illinois und der Social Democratic Party, unter Führung von Adolph Strasser, A. Gabriel und Peter J. McGuire gegründet. Das auf dem Kongreß angenommene Programm stand im wesentlichen auf den Positionen der IAA. Die Auseinandersetzungen zwischen Marxisten und Lassalleanern dauerten jedoch auch in der neuen Partei an. Bereits 1877 gelang es den Lassalleanern, die Partei unter ihre Kontrolle zu bringen, ihre gewerkschaftsfeindliche Politik durchzusetzen und die Arbeiter ausschließlich auf die Teilnahme an Wahlen zu orientieren. Darüber hinaus wirkte sich die Tatsache, daß der größte Teil der Parteimitglieder aus deutschen Emigranten bestand, die wenig Verbindung zu den einheimischen Arbeitern hatten, besonders ungünstig aus. Infolge ihrer sektiererischen Politik, ihrer Ablehnung der Arbeit in den Massenorganisationen des amerikanischen Proletariats gelang es der Partei nicht, zu einer wirklich revolutionären marxistischen Massenpartei zu werden. 16 80 101 26 Die Nationalisten propagierten die Nationalisierung der Produktion und Verteilung als einziges Mittel zur Rettung der Gesellschaft von den Übeln des Kapitalismus und als Voraussetzung für ihr friedliches Hineinwachsen in den Sozialismus. Diese soziale Bewegung war Ende der achtziger Jahre unter dem Einfluß des in dieser Zeit erschienenen utopischen Romans „Looking Backward 2000-1887" von Edward Bellamy in den USA entstanden. Die Nationalisten organisierten sich in Klubs. Die erste dieser Propagandaorganisationen wurde 1888 in Boston gegründet, im Jahre 1891 gab es mehr als 160 im ganzen Land. Die Mitglieder der Klubs entstammten hauptsächlich dem Bürgertum und Kleinbürgertum. Seit 1889 gaben sie in Boston den „Nationalist" heraus. Diese Bewegung übte einen gewissen Einfluß auf die amerikanischen Sozialisten aus. Die Propaganda der Nationalisten fand auch im „Sozialist", dem Organ der Sozialistischen Arbeiter-Partei von Nord-Amerika (siehe Anm.25) ihren Niederschlag. Engels verglich öfter in seinen Briefen die amerikanischen Nationalisten mit den Fabiern (siehe Anm. 27). Er wies besonders auf die Ähnlichkeit ihrer Ansichten und Taktik hin. 16 371 439 27 Die Fabian Society wurde am 4. Januar 1884 von einer Gruppe bürgerlicher Intellektueller gegründet, die sich für die Lösung der sozialen Mißstände in der bürgerlichen Gesellschaft einsetzten und Wege zur Überwindung des Kapitalismus suchten, aber nicht über Reformen hinausgingen. Die Fabier traten gegen Marx' Lehre vom proletarischen Klassenkampf und von der sozialistischen Revolution auf. Zu den einflußreichsten Persönlichkeiten gehörten Sidney und Beatrice Webb sowie George Bernard Shaw. Die Ideen der Fabier schufen eine der Grundlagen für den Reformismus in der englischen Arbeiterbewegung. 16
28 Es handelt sich um den Konflikt zwischen der Sozialistischen Arbeiter-Partei von NordAmerika (siehe Anm. 25) und der American Federation of Labor (siehe Anm. 29). Engels erfuhr davon aus Friedrich Adolph Sorges Briefen vom 9. Dezember 1890 und 16. Januar 1891 sowie aus einem Brief von Samuel Gompers vom 9. Januar 1891. Die Führer der Sozialistischen Arbeiter-Partei forderten von der AFL, einem Anschluß der Partei an die AFL zuzustimmen. Gompers erklärte im Namen der Führung der AFL, daß die ArbeiterPartei als politische Organisation nicht in die AFL aufgenommen werden könne. Er schlug jedoch den Mitgliedern der Partei vor, individuell über die Gewerkschaften in die AFL einzutreten. Dies lehnten die Führer der Sozialistischen Arbeiter-Partei ab. 16 260 326 373 393 422 426 433 446 458 519 28 Die American Federation of Labor (AFL) ging im Dezember 1886 aus der 1881 gegründeten Federation of Organized Trades and Labor Unions of the United States and Canada
hervor. Sie stützte sich hauptsächlich auf die qualifizierten Arbeiter. Die Gewerkschaften wurden nach Fachverbänden organisiert. Im Programm der AFL spiegelte sich ein gewisser Einfluß sozialistischer Ideen wider. In den achtziger und neunziger Jahren gewann die AFL zunehmend an Einfluß und spielte beim Zusammenschluß der amerikanischen Arbeiter und im Kampf um den Achtstundentag eine bedeutende Rolle. Allmählich gewannen in ihren Reihen jedoch reformistische Elemente die Oberhand, und gegen Ende des 19. Jahrhunderts hatte sich die AFL in eine reformistische Organisation verwandelt, die sich vor allem auf die Arbeiteraristokratie orientierte und eine Politik der Klassenzusammenarbeit mit den Unternehmern verfolgte. 16 30 Die Widmung von Engels lautet: „Wir deutschen Sozialisten sind stolz darauf, abzustammen nicht nur von Saint-Simon, Owen und Fourier, sondern auch von Kant, Fichte und Hegel. Die deutsche Arbeiterbewegung ist die Erbin der klassischen deutschen Philosophie. London, 4. Januar 1891 Friedrich Engels" Den ersten Satz dieses Textes entnahm Engels seinem Vorwort zur ersten deutschen Ausgabe der „Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft" (siehe Band 19 unserer Ausgabe, S. 188) mit unwesentlichen Änderungen, der zweite Satz bildet den Schlußsatz von Engels' Arbeit „Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie" (siehe Band 21 unserer Ausgabe, S.307). Das vorliegende Porträt wurde in der Sonntagsbeilage der Wiener „Arbeiter-Zeitung" vom 18. August 1895 veröffentlicht. Gegenüber S. 16 31 Hinweis auf den zweiten Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongreß, der vom 16. bis 22.August 1891 in Brüssel stattfand (siehe Anm. 107). 17 21 32 Wie aus Hermann Schlüters Briefen an Engels vom 3. Juni und 19. November 1890 ersichtlich ist, hatte er Engels Material über die betrügerischen Manipulationen mit der Silberwährung in den USA zugeschickt. 17 33 Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 157/158, Fußnote 108. 17 34 Marx* Rade über „Die Schutzzöllner, die Freihandelsmänner und die arbeitende Klasse" erschien am 29.September 1847 in der belgischen Zeitung „Atelier d&nocratique". Sie wurde 1848 von Joseph Weydemeyer, einem Freund und Kampfgefährten von Marx und Engels, zusammen mit Marx' „Rede über die Frage des Freihandels" in deutscher Ubersetzung alsBroschüre veröffentlicht (siehe Band 4 unserer Ausgabe, S.296-298 und444 bis 458). Hermann Schlüter hatte Engels in seinem Brief vom 19. November 1890 auf eine Anfrage betreffs der Rede von Marx über den Schutzzoll geantwortet und ihm eine ausführliche Beschreibung der genannten Broschüre gegeben. 17 35 Der Deutsche Arbeiterverein in Brüssel wurde von Marx und Engels Ende August 1847 mit dem Ziel gegründet, die in Belgien lebenden deutschen Arbeiter politisch aufzuklären und mit den Ideen des wissenschaftlichen Kommunismus bekannt zu machen. Unter der Leitung von Marx und Engels sowie deren Kampfgefährten entwickelte sich der Verein zu einem legalen Zentrum der deutschen revolutionären Arbeiter in Belgien. Er stand in direkter Verbindung mit den flämischen und wallonischen Arbeitervereinen. Seine fortschrittlichsten Mitglieder traten der Brüsseler Gemeinde des Bundes der Kommunisten bei. Der Verein spielte eine hervorragende Rolle bei der Gründung der Brüsseler Association d6mocratique. Bald nach der Februarrevolution 1848 in Frankreich, als die belgische Polizei die meisten Mitglieder des Deutschen Arbeitervereins verhaftete und auswies, stellte der Verein seine Tätigkeit ein. 17
36 Hermann Schlüter und Leonhard Tauscher wurden während des Sozialistengesetzes aus Deutschland ausgewiesen. Sie emigrierten in die Schweiz und wurden dort im April 1888 auf Betreiben der deutschen Behörden vom Schweizer Bundesrat gemeinsam mit Eduard Bernstein und Julius Motteier als Mitarbeiter der in Zürich ansässigen Redaktion des „Sozialdemokrat" des Landes verwiesen. 17 37 Hier hatte sich 1888-1890 die Redaktion des „Sozialdemokrat" befunden. 18 62 232 38 Pariser Zeitungen hatten im Januar 1891 gemeldet, daß der Parteivorstand der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands angeblich beschlossen habe, an die sozialistischen Parteien der anderen Länder zu appellieren, die Maifeier am Sonntag, dem 3. Mai 1891 zu begehen. Paul Lafargue sprach sich in einem Brief an Engels vom 30. Januar 1891 gegen eine solche Verlegung der Maidemonstration aus und bat Engels, ihm seine Meinung über die Haltung der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands in dieser Frage mitzuteilen. 19 39 In der Beilage des „Vorwärts" vom 29. Januar 1891 war eine kurze Mitteilung der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion über einen auf ihrer Sitzung vom 28. Januar 1891 gefaßten Beschluß erschienen, demzufolge den Parteimitgliedern empfohlen wurde, die Maidemonstration in Deutschland auf den 3. Mai, den ersten Mai-Sonntag, zu verlegen. Die Beweggründe zu diesem Beschluß sollten in einem Aufruf erläutert werden (siehe Anm. 66). 19 40 Uber den Verbleib dieses Briefes ist uns nichts bekannt. Die Antwort Richard Fischers vom 4. Februar 1891 teilte Engels auszugsweise Paul Lafargue in seinem Brief vom 6. Februar 1891 mit (siehe vorl. Band, S.25). 19 41 Charles Bonnier hatte Engels am 18. Januar 1891 geschrieben, daß die französischen Sozialisten beabsichtigten, den Mai-Feiertag am l.Mai zu begehen. 19 42 Broussisten (Possibilisten) - opportunistische Strömung innerhalb der französischen Arbeiterbewegung unter der Führung von Paul Brousse, Benoit Malon u.a., die sich 1882 von der französischen Arbeiterpartei (Parti ouvrier fran?ais) abspaltete (sieheauch Anm. 60) und Ffoteration des Travailleurs socialistes nannte. Die Führer dieser Strömung verkündeten das reformistische Prinzip: Streben nach dem „Möglichen" („possible"). In den neunziger Jahren verloren die Possibilisten in bedeutendem Maße an Einfluß. Die Spaltung der Possibilisten auf ihrem Kongreß in Chätellerault im Oktober 1890 (vgl. Anm. 45) war Ausdruck ihres Zerfallsprozesses. 2031 101 107122 126177260 289 412 456501 573 43 Radikale - parlamentarische Gruppe in den achtziger und neunziger Jahren in Frankreich, die sich von der bürgerlichen Partei der gemäßigten Republikaner („Opportunisten") abgespalten hatte. Ihr Führer war Georges-Benjamin Clemenceau. Die Gruppe hielt an einer Reihe bürgerlich-demokratischer Forderungen fest, die von den gemäßigten Republikanern über Bord geworfen worden waren: Abschaffung des Senats, Trennung der Kirche vom Staat usw. Um die Masse der Wähler auf ihre Seite zu ziehen, forderten die Radikalen die Einführung einer progressiven Einkommenssteuer und auch sozialökonomische Maßnahmen. 1901 organisierten sich die Radikalen als Partei, die hauptsächlich die Interessen der mittleren Bourgeoisie und des Kleinbürgertums vertrat. 20 172 198 207 239 248 537 44 Engels meint wahrscheinlich den in der Wiener „Arbeiter-Zeitung" vom 9. Januar 1891 erschienenen Leitartikel „Zum l.Mai". 21 46 Gemeint sind die Allemanisten, die Anhänger des kleinbürgerlichen Sozialisten Jean Allemane. Die Organisation der Allemanisten, die sich nach der Spaltung der Possibilisten
(siehe Anm. 42) auf dem Kongreß in Chätellerault (9. bis 15. Oktober 1890) gebildet hatte, nannte sich Parti ouvrier socialiste revolutionnaire (POSR). Wenn sie insgesamt gesehen auch den ideologischen und taktischen Positionen der Possibilisten verhaftet blieben, forcierten die Allemanisten doch im Unterschied zu den Possibilisten die propagandistische Tätigkeit in den Gewerkschaften (Syndikaten), in denen sie die Hauptform der Organisation der Arbeiter sahen. Als wesentliches Kampfmittel propagierten die Allemanisten den Generalstreik. Ähnlich wie die Possibilisten waren sie Gegner einer einheitlichen, zentralisierten Partei. Sie traten für eine Autonomie ein und maßen der Eroberung von Sitzen in den Gemeinderäten große Bedeutung bei. 21 102 177 321 46 Paul Lafargue berichtete Engels in seinem Brief vom 30. Januar 1891 über eine Unterredung mit Vertretern einer Fraktion der Allemanisten, die sich von Jean Allemane trennen und den Guesdisten (siehe Anm. 60) anschließen wollte. Lafargue schrieb darüber an Engels: „Ich habe ihnen gesagt, daß es noch zu früh ist, um von einer Vereinigung zu sprechen; daß man jedoch ein gemeinsames Aktionsfeld suchen müßte, wo man sich zeitweise vereinen und in Verbindung treten könnte." 21 47 Marx hatte in seinem Brief an Wilhelm Bracke vom 5.Mai 1875 (siehe Band 19 unserer Ausgabe, S. 13/14) - dem Begleitschreiben zu seinen „Randglossen zum Programm der deutschen Arbeiterpartei" - auf die Notwendigkeit der Aktionseinheit im Kampf um die Einheit der Arbeiterbewegung hingewiesen. Er betonte, daß die Vereinigung der Eisenacher und Lassalleaner (siehe Anm. 54) „durch längere gemeinsame Tätigkeit" hätte vorbereitet werden müssen. 21 74 77 81 90 48 Jules Guesde setzte sich in seinen Korrespondenzen „Briefe aus Frankreich" im „Vorwärts" vom 28. und 30. Januar 1891 mit der Politik der gemäßigten bürgerlichen Republikaner - der sog. Opportunisten - unter Jean-Antoine-Ernest Constans, Pierre-Maurice Rouvier u.a. auseinander. Er wies nach, daß ihre Politik die Republik kompromittierte und auf die Unterdrückung der Arbeiterbewegung im Lande gerichtet war. 21 35 49 Hinweis auf den in der Artikelserie „Hygiene capitaliste" in „Le Socialiste" vom H.Januar 1891 veröffentlichten Artikel „L'avortement". Der Artikel, der die Unterschrift „Dr.Z." trug, enthüllte am Beispiel eines Abortskandals, in den der Bürgermeister von Toulon, Fouroux, und seine Geliebte, Frau V.Jonquieres, verwickelt waren, die Verlogenheit und Heuchelei der bürgerlichen Gesetzgebung. 21 50 Der „Vorwärts" veröffentlichte in seinen Beilagen vom 1. und 3. Februar 1891 Marx* „Randglossen zum Programm der deutschen Arbeiterpartei" (vgl. auch Anm.5) ohne Engels' Vorwort. 22 61 Gemeint ist der Versuch Wilhelm Liebknechts und anderer Führer der deutschen Sozialdemokratie, die Veröffentlichung von Marx' „Randglossen zum Programm der deutschen Arbeiterpartei" in der „Neuen Zeit" zu verhindern (vgl. hierüber auch vorl. Band, S. 27/28 und 94). 22 28 62 Über den Verbleib dieses Briefes ist uns nichts bekannt. 22 84 144 207 219 222 223 247 254 260 279 420 421 426 437 475 476 53 Das Sozialistengesetz („Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie") wurde am 19.Oktober 1878 im Reichstag angenommen und trat am 21.Oktober 1878 in Kraft. Durch das Ausnahmegesetz wurden alle Organisationen der Partei und alle Gewerkschaften, sofern sie sozialistische Ziele verfolgten, verboten. Sämtliche bedeutenden sozialistischen Presseorgane wurden unterdrückt, jede Versammlung sozialisti
sehen Charakters wurde untersagt. Dadurch, daß über bestimmte Städte und Bezirke der sogenannte Kleine Belagerungszustand verhängt werden konnte, war es der Polizei möglich, willkürlich sozialdemokratische Arbeiter und Funktionäre auszuweisen. Das Sozialistengesetz sollte jegliche demokratische Bewegung in Deutschland ihrer Führung berauben und damit wirkungslos machen. Die Sozialistische Arbeiterpartei organisierte den illegalen Kampf gegen das Ausnahmegesetz. Dabei mußte sie sich mit den Rechtsopportunisten und einer anarchistischen Gruppe in der Partei auseinandersetzen. Marx und Engels halfen der Partei, eine revolutionäre Strategie undPolitik auszuarbeiten und durchzusetzen. Dank ihrer revolutionären Taktik, die alle nur möglichen legalen und illegalen Kampfformen miteinander verband, bestand die Partei die Bewährungsprobe, entwickelte sie sich im Kampf gegen das Sozialistengesetz zu einer Massenpartei, in der sich der Marxismus durchsetzte. Bei der Wahl im Februar 1890 erhielt sie 19,7% aller Stimmen und wurde zur stärkstenPartei in Deutschland. Am 25. Januar 1890 lehnte der Reichstag unter dem Druck der Massen eine Verlängerung des Sozialistengesetzes ab. Die Gültigkeitsdauer dieses Gesetzes erlosch am 30. September 1890. Engels schrieb über das Sozialistengesetz eine Reihe von Artikeln, u.a. „Das Ausnahmegesetz gegen die Sozialisten in Deutschland - Die Lage in Rußland", „Bismarck und die deutsche Arbeiterpartei" (siehe Band 19 unserer Ausgabe, S. 148/149 und 280-282), „Die deutschen Wahlen 1890", „Was nun?", „Abschiedsbrief an die Leser des .Sozialdemokrat'" (siehe Band22 unserer Ausgabe, S.3-I0 und 76 -79). 23 35 93 111 114 480 489 54 Hinweis auf die Einigung der beiden Richtungen in der deutschen Arbeiterbewegung - der im Jahre 1869 gegründeten Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (Eisenacher), geführt von August Bebel und Wilhelm Liebknecht, und des lassalleanischen Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins. Unter dem Druck der Mitglieder wurde die Führung des ADAV gezwungen, von ihrer sektiererischen Politik abzugehen und mit den Eisenachern gemeinsam zu handeln. Seit Anfang 1874 traten die Fraktionen der beiden Parteien im Reichstag gemeinsam auf. Auf dem Parteikongreß in Gotha vom 22. bis 27. Mai 1875 wurde die Vereinigung zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands vollzogen. Dadurch war der jahrelange Bruderkampf der deutschen Arbeiterklasse beendet. An ihrer Spitze stand nun eine einheitliche Partei, die dem Kampf gegen die junkerlich-bourgeoise Ausbeuterordnung und gegen den preußisch-deutschen Militarismus Richtung und Ziel weisen konnte. Jedoch erfolgten die Vereinigungsverhandlungen überstürzt, und das vom Parteikongreß angenommene Programm der vereinigten Partei enthielt ernste Fehler und prinzipielle Konzessionen an den Lassalleanismus. Marx kritisierte den Programmentwurf in den „Randglossen zum Programm der deutschen Arbeiterpartei" (siehe Anm. 5) und in seinem Brief an Wilhelm Bracke vom 5.Mai 1875 (siehe Band 19 unserer Ausgabe, S. 13-32). Engels* Kritik ist vor allem in seinem Brief an August Bebel vom 18./28.März 1875 (siehe Band 19 unserer Ausgabe, S.3-9) enthalten. Vgl. hierüber auch vorl. Band, S.89-95. 23 28 31 35 89 65 Engels zitiert hier auszugsweise den an ihn gerichteten Brief Richard Fischers vom 4. Februar 1891. Engels änderte bei der Übersetzung des Briefes ins Französische einige Formulierungen und setzte die Fußnoten hinein. Bei der Wiedergabe des Zitats in deutscher Sprache konnte deshalb nicht in allen Fällen Fischers Originaltext zugrunde gelegt werden. 25
56 Im Herbst 1878 fanden im deutschen Reichstag Verhandlungen über die Zollvorlagen statt, die im Juli 1879 mit der Annahme eines neuen Zolltarifs beendet wurden. Der
Zolltarif hatte eine bedeutende Erhöhung der Einfuhrzölle für Industriewaren und landwirtschaftliche Erzeugnisse zur Folge. 25 57 Die Hamburger Tabakfabrikanten, die sich zu einem Unternehmerverband zusammengeschlossen hatten, versuchten am 24. November 1890 durch die Aussperrung von ca. 3000 Arbeitern die Gewerkschaftsorganisationen der Tabakarbeiter zu sprengen. Die Arbeiter beantworteten die Aussperrung mit der Proklamierung des Streiks zur Verteidigung des Koalitionsrechtes. Bis zum 26. November 1890 hatten alle Tabakarbeiter und Zigarrensortierer die Arbeit niedergelegt. Rund 170 000 Mark Unterstützungsgelder wurden für die Streikenden an die Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands eingesandt. Obwohl der Streik am 13.März 1891 erfolglos abgebrochen werden mußte, gelang es den Unternehmern nicht, die Tabakarbeiterorganisationen zu vernichten. 25 58 Der Internationale Sozialistische Arbeiterkpngreß fand vom 14. bis 20. Juli 1889 in Paris statt. Er wurde zum Gründungskongreß der II. Internationale. Auf dem Kongreß waren rund 400 Delegierte aus 22 Ländern Europas und Amerikas anwesend. Der Internationale Sozialistische Arbeiterkongreß nahm die Berichte der Vertreter der sozialistischen Parteien über die Arbeiterbewegung in ihren Ländern entgegen und arbeitete die Grundlagen einer internationalen Arbeiterschutzgesetzgebung aus. Der Kongreß verlangte die gesetzliche Einführung des Achtstundentages, das Verbot der Kinderarbeit und Maßnahmen zum Schutz der Jugendlichen und Frauen. Die von August Bebel zu diesen Forderungen eingebrachte Resolution wurde gegen die Stimmen der Anarchisten von der Mehrheit der Delegierten angenommen. Der Kongreß orientierte die internationale Arbeiterbewegung auf ihre politische Organisierung, auf ihren Kampf um demokratische Rechte und die Ausnutzung aller legalen Möglichkeiten des Kampfes sowie auf das Ziel der Arbeiterbewegung, die Eroberung der politischen Macht. Weiter sprach sich der Kongreß für die Abschaffung der stehenden Heere aus, schlug an deren Stelle die allgemeine Volksbewaffnung vor und erklärte „den Frieden als die erste und unerläßliche Bedingung jeder Arbeiter-Emanzipation". Außerdem beschloß der Kongreß, am l.Mai 1890 in allen Ländern Kundgebungen für den achtstündigen Arbeitstag und die internationale Solidarität zu organisieren. Das war die Geburtsstunde der Maifeier. 27 32 46 48 411 571
58 Paul Lafargue hatte in seinem Brief an Engels vom 7. Februar 1891 den deutschen Sozialdemokraten in der Frage der Maifeier Inkonsequenz vorgeworfen, da sie auf dem Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongreß in Paris 1889 das Datum des Maifeiertags den l.Mai - besonders leidenschaftlich verteidigt hätten. 27 60 Engels spricht von dem unter Führung von Jules Guesde und Paul Lafargue stehenden Teil der französischen sozialistischen Arbeiterbewegung (Parti ouvrier franjais), die Marxisten oder Guesdisten genannt wurden. Nachdem 1879 auf dem sozialistischen Kongreß in Marseille die französische Arbeiterpartei gegründet worden war, führten ideologische Auseinandersetzungen zwischen den Guesdisten und den Broussisten 1882 zur Spaltung der Partei auf dem Kongreß in St-£tienne. Die Guesdisten arbeiteten auf der Grundlage des unter maßgeblicher Mitwirkung von Marx und Engels ausgearbeiteten und 1880 auf dem Kongreß in Le Havre angenommenen Programms. Sie hatten besonders unter dem Proletariat der Industriezentren Frankreichs Einfluß, in Paris dagegen weniger. Die Guesdisten errangen in den achtziger und neunziger Jahren beträchtliche Erfolge bei der Propagierung des Marxismus in der französischen Arbeiterklasse. Eine große Rolle spielte hierbei das Organ der Partei, die Zeitung „Le Socialiste". Die Guesdisten besaßen maßgeblichen Einfluß in der Gewerkschaftsbewegung und standen an der
Spitze vieler Streikkämpfe des Proletariats. Eine rege agitatorische Tätigkeit entfaltete die Partei vor allem bei der Vorbereitung von Wahlen. Lafargues Wahl in die Deputiertenkammer 1891 war ein großer Erfolg der französischen Sozialisten. Die Guesdisten hatten großen Anteil an der Festigung der internationalen Beziehungen der Sozialisten. Sie entlarvten die aggressive Außenpolitik der französischen bürgerlichen Republik, insbesondere den aggressiven Charakter des französisch-russischen Bündnisses in den Jahren 1891 bis 1893. 27 77 289 542 571 573 61 Es handelt sich um Paul Lafargues Artikel „La propriete feodale", der in „La Nouvelle Revue" vom 1. Februar 1891 unter dem Pseudonym Fergus erschienen war. Lafargue behandelte darin Entstehung und Wesen des feudalen Eigentums. 28 62 Die Social Democratic Federation wurde im August 1884 gegründet; sie ging aus der Democratic Federation hervor und vereinigte verschiedenartige sozialistische Elemente, vorwiegend aus Kreisen der Intelligenz. Die Leitung der Föderation lag zum größten Teil in den Händen Henry Mayers Hyndmans, der eine stark dogmatisch-sektiererische Politik betrieb. Die der Föderation beigetretenen revolutionären Kräfte (Eleanor Marx-Aveling, Edward Aveling, William Morris u.a.) kämpften gegen die schädliche Linie Hyndmans, für die Herstellung einer engen Verbindung der Social Democratic Federation mit den englischen Gewerkschaften. Durch das opportunistische und diktatorische Verhalten Hyndmans, das eine Änderung des Kurses der Föderation unmöglich machten, erfolgte im Dezember 1884 ihre Spaltung; die zu Hyndman in Opposition stehende Gruppe gründete eine selbständige Organisation, die Socialist League. Unter der Einwirkung derrevolutionären Stimmungen der Massen innerhalb der Föderation ging jedoch der Formierungsprozeß der revolutionären, mit der opportunistischen Führung unzufriedenen Elemente weiter. Der Ende der achtziger Jahre entstehende Neue Unionismus (siehe Anm.441) bewirkte, daß die Föderation näher mit den Arbeitermassen in Berührung kam und die Zahl ihrer Mitglieder anwuchs. Ihre Führung betrieb jedoch weiterhin eine im wesentlichen sektiererische Politik. 1908 bildete sich die Föderation in die Social Democratic Party um, aus der 1911 nach der Vereinigung mit linken Gruppen der Independent Labour Party und anderen Organisationen die British Socialist Party hervorging. Diese schloß 1916 Hyndman und seine Anhänger aus. 28 31 36 80 98 136 252 255 290 300 307 325 373 397 401 412 422 426 474 476
63 Anläßlich der Parlamentswahlen im November 1885 hatten Henry Mayers Hyndman und Henry Hyde Champion von der Führung der Konservativen Partei Geld zur Finanzierung der Wahlkampagne der Social Democratic Federation erhalten. 29 32 61 In einer Korrespondenz der Wiener „Arbeiter-Zeitung" vom 6.Februar 1891 wurde mitgeteilt, Engels habe in Deutschland ein Dokument von „großer theoretischer wie praktischer Tragweite" - Marx' „Randglossen zum Programm der deutschen Arbeiterpartei"veröffentlicht. Weiter hieß es in der Korrespondenz, es sei jetzt „der Zeitpunkt gekommen, die theoretischen Grundsätze unserer Partei mit voller Schärfe und ohne jeden Kompromiß im Programm zu formulieren, und im gegenwärtigen Moment ist die Publikation auch eine durchaus zeitgemäße". 30 34 65 Die sozialdemokratische Reichstagsfraktion nahm im „Vorwärts" vom 13.Februar 1891 in einem von Wilhelm Liebknecht verfaßten Leitartikel zur Marxschen Kritik des Gothaer Programmentwurfs Stellung. Der Artikel sprach vom „hohen aktuellen Wert" der Programmkritik für die deutsche Sozialdemokratie. Gleichzeitig versuchte er den prinzipiellen Gehalt der Marxschen Kritik abzuschwächen und insbesondere die Annahriie des
Kompromißprogramms auf dem Vereinigungsparteitag in Gotha (siehe Anm. 54) zu rechtfertigen. 31 35 41 45 59 79 89
66 Der „Vorwärts" veröffentlichte am 6. Februar 1891 einen Aufruf der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion zur Maifeier. Die Fraktion empfahl den Arbeitern, die Maifeier nicht am 1. Mai, sondern am 3. Mai, dem ersten Sonntag des Monats, zu begehen. Sie berief sich dabei auf den Wortlaut der Resolution des Pariser Internationalen Sozialistischen Kongresses 1889 (siehe Anm.58) über den l.Mai, in dem es u.a. hieß: „Die Arbeiter der verschiedenen Nationen haben die Kundgebung in der Art und Weise, wie sie ihnen durch die Verhältnisse vorgeschrieben wird, ins Werk zu setzen." 32
67 Die National Union of Gasworkers and General Latourers of Great Britain and Ireland wurde im Frühjahr 1889 gegründet. Zur Führung der Union gehörten Eleanor MarxAveling und Edward Aveling. Die Union erhob die Forderung nach Einführung des gesetzlichen Achtstundentags. Unter Androhung von Streiks wurden die Gasgesellschaften im Juli 1889 gezwungen, der Einführung des Achtstundentags in allen Gaswerken Londons zuzustimmen. In kurzer Zeit gewann die Union großen Einfluß unter breiten Schichten der Arbeiter. Im Verlaufe eines Jahres wuchs ihre Mitgliederzahl auf 100000 an. Die Union beteiligte sich aktiv an der Vorbereitung und Durchführung des Streiks der Londoner Dockarbeiter im Jahre 1889 (siehe Anm. 103). Im Ergebnis dieses Streiks und der Tätigkeit der Union entstand in der englischen Arbeiterbewegung die zweite machtvolle Vereinigung der ungelernten Arbeiter - die Trade-Union der Docker, die ihrerseits eine wichtige Rolle spielte bei der Organisierung anderer neuer Massengewerkschaften und im Kampf für die Festlegung des Achtstundentages, sowie in der Vorbereitung und Durchführung der 1. Mai-Demonstrationen der englischen Arbeiter in den neunziger Jahren. Die Gasarbeiter übten dank der aktiven Propaganda der Ideen des Sozialismus und Internationalismus durch Eleanor Marx-Aveling einen großen Einfluß auf die Arbeiterbewegung Irlands aus und waren dort die Initiatoren von Massengewerkschaften, in denen auch Landarbeiter vertreten waren. Die National Union of Gasworkers and General Labourers in England und Irland unterstützte die Verbindung mit den organisierten Arbeitern anderer Länder. Die Führer dieser Trade-Unions, Eleanor Marx-Aveling und William Thorne, nahmen als Delegierte der Union am zweiten Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongreß in Brüssel 1891 (siehe Anm. 107) teil. 32 80 112 136 142 218 231 285 290 325 569 571
68 Das „Hamburger Echo" vom 8.Februar 1891 wies in seinem Leitartikel „Zur Kritik des sozialdemokratischen Programms" auf die Bedeutung hin, die die Veröffentlichung der Marxschen „Randglossen zum Programm der deutschen Arbeiterpartei" durch Engels für die Ausarbeitung des neuen Parteiprogramms habe. 34
68 Anspielung auf Ferdinand Lassalles Schrift „Das System der erworbenen Rechte. Eine Versöhnung des positiven Rechts und der Rechtsphilosophie." In 2 Theilen. Leipzig 1861. Eine Charakteristik dieses Buches gibt Engels in seinem Brief an Marx vom 2. Dezember 1861 (siehe Band 30 unserer Ausgabe, S.203/204). 34 249
70 Über den Verbleib dieses Briefes ist uns nichts bekannt. Über August Bebels Angaben siehe Anm. 8. 34
71 Paul Lafargue hatte Karl Kautsky einen Artikel über Marx' Wert- und Mehrwerttheorie und über die bürgerlichen Ökonomen für die „Neue Zeit" geschickt. Kautsky bat Engels
in seinem Brief vom 6. Februar 1891 um seine Meinung über diesen Artikel (siehe auch vorl. Band, S.49/50). Lafargues Beitrag wurde nicht in der „Neuen Zeit" veröffentlicht. Er erschien unter dem Titel „La th£orie de la valeur et de la plus-value de Marx et les economistes bourgeois" in der „Revue Socialiste", t. 16, Nr.93, Paris 1892.34 49 71 72 Vom 27. November bis Anfang Dezember 1890 hatten August Bebel, Wilhelm Liebknecht und Paul Singer bei Engels in London zu Besuch geweilt (siehe auch vorl. Band, S.569). 35 73 In der „Neuen Zeit", 9.Jg. 1890/91.1.Bd., Nr.21, wurde der Leitartikel des „Vorwärts" vom 13. Februar 1891 (siehe Anm. 65) nachgedruckt. Die Redaktion der „Neuen Zeit" versah den Artikel mit einer kurzen Vorbemerkung. In einer redaktionellen Fußnote zum Artikel hieß es: „Tatsache ist, daß wir uns allerdings nicht verpflichtet gefühlt haben, den Marxschen Brief der Parteileitung oder der Fraktion zur Begutachtung vorzulegen, ... daß wir aber auch aus unserer Absicht, ihn zu veröffentlichen, kein Hehl gemacht haben. Die Verantwortung für die Veröffentlichung tragen bloß wir." 38 39 57
74 Die „Sächsische Arbeiter-Zeitung" veröffentlichte am 6., 7., 10. und 12. Februar 1891 Marx' „Randglossen zum Programm der deutschen Arbeiterpartei". In einer redaktionellen Anmerkung wurde auf die große Bedeutung dieses Dokuments für die deutsche Sozialdemokratie hingewiesen. Im Leitartikel der „Züricher Post" vom 10. Februar 1891, der die Uberschrift „Hängen und Würgen" trug, wurde hervorgehoben, daß die Veröffentlichung von Marx' Programmkritik die Kraft und Kampffähigkeit der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands zeige, die bestrebt sei, sich mit der ihr eigenen Objektivität und selbstkritischen Haltung über das Ziel ihres Kampfes klar zu werden. Autor dieses Artikels war Franz Mehring. Über die Korrespondenz in der Wiener „Arbeiter-Zeitung" siehe Anm.64. 39 76 Ferdinand Lassalle führte von 1846-1854 eine Scheidungs- und Vermögensklage der Gräfin Sophie von Hatzfeldt. 40 76 Engels begann 1890 mit der Vorbereitung einer neuen Auflage des „Ursprungs der Familie, des Privateigentums und des Staats" (siehe Band 21 unserer Ausgabe, S. 25-173),nachdem er neues Material zur Geschichte der Urgemeinschaft zusammengetragen hatte. Die vierte, verbesserte und ergänzte Auflage des „Ursprungs der Familie..." erschien im November 1891 in Stuttgart (auf dem Titelblatt 1892); danach sind keinerleiAnderungen mehr an diesem Werk vorgenommen worden. 41 51 5660 78 8796106107111 113 120129132135 138 150 168 77 Richard Fischer hatte Engels am 20. Februar 1891 von einem Beschluß des Parteivorstandes der SozialdemokratischenPartei Deutschlands informiert, demzufolge Marx' Arbeiten „Der Bürgerkrieg in Frankreich" und „Lohnarbeit und Kapital" sowie Engels' Schrift „Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft" neu aufgelegt werden sollten. Er bat Engels um sein Einverständnis und um entsprechende Einleitungen zu den Neuauflagen (siehe Band 22 unserer Ausgabe, S. 188-199,202 - 209 und 210). 41 45 78 Vorliegender Brief - eine Antwort von Engels auf einen Brief Antonio Labriolas vom 21. Februar 1891 - ist uns nur fragmentarisch in fremder Handschrift mit dem Vermerk: „Aus einem Brief an Prof. Labriola in Rom" überliefert. Labriola hatte Engels am 21.Februar 1891 u.a. geschrieben: „Hier in Rom wohnt der anarchistische Dichter Mackay, ein fanatischer Bewunderer Stirners, der alles sammelt, was über diesen eigenartigen
Philosophen gesagt oder geschrieben wurde. Da er um Ihr und Marx" Werk weiß, das unveröffentlicht geblieben ist und das neben den anderen Junghegelianern auch Stimer behandelt, bittet er durch mich, ihm einige. Hinweise oder Wege zu zeigen, unter welchen Garantien Sie ihm die Lektüre jenes Manuskriptes erlauben würden." 42 79 Hinweis auf die „Deutsche Ideologie" von Karl Marx und Friedrich Engels. Im Kapitel III des I. Bandes dieses Werkes setzten sich Marx und Engels mit Max Stirners Buch „Der Einzige und sein Eigenthum" auseinander (siehe Band 3 unserer Ausgabe, S. 101-438). Die „Deutsche Ideologie" wurde vom Marx-Engels-Lenin-Institut in Moskau in der Ersten Abteilung der MEGA, Band 5, zum ersten Male vollständig veröffentlicht. 42 80 Der Parteivorstand der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands beschloß 1891, eine Gesamtausgabe der Reden und Schriften Ferdinand Lassalles zu veröffentlichen. Die Ausgabe umfaßte drei Bände. Der erste Band erschien 1892, der zweite und dritte Band 1893. Eduard Bernstein, der Herausgeber, unterzog in einer ausführlichen Einleitung die theoretischen Auffassungen und die politische Linie Lassalles einer kritischen Analyse und gab eine im wesentlichen richtige Einschätzung Lassalles. 46 118 119 170 234 249 81 Henry Mayers Hyndman nahm die Veröffentlichung von Marx' „Randglossen zum Programm der deutschen Arbeiterpartei" (siehe Anm.5) zum Anlaß, um gegen Engels eine Verleumdungskampagne zu entfachen. In verschiedenen Korrespondenzen der „Justice" vom Februar 1891 wurde Engels als das Haupt der „Marxisten-Clique" bezeichnet, die allerlei Verschwörungen und Intrigen anzettele, welche zur Spaltung der internationalen Arbeiterbewegung führten. Hyndman unterstützte den falschen Standpunkt der Reichstagsfraktion der deutschen Sozialdemokratie und der „Vorwärts"-Redaktion in bezug auf die Veröffentlichung der Programmkritik von Marx (siehe auch Anm. 51 und 65). 46 82 Henry Mayers Hyndman veröffentlichte im Februar 1891 in der „Justice" gegen Edward Aveling gerichtete Meldungen, um dessen Kandidatur zu den Wahlen in Northampton (siehe vorl. Band, S.24, 28/29 und 31/32) zu hintertreiben. Hyndman stützte sich hierbei auf Anschuldigungen, die das National-Exekutivkomitee der Sozialistischen ArbeiterPartei von Nord-Amerika gegen Aveling nach seiner Amerikareise im Jahre 1886 erhoben hatte. Diese Anschuldigungen besagten, daß Aveling die Partei, die seine Reise finanziert hatte, mit seinen Reisespesen hatte betrügen wollen. 46 48 67 83 Wilhelm Ludwig Rosenberg und seine Anhänger wurden im September 1889 aus der Leitung des National-Exekutivkomitees der Sozialistischen Arbeiter-Partei von NordAmerika (siehe Anm.25) ausgeschlossen. Sie betrieben eine sektiererischePolitikundunterschätzten die Tätigkeit der Partei in den proletarischen Massenorganisationen, vor allem in den Trade-Unions. 46 84 Victoria, die Witwe Kaiser Friedrichs III., weilte im Februar 1891 zu einem inoffiziellen Besuch in Paris. Dieser Besuch, der nach außen hin privaten Charakter trug, verfolgte in Wahrheit bestimmte politische Ziele. Es sollte versucht werden, eine Annäherung zwischen Deutschland und Frankreich zu erreichen unter der Bedingung, daß Frankreich die Ergebnisse des Deutsch-Französischen Krieges anerkenne. Jedoch schon das unerwartete Auftreten Victorias in Paris - der Besuch war mit der französischen Regierung nicht vereinbart worden - ihre Besuche jener Orte, die mit dem Sieg der deutschen Waffen verbunden waren, reizten die nationalen Gefühle der Franzosen und bildeten den Anlaß zu deutschfeindlichen Demonstrationen in Paris. Der Besuch hatte einen ernsten diplomatischen Konflikt zwischen Deutschland und Frankreich zur Folge. 48
85 Die Guesdisten (siehe Anm. 60) hatten zur Vorbereitung einer einheitlichen, geschlossenen Maidemonstration 1891 in Paris ein Generalkomitee geschaffen und alle sozialistischen Gruppierungen sowie die Gewerkschaften aufgefordert, Vertreter in dieses Komitee zu entsenden. Charles Bonnierund Paul Lafargue berichteten Engels am 4. bzw. 5-März 1891, daß sich die Broussisten (siehe Anm.42) bereit erklärt hätten, diesem Komitee beizutreten (siehe auch Anm. 114). 48 96 80 Die vorliegenden Notizen schrieb Engels auf einen Brief Henri Rav6s vom 3.März 1891, Rav£ hatte Engels in diesem Brief, den er auf Anraten von Paul Lafargue geschrieben hatte, mitgeteilt, daß er die Übersetzung von August Bebels Buch „Die Frau und der Sozialismus" ins Französische beendet habe. Er bat um die Erlaubnis, Engels* Werk „Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats" ins Französische übersetzen zu dürfen. Engels wollte sich deshalb von Rav6 einige Korrekturbogen seiner Ubersetzung von Bebels Schrift schicken lassen, um Rav£s Arbeit als Übersetzer kennenzulernen. Über den Verbleib des Briefes von Engels ist uns nichts bekannt. 51 w Vorliegende Zeilen schrieb Engels auf eine Postkarte, deren Ecke mit der Marke abgerissen ist. Die Worte in eckigen Klammern wurden von der Redaktion ergänzt. 52 88 Pasquale Martignetti hatte Engels mit seinem Brief vom 26.Februar 1891 die „Critica Sociale", vom 20.Februar 1891 übersandt, in der das „Manifest der Kommunistischen Partei" in einer neuen italienischen Übersetzung angekündigt war. Sie erschien vom September bis Dezember 1892 in dem Wochenblatt „Lotta di classe". 52 53 89 Filippo Turati hatte Engels in seinem Brief vom 23.Februar 1891 um die Erlaubnis gebeten, einige Arbeiten von Marx und Engels ins Italienische zu übersetzen und herauszugeben. Er schrieb: „In Italien haben die wenigen, die den modernen Sozialismus studieren, vor allem nach dem Tode von Karl Marx gelernt, Ihren Namen mit Ehrfurcht auszusprechen und Ihre Werke aufmerksam zu lesen. Der Sozialismus steckt bei uns noch in den Kinderschuhen, nichtsdestoweniger beginnt er, seine ersten Schritte zu machen, und wir hoffen, daß Ihre Werke ihm helfen werden." 53 80 1871/72 war Engels Korrespondierender Sekretär des Generalrats der Internationalen Arbeiterassoziation für Italien und 1873 provisorischer Vertreter des Generalrats für Italien. 1841 hatte sich Engels drei Monate in Norditalien aufgehalten. Eindrücke dieser Reise hielt er in seinen „ Lombardischen Streifzügen" fest, die im „Athenäum" vom 4. Dezember 1841 unter seinem Pseudonym Friedrich Oswald erschienen (siehe Ergänzungsband unserer Ausgabe, Schriften bis 1844, Zweiter Teil, S.150-160). 53 91 Wahrscheinlich meint Engels den in der „Critica Sociale" vom 20. Februar 1891 erschienenen Artikel „ II partito socialista tedesco e i pi£ desiderf della stampa conservatrice". 53 92 Die vorliegenden Notizen schrieb Engels auf einen Brief Henri Rav6s vom 8. März 1891. Rav6 hatte Engels in diesem Brief mitgeteilt, daß er dessen Brief vom ö.März 1891 (siehe vorl. Band, S.51) erhalten habe. Er fügte dem Brief zwei Korrekturbogen seiner Übersetzung von August Bebels Buch „Die Frau und der Sozialismus" bei. In seinem Brief fragte Rav6, welche Bedingungen Engels hinsichtlich einer französischen Übersetzung seiner Arbeit „Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats" stelle. In seiner Antwort schlug Engels Rav6 vor, eine Probeübersetzung von einigen Seiten aus dem IX. Kapitel dieser Arbeit anzufertigen (vgl. Anm. 93). Über den Verbleib des Briefes von Engels ist uns nichts bekannt. 55
93 Die hier erwähnten Seiten aus dem IX. Kapitel des „Ursprungs der Familie, des Privateigentums und des Staats" siehe Band 21 unserer Ausgabe, S. 152-157 und 168-172.55 66 94 Karl Kautsky hatte Engels in seinem Brief vom 9.März 1891 um die Rücksendung einiger Hefte von Felix Dahns Arbeit „Urgeschichte der germanischen und romanischen Völker" gebeten. 56 85 Friedrich Adolph Sorge hatte in seinem Brief an Engels vom 2. März 1891 die Stellungnahme der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion und der Redaktion des „Vorwärts" zur Veröffentlichung voh Marx' „Randglossen zum Programm der deutschen Arbeiterpartei" (siehe Anm.65) verurteilt und Engels geraten: „Laß' Du Dich nur auf keine weiteren Auseinandersetzungen mit den Leutchen ein, Du hast Wichtigeres zu tun..." 57 59 96 Wahrscheinlich handelt es sich um den in der „New Yorker Volkszeitung" vom 28. Februar 1891 erschienenen Artikel Hermann Schlüters, „Marx' Kritik desParteiprogramms". Der Artikel wandte sich gegen die Stellungnahme des „Vorwärts" zur Veröffentlichung von Marx'Programmkritik (siehe Anm. 65) und hob die große Bedeutung dieser Arbeit hervor. 57 97 Hermann Schlüter informierte Engels in seinem Brief vom 10. März 1891 ausführlich über die Lage in der Sozialistischen Arbeiter-Partei von Nord-Amerika (siehe Anm. 25). Er wies auf die mangelnde Verbindung der Partei zu den proletarischen Massenorganisationen hin und schrieb, sie habe sich „geradezu von allen größeren Arbeiterorganisationen losgelöst". Dies wirke sich auf die Entwicklung des Kampfes der Arbeiter, vor allem der Bauarbeiter, nachteilig aus. 61 98 Gemeint sind folgende Bücher: „Department of the interior, census office. Compendium of the tenth census (June 1, 1880)", P. I—II, Washington 1883, und „Department of the interior, census office. Compendium of the eleventh census: 1890", P. I—III, Washington 1892-1897. 61 "Richard Fischer schrieb Engels am 20.Februar 1891: „Und ich weiß nicht, macht es bei mir die jahrelange Abwesenheit aus dem Reiche, Tatsache ist, daß ich fast der einzige bin, der die Auffassung nicht teilte, die Veröffentlichung sei für die Partei zur Zeit sehr unangenehm gewesen. Doch darüber hast Du ja von August etc. schon Briefe erhalten, daß ich darüber weggehen kann." 61 100 Liberal-Unionisten - der von Joseph Chamberlain geführte extrem imperialistische Flügel der Liberalen. Er spaltete sich 1886 beim Kampf um die von Gladstone eingebrachte Home Rule Bill (siehe Anm. 436), die ein gewisses Maß von Selbstverwaltung für Irland vorsah, von den Liberalen ab. Diese Gruppe stimmte gegen die Vorlage und zwang die Regierung Gladstone zum Rücktritt. Die Liberal-Unionisten (sie waren Anhänger der Anglo-Irischen Union, durch die Irland 1801 die letzten Reste seiner Autonomie, namentlich sein Parlament, verloren hatte) verschmolzen bald mit den Konservativen. 62 373 385 400 101 Es handelt sich um folgende Artikel Eduard Bernsteins:„Arbeiterschutz-Gesetz-Reformen in England", enthalten im „Vorwärts" vom 7., 17. und 20.März 1891, und „Briefe aus England", enthalten in der „Neuen Zeit". 9.Jg. 1890/91. l.Bd., Nr.25. 62 102 Council of all London Trades' Unions (London Trades Council) - der Londoner Gewerkschaftsrat wurde im Mai 1860 auf einer Konferenz von Delegierten der Londoner TradeUnions gegründet. Der Londoner Rat, unter dessen Führung sich mehrere zehntausend Gewerkschafter der Hauptstadt vereinigten, übte auf die Arbeiterklasse ganz Englands
großen Einfluß aus. In der ersten Hälfte der sechziger Jahre leitete er die machtvollen Kundgebungen der englischen Arbeiter gegen die von der Regierung beabsichtigte bewaffnete Einmischung in den Amerikanischen Bürgerkrieg (1861-1865) zugunsten der Sklavenhalter des Südens. Er führte Sympathiekundgebungen für die italienische Freiheitsbewegung und für den polnischen Aufstand durch. Später leitete er die Bewegung für die Legalisierung der Trade-Unions. Mit der Bildung des Trades Union Congress Ende der sechziger Jahre hörte der Londoner Gewerkschaftsrat, an dessen Spitze reformistische Führer standen, auf, die Rolle eines Zentrums der englischen Gewerkschaftsbewegung zu spielen, obgleich er nach wie vor eine einflußreiche Position einnahm. Der Londoner Gewerkschaftsrat, der vorwiegend die alten Trade-Unions in seinen Reihen vereinigte, verhielt sich Anfang der neunziger Jahre ablehnend gegenüber der Bildung der neuen TradeUnions (siehe Anm.441) und der Bewegung für den Achtstundentag. Unter dem Druck der Massenbewegung war er jedoch gezwungen, an den Maidemonstrationen der neunziger Jahre teilzunehmen. 62 67 80 98 242 290 300 307 325 571 103 Der Streik der Londoner Dockarbeiter vom 12. August bis 14. September 1889 war eines der größten Ereignisse der englischen Arbeiterbewegung Ende des 19. Jahrhunderts. Er erfaßte 30000 Dockarbeiter und über 30000 Arbeiter anderer Berufe; die meisten von ihnen waren ungelernte, nicht organisierte Arbeiter. In diesem Streik kämpften organisierte und nicht organisierte Arbeiter Seite an Saite und erreichten durch ihre Beharrlichkeit und Organisiertheit, daß ihre Forderungen nach Erhöhung des Arbeitslohns und Verbesserungen der Arbeitsbedingungen erfüllt wurden. Dieser Streik festigte den proletarischen Internationalismus. Es wurden ca. 50000 Pfd.St. für den Streikfonds gespendet, davon 30000 Pfd.St. allein in Australien. Der Streik trug zur besseren Organisation der Arbeiterklasse bei; es bildeten sich Trade-Unions der Docker und anderer Berufe, denen eine große Zahl ungelernter Arbeiter angehörte. Die Zahl der Mitglieder der TradeUnions erhöhte sich auf mehr als das Doppelte - von etwa 860000 im Jahre 1889 stieg sie 1890 auf nahezu zwei Millionen. 63 101 143 104 Laura Lafargue hatte sich bereit erklärt, die französische Übersetzung von Engels* Arbeit „Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats" (siehe Band 21 unserer Ausgabe, S.25-173), die der französische Sozialist Henri Rave anfertigte,zu redigieren. Die Korrekturen, die Laura Lafargue wegen der teilweise schlechten Übersetzung große Mühe bereiteten, wurden von Engels überprüft und als sehr gut beurteilt. Die französische Ausgabe des Buches erschien 1893. 66 77 86 113 116 131 168 105 Im Juli 1890 wurde von einer Gruppe englischer Sozialisten unter Mitwirkung von Engels die Legal Eight Hours and International Labour League geschaffen. Den Ausgangspunkt für die Liga bildete ein Komitee, das die erste englische Maidemonstration von 1890 organisiert hatte (vgl.Band 22 unserer Ausgabe, S.60 -65). Die Liga stellte sich den Kampf für die Befreiung der Arbeiterklasse, die Verwirklichung der Beschlüsse des Pariser Kongresses der II. Internationale von 1889 zum Ziel. Sie war auch Organisator der Maidemonstrationen von 1891 und 1892, die ebenfalls unter der Losung des Kampfes für den gesetzlichen Achtstundentag standen. Vertreter der Liga nahmen 1893 an der Gründung der Independent Labour Party (siehe Anm. 437) teil. 67 80 300 307 325 571 106 Diese Information bestätigte Paul Lafargue in seinem Brief an Engels vom 30. März 1891. Paul und Laura Lafargue informierten Engels in ihren Briefen vom 5. März, 30. März, 9. April und 18. April 1891 ausführlich über den Stand der Vorbereitung der Maifeier in Frankreich (siehe auch Anm. 85). 68
107 Der zweite Internationale Sozialistische Arbeiterkongreß fand vom 16. bis 22. August 1891 in Brüssel statt. Der Kongreß, an dem etwa 370 Delegierte aus 16 Ländern Europas und den USA teilnahmen, war seiner Zusammensetzung nach im wesentlichen ein marxistischer Kongreß. Es waren auch Vertreter der englischen Trade-Unions anwesend, was Engels als ein sehr positives Moment wertete. Unter den amerikanischen Delegierten befanden sich neben Sozialisten auch Vertreter der amerikanischen Gewerkschaftsorganisationen. Die Führer der Possibilisten (siehe Anm. 42), denen es nicht gelungen war, die Einberufung des Kongresses in ihre Hände zu bekommen, waren nicht erschienen. Bei der Beratung über das Ergebnis der Mandatsprüfung wurde mit Stimmenmehrheit der Beschluß gefaßt, die zum Kongreß erschienenen Anarchisten nicht an seinen Arbeiten teilnehmen zu lassen. Im Mittelpunkt des Kongresses stand die Frage des Verhältnisses der Arbeiterklasse zum Militarismus. Der Kongreß lehnte mit überwältigender Mehrheit einen Antrag von Ferdinand Domela Nieuwenhuis ab, jeden Krieg mit dem Generalstreik zu beantworten. Beschlossen wurde eine von Wilhelm Liebknecht und Marie-Edouard Vaillant begründete Resolution; sie enthüllte die ökonomischen Ursachen der Kriege und forderte die Arbeiter auf, gegen alle Kriegsgelüste und Kriegsbündnisse der herrschenden Klassen zu protestieren. In einer Resolution zur Gewerkschaftsfrage hob der Kongreß die Notwendigkeit hervor, gewerkschaftliche Massenorganisationen zu schaffen. Er empfahl den Arbeitern Streiks und Boykotts zum Schutz gegen Anschläge des Gegners und zur Verbesserung der politischen und wirtschaftlichen Lage der Arbeiter. In weiteren Resolutionen forderte der Kongreß eine internationale Arbeiterschutzgesetzgebung, die Abschaffung der Akkord- und Stückarbeit, die Unterstützung der Forderung nach Gleichstellung der Frauen auf zivilrechtlichem und politischem Gebiet und erklärte erneut den l.Mai zum internationalen Kampf- und Feiertag der Arbeiterbewegung (vgl. Anm.58). Die Beschlüsse des Brüsseler Kongresses hatten große Bedeutung für die internationale Arbeiterbewegung. Engels schrieb in einer Einschätzung des Kongresses, daß „die Marxisten ... nach Prinzip wie nach Taktik auf der ganzen Linie gesiegt" haben (siehe vorl. Band, S. 150). 68 74 77 84 123 126 129 138 140-142 147 149 151 154 166 108 Engels übersandte Stanislaw Mendelson die Abschrift eines Briefes von J.Wierzejski vom 28. März 1891. Wierzejski hatte Engels aus Nizza im Auftrage des erkrankten Walery Wröblewski geschrieben. Er hatte Engels von der schlechten materiellen Lage Wröblewskis unterrichtet und ihn gebeten, Mendelson darauf aufmerksam zu machen, daß er eine Geldschuld an Wröblewski zurückzuzahlen habe. 69 108 Der Briefwechsel zwischen August Bebel und Marx und Engels begann im Juli 1868. Ihre persönliche Bekanntschaft datiert seit Dezember 1880, als Bebel, Eduard Bernstein und Paul Singer nach London kamen, um mit Marx und Engels Fragen der Leitung des „Sozialdemokrat", vor allem die politische und theoretische Haltung des Parteiorgans, zu beraten. 70 110 Engels' Einleitung zu Karl Marx' „Bürgerkrieg in Frankreich" (siehe Band 22 unserer Ausgabe, S. 188-199) erschien unter dem Titel „Ueber den>Bürgerkrieg in Frankreich" in der „Neuen Zeit", 9.Jg. 1890/91, 2.Bd.,Nr.28. Die Redaktion versah sie mit einer einleitenden Fußnote: „Vorliegendes bildet die Einleitung zu der nächstens im Verlag unsere» , Zentralorgans erscheinenden dritten Auflage der von Marx verfaßten Adresse des Generalrats der Internationale über den .Bürgerkrieg in Frankreich'. - Durch die Freundlichkeit
38 Marx/Engels, Werke, Bd. 38
von Engels sind wir instand gesetzt,seine Einleitung in der,Neuen Zeit'jetzt schon für sich zu veröffentlichen." 71 111 Pasquale Martignetti hatte Engels in seinem Brief vom 1 I.März 1891 mitgeteilt, daß geplant war, Engels'Arbeiten „Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopiezur Wissenschaft" und „Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats" in einer populären sozialistischen Schriftenreihe des Mailänder Verlages Fantuzzi neu herauszugeben. Martignetti schickte Engels die im Verlag Fantuzzi 1891 erschienene italienische Ausgabe des „Manifests der Kommunistischen Partei", die mit einem Vorwort des Anarchisten Pietro Gori eingeleitet wurde. 72 112 Die italienische Ausgabe der „Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft" von 1883 enthielt keine biographische Skizze über Engels. Engels meint hier offensichtlich die Biographie, die in der 1885 erschienenen italienischen Ausgabe seines „Ursprungs der Familie, des Privateigentums und des Staats" enthalten war (vgl. auch yorL Band, S.73). 72 118 Den vorliegenden Briefentwurf schrieb Engels auf einen Brief Romualdo Fantuzzis vom 18. März 1891. Fantuzzi hatte Engels in diesem Brief darum ersucht, ihm den Neudruck seiner Schrift „Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft" in italienischer Übersetzung zu gestatten; außerdem bat er um eine biographische Skizze von Engels, die er der beabsichtigten Ausgabe vorausschicken wollte. Die Ausgabe erschien, von Pasquale Martignetti übersetzt, 1892 in Mailand. 73 114 Paul Lafargue hatte Engels am 30. März 1891 geschrieben, daß die Mitarbeit der Broussisten im Maikomitee (siehe Anm. 85) auf den Widerstand der Allemanisten (siehe Anm. 45) stoße, daß es aber besonders durch die Bemühungen Jules Guesdes vorerst gelungen sei, Vertreter aller sozialistischen Gruppierungen für dieses Komitee zu gewinnen. Das Komitee erlangte—nicht zuletzt durch die Versuche der Broussisten, die Guesdisten aus dem Komitee hinauszudrängen -nur beschränkte Aktionskraft (siehe auch vorl. Band, S. 96 und 107). 74104107 115 Der französische Publizist Hippolyte Buffenoir hatte im Leipziger „Vorwärts" von Oktober bis Dezember 1877 mehrere Beiträge veröffentlicht, die sich insbesondere mit den Wahlen zur Deputiertenkammer vom 14.Oktober 1877 befaßten. In einem Brief an Johann Philipp Becker vom 11. Januar 1878 äußerte sich Engels kritisch zur Veröffentlichung dieser Beiträge im „Vorwärts". Er charakterisierte Buffenoir, der zunächst Klerikaler, dann Anhänger Gambettas gewesen sei, als eine fragwürdige Persönlichkeit, die keinerlei Einfluß auf die Pariser Arbeiter habe (siehe Band 34 unserer Ausgabe, S.3I6). 74 116 Am 27. März 1891 wurde in Sofia ein Attentat auf den Ministerpräsidenten Bulgariens Stefan Stambuloff verübt, bei dem der ihn begleitende Finanzminister Beltscheff getötet wurde. Stambuloff war in seiner Außenpolitik auf Österreich orientiert und trat gegen eine Einmischung Rußlands in Bulgarien auf. In der demokratischen Presse wurde darauf hingewiesen, daß das Attentat auf die Intrigen der russischen Diplomatie zurückzuführen sei. 75 117 Paul Lafargue hatte Engels in seinem Brief vom 30. März 1891 mitgeteilt, daß die Allemanisten in verschiedenen Orten der Provinz versuchten, gegen die Guesdisten zu arbeiten. Mitglieder der Arbeiterpartei in Rouen hatten sich in einem Brief gegen ein solches Vorgehen der Allemanisten gewandt. Der Brief war in „Le Parti Ouvrier" vom 10. und 11. März 1891 abgedruckt worden und nicht im „Socialiste", wie Lafargue irrtümlich Engels geschrieben hatte. 75
118 Karl Kautsky hatte Engels am 5. April 1891 mitgeteilt, daß Conrad Schmidt das Angebot, Mitarbeiter der Redaktion der „Neuen Zeit" zu werden, abgelehnt habe. 77 86 118 Gemeint ist Karl Kautskys Artikel „Wie Brentano Marx vernichtet", der in der „Neuen Zeit", 9. Jg. 1890/91.2..Bd.,Nr. 32 veröffentlicht wurde. Kautsky besprach darin die vierte deutsche Auflage des ersten Bandes des „Kapitals" und Engels' Arbeit „In Sachen Brentano contra Marx". 77 120 Der vorliegende Briefentwurf ist auf Henri Raves Brief an Engels vom 1 .April 1891 geschrieben. 78 121 Paul Singer, der Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, hatte Engels am 2.April 1891 geschrieben und ihn von der bevorstehenden Silberhochzeit August Bebels (6. April 1891) unterrichtet. Er bat Engels, Bebel zu diesem Ereignis Glückwünsche zu senden (siehe vorl. Band, S. 70). . Uber Bebels Brief vom 30. März 1891 siehe Anm. 136. 79 122 Der Kongreß der englischen Trade-Unions in Liverpool fand vom 1. bis 6.September 1890 statt. An ihm nahmen etwa 460 Delegierte teil, die mehr als 1,4 Millionen gewerkschaftlich organisierter Arbeiter repräsentierten. Auf dem Kongreß war erstmals eine bedeutende Anzahl von Vertretern der neuen Trade-Unions (vgl. Anm. 441) anwesend, die unter einem gewissen Einfluß der englischen Sozialisten standen. Trotz des Widerstandes der Führer der alten Trade-Unions nahm der Kongreß eine Resolution an, in der die gesetzliche Einführung des achtstündigen Arbeitstages gefordert wurde. Der Kongreß erachtete es für zweckmäßig, daß die Trade-Unions an der Tätigkeit der internationalen Arbeitervereinigungen teilnahmen. Er beschloß, Delegierte zum Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongreß nach Brüssel zu entsenden (siehe Anm. 107). 80 98 150 123 Hinweis auf die Resolution des Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongresses von 1889 zur Maifeier (siehe Anm.58). 81 124 Vom 31. März bis 4. April 1891 fand in Paris ein Kongreß der Bergarbeiter statt; an ihm nahmen 99 Delegierte aus 5 Ländern teil, die etwa 900000 Bergarbeiter vertraten. Der Kongreß beschloß, einen internationalen Bergarbeiterverband zu schaffen und wählte eine Kommission zur Ausarbeitung der Statuten dieses Verbandes. Auf dem Kongreß kam es zu heftigen Debatten über die Vorschläge der belgischen Delegation, einen internationalen Generalstreik der Bergarbeiter für die gesetzliche Einführung des Achtstundentags durchzuführen. Der Kongreß billigte mit Stimmenmehrheit den Generalstreik, sprach sich jedoch gegen die von den Belgiern geforderte unverzügliche Durchführung eines solchen Streiks aus. 81 126 Heinrich Scheu bat Engels in seinem Brief vom 9. April 1891, ihm eine charakteristische Unterschrift von Marx zur Verfügung zu stellen. Er beabsichtigte, das Faksimile der Unterschrift unter Marx' Porträt zu setzen, an dem er arbeitete. 83 126 Leo Frankel hatte Engels Ende 1890 um seine Meinung zur Lage in der französischen Arbeiterbewegung gebeten. Engels hatte hierauf ausführlich in seinem Brief vom 25. Dezember 1890 geantwortet (siehe Band 37 unserer Ausgabe, S.530-532). 84 187 Leo Frankel hatte Engels in seinem Brief vom 16. April 1891 um einen Artikel für die Erste-Mai-Nummer der „Bataille" ersucht; diese Zeitung wurde von dem französischen Historiker Prosper-Olivier Lissagaray herausgegeben. 84 128 Engels meint die Sociitf des Droits de l 'Hamme et du Citoyen (Gesellschaft für die Menschenund Bürgerrechte), die ihren Sitz in Paris in der Rue Cadet hatte. Die Gesellschaft war am
