segunda parte final tomo 40

") Diogen. Laert. IX, [cap.] 7, [sect.] 8[. § 40]. 'AptoTÜ^svo? 8' Iv TOI? EöToptxot? Ü7tojxVY)(j.acE <j>y](jt, IIXaTCOva ösXvjaat aup.cpX£$ai xä ArjixoxptTou auyypocfj.[J.ATA öiziaa. YjSuv^v) auvayaysiv, 'ApuixXav 8s xai KXstvEav TOÜ? üu&ayoptxoü? xcoXüaat aÜTÖv, CO? oüSsv Ö<psXo?- Tiapä TOXXOI? yap slvat ßtßXta ^S/]. Kai STJXOV 8S" XÄVTCOV yäp ayeSov TCOV äpxaEcov |J.£|J.V/)|J.EVO? 6 IIXaTcov, oüSajxoü Ar(|xoxptTou Stajxv^jxovsüst, äXX' oü84 Ivöa otVTst7rstv TT aÜTÖ 8sor STJXOV sE8ö? TÖ? 7tpö? TOV ÄptCTTOV OÜTCO TÖV <ptXoa6<J>CüV &JOITO [...].
und Leukipps untersucht, und wahrscheinlich infolge seiner Untersuchungen, die sich gegen das Ohne-Teile-Sein wendeten, hielt der später lebende Epikur, der mit der Meinung Demokrits und Leukipps über die Urkörper sympathisierte, zwar daran fest, sie seien unempfindlich la) Aristoteles Vom Werden und Vergehen I, 2. Grund dafür aber, daß man das allgemein Anerkannte weniger gut überblicken kann, ist die fehlende Erfahrung. Wer daher mehr in den Naturerscheinungen zu Hause ist, kann eher solche Grundsätze aufstellen, die in hohem Grade einen Zusammenhang ergeben können. Wer dagegen durch das viele Überlegen für das Bestehende kein Auge hat, übersieht nur weniges und urteilt leichtfertiger. Man kann auch hieraus ersehen, wie sehr sich naturwissenschaftliche und theoretische Betrachtungsweise unterscheiden. Denn hinsichtlich der unteilbaren Größen sagen die einen, daß das ideale Dreieck vielgestaltig sein werde. Demokrit aber scheint von sachlichen und naturwissenschaftlichen Gründen überzeugt zu sein. ") Diogenes Laertius IX, [Kap.] 7, [Sekt.] 8 [. §40], Aristoxenus aber berichtet in den historischen Aufzeichnungen, Plato habe alle Schriften des Demokrit, deren er habe habhaft werden können, verbrennen wollen, aber die Pythagoreer Amyklas und Kleinias hätten ihn davon abgehalten, da es nichts nütze; denn die Bücher seien schon in vielen Händen. Und es fällt auf: während Plato fast alle älteren Philosophen erwähnt, erwähnt er nirgends Demokrit, auch da nicht, wo er ihm in etwas widersprechen müßte, offenbar in der Überzeugung, daß er so gegen den besten der Philosophen sein würde [...].
ZWEITER TEIL
Uber die Differenz der demokritischen und epikureischen Physik im einzelnen
ERSTES KAPITEL
Die Deklination des Atoms von der geraden Linie
1) Stob, eclog. phys. 11,17]. p.33 [,1.3-5 = 1,14,1* p.142W.]. 'Emxoupo?
xiveioSm 8e TA ATO[xa TOTS (XEV XATA ATÄ&jxyjv, TOTE 8E XATA TrapsYxXiai.v, TO 8s ävco xiV0Ü|j.EVa xaTa TTXTJYV xai ürro roxXfxov. Ci.Cic.de fin. I,6[, 18-19], (Plutarch.) de placit. philosoph. [I.] p.249 [= 1,12 p.883 A-B]. Stob. I.e. [23.] p.40 [= I, 19, 1 p. 162 WJ. 2) Cic. denat. deor. 1,26 [, 73]. quid est in Physicis Epicuri non a Democrito? nam etsi quaedam cammutavit, ut, quod paullo ante de inclinatione aiomorum dixi 3) Cic. defin. 1,6 [, 18-19] censet (sc. Epicurus) enim.eadem illa individua et solida corpora ferri suo deorsum pondere ad lineam: hunc naturalem esse omnium corporum motum. Deinde ibidem homo acutus, quum illud occurreret, si omnia deorsum e regione ferrentur et, ut dixi, ad lineam, numquam fore, ut atomus altera alteram posset attingere, itaque attulit rem commentitiam; declinare dixit atomum perpaullum (quo nihil posset fieri minus), ita effici complexiones et copulationes et adhaesitationes atomorum inter se, ex quo efficeretur mundus omnesque partes mundi, quaeque in eo essent [...]. 4) Cic. denat. deor. 1,25 [, 69-70] Epicurus, quumvideret, si atomi ferrentur in locum inferiorem suopte pondere, nihil fore in nostra potestate, quod esset earum motus certus et necessarius, invenit, quo modo necessitatem effugeret, quod videlicet Democritum fugerat; ait, atomum, quum pondere et gravitate directo deorsum feratur, declinare paullulum. Hoc dicere, turpius est, quam illud, quod vult, non posse defendere. Cf. Cic. defato 10 [, 22-23], s) Bayle Dict. hist. v[oyez] Epicure. °) Schaubach „über Epikur's astronomische Begriffe" im „Archiv für Philologie und Pädagogik" von Seebode, Jahn und Klotz. Bd.V. H. IV. [1839.] S.549. Lucret. de rer. nat. II, 251 sqq. Denique si Semper motus connectitur omnis,
ZWEITER TEIL
Ober die Differenz der demokritischen und epikureischen Physik im einzelnen
ERSTES KAPITEL
Die Deklination des Atoms von der geraden Linie
') Stobäus Physische Eklogen I. S.33. Epikur [sagt] die Atome bewegten sich manchmal, indem sie in grader Linie fielen, manchmal, indem sie von der graden Linie abwichen; die Bewegung nach oben aber erfolge durch Stoß und Rückstoß. Vgl. Cicero Vom höchsten Gut und Übel I, 6. (Plutarch) Üb er die Lehrsätze der Philosophen [I.] S.249. Stobäus a.a.O. S.40. 2) Cicero Über die Natur der Götter I, 26. Was wäre wohl in der Physik des Epikur, das nicht dem Demokrit gehörte? Er verändert zwar einiges, wie das, was ich eben über die Deklination der Atome gesagt habe 3) Cicero Vom höchsten Gut und Übel I, 6 er (d.h. Epikur) behauptet nämlich, jene unteilbaren und dichten Körper würden durch ihr Gewicht abwärts getrieben in gerader Linie: diese Bewegung sei die natürliche aller Körper. Dann aber fiel es dem scharfsinnigen Manne auf, daß, wenn alle von oben nach unten getrieben würden, und, wie gesagt, in gerader Linie, nie ein Atom das andere treffen könne. Der Mann nahm daher zu einer Lüge seine Zuflucht. Er sagte, das Atom weiche ganz wenig aus (was aber durchaus unmöglich ist).Daher entständen Komplexionen, Kopulationen und Adhäsionen der Atome unter sich und aus diesen die Welt und alle Teile der Welt und was in ihr ist [...]. 4) Cicero Über die Natur der Götter I, 25 da Epikur einsah, daß, wenn die Atome durch ihr eigenes Gewicht abwärts getrieben würden, nichts in unserer Gewalt stände, weil ihre Bewegung bestimmt und notwendig ist: erfand er ein Mittel, der Notwendigkeit zu entgehen, was offenbar dem Demokrit entgangen war; er sagt, das Atom, obgleich es durch Gewicht und Schwere von oben nach unten getrieben wird, weiche ein klein wenig aus. Dies zu behaupten ist schmählicher als das, was er will, nicht verteidigen zu können. Vgl. Cicero Vom Schicksal 10. 6) Bayle Historisches und Kritisches Wörterbuch s[iehe] Epikur. 6) Schaubach „über Epikur's astronomische Begriffe" im „Archiv für Philologie und Pädagogik" von Seebode, Jahn und Klotz. Bd. V. H. IV. [1839.] S.549. ') Lucretius Über die Natur der Dinge II, 251 ff. Endlich, wenn immer sich schließt die Kette der ganzen Bewegung
Et vetere exoritur Semper novus ordine certo
Unde est haec, inquam, fatis avolsa voluntas. 8) Aristot.deanima I, 4, 16 [-17 p.23 (ed.Trendel.) 409" 1-5]. [...] TTCO? yap xpv] vorjaai [iovaSa xivoujjilvYjV, xal U7tö tIvo?, xal 7tcö(;, dcjxepyj xal äSiätpopov oSaav; el yäp e<m xivrjTix'f) xal XIVYJTY), Siacpepeiv Set. 'En ö' iml cpaai xivrj&Eioav yga/xJJ.riv imnedov noielv, artypr/v de ygafifirjV xai at TCÖV fiovdöcov xivrjoEtq yga/i/tal eoovxai [...]. 8) Diogen. Laert. X, 43. Kivoüvxal xe OVVE%CÖS al äxofioi. Simplic. I.e. p.424 [b 45.46-47 = CAG X p. 1121, 7.8-9], [... ol raspl] 'Emxoupov XY)V xtvvjcitv ätöiov [IXeyov...]. 1IJ) Lucret. de rer. nat. II, [251.] 253 sqq. si
[ I Nec declinando faciunt primordia motus Principium quoddam, quod fati foedera rumpat, Ex infinito ne caussam caussa sequatur. ")Id. I.e. 279 sq. esse in pectore nostro Quiddam, quod contra pugnare, obstareque, possit. ,2) Cic. de fin. 1,6 [, 19-20], [...] nec tarnen id, cujus causa haec finxerat, assecutus est; nam, si omnes atomi declinabunt, nullae unquam cohaerescent, sive aliae declinabunt, aliae suo nutu recte ferentur. Primum erit hoc quasi provincias atomis dare, quae recte, quae oblique ferantur [...]. 13) Lucret. I.e. 293. 14) Cic. defato 10 [, 22]. [... cum] declinat atomus intervallo minimo, id appellat i'K&jiox ov. ls) Id. ib. Quam declinationem sine causa fieri, si minus verbis, re cogitur confiteri [...]. 16) Plutarch. de anim. proereat. VI (T. VI. p.8 ed. ster.). [p. 1015 B-C. c 6.] 'E7UXo<Spci> [j.tv yap ouS' äxapig eyxXtvai2 TYJV «TOJXOV auy/tapouai.v, <o<; ävalxiov eTrei^äyovxi XIVYJCTIV ex TOÜ [Ji7) ÖVTO? [...]. ") Cic. de fin. 1,6 [, 19]. [ ] nam et ipsa declinatio ad libidinem fingitur (ait enim decliiiate atomum sine causa; quo nihil turpius physico, quam, fieri sine causa quidquam, diccrej, et illum motum naturalem omnium ponderum, ut ipse constituit, e regione inferiorem locum petentium, sine causa eripuit atomis [...]. 18) Bayle I.e.
Und an den früheren Ring sich der neue unweigerlich anreiht,
Woher, frag ich dich, stammt der dem Schicksal entwundene Wille. 8) Aristoteles Über die Seele 1,4,16 [-17].[...] denn wie läßt es sich denken, daß eine Monade bewegt wird und von wem und wie, da sie ohne Teile und ohne Unterschied ist? Denn wenn sie bewegungsfähig und beweglich ist, muß sie einen Unterschied haben. Außerdem, da sie sagen, die Bewegung der Linie sei die Fläche, die des Punktes die Linie; also werden auch die Bewegungen der Monaden Linien sein [...]. 9) Diogenes Laertius X, 43. Die Atome sind aber in steter Bewegung. Simplicius a.a.O. S.424. [... die Anhänger] des Epikur [lehrten] die ewige Bewegung [...]. 10) Lucretius Über die Natur der Dinge II, [251.] 253ff. wenn [ ] Und die Atome nicht weichen vom Lote und dadurch bewirken Jener Bewegung Beginn, die des Schicksals Bande zertrümmert, Das sonst lückenlos schließt die unendliche Ursachenkette. ") Ders. a.a.O. 279f. immer in unserem Busen Etwas bleibt, was dagegen sich sträubt und das Fremde zurückweist. 12) Cicero VomhöchstenGutund Übel 1,6. [...] er erreicht nicht einmal das, weswegen er dies erdichtet hat; denn deklinierten alle Atome, so würden sich nie welche verbinden, oder einige würden ausweichen, andere würden durch ihre Bewegung geradeaus getrieben werden. Man müßte vorher also gleichsam den Atomen bestimmte Posten zuweisen, welche geradeaus und welche schräg sich bewegen sollten [...]. 13) Lucretius a.a.O. 293. 14) Cicero Vom Schicksal 10. [...wenn] das Atom im möglichst kleinen Räume dekliniert, dies nennt er das eXa^iOTOv1. 15) Ders. ebd. Daß diese Deklination ohne Ursache geschehe, ist er gezwungen, wenn auch weniger mit Worten, so doch durch die Tat zuzugeben [...]. 16) Plutarch Über den Ursprung der Seele VI (Bd.VI. S.8 Stereotypausg.). Denn sie stimmen Epikur nicht zu, daß das Atom ganz geringfügig dekliniere, da er eine grundlose Bewegung aus dem Nichtseienden einführe [...]. 1?) Cicero Vom höchsten Gut und Übel 1,6. [...] denn auch die Deklination selbst ist eine willkürliche Erfindung (er sagt nämlich, daß das Atom ohne Ursache dekliniere, und etwas Schmählicheres könne einemPhysiker nicht passieren, als zu behaupten, daß etwas ohne Ursache geschehe); und jene natürliche Bewegung alles Schweren, das, wie er selbst feststellte, senkrecht nach unten strebt, nahm er ohne Grund den Atomen [...]. 18) Bayle a.a.O.
19) August, epist. 56 [= 118, 4, 28 (rec. Goldbacher)]. 20) Diogen. Laert. X, 128. TOÜTOU yäp X"PIV ÄRAXVTA 7rpä-CTO[xev, o7rco? ^TE äXycöjiSV, fx/lTE Tapßcö;j.EV. 21) Plutarch. de eo, quodsec. Epicar. non beate vivi poss. p. 1091 [A-B. c.7]. "0[iota 8s xai T<X 'Emxoüpou XEYOVTO?, TTJV TOÜ öcya&oC cpüaiv sl; AÜTVJ? TT)? tpuyyj? TOÜ xaxoü [...]. 21) Clemens Alex, ström. II. p.415 [B-C = II, 21, 127, 2 p.182 St.]. [...] 6 St 'Emxoupo? xai T7)v TT)? äXyTjSovo? Ü7rsi;alps(TI.V V)8OVT)V slvai [Xsyst...]. 2S) Senec. de benef. IV [, 4, 1] p.699. [T. I.] Itaque non dat Deus beneficia, sed securus et negligens nostri, aversus a mundo, [...] nec magis illum beneficia, quam injuriae tangunt. 24) Cic,denat. deor. 1,24 [,68] ita enim dicebas, non corpus esse in deo, sed quasi corpus, nec sanguinem, sed quasi sanguinem. 25) Cic. de nai.deor. 1,38 [= I, 40, 112 PI.] Quem cibum igitur, aut quas potio nes, aut quas vocum aut florum varietates, aut quos tactus, quos odores adhibebis ad Deos, ut eos perfundas voluptatibus? 39 [= 41, 115-116P1.] Quid est enim, cur Deos ab hominibus colendos dicas, quum Dii non modo homines non colant, sed omnino nihil curent, nihil agant? At est eorum eximia quaedam praestansque natura, ut ea debeat ipsa per se ad se colendam elicere sapientem. An quidquam eximium potest esse in ea natura, quae, sua voluptate laetans, nihil nec actura sit unquam, neque agat, neque egerit? 2S) Plutarch. de eo, quodsec. Epicur. non beate vivi poss. p. [ 1100 E-] 1101 [A. c. 20]. [...] 6 Xöyo? aÜTÖv <poßov äqmpsi [...] xai 8sicu8ai,[iov£av, sü<ppoaüv7)V St xai xapäv äjrö TWVS-swv oüx svSlScoCTiv'äXX1 OUTCO? EXSI.V7raiet 7rpö?aü-oü? TCPFI7] TapäTTsa-9-at, (XR;SS Xalpsiv, eo?r epö?T OÜ? üpxavoü? E;(EK3?'16' exo[iev, OUTE XP^^öv oüSsv OÜTS 9aüXov ärr' aÜTCov 7tpo?8oxcövTe?. 27) Aristot. de coel. II, 12 [292 B 4-6]. Tcö S' cö? äpiaTa EXOVTI oüSsv SEI 7rpäi;£co?£cm yäp aÜTÖ oü Evexa. 2S) Lucret. de rer. nat. II, 221 [. 223] sq. Quod nisi declinare solerent (sc. atomi) [ ] Nec foret offensus natus, nec plaga creata Principieis, ita nil unquam [natura] creasset. 2B) Lucret. de rer. nat. II, [284-]286[.288] sqq. Quare in seminibus quoque [idem] fateare necesse est Esse aliam praeter piagas et pondera caussam Motibus, unde haec est olleis innata potestas. ne plageis omnia fiant Externa quasi vi, sed ne mens ipsa necessum Intestinum habeat cuncteis in rebus agendis, Et, devicta quasi, cogatur ferre patique: Id facit exiguum clinamen principiorum.
19) Augustinus Brief 56. 20) Diogenes Laertius X, 128. Tun wir doch alles nur deswegen, damit wir weder Schmerz empfinden noch in Verwirrung leben. 21) Plutarch Beweis, daß man nach Epikur nicht glücklich leben kann S. 1091 .Ähnlich ist auch die Meinung Epikurs, wenn er sagt, das Wesen des Guten entspringe aus der Flucht vom Übel [...]. 22) Clemens Alexandrinus Teppiche II. S.415. [...] Epikur [sagt] aber, auch die Abwesenheit des Schmerzes sei Lust [...]. 23) Seneca Über die Wohltaten IV[,4]. S.699. [Bd.I.] Daher spendet Goü keine Gnaden, sondern in seliger Ruhe verharrend und unbekümmert um uns, abgewandt von der Welt, [...] berühren ihn gute Taten ebensowenig wie Ungerechtigkeiten. 24) Cicero Über die Natur der Götter I, 24 denn du sagtest, keinen Körper habe Gott, sondern einen Quasikörper, kein Blut, sondern Quasiblut. 25) Cicero Über die Natur der Götter I, 38 Welche Speise also oder welche Getränke oder welche Vielfalt an Tönen oder Blumen oder welche Berührungen, welche Gerüche wirst du bei den Göttern verwenden, um sie mit Genüssen zu überschütten? 39 Was ist es denn, warum du sagst, die Götter müßten von den Menschen verehrt werden, da die Götter nicht nur die Menschen nicht verehren, sondern sich überhaupt um nichts kümmern, nichts tun? Aber sie haben ein gewissermaßen außerordentliches und hervorragendes Wesen, daß es durch sich selbst den Weisen reizen muß, sie zu verehren. Aber was kann Außerordentliches in diesem Wesen sein, das sich seines Vergnügens freuend, niemals etwas tun wird, noch tut, noch getan hat? 26) Plutarch Beweis, daß man nach Epikur nicht glücklich leben kann S.[l 100—] 1101. [...] ihre Lehre hebt [...] Furcht und Aberglauben auf, Freude aber und Gunst der Götter gibt sie nicht, sondern sie leiht uns zu ihnen durch Entfernung aller Angstigung und Freude das Verhältnis, das wir zu den hyrkanischen FischenP6^ haben, von denen wir weder Nutzen noch Schaden erwarten. 27) Aristoteles Über den Himmel II, 12. Was das Beste ist, bedarf keiner Handlung, denn es selbst ist der Zweck. 2S) Lucretius Über die Natur der Dinge II, 221 [.223] f. Wichen sie nicht so ab (d.h. die Atome) [ ] Keine Begegnung und Stoß erführen alsdann die Atome, Niemals hätte daher [die Natur] mit der Schöpfung begonnen. 29) Lucretius Über die Natur der Dinge II, [284-]286 [.288] ff. Ebenso mußt du daher [auch] bei den Atomen gestehen, Daß noch ein anderer Grund zur Bewegung, außer den Stößen Und dem Gewichte, besteht, woraus denn bei ihnen die Kraft stammt. daß alles durch Stöße bewirkt wird Gleichsam durch äußre Gewalt; doch daß den Geist in uns selber Nicht ein innerer Zwang bei allen Geschäften behindert, Und er so gleichsam gefesselt zum Dulden und Leiden verdammt sei, Ist der geringen Beugung der Urelemente zu danken.
30) Aristot. decoel. I, 7 [275 b29-31.32-276a 1], EE Se ^ ouvexe? TÖ rräv, dXX', ö?7rep Xiyei A7)[xöxp[,T0? xal Aeüxm7TO?, Siwpiafxiva TÖ xevö, fxEav dvayxatov roivTcov eTvai T/)V XEVT,CTW [...] T?)V Si tpuaiv [...] aÜTÖv elvai (xlav, &qnep av, el xpuaö? exaaTOV etr) xexcopi<r[xevo? [...]. 31) Aristot. de coel. III, 2 [300 b 8-16]. Aiö xal AeuxETtrctü xal Ar)(xoxpET(p, Tot? Xeyouaiv dsl xiveta&ai TA repcora <rö[xaTa ev TCI XEVCÖ xal TÖ dreSpco, XCXTCOV, Ttva XEV7)<TIV xal TE? f; xaTa <püaiv aÜTÖv xEvrjai?. EE ydp öEXXo Ü7t' dcXXou xivetT::i ßEa TÖV (TTOixeEcov, dXXa xal xaTa <püaiv dvayx7) xivd elvai xEvyjaiv exacrTOu, Trap' TJV r) ßEaiö? etm" xal Sei rf]v 7tpCOTTJV xivoücrav, (xf; ßEa xivetv, dXXa xaxd <püatv" el? Ä7reipov ydp elaiv, el [J.'q TI EaTca xaTa <püaiv xivoüv rcpÖTOv, aXX' del TÖ npoTepov ßEa xtvoü[xevov xtv^aei. 32) Diogen. Laert. X, 150. öaa TÖV ^ÖWV (xr) rjSüvaTO amdijxaq TCOieta^c.', Td? ürcep TOÜ (x^) ßXd7TTeiv aXXvjXa, [XY)S4 ßXd7TTe<Ti>ai • 7tpö? xaÜTa ov&h eariv ovde dixaiov, ovde ädixov. ö<TAÜTCO? Se xal TÖV eSvöv oaa (xr; 7)SüvaTO, r; (XT) IßoüXeTO Ta? auv-SHjxa? Troieta&ai, Td? üjrip TOÜ (XV) ßX&rreiv aXX^Xou?, (xr)8e ßXaTCTeoÄai. oüx ?jv xl X«&* eauTÖ SixatoaüvT), dXX' v) ev Tat? (xeT' dXX?)Xcov CTU<TTpo<pat?, xa-9-' öfxiXEa? Br; TTOTE SSei TÖTTOU? auvi)r;xr;v Ttvd jroieta&ai üjrep TOÜ (xr; ßXdnreiv,i) ßXa7rTea&at. 33^1
ZWEITES KAPITEL
Die Qualitäten des Atoms
*) Diogen. Laert. X, 54. IIOI,6TT]? yap jräaa (xeTaßaXXer al Se ÄTO(XOI. oüSev (xeTaßaXXouctiv. Lucret. de rer. nat. II, 861 sqq. Omnia sint a principieis sejuncta, necesse est, Immortalia si volumus subjungere rebus Fundamenta, quibus nitatur summa salutis. 2) (Plutarch.) de plaeit. philosoph. [I. p.235-236 = 1,3 p.877 D. E.]. 'ETrExoupo? etpr; au(xßeßv)xevai [Se] Tot? aöfxaci Tpia TaÜTa- <rx^(xa, [xeyeSo?, ßapo?. A7)[x6xpiTO? [xev ydp [MXsye] Süo' fxeye&o? [Te]xal ax5)(xa' 6 S' 'ErcExoupo? TOÜTOI? xal TPITOV TÖ ßdpo? ere{h)xev dvdyxTf) yap [...] xivetc&ai TD ai&jxaTa T9] TOÜ ßäpou? nXrrn [•••]• Cf.Sext. Empir. advers. Math. [IX.] p.420 [D-E = X,240]. 3) Euseb. Praepar. evang. XIV. p.749 [B-C = XIV. 14, 5 Mr.], 4) Simplic. I.e. p.362 [b 29 = CAG IX p.462, 12-13] T^V Sta<popdv aÜTÖv (sc. dTÖjxcov) xaTa [xeye&o? xal ayri\j.a tiS-CE? (SC. A7)[xöxpi.TO?) [...].
1 Anmerkung 32 und Anmerkungsziffer 33 von Marx nachträglich hinzugefügt. Die Anmerkung 33 blieb ungeschrieben
30) Aristoteles Über den Himmel 1,7. Wenn aber das All nicht zusammenhängend, sondern, wie Demokrit und Leukipp sagen, durch den leeren Raum geteilt ist, muj notwendig alles eine einzige Bewegung haben; [...] ihre Natur aber [...] sei eine einzige, wie Gold, das in Stücke gebrochen ist [...]. 31) Aristoteles Über den Himmel 111,2. Deswegen wäre dem Leukipp und dem Demokrit, die behaupten, immer bewegten sich die ersten Körper im Leeren und im Unendlichen, zu sagen, welcher Art die Bewegung sei und welche die ihrer Natur adäquate Bewegung. Denn wenn jedes der Elemente von dem andern durch Gewalt bewegt wird: so ist es doch notwendig, daß jedes auch eine natürliche Bewegung habe, außer welcher die gewaltsame ist; und diese erste Bewegung muß nicht gewaltsam, sondern natürlich sein. Sonst findet derProgreß ins Unendliche statt, wenn es nicht eine erste natürliche Bewegung gibt, sondern immer nur das früher durch Gewalt Bewegte Bewegung veranlaßt. 3S) Diogenes Laertius X, 150. Für alle Lebewesen, die keine Verträge darüber abschließen konnten, sich gegenseitig nicht zu schaden noch schaden zu lassen, gibt es weder Recht noch Unrecht. Ebenso aber ist es auch bei den Völkern, die die Verträge darüber nicht abschließen konnten oder wollten, sich gegenseitig nicht zu schaden noch schaden zu lassen. Gerechtigkeit ist nicht etwas an sich Seiendes, sondern im gegenseitigen Verkehr, an welchem Ort auch immer, werde ein Vertrag abgeschlossen, sich nicht zu schaden noch schaden zu lassen. 33^1
ZWEITES KAPITEL
Die Qualitäten des Atoms
') Diogenes Laertius X, 54. Denn jede Qualität ist veränderlich; die Atome aber verändern sich nicht. Lucretius Über die Natur der Dinge II, 861 ff. Alles muß sein daher getrennt von den Urelementen, Wenn wir gedenken die Welt auf ewigem Grunde zu bauen, Welcher die sichere Stütze gewährt für das Heil der Gesamtheit. 2) (Plutarch) Über die Lehrsätze der Philosophen [I. S.235-236]. Epikur behauptet den Körpern komme dies Dreifache zu: Gestalt, Größe, Schwerc. Demokrit [nahm] nur zweierlei [an]: Größe und Gestalt; Epikur setzte diesen als Drittes die Schwere hinzu; denn es wäre nötig [...], daß die Körper durch die Wirkung der Schwere bewegt würden [...]. Vgl. Sextus Empiricus Gegen die Mathematiker S. 420. 3) Eusebius Vorbereitung auf das Evangelium XIV. S.749. 4) Simplicius a.a.O. S.362 wobei er (d.h. Demokrit) ihnen (d.h. den Atomen) den Unterschied der Größe und Gestalt zuteilte [...].
1 Anmerkung 32 und Anmerkungsziffer 33 von Marx nachträglich hinzugefügt. Die Anmerkung 33 blieb ungeschrieben
23 Marx/Engels,'Werke, EB I
5) Philopon. ibid. [23-27 = CAGXVI p.398, 13-16.] fxEav [XCVTOI XOIV*]V (püaiv ÜTTOTESTJCJIV (sc. A7][x6xpiT0?) AC&jxaTo? TOI? ax"?|(xaai 7täai" TOÜTOU Se [xopia elvai Ta? dcTofxou? fxeYe&ei xai axW-aTi 8ia9epoüaa? äXXy]Xcov oü fxovov yäp &XXo xai aXXo ay^ixa exouolv> <*XX' [slalv] aÜTcöv ai (xev (xeE^ou?, at 8s eXaTTou?. °) Aristot. de gener. et corrupt. I, 8 [326a 9]. [...] XKETOI ßapÜTepöv (sc. aTOfxov) ye xaTa TTJV ürcepoxV cp-qmv elvai. ') Aristot. de cod. 1,7 [276" 1-2.4-7]. [...] TOÜTCOV 84, xaf}a;rep XeYOfxev, ävaYxaiov elvai TJJV aÜT7)V xlvYjaiv "Qar' OÜTS xoü<pov ärcXcö? oüSev gcrrai TCÖV acofxiTcov, el 7rävT° exei ßäpo?" eE 84 xou<poT7)Ta, oüSev ßapü. "ETI, eE ßocpo? IXCL ^ xoutpoT'/)Ta, edTai r\ EAXATÖV TI TOÜ NAVTO?, ?) fxeaov 8) Ritter Geschichte d. alt. Philosophie. I.T. S.568. Anm. 2. [2. verb. Aufl., 1836. S.602. Anm. 2.] 9) Aristot. Metaphys. Vll (VIII), 2 [1042b 11-15]. A-rjfxöxpiTo? jx4v oüv Tpei? Siatpopä? goixev oEo|xevco elvai. TÖ |x4v yäp ÜTtoxeEfxevov aco|xa TVJV ÜXVJV ev xai TÖ
aÜTÖ, Suwp^pew 84 y] pua|xcö, o ecm oxv)|xa, 7] Tpo7r7), ö 4cm Siai?, v) Sia^iYY), 8 ecrn Tai;i?. 10) Aristot. Metaphys. I, 4 [985b 4-19], Aeüxmiro? Se xai ö eTaipo? aÜT0Ü Ay][xöxpiTo? tjToixeia [x4v TÖ xai TÖ xevöv elvaE 9aai, XEYOVTE? oiov, TÖ fxev ov, TÖ 84 |ji7] ov • TOÜTCOV 84 TO 7tX7]pe? xai TO crrepeöv TÖ ov, TO 84 xevöv ye xai TÖ (xavöv TÖ FXY] ov. Aiö xai oü&ev (xäXXov TÖ OV TOÜ fx-f) OVTO? elvaE 9aai, OTI oü8e
TÖ xevöv TOÜ acü>|xaTo?. A'iTia 84 TCÖV ÖVTCOV TaÜTa, W? ÜX?)V. Kai xa&ärrep oE ev 7roioüvTe? TTJV Ü7toxei^iev7)v oüaEav, Ta &XXa TOI? rcä&eaiv aÜTTj? Yevvüai, TÖ jxavöv
xai TÖ TCUXVÖV äpxä? TiOefxevoi TCÖV 7rafb)|xäTcov' TÖV aÜTÖv Tpörcov xai OUTOI Ta? Sia9opä? aiTia? TCÖV aXXcov elvaE 9aai. TaÜTa? [XEVTOI Tpei? eivai Xeyouai • axi}[xa. TC xaE TA^iv xai fteaiv. Aia9epeiv yap <paai TÖ OV puafxco xai Sia&IYFL xai nportyj [xovov' TOÜTCOV 84 6 |x4v puafxö? AX'^" ecmv, 7) 84 SiaS-IY?) TIXS;I?, 'H Se Tpo^Tj $eai?. Aia9epei yap TÖ fx4v [A] TOÜ N ax^|XATI, TÖ 84 AN TOÜ NA TOT^ei, TÖ 84 Z TOÜ N S-eaei. n) Diogen. Laert. X, 44 FXR|84T COIOTYITCCT iva rcepl T<X? ATÖ|xou? elvai, 7TXT)V AX^IxaTO? xai fieyd&ovg xai ßäpou?' Ilav TC fidye&og fxr] elvai nepl aÜTa?' 0Ü8eK0Te yoüv AT0|X0? 0S9&Y) aEa{Wjaei. 12) Id. X, 56. Uäv 84 (icyeDo? evimäpxov OÜTC xpTjat(x6v e<jTi 7tpö? Ta? TCÖV 7TOIOT7JTCOV 8ia9opä?, a9iXi)aE [TE] äjxeXei xai Ttpö? Y)(xä? öpaTa? äTÖjxou?" 0 oü ftecopeiTai Y'-v6|xevov, oü9-' OKCO? av YevoiTo opa-r/) AT0|X0?, eaTiv e7rivoY)aai. 13) Id. X, 55. 'AXXä JXY)84 Sei vojxE^eiv, Käv ixeyefto? ev Tai? äT0(X0I? ÜKapXeiv 7rapaXXaY<z? Se Tivaq (xeYeS-cöv vo|xiaTeov elvai. 14) Id. X, 59. 'ENEE-riep xai ÖTI |X4YE&O? ^ &TO|XO? xaTa TTJV eVTaü&a ävaXoYiav xaTY)YopY)aa(xev, jxixpöv TI (XOVOV, (xaxpöv exßäXXovTe?. 15) Cf. Id. X, 58. Stob, eclog. phys. I, [13]. p.27 [, 43-45 = I, 10,14 p.127 WJ.
5) Philoponus ebd und zwar eine einzige gemeinsame Natur des Körpers teilt er (d.h. Demokrit) allen Gestalten zu; seine Teile seien die Atome, die sich durch Größe und Gestalt voneinander unterscheiden; sie haben nämlich nicht nur verschiedene Gestalt, sondern die einen von ihnen [sind] größer, die andern kleiner. 6) Aristoteles Vom Werden und Vergehen 1,8. [...] und doch sagt er [d. h. Demokrit], daß es(d.h. das Atom) schwerer sei je nach seinem Größersein. ') Aristoteles Uber den Himmel 1,7. [...] diese müssen also, so wie wir sagen, notwendig dieselbe Bewegung haben So wird keiner der Körper absolut leicht sein, wenn alle Schwere haben; wenn aber alle Leichtigkeit haben, wird keiner schwer sein. Außerdem, wenn sie Schwere haben oder Leichtigkeit, wird es entweder ein Ende des Alls geben oder einen Mittelpunkt 8) Ritter Geschichte der alten Philosophie. I. T. S.568. Anm.2. [2. verb. Aufl., 1836. S.602. Anm.2.] °) Aristoteles Metaphysik VII (VIII), 2. Demokrit setzt drei Unterschiede [der Atome]. Denn der zugrunde liegende Körper sei der Materie nach einer und derselbe; er sei aber auch unterschieden durch die Bewegungsfolge, das die Gestalt, durch die Richtung, das die Lage, oder durch die Berührung, das die Ordnung bedeutet. 10) Aristoteles Metaphysik 1,4. Leukipp aber und sein Genosse Demokrit sagen, die Elemente seien das Volle und das Leere, und betrachten sie als das Seiende und das Nichtseiende: das Volle und Körperliche nämlich als das Seiende, das Leere aber und Hohle als das Nichtseiende. Deshalb sagen sie auch, daß das Seiende um nichts mehr existiere als das Nichtseiende, weil nämlich der Körper um nichts mehr existiere als das Leere. Diese seien Grund des Seienden als Materie. Wie nun diejenigen, die eine einzige Grundsubstanz setzen, das andere aus deren Affektionen erzeugen, indem sie das Dünne und das Dichte als Prinzipien der Qualitäten unterstellen: auf dieselbe Weise lehren auch jene, daß die Unterschiede der Atome Ursachen des andern seien. Solche Unterschiede aber, sagen sie, gebe es drei: Gestalt, Ordnung und Lage. Denn das zum Grunde liegende Sein unterscheide sich allein durch Bewegungsfolge, Berührung und Richtung; von diesen aber ist Bewegungsfolge - Gestalt, Berührung - Ordnung und Richtung - Lage. Es unterscheide sich nämlich [A] von N durch die Gestalt, AN von NA durch die Ordnung, 2 von N durch die Lage. 11) Diogenes Laertius X, 44 die Atome besäßen auch keine Qualität außer Gestalt, Größe und Schwere; Auch hätten sie nicht jede beliebige Größe. Wenigstens wurde noch niemals ein Atom durch Sinneswahrnehmung erschaut. 12) Ders. X, 56. Daß aber jede Größe bei ihnen vorkommt, ist nicht nötig für die Unterschiede in den Qualitäten; sicherlich würden dann auch schon für uns sichtbare Atome vorgekommen sein. Man sieht aber nicht, daß dies geschieht, und es ist auch nicht vorstellbar, wie ein sichtbares Atom entstehen könnte. ,3) Ders. X, 55. Ferner darf man nicht glauben, daß jede Größe unter den Atomen vertreten sei aber einige Größenwechsel muß man annehmen. 14) Ders. X, 59. Haben wir doch auch nach dieser Analogie behauptet, daß das Atom Größe hat, aber nur eine kleine, indem wir das Große ausschließen. ,ä) Vgl. Ders. X, 58. Stobäus Physische Eklogen I. S.27.
16) Epicuri fragm. (de nat. II et XI) coli, a Rosinio, ed. Orelli. p.26. ") Euseb. Praepar.eVang.XIV.p.773 [A-B] (ed.Paris.)[=XIV,23,3Mr.], TOOOÜTOV Se Sie<ptdvv)aav, öoov o (sc. 'ETnxoupo?) |i.iv iAdylaiaq Ttdcra? xal 8id TOÜTO aveTtaicrS-^TOu?, 6 Si AY)[x6xpiTo? xai |j.ey£aTa<; elvai Tiva? dTÖpLou? ÜTCÖ.aßev. 18) Stob, eclog. phys. I, 17 [. p.33. 6. 8-9 = I, 14, lf p. 142. 143 WJ. AY^OXPITO? [...] ye 9Tf)ai SuvaTov elvai xoajuaia? ÜTtapxei? aTop.ov. Cf. (Plutarch.) de placit. philosoph. I. p.235 sq. [= I, 3 p.877 D-F], 10) Aristot. de gener. et corrupf.1,8 [325a30], [...] äopaxaSiä aaixpo-r/jTaTÖVoyxcov. 20) Euseb. Praepar. eüang. XIV. p.749 [A. B = XIV, 14, 5 Mr.], AW.6XPITO<; apx.d? TOJV ÖVTCOV aöfxaTa a-ropa Xoyco [...] öecop-qTd [...]. Cf. (Plutarch.) de placit. philosoph. I. p.235 sq. [= I, 3 p.877 D-F]. 21) Diogen. Laert. X, 54. Kai FR/jv xai Td? ATOPIOU?, VO[U<JT£OV, [x7)Se[xiav TCOIOTTjTa TÖV (paivofxevcov npoqylpEaöca, 7IX-J]v ax^ßarog xai ßapou? xai pieyeS-oui;, xai oaa tZ, dvayxy)? ayri/uarog aufJ/puyj eaxiv. Cf. § 44. 22) Id. X, 42. lipo? Te TOÜTOI? XCT DTTOFXA d7tepEXn]7ITD ea TI XAI? Sia<popat? TÖV AXTJFJ.ATTOV1 [...]. 23) Id. ib Tai? Si Sia9opai? oüx drcXö? aroipoi, dXXa [xovov d7repiXy)7rTOi. 21) Lucret. II, 513 sq. fateare, necesse est,
Materiam quoque finiteis differre (igureis. Euseb. Praepar. evang.XW. p. 749 [C = XIV, 14,5 Mr.]. [...] •Emxoupo? elvai ™ AX^lt^aTa aüxöv &T<5[JL<OV irepiXTiiTTd, oüx feeipa [...]. Cf. (Plutarch.) de placit. philosoph. I.e. [= 1,3 p. 877 E-F]. 25) Diogen. Laert. X, 42. Kai xa-9' exdaT7)v Si ox^M-äTimv ärcXö? axeipol eiaiv &zoy.oi Lucret. de rer. nai. I.e. 525 sqq. etenim distantia quom sit Formarum finita, necesse est, quae similes sint, Esse infinitas, aut summam materiai Finitam constare, id quod non esse probavi. 20) Aristot. de coel. III, 4 [303 a3~5. 10-15]. dXXd (r/jv oüS', ö? eTepot Tive? Xeyouai, olov Aeüxi7r7ro? Te xal Av^oxpiTo? 6 'AßSvjpt-n)?, eöXoya Td au|xßaivovTa xal rrpö? TOÜTOI?, eral Siacplpei. Ta aö[xaTa ayrniaaiv, äcTteipa Se Ta ayrnJ-OLia, öbreipa xai Td drcXä aa>|jtara <paaiv elvai. IIoiov Se xal ri exdaxou TÖ cryyjßtx TÖV ATOIXELTOV, oüSiv eruSiöpiaav, aXXd (xovov TÖ nupl T})V (J9AIPAV a7teScoxav, d£pa Si xal Td aXXa Philopon. I.e. [25-26 = CAGXVI p.398, 15.] Oü |J.6VQV [...] ÄXXo xal äXXo ayrjij.o. eyoumv 2') Lucret. de rer. nat. I.e. 479 sqq. [491-492.495-497.]
16) Epikurs Fragmente (Uber die Natur II und XI) gesammelt von Rosini, hrsg. von Orelli. S.26. ") Eusebius Vorbereitung auf das Evangelium XIV. S.773 (Pariser Ausg.). Sie waren aber insofern verschiedener Meinung, als der eine (d.h. Epikur) annahm, alle Atome seien unendlich klein und darum nicht wahrnehmbar, Demokrit aber, es gebe auch einige sehr große Atome. 1S) Stobäus Physische Ekiogen I, 17. Demokrit sagt sogar es sei ein Atom von Weltgröße möglich. Vgl. (Plutarch) Üb er die Lehrsätze der Philosophen I. S.235 f. 19) Aristoteles Vom Werden und Vergehen I, 8. [...] unsichtbar wegen der Kleinheit der Ausdehnung. 20) Eusebius Vorbereitung auf das Evangelium XIV. S.749. Demokrit [unterstellte] als Prinzipien der Dinge unteilbare, [...] durch die Vernunft anschaubare Körper [...]. Vgl. (Plutarch) Über die Lehrsätze der Philosophen I. S.235 f. 21) Diogenes Laertius X, 54. Ferner muß man annehmen, daß die Atome keine Qualität der Erscheinungswelt besitzen außer Gestalt, Schwere und Größe und was notwendigerweise mit der Gestalt verbunden ist. Vgl. § 44. 2S) Ders. X, 42. Zudem sind die Atome in ihren Gestaltunterschieden unbestimmbar [...]. 23) Ders. ebd allein in ihren Unterschieden sind sie nicht absolut unendlich, sondern nur unbestimmbar. 24) Lucretius II,513f. mußt du gestehen, Daß auch im Urstoff nicht sind unendlich verschiedene Formen. Eusebius Vorbereitung auf das EvangcliumXW, S. 749. [...] Epikur [sagt...] die Gestalten der Atome seien bestimmt und nicht unendlich [...]. Vgl. (Plutarch) Über die Lehrsätze der Philosophen a.a.O. 25) Diogenes Laertius X, 42. Und für jede Gestaltenbildung sind die Atome absolut unendlich Lucretius Über die Natur der Dinge a.a.O. 525ff. da der Gestalten Unterschiede begrenzt sind, so muß entweder die Anzahl Derer, die ähnlich sind, unendlich sein, oder der Urstoff Wäre im ganzen begrenzt, was oben als nichtig erwiesen. 26) Aristoteles Über den Himmel III, 4. Nun ist aber auch das Ergebnis, wie es andere formulieren, z.B. Leukipp und der Abderite Demokrit, nicht wahrscheinlich und außerdem sagen sie, da die Körper sich durch die Gestalt unterschieden, die Zahl der Gestalten aber unendlich sei, sei auch die Zahl der einfachen Körper unendlich. Wie beschaffen aber und welches die Gestalt jedes Elements ist, haben sie nicht genauer angegeben, sondern nur dem Feuer die Kugelgestalt zugeteilt; Luft aber und Wasser und das übrige
Philoponus a.a.O. Sie haben [...] nicht nur ganz verschiedene Gestalt 2?) Lucretius Über die Natur der Dinge a.a.O. 479ff. [491-492. 495-497],
primordia rerum Finita variare figurarum ratione. Quod si non ita sit, rursum jam semina quaedam Esse infinito debebunt corporis auctu. Nam quod eadem una quojusvis in brevitate Corporis, inter se multurn variare figurae Non possunt [ ] si forte voles variare figuras, Addendum parteis alias erit [ ] Ergo formarum novitatem corporis augmen Subsequitur: quare non est, ut credere possis, Esse infiniteis distantia semina formeis. 2S) Cf. Not. 25. 8S) Diogen. Laert. X, 44 et 54. 30) Brucken Imtit. histor. phil. [1747.] p.224. 31) Lucret. de rer. nat. I, 1051 [sq. = 1052 sq. Diels], Illud in heis rebus longe fuge credere, Memmi, In medium summae, quod dicunt, omnia niti. 32) Diogen, Laert. X, 43 xai EaoxA/TÖ? aüxä? xiveiaSaL, TOU xevoü xrjv I^tv öjxoEav roxpe^ofievou xai xrj xoutpoxäxT) xai xfl ßapuxäxfl si? xöv atwva. Gl. Kai (jtJjv xai tooxaxei? ävayxaiov xa? äxö|jiou? slvat, öxav Siä xoü xevoü sE^fpepcüvxat, jxrjSevö? ävxtx67rxovxo?. Oüxe yäp xä ßapea -&äxxov oEa-&r|aexa!. xcov (Aixpüv xai xoü<p<ov, öxav ye Si) |J17]84V dtTtavxä aüxot?- oüxe xä |jtixpä xcov [xeyctXtov, Ttävxa TOpov aü(X[xexpov S^ovxa, öxav (XTjflev [xvjSe exeEvot.? ävxixÖTtXY). Lucret. de rer. nat. II, 235 sqq. At contra nulli [ ] inane potest vacuum subsistere rei, Quin, [ ] quapropter debent per inane quietum Aeque, ponderibus non acqueis, concita ferri. 33) Vergl. Kap.3. 31) Feuerbachs Geschichte d. neuern Philosophie. [1833. Belegstellen aus] Gassendi I.e. [p.] XXXIII, [nr.] 7. Epicurus, tametsi forte de hac experientia nunquam cogitarit, ratione [tarnen] duetus, illud censuit de atomis, quod experientia nos nuper doeuit, scilicet ut corpora omnia, [...] tametsi sint [tam] pondere, quam mole summe inaequalia, aequivelocia tarnen sunt, quum superne deorsum cadunt, sie ille censuit, atomos omnes, licet sint magnitudine gravitateque [summe] inaequales, esse nihilominus inter se ipso suo motu aequiveloces.
die Urelemente der Dinge Nur in begrenzter Zahl die Gestalten vermögen zu ändern. Denn sonst müßten auch wieder gewisse Atome sich finden, Die endloser Vergrößrung des Körpers sich fähig erwiesen. Nämlich die Kleinheit des Stoffs, die für jedes Atom ist dieselbe, Hindert, daß gar zu viel voneinander verschiedne Gestalten Können entstehen [ ••••] Mußt du doch endlich noch andre Partikeln den übrigen zutun, Wenn du noch weiter die Formen zu ändern wünschest [ ] So wird Körpervergrößrung die Folge der neuen Gestaltung. Deshalb ist es unmöglich erlaubt, sich die Meinung zu bilden, Unsre Atome besäßen unendlich verschiedne Gestalten.