25. Mai 1888 von bürgerlichen Radikalen und gemäßigten Republikanern für den Kampf gegen den Boulangismus gegründet worden. Dieser Gesellschaft schlössen sich auch die Possibilisten (siehe Anm.42) an. 84 206 129 Hinweis auf Heinrich Cunows Artikel „Die altperuanischen Dorf- und Markgenossenschaften", der in der Wochenschrift „Das Ausland" vom 20. und 27. Oktober sowie 3. November 1890 erschienen war. Engels verwertete diese Arbeit für die vierte, verbesserte und ergänzte Auflage des „Ursprungs der Familie, des Privateigentums und des Staats". 86 113 288 130 Über den Verbleib des hier auszugsweise zitierten Briefes ist uns nicht bekannt. 86 131 Hinweis auf Karl Marx* „Instruktionen für die Delegierten des Provisorischen Zentralrats zu den einzelnen Fragen" (siehe Band 16 unserer Ausgabe, S. 190-199),
schlagen einer wissenschaftlichen Autorität wie Karl Marx ein kategorisches Nein!" entgegengesetzt hätten. 90 139 Die Deutsche Volkspartei entstand aus einer gegen die preußische Großmachtpolitik und den preußisch orientierten Liberalismus gerichteten demokratischen Sammlungsbewegung während der Jahre 1863-1866. Sie war eine locker organisierte Partei des demokratischen Kleinbürgertums vorwiegend Südwest- und Mitteldeutschlands, die einen durch die Volksinitiative zu schaffenden föderativen großdeutsch-demokratischen Nationalstaat anstrebte. Verdienste erwarb sie sich bei der Mobilisierung der Massen gegen die Einigung Deutschlands durch das reaktionär-militaristische Preußen, blieb aber vor allem nachl866 nicht frei von partikularistischen und austrophilen Tendenzen. Ihr sächsischer Zweig, die 1866 gegründete Sächsische Volkspartei, bestand vorwiegend aus Arbeitern und entwickelte sich unter dem Einfluß von Wilhelm Liebknecht und August Bebel in sozialistischer Richtung. Der Hauptteil dieser Partei schloß sich nach seiner Trennung von den kleinbürgerlichen Demokraten im August 1869 der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (Eisenacher) an. 93 140 Jacob Audorf, „Lied der deutschen Arbeiter" (Arbeitermarseillaise). Der Refrain dieses 1864 entstandenen Liedes lautet: „Nicht zählen wir den Feind, nicht die Gefahren all'I Der kühnen Bahn nur folgen wir, die uns geführt Lassalle!" 93 234 141 Im März 1891 wurde bekannt, daß Staatssekretär Bötticher von Bismarck aus dem Weifenfonds - einem aus dem sequestrierten Vermögen des ehemaligen hannoverschen Königshauses gebildeten Fonds, über den Bismarck zur Bestechung der Presse verfügte 360000 Mark zur Bezahlung der Schulden seines Schwiegervaters erhalten habe. Diese Enthüllungen riefen in Regierungskreisen einen Skandal hervor. Der „Vorwärts" veröffentlichte aus diesem Anlaß mehrere Artikel (am 24., 25. und 29.März 1891), die die Korruption der herrschenden Klassen entlarvten. 95 434 142 Bei SeJ an fand am 1./2. September 1870 eine der entscheidenden Schlachten des DeutschFranzösischen Krieges statt, die den Krieg zugunsten Deutschlands entschied. Gemäß dem in Frankfurt am Main am 10.Mai 1871 unterzeichneten Friedensvertrag annektierte Deutschland das Elsaß und den östlichen Teil Lothringens und erhielt eine Kriegskontribution von 5 Milliarden Goldfrancs. Die elsaß-Iothringische Frage war ständig Gegenstand der deutsch-französischen Widersprüche und eine Quelle der Zuspitzung der internationalen Lage. 95 226 143 Hinweis auf die Reichstagsreden der sozialdemokratischen Abgeordneten, vor allem August Bebels, Paul Singers, Wilhelm Liebknechts, im Februar und April 1891 bei der Diskussion über die Gewerbeordnungsnovelle, die ein Teil der von der preußischen Regierung durchgeführten sogenannten „Arbeiterschutzgesetzgebung" war. Die Novelle wurde am 8. Mai 1891 gegen die Stimmen der sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten angenommen. Bebel gab in seinem Artikel „Die Gewerbeordnungs-Novelle", der in der „Neuen Zeit", 9.Jg. 1890/91. 2.Bd., Nr.37, 38 und 39 veröffentlicht wurde, eine umfassende Kritik des Gesetzes sowie eine Analyse der Forderungen, die die Sozialdemokratische Partei Deutschlands im Zusammenhang mit der Diskussion der Gewerbeordnungsnovelle erhoben hatte. 95 144 Friedrich II., „Aus der Instruction für die Generalmajors von der Cavallerie" (14. August 1748). In; „Die Werke Friedrichs des Großen". Sechster Band, S.310. 95 145 August Bebel hatte Engels in seinem Brief vom 25. April 1891 über den Stand der Arbeiterbewegung in Deutschland, vor allem über den Ruhrbergarbeiterstreik (siehe Anm. 132),
berichtet. Bebel hielt den Zeitpunkt dieses Streiks wegen der Wirtschaftskrise, der mangelhaften Organisiertheit der Bergarbeiter und der Provokationsabsichten der Unternehmer für sehr ungünstig. Angesichts einer möglichen Polizeiprovokation, die am Vorabend des l.Mai besonders gefährlich war, hatte der Parteivorstand die Bergarbeiter vor vorzeitigen Aktionen gewarnt. 95 146 Der Liller Kongreß der französischen Arbeiterpartei vom 11./12, Oktober 1890 revidierte die Parteistatuten, wählte den Nationalrat für 1891 und bestätigte den „Socialiste" als offizielles Parteiorgan. Der Kongreß beschloß, am l.Mai 1891 für den Frieden zu demonstrieren und auf öffentlichen Arbeiterversammlungen Delegierte für eine Pariser Deputation an die Kammer zu wählen. Der Kongreß der französischen Gewerkschaften (Syndikate) in Calais, der vom 13. bis 18. Oktober 1890 stattfand, schloß sich der Resolution des Liller Kongresses über die Maidemonstration an. 96 102 466 147 Engels nahm an der Londoner Maidemonstration und am Meeting vom 3. Mai 1891 als Korrespondent der „Neuen Zeit" teil. Das geht aus seiner Pressekarte hervor, die erstmalig im vorliegenden Band, S.99 veröffentlicht wird. 98 148 Die erwähnte Ankündigung der Social Democratic Federation erschien in der „Justice" vom 2. Mai 1891 unter der Überschrift „Eight hours' demonstration, sunday May 1891". 101 149 The Strand - große Straße im Westen Londons entlang der Themse. 101 150 „The Daily Chronicle" vom 4. Mai 1891 veröffentlichte einen Bericht über den Verlauf der Londoner Maidemonstration und des Meetings am 3. Mai 1891.102 151 Gemeint ist die Deutsch-Freisinnige Partei; sie bildete sich 1884 durch eine Fusion der Fortschrittspartei (siehe Anm.219) mit dem linken Flügel der Nationalliberalen (siehe Anm. 341). Diese Partei vertrat die Interessen der liberalen Bourgeoisie und des Kleinbürgertums, wandte sich gegen die Sozialdemokratie und bezog in verschiedenen Fragen eine oppositionelle Haltung zur Bismarckregierung. 102 152 In Fourmies, einer Stadt im Norden Frankreichs, hatte Militär auf die Teilnehmer der Maidemonstration 1891 geschossen. Die Demonstranten hatten gegen die Verhaftung einiger Teilnehmer der Demonstration vor dem Rathaus der Stadt protestiert. Auf die Demonstranten wurde ohne Warnung das Feuer eröffnet; 30 Menschen wurden verwundet und 10 getötet, unter ihnen Frauen und Kinder (siehe auch Anm. 160). Zur Verfolgung der Sozialisten nach den Vorfällen in Fourmies siehe Anm. 191. 104 211 215 153 Paul Lafargue hatte Engels am 18.Mai 1891 mitgeteilt, daß er einen Brief an „Le Temps" gesandt habe. Darin wies er nach, daß die Auszüge aus seinen und Culines Reden, die „Le Temps" am 24.Mai 1891 vom „Observateur d'Avesnes" übernommen hatte, nicht dem wahren Wortlaut entsprachen. Lafargues Brief erschien nicht in „Le Temps"; er wurde am 27.Mai 1891 in „Le Socialiste" veröffentlicht. 105 154 Engels meint wahrscheinlich den Generalstreik der belgischen Bergarbeiter, der in den ersten Maitagen 1891 in Charleroi, Liege, Möns, der Borinage und in anderen Industriezentren Belgiens begann. Die Hauptforderungen der Streikenden waren: Einführung des allgemeinen Wahlrechts, Einführung des Achtstundentags und Lohnerhöhung. Am Streik nahmen mehr als 100 000 Häuer, aber auch Hüttenarbeiter teil. In einigen Bezirken kam es zu Zusammenstößen zwischen den Streikenden und Regierungstruppen. Trotz der Unterstützung durch die Bergarbeiter verschiedener Länder endete der Streik mit einer
Niederlage der Arbeiter. Der Kampf um das allgemeine Wahlrecht wurde jedoch auch in den folgenden Jahren fortgesetzt; es wurde in Belgien am 12. April 1893 eingeführt. 105 156 Georges-Benjamin Clemenceau hatte in der Debatte der Deputiertenkammer über die Amnestie für die Verurteilten vom l.Mai (siehe Anm. 152) eine deklamatorische Rede über den „Vierten Stand" gehalten. 105 156 In Dublin fand am 17.Mai 1891 der zweite Kongreß der National Union of Gasworkers and General Labourers of Great Britain and Ireland (siehe Anm.67) statt. An seiner Vorbereitung und Durchführung waren Eleanor Marx-Aveling und Edward Aveling maßgeblich beteiligt. Der Kongreß beschloß, daß der Verband auf dem bevorstehenden Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongreß in Brüssel (siehe Anm. 107) vertreten sein solle; als Delegierte wurden Eleanor Marx-Aveling und William Thorne gewählt. 105 112 144 167 Der englische Sozialist Robert Cunninghame-Graham wurde wegen seiner Teilnahme an der Maidemonstration der französischen Arbeiter und an den Protestversammlungen gegen das Blutbad in Fourmies (siehe Anm. 152) aus Frankreich ausgewiesen. „Pere Duchesne" war eine in der französischen revolutionären Publizistik Ende des 18. und im 19. Jahrhundert weit verbreitete Gestalt. Unter der Bezeichnung „Pere Duchesne" erschienen: zu verschiedenen Zeiten politisch-satirische Zeitungen, die sich durch einen derb volkstümlichen, zeitweise groben Ton gegenüber dem Gegner auszeichneten. 106 158 Das Attentat auf den russischen Thronfolger, den späteren Zaren Nikolaus II., erfolgte am 11. Mai 1891 während seines Besuchs in Japan. 106 168 Seinem Brief an Engels vom 18. Mai 1891 hatte Paul Lafargue einen an ihn gerichteten Brief von Henri Rav£ beigefügt. 106 160 Paul Lafargue berichtete Engels in seinem Brief vom 21.Mai 1891 ausführlich über die Beschießung der Maidemonstration in Fourmies (siehe Anm. 152); er schrieb ü. a.: „... auf dem Platz befanden sich Abteilungen vom 145. und vom 84.Regiment; nicht nur das 84. hat nicht gefeuert, sondern die Offiziere, die es abgelehnt hatten, den Befehl an die Soldaten weiterzugeben, haben verlangt, daß man die Patronentaschen ihrer Leute inspiziert, um zu demonstrieren, daß alle Patronen unberührt waren... Die Soldaten vom 145.Regiment sagen, daß sie in die Luft geschossen haben; tatsächlich sind eine große Anzahl von Kugeln in den gegenüberliegenden Häusern in großer Höhe zu finden; und die meisten Verletzungen stammen von den Revolvern der Offiziere." 107 161 Engels schrieb diese Zeilen auf seine Visitenkarte. 110 162 Franz Mehring, „Kapital und Presse. Ein Nachspiel zum Falle Lindau", Berlin 1891.110 163 Der Parteitag der deutschen Sozialdemokratie in St. Gallen fand vom 2. bis 6. Oktober 1887 statt. 79 Delegierte berieten über die Politik und dieTaktik der Partei seit dem Kopenhagener Kongreß 1883 sowie über die künftigen Aufgaben. Der Parteitag befaßte sich u.a. mit der Tätigkeit der sozialdemokratischen Abgeordneten im Reichstag und in den Landtagen. In den Beschlüssen wurde betont, daß bei der parlamentarischen Tätigkeit besondere Aufmerksamkeit der Kritik an der Regierung und der Agitation für die Prinzipien der Sozialdemokratie zu widmen ist. Scharfe Kritik wurde an den opportunistischen Kräften der Reichstagsfraktion geübt. Den ehemaligen Abgeordneten Bruno Geiser und Louis Viereck wurde das Recht aberkannt, Vertrauensstellungen innerhalb der Partei zu bekleiden. Der Parteitag zog das Fazit aus der bisherigen politisch-ideologischen Entwick
lung der Partei und beschloß die Ausarbeitung eines neuen Programms. Der Parteitag zeigte, daß sich der Marxismus in der deutschen Arbeiterbewegung immer entschiedener durchsetzte und die opportunistischen Kräfte weiter zurütkgedrängt wurden. III 164 184 Hinweis auf die amerikanische Ausgabe des ersten Bandes von Marx* „Kapital", die ohne Wissen von Engels 1890 in New York erschienen war. Hermann Schlüter hatte Engels am 11.Mai 1891 dazu geschrieben: „Die Auflage betrug 5000, und dieselbe ist jetzt vergriffen. Mit dieser wunderbar raschen Verbreitung des Buches hat es folgende Bewandtnis. Der Herausgeber ließ ein Zirkular drucken und verschickte dasselbe an alle Bankbeamten der United States. In diesem Zirkular war gesagt, daß das Buch von Marx erschienen, aus welchem man lernen könne, ,how to accumulate capital', und die Geldmenschen, die das Geheimnis der Aufhäufung des Kapitals auch gerne kennen möchten, sandten schleunigst ihre Bestellung an den schlauen Yankee-Herausgeber." 112 165 Adolf Fleischmann, „Rechtszustände in Ost-Afrika." In: „Das Ausland", vom 20. und 27. Oktober 1890. 113 166 Engels' Vorwort zur vierten Auflage seines Buches „Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats" wurde bereits vor dem Erscheinen dieser Auflage in der „Neuen Zeit", 9.Jg. 1890/91. 2.Bd„ Nr.41, unter folgendem Titel veröffentlicht: „Zur Urgeschichte der Familie (Bachofen, McLennan, Morgan)." 113 116 119 132 150 167 Karl Kautsky führte 1891 in der „Neuen Zeit" mit dem Arzt Ferdinand Simon eine Polemik über den Kampf gegen den Alkoholismus unter den Arbeitern. 114 168 Gemeint ist die Ausarbeitung des neuen Parteiprogramms der deutschen Sozialdemokratie, mit der der Parteivorstand durch Beschluß des Parteitags in Halle (Oktober 1890) beauftragt worden war (siehe auch Anm. 184). 114 169 Der Streik der Omnibus- und Straßenbahnfahrer und -Schaffner in London fand vom 7. bis 13, Juni 1891 statt. Die Streikenden forderten vor allem die Herabsetzung der Arbeitszeit auf 12 Stunden und Lohnerhöhung. Der Streik endete mit einem Sieg der Arbeiter; es gelang ihnen, ihre Forderung nach Verkürzung der Arbeitszeit auf 12 Stunden durchzusetzen. 115 170 Auguste Bebel, „La femme dans le passe, le präsent et l'avenir". Traduction franjaise par Henri Rav£. Paris 1891. 116 171 Marais (SumpO - aristokratisches Stadtviertel von Paris. 117 172 In der Nähe des Maitland Parks, in Maitland Park Road Nr.41, lebte Karl Marx mit seiner Familie seit März 1875 bis zu seinem Lebensende. 118 173 Engels konnte seine Absicht, die Briefe Ferdinand Lassalles an Marx und Engels herauszugeben, nicht mehr verwirklichen. Sie wurden 1902 von Franz Mehring unter dem Titel veröffentlicht: „Briefe von Ferdinand Lassalle an Karl Marx und Friedrich Engels 1849 bis 1862." In: „Aus dem literarischen Nachlaß von Karl Marx, Friedrich Engels und Ferdinand Lassalle", herausgegeben von Franz Mehring. Vierter Band..Stuttgart 1902. 118 125 174 Pasquale Martignetti hatte am 30. Mai 1891 einen an ihn gerichteten Brief Antonio Labriolas an Engels gesandt. Labriola hatte in diesem Brief seine Bereitschaft erklärt, Martignettis italienische Übersetzung von Marx' „Lohnarbeit und Kapital" (siehe Band 6 unserer Ausgabe, S.397-423) zu überprüfen, und gebeten, ihm das Manuskript zu übersenden. 120
1,5 Der vorliegende, als Entwurf erhalten gebliebene Brief wurde zum erstenmal mit geringfügigen Änderungen in der „Arbeiter-Zeitung" vom 3. Juli 1891 als Grußadresse an den 2.Parteitag der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs veröffentlicht (siehe Band 22 unserer Ausgabe, S.223). 121 176 Der 2.Parteitag der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs fand in Wien vom 28.-30. Juni 1891 statt. An ihm nahmen 193 Delegierte teil. Auf dem Parteitag wurden folgende Fragen diskutiert: Die Tätigkeit der Partei, die Bewegung für das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht, die Feier des 1. Mai, die Teilnahme der Partei am Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongreß 1891 in Brüssel, die Gewerkschaften, der Fortgang der sog. Sozialreform in Österreich und andere. Als das Zentralorgan der Partei, die „Arbeiter-Zeitung", am 3. Juli 1891 in dem Leitartikel „Unser Parteitag zu Wien" die Bilanz des Parteitages zog, stellte es fest, daß die österreichische Sozialdemokratie mit ihrem Parteitag zufrieden sein könne, auf ihm seien der internationale Charakter der Partei sowie die Klarheit und Einigkeit in taktischen Fragen deutlich in Erscheinung getreten. 121 177 In Hainfeld (Niederösterreich) hatte vom 30. Dezember bis I.Januar 1889 der Einigungsparteitag stattgefunden, auf dem 73 Delegierte die Sozialisten fast aller Landesteile Österreichs vertraten. Der Parteitag hatte große Bedeutung für die weitere Entwicklung der sozialistischen Bewegung in Österreich. Auf ihm wurde die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Österreichs geschaffen und als Programm eine „Prinzipienerklärung" angenommen, die sich im wesentlichen auf die Thesen des „Manifests der Kommunistischen Partei" stützte. 121 178 In Österreich waren 1884 Ausnahmeverfügungen gegen die Sozialisten sowie das sog. Anarchistengesetz erlassen worden. Auf Grund dieser Gesetze wurden die sozialistischen und Gewerkschaftsorganisationen und ihre Presseorgane polizeilichen Verfolgungen und Verboten unterworfen und ihre Führer des Landes verwiesen. Im Juni 1891 sah sich jedoch die Regierung Taaffe unter dem Druck der anwachsenden Streikbewegung und der Massenaktionen der österreichischen Arbeiter zu den Maifeiern von 1890 und 1891 gezwungen, die Ausnahmeverfügungen und das Anarchistengesetz aufzuheben. Uber das Sozialistengesetz in Deutschland siehe Anm.53. 121 178 Auf dem Briefentwurf ist in Engels' Handschrift verzeichnet: An Adler. Zum II. östr. Parteitag. 121 180 Vom 26.Juni bis 24. August 1891 weilte Engels (mit Unterbrechungen) in Ryde (Insel Wight) zur Erholung. Er wohnte bei Mary Ellen Rosher, der Nichte seiner verstorbenen Frau. Carl Schorlemmer und George Julian Harney besuchten ihn hier. 122 125 128 142 145 149 232 257 181 Paul Lafargue teilte Engels in seinem Brief vom 25. Juni 1891 mit, daß ein Gerichtsverfahren gegen ihn (siehe auch Anm. 191) laufe. Er gab seiner Hoffnung Ausdruck, daß dieser Prozeß eine neue Erregung der öffentlichen Meinung hervorrufen und seine Wahl in die Deputiertenkammer fördern werde. 122 18S „The Star" vom 23. Juni 1891 veröffentlichte in der Rubrik „The International Labor Congress" einen Brief des englischen Sozialisten Arthur Field. Field erklärte hierin, der Sekretär der französischen Arbeiterpartei für internationale Verbindungen, Paul Lafargue, habe ihn ermächtigt, den englischen Arbeiterorganisationen alle Einzelheiten zur Vorbereitung des Brüsseler Kongresses (siehe Anm. 107) zu erläutern. Daraufhin erschien am
25. Juni 1891 in der gleichen Zeitung eine Antwort von Herbert Burrows. Er erwiderte Field, daß ein Sekretär der französischen Arbeiterpartei nicht das Recht habe, sich mit Fragen eines von den Possibilisten einberufenen Kongresses zu befassen. 122 183 Engels überarbeitete in dieser Zeit das zweite Kapitel seiner Schrift „Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats" für die vierte Auflage (siehe auch Anm. 76). 125 184 Am 18. Juni 1891 hatte Richard Fischer im Auftrage des sozialdemokratischen Parteivorstandes folgende Materialien an Engels zur Begutachtung übersandt: den ersten von Wilhelm Liebknecht verfaßten Programmentwurf, den Gegenentwurf von August Bebel, den zweiten Entwurf Liebknechts, der auf Grund von Bebels Gegenentwurf verfaßt wurde, und schließlich den eigentlichen Entwurf des Parteivorstandes, der als Ergebnis der Diskussionen auf mehreren Sitzungen des Parteivorstandes entstanden und bestätigt worden war. Dieser bestätigte interne Programmentwurf wurde laut Beschluß des Parteivorstandes außer Engels auch anderen Führern der sozialistischen und Arbeiterbewegung sowie den Mitgliedern der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion zur Durchsicht übersandt. Engels unterzog diesen Entwurf einer ausführlichen kritischen Analyse (siehe „Zur Kritik des sozialdemokratischen Programmentwurfs 1891", Band 22 unserer Ausgabe, S. 225 - 240). In seiner Kritik konzentrierte er sich auf dasProblem des Kampfes um die demokratische Republik und das Problem der Eroberung der politischen Macht durch die Arbeiterklasse. Er griff schonungslos die opportunistischen Kräfte in der Partei an. Gleichzeitig zeigte er die in diesem Entwurf zutage getretenen Unklarheiten Bebels und Liebknechts in der Staatsfrage auf. Engels' Kritik wurde sehr ernst genommen. War im internen Programmentwurf des Parteivorstandes die Forderung auf die Erkämpfung der demokratischen Republik nicht enthalten, so stand in dem im „Vorwärts" vom 4. Juli 1891 veröffentlichten offiziellen Entwurf die Forderung nach der „Selbstverwaltung des Volks im Reich, Staat,Provinz und Gemeinde". Nach der Veröffentlichung des offiziellenProgrammentwurfs entfaltete sich eine breite Programmdiskussion auf über 400 Volks- und Parteiversammlungen, im „Vorwärts" und in der „Neuen Zeit", wobei nicht nur einzelne Vorschläge und Änderungen, sondern auch neue Programmentwürfe vorgelegt wurden. Auch die Redaktion der „NeuenZeit" schlug einen neuenProgrammentwurf vor (sieheAnm. 223). Engels gab zum Entwurf der Redaktion der „Neuen Zeit" einige kritische Hinweise, hielt ihn aber für insgesamt besser als den offiziellen Entwurf (siehe vorl. Band, S. 156). Er unterstützte Bebels Absicht, diesen Entwurf auf dem Erfurter Parteitag (siehe Anm. 226) zu befürworten (siehe vorl. Band, S.156 und 163). Über das auf dem Erfurter Parteitag beschlossene Programm siehe Anm.253. 125 129 163 233
185 Georg von Vollmar hatte am 1. Juni 1891 in München in einer öffentlichen Parteiversammlung über die Aufgaben und Taktik der Sozialdemokratie unter dem sog. Neuen Kurs der Regierung Caprivi gesprochen. In dieser berüchtigten „Eldorado-Rede", so genannt nach dem Münchner Lokal „Eldorado", wo die Versammlung stattfand, faßte Vollmar die Auffassungen der Opportunisten zusammen und versuchte der Partei die Taktik einer Zusammenarbeit mit den herrschenden Klassen in Fragen der Innen- und Außenpolitik, insbesondere im Falle eines Krieges mit Rußland, aufzuzwingen. Er forderte eine Taktik, die eine langsame reformerische Umgestaltung der Gesellschaft herbeiführen solle. Vollmars opportunistische Forderungen liefen auf die Aufgabe der revolutionären Grundpositionen der Sozialdemokratie, auf eine Aussöhnung der Arbeiterklasse mit dem preußisch-deutschen Militärstaat und der kapitalistischen Gesellschaftsordnung hinaus.
Vollmars Rede, die die Zustimmung der bürgerlichen Presse erhielt, rief in der Partei heftige Kritik hervor und wurde auf dem Erfurter Parteitag (siehe Anm.226) entschieden verurteilt. 126 136 162 186 Der „Vorwärts" veröffentlichte am 1. Juli 1891 eine offizielle Erklärung des Parteivorstandes vom 30.Juni 1891, in der Georg von Vollmar das Recht abgesprochen wurde, im Namen der Partei zu sprechen. 126 187 Die „Justice" veröffentlichte am 27. Juni 1891 Ernest Beifort Bax' Artikel „The German party - its misfortunes and its faults". Darin warf Bax, der sich auf die Rede Georg von Vollmars (siehe Anm. 185) bezog, der deutschen Sozialdemokratie chauvinistisches Verhalten vor. 126 188 In den ersten Beitrag einer Artikelserie von Clara Zetkin über „Die Frage des Arbeitsschutzes für Frauen", der in der „Arbeiterin" vom 6.Juni 1891 erschien, hatten sich einige Druckfehler eingeschlichen. So forderten in diesem Artikel statt der „Wäscherinnen" die „Wöchnerinnen" eine Verkürzung ihrer Arbeitszeit. Karl Kautsky hatte Engels diese Nummer der „Arbeiterin" übersandt. 126 189 Conrad Schmidt schilderte Engels in seinem Brief vom 18. Juni 1891 die Schwierigkeiten, die ihm der Professor der politischen Ökonomie an der Züricher Universität, Julius Wolf, bei seiner Bewerbung als Universitätsdozent bereitete. Hauptgrund für Wolfs ablehnende Haltung war Schmidts ehemalige Tätigkeit als Redakteur an der sozialdemokratischen „Berliner Volks-Tribüne". 128 190 Vgl. Georg Wilhelm Friedrich Hegel, „Wissenschaft der Logik", Erster Teil, Zweite Abteilung. In: Werke. Vollständige Ausgabe durch einen Verein von Freunden des Verewigten, 4. Band, Berlin 1834, S. 15, 75 und 146. 129 191 Nach den Ausschreitungen des Militärs bei der Maidemonstration in Fourmies (siehe Anm. 152) begann die französische Regierung, die sich der Verantwortung dafür entziehen wollte, die Sozialisten zu verfolgen. Sie beschuldigte sie der Aufwiegelei und Mordhetze. Paul Lafargue wurde wegen einer am 11 .April 1891 in Wignehies gehaltenen Rede, in der er die Arbeiter angeblich aufgefordert haben sollte, die Waffen gegen ihre Fabrikherren zu richten, vor Gericht zitiert. Auch Culine, der Sekretär der sozialistischen Organisation in Fourmies, wurde verhaftet. Das Geschworenengericht in Douai (Departement Nord), das am 4. Juli 1891 tagte, verurteilte Lafargue zu einem Jahr Gefängnis und zu einer Geldstrafe von 100 Francs. Culine erhielt 6 Jahre Zuchthaus. Als Antwort auf dieses Schandurteil unternahm Paul Lafargue mit Jules Guesde im Juli 1891 eine Agitationsreise nach dem Norden Frankreichs; sie hielten in einer Reihe von Städten (Wignehies, Fourmies, Lille, Roubaix u. a.) Reden zum Thema „Dermoderne Sozialismus. Antwort auf eine Anklage". Ihre Reden fanden starken Widerhall. Auf den Versammlungen wurden Resolutionen gefaßt, die das Urteil verwarfen und seine Aufhebung forderten. (Vgl. auch Anm.205.) 131 136 177 192 Der Streif der Omnibus- und Straßenbahnfahrer und -Schaffner in Paris, an dem etwa 7000 Arbeiter teilnahmen, fand vom 25. bis 27. Mai 1891 statt. Die Streikenden forderten u.a. eine Verkürzung des Arbeitstages auf 12 Stunden, Lohnerhöhung, die Anerkennung der Syndikatskammer und die Wiedereinstellung aller Arbeiter, die wegen Teilnahme an der Maidemonstration entlassen worden waren. Nach zwei Tagen wurden die wichtigsten Forderungen der Arbeiter bewilligt, und der Streik endete mit einem vollen Erfolg. Der Innenminister Constans, der nach den Vorfällen in Fourmies (siehe Anm. 152 und 191)
danach trachtete, seine Position wieder zu festigen, veranlaßte die Allgemeine Omnibusgesellschaft, die Forderungen der Streikenden zu bewilligen. 131 193 Am 20. Juni 1891 wandte sich Gustav Vogt mit der Bitte an Engels, das „Kapital" von Marx in einer „volksverständlichen Ausgabe ... bei möglichster Vollständigkeit" herausgeben zu dürfen. Er schrieb, er habe sich mit August Bebel und Wilhelm Liebknecht darüber verständigt. 133 191 Über den Verbleib von Engels* Brief an Richard Fischer ist uns nichts bekannt.Wie aus Fischers Brief vom 25. Juni 1891 hervorgeht, hatte Engels diesen Brief am 24. Juni 1891 geschrieben. 133 196 Es handelt sich um einen Brief des französischen Journalisten Albert Duc-Quercy, den Paul Lafargue seinem Brief vom 10. Juli 1891 an Engels beilegte. 135 196 Engels schickte Laura Lafargue den „Star" vom 27. Juni 1891, in dem ein zweiter Brief von Arthur Field zum Brüsseler Kongreß enthalten war, sowie den „Star" vom 2. Julil 891 mit Herbert Burrows' Antwort (siehe auch Anm. 182). 136 197 Gemeint ist das Zirkular der belgischen Arbeiterpartei vom 17. Juni 1891, das die Einladung zum Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongreß in Brüssel für den 18. August 1891 enthielt; es trug die Unterschrift von Jean Volders. Das Zirkular wurde im „Vorwärts" vom 26.Juni 1891, im „Socialiste" vom I.Juli 1891 sowie in einer Reihe anderer Arbeiterzeitungen veröffentlicht. Mit diesem Zirkular unterwarfen sich die belgischen Sozialisten, die erst die Possibilisten (siehe Anm. 42) unterstützt hatten, völlig den Resolutionen der internationalen Beratung in Halle. Während des Parteitags der deutschen Sozialdemokratie in Halle fand am 16. und 17.0ktober 1890 eine Beratung der ausländischen Gäste mit August Bebel, Wilhelm Liebknecht und weiteren Mitgliedern der deutschen Parteiführung statt. In Übereinstimmung mit den Empfehlungen von Engels nahm die Konferenz eine Resolution über die Durchführung eines vereinigten sozialistischen Kongresses 1891 in Brüssel an. Das vom marxistischen Gründungskongreß der II. Internationale 1889 eingesetzte Schweizer Exekutivkomitee sollte sich mit dem Generalrat der Belgischen Arbeiterpartei darüber verständigen, gemeinsam den Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongreß zum 16. August 1891 nach Brüssel einzuberufen. Zu dem Kongreß sollten alle Arbeiterorganisationen der Welt eingeladen werden. Auch den Possibilisten sollte hiernach die Teilnahme an dem Kongreß offenstehen, sofern sie bereit waren, dessen volle Souveränität anzuerkennen. 136 138
198 Culine, der zusammen mit Paul Lafargue bei dem Prozeß in Douai (siehe Anm. 191) verurteilt worden war, reichte beim Innenminister Constans ein Gnadengesuch ein, wodurch er sich und Lafargue den Kampf um die Aufhebung des unbegründeten Urteils erschwerte. 138 199 Offensichtlich Anspielung auf das in dem Namen Culine enthaltene Wort cul (Hintern). 138 200 Friedrich Adolph Sorge teilte Engels am 14. Juli 1891 mit, daß am Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongreß in Brüssel als Vertreter der Sozialistischen Arbeiter-Partei von Nord-Amerika wahrscheinlich Lucien Sanial und von der American Federation of Labor Samuel Gompers teilnehmen würden. Sorge äußerte die Befürchtung, daß Gompers und Sanial, zwischen denen es ernste Differenzen gab (vgl. Anm.28), auf dem Kongreß ihre Auseinandersetzungen fortsetzen würden. 142
201 Bourses du trdvtdl (Arbeitsbörsen) waren lokale Institutionen in Frankreich, die seit der zweiten Hälfte der achtziger Jahre vorwiegend bei den Stadtverwaltungen der Großstädte geschaffen wurden und aus Vertretern der verschiedenen Gewerkschaften bestanden. Die Arbeitsbörsen befaßten sich mit der Beschaffung von Arbeit für die Arbeitslosen, mit der Gründung neuer Gewerkschaften, der gewerkschaftlichen Schulung der Arbeiter sowie mit dem Streikkampf. Anfangs wurden sie von den staatlichen Organen gefördert und nicht selten finanziell unterstützt, da man sie dazu benutzen wollte, die Arbeiter vom Klassenkampf abzuhalten. Da jedoch die Tätigkeit der Arbeitsbörsen bei der Regierung bald Befürchtungen hervorrief, wurde ihre weitere Ausbreitung von den staatlichen Behörden bekämpft. 1892 wurde auf dem Kongreß in St-£tienne die Föderation der Arbeitsbörsen gegründet, in der jedoch die Possibilisten die führende Rolle innehatten. 142 332 501 202 Engels meint wahrscheinlich die Korrespondenz „Enfin!" in „Le Socialiste" vom 29. Juli 1891. Darin hieß es, daß die Pariser Arbeitsbörse „aus einer Stütze der Possibilisten, die sie bisher gewesen, zu dem werde, wozu sie berufen sei - einer allgemeinen Institution für alle Arbeiter ohne Unterschied der Anschauungen und Organisationen". 142
203 Am 27. Juli 1891 fanden im 1. Gumbinner Wahlkreis (Tilsit) und im 1. Königsberger Wahlkreis (Memel-Heydekrug) Reichstagsnachwahlen statt. In Tilsit waren die sozialdemokratischen Stimmen im Vergleich zu den Reichstagswahlen am 20. Februar 1890 von 119 auf 925 gestiegen; in Memel hatte der sozialdemokratische Kandidat Lorenz 1571 Stimmen erhalten. 144 146 201 Der Bericht war als Broschüre unter dem Titel „Report from Great Britain and Ireland to the delegates of the Brüssels International Congress, 1891", London 1891, erschienen. Eleanor Marx-Aveling hatte ihn im Namen der Gasworkers and General Labourers Union, der Legal Eight Hours and International Labour League, der Bloomsbury Socialist Society und der Battersea Labour League verfaßt. Der Bericht gab einen ausführlichen Überblick über die Entwicklung der Arbeiterbewegung in Großbritannien und Irland seit dem Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongreß in Paris 1889 und schätzte die Tätigkeit der verschiedenen sozialistischen und Arbeiterorganisationen ein. Besonders hob er die Bedeutung der neuen Trade-Unions (vgl. Anm.441) hervor, deren Ziel es war, auch die große Zahl der ungelernten Arbeiter zu organisieren. Dieser Bericht zeugte von dem großen Ansehen, das Eleanor Marx-Aveling in der englischen und der internationalen Arbeiterbewegung hatte. 144
205 Paul Lafargue war im Juli 1891 wegen einer in Wignehies gehaltenen Rede zu einem Jahr Gefängnis und zu einer Geldstrafe von 100 Francs verurteilt worden (siehe auch Anm. 191). Er befand sich von Ende Juli bis zum lO.November 1891 im Pariser Gefängnis Ste-P6lagie in Haft. Auf Grund seiner Wahl in die Deputiertenkammer (siehe Anm. 254) mußte er vorzeitig freigelassen werden. 145 151 172 198
206 Im Juli 1891 fand in Kronstadt der feierliche Empfang eines französischen Flottengeschwaders statt, der zu einer offenen Demonstration der Annäherung zwischen dem zaristischen Rußland und Frankreich wurde. Zur gleichen Zeit wurden diplomatische Verhandlungen geführt, die im August 1892 mit der Unterzeichnung eines französischrussischen Abkommens endeten. Frankreich und Rußland gingen darin die Verpflichtung ein, sich in Fragen der internationalen Politik gegenseitig zu konsultieren und im Falle eines Angriffs auf einen der beiden Partner gemeinsame militärische Aktionen zu unternehmen.
Dieses Abkommen war eine wichtige Etappe bei der Vorbereitung des französisch-russischen Bündnisses von 1893, das sich gegen den Dreibund (siehe Anm.229) herausbildete. 145 162 184 367 398 207 August Bebel und Victor Adler weilten etwa vom 25. bis 27.August 1891 bei Engels in London zu Besuch. Sie besprachen die Ergebnisse des Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongresses in Brüssel (siehe Anm. 107). 147 149 153 205 208 Engels schickte N. F. Danielson Briefe von Marx zurück, die er von Danielson erhalten hatte, um sich eine Abschrift anfertigen zu können (siehe Band 37 unserer Ausgabe, S.414). 148 208 N.F.Danielson hatte Engels in seinem Brief vom l.Mai 1891 statistische Angaben zur Entwicklung des Kapitalismus in Rußland übermittelt. 148 196 210 Vom 8. bis etwa 23.September 1891 reiste Engels mit Mary Ellen Rosher und Louise Kautsky durch Schottland und Irland. 148 154 166 195 257 431 au In seinen Briefen an N. F. Danielson benutzte Engels aus konspirativen Gründen den Namen Percy White Roshers. 148 197 306 368 470 212 Von Laura Lafargue erfuhr Engels in einem Brief vom 3. September 1891, daß das in der „Weekly Dispatch" vom 30. August 1891 erschienene Interview mit Wilhelm Liebknecht von der Pariser Korrespondentin dieses Blattes, Emily Crawford, erfunden war. Im „Vorwärts" vom 4. September 1891 erklärte Liebknecht, daß er während seines Pariser Aufenthaltes mit keinem Korrespondenten eines englischen Blattes zusammengekommen war, also auch keinerlei Interviews gegeben haben konnte. 149 813 Die „Berliner Volks-Tribüne" brachte am 22. und 29.August 1891 in der Beilage einen Originalbericht über den Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongreß in Brüssel (siehe Anm. 107). 150 214 Engels meint den Haager Kongreß der Internationalen Arbeiterassoziation, der vom 2. bis 7. September 1872 stattfand. Der Kongreß beschloß, den Inhalt der Resolution der Londoner Konferenz 1871 über die „Politische Wirksamkeit der Arbeiterklasse" sowie den Beschluß über die Erweiterung der Vollmachten des Generalrats in die Statuten der IAA aufzunehmen. Auf dem Kongreß fand der jahrelange Kampf von Marx und Engels sowie ihrer Anhänger gegen alle Arten des kleinbürgerlichen Sektierertums in der Arbeiterbewegung innerhalb der IAA seinen Abschluß. Die zersetzende Tätigkeit der Anarchisten wurde verurteilt und ihre Führer aus der IAA ausgeschlossen. Die Beschlüsse des Haager Kongresses legten das Fundament für die Entwicklung selbständiger nationaler politischer Parteien der Arbeiterklasse. 150 151 155 215 Der vorliegende Brief wurde unter der Überschrift „Le congres de Bruxelles" mit geringfügigen Kürzungen und redaktionellen Änderungen in „Le Socialiste" vom ^.September 1891 veröffentlicht. In deutscher Übersetzung erschien der Brief im „Vorwärts" vom 16.September 1891 unter der Rubrik „Politische Uebersicht" (siehe Band 22 unserer Ausgabe, S. 241-243). 151 218 citta dolente, fra la perduta genle (in der schmerzensreichen Stadt, unter den verlorenen Leuten) - von Engels gekürzte Verse aus Dante Alighieri, „Die Göttliche Komödie", 3. Gesang. 151 217 Der internationale Kongreß der Possibilisten trat am 14.Juli 1889 in Paris als Gegenkongreß zum Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongreß (siehe Anm.58) zusammen.
Auf dem Possibilistenkongreß waren etwa 550 Delegierte aus 14 Ländern anwesend, die übergroße Mehrzahl waren französische Delegierte. Die Verhandlungen dieses Kongresses hatten keine Bedeutung für die Entwicklung der internationalen Arbeiterbewegung. Der Versuch der Possibilisten, die Führung der internationalen Arbeiterbewegung an sich zu reißen, scheiterte. 151 218 Am 21. August 1891 hatte Ferdinand Domela Nieuwenhuis dem Kongreß im Auftrag der holländischen Sozialisten eine Resolution vorgeschlagen, die vorsah, daß „die Sozialisten aller Länder eine etwaige Kriegserklärung beantworten werden mit einem Aufruf des Volkes zur allgemeinen Arbeitseinstellung". Der Kongreß charakterisierte jedoch diese Resolution als eine „jämmerliche Phrase" und lehnte sie ab. 151 218 Die bürgerlich-linksliberale Fortschrittspartei wurde im Juni 1861 gegründet. Sie forderte in ihrem Programm die Einigung Deutschlands unter preußischer Führung, die Einberufung eines gesamtdeutschen Parlaments und die Bildung eines starken liberalen Ministeriums, das dem Abgeordnetenhaus verantwortlich sein sollte. Ihr rechter Flügel schied nach dem preußischen Sieg über Österreich 1866 aus der Organisation aus und bildete die Bismarck in allen wesentlichen Fragen unterstützende Nationalliberale Partei. Die in der Fortschrittspartei verbleibenden Politiker vertraten vorwiegend die Interessen der Handelsbourgeoisie, der kleineren Unternehmer und des städtischen Kleinbürgertums, wobei in allen entscheidenden Fragen der kleinbürgerliche Flügel unterlag. Mit der Reichseinigung, dem weiteren Aufschwung des Kapitalismus nach 1871 und infolge ihrer erklärten Feindschaft gegen die erstarkende sozialistische Bewegung schwächte sich ihre Opposition gegen das Bismarck-Regime immer mehr ab. Sie begrüßte 1871 die Annexion Elsaß-Lothringens und akzeptierte die halbabsolutistische Reichsverfassung. Anfang der achtziger Jahre errang sie noch einmal parlamentarische Erfolge durch ihre oppositionelle Haltung zur Bismarckschen Schutzzollgesetzgebung, die sie wegen ihrer antisozialistischen Position jedoch nicht auszubauen vermochte. Sie verschmolz 1884 mit dem linken Flügel der Nationalliberalen Partei zur Deutsch-Freisinnigen Partei (siehe Anm. 151). 154
220 Gemeint ist der Kommunistische Arbeiterbildungsverein in London.Er wurde 1840 durch Karl Schapper, Joseph Moll, Heinrich Bauer u. a. Führer des Bundes der Gerechten als Deutscher Bildungsverein für Arbeiter in London gegründet. Nach der Organisierung des Bundes der Kommunisten spielten die Gemeinden des Bundes die führende Rolle in dem Verein. 1847 und 1849/50 nahmen Marx und Engels aktiv an seiner Tätigkeit teil. Im September 1850 traten sie und mehrere ihrer Mitkämpfer aus dem Verein aus, weil er im Kampf zwischen der von Marx und Engels geführten Mehrheit der Zentralbehörde des Bundes der Kommunisten und der sektiererischen, zu abenteuerlichen Taktiken neigenden Minderheit (Willich, Schapper) für die letztere Partei ergriff. Seit Ende der fünfziger Jahre nahmen Marx und Engels erneut aktiven Anteil an der Arbeit des Vereins. Der Kommunistische Arbeiterbildungsverein trat im Januar 1865 als eine der ersten Organisationen der Internationale bei. Mehrere seiner Mitglieder, darunter Friedrich Leßner, Johann Georg Eccarius, Georg Lochner und Karl Pfänder, gehörten dem Generalrat an, wo sie die Linie von Marx unterstützten. Nach Erlaß des Sozialistengesetzes gewannen die Anarchisten starken Einfluß auf den Bund. Der Verein wurde 1918 von der englischen Regierung verboten. 154 186 211 228 231 252 254 262 301 427 458 522 221 Der „Vorwärts" veröffentlichte am 10. September 1891 eine längere Erklärung Edward Avelings, die alle verleumderischen Behauptungen Ferdinand Gilles' zurückwies. Am
11. September veröffentlichte der „Vorwärts" Avelings Mitteilung über die körperliche Züchtigung Gilles". 155 222 Der Jahreskongreß der britischen Trades-Unions in NeuJcastle fand vom 7. bis 12. September 1891 statt. An ihm nahmen 552 Delegierte teil, die etwa 1 300 000 (nach anderen Quellen etwa zwei Millionen) gewerkschaftlich organisierte Arbeiter repräsentierten. Der größere Teil der Delegierten des Kongresses bestand aus Vertretern der neuen Trade-Unions (vgl. Anm.441). Trotz der Versuche der Führer der alten Trade-Unions, die Aufhebung des Beschlusses des vorangegangenen Kongresses über den achtstündigen Arbeitstag zu erreichen, bestätigte der Kongreß in Newcastle mit einer Mehrheit von 232 Stimmen gegen 163 den Beschluß des Kongresses von Liverpool (siehe Anm. 122). Der Kongreß sprach sich für die Teilnahme der Trade-Unions an den bevorstehenden Parlamentswahlen aus. 155 166 423 440 228 Engels bezieht sich auf die in der „Neuen Zeit", 9. Jg. 1890/91.2.Bd., Nr.49-52 veröffentlichte Artikelserie „Der Entwurf des neuen Parteiprogramms", die vier Artikel umfaßte. Verfasser der ersten dreiArtikel war?Karl Kautsky, der vierte (über die Einzelforderungen) war von Eduard Bernstein geschrieben. 156 163 233 224 Gemeint ist Julius Wolfs Arbeit „Das Rätsel der Durchschnittsprofitrate bei Marx", die 1891 in den „Jahrbüchern für Nationalökonomie und Statistik" erschien. Engels gab im Vorwort zum dritten Band des „Kapitals" (siehe Band 25 unserer Ausgabe, S.21-25) eine kritische Einschätzung dieser Arbeit. 157 204 267 225 Engels bezieht sich wahrscheinlich auf seinen Brief vom 17. Oktober 1889 an G>nrad Schmidt (siehe Band 37 unserer Ausgabe, S.290/291). Bei der erwähnten Arbeit von Schmidt handelt es sich um dessen Schrift „Die Durchschnittsprofitrate auf Grundlage des Marx'schen Werthgesetzes". Stuttgart 1889. 157 228 Der Parteitag der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands in Erfurt fand vom 14. bis 21.Oktober 1891 statt. An ihm nahmen 230 Delegierte teil. Auf der Tagesordnung standen folgende Punkte: Rechenschaftsbericht des Parteivorstandes, die Tätigkeit der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion, die Taktik der Partei, Beratung des Entwurfs des neuen Parteiprogramms sowie organisatorische Fragen. In der Diskussion über die Politik und Taktik der Partei setzten sich die Delegierten des Parteitages eingehend mit der opportunistischen Auffassung Georg von Vollmars und den halbanarchistischen Ansichten der „Jungen" auseinander. Die „Jungen" hatten nach Vollmars „Eldorado-Reden" (siehe Anm. 185) erneut versucht, ihre Auffassungen in der Partei durchzusetzen. Neben Wilhelm Liebknecht, Paul Singer, Richard Fischer u.a. setzte sich vor allem August Bebel in zwei grundsätzlichen Reden mit den opportunistischen Auffassungen Vollmars auseinander und verteidigte die marxistische Lehre vom Klassenkampf und Sozialismus. Bebel wies entschieden die außenpolitische Konzeption Vollmars zurück, der behauptet hatte, daß der Dreibund (siehe Anm.229) ein Instrument des Friedens sei. Einstimmig billigten die Delegierten des Parteitages die von Bebel vorgeschlagene Resolution zur Politik und Taktik der Partei, die sich gegen die rechte und die linke Abweichung richtete. Im wichtigsten Satz der Resolution wurde betont, „daß die Eroberung der politischen Mächt das erste und Hauptziel ist, nach der jede klassenbewußte Proletarierbewegung streben muß". Ferner verlangte die Resolution von allen Parteimitgliedern die Einhaltung der Parteibeschlüsse und forderte, im Sinne des Partei
Programms zu wirken und stets „das ganze und letzte Ziel der Partei" im Auge zu behalten. Damit war den Opportunisten eine entschiedene Abfuhr erteilt worden. Die Wortführer der „Jungen", Wilhelm Werner und Carl Wildberger, wurden aus der Partei ausgeschlossen, weil sie sich den Parteitagsbeschlüssen nicht unterwerfen wollten. Vollmar und seine Anhänger wurden isoliert und gingen zum Rückzug über. Sie erklärten sich mit den Beschlüssen des Parteitages einverstanden und stimmten sogar der Resolution über die Politik und Taktik der Partei zu. Sie vertraten aber in Wahrheit weiterhin ihre opportunistischen Auffassungen in der Partei. Zum Höhepunkt des Parteitages wurde die Annahme des neuen Parteiprogramms. Berichterstatter war Liebknecht. Die Diskussion über die Strategie und Taktik hatte im wesentlichen die Diskussion über das Programm bereits vorweggenommen. Liebknecht begründete den von der Programmkommission mit geringfügigen Änderungen vorgeschlagenen Programmentwurf der Redaktion der „Neuen Zeit". Dieser Programmentwurf wurde einstimmig als definitives Programm der Partei bestätigt (siehe Anm.253). Der Parteitag war mit der Annahme des Programms und der Resolution zur Taktik eines der wichtigsten Ereignisse in der Entwicklung der Partei und hatte große Bedeutung für die weitere Entwicklung der sozialistischen Bewegung. 157 172 176 180 183 185 190 193 194 201 205 233 269 458
221 Engels geht im vorliegenden Brief auf August Bebels Artikel „Die russische Anleihe" ein, der im „Vorwärts" vom 27.September 1891 erschienen war. Bebel charakterisierte darin die russische Anleihe vom September 1891 (siehe Anm.228) als eine Kriegsanleihe. 159
228 Im September 1891 nahm Rußland in Frankreich eine dreiprozentige Anleihe in Höhe von 125 Millionen Goldrubel (500 Millionen Francs) auf. Anfangs hatte die Anleihe großen Erfolg - die Summe von 125 Millionen wurde 71/2mal überzeichnet. Infolge eines rapiden Kurssturzes der russischen Wertpapiere an den europäischen Börsen, der durch die Zuspitzung der ökonomischen Lage Rußlands im Zusammenhang mit der Hungersnot von 1891 hervorgerufen wurde, begannen jedoch die Zeichner der Anleihe sich zu weigern, die Obligationen aufzunehmen. Um einem endgültigen Zusammenbruch der Anleihe vorzubeugen, mußte die russische Regierung daher einen Teil der Obligationen aufkaufen. Die Anleihe wurde schließlich nur mit etwa 96 Millionen Rubel realisiert. 159 213 221 226 367
829 Dreibund- aggressiver militärisch-politischer Block, dem Deutschland, Österreich-Ungarn und Italien angehörten und der gegen Frankreich und Rußland gerichtet war. Er wurde endgültig 1882 gebildet durch den Anschluß Italiens an das österreichisch-deutsche Militärbündnis, das 1879 geschlossen worden war. Die Bildung des Dreibunds war der Ausdruck der Spaltung Europas in zwei große feindliche Lager. Die sich verschärfenden Widersprüche zwischen den beiden imperialistischen Staatenblocks führten schließlich zum imperialistischen Weltkrieg 1914-1918. Bei Kriegsbeginn trat Italien aus dem Bund aus und schloß sich 1915 den gegen Deutschland und Österreich-Ungarn kämpfenden Großmächten an. 160 226 230 Ersatzreserve wurde im preußischen Heer nach dem „Reichs-Militärgesetz" vom 2. Mai 1874 der Teil der Reserve genannt, der aus Personen des einberufenen Jahrgangs bestand, die in Friedenszeiten aus den verschiedensten Gründen einen Aufschub des regulären Militärdienstes erhielten; die Zugehörigkeit zur Ersatzreserve belief sich auf 12 Jahre. Die Ersatzreserve diente zur Auffüllung der Armee bei der Mobilmachung. 161
39 Marx/Engelj, Werke, Bd. 38
231 Landsturm - in den Jahren 1813/14 in Preußen entstandenes militärisches Aufgebot. Nach dem Gesetz vom 1 I.Februar 1888 gehörten alle Wehrpflichtigen im Alter von 17 bis zu 45 Jahren, die nicht im Heer oder in der Marine gedient hatten, zum Landsturm. Der Landsturm sollte nur aufgeboten werden, wenn Kämpfe mit gegnerischen Armeen auf dem Territorium des Reichsgebietes stattfinden würden. Er konnte ferner zur Ergänzung des Heeres und der Marine herangezogen werden. 161 232 In seinem Brief an Engels vom 12.September 1891 schlug August Bebel - für den Fall, daß Rußland einen Krieg beginnen sollte - vor: „Gleichzeitig hätten wir eine Proklamation an das französische Volk zu erlassen, worin wir ihm abraten, gemeinsame Sache mit Rußland zu machen... Wir müßten weiterhin erklären, daß, wenn Frankreich dennoch mit Rußland gemeinsame Sache machte, wir auch gezwungen seien, gegen Frankreich zu kämpfen, das durch diesen seinen Bund mit Rußland der Barbarei und der Unterdrückung Handlangerdienste leiste." 161 233 Hinweis auf Eduard Bernsteins Artikel „Briefe aus England", enthalten in: „Die Neue Zeit", 9. Jg. 1890/91. 2.Bd., Nr.50. Bernstein unterzog darin die Politik des Dreibunds (siehe Anm.229) und die Stellung Deutschlands in diesem Block einer Kritik. 162 234 Es handelte sich um eine Erbschaftsangelegenheit zwischen Cuno und dem Notar Leibfried aus Luxemburg. 163 170 235 Eduard Bernstein hatte in der Einleitung zur Gesamtausgabe der Reden und Schriften Ferdinand Lassalles (vgl. Anm.80) zu seinen Ausführungen über Lassalles Krankheiten in einer Fußnote bemerkt: „Wahrscheinlich Syphilis." 163 170 234 236 August Bebel hatte Engels in seinem Brief vom 29.September 1891 mitgeteilt, daß man übereingekommen sei, die sechs Leitartikel für den „Vorwärts" pro Woche von folgenden Personen schreiben zu lassen: je einen von August Bebel, Ignaz Auer, Gustav Keßler, zwei von Bruno Schoenlank und einen von Wilhelm Liebknecht. Dadurch sollte die weitere Mitarbeit von Bruno Geiser und Wilhelm Bios unterbunden werden. 164 237 Anspielung auf Gertrud Guillaume-Schack. Sie stieß in den achtziger Jahren von der bürgerlichen Frauenrechtsbewegung zur sozialistischen Arbeiterinnenbewegung, in der sie in Berlin zeitweise führend wirkte. Später wandte sie sich dem Anarchismus zu. 164 238 Die Sozialistische Arbeiter-Partei von Nord-Amerika (siehe Anm.25) hatte 1891 ohne Engels' Wissen seine Arbeit „Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft" in der Wochenzeitung „The People" veröffentlicht. Wie aus Friedrich Adolph Sorges Briefen an Engels vom 9. und 12. Oktober 1891 hervorgeht, wurde Engels' Schrift von De Leon und H.Vogt (offensichtlich nach der deutschen Ausgabe von 1883) übersetzt; sie sollte auch als Broschüre erscheinen. 166 183 239 Wie Laura Lafargue in ihrem Brief vom 23.September 1891 Engels mitgeteilt hatte, beabsichtigte die französische Arbeiterpartei (siehe Anm. 60), Paul Lafargue in Lille, wo der : Abgeordnete Werquin verstorben war, als Kandidaten für die Deputiertenkammer aufzustellen. Dadurch würde Lafargue die Möglichkeit erhalten, für eine gewisse Zeit aus dem Gefängnis herauszukommen, um eine Wahlreise in den Norden Frankreichs zu unternehmen. Mit seiner Wahl in die Deputiertenkammer am 8.November 1891 begann die parlamentarische Tätigkeit Paul Lafargues (siehe Anm.254). 167 168 170 176 240 Am 23.September 1891 hatte sich Laura Lafargue im Auftrag der Führung der französischen Arbeiterpartei (siehe Anm. 60) mit der Bitte an Engels gewandt, einen Artikel für
den „Almanach du Parti Ouvrier pour 1892" zu schreiben; gleichzeitig teilte sie ihm mit, daß Jules Guesde und Paul Lafargue als Thema des Artikels „Dar Fortschritt des Sozialismus in Deutschland" vorgeschlagen hatten. Engels entsprach dieser Bitte. Der von ihm verfaßte Artikel erschien Anfang Dezember 1891 im „Almanach". Wenig später übersetzte ihn Engels für die „Neue Zeit" ins Deutsche, wobei er dem Artikel eine kleine Einleitung vorausschickte und einen zusätzlichen Schlußteil schrieb. Der Artikel wurde im Februar 1892 in der „Neuen Zeit" unter dem Titel „Der Sozialismus in Deutschland" veröffentlicht (siehe Band 22 unserer Ausgabe, S. 245 -260). 168 176 177 181 187 192 201 245 249 398 241 Gemeint ist die Wiener „Arbeiterinnen-Zeitung". Sie erschien ab I .Januar 1892. In ihrer ersten Nummer wurden die Artikel „Ein Gruß aus Frankreich" von Laura Lafargue und „Aus England" von Louise Kautsky veröffentlicht; am 5. Februar 1892 erschien der Artikel „Wie sollen wir organisiren?" von Eleanor Marx-Aveling. 169 249 242 JW.P. - gebräuchliche Abkürzung für Member of Parliament (Parlamentsmitglied), mit der Louise Kautsky hier auf Paul Lafargues Kandidatur für die Deputiertenkammer in Lille (siehe Anm.239) anspielt. Laura Lafargue schrieb in ihrem Brief an Engels vom 16.Oktober 1891 scherzhaft, daß in Frankreich M.P. „membre de Pelagie" bedeute, d.h. Häftling im Pariser Gefängnis Ste-Pelagie, wo Lafargue inhaftiert war. 169 192 208 243 Am 8.Oktober 1891 veranstalteten die demokratischen Kräfte in Marseille eine Massendemonstration gegen Jean-Antoine-Ernest Constans, der sich mit einigen anderen Ministern in der Stadt aufhielt. Trotz zahlreicher Verhaftungen und trotz der Versuche, die Demonstranten durch Militär auseinanderzujagen, formierte sich die Demonstration stets wieder aufs neue. Den Ministern schallten Pfiffe und Rufe wie „Nieder mit Constans!", „Nieder mit dem Mörder von Fourmies!" entgegen. Constans forderte daraufhin vom Bürgermeister der Stadt strengste Maßnahmen gegen die Teilnehmer der Demonstration. 172 211 Vor allen Dingen feinen Eifer (Surtout pas de zele) — ein Ausspruch von Charles-Maurice de Talleyrand-P6rigord. 172 246 August Bebel hatte in seinem Brief an Engels vom 9.Oktober 1891 geschrieben: „Differenzen bestehen zwischen uns über die Zeit, wann der Krieg kommen dürfte, und ob Rußland ihn provozieren wird... Für mich steht fest, daß Rußland losschlägt, sobald es kann, und zwar bin ich überzeugt, daß Rußland die Initiative ergreift und Frankreich folgt." 174 246 August Bebel hatte Engels in seinem Brief vom 12.September 1891 über die bevorstehenden Veränderungen in der Redaktion des „Vorwärts" informiert. Er schrieb: „H[irsch] wird, von uns unterstützt, der eigentliche Chefredakteur, und L[iebknecht] wird das Altenteil und das Ministerium des Auswärtigen beziehen..." 176 247 Unter der Uberschrift „Le socialisme integral" war in der Zeitung „L'Action" vom 11 .Oktober 1891 eine Rezension Adrien Vebers über das gleichnamige Buch des Possibilisten Benoit Malon erschienen. Veber, der das Buch überschwenglich pries, bezeichnete dessen Verfasser als „bedeutendsten Geist des modernen Sozialismus". 177 248 Das Secretariat datravail wurde Anfang Oktober 1891 in Frankreich auf Grund eines Beschlusses des Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongresses in Brüssel (siehe Anm. 107) über die Bildung solcher Organe in jedem Land geschaffen. Zu seiner Aufgabe
gehörten vor allem die Untersuchung der Lebens- und Arbeitsbedingungen der Arbeiter, die Sammlung und Veröffentlichung statistischer Angaben darüber und die Klärung von Konflikten zwischen Arbeitern und Unternehmern. 177 249 Beim Nachdruck des Programmentwurfs der Redaktion der „NeuenZeit" (sieheAnm.223) in der Beilage des „Vorwärts" vom 6. Oktober 1891 war die Lassallesche Phrase von der „einen reaktionären Masse" eingefügt worden. Das auf dem Erfurter Parteitag angenommene Programm (vgl. auch Anm.253) enthielt diesen Passus nicht. 179 190 260 Engels bezieht sich hier offensichtlich auf die Schlußworte von Marx' Schrift „Enthüllungen über den Kommunisten-Prozeß zu Köln" (siehe Band 8 unserer Ausgabe, S.470). 180 251 Knights oj Labor, Abkürzung für Noble Order of the Knights of Labor (Edler Orden der Ritter der Arbeit) - eine 1869 in Philadelphia gegründete geheime Organisation, die sich, nachdem sie 1878 die geheime Organisationsform aufgegeben hatte, allmählich zu einer Klassenorganisation der amerikanischen Arbeiter in nationalem Maßstabe entwickelte. Der größte Teil der Mitglieder waren angelernte und ungelernte Arbeiter, darünter zahlreiche Neger und Frauen. Die Organisation trat für die Bildung von Genossenschaften und die Organisierung gegenseitiger Hilfe ein. Obwohl die Führung des Ordens den Streikkampf ablehnte und statt dessen die Zwangsschlichtung zur Entscheidung von Konflikten zwischen Arbeitern und Unternehmern empfahl, erzielte die Organisation ihre größten Erfolge gerade durch ihre zahlreichen energischen Streiks. Die Bedeutung der Organisation bestand vor allem darin, daß ihre Plattform, trotz der Konfusion in vielen Fragen, auf den Zusammenschluß der ganzen Arbeiterklasse in einer nationalen Organisation gerichtet war. (Siehe Band 21 unserer Ausgabe, S.340/341.) 1886 lehnte die Führung der Organisation die Teilnahme an der Bewegung für den Achtstundentag ab und verbot ihren Mitgliedern, an Streiks teilzunehmen. Trotzdem beteiligten sich viele Mitglieder aktiv an der Vorbereitung und Durchführung dieser Bewegung. Durch die falsche Haltung der Führung büßte die Organisation nach der Massenbewegung des Jahres 1886 ihre führende Rolle in der amerikanischen Gewerkschaftsbewegung ein und verlor immer mehr an Einfluß unter den Arbeitermassen. 182 252 Friedrich Adolph Sorge hatte Engels am 9. Oktober 1891 mitgeteilt, daß in dem anarchistischen Blatt „Freiheit" eine Biographie Bakunins anonym erschienen war. Es handelte sich hierbei um die Artikelserie „Zur Biographie Bakunin's", die in der genannten Zeitung vom 3., 10., 17., 24., 31.Januar, 7., 14., 21., 28.Februar, 7., 21., 28.März, 4., 11. und 18. April 1891 veröffentlicht worden war. Auf Engels' Bitte sandte ihm Sorge die gesamte Artikelserie. 183 217 268 Auf dem Erfurter Parteitag (siehe Anm.226) wurde der von der Redaktion der „Neuen Zeit" vorgeschlagene Programmentwurf mit geringfügigen Änderungen als endgültiges Programm einstimmig bestätigt. Gegenüber dem Kompromißprogramm von Gotha war das Erfurter Programm ein großer Fortschritt. Es dokumentierte, daß sich der Marxismus in der deutschen Arbeiterbewegung durchgesetzt hatte (siehe auch Engels' Brief an Friedrich Adolph Sorge vom 24. Oktober 1891, vorl. Band, S.183). Im ersten Teil des Programms waren die sozialistischen Grundsätze und die sozialistische Zielsetzung des Kampfes der Arbeiterklasse herausgearbeitet. Die welthistorische Mission der Arbeiterklasse wurde klar erkannt und es wurde betont, daß das Proletariat zur Umwälzung der gesellschaftlichen Verhältnisse die politische Macht erobern muß.