2«) Vgl. Note 25. ä9) Diogenes Laertius X, 44 und 54. 3°) Brucker Institutionen der Geschichte der Philosophie, [lat. 1747.] S.224. 31) Lucretius Uber die Natur der Dinge I, 1051 [fl. Hierbei, o Memmius, mußt du dem Glauben von Grund aus entsagen. Daß nach der Mitte der Welt—so redet man—alles sich dränge. 32) Diogenes Laertius X, 43 sie bewegen sich auch gleich schnell, da der leere Raum die gleiche Bewegung sowohl dem leichtesten wie dem schwersten für ewige Zeit ermöglicht. 61. Ferner müssen die Atome auch gleich schnell sein, wenn sie sich durch den leeren Raum bewegen, ohne auf Widerstand zu treffen. Denn weder werden die schweren sich schneller bewegen als die kleinen und leichten, wenn ihnen nichts entgegenkommt, noch die kleinen schneller als die großen, da alle eine gleichmäßige Bahn haben, wenn ihnen nichts entgegentritt. Lucretius Uber die Natur der Dinge II, 235 ff. Dahingegen vermöchte das Leere sich niemals [...] Wider irgendein Ding als Halt entgegenzustellen, Ja, [ ] Deshalb müssen die Körper mit gleicher Geschwindigkeit [...] Trotz ungleichem Gewicht durch das ruhende Leere sich stürzen. 33) Vergl. Kan 3 34) Feuerbi chsG schichted.neuernPhilosophie. [1833.Belegstellen aus] Gassendi a.a.O. [S.] XXXllI, [Nr.] 7. Epikur gelangte, obgleich er vielleicht über diese Erfahrung niemals nachgedacht hat, [dennoch] durch Vernunft geleitet, über die Atome zu jener Meinung, die die Erfahrung uns kürzlich gelehrt hat, nämlich, daß alle Körper [...], obgleich sie [sowohl] an Gewicht wie an Last höchst verschieden sind, dennoch gleich schnell sind, wenn sie von oben nach unten fallen, so war er der Meinung, daß alle Atome, mögen sie auch an Größe und Schwere [höchst] verschieden sein, nichtsdestoweniger unter sich selbst durch ihre Bewegung gleich schnell sind.
DRITTES KAPITEL
"Axojxoi aq%ai und mofiu axoi'/ßla
]) 'A[LET:oyc/. xevoü [Stob, eclog. phys. I, 13. p.27, 41. 45 = I, 10, 14 p. 127 W.] heißt durchaus nicht „erfüllen keinen Raum", sondern „sind unteilhaftig des Leeren" ; es ist dasselbe, als wenn anderswo bei Diogenes Laertius X, 58] gesagt wird: StaXet^tv Se fxevöv oüx e/oucrtv. Ebenso ist dieser Ausdruck zu erklären (Plutarch.) de placit. philosoph. Lp. 236 [ = 1,3 p. 877 F] und Simplicius p.405. 2) Auch dies ist falsche Konsequenz. Was nicht im Raum geteilt werden kann, ist deswegen nicht außerhalb des Raums und ohne räumliche Beziehung. 3) Schaubach I.e. p. [549-]550. 4) D'ogen. Laert. X, 44. 5) Id. X, 67. [...] x»!}' sauxö Se oüx 'iazi vo/jaai xo äawfiarov, 7TXy)V ETII XOÜ
HEVOV. 6) Id. X, 39, 40 und 41. ') Id. VII, [c.] 1 [.§ 134], Atatpepetv Se <paaiv (sc. Sxcoi'xol) äpxä? xai axor/eta' xä? (xev yäp elvai äysvviqxou«; xai äcp-Oäpxou?, xä Se axoiyeta xaxä T7;V EX7tüpoaiv tpOeipeaftat. 8) Aristot. Metaphys. IV [(V)], 1 u.3 [1012b 34-1013" 23 u. 1014» 26-1014»' 15]. 8) Cf. I.e. 10) Aristot. I.e. 3 [1014° 31-34. 1014t 5_6], 'O(xol<o<; 84 xai xä xöv aco|xäxcov axoi'/eia >.4youaiv ol X4yovxsi;, sl? a Siaipsixat1 xä ati>[xaxa Soxaxa, sxsiva 84 |xrjxsx' sl? äXXa sESsi 8iaq>£povxa ac!>[xaxa Aiö xai xö (xixpöv xai ärcXoüv xai äSialpsxov OXOIXEIOV2 Xsysxai. ») Aristot. Metaphys. 1,4 [985 b 4-6]. 12) Diogen. Laert. X,54. Plutarch.Colot. p. 1110[F.c.8]. [...] xaüxa xeov 'Emxoüpou Soyjxäxcov oüxcoi; ayiopiazä 4axtv, oj? xö ox5j(xa xai xö ßäpo? aüxol (sc. 'E^ixoüpsioi) x5)<; äxöfxou X4youaiv. ") Sext. Empir. advers. Math. [IX.] p.420 [D-E = X, 240]. ") Euseb. Praepar. evang. XIV. p.773 [A-B = XIV, 23, 3 Mr.], [...] 'Emxoupo? äve-nra'.aOrjXou? (äxö(xou<;) P.749 [C = XIV, 14, 5 Mr.]. [...] tSia 8s i'xsiv (sc. äx6(xou<;) ax^JJ-axa Xöyo) &scop7]xä. ") (Plutarch.) de placit. philosoph. I. p.246[= I, 7p.882 A]. [...] ö 8' aüxö? (sc. 'E7tlxoupo<;) ÄXXa? x£aaapa<; <püosi<; xaxä y£vo? ätp&äpxoui; xä^Se' xä <txo[xa, xö xsvöv, xö ärcstpov, xä? ö|X0i6r/]Ta<;- aüxai 8s [X4yovxai] Ö|x0i0(xspsiat xai axor/eia. P. 249 [= I, 12 p.883 A]. 'Emxoupo? 8s ä7T£ptXr/7rxa slvai xä acj(xaxa, xai xä 7rpüxa 84 a7cXä, xä 8' 45 EXEIVUV ouyxpt(xaxa Ttävxa ßäpoc, tyzv-i [...].
DRITTES KAPITEL
"Arofioi UQ'/JII1 und UTO/M AROI^eia?
'A[JL£T07_A XEVOÜ3 [Stobäus Physische Eklogen I, S.306] heißt durchaus nicht „erfüllen keinen Raum", sondern „sind unteilhaftig des Leeren"; es ist dasselbe, als wenn anderswo bei Diogenes Laertius gesagt wird: 8iaXenJ'iv Se (jiEpwv oüx e'/ouciv1. Ebenso ist dieser Ausdruck zu erklären (Plutarch) Über die Lehrsätze der Philosophen I. S. 236 und SimpliciusS.405. 2) Auch dies ist falsche Konsequenz. Was nicht im Raum geteilt werden kann, ist deswegen nicht außerhalb des Raums und ohne räumliche Beziehung. 3) Schaubach a.a.O. S.[549-]550. ') Diogenes Laertius X, 44. 5) Ders. X, 67. [...] das Unkörperliche denkt die Vorstellung nicht; ihre Vorstellung davon ist das Leere. 6) Ders. X, 39, 40 und 41.
') Ders. VII, [Kap.] 1 [.§ 134].Sie (d.h.die Stoiker) machen aber einen Unterschied
zwischen Anfängen und Elementen; denn die ersteren seien unerschaffen und un
vergänglich, die Elemente dagegen würden durch den Weltbrand zerstört. 8) Aristoteles Metaphysik IV [(V)], 1 u. 3. ")Vgl. a.a.O. 10) Aristoteles a.a.O. 3. Ebenso spricht man aber auch von Elementen der Körper,
in welche die Körper als letzte Teile zerlegt werden, wobei jene aber nicht mehr in
andere der Gestalt nach verschiedene Körper zerlegt werden können Deshalb wird
auch das Kleine, Einfache und Unteilbare Element genannt. ") Aristoteles Metaphysik I, 4. 12) Diogenes Laertius X, 54. Plutarch Kolotes S.l 110. [...]daß dies mit den Lehren des Epikur ebenso untrennbar verbunden ist wie nach ihrer eignen (d.h. der Epikureer) Aussage die
Gestalt und die Schwere mit dem Atom. 13) Sextus Empiricus Gegen die Mathematiker S.420. H) Eusebius Vorbereitung auf das Evangelium XIV. S. 773. [...] Epikur [nahm an,] sie (die Atome) [seien...] nicht wahrnehmbar S.749. [...] aber sie (d.h. die
Atome) haben eigene durch die Vernunft anschaubare Gestalt. 15) (Plutarch) Über dieLehrsätze der Philosophen I.S.246. [...] derselbe (d. h. Epikur) [nimmt an] folgende vier der Art nach unzerstörbare Substanzen: die Atome,
das Leere, das Unendliche und die gleichartigen Teilchen. Diese aber [werden]
Homöomerien und Elemente [genannt]. S.249. Epikur aber [nimmt an], die Körper
seien unbegrenzt; die ersten seien einfach, die aus ihnen gebildeten Zusammensetzun
gen aber hätten alle Schwere [...].
1 (Atomoi archai) Unteilbare Anfänge - 2 (atoma stoicheia) unteilbare Elemente
Stob, eclog. phys. I [, 25]. p.52 [, 26.32-33 = 1,22,3* p. 199 W.]. MviTpoSopoc, 6 y.afb]YR(T7]<; 'Emxoüpou, [...] aiTia Se rj TOI al ATOFXOI xai Ta aToiysia. [I,] 3. P.5 [, 42. 45-47 = I, 1, 29bp.38 W.]. 'Eruxoupoc Teaaapai; cpuasic, xaTa yevo? aq)i>äpTOUf; Ta^Se- Ta ÄTOFXA, TÖ xevöv, TÖ aTrsipov, Ta? öluol6T7]Ta(;• aÖTai Se XeyovTai öjxoiofxepeiai1 xai aToiyeia. 16) Cf. I.e. [l;)l Cic. Je/in. 1,6 [,21], [...] quae sequitur atomi inane infinitio ipsa, quam arteipiav vocant [...]. Diogen. Laert. X, 41. 'AXXa jrrjv xai TÖ TTÖCV ämipöv ecra. ..... Kai JJL^V xal T(O 7rXvjöei TÖiv ACOFIATCOV &nzipov ecm TÖ KÄV, xal TCÖ fxeyeftei TOÜ xevoü. !8) Plutarch. Colot. p. 1114 [B.c. 13]. "Opa [iiv ol'ac [ÜKOTi&ea&e] r.poc2 yeveaiv äpyig, äneip[av xai xevov tov TÖ |J.ev cOTpaxTov, ärcafte?, dacöfxaTOV VJ Se OCTAXTO;, aXoyo<;, d7repiX7]7TTO(;, aÜT7;v ävaXüouaa xai TapaTTOuaa, TCÖ pw] xpaxeiaöm, [j.Y]Se öpii^ea^ai Sia -X-JjJ>O<;. 10) Simplic. I.e. p.488 [" 18-22 - CAG VII p.295, 1-5], 20) (Plutarch.) de placit. philosoph. [I.] p.239[ I,5p.879B.C].MrJrp6S«po; Se (prtaiv OTI S'äroipoi; xaTa TÖ TrXyj&oc;, SyjXov ex TOÜ dcTteipa Ta aiTia elvai aiTia Se, •äjTOi al aTOfXOl 7] Ta aTOixeia. Stob, eclog.phys. I [, 25], p.52~[,26.32-33 = 1,22,3= p. 199 W.l.M-oTpiScopo,;, 6 xa&^YRJT^c 'Emxoüpou, [...] aiTia Se vj TOI al 6CTO[XOI xai Ta SToi^eia. 21) Lucret. de rer. nat. I, 820 sq. Namque eadem coelum, mare, terras, flumina, solem Constituunt, eadem fruges, arbusta, animanteis. Diogen. Laert. X, 39. Kai fr)]v xai TÖ Tcäv äsl TOIOÜTOV 9jv, olov vüv eaTi, xai del TOIOÜTOV eoTai. OuSev ydp eaTiv, ziq o jjieTaßdXXei. Ilapd ydp TÖ Ttäv oüO-ev eaTiv, ei? o av el<;eX-S>öv aÜTÖ TYJV jxeTaßoX^v Troi^aaiTo. ..... Tö TTSV ecTtv aeöfia 41. TaÜTa Se eaTiv aTojxa xal djxeTdcßXrjTa, emep jri) [ilXXei TiavTa ei? TÖ FR/] Sv (PI}ap7)aea{)ai' dXX' LAXÜOVTA Ü7ROFJ.eveiv ev TAI? SiaXüaeai TCÖV auyxplaecov,T CXrjpriT YJV (piiaiv ovxa xal oüx fr/ov-a, OTti] 7) OTTCO? SiaXu^YjaeTai. 28) Diogen. Laert. X, 73 xal 7rdXiv SiaXüeaOai TravTa, Ta fxev -O-ÖCTTOV, Ta Se ßpaSÜTepoV xal TA jiev 6TTÖ [TÖV] TOICÖVSC, Ta Se ÜTTÖ ToiüvSe TOÜTO IRÄCXOVTA. 74 [recogn. Long 73]. AyjXov oöv, oi? xal tpS-apTOÜ? 9-qai [sc. 'ETaxoupo?] TOU; xoajj-oui;, jjLexaßaXXövTwv TCÖV [xepcöv. Lucret. V, 109 sq. [= 108 sq. Diels.] Et ratio potius, quam res persuadeat ipsa, Succidere horrisono posse omnia victa fragore. Id. V, 374 [sqq. = 373 sqq. Diels.] Haud igitur leti praeclusa est janua coelo,
1 In der Handschrift: 6[J.oio;.iepsiai XeyovTai - 2 in der Handschrift: "O c?y.<j.ev O-JV
Stobäus Physische Ekiogen I. S.52. Metrodor, der Lebrer des Epikur, [sagt ...] die Ursachen aber seien die Atome und die Elemente. S. 5. Epikur [nimmt an ] vier der Art nach unzerstörbare Substanzen: die Atome, das Leere, das Unendliche und die gleichartigen Teilchen; diese aber werden Homöomerien und Elemente genannt. 16) Vgl. a.a.O. [17)] Cicero Vom höchsten Gut und Übel 1,6. [...] das, welchem er folgt die Atome, das Leere die Unendlichkeit selbst, die sie [d.h. die Epikureer] ircEipf.oL1 nennen [...]. DiogenesLaertiusX, 41. Und ferner ist das All auch unendlich Und zwar ist das All unendlich durch die Vielheit der Körper, durch die Größe des Leeren. 18) Plutarch Kolotes S. 1114. Sieh doch, welche Prinzipien [ihr] für das Werden [voraussetzt], Unendlichkeit und Leere; davon ist diese inaktiv, empfindungslos und körperlos; jene aber ohne Ordnung, ohne Vernunft, nicht faßbar, sich selbst auflösend und verwirrend, weil sie wegen ihrer Menge weder bewältigt noch begrenzt werden kann. 19) Simplicius a.a.O. S.488. 20) (Plutarch) Uber die Lehrsätze der Philosophen[ I.] S. 239. Metrodor aber sagt daß die Zahl der Welten unendlich sei, sei daraus zu ersehn, daß die Zahl der Ursachen unendlich sei Die Ursachen aber seien die Atome oder die Elemente. Stobäus Physische Ekiogen I. S.52. Metrodor, der Lehrer des Epikur, [sagt ...] die Ursachen aber seien die Atome und die Elemente. 21) Lucretius Über die Natur der Dinge I, 820f. Denn dieselbigen Stoffe begründen ja Himmel und Erde, Meer und Ströme und Sonne wie Korn, Obst, lebendes Wesen. Diogenes Laertius X, 39. Und auch das All war immer so, wie es jetzt ist, und wird immer so sein. Denn es gibt nichts, wohinein es sich verwandeln kann. Denn außer dem All gibt es nichts, wohinein es eindringen und dadurch verändert werden könnte Das All ist Körper 41. Diese aber sind unteilbar und unveränderlich, wenn nicht alles in das Nichts vergehen soll; sondern sie bleiben bei den Auflösungen der Verbindungen unberührt im vollen Besitz ihrer Natur und bieten nichts, worin oder wie sie sich auflösen könnten. 22) Diogenes Laertius X, 73 und alles löst sich wieder auf, das eine schneller, das andre langsamer; wobei dies dem einen durch dieses, dem andern durch jenes widerfährt. 74. Daraus erhellt, daß er [d.h. Epikur] die Welten auch für vergänglich erklärt, da sich ihre Teile verändern. Lucretius V, 109 f. Möge uns mehr die Vernunft als das eigne Erlebnis belehren, Daß auch die Welt zugrunde kann gehn in klirrendem Einsturz. Ders. V. 374 [ff.] So ist weder dem Himmel die Pforte des Todes verschlossen
Nec soli terraeque neque alteis aequoris undeis; Sed patet immani, et vasto respectat hiatu. 23) Simplic. I.e. p.425. 24) Lucret. II, 796. [...]neque in lucem exsistunt primordia rerum.
VIERTES KAPITEL
Die Zeit
') Aristot. Phys. VIII, 1 [251b 15-17], Kai Stä TOÜTO AvjfxoxptTo? TE [SEIXVUOTV] cb? äSüvaTov 7rävTa yeyovevai' TÖV yäp xpövov äyevvrjTov elvai. 2) Simplic. I.e. p.426[b 15-17 = CAGX, p. 1153, 22-24]. '0 piv™. Av^öxptTo? OÜTCO? äiSiov ininziGTO elvai TÖV xpövov, ÖTI ßouXojxevo? 8eti;ai, (J/)]r cävTay evv7]Tä, «? evapyel TÜ TÖV xpövov t") yeyovEvai. TCp0?expv)aaT0. 3) Lucret! 1,460 sqq. [= 459.462-463 Diels.] Tempus [item] per se non est, [ ] Nec per se quemquam tempus sentire, fatendum est Semotum ab rerum motu, placidaque quiete. Id. 1, 480 sqq. [= 479 sqq. Diels.] Non ita, utei corpus per se constare neque esse [sc. res gestas]: Nec ratione cluere eadem, qua constat inane, Sed magis ut merito possis eventa vocare Corporis atque loci [ ] Sext. Empir. advers. Math. [IX.] p.420 [C = X, 238; vgl. p.417 D = X, 219] nennt Epikur die Zeit aü|j.7TTco|j.a au|j.7rTco|j.äTcov. Stob, cclog. phys. I[, 11. P.] 19 [,46-47 = 1,8,40b p. 103 W.]. [...] 'Erclxoupo? (nennt die Zeit) <jü;j.7rrco|j.a, TOÜTO 8' CCTTIT CapaxoXoüibjnax iv^aeoiv. 4) Diogen. Laert. X, 72. Kai j|.7]V xai TÖSe ye Set irpocxaTavcv)aai aepoSpcö? • TÖV yap Sij xpövov oü £v)T7]Teov, to?rop xai Tä Xomä, öaa EV üttoxeih^vcj) ^rjToüjXEV, äväyovTs? im Ta? ßXsTCOjjiva? Kap' vjpiTv aÜTot? 7tpoX7)i];Ei?" äXX* aÜTÖ TÖ Ev^pyrjjjia1, xa-9-' 6 TÖV tcqXÜV Y] öXlyov xpövov äva<pcovoü[j.sv, auyysvtxcö? TOÜTO TTEpiepspovTE?, ävaXoytOTEOv. Kai OÜTE SiaXsxTou?, co? ßsXwju? [xeTaXrjTTT^ov, äXX' aÜTat? Tai? ÜTrapxoüctat? xaT' aÜTOÜ /pr;aT£ov • OÜTE &aa6 TI xa-9-' eauToü xaTYiyopTjT^ov, <b? T7)V aÜT7)V oüalav EXOVTO? TCO ISlCOpLaTl TOÜTCO" (xai yäp TOÜTO 7raiOÜ<7!. TIV£?) äXXä (J.ÖVOV co? <ju(ATrX£xo(i£V TÖ i'Stov TOÜTCO xai TtapajxeTpoüfAsv, jiäXiaTa iniXoyiaTEOV. 73. Kai yäp TOÜTO oüx ä7to8Eii;£co? irpo^SeiTat., ÄXX' £7N.XOYIOJJioü- ÖTC. Tai? r)[jipai?. xai Tat? vu^l ctu[atcXEXO[j.EV xpövov, xai TOI? TOÜTCOV [AEpEcsiv. 'fl?aÜTco?
Noch der Sonne, der Erde, den tiefen Gewässern des Meeres,
Sondern sie lauert darauf mit gewaltig geöffnetem Rachen.
") Simplicius a.a.O. S.425. ") Lucretius II, 796. [...] die Grundelemente doch stets sich dem Lichte entziehen.
VIERTES KAPITEL
Die Zeit
J) Aristoteles Physik VIII, 1. Und darum [lehrt] Demokrit, es sei unmöglich, daß das All einen Anfang habe; denn die Zeit sei ohne Anfang. 2) Simplicius a.a.O. S.426. Indes war Demokrit derart davon überzeugt, die
Zeit sei ewig, daß er, in dem Wunsche zu beweisen, daß nicht alles einen Ursprung
habe, als erwiesen ansah, daß die Zeit keinen Ursprung habe. 3) Lucretius I, 460 ff. [Auch] ist die Zeit kein Ding an sich, [
] Niemand kann ja die Zeit an sich mit den Sinnen erfassen,
Ganz von der Dinge Bewegung getrennt, in friedlicher Ruhe. Ders. I, 480ff. Nicht auf sich selber beruhn und nicht wie die Körper bestehen,
Noch auch so wie das Leere besondre Benennung verdienen [d.h. die
Geschehnisse],
Sondern nur so, daß man richtig vielmehr von „Ereignissen" redet,
Die an den Körper und Ort [ ] sind gebunden. Sextus Empiricus Gegen die Mathematiker S.420 nennt Epikur die Zeit Akzidens der Akzidenzien. Stobäus Physische Eklogen I. [S.] 19. [...] Epikur (nennt die Zeit) ein Akzidens, d.h. eine Begleiterin der Bewegungen. 4) Diogenes Laertius X, 72. Ferner muß man auch dies genau bedenken; die Zeit ist
nämlich nicht zu untersuchen wie die übrigen Dinge, die wir an dem ihnen Zu
grundeliegenden untersuchen, indem wir sie auf die bei uns selbst gesehenen Vor
stellungen beziehen; sondern die Wirksamkeit selbst ist festzuhalten, nach welcher
wir die Zeit lang oder kurz nennen, indem wir diese Begriffe als verwandt gebrauchen.
Und man darf weder neue Bezeichnungen einführen, als wären sie besser, sondern muß
die dafür vorhandenen gebrauchen; noch darf man etwas anderes von sich aus aussagen,
als habe es dasselbe Wesen wie dieses Idiom (denn auch dies tun einige), sondern nur,
wie wir das diesem Eigne verbinden und messen, ist hauptsächlich zu überlegen. 73.
Denn auch das bedarf keines Beweises, sondern nur der Überlegung, daß wir mit
den Tagen und Nächten und deren Teilen die Zeit verbinden. Ebenso aber geschieht es
84 xal TOI? 7cä9eai xai Tai? dmaöeiai? xai xiv^aeai xai aTaaeaiv iSiöv TI aüfj,7rrc.)(jia 7repl TaÜTa 7taXtv aÜTÖ TOÜTO evvoüvTe? xa8-o xpovov övofiä^ofxev. (Drjoi 84 xai ev Trj ß' TOÜTO 7cept cpüaeco?, xai ev Tfl fxeydXtt E7tiT0[i^. 5) Lucret. de rer. nat. I.e. Sext. Empir. advers. Math. [IX.] p.420 sq. [420 C. D-E. 421 A. C = X, 238. 240.241.244]. [...] crü[A7rrco[xaau[X7tTco[xaTcov [...]. o&ev xai e7reiSävXeyy] 6 'ETCJXOUpo?, TÖ acöjxa voeiv XAT' emaüv&eaiv [xeyl&ou? xai axY)(XATO? xal <£vTtTU7r£a? xal ßäpou? ex [xr| OVTCOV acofi-aTcov ßiä^eTai TÖ OV acöjxa voeiv <ö?ö' 'Iva fj xpovo?, AU[XTCTC0[AATA elvai Sei • iva Se TOI aujj.TCTC0JJT.ATA ÜTC<xpxf), aujxßeß-qxö? TI ÜTTOxeljievov • oüSev Se COTI aujxßeßvjxö? ÜTCOxeijxevov' TOIVUV oüSi xpövo? SüvaTai ÜTCapxeiv oüxoüv CTOI TaÜToi eoTt xpövo?, 6 Se 'ETCEXOUPO? au[I.TCTconaTd cprjaiv aÜTcöv elvai [TÖV XP°V°V]I ^(JTai xaTa TÖV 'Emxoupov ö xP°vo? aÜTÖ? eauTOÜ aü[XTCTC0|jia. Cf. Stob. 1. c. 6) Diogen. Laert. X, 46. Kai |i.r]v xal TÜTCOI ö[xoioaxY)(xove? TOI? aTepejxviot?
eial, XrjTCTÖ-njaiv (XTCEXOVTE? |i.axpav TCÖV cpaivo|iivcov TOÜTOU? Se TOÜ? TÜTCOU? eiScoXa 7rpo?ayopeüo[xev. [...] 48 r\ y£veai? TCÖV elScöXcov AFI.a vo^|I.ATI au[xßaivet oüx eTCiSrjXo? ala-ö-^aei Sia TY]V dcvTavaTrXripcoaiv, ac!>£ouaa TY)V enl [TOÜ] aTepejiViou 3-eaiv xal TAS;iv TÜW ATOJJ-cov [...]. Lucret. IV, 34 sqq. [= 30 sqq. Diels.] rerum simulacra [ ] Quae, quasi membranae summo de corpore rerum Dereptae, volitant ultro citroque per auras. Id. IV, 49 sq. [= 52 sq. Diels.] Quod speciem ac formam similem gerit ejus imago, Quojus cluet de corpore fusa vagari. ') Diogen. Laert. X, 49. AeT Se xal vo[xi£eiv, e7rei?iövTo? TIVÖ? &ko tfiSv SE,OJ•9ev, T<X? [xopcpa? opqiv T)(xä? xal SiavoeioS-ai. Oü yap av AXXTO? dnootppaytoaiTO tä £l;co-9ev ty)v eauTcöv cpüaiv. .... "fl?Te ogäv Y)|J.ä?, TUTCCOV TIVCÖV ITCCI?IÖVTCOV Y)|j.tv (X7rö TCÖV TCpayfjiaTcov, änö xpoöv Te xal öjxoiojxopcpcov, xaTa TÖ evapfjiÖTTOv fiiye&o?, ei? T^V Ö<JJIV 50. ElTa 8i<i Taü-njv TYJV aiTiav TOÜ evö? xal auvexoü? T)]V cpavTaatav aTCoSiSövTe?, xal T})V aufi.TC<x&etav feö TOÜ ÜTCOxeifiivou aco^ovTe? 52. 'AXXa [XR|V xal TÖ äxoveiv yiveTai,T CveüfjiaTO?T IVO? cpepofiivou IXTCÖ TOÜ cpwvoüvTO? V] 7)XOÜVTO? rj iJjocpoüvTO? YJ ÖTCCO? Sr|T COTEa xouoTtxöv TCafro? 7tapacrxeud^ovTo?. Tö 8e peüjxa TOÜTO ei? öfjiotofjiepei? öyxou? SiaaTCeipeTai, ajxa Tivä Siaow^ovTa? au|i.TCa-9eiavT Cpö?ä XXrjXou? 53. ... Kai [xrjv xalrrjv oa/irjvw^iaT£OV, cJ>?itep xal TYJV <XXOY)V oüx ävT COTE7 täS>o? oüöev epyaoaoS-ai, el |I.Y) oyxoi Ttve? ^aav <x7tö TOÜ 7rpäy^.AT0? <x7rocpep6|jievoi, oü|j.|jieTpoi 7rpö? TÖ TOÜTO alatb)Trjpiov xiveiv [...]. 8) Lucret. de rer. nat. II, 1140 [sq.= 1139 sq. Diels.] Jure igitur pereunt, quom rarefacta fluundo Sunt [ ]
auch mit den Affekten und dem Freisein von Affekten, mit Bewegung und Stillstand, wobei wir als ein diesen eigenes Merkmal wiederum eben das betrachten, was wir Zeit nennen. Er [d.h. Epikur] sagt dies aber auch im 2.Buch über die Natur und in der großen Epitome. 5) Lucretius Über die Natur der Dinge a.a.O. Sextus Empiricus Gegen die Mathematiker S.420f. [...] Akzidens der Akzidenzien [...]. Deshalb zwingt auch Epikur, da er sagt, man müsse sich den Körper denken als Zusammensetzung von Größe und Gestalt, Widerstand und Schwere, dazu, sich den existierenden Körper aus nicht existierenden Körpern zu denken Daher müssen, damit die Zeit vorhanden sei, Akzidenzien sein; damit aber die Akzidenzien vorhanden sind, ein zugrunde liegender Umstand da sein muß; ist aber kein zugrunde liegender Umstand vorhanden, dann kann auch nicht die Zeit vorhanden sein Also wenn dieses die Zeit ist, Epikur aber sagt, seine Akzidenzien ihre [die Zeit], dann wird nach Epikur die Zeit selbst ihr eignes Akzidens sein. Vgl. Stobäus a.a.O. 6) Diogenes Laertius X, 46. Es gibt aber auch Abdrücke von gleicher Gestalt wie die festen Körper, die weit feiner sind als das, was man wahrnehmen kann Diese Abdrücke aber nennen wir Abbilder. [...] 48 die Abbilder entstehen in Gedankenschnelle für die Sinne nicht wahrnehmbar wegen der eintretenden Regeneration, wobei die Stellung und Anordnung der Atome im festen Körper erhalten bleibt [...]. Lucretius IV, 34ff. die Bilder der Dinge [ ] Die von der Oberfläche der Körper wie Häutchen sich schälen Und bald hierhin bald dorthin umher in den Lüften sich treiben. Ders. IV, 49 f. Weil an Gestalt und an Form solch Abbild ähnelt dem Körper, Aus dem es fließt, wie man sagt, und ins Weite davonfliegt. ') Diogenes Laertius X, 49. Man muß aber auch annehmen, daß, wenn etwas von außen einströmt, wir die Formen sehen und begreifen. Denn anders würden die äußeren Dinge ihre Natur nicht übermitteln so daß wir sehen, wenn Abdrücke von den Dingen, von Farben und von gleicher Gestalt wie diese in passender Größe uns ins Gesicht dringen 50. und alsbald hierdurch die Erscheinung eines einheitlichen und geschlossenen Ganzen abgeben und die Ubereinstimmung mit dem Zugrundeliegenden wahren 52. Auch das Hören kommt zustande, wenn ein Wehen von dem ausgeht, was Töne oder Schall oder Lärm erzeugt oder was sonst immer eine Gehörempfindung hervorruft. Aber diese Strömung zerteilt sich in Gruppen gleichartiger Teile, die zugleich eine gewisse Ubereinstimmung miteinander bewahren 53. ... Und auch vom Geruch muß man annehmen, daß er ebenso wie das Gehör niemals eine Empfindung hervorrufen würde, wenn nicht bestimmte Atomgruppen da wären, die von dem Gegenstand ausströmend, dazu geeignet wären, das betreffende Sinnesorgan zu reizen [...]. 8) Lucretius Uber die Natur der Dinge II, 1140[f.]. So stirbt alles mit Fug, wenn es durch der Atome Verschwinden Löcher erhält [ ]
FÜNFTES KAPITEL
Die Meteore
^ Diogen.Laert. II1, [c.]3. [§] 10. 2) Aristot. Metaphys. I, 5 [986 b 25]. [•..] TÖ hl Elvai [...] TOV &EOV. 3) Aristot. de coel. I, 3 [270b  4-24]. "Eotxs S' ö, TE Xöyo? TOI? (patvojxEvoi? fiapTupsiv, xai Ta 9aivö[I£va [TÜ] Xöycp. IlävTs? yap <äv&pco7TOi7TEpl&EcövEXoucjivÜ7r6X7)
4>iv, xai 7RÄVTE? TÖV ävcoTaTco TÜ ftefcp TOTTOV ä7uoSiSöa(ji, xai ßäpßapoi xai "EXXTJVE?, OCJOI 7Tsp slvai vojxE^ouai &soü?, SyjXov ÖTI CO? TCÖ ä-ftavaTcp TÖ ä-ftävaTov auv7)pT7)jxsvov äSövaTov yäp äXXco?. E'iTOp o5v E<JTE TI &EIOV — <ä?7tsp xai ECTTI — xai Ta VÜV Elp7)jXEVa 7TEpl TT)? 7TpCOT7)? oÜcjEa? TCÖVC TCOJXATCOVs l'pTJTal xaXcö?. SujxßalvEl SE TOÜTO xai Siä -RIJ? aEaSTjasco? Ixavcö?, co? ye npÖ? äv&pco7rEv7)v EETTEIV 7TICTTW. 'Ev a7tavTt yap TÜ 7rapEX7)Xu&ÖTt, xpovcj), xaTa TTJV 7rapaS£So[xsv7)v äXX?)Xoi? jxvr)(ir)v, oüSiv 9alvETai [xsTaߣßX7)xö?, OÜTE xa&' oXov TÖV SaxaTov oüpavöv, OÜTE xaTa
jxopiov aÜToO TCÖV ohcsiwv OÜSEV. "EOIXE Si xai Toüvojxa Tiapä TCÖV äpxaicov SiaSsSoa&ai iXEXpi xai TOÜ VÜV xpövou, TOÜTOV TÖV TpÖ7tov ÜTroXaßovTcov2, ÖTOp xai Tljxst? XsyojXEV. Oü yap aizaS,, OÜSE Sl?, äXX' dOTEipäxi?, SEI VOJXE^EIV, Ta? aÜTä? ^IXVELCT'&al Soija? EE? ^jxä?. Aio7rsp co? ETEpou TIVÖ? ÖVTO? TOÜ 7tpcoTou ac&jxaTO?, uapä yrp xai Ttüp xai <xspa xai üScop, „aidega" 7Tpo?covo;xa<jav TÖV 4VCOT<XTCO TÖTTOV ljC7rÖ TOÜ „&elv äsi", TÖV älSlOV XPÖVOV -öi^EVOl rf)V £7TCOVUjxEaV aÜTcö. 4) Id. ib. II, I3 [284» 11-14. 284b 2-5]. Töv 8' oüpavöv xai TÖV ävco TÖTTOV ol p.£V äpxaioi TOI? -9-soi? äniveiy.av, co? övTa [xovov ä$ävaTov. 'O SE VÜV [xapTupsi Xöyo?, co? öc9&apTO? xai äy£vv7)TO?, £TI SE a7ra*W]? 7räcT7)? •9"V7]T7j? Suo?x£p£la? ECJTl OÜ jXÖVOV aÜTOÜ 7rspl TT)? älSlÖTTJTO? OÜTCO? Ü7ToXaßslV £[X[XEXs<TTEpOV, äXXä xai tä [iavTsEq; T^ 7T£pl TÖV •0-EÖV, (iovco? av EXOIJXEV OÜTCO? öixoXoyouixsvco?4 äro^aEvECj&ai au[X9c!>vou? Xoyou?. 5) Aristot. Metaphys. XI (XII), 8 [1074» 31,38-1074b 13], "OTI Si st? oüpavö?, 9av£pöv üapaSESoTai SE ÜTCÖ TCÖV äpxaicov xaE 7taXaicöv, iv (iü-0-ou ayf^ian XaTaXsXEljXjXEVa5 TOI? ÜCTTEpOV, OTI D-EOL TE EECJIV OÜTOI, xai 7t£piEX£l TÖ &EIOV T7)V
OXYJV 9ÜCJIV. Tä St Xornä fxu&ixcö? ^SRJ Kpoqrjx^ Ttpö? T-/)V 7TEI-!>cb TCÖV TOJXXCÖV
xai 7TpÖ? T7)V El? TOÜ? VOjXOU? xaE TÖ CJUpUpEpOV 'Av0-pCO7rO£lSEl? TE yäp
TOÜTOU? xai TCÖV äXXcov ^cöcov öjxoEou? TIAI Xsyouai, xai TOÜTOI? ETspa äxoXouO-a xai 7rapaTi:X^aia TOT? slprjjXEvoi?' cov EI' TI? xcopEaa? aÜTÖ Xäßoi jxövov TÖ 7rpcoTov, ÖTI ÄEOÜ? ^JOVTO Tä? 7tpci)Ta? oüciEa? slvai, I>EECO? av EEpyjaSai VOJXECIEIE, xai xaTä
TÖ EEXÖ? 7roXXäxi? EÜPRJFIEVY)? EE? TÖ SuvaTÖv sxäaTY)? xai TEXVYJ? xai 9iXoao9ia? xai 7täXiv 90-sipojXEVCov, xai TaÜTa? Tä? Sö^a? EXEEVCOV, olov XsEiJiava, 7t£piciECTcÖCT'0'ai jx^xP1 T°ü vüv.
1 In der Handschrift „I" infolge Druckfehlers in der Tauchnitz-Ausgabe — 2 in der Handschrift: Ü7toXap.ßavovTcov - 3 in der Handschrift: „I, 3 und II, 3" ~4 in der Hand
FÜNFTES KAPITEL
Die Meteore
*) Diogenes Laertius II1, [Kap.] 3. [§] 10. 2) Aristoteles Metaphysik I. 5. [...] das Eine sei der Gott. 3) Aristoteles Über den Himmel 1,3. Es scheint manchmal der Begriff für die Phänomene zu zeugen und die Phänomene für [den] Begriff. So haben alle Menschen eine Vorstellung von den Göttern und schreiben dem Göttlichen den obersten Sitz zu, sowohl Barbaren als Hellenen, überhaupt alle, so viele an das Dasein der Götter glauben, offenbar das Unsterbliche dem Unsterblichen verknüpfend; denn anders ist es unmöglich. Wenn also ein Göttliches ist - wie es denn wirklich ist: so ist auch unsere Behauptung über die Substanz der Himmelskörper richtig. Es entspricht dies aber auch der sinnlichen Wahrnehmung, um für menschliche Überzeugung zu sprechen. Denn in der ganzen vergangenen Zeit scheint, nach der wechselseitig überlieferten Erinnerung, sich nichts verändert zu haben, weder an dem ganzen Himmel noch an irgendeinem seiner Teile. Auch der Name scheint von den Alten überliefert zu sein bis zur Jetztwelt, indem sie dasselbe annahmen, was auch wir sagen. Denn nicht einmal, nicht zweimal, sondern unendlichmal sind dieselben Ansichten zu uns gelangt. Weil nämlich der erste Körper etwas anderes ist, außer der Erde und dem Feuer und der Luft und dem Wasser: benannten sie den obersten Ort „Äther" von „&elv äst2", die ewige Zeit ihm als Beiname gebend.
4)Ders. ebd. II, l3. Den Himmel aber und den oberen Ort teilten die Alten den Göttern zu, weil er allein unsterblich ist. Die jetzige Lehre bezeugt aber, daß er unzerstörbar, unentstanden, unteilhaft ist alles sterblichen Mißgeschicks so ist es nicht nur zweckmäßiger, über seine ewige Dauer dieser Auffassung zu sein, sondern auch allein auf diese Weise entsprechen zugleich unsere Begriffe der Wahrsagung über den Gott. 5) Aristoteles Metaphysik^ (XII), 8. Daß aber ein Himmel ist, ist offenbar Überliefert ist aber von den Vorfahren und Alten, zurückgeblieben in der Gestalt des Mythos den Späteren, daß die Himmelskörper Götter sind und daß das Göttliche die ganze Natur umfängt. Das andere wurde dann mythisch hinzugetan für den Glauben der Vielen, als nützlich für die Gesetze und das Leben. Denn menschenähnlich und einigen der anderen Lebendigen ähnlich machen sie die Götter und erdichten dergleichen hiermit Zusammenhängendes und Verwandtes. Wenn jemand hiervon das übrige abtrennt und nur das erste festhält, ihren Glauben, daß die ersten Substanzen Götter seien: so muß er es für göttlich gesagt halten, und daß, nachdem, wie es sich traf, wiederholt jede mögliche Kunst und Philosophie erfunden und wieder verlorengegangen war, diese Meinungen, Reliquien gleich, auf die Jetztwelt gelangt seien.
1 In der Handschrift „I" infolge Druckfehlers in der Tauchnitz-Ausgabe - 2 (thein aei) „ständig laufen" - 3 in der Handschrift „I, 3 und II, 3"
24 Marz/Engels. Werke, EB 1
') Diogen. Laert. X, 81. 'Eni Se Toü-rot? öXco? anctaw exetvo Sei xaTavoetv, OTI Tapaxo? 6 xupicoTaxo? Tat? dv)}pco7iEvai? tjjuxat? yiveTat TÖ TaÜTa (xaxapia Te SoJ;a^eiv xai acp&apTa xai ÜTOVaVTia? ^yeiv TOÜTOI? ßou?^oei? [...] xal n:päi;ei? xai ü7t07ixeüeiv xaTa TOÜ? (IÜSOU? [...]. ') Id. ib. 76. Kai (rf)v ev Tot? [xexecipoi? 9opdv xai rponrjV xai exXeitjjiv xai dvaxoXr,v xai Süaiv xal Ta oüaxoixa xoüxoi? (i?)xe, Xeixoupyoüvxo? xivö?, vofxE^eiv Set yivea-O-ai, xal SiaxaTTOVTO? rj SiaTaS;avTo?, xal &y.a TYJV 7täoav (iaxapiÖT7]Ta eXovTO? [XCT' a<pöapalac. 77. Oü yap oufxtpcovoüoi 7tpay(xaTetai (iaxapior^TI, aXX' aaSeveEa xal ipoßco xal 7tpo?Ser)oei TCÖV 7tX/)aEov TaÜTa yiveTai. MrjTe aü 7njpd>§7) Tiva ouvecTpaixfieva, TTJV (xaxapioTTjTa xexTTjfxeva, xaTa ßoüXvjoiv xa? xivrjaei? TaÜTa? Xafißdveiv El Se (JLVJ, TÖV (ieyiaTov Tapa/ov ev Tat? ijju/at? aörr) Ü7tevavTiOT7)? roxpaoxeudaei. 8) Aristot. de coel. 11,-1 [284® 18-20.] Aiomep OUTE XATA TÖV TCÖV maXaicov (iü&ov ÜTCoX^-Teov ^/eiv, ol ipaoiv 'AxXavxö? xivo? aüxcö 7tpo?SsiaS>ai xr)v acoxrjpEav [...]. Diogen. Laert. X, 85. KaXcö? Sr) aüxd SiäXaße (sc. oi üu^oxXei?), xal, Sia (ivr)(r/]? ix<i>v, o£eco? aüxcc 7tepi68eue (isxa1 TCÖV XOOTCÖV, cov ev xvj fxixpä2 emTOfiyj 7rpö? 'HpoSoTOv äireaTelXafiev. 10) Id. ib. 85. üpcöTov (xev oüv, (JLTJ aXXo TI TeXo? ex T?)? mepl (xsTecopcov yvc!>oeco?, CITC xaTa cuvatpvjv Xeyofxevcov, eiTe aÜTOTeXcö?, vojn^eiv Set elvai, ^Trep aTapa^lav xal 7tEaTiv ßeßaiov, xaftanep [xal] STCI TCÖV Xomcöv. Id. ib. 82. ' H Se ATAPA^ia TÖ TOÜTCOV —ävTCOv cc7roXeXüa!>ai xal auvzyrj y.vijy.rjv S^eiv TCÖV öXcov xal xupicoTOTcov. n) Id. ib. 87. Oü yap ESioXoyEa? xal xevSj? Sö^ij? 6 ßEo? Tjfxöiv Sxei xpeEav, aXXa TOÜ äS-opüßoi? R)(xa? ^7jv. Ib. 78. Iial (rJ)v xal TR,v ürcep TCÖV xupicoTaxcov aiTiav eä;axpißcöaai, 90010Xoyla? epyov elvai Set vojiE^eiv, xal TÖ (xaxäpiov iv xy) rcepl TCÖV (xexec&pcov yvcoaei, evxaüSa 7teKXcox4vai. Ib. 79. To S' ev xv) laxopEa 7te7txcoxö? x5)? Süoeco? xal dvaT0X75? xal Tpoirrj? xal exXeiiJjeco? xal oaa auyyevY] TOÜTOI?, (x^öev £u rcpö? TÖ (iaxäpiov TT)? yvcoaeco? auvTeiveiv, äXX' öfioEco? TOÜ? cpößou? exeiv TOÜ? TaÜTa xaTiSövxa?, Tive? Se al (püoei? äyvooüvTa?, xal TIVE? al xupicoTaTai amai • xal eE [xiv KpofjSeioav TaÜTa, Taxa S4 xal uXeiou?. 12) Id. ii. 86. MVJTE TÖ aSüvaTOV Trapaßia^eoflai, [IRJTE ö(xo£av xaTa TrdvTa TYJV •^ecopEav exeiv, ^ Tot? repl ßEcov Xoyoi?, [...] 15 Tot? xaTa -rfjv TCÖV aXXcov ©uaixöiv KpoßX-/)(iaxcov xa&apaiv. Olov, OTI TÖ 7täv ocöjia xal ävatp1/)? tpüai? eaTiv" rj STI aTO(ia OTOixeta xal roxvTa TÄ TOiaüxa, 15 öoa (xovaxV ^xet <paivo(xevoi? aufxipcovEav' ÖTiep e7tl TCÖV (xeTecopcov oüx Ü7täpxei. 13) Id. ib. 86. 'AXXci: TaÜTa ye 7tXeovox^v 'i'/ßi xal T?J? yeveoeco? aiTiav xal T5)? oüa'Ea? Tat? aEaörjoea!, aüu.9covov xa-njyopEav. Oü ydp xaTa a£icö(xaTa xaiva xal vofxoSeoEa? 9uaioXoYr)Teov, aXX' cö? Ta 9aivo(xeva exxaXetTai.
c) Diogenes Laertius X, 81. Zu diesem allen ist das hinzuzudenken, daß die größte Verwirrung den menschlichen Seelen dadurch entsteht, daß sie die Himmelskörper für selig und unzerstörbar halten und[...] ihnen entgegengesetzte Wünsche und Handlungen haben und Verdacht schöpfen nach den Mythen [...]. ^ Ders. ebd. 76. Was die Meteore betrifft, muß man glauben, daß in ihnen Bewegung und Lage und Eklipsis und Aufgang und Niedergang und diesen Verwandtes nicht entsteht, indem einer regiert und anordnet oder angeordnet hat, der zugleich alle Seligkeit neben der Unzerstörbarkeit besäße. 77. Denn nicht stimmen Handlungen mit der Seligkeit überein, sondern, der Schwäche, der Furcht und dem Bedürfnis am meisten verwandt, geschehen sie. Noch ist zu meinen, daß einige feuerartige Körper, die Seligkeit besitzen, willkürlich diesen Bewegungen sich unterziehen Stimmt man nun hiermit nicht überein: so bereitet dieser Gegensatz selbst die größte Verwirrung den Seelen. ') Aristoteles Uber den Himmel 11,1. Darum darf man weder annehmen, es sei entsprechend dem Mythos der Alten, die sagen, er bedürfe zu seiner Stütze des Atlas [...]. Diogenes Laertius X, 85. Eigne dir (d. h. mein Pythokles) dies also gut an, und wenn du es deinem Gedächtnis eingeprägt hast, gehe dies immer wieder genau durch zusammen mit dem, was ich in dem kurzen Überblick an Herodot geschrieben habe. '") Ders. ebd. 85. Erstens ist nicht zu glauben, daß ein ander Ziel aus der Erkenntnis der Meteore, werde sie im ganzen oder im besonderen gefaßt, sich erreichen lasse als die Ataraxie und feste Zuversicht, wie [auch] aus der übrigen Naturwissenschaft. Ders. ebd. 82. Die Ataraxie aber bedeutet, sich von all dem frei gemacht zu haben und ständig an das Ganze und das Hauptsächlichste zu denken. n) Ders. ebd. 87. Nicht der Ideologie und der leeren Hypothesen hat unser Leben not, sondern des, daß wir ohne Verwirrung leben. Ebd. 78. Wie es das Geschäft der Physiologie überhaupt ist, die Gründe des Hauptsächlichsten zu erforschen: so beruht auch hierin die Glückseligkeit in der Erkenntnis der Meteore. Ebd. 79. An und für sich trägt die Theorie vom Untergang und Aufgang, von der Lage und Eklipsis und was damit zusammenhängt, nichts zur Glückseligkeit der Erkenntnis bei; nur daß Schrecken die innehat, die dies sehen, ohne seine Natur zu erkennen und seine Hauptursachen, und wenn sie dies vorher erkannt hätten, vielleicht noch mehr. 12) Ders. ebd. 86. Man darf weder das Unmögliche erzwingen, noch auf alles dieselbe Theorie anwenden wie in der Ethik [...] oder bei der Klärung der anderen physischen Probleme, z.B. daß das All aus Körpern und unkörperlicher Natur besteht oder daß es unteilbare Elemente gibt und dergleichen, wo nur eine einzige Erklärung den Phänomenen entspricht. Denn dies findet bei den Meteoren nicht statt. 13) Ders. ebd. 86. Diese haben keine einfache Ursache der Entstehung und mehr als eine Kategorie des Wesens, welche den Wahrnehmungen1 entspricht. Denn nicht nach leeren Axiomen und Gesetzen ist die Physiologie zu betreiben, sondern wie es die Phänomene erfordern.