Im zweiten Teil des Programms, das die unmittelbaren politischen Forderungen zum Inhalt hatte, verlangte die Partei die wichtigsten bürgerlich-demokratischen Rechte. Auf sozialem Gebiet forderte die Partei eine allen Ansprüchen der Arbeiterklasse genügende Arbeiterschutzgesetzgebung. Mit diesen Forderungen entsprach die Partei am konsequentesten den Entwicklungsbedürfnissen der Nation. Das Programm entsprach aber nicht allen Anforderungen des Befreiungskampfes des Proletariats. Engels' kritische Hinweise, solche Forderungen in das Programm aufzunehmen, die der Arbeiterklasse im Kampf gegen den preußisch-deutschen Militärstaat unter Ausnutzung aller legalen Mittel Richtung und Ziel wiesen und die Arbeiterklasse und alle werktätigen Schichten an den Kampf um die bürgerlich-demokratische Republik und die Diktatur des Proletariats heranführten, wurden nicht voll berücksichtigt. Diese Mängel desProgramms ergaben sich nicht nur aus der besonderen politischen Situation inDeutschland, sondern auch aus theoretischen Unklarheiten der sozialdemokratischen Parteiführung. Sie erleichterten es den Opportunisten, in der Epoche des Imperialismus das Erfurter Programm für die Verbreitung ihrer opportunistischen Ideen zu mißbrauchen. 183 185 190 234 254 Am 8.November 1891 wurde Paul Lafargue in Lille im zweiten Wahlgang mit 6470 Stimmen gegen den Regierungskandidaten Lucien-Hector Depasse, der 5175 Stimmen erhielt, gewählt. Durch die Wahl Lafargues in die Deputiertenkammer war die Regierung am 9.November 1891 gezwungen, seiner Freilassung aus dem Gefängnis zuzustimmen. 184 191 192 194 206 209 215 224 238 266 Am 5.Oktober 1891 hielt August Bebel auf der Versammlung im 4.Berliner ReichstagsWahlkreis einen Vortrag über „Die europäische Lage und der Sozialismus". Ein Bericht über diesen Vortrag erschien im „Vorwärts" vom 8. Oktober 1891. Zur Frage der Außenpolitik der europäischen Staaten seit dem Deutsch-Französischen Krieg betonte Bebel, daß seine Ansichten hierüber, vor allem über die Politik Rußlands, mit den Ansichten von Marx und Engels übereinstimmten. Diese Bemerkung war in dem „Vorwärts"-Bericht weggelassen worden; Bebel informierte Engels darüber am 9. Oktober 1891. 184 266 Engels spielt hier auf eine Äußerung Georg von Vollmars an, die dieser auf dem Erfurter Parteitag (siehe Anm.226) zu einem Antrag Carl Oertels machte. Oertel hatte beantragt, August Bebels Resolution zur Politik und Taktik der Partei durch folgenden Punkt zu ergänzen: „Der Parteitag erklärt.... ausdrücklich, daß er den Standpunkt, welchen Vollmar in seinen zwei Münchener Reden vom I.Juni und 6.Juli d.J. mit Bezug auf die nächsten Aufgaben der deutschen Sozialdemokratie und die einzuschlagende neue Taktik eingenommen hat, nicht teilt, sondern denselben als für die weitere Entwicklung der Partei verhängnisvoll betrachtet." Vollmar bezeichnete Oertels Antrag als „persönliche Spitze" und erklärte, daß er Bebels Resolution unterstütze, aber ohne den gestellten Zusatzantrag. 185 257 Auf dem Erfurter Parteitag hatte der Delegierte Fritz Kunert beantragt, die Bruno Geiser (den Schwiegersohn Wilhelm Liebknechts) betreffende Resolution des St. Gallener Parteitags (siehe Anm. 163) aufzuheben. Der Parteitag lehnte nach längerer Diskussion den Antrag Kunerts mit Stimmenmehrheit ab. 185 258 August Bebel gab in seinem Brief vom 24.0ktober 1891 an Engels einen ausführlichen Bericht über die Arbeit und die Ergebnisse des Erfurter Parteitags (vgl. Anm. 226). 186 269 August Bebel teilte Engels am 24. Oktober 1891 mit, daß auf seinen Vorschlag hin der Parteivorstand beschlossen habe, für die Wahl Paul Lafargues (siehe Anm.239 und 254) 400 Mark zur Verfügung zu stellen. 186
260 Im Januar 1891 waren die Glasarbeiter des Rhone-Departements in den Streik getreten. Sie forderten Einheitstarife und Verkürzung der Arbeitszeit. Der Streik dehnte sich im Herbst 1891 auf die Glasarbeiter in ganz Frankreich aus. Die Zahl der Streikenden stieg bis auf 6000 an. 186 230 261 Am 21 .Oktober 1891 fand in Magdeburg eine sozialdemokratische Versammlung statt, auf der über den Erfurter Parteitag Bericht erstattet wurde. Die Versammlung nahm mit Stimmenmehrheit eine Resolution an, in der sie die Resolutionen des Parteitags und den Beschluß über den Ausschluß der Wortführer der „Jungen" (siehe Anm.286) aus der Partei billigte. 187 262 In Berlin fand am 20.Oktober 1891 eine von den Wortführern der „Jungen" (siehe Anm. 286), Wilhelm Werner und Carl Wildberger - die vom Erfurter Parteitag aus der Partei ausgeschlossen worden waren (siehe Anm.226) einberufene Versammlung statt. Die Führer der Opposition wollten die Abwesenheit der Berliner Parteitagsdelegierten, die für den Ausschluß gestimmt hatten und sich noch auf dem Parteitag befanden, ausnutzen, um die Berliner Parteiorganisation auf ihre Seite zu bringen und den Beschluß des Parteitags zu verurteilen. Als die Delegierten von dem Vorgehen der Opposition erfuhren (aus Berlin wurde ein Telegramm nach Erfurt geschickt, das auf dem Parteitag verlesen wurde), sandten die Berliner Delegierten einen Brief nach Berlin, in dem sie gegen die Diskussion eines Parteitagsbeschlusses vor Beendigung der Arbeit des Parteitags protestierten. Den von Theodor Metzner unterzeichneten Brief veröffentlichte der „Vorwärts" am 21 .Oktober 1891 unter der Uberschrift „An die Parteigenossen Berlins". 187 263 Eduard Bernsteins Einleitung zur Gesamtausgabe der Reden und Schriften Ferdinand Lassalles (siehe auch Anm.80) erschien 1893 in der englischen Übersetzung von Eleanor Marx-Aveling unter dem Titel „Ferdinand Lassalle as a social reformer". 190 205 564 Dreifaches Wortspiel mit dem Vornamen Lafargues, Paul, der in der französischen Aussprache ähnlich lautet wie das englische Wort Poll (Wahl), das zugleich auch „Papagei" bedeutet, ebenso wie Laura Lafargues Kosename „Kakadou". Mit Pantomime pum bezieht sich Engels auf die an allen Theatern Englands traditionsgemäß in der Weihnachtszeit aufgeführten Panlomimes - Bühnenaufführungen, in denen als Rahmenhandlung das Motiv eines Kindermärchens, Verwandlungsszenen und Varieteeinlagen mit Komik und derben Späßen zu einem einheitlichen Schauspiel zusammengefügt sind. Ein Charakteristikum dieser Pantomimes sind die pam, d.h. das Jonglieren mit Worten, die Wortspiele, die vom Spaßmacher in Vers und Gesang dargeboten werden. 192 265 Ein auf der Vieldeutigkeit des englischen Wortes mind beruhendes Wortspiel: be of the same mind (derselben Meinung sein) und Never mind (hier von Engels offenbar angewandt im Sinne von: schenkt dem keine Beachtung). 192 266 Diese Zeilen schrieb Engels auf eine Postkarte. Sie ist mit folgender Adresse in Engels' Handschrift versehen: F. A.Sorge, Esq., Hoboken, N. Y., U.S. America. 194 267 Hinweis auf die Gruppe der sogenannten unabhängigen Sozialisten in der französischen Deputiertenkammer unter Führung von Etienne-Alexandre Millerand. Diese Gruppe bestand hauptsächlich aus bürgerlichen Radikalen (siehe Anm.43), die sich nach der Affäre von Fourmies (siehe Anm. 152) der sozialistischen Bewegung annäherten. Die unabhängigen Sozialisten unterstützten die Kandidatur Paul Lafargues (siehe Anm. 254) und forderten seine Freilassung aus dem Gefängnis (siehe vorl. Band, S. 186 und 191). 194
268 Der amerikanische MacKinley-Tarif wurde 1890 angenommen. Dieser im Interesse der monopolistischen Vereinigungen eingeführte Tarif sah eine wesentliche Erhöhung der Importzölle für die in die USA eingeführten Industrieerzeugnisse vor. Er führte zu steigenden Preisen für Massenbedarfsartikel und damit zur Verschlechterung der Lage der Arbeiterklasse. Siehe hierzu auch Engels' Artikel „Die amerikanische Präsidentenwahl" (Band 22 unserer Ausgabe, S.334-336). 195 314 268 Gemeint ist Karl Marx' „Kapital", erster Band, 24. Kapitel, 5. Abschnitt (siehe Band 23 unserer Ausgabe, S.773 - 777). 196 270 Engels spielt hier auf die Ähnlichkeit von Lucien-Hector Depasses Familiennamen mit den französischen Verben „dipasser" sowie „passer" an, die „überholen" und „vorübergehen" bedeuten. 198 271 Paul Lafargue hatte Engels in seinem Brief vom 24. Oktober 1891 über seine Absicht unterrichtet, im Falle seiner Wahl in die Deputiertenkammer eine parlamentarische Gruppe von 60 bis 80 Mann aus Sozialisten und jenen Radikalen, die seine Kandidatur unterstützten, zu bilden. Engels wies im vorliegenden Brief und anderen Briefen Lafargue darauf hin, daß er mit seinem Vorhaben fehlgehe. 198 272 In Berlin fanden am 30. Oktober 1891 fünf große sozialdemokratische Versammlungen statt, auf denen die Delegierten zum Erfurter Parteitag (siehe Anm. 226) Bericht erstatteten. Im Mittelpunkt dieser Versammlungen, auf denen u.a. August Bebel, Wilhelm Liebknecht, Paul Singer und Ignaz Auer sprachen, stand der Beschluß des Erfurter Parteitages gegen die Opposition der „Jungen" (siehe Anm. 286). Die überwältigende Mehrheit aller Versammlungsteilnehmer brachte in Abstimmungen ihr Einverständnis mit den Erfurter Beschlüssen zum Ausdruck. 201 278 Am 26.0ktober 1891 fand in München eine sozialdemokratische Versammlung statt, auf der Georg von Vollmar über den Erfurter Parteitag (siehe Anm. 226) Bericht erstattete. Er sprach sein Bedauern darüber aus, daß der Parteitag den Beschluß über den Ausschluß der Wortführer der „Jungen" (siehe Anm. 286) angenommen hatte. Eine von ihm vorgeschlagene Resolution wurde abgelehnt. Die Versammlung nahm einstimmig eine von Carl Oertel eingebrachte Resolution an, die der Resolution des Parteitages zur Politik und Taktik der Partei zustimmte und allen Parteimitgliedern empfahl, sich in der politischen Arbeit von ihr leiten zu lassen. 201 211 216 274 In seinem Brief an Engels vom 29.Oktober 1891 hatte August Bebel u.a. geschrieben: „Es bestätigt sich einmal wieder die alte Erfahrung, als außerhalb der Partei stehend erklärt zu werden oder sich außerhalb derselben zu stellen, heißt bei der Masse unserer Leute politischer Tod. Wer so gestellt wird oder sich so stellt, ist fertig, er mag sein, wer er will." 201 276 In seinem Brief an Engels vom 25. Oktober 1891 berichtete Conrad Schmidt über einen Auftrag des Verlages Guttentag, eine Arbeit zu dem Thema „Karl Marx, seine Lehre und seine Stellung in der Wissenschaft", zu schreiben. Er führte aus: „...Insbesondere will ich die im .Kapital' verfolgte Methode genau untersuchen, sie als die allein richtige nachweisen und den Einfluß, den Hegels Dialektik auf dieselbe ausübte, feststellen." Wahrscheinlich führte Schmidt sein Vorhaben nicht aus. 203 276 Am 31. Oktober 1891 wurde in der Deputiertenkammer die Interpellation von Ernest Roche diskutiert, der von der Regierung eine Erläuterung der Motive forderte, warum Paul Lafargue im Gefängnis festgehalten wurde. Roche wies darauf hin, daß Lafargue
dadurch der Möglichkeit beraubt sei, seine Kandidatur vor den Wählern zu verteidigen. Etienne-Alexandre Millerand und Georges-Benj imin Clemenceau kritisierten die Regierung in dieser Frage. Die Radikalen stimmten gegen den Vorschlag der Regierung, über diese Frage zur Tagesordnung überzugehen. Die Monarchisten enthielten sich der Stimme. Bei der Abstimmung erhielt der Antrag der Regierung nur eine unbedeutende Mehrheit. 206 209 277 Hinweis auf den Artikel „The french ministry", den „The Daily News" am 9. November 1891 veröffentlichte und der offensichtlich aus der Feder der englischen Journalistin Emily Crawford stammte. 207 278 August Bebel informierte Engels mit seinem Brief vom 29.Oktober und mit seiner Postkarte vom 30.Oktober 1891 über die in Berlin und anderen Städten stattgefundenen Parteiversammlungen, auf denen die Delegierten des Erfurter Parteitags (siehe Anm.226) Bericht erstatteten. Die Versammlungsteilnehmer billigten die Parteitagsbeschlüsse. 211 278 Eine öffentliche Versammlung deutscher sozialdemokratischer Emigranten in Zürich, die am 31. Oktober 1891 stattfand, nahm eine von Hans Müller vorgeschlagene Resolution an, in der der Beschluß des Erfurter Parteitags über den Ausschluß der Führer der „Jungen" aus der Partei (siehe Anm. 226) mißbilligt und der Hoffnung Ausdruck gegeben wurde, daß der nächste Parteitag diesen Beschluß aufhebe. In einem Bericht über diese Versammlung betonte der „Vorwärts" vom 5. November 1891, daß auf dem Erfurter Parteitag in Parteiangelegenheiten „kompetentere Beurteiler" zugegen waren als der in der Emigration lebende Hans Müller. 211 280 Am 28.Oktober 1891 fand eine Nachwahl im Wahlkreis Stolp-Lauenburg (Pommern) statt. August Bebel gab in seinem Artikel „Die Reichstagswahl in Stolp-Lauenburg", der im „Vorwärts" vom 1 .November 1891 erschien, eine Analyse dieser Wahl. Den Sieg eines Abgeordneten der Deutsch-Freisinnigen Partei (siehe Anm. 151) in diesem Wahlkreis, der seit 1867 „als eine der festesten Domänen des Hochkonservatismus galt", hielt Bebel für eine „Rebellion", die davon zeugte, daß der Einfluß der reaktionären Kräfte in den Landkreisen immer weiter zurückging. 212
281 Die Legislaturperiode des deutschen Reichstags wurde im Februar 1888 von drei auf fünf Jahre verlängert, nachdem 1881 und 1885 ähnliche Versuche der Bismarck-Regierung gescheitert waren. Die Verlängerung der Legislaturperiode bedeutete eine Einschränkung der politischen Rechte der Wähler. 212 282 Der russische Außenminister N.K.Giers besuchte im Anschluß an eine diplomatische Reise durch Europa im Herbst 1891 auch Mailand, wo er am 12. und 13.Oktober 1891 Verhandlungen mit König Umberto I. von Italien und dem Ministerpräsidenten Rudini führte. Nach Meinung der europäischen Presse versuchte Giers, Italien zum Austritt aus dem Dreibund (siehe Anm.229) zu bewegen. Als Alexander III. am 29.Oktober 1891 aus Dänemark zurückkehrte, besuchte er den Hafen Danzig sowie Berlin, wobei er einer Begegnung mit dem deutschen Kaiser auswich. Diese betonte Unterlassung eines Besuchs bei Wilhelm II. wertete die europäische Presse, insbesondere die englische, als Beweis für die gespannten Beziehungen zwischen Rußland und Deutschland. 213 226 283 Diesen Absatz schrieb Engels auf den Rand der fünften Briefseite. 213
284 Über den Verbleib von Engels' Brief an Oscar Heidfeld ist uns nichts bekannt. In seiner Abschrift gibt Engels den Brief nur auszugsweise wieder. 214 285 Oscar Heidfeld hatte in einem Brief am 11 .November 1891 Engels über Ernst Dronkes Tod unterrichtet und sich nach einer von Dronke abgeschlossenen Lebensversicherung erkundigt, die dieser an Engels verpfändet hatte (siehe auch Band 34 unserer Ausgabe, S.214, 216, 221, 224, 312, 361 und 364). 214 286 Die „Jungen" waren eine halbanarchistische, linkssektiererische Gruppe in der deutschen Sozialdemokratie, die sich 1890 endgültig herausgebildet hatte. Der Kern dieser Gruppe bestand aus jungen Akademikern, Schriftstellern und Redakteuren einiger lokaler Parteizeitungen, die der Partei eine sektiererische Verschwörerpolitik aufzwingen wollten. Die Wortführer der „Jungen" nutzten das berechtigte Mißtrauen der Arbeiter gegenüber einzelnen opportunistischen sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten zum Kampf gegen die Parteiführung und die marxistische Strategie und Taktik der Sozialdemokratie aus. Sie ignorierten die nach dem Sturz des Sozialistengesetzes (siehe Anm. 53) veränderten Kampfbedingungen, verneinten die von der Partei ausgearbeitete revolutionäre Parlamentstaktik und wandten sich besonders gegen die allseitige Nutzung der legalen Möglichkeiten für die Tätigkeit der Sozialdemokratie. Sie diffamierten alle Ansätze einer breiten Bündnispolitik als Opportunismus und beschuldigten den Parteivorstand, die Interessen des Kleinbürgertums zu verteidigen. Im Oktober 1891 schloß der Erfurter Parteitag der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (siehe Anm. 226) die Wortführer der „Jungen" aus der Partei aus. Nach dem ergebnislosen Versuch, mit Hilfe der Berliner Parteiorganisation die Aufhebung dieses Beschlusses zu erreichen (siehe Anm.262), gründeten sie am 8.November 1891 den Verein Unabhängiger Sozialisten. Ihr Organ wurde „Der Sozialist", der von 1891 bis 1899 erschien. 216217228 242 301 307 444 458 476 490 499 501 510 287 Friedrich Adolph Sorge schrieb von 1890 bis 1895 für die „Neue Zeit" eine Reihe von Artikeln über die Entwicklung der Arbeiterbewegung in den USA seit dem Jahre 1830. Eine Veröffentlichung der Artikel als Separatausgabe erfolgte nicht. 217 247 288 Am
293 Über den Verbleib des hier zitierten Briefes ist uns nichts bekannt. 225 204 Gemeint ist die Reptilienpresse, ein Begriff, der für die im Solde der Regierung Bismarck stehenden Presseorgane und ihre Journalisten geprägt wurde. Bismarck hatte am 30. Januar 1869 in einer Rede vor dem preußischen Abgeordnetenhaus die Gegner der Regierung als Reptilien bezeichnet. Dieser Ausdruck wurde dann im Volksmund für diejenigen Journalisten und Presseorgane benutzt, die im Interesse der Regierung Bismarck tätig waren und aus dem zur Unterstützung der regierungsfreundlichen Presse bestimmten Fonds {Reptilienfonds) bezahlt wurden. 226 285 August Bebel schrieb am 7.Dezember 1891 hierüber an Engels: „Die Potsdamer Affäre war kurz folgende. Der Kaiser erscheint früh halb sechs zu Pferde vor eineT deT Kavalleriekasernen. Dort läßt er durch den Posten heimlich die Wache herausrufen und schickt diese mit Ausnahme des Trompeters ins Schloß. Alsdann läßt er Alarm blasen und freut sich kaiserlich, als der wachthabende Offizier herausstürzt und sein Wachtpersonal nicht findet. Das sind sicher sonderbare Späßchen, die man ihm in militärischen Kreisen zu allerletzt verzeiht." 226 296 Gemeint ist August Bebels Rede zum Militärbudget, die er am 28.November 1891 im Reichstag hielt. Ein Bericht darüber wurde in der Beilage des „Vorwärts" vom 29.November 1891 veröffentlicht. Seinen Gegnern, die versuchten, die Forderungen nach einer Heeresverstärkung und einer Erhöhung des Militäretats mit möglichen inneren Unruhen auf Grund des verstärkten Einflusses der Sozialdemokratie in der Armee zu begründen, antwortete Bebel: „Die Dinge entwickeln sich zu unseren Gunsten ganz von selbst, und wenn Sie die Millionen bis zum Landsturm zweiten Aufgebots aufbieten müssen, sind selbstverständlich Hunderttausende von Sozialdemokraten darunter." 227 230 297 Abgewandelt nach Friedrich von Schiller, „Die Verschwörung des Fiesco zu Genua", V.Aufzug, 16.Auftritt. 228 298 August Bebel berichtete Engels am 15.November 1891 von Personen aus bürgerlichen Kreisen und aus der Intelligenz, die mit der Sozialdemokratie sympathisierten bzw. bereits zur Partei gestoßen waren. 228 299 Die Reichstagsfraktion der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands hatte Engels zu seinem 71. Geburtstag folgendes Telegramm gesandt: „ Ihrem unentwegten und unermüdlichen Vorkämpfer sendet die herzlichsten Glückwünsche zum heutigen Geburtstag - die sozialdemokratische Fraktion des Deutschen Reichstags." 228 300 Hinweis auf die antisozialistische Schmähschrift „August Bebel der Arbeiter-Bismarck. Von einem Socialisten", die anonym in Berlin — wahrscheinlich 1890 -erschienen war. 228 301 Natalie Liebknecht hatte Engels am 26.November 1891 - zugleich auch im Namen Wilhelm Liebknechts und ihres Sohnes Theodor - Glückwünsche zu seinem 71. Geburtstag übersandt. 231 302 Vgl. Friedrich Engels: „An den Sängerverein des Kommunistischen Arbeiterbildungsvereins, Tottenham Street" (siehe Band 22 unserer Ausgabe, S.264). 231 303 In Leeds hatten die Unternehmer der Gaswerke verlangt, daß die Arbeiter auf 4 Monate angestellt und für diese Zeit das Streikrecht verlieren sollten. Außerdem frderuten sie, daß Tj 1 0 0 1 48.240 23102 Tm 1 0 0 1 48.240 102 Tm 0 Tw 99 Tz -0.684 Tc (di) Tj 0 Tc (e) Tj 1 0 0 1 58.487 102 Tm 0.502 Tw -0.739 Tc ( Arbeitsleistunge) Tj 0 Tc (n) Tj 1 0 0 1 115.055 102 Tm 1.690 Tw -0.885 Tc ( währen) Tj 0 Tc (d) Tj 1 0 0 1 145.398 102 Tm 0.949 Tw -0.732 Tc ( de) Tj 0 Tc (r) Tj 1 0 0 1 158.553 102 Tm 0.785 Tw -0.765 Tc ( Achtstundenschich) Tj 0 Tc (t) Tj 1 0 0 1 261 -1i 1028Tm 1.338 Tw -0.436 schich5 währent sicher
Arbeitern erkämpften Achtstundentags. Sie riefen bei den Arbeitern Empörung und Widerstand hervor. Anfang Juli 1890 kam es zu regelrechten Kämpfen zwischen den Streiken den und Streikbrechern, die von Truppen unterstützt wurden. Der entschlossene Widerstand der streikenden Arbeiter zwang die Streikbrecher und die Truppen, sich zurückzuziehen. Die Unternehmer waren gezwungen, auf ihre Forderungen zu verzichten. 231 304 Karl Marx, „Das Kapital", erster Band, 24.Kapitel, 7.Abschnitt (siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 789-791). 233 305 Karl Wilhelm Tölcke hatte in einer Rede auf dem Erfurter Parteitag u.a. ausgeführt: „Aber es ist auch an den Reden und Schriften Lassalles eine Kritik geübt worden durch den früheren Redakteur des .Sozialdemokrat', Herrn Bernstein in London, und gegen diese Art von Kritik möchte ich denn doch aus Leibeskräften protestieren." Karl Kautsky schrieb dazu am 30. Oktober 1891 an Engels: „Der Beifall, den dieser Protest erhielt, war jedoch ein so matter (vielleicht 20 Leute riefen: sehr richtig), und derselbe wurde von den folgenden Rednern so völlig ignoriert, daß man sah, Lassalle ist den Leuten nicht so sehr ans Herz gewachsen, als man glaubt." 234 306 G.W.Plechanow, „Zu Hegel's sechzigstem Todestag". In: „Die Neue Zeit". 10.Jg. 1891/92. l.Bd., Nr.7-9. 235 307 Paul Lafargue unterbreitete am 17.Dezember 1891 in der Deputiertenkamjner namens der französischen Arbeiterpartei (sieheAnm. 60) einen Gesetzentwurf über dieTrennung von Kirche und Staat, der im wesentlichen eine Wiederholung des Dekrets der Pariser Kommune vom 2. April 1871 darstellte. Der Entwurf sah folgende Maßnahmen vor: die Abschaffung des Kultusbudgets, die Konfiskation des Kircheneigentums nebst Mobiliar und die Verwendung der dadurch gewonnenen Mittel für die Bedürfnisse der Volksbildung und Sozialfürsorge; den Unternehmern sollte untersagt werden, Arbeiter zum Eintritt in religiöse Gemeinschaften zu veranlassen. Lafargues Vorschlag wurde im „Socialiste" vom 26. Dezember 1891 veröffentlicht. In seiner ersten Rede in der Deputiertenkammer am 8.Dezember 1891 begründete Lafargue einen von ihm eingebrachten Antrag, der eine vollständige Amnestie für politische Vergehen vorsah. Seine Rede wurde wiederholt von Lärm und Zwischenrufen der bürgerlichen Abgeordneten unterbrochen. Die Kammer lehnte Lafargues Antrag ab. Der „Socialiste" vom 19. Dezember 1891 veröffentlichte den Wortlaut der Rede. 239 247 248 266 493 308 Gemeint ist Karl Kautskys Arbeit „Das Erfurter Programm in seinem grundsätzlichen Theil erläutert", die 1892 in Stuttgart erschien. 241 287 310 422 308Peter Fireman hatte Karl Kautsky das Manuskript seines Aufsatzes „Kritik der Marx'schen Werttheorie" zugeschickt. Kautsky informierte Engels brieflich über den Inhalt dieser Arbeit. Firemans Beitrag erschien 1892 in den „Jahrbüchern für Nationalökonomie und Statistik". 241 310 Vom 8.November 1891 bis 14. Januar 1892 streikten in Deutschland rund 10000 Buchdrucker. Sie forderten eine zwölfeinhalbprozentige Lohnerhöhung und den Neunstundentag. Trotz umfangreicher finanzieller Unterstützung der Streikenden durch das deutsche und internationale Proletariat mußte der Streik erfolglos abgebrochen werden. Er führte aber zu Auseinandersetzungen mit der opportunistischen Politik der Vereinsführung innerhalb des Unterstützungsvereins Deutscher Buchdrucker. 242 263
311 Diese Zeilen schrieb Engels auf eine Postkarte. Sie ist mit folgender Adresse in Engels' Handschrift versehen: Familie Liebknecht, 160 Kantstr., Charlottenburg Berlin, Germany. 244 312 Territorien hießen „die innerhalb der Vereinigten Staaten selbst liegenden Kolonien, die noch nicht die zur Bildung selbständiger Staaten konstitutionell vorgeschriebene Bevölkerungshöhe erreicht haben" (siehe Band 15 unserer Ausgabe, S.332). 246 313 Gemeint ist die Greenback Party, die 1874 in den Weststaaten der USA gebildet wurde und hauptsächlich Farmer vereinte. Sie wandte sich gegen die Einziehung der sog. Greenbacks, des Staatspapiergeldes mit grüner Rückseite, das während des Bürgerkrieges in großen Mengen ausgegeben worden war; die Einziehung war mit einer Entwertung verbunden. Die Farmer nahmen fälschlich an, daß sich durch den Umlauf einer großen Menge Papiergeldes der Preis für landwirtschaftliche Produkte erhöhen und die Lage der Farmer verbessern werde. Nach dem Zerfall der Greenback Party im Jahre 1892 entstand die People's Party. 246 314 Samuel Gompers, Vorsitzender der American Federation of Labor, hatte sich am 9. Januar 1891 in einem Brief an Engels gewandt und ihn um seine Meinung über den Konflikt zwischen der AFL und der Sozialistischen Arbeiter-Partei von Nord-Amerika (siehe Anm.28) gebeten. Über den Verbleib des Antwortbriefes von Engels an Gompers ist uns nichts bekannt. 247 316 Paul Lafargue bat Engels in seinem Brief vom 31.Dezember 1891 um Einzelheiten über die Bildung des Board of Health in London, da er beabsichtigte, in derDeputiertenkammer einen Antrag mit der Forderung einzubringen, in Frankreich ähnliche Organe zu schaffen. Boards of Health - örtliche Organe in England, die für Fragen des Gesundheits- und Sanitätswesens zuständig waren. 248 316 Paul Lafargue sprach in der Zeit von Dezember 1891 bis Februar 1892 auf Meetings und Arbeiterversammlungen in vielen Städten Frankreichs, u.a. in Lille, Lyon, Boulogne, Bordeaux, Nantes, Toulouse. Wie er am 26.Dezember 1891 an Engels schrieb, dienten diese Agitationsreisen vor allem zur Vorbereitung der Gemeindewahlen am 1. Mai 1892. Laura Lafargue nannte ihren Mann in einem Brief an Engels vom 28. Dezember 1891, in dem sie von seinen vielen Reisen berichtete, scherzhaft den Ewigen Juden. 248 266 405 317 Nach einem 1869 beschlossenen Gesetz wurde die anglikanische Kirche in Irland vom Staat getrennt sowie in ihren Rechten mit der katholischen und der-Presbyterianer-Kirche gleichgestellt. Sie blieb aber weiterhin der größte Grundbesitzer und beutete die irischen Bauern aus. 248 318 Hinweis auf die 5 Milliarden Goldfrancs französischer Kriegskontribution (siehe auch Anm. 142). 248 319 Hinweis auf die Unterstützung Paul Brousses durch Henry Mayers Hyndman bei der Spaltung der französischen Possibilisten in Broussisten und Allemanisten im Oktober 1890 (vgl. dazu Band 37 unserer Ausgabe, S.482 und 484). 252 320 Auf der Sitzung des Komitees zur Verteidigung der Redefreiheit am 24. Januar 1892 teilten die Delegierten der Trade-Union der Gasarbeiter (siehe Anm. 67) mit, daß sie von jeder offiziellen Teilnahme an der geplanten Demonstration in World's End Abstand nehmen. 255 352
321 Über den Verbleib dieses Entwurfs ist uns nichts bekannt. 254 322 Am 13. November 1887 fand auf dem Trafalgar Square in London eine Massenkundgebung statt, zu der die englischen Sozialisten aufgerufen hatten. An die 100000 Arbeiter marschierten an diesem Tage, von allen Richtungen kommend, auf den Platz zu; dieser war von 4000 Polizisten besetzt, die die Demonstranten am Betreten des Platzes hindern sollten. Es kam zu einer regelrechten Straßenschlacht, bei der es zahlreiche Verletzte gab; einige von ihnen erlagen später ihren Verwundungen. Mehrere Organisatoren der Kundgebung wurden verhaftet. Der 13.November 1887 ging in die Geschichte der englischen Arbeiterbewegung als „Blutiger Sonntag" ein. Henry Mayers Hyndman hielt sich während dieser Ereignisse feige verborgen. 255 323 Die „Neue Zeit" (10.Jg., 1891/92. l.Bd., Nr. 19) hatte bei der Veröffentlichung von Engels* Arbeit „Der Sozialismus in Deutschland" aus dem folgenden Satz die Worte „Partei Bebels und Liebknechts, genannt" weggelassen: „Mehr als einmal gingen ganze Gruppen Lassalleaner mit fliegenden Fahnen und klingendem Spiel zur neuen Partei Bebels und Liebknechts, genannt .Eisenacher' Partei über." (Siehe Band 22 unserer Ausgabe, S.249.) 256 261 324 Karl Kautsky hatte Engels am 26.Januar 1892 mitgeteilt, daß J.H.W.Dietz ihm vorgeschlagen habe, James E.Thorold Rogers Buch „Six centuries of work and wages. The history of english labour", London 1886, zu übersetzen; Kautsky bat Engels um seine Meinung über dieses Buch. 256 260 326 August Bebel hatte Engels am 27. Januar 1892 geschrieben: „In Frankreich muß man sich augenblicklich viel mit einer Verständigung mit Deutschland über Elsaß-Lothringen zu schaffen machen. Letzte Woche bekam ich nicht weniger als drei Zuschriften von verschiedenen Seiten - darunter die Redaktion des,Figaro' —, welche Ratschläge bzw. meine Meinung haben wollten, auf welcher Basis eine Verständigung mit Frankreich möglich sei. Ich habe allen dreien ungefähr das gleiche geantwortet. Wie ich bzw. unsere Partei über die Annexion denke,{wisse man; daß wir zu einer Versöhnung mit Frankreich geneigt seien auch, und eine solche für möglich halten, wisse man wohl auch; aber unsere Partei habe noch nicht die entscheidende Gewalt in der Hand, und über unsere Partei hinaus möge es wohl einzelne Personen, aber keine von Einfluß geben, die ebenfalls eine Versöhnung wollten; und so sei also jede aktive Tätigkeit, die Erfolg verspreche, ausgeschlossen." Der „Vorwärts" schrieb in einer Notiz „Ueber den Rückkauf Elsaß-Lothringens", die in der Beilage vom 30. Januar 1892 erschien, es entspreche nicht der Wahrheit, daß Bebel erklärt habe, die deutsche Sozialdemokratie stimme jedem Übereinkommen zwischen Frankreich und Deutschland über Elsaß-Lothringen zu, besitze aber noch nicht die nötige Macht, um dies herbeizuführen. 261 326 August Bebel berichtete Engels in seinem Brief vom 27. Januar 1892 von einem Gespräch, das er im Reichstag mit Emst Matthias von Koller, dem Unterstaatssekretär für Elsaß-Lothringen im preußischen Innenministerium, geführt hatte. Koller meinte, daß Bebel es nur ihm zu verdanken habe, daß er am 6. Januar 1892 in Mülhausen auf einer Versammlung sprechen konnte (siehe Anm.332). In seiner Antwort kritisierte Bebel entschieden die von der preußischen Regierung in Elsaß-Lothringen betriebenen Polizeirepressalien sowie die Aufrechterhaltung der alten französischen Gesetze für dieses Gebiet. 261 327 Heinrich Herkner, „Die oberelsässische Baumwollindustrie und ihre Arbeiter", Strassburg 1887. 262
328 Der „Vorwärts" hatte am 30. Januar 1892 über den Ausschluß von Ferdinand Gilles aus dem Londoner Kommunistischen Arbeiterbildungsverein (vgl. vorl. Band, S.252 und 254) berichtet, dabei jedoch den Namen von Gilles und den von Julius Motteier, der gegen Gilles aufgetreten war, nicht genannt. 262 329 Engels" „Lage der arbeitenden Klasse in England" (siehe Band 2 unserer Ausgabe) war im Frühjahr 1845 im Verlag von Otto Wigand in Leipzig erschienen. Uber das Projekt einer Neuauflage korrespondierte Engels mit Wilhelm Liebknecht und Adolf Hepner bereits in den Jahren 1872/73. Er bemühte sich in den folgenden Jahren wiederhplte Male um eine Klärung seines Rechtsverhältnisses zum Verlag Wigand betreffs einer Neuauflage seiner Schrift. Am 29. Januar 1885 schrieb Engels an August Bebel (siehe Band 36 unserer Ausgabe, S.273/274), der ihm am 7.Februar 1885 antwortete: „Anbei bekommst Du ein Rechtsgutachten von einem tüchtigen sächsischen Juristen. Die Sache steht also so, daß Wigand Dich in der Tasche hat und eine zweite Auflage von ihm nicht zu erlangen ist. Die einzige Möglichkeit, das Buch herauszugeben, und zwar so, daß es auch unsere Leute kaufen können, wird sein, wenn dasselbe in einem Lande erscheint, mit dem Deutschland keine Konvention hat, also die Vereinigten Staaten. Freilich ist es dann dem Buchhandel verschlossen, da kein Buchhändler sich zum Vertrieb hergeben kann, wenn Wigand protestiert..." Wigand lehnte jedoch eine Neuauflage von Engels' Schrift ab. Er überließ schließlich seine Rechte dem Dietz Verlag (siehe auch vorl. Band, S.329, 330 und 331 sowie Anm.397, 399 und 403). Die zweite von Engels durchgesehene Auflage von „Die Lage der arbeitenden Klasse in England" erschien 1892 im Verlag von J.H.W.Dietz in Stuttgart. 263 330 Der „Vorwärts" veröffentlichte am 31. Januar 1892 unter dem Titel „Zu den bevorstehenden Reichstags-Verhandlungen über den Militär-Etat" einen vom 8. Juni 1891 datierten Erlaß Prinz Georgs von Sachsen, Oberbefehlshaber der sächsischen Armee. Darin wurden militärgerichtliche Untersuchungen wegen körperlicher Mißhandlungen an Soldaten ausgewertet. Der Erlaß kennzeichnete die Soldatenmißhandlungen, die von der Reichsregierung geleugnet wurden, als raffinierte Quälerei und als im hohen Grade bedenkliche Zustände im deutschen Heer. 263 266 331 Engels wandelt hier einen Ausspruch Julius Cäsars aus der gleichnamigen Tragödie von William Shakespeare ab: „Der Cassius dort hat einen hohlen Blick..., ich kenne niemand, den ich eher miede, als diesen hagern Cassius." (I.Akt, 2.Szene.) 266 332 August Bebel sprach am 6. Januar 1892 auf einer Arbeiterversammlung in der elsässischen Stadt Mülhausen. Er beschäftigte sich in seiner Rede vor allem mit der ökonomischen Lage des Elsaß. Die Versuche, zu politischen Fragen überzugehen, unterband der anwesende Polizeikommissar mit der Drohung, die Versammlung zu schließen. Der „Vorwärts" vom 9. Januar 1892 brachte einen Bericht über diese Versammlung. 266 333 Conrad Schmidt, „Noch einmal das Rätsel der Durchschnittsprofitrate". In: „Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik", 3.Folge, 2.Bd., Jena 1891. 267 334 Engels zitiert aus Georg Wilhelm Friedrich Hegels „Encyclopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse". Theil 1: Die Logik. § 120, 269 336 Am 2. Februar 1892 sandte Filippo Turati Engels einen Artikel des italienischen bürgerlichen Philosophen und Politikers Giovanni Bovio, der in „La Tribuna" vom 2. Februar 1892 erschienen war und eine Kritik des ersten Teils von Engels' Arbeit „Der Sozialismus in Deutschland" enthielt. Der erste Teil dieser Arbeit war in „Critica Sociale" vom
16. Januar 1892 erschienen, und zwar als Übersetzung des französischen Textes, der im „Almanach du Parti Ouvrier" veröffentlicht worden war. Turati bat Engels um eine Erwiderung auf Bovios Artikel. Engels schrieb diese Erwiderung (siehe Band 22 unserer Ausgabe, S. 279 -281) französisch und schickte sie zusammen mit dem vorliegenden Brief an Turati. Die italienische Übersetzung dieser Erwiderung - von Turati angefertigt und von Engels gebilligt (siehe vorl. Band, S.274) - erschien in der „Critica Sociale" vom 16.Februar 1892 unter der Uberschrift „Federico Engels - Giovanni Bovio". Sie wurde von einer Reihe italienischer Zeitungen nachgedruckt. Auf den Umschlag dieses Briefes schrieb Engels: Sigr. avvo. Filippo Turati, Portici, Galleria V.E. 23, Milano Italy. 272 274 309 336 Engels verwechselt hier offenbar Giovanni Bovio mit Gennaro Bovio. Mit letzterem war er im April 1872 in brieflichen Verkehr getreten (siehe Band 33 unserer Ausgabe, S.444). 272 337 Diese Zeilen schrieb Engels auf eine Postkarte. Sie ist mit folgender Adresse in Engels' Handschrift versehen: Sigr. avvo. Filippo Turati, Portici, Galleria V.E., Milano, Italy. 274 338 Die Wiener „Arbeiter-Zeitung" forderte im Januar und Februar 1892, bei geplanten großen Bauvorhaben für das Projekt „Groß-Wien" die Interessen der Werktätigen der Stadt zu berücksichtigen. Sie entlarvte die demagogischen Phrasen und Machenschaften der Unternehmer und Behörden. Victor Adler schlug in einem Artikel „Die Verkehrsanlagen von Groß-Wien und die Wiener Arbeiter" in der „Arbeiter-Zeitung" vom 8. Januar 1892 vor, eine gewerkschaftliche Organisation der Bauarbeiter zur Interessenverteidigung der Arbeiter zu schaffen. Marie-Edouard Vaillant hatte im November 1888 im Pariser Gemeinderat einen Plan für Bauarbeiten zur Sanierung der Arbeiterviertel eingebracht. 279 339 Die Arbeiterkandidaten für die bevorstehende Wahl des Londoner County Councils (siehe Anm.426) forderten in ihren Wahlmanifesten die Verwandlung des County Councils in eine echte den Interessen der Werktätigen entsprechende Kommunalverwaltung, die Überführung der Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke, der Omnibus- und Straßenbahngesellschaften in städtisches Eigentum und die Verwendung der hieraus erzielten Einnahmen für öffentliche Zwecke. Sie verlangten die konsequente Unterstützung von Gesetzen zur Verbesserung der Volksgesundheit sowie eine wirksame bauliche und hygienische Inspektion von Wohnungen und Arbeitsplätzen. Für alle vom County Council Beschäftigten verlangten sie gleichen Lohn für Mann und Frau. Zur Erschließung neuer Einnahmequellen forderten sie eine höhere Besteuerung der Grundeigentümer. 279 3io Wilhelm II. hatte während seines Aufenthaltes in München im Herbst 1891 beim Besuch des Rathauses in das Gedenkbuch der Stadt den Spruch „Regis voluntas - suprema lex" (Der Wille des Königs ist oberstes Gesetz) eingeschrieben. 280 290 341 Die Nationalliberale Partei wurde im Herbst 1866 nach der Spaltung der bürgerlichen Fortschrittspartei (siehe Anm.219) gebildet. Sie vertrat die Interessen der deutschen, in erster Linie jedoch der preußischen Bourgeoisie. Um der Befriedigung der materiellen Interessen der Bourgeoisie willen gaben die Nationalliberalen ihre Forderungen nach politischer Herrschaft dieser Klasse auf und betrachteten als ihr Hauptziel dieVereinigung der deutschen Staaten unter preußischer Führung. Ihre Politik widerspiegelte die Kapitulation der deutschen liberalen Bourgeoisie vor Bismarck. Nach der Vereinigung Deutschlands bildete sich die Nationalliberale Partei endgültig als Partei der Großbourgeoisie,
vor allem der Industriemagnaten, heraus. In der Innenpolitik wurden die Nationalliberalen immer unterwürfiger, wobei sie faktisch ihre früheren liberalen Forderungen verrieten. Zwar kam es in den neunziger Jahren mitunter - so 1892 im Zusammenhang mit dem Volksschulgesetzentwurf (siehe Anm. 359) >- zu Spannungen zwischen den Nationalliberalen und den konservativ-klerikalen Kräften sowie der Regierung, doch hielten die Nationalliberalen insgesamt an dem Klassenkompromiß zwischen Junkertum und Bourgeoisie und an ihrer Unterordnung unter die Regierungspolitik fest. 280 281 292 434 342 Am 22. Februar 1892 wurde in Berlin das fünfundzwanzigjährige Jubiläum der parlamentarischen Tätigkeit August Bebels gefeiert. Zur Gratulation erschienen fast alle Mitglieder der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion, die Mitarbeiter der Redaktion und des Verlags des „Vorwärts" sowie Vertrauensleute der Berliner Parteiorganisationen. 281 292 348 Am 22.Januar 1892 sprach der Führer der Nationalliberalen Partei Bennigsen im Reichstag bei der Beratung des Handelsvertrages mit der Schweiz die Hoffnung aus, daß es „zu einer großen Annäherung zwischen den liberalen Parteien" komme. Eugen Richter, der Führer der Deutsch-Freisinnigen Partei (siehe Anm. 151), unterstützte in der Reichstagssitzung vom 23. Januar Bennigsens Appell. Der sozialdemokratische Abgeordnete Max Schippel verspottete in seiner Rede am 23. Januar, die im „Vorwärts" vom 24. Januar 1892 wiedergegeben wurde, diese Hoffnungen und wies nach, daß sie wegen der Widersprüche zwischen den verschiedenen Schichten der deutschen Bourgeoisie unerfüllbar seien. 281 344Zentrum - die politische Partei der Katholiken, zu der sich im Sommer 1870 die katholischen Abgeordneten des preußischen Abgeordnetenhauses zusammenschlössen und die sich nach den Reichstagswahlen von 1871 auch im Reichstag konstituierte (die Plätze der Abgeordneten der Zentrumspartei befanden sich in der Mitte der Sitzungssäle). Die Zentrumspartei stützte sich auf das katholische Kleinbürgertum und auf die Mehrheit der katholischen Bauern und Arbeiter in Süd- und Westdeutschland sowie in Oberschlesien. Sie vertrat in erster Linie die Interessen des katholischen Großgrundbesitzes und Industriekapitals. Das Zentrum stand zunächst in Opposition zur Bismarck-Regierung und vertrat partikularistische, antipreußische Tendenzen. Es stimmte jedoch für die Maßnahmen Bismarcks gegen die revolutionäre Arbeiterbewegung. Engels charakterisierte das Zentrum in seiner Schrift „Die Rolle der Gewalt in der Geschichte" (siehe Band 21 unserer Ausgabe, S.460/461) sowie in dem Artikel „Was nun? "(siehe Band 22 unserer Ausgabe, S. 8/9). 282 527 345 Die Konservative Partei war die Partei der preußischen Junker, der Militärkamarilla, der Spitzen der Bürokratie und des lutherischen Klerus. Sie leitete ihre Herkunft von dem äußersten rechten Flügel der monarchistischen Fraktion in der preußischen Nationalversammlung 1848 ab. Die Konservativen traten für die Erhaltung der feudalen Überreste und des reaktionären politischen Systems ein. Ihre Politik war vom Geist des kriegslüsternen Chauvinismus und Militarismus durchdrungen. Nach der Gründung des Norddeutschen Bundes und in den ersten Jahren nach der Reichsgründung trat sie als rechte Opposition gegen die Bismarck-Regierung auf, da sie befürchtete, Bismarcks Politik werde Preußen in Deutschland „aufgehen" lassen. Bereits 1866 trennte sich von den Konservativen die sog. Freikonservative Partei (auch Reichspartei genannt) ab, die die Interessen der Großagrarier und eines Teils der Industriemagnaten vertrat. Sie unter
stützte vorbehaltlos Bismarcks Politik. 1887 bildete die Konservative Partei zur Unterstützung der Bismarck-Regierung mit der Freikonservativen und der Nationalliberalen Partei ein Wahlkartell. Anfang der neunziger Jahre setzte sich in der Partei immer stärker der extrem-junkerliche Flügel gegenüber den gemäßigten konservativen Kräften durch. 282 346 Der Sozialdemokrat Wilhelm Peus war am 15. Februar 1892 wegen „Majestätsbeleidigung" zu 2 Jahren und 2 Monaten Gefängnis sowie zu 5 Jahren Ehrverlust verurteilt worden. Das Urteil wurde wegen einer Rede gefällt, die Peus am 26.Oktober 1891 in Magdeburg gehalten und in der er erklärt hatte, daß die Monarchie überholt und ihre Beseitigung kein Verbrechen sei. 283 288 347 Der Großindustrielle Karl Ferdinand von Stumm-Halberg hatte am 12.Februar 1892 im Reichstag scharfe Angriffe gegen die deutsche Sozialdemokratie gerichtet und sie der Vorbereitung zum gewaltsamen Sturz der Monarchie, des Eidbruchs, der Propagierung des Diebstahls usw. bezichtigt. August Bebel entlarvte in seiner Rede die Behauptungen Stumms als Provokation, die der Vorbereitung eines neuen Ausnahmegesetzes gegen die Sozialisten diene, und legte die Politik der deutschen Sozialdemokratie dar. 283 348 August Bebel sprach am 15. Februar 1892 bei der Beratung des Reichstags über den Abschnitt „Militär-Justizverwaltung" des Militäretats. Er enthüllte hierbei die in der deutschen Armee praktizierten grausamen Mißhandlungen der Soldaten. Seine Rede wurde im „Vorwärts" vom 16.Februar 1892 auszugsweise veröffentlicht. 283 349 Am 2. März 1892 annullierte der Sächsische Landtag Wilhelm Liebknechts Abgeordnetenmandat mit der Begründung, er wohne nicht in Sachsen, sondern in Berlin. 284 292 350 Die Wochenzeitung der französischen Arbeiterpartei (siehe Anm.60), „Le Socialiste", sollte zur Tageszeitung umgestaltet werden, Engels, der an der Herausgabe einer marxistischen Tageszeitung in Frankreich sehr interessiert war, ließ sich von Laura und Paul Lafargue ständig über den Verlauf der Verhandlungen berichten. Die Pläne, „Le Socialiste" als Tageszeitung herauszugeben, ließen sich jedoch nicht verwirklichen. 285 289 299 346 249 354 358 397 440 449 451 463 475 493 514 532 542 351 Engels wies in der Vorbemerkung zur zweiten deutschen Auflage von Marx' „Elend der Philosophie" 1892 (siehe Band 22 unserer Ausgabe, S.286) auf die beiden hier erwähnten Korrekturen hin, die in dieser Auflage gegenüber der französischen Erstausgabe (1847) und der ersten deutschen Ausgabe (1885) des Marxschen Werks vorgenommen wurden. Der bürgerliche Ökonom und Jurist Anton Menger hatte sich in seiner Schrift „Das Recht auf den vollen Arbeitsertrag in geschichtlicher Darstellung" (Stuttgart 1886) auf die betreffenden Textstellen in Marx' Werk bezogen und dabei heftige Angriffe gegen Marx und Engels gerichtet. Mengers Verleumdungen wurden in dem von Engels und Kautsky verfaßten polemischen Artikel „Juristen-Sozialismus" (siehe Band 21 unserer Ausgabe, S.491-509) zurückgewiesen. 287 362 Anton Menger, „Das bürgerliche Recht und die besitzlosen Volksklassen", Tübingen 1890. 287 353 Hinweis auf die Reservatrechte der Bundesstaaten, hauptsächlich Bayerns, Sachsens und Württembergs (selbständige Post-, Telegraphen- und Eisenbahnverwaltung, eine gewisse Autonomie in der Verwaltung des Heerwesens usw.), die in den Verträgen über ihren Beitritt zum Norddeutschen Bund (November 1870) und in der Verfassung des Deutschen Reichs (April 1871) festgelegt waren. Aus den Vertretern Bayerns, Sachsens und
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Württembergs wurde im Bundesrat ein besonderer Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten gebildet. 288 354 Vom 25. bis 27.Februar 1892 kam es im Zentrum Berlins, u.a. auch vor dem Schloß, zu Arbeitslosenunruhen, an denen hauptsächlich deklassierte Elemente beteiligt waren. Die Demonstrationen und Versammlungen wurden von der Polizei auseinandergejagt. Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands verurteilte die Straßenkrawalle entschieden und rief die Berliner Arbeiter auf, sich von ihnen fernzuhalten. 288 292 365 Anfang März 1892 wurde die „Kölnische Zeitung" wegen Majestätsbeleidigung angeklagt. Die Zeitung wurde gerichtlich belangt, da sie einen Artikel gebracht hatte, der kritische Bemerkungen über die Rede Wilhelms II. auf dem Jahresbankett des brandenburgischen Landtags am 24.Februar 1892 enthielt, in der der Kaiser die Gegner und „Nörgler" der Politik seiner Regierung scharf angegriffen hatte. Die Maßnahmen gegen die „Kölnische Zeitung" zogen die Konfiskation weiterer Zeitungen nach sich. 288 290 856 Friedrich Adolph Sorge, „Das Programm der Geldreformer in den Vereinigten Staaten", enthalten in: „Die Neue Zeit", 10. Jg., 1891/92. l.Bd., Nr.21. 289 367 Bei den Munizipalwahlen in Frankreich vom 1. bis 8.Mai 1892 errang die französische Arbeiterpartei einen bedeutenden Erfolg. Sie erhielt mehr als 100000 Stimmen; etwa 635 Sozialisten wurden in die Kommunalvertretungen gewählt. In 26 Städten erhielt sie die Mehrheit im Munizipalrat, in einigen dieser Städte, so in Roubaix, Marseille, Narbonne und Toulon, sicherte sie sich die Leitung des Munizipalrats. 290 313 322 326 332 336 344 345440 573 388 Radical Clubs nannte man in England in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die vorwiegend aus Arbeitern bestehenden, lose mit der Liberalen Partei verbundenen radikaldemokratischen Vereinigungen. Die Klubs übten einen gewissen Einfluß auf das englische Proletariat aus. Durch den Aufschwung der englischen Arbeiterbewegung Ende der achtziger Jahre nahm die Zahl dieser Klubs sehr zu. Sie wurden ein wichtiges Feld zur Verbreitung sozialistischer Ideen. 1885 kam es zur Bildung der Metropolitan Radical Federation, der Dachorganisation der Londoner radikalen Klubs. 290 300 307 325 388 Ende Januar 1892 legte die preußische Regierung dem Abgeordnetenhaus den Entwurf eines neuen Volksschulgesetzes vor. Nach diesem Gesetzentwurf sollten alle allgemeinbildenden Volksschulen in konfessionelle Schulen umgewandelt und die Oberaufsicht über die ganze Volksschulbildung der Geistlichkeit übertragen werden. Der im Interesse der Zentrumspartei (siehe Anm.344) eingebrachte Gesetzentwurf rief bei den Liberalen scharfen Protest hervor, was im März 1892 zur Verabschiedung des preußischen Kabinetts führte. Die neue preußische Regierung zog den Gesetzentwurf zurück. 290 292 380 Die Grußadresse der französischen Arbeiterpartei und der Redaktion des „Socialiste" an August Bebel zum fünfundzwanzigjährigen Jubiläum seiner parlamentarischen Tätigkeit wurde in „Le Socialiste" vom 6. März 1892 veröffentlicht. In der Grußadresse wurden die außergewöhnliche Energie und Leidenschaftlichkeit Bebels im Kampf für den Sieg der sozialistischen Ideen gewürdigt. Es wurde hervorgehoben, daß Bebels Auftreten nicht nur der deutschen Sozialdemokratie sondern der gesamten internationalen sozialistischen Bewegung Ehre mache. 292 881 Engels bezieht sich offenbar auf die Passagen in Franz Mehrings Streitschrift „Kapital und Presse. Ein Nachspiel zum Falle Lindau" von 1891, in denen sich Mehring über die Ursachen seiner antisozialdemokratischen Wendung nach 1876 äußerte. Diese hatte sich
besonders in der 1879 erschienenen 3., neubearbeiteten Auflage seiner Arbeit „Die Deutsche Socialdemokratie. Ihre Geschichte und ihre Lehre" gezeigt. Lieferte Mehring in „Kapital und Presse" eine ausgezeichnete Polemik gegen bürgerliche Verleumdungen, so blieb seine Stellungnahme zu seiner früheren antisozialdemokratischen Haltung insgesamt noch unbefriedigend. 295 302 August Siegel teilte Engels in seinem Brief vom 20. März 1892 mit, daß der Vorstand des Verbandes deutscher Bergarbeiter seiner Frau 120 Mark Reisegeld ausgehändigt habe. Außerdem habe er von den englischen Bergarbeitern 16 Pfd.St. erhalten. 296 363 Der „Neue Kurs" wurde von Wilhelm II. im März 1890 verkündet. Die ersten Anzeichen eines „Neuen Kurses" gegenüber der Bismarckschen Politik waren zwei kaiserliche Erlasse vom 4. Februar 1890, in denen einige sozialpolitische Maßnahmen vorgesehen waren. Die Politik des „Neuen Kurses" (1890-1894) war der Versuch einer politischen Kursänderung zugunsten der Großbourgeoisie. Sie zielte darauf ab, die Arbeiterklasse mit Hilfe von Versprechungen und einigen geringfügigen Almosen vom Kampf um eine grundsätzliche Änderung der Staats- und Gesellschaftsordnung abzuhalten, die Sozialdemokratie von der Arbeiterklasse zu isolieren und die verschiedenen Fraktionen der herrschenden Klassen zum Kampf gegen die revolutionäre Arbeiterbewegung zu sammeln. Außenpolitisch sollte der „Neue Kurs" den Übergang zur imperialistischen Weltmachtpolitik vorbereiten. 297 364 Hinweis auf den Parteitag der Possibilisten (siehe Anm. 42), der für Juli 1892 nach Paris einberufen worden war. Die Tagesordnung sah hauptsächlich Fragen der Kommunalordnung und der Sozialhygiene (Arbeitshygiene) vor. 301 365 Engels schrieb zum 18.März 1892 die „Grußadresse an die französischen Arbeiter zum 21. Jahrestag der Pariser Kommune" (siehe Band 22 unserer Ausgabe, S. 284/285). Sie wurde im „Socialiste" vom 26. März 1892 veröffentlicht. 302 366 Obschtschina - Dorfgemeinde in Rußland mit Gemeinbesitz an Grund und Boden, der periodisch zur Einzelnutzung neu verteilt wurde. Die Mitglieder der Dorfgemeinde kamen gemeinsam für die Steuern auf. Die Dorfgemeinde war in Rußland seit den ältesten Zeiten bekannt und hatte sich allmählich zu einem Grundpfeiler des Feudalismus in Rußland entwickelt. Mit der Entwicklung kapitalistischer Produktionsverhältnisse in Rußland seit den Reformen von 1861 (siehe Anm. 499), mit dem Eindringen des Kapitalismus in die Landwirtschaft zerfiel die Obschtschina. 304 363 367 Von Mitte August bis Mitte September 1888 reiste Engels gemeinsam mit Eleanor MarxAveling, Edward Aveling und Carl Schorlemmer durch die USA und Kanada. Über seine Reiseeindrücke siehe Band 21 unserer Ausgabe, S.466- 468. 305 335 431 441 3«s N. F. Danielson hatte Engels in seinem Brief vom 12. November 1891 gebeten, Paul Lafargue seine Glückwünsche zu dessen Wahl in die französische Deputiertenkammer (siehe Anm.254) zu übermitteln. 306 369 In der Reichstagssitzung am 3. März 1892 behauptete der konservative Abgeordnete Hartmann bei der Beratung des Gesetzentwurfs über den Belagerungszustand in ElsaßLothringen, daß in der elsaß-lothringischen Frage Meinungsverschiedenheiten zwischen Wilhelm Liebknecht und Georg von Vollmar bestünden. Paul Singer wies in seiner Antwort namens der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion Hartmanns Behauptung zurück und erklärte, daß es für die deutsche Sozialdemokratie keine elsaß-lothringische Frage gebe
und daß Hartmanns Behauptung, Liebknecht trete für die Rückgabe Elsaß-Lothringens an Frankreich ein, nicht der Wahrheit entspreche. 307 3.0 Der London Trades Council und die Social Democratic Federation hatten 1890 versucht, die Arbeiterorganisationen, die von englischen Marxisten geleitet wurden, von der Teilnahme an der 1. Mai-Demonstration 1890 in London auszuschließen. Ausführlicher hierübersiehe Engels, „Der 4. Mai in London", Band 22 unserer Ausgabe, S. 60-65.307 3.1 August Bebel sollte während seines geplanten Besuchs in London (siehe Anm. 401) auf Bitten von Eleanor Marx-Aveling in einer Arbeiterversammlung im East End sprechen. 308 3.2 Diese Zeilen schrieb Engels auf eine Postkarte. Sie ist mit folgender Adresse in Engels* Handschrift versehen: Sigr. awo. Filippo Turati, Portici, Galleria Vitt. Em. 23, Milano, Italy. 309 3.3 Filippo Turati hatte Engels am 4. März 1892 zwei Exemplare der „Critica Sociale" vom I .März 1892 gesandt, die Giovanni Bovios Erwiderung auf Engels' Artikel „Antwort an den ehrenwerten Giovanni Bovio" (siehe Band 22 unserer Ausgabe, S. 279—281) enthielt. 309 3.4 Gemeint sind Engels' Vorwort zur ersten deutschen Ausgabe von Marx' „Elend der Philosophie" (siehe Band21 unserer Ausgabe, S. 175-187), das auch in die zweite deutsche Auflage von 1892 aufgenommen wurde, und Engels' Vorbemerkung zur zweiten deutschen Auflage von Marx' Schrift (siehe Band 22 unserer Ausgabe, S.286). 310 3,6 Marx' Artikel „Über P.-J.Proudhon" (siehe Band 16 unserer Ausgabe, S.25 - 32) war im „Social-Demokrat" vom 1., 3. und 5.Februar 1865 erschienen. Er wurde auch in die erste und die zweite deutsche Auflage von Marx' „Elend der Philosophie" 1885 und 1892 aufgenommen, die von Engels überprüft worden waren. 310 3,6 Karl Kautsky hatte Engels am 27.März 1892 geschrieben, daß sich Victor Adler in einer schweren materiellen Lage befinde und Adlers Frau sehr schwer erkrankt sei. 311 371 „Lotta di classe" hatte davon berichtet, daß der junge Sozialist Arturo Zambianchi einen Offizier wegen einer.Ohrfeige zum Duell gefordert hatte. Pasquale Martignetti hatte Engels mit einer Postkarte vom 26. März 1892 um seine Meinung zu diesem Vorfall gebeten. 312 3,8 Wahrscheinlich bezieht sich Engels auf den Brief Hermann Schlüters vom 11. Mai 1891. Schlüter hatte hierin ausführlich über die amerikanische Arbeiterbewegung und seine eigene Tätigkeit berichtet. 313 3,8 Der Pariser „Figaro" hatte einen Artikel von Paul Lafargue veröffentlicht, der eine Beschreibung des Sozialismus enthielt, Hermann Schlüter hatte Engels in seinem Brief vom 14. März 1892 gebeten, ihm die betreffende Nummer des „Figaro" zu schicken. 313 380 Das von Engels verwandte Wort „propager" (propagieren) hat im Französischen noch die Bedeutung von „fortpflanzen". 313 381 John Chinaman - in den USA Bezeichnung für die Chinesen. 314 382 Engels gewährte dem Korrespondenten der französischen Zeitung „L'Eclair" £mile Massard am 1 -April 1892 ein Interview (siehe Band 22 unserer Ausgabe, S.533 -537). Am 3.April, nach Durchsicht der Aufzeichnungen des Korrespondenten, arbeitete Engels diese fast vollständig um. Aus dem Umstand, daß das Interview von „Le Socialiste", dem Organ der französischen Arbeiterpartei, am 16. April nachgedruckt wurde, kann man schließen, daß der veröffentlichte Text Engels' Billigung fand. 316
8,8 Engels weilte in der Woche vom 20. bis 26. März 1892 zur Erholung in Ryde auf der Insel Wight. 316 384 Wortspiel: grass-widower bedeutet Strohwitwer, grasshopper bedeutet Heuschrecke, Grashüpfer. 316 386 Henri Brissac hatte Engels am 7. April 1892 darum gebeten, ihm seine Meinung zu der von ihm verfaßten Broschüre „La soci6t6 collectiviste" - erschienen 1892 in Paris - mitzuteilen. Brissac beabsichtigte, Engels' Antwort als Rezension zu veröffentlichen. 318 386 Es handelt sich um den Plan, die Gruppe Befreiung der Arbeit und die alten Narodowolzen zu vereinigen. Dieser Plan wurde von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands unterstützt. Sie war bereit, die hierfür notwendigen Mittel zur Verfügung zu stellen. Die Verhandlungen zwischen den beiden Gruppen der russischen Revolutionäre sollten im Frühjahr 1892 in London unter Teilnahme von August Bebel und G. W.PIechanow bei Engels stattfinden. Der Plan wurde nicht verwirklicht. 319 387 Marx weilte im August und September 1874, im August und September 1875 sowie im August und September 1876 zur Kur in Karlsbad. 319 475 388 Engels übersetzte seine im April 1892 verfaßte Einleitung zur englischen Ausgabe der „Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft" (siehe Band 22 unserer Ausgabe, S. 287 —311) im Juni ins Deutsche. Sie erschien mit einigen Kürzungen in der „Neuen Zeit", 11. Jg. 1892/93. 1. Bd., Nr. 1 und 2, unter der Überschrift „Ueber historischen Materialismus". 320 327 361 376 387 457 388 Gemeint ist die französische Übersetzung von Engels' Schrift „Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats" (siehe auch Anm. 104). 321 8,0 Palais Bourbon - das in Paris am Quai d'Orsay befindliche Gebäude der französischen Deputiertenkammer. 321 381 Laura Lafargues Artikel über „Nachtarbeit für die Frauen in Frankreich" erschien in der Wiener „Arbeiterinnen-Zeitung" vom 15.April 1892. 323 382 Im „Daily Chronicle" vom 11 . April 1892 erschien unter der Rubrik „The eight hour demonstration" ein Brief von Adolphe Smith an George Shipton. Darin berichtete Smith über seine Besprechungen in Paris mit den Führern der Possibilisten, in denen über die Entsendung von Delegierten zur Maidemonstration nach London verhandelt wurde. Der London Trades Council (siehe Anm. 102) wollte der von ihm organisierten Maidemonstration besonderes Gewicht verleihen und damit das Ansehen der von den englischen Marxisten geführten Legal Eight Hours League (siehe Anm. 105) herabsetzen. 324 571 383 Paul Lafargue nahm als Vertreter der französischen Arbeiterpartei an der Maidemonstration 1892 in London teil (siehe hierüber auch vorl. Band, S.332). 324 394 Toyniee Hall - Gebäude im Londoner East End, das nach dem bürgerlichen Historiker und liberalen Sozialreformer Arnold Toynbee benannt ist. Hier fanden die Versammlungen semer Anhänger statt, die christlich-philanthropische Ziele verfolgten und bemüht waren, Studenten und Intellektuelle zur Propagierung der Ideen des christlichen Sozialismus unter den Arbeitern heranzuziehen. 326 385 Pasquale Martignetti hatte in der „Critica Sociale" vom 16. April 1892 unter dem Titel „A proposito della lotta di classe" Auszüge aus Engels* Vorwort zur englischen Ausgabe der „Lage der arbeitenden Klasse in England" von 1892 (siehe Band 22 unserer Ausgabe, S. 265-278) veröffentlicht. 327
396 Romualdo Fantuzzi und Paiquale Martignetti hatten Engels im März 1891 vorgeschlagen, eine zweite Auflage seiner Arbeit „Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft" herauszubringen. Engels gab hierfür seine Zustimmung (siehe vorl. Band, S.72 und 73). Die erste Ausgabe dieser Arbeit in der italienischen Übersetzung von Martignetti war 1883 erfolgt. Martignetti und Antonio Labriola lasen im Sommer 1891 die Korrekturbogen der 2. Auflage. Der Druck dieser Auflage wurde jedoch hinausgezögert, ohne daß vom Verleger ein Grund dafür angegeben wurde. Sie erschien schließlich im Jahre 1892. 328 397 J. H. W. Dietz hatte Engels am 20. April 1892 mitgeteilt, daß Otto Wigand ihm das Recht der Neuauflage von Engels' Schrift „Die Lage der arbeitenden Klasse in England" überlassen habe (siehe auch Anm.329). Dietz bat Engels, wenn er einverstanden sei, ihm das Recht der Neuauflage schriftlich zu bestätigen. Auf Dietz' Brief findet sich folgende Notiz von Engels: ja, Abdruck nur mit den nötigsten Noten und neuer Vorrede. Gleich anzufangen. Korrektur in Fahnen, damit ich die Noten hineinsetzen kann, 23,/4. 329 398 Die Internationale Bibliothek wurde in den Jahren 1887 bis 1923 im Verlag J.H.W.Dietz in Stuttgart, später Berlin, in 67 Bänden herausgegeben. Sie enthielt wichtige Einzelausgaben von Werken von Marx und Engels und anderen Vertretern der deutschen und internationalen sozialistischen und Arbeiterbewegung, z.B. von August Bebel, Eduard Bernstein, Karl Kautsky, Franz Mehring, Edward Aveling, Prosper-Olivier Lissagaray und G.W.PIechanow. Als 14.Band in dieser Reihe erschien 1892 die zweite Auflage von Engels' Werk „Die Lage der arbeitenden Klasse in England". 330 334 389J.H.W.Dietz hatte Engels am 26.April 1892 geschrieben, daß die Angelegenheit mit Otto Wigand geregelt sei (siehe vorl. Band, S.329) und mit dem Druck sofort begonnen werden könne. Auf dem Brief von Dietz befindet sich folgende Bemerkung von Engels: Akzeptiert. Wenn nicht Nein, mache ich 1. Vorrede, 2. kurze Noten. 331 400 Am l.Mai 1892 fand im Londoner Hyde Park eine eindrucksvolle Demonstration statt, die von den Londoner sozialistischen und Arbeiterorganisationen gemeinsam organisiert worden war. An der Demonstration, die zweieinhalb Stunden dauerte, nahmen einige Hunderttausend, darunter auch Vertreter der Arbeiter anderer Länder Europas, teil. 332 335 401 August Bebel und Paul Singer weilten etwa vom 14.Mai bis I.Juni 1892 zu Besuch bei Engels in London. 335 338 340 341 346 349 352 353 354 357 359 360 369 419 402 Paul Singer, der Berliner Stadtverordneter war, beabsichtigte, im Sommer 1893 als Mitglied einer Deputation der Stadt Berlin nach Chicago zu reisen. 335 403 J.H.W.Dietz hatte Engels am 9.Mai 1892 auf dessen Anfrage vom 5.Mai 1892 (siehe vorl. Band, S. 334) geantwortet, daß er von Otto Wigand das Recht zur Neuauflage der „Lage der arbeitenden Klasse in England" ohne Begrenzung der Auflagenziffer erhalten habe und 10000 Exemplare drucken lasse. Außerdem nannte er die mit dem vorliegenden Brief von Engels angenommenen Honorarzahlungsbedingungen. Auf Dietz' Brief befindet sich folgende Notiz von Engels: Akzeptiert. Vi Honorar bis Herbst 92 nach Drucklegung 1U „ „ I.Jan. 93 Ya » bei Fertigtellung der zweiten 5000, hierdurch innerhalb 6 Monate, nachdem deren Drucklegung begonnen. 337
404 Rudolph Hermann Meyer hatte der „Neuen Zeit" einen Artikel „Der große Generalstab und die nörgelnden Zeitungsschreiber" zur Veröffentlichung übersandt. Er erwähnte darin einen Tischler Werner als deutschen Delegierten auf dem britischen Gewerkschaftskongreß in Edinburgh 1879 (siehe Anm. 405). Karl Kautsky äußerte in einem Brief vom 13. Mai 1892 die Vermutung, daß es sich bei dem Genannten in Wirklichkeit um Adam Weiler handle, und bat Engels um nähere Auskünfte hierüber. Uber den Verbleib der von Engels erwähnten Postkarte ist uns nichts bekannt. 339 406 Hinweis auf den Kongreß der britischen Trade-Unions in Edinburgh, der vom 15. bis 20. September 1879 stattfand. Der Kongreß beriet in der Hauptsache über die Beteiligung der Arbeiterklasse an denParlamentswahlen und damit im Zusammenhang stehende Fragen. Er faßte Resolutionen, in denen die Verlängerung der Wahlperiode, die Neuaufteilung der Wahlkreise und die Gleichstellung der ländlichen Wahlkreise mit den städtischen Wahlkreisen gefordert wurden. Der Kongreß sprach sich auch dafür aus, Arbeiter als Kandidaten für die Parlamentswahlen aufzustellen. 339 406 Rudolph Hermann Meyer nannte Engels in seinem Artikel (siehe Anm. 404), wie Karl Kautsky am 13.Mai 1892 Engels mitteilte, den „ältesten und größten der lebenden Nationalökonomen". Diese Formulierung wurde trotz Einspruch von Engels in dem Artikel belassen; er erschien in der „Neuen Zeit", 10. Jg. 1891/92. 2. Bd., Nr.35.339 407 Karl Kautsky hatte Engels am 13.Mai 1892 u.a. geschrieben: „Louise beginnt jetzt eine öffentliche Rolle zu spielen, ihr Name wird genannt, und das hat in Österreich wie in Deutschland bereits zu einer Reihe recht peinlicher Mißverständnisse Anlaß gegeben. Ich habe daher die Absicht, Louise zu ersuchen, sie möge künftighin, um Verwechslungen vorzubeugen, ihren Mädchennamen dem meinen voransetzen und sich Louise StrasserKautsky nennen." 339 386 408 Der ältere Bruder von Carl und Ludwig Schorlemmer, Friedrich Schorlemmer, der ebenfalls die wissenschaftliche Laufbahn als Chemiker eingeschlagen hatte, war jung gestorben. 348 408 Die von Joseph Roy angefertigte französische Übersetzung von Engels' Arbeit „Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats" erschien nur auszugsweise. Ein Teil davon - Kapitel IX „Barbarei und Zivilisation" und Kapitel V „Die Entstehung des athenischen Staats" - wurde in der Zeitschrift „L'Ere Nouvelle" im Juli und August 1393 veröffentlicht. Im gleichen Jahr wurde das IX. Kapitel von der Redaktion der „L'&re Nouvelle" als Sonderdruck herausgegeben (siehe hierzu Band39 unserer Ausgabe, S. 105). Uber Henri Raves Ubersetzung vgl. Anm. 104. 349 410 Henry Enfield Roscoe hatte Engels am 27. Mai 1892 das Ergebnis der ärztlichen Konsultation über Carl Schorlemmers Gesundheitszustand mitgeteilt. Er sprach sein Bedauern aus, daß es ihm nicht möglich gewesen sei, nach Manchester zu fahren. 353 411 Engels weilte vom 2. bis 4.Juni 1892 in Manchester (siehe auch vorl. Band, S.354 und 356/357). 353 354 356 358 360 371 395 412 Die Anrede in Henry Enfield Roscoes Brief vom 27.Mai 1892 an Engels lautete: Dear Engels. 353 413 Owens College - Teil der seit 1880 in Manchester bestehenden Victoria-Universität; wurde 1851 aus einem dafür bestimmten Legat des Kaufmanns John Owens gegründet, 354 381
414 Die „Justice" veröffentlichte am 4. Juni 1892 eine Notiz über die angebliche Gründung einer sozialistischen Tageszeitung in Paris unter Leitung von Jules Guesde und Paul Lafargue. 358 416 Anfang Juni 1892 tagte in Plymouth der dritte Kongreß der National Union of Gasworkers and General Labourers of Great Britain and Ireland (siehe Anm.67). Er beschloß die Aufstellung eigener Kandidaten zu den Parlaments- und Gemeindewahlen sowie die Teilnahme am Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongreß 1893 in Zürich. Außerdem beschäftigte sich der Kongreß mit Fragen der inneren Organisation und mit der Finanzlage der Gewerkschaft. 358 361 416 Edward Aveling sprach am 10. und 12. Juni 1892 auf Versammlungen der Sozialisten in Aberdeen. Die „Justice" vom 18. Juni 1892 berichtete darüber in dem Artikel „Socialism in Aberdeen". 358 373 417 Anläßlich ihres Aufenthalts in London im Mai 1892 (siehe Anm. 401) gewährten August Bebel und Paul Singer einem Korrespondenten der „Pall Mall Gazette" ein Interview, das dieZeitung am28. Mai 1892 unter der Überschrift „The prospects of socialism" veröffentlichte. Bebel und Singer gaben in dem Interview eine kurze Einschätzung der Arbeiterbewegung in Deutschland und hoben auch die große Bedeutung des Wahlsieges der französischen Arbeiterpartei bei den Munizipalwahlen im Mai 1892 hervor (siehe Anm. 357). 359 418 Vom 7. bis 10. Juni 1892 fand in London der dritte internationale Kongreß der Bergarbeiter statt. Auf dem Kongreß waren Vertreter von mehr als 900000 englischen, deutschen, österreichischen, belgischen und französischen Arbeitern anwesend. Die wichtigsten Tagesordnungspunkte waren die Schaffung einer internationalen Organisation der Bergarbeiter und der Kampf um den Achtstundentag für alle Bergarbeiter. 361 370 419 In seinen Briefen an Engels vom 24. März, 30. April und 18.Mai 1892 hatte N. F. Danielson die Erörterungen über die Wege der ökonomischen Entwicklung Rußlands fortgesetzt (siehe vorl. Band,S. 195-197 und 303 -306). Außerdem äußerte er seine Meinung über N.Kablukows Buch „Wopros o rabotschich w selskom chosjaistwe" und N.Karyschews Buch „Krestjanskija wnenadelnyja arendy", die er Engels im April bzw. Mai 1892 geschickt hatte. 363 420 W.P.Woronzow, „Krestjanskaja obschtschina", Moskau 1892. N.F.Danielson hatte Engels dieses Buch im März 1892 geschickt. 366 421 N.F.Danielson hatte in seinem Brief an Engels vom 30.April 1892 zu N.Kablukows Buch „Wopros o rabotschich w selskom chosjaistwe" kritisch vermerkt, der Verfasser berücksichtige nicht, daß die Landarbeiter faktisch Tagelöhner seien, die nur während der Jahreszeit beschäftigt werden, in der die Gutsbesitzer die Arbeitskraft benötigen, und daß ihnen ihre Arbeit nicht die für ihre Existenz ausreichenden Mittel sichere. 367 422 Engels meint die Vorbereitungen für die Präsidentenwahlen in den USA, die am 8. November 1892 stattfanden. Der Demokrat Grover Cleveland wurde hierbei anstelle des Republikaners Benjamin Harrison, der seit 1889 Präsident war, zum Präsidenten gewählt. Engels nahm zu diesen Wahlen, die er mit großer Aufmerksamkeit verfolgte, im November 1892 in dem Artikel „Die amerikanische Präsidentenwahl" (siehe Band 22 unserer Ausgabe, S. 334-336) Stellung. 370 423 Es handelt sich um die geplante Separatausgabe der Artikel Friedrich Adolph Sorges über die amerikanische Arbeiterbewegung aus der „Neuen Zeit" (siehe Anm. 287). Karl
Kautsky, der mit J.H.W.Dietz wegen dieser Angelegenheit verhandelte, teilte Engels in einem Brief vom 20. Juni 1892 mit, daß Dietz im Prinzip nicht für Separatausgaben von Beiträgen aus der „Nauen Zeit" sei, weil sie schlecht abzusetzen seien. In diesem Falle jedoch sei Dietz bereit, Sorges Arbeit zu veröffentlichen, wenn Sorge die betreffenden Artikel umarbeite bzw. etwas erweitere. Die Ausgabe kam nicht zustande. 371 377 387 439 424 Es handelt sich um die 1892 erschienene antisemitische Hetzschrift Hermann Ahlwardts „Neue Enthüllungen. Judenflinten", Dresden. Darin wurde der jüdische Waffenfabrikant Isidor Löwe beschuldigt, unbrauchbare Gewehre an das deutsche Heer geliefert zu haben. Die Vorfälle, die Löwe zur Last gelegt wurden, hingen jedoch gleichzeitig eng mit der Korruption verantwortlicher Offiziere zusammen. Ahlwardts Schrift wurde durch Gerichtsbeschluß konfisziert. 372 425 Gemeint ist Ernest Beifort Bax' Leitartikel „Internecine divisions in the socialist Party" in der „Justice" vom 18.Juni 1892. Darin forderte Bax die englischen sozialistischen Gruppen zur Zusammenarbeit auf. 373 400 426 Londoner County Council- Grafschaftsrat von London, zu dessen Zuständigkeit die Steuereinziehung, das örtliche Budget usw. gehörten. Zur Wahl des Londoner County Councils waren alle Personen zugelassen, die das Wahlrecht für das Parlament besaßen, und Frauen, die älter als 30 Jahre waren. 373 423 427 Die englischen Parlamentswahlen im Sommer 1892 endeten mit einem Wahlsieg der Liberalen. Die sozialistischen und Arbeiterorganisationen führten die Wahlkampagne mit Erfolg und stellten eine beträchtliche Anzahl unabhängiger Kandidaten auf. Drei dieser Kandidaten - James Keir Hardie, John Bums und John Havelock Wilson - wurden ins Parlament gewählt. 373 376 387 389 392 396 400 406 410 411 440 446 428 Buchhalterin ohne Gehalt nennt August Bebel in seinem Brief an Engels vom 4. Juni 1892 seine Frau Julie, da sieBebel in seiner Funktion als Kassierer der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands aktiv unterstützte. 374 428 Engels weilte vom 29. Juni bis 2. Juli 1892 anläßlich der Beerdigung Carl Schorlemmers in Manchester. 378 379 386 395 430 Freie Gemeinden - Gemeinden, die sich 1846 und 1847 unter dem Einfluß der Bewegung der Lichtfreunde von der offiziellen protestantischen Kirche gelöst hatten und am 30. März 1847 das Recht der freien Religionsausübung erhielten. Die Lichtfreunde waren eine 1841 entstandene religiöse Strömung, die sich gegen den in der protestantischen Kirche herrschenden Pietismus und den ihm eigenen strengen Mystizismus und die Frömmelei richtete. 381 431 August Bebel hatte Engels in seinem Brief vom l.Juli 1892 gebeten, an Stanislaw Mendelson einen Brief weiterzuleiten. Der Brief an Mendelson enthielt eine Empfangsbestätigung für Gelder, mit denen die Sozialdemokratische Partei Deutschlands einen polnischen Studenten unterstützte, der unter den in Deutschland lebenden Polen als revolutionärer Agitator tätig war. Bebel schrieb dazu an Engels: „Wir wollen es uns etwas kosten lassen, die polnischen Arbeiter dem Zentrum zu entreißen." 383 482 August Bebel schrieb am 29. Juni 1892 in seiner Antwort auf Engels' Brief vom 20. Juni 1892 (siehe vorl. Band, S.372-374), er wolle Engels mit seinem Brief zu keiner Antwort herausfordern. 384 392 438 Gemeint ist der Artikel „Die englischen Wahlen" im „Vorwärts" vom 2. Juli 1892. Über die englischen Wahlen siehe Anm. 427. 384
184 Hinweis auf die sog. Manchesterpartei, die von den Freihändlern gebildet worden war. Die Freihändler waren Anhänger der Handelsfreiheit und der Nichteinmischung des Staates in das Wirtschaftsleben des Landes. Das Agitationszentrum der Freihändler befand sich in Manchester, wo sich die Manchesterschule herausgebildet hatte, eine ökonomische Lehrmeinung, die die Interessen der englischen Industriebourgeoisie widerspiegelte. An der Spitze der Bewegung standen die beiden Textilfabrikanten Richard Cobden und John Bright, die 1838 die Anti-Corn-Law League (siehe Anm.435) gegründet hatten. In den vierziger und fünfziger Jahren waren die Freihändler eine besondere politische Gruppierung; in den sechziger Jahren bildeten sie den linken Flügel der Liberalen Partei. 384 485 Es handelt sich um die Vertreter der Anti-Korngesetz-Liga (Anti-Corn-Law League), einer freihändlerischen Vereinigung, die 1838 von den Fabrikanten Richard Cobden und John Bright in Manchester gegründet wurde. Die Com Laws (Korngesetze), die die Einschränkung bzw. das Verbot der Getreideeinfuhr zum Ziel hatten, waren in England im Jahre 1815 im Interesse der Großgrundbesitzer eingeführt worden. Die Liga erhob die Forderung nach völliger Handelsfreiheit und kämpfte für die Aufhebung der Komgesetze mit dem Ziel, die Löhne der Arbeiter zu senken und die ökonomischen und politischen Positionen der Grundaristokratie zu schwächen. Nach der Aufhebung der Komgesetze 1846 erklärte die Liga ihre Auflösung, aber faktisch existierte sie noch bis 1849 weiter. 384 436 Die Home Rale Bill, die William Ewart Gladstone im April 1886 im britischen Parlament einbrachte, sah eine beschränkte Selbstverwaltung für Irland vor. Es sollte ein irisches Parlament und eine unter der Kontrolle des britischen Kabinetts stehende irische Regierung gebildet werden. Gladstone hoffte sich mit dieser Bill die Unterstützung der irischen Abgeordneten im Parlament zu sichern. Die Bill wurde jedoch durch die Gegenstimmen der Konservativen und Liberal-Unionisten vom Parlament abgelehnt. 384 487 Die Independent Labour Party wurde im Januar 1893 gegründet. Ihr traten Mitglieder der alten und neuen Trade-Unions, der Fabian Society, der Social Democratic Federation und anderer sozialistischer Vereinigungen bei; an ihrer Spitze stand James Keir Hardie. Die Independent Labour Party verlangte in ihrem Programm die Überführung aller Produktions-, Verteilungs- und Austauschmittel in Gemeineigentum. Sie forderte u.a. die Einführung des Achtstundentages, das Verbot der Kinderarbeit und die Einführung einer Sozial- und Arbeitslosenversicherung. Engels begrüßte die Gründung der Independent Labour Party in der Hoffnung, daß es ihr gelingen werde, die dogmatischen und sektiererischen Fehler der Social Democratic Federation zu vermeiden und sich zu einer marxistischen Partei zu entwickeln, äußerte jedoch hinsichtlich ihrer Führer eine gewisse Skepsis. Während die Entwicklung in den ersten Wochen und Monaten Engels' positive Meinung rechtfertigte, geriet die Partei später infolge unklarer Vorstellungen und persönlicher Schwächen des größten Teils ihrer Führung auf den Weg des Reformismus. Die von der reformistischen Fabier-Ideologie beeinflußten Führer betrachteten den parlamentarischen Kampf als die wichtigste Form des Klassenkampfes und trafen Vereinbarungen mit der Liberalen Partei. 385 388 397 407 438 Bismarck weilte im Juni 1892 anläßlich der Hochzeit seines Sohnes in Wien. Er nahm hierbei in verschiedenen Reden und in einem von der Wiener „Freien Presse" am 24. Juni 1892 veröffentlichten Interview offen gegen die Politik seines Nachfolgers Leo von Caprivi Stellung. 389 488 Es handelt sich um den Artikel „Die englischen Wahlen", der im „Vorwärts" vom 5. Juli 1892 erschienen war. 390
410 Unter dem Druck der Massenbewegung der Arbeiter wurde 1867 eine Parlamentsreform in England durchgeführt. Unter Führung des Generalrats nahm die Internationale Arbeiterassoziation an dieser Bewegung aktiv teil. Nach dem neuen Gesetz war der Vermögenszensus für die Wähler in den Grafschaften herabgesetzt; für die Pächter betrug er jetzt 12 Pfd.St. jährlich. In den Städten erhielten das Wahlrecht alle Hausbesitzer und -Pächter sowie Wohnungsmieter, die nicht unter einem Jahr am selben Ort lebten und eine Wohnungsmiete von mindestens 10 Pfd. St, zahlten. Durch diese Reform erhöhte sich die Zahl der Wahlberechtigten auf mehr als das Doppelte. 1884 wurde vom englischen Parlament eine weitere Reformbill verabschiedet. Sie dehnte das Wahlrecht auf die kleinen Landwirte und einen Teil der Landarbeiter aus. Große Teile der Bevölkerung, wie das Dorfproletariat, die armen Städter sowie alle Frauen, waren jedoch auch nach der dritten Wahlreform ohne Wahlrecht. 392 410 441 Der neue Unionismus - eine neue Richtung in der englischen Gewerkschaftsbewegung, die s ich Ende der achtziger Jahre herausbildete. Die tieferen Ursachen seiner Entstehung lagen in der durch den Verlust des englischen Industriemonopols hervorgerufenen Verschlechterung der Lebenslage. Die neuen Trade-Unions erfaßten breite Massen des Proletariats, vor allem ungelernte Arbeiter, die bis dahin der Arbeiterbewegung noch ferngestanden hatten. Englische Sozialisten, besonders Eleanor Marx-Aveling und Tom Mann, spielten bei der Bildung der neuen Trade-Unions, die von Engels lebhaft begrüßt und unterstützt wurde, eine bedeutende Rolle. Engels charakterisierte den neuen Unionismus u.a. in seinem Artikel „Der 4. Mai in London" und im „Vorwort zur englischen Ausgabe (1892) der ,Lage der arbeitenden Klasse inEngland'" (siehe Band22 unserer Ausgabe, S.60- 65 und 265 -278). 393 396 452 454 460 571 442 Ende 1890 wurde Charles Stewart Parnell wegen Ehebruchs angeklagt und für schuldig erklärt. Das war der Vorwand für die englischen Liberalen, Parnells Entfernung als Führer der irischen Fraktion im Parlament zu fordern. Dieses Vorgehen der Liberalen gegen Parnell wurde von den rechten Kräften der irischen Parlamentsfraktion und von der irischen katholischen Geistlichkeit unterstützt, die Parnells Streben nach Homerule nicht zustimmten. Die Kampagne führte zur Spaltung der irischen Parlamentsfraktion und zur Schwächung der irischen nationalen Bewegung. 393 443 Conrad Schmidt, „Die psychologische Richtung in der neueren National-Oekonomie". In: „Die Neue Zeit", 10-Jg. 1891/92. 2. Bd. ,Nr.40 und 41.394 458 484 444 Engels verweist auf die Grenznutzentheorie, eine apologetische bürgerliche ökonomische Theorie, die in den siebziger Jahren im Gegensatz zur Arbeitswerttheorie von Marx ent" stand. Nach dieser Theorie wird der Wert einer Ware bestimmt durch ihren „Grenznutzen", d. h. durch die subjektive Einschätzung der Nützlichkeit jener Wareneinheit, die das am wenigsten dringende Bedürfnis des Käufers bei gegebener Größe des Warenvorrats befriedigt. Die Theorie des Grenznutzens macht die Größe des Werts von der relativen Seltenheit der Waren abhängig. Die Grenznutzentheorie gehört zu den theoretischen Grundlagen der modernen bürgerlichen Ökonomie, weil sie deren Vertretern geeignet erscheint, die Ausbeutung der Arbeiter im Kapitalismus zu verschleiern. Theoretiker der Grenznutzentheorie waren u.a. der österreichische Ökonom Carl Menger und der englische Ökonom und Philosoph William Stanley Jevons. Siehe hierzu auch Engels" Vorwort zum dritten Band des „Kapitals" (Band 25 unserer Ausgabe, S. 17-20). 394 458 446 Die Jatrochemie oder medizinische Chemie, deren Begründer Paracelsus war, entwickelte sich im 16. Jahrhundert und existierte bis Ende des 17. Jahrhunderts. Sie ging von der
Vorstellung aus, daß alle Lebensvorgänge auf chemische Prozesse zurückzuführen und alle Krankheiten durch chemische Mittel zu heilen seien. Die Jatrochemiker entdeckten eine Reihe neuer chemischer Verbindungen und führten diese in die medizinische Praxis ein. Ihre theoretischen Auffassungen enthielten noch zahlreiche Überreste der mystisch-scholastischen Lehren des Mittelalters. 395 446 In dem vcn Panajionis Argyriades herausgegebenen „Almanach de la Question Sociale" für 1892 wurde Engels auf dem Titelblatt als Mitarbeiter aufgeführt. In dieser Ausgabe des „Almanach" war ohne Engels' Wissen seine Einleitung zur Buchausgabe von Marx" „Lohnarbeit und Kapital" von 1891 (siehe Band 22 unserer Ausgabe, S.202-209) mit starken Kürzungen in französischer Sprache veröffentlicht worden. 398 447 Hinweis auf die redaktionellen Bemerkungen in der „Justice" vom 9. Juli 1892: „Stanley goes under" und „Stanley must be kept under". Die Redaktion wandte sich darin gegen die Kandidatur Stanleys und forderte dazu auf, gegen ihn zu stimmen, da er ein Reaktionär sei und die Kolonialpolitik unterstütze. 400 448 North Lambeth - Stadtteil im Norden Londons. 401 448 Hochltfrche — Richtung in der anglikanischen Kirche; konservativ-aristokratisch und stark katholisierend im Ritual und kirchlichen Leben. 401 450 Dissenters (Dissidenten) - Anhänger religiöser Sekten und Strömungen, die in diesem oder jenem Maße von den Dogmen der offiziellen anglikanischen Kirche abwichen. 401 441 Es handelt sich um den Artikel von Edward Aveling und Eleanor Marx-Aveling, „Die Wahlen in Großbritannien", der in der „Neuen Zeit", 10. Jg. 1891/92.2. Bd., Nr .45 erschien (siehe auch Anm. 462). 401 410 452 Das Wortspiel, dessen sich Engels hier bedient, beruht auf der gleichen Schreibweise der geographischen Bezeichnung Eylau und des Familiennamens eines der Geldgeber, mit denen die französischen Sozialisten über die Gründung einer Tageszeitung verhandelten. Die Schlacht beiPreußisch-Eylaa fand am 7./8.Februar 1807 statt. Die französische Armee unter Napoleon I. kämpfte gegen die vereinigten Armeen Preußens und Rußlands. Trotz hoher Verluste beider Seiten konnte in dieser Schlacht keine Entscheidung herbeigeführt werden. 403 463 Territorialarmee - seit 1872 Bestandteil der französischen Armee; entstand während des Deutsch-Französischen Krieges; ihre Aufgabe war der Garnisons- und Wachdienst im Hinterland. Die Territorialarmee umfaßte diejenigen militärdienstpflichtigen Personen älterer Jahrgänge, die ihrer Militärpflicht im stehenden Heer und in der Reserve genügt hatten. Die Dienstzeit in der Territorialarmee betrug sechs Jahre (vor 1892 neun Jahre) und sechs Jahre in deren Reserve. 404 454 Am 27. Juli 1892 fuhr Engels zur Erholung nach Ryde. Wegen einer Erkrankung blieb er dort bis zum 6.September 1892. 404 406 409 415 416 418 421 428 432 435 439 446 449 450 457 468 Unter Engels' Brief schrieb Laura Lafargue: Ich werde heute abend an E[ngels] schreiben, das Ohr ist besser. Das Geld habe ich erhalten. 405 466 Gemeint ist die Polemik des „Vorwärts" mit Georg von Vollmar, die durch dessen Artikel „Le socialisme de M. de Bismarck et le socialisme de l'empereur Guillaume" in der Pariser Zeitschrift „Revue bleue. Revue politique et litteraire" von Juni 1892 ausgelöst worden war. In diesem Artikel hatte Vollmar behauptet, daß sich das Erfurter Programm
(siehe Anm.253) in einer Reihe von Forderungen dem von Bismarck und Wilhelm II. proklamierten „Staatssozialismus" annähere. Vollmars Artikel rief eine breite Diskussion in der sozialdemokratischen Presse hervor. Der „Vorwärts" setzte sich mit Vollmars Behauptungen in seinen redaktionellen Artikeln „Staatssozialismus" am 6,, 12., 21. und 22. Juli 1892 auseinander. 407 448 467 August Bebel hatte Georg von Vollmar in einem Brief mitgeteilt, daß er Wilhelm Liebknecht, den Redakteur des „Vorwärts", bereits seit zwei Wochen nicht gesehen habe, um damit Vollmars Entstellungen über eine angebliche Einmischung Bebels in die Redaktion des „Vorwärts" zu widerlegen. In seinem Artikel „In eigener Sache", veröffentlicht in der „MünchenerPost" vom 19. Juli 1892, entstellte Vollmar jedoch diesen Brief so, daß der Eindruck entstehen konnte, Bebel habe Liebknecht beschuldigt, seinen Verpflichtungen als Redakteur nicht nachgekommen zu sein. Bebel wies in einer „Erklärung" im „Vorwärts" vom 21 .Juli 1892 Vollmars Behauptungen zurück. 407 458 Pasquale Martignetti hatte sich in seinem Brief an Engels vom 1 .Juli 1892 ein Exemplar von Edward Avelings 1892 erschienenem Buch „The Students' Marx. An Introduction to the Study of Karl Marx' Capital" erbeten. Er hatte die Absicht, dieses Buch - eine populäre Darlegung des Inhalts des ersten Bandes des „Kapitals" - ins Italienische zu übersetzen. Aveling schickte Martignetti im August 1892 auf Empfehlung von Engels ein Exemplar seines Buches. 411 469 Bei Mentana siegten am 3.November 1867 die französischen Truppen gemeinsam mit den päpstlichen Söldnern über die Truppen Giuseppe Garibaldis, der einen Feldzug nach Rom unternommen hatte, um das päpstliche Territorium wieder mit Italien zu vereinigen. Die französischen Truppen unter dem General Pierre-Louis-Charles de Failly waren ein Jahr zuvor mit den neuen Chassepotgewehren ausgerüstet worden. Über ihre Wirkung schrieb de Failly: „Nos fusils Chassepot on fait merveille" (Unsere Chassepotgewehre haben Wunderbares geleistet). 411 480 Der Auszug aus Engels' Nekrolog „Carl Schorlemmer" erschien in der „Justice" vom 23. Juli 1892 unter dem Titel „A Socialist F.R.S.". 412 461 Es handelt sich um die Korrektur der deutschen Übersetzung von Engels' Einleitung zur englischen Ausgabe der „Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft" (siehe Band 22 unserer Ausgabe, S. 287-311), die in der „Neuen Zeit" veröffentlicht wurde (siehe auch Anm.388). Karl Kautsky hatte Engels die Korrektur am 8.August 1892 geschickt. 422 46i In der „Neuen Zeit", 10.Jg., 1891/92, 2.Bd„ Nr.45, war der Artikel „Die Wahlen in Großbritannien" von Edward Aveling undEleanor Marx-Aveling erschienen. KarlKautsky hatte beim Redigieren des Artikels die Stellen, wo die Autoren das Sektierertum und den Opportunismus der Social Democratic Federation und der Fabian Society kritisierten, gestrichen (siehe vorl. Band, S.426 und 446-448). Kautsky hatte Engels hierzu am 8.August 1892 geschrieben, der Artikel sei während seiner Abwesenheit angekommen und ungeöffnet liegengeblieben, wodurch sich die Publikation um eine Woche verschoben habe und der Artikel aus Platzmangel gekürzt werden mußte. 422 426 440 447 463 Eine der Hauptthesen der Possibilisten war, daß die allmähliche Lösung der sozialen Frage durch eine stärkere Vertretung der Arbeiter in den Gemeinderäten erreicht werden könne. Das Munizipalprogramm der Possibilisten, das der Regionalkongreß in Paris 1885 angenommen hatte, sah u. a. die Organisierung öffentlicher Arbeiten zur Beseitigung der
Arbeitslosigkeit und die Einrichtung von Läden, die unter der Kontrolle der Gemeinden stehen sollten, vor. Der Nationalkongreß der Possibilisten in Paris im Juli 1892 beschäftigte sich u.a. mit den Aufgaben der Gemeinderäte auf dem Gebiet des Gesundheitswesens. 423 464 Der Kongreß der englischen Trade-Unions tagte vom 5. bis 10.September 1892 in Glasgow. Er trat für die Einführung des Achtstundentages ein und befaßte sich mit Fragen der Arbeitervertretung im Parlament, der Fabrikinspektion u. a. Der Kongreß lehnte in einer Resolution die Einladung zum dritten Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongreß in Zürich 1893, die ihm vom vorbereitenden Organisationskomitee dieses Kongresses zugegangen war, ab und beschloß, statt dessen einen internationalen Kongreß über die Frage des Achtstundentages einzuberufen. Diese Resolutionen waren ein Versuch, den dritten Kongreß der II. Internationale, den die Marxisten vorbereiteten, zum Scheitern zu bringen und die internationale Arbeiterbewegung zu spalten. Engels trat entschieden gegen die Spaltertätigkeit der Führer der englischen Trade-Unions auf. Er sandte Briefe nach Deutschland, Österreich, Spanien und Frankreich (siehe Band 22 unserer Ausgabe, S.332 bis 333, und vorl.Band, S.451-453,454 -456,460/461,462/463 und465/466). Darin empfahl er den sozialistischen Parteien, die Manöver der englischen Trade-Unionisten öffentlich ZU verurteilen. 423 426 436 440 451 454 460 462 465 476 479 468 Der dritte Internationale Sozialistische Arbeiterkongreß fand vom 6. bis 12.August 1893 in Zürich statt. An ihm nahmen über 400 Delegierte aus 20 Ländern teil. Bei der Vorbereitung und während des Kongresses führten die Marxisten einen harten Kampf mit den Anarchisten. Die zur politischen Taktik der Sozialdemokratie angenommene Resolution empfahl den Arbeiterorganisationen, die parlamentarischen Einrichtungen für den Kampf um die politische Macht auszunutzen. Die Resolution bezeichnete Kompromisse mit den bürgerlichen Parteien als unzulässig und stellte fest, daß der Kampf um Reformen den Endzielen der Arbeiterbewegung untergeordnet werden muß. Einen großen Raum nahm auf dem Kongreß die Frage des Verhältnisses der Arbeiterklasse zum Militarismus ein. Die vom Kongreß angenommene Resolution stützte sich auf den Beschluß des Brüsseler Kongresses (siehe Anm. 107) und forderte darüber hinaus von den sozialistischen Abgeordneten, alle Militärkredite abzulehnen und für die Abrüstung und die Abschaffung der stehenden Heere einzutreten. Der Kongreß bestätigte die Brüsseler Resolution zur Maifeier, forderte darüber hinaus jedoch, den l.Mai zu einem Kampftag für den Weltfrieden zu gestalten. In weiteren Resolutionen verwies der Kongreß auf die Notwendigkeit, für das allgemeine Wahlrecht, den achtstündigen Arbeitstag, den Schutz der Arbeiterinnen einzutreten und die Landarbeiter zu organisieren. Höhepunkt des Kongresses war die Schlußansprache von Engels (siehe Band 22 unserer Ausgabe, S.408/409), der am letzten Beratungstag in Zürich eintraf. Der Züricher Kongreß und seine Resolutionen waren ein weiterer Schritt auf dem Wege des Zusammenschlusses der internationalen Arbeiterbewegung im Kampf gegen kapitalistische Ausbeutung und die drohende Kriegsgefahr. 254 426 441 451 461 466 474 476 518 532 534 466 Eduard Bernstein hatte eine in der „Neuen Zeit" unter dem Titel „Die soziale Doktrin des Anarchismus" begonnene Artikelserie schon nach dem zweiten Artikel auf Grund einer Nervenerkrankung unterbrechen müssen. Der dritte Artikel erschien unter dem Titel „Proudhon und der Mutualismus" in der „Neuen Zeit", 10.Jg., 1891/92. 2.Bd„ Nr.45 -47. 428 433 448
467 Vom 1. bis 26. Juli 1890 hatte Engels gemeinsam mit Carl Schorlemmer eine Reise durch Norwegen unternommen. 431 468 Die Resultate seiner langjährigen Studien über die Entstehung und das Wesen des Christentums faßte Engels 1894 in dem Aufsatz „Zur Geschichte des Urchristentums" (siehe Band 22 unserer Ausgabe, S.446 -473) zusammen. Diese Arbeit gehört zu den grundlegenden Werken des wissenschaftlichen Atheismus. Sie wurde in der „Neuen Zeit", 13. Jg., 1894/95. 1 .Bd., Nr. 1 und 2 veröffentlicht. 431 488 Fronde - adlig-bürgerlicheBewegung in Frankreich von 1648 bis 1653 gegen den Absolutismus. Die adligen Führer der Bewegung, die sich auf ihr Gefolge und auf ausländische Söldnertruppen stützten, nutzten die Bauernaufstände und die demokratische Bewegung in den Städten für ihre Ziele aus. Nach der Niederschlagung der Fronde kam es zu einer weiteren Festigung des Absolutismus. Die Ereignisse zur Zeit der Fronde dienten Alexandre Dumas dem Älteren als historischer Hintergrund für seinen mehrere Bände umfassenden, 1845 erschienenen Abenteuerroman „Vingt ans apres". 431 470 Uber den Verbleib dieses Briefes ist uns nichts bekannt. Zur Haltung der Baumwollarbeiter in Lancashire zum Kampf um den Achtstundentag siehe auch vorl. Band, S.426 und 434. 431 4,1 August Bebel hatte Engels in seinem Brief vom 17. August 1892 von der materiellen Notlage Victor Adlers und seiner Familie berichtet. 434 472 Nori\er - Bewohner der altrömischen Provinz Noricum, die das jetzige Ober- und Niederösterreich südlich der Donau sowie den größten Teil der Steiermark und Kärntens umfaßte. Die im 4.Jahrhundert v.u.Z. eingewanderten keltisch-illyrischen Noriker erlagen 16 v.u.Z. den Römern. Seit Mitte des 2. Jahrhunderts wurde die Provinz mehrfach von germanischen Stämmen verheert. 434 473 In den zwei Briefen des Paulus an die Korinther (1. Kor. 16 und besonders 2. Kor. 8 und 9) werden die Korinther eindringlich ermahnt, ihre Gemeindepflichten zu erfüllen. 434 474 In seiner Rede vor dem Offizierskorps des deutschen Heeres am 18.August 1892 lehnte Wilhelm II. die Pläne der Regierung ab, die Militärdienstpflicht der Fußtruppen auf zwei Jahre zu verkürzen. Die Rede des Kaisers führte in Deutschland zu einer politischen Krise; es kursierten Gerüchte über eine nahe bevorstehende Verabschiedung des Kanzlers Leo von Caprivi, der die Herabsetzung der Dienstpflicht befürwortete. In der Militärvorlage, die der im Juni 1893 neu gewählte Reichstag am 15.Juli 1893 verabschiedete, wurde jedoch die zweijährige Militärdienstpflicht festgelegt, nachdem der alte Reichstag im Mai 1893 wegen Ablehnung der Militärvorlage aufgelöst worden war. 434 475 Am 1. Oktober 1892 sollte die erste Nummer der Tageszeitung der französischen Arbeiterpartei erscheinen (siehe auch Anm.350). 436 476 Credit Lyonnais - großes 1863 gegründetes französisches Bankinstitut. 436 479 477 Die Geldgeber, mit deren Mitteln die geplante Teigeszeitung der französischen Arbeiterpartei finanziert werden sollte, hatten sich verpflichtet, am 20.August 1892 Einlagen in Höhe von 250 000 Francs in bar zu zahlen und die Druckereieinrichtung zur Verfügung zu stellen. 436 478 Diese Zeilen schrieb Engels auf eine Postkarte, deren Ecke mit der Marke abgerissen ist. Die Worte in eckigen Klammern wurden von der Redaktion ergänzt. 438
476 Am 31 .Juli und 7. August 1892 fanden in Frankreich Departementswahlen statt. Die französische Arbeiterpartei errang hierbei einen neuen Sieg: Ihre Kandidaten erhielten in 47 Kantonen über 63 000 Stimmen, 30 von ihnen wurden in die Kantonal- und Generalräte gewählt. 440 488 Der 10.Kongreß der französischen Arbeiterpartei fand vom 24. bis 28.September 1892 in Marseille statt. Er befaßte sich mit der Arbeit auf dem Lande, der Lage und der Tätigkeit der Partei, mit der Maifeier, der Teilnahme am Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongreß in Zürich 1893 und der Beteiligung an den bevorstehenden Parlamentswahlen. Der Kongreß nahm ein Agrarprogramm an, das eine Reihe konkreter Forderungen enthielt, die den Interessen des Landproletariats und der Kleinbauern entsprachen. Außerdem beschloß er, dem von den englischen Trade-Unions geplanten internationalen Kongreß über die Frage des Achtstundentages (siehe Anm.464) fernzubleiben, und forderte die Trade-Unions auf, ihre Vertreter zum Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongreß nach Zürich 1893 zu entsenden. 440 452 455 461 463 465 475 478 479 488 481 Louise Kautskys Artikel über die Wahlen in England erschien ohne Überschrift in der «Arbeiter-Zeitung" vom 5.August 1892. 440 482 Gemeint ist das Trades Union Congress Parliamentary Committee, das Vollzugsorgan des Ende der sechziger Jahre entstandenen britischen Trades Union Congress, der Vereinigung der Gewerkschaften Englands; seit 1871 wurde das Parlamentarische Komitee jährlich auf den Kongressen der Trade-Unions gewählt und in der Zeit zwischen den Kongressen als ihr Führungsorgan betrachtet. Das Komitee stellte die Kandidaten der Trade-Unions für das Parlament auf, unterstützte die in ihrem Interesse eingebrachten Gesetzentwürfe und bereitete die Jahreskongresse vor. In dem Komitee überwogen die reformistischen Elemente, die ihre Politik im Sinne des alten Trade-Unionismus betrieben und sich auf die Arbeiteraristokratie stützten. 440 452 454 460 501 488 Näheres zu Johannes Miquels Briefen siehe in Marx' Brief an Edward Spencer Beesly vom 12. Juni 1871 (siehe Band 33 unserer Ausgabe, S.229). 442 484 Zwischen England und Rußland bestand eine alte Rivalität um das Pamirgebiet, das wegen seiner geographischen Lage von großer strategischer Bedeutung war. Großbritanniens Pläne zur Unterwerfung Afghanistans gerieten in Gegensatz zur Politik des zaristischen Rußlands, das seinerseits in dieses Gebiet vordrang. Als im Sommer 1892 eine russische Militärabteilung in das Pamirgebiet entsandt wurde, kam es zu diplomatischen Verwicklungen zwischen Rußland und England. Im Pamirvertrag von 1895 wurden schließlich die Interessensphären Englands und Rußlands abgegrenzt. 443 485 Victor Adler hatte in seinem Brief an Engels vom 25 .August 1892 über das Auftreten der „Jungen" auf dem Erfurter Parteitag (siehe Anm.226) geschrieben, diese Kritiker sähen die Taktik als etwas ein für allemal Gegebenes und Unveränderliches an. 444 488 Karl Kautsky hatte Engels am 31 .August 1892 geschrieben, daß er beabsichtige, in der nächsten Nummer !der „Neuen Zeit" mit dem Abdruck des Artikels „Homestead und Coeur d'Aline" von Friedrich Adolph Sorge zu beginnen, und daß er deshalb die Veröffentlichung von Engels' Einleitung zur englischen Ausgabe der „Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft" (siehe Anm.388) zurückstellen wolle. Sorges Artikel wurde in der „Neuen Zeit", 10. Jg., 1891/92. 2.Bd., Nr.50 und 51, veröffentlicht. Er berichtete über die Streiks in Homestead bei Pittsburgh und in Coeur d'Aline (USA) im Jahre 1892.
Der Streik der Stahlarbeiter von Homestead im Juli 1892 gegen die Carnegie Steel Company war eine der bis dahin größten Erhebungen der amerikanischen Arbeiterklasse. Er wurde von der Gewerkschaft gegen eine angekündigte Lohnkürzung geführt. Die Stahlgesellschaft setzte bewaffnete Streikbrecher ein. Diese wurden jedoch von den Arbeitern, die die Fabriken besetzt hatten, in die Flucht geschlagen. Dabei gab es auf beiden Seiten zahlreiche Tote und Verwundete. Schließlich besetzten Regierungstruppen die Fabriken, und die Stahlarbeiter erlitten eine Niederlage. Der Streik hatte jedoch den revolutionären Kampfgeist des amerikanischen Proletariats demonstriert. Noch während des Streiks von Homestead traten die Bergarbeiter des Cceur-d*Al£neDistrikts in den Streik. Die Silber- und Bleibergwerke waren ursprünglich von den Bergarbeitern selbst verwaltet worden. Nachdem die Bergwerke Eigentum großer kapitalistischer Gesellschaften geworden waren, mußten sich die Bergarbeiter ständig
492 Über Carl Knies' Buch „Geld und Credit. Erste Abteilung: Das Geld..." (Berlin 1873) äußerte sich Marx in einem Brief an Engels vom 25. Juli 1877 (siehe Band 34 unserer Ausgabe, S.60/61). 457 498 Die Bibel, Evangelium des Matthäus, Kap. 10, Vers 34. 459 494 Engels schickte Karl Kautsky einen Auszug aus Marx' Brief an Arnold Rüge vom September 1843 (siehe Band 1 unsererAusgabe,S.343 - 346).Dieser Briefwar in den „DeutschFranzösischen Jahrbüchern" in dem Beitrag „Ein Briefwechsel von 1843" enthalten. Kautsky verwandte diesen Brief in seinem Artikel „Zum zehnjährigen Bestand der .Neuen Zeit'", der in der „NeuenZeit", 11 .Jg. 1892/93. l.Bd., Nr.l, veröffentlicht wurde. 460 495 Bank Holidays - die Bankfeiertage wurden 1871 in England gesetzlich eingeführt. Am Oster- und Pfingstmontag, am ersten Montag im August sowie am 26.Dezember sind alle englischen Banken geschlossen. 463 496 Den vorliegenden Brief schrieb Engels französisch. Die Zitate aus den Verhandlungen des Glasgower Kongresses (siehe Anm. 464) gab Engels in englischer Sprache wieder. 465 497 In Marseille tagte vom 19. bis 23. September 1892 der 5. Nationalkongreß der Gewerkschaften Frankreichs. Der Kongreß beriet über die Maifeier, die Frauen- und Kinderarbeit in der Industrie u.a. und nahm auch zu den Beschlüssen des Glasgower Kongresses der englischen Trade-Unions (siehe Anm.464) Stellung. Er lehnte in einer Resolution die Teilnahme an dem von den Trade-Unions geplanten internationalen Kongreß zur Frage des Achtstundentages ab. Statt dessen sprach er sich für die Entsendung von Vertretern zum Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongreß nach Zürich 1893 aus. 465 477 479 494 498 Gemeint ist der Kongreß der American Federation of Labor, der im Dezember 1893 in Chicago stattfand. Er erkannte in einem Beschluß die Notwendigkeit der politischen Tätigkeit der Arbeiterklasse an und beschloß ein Programm, das die Forderung nach gesetzlicher Einführung des Achtstundentags enthielt. Die Annahme dieses Beschlusses zeugte vom wachsenden Einfluß der fortschrittlichen Kräfte in den amerikanischen Gewerkschaften, die die Erwartungen der werktätigen Massen zum Ausdruck brachten. 466 499 Am 19.Februar (3.März) 1861 proklamierte Alexander II. unter dem Druck der breiten Volksbewegung in Rußland das Manifest zur Abschaffung der Leibeigenschaft. Die Bauernreform brachte etwa 22,5 Millionen Bauern die persönliche Freiheit und Land. Sie war aber nur eine Halbreform, da die Bauern für den zugeteilten Boden sog. Ablösungszahlungen in Form von Geld oder Fronarbeit zu leisten hatten und zahlreiche Reste der alten Feudalordnung erhalten blieben. Teilweise mußten die Bauern sogar einen Teil ihres Landbesitzes an den Gutsherrn abgeben (in den fruchtbaren Schwarzerdegebieten bis zu 40 Prozent). Die Reform von 1861 wie auch die ihr folgenden Justiz-, Finanz- und Schulreformen dienten der rascheren Durchsetzung des Kapitalismus in Rußland. Der räuberische Charakter der Reform von 1861 bewirkte jedoch, daß die Bauernschaft Rußlands unter äußerst schweren materiellen Bedingungen in die kapitalistische Entwicklungsphase des Landes eintrat. 467 500 Victor Adler hatte den ersten Band des Buches von S.M. Krawtschinski (Stepniak) „The russian peasantry. Their agrarian condition, social life, and religion", erschienen 1888 im Londoner Verlag Swan Sonnenschein & Co. ins Deutsche übersetzt. Am 22.September
1892 wandte er sich an Engels mit der Bitte, Krawtschinski nach Vorlage der formellen Übersetzungsgenehmigung der Verleger die ihm zustehende Entschädigung zu zahlen. Krawtschinski prüfte die Übersetzung Adlers und schrieb ein kurzes Vorwort. Das Buch erschien 1893 im Dietz Verlag unter dem Titel „Der russische Bauer". 471 502 801 Der „Vorwärts" vom 15. September 1892 hatte in e inem Bericht „Aus England" gemeldet, daß auf der Jahreskonferenz der Social Democratic Federation (siehe Anm.491) der Ausschluß Henry Mayers Hyndmans beantragt worden sei. Die Konferenz habe schließlich einen Antrag angenommen, wonach sich Hyndman „von der praktischen Agitation fernhalten und sich nur auf theoretische Arbeiten beschränken" solle (siehe auch vorl. Band, S.456, 461 und 463/464). 472 476 602 Henry Mayers Hyndman hatte in einem Brief an den „Vorwärts", der am 20.September 1892 veröffentlicht wurde, gegen dessen Bericht (siehe Anm.501) protestiert. Einen ähnlichen Protestbrief schrieb er an die „Justice", in der er am 24. September 1892 erschien. 473 476 603 Karl Kautsky hatte Engels in seinem Brief vom 24.September 1892 gebeten, ihm seine Meinung über einige Stellen in einem für die „Neue Zeit" bestimmten Artikel August Bebels über den Glasgower Trade-Unions-Kongreß (siehe Anm. 464) mitzuteilen. Der Artikel erschien unter der Überschrift „Ein internationaler Kongreß für den Achtstundentag" in der „Neuen Zeit", 11.Jg. 1892/93. l.Bd., Nr.2. Engels' Hinweise (vgl. vorl. Band, S.476-478) waren darin berücksichtigt worden. 474 476 604 Edward Aveling übernahm in seinem Artikel „Discord in ,The International". Continental opinion on the British Trades Unionists", der am 11. Oktober 1892 in der „Pall Mall Gazette" veröffentlicht wurde, einen bedeutenden Teil aus August Bebels Artikel (siehe Anm.503). 478 494 805 Ein Teil dieses Briefes wurde zum ersten Mal mit Engels' Einwilligung (vgl. Engels' Brief an Franz Mehring vom 11. April 1893, Band 39 unserer Ausgabe, S.64) von Mehring in seiner Abhandlung „Über den historischen Materialismus" veröffentlicht, die Mitte 1893 als Anhang zur Buchausgabe der „Lessing-Legende" von Mehring erschien. 480 806 Die Anfrage Franz Mehrings, der an seiner Abhandlung „Über den historischen Materialismus" (siehe auch Anm.505) arbeitete, betraf Probleme der materialistischen Geschichtsauffassung. Karl Kautsky hatte Engels diese Anfrage am 24.September 1892 übermittelt. 480 507 Franz Mehring hatte Engels in seinen Briefen vom 3. Juli 1884 und 16. Januar 1885 gebeten, ihm Material für eine Marx-Biographie zur Verfügung zu stellen. Mit dem vorliegenden Brief beginnt der eigentliche Briefwechsel zwischen Engels und Mehring. 480 508 Von Oktober 1835 bis Oktober 1836 studierte Marx an der Universität Bonn Rechtswissenschaft und von Oktober 1836 bis März 1841 an der Berliner Universität Jura, Philosophie, Geschichte, Kunstgeschichte und Sprachen. 480 609 Engels bezieht sich auf Lavergne-Peguilhens Werk „Grundzüge der Gesellschaftswissenschaft. Th.l. Die Bewegungs- und Productionsgesetze" (Königsberg 1838). Auf S.225 dieser Arbeit erörtert der Autor den Einfluß der Wirtschaftsform auf die Entwicklung der Staatsform. Die von Engels angeführte Stelle zitiert Franz Mehring in seiner Abhandlung „Über den historischen Materialismus". 480 810 In seinem Brief an Franz Mehring vom 11. April 1893 (siehe Band 39 unserer Ausgabe, S. 64) bat Engels Mehring, diese Stelle des Briefes für die Veröffentlichung im Anhang
zur „Lessing-Legende" (siehe Anm.505) wie folgt zu verändern: „und die L[avergne]P[eguilhen]sche Generalisation wieder reduziert auf ihren wahren Gehalt: daß feudale Gesellschaft eine feudale Weltordnung erzeugt". 482 611 Conrad Schmidt, „Die Durchschnittsprofitrate und das Marx'sche Werthgesetz". In: „Die Neue Zeit", 11. Jg. 1892/93. 1 .Bd., Nr.3 und 4. 484 539 612 Franz Mehring schrieb seit dem 1 .Juni 1891 die wöchentlichen Leitartikel für „Die Neue Zeit", in denen er die laufenden politischen Ereignisse vom marxistischen Standpunkt aus analysierte. Die inhaltlich und stilistisch gleichermaßen ausgezeichneten Artikel stellen eine wichtige Etappe in Mehrings Entwicklung zum marxistischen Historiker und Journalisten dar. 484 613 Es handelt sich vermutlich um ein Stück Tapete aus dem Arbeitszimmer von Gottfried Wilhelm von Leibniz. Ludwig Kugelmann hatte schon Marx zu seinem Geburtstag am 8.Mai 1870 Teile dieser Tapete geschickt (siehe Band 32 unserer Ausgabe, S.504, 505 und 711). 485 614 Karl Marx, „Palmerston, what has he done?", London 1854. 485 515 Zu diesem Brief existiert noch der Entwurf in Engels' Handschrift. Der Brief wurde von Louise Kautsky abgeschrieben, die Unterschrift und die Worte „ganz ergebenst" sind in Engels* Handschrift. Brief und Entwurf stimmen überein. 486 616 Hugo Lindemann und Carl Stegmann hatten Engels im Zusammenhang mit einer von ihnen vorbereiteten Arbeit über die Geschichte des Sozialismus in einem Brief vom 2.Oktober 1892 gebeten, ihnen in einige Materialien, die ihnen für die Arbeit fehlten, Einsicht zu gewähren. 486 617 Am 25. September 1892 hatte Wilhelm Liebknecht auf dem Kongreß der französischen Arbeiterpartei in Marseille (siehe Anm. 480) als Vertreter der deutschen Sozialdemokratie gesprochen. Er erklärte u.a., daß die Frage Elsaß-Lothringens in dem Moment gelöst wäre, wenn in Frankreich und in Deutschland eine demokratische und soziale Republik errichtet würde. Diese Behauptung rief erbitterte Angriffe der französischen bürgerlichen Presse gegen die Sozialisten hervor. Liebknecht wurde am 26. September 1892 aus Frankreich ausgewiesen. Die Nachricht von der Ausweisung Liebknechts war vom Kongreß mit „Vive Liebknecht!" beantwortet worden. Lucien Millevoye stellte in der Deputiertenkammer dem Innenminister die Frage, ob die Regierung künftig ähnliche Erklärungen von Ausländern, die nach Frankreich kämen, dulden wolle (siehe auch Anm.530). 487 529 541 618 Am 9.September 1870 waren die Mitglieder des Braunschweiger Ausschusses der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, Wilhelm Bracke, Leonhard von Bonhorst, Samuel Spier, Hermann August Kühn und Heinrich Gralle sowie der Druckereibesitzer Sievers verhaftet und in Ketten auf die Festung Boyen bei Lotzen gebracht worden. In einem am 5.September 1870 als Flugblatt und am 11 .September 1870 im „Volksstaat" veröffentlichten Manifest hatte der Braunschweiger Ausschuß die deutsche Arbeiterklasse zum Kampf gegen die Fortführung des Deutsch-Französischen Krieges und die Annexion Elsaß-Lothringens aufgerufen. Am 30.März 1871 wurden die Mitglieder des Braunschweiger Ausschusses.aus der Untersuchungshaft entlassen. Vom 23. bis 27. November 1871 fand in Braunschweig der Prozeß gegen sie statt. Durch diesen Prozeß sollte ein Ausnahmezustand gegen die revolutionäre Arbeiterbewegung in Deutschland geschaffen werden. Marx wurde am
13.September 1870 von Wilhelm Liebknecht über die Verhaftungen informiert und begann sofort, diesen Willkürakt vor der Öffentlichkeit anzuprangern. Der Prozeß endete mit einem Mißerfolg für die herrschenden Klassen; das Urteil mußte in der Berufungsinstanz am 2. Februar 1872 revidiert werden. 487 S1" August Bebel und Wilhelm Liebknecht traten 1870 und 1871 im Norddeutschen und Deutschen Riichstag wiederholt entschieden den dynastischen Kriegsinteressen der herrschenden Kreise in Deutschland gegenüber Frankreich und den Plänen zur Annexion Elsaß-Lothringens entgegen. Am 21 .Juli 1870 enthielten sich Bebel und Liebknecht bei der Abstimmung über die Bewilligung der Kriegskredite als einzige Abgeordnete des Norddeutschen Reichstags der Stimme. In einer schriftlich abgegebenen Erklärung an den Reichstag erklärten sie sich als prinzipielle Gegner jedes dynastischen Krieges. In der Diskussion zur Bewilligung neuer Kriegskredite am 26.November 1870 im Norddeutschen Reichstag wandten sich Bebel und Liebknecht gegen den Eroberungskrieg und die Annexionsbestrebungen und bekundeten ihre Solidarität mit dem französischen Volk. Bei der Abstimmung am 28.November 1870 stimmten sie gegen die Bewilligung der Kriegskredite. In einer Interpellation vom 3.Dezember 1870 forderte Liebknecht wiederum einen Frieden ohne Annexionen. 487 520 Jules Guesde, „Vive Internationale!", in „Le Socialiste" vom 16. Oktober 1892. 488 621 Die gewünschten Materialien schickte August Bebel über Engels an Paul Lafargue zur Vorbereitung einer Rede vor der Deputiertenkammer. Da diese Rede von Lafargue nicht gehalten werden konnte, wurden die Materialien von der französischen Arbeiterpartei 1893 in Lille als Broschüre unter dem Titel „La Democratie Socialiste Allemande devant l'histoire" herausgegeben (siehe auch vorl. Band, S.492/493 und 504). 488 492 504 509 522 Der Streik der Bergarbeiter von Carmaux (Südfrankreich) dauerte von Mitte August bis Anfang November 1892. Anlaß für diesen Streik war die Entlassung des Bergarbeiters Calvignac, der bei den Gemeinderatswahlen 1892 zum Bürgermeister von Carmaux gewählt worden war. Die Bergwerksverwaltung begründete seine Entlassung damit, daß ein Bergarbeiter nicht gleichzeitig Bürgermeister sein könne. Die Streikenden, die sich gegen den Angriff der Kapitalisten auf die politischen Rechte der Arbeiterklasse zur Wehr setzten, forderten die Wiedereinstellung Calvignacs und der anderen streikenden Arbeiter. Sie wurden von der französischen Arbeiterpartei mit allen Kräften unterstützt; im ganzen Land wurden Gelder für den Streikfonds gesammelt. Durch ihren hartnäckigen Kampf erzwangen die Arbeiter die Durchsetzung ihrer Forderungen. 488 494 513 523 Ende 1884 begannen in der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion die Auseinandersetzungen über die Dampfersubventionsvorlage. Eine opportunistische Majorität in der Fraktion, die versuchte, die revolutionäre Politik der Partei durch eine kleinbürgerliche Reformpolitik zu ersetzen, erklärte sich öffentlich bereit, die von der Regierung im Interesse einer forcierten kolonialen Expansion der deutschen Bourgeoisie geforderte Einrichtung einiger regelmäßiger Dampferverbindungen nach Ubersee und deren Finanzierung im Reichstag zu unterstützen. Die Politik der Opportunisten stieß auf den entschiedenen Widerstand der revolutionären Kräfte um August Bebel. Der „Sozialdemokrat" druckte wochenlang Zuschriften und Resolutionen aus den Reihen der Parteimitglieder ab, die sich gegen die Haltung der Rechten und gegen die von ihnen veröffentlichte Erklärung richteten, in der sie der Redaktion des Zentralorgans das Recht absprachen, die Haltung der Fraktion zu kritisieren. Der organisierte Widerstand gegen die Opportunisten und die Haltung des
„Sozialdemokrat" zwang die Opportunisten zum Rückzug und führte schließlich dazu, daß die Fraktion im Reichstag geschlossen gegen alle Dampfersubventionen stimmte. 489 510 624 In seinem Buch „Der Klassenkampf in der deutschen Sozialdemokratie", Zürich 1892, zitiert Hans Müller mehrfach Wilhelm Liebknechts Reichstagsrede vom 31.Mai 1881. 489 563 626 Diese Zeilen schrieb Engels auf eine Postkarte. Sie ist mit folgender Adresse in Engels' Handschrift versehen: Herrn Dr. L.Kugelmann, Warmbüchenstr.20'. Hannover, Germany. 491 526 Wilhelm Liebknecht, „Agitationsbericht. Nach Marseille und zurück". In: „Vorwärts" vom 12.Oktober 1892. 493 558 527 Wilhelm Liebknecht sprach in der Zeit vom 2. bis 4. Oktober 1892 auf Versammlungen in Mannheim, Karlsruhe, Frankfurt a. M. und Offenbach, auf denen er über seine Teilnahme am Kongreß der französischen Arbeiterpartei als Vertreter der deutschen Sozialdemokratie berichtete. 493 528 Eugene Protot, „Chauvins et reactcurs", Paris [1892]. 498 829 In seinem Brief an Engels vom 21. Oktober 1892 hatte Charles Bonnier geschrieben, daß die französische Arbeiterpartei stark genug sei, einen Krieg, von welcher Seite er auch drohe, zu verhindern. 503 830 Lucien Millevoye hatte am 29.Oktober 1892 in der Deputiertenkammer eine Rede gehalten und seine Interpellation zum Auftreten Wilhelm Liebknechts in Marseille (siehe Anm.517) eingebracht. Damit brach Millevoye das Paul Lafargue gegebene Versprechen, mit der Interpellation bis nach Lafargues Rückkehr aus Carmaux zu warten. Lafargue berichtete Engels hierüber in seinem Brief vom 1. November 1892. 504 509 631 Die französische Arbeiterpartei (siehe Anm. 60) konnte aus finanziellen Gründen keinen Delegierten zum Berliner Parteitag der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (siehe Anm.489) entsenden. Sie schickte jedoch ein von Jules Guesde und Paul Lafargue unterzeichnetes Grußschreiben nach Berlin. 504 82 Hinweis auf den Kolonialkrieg Frankreichs gegen den westafrikanischen Staat Dahomey. In der zweiten Novemberhälfte 1892 errangen die Franzosen einen entscheidenden Sieg. Ein Teil Dahomeys wurde französischer Kolonialbesitz, der Rest wurde in zwei von Frankreich abhängige Staaten aufgeteilt. In diesem Kolonialkrieg wandten die französischen Truppen zum erstenmal neue Sprenggeschosse, die sog. Melinitgranaten, an. 504 588 „Le Figaro" hatte am 2.November 1892 ein Interview mit dem Vertreter der englischen Arbeiterbewegung John Burns veröffentlicht. Diesem Interview zufolge sollte Burns erklärt haben, daß er als Anhänger fortschrittlicher Reformen nicht mit den Ideen der kontinentalen Sozialisten über die gewaltsame Revolution übereinstimme und daß der Antagonismus zwischen Arbeiterklasse und Bourgeoisie in England nicht so groß sei wie in Frankreich. 506 834 Diese Zeilen schrieb Engels auf eine Postkarte. Sie ist mit folgender Adresse in Engels' Handschrift versehen: F.A.Sorge, Esq., Hoboken N.J., U.S.America. 507 535 S.M.Krawtschinski (Stepniak) hatte in seinem Brief vom 25.Oktober 1892 Engels davon unterrichtet, daß er die Materialien für die deutsche Ausgabe seines Buches „The russian peasantry" (siehe Anm.500) an Victor Adler abgeschickt habe. 508
636 Wahrscheinlich meint Engels den Antrag der Solinger sozialdemokratischen Parteiorganisation an den Berliner Parteitag, den Reichstagsabgeordneten Georg Schumacher aus der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion auszuschließen. Außerdem beantragte sie, daß die Periode, in der die sozialdemokratischen Abgeordneten ihr Mandat ausübten, begrenzt werde und die Mitglieder der Reichstagsfraktion in kürzeren Abständen als bisher durch neue Personen ersetzt werden. 510 537 Der „Bericht des Partei-Vorstandes an den Parteitag zu Berlin 1892" wurde in der Beilage des „Vorwärts" vom 4.November 1892 veröffentlicht. 510 514 638 Es handelt sich offensichtlich um Karl Kautskys Artikel „Der Parteitag und der Staatssozialismus", veröffentlicht in der „Neuen Zeit", 11 .Jg. 1892/93. 1 .Bd., Nr.7, der unmittelbar dem in der gleichen Nummer gedruckten Artikel Georg von Vollmars „Zur Streitfrage über den Staatssozialismus" folgte. 511 539 August Bebel berichtete in seinem Brief vom 18.Oktober 1892 Engels von seinem Vorschlag, anstelle der mit einem Defizit belasteten „Berliner Volks-Tribüne" ein gut redigiertes zentrales Wochenblatt der Partei unter dem Namen „Sozialdemokrat" herauszugeben. 512 540 Im Beiblatt zur „Berliner Volks-Tribüne" erschien vom 6. August 1892 bis 24.Dezember 1892 die Artikelserie „Die Juraföderation und Michail Bakunin". Der Name des Verfassers - des Schweizer Sozialisten Louis H^ritier - wurde erst im letzten Artikel genannt. In diesen Artikeln wurde auf der Grundlage bakunistischen Materials die Geschichte der Organisation der Internationalen Arbeiterassoziation in der Schweiz falsch dargestellt und versucht, die Spaltertätigkeit der Bakunisten, besonders der bakunistischen Juraföderation, zu rechtfertigen (letztere hatte sich auf dem Kongreß in La Chaux-de-Fonds vom 4. bis 6, April 1870 von den Sektionen der Internationale in der romanischen Schweiz abgespalten). Außerdem wurden in diesen Artikeln der Generalrat, Marx und seine Kampfgefährten, vor allem Johann Philipp Becker, verleumdet. Besonders viele Entstellungen enthielt der zehnte Artikel, der am 12.November 1892 erschien. Engels entschloß sich, eine Erwiderung zu schreiben, ohne die Veröffentlichung der ganzen Artikelserie abzuwarten. Er schickte seine Erklärung mit dem vorliegenden Brief an August Bebel zur Weiterleitung an die Redaktion der „Berliner Volks-Tribüne". Die Erklärung wurde am 19. November 1892 in der „Berliner Volks-Tribüne" veröffentlicht (siehe Band 22 unserer Ausgabe, S.346-348). Am 24. Dezember 1892 erschien am Schluß des dreizehnten Artikels die Antwort H£ritiers. In dieser sowie in einem Brief an Engels vom 25.Dezember 1892 versuchte H6ritier die Beschuldigung, daß er die Geschichte der IAA verfälscht habe, zu widerlegen. In der Antwort anHeritier vom 20. Januar 1893 (siehe Band 39 unserer Ausgabe, S.l 1/12) entlarvte Engels den Versuch H6ritiers, sich der Verantwortung für die Fälschung der Tatsachen und ihre Darstellung im bakunistischen Sinne zu entziehen. Er betonte, daß er eine Fälschung der Geschichte der Internationale nicht zulassen werde. Zu Engels* Urteil über Heritier und seine Artikelserie siehe auch Engels' Brief an Karl Kautsky vom 25. März 1895 (siehe Band 39 unserer Ausgabe). 515 541 Am 14.November 1892 führten die englischen Sozialisten auf dem Trafalgar Square in London ein Meeting zum Gedenken an den fünften Jahrestag des Blutigen Sonntags (siehe Anm.322) durch. Louise Kautskys Bericht über dieses Meeting erschien in der „Arbeiter-Zeitung" vom 2.Dezember 1892. 515.