") Id. ib. 92. 15) Id. ib. 94. 16) Id. ib. 95 und 96. ") Id. ib. 98. 18) Id. ib. 104. Kai xaT' aXXou? Si TPOTROU?r eXelova?s vSeysTai (SC. 'E7uxoupo?) xepauvoü? dmoTeXeia&ai. Movov 6 [jiOSo? ÄUSATO. ' A~E ATAI Se, eäv TI? xaXC>? TOI? (paivojxlvoi? t&xoXou^cöv, rcepl TWV atpavcöv angnetwTai. 19) Id. ib. 80. "fl?Te |r)) uapa&ecopoüvTa? TTOaa/tö? Trap' Tjii.iv TO öjAoiov ylveTai, alTioXoy><)T4ov ürrep Te TCÖV [xeTecopcov xal TOVTÖ? TOÜ äS^Xou [...]. Ib. 82. 'K 8S ATAPA^LA TÖ TOÜTCOV TOXVTCOV anoAeXuaDai "O&ev TOI? näai 7rpo?exTeov TOI? 7rapoüai xal Tat? alaoHjaeai, xaTct |xev TÖ XOIVÖV Tat? xoivai?, XATA Se TÖ iSiov Tai? ISlai?, xal TOXOT) TT) Tiapoüa'/j xaft' exaaTov, TCÖV xpiTTjplcov evapyeta1. "Av ydp TOÜTOI? 7rpo?exco|i.ev TÖ öfl-ev ö Tapa/o? xal 6 <p6ßo? eylveTo, ei;aiTioXoY7|aoii.ev öpö-cö?, xal (i7toXüoo[xev,.Ü7tep Te |j.ETeci>pcov a'iTioXoyoüvTe? xal TCÖV XORNCDV TCÖV äelr acpefj.7n;rrovTcov2,x al ooa epoßei TOÜ? XOOTOÜ? avS-pcoTCOu? i<y
Ib. 87. Sr^xeta Se Tiva TCÖV ev TOI? fxeTec&poi? auvTeXoufjivcov cplpeiv Sei Ttap' -f)(xtv Tiva (paivojjivcov, ä 9-EcopeiTai ¥) Ü7rapxei, xal oü Ta ev TOI? [xeTeckpoi? cpaivöfxeva. TaÜTa yäp oüx IVSE/eTai 7rXeovaxcö? ylveoS-ai. [88.] Tö fjivToi cpdvTacrfJ.a exaaTcov T7)pv)Teov xal enl T& aovaTrro|Aeva TOÜTCO SiaipeTeov. "A oüx <&VTI|xapTupeiTai TOI? 7rap' Y)(XIV yivofxevoi? 7rXeova^cö? CTuvTeXeto-ö-ai. 20) Id. ib. 78. "En Se xal TÖ TiXeova/co? ev TOI? TOIOÜTOI? elvai, xal TÖ evSe/ofjivco? xal äXXco? 7rco? e'xeiv [...]. Ib. 86. 'AXXa TaÜTa ye 7tXeovaj^v e/ei xal T5)? yeviaeto? a'niav [...]. 76. 87. IlaVTa |xev oüv ylveTai äoetoTW? imT OCVTCOVf xeTecopcov xaTa 7rXeova^öv Tpo7rov ÖTav TI? TÖ rri$-avaXoyoüfj.evov Ü7rep aÜTcöv SCÖVTCO? xaTaXlja). 21) Ib. 98. Ol Si TÖ Sv XafxßavovTe? TOI? Te cpaivojxevoi? [xä^OVTAI, xal TOÜ TI SuvaTÖv o£vS-p(07rcü S-eop^CTai 8iajre7rTc!i>xacyiv. Ib. 113. Tö 8e |xlav aiTiav TOÜTCOV aTroStSovat, 7rXeova/cö? TÖV cpaivofjivcov exxaXou|xevcov fxavixöv xal oü xa$-'/)xovTco? 7rpaTT6fjievov Ü7tö TCÖV TYJV fxaTalav aoTpoXoylav et^XcoxoTcov xal el? TÖ xevöv aiTia? [TIVCÖV] äroSiSovTcov, ÖTav RF)V S-eiav cpüaiv (X7jSa[j.-/i XeiToupyicöv a7i;oXücoaiv.
Ib. 97. "ETI TC TAI;I? mpioSou, xaDarrsp gvia xal TRAP' YJJXTV TCÖV TU/OVTCOV ylveTai, XaixßaveoS-co, xal rj &ela cpüai? 7rpö? TaÜTa [j.TrjSoc(jLYj 7rpo?ay4<jS'CO, äXXa äXeiT0Üpyy)T0? SiaTVjpelCT&co, xal i\i Tfj 7raay) |xaxapioTr)TI. 'FL?, el TOÜTO 7rpaxT>7)(jeTai, a7raaa F; TCÖV [xeTecöpwv a'iTioXoyla [xaTala SoTai, xa&ä7rep Tialv ijSr) eytveTO oü SuvaToü TpÖ7i;ou ecpa();a|J.evoi?, el? Se TÖ [x^Taiov ex7re<Toüoi, Tcp xa-9-' Äva TpÖ7rov [xovov oieo-ö-ai ylvea&aij TOÜ? 84 äXXou? ärtavTa? TOÜ? xaTa TÖ ev8ex<$|J.evov exßäXXeiv ei? TC TÖ i8iav6i]Tov (pepojxlvoi? * xal TÄ 9aivöueva, ä Sei crt)|j.eta a7roSexeoS-ai, Suvajxevr)? CTuvS-ewpeiv.
") Ders. ebd. 92. 15) Ders. ebd. 94. 16) Ders. ebd. 95 und 96. ") Ders. ebd. 98. 1S) Ders. ebd. 104. Aber auch auf manche andere Art und Weise können Donnerschläge entstehen, nimmt er (d. h. Epikur) an. Nur der Mythos sei entfernt. Er wird aber entfernt sein, wenn man, den Phänomenen folgend, von ihnen auf das Unsichtbare schließt. ,9) Ders. ebd. 80. Daher müssen wir, ohne zu übersehen, wie oft bei uns das Gleiche geschieht, über die Meteore und alles Unbekannte Forschungen anstellen [...]. Ebd. 82. Die Ataraxie aber bedeutet, sich von all dem frei gemacht zu haben Daher muß man auf alle Dinge achten, die wir vor uns haben, und auf die sinnlichen Wahrnehmungen, beim Gemeinsamen auf die gemeinsamen, beim Eignen auf die eignen, und auf die ganze bei jedem einzelnen Kriterium vorhandene Evidenz. Denn wenn wir hierauf achten, werden wir richtig erklären, woher die Unruhe und die Furcht kommen, und uns davon befreien, Gründe angebend über die Meteore und das übrige, was immer zutrifft und die anderen Menschen am meisten bestürzt. Ebd. 87. Gewisse Anzeichen für die Vorgänge bei den Meteoren aber kann man gewissen Phänomenen bei uns entnehmen, die sich beobachten lassen oder vorhanden sind, nicht aber diePhänomene bei den Meteoren. Denn diese können sich nichtauf mehrfache Weise vollziehen. [88.] Doch muß man die Erscheinung eines jeden Dings beobachten und außerdem auch noch das, was damit zusammenhängt, erklären. Dem wird nicht widersprochen durch das, was bei uns geschieht, daß es auf vielfache Weise geschieht. 2°) Ders. ebd. 78. Außerdem muß man annehmen, daß es hierbei auch das „auf mehrfache Weise sein", das „möglicherweise sein" und das „irgendwie anders sein" gibt [...]. Ebd. 86. Diese haben keine einfache Ursache der Entstehung [...]. Ebd. 87. Alles geschieht bei allen Meteoren unerschütterlich auf mehrfache Weise wenn man das glaubhaft über sie Festgestellte entsprechend bestehen läßt. 21) Ders. ebd. 98. Die aber nur das Eine annehmen, setzen sich zu denPhänomenen in Widerspruch und verzichten damit auf das, was dem Menschen zu erkennen möglich ist. Ebd. 113. Aber einen einzigen Grund hierfür anzugeben, während die Phänomene mehrere erfordern, ist Wahnsinn und eine Ungehörigkeit derer, die von der sinnlosen Astrologie besessen sind und aufs Geratewohl Gründe [für gewisse Erscheinungen] angeben, wenn sie die Gottheit keineswegs von Leistungen befreien. Ebd. 97. Auch das System des Umlaufs muß angesehen werden wie etwas Übliches, was auch bei uns geschieht, und die Gottheit braucht hierfür gar nicht bemüht zu werden, sondern soll von Leistungen frei bleiben in all ihrer Seligkeit. Denn wenn man dies nicht tut, wird die ganze Ätiologie der Meteore unsinnig, wie es schon einigen ergangen ist, die sich nicht einer möglichen Erklärungsweise bedienten, sondern in eitle Erklärerei verfielen in dem Glauben, es geschehe nur auf eine Weise, wobei sie alle andern möglichen Erklärungsweisen ausschlössen und auf Dinge gerieten, die unmöglich sind, und die Phänomene, die man als Zeichen auffassen muß, nicht mit in Betracht zu ziehen verstanden.
Ib. 93 (XY) <poßoü[xsvo? TIX? dcvSpaTroScöSst? T£SV äcTpoXiycov TSXV/jTsEa?. Ib. 87 SSjXov, OTI [xai] ex TtavTÖ? EXTUTrcst cpuatoXoY7|[xaT0?, srcl 8s TÖV [xüftov xaTappei. Ib. 80. "£2?TE alTioXoyyjTSOv U7rep TE TCÖV [XETEcipcov xai rravTÖ? TOÜ ä8r,Xou, xaTatppovoüvTa? TCÖV TÖ8E fxovaxco? E^OV TJ YTVÖFXEVOV yvcopt^övTcov, OUTE TÖ -XEova^co? aujxßatvov xaTa T/]V EX TCÖV DTTROATR([xaTcov TPAVTAATAV 7capaStSövTCOv, ETI TE äyvoouvTcov, xai EV TTCHOI? oux gaTtv aTapax-rijaat. 22) Id. ib. 80. Kai oü SEI vofxE^stv, TTJV ümp TOÜTCOV XP£'AS TrpayjxaTeiav äxpifteiav (J.T) (XTOiX'^tpEvai, öcn) Ttpö? TÖ dtTapa/ov xai [xaxäptov Y)[xcöv CJUVTSEVEI. 23) Id. ib. 78 anXco? (x$) slvat sv D^&ÄPTCP xai [xaxapta <püa£t TCÖV Stäxptatv ü-oßaXXovTcov ri Tapa/ov FXVJÖSV xai TOÜTO xaTaXaßEtv TV) StavoEa ECTTIV, ärrXcö?
OUTCO? Elvai. 24) Vergl. Aristot. de coel. I, 10. 25) Ders. Ebendas. (I, 10 [279b 24-26].) Et SE TrpÄTspov, aXXco? EXÖVTCOV auvEOTY) ö xöajxo?, EE (XEV äsi OÜTCO? EXÖVTCOV xai äSuvaTCOv aXXco? 2XETV> av EyEVETO. 20) Athen.Deipnos. III. [p.] 104[b = III, 63 Kaibel]. EEXOTCO? av IrratVEaEtsv TÖV xaXöv XpücmTOV, XATISOVTA äxpißcö? TT)V 'Eiuxoüpou <pücw, xai slnovTa, (xvjTpo7roXtv Elvat T5)? qjtXoaocpta? aÜTou TY)V 'ApxsaTpaTou yacTpoXoytav [...]. 27) Lucret. de rer nat. I, 63 [-70. 79]-8Ö [= 62-69. 78-79 Diels].
Ebd. 93 ohne Angst vor den sklavischen Kunststücken der Astrologen. Ebd. 87 so überschreitet man offen die Grenzen der Physiologie und wirft bich dem Mythos in die Arme. Ebd. 80. Daher müssen wir über die Meteore und alles Unbekannte Forschungen anstellen, wobei wir diejenigen verachten, die erklären, daß dies nur in einer Weise ist oder geschieht, und nicht das, was sich auf viele Weise vollzieht, entsprechend der aus den Entfernungen sich ergebenden Vorstellung mitteilen und die nicht einmal wissen, bei welchen Dingen keine Ataraxie möglich ist. 22) Ders. ebd. 80. Und fern muß man sich halten von dem Vorurteil, als sei die Forschung über jene Gegenstände nicht gründlich und subtil genug, soweit sie nur auf unsere Ataraxie und Glückseligkeit hinzielt. 23) Ders. ebd. 78 absolute Norm ist, daß nichts einer unzerstörbaren und seligen Natur zukommen kann, was Gefahr hervorbringe, was die Ataraxie störe. Das Bewußtsein muß fassen, daß dies ein absolutes Gesetz ist. 24) Vergl. Aristoteles Über den Himmel I, 10. 25) Ders. Ebendas. (1,10.) Wenn aber die Welt aus Teilen sich gebildet hat, die sich früher anders verhielten, so wäre sie nicht entstanden, wenn sie sich immer so verhielten und nicht anders verhalten konnten. 26) Athenaeus Gastmahl der Gelehrten III. [SJ 104. Mit Recht dürfte man den braven Chrysippus loben, der in das innerste Wesen Epikurs hineinschaute und sagte, die Mutter seiner Philosophie sei die Gastrologie des Archestratus [..,]. ") Lucretius Über die Natur der Dinge I, 63[-70. 79J-80.
ANHANG
Kritik der plutarchischen Polemik gegen Epikurs Theologie
I. Das Verhältnis des Menschen zu Gott
1. Die Furcht und das jenseitige Wesen
J) Plutarch. de eo, quod sec. Epicur. non beate vivi poss. (Ed. Xyl.) T. 11. p. 1100 [E-F. c.20]. [...] 'AXX<x Ttepl fjSo-JTJT; |j.4v slpTyroti (sc. üm> TOU 'E7tixoüpou) OXESOV, [...] (o? 6 Xöyo? aÜTtöv tpoßov ätpaipEi Tiva xai SsiaiSaijzovlav, EÜ<ppoaüvy;v 8s xai /apdv aizb TÜV &EÖV OÜX EVSISCOOIV. 2) [Holbach] Systeme de la nature. (Londres 1770.) II.Part. p.9. L'idee de ces agents sl puissants fut toujours associee a celle de la terreur; leur nom rappela toujours ä l'homme ses propres calamites ou Celles de ses peres; nous tremblons aujourd'hui, parce que nos aieux ont tremble il y a des milliers d'annees. L'idee de la Divinite reveille toujours en nous des idees affligeantes nos craintes actuelles, et des pensees lugubres [...] s'elevent dans notre esprit toutes les fois que nous entendons prononccr son nom [...]. Vergl. S.79: En fondant la morale sur le caractere peu moral d'un Dieu qui change de conduite, l'homme rie peut jamais savoir ä quoi s'en tenir ni sur ce qu'il doit ä Dieu, ni sur ce qu'il se doit ä lui-meme, ni sur ce qu'il doit auxautres. Rienne fut donc plus dangereux que de lui persuader, qu'il existait un etre superieur a la nature, devant qui la raison devait se taire, ä qui, pour etre heureux, I'on devait tout sacrifier ici bas. s) Plutarch. I.e. S.l 101 [C-D. c.21]. AESIOTE? FAP ÜG-NZP APXOVTA 7PY)AT&ü; •^mov, ÄTOX-FH] 8k tpaüXot?, EVI (poßco, 8i' 8v oü Ssouai TTOXXCÖV IXsu&epoüvTcov sm TÖ äSiXEiv1, xal Tiap' aÜTOi? aTpE|j.a TTJV xaxtav EXOVTEC, olov a7ra|i.apaivo|ji£vv;v,
T^TTOV TapaTTOVTai TCÖV XP"|J.£V(0V aÜTyj, xai TOX[J.COVTCOV, ELXA. sü&ü? SESIOTCOV xai
|J.ÖTGT|JLEX0|JLEV0)V.
ANHANG
Kritik der plutarchischen Polemik gegen Epikurs Theologie
I. Das Verhältnis des Menschen zu Gott
1. Die Furcht und das jenseitige Wesen
') Plutarch Beweis, daß man nach Epikur nicht glücklich leben kann (Hrsg. von Xylander) Bd. II. S. 1100. [...] Also über die Lust ist ungefähr gesagt worden [...] (d.h. vom Epikur)1: ihre Lehre hebt in gewisserWeise Furcht und Aberglauben auf, Freude aber und Gunst der Götter gibt sie nicht. 2) [Holhach] System der Natur. (London 1770.) II.Teil.S.9. Die Idee solcher allmächtigen Agentien wurde von jeher mit der Idee des Schreckens verbunden; ihr Name brachte dem Menschen stets sein eigenes Unglück und das seiner Väter in Erinnerung; wir fürchten uns noch heutzutage, weil sich unsere Vorfahren seit Tausenden Jahren gefürchtet haben. Die Idee der Gottheit ruft stets bedrückende Ideen in uns wach Unsere gegenwärtigen Ängste und finsteren Gedanken tauchen jedesmal dann in unserem Geist auf, wenn wir ihren Namen aussprechen hören [...]. Vergl. S. 79: Wenn man die Moral auf den nicht gerade moralischen Charakter eines Gottes, dessen Verhalten wechselhaft ist, gründet, so kann der Mensch niemals wissen, woran er sich in bezug auf das, was er Gott schuldig ict, in bezug auf das, was er sich selbst schuldig ist, oder in bezug auf das, was er anderen schuldig ist, zu halten hat. Nichts konnte also gefährlicher sein als ihm einzureden, daß ein der Natur überlegenes Wesen existiere, vor dem die Vernunft verstummen und dem man, um glücklich zu werden, auf Erden alles opfern müsse.!52! 3) Plutarch a.a.O. S. 1101. Wenn sie ihn als einen Herrscher fürchten, der den Guten gnädig, den Schlechten aber feind ist, werden sie durch diese eine Furcht [vom] Unrechttun [befreit] und brauchen nicht erst viele Befreier, und indem sie bei sich das Böse in aller Ruhe absterben lassen, werden sie weniger beunruhigt als diejenigen, die sich seiner bedienen und sich dreist gebärden, dann aber plötzlich Angst haben und Reue empfinden.
1 Genauer: von dem platonischen Philosophen und Freund des Plutarch Aristodemus über die Lehre des Epikur
2. Der Kultus und das Individuum
4) Plutarch. I.e. S. 1101 [E. c. 211. [...] äXX' Ö7rau [iäXia-ra 8oi;ä£si xai SiavosiTai
7tapeivai TÖV -&EÖV, 4XEI jxdXicjTa XÜ7ra? xai 96ßou? xai TÖ 9povTi£eiv dmcoaa[.T£V7) (sc. 7] I^UXT)) TW rjScojxsvcp (iE^P1 naiSiäq xai yEXcoTO? äcpl7jaiv sauTTjv
EV TOI? EpOmXOl? [...]. ') Plutarch. I.e. 6) Plutarch. I.e. S. 1102 [A. c.21 ]. Oü yäp ol'vou xX^fto?, OÜSE 87CT7)CT!,? xpecöv TO EÜtppawov EOTW EV Tal; sopTai?, äXXä xai EX-KL? äya&T) xai Sö^a TOÜ TrapEivai TÖV &EÖV EÜjxEvr) xai SsxECT&ai. Ta ysvojxEva XEXAPIAFIEVCO?.
3. Die Vorsehung und der degradierte Gott
7) Plutarch. ib. S. 1102 [D-E. c. 22], [...] EV 7)Xlxai? 7)8ovai? xa&apai? -Epl ÖEOÜ CTUVÖVTE?, w? navTcov [IEV 7)yEp.tbv äyaSxov, 7rävTOJV 84 7raT7)p xaXüv EXEÜVO? ECTTI, xai 9aüXov oüSsv 7TOIEIV aÜTto ^Epiic, co?7iEp OÜSE -Kaayzw • äya&ö? yäp ECTTI, äya-8-(ö 8s 7repl OÜSEVÖ? syylvsTai 9&ÖV0?, OÜTE 9oßo?, OÜTE öpyT), 7)1 JXICTO? • OÜTE yäp &sp(xoü TÖ iJjüxaM» äXXä TÖ •S>Epp.alvE!.v' &q-Kzp oü84 äya&oü TÖ ßXärtTsiv • öpy7) 84 x®PlT0?> XO^°S £Ü|I£Vsla?, xai TOÜ 9iXav&pco7rou xai 91X09P0V0? TÖ SU?|XEV4? xai TapaxTixöv, äTtcoTara TYJ 9ÜCTS1 TsTaxTai • Tä JXEV yäp äpETT)? xai SuväjjiEco?, Ta SE äCT-9-EVEia? ECTTI xai cpauXÖTrjTo?' oü TOIVUV opyai? xai xäpicn CTUVEXETAT2 TÖ O^EIOV, äXX' ÖTE (IEV xapl£Ea9m xo:l ßcvj&Eiv JTE9UXEV, cpyiCECTflai 84 xai xaxco? TTOIEIV oü 7TE9UXEV [...]. s) Ib. [S. 1102 F-1103 A. c. 22]. TApä *{z SIXT)? sTspa? o?Sa-8-e [Ssiaai] TOÜ? ävaipoüvTa? RF)v xpovoiav, xai oüx £>t<*vJ)v EIV, ExxÖT;TovTa? sauTtov T)8OVT)V xai Xapäv T0CTaÜT7)v; °)3 „Schwache Vernunft aber ist nicht die, die keinen objektiven Gott erkennt, sondern die einen erkennen will." Schellirtg „Phil. Briefe über Dogmatismus und Kriticismus" in: „Philosophische Schriften", Erster Band. Landshut 1809. S. 127. Brief II. Es wäre dem Herrn Schölling überhaupt zu raten, seiner ersten Schriften sich wieder zu besinnen4. So heißt es z.B. in der Schrift „über das Ich als Prinzip der Philosophie": „Man nehme z.B. an, daß Gott, insofern er als Objekt bestimmt ist, Realgrund unseres Wissens sei, so fällt er ja, insofern er Objekt ist, selbst in die Sphäre unseres Wissens, kann also für uns nicht der letzte Punkt sein, an dem diese ganze Sphäre hängt."5 S.5. I.e. Wir erinnern Herrn Schelling schließlich an die Schlußworte seines oben zitierten Briefes:
1 In der Handschrift: OÜTE - 2 in der Handschrift: CTUväysTai - 3 die Anmerkung 9 wurde von Marx nachträglich hinzugefügt - 4 „Schriften sich wieder zu besinnen" korrigiert aus „Schriften wied-r vorzunehmen" - 5 in dics:m Zitat stammen mit Ausnahm: von „Gott"
2. Der Kultus und das Individuum
4) Plutarch a. a. O. S. 110l. [...] sondern wo sie (d. h. die Seele) sich Gott am meisten gegenwärtig glaubt und denkt, da verscheucht sie am meisten Trauer, Furcht und Sorge und überläßt sich der Freude bis zu Rausch, Scherz und Lachen in den Dingen der Liebe [...]. 5)Plutarch a.a.O. 6) Plutarch a. a. O. S. 1102. Denn nicht die Menge an Wein und nicht der Reiz des Fleisches ist es, was bei den Festen die Freude hervorruft, sondern die frohe Zuversicht und der Glaube, daß der gütige Gott gegenwärtig sei und das Geschehnis gnädig aufnehme.
3. Die Vorsehung und der degradierte Gott
') Plutarch ebd. S. 1102. [...] welche großen Freuden haben sie doch durch ihre lauteren Vorstellungen von Gott, der für sie der Urheber alles Guten, Vater alles Schönen ist und der so wenig etwas Schlechtes tun wie erleiden kann. Denn er ist gut, ein Guter aber kennt weder Neid, noch Furcht, noch Zorn oder Haß. Denn so wie das Warme nicht kühlt, sondern wärmt, so liegt es auch dem Guten fern, zu schaden. Zorn aber und Gnade, Grimm und Wohlwollen, Menschenliebe und Güte einerseits, Feindseligkeit und abstoßendes Wesen andererseits sind von Natur unendlich weit voneinander entfernt. Denn das eine ist ein Kennzeichen von Tugend und Kraft, das andere von Schwäche und Schlechtigkeit. Darum kann das Göttliche nicht Zorn und Gnade zusammen in sich haben, sondern weil es in seinem Wesen liegt, gnädig und hilfreich zu sein, liegt es nicht in seinem Wesen, zu zürnen und Böses zu tun [...]. 8) Ebd. Glaubt ihr nun, daß, wer die Vorsehung leugnet, noch eine weitere Strafe [braucht] und nicht genug daran hat, daß er sich selbst einer so großen Lust und Freude beraubt? 9)1 „Schwache Vernunft aber ist nicht die, die keinen objektiven Gott erkennt, sondern die einen erkennen will." Schelling: „Phil. Briefe über Dogmatismus und Kriticismus" in: „Philosophische Schriften", Erster Band. Landshut 1809. S. 127. Brief II. Es wäre dem Herrn Schelling überhaupt zu raten, seiner ersten Schriften sich wieder zu besinnen2. So heißt es z. B. in der Schrift „über das Ich als Prinzip der Philosophie": „Man nehme z.B. an, daß Gott, insofern er als Objekt bestimmt ist, Realgrund unseres Wissens sei, so fällt er ja, insofern er Objekt ist, selbst in die Sphäre unseres Wissens, kann also für uns nicht der letzte Punkt sein, an dem diese ganze Sphäre hängt."3 S.5. I.e. Wir erinnern Herrn Schelling schließlich an die Schlußworte seines oben zitierten Briefes:
1 Die Anmerkung 9 wurde von Marx nachträglich hinzugefügt - 2 „Schriften sich wieder zu besinnen" korrigiert aus „Schriften wieder vorzunehmen" - 3 in diesem Zitat
„Es ist Zeit, der bessern Menschheit die Freiheit der Geister zu verkünden und nicht länger zu dulden, daß sie den Verlust ihrer Fesseln beweine."1 S. 129.1. c. Wenn es schon anno 1795 Zeit war, wie im Jahr 1841 ?1531 Um hier bei Gelegenheit eines fast berüchtigt gewordnen Themas zu gedenken, der Beweise für das Dasein Gottes, so hat Hegel diese theologischen Beweise sämtlich umgedreht, d.h. verworfen, um sie zu rechtfertigen. Was müssen das für Klienten sein, die der Advokat nicht anders der Verurteilung entziehn kann, als indem er selbst sie totschlägt? Hegel interpretiert z.B. den Schluß von der Welt auf Gott in die Gestalt: „Weil das Zufällige nicht ist, ist Gott oder das Absolute"[541. Allein der theologische Beweis heißt umgekehrt: „Weil das Zufällige wahres Sein hat, ist Gott." Gott ist die Garantie für die zufällige Welt. Es versteht sich, daß damit auch das Umgekehrte gesagt ist. Die Beweise für das Dasein Gottes sind entweder nichts als hohle Tautologien - z.B. der ontologische Beweis hieße nichts als: „was ich mir wirklich (realiter) vorstelle, ist eine wirkliche Vorstellung für mich", das wirkt auf mich, und in diesem Sinn haben alle Götter, sowohl die heidnischen als christlichen, eine reelle Existenz2 besessen. Hat nicht der alte Moloch geherrscht3? War nicht der delphische Apollo eine wirkliche Macht im Leben der Griechen? Hier heißt auch Kants Kritik'651 nichts. Wenn jemand sich vorstellt, hundert Taler zu besitzen, wenn diese Vorstellung ihm keine beliebige, subjektive ist, wenn er an sie glaubt, so haben ihm die hundert eingebildeten Taler denselben Wert wie hundert wirkliche. Er wird z. B. Schulden auf seine Einbildung machen, sie wird wirken, wie die ganze Menschheit Schulden auf ihre Götter gemacht hat. Im Gegenteil. Kants Beispiel 1501 hätte den ontologischen Beweis bekräftigen können. Wirkliche Taler haben dieselbe Existenz, die4 eingebildete Götter [haben]. Hat ein wirklicher Taler anderswo Existenz als in der Vorstellung, wenn auch in einer allgemeinen oder vielmehr gemeinschaftlichen Vorstellung der Menschen? Bringe Papiergeld in ein Land, wo man diesen Gebrauch des Papiers nicht kennt, und jeder wird lachen über deine subjektiveV orstellung. Komme mit deinen Göttern in ein Land, wo andere Götter gelten, und man wird dir beweisen, daß du an Einbildungen und Abstraktionen leidest. Mit Recht. Wer einen Wendengott den alten Griechen gebracht, hätte den Beweis von der Nichtexistenz dieses Gottes gefunden. Denn für die Griechen existierte er nicht. Was ein bestimmtes Land für bestimmte Götter aus der Fremde, das ist das Land der Vernunft für Gott überhaupt, eine Gegend, in der seine Existenz aufhört5. —
'Alle Hervorhebungen, außer „bessern", von Marx-2 „Existenz" korrigisrt aus: Macht3 nach „geherrscht" gestrichen: dem die Menschenopfer fielen — 4 „die" korrigiert aus:
„Es ist Zeit, der bessern Menschheit die Freiheit der Geister zu verkünden und nicht länger zu dulden, daß sie den Verlust ihrer Fesseln beweine."1 S. 129. I.e. Wenn es schon anno 1795 Zeit war, wie im Jahre 1841 ?f53i Um hier bei Gelegenheit eines fast berüchtigt gewordnen Themas zu gedenken, der Beweise für das Dasein Gottes, so hat Hegel diese theologischen Beweise sämtlich umgedreht, d.h. verworfen, um sie zu rechtfertigen. Was müssen das für Klienten sein, die der Advokat nicht anders der Verurteilung entziehn kann, als indem er selbst sie totschlägt? Hegel interpretiert z.B. den Schluß von der Welt auf Gott in die Gestalt: „Weil das Zufällige nicht ist, ist Gott oder das Absolute" '54'. Allein der theologische Beweis heißt umgekehrt: „Weil das Zufällige wahres Sein hat, ist Gott." Gott ist die Garantie für die zufällige Welt. Es versteht sich, daß damit auch das Umgekehrte gesagt ist. Die Beweise für das Dasein Gottes sind entweder nichts als hohle Tautologien - z.B. der ontologische Beweis hieße nichts als: „was ich mir wirklich (realiter) vorstelle, ist eine wirkliche Vorstellung für mich", das wirkt auf mich, und in diesem Sinn haben alle Götter, sowohl die heidnischen als christlichen, eine reelle Existenz2 besessen. Hat nicht der alte Moloch geherrscht3? War nicht der delphische Apollo eine wirkliche Macht im Leben der Griechen? Hier heißt auch Kants Kritik'55' nichts. Wenn jemand sich vorstellt, hundert Taler zu besitzen, wenn diese Vorstellung ihm keine beliebige, subjektive ist, wenn er an sie glaubt, so haben ihm die hundert eingebildeten Taler denselben Wert wie hundert wirkliche. Er wird z.B. Schulden auf seine Einbildung machen, sie wird wirken, wie die ganze Menschheit Schulden auf ihre Götter gemacht hat. Im Gegenteil. Kants Beispiel'56' hätte den ontologischen Beweis bekräftigen können. Wirkliche Taler haben dieselbe Existenz, die4 eingebildete Götter [haben]. Hat ein wirklicher Taler anderswo Existenz als in der Vorstellung, wenn auch in einer allgemeinen oder vielmehr gemeinschaftlichen Vorstellung der Menschen? Bringe Papiergeld in ein Land, wo man diesen Gebrauch des Papiers nicht kennt, und jeder wird lachen über deine subjektive Vorstellung. Komme mit deinen Göttern in ein Land, wo andere Götter gelten, und man wird dir beweisen, daß du an Einbildungen und Abstraktionen leidest. Mit Recht. Wer einen Wendengott den alten Griechen gebracht, hätte den Beweis von der Nichtexistenz dieses Gottes gefunden. Denn für die Griechen existierte er nicht. IVas ein bestimmtes Land für bestimmte Götter aus der Fremde, das ist das Land der Vernunft für Gott überhaupt, eine Gegend, in der seine Existenz aufhört5.
1 Alle Hervorhebungen, außer „bessern", von Marx -2 „Existenz" korrigiert aus: Macht3 nach „geherrscht" gestrichen: dem die Menschenopfer fielen — 4 „die" korrigiert aus:
Oder die Beweise für das Dasein Gottes sind nichts als Beweise für das Dasein des wesentlichen menschlichen Selbstbewußtseins, logische Explikationen desselben. Z.B. der ontologische Beweis. Welches Sein ist unmittelbar, indem es gedacht wird? Das Selbstbewußtsein. In diesem Sinne sind alle Beweise für das Dasein Gottes Beweise für sein Nichtdasein, Widerlegungen aller Vorstellungen von einem Gott. Die wirklichen Beweise müßten umgekehrt lauten: „Weil die Natur schlecht eingerichtet ist, ist Gott." „Weil eine unvernünftige Welt ist, ist Gott." „Weil der Gedanke nicht ist, ist Gott." Was besagte dies aber, als, wem die Welt unvernünftig, wer daher selbst unvernünftig ist, dem ist Gott? Oder die Unvernunft ist das Dasein Gottes.
„[...] wenn ihr die Idee1 eines objektiven1 Gottes1 voraussetzt, wie könnt ihr von Gesetzen sprechen, die die Vernunft1 aus sich selbst hervorbringt, da doch Autonomie1 allein einem absolut freien1 Wesen1 zukommen kann?" Schelling. I.e. S. 198. [Brief X.] „Es ist Verbrechen an der Menschheit, Grundsätze zu verbergen, die allgemein mitteilbar sind." Derselbe. I.e. S. 199.
Oder die Beweise für das Dasein Gottes sind nichts als Beweise für das Dasein des wesentlichen menschlichen Selbstbewußtseins, logische Explikationen desselben. Z. B. der ontologische Beweis. Welches Sein ist unmittelbar, indem es gedacht wird? Das Selbstbewußtsein. In diesem Sinne sind alle Beweise für das Dasein Gottes Beweise für sein Nichtdasein, Widerlegungen aller Vorstellungen von einem Gott. Die wirklichen Beweise müßten umgekehrt lauten: „Weil die Natur schlecht eingerichtet ist, ist Gott." „Weil eine unvernünftige Welt ist, ist Gott." „Weil der Gedanke nicht ist, ist Gott." Was besagte dies aber, als, wem die Welt unvernünftig, wer daher selbst unvernünftig ist, dem ist Gott? Oder die Unvernunft ist das Dasein Gottes.
„[...] wenn ihr die Idee1 eines objektiven1 Gottes1 voraussetzt, wie könnt ihr von Gesetzen sprechen, die die Vernunft1 aus sich selbst hervorbringt, da doch Autonomie1 allein einem absolut freien1 Wesen1 zukommen kann?" Schelling. I.e. S. 198. [Brief X.] „Es ist Verbrechen an der Menschheit, Grundsätze zu verbergen, die allgemein
mitteilbar sind." Derselbe. I.e. S.199.
Brief an Carl Friedrich Bachmann
in Jena
Berlin, Schützenstraße 68 6ten April 1841
Hochwohlgeborner Herr! Indem ich Ew. Hochwohlgeboren zum Behuf der Doktorpromotion eine Dissertation über die Differenz der demokritischen und epikureischen Naturphilosophie, beiliegend die litterae petitoriae1, das curriculum vitae, meine Abgangszeugnisse von der Bonner und Berliner Universität, endlich die gesetzlichen Gebühren von zwölf Friedrichsdor übersende, ersuche ich zugleich ergebenst, im Falle meine Arbeit der Fakultät genügen sollte, sobald als möglich die Erteilung der Doktorwürde zu beschleunigen. Ich kann einesteils nur mehr wenige Wochen in Berlin verweilen, andrerseits machen äußere Umstände mir höchst wünschenswert, vor meiner Abreise noch die Doktorwürde zu erlangen. Die Abgangszeugnisse wünschte ich zurückzuerhalten, da es die Originalien sind. Ich bin mit der ausgezeichneten Hochachtung
Ew. Hochwohlgeboren ergebenster Karl Heinrich Marx
Brief an Oskar Ludwig Bernhard Wolff
in Jena
Berlin, den 7ten April [1841] Schützenstraße 68
Hochgeehrtester Herr Professor! Indem ich Ihnen meinen innigsten Dank sage für die freundliche Güte, mit der Sie meine Bitte erfüllt haben, erlaube ich mir, Ew. Hochwohlgeboren mitzuteilen, daß ich meine Dissertation nebst den Akzedentien soeben der philosophischen Fakultät übersandt, und bitte Ew. Hochwohlgeboren, Ihrem gütigen Erbieten gemäß, die Übersendung des Diploms beschleunigen zu wollen. Ich glaubte, Ihre Güte schon zu sehr in Anspruch genommen zu haben, als daß ich gewagt hätte, Sie durch direkte Überschickung meiner Dissertation r.och mehr zu belästigen. Mit der Versichrung innigster Dankbarkeit und vorzüglichster Hochachtung bin ich Ihr ergebenster Karl Heinrich Marx

PKUX PAIWTltMQtlK ISHK IIIBRAT SUMMUM NUNKN A 11 CTO 8 I T A T K 11UIC LITTKRARUM UNIVKR8ITATI AH FERDINANDO I MIPEKATOHK ROMANO GERMANICA ANN» MIX.VII CONrRHNA CUTWNMTIMM »WIN» HERKNIHNINORUM MlfiNI DlJC'tS KT IWW1H HAXONIAK MJTRITOIWM ACADEM1AE IENENSIS MUNIFICKNTINNIMOHliM HKCTOI1B ACAflKMMK M.tHMI'ICKNTIHHIHO KT ItlTWiTWilSIO PHIN'dl'K AC 1MIMIM) V A IV 0 Ii 0 FRID Fi II V € 0 stuno Dvrc XTXAMIIC VIBAHBXMIFI» »T^RE IHK»<RIMLI'* nmcirs I,ANBCÄ»VI$ TMTMOITR V t BCH10 *B aiHNIIS FAÜeCIP tl.1 HIUKIT«Tt C9IITB DIINNIIIIU .1R (IYN4HTA • (.«NKX'lllAYftil KBOHTTBM AC f UT« N »II »CI PBORKCTORK ACADKMIAB MAGNIHICO van naiiMirm »fvKe *.wt*>o» K II N E 8 T O R E I N H 0 L I) O l>:au(l> lÄi»MtUl> DKOAV'O ORDIMS P H I U 0 H O p H O H I: X KT BRABKITA MÜI«E HPK C F.4 ULI (' A II O L O F n II) K H I C O Ii A € II M \ X N 0 PHfloanMIl »t IMirttiR f. • i t!l'M-<-l\N tlt 1J< S\X AI.TEW(M;F.V*- A «"OVfllJts AILU: mm* MOFTAURV KT r»H«1l fJi PflilfTXMiHK WRUlM i>B(l(\\WO IV-tili T»fl! V .N'.MCI > TUT U VAUMUIMHHII »I IHU(I~TI#»; t\»IMN WSTIMI IMRJMLV*»* M«I.T\TI V « ARMUKW. I-VNU^IURINAS AVF.FNIJK.U'VI :TUU i>t<r.«MVJS «K HH\T.M<I\H tt T-tNNtv** Art« « »;T WUNTHBI V TI nur« AH ii munTivw xsiir* er urrtiivm v MM-mf-v-hi WIIVHAHI U Et »»TU« A\T\iRWN.Sf< MUHT««'* er IlltWIHI M BBt H«|-m*UUM »K RUI'U VAtl H\ t*;UI_\UtL»1St.\^ AKLHKA iCmWlUU II MtlAlt <£*.&*><* A1MK<<<<4< t»»»l ORDO PIIILOHOIMIOHUM m>u mkMsaestwt ATVC* i*«-n«a.v<> rilOli IEIIIC« IAB1 MTVATAS» tKMTOIUS PlIILOHOPin VE llÜNORES M*,VfTAtES K»A ST HWlUgCH }.<l6K.1l) «XTftJ.lAB BT VUTVT'O »«CTATUJ IXW CS it KT MN.lJtKftfA  »RTVLLT 0 K L A T * PVBLICO HOC DIPLOM ATE CVt UHBM B8T «CM« MHXIS WHMWHMUta
BUI HtrH APRUi A. XDCCTTUX
Promotionsurkunde von Karl Marx

Artikel
(1842-1844)

Die Zentralisationsfrage
in bezug auf sich selbst und in bezug auf das Beiblatt der „Rheinischen Zeitung" zu Nr. 137, Dienstag, 17. Mai 1842[57)
„Deutschland und Frankreich in bezug auf die Zentralisationsfrage" mit dem Zcichen-j—„Ob die Staatsmacht1 von einem Punkte ausgeheti1 oder ob jede Provinz, jede Gemeinde sich selbst verwalten und die Zentralregierung erst da als die Macht des Ganzen auch die einzelnen Teile des Staates beherrschen soll, wo der Staat nach außen zu vertreten ist - über diese Frage sind die Ansichten noch sehr geteilt."
Eine Zeitfrage teilt mit jeder durch ihren Inhalt berechtigten, also vernünftigen Frage das Schicksal, daß nicht die Antwort, sondern die Frage die Hauptschwierigkeit bildet. Die wahre Kritik analysiert daher nicht die Antworten, sondern die Fragen. Wie die Lösung einer algebraischen Gleichung gegeben ist, sobald die Aufgabe in ihren reinsten und schärfsten Verhältnissen gestellt ist, so ist jede Frage beantwortet, sobald sie zur wirklichen Frage geworden ist. Die Weltgeschichte selbst hat keine andre Methode, als alte Fragen durch neue Fragen zu beantworten und abzutun. Die Rätselworte einer jeden Zeit sind daher leicht zu finden. Es sind die Zeitfragen, und wenn in den Antworten die Absicht und die Einsicht des einzelnen Individuums eine große Rolle spielen und ein geübter Blick dazu gehört zu trennen, was dem Individuum und was der Zeit gehört, so sind dagegen die Fragen die offnen, rücksichtslosen, über alle einzelnen Indivualitäten übergreifenden Stimmen einer Zeit, es sind ihre Mottos, es sind die höchst praktischen Ausrufe über ihren eignen Seelenzustand. Die Reaktionäre jeder Zeit sind daher ebensogute Barometer für ihren geistigen Zustand als die Hunde für die Witterung. Dem Publikum erscheint dies so, daß die Reaktionären die Fragen machen. Es glaubt daher, wenn dieser oder jener2 Obskurant eine moderne Richtung nicht bekämpft, wenn er nicht eine Sache in Frage gestellt hätte, so existiert die Frage nicht. Das Publikum selbst hält daher die Reaktionären für die wahren Männer des Fortschritts.
1 Hervorhebung von Marx - " in der Handschrift: jeder
„Ob die Staatsmacht von einem Punkt ausgehe", d.h. ob ein Punkt regieren soll oder ob jede Provinz etc. sich selbst verwalten und die Zentralregierung erst nach außen als die Macht des Ganzen „gegen außen" sich zeigen soll, so kann unmöglich die Zentralisationsfrage gefaßt werden. Der Verfasser1 versichert uns, daß
„diese Frage, von einem höhern Gesichtspunkt betrachtet, in sich selbst zerfalle als eine nichtige", denn „wenn der Mensch wirklich ist, was er seinem Wesen nach sein soll, dann ist die individuelle Freiheit von der allgemeinen gar nicht geschieden." „Setzt man also ein Volk von Gerechten2 voraus, so kann die in Rede stehende Frage gar nicht aufgeworfen werden." „Die Zentralmacht würde in allen Gliedern leben etc. etc." „Wie aber überhaupt jedes äußere Gesetz, jede positive Institution etc., so wäre auch jede zentrale Staatsmacht etc. überflüssig. Eine solche Gesellschaft wäre nicht Staat, sondern Ideal der Menschheit." „Man kann sich's erstaunlich leicht machen, die schwierigsten Staatsprobleme zu lösen, wenn man von einem hohen philosophischen Standpunkt herab auf unser soziales Leben blickt. Theoretisch2 ist eine solche Lösung der Probleme auch ganz richtig, ja die einzig richtige. Aber es handelt sich hier nicht um eine theoretische etc., sondern um eine praktische, allerdings nur empirische und relative Beantwortung der Zentralisationsfrage etc."
Der Verfasser des Artikels beginnt mit einer Selbstkritik seiner Frage. Von einem höheren Gesichtspunkt her betrachtet, existiere sie nicht, aber zugleich erfahren wir, daß von diesem hohen Gesichtspunkt her alle Gesetze, positiven Institutionen, die zentrale Staatsmacht und schließlich der Staat selbst verschwindet. Mit Recht rühmt der Verfasser die „erstaunliche Leichtigkeit", mit welcher dieser Gesichtspunkt sich zu orientieren weiß, aber mit Unrecht nennt er eine solche Lösung der Probleme „theoretisch ganz richtig, ja die einzig richtige", mit Unrecht nennt er diesen Standpunkt „einen philosophischen". Die Philosophie muß ernstlich dagegen protestieren, wenn man sie mit der Imagination verwechselt. Die Fiktion von einem Volk der „Gerechten" ist der Philosophie so fremd als der Natur die Fiktion von „betenden Hyänen". Der Verfasser substituiert „seine Abstraktionen" der Philosophie.3
Geschrieben nach dem 17.Mai 1842.
Nach der Handschrift.
1 Moses Heß - 2 Hervorhebung von Marx - 3 hier bricht das Manuskript ab
Noch ein Wort über: „Bruno Bauer und die akademische Lehrfreiheit von Dr.O.F.Gruppe. Berlin 1842"[581
[„Deutsche Jahrbücher für Wissenschaft und Kunst" Nr.273 vom lö.Novembsr 1842] Wollte man in Deutschland die Komödie des Dilettantismus schreiben, so wäre Herr Dr. O.F.Gruppe die unentbehrliche Person. Das Schicksal hat diesen Mann mit jener eisernen Zähigkeit ausgerüstet, deren die großen Männer nicht entraten können, am wenigsten die großen Männer des Dilettantismus. Enden auch seine meisten Abenteuer, wie die des Sancho Pansa, mit zweideutigen Zeichen der Anerkennung, so wird diese Monotonie des Erfolgs mannigfach gehoben und variiert durch die komische Unbefangenheit und die rührende Naivität, womit Herr Gruppe seine Lorbeeren entgegennimmt. Man kann sogar eine Art von Seelengröße nicht verkennen in der Konsequenz, die den Herrn Gruppe schließen lehrt: Weil ich aus der Schulstube der Philologie herausgeworfen worden bin, so wird es mein Beruf sein, auch aus dem Ballsaal der Ästhetik und aus den Hallen der Philosophie herausgeworfen zu werden. Aber das ist viel, es ist nicht alles. Meine Rolle ist erst durchgespielt, wenn ich aus dem Tempel der Theologie herausgeworfen werde: und Herr Gruppe ist gewissenhaft genug, - seine Rolle durchzuspielen. Allein Herr Gruppe hat bei seinem letzten Auftreten einigermaßen die Höhe seines Standpunkts verleugnet. Wir zweifeln zwar keinen Augenblick, daß seine letzte Schrift: „Bruno Bauer und die akademische Lehrfreiheit" keineswegs „im Dienst einer Partei oder unter einem Einfluß" geschrieben ist. Herr Gruppe empfand die Notwendigkeit, aus der Theologie herausgeworfen zu werden, aber die Weltklugheit griff hier seinem komischen Instinkt unter die Arme. Herr Gruppe hat, wie es komischen Charakteren ziemt, bisher mit dem ergötzlichsten Ernst und seltsamster Wichtigtuerei gearbeitet. Die Halbheit, die Oberflächlichkeit, die Mißverständnisse waren sein Schicksal, aber sie waren nicht seine Tendenz. Der große Mann spielte
seine Natur, aber er spielte sie für sich und nicht für andre. Er war Hanswurst aus Beruf: wir können nicht zweifeln, daß er in seinem letzten Auftreten Hanswurst auf Bestellung und Rekompens ist. Die böse Absicht, die gewissenlose Entstellung, die gemeine Perfidie werden auch den Leser nicht zweifeln lassen. Es wäre wider unsre Ansicht von den komischen Naturen, weitläufigen kritischen Apparat an Herrn Gruppe zu verschwenden. Wer verlangt eine kritische Geschichte Eulenspiegels? Man verlangt Anekdoten, und wir geben von Herrn Gruppe eine Anekdote, welche die Anekdote seiner Broschüre ist. Sie betrifft Bauers Auslegung des Matthäus 12, V.381-42. Der gütige Leser wird sich einen Augenblick mit theologicis behelligen müssen, aber er wird nicht vergessen, daß Herr Gruppe und nicht die Theologie unser Zweck ist. Er wird es billig finden, daß die Charakteristik von Bauers Gegnern vor das Zeitungspublikum gebracht wird, nachdem man Bauers Charakter und Lehre zu einer Zeitungsmythe gemacht hat. Wir setzen die fragliche Stelle des Matthäus in ihrem ganzen Umfange her.
„Da antworteten etliche unter den Schriftgelehrten und Pharisäern und sprachen:
Meister, wir wollten gern ein Zeichen von dir sehn."
„Und er antwortete und sprach zu ihnen: Die böse und ehebrecherischc Art sucht ein Zeichen, und es wird ihr kein Zeichen gegeben werden denn das Zeichen des Propheten fcr.cs." „Denn gleichwie Jonas war drei Tage und drei Nächte in des Walfisches Bauch; also wird des Menschen Sohn drei Tage und drei Nächte mitten in der Erde
sein." „Die Leute von Ninive werden auftreten am jüngsten Gericht mit diesem Geschlecht und werden es verdammen; denn sie taten Buße nach der Predigt des Jonas. Und siehe, hier ist mehr denn Jonas." „Die Königin von Mittag wird auftreten am jüngsten Gericht mit diesem Geschlecht und wird es verdammen; denn sie kam vom Ende der Erde her, Solomons Weisheit zu hören. Und siehe, hier ist mehr denn Solomon." 2
Den protestantischen Theologen fiel der Widerspruch auf, daß Jesus hier die Wunder verwirft; während er sonst Wunder verrichtet. Ihnen fiel der größre Widerspruch auf, daß der Herr in demselben Momente, wo er die Fordrung der Wunder von sich weist, ein Wunder verspricht, und zwar ein großes Wunder, seinen dreitägigen Aufenthalt in der Unterwelt. Da nun die protestantischen Theologen zu gottlos sind, um einen Widerspruch der Schrift mit ihrem Verstände, da sie zu scheinheilig sind, um einen Widerspruch ihres Verstandes mit der Schrift zuzugeben, so verfälschen, entstellen und verdrehen sie die klaren Worte und den einfachen
1 In den „Deutschen Jahrbüchern": 39 — 2 alle Hervorhebungen von Marx
Sinn der Schrift. Sie behaupten, daß Jesus hier nicht seine Lehre und seine geistige Persönlichkeit der Fordrung der Zeichen entgegenstellt; sie behaupten, daß
„er von dem Ganzen seiner Erscheinung spreche, die mehr sei als die Erscheinung Salomons und des Jonas, und wozu .insbesondre' auch seine Wunder gehörten."t59!
Bauer weist ihnen nun durch die gründlichste Exegese das Ungereimte dieser Auslegung nach.1001 Er zitiert ihnen dann den Lukas [11, V.29-30], wo die störende Stelle von dem Walfisch und dem dreitägigen Aufenthalt ih der Erde fehlt. Es heißt dort:
„Dies Geschlecht ist böse: ein Zeichen fordert es, und ein Zeichen wird ihm nicht
gegeben werden, außer dem Zeichen des Jonas. Denn wie Jonas ein Zeichen war den
Niniviten, so wird es des Menschen Sohn diesem Geschlecht sein", worauf Lukas den Herrn sagen läßt, wie die Niniviten auf die Predigt des Jonas Buße getan und die Königin des Mittags von den Enden der Erde lxvgcreist sei, um Salomons Weisheit zu hören. Noch einfacher, zeigt Bauer, findet sich der Kern bei Markus [8, V. 12-13].
„Was", sagt Jesus, „was fordert dies Geschlecht ein Zeichcn? Wahrlich, ich sage
cuch, es wird diesem Geschlecht kein Zeichen gegeben. Da ließ sie Jesus stehn."
Gegen die falsche Deutung und die willkürliche Schriftentstellung der Theologen erhebt sich nun Bauer und verweist sie auf das, was geschrieben steht, indem er noch einmal den Sinn der Rede Jesu zusammenfaßt in folgenden Worten:
„Hcle dich Weg von mir, Theologe! denn es stehet geschrieben: hier ist mehr als Jonas, mehr eis Salomo, d.h. die Niniviten haben auf die Predigt des Jonas Buße getan, die Königin des Mittags kommt von dem Ende der Erde, um die Weisheit Salomons zu hören, ihr aber habt meinen Worten, meiner Rede keinen Glauben geschenkt, und dennoch sind diese Worte der Ausdruck einer Persönlichkeit, deren geistiger Umfang unendlich ist, während Jonas und Salomo noch beschränkte Persönlichkeiten waren. Es soll aber dabei bleiben, nur das Zeichen des Jonas soll euch gegeben werden, ein andres Zeicl.cn sollt ihr nicht sehen als diese meine Person und ihren, wenn auch unendlichen Ausdruck im Wort."
Nachdem Bauer dergestalt die Rede Jesu erklärt, fügt er hinzu:
„Wo bleiben also insbesondre die Wunder?"
Und Herr Gruppe? Herr Gruppe sagt:
„Das Sonderbarste ist es dabei, daß Bfauer] in seiner barocken Weise sich selbst als einen Propheten darstellt. S.296 lesen wir die emphatische Stelle: Hebe dich Weg von mir, Theologe!" etc. (S.20.)
Herrn Gruppes Schamlosigkeit will dem Leser aufbürden, Bauer rede von sich selbst, er gebe sich selbst für die unendliche Persönlichkeit aus, während Bauer die Rede Jesu exegesiert. Sosehr wir auch wünschen, wir können dieses Quiproquo, diese Eulenspiegelei, nicht mit der notorischen Verstandesschwäche und dilettierenden Ignoranz des Herrn Gruppe entschuldigen. Der Betrug liegt auf der Hand. Nicht nur, daß Herr Gruppe dem Leser verschweigt, wovon es sich handelt! Wir könnten immer noch glauben, der Dilettant habe zufällig S. 296 in Bauers Schrift aufgeschlagen und in der muntern Flüchtigkeit seiner Buchmacherei keine Zeit gehabt, die vorhergehende und die nachfolgende Entwicklung zu lesen. Aber Herr Gruppe unterschlägt den Schluß der „emphatischen Stelle", den über alles Mißverstehen erhabenen Schluß:
„Es soll aber dabei bleiben, nur das Zeichen des Jonas soll euch gegeben werden, ein andres Zeichen sollt ihr nicht sehn als diese meine Person und ihren, wenn auch unendlichen Ausdruck im Wort. Wo bleiben also .insbesondre' die Wunder?"
Herr Gruppe sah ein: auch den befangenen Leser, den Leser, der so töricht wäre, Bauer nicht in Bauers Schriften, sondern in den Schriften des Herrn Gruppe zu suchen, auch ihn müßten diese Worte überzeugen, daß Bauer nicht von sich, daß er von dem spreche, was geschrieben steht. Abgesehn von allen andern Abgeschmacktheiten, was sollten sonst die Worte: „Wo bleiben also insbesondre die Wunder?" Wir zweifeln, ob die deutsche Literatur eine ähnliche Schamlosigkeit aufzuweisen hat. Herr Gruppe sagt in der Vorrede:
„Mir ist während meiner Arbeit immer anschaulicher geworden, daß wir in einer
Zeit der Rhetoren und Sophisten leben." (S. IV.)
Soll dies ein Selbstbekenntnis sein, so müssen wir ernstlich dagegen protestieren. Herr Gruppe ist weder ein Rhetor noch ein Sophist. Er war bis zur Epoche der Broschüre über Bauer ein komischer Charakter, er war ein Schelm im naiven Sinn, er hat seitdem nichts verloren als seine Naivität und ist also jetzt - doch das sage ihm sein Gewissen. Übrigens mag es Bauer als Anerkennung seiner geistigen Überlegenheit betrachten, daß man nur Männer gegen ihn schicken kann, die unter allem Geist und außer jeder Überlegenheit sind, die er also nur treffen könnte, wenn er sich fallen ließe. K.M.
Geschrieben Anfang September 1842.
[Redaktionelle Bemerkung1611]
[„Rheinische Zeitung" Nr. 296 vom 23. Oktober 1842] Köln, 22. Okt. Infolge des in Nr. 292 der „Rheinischen] Z[ei]t[un]g" aus der „Mannh[eimer] Abendz[ei]t[un]g" abgedruckten Artikels „aus Pfalz, 12.Okt.", der mit den Worten beginnt:
„Ich war wirklich überrascht, als ich gestern in der Augsburger .Allgemeinen]
Z[ei]t[un]g' einen aus Aachener Blättern entlehnten Artikel (über Kommunismus)
abgedruckt fand, der wahrhaftig in dem sonst so gut alimentierten Blatte keine Auf
nahme verdient",
bringt die „Aachener Z[ei]t[un]g" Nr. 293 eine Erwiderung, deren auszugsweise Mitteilung wir, infolge eines speziellen Wunsches von Seiten der Redaktion dieser Zeitung, unsern Lesern durchaus nicht vorenthalten wollen, um so mehr, da sie uns erwünschte Gelegenheit zu einer nachträglichen Berichtigung gibt. Die „Aach. Ztg." traut der „Rheinischen" mit Recht zu,
„daß sie wissen konnte, daß die Augsburger ,Allg. Ztg.' nur einige Stellen aus ihrem
Artikel über die Kommunisten (Nr.277 der .Aach. Ztg.') herausgerissen und ihre Be
merkungen hinzugefügt hatte, welche dem Aufsatze freilich eine andere Gestalt ver
liehen".
Wie gesagt, die „Rh. Ztg." wußte nicht nur dieses, sondern sie wußte auch, daß die „Aach. Ztg." ganz unschuldig war an jenen von der Augsburger Zeitung Nr. 284 fad und listig zusammengestellten Bruchstücken, mit denen es nur auf die „Rh. Ztg." abgesehen war, und darum zog sie auch bei ihrer Abfertigung der Augsburger Zeitung in Nr. 289 die „Aach. Ztg.", wie es sich gebührte, nicht in den Kreis der Debatte. Wenn nun aber ein Mann in der Pfalz durch die gesperrte Überschrift jenes Augsburger Artikels: „Wir lesen in Aachener Blättern" zu einer falschen Annahme verleitet werden
konnte, so liegt darin allerdings ein Fingerzeig, daß die „Aach. Ztg." solchem Mißverständnis der Augsburger „Allg. Ztg." gegenüber schon hätte früher zuvorkommen können. Hatte die „Rh. Ztr;." einmal jenen Augsburger Artikel ganz auf sich genommen, so konnte sie den beiläufigen Abdruck jener Notiz in der „Mannh. Abendztg." wohl ohne Wegweiser passieren lassen, da ja ihre Leser schon wußten, wohin das gehöre. Folgende Stellen des heutigen Artikels der „Aach. Ztg." bedürfen keiner weitern Bemerkung:
„Sie weiß, daß wir nicht gegen irgendeine freie Forschung sind, daß wir nicht Bestrebungen von Männern schwächen werden, welche sich das Wohl irgendeiner Klasse von Menschen angelegen sein lassen. Wir sind liberal gegen alle, und das ist mehr, als die Masse manches Liberalismus bis jetzt von sich sagen kann. Das aber haben wir gesagt, daß der Kommunismus bei uns keinen Grund und Boden finden kann, daß er dagegen in Frankreich und England eine natürliche Erscheinung ist. Endlich haben wir hinzugefügt, selbst gegen kommunistische Bestrebungen in Deutschland nichts zu haben, uns wohl aber entschieden gegen jede klubistische Verbrüderung der Art erklärt, wie dieselbe in Schlesien aufgetaucht sein soll. Die liberalen Ideen sind noch nicht so festgewurzelt bei uns, haben bei uns noch nicht solche Fortschritte gemacht, daß nicht jedes Streben sorgfältig zu pflegen wäre. In der Regel sehen wir aber bei uns die Blätter einer Farbe viel zu wenig Hand in Hand miteinander gehen, ohne zu bedenken, daß niemals das Vereinzelte allen Raum ausfüllen, daß eine Gesamtwirkung nur erfolgen kann, wenn das eine sich abwechselnd zum Träger und Verbreiter der Ideen des andern macht."
Die Red. der „Rh.Z.
[Die „liberale Opposition" in Hannover1621]
[„Rheinische Zeitung" Nr,312 vom 8.November 1842, Beiblatt] *)Da der Ausdruck „liberale Opposition" in der Überschrift nicht von dem Verfasser des quästionierten Artikels, sondern von der Redaktion herrührt, so findet diese sich veranlaßt, einiges zur Erläuterung dieser Benennung beizubringen. Man führt zwei Gründe gegen den fraglichen Ausdruck an. Was die Form betreffe, sei die Opposition nicht liberal, Weil sie konservativ sei, weil sie die Fortdauer eines bestehenden Rechtszustandes bezwecke, eine Dialektik, nach welcher die Julirevolution eine konservative, also illiberale Revolution war, denn sie bezweckte zunächst die Konservation der Charte1631. Nichtsdestoweniger hat sich der Liberalismus die Julirevolution vindiziert. Der Liberalismus ist allerdings konservativ, er konserviert die Freiheit und den Angriffen roher, materieller Gewalt gegenüber selbst die verkümmerten Status-quo-Gestalten der Freiheit. Es kommt hinzu, daß, wenn solche Abstraktion konsequent sein will, ihr eigener Standpunkt die Opposition eines Rechtszustandes, der vom Jahr 1833 datiert, progressiv und liberal finden muß gegen eine Reaktion, welche das Jahr 33 gewaltsam in das Jahr 19 zurückdrängt. Was den Inhalt betreffe, wird ferner angeführt, sei der Inhalt der Opposition, das Staatsgrundgesetz von 1833, kein Inhalt der Freiheit. Zugegeben! Sowenig das Staatsgrundgesetz von 1833 eine Gestalt der Freiheit ist, wenn es an der Idee der Freiheit, sosehr ist es eine Gestalt der Freiheit, wenn es an der Existenz des Staatsgrundgesetzes von 1819 gemessen wird. Überhaupt handelte es sich zunächst nicht um den bestimmten Inhalt dieses Gesetzes: es handelte sich darum, für gesetzlichen Inhalt gegen ungesetzliche Usurpation zu opponieren.
Die Redaktion war um so mehr befugt, die hannoversche Opposition liberal zu nennen, als beinahe alle deutschen Kammern ihr als liberaler Opposition, als einer Opposition der gesetzlichen Freiheit akklamierten. Ob ihr nun vor dem Richterstuhl der Kritik dies Prädikat gebühre, ob sie über die bloße Meinung und Prätension des Liberalismus zu wirklichem Liberalismus fortgegangen sei, das eben zu untersuchen, war die Aufgabe des quästionierten Artikels. Wir bemerken beiläufig, daß nach unserer Ansicht der wahre Liberalismus in Hannover künftig weder das Staatsgrundgesetz von 1833 zu verfechten noch zu dem Gesetz von 1819 zurückzukehren, sondern eine völlig neue, einem tieferen, durchgebildeteren und freieren Volksbewußtsein entsprechende Staatsform zu erstreben hat. Die Red. der „Rh. Ztg."
[Zum Ehescheidungsgesetzentwurf. Kritik der Kritik164']
[„Rheinische Zeitung" Nr.319 vom 15. November 1842]
*) Vorstehende Kritik des Ehescheidungsgesetzentwurfes ist vom Standpunkte der rheinischen Jurisprudenz aus entworfen, wie die früher mitgeteilte Kritik (siehe das Beiblatt zu Nr.310 der „Rhein. Ztg.") sich auf den Standpunkt der altpreußischen Jurisprudenz und ihre Praxis gestellt hatte. Es bleibt eine dritte Kritik, die Kritik des vorzugsweise allgemeinen, des rechtsphilosophischen Standpunktes, vorbehalten. Es wird nicht mehr genügen, die einzelnen Scheidungsgründe pro und contra zu prüfen. Es wird nötig sein, den Begriff der Ehe und die Konsequenzen dieses Begriffes zu entwickeln. Beide Aufsätze, die wir bisher mitgeteilt, verwerfen gleichmäßig die Einmischung der Religion in das Recht, ohne jedoch zu entwickeln, inwiefern das Wesen der Ehe an und für sich selbst religiös sei oder nicht, ohne also entwickeln zu können, wie der konsequente Gesetzgeber, der sich nach dem Wesen der Dinge richtet und es keineswegs bei der bloßen Abstraktion von einer Bestimmung dieses Wesens genügen lassen kann, notwendig verfahren muß. Wenn der -Gesetzgeber nicht die menschliche Sittlichkeit, sondern die geistliche Heiligkeit als das Wesen der Ehe betrachtet, also an die Stelle der Selbstbestimmung die Bestimmung von oben, an die Stelle der innern natürlichen Weihe eine übernatürliche Sanktion, an die Stelle einer loyalen Unterwerfung in die Natur des Verhältnisses vielmehr einen passiven Gehorsam gegen Gebote setzt, die über der Natur dieses Verhältnisses stehen, kann man diesen religiösen Gesetzgeber nun tadeln, wenn er auch der Kirche, welche dazu berufen ist, die Forderungen und Ansprüche der Religion zu realisieren, die Ehe unterwirft und die weltliche Ehe unter die Oberaufsicht der geistlichen Behörde stellt? Ist das nicht einfache und notwendige Konsequenz? Man täuscht sich, wenn man den religiösen Gesetzgeber dadurch zu widerlegen glaubt,
26 Marx Engels, Werlte, EB 1
daß man dieser oder jener seiner Bestimmungen ihren Widerspruch mit dem weltlichen Wesen der Ehe nachweist. Der religiöse Gesetzgeber polemisiert nicht gegen die Auflösung der weltlichen Ehe, er polemisiert vielmehr gegen das weltliche Wesen der Ehe und sucht sie von dieser Weltlichkeit teils zu reinigen, teils, wo dieses unmöglich ist, dieser Weltlichkeit als einer bloß geduldeten Seite, jeden Augenblick ihre Schranken zu Gemüte zu führen und den sündigen Trotz ihrer Konsequenzen zu brechen. Ganz unzureichend ist aber der Standpunkt der rheinischen Jurisprudenz, der auf scharfsinnige Weise in der oben mitgeteilten Kritik durchgeführt ist. Es ist unzureichend, die Ehe in zwei Wesen zu verteilen, in ein geistliches und in ein weltliches Wesen, so daß das eine nur der Kirche und dem Gewissen der einzelnen Individuen, das andere dem Staat und dem Rechtsbewußtsein der Staatsbürger anzuweisen sei. Man hebt dadurch nicht den Widerspruch auf, daß man ihn zu zwei verschiedenen Sphären verteilt, man schafft vielmehr einen Widerspruch und eine ungelöste Kollision zwischen diesen Lebenssphären selbst, und kann man den Gesetzgeber zum Dualismus, kann man ihn zu einer doppelten Weltanschauung verpflichten? Muß nicht der gewissenhafte Gesetzgeber, der auf religiösem Standpunkt steht, in der wirklichen Welt und in weltlichen Formen zur einzigen Macht erheben, was er in der geistlichen Welt und in religiösen Formen als die Wahrheit selbst weiß, als die einzige Macht anbetet? Erscheint an diesem Punkte der Grundmangel der rheinischen Jurisprudenz, ihre zwiespältige Weltanschauung, welche durch eine Trennung des Gewissens und des Rechtsbewußtseins auf oberflächliche Art die schwierigsten Kollisionen nicht löst, sondern entzweihaut, welche die Welt des Rechts von der Welt des Geistes, daher das Recht vom Geist, daher die Jurisprudenz von der Philosophie scheidet, so hat sich in der Opposition gegen das vorliegende Gesetz noch mehr die gänzliche Haltungslosigkeit der altpreußischen Jurisprudenz auf die unzweideutigste Weise manifestiert. Wenn es wahr ist, daß keine Gesetzgebung die Sittlichkeit verordnen, so ist es noch wahrer, daß keine Gesetzgebung sie als zu Recht gültig anerkennen kann. Das preußische Landrecht'651 basiert auf einer Verstandesabstraktion, die, in sich selbst inhaltslos, den natürlichen, rechtlichen, sittlichen Inhalt als äußerliche, in sich selbst gesetzlose Materie aufnahm und nun diese geist- und gesetzlose Materie nach einem äußern Zweck zu modeln, einzurichten und anzuordnen versuchte. Es behandelt die gegenständliche Welt nicht nach deren eingebornen Gesetzen, sondern nach willkürlichen, subjektiven Einfällen und nach einer außer der Sache selbst stehenden Absicht. Die altpreußischen Juristen haben nur wenig Einsicht in diese Natur des Landrechtes gezeigt. Sie haben
nicht sein Wesen, sondern einzelne Äußerlichkeiten seiner Existenz kritisiert. Sie haben daher auch nicht die Art und Weise des neuen Ehescheidungsgesetzentwurfes, sondern seine reformatorische Tendenz angefeindet. Sie haben in schlechten Sitten einen Beleg für schlechte Gesetze finden zu dürfen vermeint. Wir verlangen von der Kritik vor allem, daß sie sich kritisch zu sich selbst verhalte und die Schwierigkeit ihres Gegenstandes nicht übersehe. Die Red. der „Rhein. Ztg."
[Kabinettsordre in bezug auf die Tagespresse]
[„Rheinische Zeitung" Nr. 320 vom 16. November 1842] Köln, 15. Nov. Die „Kölnische Zeitung" von heute bringt folgende königliche Kabinettsordre, die im Laufe des vorigen Monats sämtlichen Oberpräsidien zugegangen ist:
„ Ich habe schon öfter auf die Notwendigkeit hingewiesen, der Tendenz des schlech
ten Teils der Tagespresse: die öffentliche Meinung über allgemeine Angelegenheiten
durch Verbreitung von Unwahrheiten oder entstellten Tatsachen irrezuleiten, dadurch
zu begegnen, daß jeder solchen falschen Mitteilung augenblicklich die Wahrheit
durch Berichtigung der Tatsachen in denselben Blättern gegenübergestellt werde,
welche sich der Verfälschung schuldig gemacht haben. - Es genügt nicht, die Gegen
wirkung gegen schlechte, für den öffentlichen Geist verderbliche Bestrebungen eines
Tagesblattes den andern, von einem bessern Geist geleiteten Blättern zu überlassen
und nur von ihnen zu erwarten. Ebenda, wo das Gift der Verführung eingeschenkt
worden ist, muß es auch unschädlich gemacht werden; das ist nicht nur Pflicht der
Obrigkeit gegen den Leserkreis, dem das Gift geboten worden, sondern es ist zugleich
unter allen Mitteln das wirksamste, die Tendenzen der Täuschung und Lüge, wie sie
sich zeigen, zu vernichten, indem man die Redaktionen zwingt, das Urteil über sich
selbst zu veröffentlichen. Ich habe es darum mißfällig wahrgenommen, daß dies ebenso
rechtmäßige als notwendige Mittel, Ausartungen der Presse zu zügeln, bisher wenig
oder gar nicht angewendet worden ist. Sofern die bisherigen Gesetze die Verpflichtung
der inländischen Zeitungen zur unweigerlichen Aufnahme aller, unter amtlicher Auto
rität ihnen zugesandten tatsächlichen Berichtigungen, und zwar ohne alle Anmerkun
gen und einleitende Betrachtungen, nicht genügend festgestellt haben sollten, erwarte
Ich von dem Staatsministerio vordersamst die Vorschläge zu der nötigen Ergänzung
derselben. Wenn sie aber für den Zweck schon jetzt ausreichen, so will Ich, daß die
selben auch zum Schutz des Rechtes und der Wahrheit von Meinen Behörden kräftig
gehandhabt werden, und empfehle dies, nebst den Ministerien selbst, insbesondere der
unmittelbaren Sorgfalt der Oberpräsidenten, denen das Staatsministerium die Weisun
gen deshalb zu erteilen hat.
Je ernster es Mir am Herzen liegt, daß der edlen, loyalen, mit Würde freimütigen
Gesinnung, wo sie sich kundgeben mag, die Freiheit des Wortes nicht verkümmert, der
Wahrheit das Feld der öffentlichen Besprechungen so wenig als möglich beschränkt
werde, desto unnachsichtiger muß der Geist, welcher Waffen der Lüge und Verfüh
rung gebraucht, darnieder gehalten werden, auf daß die Freiheit des Wortes unter dem
Mißbrauch desselben nicht um ihre Früchte und ihren Segen betrogen werden könne.
Sanssouci, H.Oktober 1842.
(gez.) Friedrich Wilhelm."
Wir beeilen uns um so mehr, unsern Lesern die vorstehende königliche Kabinettsordre mitzuteilen, als wir in ihr eine Garantie der preußischen Presse erblicken. Jedes loyale Blatt wird es nur als eine bedeutende Unterstützung von Seiten der Regierung betrachten, wenn Unwahrheiten oder entstellte Tatsachen, deren Mitteilung bei der größten Umsicht der Redaktion nicht immer zu vermeiden sind, aus authentischer Quelle berichtigt werden. Die Regierung garantiert der Tagespresse durch diese amtlichen Erläuterungen nicht nur eine gewisse historische Korrektheit des faktischen Gehalts, sondern erkennt auch, was noch wichtiger ist, die große Bedeutsamkeit der Presse durch eine positive Teilnahme an, welche die negative Teilnahme durch Verbot, Unterdrückung und Zensur in immer engere Schranken zurückweisen wird. Zugleich geht die königliche Kabinettsordre von der Voraussetzung einer gewissen Unabhängigkeit der Tagespresse aus, da ohne eine solche, wenn nicht Tendenzen der Täuschung, Lüge und verderbliche Bestrebungen, so noch weniger edle, loyale, mit Würde freimütige Gesinnung irgendwie in den Zeitungen auftauchen und sich etablieren könnten. Diese königliche Voraussetzung einer gewissen Unabhängigkeit der Tagespresse ist als die vorzüglichste Garantie dieser Unabhängigkeit und als eine unzweideutige Äußerung des königlichen Willens von den preußischen Zeitungen zu begrüßen.
[An den Oberpräsidenten der Rheinprovinz von Schaper'661]
Hochzuverehrender Herr Oberpräsident!
Hochwohlgeborener Herr! Ew. Hochwohlgeboren haben mir durch den Regierungspräsidenten Herrn v. Gerlach zu Köln am 12ten dieses Monats ein Reskript des Zensurministeriums und außerdem zwei Verfügungen vorlegen und mich darüber zu Protokoll vernehmen lassen. In Betracht der Wichtigkeit der mir abverlangten Erklärungen zog ich es vor, statt im Protokoll mich bestimmt zu äußern, mich heute schriftlich an Ew. Hochwohlgeboren zu wenden. 1. Was das Reskript des Zensurministeriums und insbesondre die Aufforderung betrifft, die „Rhfeinische] Z[eitung]" solle ihre Tendenz ändern und eine der Regierung gefällige annehmen, so vermag ich diese Forderung nur in bezug auf die Form zu deuten, deren Moderierung, soweit es der Inhalt erlaubt, nachgegeben werden kann. Die Tendenz einer Zeitung, welche wie die „Rheinische" nicht bloß ein gesinnungsloses Amalgam von trocknen Referaten und niedrigen Lobhudeleien ist, sondern mit einer eines edlen Zwecks bewußten1 Kritik die staatlichen Verhältnisse und Einrichtungen des Vaterlandes beleuchtet, scheint uns nach den in der jüngst erlassenen Zensurinstruktion167' und auch anderwärts oft geäußerten Ansichten Sr. Majestät nur eine der Regierung genehme Tendenz sein zu können. Dem verantwortlichen Redakteur ist auch bis jetzt niemals eine Mißbilligung dieser Tendenz zu erkennen gegeben worden. Da die „Rh. Z." überdem der strengsten Zensur unterworfen ist, wie ließe sich ihre Unterdrückung als erste Warnung rechtfertigen? Die „Rh. Z." wird, dies kann ich Ew. Hochwohlgeboren versichern, auch fernerhin, soviel an ihr liegt, den Weg des Fortschritts, auf welchem Preußen dem übrigen Deutschland vorangeht, bahnen helfen. Ebendeshalb
1 Nach „bewußten" gestrichen: (wenn auch scharfen)
aber muß ich den mir im Reskript gemachten Vorwurf zurückweisen, als suchte die „Rh. Zeit." französische Sympathien und Ideen im Rheinlande zu verbreiten. Die „Rh. Z." hat es sich vielmehr1 als Hauptaufgabe gestellt, die Blicke, welche noch bei so vielen auf Frankreich hafteten, auf Deutschland zu richten und statt eines französischen einen deutschen Liberalismus hervorzurufen, der der Regierung Friedrich Wilhelm des Vierten gewiß nicht ungenehm sein kann. Die „Rh. Z." hat hiebei stets auf Preußen, von dessen Entwicklung die des übrigen Deutschlands abhängt, hingewiesen. Den Beweis dieser Tendenz liefern die polemisch gegen die antipreußischen2 Bestrebungen der Augsburger Zeitung gerichteten Artikel über die „Preußische Hegemonie".1681 Den Beweis liefern alle Aufsätze über den preußischen Zollverein gegen die Artikel des Hamburger „Correspondenten" und andrer Zeitungen, worin die „Rh. Z." den Beitritt von Hannover, Mecklenburg und der Hansastädte mit der größten Ausführlichkeit als das einzig Ersprießliche dargestellt hat. Den Beweis liefert vor allem das stete Hinweisen auf norddeutsche Wissenschaft im Gegensatz zu der Oberflächlichkeit nicht nur der französischen, sondern auch der süddeutschen Theorien. Die „Rh. Zeitung" war das erste rheinische und überhaupt süddeutsche Blatt, welches den norddeutschen Geist3 in die Rheinprovinz und Süddeutschland einführte, und wodurch könnte man die getrennten Stämme unzertrennlicher binden, als durch geistige Einheit, welche die Seele und die einzige Garantie der politischen Einheit gegen alle äußeren Stürme ist! Was die angeblich irreligiöse Tendenz der „Rh. Z." betrifft, so kann es den höchsten Behörden nicht unbekannt sein, daß ganz Deutschland und vorzugsweise Preußen über den Gehalt eines bestimmten positiven Glaubens - und nur von diesem, nicht von der Religion, die wir nie angetastet haben und nie antasten werden, handelt es sich - in zwei Heerlager geteilt ist, die beide in Wissenschaft und Staat hochgestellte Männer unter ihre Verfechter zählen. Soll eine Zeitung in einem unentschiednen Zeitkampf keine oder nur eine ihr auf amtlichem Wege vorgeschriebne Partei ergreifen?4 Zudem haben wir nie das Zeitungsterrain überschritten, sondern
1 Nach „vielmehr" gestrichen: nicht wenig dazu beigetragen -2 nach „antipreußischen" gestrichen: Tendenzen -3 nach „den norddeutschen Geist" mit Bleistift gestrichen: den protestantischen Geist - 1 mit Bleistift gestrichen: Wenn es Luthern nicht verdacht wird, trotz Kaiser und Reich die damalige alleinige Daseinsweise des Christentums, die katholische Kirche, in einer sogar zügellosen und alles Maß überschreitenden Form angegriffen zu haben, soll es in einem protestantischen Staat verboten werden, eine dem jetzigen Dogma entgegenstehende Ansicht nicht durch einzelne frivole Ausfälle, sondern durch konsequente Ausführungen einer ernsten und vorzugsweise deutschen Wissenschaft zu vertreten?
Dogmen wie kirchliche Doktrinen und Zustände überhaupt nur insofern berührt, als1 andere Zeitungen die Religion zum Staatsrecht machen und aus ihrer eignen Sphäre in die Sphäre der Politik versetzen wollten. Es wird uns sogar ein leichtes sein, jeden unserer Aussprüche durch ähnliche und stärkere Aussprüche eines preußischen Königs, Friedrichs des Großen, zu decken, und wir halten diese Autorität für eine Autorität, auf die sich preußische Publizisten wohl berufen dürfen. Die „Rheinische Zeitung" darf also glauben, den in der Zensurinstruktion niedergelegten Wunsch Sr. Majestät nach einer unabhängigen, freisinnigen Presse vorzugsweise realisiert und hierdurch nicht wenig zu den Segenssprüchen beigetragen zu haben, mit welchen gegenwärtig ganz Deutschland Sr. Majestät unsern König auf seiner emporstrebenden Laufbahn begleitet. Die „Rh. Z.", Ew. Hochwohlgeboren, ist nicht auf Buchhändlerspekulation, nicht in Aussicht irgendeines Gewinnes gegründet. Eine große Anzahl der angesehensten Männer Kölns und der Rheinprovinz haben in gerechtem Unwillen über den jammervollen Zustand der deutschen Presse den Willen Sr. Majestät des Königs nicht besser ehren zu können geglaubt, als indem sie in der „Rh. Z." ein Nationaldenkmal gründeten, ein Blatt, welches charaktervoll und furchtlos die Sprache freier Männer führe und, allerdings eine seltne Erscheinung, den König die wahre Stimme des Volkes vernehmen lasse. Die beispiellos schnelle Verbreitung dieses Blattes beweist, wie sehr es die Volkswünsche verstanden hat. Zu diesem Zweck haben jene Männer ihre Kapitalien hergegeben, zu diesem Zweck kein Opfer gescheut, und nun mögen Ew. Hochwohlgeboren selbst entscheiden, ob ich als das Organ dieser Männer erklären kann und darf: Die „Rheinische Zeitung" werde ihre Tendenz ändern, ob ihre Unterdrückung an einer einzelnen Privatperson und nicht vielmehr an der Rheinprovinz und dem deutschen Geist überhaupt Gewalt üben werde? Um übrigens der Regierung zu beweisen, wie sehr ich ihre Wünsche, soweit sie mit dem Beruf eines unabhängigen Blattes vereinbar sind, zu erfüllen bereit bin, will ich, wie es schon seit einiger Zeit geschehn ist, möglichst von allen kirchlichen und religiösen Gegenständen abstrahieren, wo nicht andere Zeitungen und die politischen Verhältnisse selbst eine Bezugnahme auf dieselben notwendig machen.2
1 Nach „als" gestrichen: man sie zu politischen Lyhren, Axiomen und Vorschriften verwendete — 2 dieser Absatz wurde von Marx mit dem Verweis** nachträglich eingefügt; er befindet sich am Schluß der Handschrift
2. Was nun zweitens die Forderung Ew. Hochwohlgeboren betrifft, den Dr. Rutenberg sofort zu entlassen, so habe ich schon am 14. Febr. dem Regierungspräsidenten v. Gerlach erklärt, daß derselbe keineswegs Redakteur der „Rheinischen Zeitung" sei, sondern nur als Übersetzer bei derselben fungiere. Auf die mir durch den Präsidenten Herrn v. Gerlach mitgeteilte Drohung, im Falle der nicht alsbaldigen Entlassung Rutenbergs die Zeitung sofort zu unterdrücken, habe ich, der Gewalt nachgebend, ihn einstweilen von jeder Teilnahme an der Zeitung entfernt. Da mir aber keine gesetzliche Bestimmung bekannt ist, wonach dieser Punkt des Reskripts sich rechtfertigen ließe, so ersuche ich Ew. Hochwohlgeboren um Namhaftmachung einer solchen Bestimmung, eventualiter um schleunige Entscheidung, ob es bei dem gefaßten Beschluß verbleiben solle oder nicht, damit ich auf instanzmäßigem Wege mein gesetzliches Recht in Anspruch nehmen kann. 3. Was den dritten Punkt, die Präsentation eines Redakteurs betrifft, so sind nach dem Zensurgesetz vom 18. Okt. 1819, § [IX], nur die obersten Zensurbehörden berechtigt, die Präsentation eines Redakteurs zu verlangen. Eine Bestimmung, die diese Berechtigung auf die Oberpräsidenten übertrüge, ist mir nicht bekannt. Ich bitte daher um Bezeichnung derselben, eventualiter um eine dies verordnende Verfügung des Zensurministeriums. Sehr gern, aber nur in diesem Falle, werde ich einen Redakteur zur Genehmigung präsentieren.
Geschrieben am 17. November 1842.
Nach der Handschrift.
[Über Schutzzölle'591]
[„Rheinische Zeitung" Nr.326 vom 22. November 1842, Beiblatt]
*) Wir können die historische Argumentation des Herrn Verfassers anerkennen, wir können weiter zugeben, was die Tatsachen reden, daß England seit 4 bis 500 Jahren vorzugsweise viel zum Schutz der Industrie und des Gewerbes getan, ohne dem System der Schutzzölle beistimmen zu müssen. Das Beispiel Englands widerlegt sich selbst, indem gerade in England die verderblichen Konsequenzen eines Systems hervortreten, welches nicht mehr das System unserer Zeit ist, sosehr es den mittelaltrigen Zuständen, die auf die Trennung und nicht auf die Einheit basierten, die jeder besondern Sphäre einen besondern Schutz verleihen mußten, weil der allgemeine Schutz, ein vernünftiger Staat und ein vernünftiges System der einzelnen Staaten fehlte, entsprechen mochte. Handel und Gewerbe sollen beschützt werden, aber eben das ist der streitige Punkt, ob'Schutzzölle Handel und Gewerbe wahrhaft beschützen? Wir betrachten vielmehr ein solches System als Organisation des Kriegszustandes im Frieden, eines Kriegszustandes, der, zunächst gegen fremde Länder gerichtet, in seiner Ausführung sich notwendig gegen das eigene Land kehrt. Allerdings ist aber ein einzelnes Land, sosehr es das Prinzip der Handelsfreiheit anerkennen mag, durch den Weltzustand überhaupt bedingt, und kann daher diese Frage nur von einem Völkerkongreß, aber nicht von einem einzelnen Kabinett entschieden werden. Die Red. der „Rh.Z."
Die polemische Taktik der Augsburger Zeitung
[„Rheinische Zeitung" Nr. 334 vom 30. November 1842]
„Es ist nur ein Gelüst des Bluts, eine Nachgiebigkeit des Willens!"''0'
*Koln, 29. Nov. Die Augsburger „Allgemeine Zeitung" beobachtet bei ihrer gelegentlichen Polemik gegen die „Rheinische Zeitung" eine ebenso eigentümliche als lobenswerte Taktik, welche, mit Konsequenz durchgeführt, ihren Eindruck auf den oberflächlichen Teil des Publikums nicht verfehlen kann. Bei jeder Zurechtweisung, die ihren Attacken auf Prinzip und Tendenz der „Rhein. Ztg." galt, bei jeder wesentlichen Streitfrage, bei jedem prinzipiellen Angriff von Seiten der „Rheinischen Zeitung" hüllte sie sich in die vieldeutige Toga des Schweigens, indem es immer unentschieden bleibt, ob dies Schweigen dem Bewußtsein der Schwäche, die nicht antworten kann, oder dem Bewußtsein der Überkraft, die nicht antworten will, sein unscheinbares Dasein verdankt. Wir hätten in dieser Beziehung der Augsburgerin keine besondern Vorwürfe zu machen, denn sie behandelt uns, wie sie Deutschland behandelt, dem sie ihre Teilnahme durch ein tiefsinniges Schweigen, das nur selten von Reisenotizen, Gesundheitsbulletins und paraphrasierten Hochzeitsgedichten unterbrochen wird, am gedeihlichsten dartun zu können glaubt, und die Augsburgerin mag recht haben, wenn sie ihr Schweigen als einen Beitrag zur öffentlichen Wohlfahrt betrachtet.
Allein die Augsburgerin handhabt neben der Taktik des Schweigens noch eine andere Manier der Polemik, die in ihrer breiten, selbstgefälligen und hochbeteuernden Redseligkeit gleichsam die aktive Ergänzung zu jener passiven und melancholischen Stille bietet. Die Augsburgerin schweigt, wo es den Prinzipienkampf, den Kampf um das Wesen gilt; aber sie lauscht im Versteck, sie beobachtet von weitem, sie erlauert den Augenblick, wo
ihre Gegnerin die Toilette vernachlässigt, einen faux pas beim Tanze verbricht, ihr Schnupftuch fallen läßt, und - „sie spreizt sich tugendlich und dreht sich weg" [71), sie schmettert den langverhaltenen, wohlmeinenden Ärger mit imperturbablem Aplomb, mit dem ganzen Zorn der Toilettenprüderie in die Luft und ruft Deutschland zu: „Da seht ihr's, das ist der Charakter, das die Gesinnung, das die Konsequenz der .Rheinischen Zeitung'!" „Dort ist Hölle, dort ist Nacht, dort ist der Schwefelpfuhl, Brennen, Sieden, Pestgeruch, Verwesung, - pfui, pfui, pfui! - Pah! Pah! - Gib etwas Bisam, guter Apotheker!"[71) Bei Gelegenheit solcher Basen-Impromptus weiß die Augsburgerin nicht nur ihre verschollene Tugend, ihre Ehrbarkeit und gesetztes Alter dem vergeßlichen Publikum in das treulose Gedächtnis zu rufen, nicht nur mit abgelebten und verwelkten Erinnerungen die eingefallenen Schläfen zu schmücken, sondern außer diesen kleinen und harmlosen Erfolgen der Koketterie noch andere praktische Erfolge zu erschleichen. Sie steht, quasi re bene gesta1, der „Rheinischen Zeitung" gegenüber, polternd, verweisend, provozierend, eine rüstige Kämpferin, und die Welt vergißt über der petulanten Provokation das altersschwache Schweigen und die eben erst erfolgte Retraite. Zudem entsteht der geflissentlich gehegte Schein, als drehe sich der Kampf der Augsburger „A. Z." und der „Rheinischen Ztg." um dergleichen Erbärmlichkeiten, skandalöse Histörchen und Toilettensünden. Das Heer der Geist- und Gesinnungslosen, das den wesentlichen Kampf, indem wir sprechen und die Augsburgerin schweigt, nicht versteht, dagegen in den mäkelnden Häkeleien und kritischen Kleinigkeiten der Augsburger „A.Z." seine eigene schöne Seele wiederfindet, klatscht dann Beifall und huldigt der ehrbarlichen Frau, die in ebenso gewiegter als gemessener Weise ihre ungestüme Gegnerin züchtigt, mehr um zu erziehen, als um zu verletzen. In Nr.329 der Augsburger „A.Z." findet sich wieder eine Probe dieser altklugen, widerlichen und kleinstädtischen Polemik. Ein Korrespondent vom Main berichtet, die „Allg. Augsb. Ztg." habe Julius Mosens politischen Roman „Der Congreß von Verona" gelobt, weil er im Verlage von Cotta erschienen sei. Wir gestehen, daß wir auf den literarisch-kritischen Teil der Augsburger „A. Z." seiner Nichtigkeit wegen nur gelegentlich einen Blick werfen, auch ihre Kritik über Mosen nicht kennen, hierin dem Gewissen des Korrespondenten uns a discretion anvertrauten. Den Tatbestand als richtig vorausgesetzt, fehlte es der Korrespondenz nicht
an innerer Wahrscheinlichkeit, da nach neuern mit Schikanen, aber nicht mit Gründen widerlegten Aufklärungen die Unabhängigkeit des kritischen Gewissens der „Allg. A.Z." von dem Druckorte zu Stuttgart wenigstens bezweifelt werden darf. Bleibt also übrig, daß wir den Druckort des politischen Romans nicht kannten, und enfin, es ist keine politische Todsünde, den Druckort eines Romans nicht zu kennen. Später auf die irrtümliche Angabe des Druckorts aufmerksam gemacht, erklärte die Redaktion in einer Note:
„Wir erfahren soeben, daß der „Congreß von Verona" von dem Dichter Julius
Mosen keineswegs bei Cotta erschien und bitten daher unsere Leser, die in Nr.317 d.J.
befindliche Korrespondenz vom Main hiernach berichtigend zu beurteilen."