542 Bei der Diskussion auf dem Berliner Parteitag (siehe Anm. 489) über die sozialdemokratische Presse kam es zu einer Debatte über den „Vorwärts". Die Unzufriedenheit der Mitglieder mit dem Zentralorgan der Partei äußerte sich u.a. durch eine Diskussion über die Höhe des Gehalts Wilhelm Liebknechts als erstem Redakteur des „Vorwärts". 517 528 643 Der Internationale Sozialistische Arbeiterkongreß in Brüssel 1891 (siehe Anm. 107) hatte in seiner Resolution bekräftigt, die Maifeier am 1 .Mai zu begehen, und zur Arbeitsruhe an diesem Tage „überall da, wo es nicht unmöglich ist", aufgefordert. DieserResolution hatten alle Delegierten, auch die deutschen, zugestimmt. Der Berliner Parteitag der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (siehe Anm.489) beschloß, daß die Maifeier 1893 am Abend des I .Mai durchgeführt und nicht mit einer allgemeinen Arbeitsruhe verbunden werden solle, da diese auf Grund der schlechten wirtschaftlichen Lage nicht durchführbar sei. Ein Antrag, den I .Mai am ersten Sonntag im Mai zu feiern, wurde von den Delegierten des Berliner Parteitags mit großer Mehrheit abgelehnt. 518 520 532 534 541 548 558 644 In seiner Rede auf dem Berliner Parteitag am 17. November 1892 begründete und verteidigte August Bebel den Vorschlag des Parteivorstandes, die Maifeier 1893 in Deutschland nicht mit einer Arbeitsruhe zu verbinden. Victor Adler, der als Vertreter der österreichischen Sozialisten als Gast am Berliner Parteitag teilnahm, trat am gleichen Tag im Namen seiner Partei gegen diesen Vorschlag auf. 518 646 Auf der unteren Hälfte des Briefbogens ist eine Bühne mit Proszenium und Logen skizziert. Engels' Unterschrift steht im „Proszenium". 519 546 Panama-Skpndal — Betrugsaffäre, in die hohe französische Staatsmänner, Beamte sowie die Presse verwickelt waren. Der Ingenieur und Geschäftsmann Ferdinand Lesseps hatte 1879 in Frankreich eine Aktiengesellschaft gegründet, die den geplanten Durchstich der Landenge von Panama finanzieren sollte. Ende 1888 brach die Gesellschaft zusammen, was den massenhaften Ruin kleiner Aktionäre und zahlreiche Konkurse zur Folge hatte. 1892 wurde bekannt, daß die Gesellschaft zur Verheimlichung ihrer wahren Finanzlage hohe Bestechungssummen an die ehemaligen Ministerpräsidenten Frankreichs Charles-Louis de Freycinet, Pierre-Maurice Rouvier, Charles-Thomas Floquet sowie an andere führende Politiker gezahlt hatte. Der Panama-Skandal wurde von der bürgerlichen Justiz vertuscht. Sie beschränkte sich darauf, den Leiter der Gesellschaft, Lesseps, sowie zweitrangige Personen zu verurteilen. 520 527 529 530 532 534 540 543 544 549 550 554 558 563 547 Anspielung auf die Enthüllungen, die Emile de Girardin, der Herausgeber der Pariser Tageszeitung „La Presse", in den Jahren 1846/47 über die Korruption einer Reihe von Politikern der Julimonarchie und des Kabinetts Guizot gemacht hatte. (Siehe Band 4 unserer Ausgabe, S. 184.) 520 544 549 548 Die Begrüßungsfeier für die Delegierten des Berliner Parteitags (siehe Anm.489) fand am 16. November 1892 statt. 523 649 Von diesem Brief ist auch das Kuvert erhalten geblieben, das mit folgender Adresse in Engels* Handschrift versehen ist: An das sozialdemokratische Parteisekretariat, Katzbachstr.9, Berlin S.W., Germany. 526 560 Das Glückwunschschreiben des Sekretariats der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands vom 27. November 1892, das Engela zu seinem 72. Geburtstag erhielt, trug die
Unterschriften Ignaz Auers und Richard Fischers. In einer Nachschrift hatte sich Jakob Bamberger den Glückwünschen angeschlossen. 526 551 Mit dem Wort Hyäne spielt Engels vermutlich auf Louisa Kautskys Mitarbeit an der Wiener „Arbeiterinnen-Zeitung" an. Jakob Bamberger hatte in seiner Nachschrift zu dem Glückwunschschreiben des Parteisekretariats geschrieben: „...und da die .Hyäne' auch gerade anwesend, so zeichnet auch der Bamberger." 526 652 Paul Stumpf hatte Engels am 21. November 1892 zu seinem 72. Geburtstag ein Glückwunschschreiben geschickt. Am 24.November 1892 schickte Stumpf eine Sondernummer des „Mainzer Journals" vom 23.November 1892 an Engels mit folgender Widmung: „Unserem Papa zum 72sten Geburtstage". Diese Sondernummer brachte das Resultat der Mainzer Stadtverordnetenwahlen, bei der die Sozialdemokraten einen großen Erfolg errungen hatten. 527 553 Nachdem Mainz im Oktober 1792 durch französische Truppen besetzt worden War, gründeten Mainzer Demokraten nach dem Vorbild des französischen Jakobinerklubs die Gesellschaft der Freunde der Freiheit und Gleichheit (Mainzer Klub). Sie forderte die Abschaffung der Feudallasten und die Gründung einer Republik. Im Februar 1793 wurden Wahlen durchgeführt und der Rheinisch-deutsche Nationalkonvent einberufen. Der Konvent erließ ein Dekret, durch das die zahlreichen weltlichen und geistlichen Fürsten gestürzt und Mainz mit den umliegenden Gebieten zur Republik erklärt wurde. Bei der damaligen politischen und ökonomischen Situation in Deutschland war es nicht möglich, die bürgerlich-demokratischen Errungenschaften der jungen Republik ohne Hilfe der französischen Revolutionsarmee vor der feudalen Reaktion in Deutschland zu schützen. Der Mainzer Klub erhob deshalb die Forderung, das Gebiet dem revolutionären Frankreich anzugliedern. Im März 1793 proklamierte der Konvent den Anschluß der Mainzer Republik an Frankreich. Die Mainzer Klubbisten wurden deshalb nicht nur von Seiten der adligen Reaktionäre, sondern auch von Seiten der bürgerlichen Kräfte des „Vaterlandsverrats" bezichtigt. Der Mainzer Klub und der Konvent fanden auch nicht die notwendige Unterstützung der Bauernschaft und der Handwerker. Durch Dekret des französischen Nationalkonvents vom 15. Dezember 1792waren zwar die feudale Abhängigkeit, die Privilegien des Adels und des Klerus sowie die bisherigen Abgaben und Steuern abgeschafft worden; gleichzeitig aber hatte das Dekret verfügt, daß Kontributionen an Frankreich zu leisten seien. Das war eine wesentliche Ursache für Unzufriedenheit und Mißstimmung. Mit der Einnahme von Mainz durch die preußische Armee im Juli 1793 wurde die Mainzer Republik beseitigt. 527 554 Karl Liebknecht studierte seit Oktober 1890 an der Berliner Universität Rechtswissenschaft, nachdem er im Frühjahr 1890 in Leipzig die Reifeprüfung abgelegt hatte. Im März 1893 beendete er sein Studium mit Erfolg und wurde nach einem weiteren Examen im Oktober 1893 zum Referendar ernannt. 528 555 Der Rechtsanwalt Arthur Stadthagen wurde 1892 durch den Beschluß eines Ehrengerichts wegen seiner politischen Tätigkeit für die Sozialdemokratie aus dem Rechtsanwaltsstand ausgeschlossen. Der „Vorwärts" veröffentlichte am 19. November 1892 den Beschluß und die damit im Zusammenhang stehenden Dokumente. 528 556 „In Geldfragen hört die Gemütlichkeit auf" - Replik, die David Hansemann, einer der Führer der rheinischen liberalen Bourgeoisie, in der Sitzung des ersten Vereinigten Landtags vom 8. Juni 1847 an die Adresse des preußischen Königs richtete. 528
557 \y;]l,elm Liebknecht hatte im Sommer 1891 mit seiner Broschüre „Die Emser Depesche oder Wie Kriege gemacht werden" Bismarcks Politik der Kriegsprovokationen enthüllt. Die Broschüre enthielt einige Dokumente zu diesen Provokationen. Die Emser Depesche war eine Mitteilung des preußischen Königs Wilhelm I. an Bismarck vom 13. Juli 1870 aus Bad Ems über seine Ablehnung der französischen Forderung, nie wieder einer hohenzollernschen Thronkandidatur in Spanien zuzustimmen. Bismarck kürzte diese Depesche, verfälschte sie und veröffentlichte diese gefälschte Fassung. Die gefälschte Depesche war der äußere Anlaß zur Kriegserklärung Frankreichs an Deutschland. Im Oktober 1892 mußte Bismarck diese Fälschung auch offiziell zugeben. 529 537 668 Im November 1892 legte die Regierung dem Reichstag eine seit langem geplante Militärvorlage vor, die eine enorme Verstärkung des Heeres, besonders des Offiziers- und Unteroffizierskorps, und damit eine Erhöhung der Militärausgaben vorsah. Die geforderten Verstärkungen des Heeres waren höher als alle Verstärkungen von 1874 bis 1890 zusammengenommen. Unter dem Druck antimilitaristischer Massenaktionen und infolge von Gegensätzen innerhalb der herrschenden Klasse lehnte der Reichstag im Mai 1893 diese Militärvorlage ab; unmittelbar danach wurde der Reichstag aufgelöst. Der neugewählte Reichstag nahm schließlich im Juli 1893 die nur geringfügig geänderte Militärvorlage mit knapper Mehrheit an (siehe auch Anm. 474). 530 532 534 548 558 564 658 Die liberale Regierung unter Gladstone beabsichtigte, dem Parlament einen Gesetzentwurf über die Selbstverwaltung (Homerule) Irlands vorzulegen. Die Home Rule Bill wurde im Februar 1893 dem Parlament vorgelegt und vom Unterhaus angenommen; aber das Oberhaus lehnte diese Vorlage, wie auch schon 1886 (siehe Anm.436), ab. 530 532 535 560 Engels beantwortete mit diesem Brief Charles Bonniers Brief vom 2.Dezember 1892. Bonnier hatte darin gegen den Beschluß des Berliner Parteitags der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands protestiert, die Maifeier 1893 ohne Proklamierung der allgemeinen Arbeitsruhe am Abend des l.Mai zu begehen (siehe auch Anm.543). 532 561In seinem Brief vom 2.Dezember 1892 stimmte Charles Bonnier dem Vorhaben der Engländer zu, die Maifeier wie in den vorangegangenen Jahren am ersten Sonntag im Mai durchzuführen. 532 662 Gemeint ist August Bebels Artikel „Die Maifeier und ihre Bedeutung", der in der „Neuen Zeit", 11. Jg. 1892/93. 1 .Bd., Nr. 14, erschien. 532 568 August Bebel antwortete am 22. November 1892 auf Engels' Bedenken hinsichtlich der Stellung der sozialdemokratischen Parteipresse: „Du bist ganz falsch unterrichtet, wenn Du von einer Verstaatlichung unserer Presse redest. Die Blätter sind samt und sonders unabhängig, auch diejenigen, die das Geld von uns bekommen haben. Wir sind nie versessen darauf gewesen, uns auch noch in die Leitung zu mischen, selbst da, wo es im Parteiinteresse nötig gewesen wäre." 534 604 Es handelt sich um August Bebels Artikel „Der Parteitag der deutschen Sozialdemokratie", der in der „Neuen Zeit", II.Jg. 1892/93. 1. Bd., Nr. 10, erschienen war. Bebel berichtete darin über die Arbeit des Berliner Parteitages (siehe Anm.489), wobei er an die Beschlüsse des Hallenserund des Erfurter Parteitages (siehe Anm.226) anknüpfte. Besonderes Gewicht legte er auf den Beschluß des Berliner Parteitags, die Maifeier 1893 am Abend des 1 .Mai zu begehen. 534
565 Gemeint ist die »Resolution über Staatssozialismus und revolutionäre Sozialdemokratie", die den sog. Staatssozialismus verurteilte. Sie wurde von Wilhelm Liebknecht und Georg von Vollmar eingebracht und vom Berliner Parteitag am 18. November 1892 angenommen (siehe auch Anm. 489). 535 566 Da die Auflagenhöhe der „Neuen Zeit" zurückgegangen war, schlug J.H.W.Dietz vor, der Zeitschrift einen allgemeinverständlicheren Charakter zu geben; eine Kunstrevue und eine politische Rundschau sollten eingeführt und dafür der theoretische Teil eingeschränkt werden. 535 567 Ein Auszug aus dem erwähnten Brief Paul Lafargues an Engels wurde ohne Angabe des Verfassers im „Vorwärts" vom 6. Dezember 1892 unter der Uberschrift „Man schreibt uns aus Paris über den Panama-Skandal" veröffentlicht. 537 668 Am 27.November 1892 richtete die sozialdemokratische Reichstagsfraktion an Engels ein Glückwunschtelegramm zu seinem 72. Geburtstag, das im Namen der Fraktion von August Bebel, Heinrich Meister und Paul Singer unterschrieben war. 538 569 Es handelt sich um die „Zeitschrift für Social- und Wirtschaftsgeschichte", herausgegeben von S.Bauer, C.Grünberg, L.M.Hartmann und E.Szanto; sie erschien ab 1893 in Freiburg i.B. und Leipzig. 539 5,0 Engels übersandte Karl Kautsky für die „Neue Zeit" seinen Artikel „Ein neuentdeckter Fall von Gruppenehe" (siehe Band 22 unserer Ausgabe, S.351-354). Für diesen Artikel benutzte Engels als Quelle den in der Zeitung „Russkije Wedomosti" vom H.Oktober 1892 veröffentlichten Bericht des russischen Ethnographen L.J.Sternberg über die Ergebnisse des Studiums der Lebensweise und der gesellschaftlichen Ordnung der sachalinischen Giljaken (Nivchen). Diesen Bericht hat Engels mit unbedeutenden Abweichungen vom Original - er präzisierte einzelne Stellen - fast vollständig in seinen Artikel aufgenommen. 540 571 Paul Lafargue hatte in seinem Brief an Engels vom 24. November 1892 behauptet: „Bebel hat sich vom internationalen Standpunkt aus stets sehr schlecht benommen, und wenn er nicht Liebknecht zur Seite gehabt hätte, der ihn korrigierte, wäre ein Einvernehmen mit der deutschen Partei unmöglich gewesen." 541 572 Die Freien Bühnen entstanden Ende der achtziger, Anfang der neunziger Jahre in vielen Großstädten Europas. Diese fortschrittliche Richtung in der westeuropäischen Kunst am Ende des 19. Jahrhunderts bildete sich mit der Verschärfung der sozialen Gegensätze und dem Erstarken der Arbeiterklasse heraus. Die Freien Bühnen brachten den Protest der fortschrittlichen Schauspieler und Dramatiker gegen den Konservatismus der Staatsbühnen und deren Loslösung vom Leben und der zeitgenössischen Kunst sowie gegen die Theaterzensur zum Ausdruck. 546 673 Von diesem Brief ist auch das Kuvert mit folgender Adresse in Engels' Handschrift erhalten geblieben: Monsieur Pierre Lavroff, 328, rue St. Jacques, Paris, France. 548 574 P.L.Lawrow hatte Engels in seinem Brief vom 12.Dezember 1892 darum gebeten, den Brief G.A.Lopatins an das Mitglied des Exekutivkomitees der Narodnaja Wolja M. N. Oschanina vom 20. September 1883 veröffentlichen zu dürfen. In diesem Brief gab Lopatin den Inhalt einer Unterredung mit Engels über die Aussichten einer Revolution in Rußland wieder, die er in London am 19.September 1883 geführt hatte. 548 570 Am 13. Dezember 1892 hatte August Bebel im Reichstag in der Debatte zur Militärvorlage der Regierung (siehe auch Anm .558) eine Rede gehalten. Er entlarvte die Kriegspolitik des
deutschen Militarismus, die die Gefahr eines europäischen Krieges heraufbeschwor und wies darauf hin, daß diese Kriegspolitik zur verstärkten Ausbeutung des Volkes beitrage. Bebel lehnte im Namen der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion die Militärvorlage ab. Am 15.Dezember 1892 sprach Bebel im Reichstag zum Entwurf der lex Heime. Er prangerte in seiner Rede die Verlogenheit und Heuchelei der Gesetzgebung der bürgerlichen Gesellschaft über die Prostitution an. Die lexHeinze erhielt ihre Bezeichnung nach dem 1891/92 durchgeführten Prozeß gegen den Zuhälter Heinze, der des Mordes und Diebstahls angeklagt war. Dieser Fall wurde zum Anlaß genommen, um Gesetze gegen dieProstitution zu erlassen. Die lexHeinze, die 1891 im Reichstag eingebracht wurde, sah verschärfte Strafen für Kuppelei, Zuhälterei u.ä. vor; sie wurde jedoch erst nach langwierigen Verhandlungen im Jahre 1900 angenommen. 552 m Die Panamakanal-Gesellschaft hatte 1888 mit Hilfe bestochener Mitglieder der Deputiertenkammer die Erlaubnis erlangt, trotz bestehender französischer Gesetze, die die Durchführung von Lotterien verboten, Lose einer Lotterieanleihe zu verkaufen. 555 564 577 Hinweis auf einen Teil des Manuskripts zum vierten Band des „Kapitals", der die „Theorien über den Mehrwert" enthält. Diesen Teil gab Engels 1889/90 Karl Kautsky zur Entzifferung (vgl. Band 37 unserer Ausgabe, S. 143/144 und 273). Engels konnte seine Absicht, die „Theorien über den Mehrwert" als vierten Band des „Kapitals" herauszugeben, nicht mehr verwirklichen. Die „Theorien über den Mehrwert" wurden zum erstenmal in den Jahren 1905 bis 1910 von Kautsky veröffentlicht. Diese Ausgabe enthält jedoch eine ganze Reihe willkürlicher Abweichungen vom Marxschen Manuskript, eine falsche Anordnung des Materials sowie häufige Auslassungen wichtiger Abschnitte. Eine Neuausgabe der „Theorien über den Mehrwert" in deutscher Sprache wurde vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED besorgt und erschien von 1956 bis 1962. Im Rahmen unserer Ausgabe erscheinen die „Theorien über den Mehrwert" als Band 26 (1.-3. Teil). 557 578 Über die mit der Banca Romana zusammenhängenden Skandaläffaren schrieb Engels Ende Januar 1893 den Artikel „Vom italienischen Panama", der im „Vorwärts" vom 1. bis 3.Februar 1893 erschien (siehe Band 22 unserer Ausgabe, S.358 -364). 563 579 Dieser Satz von Engels wurde als Fußnote zu einem Gedicht des englischen Arbeiterdichters Edward P. Mead „König Dampf" veröffentlicht, das in dem 1893 von Karl Henckell herausgegebenen „Buch der Freiheit" - einer Sammlung revolutionärer Poesie - erschien. Der Satz entstammt einem Brief von Engels an Henckell. Über den Verbleib dieses Briefes ist uns nichts bekannt. Henckell bereitete diese Ausgabe im Auftrage der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion vor. Am 2.November 1892 wandte er sich an Engels mit der Bitte, ihm Gedichte und Lieder zu empfehlen, die in diese Sammlung aufgenommen werden könnten. Gleichzeitig bat er Engels um Weiterleitung einiger Briefe an die englischen fortschrittlichen Dichter Algernon Charles Swinburne und William Morris. Engels entsprach offensichtlich dieser Bitte. Im „Buch der Freiheit", das Gedichte von Swinburne, Morris, Goethe, Heine, Schiller, Byron, Puschkin, Rylejew, Nekrassow, Mickiewicz u.a. enthielt, wurden „König Dampf" und das altdänische Volkslied „Herr Tidmann" in der Übersetzung von Engels veröffentlicht (siehe Band 2 unserer Ausgabe, S. 405/406 und Band 16 unserer Ausgabe, S. 33/34). 566 680 Vorliegender Brief, der den Kampf der revolutionären marxistischen Kräfte unter Führung von Engels für die Einheit der internationalen Arbeiterbewegung widerspiegelt, ist an
eine der damals größten Massenorganisationen der amerikanischen Arbeiter gerichtet, an die American Federation of Labor (siehe Anm.29). Ähnliche Briefe wurden auch in andere Länder geschickt. Der Vorschlag, in jedem Land Sekretäre für internationale Verbindungen zu ernennen, fand großen Widerhall; Eleanor Marx-Aveling schrieb darüber am 26. März 1891 an Samuel Gompers und zählte die Namen von bereits ernannten Sekretären aus 10 Ländern auf. Der Briefbogen hat folgenden gedruckten Kopf: National Union of Gasworkers and General Labourers of Great Britain and Ireland. Registered Office - 144, Barking Road, E.W.WATKINSON; President. W.BYFORD, Treasurer. W.THORNE, General Secretary. W.H.WARD, Assistent Secretary. 569 581 Hinweis auf die Maidemonstration von 1890 in London. Engels berichtete darüber in seinem Artikel „Der 4.Mai in London" (siehe Band 22 unserer Ausgabe, S.60-65). 571 582 Paul Lafargue wandte sich in einem Brief vom 17.April 1892, in dem er sich mit Adolphe Smiths Brief im „Daily Chronicle" vom 11. April 1892 (siehe Anm .392) auseinandersetzte, gegen die Bemühungen des London Trades Council zur Spaltung der Londoner Maidemonstration und zur Isolierung der Legal Eight Hours League. Er brachte unmißverständlich zum Ausdruck, daß die französischen revolutionären Sozialisten diese Versuche des Trades Council nicht billigten, und bekundete seine Verbundenheit mit der League. Lafargues Brief wurde im „Daily Chronicle" vom 20. April 1892 veröffentlicht. Smith antwortete hierauf im „Daily Chronicle" vom 22. April 1892. Er bestritt,daß er bzw. die Possibilisten, mit denen er wegen der Entsendung französischer Delegierter zu der vom London Trades Council geplanten Maikundgebung verhandelt habe, an einer Spaltung der Londoner Maidemonstration interessiert seien; gleichzeitig erging er sich in heftigen Angriffen gegen die von den englischen Marxisten geführte Legal Eight Hours League. 573 883 Das vorliegende Gedicht ist in der Handschrift eines Unbekannten geschrieben. Engels setzte sein Namenszeichen mit Bleistift darunter. 574
Literaturverzeichnis
A. Verzeichnis der zitierten and erwähnten Werke und Schriften von Marx und Engels
Marx, Karl: Brief an Engels vom 25.Juli 1877. (Werke, Band 34, S.59-62.) (Siehe auch Anm. 492.) 457 - Brief an die Redaktion der „Otetschestwennyje Sapiski". (Werke, Band 19, S. 107-112.) 304 - Brief an Wilhelm Bracke. (Werke, Band 19, S. 13/14.) In: Die Neue Zeit. 9. Jg. 1890/91. l.Bd., Nr.18. 21 74 77 81 90 - Briefe aus den „Deutsch-Französischen Jahrbüchern". (Werke, Band 1, S.337-346.) - Ein Briefwechsel von 1843. In: Deutsch-Französische Jahrbücher, Paris 1844. (Siehe auch Anm.494.) 460 463 - Der Bürgerkrieg in Frankreich. Adresse des Generalrats der Internationalen Arbeiterassoziation. (Werke, Band 17, S.313-365.) - Der Bürgerkrieg in Frankreich. Adresse des Generalraths der Internationalen ArbciterAssociation. Dritte deutsche Auflage vermehrt durch die beiden Adressen des Generalraths über den deutsch-französischen Krieg und durch eine Einleitung von Friedrich Engels. Berlin 1891.45 56 60 - Das Elend der Philosophie. Antwort auf Proudhons „Philosophie des Elends". (Werke, Band 4, S. 63-182.) - Das Elend der Philosophie. Antwort auf Proudhons „Philosophie des Elends". Deutsch von E. Bernstein und K. Kautsky. Mit Vorwort und Noten von Friedrich Engels. Stuttgart 1885. 113 358 - Das Elend der Philosophie. Antwort auf Proudhons „Philosophie des Elends". Deutsch von E.Bernstein und K. Kautsky. Mit Vorwort und Noten von Friedrich Engels. 2. Aufl., Stuttgart 1892.113 125 190 254 287 310 358 359 - Misere de la philosophie. R^ponse ä la philosophie de la misere de M.Proudhon. Paris, Bruxelles 1847. 117 - Enthüllungen über den Kommunisten-Prozeß zu Köln. (Werke, Band 8, S.405-470.) - Enthüllungen über den Kommunisten-Prozeß zu Köln. Basel 1853. 180
Marx, Karl: Erste Adresse des Generalrats über den Deutsch-Französischen Krieg. (Werke, Band 17, S.l-8.) - The General Council of the International Workingmen's Association on the war. To the members of the International Workingmen's Association in Europe and United States. [London 1870.] 45 56 492 - La guerre. Manifeste du Conseil g6neral de l'Association internationale des travailleurs aux membres de l'Association internationale des travailleurs en Europe et aux EtatsUnis. Geneve [1870]. 492 - Herr Vogt. {Werke, Band 14, S.381-686.) - Herr Vogt. London 1860. 475 485 491 - Instruktionen für die Delegierten des Provisorischen Zentralrats zu den einzelnen Fragen. {Werke, Band 16, S. 190-199.) - Instructions for the Delegates of the Provisional General Council. In: The International Courier vom 20. Februar und 13.März 1867 und Le Courrier international vom 9. und 16. März 1867. 87 - Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band. Buch I: Der Produktionsprozeß des Kapitals. (Werke, Band 23.) - Das Kapital. Kritik der politischen Oekonomie. Bd. 1. Buch 1: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg 1867. 86 134 196 233 256 329 367 457 468 469 475 - Das Kapital. Kritik der politischen Oekonomie. Bd. 1. Buch 1: Der Produktionsprocess des Kapitals. 3. verm. Aufl., Hamburg 1883. 241 - Das Kapital. Kritik der politischen Oekonomie. Bd. 1, Buch 1: Der Produktionsprocess des Kapitals. 4. durchges. Aufl., Hamburg 1890. 12 17 30 45 57 71 77 506 - Capital: a critical analysis of capitalist production. Transl. from the 3r<1 German ed. by Samuel Moore and Edward Aveling and ed. by Frederick Engels. Vol. 1-2. London 1887. 72 - Capital: a critical analysis of capitalist production. Translated from the third German edition, by Samuel Moore and Edward Aveling. And edited by Frederick Engels. New York [1890]. 30 112 - Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Zweiter Band. Buch II: Der Zirkulationsprozeß des Kapitals. Hrsg. von Friedrich Engels. (Werke, Band 24.) - Das Kapital. Kritik der politischen Oekonomie. Bd.2. Buch 2: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hrsg. von Friedrich Engels. Hamburg 1885. 49 71 506 - Das Kapital. Kritik der politischen Oekonomie. Bd.2. Buch 2: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. 2. verm. Aufl., Hamburg 1893. 509 530 538 - Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Dritter Band. Buch III: Der Gesamtprozeß der kapitalistischen Produktion. Hrsg. von Friedrich Engels. (Werke, Band 25.) - Das Kapital. Kritik der politischen Oekonomie. Bd.3. Buch 3: Der Gesamtprocess der kapitalistischen Produktion. Hrsg. von Friedrich Engels. Hamburg 1894.53 60 65 84 87 96 97 111 125 126 128 129 135 136 148 157 166 184 197 203 219 235 241 247 249 254 263 283 287 289 299 306 311 318 327 363 374 398 442 457 485 491 495 496 502 504 506 507 509 520 524 529 530 539 548 556 557 565
Marx, Karl: Zur Kritik der Politischen Ökonomie. (Werfe, Band 13, S. 3-160.) - Zur Kritik der Politischen Oekonomie. Erstes Heft, Berlin 1859. 49 71 - Lohnarbeit und Kapital. (Werfe, Band 6, S.397-423.) In: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie, vom 5.-8. und 1 I.April 1849. - Lohnarbeit und Kapital. Separat-Abdruck aus der „Neuen Rheinischen Zeitung" vom Jahre 1849. Mit einer Einleitung von Friedrich Engels. Berlin 189). 45 56 66 120 - Capitale e salario colla biografia deirautore e con una introduzione di F.Engels. Prima traduzione italiana di P. Martignetti. Milano 1893. 120 - Lord Palmerston. IV und V. (Werfe, Band 8, S.380-395.) - Palmerston, what has he done? London 1854. 485 - Über P.-J.Proudhon. (Werfe, Band 16, S.25-32.) - Ueber P.J.Proudhon. In: Der Social-Demokrat, vom 1., 3. und 5.Februar 1865 (siehe auch Anm.375). 310 - Randglossen zum Programm der deutschen Arbeiterpartei. (Werfe, Band 19, S. 11-32.) - Zur Kritik des sozialdemokratischen Parteiprogramms. In: Die Neue Zeit. 9. Jg. 1890/91. 1 .Bd., Nr. 18 (siehe auch Anm.5). 5 10 12 22 27 3 0 34 3 9 45 53 61 89 - 95 113 183 234 - Randglossen zum Programm der deutschen Arbeiterpartei. In: Vorwärts, vom 1. und 3.Februar 1891, Beilagen (siehe auch Anm.50). 22 28 - Zur Kritik des sozialdemokratischen Parteiprogramms. In: Sächsische Arbeiter-Zeitung vom 6., 7., 10. und 12. Februar 1891 (siehe auch Anm. 5 und 74). 39 - Rede über die Frage des Freihandels, gehalten am 9. Januar 1848 in der Demokratischen Gesellschaft zu Brüssel. (Werfe, Band 4, S.444- 458.) In: Zwei Reden über die Freihandels- und Schutzzollfrage von Karl Marx aus dem Französischen übersetzt und mit einem Vorwort und erläuternden Anmerkungen versehen von J. Weydemeyer. Hamm 1848 (siehe auch Anm. 34). 17 114 - Der Ritter vom edelmütigen Bewußtsein. (Werfe, Band 9, S.489- 518.) - Der Ritter vom edelmüthigen Bewußtsein. [New York 1854.] 476 485 - Die Schutzzöllner, die Freihandelsmänner und die arbeitende Klasse. (Werfe, Band 4, S.296 -298.) In: Zwei Reden über die Freihandels- und Schutzzollfrage von Karl Marx aus dem Französischen übersetzt und mit einem Vorwort und erläuternden Anmerkungen versehen von J. Weydemeyer. Hamm 1848 (siehe auch Anm. 34). 17 61 - Theorien über den Mehrwert (Vierter Band des „Kapitals"). (Werfe, Band 26, 1 .-3. Teil) (siehe auch Anm.577). 557 - Zweite Adresse des Generalrats über den Deutsch-Französischen Krieg. (Werfe, Band 17, S.271-279.) - Second address of the General Council of the International Working-Men's Association on the war. To the members of the International Working-Men's Association in Europe and United States, [London 1870.] 45 5 6 492
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Engels, Friedrich: Die Bakunisten an der Arbeit. Denkschrift über den Aufstand in Spanien im Sommer 1873. {Werke, Band 18, S.476 -493.) - Die Bakunisten an der Arbeit. Denkschrift über den letzten Aufstand in Spanien. [Leipzig 1873.] 473 - Uber den Brüsseler Kongreß und die Lage in Europa. (Aus einem Brief an Paul Lafargue.) (Werke, Band 22, S.241-243.) - In: Vorwärts, vom 16. September 1891. 163 - Le congres de Bruxelles. In: Le Socialiste, vom 12.September 1891. 163 - Carl Schorlemmer. (Werke, Band 22, S.313-315.) - Karl Schorlemmer. In: Vorwärts, vom 3. Juli 1892. 378 379 389 392 396 412 - Der deutsche Bauernkrieg. (Werke, Band 7, S.327-413.) In: Neue Rheinische Zeitung. Politisch-ökonomische Revue. Fünftes und sechstes Heft. Hamburg 1850. 97 - Einleitung zu Karl Marx' „Bürgerkrieg in Frankreich" (Ausgabe 1891). (Werke, Band 22, S. 188-199.) - Einleitung, In: Karl Marx: Der Bürgerkrieg in Frankreich. Adresse des Generalraths der Internationalen Arbeiter-Assoziation. J>. deutsche Aufl., Berlin 1891. 41 45 56 60 71 96 - Ueber den Bürgerkrieg in Frankreich. In: Die Neue Zeit. 9. Jg. 1890/91. 2.Bd„ Nr.28, 57 71 - Einleitung zur englischen Ausgabe (1892) der „Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft." (Werke, Band 22, S.287-311.) - Ueber historischen Materialismus. In: Die Neue Zeit. 11. Jg. 1892/93.1. Bd., Nr. 1 und 2 (siehe auch Anm.388). 320 325 327 361 376 377 387 422 442 446 457 485 - Introduction. In: Friedrich Engels: Socialism utopian and scientific. London 1892. 249 275 311 316 320 321 327 361 387 446 457 560 - Einleitung zu Karl Marx' „Lohnarbeit und Kapital" (Ausgabe 1891). (Werke, Band 22. S. 202 -209.) - Einleitung. In: Karl Marx: Lohnarbeit und Kapital. Separatabdruck aus der „Neuen Rheinischen Zeitung" vom Jahre 1849. Berlin 1891. 41 45 56 60 - Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft. (Werke, Band 19, S.177 -228.) - Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft. 4. vervollst. Aufl., Berlin 1891. 45 56 60 96 114 320 321 - Socialisme utopique et socialisme scientifique. Traduction franjaise par Paul Lafargue. Paris 1880. 55 - II socialismo utopico e il socialismo scientifico. Benevento 1883. 72 73 - Socialism utopian and scientific. In: The People, Nr.l, New-York 1891 (siehe auch Anm. 238). 166 183 - Socialism utopian and scientific. Translated by Edward Aveling ... With a special introduction by the author. London, Swan Sonnenschein and Co., New York: Charles Scribner's sons, 1892. 183 190 241 247 249 254 275 278 285 311 320 321 325 327 367 387 453 463 484 560
42 Marx/Enfels, Werte, Bd. 38
Engels, Friedrich: Socialismo utopistico e socialismo scientifico. Traduzione di Pasquale Martignetti. Milano, Flaminio Fantuzzi, 1892. 72 328 361 - Flüchtlingsliteratur. V. Soziales aus Rußland. (Werke, Band 18, S.556-567.) - Soziales aus Rußland. Leipzig 1875. 473 - Grußadresse an die französischen Arbeiter zum 21. Jahrestag der Pariser Kommune. (Werke, Band 22, S. 284/285.) - Citoyennes et citoyens. In: Le Socialiste, vom 26.März 1892. 302 - Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft. (Werke, Band 20, S. 1-303.) - Herrn Eugen Dühring's Umwälzung der Wissenschaft. 2.Aufl., Zürich 1886. 536 - Interview mit dem Korrespondenten der Zeitung „L'Eclair" am I.April 1892. (Werke, Band 22, S.533 -543.) - L'Anarchie. Entrevue avec le socialiste allemand Engels. In: L'Eclair, vom 6.April 1892. 316 - Die Lage der arbeitenden Klasse in England. Nach eigner Anschauung und authentischen Quellen. (Werke, Band 2, S.225 -506.) - Die Lage der arbeitenden Klasse in England. Nach eigner Anschauung und authentischen Quellen. Leipzig 1845. 126 263 327 329 330 334 - Die Lage der arbeitenden Klasse in England. Nach eigner Anschauung und authentischen Quellen. 2. durchges. Aufl., Stuttgart 1892. 329 330 331 334 337343 370440442459 495 560 - The condition of the working class in England in 1844. With appendix written 1886, and preface 1887. Transl. by Florence Kelley-Wischnewetzky. New York 1887. 183 190 329 - The condition öf the working-class in England in 1844. Translated by Florence KelleyWischnewetzky. London, Swan Sonnenschein and Co., 1892. 183 190 241 247 249 311 312 329 453 -> Ein neuentdeckter Fall von Gruppenehe. (Werke, Band22, S.351-354.) In: Die Neue Zeit. 11 .Jg. 1892/93. 2.Bd. Nr.12 (siehe auch Anm.570). 540 - An die Redaktion der „Berliner Volks-Tribüne". (Wer&,Band22,S.346 -348.) In: Berliner Volks-Tribüne, vom 19.November 1892 (siehe auch Anm.540). 515 - In Sachen Brentano contra Marx wegen angeblicher Zitatsfälschung. Geschichtserzählung und Dokumente. (Werke, Band 22, S.93-185.) - In Sachen Brentano contra Marx wegen angeblicher Zitatsfälschung. Geschichtserzählung und Dokumente. Hamburg 1891.5 37 56 60 71 77 86 - Der Sozialismus in Deutschland. (Werke,Band22, S.245-260.) In: Die Neue Zeit. 10. Jg. 1891/92. 1 .Bd., Nr. 19 (siehe auch Anrn.240). 249 251 254 261 266 284 287 291 300 311 - Socialismul In Germaniea. In: Critica socialä, Nr.2 und 3 1892. 284 300 311 - L'imminente trionfo del socialismo in Germania. II partito socialista tedesco elapace. In: Critica Sociale, vom 16. Januar und 1. Februar 1892. 251 266 284 300 309 311 - Socyjalism wNiemczech. In:Przedswit, vom 13.und20.Februar 1892.284300311 - Socialism in Germany. In: The People, 1892. 300 311 - Le socialisme enAIlemagne. In: Almanach du Parti Ouvrier pour 1892. Lille 1892 (siehe auch Anm. 240). 181 187 192 193 201 245 249 251 266 300 398 498 499
Engels, Friedrich: Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats. (Werke, Band21, S.25-173.) - Der Ursprung der Familie, des Privateigenthums und des Staats. Im Anschluß an Lewis H.Morgan's Forschungen. Hottingen-Zürich 1884. 113 117 - Der Ursprung der Familie, des Privateigenthums und des Staats. Im Anschluß an Lewis H.Morgan's Forschungen. 4. Aufl., Stuttgart 1892. 41 51 55 56 60 66 77 78 87 96 , 106 107 111 113 114 119 120 125 126 129 132 135 138 150 166 168 190 230 306 311 350 - L'origine della famiglia, della proprieti privata e dello stato. Versione riveduta dell'autore, diP. Martignetti. Benevento 1885. 73 - L'origine de la famille, de la propriete priveg et de l'etat. Trad. franfaise par Henri Rav£. Paris 1893. 55 56 66 77 78 86 113 116 132 321 349 350 - IlpoHcxojKReHie ceMtn, qacTHOfl: coSctbchhocth h rocymapcTBa. (IlepeBOßi ci 4-ro fffeiweimaroH SKanifl.) C-IIeTep6ypT> 1894. 311 - Vorwort zur ersten deutschen Ausgabe von Karl Marx' Schrift „Das Elend der Philosophie". (Werke, Band 21, S. 175 -187.) - Vorwort. In: Karl Marx: Das Elend der Philosophie. Antwort auf Proudhon's „Philosophie des Elends". Deutsch von E. Bernstein u. K. Kautsky, 2. Aufl., Stuttgart 1892.254 310 - Vorwort zur vierten Auflage (1891) der „Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft". Berlin 1891. (Werke, Band 22, S.210.) - Vorwort zur vierten Auflage. In: Friedrich Engels: Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft. 4.Aufl., Berlin 1891. 41 96 - Zur vierten Auflage. In: Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band. Buch I: Der Produktionsprozeß des Kapitals. (Werke, Band 23, S.41-46.) - Zur vierten Auflage. In: Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Oekonomie. Bd. 1. Buch 1: Der Produktionsprocess des Kapitals. 4. durchges. Aufl. Hrsg. von Friedrich Engels. Hamburg 1890. 56 - Vorwort. In: Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Zweiter Band. Buch II: Der Zirkulationsprozeß des Kapitals. (Werke, Band 24, S.7-26.) - Vorwort. In: Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Oekonomie. Bd.2. Buch 2: Der Circulationsprocess des Kapitals. Hrsg. von Friedrich Engels. Hamburg 1885.49 71 - Vorwort. In: Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Dritter Band, Buch 111: Der Gesamtprozeß der kapitalistischen Produktion. (Werke, Band 25. S. 7 -30.) p«- Vorwort: In: Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Oekonomie. Bd.3. Buch 3: Der Gesamtprocess der kapitalistischen Produktion. Hrsg. von Friedrich Engels. Hamburg 1894. 157 242 268 - Vorwort zur zweiten deutschen Auflage (1892) der „Lage der arbeitenden Klasse in England". (Werke, Band 22, S.316-330.) - Vorwort. In: Friedrich Engels: Die Lage der arbeitenden Klasse in England. 2. durchges. Aufl., Stuttgart 1892. 329 331 440 495 - Elezioni operaie a Londra. In: Critica Sociale, vom 16. Oktober 1892. 495 - Vorwort zur englischen Ausgabe (1892) der „Lage der arbeitenden Klasse in England". ( Werke, Band 22, S.265 - 278.)
Engels, Friedrich: Preface. In: Friedrich Engels: The Condition of the working-class in England in 1844. London 1892. 249 327 - A proposito della lotta di classe. (Dedicato ai riostri socialisti „ragionevoli" ed „umanitari".) In: Critica Sociale, vom 16. April 1892. 327 - Vorwort zur zweiten polnischen Ausgabe (1892) des „Manifests der Kommunistischen Partei". (Werke, Band 22, S.282/283.) - Przedmowa do 2-go wydania polskiego. In: K.Marks i Fr.Engels: Manifest komunistyczny. Wydanie drugfe. Londyn 1892. 273 - Vorwort zu Karl Marx* „Randglossen zum Programm der deutschen Arbeiterpartei". (Werke, Band 22, S.90/91.) - Zur Kritik des sozialdemokratischen Parteiprogramms. Aus dem Nachlaß von Karl Marx. In: Die Neue Zeit. 9. Jg. 1890/91. 1.Bd., Nr. 18. 5 10 - Vorwort zur vierten Auflage (1891) des „Ursprungs der Familie, des Privateigentums und des Staats". (Werke, Band 22, S.211-222.) - Vorwort zur vierten Auflage. In: Friedrich Engels: Der Ursprung der Familie, desPrivateigentums und des Staats. 4.Aufl., Stuttgart 1892. 113 116 119 127 132 150 - Zur Urgeschichte der Familie (Bachofen, McLennan, Morgan). In: Die Neue Zeit. 9. Jg. 1890/91. 2.Bd.,Nr.41.113 116 119 132 - Zur zweiten Auflage der deutschen Ausgabe von Karl Marx* „Elend der Philosophie". (Werke, Band 22, S.286.) - Zur zweiten Auflage. In: Karl Marx: Das Elend der Philosophie. Antwort auf Proudhon's „Philosophie des Elends". Deutsch von E.Bernstein und Karl Kautsky, 2.Aufl., Stuttgart 1892. 310
Marx, Karl, und Friedrich Engels: Brief än den Ausschuß der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei. (Werfe, Band 17, S.268 -270.) - In: Manifest des Ausschusses der social-demokratischen Arbeiterpartei, vom S.September 1870 (Flugblatt). Braunschweig 1870.492 - Die deutsche Ideologie. Kritik der neuesten deutschen Philosophie in ihren Repräsentanten Feuerbach, B.Bauer und Stirner, und des deutschen Sozialismus in seinen verschiedenen Propheten. (Werke, Band3, S.9-530.) 42 - Manifest der Kommunistischen Partei. (Werke, Band 4, S.459-493.) - Manifest der Kommunistischen Partei. Veröffentlicht im Februar 1848. London. 72273 422 423 - Manifeste of the Communist Party. Authorized English Translation. Edited and Annotated by Frederick Engels. London 1888. 72 - II Manifeste del Partito Comunista 1847. Milano 1891. 59 - II Manifeste del Partito Comunista (1848). In: Lotta di Classe, vom 17.-18. September, 1.-2., 15.-16., 22.-23.0ktober, 5.-6., 12.-13., 19.-20.November, 3.-4., 10.-11.. 17.-18. und 24.-25. Dezember 1892. 52 53
B. Verzeichnis der zitierten und erwähnten Arbeiten anderer Autoren
Bei den von Engels zitierten Schriften werden, soweit sie sich, feststellen ließen, die vermutlich von ihm benutzten Ausgaben angegeben. In einigen Fällen, besonders bei allgemeinen Quellen- und Literaturhinweisen, wird keine bestimmte Ausgabe angeführt. Gesetze und Dokumente werden nur dann nachgewiesen, wenn aus ihnen zitiert wird. Einige Quellen konnten nicht ermittelt werden.
I. Werke tmd Schriften Adler, Victor: [Rede auf dem Berliner Parteitag der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands.] In: Vorwärts, vom 18.November 1892, Beilage. 518 - Die Verkehrsanlagen von Groß-Wien und die Wiener Arbeiter. In: Arbeiter-Zeitung, vom 8.Januar 1892 (siehe auch Anm.338). 278 279 Ahlwardt, Hermann: Neue Enthüllungen. Judenflinten. Dresden 1892 (siehe auch Anm. 424). 372 Anti-Richter siehe Mehring, Franz: Herrn Eugen Richters Bilder aus der Gegenwart... Anzengruher, L[udwig]: Der G*wissenswurm. Bauernkomödie mit Gesang in drei Akten. [Wien 1874.] 374 Andorf, Jacob: Lied der deutschen Arbeiter (siehe auch Anm. 140). 93 234 Aludorf, Jacob]: Zwanglose Wochenplauderei. In: Hamburger Echo, vom 18.Oktober 1891. 234 Auer, Ignaz: [Rede auf dem Erfurter Parteitag der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands.] In: Protokoll über die Verhandlungen des Parteitages der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Abgehalten zu Erfurt vom 14. bis 20.Oktober 1891. Berlin 1891.183 185 190 August Bebel der Arbeiter-Bismarck. Von einem Socialisten. Berlin [1890] (siehe auch Anm. 300). 228 Aveling, Edward: The cholera and the Hamburg socialists. In: The Pall Mall Gazette, vom 16. September 1892. 463 - Discord in „The International". Continental opinion on the British Trades Unionists. In: The Pall Mall Gazette, vom 11 .Oktober 1892 (siehe auch Anm.504). 478 494 - [Erklärung gegen Gilles.] In: Vorwärts, vom 10. und 11. September 1891 (siehe auch Anm. 221). 155 - The proposed Eight Hours Congress. Boykott by foreign workers. In: The Workman's Times, vom 15.0ktober 1892. 494 - The Students' Marx. An Introduction to the Study of Karl Marx' Capital. London 1892 (siehe auch Anm.458). 411 Aveling, Edward, und Eleanor Marx-Aveling: Die,Wahlen in Großbritannien. In: Die Neue Zeit. 10. Jg. 1891/92. 2.Bd., Nr.45 (siehe auch Anm.462). 401 410 422 426 440 448
Bachofen, Jlohann] J[acob]: Das Mutterrecht. Eine Untersuchung über die Gynaikokratie der alten Welt nach ihrer religiösen und rechtlichen Natur. Stuttgart 1861.116117 Barth, Paul: Die Geschichtsphilosophie Hegel's und der Hegelianer bis auf Marx und Hartmann. Leipzig 1890. 128 129 Bax, E[rnest] Beifort: The German party - its misfortunes and its faults. In: Justice, vom 27. Juni 1891 (siehe auch Anm. 187). 126 - Internecine divisions in the socialist Party. In: Justice, vom 18. Juni 1892 (siehe auch Anm.425). 373 400 Bebel, August: [Die europäische Lage und der Sozialismus.] In: Vorwärts, vom 8.Oktober 1891 (siehe auch Anm.255). 184 - Die Frau in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Zürich 1883. 51 56 77 - La femme dans le passe, le present et l'avenir. Traduction franfaise par Henri Rave. Paris 1891.51 56 77 116 - Ein internationaler Kongreß für den Achtstundentag. In: Die Neue Zeit. 11 .Jg. 1892/93. l.Bd., Nr.2 (siehe auch Anm.503). 474 476 477 484 488 - Die Maifeier und ihre Bedeutung. In: Die Neue Zeit. 11. Jg. 1892/93.1 .Bd., Nr. 14.532 Bebel, A[ugasi\: Der Parteitag der deutschen Sozialdemokratie. In: Die Neue Zeit. 11 .Jg. 1892/93. 1. Bd., Nr. 10 (siehe auch Anm.564). 534 Bebel, August: [Rede auf dem Berliner Parteitag der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands.] In: Vorwärts, vom 18.November 1892 (siehe auch Anm.544). 518 - [Rede auf dem Erfurter Parteitag der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands.] In: Protokoll über die Verhandlungen des Parteitages der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Abgehalten zu Erfurt vom 14. bis 20. Oktober 1891. Berlin 1891. 183 185 - [Rede im Reichstag vom 28. November 1891.] In: Vorwärts, vom 29. November 1891, Beilage, und in: Stenographische Berichte über die Verhandlungen des Reichstags. VIII. Legislaturperiode. I.Session 1890/92. Fünfter Band. 129.Sitzung am 28.November 1891. Berlin 1892.227 230 - [Rede im Reichstag vom 12. Februar 1892.] In: Vorwärts, vom 13. Februar 1892, Beilage, und in: Stenographische Berichte über die Verhandlungen des Reichstags. VIII. Legislaturperiode. I.Session 1890/92. Sechster Band. 170.Sitzung am 12.Februar 1892. Berlin 1892 (siehe auch Anm.347). 283 - [Rede im Reichstag vom 15-Februar 1892.] In: Vorwärts, vom lö.Februar 1892, Beilage, und in: Stenographische Berichte über die Verhandlungen des Reichstags. VIII. Legislaturperiode. I.Session 1890/92. Sechster Band. 172.Sitzung am 15.Februar 1892. Berlin 1892 (siehe auch Anm. 348). 283 - [Rede im Reichstag vom B.Dezember 1892.] In: Stenographische Berichte über die Verhandlungen des Reichstags. VIII.Legislaturperiode. Il.Session 1892/93. Erster Band. M.Sitzung am 13.Dezember 1892. Berlin 1893 (siehe auch Anm.575). 552 - [Rede im Reichstag vom 15.Dezember 1892.] In: Stenographische Berichte über die Verhandlungen des Reichstags. VIII.Legislaturperiode. Il.Session 1892/93. ErsterBand. 16.Sitzung am 15.Dezember 1892. Berlin 1893 (siehe auch Anm.575). 552 [Bebel, August] .-Die Reichstagswahl in Stolp-Lauenburg. In: Vorwärts, vom 1.November 1891 (siehe auch Anm.280). 212
B[ebel] A[ugmt]: Die russische Anleihe. In: Vorwärts, vom 27.September 1891. 159 Bericht des Partei-Vorstandes an den Parteitag zu Berlin 1892. In: Vorwärts, vom 4.