Da der Hauptvorwurf des Mainer Korrespondenten wider die Augsburger „Allgemeine Zeitung" einzig auf der Prämisse beruhte, der „Congreß von Verona" sei bei Cotta erschienen, da wir erklärten, er sei nicht bei Cotta erschienen, da jedes Räsonnement durch Aufhebung seiner Prämisse von selbst fällt, so dürften wir allerdings an die Urteilskraft der Leser die überschwengliche Anforderung stellen, nach dieser Erklärung jene Korrespondenz zu berichtigen, und wir konnten glauben, unser Unrecht gegen die Augsburger „A. Z." gesühnt zu haben. Aber die Augsburger Logik! Die Augsburger Logik interpretiert unsere Berichtigung folgendermaßen:
„Wäre Mosens .Congreß von Verona bei Cotta erschienen, so wäre er von allen
Freunden des Rechts und der Freiheit als ein schlechter Krebs und Ladenhüter zu be
trachten; da wir aber nachträglich erfahren, daß er in Berlin herausgekommen, so
bitten wir unsere verehrten Leser, ihn nach des Dichters eigenen Worten als einen der
Geister der ewigen Jugend zu begrüßen, die auf strahlensprühender Bahn einher
schreiten und dem alten Gelichter eisern aufs Genick treten."
„Der Bursch führt seinen Bogen wie eine Vogelscheuche: Spannt mir eine volle Tuchmacherelle1! - Ins Schwarze, ins Schwarze! - Hui!"!7li
„Das ist", ruft die Augsburgerin triumphierend, „das ist, was die .Rheinische
Zeitung' ihre Gesinnung, ihre Konsequenz nennt!"
Hat die „Rheinische Zeitung" jemals die Konsequenzen der Augsburger Logik für ihre Konsequenz oder gar die Gesinnung, auf welcher diese Logik basiert, für ihre Gesinnung erklärt? Die Augsburgerin hätte nur schließen dürfen: „Das ist die Art und Weise, wie man zu Augsburg Konsequenz und Gesinnung mißversteht!" Oder glaubt die Augsburger „Allgemeine] Zeitung" im Ernst, wir hätten in Mosens Trinkspruch einen
berichtigenden Kommentar zur Beurteilung des „Congresses von Verona" liefern wollen? Wir haben das Schillerfest weitläufiger im Feuilleton besprochen, wir haben auf Schiller „als den Propheten der neuen Bewegung der Geister" (Nr. 326, Korrespondenz aus Leipzig) und auf die daraus sich ergebende Bedeutung des Schillerfestes hingewiesen, und warum sollten wir Mosens Trinkspruch, der diese Bedeutung hervorhob, zurückweisen?1721 Etwa, weil er einen Ausfall auf die Augsburger „Allgemeine Ztg." enthält, den sie schon wegen ihrer Beurteilung Herweghs verdient hat? Das alles hatte aber doch nichts mit der Mainer Korrespondenz zu tun, wir hätten denn, was die Augsburgerin uns unterschiebt, schreiben müssen: „Der Leser beurteile die Korrespondenz vom Main in Nr. 317 nach Mosens Gedicht in Nr. 320." Diesen Unsinn bringt die Augsburger Logik expres zustande, um ihn nachher uns an den Kopf werfen zu können. Das Urteil der „Rheinischen Zeitung" im Feuilleton zu Nr.317 über Mosens „Bernhard von Weimar" beweist, was keines Beweises bedarf, daß sie bei Mosen von ihrer gewohnten sachlichen Kritik sich um kein Haar entfernt hat. Wir geben übrigens der Augsburgerin zu, daß selbst die „Rheinische Zeitung" kaum die literarischen Kondottieris von sich abzuwenden vermag; dies zudringliche und widerwärtige Geschmeiß, das in jener Zeitungsära, deren Inkorporation die Augsburger „A. Z." ist, - allerorten in Deutschland - emporwucherte. Schließlich erinnert uns die „Augsburger Zeitung" an das Wurfgeschütz, das
„mit großen Worten und Phrasen um sich wirft, welche die Wirklichkeit unberührt
lassen".
Die Augsburger „A.Z." berührt allerdings alle mögliche Wirklichkeit, mexikanische Wirklichkeit, brasilianische Wirklichkeit, aber keine deutsche, aber nicht einmal bayrische Wirklichkeit, und wenn sie dergleichen einmal berührt, so gilt ihr unfehlbar der Schein für Wirklichkeit und die Wirklichkeit fiir Schein. Handelte es sich um die geistige und wahre Wirklichkeit, die „Rheinische Zeitung" könnte der Augsburgerin mit Lear zurufen: „Tu dein Ärgstes, blinder Amor. Sieh nur die Schriftzüge!", und die Augsburgerin würde mit Gloster antworten: „Wär'n alle Lettern Sonnen, ich säh' keine."1711
[„Rheinische Zeitung" Nr.3 vom 3. Januar 1843] *Die Augsburgerin ist in jenes Stadium getreten, wo das schöne Geschlecht die Jugend selbst nicht mehr zu heucheln wagt und nun den
Schwestern nichts Erschrecklicheres vorzuwerfen weiß als eben die Jugend. In Nr. 360 hat indessen der Altersthermometer die ehrwürdige Sibylle wunderlich irregeführt. Sie spricht von der Kühlung des „jungen Mütchens" der „Rheinischen Zeitung" bei Gelegenheit eines Korrespondenten, der zufälligerweise ein Sechziger ist und ein Testimonium seiner Jugend schwerlich in den Spalten.der Augsburger „Allg. Zeitung" zu finden gedachte. Aber so geht's! Bald ist die Freiheit zu alt, bald ist sie zu jung, niemals ist sie an der Tagesordnung, wenigstens nicht an der Tagesordnung der Augsburger „Allg. Ztg.", von der das Gerücht immer entschiedner behauptet, daß sie zu Augsburg erscheint.
[„Rheinische Zeitung" Nr. 12 vom 12. Januar 1843]
Wollte die Redaktion der „Rhein. Ztg." nun ein Nachwort in der Weise der „Allg. A. Ztg." vorstehender Korrespondenz hinzufügen, so könnten wir ihr selbst, die so gütig war, in der „Rheinischen Zeitung" den Fähndrich „Pistol" wiederzufinden, nur die Wahl lassen zwischen dem „Dorchen Lakenreißer" und der „Witwe Hurtig". Ihr männliches Glaubensbekenntnis aber würden wir bei dem Freund jener Damen, bei Falstafl, suchen: „Ehre beseelt mich vorzudringen. Wenn aber Ehre mich beim Vordringen entseelt? Wie dann? Kann Ehre ein Bein ansetzen? Nein! Oder einen Arm? Nein. Oder den Schmerz einer Wunde stillen? Nein. Ehre versteht sich also nicht auf die Chirurgie? Nein. Was ist Ehre? Ein Wort. Was steckt in dem Wort Ehre? Was ist diese Ehre? Luft. Eine feine Nahrung! Wer hat sie? Er, der vergangenen Mittwoch starb! Fühlt er sie? Nein. Hört er sie? Nein. Ist sie also nicht fühlbar? Für die Toten nicht. Aber lebt sie nicht etwa mit den Lebenden? Nein. Warum nicht? Die Verleumdung1 gibt es nicht zu. Ich mag sie also nicht. - Ehre ist nichts als ein gemalter Schild beim Leichenzuge, und so endigt mein Katechismus." 1731 Und so endigt der politische Katechismus der Augsburger „A.Z.", so erinnert sie die Presse, daß man in kritischen Zeiten Arm und Bein verlieren könne, so verleumdet sie die Ehre, weil sie auf jede Ehre verzichtet hat, die verleumdet werden könnte. Die Augsburger „A.Z." versprach, mit uns auf einen Prinzipienkampf einzugehen, und sie hat dies Versprechen gelöst. Sie hat keine, also ihre Prinzipien gegen uns in den Kampf geschickt; sie hat hier und da ihre Indignation uns zugesichert, kleine Verdächtigungen ausgestreut, kleine
Berichtigungen versucht, große Miene zu ihren kleinen Leistungen gemacht, eine Altersherrschaft in Anspruch genommen, und in bezug auf diesen Punkt, auf ihre Veteranentitel, können wir ihr zurufen, was Herr Dezamy dem Herrn Cabet zuruft:
„Que monsieur Cabet ait bon courage: avec tant de titres, il ne peut manquer d'obtenir bientot ses invalidesZ"1!74]
Die Augsburgerin lebt von einem Rechnungsfehler, von einem Anachronismus. Die Form, das einzige, was sie in früheren Tagen besaß, selbst die Form, den parfum litteraire, hat sie eingebüßt, eine spießbürgerliche, breite und anmaßende Formlosigkeit ist an die Stelle getreten, und niemand wird die Platitüde von „Herrn Puff" und das Gleichnis von „einem Frosche, der sich zum Ochsen aufgeblasen hat", elegant finden, weil er dergleichen in der Augsburger „A.Z." findet.
1 „Monsieur Cabet sei guten Muts: mit so vielen Titeln kann es nicht anders sein, als daß er bald seinen Invalidensold bekommt!"
Die Beilage zu Nr. 335 und 336 der Augsburger „Allgemeinen Zeitung" über die ständischen Ausschüsse in Preußen
[„Rheinische Zeitung" Nr. 345 vom 11. Dezember 1842] **Köln, 1 O.Dez. In der Beilage zu Nr. 335 der Augsburger „Allgemeinen] Z[eitung]" findet sich ein nicht uninteressanter Aufsatz über die ständischen Ausschüsse in Preußen.'751 Da wir ihn der Kritik unterwerfen wollen, müssen wir zunächst eine einfache, aber nichtsdestoweniger von einer leidenschaftlichen Parteipolemik oft übersehene Maxime an die Spitze stellen. Die Darstellung einer Staatsinstitution ist nicht die Staatsinstitution selbst. Eine Polemik gegen diese Darstellung ist daher auch keine Polemik gegen die Staatsinstitution. Die konservative Presse, die jeden Augenblick daran erinnert, daß die Auffassung der kritischen Presse als eine nur individuelle Meinung und Entstellung der Wirklichkeit zu verwerfen sei, vergißt jeden Augenblick, daß sie selbst nicht die Sache, sondern nur eine Meinung über die Sache, also der Kampf mit ihr nicht immer ein Kampf mit ihrem Gegenstand ist. Jeder Gegenstand, werde er lobend oder tadelnd in die Presse eingeführt, wird zu einem literarischen Gegenstand, also zu einem Gegenstand der literarischen Diskussion. Das eben ist es, was die Presse zum mächtigsten Hebel der Kultur und der geistigen Volksbildung macht, daß sie den stofflichen Kampf in einen ideellen Kampf, den Kampf von Fleisch und Blut in einen Geisterkampf, den Kampf des Bedürfnisses, der Begierde, der Empirie in einen Kampf der Theorie, des Verstandes, der Form verwandelt. Der quästionierte Aufsatz führt die Ausstellungen gegen die Institution der ständischen Ausschüsse auf zwei Hauptpunkte zurück, auf Ausstellungen gegen ihre Zusammensetzung und auf Ausstellungen gegen ihre Bestimmung. Wir müssen es nun gleich als einen logischen Grundmangel rügen, daß zunächst über die Zusammensetzung diskutiert und die Untersuchung über
27 Marx/Engels, Werlte, EB I
die Bestimmung für einen folgenden Artikel verspart wird. Die Zusammensetzung kann nichts anders sein als der äußere Mechanismus, der in der Bestimmung seine leitende und ordnende Seele besitzt. Wer wird aber über die zweckmäßige Zusammensetzung einer Maschine urteilen wollen, ehe er die Bestimmung der Maschine untersucht und erkannt hat? Es wäre möglich, daß die Zusammensetzung der Ausschüsse der Kritik unterliegt, weil sie ihrer Bestimmung entspricht, indem eben diese Bestimmung nicht als eine wahrhafte Bestimmung anzuerkennen; es wäre möglich, daß die Zusammensetzung der Ausschüsse anerkennenswert, weil sie ihrer Bestimmung nicht entspricht und über dieselbe hinausgeht. Dieser Gang der Darstellung ist also ein erster Fehler, aber ein erster Fehler, der die ganze Darstellung zu einer verfehlten macht. Man habe, sagt der quästionierte Artikel, fast von allen Seiten mit bemerkenswerter Übereinstimmung darüber geklagt, daß
„vorherrschend nur das Grundeigentum mit dem Rechte ständischer Vertretung be
dacht worden sei".
Dagegen sei einerseits auf den Aufschwung der Industrie, andererseits „mit noch größerer Emphase" auf die Intelligenz und „das Recht derselben zur Teilnahme an der ständischen Vertretung" hingewiesen worden. Wenn aber nach dem organischen Gesetz über die Provinzial stände1701 das Grundeigentum zur Bedingung der Standschaft gemacht werde, eine Disposition, die folgerechterweise auf die aus der Mitte der Provinzialstände gebildeten ständischen Ausschüsse übergegangen sei, so bilde das Grundeigentum, wenn auch die allgemeine Bedingung, dennoch keineswegs den einzigen Maßstab für die Teilnahme an dem Recht der ständischen Repräsentation. Auf einer Verwechselung jener beiden wesentlich verschiedenen Prinzipien beruhten aber
„zum großen Teil die lebhaften Einwendungen, welche gegen die Zusammensetzung
der ständischen Ausschüsse erhoben worden seien".
Der Grundbesitz vertritt alle Stände. Das ist ein Faktum, welches der Verfasser zugibt, allein, fügt er hinzu, nicht der Grundbesitz schlechthin, nicht der abstrakte Grundbesitz, sondern der Grundbesitz mit gewissen Nebenumständen, der Grundbesitz von einem gewissen Charakter. Der Grundbesitz ist die allgemeine Bedingung der ständischen Vertretung, aber er ist nicht die einzige Bedingung. Wir stimmen vollkommen mit dem Verfasser überein, wenn er behauptet, daß die hinzutretenden Bedingungen das allgemeine Prinzip der Vertretung durch den Grundbesitz wescr.'Jich alterieren, aber wir müssen zugleich
behaupten, daß die Gegner, welche schon das allgemeine Prinzip zu beschränkt glauben, sich keineswegs widerlegt finden dürften durch den Nachweis, daß man dies an sich beschränkte Prinzip noch nicht für beschränkt genug, sondern weitere, seinem Wesen fremde Schranken hinzuzufügen für notwendig erachtet habe. Wenn wir von den ganz allgemeinen Erfordernissen des unbescholtenen Rufs, des dreißigjährigen Lebensalters abstrahieren, wobei die erstere sich einerseits von selbst versteht, andererseits einer zu unbestimmten Deutung unterliegt, so sind die folgenden speziellen Bedingungen:
„ 1. die zehnjährige Nichtunterbrechung des Grundbesitzes; 2. die Gemeinschaft
mit einer christlichen Kirche; 3. der Besitz eines vormals unmittelbaren Landes für den
ersten Stand; 4. der Besitz eines reichsritterschaftlichen Gutes für den zweiten Stand;
5. die Magistratur oder die Betreibung eines bürgerlichen Gewerbes für den Stand der
Städte; 6. die Selbstbewirtschaftung des Gutes als Hauptgewerbe für den vierten
Stand" l"),
so sind diese Bedingungen keine Bedingungen, welche aus dem Wesen des Grundbesitzes hei vorgehen, sondern Bedingungen, welche aus ihm fremden Rücksichten ihm fremde Grenzen hinzufügen, welche sein Wesen beschränken, statt es zu verallgemeinern. Nach dem allgemeinen Prinzipe der Vertretung durch Grundbesitz wäre kein Unterschied zwischen jüdischem und christlichem Grundbesitze, zwischen dem Grundbesitze eines Advokaten und dem Grundbesitze eines Kaufmanns, zwischen zehnjährigem und einjährigem Grundbesitze zu entdecken. Nach diesem allgemeinen Prinzipe existieren sämtliche aufgezählten Unterscheidungen nicht. Fragen wir also, was der Verfasser nachgewiesen hat, so können wir nur antworten: Die Beschränkung der allgemeinen Bedingung des Grundbesitzes durch besondere Bedingungen, die nicht im Wesen des Grundbesitzes liegen, durch Rücksichten auf den Ständeunterschied. Und der Verfasser gibt zu:
„ In nahem Zusammenhange steht die von vielen Seiten vernommene Klage darüber,
daß auch bei diesen ständischen Ausschüssen in angeblichem Widerspruche mit dem
gegenwärtigen Zustande unserer sozialen Verhältnisse und mit den Forderungen des
Zeitgeistes der nur der Vergangenheit angehörige Ständeunterschied wieder hervor
gesucht und als Prinzip der ständischen Organisation in Anwendung gebracht worden
sei."
Der Verfasser untersucht nicht, ob die allgemeine Bedingung des Grundbesitzes nicht der Vertretung der Stände widerspreche oder sie sogar unmög
lieh mache! Es hätte ihm sonst schwerlich entgehen können, daß eine Bedingung, welche nur das Wesen des Bauernstandes bildet, bei einer konsequenten Verfolgung des ständischen Prinzips unmöglich zur allgemeinen Bedingung der Vertretung der übrigen Stände gemacht werden könne, deren Dasein auf keine Weise durch den Grundbesitz bedingt ist. Die Vertretung der Stände kann doch nur durch den wesentlichen Unterschied der Stände, also durch nichts, was außer diesem Wesen liegt, bestimmt werden. Wenn also das Prinzip der Vertretung des Grundbesitzes durch die besondern Standesrücksichten, so wird dies Prinzip der Standesvertretung durch die allgemeine Bedingung des Grundbesitzes aufgehoben, und keins dieser Prinzipien kömmt zu seinem Rechte. Der Verfasser untersucht ferner nicht, ob der in der fraglichen Institution vorausgesetzte Unterschied der Stände die Stände der Vergangenheit oder die Stände der Gegenwart charakterisiert, wenn selbst ein Unterschied der Stände angenommen wird. Statt dessen bespricht er den Ständeunterschied überhaupt. Es werde sowenig gelingen, ihn zu vertilgen,
„als den in der Natur vorhandenen Unterschied der Elemente zu vernichten und zur
chaotischen Einheit zurückzuführen".
Man könnte dem Verfasser antworten: Sowenig es jemandem einfallen werde, den Unterschied der Naturelemente zu vernichten und zur chaotischen Einheit zurückzuführen, sowenig wolle man den Unterschied der Stände vertilgen; aber man müßte zugleich den Verfasser auffordern, der Natur ein angestrengteres Studium zu widmen und sich von der ersten sinnlichen Wahrnehmung der verschiedenen Elemente zur vernünftigen Wahrnehmung des organischen Naturlebens zu erheben. Statt des Gespenstes einer chaotischen Einheit würde ihm der Geist einer lebendigen Einheit erscheinen. Selbst die Elemente verharren nicht in ruhiger Trennung. Sie verwandeln sich beständig ineinander, und dieser Wandel allein bildet die erste Stufe des physischen Erdenlebens, den meteorologischen Prozeß. Im lebendigen Organismus nun gar ist jede Spur der verschiedenen Elemente als solcher verschwunden. Der Unterschied existiert nicht mehr im getrennten Dasein der verschiedenen Elemente, sondern in der lebendigen Bewegung unterschiedener Funktionen, die alle von einem und demselben Leben begeistet sind, so daß ihr Unterschied selbst nicht diesem Leben fertig vorangeht, sondern vielmehr aus ihm selbst beständig hervorgeht und ebenso beständig in ihm verschwindet und paralysiert wird. Sowenig nun die Natur bei den vorhandenen Elementen stehenbleibt, vielmehr schon auf der untersten Stufe ihres Lebens diese Verschiedenheit als ein
bloßes, sinnliches Phänomen beweist, das keine geistige Wahrheit besitzt, sowenig darf und kann der Staat, dieses natürliche Geisterreich, in einer Tatsache der sinnlichen Erscheinung sein wahres Wesen suchen und finden. Der Verfasser hat daher die „göttliche Weltordnung" nur oberflächlich ergründet, wenn er bei dem Unterschiede der Stände als ihrem letzten und entscheidenden Resultate stehenblieb. Aber, meint der Verfasser, es
„ist aber dafür zu sorgen, daß das Volk nicht als eine rohe, unorganische Masse1 in Bewegung gesetzt wird".
Es könne daher
„nicht davon die Rede sein, ob überhaupt Stände existieren1 sollen, sondern nur davon: festzustellen, inwieweit und in welchem Verhältnis die vorhandenen Stände1 zur Teilnahme an der politischen Wirksamkeit berufen sind".
Es fragt sich hier allerdings ni cht, inwiefern die Stände existieren, sondern es fragt sich, inwiefern sie ihre Existenz bis in die höchste Sphäre des Staatslebens fortsetzen sollen. So unpassend es wäre, das Volk als rohe, unorganische Masse in Bewegung zu setzen, sowenig wird eine organische Bewegung erreicht, wenn es mechanisch in feste und abstrakte Bestandteile aufgelöst und von diesen unorganischen, gewaltsam fixierten Teilen eine selbständige Bewegung, die nur konvulsivisch sein kann, verlangt wird. Der Verfasser geht von der Ansicht aus, daß das Volk außer einigen willkürlich aufgegriffenen Ständeunterschieden als eine rohe, unorganische Masse im wirklichen Staate vorhanden sei. Er kennt also keinen Organismus des Staatslebens selbst, sondern nur ein Nebeneinander heterogener Teile, die der Staat auf eine oberflächliche und mechanische Weise umspannt. Aber seien wir aufrichtig. Wir verlangen nicht, daß man bei der Volksvertretung von den wirklich vorhandenen Unterschieden abstrahiere, wir verlangen vielmehr, daß man an die wirklichen, durch die innere Konstruktion des Staats geschaffenen und bedingten Unterschiede anknüpft und nicht aus dem Staatsleben in eingebildete Sphären zurückfalle, die das Staatsleben längst ihrer Bedeutsamkeit beraubt hat. Und nun werfe man auf die allen bekannte, allen offenbare Wirklichkeit des preußischen Staates einen Blick. Die wahren Sphären, nach denen der Staat regiert, gerichtet, verwaltet, besteuert, einexerziert, geschult wird, in denen seine ganze Bewegung vorgeht, es sind Kreise, Landgemeinden, Regierungen, Provinzialregierungen, Militärabteilungen, aber es sind nicht die vier Kategorien von Ständen, welche
vielmehr in diesen höheren Einheiten bunt ineinander übergehen und nicht von dem Leben selbst, sondern nur von Akten und Registern unterschieden werden. Und jene Unterscheidungen, die jeden Augenblick in der Einheit des Ganzen durch ihr eignes Wesen aufgehen, sie sind freie Schöpfungen aus dem Geist des preußischen Staats, aber sie sind keine von blinder Naturnotwendigkeit und von dem Auflösungsprozeß einer vergangenen Zeit der Gegenwart aufgedrängte Rohstoffe! Sie sind Glieder, aber keine Teile, sie sind Bewegungen, aber keine Stände, sie sind Unterscheidungen der Einheit, aber sie sind keine Einheiten des Unterschieds. Sowenig unser Verfasser nun wird behaupten wollen, daß etwa die große Bewegung, wodurch der preußische Staat täglich in ein stehendes Heer und eine Landwehr übergeht, die Bewegung einer rohen, unorganischen Masse sei, sowenig wird er es von einer Volksvertretung behaupten dürfen, die auf ähnliche Prinzipien fundiert ist. Wir wiederholen noch einmal. Wir verlangen nur, daß der preußische Staat sein wirkliches Staatsleben nicht bei einer Sphäre abbricht, welche die bewußte Blüte dieses Staatslebens sein soll, wir verlangen nur konsequente und allseitige Ausführung der preußischen Fundamental-Institutionen, wir verlangen, daß man nicht plötzlich das wirkliche organische Staatsleben verlasse, um in unwirkliche, mechanische, untergeordnete, unstaatliche Lebenssphären zurückzusinken. Wir verlangen, daß der Staat sich nicht in dem Akt auflöse, welcher der höchste Akt seiner innern Einigung sein soll. Wir werden die weitere Kritik des quästionierten Aufsatzes in einem folgenden Artikel geben.
[„Rheinische Zeitung" Nr. 354 vom 20. Dezember 1842] ** Köln, 19. Dez. DerVerfasser will seinem Standpunkte gemäß feststellen:
„inwieweit die vorhandenen Stände zur Teilnahme an der politischen Wirksamkeit be
rufen sind".
Unser Verfasser untersucht nicht, wie schon bemerkt, inwieweit die im Wahlgesetz vorausgesetzten Stände die vorhandenen Stände, inwieweit überhaupt Stände vorhanden sind; er macht vielmehr zurGrundlage seinerUntersuchung eine Tatsache, deren Beweis das Hauptgeschäft seiner Untersuchung bilden mußte, und argumentiert also weiter:
„Die Bestimmung der Ausschüsse ist sowohl in den Verordnungen vom 21. Juni
I.J. über deren Bildung als auch in der Königlichen Kabinettsordre vom 19. August
über deren Zusammenberufung zu einem Zentralausschuß so deutlich ausgesprochen,
daß darüber durchaus kein Zweifel obwalten kann. Es soll nach den Worten der oben
erwähnten Kabinettsordre der ständische1 Beirat der einzelnen Provinzen durch ein Element der Einheit ergänzt werden. Hiernach ist also zunächst die allgemeine Bestimmung der ständischen Ausschüsse insofern dieselbe wie die der Provinzialstände selbst, als es sich dabei gleichfalls um eine beratende Mitwirkung bei öffentlichen Angelegenheiten und insbesondere beim Geschäft der Gesetzgebung handelt, und dagegen besteht das Charakteristische der denselben angewiesenen Wirksamkeit in deren Zentralisation. Somit wäre es bei den Bedenken, welche gegen die Zusammensetzung der ständischen Ausschüsse erhoben worden sind, darum zu tun gewesen, nachzuweisen, inwiefern in deren Vereinigung zu einem Zentralausschusse Gründe enthalten sind, weshalb die Elementeaus denen man dieselben gebildet, der Bestimmung ihrer zentralen Tätigkeit nicht zu entsprechen vermögen. Anstatt solchen Beweis zu versuchen, hat man es bei der bloßen Versicherung bewenden lassen, die Zusammensetzung der ständischen Ausschüsse (welche auf demselben Prinzip beruht wie die der Provinzialttände) möchte wohl genügen zur Beratung über untergeordnete Provinzialinteressen, nicht aber für eine den ganzen Staat umfassende Wirksamkeit. Hiermit im Widerspruch würden dann die erwähnten Beschwerden vorgetragen, welche, wenn sie begründet wären, auch auf die Provinzialstände ihre Anwendung finden würden."
Wir haben gleich von vornherein auf das Unlogische aufmerksam gemacht, die Zweckmäßigkeit der Zusammensetzung der ständischen Ausschüsse untersuchen zu wollen, bevor man ihre Bestimmung kritisiert hat. Es konnte nicht fehlen, unser Verfasser setzt in einem unbewachten Augenblick die Zweckmäßigkeit der „Bestimmung" voraus, um die Zweckmäßigkeit der „Zusammensetzung" folgern zu können. Er sagt uns, die Bestimmung der Ausschüsse sei klar! Die Klarheit, diese formelle Korrektheit der „Bestimmung" zugegeben, ist damit ihr Inhalt und die Wahrheit dieses Inhalts auch nur berührt? Die Ausschüsse, sagt unser Verfasser, unterscheiden sich nur durch die „Zentralisation" von den „Provinzialständen". Es sei also nachzuweisen,
„inwiefern in deren Vereinigung1 zu einem Zentralausschusse Gründe enthalten sind, weshalb die Elemente, aus denen man dieselben gebildet, der Bestimmung ihrer zen
tralen Tätigkeit nicht zu entsprechen vermögen".
Wir müssen diese Forderung als unlogisch abweisen. Es fragt sich nicht, inwiefern in der Vereinigung der Provinzialstände zu einem Zentralausschusse Gründe enthalten sind, weshalb ihre Bildungselemente der Bestimmung der zentralen Tätigkeit nicht zu entsprechen vermögen, sondern umgekehrt, es fragt sich, inwiefern in den provinzialständischen Bildungs
dementen Gründe enthalten sind, welche eine wahrhafte Vereinigung zu einem wirklichen Zentralausschuß, also auch eine wahrhaft zentrale Tätigkeit paralysieren. Die Vereinigung kann nicht die Bildungselemente, aber die Bildungselemente können die Vereinigung unmöglich machen. Setzt man aber eine wirkliche Vereinigung, eine wahrhafte Zentralisation voraus, so verliert die Frage nach der Möglichkeit der zentralen Tätigkeit allen Sinn, denn die zentrale Tätigkeit ist nur die Äußerung, die Folge, die Lebendigkeit einer wahrhaften Zentralisation. Ein zentraler Ausschuß schließt von selbst eine zentrale Tätigkeit ein. Wie beweist nun der Verfasser die Angemessenheit der Bildungselemente der Provinzialstände zu Zentralausschüssen! Wie beweist er also das wirkliche, nicht illusorische Dasein eines Zentralausschusses! Er sagt:
„Wenn sie begründet wären" (die gegen die Zusammensetzung der Ausschüsse vor
gebrachten Beschwerden), „ so würden sie auch auf die Provinzialstände ihre Anwendung
finden."
Allerdings, denn es wird ja eben behauptet, diese Elemente seien keine geeigneten Elemente zu einem zentralen Ganzen. Der Verfasser kann doch damit seine Gegner nicht widerlegt glauben, daß er sich selbst ihre Einwendungen erst zum Bewußtsein bringt und formuliert? Statt sich damit zu begnügen, daß die Beschwerden gegen die Zusammensetzung der ständischen Ausschüsse Beschwerden gegen die Zusammensetzung der Provinzialstände sind, mußte der Verfasser vielmehr nachweisen, inwiefern die Einwendungen gegen die Provinzialstände aufhören, Einwendungen gegen die ständischen Ausschüsse zu sein. Der Verfasser mußte sich nicht fragen, wodurch die ständischen Ausschüsse einer zentralen Wirksamkeit nicht entsprechen, sondern er mußte sich fragen, wodurch sie zu einer zentralen Wirksamkeit befähigt sein sollen? Es ist in diesen Blättern weitläufig und an konkreten Beispielen dargetan worden, wie wenig die Provinzialstände zu einer Beteiligung an der Gesetzgebung (bestehe sie nun in Beirat oder in der Beitat, was einen Unterschied in der Macht, aber keineswegs in der Fähigkeit der Landstände bilden kann) berufen sind. Es kommt ferner hinzu, daß die Ausschüsse nicht einmal aus den Provinziallandtagen als moralischen Personen, sondern vielmehr aus den in ihre mechanischen Teile aufgelösten Provinziallandtagen hervorgehen. Nicht der Landtag wählt, sondern die verschiedenen, isolierten Teile des Landtags wählen jeder für sich ihre Ausschußdeputierten. Diese Wahl beruht also auf einer mechanischen Auflösung des Landtagskörpers in seine
einzelnen Bestandteile, auf einer itio in partes1. Dadurch wird es möglich, daß nicht die Majorität, sondern die Minorität des Landtages in den Ausschüssen vertreten ist, denn ein Deputierter der Ritterschaft kann z. B. in seinem Stande die Majorität haben, sowenig er die Majorität des Landtags hat, da diese vielleicht eben durch das Hinzutreten der Minorität des Ritterstandes zu dem Stande der Städte oder der Bauern gebildet wird. Die Einwendungen gegen die Zusammensetzung des Landtages fallen also nicht einfach, sondern verdoppelt auf die Ausschüsse zurück, indem hier der einzelne Stand dem Einfluß des Ganzen entzogen und in seine besondern Schranken zurückgetrieben wird. Doch wir sehen selbst hiervon ab. Wir gehen von einer Tatsache aus, die der Verfasser unstreitig zugeben wird. Wir nehmen an, die Zusammensetzung der Provinzialstände entspreche durchaus ihrer Bestimmung, also der Bestimmung, ihre besondern Provinzialinteressen von dem Standpunkte ihrer besondern Standesinteressen zu vertreten. Dieser Charakter der Landtage wird der Charakter jeder ihrer Handlungen, also auch der Charakter ihrer Wahlen zu den Ausschüssen, wird der Charakter der Ausschußdeputierten selbst sein, denn ein Landtag, der seiner Bestimmung entspricht, wird doch wohl in seiner wichtigsten Handlung, wird doch wohl in den selbsterwählten Repräsentanten seiner Bestimmung treu bleiben. Welches neue Element verwandelt nun plötzlich die Vertreter der Provinzialinteressen in Vertreter der Staatsinteressen und verleiht ihrer besondern Tätigkeit das Wesen einer allgemeinen Tätigkeit? Offenbar kein anderes Element als der gemeinschaftliche Ort der Zusammenkunft. Ist aber der bloße abstrakte Raum imstande, einem Manne von Charakter einen neuen Charakter zu geben und sein geistiges Wesen chemisch zu zersetzen? Man würde dem materiellsten Mechanismus huldigen, wollte man dem bloßen Räume eine solche organisierende Seele zumuten, nun besonders, da in der Ausschußversammlung die vorhandene Besonderung auch räumlich anerkannt und dargestellt wird. Wir können nach dem Bisherigen die weiteren Gründe, womit unser Verfasser die Zusammensetzung der Ausschüsse rechtfertigen will, nur als Versuche zur Rechtfertigung der Zusammensetzung der Provinzialstände [ansehen],
[„Rheinische Zeitung" Nr.365 vom 31.Dezember 1842] **Köln, 30. Dez. Der Lobredner der ständischen Ausschüsse in der Augsburger „Allgemeinen Zeitung" verteidigt, wie wir in einem früheren
Artikel gezeigt haben, nicht die Zusammensetzung der ständischen Ausschüsse, sondern die Zusammensetzung der Provinziallandtage. Es erscheint ihm
„befremdlich1, die Intelligenz als ein der ständischen1 Vertretung bedürftiges besonderes1 Element neben der Industrie und dem Grundeigentum angeführt zu finden".
Wir freuen uns, einmal mit dem Verfasser übereinstimmen und uns darauf beschränken zu können, seine Worte nicht zu widerlegen, sondern zu erklären. Worauf reduziert sich diese Befremdung über jene Intelligenzgelüste? Die Intelligenz sei kein Element der ständischen Vertretung, oder glaubt man etwa, der quästionierte Artikel behaupte nur, sie sei kein besonderes Element? Allein die ständische Vertretung kennt nur besondere Elemente, die nebeneinander bestehen. Was also kein besonderes Element ist, ist kein Element der ständischen Vertretung. Der quästionierte Artikel bezeichnet ganz richtig die Art und Weise, wie die Intelligenz in eine ständische Vertretung tritt, als „die allgemzine Eigenschaft1 intelligenter Wesen", also nicht als besondere Eigenschaft der ständischen Vertreter, denn eine Eigenschaft, die ich mit allen gemein habe und in einem allen gemeinen Grade besitze, bildet nicht meinen Charakter, nicht meinen Vorzug, nicht mein besonderes Wesen. In einer Naturforscher-Versammlung genügt es nicht, die „allgemeine Eigenschaft" eines intelligenten Wesens zu teilen, aber in einer Ständeversammlung genügt es, die Intelligenz als eine allgemeine Eigenschaft zu besitzen, zu dem naturgeschichtlichen Genus3 der „intelligenten Wesen" zu gehören. Zu dem Landstand muß die Intelligenz als allgemeine menschliche Eigenschaft, aber zu dem Menschen muß nicht die Intelligenz als besondere landständische Eigenschaft hinzutreten, das heißt, die Intelligenz macht den Menschen nicht zum Landstand, sondern sie macht den Landstand nur zum Menschen. Daß damit der Intelligenz keine besondere Stellung auf dem Landtag eingeräumt ist, wird unser Verfasser zugeben. Jede Zeitungsannonce ist eine Tatsache der Intelligenz. Wer wollte deshalb in den Annoncen die Repräsentanten der Literatur aufsuchen? Der Acker kann nicht sprechen, sondern nur der Ackerbesitzer. Der Acker muß daher in einer intelligenten Form auftreten, um sich geltend zu machen; die Wünsche, die Interessen sprechen nicht, sondern nur der Mensch spricht; verliert deshalb Acker, Interesse, Wunsch seine Beschränktheit, weil er als menschliches Wesen, als intelligentes Wesen sich geltend machte? Es handelt sich nicht um die bloße Form, es handelt sich um den Inhalt der Intelligenz. Wenn
1 Hervorhebung von Marx - 2 in der Zeitung: Genius
die Intelligenz, was wir dem Verfasser gerne zugeben, nicht nur keiner ständischen Vertretung, sondern sogar einer nichtständischen Vertretung bedarf, so bedarf umgekehrt die ständische Vertretung der Intelligenz, aber nur einer sehr beschränkten Intelligenz, wie jeder Mensch soviel Verstand nötig hat, als hinreicht, seine Absichten und Interessen durchzusetzen, wodurch noch keineswegs seine Absichten und Interessen zu Absichten und Interessen „des Verstandes" werden. Die nützliche Intelligenz, die für ihren Herd kämpft, unterscheidet sich wohl von der freien Intelligenz, die trotz ihrem Herd das Rechte durchzukämpfen weiß. Es ist eine andere Intelligenz, die einem bestimmten Zwecke, einem bestimmten Stoffe dient, und es ist eine andere Intelligenz, die jeden Stoff beherrscht und nur sich selbst dient. Der Verfasser will also nur sagen: die Intelligenz ist keine ständische Eigenschaft; er fragt nicht, ob der Stand eine intelligente Eigenschaft ist! Er tröstet sich damit, daß die Intelligenz eine allgemeine Eigenschaft des Standes, aber er versagt uns den tröstlichen Beweis, daß der Stand eine besondere Eigenschaft der Intelligenz ist! Es ist ganz konsequent, nicht nur nach den Prinzipien unseres Verfassers, sondern nach den Prinzipien der ständischen Vertretung, wenn er die Frage nach dem Recht der Vertretung „der Intelligenz" auf den Landtagen in die Frage nach dem Recht der Vertretung der gelehrten Stände, der Stände, welche die Intelligenz monopolisiert haben, der Intelligenz, welche ständisch geworden ist, verwandelt. Unser Verfasser hat recht, insofern bei einer ständischen Vertretung auch nur von einer standgewordenen Intelligenz die Rede sein kann, aber er hat unrecht, indem er das Recht der gelehrten Stände nicht anerkennt, denn wo das Ständeprinzip herrscht, müssen alle Stände vertreten werden. Wie er aber darin irrt, daß er Geistliche, Lehrer, Privatgelehrte ausschließt und sogar Advokaten, Ärzte etc. nicht einmal als fragliche Subjekte erwähnt, so verkennt er das Wesen der ständischen Vertretung gänzlich, wenn er die zur Regierung gehörigen „Staatsdiener" in gleiche Reihe mit den oben benannten ständischen Gelehrten stellt. Die Regierungsbeamten sind in einem ständischen Staat die Repräsentanten der Staatsinteressen als solcher, stehen also den Repräsentanten der ständischen Privatinteressen feindlich gegenüber. Sowenig Regierungsbeamte in einer Volksrepräsentation ein Widerspruch sind, sosehr sind sie es in einer ständischen Repräsentation. Der quästionierte Artikel sucht weiter nachzuweisen, daß das Grundeigentum in der französischen und englischen Verfassung ebensosehr, wenn nicht noch mehr vertreten sei als in der preußischen Ständeverfassung.
Wäre dem wirklich so, hört ein Mangel dadurch auf, ein Mangel in Preußen zu sein, daß er auch in England und Frankreich existiert? Wir wollen nicht ausführen, wie gänzlich unzulässig diese Vergleichung schon darum, weil die französischen und englischen Deputierten nicht als Vertreter des Grundbesitzes, sondern als Volksvertreter gewählt werden, und, was die besonderen Interessen betrifft, z. B. ein Fould Vertreter der Industrie bleibt, obschon er in irgendeinem Winkel von Frankreich eine verhältnismäßig unbedeutende Grundsteuer zahlt. Wir wollen nicht wiederholen, worauf wir in unserm ersten Artikel hingewiesen, wie das Prinzip der ständischen Vertretung das Prinzip der Vertretung des Grundbesitzes aufhebe und umgekehrt von ihm aufgehoben werde, wie also weder wirkliche Vertretung des Grundbesitzes noch wirkliche Ständevertretung, sondern nur eine inkonsequente Amalgamierung beider Prinzipien stattfinde. Wir wollen nicht weiter den Grundfehler der Vergleichung selbst verfolgen, der die verschiedenen Zahlen für England und Frankreich und Preußen ohne die nötige Beziehung auf die verschiedenen Verhältnisse dieser Länder aufgreift. Wir heben nur den einen Gesichtspunkt hervor, daß in Frankreich und England veranschlagt wird, was der Staat vom Grundeigentum genießt und welche Lasten der Besitzer trägt, während umgekehrt in Preußen z.B. bei den meisten Rittergütern und den Mediatisierten1781 in Anschlag kommt, wie frei sie von den Staatslasten sind und wie unabhängig ihr Privatgenuß ist. Nicht, was einer hat, sondern, was er für den Staat hat, nicht der Besitz, sondern gleichsam die Staatstätigkeit des Besitzes verleiht in Frankreich und England, deren Systemen wir übrigens keineswegs beipflichten, das Recht der Repräsentation. Der Verfasser sucht ferner zu beweisen, daß das große Grundeigentum nicht unverhältnismäßig gegen das kleine Grundeigentum vertreten sei. In bezug hierauf, wie auf den eben besprochenen Punkt, verweisen wir auf die Schrift: „Ueber ständische Verfassung in Preußen" (Stuttgart und Tübingen, Verlag der Cottaschen Buchhandlung) und Ludwig Buhls Schrift über die preußischen Provinzialstände. Wie wenig aber, vom Unterschied des großen und kleinen Eigentums abgesehn, eine richtige Verteilung stattfindet, mögen folgende Beispiele veranschaulichen. Die Stadt Berlin hat einen Grundwert von 100 Millionen Talern und die Rittergüter der Mark Brandenburg nur einen von 90 Millionen Talern, und doch schickt die erstere nur drei, während die Besitzer der letztern 20 Deputierte aus ihrer Mitte wählen. Selbst unter den Städten ist die Verteilung nach dem angenommenen Maßstabe des Grundbesitzes nicht konsequent festgehalten. Potsdam beschickt den Landtag mit einem Deputierten, obgleich der Wert
seiner Grundstücke kaum den 10. Teil der in Berlin befindlichen erreichen mag. In Potsdam kommt ein Deputierter auf 30 000 und in Berlin auf 100 000 Einwohner. Noch greller ist der Kontrast, wenn man die kleineren Städte, denen man aus historischen Gründen eine Virilstimme'781 bewilligt hat, mit der Hauptstadt vergleicht. Um übrigens die wahren Verhältnisse der Intelligenzvertretung und der ständischen Vertretung des Grundeigentums festzusetzen, kehren wir noch einmal zu dem klassischen Hauptsatz zurück, zu der oben angeführten berechtigten Befremdung,
„die Intelligenz als ein der ständischen Vertretung bedürftiges besonderes1 Element neben der Industrie und dem Grundeigentum angeführt zu finden".
Der Verfasser sucht mit Recht die Quelle der Provinzialstände nicht in einer Staatsnotwendigkeit und betrachtet sie nicht als ein Staatsbedürfnis, sondern als ein Bedürfnis der Sonderinteressen gegen den Staat. Nicht die organische Staatsvernunft, sondern die Notdurft der Privatinteressen ist der Baumeister der ständischen Verfassung, und allerdings die Intelligenz ist kein bedürftiges, egoistisches Interesse, ist das allgemeine Interesse. Eine Vertretung der Intelligenz in einer Ständeversammlung ist also ein Widerspruch, eine ungereimte Forderung. Wir machen übrigens den Verfasser auf die Konsequenzen aufmerksam, die so unvermeidlich sind, wenn man die Bedürftigkeit zum Prinzip der Volksvertretung macht, daß unser Verfasser selbst einen Augenblick vor ihnen zurückschreckt und nicht nur bestimmte Forderungen von Seiten der Vertretung der Sonderinteressen, sondern die Forderung dieser Vertretung selbst zurückweist. Entweder ist nämlich das Bedürfnis wirklich, und dann ist der Staat unwirklich, weil er Sonderelemente hegt, die in ihm nicht ihre gerechte Befriedigung finden, sich daher neben ihm als besondere Körper konstituieren und in ein Transaktionsverhältnis zu ihm treten müssen, oder das Bedürfnis ist wirklich im Staate befriedigt, also seine Vertretung gegen den Staat entweder illusorisch oder gefährlich. Der Verfasser wirft sich einen Augenblick auf die Seite der Illusion. Er bemerkt in bezug auf die Industrie, daß, wenn sie selbst auf den Landtagen nicht hinlänglich vertreten wäre, ihr doch Wege genug blieben, ihre Interessen im Staate und bei der Regierung geltend zu machen. Er behauptet also, die ständische Vertretung, die Vertretung nach dem Prinzip der Bedürftigkeit sei eine Illusion, weil die Bedürftigkeit selbst eine illusorische sei. Was nämlich von dem Stand der Industrie, gilt von allen Ständen, gilt aber von dem Stand des Grundeigentums in einem
noch höheren Grade als von der Industrie, denn er ist schon durch den Landrat, die Kreisstände usw., also durch völlig konstituierte Staatsorgane vertreten. Es versteht sich nach dem Bisherigen von selbst, daß wir nicht nur nicht in die Klagen über die beschränkte Geschäftsordnung der Ausschüsse einstimmen können, sondern im Gegenteil gegen jede Erweiterung derselben als staatswidrig ernstlich protestieren müßten. Ebenso verkehrt ist der Liberalismus, der die Intelligenz auf dem Landtag vertreten sehen will. Die Intelligenz ist nicht nur kein besonderes Element der Vertretung, sie ist überhaupt kein Element, sondern ein Prinzip, das an keiner elementarischen Zusammensetzung teilzunehmen, sondern nur eine Gliederung aus sich selbst zu erschaffen vermag. Es kann von der Intelligenz nicht als einem integrierenden Teile, es kann von ihr nur als der organisierenden Seele die Rede sein. Es handelt sich hier nicht um eine Ergänzung, sondern um einen Gegensatz. Es fragt sich: „intelligente Vertretung" oder „ständische Vertretung". Es fragt sich, ob das besondere Interesse die politische Intelligenz oder ob die politische Intelligenz die besonderen Interessen vertreten soll. Die politische Intelligenz wird z. B. das Grundeigentum nach den Staatsmaximen, aber sie wird nicht die Staatsmaximen nach dem Grundeigentum regeln, sie wird das Grundeigentum nicht nach seinem Privategoismus, sondern nach seiner Staatsnatur geltend machen, sie wird nicht nach diesem besondern Wesen das allgemeine Wesen, sondern sie wird nach dem allgemeinen dies besondere Wesen bestimmen. Das repräsentierende Grundeigentum dagegen richtet sich nicht nach der Intelligenz, sondern es richtet die Intelligenz nach sich, gleich dem Uhrmacher, der seine Uhr nicht nach der Sonne, sondern die Sonne nach seiner Uhr richten wollte. Die Frage resümiert sich in zwei Worte: Soll das Grundeigentum die politische Intelligenz, oder soll die politische Intelligenz das Grundeigentum kritisieren und beherrschen? Für die Intelligenz gibt es nichts Äußerliches, weil sie die innere bestimmende Seele von allem ist, während umgekehrt für ein bestimmtes Element, wie das Grundeigentum, alles äußerlich ist, was nicht es selbst ist. Nicht nur die Zusammensetzung des Landtags, sondern auch seine Handlungen sind daher mechanisch, denn er muß sich zu allen allgemeinen und selbst zu den von ihm verschiedenen besonderen Interessen als einem Ungehörigen und Fremden verhalten. Alles Besondere, wie das Grundeigentum, ist an sich beschränkt. Es muß also als Beschränktes, d.h. von einer allgemeinen, über ihm stehenden Macht behandelt werden, aber es kann die allgemeine Macht nicht nach seinen Bedürfnissen behandeln.
Die Landtage sind durch ihre eigentümliche Zusammensetzung nichts als eine Gesellschaft von Sonderinteressen, die das Privilegium haben, ihre besondern Schranken gegen den Staat geltend zu machen, also eine berechtigte Selbstkonstituierung unstaatlicher Elemente im Staate. Sie sind also ihrem Wesen nach dem Staat feindlich gesinnt, denn das Besondere ist in seiner isolierten Tätigkeit immer ein Feind des Ganzen, denn eben dies Ganze gibt ihm das Gefühl seiner Nichtigkeit, weil seiner Schranken. Wäre diese politische Verselbständigung der Sonderinteressen eine Staatsnotwendigkeit, so wäre sie nur die Erscheinung von einer innern Krankheit des Staats, wie ein ungesunder Körper in Polypen nach Naturgesetzen ausschlagen muß. Man müßte sich zu einer der beiden Ansichten entschließen, entweder daß die Sonderinteressen, sich überhebend und dem politischen Staatsgeist entfremdet, den Staat beschränken wollen, oder daß der Staat sich in der Regierung allein konzentriert und dem beschränkten Volksgeiste als Entschädigung bloß eine Sphäre zur Ventilierung seiner Sonderinteressen einräumt. Man könnte endlich beide Ansichten zusammenfassen. Soll das Verlangen nach einer Vertretung der Intelligenz also Sinn haben, so müssen wir es auslegen als das Verlangen nach bewußter Vertretung der Volksintelligenz, die nicht einzelne Bedürfnisse gegen den Staat geltend machen will, sondern deren höchstes Bedürfnis es ist, den Staat selbst, und zwar als ihre Tat, als ihren eigenen Staat geltend zu machen. Vertreten werden ist überhaupt etwas Leidendes; nur das Materielle, Geistlose, Unselbständige, Gefährdete bedarf einer Vertretung; aber kein Element des Staates darf materiell, geistlos, unselbständig, gefährdet sein. Die Vertretung darf nicht als die Vertretung irgendeines Stoffes, der nicht das Volk selbst ist, sondern nur als seine Selbstvertretung begriffen werden, als eine Staatsaktion, die, nicht seine einzige, ausnahmsweise Staatsaktion, sich nur durch die Allgemeinheit ihres Inhalts von den übrigen Äußerungen seines Staatslebens unterscheidet. Die Vertretung darf nicht als eine Konzession an die schutzlose Schwäche, an die Ohnmacht, sondern muß vielmehr als die selbstgewisse Lebendigkeit der höchsten Kraft betrachtet werden. In einem wahren Staate gibt es kein Grundeigentum, keine Industrie, keinen materiellen Stoff, die als solche rohe Elemente mit dem Staat ein Abkommen treffen könnten, es gibt nur geistige Mächte, und nur in ihrer staatlichen Auferstehung, in ihrer politischen Wiedergeburt sind die natürlichen Mächte stimmfähig im Staate. Der Staat durchzieht die ganze Natur mit geistigen Nerven, und an jedem Punkt muß es erscheinen, daß nicht die Materie, sondern die Form, nicht die Natur ohne den Staat, sondern die Staatsnatur, nicht der unfreie Gegenstand, sondern der freie Mensch dominiert.
Randglossen zu den Anklagen des Ministerialreskripts1801
I
„Dasselbe" (das Rh[einische] Blatt) „verfolgte von seiner Entstehung an eine so verwerfliche Richtung" etc. „Unverkennbar", heißt es, „herrschte in der Zeitung fortgesetzt die Absicht vor, die Verfassung des Staats in ihrer Basis anzugreifen, Theorien
zu entwickeln, welche auf Erschütterung des monarchischen Prinzips abzielen, das
Verfahren der Regierung in der öffentlichen Meinung böswillig zu verdächtigen, ein
zelne Stände der Nation gegen die anderen aufzureizen, Mißvergnügen mit den be
stehenden gesetzlichen Zuständen zu erwecken und sehr feindselige Richtungen gegen
befreundete Mächte zu begünstigen. Die Ansichten über angebliche Mängel der Ver
waltung wurden, abgesehen davon, daß sie meist aus der Luft gegriffen waren und
größtenteils der Gründlichkeit und Sachkenntnis entbehrten, nicht in ernstem, ruhigem
und würdigem Tone, sondern unter gehässiger Anfeindung des Staates und seiner Vcr
waltungsformen und Organe entwickelt." Eine Richtung wird offenbar nicht schon dadurch Verwerflich, daß die Regierung sie für verwerflich erklärt. Auch das Kopernikanische Weltsystem wurde von der zeitweiligen höchsten Autorität nicht nur verwerflich gefunden, sondern wirklich verworfen. Ferner ist es überall rechtens, daß der Ankläger den Beweis führt. Endlich wird der „Rheinischen] Z[eitung]" die „unverkennbare Absicht" der zur Last gelegten Freveltatcn imputiert. Eine Absicht ist aber erst erkennbar, also noch mehr unverkennbar, sobald sie sich in Taten verwirklicht hat. Geben wir aber selbst einen Augenblick zu (was wir indessen förmlich in Abrede stellen), sämtliche Anschuldigungen des Ministerialreskripts seien begründet, so wird sich nichtsdestoweniger ergeben, daß sie in ihrer jetzigen unbestimmten und vieldeutigen Fassung das Verbot jeder beliebigen Zeitung ebensoviel und ebensowenig motivieren würden wie das Verbot der „Rheinischen Zeitung".
Zunächst soll in der „Rheinischen Zeitung" die „unverkennbare Absicht" vorgeherrscht haben, „die Verfassung des Staats in ihrer Basis anzugreifen". Bekanntlich herrscht aber unverkennbar eine große Meinungsverschiedenheit über die preußische Verfassung und ihre Basis vor. Einige leugnen, daß die Basis eine Verfassung, andre, daß die Verfassung eine Basis habe. Eine andere Ansicht haben Stein, Hardenberg, Schön, eine andere Rochow, Arnim, Eichhorn. Hegel glaubte zu seinen Lebzeiten in seiner Rechtsphilosophie die Basis der preußischen Verfassung niedergelegt zu haben, und die Regierung und das deutsche Publikum glaubten es mit ihm. Die Regierung bewies dies unter anderm durch das offizielle Verbreiten seiner Schriften; das Publikum aber, indem es ihm vorwarf, preußischer Staatsphilosoph zu sein, wie im alten Leipziger Konversationslexikon zu lesen steht.1811 Was damals Hegel glaubte, glaubt heutzutage Stahl. Hegel las im Jahre 1831 auf speziellen Befehl der Regierung Rechtsphilosophie. Im Jahre 1830 erklärte die „Staats-Zeitung" Preußen für eine Monarchie, umgeben mit republikanischen Institutionen. Sie erklärt es heute für eine Monarchie, umgeben mit christlichen Institutionen. Bei dieser großen Meinungsverschiedenheit über die preußische Verfassung und ihre Basis scheint es natürlich, daß auch die „Rh. Z." ihre Meinung hatte, die zwar von der zeitweiligen Regierungsansicht abweichen mag, die aber nichtsdestoweniger sowohl die preußische Geschichte als viele Elemente des gegenwärtigen Staatslebens als endlich hochgestellte Autoritäten für sich anzuführen hat. Weit entfernt also, daß die „Rh. Z." beabsichtigt hätte, die preußische Verfassung in ihrer Basis anzugreifen, griff sie, ihrer Uberzeugung nach, im Gegenteil nur die Abweichungen von dieser Basis an. In bezug auf das Verbot der „Rh. Z." bezeichnet ein offizieller Artikel in der „Allgemeinen Königsberger Zeitung" Preußen als den Staat der liberalen Souveränität. Es ist dies eine Definition, die sich nicht im preußischen Landrecht[c51 findet und die alle möglichen Deutungen zuläßt. Man kann unter „liberaler Souveränität" ein Doppeltes verstehn, entweder daß die Freiheit bloß persönliche Gesinnung des Königs sei, also seine persönliche Eigenschaft, oder daß die Freiheit der Geist der Souveränität sei, also auch in freien Institutionen und Gesetzen verwirklicht ist oder wenigstens verwirklicht werden soll. Im ersten Fall hat man den despotisme eclaire1 und stellt die Person des Fürsten dem Staatsganzen, als einem geist
1 aufgeklärten Despotismus
28 Marx/Engels, Werke, EB I
losen und unfreien Stoffe, gegenüber. Im letzten Falle beschränkt man, und dies war die Ansicht der „Rh. Z.", den Fürsten nicht auf die Grenzen seiner Person, sondern betrachtet den ganzen Staat als seinen Körper, so daß die Institutionen die Organe sind, in denen er lebt und wirkt, so daß die Gesetze die Augen sind, mit denen er sieht. Es soll ferner die Absicht der „Rh. Z." gewesen sein, „Theorien zu entwickeln, welche auf Erschütterung des monarchischen Prinzips abzielen". Wiederum fragt es sich, was versteht man unter „monarchischem Prinzip"? Die „Rh. Z." z.B. behauptete, das Vorherrschen der Standesunterschiede, einseitige Bürokratie, Zensur etc. widersprächen dem monarchischen Prinzip, und sie hat ihre Behauptungen stets zu beweisen gesucht, sie hat sie nicht als bloße Einfälle hingestellt. Überhaupt aber hat die „Rh. Z." niemals mit besondrer Vorliebe eine besondre Staatsform behandelt. Ihr war es um ein sittliches und vernünftiges Gemeinwesen zu tun; sie betrachtete die Forderungen eines solchen Gemeinwesens als Forderungen, die unter jeder Staatsform verwirklicht werden müßten und verwirklicht werden könnten. Sie behandelte also das monarchische Prinzip nicht als ein apartes Prinzip> sie behandelte vielmehr die Monarchie als Verwirklichung des staatlichen Prinzips überhaupt. War dies ein Irrtum, so war es kein Irrtum der Geringschätzung, sondern der Überschätzung. Die „Rh. Z." hat ferner nie gesucht, das Verfahren der Regierung in der öffentlichen Meinung böswillig zu verdächtigen. Sie hat vielmehr aus gutem Willen dem Volksgeist widerstrebende Maßregeln der Regierung selbst zu verdächtigen gesucht. Sie hat ferner nie die Regierung dem Volk abstrakt gegenübergestellt, sondern vielmehr die Staatsgebrechen ebensosehr als Gebrechen des Volks wie der Regierung betrachtet. Was die Gründlichkeit und Sachkenntnis wie den Ton der „Rh. Z." betrifft, so hat wenigstens keine einzige Zeitung in Deutschland mehr Gründlichkeit und Sachkenntnis entwickelt. Der Ton aber ist wahrhaft ernst, ruhig und würdig, wenn man ihn mit dem polternden Ton der servilen (konservativen)1 Journale vergleicht. Es ist der „Rh. Z." in dieser Hinsicht wohl nicht mit Unrecht der Vorwurf der Inpopularität, der zu wissenschaftlichen Form gemacht worden, was dem Vorwurf des Ministeriums direkt widerspricht. Die „Rh. Z." hat ebensowenig einzelne Stände der Nation gegen andre einzelne Stände, sie hat vielmehr jeden Stand gegen seinen eigenen Egoismus und Beschränktheit aufzureizen gesucht, sie hat überall die staatsbürgerliche Vernunft gegen die ständische Unvernunft und die menschliche
1 „(konservativen)" steht in der Handschrift über „servilen"
Liebe gegen den ständischen Haß geltend gemacht. Sie hat hierin überdem, wenn sie gesündigt hat, nur eine Sünde begangen, die durch das Gesetz und die Sitte der Rheinprovinz sanktioniert ist. Der Vorwurf, „Mißvergnügen mit den bestehenden gesetzlichen Zuständen erregt" haben zu wollen, kann in dieser unbestimmten Fassung nicht einmal als Vorwurf betrachtet werden. Auch die Regierung hat Mißvergnügen mit den bestehenden gesetzlichen Zuständen, z.B. mit den altpreußischen Ehezuständen, zu erregen gesucht. Jede Gesetzreform und Revision, jeder Fortschritt beruht auf solchem Mißvergnügen. Da eine gesetzliche Entwicklung nicht möglich ist ohne Entwicklung der Gesetze, da eine Entwicklung der Gesetze unmöglich ist ohne eine Kritik der Gesetze, da jede Kritik der Gesetze den Kopf, also auch das Herz der Staatsbürger mit den bestehenden Gesetzen entzweit, da diese Entzweiung als Mißvergnügen empfunden wird, so ist eine loyale Beteiligung der Presse an der Staatsentwicklung unmöglich, wenn sie nicht Mißvergnügen mit den bestehenden gesetzlichen Zuständen erregen darf. Der Vorwurf, daß die „Rh. Z." loyale Organe mit unwürdigem Spott verfolgt, der sich wohl auf die Zeitungspolemik beziehn soll, kann keinen Grund zu einem Verbot abgeben. Die „Rh. Z," wurde von allen Seiten denunziert, mit Kot geworfen, angegriffen. Es war ihre Pflicht, sich zu verteidigen. Überdem gibt es keine offizielle Presse. Die „Rh. Z." hat auswärtige Mächte nicht beleidigt, sondern nur deren Beleidigungen gegen Deutschland gerügt. Sie hat hierin nur eine nationale Politik befolgt.1 Was die deutschen Bundesstaaten angeht, so hat sie hier nur die Ansicht der Majorität der Volksvertreter in diesen Staaten ausgesprochen. In bezug auf die Religion endlich hat sie nach dem Art. II des Zensuredikts von 1819 gehandelt, nämlich dem fanatischen Herüberziehn von Religionswahrheiten in die Politik und der daher entspringenden Verwirrung der Begriffe1821 entgegengearbeitet.
II
Hätte die „Rh. Z."eine systematische Opposition gegen die Regierung bilden wollen, so hätte sie eine ganz entgegengesetzte Taktik beobachten müssen.
1 Dieser Satz wurde von Marx mit dem Verweis * eingefügt; er befindet sich am Ende der Seite
Sie hätte den Vorurteilen der Rheinprovinz geschmeichelt, statt ihnen entgegenzutreten. Sie hätte vor allem den religiösen Vorurteilen gehuldigt und in der Manier der Ultramontanen den Gegensatz der nord- und süddeutschen Bildung ausgebeutet, statt die norddeutsche Bildung in die Rheinprovinz einzuführen. Sie hätte sich an französische und nicht an deutsche Theorien angelehnt. Sie hätte der Staatsidee in ihrer Einheit den Provinzialgeist in seinen besonderen Schranken entgegengesetzt, also vor allem, wie Görres es tut183', die Provinziallandtage in Schutz genommen. Sie hätte alles Gute auf Seite der Stände und alles Böse auf Seite der Regierung gesehn, wie es der gewöhnliche Liberalismus tut. Sie hätte nicht, was sie in Gegensatz zu vielen rheinischen1 Liberalen brachte, in ihrer Kritik der Rheinischen Stände die allgemeine Weisheit der Regierung gegen den Privategoismus der Stände hervorgehoben. Sie hätte endlich mit anderen Blättern Chorus gemacht und erweiterte Rechte der Ausschüsse begehrt, statt ein solches Begehren als staatswidrig darzustellen.
III
Endlich ist es eine seltsame Übertreibung, von der Böswilligkeit der ganzen Tendenz zu sprechen, da sonach 1. der Kampf für den Zollverein, 2. für Preußen in der russischen Kartellangelegenheit1845, 3. für die preußische Hegemonie, 4. das beständige Hinweisen auf Preußen als den Staat des Fortschritts, 5. das Lob der preußischen volkstümlichen Einrichtungen, als Heer, Verwaltung etc. ebenfalls bösartig wäre. So hat auch die „Rh. Z." nicht einseitig die Bürokratie bekämpft. Sie hat sie vielmehr geltend gemacht: 1. gegen Bülow-Cummerow, 2. gegen die romantische Richtung. Sie war vielmehr die einzige liberale Zeitung, welche auch ihre gute Seite, wie die gute Seite der alten preußischen Gesetzgebung anerkannte. So hat die „Rh. Z." allein den Hauptgrundsatz des neuen Ehescheidungsgesetzes verteidigt, im Widerspruch fast zu allen andern Blättern.
So hat sie endlich die Kabinettsordre über die Berichtigungen1 zuerst und fast allein als einen Fortschritt begrüßt. Wir führen diese Beispiele nur an, um zu beweisen, daß die „Rh. Z." nicht systematische, abstrakte Opposition gemacht, sondern immer nur das ihrer Überzeugung nach Vernünftige geltend gemacht, mochte es nun von dieser oder jener Seite ausgehn.
Geschrieben am 12. Februar 1843.
Nach der Handschrift.
Die hiesige Landtagsabgeordnetenwahl
[„Rheinische Zeitung" Nr. 68 vom 9. März 1843] *Köln, 9. März. Die „Rhein- und Mosel-Zeitung", welche so bescheiden ist, weder „die am meisten gelesene Zeitung der Rheinprovinz" noch eine „Trägerin des politischen Gedankens" zu sein, bemerkt in bezug auf die Abgeordnetenwahl der Stadt Köln1851 u.a.:
„Wir sind gern bereit, die Herren Merkens1 und Camphaasen1 für sehr ehrenwerte1 Männer zu halten" („und ehrenwerte Männer sind sie alle", heißt es in der Tragödie) „und selbst" (man bedenke wohl!) „selbst1 der ,Rheinischen] Zeitung' Beifall zu schenken" (höchst wertvolles Geschenk!), „wenn sie dieselben triumphierend den
Gegnern der Rechte unserer Provinz entgegenstellt, aber um so schärfer und entschiedener müssen wir die Gründe1 tadeln, durch die man auf die Wahl jener Herren einen Einfluß zu nehmen gesucht hat, nicht als ob diese Gründe keine Berücksichtigung verdienten, sondern weil sie keine so ausschließliche, nur1 eine sekundäre verdienten." Es wurde nämlich an Verschiedene Wähler der Stadt Köln folgendes lithographierte Schreiben verteilt:
„Was die Stadt Köln auf dem bevorstehenden Landtage zunächst und am wichtig
sten zu vertreten hat, sind unbestreitbar ihre Handels- und industriellen Zustände, und
deshalb wird die Wahl auf Männer fallen müssen, die, neben ehrenhafter Gesinnung
und unabhängiger, bürgerlicher Stellung unter uns, mit dem Gange dieser Verhältnisse
nach allen Richtungen genau bekannt und befähigt sind, sie von dem richtigen Stand
punkt aufzufassen, zu beleuchten und zu entwickeln."
Folgt die Hinweisung auf die obengenannten, gewiß sehr ehrenwerten Männer. - Sodann heißt es zum Schluß:
„Unsere Stadt nimmt schon heute in der merkantilischen Welt einen mächtigen
Sitz ein; es steht ihr aber eine noch weit größere Verbreitung ihres Handels und
Gewerbes bevor, und die Entwickelungszeit ist nicht ferne. - Segel- und Dampfschiff
fahrt, Schleppschiffahrt und Eisenbahn werden unserer Stadt die Zeit der alten Hansen
zurückführen - nur muß ihr wahres Interesse mit Verstand und Umsicht auf dem
bevorstehenden Landtage vertreten werden.
Köln, am 24.Febr.
Mehre Wähler."
Dieses Schreiben veranlaßt die höchst spirituelle „Rhein- und MoselZeitung" zu folgender Kapuzinade:
„Wenn irgendwo die materiellen Lokalinteressen dergestalt vorherrschen, daß
geistige und allgemeine Bedürfnisse nicht einmal leise durchschimmern, darf es da
wundernehmen, wenn von denjenigen, die die Zügel der Regierung in Händen haben,
auch nur auf die erstem Rücksicht genommen, die zweiten aber allein nach ihrem Gut
befinden angeordnet werden? 0, du große Stadt Köln, du heilige Stadt Köln, du
witzige Stadt Köln, wie weit ist es mit den geistigen Zuständen und historischen Er
innerungen mancher deiner Kinder gekommen! Mit der Verwirklichung von Wün
schen und Hoffnungen, die dich höchstens zu einem großen Klüngel(-Beutel) machen
können, wähnen sie die Zeit der alten Hansen zurückzuführen!!!"
Die „Rhein- und Mosel-Zeitung" tadelt nicht die Wahl der Abgeordneten, sie tadelt die Gründe, welche auf die Wahl „Einfluß genommen" haben sollen. Und welches waren diese Gründe? Die „Rhein- und MoselZeitung" zitiert ein Umlaufsschreiben an Verschiedene Wähler, worin die „Handels- und industriellen Zustände" als die wichtigsten Gegenstände der Vertretung Kölns auf dem bevorstehenden Landtage bezeichnet werden. Woher weiß die „Rhein- und Mosel-Zeitung", daß dieses Umlaufsschreiben, das übrigens, wie die „Rhein- und Mosel-Zeitung" selbst gesteht, nur an „verschiedene" Wähler gelangte, solchen Effekt auf die Gemüter der Wähler hervorbrachte, daß es vorzugsweise und ausschließlich die Wahl der Herren Merkens und Camphausen entschied? Weil in einem Umlaufsschreiben aus ganz besonderen Gründen die Wahl dieser Herren empfohlen wird, und weil diese Herren wirklich gewählt wurden, folgt daher irgendwie, daß die Wahl dieser Herren eine Konsequenz jener Empfehlung und ihrer besondern Motivierung ist? Die „Rhein- und Mosel-Ztg." schenkt der „Rheinischen] Zfeitung]" Beifall, wenn sie die Herren Camphausen und Merkens „triumphierend den Gegnern der Rechte unserer Provinz entgegenstellt". Was bewegt sie zu diesem „Beifallschenken"? Offenbar der Charakter der Gewählten. Sollte dieser Charakter zu Köln weniger bekannt gewesen sein als zu Koblenz? Unter den am Landtag zu vertretenden Interessen nennt die
„Rhein- und Mosel-Zeitung" nur die „freiere Gemeindeoerfassung" und die „Erweiterung der ständischen Rechte". Glaubt sie, man wisse zu Köln nicht, daß Herr Merkens sich an verschiedenen Landtagen durch seinen Kampf für die „freie Gemeindeverfassung" ausgezeichnet, daß er sogar an einem Landtag im Gegensatz fast zur ganzen Versammlung die freie Gemeindeverfassung männlich und unverdrossen verteidigt hat? Was aber „die Erweiterung der ständischen Interessen" betrifft, so ist es zu Köln sehr wohl bekannt, daß Herr Merkens vorzugsweise gegen die Schmälerung dieser Interessen durch die Autonomie protestiert hat, daß er indessen ebenso entschieden das ständische Interesse in seine Schranken zurückwies, wo es dem allgemeinen Interesse, dem allgemeinen Recht und der Vernunft opponierte, wie in den Debatten über das Holzdiebstahls- und Jagdgesetz'881. Wenn also der allgemeine Beruf des Herrn Merkens zum Landtagsabgeordneten durch seine ganze parlamentarische Laufbahn außer allen Zweifel gesetzt ist, wenn die seltene, universale Bildung, die hohe Intelligenz und der ernste, ehrenwerte Charakter des Herrn Camphausen allgemein bekannt und anerkannt sind, woher weiß die „Rhein- und Mosel-Zeitung", daß die Wahl jener Herren nicht diesen in die Augen fallenden Gründen, sondern vielmehr dem zitierten Umlaufsschreiben ihr Leben verdankt? Nein! nein! wird uns das ehrenwerte Blatt antworten, das behaupte ich nicht, beileibe nicht! Mein zarter spiritualistischer Sinn nimmt nur Ärgernis an den Urhebern jenes Umlaufschreibens, an jenen Materialisten, welche, statt der geistigen und wahrhaften Volksinteressen, auch noch ganz andere und viel niedrigere Motive hervorgezogen, welche durch unpassende Gründe auf die Wahl jener Herren einen Einfluß zu nehmen gesucht haben, auf jene „Kinder Kölns", mit deren „geistigen Zuständen und historischen Erinnerungen" es so weit herabgekommen ist! Wenn die „Rhein- und Mosel-Zeitung" nur mit den Urhebern jenes anonymen Schreibens zu tun hat, warum erhebt sie so großes Geschrei? Warum sagt sie:
„Wenn irgendwo die materiellen Lokalinteressen dergestalt vorherrschen, daß geistige und allgemeine Bedürfnisse nicht einmal leise durchschimmern, darf da es wundernehmen, wenn von denjenigen, die die Zügel der Regierung in Händen haben, auch nur auf
die erstem Rücksicht genommen, die zweiten aber allein nach ihrem Gutbefinden angeordnet werden!"1
Herrschen denn die materiellen Lokalinteressen ausschließlich in Köln vor, weil sie ausschließlich in einem anonymen Umlaufsschreiben vor
herrschen! Ebensowenig, wie die juristischen Interessen ausschließlich in Köln vorherrschen, weil sie in einem andern, ebenfalls verschiedenen Wählern zugegangenen Umlaufsschreiben ausschließlich geltend gemacht sind! Gibt es nicht in jeder Stadt wie in jeder Familie geistlose Kinder? Wäre es billig, von diesen Kindern auf den Charakter der Stadt oder der Familie zu schließen? Allein bei Licht besehen ist das Umlaufschreiben wirklich nicht so verwerflich, wie das ehrenwerte Koblenzer Blatt uns glauben machen will. Es wird sogar durch den Beruf der Landstände, wie er einmal gesetzlich bestimmt ist, vollständig gerechtfertigt. Der gesetzliche Beruf der Stände besteht teils darin, das allgemeine Interesse der Provinz, teils darin, ihr besonderes Standesinteresse geltend zu machen. Daß die Herren Camphausen und Merkens würdige Vertreter der rheinischen Provinzialinteressen seien, das ist eine allgemeine Überzeugung, die von den Urhebern des Umlaufschreibens weder befestigt noch auch nur erwähnt zu werden brauchte. Es handelte sich also, da der allgemeine Beruf dieser Herren zu Landtagsabgeordneten über alle Diskussionen erhoben war, nur mehr um die besondern Erfordernisse eines kölnischen Deputierten, es handelte sich darum, welches Stadtinteresse Köln auf dem „bevorstehenden Landtage" „zunächst und am wichtigsten" zu vertreten habe! Wird man leugnen wollen, daß dies die „Handels- und industriellen Zustände" sind! Aber auch das einfache Leugnen wird nicht hinreichen, man wird den Beweis führen müssen. Besondern Anstoß nimmt die „Rhein- und Mosel-Zeitung" an dem Passus:
„Segel- und Dampfschiffahrt, Schleppschiffahrt und Eisenbahn werden unserer Stadt die Zeit der alten Hansen1 zurückführen."
O, Jammer über die arme Stadt Köln! Wie sie getäuscht wird! Wie sie sich selbst täuscht!
„Mit der Verwirklichung von Wünschen und Hoffnungen", jammert die „Rheinund Mosel-Zeitung", „die dich höchstens zu einem großen Kliingel(,-Beute\) machen können, wähnen sie die Zeit der alten Hansen zurückzuführen!"
Arme „Rhein- und Mosel-Zeitung"! Sie versteht nicht, daß unter der „Zeit der alten Hansen" nur die Zeit des alten Handelsflors gemeint sein will, daß wirklich „alle geistige und allgemeine Bedürfnisse" zu Grabe geläutet, daß die „geistigen Zustände" vollständig Verrückt, daß alle
„historische Erinnerungen" rein ausgelöscht sein müßten, wenn Köln die politische, soziale und intellektuelle Zeit der Hansastädte, die Zeit des Mittelalters zurückzuführen wünschte! Müßte die Regierung die „geistigen und allgemeinen Bedürfnisse" nicht ausschließlich zu ihrer Privatdomäne schlagen, wenn eine Stadt sich aller vernünftigen und gesunden Anschauung der Gegenwart so völlig entfremdet hätte, um nur mehr in dem Traum der Vergangenheit zu leben! Wäre es nicht sogar die Pflicht der Regierung, die Pflicht ihrer Selbsterhaltung, die Zügel da straff anzuziehen, wo man in vollem Ernst dahin strebte, die ganze Gegenwart und die Zukunft in die Luft zu sprengen, um gewesene und verweste Zustände zurückzuführen! Wir wollen unsern Lesern reinen Wein einschenken. Es fand in Köln und das zeugt am lautesten für seine politische Regsamkeit - ein ernster Wahlkampf statt, ein Kampf zwischen den Männern der Gegenwart und den Männern der Vergangenheit. Die Männer der Vergangenheit, die Männer, welche die „Zeit der alten Hansastädte" mit Haut und Haar restauriert sehen möchten, sind trotz aller Machinationen völlig aus dem Feld geschlagen worden. Und nun kommen diese phantastischen Materialisten, denen jedes Dampfschiff und jede Eisenbahn ihre krasse Geistlosigkeit ad oculos demonstrieren sollte, und sprechen heuchlerisch von „geistigen Zuständen" und „historischer Erinnerung" und weinen an den Gewässern Babylons über „die große Stadt Köln, die heilige Stadt Köln, die witzige Stadt Köln" - und hoffentlich sollen ihre Tränen so bald nicht versiegen!
Die „Rhein- und Mosel-Zeitung" als Großinquisitor
[„Rheinische Zeitung" Nr. 71 vom 12. März 18431 * Köln, 1 I.März. Vor einigen Tagen publizierte die „Rhein- und MoselZeitung" eine religiöse Bannbulle gegen die fromme „Kölnische Zeitung", heute steht die „Trier'sehe Zeitung" vor dem Inquisitionsgericht zu Koblenz und - mit Recht, Die „Trier'sche Zeitung" sagt nämlich bei Gelegenheit Friedrichs v. Sallet u.a.:
„Vor uns liegt sein Werk, das .Laien-Evangelium', das uns die heiligen, ewigen Wahrheiten des Evangeliums unverfälscht offenbart." „Er" (Sallet) „bestrebte sich, Mensch in dem hohen Sinne zu sein, wie Jesus das Vorbild gegeben, und offenbarte als wahrer Streiter des Herrn ewige Wahrheit." „Wer das lieset", sagt die „Rhein- und Mosel-Zeitung", „und weiter nichts von
dem Hochgepriesenen weiß, sollte der nicht glauben, Herr v. Sallet müsse doch ein
gläubiger Christ gewesen sein und in seinem ,Laien-Evangelium' des Herren Wort mit
Flammeneifer gepredigt haben! Was aber ist in Wahrheit der Inhalt dieses Evangeliums!
Jene falsche und verderbliche Lehre, die ein Strauß, ein Feuerbach, ein Bruno Bauer,
und wie sie alle heißen mögen, die Apostel des modernen Heidentums, in Hörsälen und
in Schriften dem engeren Kreise der Gelehrten vortragen usw."
Als authentische Belege ihrer Behauptung zitiert die „Rhein- und Mosel-Zeitung"
„eine Stelle aus diesem ,Laien-Evangelium', und zwar diejenige, worin die Parallele zwischen dem Verräter Judas und dem evangelischen Christus, d.h. dem Christus, wie
er in der Bibel dargestellt ist, gezogen wird".
Die angeführten Belege beweisen schlagend, in welchen bewußten Gegensatz Sallet sich zu dem historischen Christentum gestellt hatte. Eine verkehrte Humanität wird vielleicht durch die rücksichtslose Polemik der „Rhein- und Mosel-Zeitung" gegen den kaum Verstorbenen
verletzt werden, allein ist die Apologie der „Trier'schen Zeitung" nicht viel inhumaner, nicht ungleich verletzender? Ehre ich den Toten, wenn ich seine geistige Persönlichkeit verfälsche ? Sallet bestrebte sich allerdings, Wahrheit zu offenbaren, aber keineswegs die Wahrheit des Evangeliums. Sallet bestrebte sich allerdings, ein wahrer Mensch zu sein, aber keineswegs ein Streiter für die kirchliche Wahrheit. Sallet glaubte vielmehr, die vernünftige Wahrheit nur im Gegensatz gegen die heilige Wahrheit, glaubte den sittlichen Menschen nur im Gegensatz gegen den christlichen Menschen geltend machen zu können - und darum schrieb er sein „Laien-Evangelium". Und wie? Sein Apologet in der „Trier'schen Zeitung" ehrte den Mann, wenn er sein ganzes Streben geradezu auf den Kopf stellt? Würdet ihr den Luther ehren, wenn ihr sagtet, er sei ein guter Katholik gewesen, und den Papst Ganganelli, wenn ihr ihn einen Jesuiten-Maecenas nenntet? Welche Heuchelei! Welche Schwachheit! Sallet war ein Republikaner; bist du sein Freund, wenn du seinen Royalismus prunkend ausposaunst? Sallet liebte vor allem die Wahrheit, und ihr glaubt, ihm nicht besser huldigen zu können als durch die Unwahrheit? Oder kämpfen in euch Christentum und Freundschaft! Gut! So gesteht es ein, so sagt: Sallet war ein guter Mensch usw. -, aber ein schlechter Christ! Beklagt das, wenn ihr wollt, beklagt es öffentlich, nur gebt seine Werke nicht für leuchtende Testimonia seines Christentums aus. Verdammt ihr das Streben eures Freundes, so verdammt es sans-gene wie die „Rhein- und Mosel-Zeitung", aber nicht auf einem heuchlerischen Umweg, nicht dadurch, daß ihr das an ihm lobt, was er nicht war, also eben das an ihm verwerft, was er wirklich war. Wenn wir auch zugestehen, daß das „Laien-Evangelium" selbst Anlaß zu einer solchen Auffassung geben mochte, daß Sallet hier noch keineswegs mit sich selbst im klaren ist, daß er selbst den wahren Sinn des Evangeliums zu lehren glaubt, daß es ein leichtes ist, dem Zitat der „Rhein- und MoselZeitung" ganz christlich klingende, widersprechende Zitate entgegenzustellen, so behält die „Rhein- und Mosel-Zeitung" immer darin recht, daß er an die Stelle des historischen ein selbstgemachtes Christentum stellt. Schließlich noch ein Wort über die von der „Rhein- und Mosel-Zeitung" zitierten Stellen! Sie leiden an einem Grundmangel, an der Unpoesie, und überhaupt, welch ein verkehrter Einfall, theologische Kontroversen poetisch behandeln zu wollen! Ist es je einem Komponisten eingefallen, die Dogmatik in Musik zu setzen? Abgesehen von dieser Ketzerei gegen die Kunst, was ist der Inhalt der zitierten Stelle? Sallet findet es mit der Göttlichkeit Christi unvereinbar,
daß Christus die verräterische Absicht Judae kennt, ohne daß er ihn zu bessern oder die Freveltat zu vereiteln sucht. Sallet ruft daher (so zitiert die „Rhein- und Mosel-Zeitung") aus:
„Weh' dem Verblendeten! wer es auch sei, Der solche Züge von dem Herrn erdacht, Und, ihm dies bißchen Menschenkennerei Zu retten, ihn zum Zerrbild uns gemacht." f8?l
Sallets Urteil zeugt dafür, daß er weder Theologe noch Philosoph war. Als Theologen konnte ihn der Widerspruch mit menschlicher Vernunft und Sittlichkeit nicht beunruhigen, denn der Theologe mißt das Evangelium nicht an menschlicher Vernunft und Sittlichkeit, sondern umgekehrt die menschliche Vernunft und Sittlichkeit an dem Evangelium. Als Philosoph dagegen würde er solche Widersprüche in der Natur des religiösen 'Denkens begründet gefunden, den Widerspruch daher als notwendiges Produkt der christlichen Anschauung begriffen und keineswegs als eine Verfälschung derselben verdammt haben. Die „Rhein- und Mosel-Zeitung" möge in ihrem Glaubenswerke rüstig fortfahren und das Sanbenito1881 sämtlichen rheinischen Zeitungen umwerfen. Wir werden sehen, ob die Halben, die Lauen, die weder kalt noch warm sind, ob sie sich besser vertragen werden mit dem Terrorismus des Glaubens als mit dem Terrorismus der Vernunft.
Stilistische Übungen der „Rhein- und Mosel-Zeitung"
[„Rheinische Zeitung" Nr. 72-73 vom 14. März 18431 *Köln, 13. März. Auf unsern Artikel vom 9. März über die Landtagsabgeordneten repliziert die „Rhein- und Mosel-Zeitung" von heute. Wir wollen unserm Leser einige Proben dieses stilistischen Meisterwerkes nicht vorenthalten. Unter andern Delikatessen findet sich folgende: „So hat die .Rhein. Ztg.' in weit ausgeholten Streichen zwar nicht mit einer Hellebarde, sondern mit ihrem gewohnten Knüttel1 auf ein Gespenst losgehauen" (man bedenke wohl! Ein gewohnter Knüttel! In Streichen mit einem Knüttel loshauen!), „das sie in einem Artikel der ,Rhein- und Mosel-Ztg.' zu erblicken glaubte, und, wie sich von selbst versteht" (welcher Luxus, Worte über Dinge zu machen, die sich von selbst verstehen!), „sind alle ihre Streiche danebengefahren" (danebengefahren! neben die „Rhein- und Mosel-Ztg.", also etwa auf ihren Redakteur!), „und das angegriffene"1 (das Gespenst wurde ja nur angegriffen!) „Blatt befindet sich durchaus unverletzt und unversehrt."
Welche freigiebige Logik, die der Klugheit ihrer Leser nicht einmal den Schluß überläßt, daß Streiche, die neben das angegriffene Blatt, nicht auf das angegriffene Blatt gefallen sind! Welcher Verstandesluxus, welche gründliche Geschichtserzählung! Allein, man erwäge auch, wie interessant es der „Rhein- und Mosel-Ztg." scheir.cn mußte, die Unversehrtheit ihres Rückens zu proklamieren. Wie sehr der herrliche Einfall von dem „Gespenst" und der „Rhein. Ztg.", die darauf loshaut, und den abseits gefallenen Prügeln der Phantasie der „Rhein- und Mosel-Ztg." zusetzt, mögen folgende ebenso sinnreiche als überraschende Variationen dieses allergrößten Themas beweisen, bei deren Aufzählung wir nicht verfehlen wollen, auf die feinen Nuancen und Schattierungen aufmerksam zu machen. Also:
1. „So hat die .Rhein. Ztg.' vom 9.März in weit ausgeholten Streichen mit ihrem gewohnten Knüttel auf ein Gespenst losgehauen, das sie in einem Artikel der ,Rheinund Mosel-Ztg. zu erblicken glaubte, und wie sich von selbst versteht, sind alle ihre Schläge danebengefallen." 2. „Der Artikel aber, welcher die .Rhein. Ztg." zur Geisterseherin" (vorhin war der Geist ein Gespenst, und seit wann hätte die „Rhein. Ztg." auch in dem ultramontanen Winkelblatt Geist gesehen!) „und infolge davon zur Heldin an einem Schatten gemacht."1
Also diesmal wäre wenigstens der Schatten der „Rhein- und Mosel-Ztg." getroffen worden! 3. „Allein die .Rhein. Zeitung', welche sich dessen wohl auch bewußt ist, daß an allem Substantiellen, Wahren und Kernhaften" (dem Rücken der „Rhein- und MoselZeitung"?) „ihre Kräfte zu Spotte werden" (und welche geistige Kraft würde nicht an einem Rücken zum Spotte?), „und die nun doch einmal zeigen will, daß sie Hörner" (der „gewohnte Knüttel" hat sich unter der Hand in „Hörner" verwandelt) „hat und zustoßen" (früher in weit ausgeholten Streichen loshauen) „kann, hat sich ein Gespenst ausgesonnen" (früher „gesehen" oder „zu sehen geglaubt"), „das sie für den eigentlichen Geist unseres Artikels möchte angesehen wissen" (eine Wiederholung, um dem Leser den Tatbestand ins Gedächtnis zu rufen!), „an dem sie nach Herzenslust ihren Mut kühlt und ihre Stärke erprobt" (eine tüchtige rhetorische Ausführung), „geradeso wie bei der Stierhetze die gereizte Bestie" (mehr oben war die „Rh. Ztg." „der Mann mit dem Knüttel", also wohl die „Rhein- und Mosel-Zeitung" die „Bestie") „an dem ihr vorgeworfenen Strohmann ihren Mut ausläßt und sich nach der Zerfetzung desselben für den Sieger achtet."1
Wahrhaft homerisch! Man bedenke nur die epische Breite. Und wohl auch äsopisch dieses tiefe Eindringen in die bestialische Psychologie! Diese feine Deutung der Seelenzustände eines Stiers, der sich für den Sieger achtet! Es wäre „sehr kindlich und unschuldig", aber nicht minder „abgeschmackt und trivial", wollten wir mit einem so „eminenten Publizisten" auf die Sache selbst eingehen. Also nur zur Charakteristik des Mannes noch folgendes: Die „Rhein- und Mosel-Zeitung" äußerte in ihrem so unglücklich angegriffenen Artikel „nur" den „Zweifel", „ob mit der Erreichung ihrer" (sc. der Urheber des Umlaufschreibens über die Wahl der Herren C[amphausen] und Mferkens]) „Hoffnungen dann wirklich die Zeit der alten Hansen zurückgeführt sein würde", aber „von einer Zurückjührung gewesener und verwester Zustände" ist in ihrem „Artikel /{eine Rede". Fasse es, wer es fassen kann!
Ferner:
Die „Rhein. Ztg." ging darauf aus, „eine offenbare Lüge anzubringen, indem sie sagt: ,Unter den am Landtag zu vertretenden Interessen nennt1 die „Rhein- und MoselZeitung" nur die freiere Gemeindeverfassung und die Erweiterung der ständischen Rechte', während in der .Rhein- und Mosel-Zeitung' der Zusatz zu lesen ist: ,Die Feststellung so vieler andern schwebenden Fragen in der EntWickelung des Volkslebens.' "
Hat denn die „Rhein- und Mosel-Zeitung" irgendeine dieser „schwebenden Fragen" fixiert oder gar genannt? Glaubt sie, solche unbestimmte Schwebeleien, wie die „Feststellung vieler andern schwebenden Fragen", könne[n] für eine Namhaftmachung dieser Fragen für eine bestimmte Forderung an die Landtagsabgeordneten gelten? Und nun wende unser Leser noch einmal seine Blicke auf die stilistische Originalität der „Rhein- und Mosel-Ztg.":
Zu „den Interessen, welche an demselben" (sc. dem Landtag) „zu vertreten sind", gehört „die Feststellung so vieler schwebenden Fragen in der Entwicklung des Volkslebens" !
Eine in der Entwickelung des Volkslebens schwebende Frage! Eine zu vertretende Feststellung!
[Erklärung1891]
[„Democratie pacifique" vom 11. Dezember 1843]
In Nr.28 des „Bien public" finden sich die folgenden Zeilen:
„Die ,Kölnische Zeitung' veröffentlicht einen Brief aus Leipzig, in dem es heißt, daß in kurzem eine Zeitschrift in französischer und deutscher Sprache in Paris unter der Leitung von Dr. Rüge erscheinen soll, dem Herr de Lamartine und Herr de Lamennais ihre Mitwirkung versprochen hätten.[80J Es ist falsch, daß Herr de Lamartine sich bereit erklärt habe, mit Herrn de Lamennais in irgendeiner Zeitschrift zu schreiben und besonders in der erwähnten. Herr de Lamartine, völlig von seiner parlamentarischen Tätigkeit in Anspruch genommen, widmet seine knappe Freizeit, die die Politik ihm läßt, seiner .Histoire des Girondins'."
Es ist wahr, daß Herr de Lamartine sich nicht verpflichtet hat, mit Herrn de Lamennais in der fraglichen Zeitschrift zu schreiben, aber wir bestätigen, daß er uns auf seine Mitwirkung bei der zu gründenden Zeitschrift hoffen läßt. Wir wandten uns an diese beiden Persönlichkeiten, weil wir geglaubt haben, daß man sich bei einem Werk wie die intellektuelle Allianz zwischen Frankreich und Deutschland um die Unterstützung aller hervorragenden Repräsentanten des Fortschritts in Frankreich bemühen muß. Wir erklären außerdem, daß der von der „Kölnischen Zeitung" veröffentlichte Brief aus Leipzig, der Gegenstand des Artikels im „Bien public" war, weder von uns noch von einem unserer Freunde herrührt.
Arnold Rüge,
früherer Redakteur der „Deutschen Jahrbücher" Karl Marx,
früherer Redakteur der „Rheinischen Zeitung"
Paris, den 10.Dezember 1843.
Aus dem Französischen.