Dante, Alighieri: Die Göttliche Komödie. 151 La Democratie Socialiste Allemande devant l'histoire. Lille 1893 (siehe auch Anm.521). 504 509 Department of the interior, census office. Compendium of the tenth census (June 1, 1880). P. 1-2. Washington 1883. 61 Department of the interior, census office. Compendium of the eleventh census: 1890. P. 1-3. Washington 1892 bis 1897. 61 Dumas, Alexandre [fiere]: Vingt ans apres. 431
Field, Arthur: The International Labor Congress. In: The Star, vom 23.Juni 1891 (siehe auch Anm. 182). 122 - The International Labor Congress. In: The Star, vom 27.Juni 1891. 136 Fireman, P[eter]: Kritik der Marx'schen Werttheorie. In: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik .... 3.Folge, Bd.3. Jena 1892. 241 457 Fischer, Richard: [Rede auf dem Erfurter Parteitag der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands.] In: Protokoll über die Verhandlungen des Parteitages der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Abgehalten zu Erfurt vom 14. bis 20.Oktober 1891. Berlin 1891. 183 185 190 Fleischmamu Adolf: Rechtszustände in Ost-Afrika. Eine juristisch-ethnologische Studie. In: Das Ausland. Wochenschrift für Erd- und Völkerkunde, vom 20. und 27. Oktober 1890.113 Friedrich IL: Aus der Instruction für die Generalmajors von der Cavallerie (14.August 1748). In: Die Werke Friedrichs des Großen. Sechster Band: Militärische Schriften, hrsg. von Gustav Berthold Volz, deutsch von Friedrich von Oppeln-Bronikowski, Berlin 1913. 95 Fullarton, John: On the regulation of currencies; being an examination of the principles, on which it is proposed to restrict, within certain fixed limits, the future issues on credit of the Bank of England, and of the other banking establishments throughout the country. 2n<* ed., with eorr. and add. London 1845. 457
Gilles, F[erdinand]: The independent socialists in Germany. In: Justice, vom 26.Dezember 1891.242 Giraud-Teulon, A[lexis]: Les origines de la famille. Questions sur les ant£c£dents des soci£t£s patriarcales. Genisve-Paris 1874. 107 108 - Les origines du mariage et de la famille. Geneve-Paris 1884. 107 108 Guesde, Jules: Briefe aus Frankreich. In: Vorwärts, vom 28. und 30. Januar 1891 (siehe auch Anm.48). 21 35 - Une interpellation n&essaire. In: Le Socialiste, vom 14. Januar 1891 (siehe auch Anm. 17). 13 Gluesde], J[ules]: Vive Internationale! In: Le Socialiste, vom 16.Oktober 1892. 488 Guesde, Jules, Und Paul Lafargue: Paris, le 12 mai 1892. In: Le Socialiste, vom 15. Mai 1892. 345
Haller, Carl Ludwig von: Restauration der Staats-Wissenschaft oder Theorie des natürlichgeselligen Zustands der Chimäre des künstlich-bürgerlichen entgegengesezt. Bd.l. Zweyte verm. und verb. Auflage. Winterthur 1820. 480 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Encyclopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse. Hrsg. von Leopold von Henning. Th. 1. Die Logik. In: Werke, Vollst. Ausgabe durch einen Verein von Freunden des Verewigten. Bd. 6. Berlin 1840. 203 269 - Wissenschaft der Logik. Hrsg. von Leopold von Henning. Th.l. Abt.2. Ebendort, Bd.4. Berlin 1834. 129 - Vorlesungen über die Ästhetik. Hrsg. von D.H.G.D. Hotho. Th.l. Ebendort, Bd. 10. Berlin 1835. 204 - Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie. Hrsg. von Dr. Carl Ludwig Michelet. Th.l. Ebendort, Bd. 13. Berlin 1833. 204 - Encyclopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse. Vierte unveränderte Auflage mit einem Vorwort von Karl Rosenkranz. Berlin 1845. 203 Heritier, Louis: Die Juraföderation und Michail Bakunin. In: Berliner Volks-Tribüne, vom 6., 13. und 20.August, 3. und 17.September, 1., 8. und 22.Oktober, 5., 12., 19.November, 10. und 24.Dezember 1892 (Beilagen) (siehe auch Anm.540). 515 Herk/ier, Heinrich: Die oberelsässische Baumwollindustrie und ihre Arbeiter. Auf Grund der Thatsachen dargestellt. Strassburg 1887. 261 262 Horaz: Episteln. 128 247 Hyndman, H[enry] M[ayers]: [Brief an den Redakteur des „Vorwärts".] In: Vorwärts, vom 20.September 1892 (siehe auch Anm.502). 473 476 - To the Editor of „Justice". In: Justice, vom 24.September 1892 (siehe auch Anm.502). 472 473 476 [Kablukow] KaöjiyKoe, H[UKOMÜ Ajcenceeeuv]: Bonpoet o paSoinxi rb cejn>ckomi. xo3HÄCTB,fe. MocKBa 1884.366 367 [Karj/scAeui] /{apbituesi,/f t/KO.tau[A./teKcaudp0ßUH]:KpeCThHBCKiil Birtna^iiJlbhhh apeHflH. flepuTT. 1892. 366 Kautsky, Karl: Wie Brentano Marx vernichtet. I. Marx und Brentano. In: Die Neue Zeit. 9.Jg. 1890/91. 2.Bd., Nr.32. 77 [Kautsky, Karl:] Der Entwurf des neuen Parteiprogramms. I—III. In: Die Neue Zeit. 9. Jg. 1890/91.2.Bd„ Nr.49 bis 51 (siehe auch Anm.223). 156 163 183 190 233 - Vorwärts, vom 6.Oktober 1891. 179/180 190 Kautsky, Karl: Das Erfurter Programm in seinem grundsätzlichen Theil erläutert. Stuttgart 1892. 241 287 422 Kautsky, Klar?]: Der Parteitag und der Staatssozialismus. In: Die Neue Zeit. 11 .Jg. 1892/93. 1.Bd., Nr.7. 511 Kautsky, Karl: Thomas More und seine Utopie. Mit einer historischen Einleitung. Stuttgart 1888. 77 86 260 Kautsky, K[arl]: Vollmar und der Staatssozialismus. In: Die Neue Zeit. 10.Jg. 1891/92. 2. Bd., Nr. 49. 446
K[autsky], L[ouise]: [Artikel über die englischen Wähler,.] In: Arbeiter-Zeitung, vom 5.August 1892. 440 - [Bericht über ein Meeting auf dem Trafalgar Square vom 14.November 1892.] In: Arbeiter-Zeitung, vom 2.Dezember 1892 (siehe auch Anm.541). 515 K[aütsky, Louise]: Aus England. In: Arbeiterinnen-Zeitung, vom 1 .Januar 1892. 169 - [Korrespondenz über die I.Mai-Demonstration in London.] In: Arbeiter-Zeitung, vom 15.Mai 1891. 106 Knies, Carl: Geld und Credit. Erste Abteilung. Das Geld. Darlegung der Grundlehren von dem Gelde. 2. verb. und verm. Aufl., Berlin 1885. 457 Kovalevs^y, Maxime: Modern customs and ancient laws of Russia being the Ilchester Lectures for 1889- 90. London 1891. 29
Lafargue, Laura: Ein Gruß aus Frankreich. In: Arbeiterinnen-Zeitung, yom I .Januar 1892. 169 249 - Nachtarbeit für die Frauen in Frankreich. In: Arbeiterinnen-Zeitung, vom 15.April 1892. 323 Lafargue, Paul: [Brief an die Redaktion des „Daily Chronicle".] In: The Daily Chronicle, vom 20.April 1892 (siehe auch Anm.582),573 Lafargue, Paul: [Brief an die Redaktion des „Temps".] In: Le Socialiste, vom 27,Mai 1891 (siehe auch Anm. 153). 105 ^Lafargue, Paul:] Manschreibt uns aus Paris über den Panama-Skandal. In: Vorwärts, vom 6. Dezember 1892. 537 Lafargue, Paul: Der Mythus von Adam und Eva. Ein Beitrag zur vergleichenden Mythologie. In: Die Neue Zeit. 9. Jg. 1890/91. 2.Bd., Nr.34 und 35. 88 108 115 - Proposition de loi tendant ä la Separation des £glises et de l'£tat. In: Le Socialiste, vom 26.Dezember 1891 (siehe auch Anm.307). 239 [Lafargue, Paul:] La propri£te feodalo. Von Fergus [d.i. Paul Lafargue]. In: La Nouvelle Revue, vom I.Februar 1891 (siehe auch Anm.61). 28 49 Lafargue, Paul: [Rede in der Deputiertenkammer am 8.Dezember 1891.] In: Le Socialiste, vom 19.Dezember 1891 (siehe auch Anm.307). 239 247 266 493 [Lafargue, Paul:] Der Schuß Padlewsky's. In; Die Neue Zeit. 9.Jg. 1890/91. l.Bd., Nr.19. 10 11 28 34 Lafargue, Paul: La theorie de la valeur et de la plus-value de Marx et les economistes bourgeois. In: La Revue Socialiste, t.16, Nr.93. Paris 1892 (siehe auch Anm.71). 34 49 88 Lassalle, Ferdinand: Reden und Schriften. Neue Gesammt-Ausgabe. Mit einer biographischen Einleitung hrsg. von E.Bernstein. Bd. 1-3. London, Berlin 1892/93 (siehe auch Anm.80). 46 118 170 234 249 - Das System der erworbenen Rechte. Eine Versöhnung des positiven Rechts und der Rechtsphilosophie. In 2 Th. Leipzig 1861 (siehe auch Anm.69). 34 249 Lavergne-Peguilhen, M[oritz] von: Grundzüge der Gesellschaftswissenschaft. Th. 1. Die Bewegungs- und Productionsgesetze. Königsberg 1838 (siehe auch Anm. 509). 480
[Lawrow] Jlaipoe-b, II[emp Jlaepoetiu].- 3anaqn HCTopiii mhwih. JKeHBBa 1888 HO 1891. 460 Letourneau, Ch[arles-]ean-Marie]: L'6volution du manage et de la famille. In: Bibliotheque anthropologique. T.6. Paris 1888. 117 Liebknecht, Wilhelm: Agitationsbericht. Nach Marseille und zurück. In: Vorwärts, vom 12. Oktober 1892. 493 558 Lieb^riecht, W[ilhelm]: Die Emser Depesche oder Wie Kriege gemacht werden, Nürnberg 1891 (siehe auch Anm. 557). 529 537 Liebknecht, Wilhelm: [Rede auf dem Erfurter Parteitag der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands.] In: Vorwärts, vom 22.0ktober 1891. 183 185 - [Rede auf dem Hallenser Parteitag der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands.] In: Protokoll über die Verhandlungen des Parteitages der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Abgehalten zu Halle a. S. vom 12. bis 18. Oktober 1890. Berlin 1890.10 40 89 [Liebknecht, Wilhelm:] [Rede in Mannheim.] In: Vorwärts, vom 9. Oktober 1892 (siehe auch Anm. 527). 493 Liebknecht, Wilhelm: [Rede im Reichstag vom 31. Mai 1881.] In: Hans Müller: Der Klassenkampf in der deutschen Sozialdemokratie. Zürich 1892. 489 fLopatin] JIonamuH, F[epMaH~\ A[jieKcaHdpoeuH\: Ha rotCLMa'K M. H. [Oinainihoü]. In: Ochobh TeopeTHHecKoro corpianiKMa h hx npunoKeime kPoc; CHH. JKeHeBa 1893 (siehe auch Anm.574). 548
Manifest des Ausschusses der social-demokratischen Partei. An alle deutschen Arbeiter! Braunschweig 1870 (Flugblatt) und in: Der Volksstaat, vom 11. September 1870. 492 La Marseillaise. 146 161 188 Marwitz, Friedrich August Ludwig von der: Aus dem Nachlasse Friedrich August Ludwig's von der Marwitz auf Friedersdorf. Bd.1 und 2. Berlin 1852. 480 Marx-Aveling, Eleanor: Wie sollen wir organisiren? In: Arbeiterinnen-Zeitung, vom 5. Februar 1892. 169 249 Mehring, Franz: Die Deutsche Socialdemokratie. Ihre Geschichte und ihre Lehre. Eine historisch-kritische Darstellung. Dritte durchges. und verm. Aufl., Bremen 1879 (siehe auch Anm.361). 295 [Mehring, Franz:] Hängen und Würgen. In: ZüricherPost, vom lO.Februar 1891 (siehe auch Anm. 74). 39 Mehring, Franz: Herrn Eugen Richters Bilder aus der Gegenwart. Eine Entgegnung. Nürnberg 1892. 294 - Kapital und Presse. Ein Nachspiel zum Falle Lindau. Berlin 1891 (siehe auch Anm. 361) 110 295 - Die Lessing-Legende. In: Die Neue Zeit. 10.Jg. 1891/92. l.Bd., Nr.17-26 und 2.Bd„ Nr.30 - 40. 308 484 [Mendelejew] Mendejineez, /{[Mumpuü Heanoeun]; Tojikobbiü TapH(JN> hjih H3CJri>noBaHie o pa.3BHTiä npoMbimaeHHOCTH Poccin bt> cbh3h ct> es 06
mmn. TaMOJKeHHHMt TapH^oMt 1891 ro^a. Bhh. I—III. C.-IIeTep6yprb 1891-1892.306 Mendelson, Stanislas: A warning. Int Justice, vom 24.Januar 1891. 13 Menget, Anton: Das bürgerliche Recht und die besitzlosen Volksldassen. Eine Kritik des Entwurfs eines bürgerlichen Gesetzbuches für das deutsche Reich. Tübingen 1890. 287 M'Lennan, John F[erguson]: Primitive marriage. An inquiry into the origin of the form of capture in marriage ceremonies. Edinburgh 1865. 108 Morgan, Lewis H[enry\: Ancient Society or researches in the Iines of human progress from savagery, through barbarism to civilization. London 1877. 108 - Systems of consanguinity and affinity of the human family. 1868. 108 Müller, Hans: Der Klassenkampf in der deutschen Sozialdemokratie. Zürich 1892 (siehe auch Anm.524). 489 499 510
The New American Cydopadia: A Populär dictionary of general knowledge. Edited by George Ripley and Charles A.Dana. VoI.1-16. New York 1858-1863. 16
Plechanow, G[eorgi IValenlinowitsch]: Zu Hegel's sechzigstem Todestag. In: Die Neue Zeit. 10. Jg. 1891/92. 1.Bd., Nr.7-9.235 - Die sozialpolitischen Zustände Rußlands i.J. 1890. In: Die Neue Zeit. 9.Jg. 1890/91. 2.Bd., Nr.47-51.152 Programm der deutschen Arbeiterpartei. In: Protokoll des Vereinigungs-Congresses der Sozialdemokraten Deutschlands. Abgehalten zu Gotha vom 22. bis 27. Mai 1875. Leipzig 1875. 23 28 31 35 89-95 Programm der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, beschlossen auf dem Parteitag zu Erfurt 1891. In: Protokoll über die Verhandlungen des Parteitages der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Abgehalten zu Erfurt vom 14. bis 20. Oktober 1891. Berlin 1891 (siehe auch Anm.253). 183 185 190 234 Protokoll über die Verhandlungen des Parteitages der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Abgehalten zu Erfurt vom 14. bis 20. Oktober 1891. Berlin 1891. 183 Protot, E[ugbie]: Chauvins et rfacteurs. Paris [1892]. 498 500 532 Puschkin, Alexander: Eugen Onegin. 197
Ranc, Airthur]: M.Paul Lafargue. In: Paris, vom 17. November 1891. 225 229 236 Renan, Ernest: Histoire des origines du christianisme. T.1-8. Paris 1863-1883. 431 Report from Great Britain and Ireland to the delegates of the Brüssels International Congress, 1891. Presented by the Gas Workers and General Labourers Union; the Legal Eight Hours and International Labour League; the Bloomsbury Socialist Society; and the Battersea Labour League. London 1891. 144 Resolution [über den Antisemitismus, angenommen auf dem Berliner Parteitag der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands], In: Vorwärts, vom 22.November 1892, Beilage. 518 519
[Resolutionen des 5.Nationalkongresses der Gewerkschaften Frankreichs.] In: Le Socialiste, vom 10. Oktober 1892 (siehe auch Anm.497). 477 479 494 Resolution [über Staatssozialismus, angenommen auf dem Berliner Parteitag der Sozial' demokratischen Partei Deutschlands]. In: Vorwärts, vom 19.November 1892. Beilage, 518519535 Rogers, James E[dwin] Thorold: The economic interpretation of history. London 1888. 256 458 - Six centuries of work and wages, The history of english labour. London 1886.256 260 Roscoe, H[enry] EinfielJ\, und C[ar/] Schorlemmer: Ausführliches Lehrbuch der Chemie. Bd. 1 -5. Braunschweig 1877 -18%. 395 396 - A treatise on chemistry. Vol. 1 -3. London-New York 1877-1892. 395 396
Schiller, Friedrich von: Die Verschwörung des Fiesco zu Genua. 226 [Schlüter, Hermann:] Marx' Kritik des Parteiprogramms. In: New Yorker Volkszeitung, vom 28. Februar 1891 (siehe auch Anm.96). 57 Schmidt, Conrad: Die Durchschnittsprofitrate auf Grundlage des Marx'schen Werthgesetzes. Stuttgart 1889. 157 - Die Durchschnittsprofitrate und das Marx'sche Werthgesetz. In: Die Neue Zeit. 11. Jg. 1892/93. l.Bd., Nr.3 und4.484 539 - Noch einmal das Rätsel der Durchschnittsprofitrate. Eine Erwiderung von Conrad Schmidt. In: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik, 3.Folge, 2.Bd. Jena 1891.267 - Die psychologische Richtung in der neueren National-Oekonomie. In: Die Neue Zeit. 10. Jg. 1891/92. 2.Bd., Nr.40 und 41. 394 458 484 Schorlemmer, Carl: The rise and development of organic chemistry. London and New York 1894.395 [Schuster:] Dr.Carl Schorlemmer. In: The Manchester Guardian, vom 28. Juni 1892.379 Shakespeare, William: Komödie der Irrungen. 340 - Julius Cäsar (siehe auch Anm.331). 266 Singer, Paul: [Rede auf dem Erfurter Parteitag der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands.] In: Protokoll über die Verhandlungen des Parteitages der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Abgehalten zu Erfurt vom 14. bis 20. Oktober 1891. Berlin 1891. 183 185 Smith, Adolphe: [Brief an Paul Lafargue.] In: The Daily Chronicle, vom 22. April 1892. 573 Sorge, Friedrich] A[dolph]: Homestead und Coeur d'AUne. In: Die Neue Zeit. 10. Jg. 1891/92. 2.Bd„ Nr.50 und 51 (siehe auch Anm.486). 446 Sorge, Friedrich Adolph: Das Programm der Geldreformer in den Vereinigten Staaten. In: Die Neue Zeit. lO.Jg. 1891/92. l.Bd., Nr.21. 289 Stenographische Berichte über die Verhandlungen des Reichstags. VIII. Legislaturperiode. I.Session 1890/92. Sechster Band. 186.Sitzung am 3.März 1892. Berlin 1892.307 Stepniak [SergejKrawtschinski]." The russian peasantry. Their agrarian condition, sociallife, and religion. Vol. 1-3. London 1888 (siehe auch Anm.500). 471
Stepniak [Sergej Krawtschinski]: Der russische Bauer. Autorisirte Uebersetzung von Dr.Viktor Adler. Stuttgart 1893 (siehe auch Anm.500). 471 Stirner, Max [Johann Caspar Schmidt]: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig 1845. 42 Stumm, Freiherr von: [Rede im Reichstag am 12. Februar 1892.] In: Vorwärts, vom 13.Februar 1892, Beilage, und in: Stenographische Berichte über die Verhandlungen des Reichstags. VI II. Legislaturperiode. I.Session 1890/92. 6.Band. 170.Sitzung am 12. Februar 1892. Berlin 1892. 283 290
Tölcke, Karl: [Rede auf dem Erfurter Parteitag der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands am 17.Oktober 1891.] In: Vorwärts, vom 18.0ktober 1891, Beilage. 234 Tooke, Thomas: An inquiry into the currency principle; the connection of the currency with prices, and the expediency of a Separation of issue from banking. ed. London 1844. 457
Vauban, [Sebastien le Pretre (Prestre)]: Projet d'une dime royale. In: Economistes financiers du XHIe siecle, Pr£c£des de nbtices historiques Sur chaque auteur, et accompagn£s de commentaires et de notes explicatives, par M. Eugene Daire, Paris 1843. 304 Veber, Adrien: Le socialisme integral. In: L'Action, vom 11.Oktober 1891, 177 Vollmar, Georg von: In eigener Sache. In: Münchener Post, vom 19. Juli 1892 (siehe auch Anm.457). 407 Vollmar, [Georg von]: [Rede auf dem Erfurter Parteitag der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands.] In: Protokoll über die Verhandlungen des Parteitages der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Abgehalten zu Erfurt vom 14. bis 20. Oktober 1891. Berlin 1891. 183 185 Vollmar, Georg von: [Rede auf der öffentlichen Parteiversammlung am 1. Juni 1891 im „Eldorado" in München.] In: Georg von Vollmar, Ueber die nächsten Aufgaben der deutschen Sozialdemokratie. München 1891 (siehe auch Anm. 185). 126 136 201 - [Rede auf der Rechenschaftsversammlung des Wahlvereins am 6. Juli 1891 im „Eldorado" in München.] In: Georg von Vollmar, Ueber die nächsten Aufgaben der deutschen Sozialdemokratie. München 1891 (siehe auch Anm. 185). 201
Wolf, Julius: Das Rätsel der Durchschnittsprofitrate bei Marx: In: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik. 2.Bd., 3.Folge. Jena 1891 (siehe auch Anm.224). 157 204 205 267 W[oronzow] B[opoHi{oe], B[acu.tuä Ilaejioeim]: KpecTiHHCKas oßmiraa. In: ÜTorH 3K0H0MH>iecKar0 H3CJrfeflOBaHiH PocciH no AamiHMt aeMCKofl CTathcthkh. [T. 1], MocKBa 1892. 366
II. Periodica
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Berliner Volks-Tribüne, vom 22. und 29. August 1891, Beilagen. Internationaler sozialistischer Arbeiter-Kongreß. 150
Critica Sociale, vom 20. Februar 1891. II partito socialista tedesco e i pid desidere della stampa conservatrice. 53 - vom 20.Februar 1891. Pubblicazioni socialiste (siehe auch Anm.88). 52
The Daily Chronicle, vom 4. Mai 1891. Eight hours day. - Demonstration in Hyde Park. Enormous gathering. 102 - vom 11.April 1892. The eight hours demonstration (siehe auch Anm.392). 324 571 Daily Graphic, vom 2. Mai 1892. 323 The Daily News, vom 10. Februar 1891. Election news. Nomination at Northampton. Enthusiastic liberal meeting. 29 - vom 9.November 1891. A socialist elected deputy at Lille. 206 - vcm 2. Februar 1892.263 The Daily Telegraph, vom 4. Mai 1891. 102 '
The Evening Standard, vom 23.November 1891. The Lille election (siehe auch Anm.289). 219 222 229 236 - vom 24.November 1891. Socialist victory in Germany (siehe auch Anm.290). 221
Le Figaro, vom 2,November 1892. La question sociale - Theoriciens et chefs dessectes. M.John Burns - membre du Parlament anglais (siehe auch Anm.533). 506 Frankfurter Zeitung und Handelsblatt, vom 9. März 1875. Frankfurt. 8. März. 90 Freiheit, vom 3., 10., 17., 24., 31.Januar, 7., 14., 21., 28.Februar, 7., 21., 28.März, 4., 11. und 18.April 1891. Zur Biographie Bakunin's (siehe auch Anm. 252). 183 217
Hamburger Echo, vom S.Februar 1891. Zur Kritik des sozialdemokratischen Programms (siehe auch Anm. 68). 34
VIntransigeant, vom 25. November 1891. Le citoyen Lafargue ä Bordeaux. 222 236 - vom 4. März 1892. Reunion des deputes socialistes. 285
Justice, vom 2.Mai 1891. Eight hours' demonstration, sunday May 3rd, 1891. 101 - vom 4. Juni 1892. Teil Tale Straws (siehe auch Anm.414). 358 - vom 18.Juni 1892. Socialism in Aberdeen. 372 373 400 - vom 9. Juli 1892. Stanley must be kept under. 400 401 - vom 9. Juli 1892. Stanley goes under. 400 401 - vom 23.Juli 1892. A Socialist F.R.S. 412
Die Neue Zeit, 9.Jg. 1890/91. l.Bd., Nr.21. Der Marx'sche Programm-Brief (siehe auch Anm. 73). 38 39 57
The Pall Mall Gazette, vom 28. Mai 1892. The prospects of socialism. An interview with Messrs. Bebel and Singer (siehe auch Anm.417). 359
PyccKue BedoMoemu, vom H.Oktober 1892 (siehe auch Anm.570). 540
Le Socialiste, vom H.Januar 1891. L'avortement (siehe auch Anm.49). 21 - vom l.Juli 1891. Congres international ouvrier socialiste de 1891 (siehe auch Anm. 197). 136 - vom 29. Juli 1891. Enfin! (Siehe auch Anm.202.) 142 - vom 6.März 1892. A Auguste Bebel (siehe auch Anm.360). 292 - vom 15. Mai 1892. Le Parti Ouvrier. 345 The Soleil, vom 16. Mai 1892. Le Parti ouvrier. 344 345 The Standard, vom 17.August 1891. Socialist Congress in Brüssels. 147
Vorwärts, vom H.Januar 1891 (siehe auch Anm. 15). 12 - vom 6.Februar 1891. Parteigenossen! (Siehe auch Anm.66.) 32 - vom 13.Februar 1891. Der Marx'sche Programmbrief (siehe auch Anm.65). 35 3841 45 57 59 79 89 90 - vom 26.Februar 1891. Politische Uebersicht. 89J90 - vom 26.April 1891. Sie haben's erreicht! (Siehe auch Anm.133.) 87 95 - vom 28. April 1891. Der Streik der Bergarbeiter (siehe auch Anm. 133). 87 95 - vom 26. Juni 1891. An die Arbeitergruppen aller Länder (siehe auch Anm. 197). 136 - vom5.November 1891. Korrespondenzen und Parteinachrichten (sieheauch Anm.279). 211 - vom 30. Januar 1892. Aus London (siehe auch Anm.328). 262 - vom 30.Januar 1892, Beilage. Ueber den Rückkauf Elsaß-Lothringens (siehe auch Anm.325). 261 - vom 31 .Januar 1892. Zu den bevorstehenden Reichstags-Verhandlungen über den MilitärEtat (siehe auch Anm.330). 263 266 - vom 2.Juli 1892. Die englischen Wahlen. 384 - vom 5. Juli 1892. Die englischen Wahlen. 390 - vom 15.September 1892. Aus England (siehe auch Anm.501). 472 473 476
Weekly Dispatch, vom 30.August 1891. France. From our own correspondent. Paris, Thursday night. 149
C. Verzeichnis erwähnter Zeitschriften und Zeitungen
L'Action politique et sociale - sozialistische Tageszeitung; 1886 von Henri Michelin gegründet, erschien bis 1892 in Paris. 177 Almanach siehe Almanach du Parti Ouvrier Almanach du Parti Ouvrier - sozialistisches Jahrbuch, erschien von 1892 bis 1894 und 1896 in Lille unter der Redaktion von Jules Guesde und Paul Lafargue. 168 177 187 192 201 245 249 251 300 398
Almanach de la Question Sociale - sozialistisches Jahrbuch; erschien von 1891 bis 1903 in Paris unter der Redaktion von Panajionis Argyriades; in dem Jahrbuch wurden Berichte über die internationale Arbeiterbewegung veröffentlicht. 398 Arbeiter-Zeitung - Organ der österreichischen Sozialdemokratie, erschien von 1889 bis 1893 wöchentlich, 1894 zweimal wöchentlich; erscheint seit 1. Januar 1895 täglich in Wien; Redakteur war Victor Adler; in den neunziger Jahren veröffentlichte sie mehrere Artikel von Engels; zu ihren Mitarbeitern gehörten August Bebel, Eleanor Marx-Aveling und andere Persönlichkeiten der Arbeiterbewegung. Heute ist die „Arbeiter-Zeitung" das Sprachrohr der rechten Führung der SPÖ. 59 106 217 249 349 376 440 Arbeiterinnen-Zeitung - österreichische sozialdemokratische Zeitung; erschien von 1892 bis 1899 zweimal monatlich in Wien; zur Redaktion gehörten u.a. Louise Kautsky, Laura Lafargue und Eleanor Marx-Aveling; einer der Herausgeber war Victor Adler. 164 169 202 247 249 252 286 376 544 Der arme Teufel - sozialistische Wochenschrift, erschien von Dezember 1884 bis September 1900 in deutscher Sprache in Detroit. 217 Das Ausland- Ueberschau der neuesten Forschungen auf dem Gebiete der Natur-, Erd- und Völkerkunde - erschien von 1828 bis 1893 (anfangs täglich, seit 1853 wöchentlich), von 1873 an in Stuttgart. 86
La Bataille - linksradikale Tageszeitung, erschien mit Unterbrechungen von 1882 bis 1906 in Paris, gegründet von Prosper-Olivier Lissagaray. 84 Berliner Volkf-Tribüne - sozial-politisches Wochenblatt der Sozialdemokraten, das der halbanarchistischen Gruppe der „Jungen" nahestand, erschien von 1887 bis 1892.12 59
Centralblatt siehe Sozialpolitisches Centralblatt Chronicle siehe The Daily Chronicle The Commonweal — Wochenschrift, Organ der Socialist League, erschien von 1885 bis 1891 und von 1893 bis 1894 in London; Engels veröffentlichte von 1885 bis 1886 einige Artikel in dieser Zeitschrift. 59 483 Le Cri du Travailleur - sozialistische Wochenschrift; erschien von 1887 bis 1891 in Lille, danach von August 1891 bis 1895 unter dem Titel „Le Travailleur". 12 Critica Socialä - rumänische Monatschrift sozialistischer Richtung; erschien von Dezember 1891 bis April 1893 in Jassy unter der Redaktion von Ion Nädejde; trug zur Verbreitung des wissenschaftlichen Sozialismus bei und unterstützte den Kampf für die Schaffung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Rumäniens. 311 Critica Sociale - theoretische Zeitschrift der Sozialistischen Partei Italiens, erschien von 1891 bis 1926 zweimal im Monat in Mailand unter der Redaktion von Filippo Turati; in den neunziger Jahren veröffentlichte die Zeitschrift Arbeiten von Marx und Engels; das Blatt trug wesentlich zur Verbreitung des Marxismus in Italien bei. 53 57 251 266 280 300
The Daily Chronicle - liberale Zeitung, erschien von 1855 (unter diesem Titel seit 1877) bis 1930 in London; Ende der achtziger, Anfang der neunziger Jahre veröffentlichte sie Artikel über die englische Arbeiterbewegung. 62 463 484 511 519 571 572 573
43 Marx/Engels, Werke, Bd. 38
Daily Graphic - erschien von 1890 bis 1910 in London. 332 The Daily News - liberale Tageszeitung; erschien von 1846 bis 1930 in London; Organ der Industriebourgeoisie. 97 467 474:536 550 The Daily Telegraph - Tageszeitung, erschien von 1855 bis 1937 in London, zuerst liberaler, seit den achtziger Jahren konservativer Richtung; führt nach der Verschmelzung mit „The Morning Post" seit 1937 den Titel „Daily Telegraph and MorningPost". 474 477 La Defence - französische konservative Zeitung, erschien in Lille. 192 Deutsch-Französische Jahrbücher — sie wurden unter der Redaktion von Karl Marx und Arnold Rüge in deutscher Sprache in Paris herausgegeben; es erschien nur die erste Doppellieferung im Februar 1844. Sie enthielt Marx* Schriften: „Zur Judenfrage" und „Zur Kritik der Hegeischen Rechtsphilosophie" sowie Engels Arbeiten „Umrisse zu einer Kritik der Nationalökonomie" und „Die Lage Englands. ,Past and Present' by Thomas Carlyle. London 1843". 460 463 Deutsche-Brüsseler-Zeitung — von deutschen politischen Emigranten in Brüssel gegründetes Blatt, erschien vom 3. Januar bis Februar 1848 zweimal wöchentlich; ab September 1847 waren Marx und Engels ständige Mitarbeiter. Unter ihrem Einfluß wurde die Zeitung zum Organ der sich bildenden revolutionären Partei des Proletariats - des Bundes der Kommunisten. 17 Deutsche Revue über das gesamte Leben der Gegemoart - konservative naturwissenschaftliche Zeitschrift! erschien einmal monatlich von 1877 bis 1895 in Berlin, von 1895 bis 1922 in Stuttgart und Leipzig. 191
Echo siehe Hamburger Echo L'Eclair - bürgerliche Tageszeitung, erschien in Paris von 1888 bis 1889 zunächst unter dem Titel „Le Peuple" und von 1889 bis 1926 unter dem Titel „L'ficlair". 316 478 Economic Journal. The Journal of the British Economic Association - ökonomische Zeitschrift, erschien vierteljährlich; gegründet wurde sie 1890 von dem Ökonomen F.Y.Edgeworth und wurde von ihm bis zu seinem Tode (1926) geleitet. 191 The Evening Standard - Abendausgabe des „Standard", erschien von 1857 bis 1905 in London, 1905 umbenannt in „Evening Standard and Times Gazette". 221 236
Le Figaro - reaktionäre Zeitung, in Paris 1854 gegründet. 59 135 190 261 313 478 503 La France - fortschrittliche bürgerlich-republikanische Tageszeitung; erschien von 1869 bis 1939 in Paris. 487 488 Frankfurter Zeitung und Handelsblatt — kleinbürgerlich-demokratische Tageszeitung, erschien von 1856 (ab 1866 unter diesem Titel) bis 1943 in Frankfurt a. M. 34 474
Die Gartenlaube. Illustrirtes Familienblatt - kleinbürgerliche literarische Wochenschrift; erschien von 1853 bis 1903 in Leipzig und von 1903 bis 1943 in Berlin. 191 Le Gaulois- konservativ-monarchistische Tageszeitung, erschien von 1867 bis 1929 in Paris; Organ der Großbourgeoisie und des Adels. 488 Die Gleichheit. Zeitschrift für die Interessen der Arbeiterinnen - sozialdemokratische Zeitung, erschien zweimal monatlich von 1891 bis 1919 in Stuttgart, danach von 1919 bis 1923 in
Berlin, von 1892 bis 1917 unter der Redaktion von Clara Zetkin. Unter ihrer Leitung entwickelte sich die Zeitung zum Kampforgan der sozialistischen Frauenbewegung. 252
Hamburger Echo - sozialdemokratische Tageszeitung; erschien von Oktober 1887 bis 1963. 187 234
L'Industriel Alsaciert. 266 L'Intransigeant - Tageszeitung, erschien von 1880 bis 1948 in Paris; Gründer und Chefredakteur war Henri Rochefort (1880-1910); in den achtziger und neunziger Jahren vertrat sie einen radikal-republikanischen Standpunkt. 265 323 478
Jahrbücher für Nationalökonomie uni Statistik - Zeitschrift, erschien von 1863 bis 1897 zweimal wöchentlich in Jena. 157 Journal of the Knights of Labor - amerikanische Arbeiterzeitung, Organ der Knights of Labor (Ritter der Arbeit); erschien von 1890 bis 1892 in Philadelphia. 142 Justice - Wochenzeitung, Organ der Social Democratic Federation; erschien von 1884 bis 1925 in London. 48 150 286 358 372 373 400 401 412 422 483 510 511 La Justice - französische Tageszeitung, erschien von 1880 bis 1930 in Paris; 1880 bis 18%, als sie von ihrem Gründer Georges Clemenceau geleitet wurde, Organ der sog. äußersten Linken der Partei der Radikalen; nach der Amnestie vom 11. Juli 1880 trat Charles Longuet in die Redaktion ein. 67 198 207 208 210 478
Kölner Zeitung siehe Kölnische Zeitung Kölnische siehe Kölnische Zeitung Kölnische Zeitung - Tageszeitung, erschien von 1802 bis 1945; Organ der rheinischen Großbourgeoisie und der nationalliberalen Partei; in den siebziger Jahren Sprachrohr Bismarcks. 288 290
The Labour Elector - sozialistische Wochenzeitung, erschien von Juni 1888 bis Juli 1894 in London. 483 The Labour World - sozialistische Wochenzeitung, erschien vom 21.September 1890 bis 30. September 1891 in London. Redakteur der Zeitung war M. Davitt, später Messingham. 118 Lieber Land und Meer. Deutsche Illustrirte Zeitung - Wochenzeitung; erschien von 1858 bis 1923 in Stuttgart. 191 Lotta di classe - Wochenzeitung, Zentralorgan der Sozialistischen Partei der italienischen Werktätigen; erschien von 1892 bis 1898 in Mailand. 312
The Manchester Guardian - bürgerliche Zeitung, Organ der Anhänger des Freihandels (freetraders), später Organ der Liberalen Partei; erscheint seit 1821 in Manchester. 379 Le Matin - französische Tageszeitung, 1884 von Charles Eduards gegründet, erschien bis 1943 in Paris; Sprachrohr mehrerer Parteien. 478
Munca - rumänische Wochenzeitung, erschien von 1890 bis 1894 in Bukarest; ab 1893 Organ der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Rumäniens; trug zur Verbreitung des Marxismus bei. 499
La Nation - bürgerlich-radikale Wochenzeitung, erscheint seit 1884 in Paris. 535 Nationalist - reformistische Zeitschrift der nationalistischen Klubs, die das friedliche Hineinwachsen des Kapitalismus in den Sozialismus predigten, erschien von 1889 bis 1891 in Boston. 16 30 Neue Freie Presse - bürgerliche Zeitung, erschien von 1864 bis 1939 in Wien. 267 Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie - Tageszeitung, die unter Leitung von Karl Marx vom I.Juni 1848 bis 19.Mai 1849 in Köln herausgegeben wurde. Als Kampforgan des proletarischen Flügels der Demokratie wurde die Zeitung zum Erzieher der Volksmassen im Kampf gegen die Konterrevolution. 485 Neue Rheinische Zeitung. Politisch-ökonomische Revue - Zeitschrift, die von Marx und Engels im Dezember 1849 gegründet und bis November 1850 herausgegeben wurde. Theoretisches und politisches Organ des Bundes der Kommunisten, die Fortsetzung der von Marx und Engels 1848/49 herausgegebenen Kölner „Neuen Rheinischen Zeitung"? die Zeitschrift wurde in London redigiert und in Hamburg gedruckt. 485 491 Die Neue Zeit. Revue des geistigen und öffentlichen Lebens - theoretische Zeitschrift der deutschen Sozialdemokratie; erschien in Stuttgart von 1883 bis Oktober 1890 monatlich, danach bis zum Herbst 1923 wöchentlich; Redakteur der Zeitschrift war von 1883 bis Oktober 1917 Karl Kautsky; von 1885 bis 1894 arbeitete Engels mit, nach seinem Tode stand sie nicht mehr auf der Höhe ihrer Aufgaben; vor und während des ersten Weltkrieges nahm sie eine zentristische Position ein und unterstützte damit die Sozialchauvinisten. 5 12 18 22 28 39 41 45 57 62 77 88 94 113 116 119 127 132 156 157 190 266 284 289 291 294 295 300 308 311 320 325 327 343 361 370 371 386 387 394 401 428 433 440 442 447 457 460 480 488 510 535 536 539 540 New Yorker Volkszeitung - amerikanische sozialistische Tageszeitung, erschien von 1878 bis 1932 in deutscher Sprache in New York; in den neunziger Jahren war Hermann Schlüter Mitarbeiter. 45 57 61 143 144 273 Nord und Süd. Eine deutsche Monatsschrift - populär-wissenschaftliche Monatsschrift, erschien von 1877 bis 1930 anfangs in Berlin, später in Breslau und Berlin; Redakteur war Paul Lindau. 191
österreichischer Arbeiter-Kalender - sozialistisches Jahrbuch, erschien von 1874 bis 1930 in Wiener Neustadt, Wien und Brünn. 398
Pall Mall siehe The Pall Mall Gazette The Pall Mall Gazette - Tageszeitung, erschien von 1865 bis 1920 in London; vorwiegend konservativer Richtung; Marx und Engels standen von Juli 1870 bis Juni 1871 mit ihr in Verbindung. 463 478 488 494 Le Parti Ouorier - Organ der Possibilisten, erschien wöchentlich seit 1888 in Paris. 478 Le Parti socialiste. Organe du Comite revolutionnaire central - Wochenzeitung der Blanquisten; erschien von Juni 1891 bis März 1895 in Paris. 478
The People - Wochenzeitung, Organ der Sozialistischen Arbeiter-Partei von Nord-Amerika, erschien von 1891 bis 1893 in New York. 166 300 311 The People's Preis -Wochenzeitung, Organ der neuen Trade-Unions; erschien von März 1890 bis Februar 1891 in London. 59 62 Pionier. Illustrirter Volks-Kalender - Jahrbuch, wurde von der Redaktion der „New Yorker Volkszeitung" in deutscher Sprache von 1883 bis 1904 in New York herausgegeben. 16 La Presse - Tageszeitung, gegründet 1836 in Paris; 1848/49 Organ der bürgerlichen Republikaner, nach dem Staatsstreich vom 2. Dezember 1849 nahm sie eine antibonapartistische Haltung ein. 544 Preußische Jahrbücher - konservative Monatsschrift. Erschien von 1858 bis 1935 in Berlin. 191 Przedswit - polnische sozialistische Zeitschrift, erschien von 1881 bis 1918 in Genf und London. Am 27. Februar 1892 brachte die Zeitschrift einen Vorabdruck von Engels' Vorwort zur zweiten polnischen Ausgabe des „Manifests der Kommunistischen Partei". 300 311
The Review of Reviews - Monatsschrift, erschien von 1891 bis 1936 in London; Chefredakteur war W.T.Stead; die Zeitschrift veröffentlichte Auszüge und Übersichten aus anderen Monatsschriften. 191 Revista Socialä - rumänische theoretische Zeitschrift sozialistischer Richtung; erschien von 1884 bis 1887 in Jassy, 1886 veröffentlichte sie einen Artikel von Engels; Mitarbeiter waren Ion Nädejde und C. Dobrogeanu-Gherea. 300 Revue siehe Neue Rheinische Zeitung. Politisch-ökonomische Revue
Sächsische Arbeiter-Zeitung - sozialdemokratische Tageszeitung, erschien von 1890 bis 1908 in Dresden; war Anfang der neunziger Jahre das Organ der halbanarchistischen Gruppe der „Jungen". 39 Le Siicle - Tageszeitung, erschien von 1836 bis 1939 in Paris. Sie brachte in den vierziger Jahren die Anschauungen jenes Teils der Kleinbourgeoisie zum Ausdruck, der sich auf die Forderung gemäßigter konstitutioneller Reformen beschränkte. 117 Der Social-Demokrat - erschien dreimal wöchentlich vom 15.Dezember 1864 bis 1871 in Berlin als Organ des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins unter der Redaktion von Johann Baptist von Schweitzer und Johann Baptist von Hofstetten. Die Zeitung veröffentlichte einige Artikel von Marx und Engels. 310 Le Socialiste — Wochenzeitung, 1885 von Jules Guesde in Paris gegründet, der Redaktion gehörten u.a. an: Paul Lafargue und Gabriel Deville; bis 1902 Organ der französischen Arbeiterpartei, von 1902 bis 1905 Organ der Sozialistischen Partei Frankreichs; seit 1905 Organ der Französischen SozialistischenPartei; in den achtziger und neunziger Jahren war Engels Mitarbeiter dieser Zeitung. 12 28 75 77 167 177 178 183 187 193 201 230 332 449 489 494 Le Soleil - französische Tageszeitung; erschien von 1873 bis 1914 in Paris; trat gegen den Boulangismus auf. 344
Der Sozialdemokrat ~ Zentralorgan der deutschen Sozialdemokratie, erschien während des Sozialistengesetzes von September 1879 bis September 1888 in Zürich und ab Oktober 1888 bis 27. September 1890 in London und wurde in Deutschland illegal vertrieben; dank der vielfachen Hilfe von Marx und Engels überwand die Zeitung die ihr zunächst noch anhaftenden theoretischen Mängel und wurde zum kollektiven Agitator, Propagandisten und Organisator der Partei im Kampf gegen das Sozialistengesetz; 1881 begann die ständige Mitarbeit von Marx und Engels, die sich über die Publikation ihrer Artikel hinaus auf alle Gebiete der Leitung einer revolutionären Zeitung erstreckte. Der „Sozialdemokrat" wurde zur „Flagge der deutschen Partei" (Engels). 183 227 232 512 Der Sozialist - Wochenzeitung, Organ der Sozialistischen Arbeiter-Partei von Nord-Amerika; erschien in deutscher Sprache von 1885 bis 1892 in New York. 16 Der Sozialist - Wochenzeitung, Organ der „unabhängigen" Sozialisten, erschien von 1891 bis 1899 in Berlin; zur Redaktion gehörten Paul Kampffmeyer, Paul Ernst und G.Müller. 217 269 458 515 Sozialpolitisches Centralhlatt - sozialdemokratische Wochenzeitung, herausgegeben von Heinrich Braun; erschien unter diesem Titel von 1892 bis 1895 in Berlin. 483 The Standard - Tageszeitung konservativer Richtung, gegründet 1827 in London. 147 294 The Star - Tageszeitung, Organ der Liberalen Partei, gegründet 1888 in London; in den ersten Jahren stand sie der Social Democratic Federation nahe. 118 122 135 The Sun. 273
Le Temps — konservative Tageszeitung, Organ der französischen Großbourgeoisie; erschien von 1861 bis 1943 in Paris. 198 478 To-Day - sozialistische Monatsschrift, erschien von April 1883 bis Juni 1889 in London; von Juli 1884 bis 1886 unter der Redaktion von Henry Mayers Hyndman. 483 The Trade Unionist - sozialistische Wochenzeitung, erschien unter diesem Titel von April bis August 1891, von Ende Oktober 1891 bis März 1892 unter dem Titel „Trade Unionist and trades council record"; Redakteur war Tom Mann, 1892 vereinigte sie sich mit der „Workman's Times". 118 326 La Tribuna - liberale Zeitung, gegründet 1883 in Rom. 309
Der Volksstaat - Organ der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (Eisenacher), erschien vom 2.Oktober 1869 bis 29.September 1876 in Leipzig (anfangs zweimal, ab Juli 1873 dreimal wöchentlich), spiegelte die Ansichten der revolutionären Richtung in der deutschen Sozialdemokratie wider; war ständig den Verfolgungen durch Polizei und Regierung ausgesetzt; die Zusammensetzung des Redaktionsstabes änderte sich durch die Verhaftung der Redakteure häufig, die allgemeine Leitung blieb jedoch in der Hand von Wilhelm Liebknecht; großen Einfluß auf den Charakter der Zeitung hatte August Bebel, der Leiter des Verlages „Volksstaat". Marx und Engels waren Mitarbeiter der Zeitung. 114 487 554 Volks-Tribüne siehe Berliner Volk^-Tribüne Volkszeitung siehe New Yorker Volkszeitang Vorbote - amerikanische Wochenzeitung, erschien in deutscher Sprache von 1874 bis 1876; ab 1876 als Wochenbsilage der sozialistischen „Chicagoer Arbeiter-Zeitung". 94
Vorwärts. Berliner Volksblatt - sozialdemokratische Tageszeitung, erschien von 1884 bis 1890 unter dem Titel „Berliner Volksblatt"; auf Beschluß des Parteitags der deutschen Sozialdemokratie in Halle (Oktober 1890) wurde sie ab 1891 das Zentralorgan der Partei; ihr Chefredakteur war Wilhelm Liebknecht; Engels veröffentlichte Artikel in der Zeitung, unterstützte die Redaktion mit Ratschlägen ünd Hinweisen und half ihr im Kampf gegen den Opportunismus 12 22 28 30 34 45 57 62 67 80 94 96111 114 118150155 157 164 179 180 185-187 210 211 218 263 292 294 295 307 326 369 378 384 389 390 396 400 426 427 441 448 453 458 465 475 476 488 499 517 538 540 558
Weekly Dispatch - Wochenzeitung, erschien von 1801 bis 1928 in London; in den achtziger bis neunziger Jahren vertrat sie einen radikalen Standpunkt. 149 Westnik finansou), promyschleruiosti i torgowli (BÜCTHHK'k $HHaHCOBt, npOMHIiraeilHOCTH H TOprOBJIH)-Wochenschrift, Organ des Finanzministeriums, erschien von 1885 bis 1917 in Petersburg. 367 Wiener Arbeiterzeitung siehe Arbeiter-Zeitung The Woman's Journal - amerikanische Wochenzeitung, Organ der Frauenrechtlerinnen, erschien unter diesem Titel von Januar 1870 bis Mai 1917 in Boston und Chicago. 246315 Woman's Tribüne - amerikanische Wochenzeitung, erschien von 1883 bis 1909. 315 Worker's Cry - erschien vom 2.Mai bis 12.September 1891 in London, Herausgeber war Frank Smith. 118 The Workman's Times - Wochenzeitung, erschien von August 1890 bis September 1894 in Huddersfield, später in London und Manchester; Redakteur war Joseph Burgess; in ihr wurden Materialien der verschiedenen sozialistischen Gruppen Englands abgedruckt, 1892 vereinigte sie sich mit dem „Trade Unionist". 109 117 247 255 279 326 407 423 440 461 464 474 477 478 488 494 511 571 572
Zeitschrift für Social- und Wirtschaftsgeschichte - bürgerliche Zeitschrift, erschien viermal im Jahr von 1893 bis 1900 in Leipzig, Freiburg und Weimar. 539 Züricher Post - demokratische Tageszeitung, erschien von 1879 bis 1936. 39
Personenverzeichnis
Adler, Emma (geb. Braun) (1858-1935) Frau von Victor Adler. 140 141 249 278 431 443 472 479 502 Adler, Victor (\852-1918) Arzt; Mitbegründer und führendes Mitglied der österreichischen sozialdemokratischen Partei; stand 1889-1895 im Briefwechsel mit Engels; Delegierter des Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongresses 1891; Redakteur der „Arbeiter-Zeitung" in Wien; später Vertreter des opportunistischen Flügels der österreichischen sozialdemokratischen Partei und der II. Internationale. 5 21 22 30 34 121 140 141 144 147 149 153 169 205 217 249 250 254 278 280 311 343 344 345 349 430-432 434 442 443 444 445 471-473 478 479501 502 508 515 518 538 Altert (Martin, Alexandre) (1815-1895) französischer Arbeiter, Sozialist; einer der Führer blanquistischer Geheimorganisationen während der Julimonarchie, 1848 Mitglied der provisorischen Regierung. 447 Alexander III. (1845-1894) Zar von Rußland (1881-1894). 4 146 152 160 174 188 210 213 216 226 294 398 514 Alexandra (1844-1925) Tochter des dänischen Königs Christian IX., vermählte sich 1863 mit dem Prinzen von Wales, dem späteren englischen König Edward VII. 265 Allemane, Jean (1843-1953) französischer Buchdrucker, Sozialist; wegen Teil
nahme an der Pariser Kommune zu Zwangsarbeit verurteilt, kehrte 1880 nach der Amnestie nach Frankreich zurück; in den achtziger Jahren Possibilist; führte 1890 die durch Abspaltung von den Possibilisten entstandene sozialistischrevolutionäre Arbeiterpartei (Parti ouvrier sociaIiste-r£volutionnaire), Delegierter des Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongresses 1891; zog sich während des ersten Weltkriegs vom politischen Leben zurück. 107 142 147 Anna siehe Padlewski, Stanislaw Anni Hausgehilfin bei Engels. 29 57 67 390 Ansckütz, Richard (geb. 1852) Privatdozent für Chemie in Bonn seit 1878, außerordentlicher Professor seit 1884, ordentlicher Professor 1898-1922. 496 497 530 Anzengruber, Ludwig (1839-1889) österreichischer Schriftsteller; kritischer Realist; schrieb volkstümliche Stücke, besonders aus dem bäuerlichen Leben. 374 431 Argyriades, Panajionis (Paul) (1849-1901) Advokat und Publizist, französischer Sozialist, Blanquist, gebürtiger Mazedonier; Herausgeber des „Almanach de la Question Sociale", Delegierter der Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongresse 1891 und 1893.201 323 332 398 Arndt, Paul Journalist; Sozialdemokrat, in den neunziger Jahren Pariser Korrespondent des „Vorwärts", Delegierter des Berliner Parteitages 1892, Mitglied des
revolutionären Zentralkomitees der Blanquisten. 475 493 Andorf, Jacob (1835-1898) Maschinenschlosser, Redakteur; Sozialdemokrat, Dichter von Arbeiterliedern, Mitglied von Arbeiterbildungsvereinen in Hamburg, in der Schweiz und in Paris, Mitbegründer des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins, lebte 1868-1875 in Rußland, 1876/77 Redakteur des „HamburgAltonaer Volksblatts", 1877-1887 wieder in Rußland, danach Redakteur des „Hamburger Echo" bis 1898. 93 234 Auer, Ignaz (1846-1907) Sattler, Publizist; seit 1869 Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, 1874 Sekretär des Parteiausschusses, 1875-1877 einer der beiden Sekretäre der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands, Redakteur der „Berliner Freien Presse" (1877), Mitglied des Reichstags mitUnterbrechungen von 1877-1907; unterstützte in den innerparteilichen Auseinandersetzungen bis 1893 vorwiegend Bebel, nahm jedoch in den folgenden Jahren immer mehr einen opportunistischen Standpunkt ein. 183 185 190 526 August siehe Bebel, August Aveling, Edward (1851-1898) englischer Arzt und Schriftsteller, Sozialist; übersetzte mit Samuel Moore den ersten Band des „Kapitals" inEnglische; seit 1884 Mitglied der Social Democratic Federation, Mitbegründer der Socialist League (1884), zog sich 1889 wegen der in der League zunehmenden anarchistischen Praktiken von ihr zurück, gehörte Ende der achtziger bis Anfang der neunziger Jahre zu den Organisatoren der Massenbewegung der ungelernten Arbeiter und der Arbeitslosen; Delegierter des Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongresses 1889, 1881 und 1893; seit 1884 Lebensgefährte von Marx' Tochter Eleanor. 11 13 24 28 31 32 36 46 48 62 67 71 79 - 81 97 98 101 bis 103 105 107 136 142 144 150 154 155 164 165 167 169 183 190 191 232 241 242 244 247-249 251 252 255 265 267 275 276
278 284 285 288 291 300 307 320 321 324 325 332 358 361 372 373 410- 412 423 425 426 448 452 453 455 458 462 463 472 474 476 478 483 494 501 510 519 522 560 572 Aveling, Eleanor siehe Marx-Aveling,Eleanor
Baare, Louis (1821-1897) Großindustrieller, Generaldirektor des Bochumer Vereins für Bergbau- und Stahlgußfabrikation; wurde wegen Steuerhinterziehung und anderer Machenschaften vor Gericht geladen. 563 Bachofen, Johann Jakob (1815-1887)Schweizer Rechts- und Kulturhistoriker, Begründer der vergleichenden Rechtswissenschaft, Hauptwerk „Das Mutterrecht". 116117119 Baginski, Richard Redakteur, Sozialdemokrat; stellte sich 1891 hinter die halbanarchfstische Opposition der „Jungen". 427 Bakunin, Michail Alexandrowitsch (1814 bis 1876) russischer Publizist, Revolutionär; später einer der Hauptvertreter des Anarchismus; Teilnehmer der Revolution 1848/49 in Deutschland; beeinflußte ideologisch die Volkstümlerbewegung in Rußland; Mitglied der IAA, in der er als heftiger Gegner des Marxismus auftrat; auf dem Haager Kongreß 1872 wegen Spaltertätigkeit aus der IAA ausgeschlossen. 183217 Balfour, Spencer (geb. 1843) englischer Liberaler; Mitglied des Parlaments (1880 bis 1892), Direktor einer Baugesellschaft, nach ihrem Zusammenbruch 1892 ins Ausland geflohen; 1895 ausgeliefert und zu 14 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. 551 Bamberger, Jakob (gest. 1907) Drucker und Kaufmann, Sozialdemokrat; seit 1884 Mitbegründer und Drucker des „Berliner Volksblatts", später des „Vorwärts". 526 Banes, Georges englischer Konservativer, Mitglied des Parlaments (1886-1892), Kandidat zu den Parlamentswahlen 1892. 396 Banner, Robert schottischer Arbeiter, Sozialist; Mitbegründer der Fabian Society,
Begründer (1882) der Ortsgruppen der Social Democratic Federation in Edinburgh; wandte sich 1881 mit der Bitte an Marx und Engels, bei der Organisierung der sozialistischen Partei in Schottland zu helfen. 447 Banting, William (1793-1878) englischer Unternehmer; hat die nach ihm benannte Kurmethode zur Bekämpfung der Fettsucht in einem offenen Brief (1863) beschrieben. 79 Baron Itzig siehe Lassalle, Ferdinand Barondess, Joseph (1867-1928) amerikanischer Sozialist, in den neunziger Jahren Führer der jüdischen sozialistischen Konfektionsarbeiter, später Zionist. 182 Barth, Ernst Emil Paul (1858-1922) bürgerlicher Philosoph, Soziologe, seit 1890 Professor an der Leipziger Universität, Gegner des Marxismus. 128 129 204 Bax, Ernest Beifort (1854-1926) englischer Historiker, Philosoph und Journalist, Sozialist, einer der ersten Propagandisten des Marxismus in England; aktives Mitglied des linken Flügels der Social Democratic Federation, Mitbegründer der Socialist League (1884); unterhielt seit 1883 freundschaftliche Beziehungen zu Engels; Mitbegründer (1911) und einer der Führer der British Socialist Party, mit der er 1916 auf Grund seiner sozialchauvinistischen Auffassungen brach. 126 322 358 372 373 400 401 412 422 423 426 522 Bebel, August (1840-1913) Drechsler, einer der bedeutendsten Führer der deutschen und internationalen Arbeiterbewegung, Freund und Schüler von Marx und Engels; 1863 Mitbegründer des Verbandes Deutscher Arbeitervereine, einer seiner Führer, seit 1867 Präsident des Verbandes, Mitglied der IAA seit 1866, Mitbegründer der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei 1869; Mitglied des Norddeutschen Reichstags (1867-1870) und des Deutschen Reichstags (1871-1881 und 1883 bis 1913); trat während des DeutschFranzösischen Krieges aktiv gegen die preußischen Annexionspläne und für die
Verteidigung der Pariser Kommune auf; setzte sich als entschiedener Gegner des preußischen Militarismus für die Einigung Deutschlands auf revolutionärdemokratischem Wege ein; wurde zum „fähigsten Parlamentarier Europas, zum talentiertesten Organisator und Taktiker, zum einflußreichsten Führer der internationalen Sozialdemokratie, die dem Reformismus und dem Opportunismus feindlich gegenüberstand" (Lenin). 10 19 22 34 35 37 38 40 45 57 70 71 77 79 80 87 89-97 114116133 140 144 147 149 153 156158159-165 169170171 172174-176 183 184185-189 201 205 209-213217219 bis 221 225-228 229 230 233 234 251 254 256 261-264 266 281-284 292-296 298 299 307 308 317 319 320 324 335 336 338 340 341 443-346 349 350 353 354 357-360 369 370 372-374 383 384 385 389-391 392-394 406-408 419 420 422 425-427 431 433 -435 436 437 439 441 442 443 446 451-453 454-456 461 456 474 475-478 480 484487-490 492 498 499 503 509-512 513 515 517-519 523 524 532 533 534-538 539 541-543 552-556 557 569 Bebel, Frieda siehe Simon, Frieda Bebel, Johanna Caroline Julie (1843-1910) seit 1866 Frau und Kampfgefährtin von August Bebel. 56 70 97 165 171 189 221 228 264 284 297 298 308 319 374 385 390 394 408 420 427 435 456 478 490 492 512 515 519 522 523 537 538 556 B&re französischer Politiker, gemäßigter Radikaler. 186 194 Bernard siehe Bonnier, Charles Bernstein, Eduard (1850-1932) Redakteur und Publizist, seit 1872 Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei; ging 1878 als literarischer Sekretär Karl Höchbergs nach Zürich, seit Dezember 1880 mit Marx und Engels bekannt und stand seitdem mit ihnen (besonders mit Engels) in ständigem Briefwechsel, entwickelte sich unter ihrem Einfluß zu einem Anhänger des Marxismus; Redakteur des „Sozialdemokrat" (1881-1890); trat seit 1896 offen als Revisionist des Marxismus
auf, wurde der theoretische Begründer des Revisionismus, dem er „den ausgeprägtesten Ausdruck verlieh" (Lenin); einer der Führer des opportunistischen Flügels der deutschen Sozialdemokratie und der II. Internationale. II 18 22 46 62 67 97 103 105 113-115 118 119 149 157 162 163 170 190 191 205 228 231 232 234 235 240 242-244 249 252 265 294 308 332 341 347 358 369 386 387 400-402 409 410 426 428 429 433 446 448 461 462-464 474 483 484 522 535 539 Bernstein, Regina (Gine) (geb. Zadek, gesch. Schallner) seit 1887 Frau von Eduard Bernstein. 97 103 105 149 191 231 232244 332 341 347 369 386 409 410 428 429 462-464 483 522 Besant, Annie (1847-1933) englische bürgerlich-radikale Politikerin, gehörte vorübergehend der sozialistischen Bewegung an; in den achtziger Jahren Mitglied der Fabian Society und der Social Democratic Federation, unterstützte von 1874 bis 1888 Charles Bradlaugh, beteiligte sich am Aufbau der Trade-Unions für ungelernte Arbeiter, danach in Indien in der HinduBewegung tätig; 1907-1933 Präsidentin der theosophischen Gesellschaft. 88 154 191 Belhmann Bankhaus in Frankfurt am Main. 180 Beust, Anna (geb. 1827) Cousine von Friedrich Engels, Frau von Friedrich von Beust. 406 436 Bismarck, Otto, Fürst von (1815-1898) Staatsmann und Diplomat, Interessenvertreter des preußischen Junkertums; preußischer Ministerpräsident (1862 bis 1872, und 1873-1890) und Reichskanzler (1871-1890); vollzog die Vereinigung Deutschlands von oben, auf antidemokratischem Wege mit Hilfe dynastischer Kriege; sicherte durch innenpolitische Maßnahmen das Bündnis des Junkertums mit der Großbourgeoisie und förderte die Stärkung des preußisch-deutschen Militarismus; setzte als Feind der Arbeiterbewegung 1878 das Sozialistengesetz
durch, das durch den Kampf der Arbeiterklasse 1890 zu Fall gebracht wurde; dies war auch die Hauptursache für seinen Sturz. 25 28 40 75 86 153 172 195 206 209 215 225 248 297 303 389 537 Blank, Rudolf Neffe von Engels, Sohn seiner Schwester Marie und Karl Emil Blanks. 258 Blaschko, Alfred (1858-1922) Arzt, Hautspeziahst, Professor an der Universität in Berlin, veröffentlichte in den neunziger Jahren in der „Neuen Zeit" einige Artikel über Sozialhygiene. 553 Blatchford, Robert Peel Glanville(1851-1943) englischer Journalist, Sozialist; Anfang der neunziger Jahre Mitredakteur der „Workman's Times", des „Clarion" und anderer Arbeiterzeitungen. Mitbegründer der Independent Labour Party (1893), dann Reformist, später Sozialchauvinist. 247 Blawalskaja, Jelena Pelroulna (Pseudonym: Radda-Baj) (1831 -1891) russische Schriftstellerin und Spiritistin, Herausgeberin von Schriften und Zeitschriften der theosophischen Gesellschaft in verschiedenen Ländern. 88 Blondeau französischer Soldat, Bruder der von den französischen Regierungstruppen ermordeten Marie Blondeau. 211 Blondeau, Marie (1873 oder 1874-1891) französische Arbeiterin; bei der Maidemonstration 1891 in Fourmies von Regierungstruppen getötet. 211 Bios, Wilhelm (1849-1927) Journalist und Historiker; seit 1872 Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, einer der Redakteure des „Volksstaats" (1872 bis 1874); wurde 1874 mit Marx bekannt, Mitarbeiter der „Neuen Zeit" und der „Neuen Welt", Mitglied des Reichstags (1877/78,1881 -1887,1890-1906 und 1912 bis 1918), gehörte zu den führenden Vertretern des rechten Flügels der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion, während des ersten Weltkriegs Sozialchauvinist; nach der Novemberrevolution 1918 Vorsitzender der Provisorischen Regie
rung und 1919/20 Staatspräsident Württembergs. 164 510 Biowitz, Henri-Georges-Stephan-AdolpheOpper de (1825-1903) Journalist, gebürtig aus Böhmen, erwarb 1870 die französische Staatsbürgerschaft; seit 1871 Pariser Korrespondent der „Times", führte die Publizierung von Interviews mit bedeutenden Politikern ein. 211 Boelling siehe Engels, Hedwig Boisguillebert, Pierre Le Pesant, sieur de (1646-1714) französischer Ökonom des Feudalabsolutismus, entwickelte Elemente der klassischen bürgerlichen politischen Ökonomie im Rahmen einer feudalen Gesamtkonzeption, trat für die Beseitigung des Elends der Massen ein. 49 304 Bonald, Louis-Gabriel-Ambroise, vieomte de (1754-1840) französischer Politiker und Publizist, Monarchist; Ideologe der aristokratischen und klerikalen Reaktion in der Restaurationsperiode. 480 Bonaparte III. siehe Napoleon III. Bonnemains, Marguerite, de (gest. 1891) Geliebte Boulangers. 168 Bonnier, Charles (geb. 1863) französischer Schriftsteller und Journalist, Sozialist, lebte lange in England, Mitglied der französischen Arbeiterpartei, Mitarbeiter an mehreren sozialistischen Presseorganen, Delegierter der Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongresse 1889,1891,1893 u.a.; enger Freund von Jules Guesde. 19 139 147 324 397 449 498 503 532 533 534 541 542 550 552 558 572 Botdanger, George-Ernest-Jean-Marie (1837 bis 1891) französischer General; kämpfte gegen die Pariser Kommune, kam mit Unterstützung von Georges Clemenceau als Kriegsminister in die Regierung Freycinet (1886/87); versuchte mit Hilfe chauvinistischer, antideutscher Propaganda und politischer Demagogie seine Militärdiktatur in Frankreich zu errichten; floh nach einem mißglückten Staatsstreich (1889) nach Belgien und beging Selbstmord. 75 96 168 170 207-210 30] 302 322 499 537 554 555 564
Bovio, Giovanni (1841-1903) italienischer idealistischer Philosoph; bürgerlicher Politiker, Republikaner; 1876 Mitglied des Parlaments; Professor an der Universität in Neapel. 272 284 300 Bracke, Wilhelm (1842-1880) Kaufmann, , Verleger, Buchhändler, Mitbegründer der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (1869) und einer ihrer führenden marxistischen Kräfte; 1865 Begründer der Braunschweiger Gemeinde des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins, seit 1867 Hauptkassierer des ADAV, führte die Opposition im ADAV mit der BebelLiebknechtschen Richtung zusammen; auf dem Eisenacher Kongreß (1869) in den Parteiausschuß gewählt; Angeklagter im Braunschweiger Hochverratsprozeß 1871; Mitglied des Reichstags (1877 bis 1879); leistete mit seinen Schriften einen wichtigen Beitrag zur Überwindung des Lassalleanismus und zur Durchsetzung des Marxismus in Deutschland; einer der engsten Vertrauten von Marx und Engels. 34 Bradlaugh, Charles (1833-1891) englischer Journalist, bürgerlich-radikaler Sozialreformer, Gegner des Sozialismus, Redakteur der Wochenzeitung „The National Reformer" (1860), Mitglied des Parlaments für Northampton. 24 31 36 165 Braun, Adolf (1862-1929) Redakteur; nahm am Gründungskongreß der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs teil (1888), Redakteur der Wiener „Gleichheit" (1888/89), bis 1907 Redakteur verschiedener Arbeiterzeitungen in Deutschland, während des ersten Weltkriegs Sozialchauvinist, seit 1920 im Parteivorstand der SPD und Mitglied des Reichstags. 30 34 Braun, Heinrich (1854-1927) Journalist, Sozialdemokrat, Reformist; Mitbegründer der „Neuen Zeit", Herausgeber der Vierteljahrsschrift „Archiv für soziale Gesetzgebung und Statistik" und anderer Zeitschriften; Mitglied des Reichstags. 483
Brentano, Lüjo (Ludwig Joseph) (1844-1931) Ökonom der jüngeren historischen Schule in Deutschland, führender Kathedersozialist, bürgerlicher Reformist; Mitbegründer des Vereins für Sozialpolitik (1872). 5 57 60 71 77 86 Bright, John (1811-1889) englischer Fabrikant; prominenter Führer der radikalliberalen Bourgeoisie; Anhänger des Freihandels, Mitbegründer der Anti-Korngesetz-Liga, seit Anfang der sechziger Jahre Führer der Liberalen Partei flinker Flügel), mehrmals Minister in liberalen Kabinetten. 384 Brissac, Henri (1823-1906) französischer Publizist, Sozialist; Mitglied der Pariser Kommune, Generalsekretär des Exekutivkomitees, später des Wohlfahrtsausschusses, nach Niederschlagung der Kommune nach Neukaledonien verbannt; kehrte nach der Amnestie 1880 nach Frankreich zurück, Mitglied der französischen Arbeiterpartei, 1882 Mitglied der Redaktion der „Egalitg"; Anhänger von Guesde. 318 Brousse, Patd-Lotlis-Marie (1844-1912) französischer Arzt und Politiker, kleinbürgerlicher Sozialist; Teilnehmer der Pariser Kommune, emigrierte nach deren Niederschlagung nach Spanien und in die Schweiz, schloß sich den Anarchisten an, Mitbegründer der französischen Arbeiterpartei, provozierte auf dem Kongreß in Saint-Etienne 1882 die Spaltung der Partei, dann einer der Führer und Ideologen der Possibilisten. 11 68 142 147 151 187 243 252 301 373 Buffenoir, Hippolyte-Franfois-Philibert (1847 bis 1928) französischer Historiker, Schriftsteller und Politiker; 1877 Mitarbeiter am Leipziger „Vorwärts". 74 Buhte, Friedrich Sozialdemokrat, einer der Führer des Bergarbeiterstreiks 1889; Delegierter des ersten internationalen Bergarbeiterkongresses. 372 Burgess, Joseph (Pseudonym: Aatolycus) (geb. 1853) englischer Textilarbeiter, Vertreter der englischen Arbeiterbewegung;