29 Marx/Engels, Werke. EB I
Illustrationen zu der neuesten Kabinettsstilübung Friedrich Wilhelm IV.19"
[„Vorwärts!" Nr.66 vom 17. August 1844] „Ich kann den vaterländischen Boden nicht, wenn auch nur auf kurze Zeit, verlassen, ohne öffentlich den tiefgefühlten Dank in Meinem und der Königin Namen auszusprechen, von dem Unser Herz bewegt ist. Er ist durch die unzähligen mündlichen und schriftlichen Beweise der Liebe zu Uns erzeugt worden, die das Attentat vom 26.JuliI92l hervorgerufen hat, - der Liebe, die Uns im Augenblicke des Verbrechens selbst entgegenjauchzte, als die Hand des Allmächtigen das tödliche Geschoß von Meiner Brust zu Boden geworfen hatte. Im Aufblick zu dem göttlichen Erretter gehe Ich mit frischem Mute an Mein Tagewerk, Begonnenes zu vollenden, Vorbereitetes auszuführen, das Böse mit neuer Siegesgewißheit zu bekämpfen, und Meinem Volke das zu sein, was Mein hoher Beruf Mir auflegt, und Meines Volkes Liebe verdient."
Erdmannsdorf, den 5.August 1844.
(gez.) Friedrich Wilhelm"
Der unmittelbare Affekt ist ein schlechter Schriftsteller. Der Brief, den der Liebende in großer Aufregung der Geliebten schreibt, ist kein stilistisches Muster, aber eben diese Konfusion des Ausdrucks ist der klarste, sinnfälligste, herzergreifendste Ausdruck von der Macht der Liebe über den Briefsteller. Die Macht der Liebe über den Briefsteller ist die Macht der Geliebten über ihn. Jene leidenschaftliche Unklarheit und haltlose Verwirrung des Stils schmeichelt daher dem Herzen der Geliebten, indem das reflektierte, allgemeine und daher unzuverlässige Wesen der Sprache einen unmittelbar individuellen, sinnlich-gewaltsamen und darum absolutzuverlässigen Charakter angenommen hat. Der verdachtslose Glauben an die Wahrheit der Liebe, welche der Geliebte für sie äußert, ist aber der höchste Selbstgenuß der Geliebten, ihr Glauben an sich selbst. Aus diesen Vordersätzen folgt: Wir erweisen dem preußischen Volke einen unermeßlichen Dienst, wenn wir die innere Wahrheit des königlichen
Dankes über allen Zweifel erheben. Wir erheben diese Wahrheit aber über allen Zweifel, indem wir die Gewalt der dankbaren Empfindung über den königlichen Schriftsteller beweisen, und wir beweisen die Gewalt dieser Empfindung über den königlichen Schriftsteller, indem wir die stilistische Konfusion der danksagenden Kabinettsordre beweisen. Man wird also den Zweck unserer patriotischen Analyse nicht mißdeuten.
„Ich kann den vaterländischen Boden nicht, wenn auch nur auf kurze Zeit, verlassen, ohne öffentlich den tiefgefühlten Dank in Meinem und der Königin Namen auszusprechen, von dem Unser Herz bewegt ist."
Nach der Satzstellung glaubt man im ersten Augenblick, die königlichen Busen seien von ihrem eigenen Namen bewegt. Schärft die Verwunderung über diese sonderbare Bewegung das Nachdenken, so findet man, daß sich die relative Verbindung „von dem1 Unser Herz bewegt ist", nicht auf den Namen, sondern auf den weiter abstehenden Dank bezieht. Der Singularis „ Unser Herz" für das Herz des Königs und das Herz der Königin kann als poetische Kühnheit, als herzlicher Ausdruck der herzlichen Einheit des herzlichen hohen Paars gerechtfertigt werden. Die lakonische Kürze: „in Meinem und der Königin Namen" statt: „in Meinem Namen und im Namen der Königin" verführt leicht zu einer falschen Deutung. Unter „Meinem und der Königin Namen" läßt sich der einfache Name des Königs verstehen, da der Name des Manns des Mannes und der Frau Name ist. Nun ist es zwar ein Privilegium der großen Männer und der Kinder, statt ihres „Ich" ihren Namen zum Subjekt zu machen. So darf Cäsar statt: „Ich siegte" sagen: „Cäsar siegte." So sagen die Kinder nicht: „Ich will in die Schule nach Wien gehn", sondern: „Friedrich, Karl, Wilhelm etc. will in die Schule nach Wien gehn." Eine gefährliche Neuerung aber wäre, sein „Ich" zum Subjekt zu machen und zugleich zu versichern, dies „Ich" spreche in seinem „eignen" Namen. Eine solche Versicherung könnte das Geständnis, daß man gewöhnlich nicht aus eigener Inspiration spreche, zu enthalten scheinen.
„ Ich kann den vaterländischen Boden nicht, wenn auch nur auf kurze Zeit, verlassen"
ist eine nicht ganz geschickte und nicht eben das Verständnis erleichternde Umschreibung von: „Ich kann den vaterländischen Boden selbst auf kurze Zeit nicht verlassen, ohne etc." Diese Schwierigkeit entstand durch die Kombination der drei Gedanken: 1. daß der König seinen Boden verläßt,
2. daß er ihn nur auf kurze Zeit verläßt, 3. daß er das Bedürfnis fühlt, dem Volke zu danken. Die zu gedrängte Veröffentlichung dieser drei Gedanken bringt den Schein hervor, als spreche der König seinen Dank nur aus, weil er seinen Boden verläßt. War aber der Dank ein ernstgemeinter, strömte er aus dem Herzen, so konnte seine Äußerung unmöglich an einen solchen Zufall geknüpft sein. Voll* Herz macht sich unter allen Umständen Luft.
„Er" (der Dank) „ist durch die unzähligen mündlichen und schriftlichen Beweise der Liebe zu Uns erzeugt worden, die1 das Attentat vom 26. Juli hervorgerufen hat, der1 Liebe, die Uns im Augenblick des Verbrechens selbst entgegenjauchzte, als die Hand des Allmächtigen das tödliche Geschoß von Meiner Brust zu Boden geworfen hatte."
Man weiß nicht, ob das Attentat die Liebe oder die Beweise der Liebe hervorgerufen hat, um so weniger als der Genetivus „der Liebe" nach der Parenthese wieder als der herrschende und akzentuierte Redeteil des Satzes erscheint. Die stilistische Kühnheit in der Wiederholung dieses Genetivus springt in die Augen. Die Schwierigkeit wächst, wenn wir den Inhalt des Satzes betrachten. Durfte die Liebe, welche sprach und schrieb, unmittelbar als das Subjekt bezeichnet werden, welches auf der Straße lärmte? Erheischte nicht die chronologische Wahrheit, mit der Liebe zu beginnen, die sich sogleich in Gegenwart des Ereignisses äußerte, und dann erst zu den späteren Äußerungen der Liebe in Schrift und Rede überzugehn? War nicht der Verdacht zu vermeiden, als wolle der König zugleich der Aristokratie und dem Volke schmeicheln? - der Aristokratie, indem ihre schriftlichen und mündlichen Liebesäußerungen, obgleich der Zeit nach später als die populären Liebesäußerungen, doch der Wirkung nach früher den Dank im königlichen Herzen zu erzeugen wußten; dem Volke, indem seine jauchzende Liebe für ein und dasselbe Wesen, wie jene schreibende und redende Liebe erklärt, also der Geburtsadel der Liebe aufgehoben wird? Es scheint endlich nicht ganz geeignet, Gottes Hand unmittelbar das „Geschoß" parieren zu lassen, indem einigermaßen konsequentes Denken auf diese Weise zu dem Trugschluß gelangen wird, Gott habe die Hand des Frevlers zugleich auf den König geleitet und zugleich das Geschoß von dem König abgeleitet; denn wie kann man eine einseitige Aktion Gottes voraussetzen?
„Im Aufblick zu dem göttlichen Erretter gehe Ich mit frischem Mut an Mein Tagewerk, Begonnenes zu vollenden, Vorbereitetes auszuführen, das Böse mit Sieges
gewißheit zu bekämpfen und Meinem Volke das zu sein, was Mein hoher Beruf Mir auflegt, und Meines Volkes Liebe verdient."
Man kann nicht wohl sagen: „Ich gehe", „etwas zu sein". Allenfalls kann man gehen „etwas zu werden". Die Bewegung im Werden erscheint wenigstens als Resultat der Bewegung des Gehns, obgleich wir auch die letztere Wendung nicht als korrekt empfehlen wollen. Daß Seine Majestät „im Aufblick zu Gott geht", das „Begonnene zu vollenden, das Vorbereitete auszuführen", scheint weder der Vollendung noch der Ausführung günstige Chancen zu versprechen. Um Begonnenes zu vollenden und Vorbereitetes auszuführen, dazu muß man den Blick fest auf das Begonnene und Vorbereitete richten, und nicht von diesen Gegenständen weg in die blaue Luft schauen. Wer wahrhaft „im Aufblick zu Gott geht", wird der „nicht im Anblick Gottes auf gehn"? Werden dem nicht alle weltlichen Pläne und Einfälle vergehn? Der isolierte, durch ein Komma auf sich selbst verwiesene Schlußsatz: „und Meines Volkes Liebe verdient", scheint auf einen unausgesprochenen, versteckten Nachsatz zu deuten, wie etwa: „Verdient die Knute des Schwagers Nikolaus und die Politik des Gevatters Metternich"; oder auch: „verdient das Konstitutiönchen des Ritters Bunsen"'931.

Auszüge
aus James Mills Buch
„Elemens d'economie politique"
Trad. par J.T. Parisot, Paris 18231941
Geschrieben im ersten Halbjahr 1844.
Nach der Handschrift.
[Auszüge aus James Mills Buch „Elemens deconomie politique".
Trad. par J.T.Parisot, Paris 1823]
| | XXV | Bei jener Kompensation des Geldes und Metallwerts, wie bei der Darstellung der Produktionskosten als des einzigen Momentes in der Wertbestimmung, begeht Mill - wie überhaupt die Schule von Ricardo den Fehler, daß sie das abstrakte Gesetz, ohne den Wechsel oder die beständige Aufhebung dieses Gesetzes - wodurch es erst wird - ausspricht. Wenn es ein beständiges Gesetz ist, daß z.B. die Produktionskosten in letzter Instanz - oder vielmehr bei der sporadisch zufällig1 eintreffenden Deckung von Nachfrage und Zufuhr - den Preis (Wert)2 bestimmen, so ist es ein ebenso beständiges Gesetz, daß dies Verhältnis sich nicht deckt, also daß Wert und Produktionskosten in keinem notwendigen Verhältnis stehn. Ja, Nachfrage und Zufuhr decken sich immer nur momentan durch das vorhergegangne Schwanken von Nachfrage und Zufuhr, durch das Mißverhältnis zwischen Produktionskosten und Tauschwert, wie diese Schwankung und dies Mißverhältnis ebenso wieder der momentanen Deckung folgt. Diese wirkliche Bewegung, wovon jenes Gesetz nur ein abstraktes, zufälliges und einseitiges Moment ist, wird von der neuren Nationalökonomie zum Akzidens gemacht, zum Unwesentlichen. Warum? Weil bei den scharfen und exakten Formeln, worauf sie die Nationalökonomie reduzieren, die Grundformel, wollten sie jene Bewegung abstrakt aussprechen, heißen müßte: Das Gesetz ist in der Nationalökonomie durch sein Gegenteil, die Gesetzlosigkeit, bestimmt. Das wahre Gesetz der Nationalökonomie ist der Zufall, aus dessen Bewegung wir, die Wissenschaftlichen, einige Momente willkürlich in der Form von Gesetzen fixieren. Sehr gut und das Wesen der Sache in einen Begriff gebracht, ist es, wenn Mill das Geld als den Vermittler des Austausches bezeichnet. Das
1 „zufällig" steht in der Handschrift über „sporadisch" - 2 (Wert) steht in der Handschrift über „Preis"
Wesen des Geldes ist zunächst nicht, daß in ihm das Eigentum entäußert wird, sondern daß die vermittelnde Tätigkeit oder Bewegung, der menschliche, gesellschaftliche Akt, wodurch sich die Produkte des Menschen wechselseitig ergänzen, entfremdet und die Eigenschaft eines materiellen Dings außer dem Menschen, des Geldes wird. Indem der Mensch diese vermittelnde Tätigkeit selbst entäußert, ist er hier nur als sich abhanden gekommner, entmenschter Mensch tätig; die Beziehung selbst der Sachen, die menschliche Operation mit denselben, wird zur Operation eines Wesens außer dem Menschen und über dem Menschen. Durch diesen fremden Mittler - statt daß der Mensch selbst der Mittler für den Menschen sein sollte - schaut der Mensch seinen Willen, seine Tätigkeit, sein Verhältnis zu andren als eine von ihm und ihnen unabhängige Macht an. Seine Sklaverei crrcicht also die Spitze. Daß dieser Mittler nun zum wirklichen Gott wird, ist klar, denn der Mittler ist die wirkliche Macht über das, womit er mich vermittelt. Sein Kultus wird zum Selbstzweck. Die Gegenstände, getrennt von diesem Mittler, haben ihren Wert verloren. Also nur, insofern sie ihn repräsentieren, haben sie Wert, während es ursprünglich schien, daß er nur Wert hätte, soweit er sie repräsentierte. Diese Umkehrung des ursprünglichen Verhältnisses ist notwendig. Dieser Mittler ist daher das sich selbst abhanden gekommne, entfremdete Wesen des Privateigentums, das sich selbst äußerlich gewordne, entäußerte Privateigentum, wie es die entäußerte Vermittlung der menschlichen Produktion mit der menschlichen Produktion, die entäußerte Gattungstätigkeit des Menschen ist. Alle Eigenschaften, welche dieser in der Produktion dieser Tätigkeit zukommen, werden daher auf diesen Mittler übertragen. Der Mensch wird also um so ärmer als Mensch, d. h. getrennt von diesem Mittler, als dieser Mittler reicher wird. Christus repräsentiert ursprünglich 1. die Menschen vor Gott; 2. Gott für die Menschen; 3. die Menschen dem Menschen. So repräsentiert das Geld ursprünglich seinem Begriff nach; 1. Das Privateigentum für das Privateigentum; 2. die Gesellschaft für das Privateigentum; 3. das Privateigentum für die Gesellschaft. Aber Christus ist der entäußerte Gott und der entäußerte Mensch. Gott hat nur mehr Wert, sofern er Christus, der Mensch nur mehr Wert, sofern er Christus repräsentiert. Ebenso mit dem Geld. Warum muß das Privateigentum zum Geldwesen fortgehn? Weil der Mensch als ein geselliges Wesen zum Austausch ||XXV|[9S1 und weil der Austausch - unter der Voraussetzung des Privateigentums - zum Wert fortgehn muß. Die vermittelnde Bewegung des austauschenden Menschen
ist nämlich keine gesellschaftliche, keine menschliche Bewegung, kein menschliches Verhältnis, es ist das abstrakte Verhältnis des Privateigentums zum Privateigentum, und dies abstrakte Verhältnis ist der Wert, dessen wirkliche Existenz als Wert erst das Geld ist. Weil die austauschenden Menschen sich nicht als Menschen zueinander verhalten, so verliert die Sache die Bedeutung des menschlichen, des persönlichen Eigentums. Das gesellschaftliche Verhältnis von Privateigentum zu Privateigentum ist schon ein Verhältnis, worin das Privateigentum sich selbst entfremdet ist. Die für sich seiende Existenz dieses Verhältnisses, das Geld, ist daher die Entäußrung des Privateigentums, die Abstraktion von seiner spezifischen, persönlichen Natur. — Der Gegensatz der modernen Nationalökonomie zu dem Geldsystem, systeme monetaire, kann daher trotz aller ihrer Klugheit uns zu keinem entscheidenden Sieg bringen; denn, wenn der rohe nationalökonomische Aberglaube des Volks und der Regierungen an dem sinnlichen, handgreiflichen, augenfälligen Geldsack festhält und daher an den absoluten Wert der edlen Metalle wie an ihren Besitz als die einzige Realität des Reichtums glaubt, - wenn dann der aufgeklärte, weltkundige Nationalökonom kömmt und ihnen beweist, daß das Geld eine Ware wie jede andre ist, deren Wert daher, wie der jeder andren Ware, von dem Verhältnis der Produktionskosten zur Nachfrage Konkurrenz1 und Zufuhr, zu der Quantität oder Konkurrenz der andren Waren abhängt, - so wird diesem Nationalökonomen richtig erwidert, daß doch der wirkliche Wert der Dinge ihr Tauschwert sei und dieser in letzter Instanz im Geld, wie dieses in den edlen Metallen existiere, daß also das Geld der wahre Wert der Dinge und darum das wünschenswerteste Ding sei. Die Lehren des Nationalökonomen liefen ja selbst in letzter Instanz auf diese Weisheit hinaus, nur daß er die Abstraktionsfähigkeit besitzt, dieses Dasein des Geldes unter allen Formen von Waren zu erkennen und darum nicht an den exklusiven Wert seines offiziellen metallenen Daseins zu glauben. - Das metallne Dasein des Geldes ist nur der offizielle sinnfällige Ausdruck der Geldscele, die in allen Gliedern der Produktionen und Bewegungen der bürgerlichen Gesellschaft steckt.
Der Gegensatz der modernen Nationalökonomen zu dem Geldsystem ist nur der, daß sie das Geldwesen in seiner Abstraktion und Allgemeinheit gefaßt und daher aufgeklärt sind über den sinnlichen Aberglauben, der an das exklusive Dasein dieses Wesens im edlen Metall glaubt. Sie setzen an
1 „ Konkurrenz" steht in der Handschrift über „Nachfrage"
die Stelle dieses rohen den raffinierten Aberglauben. Weil aber beide im Wesen eine Wurzel haben, so bringt es die aufgeklärte Form des Aberglaubens nicht dahin, die rohe sinnliche Form desselben gänzlich zu verdrängen, weil er nicht dessen Wesen, sondern nur die bestimmte Form dieses Wesens angreift. - Das persönliche Dasein des Geldes als Geld - und nicht nur als das innere, an sich seiende, versteckte Konversationsverhältnis oder StandesDerhältnis der Waren zueinander - dies Dasein entspricht um so mehr dem Wesen des Geldes, je abstrakter es ist, je weniger natürliches Verhältnis es zu den andren Waren hat, je mehr es als Produkt und doch wieder als Nichtprodukt des Menschen erscheint, je weniger naturwüchsiger sein Daseinselement, je geschaffner es vom Menschen ist, oder nationalökonomisch, je größer das umgekehrte Verhältnis seines Wertes als Geld zum Tauschwert oder Geldwert des Materials ist, in welchem es existiert. Daher ist das Papiergeld und die Zahl der papiernen Repräsentanten des Geldes (wie Wechsel, Mandate, Schuldscheine etc.) das vollkommnere Dasein des Geldes als Geld und ein notwendiges Moment im Fortschritt der Entwicklung des Geldwesens. Im Kreditwesen, dessen vollständiger Ausdruck das Bankwesen ist, gewinnt es den Schein, als sei die Macht der fremden, materiellen Macht gebrochen, das Verhältnis der Selbstentfremdung aufgehoben und der Mensch wieder in menschlichen Beziehungen zum Menschen. Die St. Simonisten, von diesem Schein getäuscht, betrachten die Entwicklung von Geld, Wechselbriefen, Papiergeld, papiernen Repräsentanten des Geldes, Kredit, Bankwesen als eine stufenweise Aufhebung der Trennung des Menschen von der Sache, des Kapitals von der Arbeit, des Privateigentums vom Gelde und des Geldes vom Menschen, der Trennung des Menschen vom Menschen. Das organisierte Bankwesen ist daher ihr Ideal. Aber diese Aufhebung der ||XXVI| Entfremdung, diese Rückkehr des Menschen zu sich selbst und daher zum andern Menschen ist nur ein Schein, sie ist eine um so infamere und extremere Selbstentfremdung, Entmenschung, als ihr Element nicht mehr Ware, Metall, Papier, sondern das moralische Dasein, das gesellige Dasein, das Innere der menschlichen Brust selbst ist; als sie unter dem Schein des Vertrauens des Menschen zum Menschen, das höchste Mißtrauen und die völlige Entfremdung ist. Was konstituiert das Wesen des Kredits? Wir sehn hier ganz vom Inhalt des Kredits ab, der wieder das Geld ist. Wir sehn also vom Inhalt dieses Vertrauens ab, wonach ein Mensch den andern dadurch anerkennt, daß er ihm Werte vorschießt und - im besten Fall, wenn er sich nämlich den Kredit nicht zahlen läßt, d.h. kein Wucherer ist - seinem Mitmenschen des Vertrauen schenkt, daß er kein Spitzbube, sondern ein „guter" Mann ist.
Unter einem „guten" Mann versteht der Vertrauende hier, wie Shylock, einen „zahlbaren" Mann. - Der Kredit ist unter 2 Verhältnissen und unter 2 verschiednen Bedingungen denkbar. Die 2 Verhältnisse sind: Einmal, ein Reicher kreditiert einem Armen, den er für fleißig und ordentlich hält. Diese Art von Kredit gehört in den romantischen, sentimentalen Teil der Nationalökonomie, zu ihren Verirrungen, Exzessen, Ausnahmen, nicht zu der Regel. Allein selbst diese Ausnahme unterstellt, diese romantische Möglichkeit zugegeben, so gilt das Leben des Armen und sein Talent wie Tätigkeit dem Reichen für eine Garantie der Rückerstattung des geliehnen Geldes; d.h. also, alle sozialen Tugenden des Armen, der Inhaltseiner Lebenstätigkeit, sein Dasein selbst, repräsentiert dem Reichen das Rembourse ment seines Kapitals mit den gewöhnlichen Zinsen. Der Tod des Armen ist daher für den Kreditierenden der schlimmste Fall. Er ist der Tod seines Kapitals samt Zinsen. Man bedenke, was in der Schätzung eines Menschen in Geld, wie sie im Kreditverhältnis geschieht, [für] eine Niederträchtigkeit liegt. Es versteht sich von selbst, daß der Kreditierende, außer den moralischen Garantien auch die Garantie des juristischen Zwangs und noch mehr oder minder reale Garantien für seinen Mann hat. Ist nun der, dem kreditiert wird, selbst vermögend, so wird der Kredit bloß zu einem erleichternden Vermittler des Austauschs, d. h. es ist das Geld selbst in eine ganz ideale Form erhoben. Der Kredit ist das nationalökonomische Urteil über die Moralität eines Menschen. Im Kredit ist statt des Metalls oder des Papiers der Mensch selbst der Mittler des Tausches geworden, aber nicht als Mensch, sondern als das Dasein eines Kapitals und der Zinsen. Das Medium des Austauschs ist also allerdings aus seiner materiellen Gestalt in den Menschen zurückgekehrt und zurückversetzt, aber nur weil der Mensch selbst außer sich versetzt in sich selbst zu einer materiellen Gestalt geworden ist. Nicht das Geld ist im Menschen - innerhalb des Kreditverhältnisses aufgehoben, sondern der Mensch selbst ist in Geld verwandelt, oder das Geld ist in ihm inkorporiert. Die menschliche Individualität, die menschliche Moral ist sowohl selbst zu einem Handelsartikel geworden, wie zum Material, worin das Geld existiert. Statt Geld, Papier ist mein eignes persönliches Dasein, mein Fleisch und Blut, meine gesellige Tugend und Geltung die Materie, der Körper des Geldgeistes. Der Kredit scheidet den Geldwert nicht mehr in Geld, sondern in menschliches Fleisch und in menschliches Herz. So sehr sind alle Fortschritte und Inkonsequenzen innerhalb eines falschen Systems der höchste Rückschritt und die höchste Konsequenz der Niedertracht. - Innerhalb des Kreditsystems betätigt sich seine Menschen entfremdete Natur unter dem Schein der höchsten national
ökonomischen Anerkennung des Menschen auf doppelte Weise: 1. Der Gegensatz zwischen Kapitalist und Arbeiter, großem und kleinem Kapitalist wird noch größer, indem der Kredit nur dem gegeben wird, der schon hat und eine neue Chance der Akkumulation für den Reichen ist, oder indem der Arme im zufälligen Belieben und Urteil des Reichen über ihn seine ganze Existenz bestätigt oder verneint, sie völlig von diesem Zufall abhängig sieht; 2. indem die wechselseitige Vorstellung, Heuchelei und Scheinheiligkeit bis auf die Spitze getrieben werden, daß über den Kreditlosen nun außer dem einfachen Urteil, daß er arm ist, nun auch das demoralische Urteil, daß er kein Vertrauen, keine Anerkennung besitzt, also ein geselliger Paria, ein schlechter Mensch ist, hinzukömmt; und indem der Arme zu seiner Entbehrung diese Erniedrigung und die erniedrigende Bitte um Kredit bei dem Reichen hinzubekommt; ||XXVII| 3. indem durch diese ganz ideelle Existenz des Geldes die Falschmünzerei von dem Menschen an keinem andern Stoff, sondern nur mehr an seiner eignen Person vorgenommen werden kann, er selbst sich zu einer falschen Münze machen, Kredit erschleichen, erlügen etc. muß und dieses Kreditverhältnis - sowohl nach Seite des Vertrauenden, als dessen, der das Vertrauen braucht - zum Handelsgegenstand, Gegenstand des wechselseitigen Betrugs und Mißbrauchs wird. Hier zeigt sich dann noch brillant das Mißtrauen als die Basis dieses nationalökonomischen Vertrauens; das mißtrauische Abwägen, ob der Kredit geschenkt werden soll oder nicht; die Espionnage nach den Geheimnisssen des Privatlebens etc. des Kreditsuchenden; das Verraten momentaner Ubelstände, um einen Rivalen durch plötzliche Erschütterung seines Kredits zu stürzen etc. Das ganze System des Bankerutts, die Scheinunternehmungen etc. ... Im Staatskredit hat der Staat ganz dieselbe Stellung, die oben der Mensch ... Im Spiel mit Staatspapieren zeigt sich, wie er zum Spielzeug der Handelsleute geworden ist etc. 4. Das Kreditsystem hat endlich seine Vollendung im Bankwesen. Die Schöpfung der Bankiers, die Staatsherrschaft der Bank, die Konzentration des Vermögens in diesen Händen, dieser nationalökonomische Areopag der Nation, ist die würdige Vollendung des Geldwesens. Indem im Kreditsystem die moralische Anerkennung eines Menschen, wie das Vertrauen zum Staat etc. die Form des Kredits erhielt, tritt das Geheimnis, welches in der Lüge der moralischen Anerkennung liegt, die unmoralische Niedertracht dieser Moralität, wie die Scheinheiligkeit und der Egoismus in jenem Vertrauen zum Staat hervor und zeigt sich als das, was er wirklich ist. Der Austausch sowohl der menschlichen Tätigkeit innerhalb der Produktion selbst, als auch der menschlichen Produkte gegeneinander ist = der
Gattungstätigkeit und Gattungsgeist, deren wirkliches, bewußtes und wahres Dasein die gesellschaftliche Tätigkeit und der gesellschaftliche Genuß ist. Indem das menschliche Wesen das wahre Gemeinwesen der Menschen, so schaffen, produzieren die Menschen durch Betätigung ihres Wesens das menschliche Gemeinwesen, das gesellschaftliche Wesen, welches keine abstrakt-allgemeine Macht gegenüber dem einzelnen Individuum ist, sondern das Wesen eines jeden Individuums, seine eigne Tätigkeit, sein eignes Leben, sein eigner Geist, sein eigner Reichtum ist. Nicht durch Reflektion entsteht daher jenes wahre Gemeinwesen, es erscheint daher durch die Not und den Egoismus der Individuen, d. h. unmittelbar durch die Betätigung ihres Daseins selbst produziert. Es hängt nicht vom Menschen ab, daß dies Gemeinwesen sei oder nicht; aber solange der Mensch sich nicht als Mensch erkennt und daher die Welt menschlich organisiert hat, erscheint dies Gemeinwesen unter der Form der Entfremdung. Weil sein Subjekt, der Mensch, ein sich selbst entfremdetes Wesen ist. Die Menschen, nicht in einer Abstraktion, sondern als wirkliche, lebendige, besondre Individuen sind dies Wesen. Wie sie sind, so ist daher es selbst. Es ist daher ein identischer Satz, daß der Mensch sich selbst entfremdet, und daß die Gesellschaft dieses entfremdeten Menschen die Karikatur seines wirklichen Gemeinwesens, seines wahren Gattungslebens sei, daß daher seine Tätigkeit als Qual, seine eigne Schöpfung ihm als fremde Macht, sein Reichtum als Armut, das Wesensband, was ihn an den andren Menschen knüpft, als ein unwesentliches Band und vielmehr die Trennung vom andren Menschen als sein wahres Dasein, daß sein Leben als Aufopfrung seines Lebens, daß die Verwirklichung seines Wesens als Entwirklichung seines Lebens, daß seine Produktion als Produktion seines Nichts, daß seine Macht über den Gegenstand als die Macht des Gegenstandes über ihn, daß er, der Herr seiner Schöpfung, als der Knecht dieser Schöpfung erscheint. Die Nationalökonomie nun faßt das Gemeinwesen des Menschen, oder ihr sich betätigendes Menschen-wesen, ihre wechselseitige Ergänzung zum Gattungsleben, zum wahrhaft menschlichen Leben unter der Form des Austauschs und des Handels auf. Die Gesellschaft, sagt Destutt de Tracy, ist eine Reihe von Wechselseitigen echanges.lm] Sie ist eben diese Bewegung der wechselseitigen Integration. Die Gesellschaft, sagt Adam Smith, ist eine handelstreibende Gesellschaft. Jedes ihrer Glieder ist ein Kauf mann.191 i Man sieht, wie die Nationalökonomie die entfremdete Form des geselligen Verkehrs als die wesentliche und ursprüngliche und der menschlichen Bestimmung entsprechende fixiert.
||XXVIII| Die Nationalökonomie - wie die wirkliche Bewegung - geht aus von dem Verhältnis des Menschen zum Menschen, als dem des Privateigentümers zum Privateigentümer. Wenn der Mensch als Privateigentümer vorausgesetzt wird, d.h. also als exklusiver Besitzer, der durch diesen exklusiven Besitz seine Persönlichkeit bewährt und sich vom andern Menschen unterscheidet, wie auf sie bezieht - das Privateigentum ist sein persönliches, sein ihn auszeichnendes, darum sein wesentliches Dasein -, so ist der Verlust oder das Aufgeben des Privateigentums eine Entäußerung des Menschen, wie des Privateigentums selbst. Wir halten hier nur die letztere Bestimmung fest. Wenn ich mein Privateigentum an einen andren ablasse, so hört es auf, mein zu sein; es wird eine von mir unabhängige, außer meinem Bereich liegende Sache, eine mir äußerliche Sache. Ich entäußere also mein Privateigentum. In bezug auf mich setze ich es also als entäußertes Privateigentum. Aber ich setze es nur als entäußerte Sache überhaupt, ich hebe nur mein persönliches Verhältnis zu ihm auf, ich gebe es den elementarischen Naturmächten zurück, wenn ich es nur in bezug auf mich entäußere. Entäußertes Privateigentum wird es nur, wenn es zugleich aufhört, mein Privateigentum zu sein, ohne deswegen aufzuhören, überhaupt Privateigentum zu sein, d. h. also, wenn es zu einem andren Menschen außer mir in dasselbe Verhältnis tritt, in welchem es zu mir selbst stand, mit einem Wort, wenn es das Privateigentum eines andren Menschen wird. Den Fall der Gewalt ausgenommen - wie komme ich nun dazu, an einen andren Menschen mein Privateigentum zu entäußern? Die Nationalökonomie antwortet richtig: Aus Not, aus Bedürfnis. Der andre Mensch ist auch Privateigentümer, aber von einer andren Sache, die ich entbehre und die ich nicht entbehren kann oder will, die mir ein Bedürfnis zur Vervollständigung meines Daseins und Verwirklichung meines Wesens scheint. Das Band, welches die beiden Privateigentümer aufeinander bezieht, ist die spezifische Natur des Gegenstandes, der die Materie ihres Privateigentums ist. Die Sehnsucht nach diesen beiden Gegenständen, d. h. das Bedürfnis nach ihnen, zeigt jedem der Privateigentümer, bringt es ihm zum Bewußtsein,' daß er außer dem Privateigentum noch ein andres wesentliches Verhältnis zu den Gegenständen hat, daß er nicht das besondre Wesen ist, wofür er sich hält, sondern ein totales Wesen, dessen Bedürfnisse im Verhältnis des innern Eigentums - denn das Bedürfnis nach einer Sache ist der evidenteste, unwiderleglichste Beweis, daß die Sache zu meinem Wesen gehört, daß ihr Sein für mich, ihr Eigentum das Eigentum, die Eigentümlichkeit meines Wesens ist - zu allen, auch zu den Produktionen der Arbeit des andren stehn. Beide Eigentümer werden also getrieben, ihr Privat
eigentum aufzugeben, aber es so aufzugeben, daß sie zugleich das Privateigentum bestätigen, oder das Privateigentum innerhalb des Verhältnisses des Privateigentums aufzugeben. Jeder entäußert also einen Teil seines Privateigentums an den andern. Die gesellschaftliche Beziehung oder das gesellschaftliche Verhältnis der beiden Privateigentümer ist also die Wechselseitigkeit der Entäußrung, das Verhältnis der Entäußrung auf beiden Seiten gesetzt, oder die Entäußrung als das Verhältnis der beiden Eigentümer, während im einfachen Privateigentum die Entäußrung nur noch in bezug auf sich, einseitig stattfindet. Der Tausch oder der Tauschhandel ist also der gesellschaftliche, der Gattungsakt, das Gemeinwesen, der gesellschaftliche Verkehr und Integration der Menschen innerhalb des Privateigentums und darum der äußerliche, der entäußerte Gattungsakt. Eben darum erscheint er als Tauschhandel. Es ist darum ebenso das Gegenteil des gesellschaftlichen Verhältnisses. Durch die wechselseitige Entäußrung oder Entfremdung des Privateigentums ist das Privateigentum selbst in die Bestimmung des entäußerten Privateigentums geraten. Denn erstens hat es aufgehört, das Produkt der Arbeit, die exklusive, auszeichnende Persönlichkeit seines Besitzers zu sein, denn dieser hat es entäußert, es ist von dem Besitzer weggeraten, dessen Produkt es war und hat eine persönliche Bedeutung für den gewonnen, dessen Produkt es nicht ist. Es hat seine persönliche Bedeutung für den Besitzer verloren. Zweitens ist es auf ein andres Privateigentum bezogen worden, diesem gleichgesetzt worden. An seine Stelle ist ein Privateigentum von andrer Natur getreten, wie es selbst die Stelle eines Privateigentums von andrer Natur vertritt. Auf beiden Seiten erscheint also das Privateigentum als Repräsentant eines Privateigentums von andrer Natur, als das gleiche eines andern Naturprodukts, und beide Seiten beziehen sich so aufeinander, daß jede das Dasein ihres andern vertritt und beide wechselseitig sich aufeinander als Ersatzmänner ihrer selbst und ihres andern beziehn. Das Dasein des Privateigentums als solchen ist daher zum Ersatz, zum Äquivalent geworden. An die Stelle seiner unmittelbaren Einheit mit sich selbst ist es nur mehr als Beziehung auf ein andres. Als Äquivalent ist sein Dasein nicht mehr sein ihm eigentümliches. Es ist daher zum Wert und unmittelbar zum Tauschwert geworden. Sein Dasein als Wert ist eine von seinem unmittelbaren Dasein verschiedne, seinem spezifischen Wesen äußerliche, eine entäußerte Bestimmung ||XXIX| seiner selbst, ein nur relatives Dasein desselben. Wie nun dieser Wert sich näher bestimmt, ist anderswo zu entwickeln, ebenso, wie er zum Preis wird.
Das Verhältnis des Tausches vorausgesetzt, wird die Arbeit zur unmittelbaren Erwerbsarbeit. Dies Verhältnis der entfremdeten Arbeit erreicht seine Höhe erst dadurch, daß 1. von der einen Seite die Erwerbsarbeit, das Produkt des Arbeiters in keinem unmittelbaren Verhältnis zu seinem Bedürfnis und zu seiner Arbeitsbestimmung steht, sondern nach beiden Seiten hin durch dem Arbeiter fremde gesellschaftliche Kombinationen bestimmt wird; 2. daß der, welcher das Produkt häuft, selbst nicht produziert, sondern das von einem andren Produzierte vertauscht. In jener rohen Gestalt des entäußerten Privateigentums, des Tauschhandels, hat jeder der beiden Privateigentümer das produziert, wozu ihn unmittelbar sein Bedürfnis, seine Anlage und das vorhandene Naturmaterial trieb. Jeder tauscht daher gegen den andren nur den Üb erschuß seiner Produktion aus. Die Arbeit war allerdings seine unmittelbare Subsistenzquelle, aber zugleich auch die Betätigung seiner individuellen Existenz. Durch den Tausch ist seine Arbeit teilweise zur Erwerbsquelle geworden. Ihr Zweck und ihr Dasein sind verschieden geworden. Das Produkt wird als Wert, als Tauschwert, als Äquivalent, nicht mehr seiner unmittelbaren persönlichen Beziehung zum Produzenten wegen produziert. Je vielseitiger die Produktion wird, je vielseitiger also einerseits die Bedürfnisse, je einseitiger andrerseits die Leistungen des Produzenten werden, um so mehr fällt seine Arbeit in die Kategorie einer Erwerbsarbeit, bis sie endlich nur mehr diese Bedeutung und es ganz zufällig und unwesentlich wird, sowohl ob der Produzent in dem Verhältnis des unmittelbaren Genusses und des persönlichen Bedürfnisses zu seinem Produkt steht, als auch ob die Tätigkeit, die Aktion der Arbeit selbst ihm Selbstgenuß seiner Persönlichkeit, die Verwirklichung seiner Naturanlagen und geistigen Zwecke ist. In der Erwerbsarbeit liegt: 1. Die Entfremdung und Zufälligkeit der Arbeit vom arbeitenden Subjekt; 2. die Entfremdung und Zufälligkeit der Arbeit vom Gegenstand derselben; 3. die Bestimmung des Arbeiters durch die gesellschaftlichen Bedürfnisse, die ihm aber fremd und ein Zwang sind, dem er sich aus egoistischem Bedürfnis, aus Not unterwirft und die für ihn nur die Bedeutung einer Quelle der Befriedigung für seine Notdurft, wie er für sie nur als ein Sklave ihrer Bedürfnisse vorhanden ist; 4. daß dem Arbeiter die Erhaltung seiner individuellen Existenz als Zweck seiner Tätigkeit erscheint und sein wirkliches Tun ihm nur als Mittel gilt; daß er sein Leben betätigt, um Lebensmittel zu erwerben. Je größer, je ausgebildeter also die gesellschaftliche Macht erscheint innerhalb des Privateigentumsverhältnisses, um so egoistischer, gesellschaftsloser, seinem eignen Wesen entfremdeter wird der Mensch.
Wie der wechselseitige Austausch der Produkte der menschlichen Tätigkeit als Tauschhandel, als Schacher, so erscheint die wechselseitige Ergänzung und Austauschung der Tätigkeit selbst als: Teilung der Arbeit, welche aus dem Menschen möglichst ein abstraktes Wesen, eine Drehmaschine etc, macht und bis zur geistigen und physischen Mißgeburt ihn umwandelt. Grade die Einheit der menschlichen Arbeit wird nur als Teilung betrachtet, weil das gesellschaftliche Wesen nur als sein Gegenteil, in der Form der Entfremdung zum Dasein kommt. Mit der Zivilisation steigert sich die Teilung der Arbeit. Innerhalb der Voraussetzung der Teilung der Arbeit erhält das Produkt, das Material des Privateigentums für den einzelnen immer mehr die Bedeutung eines Äquivalents, und wie er nicht mehr seinen Überschuß austauscht, sondern der Gegenstand seiner Produktion ihm schlechthin gleichgültig sein kann, so tauscht er auch nicht mehr sein Produkt unmittelbar gegen das ihm bedürftige Wesen aus. Das Äquivalent erhält seine Existenz als Äquivalent in Geld, welches nun das unmittelbare Resultat der Erwerbsarbeit und der Mittler des Tauschs ist. (Siehe oben.) Im Geld, der vollständigen Gleichgültigkeit sowohl gegen die Natur des Materials, gegen die spezifische Natur des Privateigentums, wie gegen die Persönlichkeit des Privateigentümers, ist die vollständige Herrschaft der entfremdeten Sache über den Menschen in die Erscheinung getreten. Was als Herrschaft der Person über die Person, ist nun die allgemeine Herrschaft der Sache über die Person, des Produkts über den Produzenten. Wie schon im Äquivalent, im Wert die Bestimmung der Entäußrung des Privateigentums lag, so ist das Geld das sinnliche, selbst gegenständliche Dasein dieser Entäußrung. II XXX| Es versteht sich, daß die Nationalökonomie diese ganze Entwicklung nur als ein factum, als die Ausgeburt zufälliger Not begreifen kann. Die Trennung der Arbeit von sich selbst = Trennung des Arbeiters vom Kapitalisten = Trennung von Arbeit und Kapital, dessen ursprüngliche Form in Grundeigentum und bewegliches1 Eigentum zerfällt ... Die ursprüngliche Bestimmung des Privateigentums ist das Monopol; sobald es sich daher eine politische Konstitution gibt, ist sie die des Monopols. Das vollendete Monopol ist die Konkurrenz. - Dem Nationalökonomen zerfallen Produktion, Konsumtion und als Vermittler von beiden der Austausch
1 „bewegliches" in der Handschrift nicht hervorgehoben
oder die Distribution. Die Trennung von Produktion und Konsumtion, von Tätigkeit und Geist an verschiedne Individuen und in demselben Individuum, ist die Trennung der Arbeit von ihrem Gegenstand und von ihr selbst als einem Geist. Die Distribution ist die sich betätigende Macht des Privateigentums. - Die Trennung von Arbeit, Kapital, Giundeigentum wechselseitig, wie die der Arbeit von der Arbeit, des Kapitals vom Kapital, und des Grundeigentums vom Grundeigentum, endlich die Trennung der Arbeit vom Arbeitslohn, des Kapitals von dem Gewinn, und des Gewinns von den Zinsen, endlich des Grundeigentums von der Grundrente, läßt die Selbstentfremdung sowohl in der Gestalt der Selbstentfremdung als der wechselseitigen Entfremdung erscheinen.
„Man unterstelle nun den Fall, daß das Gouvernement die Vermehrung und Vermindrung des Geldes fixieren will. Bestrebt es sich, die Quantität des Geldes unter dem Maß zu halten, den der freie Verlauf der Dinge produzieren würde, so erhebt es den Wert des gemünzten Goldes und macht es zum Interesse aller, die Barren in Münze zu verwandeln. Dann entsteht heimliche Fabrikation, das Gouvernement muß sie durch Strafen verhindern. Will das Gouvernement die Goldquantität über der nötigen Höhe erhalten, so drückt es seinen Wert herab, jeder sucht es in Barren zu gießen, wogegen es wieder nur das Mittel der Strafe hat. Aber die Hoffnung des Gewinns siegt über die Furcht vor der Strafe." p. 137, 138. § 9. „Wenn2 Individuen sich einesdemanderen 100 £ schuldeten, statt sich wechselseitig diese Summe auszuzahlen, haben sie wechselseitig nur ihre Obligationen auszutauschen. So auch zwischen 2 Nationen... Daher IVechselbriefe, um so nötiger in einer Zeit, wo die wenig aufgeklärte Politik die Exportation edler Metalle verbot und grausam bestrafte." p. 142 sq. § 10. Ersparung unproduktiver Konsumtion durch das Papiergeld, p. 146 sq. §11. „Die Unbequemlichkeiten des Papiergeldes sind: 1. Die Ermanglung" Sünde1 (manque) „der Personen, die das Papiergeld ausstellen, ihre Verpflichtungen zu erfüllen. 2. Die Fälschungen. 3, Der Kurswechsel, alteration des cours." p.149. § 12. Edle Metalle sind Waren. Man exportiert Waren nur, die weniger teuer sind in dem Lande, woher sie kommen, als in dem Lande, wohin sie gehn, und man importiert Waren nur, die teurer sind in dem Land, wo sie hingehn, als in dem, wo sie herkommen. Also hängt es vom Wert der edlen Metalle in einem Lande ab, ob [man] sie importieren oder exportieren soll. [p. 175 sq.] § 13. „Der Wert der edlen Metalle ist die Quantität von anderen Sachen, die man für sie im Austausch gibt." p. 177. „Dies Verhältnis ist in verschiedenen Ländern und sogar in verschiedenen Gegenden desselben Landes verschieden. [...] ,La vie est moins chere'2 heißt, daß man an einem bestimmten Ort die Lebensmittel mit einer geringeren Summe Geldes kaufen3 kann." [p. 177.]
1 „Sünde" steht in der Handschrift über „Ermanglung" - 2 ,Das Leben ist weniger teuer'
§ 14. „Das Verhältnis der Nationen ist wie das der Kaufleute... iis acheteront toujours au meilleur marche possible, et vendront toujours le plus eher qu'ils pourront1." p.215.