Herausgeber der „Workman's Times" (1891-1894), Mitbegründer der Independent Labour Party (1893). 326 423 440 461 464 474 477 571 Burleigh Arbeiterkandidat aus Glasgow für die Parlamentswahlen 1892. 393 Bums, John (Jack) (1858-1943) Vertreter der englischen Arbeiterbewegung, in den achtziger Jahren ein Führer der neuen Trade-Unions für ungelernte Arbeiter, gehörte zu den Organisatoren des Londoner Dockerstreiks (1889); ging in den neunziger Jahren zum liberalen TradeUnionismus über und trat gegen die sozialistische Bewegung auf; Mitglied des Parlaments (seit 1892), Minister für kommunale Selbstverwaltung (1905-1914) und Handel (1914), trat bei Ausbruch des ersten Weltkrieges zurück. 103 142 242 243 252 255 385 393 396 400 423 460 464 477 489 506 569 Burns, Lydia (Lizzy, Lizzie) (1827-1878) irische Arbeiterin, nahm an der irischen nationalen Befreiungsbewegung teil; zweite Frau von Friedrich Engels, Schwester seiner ersten Frau Mary Burns. 253 298 Burrows, Herbert (1845-1922) englischer Beamter, bürgerlicher Radikaler, schloß sich der sozialistischen Bewegung an; Mitbegründer der Social Democratic Federation, beteiligte sich am Aufbau der TradeUnions für ungelernte Arbeiter, Führer des sozialistischen Flügels in der Suffragettenbewegung, Delegierter des Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongresses 1891, trat 1914 auf die Seite der Chauvinisten. 88 122 136 154 Burt, Thomas (1837-1922) englischer Bergarbeiter, Trade-Unionist; Sekretär des Bergarbeiter-Verbandes von NorthumberIand, Mitglied des Parlaments (1874 bis 1918), führte die Politik der Liberalen Partei durch. 351
Cahan, Abraham (1860-1951) amerikanischer Sozialist, Emigrant aus Rußland, Redakteur der „New Yorker ArbeiterZeitung", Delegierter des Internationalen
Sozialistischen Arbeiterkongresses 1891; schrieb über das Leben der emigrierten Juden in den USA; während des zweiten Weltkriegs Antifaschist. 155 464 Caianiello siehe Leffler-Edgren, Anne Charlotte Calonne, Charles-Alexandre de (1734-1802) französischer Staatsmann, Generalkontrolleur der Finanzen (1783-1787), während der Französischen Revolution einer der Führer der konterrevolutionären Emigration. 368 Caprivi, Leo, Graf von (1831-1899) preußischer Staatsmann und General, Reichskanzler (1890-1894). 185 291 389 511 Carnot, Marie-Franfois-Sadi (1837-1894) französischer Staatsmann, gemäßigter Republikaner, seit 1880 wiederholt Minister, nach der Demission von Jules Gr£vy Präsident der Republik (1887-1894). 171 216 503 555 Carri Pariser Verleger. 117 Cato, Marcus Porcius (Cato der Altere) (234 bis 149 v.u.Z.) römischer Politiker und Schriftsteller, verteidigte die aristokratischen Privilegien, 184 v.u.Z. zum Zensor gewählt, wurde wegen seiner Strenge auch Censorius genannt. 552 Champion, Henry Hyde (1857-1928) englischer Verleger und Publizist, bis 1887 Mitglied der Social Democratic Federation, gehörte dann zu den Führern der Labour Electoral Association der Trade Unions in London; Redakteur und Herausgeber des „Labour Elector", unterhielt vorübergehend geheime Beziehungen zu den Konservativen, emigrierte 1894 nach Australien, wo er aktiv in der Arbeiterbewegung tätig war. 29 31 122 123 373 464 Chassepot, Antoine-Alphonse (1833-1905) französischer Erfinder auf waffentechnischem Gebiet, u.a. Erfinder eines nach ihm benannten Gewehrs. 411 Churchill, Randolph Henry Spencer, Lord (1849—1895) englischer Staatsmann, einer der Führer der Konservativen, Staatssekretär für Indien (1885/86), Schatzkanzler (1886), Verfechter der kolonialen Expan
sion, Gegner der Unabhängigkeit Irlands, erklärte sich für staatssozialistische Ideen. 95 Clarence, Albert Victor Christian Edward, Herzog von (1864-1892) ältester Sohn des späteren englischen Königs Edward VII. 265 Clemenceau, Georges-Benjamin (1841-1929) französischer Publizist und Politiker; 1871 Mitglied der Nationalversammlung, gehörte seit 1876 der parlamentarischen Gruppe der Radikalen an, deren Führer er später wurde; Gründer und Chefredakteur von „La Justice"; Ministerpräsident (1906-1909 und 1917-1920), entschiedenster Verfechter der Vorherrschaft des imperialistischen Frankreichs in Europa. 105 207 210 Cluseret, Gustave-Paul (1823-1900) französischer Politiker und Militär; Mitglied der IAA, schloß sich den Bakunisten an; Mitglied der Pariser Kommune, emigrierte nach deren Niederschlagung nach Belgien, kehrte 1884 nach Frankreich zurück, Mitglied der Deputiertenkammer seit 1888.558 Cobden, Richard (1804-1865) Fabrikant in Manchester, Liberaler; Anhänger des Freihandels, Mitbegründer der Anti-Korngesetz-Liga; Mitglied des Parlaments. 384 Colbert, Jean-Baptiste, marquis de Seignelay (1619-1683) französischer Staatsmann, Generalkontrolleur der Finanzen unter Ludwig XIV., leitete 1665-1683 faktisch die Innen- und Außenpolitik Frankreichs; betrieb eine Wirtschaftspolitik im Interesse der Festigung der feudalabsolutistischen Monarchie. 304 364 Conner Delegierter des Kongresses der englischen Trade-Unions in Glasgow (1892), Führer der alten konservativen TradeUnions. 466 Conrad, Johannes (1839-1915) Nationalökonom, Professor, Mitherausgeber des „Handwörterbuchs der Staatswissenschaften" und der „Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik". 157 Constans, Jean-Antoine-Ernest (1833-1913) französischer Staatsmann, gemäßigter
bürgerlicher Republikaner; Innenminister (1880-1881 und 1889-1892). 10 20 21 105 106 131 138 151 170-172 176 206 207 209-211 215 216 280 289 290 554 564 Crawford, Emily (1831-1915) englische Journalistin, Pariser Korrespondentin englischer Zeitungen. 149 207 550 Cremet, William Randall (1838-1908) englischer Zimmermann; einer der Führer der Trade-Unions und Anhänger der pazifistischen Bewegung; Mitbegründer und Führer des Vereinigten Verbandes der Zimmerleute und Tischler, Mitglied des London Trades Council, der British National League for the Independence of Poland und der Land and Labour League; einer der Organisatoren der Gründungsversammlung der IAA am 28. September 1864 in der St. Martin's Hall, Mitglied des Zentralrats der IAA und sein Generalsekretär (1864-1866), Delegierter der Londoner Konferenz 1865, und des Genfer Kongresses 1866, Mitglied des Exekutivkomitees der Reform League; betrieb während des Kampfes für die Wahlrechtsreform eine kompromißlerische Politik; gehörte später der Liberalen Partei an; Mitelied des Parlaments (1885-1895, und 1900-1908). 452 Croesel deutscher Emigrant in London, Teilnehmer an der englischen sozialistischen Bewegung, trat gegen Hyndman auf. 252 434 Croesel Frau von Croesel, 434 Culine (geb. 1849) französischer Sozialist, Sekretär der sozialistischen Organisation in Fourmies; 1891 vom Geschworenengericht in Douai zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. 138 Canninghame-Craham Frau von Robert Bontine Cunninghame-Graham. 332 Cunmnghame-Craham, Robert Bontine (1852 bis 1936) schottischer Schriftsteller; stammt aus der Aristokratie, nahm in den achtziger und neunziger Jahren an der sozialistischenBewegungteil; Mitglieddes Parlaments, Delegierter des Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongresses 1889; spielte später eine maßgebliche Rolle in der schottischen Nationalbewegung. 102 103 106 295 393 397 569 Cunow, Heinrich Wilhelm Karl (1862-1936) Historiker, Soziologe und Ethnograph, Sozialdemokrat; stand in den achtziger und neunziger Jahren auf der Seite der Marxisten; später Revisionist, während des ersten Weltkriegs Sozialchauvinist. 86 113 287 Currari, Pete (1860-1910) englischer Gasarbeiter, linker Sozialist; einer der Führer der Gasarbeitergewerkschaft, Mitbegründer der Independent Labour Party (1893). 332 Dahn, Julius Sophus Felix (1834-1912) Rechtshistoriker und Schriftsteller; Ideologe des großdeutschen Chauvinismus und Imperialismus, gab in seinen Romanen nationalistisch verzerrte Geschichtsbilder. 56 Danielson, Nicolai Franzewitsch (Pseudonym: Niholai-on) (1844-1918) russischer Schriftsteller und Ökonom; einer der Ideologen der Volkstümler in den achtziger bis neunziger Jahren; stand mehrere Jahre mit Marx und Engels inBriefwechsel, übersetzte die drei Bände des „Kapitals" ins Russische (den ersten Band gemeinsam mit G.A.Lopatin). 145 1 48 1 95-197 303-306 363-368 467-470 Davitt, Michael (1846-1906) irischer Arbeiter, revolutionärer Demokrat, ein Führer der nationalen Befreiungsbewegung in Irland; einer der Organisatoren (1879) und Führer der Irish Land League, Anhänger der Homerule (irische Selbstverwaltung), Mitglied des Parlaments (1895-1899), stand der Social Democratic Federation nahe. 32 118 Debenham Photograph in London. 15 83 Delcluze, Marc-Louis-Alfred (1857-1923) französischer Sozialist, gründete die Organisation der französischen Arbeiterpartei in Calais (1882); Delegierter der Internationalen Sozialistischen Arbeiter
kongresse 1889, 1891 und 1893; später schloß er sich den „unabhängigen Sozialisten" an. 466 572 Delory, Gustave (1857-1925) französischer Textilarbeiter, Sozialist. 170 Demuth, Helene (Lenchen, Nim) (1823-1890) Hausgehilfin und treue Freundin der Familie Marx, lebte nach Marx' Tode im Hause von Engels. 24 29 136 137 300 358 523 Depasse, Lucien-Hector (1843-1911) französischer Publizist und Schriftsteller, gemäßigter bürgerlicher Republikaner; Mitglied des Pariser Munizipalrates (1881, 1884 und 1887), 1891 Regierungskandidat zu den Wahlen in die Deputiertenkammer vom Departement Nord. 186 194 198 206 Dirotdede, Paul (1846-1914) französische? Schriftsteller und reaktionärer Politiker; nahm an der Niederschlagung der Pariser Kommune teil, aktiver Boulangist, Mitglied der Deputiertenkammer (1889 bis 1892 und 1898), unternahm 1899 einen mißglückten Staatsstreich, erhielt 10 Jahre Verbannung. 499 Dervillers, Prudent (geb. 1849) französischer Schneider, Sozialist, Possibilist; Mitglied des Pariser Munizipalrates (1889), Mitglied der Deputiertenkammer (1893), Delegierter der Possibilisten auf der Londoner Maidemonstration 1892. 332 Deville, Gabriel (1854-1940) französischer Publizist,
Bundes im November 1852 von der politischen Tätigkeit zurück. 214 Duc-Quercy, Albert (geb. um 1856) französischer Journalist, Sozialist; Mitbegründer der französischen Arbeiterpartei (1879), unterstützte als Redakteur der Zeitung „L'Intransigeant" die Streiks von Anzin und Decazeville, Redakteur des „Cri du Peuple", bis 1914 Redaktionssekretär der „Humamte", ging während des ersten Weltkriegs auf die Positionen des Sozialchauvinismus über. 135 136 Dumas, Alexandre (der Ältere) (1803-1870) französischer Schriftsteller. 431 Dumay, Jean-Baptiste (geboren 1841) französischer Mechaniker, Führer des Streiks in Creusot von 1870, wurde nach dem 4. September 1870 Bürgermeister der Stadt; stellte sich der Kommune zur Verfügung; zur Verbannung verurteilt, flüchtete er in die Schweiz; kehrte nach der Amnestie von 1880 nach Frankreich zurück; seit 1887 Mitglied des Pariser Munizipalrates, seit 1889 Mitglied der Deputiertenkammer; Possibilist; Delegierter des Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongresses 1891. 107 239
Ede siehe Bernstein, Eduard Edgren siehe Leffler-Edgren, Anne Charlotte Edward siehe Aveling, Edward Ellis,Benjamin englischer Sozialist, Kandidat zu den Parlamentswahlen 1892. 464 Emma siehe Engels, Emma Engels, Elisabeth Franziska Mauritia (1797 bis 1873) Mutter von Friedrich Engels. 416 Engels, Emma (geb. Croon) (geb. 1834) Frau von Hermann Engels, dem Bruder von Friedrich Engels. 258 270 277 399 418 Engels, Hedwig (vereh. Boelling) (1830-1904) Schwester von Friedrich Engels. 258 270 Engels, Hermann (1822-1905) Bruder von Friedrich Engels, Fabrikant in Barmen, Teilhaber der Firma Ermen & Engels in Engelskirchen. 257 258 259 270 271 277 399 418 421 Engels, Rudolf (1831-1903) Bruder von Friedrich Engels, Fabrikant in Barmen,
44 Marx/Emets. Werke, Bd. 38
Teilhaber der Firma Ermen & Engels in Engelskirchen. 257 258 421 Ernst, Paul (1866 -1933) Publizist, Literaturkritiker und Dramatiker, schloß sich Ende der achtziger Jahre der Sozialdemokratie an; ein Führer der halbanarchistischen Opposition der „Jungen"; 1891 aus der Sozialdemokrat ischen Parte i Deutschlands ausgeschlossen; seit dem ersten Weltkrieg geistiger Wegbereiter des Faschismus. 12 125 458
Fantuzzi, Romualdo Bruder des italienischen Verlegers Flaminio Fantuzzi. 72 73 328 Fenwick, Charles (1850-1918) Bergarbeiter, einer der Führer der liberalen Richtung in der englischen Arbeiterbewegung und der Trade-Unions der Bergarbeiter; Mitglied des Parlaments (seit 1885), Sekretär des Parliamentary Committee des Trades Union Congress (1890-1894). 351 460 502 Ferroul, Ernest- Joseph-Antoine- Jean-Frediric (1853-1921) französischer Arzt, Politiker und Publizist, Sozialist; Mitglied der Deputiertenkammer (seit 1888), Delegierter der internationalen sozialistischen Arbeiterkongresse 1889 und 1891, Gastdelegierter auf dem Parteitag in Halle 1890. 285 Ferry, Jules-Franfois-Camille (1832-1893) französischer Advokat und Politiker, ein Führer der gemäßigten bürgerlichen Republikaner; Mitglied der Regierung der sog. nationalen Verteidigung und Maire von Paris (1870/71), kämpfte gegen die revolutionäre Arbeiterbewegung, Ministerpräsident (1880/81 und 1883-1885); verfolgte eine Politik kolonialer Eroberungen. 105 Field, Arthur (geb. 1869) englischer Journalist, Sozialist, Mitglied der Social Democratic Federation. 122 123 136 Fireman, Peter (geb. 1863) amerikanischer Chemiker und Fabrikant, in Rußland geboren, lebte in Deutschland und in den USA. 241 457 Fischer, Inka Tochter von Richard Fischer. 522 523
Fischer, Richard (1855-1926) Schriftsetzer und Redakteur, Sozialdemokrat, Mitarbeiter des „Sozialdemokrat" (1879 bis 1890), Schriftführer (1890-1892) und Sekretär im Parteivorstand (1892-1894), Geschäftsführer der „Vorwärts "-Druckerei (1902-1922), Mitglied des Reichstags (1893 bis zu seinem Tode); ging um die Jahrhundertwende auf revisionistische Positionen über, während des ersten Weltkriegs Sozialchauvinist. 19 25 41 56 57 61 96 97 133 183 185 186 190 478 526 538 Fleckles, Ferdinand (gest. etwa 1894) Arzt in Karlsbad, Bekannter von Marx, Herausgeber des „Sprudels". 319 Floquet, Charles-Thomas (1828-1896) französischer Staatsmann, bürgerlicher Radikaler; Mitglied der Deputiertenkammer (1876-1893), wiederholt zu ihrem Präsidenten gewählt, Ministerpräsident (1888 und 1889); als 1892 seine Verwicklung in die Panama-Affäre aufgedeckt wurde, mußte er sich vom politischen Leben zurückziehen, 239 Foster englischer Bergarbeiter, Delegierter des Trade-Unions-Kongresses in Glasgow (1892), Vertreter der alten konservativen Trade-Unions. 465 Foster-Amery, Rachel Sekretärin der Nationalen Gesellschaft des Kampfes für das Frauenwahlrecht in Amerika. 183 Fould, Achille (1800-1867) französischer Bankier und Staatsmann, Orleanist, später Bonapartist; war in der Periode von 1849-1867 mehrmals Finanzminister und von 1852-1860 Staatsminister. 227 Frankel, Leo (1844-1896) Goldschmied, bedeutender Vertreter der ungarischen und internationalen Arbeiterbewegung, Kampfgefährte von Marx und Engels; Mitglied der Pariser Kommune, Mitglied des Generalrats der IAA und Korrespondierender Sekretär für Österreich-Ungarn, Delegierter der Londoner Konferenz 1871 und des Haager Kongresses 1872, Mitbegründer der Ungarländischen Allgemeinen Arbeiterpartei 1880, Teilnehmer an mehreren internationalen sozialistischen Arbeiterkongressen. 84 85 Franklin, Benjamin (1706-1790) amerikanischer Staatsmann, Naturwissenschaftler und Ökonom; aktiver Kämpfer für die Unabhängigkeit seines Landes, Mitverfasser und Mitunterzeichner der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von Amerika; Aufklärer. 49 Franz Joseph I. (1830-1916) Kaiser von Österreich (1848-1916). 176 500 Freyberger, Ludwig österreichischer Arzt, seit 1894 verheiratet mit Louise Kautsky. 504 Freyeinet, Charles-Louis de Saulees de (1828 bis 1923) französischer Staatsmann und Diplomat; gemäßigter bürgerlicher Republikaner; bekleidete wiederholt Ministerposten, Ministerpräsident (1879/80, 1882, 1886 und 1890-1892); mußte 1892 in Zusammenhang mit der Panama-Affäre zurücktreten und zeitweilig aus dem politischen Leben ausscheiden. 171 210216 488 Friedrich II. (1712-1786) König von Preußen (1740-1786). 95 308 400 Frohme, Karl Franz Egon (1850-1933) Maschinenbauer, Redakteur und Publizist, in den siebziger Jahren Lassalleaner; Mitarbeiter verschiedener sozialdemokratischer Zeitungen, Mitglied des Reichstags (1881-1918), gehörte zum rechten Flügel der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion, Delegierter des Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongresses 1889, unterstützte nach 1896 Eduard Bernstein, popularisierte revisionistische Ansichten. 510 Fullarton, John (1780-1849) englischer Ökonom, Verfasser von Arbeiten über Geldumlauf und Kredit, Gegner der Quantitätstheorie des Geldes. 457 Galiani, Ferdinando (1728-1787) italienischer Ökonom, Gegner der Physiokraten; vertrat die Ansicht, daß der Wert einer Ware von ihrer Nützlichkeit bestimmt wird, äußerte jedoch gleichzeitig einige zutreffende Vermutungen über die Natur der Waren und des Geldes. 49
Garibaldi, Giuseppe (1807-1882) italienischer Nationalheld, einer der Führer der demokratischen Bewegung und Vorkämpfer für die Wiedervereinigung Italiens; begabter Feldherr; nahm 1848 an der Revolution in Italien teil, organisierte 1849 die Verteidigung der Römischen Republik, führte 1860 den „Zug der Tausend" an, kämpfte 1870/71 auf Seiten der Französischen Republik; unterstützte die Bildung von Sektionen der Internationalen Arbeiterassoziation in Italien. 176 225 Gegout französischer Anarchist, Ende 1891 duellierte er sich mit M.-E. Vaillant. 250 Geiser, Bruno (1846-1898) Journalist, seit 1869 Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, Agitator in Schlesien, 1872 Mitglied der IAA, 1875 Redakteur am „Volksstaat", 1877-1886 Redakteur der „Neuen Welt", Mitglied des Reichstags (1881-1887), führender Vertreter des rechten Flügels der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion; durch Beschluß des St. Gallener Parteitags 1887 aller Vertrauensstellungen in der Partei entbunden. 111 150 164 185 233 263 Georg, Prinz von Sachsen (1832-1904) preußischer Generalfeldmarschall; seit 1902 König von Sachsen. 263 266 Giers, NikolaiKarlou)itsch (1820-1895) russischer Diplomat, Gesandter in Teheran (seit 1863), Bern (seit 1869), Stockholm (seit 1872), Mitarbeiter des Außenministers (1875-1882), Außenminister (1882 bis 1895). 213 Gilles, Ferdinand (geb. etwa 1856) Journalist, emigrierte 1886 nach London; 1891 von der deutschen sozialdemokratischen Presse als Polizeispitzel entlarvt, 1892 aus dem Londoner Kommunistischen Arbeiterbildungsverein ausgeschlossen. 154 155 158 164 165 167 169 186 190 211 228 242 252 254 262 264 301 307 373 412 434 501 511 Gine siehe Bernstein, Regina Girardin, Emile de (1806-1881) französischer Publizist und Politiker, in den dreißiger bis sechziger Jahren mit Unterbrechungen
Redakteur der Zeitung „La Presse", später der „Liberty"; zeichnete sich in derPolitik durch äußerste Prinzipienlosigkeit aus; vor der Revolution 1848 in Opposition zur Regierung Guizot, während der Revolution bürgerlicher Republikaner, Deputierter der gesetzgebenden Nationalversammlung (1850/51), später Bonapartist. 520 544 Giraud-Teulon, Alexis (geb. 1839) Geschichtsprofessor in Genf, Verfasser mehrerer Arbeiten zur Geschichte der Urgesellschaft. 107 108 117 Gladstone, William Ewart (1809-1898) britischer Staatsmann, Tory, später Peelit; in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Führer der Liberalen Partei; Schatzkanzler (1852-1855, 1859-1866) und Premierminister (1868-1874, 1880-1885, 1886 und 1892-1894). 86 143 146 159 294 384 385 387 392 393 396 401 410 431 443 Gompers, Samuel (1850-1924) Zigarrenmacher, amerikanischer Gewerkschaftsführer, Mitbegründer und Vorsitzender (seit 1886) der American Federation of Labor; vertrat eine Politik der Klassenharmonie mit der Bourgeoisie. 16 17 142 247 569 570 Gori, Pielro (1869-1911) italienischer Advokat, führender Anarchist; gab die zweite italienische Ausgabe des „Manifests der Kommunistischen Partei" heraus, mußte 1894 emigrieren. 72 Granger, Ernest Henri (geb. 1844) französischer Journalist, Sozialist, Blanquist;Teilnehmer der Pariser Kommune, emigrierte nach deren Niederschlagung nach England; kehrte nach der Amnestie von 1880 nach Frankreich zurück, schloß sich den Boulangisten an, seit 1889 Mitglied der Deputiertenkammer. 301 323 Granville, George Levesori-Gotoer, Earl of (1815 -1891) britischer Staatsmann, Whig, später einer der Führer der Liberalen Partei; Außenminister (1851/52, 1870 bis 1874 und 1880-1885), Kolonialminister (1868-1870 und 1886), Präsident des Geheimen Rates (1852-1854, 1855-1858 und 1859-1866). 213
Greemoood, A. englischer Glasbläser, 1891 Sekretär der Trade-Unions der Glasarbeiter, Delegierter des Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongresses 1891.230 Greulich, Hermann (1842-1925) Buchbinder; ging 1865 in die Schweiz; seit 1867 einer der Leiter der Züricher Sektion der IAA, Redakteur der Züricher „Tagwacht" (1869-1880), Mitbegründer der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz und Führer ihres rechten Flügels, einer der reformistischen Führer der II. Internationale, während des ersten Weltkrieges Sozialchauvinist. 423 426 436 Grillenberger, Karl (1848-1897) Redakteur und Verleger; seit 1869 Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, Herausgeber und Redakteur verschiedener sozialdemokratischer Lokalzeitungen und Mitorganisator des illegalen Vertriebs des „Sozialdemokrat" in Süddeutschland, Mitglied des Reichstags (1881-1897), ein Wortführer des rechten Flügels der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion. 114 Guesde, Jules (Mathieu-Basile) (1845-1922) Vertreter der französischen und internationalen Arbeiterbewegung; zuerst bürgerlicher Republikaner, schloß sich in der ersten Hälfte der siebziger Jahre den Anarchisten an, später zusammen mit Paul Lafargue Begründer der französischen Arbeiterpartei (1879), Propagandist des Marxismus in Frankreich; viele Jahre Führer des revolutionären Flügels der französischen sozialistischen Bewegung, kämpfte gegen den Opportunismus; ging während des ersten Weltkrieges auf die Position des Sozialchauvinismus über. 21 35 67 107 139 187 322 323 346 354 403 439 449 475 488 498 499 503 552 Guillaume-Schack, Gertrud (geb. Gräfin Schack) (1845-1905) kam in den achtziger Jahren von der bürgerlichen Frauenrechtsbewegung zur proletarischen Frauenbewegungen der sie in Berlin zeitweise führend wirkte; ging 1886 nach England, verkehrte kurze Zeit in Engels' Haus, wandte sich später dem Anarchismus zu. 375 376 Gumpert, Eduard (gest. 1893) deutscher Arzt in Manchester, Freund von Marx und Engels. 67 75 341 347 348 353 -357 359 360 362 372 379 381 395 413 501 Guttentag Verlagsbuchhandlung in Berlin. 203 Hall, Leonard (geb. 1866) englischer Arbeiter, Journalist, Sozialist, Mitglied der Social Democratic Federation, später der Independent Labour Party; Kandidat zu den Parlamentswahlen 1892 in Salford. 326 393 397 Haller, Carl Ludwig von (1768-1854)Schweizer Historiker und Staatswissenschaftler, Apologet der Leibeigenschaft und des Absolutismus. 480 Hardie, James Keir (1856-1915) schottischer Bergarbeiter, später Publizist; einer der Führer der britischen Arbeiterbewegung, Begründer und Führer der schottischen Labour Party (seit 1888) und der Independent Labour Party (seit 1893), später einer der aktivsten Führer der Labour Party; Mitglied des Parlaments (1892 bis 1895). 295 385 388 393 396 400 401 423 460 464 474 477 489 Harney, George Julian (1817-1897) einflußreicher englischer Arbeiterführer des linken Flügels der Chartisten; revolutionärer Publizist, Redakteur des „Northern Star", der „Democratic Review", des „Red Republican", Mitglied des Brüsseler Kommunistischen Korrespondenz-Komitees, Mitbegründer der Fraternal Democrats und im Bund der Kommunisten tätig, Mitglied der IAA; unterhielt bis Anfang der fünfziger Jahre eine enge, später lose Verbindung zu Marx und Engels; unterlag zeitweilig kleinbürgerlichen Einflüssen; lebte von 1863-1888 in den USA. 105 108 123 124 127 249 251 277 302 Hartmann, Lew Nikolajewitsch (1850-1908) russischer Revolutionär, Volkstümler; nahm 1879 an dem Attentat der Narodnaja Wolja auf Alexander II. teil, emigrierte nach Frankreich, später nach England und 1881 in die USA. 289
Hasselmann, Wilhelm (geb. 1844) Redakteur, einer der Führer des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins; Redakteur des „Neuen Social-Demokrat" (1871-1875). seit 1875 Mitglied der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands, Mitglied des Reichstags (1874-1876,1878-1880), 1880 als Anarchist aus der Partei ausgeschlossen; übersiedelte in die USA. 23 31 Hatzfeldt, Sophie, Gräfin von (1805-1881) Freundin und Anhängerin von Lassalle, begründete 1867 eine lassalleanische Splittergruppe, den Lassalleschen Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein. 40 Havas, Auguste (1814-1889) einer der Besitzer der 1835 gegründeten französischen Nachrichtenagentur Havas. 102 104 Hedwig siehe Engels, Hedwig Hegel, Georg Wilhelm Friedrich (1770-1831) bedeutendster Vertreter der klassischen deutschen Philosophie; schuf ein philosophisches System des objektiven Idealismus, „worin zum erstenmal - und dies ist sein großes Verdienst - die ganze natürliche, geschichtliche und geistige Welt als ein Prozeß, d.h. als in steter Bewegung, Veränderung, Umbildung und Entwicklung begriffen, dargestellt und der Versuch gemacht wurde, den inneren Zusammenhang in dieser Bewegung und Entwicklung nachzuweisen" (Engels). 128 129 203 204 269 Heidfeld, Oscar Kaufmann in Liverpool. 214 Heine, Heinrich (1797-1856) bedeutender Dichter und leidenschaftlicher Patriot, Feind des Absolutismus und der feudalklerikalen Reaktion, Vorkämpfer einer demokratischen deutschen Literatur, enger Freund der Familie Marx. 430 542 Helene siehe Demuth, Helene Henckell, Karl (1864-1929) bürgerlicher Dichter in der Schweiz, Anfang der neunziger Jahre Kritiker der herrschenden Klasse; nach 1900 in Berlin, wurde zum gesellschaftsabgewandten Individualisten; gab die Anthologie „Buch der Freiheit" (1893) heraus. 566 Henning, Leopold Dorotheas (1791 -1866) Althegelianer, Professor an der Berliner Universität. 203 Hepner, Adolf (1846-1923) Redakteur, Mitbegründer der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (1869), Redaktionsmitglied des „Volksstaats" (1869-1873), Mitangeklagter im Leipziger Hochverratsprozeß (1872), Delegierter des Haager Kongresses der IAA (1872); übersiedelte 1882 in die USA, kehrte 1908 nach Deutschland zurück, stand seit dem ersten Weltkrieg auf den Positionen der rechten SPDFührer. 441 Heritier, Louis (1863-1898) Schweizer Sozialist, Verfasser mehrerer Arbeiten über die sozialistische Bewegung. 515 Herkner, Heinrich (1863-1932) Nationalökonom, Kathedersozialist. 86 261 Herz, Cornelius (geb. 1845) Arzt, in Frankreich als Kind deutscher Eltern geboren, lebte in den USA, stand in den achtziger Jahren Clemenceau und der „Justice" nahe, war an den Bestechungen und Unterschlagungen der Panamakanal-Gesellschaft beteiligt. 564 Hexe siehe Kautsky, Louise (geb. Strasser) Hirsch, Carl (1841-1900) Journalist, Mitglied des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins, trennte sich von ihm 1868 und wurde Mitbegründer des Demokratischen Arbeitervereins in Berlin; Mitbegründer der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (1869), wirkte für die IAA, Redakteur des „Crimmitschauer Bürgerund Bauernfreunds" (1870/71), leitete von Dezember 1870 bis März 1871 den „Volksstaat", nach 1872 Pariser Korrespondent der deutschen sozialdemokratischen Presse, Herausgeber der „Laterne" in Brüssel (1878/79); lebte seit 1879 in London, verkehrte bei Marx; ging wieder nach Frankreich und kehrte 1896 nach Deutschland zurück, zog sich danach von der aktiven politischen Tätigkeit zurück. 216 227 339 Hochgürtel deutscher Arbeiter, Emigrant in London. 427
Hodgskin, Thomas (1787-1869) englischer Ökonom und Publizist, Vertreter des proletarischen Standpunktes gegenüber der klassischen bürgerlichen politischen Ökonomie; die Ricardoschen Theorien ausnutzend, verteidigte er die Interessen des Proletariats. Er kritisierte den Kapitalismus vom Standpunkt des utopischen Sozialismus. 287 Holmes, David (1843-1906) einer der Führer der englischen Trade-Unions, Präsident der Vereinigten Trade-Unions der Weber (1884-1906), Delegierter des TradeUnion-Kongresses in Glasgow (1892). 462 466 HoVelacque, Alexandre-Abel (1843-1896) französischer Sprachwissenschaftler, Publizist und Politiker, Radikalsozialist, Vorsitzender des Pariser Munizipalrates, seit 1889 Mitglied der Deputiertenkammer. 198 216 Howell, George (1833-1910) Maurer, einer der Führer der englischen Trade-Unions, ehemaliger Chartist, wurde Führer der liberalen Richtung in der britischen Arbeiterbewegung; Sekretär des London Trades Council (1861/62), Teilnehmer der Gründungsversammlung der IAA vom 28.September 1864 in der St.Martin's Hall, Mitglied des Generalrats der IAA (1864-1869), Delegierter der Londoner Konferenz der IAA (1865), Sekretär der Reform League und desParliamentary Committee des britischen Trade Union Congress (1871-1875); verfälschte später die Geschichte der IAA. 452 Hugo, Victor-Marie (1802-1885) hervorragender französischer Schriftsteller und Führer des demokratischen Flügels der Romantik im Kampf gegen den reaktionären Klassizismus; Mitglied der Academie franfaise (1841); nach der Februarrevolution 1848 Deputierter der demokratischen Linken in der konstituierenden und der gesetzgebenden Nationalversammlung; als Feind Napoleons III. nach dem Staatsstreich vom 2.Dezember 1851 aus Frankreich verbannt, lebte 20 Jahre
im Exil in Brüssel und auf den Inseln Jersey und Guernsey. 272 542 Huret, Jules (1864-1915) französischer bürgerlicher Journalist, in den neunziger Jahren Mitarbeiter beim „Figaro", veröffentlichte 1892 eine Serie von Interviews zur sozialen Frage in Europa. 503 Hutten, Ulrich Von (1488-1523) Publizist und Dichter, Reichsritter; einer der bedeutendsten Vertreter des Humanismus, kämpfte gegen den reaktionären römischkatholischen Klerus, seine Schriften hatten großen Einfluß auf die Entwicklung des Nationalbewußtseins der Deutschen; verband sich 1521 mit Franz von Sickingen zum Reichsritteraufstand. 153 300 Hyndman, Henry Mayers (1842-1921) (trat in den achtziger Jahren unter dem Pseudonym John Broadhouse auf) englischer Sozialist, Reformist; Gründer (1881) und Führer der Democratic Federation, die 1884 in die Social Democratic Federation umgewandelt wurde; verfolgte eine opportunistische und sektiererische Linie in der Arbeiterbewegung, später einer der Führer der British Socialist Party, mit der er 1916 auf Grund seiner sozialchauvinistischen Auffassungen brach. 11 28 29 31324648 67748081 88 101 112 122 126 136 142 147 150 151 154 158 165 167 169 190 242 243 252 254 255 286 301 307 373 400 401 412 456 461 463 472 476 511 571
Ihrer, Emma (1857-1911) kam 1883 aus der bürgerlichen Frauenrechtsbewegung zur Sozialdemokratie, 1885 Mitbegründerin des Vereins zur Vertretung der Interessen der Arbeiterinnen, 1891 Gründerin der ersten sozialdemokratischen Frauenzeitschrift „Arbeiterin", seit 1891 Mitglied der Generalkommission der Gewerkschaften, Delegierte der internationalen sozialistischen Arbeiterkongresse 1889 und 1891. 252
Jacobi, Friedrich Heinrich (1743-1819) philosophischer und schöngeistiger Schrift
steller, lehrte eine Glaubens- und Gefühlsphilosophie. 203 Janssen, Johannes (1829-1891) katholischer Theologe und Historiker, Reichstagsmitglied (1875/76), Mitglied des Zentrums, schrieb über deutsche Geschichte. 260 Jevons, William Stanley (1835-1882) englischer Ökonom und Philosoph, Theoretiker des Marginalismus. 458 484 Jodko'Narkiewicz, Witold (1864-1924) polnischer Publizist, Sozialist, einer der Gründer der Polnischen Sozialistischen Partei und Führer ihres rechten Flügels; in den achtziger Jahren Mitglied der polnischen Partei Proletariat, in den neunziger Jahren Mitarbeiter am „Przedswit"; ab 1918 Diplomat. 9 13 Jollymeier siehe Schorlemmer, Carl Jonas, Alexander (etwa 1839-1912) amerikanischer Buchhändler und Journalist; Sozialist, der Herkunft nach Deutscher; seit 1878 Redakteur der „New Yorker Volkszeitung". 166 Julie siehe Bebel, Johanna Caroline Julie Julius siehe Motteier, Julius
Kablukow, Nikolai Alexejewitsch (1849 bis 1919) russischer Ökonom und Statistiker, Volkstümler; Professor an der Universität Moskau; Verfasser mehrerer ökonomischer und statistischer Arbeiten; unter seiner Leitung wurden die Sammlungen „Statistischer Daten des Gouvernements Moskau" zusammengestellt. 366 Kampffmeyer, Paul (1864-1945) Journalist und Historiker, Ende der achtziger Jahre Sozialdemokrat, zu Beginn der neunziger Jahre einer der Führer der „Jungen", später Revisionist; 1891 Redakteur der Magdeburger „Volksstimme". 458 Kant, Immanuel (1724-1804) Begründer der klassischen deutschen Philosophie. 203 Karlstadt (eigtl. Bodenstein), Andreas Rudolf (1480-1541) Theologe; Vertreter der Reformation; Anhänger Martin Luthers, später von diesem verfolgt wegen radikalerer Reformforderungen und Annäherung an Thomas Münzer. 260
Karyschew, Nikolai Alexandrowitsch (1855 bis 1905) russischer Ökonom und Statistiker, Politiker, Professor an der Jurjewer (Tartoliner) Universität (1891-1893) und am Moskauer LandwirtschaftsInstitut (1895-1904); Verfasser mehrerer ökonomischer und statistischer Arbeiten, in denen die Ansichten der liberalen Volkstümlerbewegung vertreten wurden. 366 Kautsky, Felix (geb. 1891) Sohn von Karl Kautsky. 37 243 Kautsky, Karl (1854-1938) Schriftsteller, Redakteur, entwickelte sich Ende der siebziger Jahre vom Vulgärsozialisten zum Marxisten; 1883-1917 Redakteur der „Neuen Zeit", des theoretischen Organs der sozialdemokratischen Partei; entwickelte sich in den neunziger Jahren zum Theoretiker der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands und der II. Internationale, trug zunächst viel zur Verbreitung des Marxismus bei, wurde später, besonders ab 1910, Wortführer des Zentrismus; verriet während des ersten Weltkriegs den Marxismus und wurde zum Gegner der revolutionären Arbeiterbewegung. 5 6 10 11 22 23 31 34-363738 39-41 4956-58 71 7786-8889113-115 116 119125-127 156-158163 179180183 185 190 191 233 -235241-243247254255 256 260 287 288 308 310 311 325 326 339 340 358 360 361 375-377 378 386-388 422-424 426 433 434 446 -448 449460461 463 474 476-478 480 483 484 511535539 540 557 Kautsky, Karl (geb. 1892) Sohn von Karl Kautsky. 255 Kautsky, Louise (geb. Strasser) (1860 bis 1950) österreichische Sozialistin, erste Frau von Karl Kautsky (bis 1889), ab 1894 mit Ludwig Freyberger verheiratet; seit 1890 Engels' Sekretärin; Mitglied der Redaktion der Wiener „ArbeiterinnenZeitung"; Delegierte der internationalen sozialistischen Arbeiterkongresse 1891 und 1893. 3 4 9 14 16 17 21 24 47 56 57 62 67-69 75 83 85 87 97 98 103 106 107
109 112 118 122 132 136 138 140 141 144 148 149 154 155 158 163-166 169 171 172 176 178 181 191 193 194 198 205 208 213 217 221 228 232 239 244 246 247 249 250 252 253 255 263-266 273 279 280 283 286 291 298 302 308 311 314 316 319 320 323 324 332 333 335 336 338-340 342 346 347 350 352 354 357 359 362 371 373-376 383 386 387 390 391 394 397 402 404 406 409 415 420 425 426 431 433 436 437 439 442 bis 444 451 454 456 462 463 471-473 475 477-479 490 492 494 497 502 505 506 508 509 511 514-517 519 521 522 524 526 531 537 544 546 547 551 559 565 573 Kautsky, Luise (geb. Ronsperger) (1864 bis 1944) österreichische Sozialistin, seit 1890 zweite Frau von Karl Kautsky. 37 243 340 376 Kautsky, Minna (1837-1912) Schriftstellerin, Mutter von Karl Kautsky, war mit Engels bekannt. 376 386 Kelley-Wischnewetzky, Florence (1859 bis 1932) amerikanische Sozialistin, später Reformistin, Übersetzerin von Engels' „Lage der arbeitenden Klasse in England" ins Englische, Frau von Lazar Wischnewetzky. 166 183 190 326 371 376 Kinkel, Gottfried (1815-1882) Dichter und Kunsthistoriker, kleinbürgerlicher Demokrat; Teilnehmer am badisch-pfälzischen Aufstand 1849, vom preußischen Gericht zu lebenslänglicher Festungshaft verurteilt, floh aus der Haft und emigrierte 1850 nach England; einer der Führer der kleinbürgerlichen Emigranten in London, Herausgeber des „Hermann" (1859), kämpfte gegen Marx und Engels; in den sechziger Jahren Anhänger der Einigung Deutschlands unter der Hegemonie Preußens. 375 Kinkel, Johanna (geb. Mockel, gesch. Matthieux) (1810-1858) Schriftstellerin, Frau von Gottfried Kinkel. 375 Klepsch, Philipp Jurist in Manchester, einer der Testamentsvollstrecker von Carl Schorlemmer. 357 379 381 382 390 497 Kneipp, Sebastian (1821-1897) Pfarrer, schuf neues System der Hydrotherapie.553 Knies. Karl (1821-1898) Vulgärökonom, Mitbegründer der älteren historischen Schule der politischen Ökonomie in Deutschland. 457 Kock, Paul de (1794-1871) französischer bürgerlicher Schriftsteller, Verfasser frivoler Unterhaltungsromane. 117 Koller, Ernst Matthias con (1841-1928) reaktionärer Staatsmann, Deutschkonservativer, Mitglied des Reichstags (1881 bis 1888), preußischer Minister des Innern (1894/95), verfolgte die sozialdemokratische Bewegung. 261 KoWalewski, Maxim Maximowitsch (1851 bis 1916) russischer Soziologe, Historiker, Ethnograph und Jurist, Politiker liberalbürgerlicher Richtung, verfaßte eine Reihe von Arbeiten zur Geschichte der Urgemeinschaft. 29 460 483 Krawtschinskaja, Fanny Markowna (etwa 1853-1945) nahm in den siebziger Jahren an der Volkstümlerbewegung teil; Frau von Sergej Michailowitsch Krawtschinski. 508 516 547 Krawtschinski, Sergej Michailowitsch (literarisches Pseudonym: Stepniak) (1851 bis 1895) russischer Schriftsteller und Publizist, bedeutender Vertreter der revolutionären Volkstümler der siebziger Jahre; verübte 1878 in Petersburg ein Attentat auf den Chef der Gendarmerie, emigrierte danach, lebte seit 1884 in England; stand in freundschaftlichen Beziehungen zu Engels und Eleanor Marx-Aveling. 54 332 471 472 502 508 516 547 Kugelmann, Franziska (geb. 1858) Tochter von Ludwig Kugelmann. 485 491 Kugelmann, Gertrud (geb. Oppenheim) (geb. etwa 1839) Frau von Ludwig Kugelmann. 485 491 Kugelmarm, Ludwig (1828-1902) Arzt, Demokrat, enger Vertrauter und Freund von Marx und Engels; Teilnehmer der Revolution 1848/49, von 1862-1874 in ständigem Briefwechsel mit Marx, aktives Mitglied der IAA in Hannover, 1867 Delegierter des Lausanner und 1872 des Haager Kongresses; trug wesentlich zur
Verbreitung des „Kapitals" in Deutschland bei. 450 475 476 485 491 Kunert, Fritz (1850-1932) Sozialdemokrat, in den achtziger und neunziger Jahren Redakteur sozialdemokratischer Zeitungen; Mitglied des Reichstags (mit Unterbrechungen von (1890 bis 1924); Mitglied der Nationalversammlung (1919/20); 1917-1922 Mitglied der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, danach wieder Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. 185
Labouchere, Henry (1831-1912) englischer Politiker, Diplomat und Journalist, Liberaler; Mitglied des Parlaments, seit Ende der sechziger Jahre einer der Besitzer der „Daily News". 242 373 Labriola, Antonio (1843-1904) italienischer Philosoph und Publizist, Sozialist, einer der ersten Propagandisten des Marxismus in Italien, Delegierter des Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongresses 1893; trat gegen den Revisionismus Bernsteins auf, erkannte jedoch nicht seine Gefährlichkeit. 42 120 235 260 327 Lahruyire, Georges de französischer Journalist, Mitarbeiter des „Cri du Peuple", Ende der achtziger Jahre Boulangist, Gründer der Zeitung „La Cocarde" (1888). 10 Lachize, Jean-Benoit (Felix) (geb. 1859) französischer Weber, Sozialist, Blanquist, Mitglied der französischen Arbeiterpartei, Mitglied der Deputiertenkammer (1889). 558 Lafargue, Laura (1845 -1911) zweite Tochter von Jenny und Karl Marx, bedeutende Vertreterin der französischen Arbeiterbewegung, seit 1868 Frau von Paul Lafargue. 21 24 27 29 49 66-68 74 75 77 86 98 bis 103 106 109 113 116-118 123 124 131 132 133 135-137 138 139 145-147 168 169 172 177 178 181 187 192 193 198201 202 206-208 219 222-224 225 229 230 236 238 239 246 248-250 251-253 265 266 285 286 299-302 316 317 321-324 332 333 336 339 346 347 349 350 358 359 395-397
405 415 436 437 451-453 455 475 492-494 505 506 514 521 535 542 543 544-546 550 551 572 573 Lafargue, Paul (1842-1911) Arzt, französischer Sozialist, Propagandist des Marxismus, Schüler und Kampfgefährte von Marx und Engels; Mitglied des Generalrats der IAA, Korrespondierender Sekretär für Spanien (1866-1868), Mitbegründer von Sektionen der IAA in Frankreich (1869/70), in Spanien und Portugal (1871/72), Delegierter des Haager Kongresses 1872; zusammen mit Jules Guesde Begründer der französischen Arbeiterpartei, Delegierter fast aller Kongresse der französischen Arbeiterpartei und der Kongresse der II. Internationale; seit 1868 mit Marx* Tochter Laura verheiratet. 10 19-21 25 26 27-29 34 48-50 55 66 68 71 74 75 77 78 81 88 96 102 103 104-106 107-109 115 118 122-124131 132 135 136 138 145 147 151-153 167-170 172 173 176 181 183 184 186 187 191-194 198-202 206-211 215 216 219 220 222-225 229 230 235 236 237 238 239 247 248 250-252 266 285 289 301 302 313 316 322 323 332 333 344 345-347 349 350 354 358 359 397 403-405 437 439 465 466 475 477 478 479 487 488 492 493 504 505 509 513 514 520 521 537 540 541-543 551 558 571 572 573 Lassalle, Ferdinand (1825-1864) Schriftsteller, kleinbürgerlicher Arbeiteragitator; nahm an der Revolution 1848/49 teil, seitdem mit Marx und Engels bekannt (Briefwechsel bis 1862). Sein historisches Verdienst bestand darin, daß er mit der Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins im Mai 1863 dem Streben der fortgeschrittenen Arbeiter nach organisatorischer Trennung von der liberalen Bourgeoisie entsprach. Er vermittelte der Arbeiterklasse jedoch keine revolutionäre Perspektive, sondern schuf die Illusion, mit Hilfe des junkerlich-preußischen Staates friedlich in den Sozialismus hineinwachsen zu können. Die Ideologie des „königlich-preußischen Regierungs
Sozialismus" führte Lassalle zum Pak' tieren mit Bismarck und dem junkerlichgroßbürgerlichen preußischen Militarismus und damit zur Parteinahme für die Herstellung der Einheit Deutschlands „von oben" unter der Hegemonie des preußischen Staates. 35 40 41 46 74 93 94 118 119 125 126 163 170 180 190 205 234 235 249 345 428 433 489 517 Laura siehe Lafargue, Laura Lavergne-Peguilhen, Moritz von (1801-1870) Publizist, Staatswissenschaftler und Ökonom, Vertreter der historisch-romantischen Schule. 480 482 Lavy, Aimi (geb. 1850) französischer Sozialist, Publizist, Possibilist; seit 1887 Mitglied des Pariser Munizipalrates, Mitglied der Deputiertenkammer (1890-1898). 573 Lawrow, Pjotr Lawrowitsch (1823-1900) russischer Soziologe und Publizist, einer der Ideologen der Volkstümler; Freund und Briefpartner von Marx und Engels, Mitglied der IAA, lebte seit 1870 in der Emigration, Teilnehmer der Pariser Kommune, Redakteur der Zeitschrift „Wperjod!" (1873-1876) und der gleichnamigen Zeitung (1875-1876); einer der Vizepräsidenten des Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongresses 1889. 107 460 548 549 Leffler-Edgren, Ahne Charlotte, Herzogin von Caianiello (1849-1892) fortschrittliche schwedische Schriftstellerin, trat gegen die Verlogenheit und Scheinheiligkeit der bürgerlichen Moral auf. 438 495 Leibfried, W. Notar in Luxemburg; Sozialdemokrat, Delegierter des Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongresses 1891; stand im Briefwechsel mit Bebel. 163 170 Leibniz, Gottfried Wilhelm, Freiherr von (1646-1716) Philosoph, Mathematiker, Physiker, Diplomat; bahnbrechender Gelehrter auf fast allen Wissensgebieten; Gründer der Berliner Akademie der Wissenschaften und ihr erster Präsident. 203 485 Lenchen siehe Demuth, Helene Leopold, Fürst Von Anhalt-Dessau (1676 bis
1747) preußischer Feldmarschall; nahm an mehreren Kriegen teil, reorganisierte die preußische Infanterie. 89 Lesseps, Charles-Aimie-Marie (1849-1923) Sohn Ferdinand Lesseps', eines Verwaltungsrats der Panamakanal-Gesellschaft; im Panamaprozeß zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. 554 Lessing, Gotthold Ephraim (1729-1781) Dichter, Literatur- und Kunsthistoriker, Hauptvertreter der deutschen Aufklärung, Begründer der realistischen Ästhetik und der klassischen deutschen Nationalliteratur, Feind des Absolutismus. 308 484 Leiowrneaü, Charles-Jean-Marie (1831-1902) französischer bürgerlicher Soziologe und Ethnograph. 107 117 Liebig, Justus, Freiherr Von (1803-1873) Chemiker, bahnbrechend auf vielen Gebieten der Chemie, besonders der organischen, Mitbegründer der Agrikulturchemie. 530 Liebknecht, Karl (1871-1919) Sohn von Wilhelm Liebknecht, Rechtsanwalt; Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands seit 1900, Mitglied des Reichstags (seit 1912), hervorragender Führer der deutschen und internationalen Arbeiterbewegung und der Arbeiterjugendbewegung,^Mitbegründer der Kommunistischen Partei Deutschlands, von der Reaktion ermordet. 528 Liebknecht, Natalie (1835-1909) seit 1868 zweite Frau von Wilhelm Liebknecht. 231 232 244 497 528 529 558 559 Liebknecht, Theodor Karl (1870-1948) Sohn von Wilhelm Liebknecht, bekannter Strafverteidiger in politischen Prozessen, Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, trat der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands bei, Abgeordneter des Landtages seit 1921, emigrierte 1933 in die Tschechoslowakei und später in die Schweiz. 232 528 Liebknecht, Wilhelm (1826-1900) Publizist, einer der bedeutendsten Führer der deut
sehen und internationalen Arbeiterbewegung, Freund und Kampfgefährte von Marx und Engels; Teilnehmer der Revolution 1848/49, emigrierte in die Schweiz, dann nach England, wo er Mitglied des Bundes der Kommunisten wurde; kehrte 1862 nach Deutschland zurück, 1863 bis Anfang 1865 als Vertrauter von Marx und Engels Mitglied des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins; Mitglied der IAA, Propagandist und Agitator des wissenschaftlichen Kommunismus, 1866 Begründer und Führer der Sächsischen Volkspartei, 1869 Mitbegründer der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, verantwortlicher Redakteur des „Demokratischen Wochenblatts", des „Volksstaats" und des „Vorwärts"; setzte sich als entschiedener Gegner des preußischen Militarismus für die Einigung Deutschlands auf revolutionär-demokratischem Wege ein; Mitglied des Norddeutschen Reichstags (1867-1870) und des deutschen Reichstags (1874-1900); trat während des Deutsch-Französischen Kriegs aktiv gegen die preußischen Annexionspläne und für die Verteidigung der Pariser Kommune auf, Delegierter der internationalen sozialistischen Arbeiterkongresse 1889, 1891 und 1893. 10 II 21 23 28 30 34 40 41 45 68 74 79 80 86 87 89 90 93 95-97 111 112 114 118 119 125 133 149 155 157 163 164 166 176 183 185 188 210 218 227 232-234 242 244 256 262 284 292 349 369 370 407 444 449 453 465 477 487 488 489 492 493 497 503 514 517 528 529 537 541-543 558 559 569 Liebknecht, Wilhelm (Willy) (junior) (geb. 1877) Sohn von Wilhelm und Natalie Liebknecht. 528 Lily siehe Rosher, Lilian Lindemann, Carl Hugo (1867-1950) Schriftsteller, Ökonom; Sozialdemokrat, lebte in den neunziger Jahren in London, Mitverfasser des „Handbuchs des Socialismus"; Mitglied des Reichstags (1903 bis 1906), später Geheimrat in Stuttgart, seit 1920 Professor in Köln. 486 Longuet, Charles (1839-1903) französischer Journalist, Proudhonist; Mitglied des Generalrats der IAA (1866/67 und 1871/72), Korrespondierender ^Sekretär für Belgien (1866), Delegierter der Kongresse in Lausanne 1867, in Brüssel 1868, der Londoner Konferenz 1871 und des Haager Kongresses 1872; Mitglied der Pariser Kommune, emigrierte nach deren Niederschlagung nach England, schloß sich später den Possibilisten an, in den achtziger und neunziger Jahren Mitglied des Pariser Munizipalrats; seit 1872 mit Marx' Tochter Jenny verheiratet. 118 123 249 Longuet, Edgar (1879-1950) Sohn von Jenny und Charles Longuet, Arzt, Vertreter der französischen Arbeiterbewegung, Mitglied der Sozialistischen Partei, seit 1938 Mitglied der Kommunistischen Partei Frankreichs, nahm am antifaschistischen Widerstandskampf teil. 118 Longuet, Henri (Harry) (1878-1883) Sohn von Jenny und Charles Longuet. 137 Longuet, Jean~Laarent-Frederick (Johnny) (1876-1938) Sohn von Jenny und Charles Longuet, studierte in Paris, leitete ab 1896 eine sozialistische Studentengruppe und arbeitete an der Monatsschrift „Le Devenir social" mit; einer der Führer der Sozialistischen Partei Frankreichs, Führer der pazifistischen Minderheit während des ersten Weltkrieges. 118 Longuet, Jenny (Meme) (1882-1952) Tochter von Jenny und Charles Longuet. 118 Longuet, Marcel (1881-1949) Sohn von Jenny und Charles Longuet. 118 Lopatin, German Alexandrowitsch (1845 bis 1918) russischer Revolutionär, Volkstümler, Freund und Briefpartner von Marx und Engels; Mitglied des Generalrats der IAA (1870); übersetzte einen großen Teil des ersten Bandes des „Kapitals" ins Russische. 306 548 Loria, Achille (etwa 1857 - etwa 1943) italienischer Soziologe und Ökonom, Verfälscher des Marxismus. 57 Loabet, Emile (1838-1929) französischer Politiker, gemäßigter Republikaner; 1892
Ministerpräsident; Präsident der Republik (1899-1906). 488 Louis Bonaparte siehe Napoleon III. Louise siehe Kautsky, Louise (geb. Strasser) Louis-Philippe, duc d'Orleans (1773-1850) König der Franzosen (1830-1848). 117 227 537 544 Löwe, Isidor (1848-1910) Großindustrieller, Waffenfabrikant; wurde 1892 öffentlich beschuldigt, die deutsche Armee vorsätzlich mit unbrauchbaren Gewehren beliefert zu haben. 563 Luce französischer Kapitalist, mit dem 1892 Verhandlungen über die Finanzierung einer Tageszeitung der französischen Arbeiterpartei geführt wurden. 451 Ludwig II. (1845-1886) König von Bayern (1864-1886); wurde wegen Geisteskrankheit unter Regentschaft gestellt. 291 Ludwig XIV. (1638-1715) König von Frankreich (1643-1715). 304 Luther, Martin (1483-1546) Begründer des Protestantismus in Deutschland; sein literarisches Gesamtwerk, insbesondere die Bibelübersetzung, hatte bedeutenden Einfluß auf die Entwicklung einer einheitlichen deutschen Schriftsprache; wandte sich im Bauernkrieg 1524/25 entschieden gegen das revolutionäre Vorgehen der Bauern und „schloß sich der bürgerlichen, adligen und fürstlichen Seite an" (Engels). 260 287
Macewen, Sir William (1848-1924) schottischer Arzt, seit 1892 Professor an der Universität in Glasgow. 501 Mackay, John Henry (1864-1933) deutscher Schriftsteller schottischer Herkunft, vermischte in seinen Werken anarchistische und sozialnaturalistische Ideen, veröffentlichte eine Biographie von Stirner und einige seiner Werke. 42 MacKinley, William (1843-1901) amerikanischer Staatsmann, ein Führer der Republikanischen Partei; seit 1877 mehrmals Mitglied des Kongresses, beantragte 1890 im Interesse der Monopolisten den Schutzzolltarif, der im selben Jahr in
Kraft trat; Präsident der USA (1897 bis 1901), führte eine aggressive Außenpolitik durch. 195 Mac-Vey amerikanischer Sozialist, Delegierter des Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongresses 1891. 149 155 Maistre, Joseph-Marie,comte de (1753-1821) französischer Schriftsteller, Monarchist, Ideologe der aristokratischen und klerikalen Reaktion, erbitterter Feind der Französischen Revolution. 480 Malon, Benoit (1841-1893) französischer Arbeiter, kleinbürgerlicher Sozialist; Mitglied der IAA; Delegierter des Genfer Kongresses (1866), Mitglied des Zentralkomitees der Nationalgarde und der Pariser Kommune, emigrierte nach deren Niederschlagung nach Italien, dann in die Schweiz; schloß sich den Anarchisten an, später einer der Führer und Ideologen der Possibilisten, Delegierter des Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongresses 1891. 177 201 Mann, Tom (1856-1941) Metallarbeiter, Sozialist, hervorragender Vertreter der englischen Arbeiterbewegung, Gewerkschaftsführer; schloß sich dem linken Flügel der Social Democratic Federation (seit 1885) und der Independent Labour Party (seit 1893) an; beteiligte sich Ende der achtziger Jahre aktiv an der Organisierung der Massenbewegung der ungelernten Arbeiter und ihrem Zusammenschluß in den neuen Trade-Unions, Führer einer Reihe großer Streiks; während des ersten Weltkrieges Internationalist, begrüßte die Große Sozialistische Oktoberrevolution, beteiligte sich aktiv am Kampf der englischen Arbeiter gegen die imperialistische Intervention in Sowjetrußland; Mitbegründer der Kommunistischen Partei Großbritanniens (1920); kämpfte aktiv für die Einheit der internationalen Arbeiterbewegung, gegen Militarismus, imperialistischen Krieg und Faschismus. 118 143 332 460 Martignetti, Pasquale (1844-1920) italienischer Sozialist; Briefpartner von Engels,
übersetzte Arbeiten von Marx und Engels ins Italienische, bis an sein Lebensende dem revolutionären Sozialismus treu. 7 8 52 72 73 120 312 327 328 411 438 495 Marwitz, Friedrich August Ludwig von der (1777-1837) preußischer General, schrieb militärische und politische Aufsätze. 480 Marx-Aveling, Eleanor (Tussy) (1855 bis 1898) jüngste Tochter von Jenny und Karl Marx, Vertreterin der englischen und internationalen Arbeiterbewegung, Publizistin, schrieb für verschiedene internationale Zeitungen; Mitglied der Social Democratic Federation (1884), Mitbegründerin der Socialist League (1884), 1889 Mitorganisatorin der Massenbewegung der ungelernten Arbeiter und von Gewerkschaften bei den Londoner Haf enund Gasarbeitern; seit 1884 Lebensgefährtin von Edward Aveling. 11 13 24 26 28 32 48 61 65 71 79-81 97 98 101 103 105 107 112 123 133 136-138 142 144 147 150 154 165 169 190 191 217 226 230-232 235 244 246 248 249 251 252 255 260 267 285 291 300 319 325 332 339 340 351 352 358 361 386 397 401 406 409 410 412 415 422 423 425 426 434 436 438 440 454 455 461 466 472 475 483 484 488 495 522 569 570 Marx, Jenny (geb. von Westphalen) (1814 bis 1881) seit 1843 Frau und Kampfgefährtin von Karl Marx. 137 Marx, Karl (1818-1883). 5 12 15 16 49 74 77 81 83 86-88 90 94 113 114 119 125 126 129 133 134 137 153 156 157 163 180 204 217 227 233-235241 301 310 318 319 327 341 382 398 407 415 442 457 458 475 476 480 481 492 495 517 518 557 560 Massard, Emile französischer Journalist; Sozialist; Mitglied der französischen Arbeiterpartei, aus der er in den achtziger Jahren austrat, Anfang der achtziger Jahre Redaktionssekretär der „Egalitg", Londoner Korrespondent des Eclair" (1892). 316 Massingham, Henry William (1860-1924) englischer Journalist; Radikaler; Herausgeber und Redakteur des „Star" (1890), später der „Labour World" (1891); Mit
glied der Fabian Society, später der Labour Party. 118 Matkin, William englischer Gewerkschaftsführer, Vorsitzender der Zimmerleuteund Tischlergewerkschaft; trat in den neunziger Jahren gegen die Teilnahme der englischen Trade-Unions an der internationalen sozialistischen Bewegung auf. 454 455 462 Maxim, Hiram Stevens (1840-1916) amerikanischer Unternehmer und Erfinder, u.a. auf waffentechnischem Gebiet. 283 Mayall Photograph in London. 15 M'Carthy, Justin (1830-1912) irischer Schriftsteller, Politiker, Liberaler, bürgerlicher Nationalist; Mitglied des Parlaments (1879-1900), Vizepräsident der Partei der Anhänger der irischen Selbstverwaltung (Homerule) im Unterhaus; seit 1890 Gegner Parnells. 32 Mc Lennan, Jone (1827-1881) schottischer Jurist und Historiker, Verfasser von Arbeiten über die Geschichte der Ehe und Familie. 108 119 Mehring, Franz (1846-1919) Historiker und Publizist, entwickelte sich vom bürgerlich-radikalen Demokraten zu einem hervorragenden Vertreter der deutschen Arbeiterbewegung; schloß sich in den achtziger Jahren der marxistischen Bewegung an; schrieb mehrere Geschichtswerke über Deutschland und die deutsche Sozialdemokratie, verfaßte eine MarxBiographie; Mitarbeiter der „Neuen Zeit"; gehörte zu den Führern und Theoretikern der Linken in der deutschen Sozialdemokratie, verfocht eine revolutionäre Klassenpolitik und propagierte den Kampf gegen Militarismus und imperialistischen Krieg. 110 294 295 308 480-482 483 484 Meißner, Otto Karl (1819-1902) Hamburger Verleger, gab „Das Kapital" und andere Schriften von Marx und Engels heraus. 56 60 71 77 133 506 Mendelejew, Dmitri Iwanowilsch (1834-1907) bedeutender russischer Gelehrter, stellte
1869 das periodische System der chemischen Elemente auf. 306 Mendelson, Stanislaw (1857-1913) polnischer Publizist, Sozialist; Delegierter der internationalen sozialistischen Arbeiterkongresse 1889 und 1891; 1892 Mitbegründer der Polnischen Sozialistischen Partei (PPS); zog sich Mitte der neunziger Jahre von der Arbeiterbewegung zurück. 9 10 11 13 69 82 112 187 232 273 332 335 338 369 383 484 546 548 Mendelson, Maria (Jankowska-Mendelsonotua, geb. Zaleska) Pseudonyme: Stefan Leonowicx, Maria Schopar, Sofia Schopar) (1850-1909) bedeutende Vertreterin der polnischen Arbeiterbewegung, Sozialistin, Mitglied der IAA, aktiv in der polnischen revolutionären Emigration tätig, Delegierte der internationalen Sozialistischen Arbeiterkongresse (1889, 1891 und 1893), Teilnehmerin am Gründungsparteitag (1892) der Polnischen sozialistischen Partei (PPS); Frau von Stanislaw Mendelson. 9 10 11 13 69 232 273 332 335 338 383 546 Menger, Carl (1840-1921) österreichischer Ökonom, Theoretiker der Grenznutzenschule. 287 458 484 Meschischerski, Wladimir Petrowitsch, Fürst (1839-1914) russischer reaktionärer Publizist, Monarchist; seit 1872 Herausgeber der Wochenschrift „Grashdanin" und anderer reaktionärer Zeitschriften. 563 Meyer, Hermarm (1821-1875) Kaufmann, Sozialist; Teilnehmer der Revolution 1848/49 in Deutschland, emigrierte 1852 in die USA, stand in den fünfziger und zu Beginn der sechziger Jahre an der Spitze des Kampfes für die Befreiung der Neger im Staate Alabama, Mitbegründer der Sektionen der IAA in St.Louis; Freund von Joseph Weydemeyer. 475 Meyer, Rudolph Hermann (1839-1899) Ökonom und Publizist, Konservativer. 242 280 339 Michel, Louise (1830-1905) französische Lehrerin und Dichterin, bedeutende Re
volutionärin, Barrikadenkämpferin der Pariser Kommune, nach der Niederschlagung der Kommune nach Neukaledonien verbannt, 1880 amnestiert, danach 1883 bis 1886 wegen revolutionärer Tätigkeit in Haft; hatte Verbindung zu anarchistischen Kreisen; emigrierte 1890 nach England. 154 MiUerand, Etienne-Alexandre (1859-1934) französischer Advokat und Publizist, Politiker und Staatsmann, kleinbürgerlicher Radikaler, seit 1885 Mitglied der Deputiertenkammer; schloß sich in den neunziger Jahren der sozialistischen Bewegung an, wurde zum Führer der opportunistischenStrömung;Handelsministerin der bürgerlichen Regierung (1899-1902); 1904 aus der Sozialistischen Partei Frankreichs ausgeschlossen; bildete später die Gruppe der „unabhängigen Sozialisten", später wiederholt Minister, einer der Organisatoren der Intervention in Sowjetrußland; Ministerpräsident und Außenminister (1920), Präsident der Republik (1920-1924). 131 198 206 215 216 285 403 Millevoye, Luden (1850-1918) französischer Journalist und Politiker, Anhänger Boulangers, Mitglied der Deputiertenkammer (1889-1893). 487 504 513 Miquel, Johannes (1828-1901) Rechtsanwalt, Teilnehmer der Revolution 1848/49; Mitglied des Bundes der Kommunisten; trat später auf die Seite der Bourgeoisie über; 1859 Mitbegründer des Nationalvereins, Oberbürgermeister von Osnabrück (1865-1870 und 1876-1880), seit 1867 einer der Führer der Nationalliberalen Partei; Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses, des Norddeutschen und des deutschen Reichstags; 1890 bis 1901 preußischer Finanzminister; 1897 geadelt. 291 442 485 Mockel, Johanna siehe Kinkel, Johanna Moltke, Helmuth Karl Bernhard, Graf von (1800-1891) Generalfeldmarschall, Militärschriftsteller; einer der Ideologen des preußischen Militarismus und Chauvinis
mus; als Chef des preußischen (1857-1871) und des kaiserlichen Generalstabs (1871 bis 1888) leitete er im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 die militärischen Operationen. Moore, Samuel (etwa 1830-1911) englischer Jurist, enger Freund von Marx und Engels; Mitglied der IAA; übersetzte das „Manifest der Kommunistischen Partei" und gemeinsam mit Edward Aveling den ersten Band des „Kapitals" ins Englische. 3 6 12 60 66 75 76 81 98 102 113 118 127 136 141 230 248 376 520 More (Morus), Thomas, Sir (1478-1535) englischer Politiker, Lordkanzler, humanistischer Schriftsteller, Vertreter des utopischen Kommunismus, Verfasser der „Utopia". 87 Moreau, Emile-Andre (geb. 1837) französischer Politiker, bürgerlicher Radikaler, Antiboulangist, seit 1889 Mitglied der Deputiertenkammer. 198 216 Morgan, Lewis Henry (1818-1881) amerikanischer Ethnologe, Archäologe und Historiker der Urgesellschaft, Vertreter des spontanen Materialismus. 107 108 117 119 Morgan, O.W. englischer Liberaler, Mitglied des Parlaments (1885-1892). 396 Monier, Pierre Vertreter der französischen Arbeiterbewegung, 1891 Bevollmächtigter der Gewerkschaft der Glasarbeiter in Lyon. 230 Morris, William (1834-1896) englischer Dichter, Schriftsteller und Künstler, Sozialist; Mitglied der Social Democratic Federation, führender Vertreter der Socialist League seit 1884, zog sich 1889 wegen der in der League zunehmenden anarchistischen Tendenzen von ihr zurück und schloß sich wieder der Social Democratic Federation an, Delegierter des Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongresses 1889. 332 Motteler, Emilie Frau von Julius Motteler. 231 232 262 472 522 Motteler, Julius (1838-1907) Tuchmacher und Buchhalter; seit 1863 Mitglied des
Verbandes Deutscher Arbeitervereine, Mitbegründer der Sächsischen Volkspartei (1866), Mitglied , der IAA, Mitbegründer der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (1869), Mitglied des Reichstags (1874-1878 und seit 1903); leitete während des Sozialistengesetzes von Zürich aus den illegalen Vertrieb des „Sozialdemokrat" und anderer sozialistischer Literatur, erhielt den Ehrennamen „Roter Feldpostmeister"; 1888 aus der Schweiz ausgewiesen, lebte bis 1901 in London, danach in Leipzig; stand in der Auseinandersetzung mit dem Revisionismus fest an der Seite August Bebels. 18 62 153 231 232 254 262 300 319 358 361 472 475 522 Mudie, Charles Edward (1818-1890) englischer Buchhändler und Verleger; gründete 1842 eine der bedeutendsten Bibliotheken und Buchhandlungen Londons. 217 Müller, Adam Heinrich, Ritter von Nitterdorf (1779-1829) Publizist und Ökonom, Vertreter der sog. romantischen Schule in der politischen Ökonomie, die den Interessen der Feudalaristokratie entsprach; Gegner von Adam Smith. 480 Müller, Harn (geb. 1867) Journalist und Schriftsteller, Sozialdemokrat, Emigrant in Zürich, gehörte Anfang der neunziger Jahre zur halbanarchistischen Opposition der „Jungen". 211 458 489 497 499 510
Nadejde, Ion (1859-1928) rumänischer Publizist, Sozialdemokrat, übersetzte Arbeiten von Engels ins Rumänische, in den neunziger Jahren Opportunist, schloß sich 1899 der nationalliberalen Partei an und trat gegen die Arbeiterbewegung auf. 500 Napoleon III., Louis Bonaparte (1808-1873) Neffe Napoleons I., Präsident der Zweiten Republik (1848-1852), Kaiser der Franzosen (1852-1870). 135 206 537 544 Nash englischer christlicher Sozialist, seit 1892 Mitglied der Redaktion der „Workman's Times". 326 Necker, Jacques (1732-1804) französischer
Politiker und Ökonom, 1770-1789 mehrmais Generalkontrolleur der Finanzen, versuchte am Vorabend der bürgerlichen Revolution einige Reformen durchzuführen. 368 Nieuwenhuis,Ferdinand Domela (1846-1919) Vertreter der niederländischen Arbeiterbewegung; Mitbegründer und einer der Führer des Sozialdemokratischen Bundes und später der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei der Niederlande; seit 1888 Mitglied des Parlaments, Delegierter der internationalen sozialistischen Arbeiterkongresse 1889, 1891 und 1893; seit den neunziger Jahren Anarchist. 150 151 166 452 456 503 Nicolai Alexandrowitsch siehe Nikolaus II. Nikolaus II. (1868-1918) Zar von Rußland (1894-1917). 106 Nim, Nimmy siehe Demuth, Helene Nonne, Heinrich preußischer Polizeiagent in Paris, 1884 entlarvt. 212 Nothnagel, Hermann (1841-1905) bedeutender deutscher Arzt, Neurologe, ordentlicher Professor für klinische Medizin in Jena und Wien. 504
Oppenheim, Max Bruder von Gertrud Kugelmann, Kaufmann in Prag und Dresden, seit 1874 mit Marx befreundet. 63-65 Orleans französische Königsdynastie (1830 bis 1848). 554 564 Oswald, Eugen (1826-1912) Journalist, kleinbürgerlicher Demokrat,nahm an derrevolutionären Bewegung in Baden 1848 und 1849 teil; emigrierte nach der Niederlage der Revolution nach England, war dort als Sprachlehrer tätig; unterstützte Marx bei der Hilfsaktion für die geflüchteten Kommunarden. 244 Owens, John (1790-1846) englischer Kaufmann, Begründer des Owens College in Manchester. 354 381
Padlewski, Stanislaw (1857-1891) polnischer Sozialist, erschoß 1890 in Paris den russischen Gendarmeriechef Seliwerstow; übersiedelte nach London, später nach
Amerika, wo er sich das Leben nahm. 4 10 11 32 34 46 59 112 142 273 289 338 Palmerston, Henry John Temple, Viscount (1784-1865) britischer Staatsmann, zuerst Tory, ab 1830 einer der rechten Führer der Whigs; Außenminister (1830 bis 1834, 1835-1841,1846-1851), Innenminister (1852-1855), Premierminister (1855-1858 und 1859-1865). 485 Parnell, Charles Stewart (1846-1891) irischer Politiker, bürgerlicher Nationalist; Mitglied des Parlaments (seit 1875), Führer der Home Rule Party (seit 1877), Mitbegründer (1879) und Führer der Irish Land League (1880/81). 32 176 213 293 Parnell, William englischer Tischler, Führer der Trade-Unions der Kunsttischler, Ehrensekretär der Labour Electoral Association der Trade-Unions in London, trat in den achtziger und neunziger Jahren für die Beteiligung der englischen TradesUnions an der internationalen sozialistischen Bewegung ein; Delegierter des internationalen Gewerkschaftskongresses in London 1888 und des Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongresses 1891. 454 462 Paul siehe Lafargue, Paul Pelletan, Charles-Camille (1846-1915) französischer Journalist und Politiker, Radikaler; seit 1880 Chefredakteur der Zeitung „La Justice", Marineminister (1902 bis 1905). 198 Percy siehe Rosher, Percy White Peschel, Oscar (1826-1875) Geograph; 1854 bis 1871 Redakteur des „Ausland"; seit 1871 Professor in Leipzig, Verfasser mehrerer Arbeiten über Geschichte der Geographie und Geomorphologie. 56 Petty, Sir William (1623-1687) Ökonom und Statistiker, „Begründer der modernen politischen Ökonomie, einer der genialsten und originellsten ökonomischen Forscher" (Marx); vertrat die klassische bürgerliche Arbeitswerttheorie. 49 Peus, Wilhelm Heinrich (1862-1937) Theologiestudent; Sozialdemokrat seit 1890, gründete und leitete das „Volksblatt für
Anhalt" (1891), 1891 ein Jahr Gefängnis wegen Majestätsbeleidigung, Mitglied des Reichstags (1896-1898, 1900-1906, 1912 bis 1918). 283 288 Pflüger, Eduard Friedrich Wilhelm (1828 bis 1910) Physiologe, seit 1859 Professor in Bonn, Verfasser einiger Arbeiten über die Physiologie des Nervensystems. 530 Philostratos (etwa 170-245) griechischer Rhetor, sophistischer Philosoph und Schriftsteller. 431 Pieper, Wilhelm (geb. etwa 1826) Philologe und Journalist; Teilnehmer der Revolution 1848/49, Emigrant in London; Mitglied des Bundes der Kommunisten, stand in den fünfziger Jahren Marx und Engels nahe; Mitglied des Deutschen Nationalverems. 475 Plechanow, Georgi Walentinowitsch (1856 bis 1918) hervorragender Vertreter der russischen und internationalen Arbeiterbewegung, Philosoph und Propagandist des Marxismus in Rußland; emigrierte in die Schweiz, gründete die erste russische marxistische Organisation, die Gruppe „Befreiung der Arbeit"; Delegierter der internationalen sozialistischen Arbeiterkongresse 1889 und 1891 und anderer Kongresse der II. Internationale; kämpfte in den achtziger bis neunziger Jahren gegen die Volkstümlerbewegung und trat gegen Opportunismus und Revisionismus in der internationalen Arbeiterbewegung auf; schloß sich späterden Menschewiki an; während des ersten Weltkrieges Sozialchauvinist. 152 235 Popp, Julias (1849-1902) österreichischer Schuhmacher, aktiv in der Schuhmachergewerkschaft und im Wiener Arbeiterbildungsverein tätig, Vorsitzender des Einigungsparteitages der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs in Hainfeld (1888), Kassierer der Partei und Vorsitzender des Parteivorstandes; Mitherausgeber und Administrator der Wiener „Arbeiter-Zeitung"; Delegierter des Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongresses 1889. 515 Prasliri, Charles-Laure-Hugues-Thdobald, duc de Choiseul (1805-1847) französischer Aristokrat und Staatsmann, Pair von Frankreich; 1847 des Mordes an seiner Frau angeklagt. 227 Protot, Eugine (1839-1921) französischer Advokat, Arzt und Journalist, rechter Blanquist, Mitglied der Pariser Kommune und der Justizkommission; emigrierte nach der Niederschlagung der Kommune in die Schweiz, später nach England; trat dann gegen die IAA und die Marxisten auf. 498-500 532 Proudhon, Pierre-Joseph (1809-1865) französischer Schriftsteller, kleinbürgerlicher Sozialist, einer der theoretischen Begründer des Anarchismus; lehnte den revolutionären Klassenkampf ab und strebte auf reformistischem Wege eine Gesellschaft kleiner Warenproduzenten an; Marx und Engelsübten scharfe Kritikanseinenldeinbürgerlichen Auffassungen. 310 428 448 Pumps siehe Rosher, Mary Ellen Puschkin, Alexander Sergejewitsch (1799 bis 1837) bedeutender russischer Dichter. 197 Puttkamer, Robert Victor von (1828-1900) reaktionärer preußischer Staatsmann und Politiker; Innenminister (1881-1888), berüchtigt durch sein brutales Vorgehen gegen die Arbeiterbewegung. 94 Pyrrhus (Pyrrhos) (etwa 319 - 272 v.u.Z.) König von Epiros (307-302, 296-272 v. u. Z.), bekannter Heerführer der Antike. 209 Queich, Harry (1858-1913) hervorragender Vertreter der englischen Arbeiterbewegung, ein Führer der neuen Trade-Unions und des linken Flügels der Sozialisten, Herausgeber der „Justice"; kämpfte gegen den Opportunismus und die liberale Politik in der englischen Arbeiterbewegung; Delegierter der internationalen sozialistischen Arbeiterkongresse 1891 und 1893; unterstützte die linken Strömungen in den Parteien der II. Internationale. 373 462
45 Marx/Engels, Werlte, Bd. 38
Rone, Arthur (1831-1908) französischer Publizist undPolitiker, gemäßigter bürgerlicher Republikaner, kurze Zeit Mitglied der Pariser Kommune; in den achtziger Jahren Mitarbeiter an verschiedenen republikanischen Zeitungen, Mitglied der Deputiertenkammer (1881 bis 1885) und des Senats (1891-1900). 219 223 225 229 236 237 Rave, Henri aus dem Elsaß gebürtiger französischer Journalist, übersetzte Arbeiten von Engels ins Französische. 51 55 66 77 78 86 106 113 116 117 119 126 131 132 168 321 349 350 Rdaumur, Rene-Antoine Ferchault de (1683 bis 1757) französischer Physiker und Zoologe. 418 528 Reinach, Jacques, baron de (gest. 1892) französischer Bankier, leitete die Finanzangelegenheiten der Panamakanal-Gesellschaft, verübte nach Bekanntwerden der Panama-Affäre Selbstmord. 521 Renan, Joseph-Ernest (1823-1892) französischer idealistischer Philosoph und Historiker; verfaßte Essays zur Geschichte des Christentums. 431 Renard, Victor (1864-1914) französischer Schuhmacher, Sozialist, gründete die Organisation der Arbeiterpartei in Lyon, Delegierter des Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongresses 1889. 136 Reumann, Jakoh (geb. 1853) österreichischer Sozialdemokrat, einer der Redakteure der Wiener „Arbeiter-Zeitung", Delegierter des Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongresses 1891; Gastdelegierter auf dem Erfurter Parteitag 1891; Bürgermeister von Wien (1918). 538 Reuß, Karl Theodor Journalist; in den achtziger Jahren preußischer Polizeiagent in London, im Dezember 1887 entlarvt. 12
Reuter, Paul Julius, Freiherr von (1816-1899) gründete 1851 die Telegraphenagentur Reuter in London. 104 222 236 Rihot, Alexandre-Felix-Joseph (1842-1923) französischer Advokat und Politiker; seit 1878 Mitglied der Deputiertenkammer
(linkes Zentrum), Gegner des Boulangismus, Außenminister (1890-1893), Ministerpräsident (1893-1895). 210 Ricardo, David (1772-1823) englischer Ökonom; sein Werk bildet den Höhepunkt der klassischen bürgerlichen politischen Ökonomie. 49 71 Richter, Eugen (1838-1906) linksliberaler Politiker, Mitglied des Norddeutschen (1867) und des deutschen Reichstags (1871-1906); Führer der Fortschrittspartei, Mitbegründer (1884) und Führer der Deutsch-Freisinnigen Partei; Gegner Bismarcks, vertrat die Freihandelspolitik. 281 294 Roche, Ernest (geb. 1850) französischer Holzschnitzer, später Journalist, Sozialist; unterstützte als Redakteur der Zeitung „L'Intransigeant" die Streiks in Anzin und Decazeville, seit 1889 Mitglied der Deputiertenkammer, Ende der achtziger Jahre Anhänger Boulangers. 206 209 Roche, Eugene französischer Advokat, Radikaler, 1891 Kandidat des Departements Nord für die Wahlen zur Deputiertenkammer. 186 191 194 215 Rochefort, Victor-Henri, marquis de Rochefort-Lufay (1830-1913) französischer Publizist, Schriftsteller und Politiker; linker Republikaner; Herausgeber der Zeitschrift „La Lanterne" (1868/69) und der Zeitung „La Marseillaise" (1869/70), Mitglied der sog. Regierung der nationalen Verteidigung (September - November 1870), nach der Niederschlagung der Kommune nach Neukaledonien verbannt, floh nach England und kehrte nach der Amnestie 1880 nach Frankreich zurück, Herausgeber der Zeitung „L'Intransigeant"; Ende der achtziger Jahre Monarchist. 168 265 323 554 564 Rodbertus(-Jagetzov)), Johann Karl (1805 bis 1875) preußischer Großgrundbesitzer, Ökonom, Ideologe des verbürgerlichten Junkertums; 1848/49 Führer des linken Zentrums in der preußischen Nationalversammlung, Theoretiker des preußischjunkerlichen „Staatssozialismus". 310
Rogers, James Edwin Thorold (1823-1890) englischer Ökonom und Wirtschaftshistoriker. 260 458 Romm, Julie (Julka) (geb. Zadelj) (gest. 1920) Sozialistin, Frau von Maxim Romm, Mitarbeiterin der „Neuen Zeit", übersiedelte später nach Amerika, arbeitete an der „New Yorker Volkszeitung" mit. 12 32 Romm, Maxim (gest. 1921) russischer Medizinstudent in Berlin, Würzburg und Zürich, Arzt, Mann von Julie Romm; übersiedelte später nach Amerika. 12 32 Roseoe, Sir Henry Enfield (1833-1915) englischer Chemiker.Professor in Manchester, Verfasser einer Reihe von Lehrbüchern der Chemie. 353 381 395 396 413 497 Rosebery, Archibald Philip Primrose, Earl of (1847-1929) Staatsmann, Ende der achtziger bis Anfang der neunziger Jahre ein Führer der Liberalen, Außenminister (1886 und 1892-1894), Premierminister (1894/95); eifriger Verfechter der englischen Kolonialpolitik in Afrika. 431 Rosenberg, Wilhelm Ludwig (Pseudonym: von der Mark) (geb. um 1850) amerikanischer Journalist, Sozialist, deutscher Herkunft; in den achtziger Jahren Sekretär des Exekutivkomitees der Sozialistischen Arbeiter-Partei von Nord-Amerika, Führer der lassalleanischen Fraktion in der Partei, 1889 aus der Partei ausgeschlossen. 46 80 Rosenkranz, Johann Karl Friedrich (1805 bis 1879) Philosoph und Literaturhistoriker, Hegelianer, Professor in Königsberg. 203 Rosher, Lilian (Lili,Lily) (geb. 1882) Tochter von Mary Ellen und Percy White Rosher. 169173 Rosher Mutter vonPercy White Rosher. 61 67 Rosher Vater von Percy White Rosher. 29 61 67 Rosher, Howard Bruder von Percy White Rosher. 29 Rosher, Mary Ellen (geb. Burns) (Pumps) (geb. etwa 1860) Nichte von Engels' Frau, seit 1881 Frau von Percy White Rosher. 58 61 67105 122-126128130142147149 154 166 169 173 178 232 238 250 255 299
316 333 339 342 358 406 409 417 420 424 427 429 435 437 439 443 449 457 496 506 520 529 531 551 Rosher, Percy White englischer Kaufmann, seit 1881 mit Mary Ellen Rosher, geb. Burns, verheiratet. 29 58 61 67 103 105 124 126 128 130 142 147 169 232 255 265 285 299 316 333 420 424 427 429 435 437 443 449 496 529 Rothschild, Alfons (1827-1905) Chef des Bankhauses Rothschild in Frankreich. 476 554 Roussel, Ferdinand (geb. 1839) französischer Schneider, Sozialist und Gewerkschafter; Delegierter des Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongresses von 1889.332 Rouvier, Pierre-Maurice (1842-1911) französischer Staatsmann undPolitiker,gemäßigter bürgerlicher Republikaner; bekleidete mehrmals Ministerposten und 1887 das Amt des Ministerpräsidenten; entfernte Boulanger aus der Regierung; als 1892 seine Verwicklung in die Panama-Affäre aufgedeckt wurde, mußte er zurücktreten und zeitweilig aus dem politischen Leben ausscheiden. 21 170171 210216554 Roy, Joseph Ubersetzer des ersten Bandes des „Kapitals" und der Werke Feuerbachs ins Französische. 349 Rudolf siehe Engels, Rudolf Rüge, Arnold (1802-1880) radikaler Publizist, Junghegelianer, kleinbürgerlicher Demokrat; 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung (linker Flügel); in den fünfziger Jahren einer der Führer der kleinbürgerlichen Emigration in England; nach 1866 Nationalliberaler; lebte von 1866 bis zu seinem Lebensende in Brighton. 296 452
Salisbury, Robert Arthur Talbot GascoyneCecil, Marquis of (1830-1903) britischer Staatsmann, Führer der Konservativen; Minister für Indien (1866/67 und 1874 bis 1878), Außenminister (1878-1880), Premierminister (1885-1892 und 1895 bis 1902). 213 Sam siehe Moore, Samuel
Sanders, William Stephen (geb. 187!) Sozialist, führendes Mitglied der Legal Eight Hours and International Labour League, später Reformist. 142 242 Sanial, Lucien Delabar (geb. 1835) amerikanischer Sozialist, einer der Führer der Sozialistischen Arbeiter-Partei von NordAmerika, Redakteur und Herausgeber mehrerer sozialistischer Zeitungen, Delegierter der internationalen sozialistischen Arbeiterkongresse 1891 und 1893. 142 149 Say, Jean-Baptiste (1767-1832) französischer Ökonom, systematisierte und vulgarisierte das Werk von Adam Smith; begründete die vulgär-ökonomische Lehre von den Produktionsfaktoren, indem er Boden, Kapital und Arbeit als selbständige Quellen für Rente, Profit und Lohn hinstellte (Trinitarische Formel). 50 Schack siehe Guillaume-Schack, Gertrud Schamhorst, Gerhard Johann David von (1755 bis 1813) General und Militärtheoretiker; nach der Zerschlagung der preußischen Armee durch Napoleon im Jahre 1806 Vorsitzender der Militär-Reorganisationskommission; Leiter des Kriegsdepartements (1807-1810) und Chef des Generalstabs der Armee (1810-1813); spielte 1813 im nationalen Befreiungskrieg eine bedeutende Rolle. 404 Schattner, Ernst (geb. etwa 1879) Sohn von Regina Bernstein aus erster Ehe. 428 429 Schattner, Käte (geb. etwa 1881) Tochter von Regina Bernstein aus erster Ehe. 240 462 464 Scheu, Andreas (1844-1927) Vertreter der österreichischen und englischen sozialistischen Bewegung, Redakteur der Wiener „Gleichheit" (1870-1874); Mitglied der IAA, emigrierte 1874 nach England; Mitbegründer der Social Democratic Federation; Bruder von Heinrich Scheu. 472 Scheu, Heinrich (1845-1926) österreichischer Sozialdemokrat, 1872 Delegierter des Haager Kongresses der IAA; emigrierte 1875 nach England, Delegierter des Internationalen Sozialistischen Arbeiter
kongresses 1891; Bruder von Andreas Scheu. 15 30 83 Schippel, Max (1859-1928) Ökonom und Publizist, zunächst Anhänger von Rodbertus, seit 1886 Sozialdemokrat; einer der Wortführer der halbanarchistischen Gruppe der „Jungen", später Revisionist, während des ersten Weltkriegs Sozialchauvinist. 34 35 88 Schlüter, Anna Frau von Hermann Schlüter. 12 16 17 61 62 149 154 217 Schlüter, Hermarm (gest. 1919) Vertreter der deutschen und amerikanischen sozialistischen Bewegung; in den achtziger Jahren Leiter des sozialdemokratischen Verlags in Zürich, erster Organisator des Archivs der deutschen Sozialdemokratie, 1888 aus der Schweiz ausgewiesen, emigrierte 1889 in die USA, Redakteur der „New Yorker Volkszeitung"; Verfasser von Arbeiten über die Geschichte der englischen und amerikanischen Arbeiterbewegung, korrespondierte mit Engels. 12 16-18 57 61 62 81 111 112 143 149 154 313-315 441 563 Schmidt Frau von Conrad Schmidt. 267 Schmidt, Conrad (1863-1932) Ökonom und Philosoph, Sozialdemokrat;redigiertel890 die „Berliner Volks-Tribüne", danach Privatdozent in Zürich; vertrat anfangs die ökonomische Lehre von Marx; nach Engels' Tod ging er auf revisionistische Positionen über. 12 77 86 128-130 157 203 -205 242 267-269 394 457- 459 484 539 Schoenlank, Bruno (1859-1901) Journalist, Sozialdemokrat; Redakteur verschiedener sozialdemokratischer Zeitungen während des Sozialistengesetzes, Redakteur des „Vorwärts" (1891-1893), Chefredakteur der „Leipziger Volkszeitung" (1894 bis 1901), Mitglied des Reichstags (1893 bis 1901); vertrat vorwiegend marxistische Positionen, stand bei den Auseinandersetzungen mit dem Revisionismus Bernsteins auf Seiten der marxistischen Kräfte. 227 Schorlemmer Mutter von Carl und Ludwig Schorlemmer. 347 348 354 355 357 379 380 382 395 413 416 417
Schorlemmer, Carl (1834-1892) hervorragender deutscher Chemiker, Professor in Manchester, dialektischer Materialist, seit Beginn der sechziger Jahre enger Freund und Kampfgefährte von Marx und Engels; Mitglied der IAA, beteiligte sich aktiv an der revolutionären Arbeit; benutzte seine Reisen zu Naturforscherkongressen in Deutschland, um unter den schwierigen Bedingungen des Sozialistengesetzes der deutschen Arbeiterbewegung Informationen zu überbringen; begleitete Engels auf seinen Reisen in die USA (1888) und nach Norwegen (1890); ab 1874 Professor des ersten Lehrstuhls für organische Chemie in England (Manchester); Mitglied wissenschaftlicher Gesellschaften in England, den USA und in Deutschland. 6 14 66 71 75 76 81 118 127 136 138 139 142 144 145 147 149 232 238 283 289 341 347 348 353-358 360 362 371 372 377-379 381 382 386 389 390 395 396 412 413 416 496 497 530 Schorlemmer, Johanna Tochter von Ludwig Schorlemmer. 497 Schorlemmer, Ludwig Bruder von Carl Schorlemmer. 341 342 347 348 354 355 356 357 362 379 380 381 382 412-414 416 417 496 497 530 531 Schramm, Carl August Sozialdemokrat, Reformist, einer der Redakteure des „Jahrbuchs für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik"; trat in den achtziger Jahren aus der Partei aus. 38 Schröder,Ludwig (1849-1914) Schuhmacher, Bergarbeiter; Sozialdemokrat, organisierte die Bergarbeiter im Ruhrgebiet, Vorstandsmitglied und Vorsitzender der verschiedensten Bergarbeitervereine,einerder Führer des Ruhrbergarbeiterstreiks 1889, seit 1890 Mitglied des leitenden Komitees des Internationalen Bergarbeiterverbandes; später Reformist. 2% 352 372 Schumacher, Georg (geb. 1844) Gerber, später Unternehmer, Sozialdemokrat; Mitglied des Reichstags (1884-1898), Delegierter des Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongresses 1889; trennte sich 1898 während der Reichstagswahlen von der Sozialdemokratie und ging zu den Liberalen über. 510 Schuster Professor der Physik in Manchester; Schüler von Carl Schorlemmer. 380 Schuwalow, Pjotr Pawlowitsch, Graf (geb. 1824) Adelsmarschall des Gouvernements St.Petersburg (1851-1863), Vorsitzender des St. Petersburger Adelskomitees für die Vorbereitung der Aufhebung der Leibeigenschaft (1861); verteidigte in den Redaktionskommissionen die Interessen des großen Landadels, der eine „Befreiung" der Bauern ohne Land erreichen wollte. 294 Schweinitz, Hans Lothar von (1822-1901) preußischer General, deutscher Botschafter in St.Petersburg (1876-1892). 294 Schweitzer, Johann Baptist von (1834-1875) Rechtsanwalt, später Journalist und Schriftsteller; Miteigentümer und Redakteur des „Social-Demokrat" (1864 bis 1867), seit 1868 alleiniger Eigentümer; seit 1863 Mitglied, von 1867-1871 Präsident des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins; unterstützte Bismarcks Politik der Einigung Deutschlands unter der Hegemonie Preußens, hemmte den Anschluß der deutschen Arbeiter an die IAA und die Herstellung der Einheit der deutschen Arbeiterbewegung auf der Grundlage des wissenschaftlichen Kommunismus, 1872 aus dem ADAV ausgeschlossen. 41 Seidel, Robert (1850-1933) Publizist, Lehrer, Sozialdemokrat, Teilnehmer am Eisenacher Kongreß 1869, emigrierte 1871 in die Schweiz, Mitarbeiter der Züricher „Tagwacht" und Redakteur der „Arbeiterstimme" in Zürich (1890-1898), Delegierter der internationalen sozialistischen Arbeiterkongresse 1891 und 1893; später Dozent und Professor in Zürich. 424 426 437 Seliwerstow, Nikolai Dimitrijewitsch (1831 bis 1890) russischer General, Gendarmeriechef; 1890 in Paris von dem polnischen Sozialisten Padlewski erschossen. 4
Shajer Vertreter der europäischen Arbeiter» emigranten aus Rußland auf der Maidemonstration 1892 in London.332 Shaw, Gearge Bemard (1856-1950) hervorragender englischer SchriftstellerundDramatiker, gebürtiger Ire, seit 1884 führendes Mitglied der Fabian Society. 255 394 446 519 Shipton, George (1839-1911) Gründer und Sekretär der Amalgamated Society of Housepainters & Decorators, Sekretär des London Trades Council (1872-1896), Redakteur des „Labour Standard", Reformist. 98 307 324 325 452 571 Shukowski, Juli Galaktionowitseh (1822 bis 1907) russischer Vulgärökonom und Publizist; Direktor der Staatsbank, griff Marx in gehässiger Weise in dem Artikel „Karl Marx i jewo kniga o kapitale" an. 304 Siebold, Ludwig (Louis) deutscher Chemiker, lebte in den neunziger Jahren in Manchester; Testamentsvollstrecker von Carl Schorlemmer. 357 379 381 390 395 497 Siegel, August (1856-1936) Bergarbeiter, Sozialdemokrat, in den achtziger Jahren aktiv in der Gewerkschaftsbewegung tätig, Mitorganisator der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands (1890), emigrierte 1891 nach Schottland und beteiligte sich dort am gewerkschaftlichen Kampf der Bergarbeiter; Delegierter der englischen und internationalen Kongresse der Bergarbeiter. 295 351 352 372 408 Simon, Ferdinand B. (1862-1912) Arzt, Sozialdemokrat, Schwiegersohn von August Bebel. 114 320 419 420 435 439 Simon, Frieda (geb. Bebel) (1869-1948) Tochter August Bebels, Frau von Ferdinand B. Simon. 19 297 320 420 435 Singer, Paul (1844-1911) führender Vertreter der deutschen Sozialdemokratie; entwickelte sich Ende der sechziger Jahre vom kleinbürgerlichen Demokraten zum Sozialdemokraten, seit 1885 Vorsitzender der sozialdemokratischen Reichstagsfrak
tion, 1886 aus Berlin ausgewiesen, seit 1887 Mitglied des Ausschusses und seit 1890 gemeinsam mit Bebel Vorsitzender der sozialdemokratischen Partei, Mitglied desReichstags(1884-1911),kämpfte gegen Opportunismus und Revisionismus. 79 97 183 185 212 307 335 338 341 344 347 349 354 357-360 369 370 434 450 569 Smith, Adam (1723-1790) bedeutendster englischer Ökonom vor Ricardo; verallgemeinerte die Erfahrungen der kapitalistischen Manufakturperiode und des beginnenden Fabriksystems und gab der klassischen bürgerlichen politischen Ökonomie ihre entwickelte Gestalt. 49 71 197 Smith, Adolphe (Smith Headingley) englischer Journalist, in den achtziger Jahren Mitglied der Social Democratic Federation, stand den französischen Possibilisten nahe, veröffentlichte Artikel gegen Marx und dessen Anhänger. 11 324 332 424 571-573 Smith, Frank, englischer Sozialist, 1891 Redakteur der Zeitung „Worker's Cry", Mitglied der Independent Labour Party (seit 1893). 118 Smith Headingley siehe Smith, Adolphe Sonnenschein, William Swan (1855 - nach 1917) englischer Verleger, der 1887 die erste englische Ausgabe des ersten Bandes des „Kapitals" herausgab. 183 190 251 275 276 285 311 316 320-322 376 387 415 471 472 Sorge, Friedrich Adolph (1828-1906) führender Vertreter der internationalen Arbeiterbewegung, enger Freund und Kampfgefährte von Marx und Engels; Teilnehmer am badisch-pfälzischen Aufstand 1849, emigrierte 1852 in die USA; Mitbegründer des New-Yorker Kommunistenklubs (1857), der Sektion der IAA (1867), der Sozialen Partei von New York und Umgebung (1868), des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins in New York (1869) und des Nordamerikanischen Zentralkomitees der IAA (1870), Delegierter des Haager Kongresses 1872, Generalsekretär des Generalrats nach
dessen Verlegung nach New York (1872 bis 1874); bis an sein Lebensende für die Sache der Arbeiterklasse tätig. 3 4 12 27 30-33 45 -47 57 596062 79-81 111 112 142-144 149 150 154 155 166 167182184 193 194 215 216 217 218 230 245 -247 289 - 291 338 369-371 377 387 439-441 446 507 560-565 Sorge, Katharina Frau von Friedrich Adolph Sorge. 3 4 12 30 33 47 60 81 112 144 150 155 167 184 194 216 218 247 291 371 441 565 Stadthagen, Arthur (1857-1917) Jurist, Sozialdemokrat, 1892 wegen seiner Tätigkeit für die Sozialdemokratie aus der Anwaltschaft ausgeschlossen; Stadtverordneter in Berlin (1889-1917), Mitarbeiter und Rechtsberater (1893-1905) und Redakteur (1906-1916) des „Vorwärts"; Delegierter der internationalen sozialistischen Arbeiterkongresse 1891 und 1893; Mitglied des Reichstags (1890 bis 1917); stand bis 1914 auf der Seite der Linken und während des ersten Weltkrieges auf den Positionen des Internationalismus. 528 Stambuloff, (Stamboloff), Stephan (etwa 1854-1895) bulgarischer Staatsmann; Abgeordneter (seit 1880) und Präsident der Nationalversammlung (1884-1886), Ministerpräsident (1887-1894); verfolgte eine Politik der Unterdrückung der revolutionären und demokratischen Bewegung im Lande, in der Außenpolitik Anhänger Österreichs und Gegner Rußlands. 75 Stanley, Sir Henry Morton (eigentlicher Name John Rowlands) (1841-1904) Journalist und Afrikareisender, Organisator der Kolonisation des Kongo durch Belgien (1879-1884), Leiter der englischen Kolonialexpedition in Äquatorialafrika (1887-1889), berüchtigt durch seine grausamen Kolonialmethoden. 400 401 Stead, William Thomas (1849-1912) englischer Journalist und Publizist, bürgerlicher Liberaler; Redakteur der „Pall Mall Gazette" (1883-1889). 191 Stegmann, Carl Publizist, Mitverfasser des „Handbuch des Socialismus". 486 Steinthal unitarischer Prediger in Manchester. 381 Stepniak siehe Krawtschinskaja, Fanny Markowna Stepniak siehe Krawtschinski, Sergej Michailowitsch Sternberg, Lew Jakowlewitsch (1861-1927) russischer Ethnograph, wegen revolutionärer Tätigkeit nach Sachalin verbannt (1889-1897), wo er die Gesellschaftsordnung und Lebensweise der einheimischen Bevölkerung untersuchte; seit 1918 Professor an der Universität in Petrograd (Leningrad) und seit 1924 Korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften der UdSSR. 540 Steaart (Stewart), Sir James (auch unter dem Namen Denham) (1712-1780) englischer Ökonom, einer der Vertreter des Merkantilismus, den er als Theoretiker systematisierte, Gegner der Quantitätstheorie des Geldes. 49 Stirner, Max (Pseudonym von Johann Caspar Schmidt) (1806-1856) Philosoph und Schriftsteller, Junghegelianer, einer der Ideologen des bürgerlichen Individualismus und Anarchismus. 42 43 Stößel Schweizer Regierungsbeamter in Zürich. 157 Stumm-Halberg, Karl Ferdinand, Freiherr von (1836-1901) Großindustrieller, als „König Stumm" einflußreichste Persönlichkeit im Saargebiet, Konservativer; erbitterter Feind der Arbeiterbewegung. 281 290 Stumpf, Paul (etwa 1827-1912) Mechaniker, später Kaufmann, enger Freund von Marx und Engels; 1847 Mitglied des deutschen Arbeitervereins in Brüssel und des Bundes der Kommunisten; Teilnehmer der Revolution 1848/49 in Deutschland, Begründer und Leiter der Mainzer Sektion der IAA, 1867 Delegierter des Lausanner Kongresses der IAA, seit 1869 Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei. 527
Tauscha, Leonhard (1840-1914) Schriftsetzer, Redakteur; Sozialdemokrat, seit 1865 Mitglied des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins, auf Seiten der Opposition gegen J.B. von Schweitzer,.1880-1888 Leiter der Züricher Genossenschaftsdruckerei, 1888-1890 Leiter der Druckerei des „Sozialdemokrat" in London, seit 1890 Korrektor bei Dietz, 1893-1903 Redakteur der „Schwäbischen Tagwacht", trat 1899 gegen Bernstein auf, seit 1900 Mitglied des Württtembergischen Landtags. 6 17 553 Taylor, H.R. Vertreter der englischen Arbeiterbewegung, Mitglied des London Trades Council und der Social Democratic Federation, Delegierter des Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongresses 1891; Kandidat in den Parlamentswahlen 1892.422 463 464 Taylor, Sedley (zweite Hälfte des 19. bis Anfang 20. Jahrhunderts) nahm an der Kooperativbewegung in England teil; trat für ein System der Beteiligung der Arbeiter an den Profiten der Kapitalisten ein. 56 Teste, Jean-Baptiste (1780-1852) französischer Advokat und Politiker, Orleanist; während der Julimonarchie Minister für Handel, Justiz und öffentliche Arbeiten, kam wegen Korruption und Mißbrauch der Amtsgewalt vor Gericht. 227 Thivrier, Christophe (1841-1895) französischer Bergarbeiter, später Weinhändler, Mitglied der französischen Arbeiterpartei, Delegierter des Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongresses 1891; Mitglied der Deputiertenkammer (seit 1889). 558 Thorne, William James (1857-1946) englischer Gasarbeiter, Mitglied der Social Democratic Federation, Ende der achtziger, Anfang der neunziger Jahre Mitorganisator der Massenbewegung ungelernter Arbeiter; Sekretär der Gas Workers and General Labourers Union, seit 1906 Mitglied des Parlaments; während des ersten Weltkriegs Sozialchauvinist. 142 218 231 452 454 569 570 572 Tillet, Benjamin (1860-1943) englischer Sozialist, einer der Organisatoren und Führer des London« Dockerstreiks von 1889 und der neuen Traae-Unions, Mitbegründer der Labour Party, oekretär der Teearbeiter- und später der Dockergewerkschaft (1887-1921), Vorstandsmitglied des Transportarbeiterverbandes (1922-1930); während des ersten Weltkrieges Sozialchauvinist; Mitglied des Parlaments (1917 bis 1924 und 1929-1931). 143 Tölcke, Karl Wilhelm (1817-1893) Rechtsanwalt, Lassalleaner; Teilnehmer der Revolution 1848/49, seit 1864 Mitglied des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins, 1865/66 Präsident und bis 1874 Vorstandsmitglied des ADAV; enger Vertrauter J.B. von Schweitzers; hemmte die Herstellung der Einheit der deutschen Arbeiterbewegung. 234 Tooke, Thomas (1774-1858) englischer Ökonom, Vorkämpfer für den Freihandel, kritisierte die Geldtheorie Ricardos; der „letzte englische Ökonom of any value" (Marx). 457 Toynbee, Arnold (1852-1883) englischer Ökonom, Liberaler, Sozialreformer. 326 Turati, Filippo (1857-1932) italienischer Advokat und Publizist, Vertreter der italienischen Arbeiterbewegung, Delegierter des Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongresses 1891, Mitbegründer (1892) und einer der Führer der Italienischen Sozialistischen Partei, ab 1896 einer der Führer ihres rechten Flügels; Herausgeber der „Critica Sociale". 52 53 54 57 272 274 309 327 Tussy siehe Marx-Aveling, Eleanor Vaillant, Marie-Edouard (1840-1915) französischer Arzt, Sozialist, Blanquist; Mitglied der IAA, Delegierter des Lausanner Kongresses 1867, der Londoner Konferenz 1871 und des Haager Kongresses 1872, Mitglied der Pariser Kommune, emigrierte nach England, näherte sich Marx und Engels; gehörte 1871/72 dem Generalrat der IAA an; kehrte nach der
Amnestie von J880 nach Frankreich zurück und gründete das Comite Revolutionnaire central, seit 1884 Mitglied des Pariser Munizipalrates, Vizepräsident des Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongresses 1889 und Delegierter des Kongresses von 1891; näherte sich im Kampf gegen den Millerandismus den Guesdisten und wurde Mitbegründer der SozialistischenPartei Frankreichs (1902), stand später unter dem Einfluß Jean Jaures', ging jedoch 1914 auf die Positionen des Sozialchauvinismus über. 107 250 278 302 321 323 359 475 Vauban, Sebastien le Pretre (Prestre), marquis de (1633-1707) Marschall von Frankreich, bedeutender Militäringenieur, Verfasser einer Reihe von Arbeiten über den Festungsbau und die Belagerung. 304 Veber, Adrien (1861 -1932) französischer Lehrer und Advokat, Sozialist, Possibilist, arbeitete an einer Reihe sozialistischer Zeitungen mit, Mitglied [des Pariser Munizipalrates, seit 1902 wiederholt in die Deputiertenkammer gewählt. 177 Victor siehe Adler, Victor Victoria (1819-1901) Königin von Großbritannien und Irland (1837-1901). 265 Victoria Adelaide Mary Louisa (1840-1901) älteste Tochter der englischen Königin Victoria, Frau des preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm, dem späteren Kaiser Friedrich III.; nannte sich als Witwe Kaiserin Friedrich. 48 Victoria Mary Augusta Louise Olga Pauline Claadine Agnes (1867-1953) Tochter des Herzogs von Teck, seit 1893 Frau von George, Herzog von York. 265 Inette, Jules-Franfois-Stanislas (1843-1894) französischer Politiker, Minister der ffentlichen Arbeiten (1892-1893). 488 ignaud französischer Sozialist, Guesdist; führte im Auftrage der französischen Arbeiterpartei die Verhandlungen über die Bildung einer Tageszeitung. 45! Vogt, Johann Gustav (1843 bis nach 1912) Philosoph, Materialist, Verfasser mehrerer Arbeiten über Naturkunde. 133 134 Volders, Jean (1855-1896) belgischer Publizist, Sozialist, Mitbegründer der Arbeiterpartei Belgiens; Delegierter der Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongresse 1889 und 1891. 138 Vollmar, Georg Heinrich von (1850-1922) ehemaliger bayrischer Offizier, Sozialdemokrat; Redakteur des „Dresdner Volksboten" (1877) und des „Sozialdemokrat" (1879/1880), Mitglied des Reichstags (1881 -1887 und 1890-1918); seit den neunziger Jahren einer der Wortführer des Opportunismus in der deutschen Sozialdemokratie, während des ersten Weltkriegs Sozialchauvinist. 126 136 138 162 183 185 190 201 211 216 407 448 476 511 535 Warfen, Nikolaus Bergarbeiter, Delegierter des Saargebiets auf dem Internationalen Bergarbeiterkongreß in London 1892.372 Watts, John Hunter (gest. 1924) englischer Sozialist, einer der Führer der Social DemocraticFederation, Delegierter des Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongresses 1891; später Mitglied der British Socialist Party. 255 Weib, Sidney James Baron Passfield (1859 bis 1947) englischer Politiker, Mitbegründer der Fabian Society; schrieb gemeinsam mit seiner Frau Beatrice sozialreformerische und bürgerlich-ökonomische Werke, in denen der Standpunkt vertreten wurde, daß die Arbeiterfrage unter den Bedingungen des Kapitalismus lösbar sei. 448 Weiler, G. Adam Tischler, Emigrant in London, Mitglied des Britischen Föderalrats der IAA (1872/1873), unterstützte Marx und Engels in ihrem Kampf gegen die englischen Reformisten, Mitglied der Social Democratic Federation. 339 Weinschenk französischer Kapitalist,mit dem die französischen Sozialisten Verhandlungen über die Finanzierung einer Tageszeitung führten. 403 Wigand, Otto (1795-1870) Verleger und Buchhändler in Leipzig, gab Werke fortschrittlicher Schriftsteller heraus; ver
46 Man/Enjels, Werke, Bd. 38
legte 1844 Engels' „Lage der arbeitenden Klasse in England". 263 283 284 329 330 334 337 343 Wilhelm II. (1859-1941) König von Preußen und deutscher Kaiser (1888-1918). 172 206 213 226 266 280 288 290 291 294 299 346 434 498 500 503 511 Wilson, Daniel (1840-1919) französischer Politiker, gemäßigter bürgerlicher Republikaner; Schwiegersohn des Präsidenten der Republik Jules Gr£vy; in mehrere Finanzaffären verwickelt. 521 Wilson, John Havelock (1858-1929) englischer Trade-Unionist, Organisator und Sekretär (seit 1887) der Union der Matrosen und Kohlentrimmer; seit 1892 mehrmals Mitglied des Parlaments, trat für Zusammenarbeit mit der Bourgeoisie ein, während des ersten Weltkriegs Sozialchauvinist. 393 396 401 Wischnewetzky, Florence siehe Kelley-Wischnewetzky, Florence Wischnewetzky, Lazar polnischer Arzt, emigrierte 1886 in die USA, Mitglied der Sozialistischen Arbeiter-Partei von NordAmerika, mit Florence Kelley-Wischnewetzky verheiratet. 326 376 Wolchowskf, Felix Wadimowitsch (1846 bis 1914) russischer Sozialist, Volkstümler, floh aus der sibirischen Verbannung nach London (1890), Redakteur der Zeitung „Free Russia" (seit 1895); später Sozialrevolutionär. 332 516 522 Wolf, Julias (1862-1937) Vulgärökonom. 157 203 267 268 Wolf (Wolff), Christian Freiherr Von (1679 bis 1754) idealistischer Philosoph, Metaphysiker; ein Bahnbrecher der deutschen Aufklärung; er war nicht allein Philosoph, sondern auch Mathematiker, Physiker, Chemiker, Biologe, Staats-, Wirtschaftsund Rechtswissenschaftler. 204 Wolff, Bernhard (1811-1879) Journalist, seit 1848 Inhaber der Berliner „National-Zeitung"; 1849 Begründer der ersten Telegraphenagentur in Deutschland. 102 Wolff, Ferdinand (der rote Wolff, der Rote) (1812-1895) Journalist, 1847 Mitglied des
Brüsseler Kommunistischen Korrespondenz-Komitees, Mitglied des Bundes der Kommunisten; 1848/49 einer der Redakteure der „Neuen Rheinischen Zeitung"; danach Emigrant in Paris und London, blieb bei der Spaltung des Bundes der Kommunisten 1850 Anhänger von Marx und Engels; zog sich später vom politischen Leben zurück. 535 Woods, Sam (1846-1915) englischer Bergarbeiter, Vorsitzender der Union der Bergarbeiter von Lancashire und Vizepräsident der Bergarbeiterföderation (1889 bis 1909), Sekretär des Parliamentary Committee des Kongresses der Trade-Unions (1894-1904), Mitglied des Parlaments (1892-1985, 1897-1900). 465 Woronzow, Wassili Pawlowitsch (Pseudonym W.W.) (1847-1918) russischer Ökonom undPublizist, Ideologe der liberalen Volkstümlerbewegung in den achtziger und neunziger Jahren, Verfasser mehrerer Arbeiten über die Entwicklung des Kapitalismus in Rußland und über die Obschtschina, Gegner des Marxismus. 366 Wröblewski, Walery (1836-1908) polnischer revolutionärer Demokrat, einer der Führer des polnischen Befreiungsaufstandes 1863/64, emigrierte nach Paris, General der Pariser Kommune, von der Konterrevolution zum Tode verurteilt, konnte nach London flüchten; Mitglied des Generalrats der IAA und Korrespondierender Sekretär für Polen (1871/1872), Delegierter des Haager Kongresses (1872), kämpfte aktiv gegen die Bakunisten; stand in ständigerVerbindungmit der polnischen revolutionären Bewegung; lebte später in Nizza, dann in Paris in großer Armut. 69 82 265 Wyschnegradski, Iwan AlexejeWitsch (1831 bis 1895) russischer Gelehrter und Staatsmann; Finanzminister (1887-1892). 368
Zarewitsch siehe Nikolaus II. Zetkin, Clara (1857-1933) Lehrerin, Schriftstellerin; hervorragende Vertreterin der deutschen und internationalen Arbeiter
bewegung, übte entscheidenden Einfluß auf die deutsche und internationale sozialistische Frauenbewegung aus; bekämpfte den deutschen Militarismus und rief zum Kampf gegen den Krieg auf, seit 1878 Mitglied der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands; Mitarbeiterin des „Sozialdemokrat", Herausgeberin der „Gleichheit" (1891-1917), beteiligte sich an der Vorbereitung des Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongresses 1889, nahm an allen Kongressen der II. Inter
nationale teil, kämpfte von Anfang an gegen den Revisionismus; Mitbegründerin der Spartakusgruppe; seit 1921 Mitglied des Exekutivkomitees und des Präsidiums der Kommunistischen Internationale, leitete bis 1924 das westeuropäische und dann das internationale Frauensekretariat; 1920-1933 Mitglied des Reichstags, ab 1932 Alterspräsidentin. 114 252 Zola, Emile (1840-1902) bedeutender französischer Schriftsteller, Begründer des naturalistischen französischen Romans. 88
Verzeichnis literarischer Namen
Cassius eine der Hauptgestalten in William Don Quijoie (Quixote) Held des gleichnamiShakespeares Tragödie „Julius Cäsar". gen satirischen Romans von Cervantes. 266 551
Verzeichnis der Briefe, deren Datierung gegenüber früheren Ausgaben verändert wurde
Brief- Datierung in Erst- Genauer bestimmte nummer veröffentlichungen usw. Datierung
12 Engels an Kautsky 5. Februar 1891 3. Februar 1891 73 Engels an August Bebel 29. September 1891 1 29. September bis Engels an August Bebel I.Oktober 1891 j I.Oktober 1891 101 Engels an Paul Lafargue 28. November 1891 3. Dezember 1891 103 Engels an Eduard Bernstein 29. Dezember 1891 23. Dezember 1891 121 Engels an Edward Aveling Mitte Februar 1892 [Erste Februarhälfte 1892] 138 Engels an Brissac um den lO.April 1892 nach dem 7. April 1892 145 Engels an Dietz 26. April 1892 27. April 1892 148 Engels an August Bebel 6. Mai 1892 7. Mai 1892 201 Engels an Kautsky l.Juli 1891 [5. September 1892] 223 Engels an Bonnier 2. Oktoberhälfte 1892 [Mitte] Oktober 1892
Inhalt
Vorwort V
Briefe von Friedrich Engels Januar 1891-Dezember 1892
1891 1 • Engels an Friedrich Adolph Sorge • 3. Januar 3 2 • Engels an Karl Kautsky • 7. Januar 5 3 • Engels an Pasquale Martignetti • 9. Januar 7 4 • Engels an Stanislaw Mendelson • 13. Januar 9 5 ' Engels an Karl Kautsky • 15. Januar 10 6 • Engels an Friedrich Adolph Sorge • 17. Januar 12 7 • Engels an Stanislaw Mendelson • 18. Januar 13 8 • Engels an Carl Schorlemmer • 27. Januar 14 9 • Engels an Heinrich Scheu • 27. Januar 15 10 • Engels an Hermann Schlüter • 29. Januar 16 11 • Engels an Paul Lafargue -31. Januar 19 12 • Engels an Karl Kautsky • 3. Februar 22 13 ' Engels an Laura Lafargue • 5. Februar 24 14 • Engels an Paul Lafargue • 6. Februar 25 15 ' Engels an Paul Lafargue • 10. Februar 27 16 • Engels an Friedrich Adolph Sorge • 11. Februar 30 17 • Engels an Karl Kautsky "II. Februar 34 18 • Engels an Karl Kautsky -21. Februar 37 19 • Engels an Karl Kautsky • 23. Februar 38
20 • Engels an Karl Kautsky • 23. Februar 39 21 • Engels an Antonio Labriola • 27. Februar 42 22 • Engels an Friedrich Adolph Sorge • 4. März 45 23 • Engels an Paul Lafargue • 6. März 48 24 • Engels an Henri Rave • 6. März 51 25 • Engels an Pasquale Martignetti' 6. März 52 26 ' Engels an Filippo Turati • 7. März 53 27 • Engels an Henri Rave • Mitte März 55 28 • Engels an Karl Kautsky • 17. März 56 29 • Engels an Friedrich Adolph Sorga • 21. März 59 30 • Engels an Hermann Schlüter • 21 .März 61 31 • Engels an Max Oppenheim • 24. März 63 32 • Engels an Laura Lafargue • 30. März 66 33 • Engels an Stanislaw Mendelson • 31. März 69 34 • Engels an August Bebel • Anfang April 70 35 • Engels an Karl Kautsky • 2. April 71 36 • Engels an Pasquale Martignetti • 2. April 72 37 • Engels an Romualdo Fantuzzi • 2. April 73 38 • Engels an Paul Lafargue • 3. April 74 39 • Engels an Karl Kautsky • 7. April 77 40 • Engels an Henri Rave • 7. April 78 41 ' Engels an Friedrich Adolph Sorge • 8. April 79 42 • Engels an Walery Wröblewski • 9. April 82 43 ' Engels an Heinrich Scheu • lO.April 83 44 • Engels an Leo Frankel • 24. April 84 45 • Engels an Karl Kautsky • 30. April 86 46 • Engels an August Bebel • I ,/2.Mai 89 47 ' Engels an Laura Lafargue • 4. Mai 98 48 • Engels an Paul Lafargue • 19. Mai 104 49 • Engels an Paul Lafargue • 29. Mai 107 50 • Engels an Franz Mehring • 5. Juni 110 51 • Engels an Friedrich Adolph Sorge • 10. Juni III 52 • Engels an Karl Kautsky • 13. Juni 113 53 " Engels an Laura Lafargue • 13. Juni 116 54 • Engels an Karl Kautsky • 16. Juni 119 55 • Engels an Pasquale Martignetti • 19. Juni 120 56 • Engels an Victor Adler • 26. Juni 121 57 • Engels an Paul Lafargue • 28. Juni 122 58 • Engels an Karl Kautsky • 29. Juni 125
59 • Engels an Conrad Schmidt • 1. Juli 128 60 • Engels an Laura Lafargue • 7. Juli 131 61 • Engels an Gustav Vogt • 8. Juli 133 62 • Engels an Laura Lafargue • 12. Juli 135 63 • Engels an Laura Lafargue • 20. Juli 138 64 • Engels an Victor Adler • 22. Juli 140 65 • Engels an Emma Adler • 22. Juli 141 66 • Engels an Friedrich Adolph Sorge • 9.-11 .August 142 67 • Engels an Laura Lafargue • 17. August 145 68 • Engels an Nikolai Franzewitsch Danielson • 2. September 148 69 • Engels an Friedrich Adolph Sorge • 2. September 149 70 • Engels an Paul Lafargue • 2. September 151 71 * Engels an Friedrich Adolph Sorge • 14. September 154 72 • Engels an Karl Kautsky • 28. September 156 73 • Engels an August Bebel • 29. September-1. Oktober 159 74 • Engels an Friedrich Adolph Sorge • 30. September 166 75 • Engels an Laura Lafargue • 2. Oktober 168 76 • Engels an August Bebel • 6. Oktober 170 77 • Engels an Paul Lafargue • 13. Oktober 172 78 • Engels an August Bebel • 13. Oktober 174 79 • Engels an Laura Lafargue • 13. Oktober 177 80 • Engels an Karl Kautsky • M.Oktober 179 81 • Engels an Laura Lafargue • 22. Oktober 181 82 • Engels an Friedrich Adolph Sorge • 24. Oktober 182 83-Engels an August Bebel-24.-26. Oktober 185 84 • Engels an Karl Kautsky • 25./26. Oktober 190 85 • Engels an Laura Lafargue • 27. Oktober 192 86 • Engels an Friedrich Adolph Sorge • 29. Oktober 194 87 • Engels an Nikolai Franzewitsch Danielson • 29.-31. Oktober ... 195 88 • Engels an Paul Lafargue -31. Oktober 198 89 * Engels an Conrad Schmidt • 1. November 203 90 • Engels an Laura Lafargue • 9. November 206 91 • Engels an August Bebel • 9./1 O.November ... 209 92 • Engels an Oscar Heidfeld • 12. November 214 93 • Engels an Friedrich Adolph Sorge • 14. November 215 94 ' Engels an Friedrich Adolph Sorge • 21.November. 217 95 • Engels an August Bebel • 25. November 219 96 • Engels an Laura Lafargue • 27. November 222 97 • Engels an August Bebel • 1. Dezember 225
98 • Engels an Laura Lafargue • 1. Dezember 229 99 • Engels an Natalie Liebknecht • 2. Dezember 231 100 • Engels an Karl Kautsky • 3. Dezember 233 101 • Engels an Paul Lafargue • 3. Dezember 236 102 • Engels an Laura Lafargue • 19./20. Dezember 238 103 • Engels an Eduard Bernstein • 23. Dezember 240 104 • Engels an Karl Kautsky • 27. Dezember 241
1892 105 ' Engels an Familie Liebknecht • I.Januar 244 106 • Engels an Friedrich Adolph Sorge • 6. Januar 245 107 • Engels an Laura Lafargue • 6. Januar 248 108 • Engels an Laura Lafargue • 20. Januar 251 109 • Engels an Karl Kautsky • 26. Januar 254 110- Engels an Karl Kautsky • 28. Januar 256 III* Engels an Hermann Engels • 28. Januar 257 112' Engels an Hermann Engels • 29. Januar 259 113" Engels an Karl Kautsky • I.Februar. 260 114 • Engels an August Bebel • 2. Februar 261 115 • Engels an Laura Lafargue • 3. Februar 265 116' Engels an Conrad Schmidt • 4. Februar 267 117' Engels an Hermann Engels • 4. Februar 270 118' Engels an Filippo Turati • 6. Februar 272 119" Engels an Stanisfaw Mendelson • 11.Februar 273 120 • Engels an Filippo Turati • 13. Februar 274 121 • Engels an Edward Aveling • erste Februarhälfte 275 122 • Engels an Hermann Engels ' 17. Februar 277 123 • Engels an Victor Adler • 19. Februar 278 124 • Engels an August Bebel • 19. Februar 281 125 • Engels an Laura Lafargue • 5. März 285 126-Engels an Karl Kautsky-5. März 287 127 • Engels an Friedrich Adolph Sorge • 5. März 289 128 • Engels an August Bebel • 8. März 292 129 • Engels an Julie Bebel • 8. März 297 130 • Engels an Laura Lafargue • 14. März 299 131 • Engels an Nikolai Franzewitsch Danielson • 15. März 303 132 • Engels an August Bebel • 16. März 307 133 • Engels an Filippo Turati • 18. März 309
134 • Engels an Karl Kautsky • 30.März . 310 135 • Engels an Pasquale Martignetti • 30. März 312 136 • Engels an Hermann Schlüter • 30. März 313 137 • Engels an Laura Lafargue • 4. April 316 138 • Engels an Henri Brissac • nach dem 7. April 318 139 • Engels an August Bebel • 16. April - 319 140 • Engels an Laura Lafargue • 19. April 321 141 • Engels an Karl Kautsky • 20. April 325 142 • Engels an Pasquale Martignetti • 21 .April 327 143 • Engels an Johann Heinrich Wilhelm Dietz • 23. April 329 144 • Engels an Johann Heinrich Wilhelm Dietz • 23. April 330 145 • Engels an Johann Heinrich Wilhelm Dietz • 27. April 331 146 ' Engels an Laura Lafargue • 3. Mai 332 147 - Engels an Johann Heinrich Wilhelm Dietz • 5. Mai 334 148 • Engels an August Bebel • 7.Mai ,;.• 335 149 • Engels an Johann Heinrich Wilhelm Dietz • 12. Mai ...... 337 150 • Engels an Stanisfaw Mendelson • 14.Mai 338 151 • Engels an Karl Kautsky • 17. Mai 339 152 • Engels an Ludwig Schorlemmer • 17. Mai 341 153 • Engels an Victor Adler • 19. Mai 343 154 • Engels an Paul Lafargue • 19. Mai 345 155 ' Engels an Ludwig Schorlemmer • 19. Mai 348 156 • Engels an Paul und Laura Lafargue • 27. Mai 349 157 • Engels an August Siegel • 28.Mai 351 158 • Engels an Henry Enfield Roscoe • 28. Mai 353 159 • Engels an Ludwig Schorlemmer • 28. Mai 354 160 • Engels an Ludwig Schorlemmer • 5. Juni 356 161 - Engels an Laura Lafargue • 9. Juni 358 162 • Engels an Karl Kautsky • 11.Juni 360 163 • Engels an Ludwig Schorlemmer • 16. Juni 362 164 - Engels an Nikolai Franzewitsch Danielson • 18. Juni ... 363 165 • Engels an Friedrich Adolph Sorge • 18. Juni 369 166 • Engels an August Bebel • 20. Juni 372 167 • Engels an Karl Kautsky • 25. Juni i 375 168 • Engels an Karl Kautsky • 27. Juni 378 169 - Engels an Ludwig Schorlemmer • 30. Juni 379 170 - Engels an Ludwig Schorlemmer • I.Juli 381 171 • Engels an Stanisfaw Mendelson • 4. Juli 383 172 • Engels an August Bebel • 5. Juli 384
173 • Engels an Karl Kautsky • 5. Juli . 386 174 • Engels an August Bebel • 6. Juli 389 175 • Engels an August Bebel • 7. Juli 392 176 • Engels an Laura Lafargue • 7. Juli 395 177 • Engels an Panajionis Argyriades • Anfang Juli 398 178 • Engels an Hermann Engels • 12. Juli 399 179 • Engels an Eduard Bernstein • 14. Juli 400 180 • Engels an Paul Lafargue • 22. Juli 403 181 • Engels an August Bebel • 23. Juli 406 182 • Engels an Regina Bernstein - 25. Juli 409 183 • Engels an Pasquale Martignetti • 25. Juli 411 184 • Engels an Ludwig Schorlemmer • 25. Juli 412 185 • Engels an Laura Lafargue • 26. Juli 415 186 • Engels an Ludwig Schorlemmer • 28. Juli 416 187 • Engels an Hermann Engels • 28. Juli. 418 188 • Engels an August Bebel • 8. August 419 189 • Engels an Hermann Engels • 8. August 421 190 • Engels an Karl Kautsky • 12. August 422 191 • Engels an August Bebel • 14. August 425 192 • Engels an Regina Bernstein • 15. August 428 193 • Engels an Victor Adler • 19. August 430 194 • Engels an August Bebel • 20. August 433 195 • Engels an Laura Lafargue • 22. August 436 196 • Engels an Pasquale Martignetti • 22. August 438 197 • Engels an Friedrich Adolph Sorge • 23. August 439 198 • Engels an August Bebel • 25. August 442 199 • Engels an Victor Adler • 30. August 444 200 • Engels an Karl Kautsky • 4. September 446 201 • Engels an Karl Kautsky • 5. September 449 202 • Engels an Ludwig Kugelmann • 5. September 450 203 • Engels an Laura Lafargue • 11.September 451 204 • Engels an August Bebel • 11.September 454 205 • Engels an Conrad Schmidt • 12. September 457 206 • Engels an Karl Kautsky • 16. September 460 207 • Engels an Regina und Eduard Bernstein • 17. September 462 208 • Engels an Paul Lafargue • 17. September 465 209 • Engels an Nikolai Franzewitsch Danielson • 22. September 467 210 • Engels an Victor Adler - 25. September 471 211 • Engels an Karl Kautsky * 26. September 474
212 • Engels an August Bebel • 26. September 475 213 • Engels an Victor Adler ' 27. September 479 214 • Engels an Franz Mehring • 28. September 480 215 • Engels an Karl Kautsky • 29. September 483 216 • Engels an Ludwig Kugelmann • 4. Oktober 485 217 • Engels an Hugo Lindemann und Carl Stegmann • 6. Oktober .. 486 218 • Engels an August Bebel • 7. Oktober 487 219 • Engels an Ludwig Kugelmann • 10. Oktober 491 220 • Engels an Laura Lafargue • 14. Oktober 492 221 • Engels an Pasquale Martignetti • 18. Oktober 495 222 • Engels an Ludwig Schorlemmer • 18. Oktober 4% 223 • Engels an Charles Bonnier • Mitte Oktober 498 224 • Engels an Victor Adler • 23. Oktober 501 225 • Engels an Charles Bonnier • 24. Oktober 503 226 • Engels an Paul Lafargue • 3. November 504 227 • Engels an Laura Lafargue • 4. November 506 228 • Engels an Friedrich Adolph Sorge • 5. November 507 229 • Engels an Sergej Michailowitsch Krawtschinski (Stepniak) 5. November 508 230 • Engels an August Bebel • 6. November 509 231 • Engels an Paul Lafargue • 12. November 513 232 • Engels an August Bebel • 15.November 515 233 • Engels an Sergej Michailowitsch Krawtschinski (Stepniak) 15. November 516 234 • Engels an August Bebel • 19. November 517 235 • Engels an Paul Lafargue • 22. November 520 236-Engels an Julie Bebel-29. November 522 237 • Engels an August Bebel • 29. November 524 238 • Engels an einen Unbekannten • 29. November 525 239 • Engels an das sozialdemokratische Parteisekretariat • 29. November 526 240 • Engels an Paul Stumpf * 30. November 527 241 • Engels an Natalie und Wilhelm Liebknecht • I.Dezember 528 242 • Engels an Ludwig Schorlemmer • I.Dezember 530 243 • Engels an Charles Bonnier • 3. Dezember 532 244 • Engels an August Bebel • 3. Dezember 534 245 • Engels an Karl Kautsky • 4. Dezember 539 246 • Engels an Paul Lafargue • 5. Dezember 541 247 • Engels an Laura Lafargue • 5. Dezember 544
248 • Engels an Fanny Markowna Krawtschinskaja (Stepniak) 6. Dezember 547 249 • Engels an Pjotr Lawrowitsch Lawrow • 14. Dezember 548 250 • Engels an Laura Lafargue • 20. Dezember 550 251 • Engels an August Bebel • 22. Dezember 552 252 • Engels an Karl Kautsky • 24. Dezember 557 253 • Engels an Wilhelm Liebknecht • 28. Dezember 558 254 • Engels an Friedrich Adolph Sorge • 31 .Dezember 560 255 • Engels an Karl Henckell • Ende 1892 566
Beilagen
1 - William Thorne und Eleanor Marx-Aveling an Samuel Gompers • 25. Januar 1891 . 569 2 • Eleanor Marx-Aveling an Paul Lafargue - 15. April 1892 571 3 • Eleanor Marx-Aveling an Laura Lafargue • 22. April 1892 573 4 • Engels an einen Unbekannten • Ende Dezember 1892 . .. . 574
Anhang und Register
Anmerkungen 577 Literaturverzeichnis 654 A. Verzeichnis der zitierten und erwähnten Werke und Schriften von Marx und Engels 654 B.Verzeichnis der zitierten und erwähnten Arbeiten anderer Autoren 661 I. Werke und Schriften 661 iL Periodica 670 C. Verzeichnis erwähnter Zeitschriften und Zeitungen 672 Personenverzeichnis 680 Verzeichnis literarischer Namen 715 Verzeichnis der Briefe, deren Datierung gegenüber früheren Ausgaben verändert wurde 716
Illustrationen
Friedrich Engels (1891) Gravüre von Heinrich Scheu gegenüber S. 16 Friedrich Engels (1891) gegenüber S. 24 Max Stirner (Zeichnung von Friedrich Engels) 43
Erste Seite des Briefes von Engels an August Bebel vom 1./2. Mai 1891 91 Erste Seite des Briefes von Engels an Paul Lafargue vom 31.Oktober 1891 199 Londoner Maidemonstration 1892 im Hyde Park. Auf der Tribüne 14 unter den Teilnehmern Friedrich Engels (nach einer im „Daily Graphic" veröffentlichten Zeichnung) gegenüber S. 336 Einladungskarte für Friedrich Engels zum Parteikongreß 1892 der österreichischen Sozialdemokratie gegenüber S. 352 Schmutztitel der englischen Ausgabe (1892) von Engels' Schrift „Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft" mit einer Widmung für Friedrich Adolph Sorge 561
Leitung der Editionsarbeilen: Rolf Dlubek • Erich Kunde! • Richard Sperl Editorische Bearbeitung (Text, Anhang, Register): Hans-Dieter Krause • Lern Hoffmann Ingrid Donner • Brigitte Rieck • Barbara Schult • Gisela Szillat Verantwortlich für die Redaktion: Walter Schulz • Heinz Ruschinaki
Mit 4 Bildbeilagen und 4 Faksimiles 3. Auflage 1979 Unveränderter Nachdruck der 1. Auflage 1964 Lizenznummer I • LSV C046 Printed in the German Democratic Republic Satz: Offizin Andersen Nexö, Graphischer Großbetrieb, Leipzig Druck und Bindearbeit: INTERDRUCK, Graphischer Großbetrieb Leipzig Best.-Nr.: 735 163 3 DDR 11,50 M

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