IV. De la consommation? „Production, distribution, echange3 sind bloße Mittel. Man produziert nicht, um zu produzieren. Es sind intermediäre, vermittelnde Operationen. Der Zweck ist die Konsumtion." p.237. § 1. „Die Konsumtion ist: 1. produktiv. Begreift alles, was depensiert wird im Zweck, eine Sache zu produzieren, umfaßt den Unterhalt des Arbeiters... dann die Maschinen, Handwerkszeug, Gebäude, Tiere für die produktiven Operationen; endlich: die Rohstoffe, sei es nun, daß das zu produzierende Objekt unmittelbar aus ihnen geformt wird oder woher man es ziehen kann." p.238,239. „Nur die Sachen der 2. Klasse sind nicht vollständig konsumiert im Lauf der produktiven Operationen." I.e. 2. improduktit>e Konsumtion. „Gagen eines Lakais, jede Konsumtion, die nicht im Behuf der Produkte geschieht, um vermittelst einer Sache eine andre äquivalente zu erhalten, ist improduktiv." p.240. „Die produktive Konsumtion ist selbst ein Mittel, nämlich ein Mittel der Produktion; die improduktive ist kein Mittel, sie ist Zweck, der Genuß, den die Konsumtion verschafft, das Motiv aller vorhergehenden Operation." p.241. „Durch die erste Art der Konsumtion geht nichts, durch die 2. alles verloren." I.e. „Was man produktiv konsumiert, ist immer Kapital. Das ist eine besonders merkwürdige Eigenschaft der produktiven Konsumtion. Was produktiv konsumiert wird, ist Kapital, und es wird Kapital durch die Konsumtion." p. [241,] 242. „Die Totalität dessen, was die produktiven Kräfte eines Landes in einem Jahre schaffen, ist das produit annuel brut4. Der größte Teil davon zur Ersetzung des konsumierten Kapitals bestimmt. Was übrigbleibt vom produit brut5 nach Ersetzung des Kapitals, ist das produit net6; es verteilt sich nur als Gewinn des Kapitals oder Grundrente." p.[242,] 243. „Es ist der fonds, woraus gewöhnlich alle Zulage zum Nationalkapital herkömmt." l.c.„Der produktiven und improduktiven Konsumtion entsprechen die produktive und improduktive Arbeit." p.244. § 2. „Alles, was im Lauf eines Jahres produziert ist, ist im Lauf des folgenden Jahres konsumiert, produktiv oder improduktiv." p.246. § 3. „Die Konsumtion dehnt sich aus nach dem Maß der Produktion; ein Mensch produziert nur, weil er zu haben verlangt. Ist das produzierte Objekt das, was er haben will, so hört er, wenn er sich soviel verschafft hat, als er braucht, zu arbeiten auf. Produziert er mehr, so geschieht es, weil er im Austausch gegen dies Mehr irgendein anderes Objekt haben will. Er produziert die eine Sache, aus Begierde, die andere zu besitzen. Die Produktion dieser Sache ist ihm das einzige Mittel, die andere Sache zu erhalten, und er erhält sie so wohlfeiler, als wenn er gezwungen wäre, sie selbst zu produ
1 sie kaufen immer so billig wie möglich und verkaufen immer so teuer wie sie können 2 Uber die Konsumtion. - 3 Produktion, Verteilung, Austausch - 4Jahresprodukt - 6 Brutto
zieren. Bei der Teilung der Arbeit beschränkt er sich, eine bestimmte Sache oder nur einen Teil derselben zu produzieren, nur einen kleinen Teil seiner eigenen Produktion wendet er für sich an; den Rest bestimmt er dazu, alle andern Waren zu kaufen, welche er verlangt; und wenn sich ein Mensch auf die Produktion einer einzigen Sache beschränkt und sein Produkt gegen alle andern austauscht, findet man, daß jeder mehr von den verschiedenen Sachen, die er begehrt, erhält, als er davon erhalten hätte, wenn er selbst sie ||XXXI| hätte produzieren wollen. Produziert ein Mensch für sich selbst, so findet der Austausch nicht statt. Er verlangt nichts zu kaufen und bietet nichts zum Verkauf an. Er besitzt einen Gegenstand, er hat ihn produziert und hat nicht die Absicht, sich seiner zu entledigen. Wendet man als Metapher die terminos „offre und demande"1 auf diesen Fall an, so sind offre und demande sich hier vollständig proportioniert. Was die offre und demande der verkäuflichen Gegenstände betrifft, so können wir ganz außer Frage stellen den Teil des jährlichen Produkts, welchen jeder producteur verzehrt unter der Gestalt, welche er produziert oder empfängt." p.251. „Sprechen wir hier von offre und demande, so sprechen wir im allgemeinen. Sagen wir von einer bestimmten Nation zu einer bestimmten Epoche, daß ihre offre = ist ihrer demande, so sagen wir das nicht in bezug auf 1 oder 2 Waren; wir wollen sagen, daß ihre demande von allen Waren en masse genommen = ist allem, was sie an Waren von jeder Art anbieten kann. Trotz dieser Gleichheit von offre und demande, im allgemeinen genommen, kann es sehr wohl geschehen, daß man von einer oder mehreren besondren Waren zuviel oder zuwenig in bezug auf die Nachfrage dieser Waren produziert hat." p.251, 252. „Zwei Sachen sind nötig, um eine Nachfrage (demande) zu konstituieren: die Begierde, eine Ware zu haben, und der Besitz eines äquivalenten Objekts, das man im Austausch geben kann. Eine demande bezeichnet die Begierde und das Mittel zu kaufen. Wenn eines oder das andre mangelt, kann der Ankauf nicht stattfinden. Der Besitz eines äquivalenten Gegenstandes ist die notwendige Basis jeder Nachfrage. Vergeblich wünscht ein Mensch, irgendwelche Gegenstände zu besitzen, wenn er nichts zu geben hat, um sie zu erhalten. Das äquivalente Objekt, welches ein Mensch hinzubringt, ist das Instrument der Nachfrage. Die Ausdehnung seiner Nachfrage mißt sich am Wert dieses Gegenstandes. Die Nachfrage und der äquivalente Gegenstand sind die termini, welche man einen dem anderen substituieren kann. Man hat schon gesehn, daß jeder Mensch, welcher produziert, den Besitz anderer Gegenstände erstrebt als dessen, zu dessen Produktion er konkurriert hat, und daß die Ausdehnung dieses Strebens, dieser Begierde gemessen ist durch die Totalität seiner Produktion, insofern er sie nicht für seine eigne Konsumtion behalten will. Ebenso evident ist es, daß ein Mensch das, was er produziert hat und nicht selbst konsumieren will, im Austausch für andre Gegenstände geben kann. Sein Wille zu kaufen und sein Mittel, es zu tun, sind also gleich, oder seine Nachfrage ist exakt = seinem Totalprodukt, sofern er es nicht selbst verzehren will." p.252, 253.
Mill analysiert hier mit seiner gewohnten zynischen Schärfe und Klarheit den Austausch auf der Basis des Privateigentums.
Der Mensch - dies ist die Grundvoraussetzung des Privateigentums produziert nur, um zu haben. Der Zweck der Produktion ist das Haben. Und nicht nur hat die Produktion einen solchen nützlichen Zweck; sie hat einen eigennützigen Zweck; der Mensch produziert nur, um für sich zu haben; der Gegenstand seiner Produktion ist die Vergegenständlichung seines unmittelbaren, eigennützigen Bedürfnisses. Der Mensch, für sich - im wilden, barbarischen Zustand - hat daher das Maß seiner Produktion an dem Umfang seines unmittelbaren Bedürfnisses, dessen Inhalt unmittelbar der produzierte Gegenstand selbst ist. Der Mensch produziert daher in diesem Zustand nicht mehr, als er unmittelbar bedarf. Die Grenze seines Bedürfnisses ist die Grenze seiner Produktion. Nachfrage und Zufuhr decken sich daher genau. Seine Produktion ist gemessen durch sein Bedürfnis. In diesem Fall findet kein Austausch statt, oder der Austausch reduziert sich auf den Austausch seiner Arbeit gegen das Produkt seiner Arbeit, und dieser Austausch ist die latente Form Keim1 des wirklichen Austausches. Sobald der Austausch stattfindet, findet die Mehrproduktion über die unmittelbare Grenze des Besitzes hinaus statt. Diese Mehrproduktion ist aber keine Erhebung über das eigennützige Bedürfnis. Sie ist vielmehr nur eine vermittelte Weise, ein Bedürfnis, das nicht unmittelbar in dieser Produktion, sondern in der Produktion eines andren seine Vergegenständlichung findet, zu befriedigen. Die Produktion ist zur Erwerbsquelle, zur Erwerbsarbeit geworden. Während also in dem ersten Verhältnis das Bedürfnis das Maß der Produktion ist, ist in dem 2ten Verhältnis die Produktion oder vielmehr der Besitz des Produktes das Maß, wieweit sich die Bedürfnisse befriedigen können. Ich habe für mich produziert und nicht für dich, wie du für dich produziert hast und nicht für mich. Das Resultat meiner Produktion hat an und für sich ebensowenig Beziehung auf dich, wie das Resultat deiner Produktion eine unmittelbare Beziehung auf mich hat. D. h. unsere Produktion ist2 keine Produktion des Menschen für den Menschen als Menschen, d.h. keine gesellschaftliche Produktion. Als Mensch hat also keiner von uns eine Beziehung des Genusses auf das Produkt des andren. Als Menschen sind wir nicht für unsere wechselseitigen Produktionen vorhanden. Unser Austausch kann daher auch nicht die vermittelnde Bewegung sein, worin es bestätigt wurde, daß mein Produkt ||XXXII| [für] dich ist, weil es eine Vergegenständlichung deines eignen Wesens, deines Bedürfnisses ist. Denn
1 „Keim" steht in der Handschrift über „Form" - 2 in der Handschrift: sind
nicht das menschliche Wesen ist das Band unserer Produktionen füreinander. Der Austausch kann nur in Bewegung setzen, nur bestätigen den Charakter, den jeder von uns zu seinem eignen Produkt, also zu der Produktion des andern hat. Jeder von uns sieht in seinem Produkt nur seinen eignen vergegenständlichten Eigennutz, also in dem Produkt des andren einen andren, von ihm unabhängigen, fremden gegenständlichen Eigennutz. Du hast allerdings als Mensch eine menschliche Beziehung zu meinem Produkt: du hast das Bedürfnis meines Produktes. Es ist daher für dich als Gegenstand deiner Begierde und deines Willens vorhanden. Aber dein Bedürfnis, deine Begierde, dein Wollen sind ohnmächtiges Bedürfnis, Begierde, Wollen für mein Produkt. D. h. also, dein menschliches und darum auf meine menschliche Produktion notwendig in innerlicher Beziehung stehendes Wesen, ist nicht deine Macht, dein Eigentum an dieser Produktion, denn nicht die Eigentümlichkeit, nicht die Macht des menschlichen Wesens ist anerkannt in meiner Produktion. Sie sind vielmehr das Band, welches dich mir abhängig macht, weil sie dich in eine Abhängigkeit von meinem Produkt versetzen. Weit entfernt, daß sie das Mittel wären, welches dir Macht über meine Produktion gäbe, sind sie vielmehr das Mittel, mir Macht über dich zu geben. Wenn ich mehr produziere, als ich unmittelbar selbst von dem produzierten Gegenstand brauchen kann, so ist meine Mehrproduktion auf dein Bedürfnis berechnet, raffiniert. Ich produziere nur dem Schein nach ein Mehr von diesem Gegenstand. Ich produziere der Wahrheit nach einen andren Gegenstand, den Gegenstand deiner Produktion, den ich gegen dies Mehr auszutauschen gedenke, ein Austausch, den ich in Gedanken schon vollzogen habe. Die gesellschaftliche Beziehung, in der ich zu dir stehe, meine Arbeit für dein Bedürfnis ist daher auch ein bloßer Schein, und unsere wechselseitige Ergänzung ist ebenfalls ein bloßer Schein, dem die wechselseitige Plünderung zur Grundlage dient. Die Absicht der Plünderung, des Betrugs liegt notwendig im Hinterhalt, denn da unser Austausch ein eigennütziger ist, von deiner wie meiner Seite, da jeder Eigennutz den fremden zu überbieten sucht, so suchen wir uns notwendig zu betrügen. Das Maß der Macht, welche ich meinem Gegenstand über deinen einräume, bedarf allerdings, um zu einer wirklichen Macht zu werden, deiner Anerkennung. Unsere wechselseitige Anerkennung über die wechselseitige Macht unserer Gegenstände ist aber ein Kampf, und im Kampf siegt, wer mehr Energie, Kraft, Einsicht oder Gewandtheit besitzt. Reicht die physische Kraft hin, so plündere ich dich direkt. Ist das Reich der physischen Kraft gebrochen, so suchen wir uns wechselseitig einen Schein vorzumachen und der
Gewandteste übervorteilt den andern. Wer den andern übervorteilt, ist für das Ganze des Verhältnisses ein Zufall. Die ideelle, gemeinte Übervorteilung findet auf beiden Seiten statt, d.h. jeder der beiden hat in seinem eignen Urteil den andren übervorteilt. Der Austausch vermittelt sich also von beiden Seiten notwendig durch den Gegenstand der wechselseitigen Produktion und des wechselseitigen Besitzes. Das ideelle Verhältnis zu den wechselseitigen Gegenständen unserer Produktion ist allerdings unser wechselseitiges Bedürfnis. Aber das reelle, sich in Wirklichkeit setzende, das wahre, sich ausführende Verhältnis ist nur der wechselseitige exklusive Besitz der wechselseitigen Produktion. Was deinem Bedürfnis zu meiner Sache einen Wert, eine Würde, einen E0ekt für mich gibt, ist allein dein Gegenstand, das Äquivalent meines Gegenstands. Unser wechselseitiges Produkt ist also das Mittel, die Vermittelung, das Instrument, die anerkannte Macht unsrer wechselseitigen Bedürfnisse aufeinander. Deine Nachfrage und das Äquivalent deines Besitzes sind also gleichbedeutende, gleich gültige termini für mich, und deine Nachfrage hat erst einen Sinn, weil eine Wirkung, wenn sie Sinn und Wirkung in bezug auf mich hat. Als bloßer Mensch, ohne dies Instrument ist deine Nachfrage ein unbefriedigtes Streben deinerseits, ein nicht vorhandner Einfall für mich. Du als Mensch stehst also in keinem Verhältnis zu meinem Gegenstande, weil ich selbst kein menschliches Verhältnis zu ihm habe. Aber das Mittel ist die wahre Macht über einen Gegenstand, und daher schauen wir wechselseitig unser Produkt als die Macht eines jeden über den andren und über sich selbst an, d. h. unser eignes Produkt hat sich auf die Hinterfüße gegen uns gestellt, es schien unser Eigentum, in Wahrheit aber sind wir sein Eigentum. Wir selbst sind von dem wahren Eigentum ausgeschlossen, weil unser Eigentum den andren Menschen ausschließt. Die einzig verständliche Sprache, die wir zueinander reden, sind unsre Gegenstände in ihrer Beziehung aufeinander. Eine menschliche Sprache verständen wir nicht, und sie bliebe effektlos; sie würde von der einen Seite als Bitte, als Flehen ||XXXIII| und darum als eine Demütigung gewußt, empfunden und daher mit Scham, mit dem Gefühl der Wegwerfung vorgebracht, von der andren Seite als Unverschämtheit oder Wahnwitz aufgenommen und zurückgewiesen werden. So sehr sind wir wechselseitig dem menschlichen Wesen entfremdet, daß die unmittelbare Sprache dieses Wesens uns als eine Verletzung der menschlichen Würde, dagegen die entfremdete Sprache der sachlichen Werte als die gerechtfertigte, selbstvertrauende und sichselbstanerkennende menschliche Würde erscheint.
Allerdings: In deinen Augen ist dein Produkt ein Instrument, ein Mittel zur Bemächtigung meines Produkts und daher zur Befriedigung deines Bedürfnisses. Aber in meinen Augen ist es der Zweck unsres Austauschs. Du giltst mir vielmehr als Mittel und Instrument zur Produktion dieses Gegenstandes, der ein Zweck für mich ist, wie du umgekehrt in diesem Verhältnis zu meinem Gegenstand giltst. Aber 1. jeder von uns tut wirklich das, als was der andre ihn anschaut. Du hast wirklich dich zum Mittel, zum Instrument, zum Produzenten deines eignen Gegenstandes gemacht, um dich des meinigen zu bemächtigen; 2. dein eigner Gegenstand ist dir nur die sinnliche Hülle, die verborgne Gestalt meines Gegenstandes; denn seine Produktion bedeutet, will ausdrücken: den Erwerb meines Gegenstandes. Also bist du in der Tat für dich selbst zum Mittel, zum Instrument deines Gegenstandes geworden, dessen Knecht deine Begierde ist, und du hast Knechtsdienste getan, damit der Gegenstand deiner Begierde nie wieder eine Gnade antue. Wenn diese wechselseitige Knechtschaft des Gegenstandes über uns im Beginn der Entwicklung nun auch wirklich als das Verhältnis der Herrschaft und Sklaverei erscheint, so ist das nur der rohe und offenherzige Ausdruck unsres wesentlichen Verhältnisses. Unser wechselseitiger Wert ist für uns der Wert unsrer wechselseitigen Gegenstände. Also ist der Mensch selbst uns wechselseitig wertlos. Gesetzt, wir hätten als Menschen produziert: Jeder von uns hätte in seiner Produktion sich selbst und den andren doppelt bejaht. Ich hätte 1. in meiner Produktion meine Individualität, ihre Eigentümlichkeit 'vergegenständlicht und daher sowohl während der Tätigkeit eine individuelle Lebensäußerung genossen, als im Anschauen des Gegenstandes die individuelle Freude, meine Persönlichkeit als gegenständliche, sinnlich anschaubare und darum über allen Zweifel erhabene Macht zu wissen. 2. In deinem Genuß oder deinem Gebrauch meines Produkts hätte ich unmittelbar den Genuß, sowohl des Bewußtseins, in meiner Arbeit ein menschliches Bedürfnis befriedigt, also das menschliche Wesen vergegenständlicht und daher dem Bedürfnis eines andren menschlichen Wesens seinen entsprechenden Gegenstand verschafft zu haben, 3. für dich der Mittler zwischen dir und der Gattung gewesen zu sein, also von dir selbst als eine Ergänzung deines eignen Wesens und als ein notwendiger Teil deiner selbst gewußt und empfunden zu werden, also sowohl in deinem Denken wie in deiner Liebe mich bestätigt zu wissen, 4. in meiner individuellen Lebensäußerung unmittelbar deine Lebensäußerung geschaffen zu haben, also in meiner individuellen Tätigkeit unmittelbar mein wahres Wesen, mein menschliches, mein Gemeinwesen bestätigt und verwirklicht zu haben.
Unsere Produktionen wären ebenso viele Spiegel, woraus unser Wesen sich entgegenleuchtete. Dies Verhältnis wird dabei wechselseitig, von deiner Seite geschehe, was von meiner geschieht]. Betrachten wir die verschiedenen Momente, wie sie in der Unterstellung erscheinen: Meine Arbeit wäre freie Lebensäußerung, daher Genuß des Lebens. Unter der Voraussetzung des Privateigentums ist sie Lebensentäußrung, denn ich arbeite, um zu leben, um mir ein Mittel des Lebens zu verschaffen. Mein Arbeiten ist nicht Leben. Zweitens: In der Arbeit wäre daher die Eigentümlichkeit meiner Individualität, weil mein individuelles Leben bejaht. Die Arbeit wäre also wahres, tätiges Eigentum. Unter der Voraussetzung des Privateigentums ist meine Individualität bis zu dem Punkte entäußert, daß diese Tätigkeit mir verhaßt, eine Qual und vielmehr nur der Schein einer Tätigkeit, darum auch eine nur erzwungene Tätigkeit und nur durch eine äußerliche zufällige Not, nicht durch eine innere notwendige Not mir auferlegt ist. Nur als das, was meine Arbeit ist, kann sie in meinem Gegenstand erscheinen. Sie kann nicht als das erscheinen, was sie dem Wesen nach nicht ist. Daher erscheint sie nur noch als der gegenständliche, sinnliche, angeschaute und darum über allen Zweifel erhabene Ausdruck meines Selbstverlustes und meiner Ohnmacht. |XXXIII||[98)

Ökonomisch-philosophische Manuskripte aus dem Jahre 18441991
Geschrieben von April bis August 1844.
Nach der Handschrift.
In der Handschrift sind einige Stellen vertikal durchgestrichen. Diese Stellen sind durch Winkelklammern <> kenntlich gemacht.
Vorrede
IIXXXIXI Ich habe in den „Deutsch-Französischen Jahrbüchern" die Kritik der Rechts- und Staatswissenschaft unter der Form einer Kritik der Hegeischen Rechtsphilosophie angekündigt.'1001 Bei der Ausarbeitung zum Druck zeigte sich die Vermengung der nur gegen die Spekulation gerichteten Kritik mit der Kritik der verschiednen Materien selbst durchaus unangemessen, die Entwicklung hemmend, das Verständnis erschwerend. Überdem hätte der Reichtum und die Verschiedenartigkeit der zu behandelnden Gegenstände nur auf eine ganz aphoristische Weise die Zusammendrängung in eine Schrift erlaubt, wie ihrerseits eine solche aphoristische Darstellung den Schein eines willkürlichen Systematisierens erzeugt hätte. Ich werde daher in verschiednen selbständigen Broschüren die Kritik des Rechts, der Moral, Politik etc. aufeinanderfolgen lassen und schließlich in einer besondren Arbeit wieder den Zusammenhang des Ganzen, das Verhältnis der einzelnen Teile, wie endlich die Kritik der spekulativen Bearbeitung jenes Materials zu geben versuchen. Man findet aus diesem Grunde in der vorliegenden Schrift den Zusammenhang der Nationalökonomie mit Staat, Recht, Moral, bürgerlichem Leben etc. grade nur soweit berührt, als die Nationalökonomie selbst ex professo diese Gegenstände berührt. Dem mit der Nationalökonomie vertrauten Leser habe ich nicht erst zu versichern, daß meine Resultate durch eine ganz empirische, auf ein gewissenhaftes kritisches Studium der Nationalökonomie gegründete Analyse gewonnen worden sind. {Der unwissende Rezensent'1011 dagegen, der seine völlige Ignoranz und Gedankenarmut dadurch zu verbergen sucht, daß er die Phrase „utopische Phrase" oder auch Phrasen, wie „die ganz reine, ganz entschiedne, ganz kritische Kritik", die „nicht bloß rechtliche, sondern gesellschaftliche,
ganz gesellschaftliche Gesellschaft", die „kompakte massenhafte Masse", die „wortführenden Wortführer der massenhaften Masse" - dem positiven Kritiker an den Kopf wirft, dieser Rezensent hat noch den ersten Beweis zu liefern, daß er außer seinen theologischen Familienangelegenheiten auch in weltlichen Angelegenheiten ein Wort mitzusprechen hat.) Es versteht sich von selbst, daß ich außer den französischen und englischen Sozialisten auch deutsche sozialistische Arbeiten benutzt habe. Die inhaltsvollen und originalen deutschen Arbeiten für diese Wissenschaft reduzieren sich indes - außer Weitlings Schriften - auf die in den „21 Bogen" gelieferten Aufsätze von Heß11021 und auf Engels' „Umrisse zur Kritik der Nationalökonomie" in den „Deutsch-Französischen Jahrbüchernwo ich ebenfalls die ersten Elemente der vorliegenden Arbeit in ganz allgemeiner Weise angedeutet habe. <|Außer diesen Schriftstellern, die sich mit der Nationalökonomie kritisch beschäftigt haben, verdankt die positive Kritik überhaupt, also auch die deutsche positive Kritik der Nationalökonomie, ihre wahre Begründung den Entdeckungen Feuerbachs, gegen dessen „Philosophie der Zukunft" und „Thesen zur Reform der Philosophie" in den „Anecdotis" - sosehr sie stillschweigend benutzt werden - der kleinliche Neid der einen, der wirkliche Zorn der andern ein förmliches Komplott zur Verheimlichung angestiftet zu haben scheint.) Von Feuerbach datiert erst die positive humanistische und naturalistische Kritik. Je geräuschloser, desto sichrer, tiefer, umfangsreicher und nachhaltiger ist die Wirkung der Feuerbachischen Schriften, die einzigen Schriften seit Hegels „Phänomenologie" und „Logik", worin eine wirkliche theoretische Revolution enthalten ist. Das Schlußkapitel der vorliegenden Schrift, die Auseinandersetzung mit der Hegeischen Dialektik und Philosophie überhaupt, hielt ich für durchaus notwendig im Gegensatz zu den kritischen Theologen unsrer Zeit, [da] ||XL| eine solche Arbeit nicht vollbracht worden ist - eine notwendige Ungründlichkeit, da selbst der kritische Theologe Theologe bleibt, also entweder von bestimmten Voraussetzungen der Philosophie als einer Autorität ausgehn muß oder, wenn ihm im Prozeß der Kritik und durch fremde Entdeckungen Zweifel an den philosophischen Voraussetzungen entstanden sind, sie feiger- und ungerechtfertigterweise verläßt, von ihnen abstrahiert, seine Knechtschaft unter dieselben und den Ärger über diese Knechtschaft nur mehr in negativer, bewußtloser und sophistischer Weise kundtut. (nur negativ und bewußtlos dadurch äußert, teils daß er beständig die Versichrung von der Reinheit seiner eignen Kritik wiederholt, teils daß er,
um das Auge des Beobachters wie sein eignes Auge von der notwendigen Auseinandersetzung der Kritik mit ihrer Geburtsstätte - der Hegeischen Dialektik und deutschen Philosophie überhaupt - von dieser notwendigen Erhebung der modernen Kritik über ihre eigne Beschränktheit und Naturwüchsigkeit zu entfernen, vielmehr den Schein hervorzubringen sucht, als habe es die Kritik nur noch mit einer beschränkten Gestalt der Kritik außer ihr - etwa der des 18ten Jahrhunderts - und mit der Beschränktheit der Masse zu tun. Endlich, indem der kritische Theologe teils, wenn Entdeckungen über das Wesen seiner eignen philosophischen Voraussetzungen - wie die Feuerbachischen - gemacht werden, sich den Schein gibt, als habe er das zustande gebracht, und zwar sich diesen Schein gibt, indem er die Resultate jener Entdeckungen, ohne sie ausbilden zu können, in der Form von StichWorten gegen noch in der Philosophie befangne Schriftsteller schleudert, teils sich das Bewußtsein sogar seiner Erhabenheit über jene Entdeckungen zu verschaffen weiß, indem er Elemente der Hegeischen Dialektik. die er an jener Kritik derselben noch vermißt, die ihm noch nicht kritisch zum Genuß dargeboten werden, nicht etwa nun selbst in das richtige Verhältnis zu bringen suchte oder zu bringen vermöchte, sondern sie in versteckter, hämischer und skeptischer Weise gegen jene Kritik der Hegeischen Dialektik, also etwa die Kategorie des vermittelnden Beweises gegen die Kategorie der positiven von sich selbst beginnenden Wahrheit, d. [...]1 in der ihr eigentümlichen Gestalt auf eine geheimnistuerische Weise geltend macht. Der theologische Kritiker findet es nämlich ganz natürlich, daß von philosophischer Seite her alles zu tun ist, damit er von der Reinheit, Entschiedenheit, von der ganz kritischen Kritik schwatzen könne, und er dünkt sich der wahre Überwinder der Philosophie, wenn er etwa ein Moment Hegels als an Feuerbach mangelnd empfindet, denn über die Empfindung zum Bewußtsein kömmt der theologische Kritiker, sosehr er auch den spiritualistischen Götzendienst des „Selbstbewußtseins" und des „Geistes" treibt, nicht hinaus.) Genau angesehn ist die theologische Kritik ~ so sei11" sie im Beginn der Bewegung ein wirkliches Moment des Fortschritts war - in letzter Instanz nichts anders als die zur theologischen Karikatur verzerrte Spitze und Konsequenz der alten philosophischen und namentlich Hegeischen Transzendenz. Diese interessante Gerechtigkeit der Geschichte, welche die Theologie, von jeher der faule Fleck der Philipsophie], nun auch dazu bestimmt, die negative Auflösung der Philosophie - d. h. ihren Verfaulungsprozeß - an sich
1 In der Handschrift drei Wörter nicht zu entziffern
31 Marx/Eneels, Werke, EB 1
darzustellen - diese historische Nemesis werde ich bei andrer Gelegenheit ausführlich nachweisen.'1031 (Inwiefern dagegen Feuerbachs Entdeckungen über das Wesen der Philosophie noch immer - wenigstens zu ihrem Beweise - eine kritische Auseinandersetzung mit der philosophischen Dialektik nötig machten, wird man aus meiner Entwicklung selbst ersehn. -) | XL||
[ERSTES MANUSKRIPT]
Arbeitslohn
|| 11 Arbeitslohn wird bestimmt durch den feindlichen Kampf zwischen Kapitalist und Arbeiter. Die Notwendigkeit des Siegs für den Kapitalisten. Kapitalist kann länger ohne den Arbeiter leben als dieser ohne jenen. Verbindung unter den Kapitalisten habituell und von Effekt, die der Arbeiter verboten und von schlechten Folgen für sie. Außerdem können der Grundeigentümer und Kapitalist ihren Revenuen industrielle Vorteile hinzufügen, der Arbeiter seinem industriellen Einkommen weder Grundrente noch Kapitalinteresse. Darum die Konkurrenz unter den Arbeitern so groß. Also für den Arbeiter allein ist die Trennung von Kapital, Grundeigentum und Arbeit eine notwendige, wesentliche und schädliche Trennung. Kapital und Grundeigentum brauchen nicht in dieser Abstraktion stehnzubleiben, wohl aber die Arbeit des Arbeiters. Für den Arbeiter also die Trennung von Kapital, Grundrente und Arbeit tödlich. Die niedrigste und die einzig notwendige Taxe für den Arbeitslohn ist die Subsistenz des Arbeiters während der Arbeit und so viel mehr, daß er eine Familie ernähren kann und die Arbeiterrace nicht ausstirbt. Der gewöhnliche Arbeitslohn ist nach Smith der niedrigste, der mit der simple humanite1 [1041, nämlich einer viehischen Existenz, verträglich ist. Die Nachfrage nach Menschen regelt notwendig die Produktion der Menschen wie jeder andren Ware. Ist die Zufuhr viel größer als die Nachfrage, so sinkt ein Teil der Arbeiter in den Bettelstand oder den Hungertod herab. Die Existenz des Arbeiters ist also auf die Bedingung der Existenz jeder andren Ware reduziert. Der Arbeiter ist zu einer Ware geworden, und es ist ein Glück für ihn, wenn er sich an den Mann bringen kann. Und die Nachfrage, von der das Leben des Arbeiters abhängt, hängt von der Laune der Reichen und Kapitalisten ab. Übertrifft die] Quantität der Zufuhr die
Nachfrage, so ist einfer] der den Preis konstituierenden] Teile, Profit, Grundrente, Arbeitslohn, unter dem Preis gezahlt, [ein Teil die]ser Leistungen entzieht sich also dieser Anwendung, und so gravitiert der Marktpreis [nach dem] natürlichen Preis als Zentralpunkt.1 Aber 1. ist es dem Arbeiter bei einer großen Teilung der Arbeit am schwersten, seiner Arbeit eine andere Richtung zu geben, 2. trifft ihn, bei seinem subalternen Verhältnir zum Kapitalisten, zunächst der Nachteil. Bei der Gravitation des Marktpreises zum natürlichen Preise verliert also der Arbeiter am meisten und unbedingt. Und grade die Fähigkeit des Kapitalisten, seinem Kapital eine andere Richtung zu geben, macht den auf einen bestimmten Arbeitszweig eingeschränkten ouvrier entweder brotlos oder zwingt ihn, sich allen Forderungen dieses Kapitalisten zu unterwerfen. ||II| Die zufälligen und plötzlichen Schwankungen des Marktpreises treffen weniger die Grundrente als den in Profit und Salaire aufgelösten Teil des Preises, aber weniger den Profit als den Arbeitslohn. Auf einen Arbeitslohn, der steigt, kömmt meistens einer, der stationär bleibt, und einer, der fällt. Der Arbeit[er] braucht nicht notwendig zu gewinnen mit dem Gewinn dzs Kapitalisten, aber er verliert notwendig mit ihm. So gewinnt der Arbeiter nicht, wenn der Kapitalist durch Fabrik- oder Handelsgeheimnis, durch Monopol oder günstige Lage seines Grundstücks den Marktpreis über dem natürlichen Preis hält. Ferner: Die Arbeitspreise sind viel konstanter als die Preise der Lebensmittel. Oft stehn sie in entgegengesetztem Verhältnis. In einem teuern Jahr Arbeitslohn vermindert wegen der Verminderung der Nachfrage, erhöht wegen der Erhöhung der Lebensmittel. Also balanciert. Jedenfalls eine Quantität Arbeiter außer Brot gesetzt. In wohlfeilen Jahren Arbeitslohn erhöht wegen der Erhöhung der Nachfrage, vermindert wegen der Preise der Lebensmittel. Also balanciert. Ein andrer Nachteil des Arbeiters: Die Arbeitspreise der verschiednen Arten von Arbeitern sind viel Verschiedner als die Gewinne der verschiednen Zweige, worauf das Kapital sich legt. Bei der Arbeit tritt die ganze natürliche, geistige und soziale Verschiedenheit der individuellen Tätigkeit heraus und wird verschieden belohnt, während das tote Kapital immer denselben Tritt geht und gleichgültig gegen die wirkliche individuelle Tätigkeit ist.
1 Die in diesem Satz in eckige Klammern gesetzten Wörter und Wortteile sind eine sinngemäße Ergänzung, da sie in der Handschrift infolge eines Tintenflecks nicht zu entziffern sind
Erste Seite des Manuskripts der Vorrede zu den ökonomisch-philosophischen Manuskripten

Überhaupt ist zu bemerken, daß da, wo Arbeiter und Kapitalist gleich leiden, der Arbeiter an seiner Existenz, der Kapitalist am Gewinn seines toten Mammons leidet. Der Arbeiter muß nicht nur um seine physischen Lebensmittel, er muß um die Erwerbung von Arbeit, d.h. um die Möglichkeit, um die Mittel kämpfen, seine Tätigkeit verwirklichen zu können. Nehmen wir die 3 Hauptzustände, in denen die Gesellschaft sich befinden kann, und betrachten die Lage des Arbeiters in ihr. 1. Ist der Reichtum der Gesellschaft im Verfall, so leidet der Arbeiter am meisten, denn: Obgleich die Arbeiterklasse nicht soviel gewinnen kann als die der Eigentümer im glücklichen Zustand der Gesellschaft, auevtne ne souffre aussi cruellement de son declin que la classe des ouürierslll05]. II III| 2. Nehmen wir nun eine Gesellschaft, in welcher der Reichtum fortschreitet. Dieser Zustand ist der einzige dem Arbeiter günstige. Hier tritt Konkurrenz unter den Kapitalisten ein. Die Nachfrage nach Arbeitern überschreitet ihre Zufuhr: Aber: Einmal: Die Erhöhung des Arbeitslohns führt Überarbeitung unter den Arbeitern herbei. Je mehr sie verdienen wollen, je mehr müssen sie ihre Zeit aufopfern und vollständig aller Freiheit sich entäußernd im Dienst der Habsucht Sklavenarbeit vollziehn. Dabei kürzen sie dadurch ihre Lebenszeit ab. Diese Verkürzung ihrer Lebensdauer ist ein günstiger Umstand für die Arbeiterklasse im ganzen, weil dadurch immer neue Zufuhr nötig wird. Diese Klasse muß immer einen Teil ihrer selbst opfern, um nicht ganz zugrunde zu gehn. Ferner: Wann befindet sich eine Gesellschaft in fortschreitender Bereicherung? Mit dem Wachstum von Kapitalien und Revenuen eines Landes. Dies ist aber nur möglich a) dadurch, daß viele Arbeit zusammengehäuft wird, denn Kapital ist aufgehäufte Arbeit; also dadurch, daß dem Arbeiter immer mehr von seinen Produkten aus der Hand genommen wird, daß seine eigne Arbeit ihm immer mehr als fremdes Eigentum gegenübertritt und die Mittel seiner Existenz und seiner Tätigkeit immer mehr in der Hand des Kapitalisten sich konzentrieren. ß) Die Häufung des Kapitals vermehrt die Teilung der Arbeit, die Teilung der Arbeit vermehrt die Zahl der Arbeiter; umgekehrt vermehrt die Zahl der Aibeiter die Teilung der Arbeit, wie die Teilung der Arbeit die Aufhäufung der Kapitalien vermehrt. Mit dieser Teilung der Arbeit einerseits und der Häufung der Kapitalien andrerseits wird der Arbeiter immer
1 leidet keiner grausamer unter ihrem Verfall als die Arbeiterklasse
mehr rein von der Arbeit und einer bestimmten, sehr einseitigen, maschinenartigen Arbeit abhängig. Wie er also geistig und leiblich zur Maschine herabgedrückt und aus einem Menschen eine abstrakte Tätigkeit und ein Bauch wird, so wird er auch immer abhängiger von allen Schwankungen des Marktpreises, der Anwendung der Kapitalien und der Laune der Reichen. Ebensosehr wird durch die Zunahme der nur || IV | arbeitenden Menschenklasse die Konkurrenz der Arbeiter erhöht, also ihr Preis erniedrigt. In dem Fabrikwesen erreicht diese Stellung des Arbeiters ihren Gipfelpunkt. y) In einer Gesellschaft, welche sich in zunehmendem Wohlstand befindet, können nur mehr die Allerreichsten vom Geldzins leben. Alle übrigen müssen mit ihrem Kapital ein Geschäft treiben oder es in den Handel werfen. Dadurch wird also die Konkurrenz unter den Kapitalien größer, die Konzentration der Kapitalien wird größer, die großen Kapitalisten ruinieren die kleinen, und ein Teil der ehemaligen Kapitalisten sinkt zu der Klasse der Arbeiter herab, welche durch diese Zufuhr teils wieder eine Herabdrückung des Arbeitslohns erleidet und in eine noch größere Abhängigkeit von den wenigen großen Kapitalisten gerät; indem die Zahl der Kapitalisten sich vermindert hat, ist ihre Konkurrenz in bezug auf die Arbeiter fast nicht mehr vorhanden, und indem die Zahl der Arbeiter sich vermehrt hat, ist ihre Konkurrenz unter sich um so größer, unnatürlicher und gewaltsamer geworden. Ein Teil von dem Arbeiterstand fällt daher ebenso notwendig in den Bettel- oder Verhungerungsstand wie ein Teil der mittleren Kapitalisten in den Arbeiterstand. Also selbst in dem Zustand der Gesellschaft, welcher dem Arbeiter am günstigsten ist, ist die notwendige Folge für den Arbeiter Überarbeitung und früher Tod, Herabsinken zur Maschine, Knecht des Kapitals, das sich ihm gefährlich gegenüber aufhäuft, neue Konkurrenz, Hungertod oder Bettelei eines Teils der Arbeiter. | | V| Die Erhöhung des Arbeitslohns erregt im Arbeiter die Bereicherungssucht des Kapitalisten, die er aber nur durch Aufopferung seines Geistes und Körpers befriedigen kann. Die Erhöhung des Arbeitslohns setzt die Häufung des Kapitals voraus und führt sie herbei; stellt das Produkt der Arbeit also immer fremder dem Arbeiter gegenüber. Ebenso macht die Teilung der Arbeit ihn immer einseitiger und abhängiger, wie sie die Konkurrenz nicht nur der Menschen, sondern auch der Maschinen herbeiführt. Da der Arbeiter zur Maschine herabgesunken ist, kann ihm die Maschine als Konkurrent gegenübertreten. Endlich, wie die Häufung des Kapitals die Quantität der Industrie, also die Arbeiter vermehrt, bringt durch diese
Akkumulation dieselbe Quantität der Industrie eine größere Quantität Machwerk herbei, die zur Überproduktion wird und entweder damit endet, einen großen Teil Arbeiter außer Arbeit zu setzen oder ihren Lohn auf das kümmerlichste Minimum zu reduzieren. Das sind die Folgen eines Gesellschaftszustandes, der dem Arbeiter am günstigsten ist, nämlich des Zustandes des wachsenden, fortschreitenden Reichtums. Endlich aber muß dieser wachsende Zustand doch einmal seinen Höhepunkt erreichen. Welches ist nun die Lage des Arbeiters?
3. „In einem Land, welches die htztmögliche Stufe seines Reichtums erreicht hätte, wären beide, Arbeitslohn und Kapitalinteresse, sehr niedrig. Die Konkurrenz unter den Arbeitern, um Beschäftigung Zu erhalten, wäre so groß, daß die Salaire auf das reduziert wären, was zur Erhaltung der nämlichen Zahl von Arbeitern hinreicht, und da das Land sich schon hinreichend bevölkert hätte, könnte sich diese Zahl nicht vermehren."11™1
Das + müßte sterben. Also im abnehmenden Zustand der Gesellschaft progressives Elend des Arbeiters, im fortschreitenden Zustand kompliziertes Elend, im vollendeten Zustand stationäres Elend. ||VI| Da aber nach Smith eine Gesellschaft nicht glücklich ist, wo die Majorität leidet11071, da aber d;r reichste Zustand der Gesellschaft zu diesem Leiden der Mehrzahl und da die Nationalökonomie (überhaupt die Gesellschaft des Privatinteresses) zu diesem reichsten Zustand führt, so ist also das Unglück der Gesellschaft der Zweck der Nationalökonomie. In bezug auf das Verhältnis zwischen Arbeiter und Kapitalist ist noch zu bemerken, daß die Erhöhung des Arbeitslohnes dem Kapitalisten durch die Verringerung der Quantität der Arbeitszeit mehr als kompensiert wird und daß die Erhöhung des Arbeitslohns und die Erhöhung des Kapitalinteresses auf den Warenpreis wie einfaches und zusammengesetztes Interesse wirken. Stellen wir uns nun ganz auf den Standpunkt des Nationalökonomen, und vergleichen wir nach ihm die theoretischen und praktischen Ansprüche der Arbeiter. Er sagt uns, daß ursprünglich und dem Begriff nach das ganze Produkt der Arbeit dem Arbeiter gehört. Aber er sagt uns zugleich, daß in der Wirklichkeit dem Arbeiter der kleinste und allerunumgänglichste Teil des Produkts zukömmt; nur soviel als nötig ist, nicht damit er als Mensch, sondern damit er als Arbeiter existiert, nicht damit er die Menschheit, sondern damit er die Sklavenklasse der Arbeiter fortpflanzt.
Der Nationalökonom sagt uns, daß alles mit Arbeit gekauft wird und daß das Kapital nichts als aufgehäufte Arbeit ist, aber er sagt uns zugleich, daß der Arbeiter, weit entfernt, alles kaufen zu können, sich selbst und seine Menschheit verkaufen muß. Während die Grundrente des trägen Landbesitzers meistens den 3ten Teil des Erdproduktes und der Profit des geschäftigen Kapitalisten sogar das Doppelte des Geldzinses beträgt, beträgt das Mehr, was sich der Arbeiter im besten Fall verdient, so viel, daß auf 4 Kinder ihm 2 verhungern und sterben müssen. | | VII |11081 Während nach dem Nationalökonomen die Arbeit das einzige ist, wodurch der Mensch den Wert der Naturprodukte vergrößert, während die Arbeit sein tätiges Eigentum ist, ist nach derselben Nationalökonomie der Grundeigentümer und Kapitalist, die qua Grundeigentümer und Kapitalist bloß privilegierte und müßige Götter sind, überall dem Arbeiter überlegen und schreiben ihm Gesetze vor. Während nach dem Nationalökonomen die Arbeit der einzig unwandelbare Preis der Dinge ist, ist nichts zufälliger als der Arbeitspreis, nichts größeren Schwankungen ausgesetzt. Während die Teilung der Arbeit die produktive Kraft der Arbeit, den Reichtum und die Verfeinerung der Gesellschaft erhöht, verarmt sie den Arbeiter bis zur Maschine. Während die Arbeit die Häufung der Kapitalien und damit den zunehmenden Wohlstand der Gesellschaft hervorruft, macht sie den Arbeiter immer abhängiger vom Kapitalisten, bringt ihn in eine größere Konkurrenz, treibt ihn in die Hetzjagd der Überproduktion, der eine ebensolche Erschlaffung folgt. Während das Interesse des Arbeiters nach dem Nationalökonomen nie dem Interesse der Gesellschaft gegenübersteht, steht die Gesellschaft immer und notwendig dem Interesse des Arbeiters gegenüber. Nach dem Nationalökonomen steht das Interesse des Arbeiters nie dem der Gesellschaft gegenüber, 1. weil die Erhöhung des Arbeitslohns sich mehr als ersetzt durch die Verminderung in der Quantität der Arbeitszeit, nebst den übrigen oben entwickelten Folgen; und 2. weil in bezug auf die Gesellschaft das ganze Bruttoprodukt Nettoprodukt ist und nur in bezug auf den Privatmann das Netto eine Bedeutung hat. Daß die Arbeit aber selbst nicht nur unter den jetzigen Bedingungen, sondern insofern überhaupt ihr Zweck die bloße Vergrößerung des Reichtums ist, ich sage, daß die Arbeit selbst schädlich, unheilvoll ist, das folgt, ohne daß der Nationalökonom es weiß, aus seinen Entwicklungen.1 1 Dieser Absatz ist in der Handschrift von dem folgenden durch einen Strich getrennt
Nach dem Begriff sind Grundrente und Kapitalgewinn Abzüge, die der Arbeitslohn erleidet. Aber in der Wirklichkeit ist der Arbeitslohn ein Abzug, den Erde und Kapital dem Arbeiter zukommen lassen, eine Konzession des Produktes der Arbeit an dfen] Arbeiter, an die Arbeit. Im verfallenden Zustand der Gesellschaft leidet der Arbeiter am schwersten. Er verdankt die spezifische Schwere seines Drucks seiner Stellung als Arbeiter, aber den Druck überhaupt der Stellung der Gesellschaft. Aber im fortschreitenden Zustand der Gesellschaft ist der Untergang und die Verarmung des Arbeiters das Produkt seiner Arbeit und des von ihm produzierten Reichtums. Das Elend, welches also aus dem Wesen der heutigen Arbeit selbst hervorgeht. Der reichste Zustand der Gesellschaft, ein Ideal, das aber doch annähernd erreicht wird, wenigstens der Zweck der Nationalökonomie wie der bürgerlichen Gesellschaft ist, ist stationäres Elend für die Arbeiter. Es versteht sich von selbst, daß die Nationalökonomie den Proletarier, d. h. den, der ohne Kapital und Grundrente, rein von der Arbeit und einer einseitigen, abstrakten Arbeit lebt, nur als Arbeiter betrachtet. Sie kann daher den Satz aufstellen, daß er ebensowohl, wie jedes Pferd, soviel erwerben muß, um arbeiten zu können. Sie betrachtet ihn nicht in seiner arbeitslosen Zeit, als Mensch, sondern überläßt diese Betrachtung der Kriminaljustiz, den Ärzten, der Religion, den statistischen Tabellen, der Politik und dem Bettelvogt. Erheben wir uns nun über das Niveau der Nationalökonomie und suchen aus der bisherigen, fast mit den Worten des Nationalökonomen gegebnen Entwicklung zwei Fragen zu beantworten. 1. Welchen Sinn, in der Entwicklung der Menschheit, hat diese Reduktion des größten Teils der Menschheit auf die abstrakte Arbeit? 2. Welche Fehler begehn die Reformatoren en detail, die entweder den Arbeitslohn erhöhn und dadurch die Lage der Arbeiterklasse verbessern wollen oder die Gleichheit des Arbeitslohns (wie Proudhon) als den Zweck der sozialen Revolution betrachten? Die Arbeit kömmt nur unter der Gestalt der Erwerbstätigkeit in der Nationalökonomie vor.1
||VIII| „Das läßt sich behaupten, daß solche Beschäftigungen, die spezifische Anlagen oder längere Vorbildung voraussetzen, im ganzen einträglicher geworden sind; während der verhältnismäßige Lohn für die mechanisch einförmige Tätigkeit, auf welche der eine wie der andere schnell und leicht abgerichtet werden kann, bei der
wachsenden Konkurrenz gefallen ist und notwendig fallen mußte. Und gerade diese Art der Arbeit ist bei dem jetzigen Stande ihrer Organisation noch weit die zahlreichste. Wenn also ein Arbeiter der ersten Kategorie jetzt siebenmal soviel, ein anderer der zweiten ebensoviel erwirbt, als etwa vor 50 Jahren, so erwerben beide im Durchschnitte freilich 4mal soviel. Allein wenn in einem Lande die erste Kategorie der Arbeit mit nur 1000, die 2te mit einer Million Menschen besetzt ist, so sind 999 000 nicht besser als vor 50 Jahren daran, und sie sind schlimmer daran, wenn zugleich die Preise der Lebensbedürfnisse gestiegen sind. Und mit solchen oberflächlichen Durchschnittsberechnungen will man sich über die zahlreichste Klasse der Bevölkerung täuschen. Überdies ist die Größe des Arbeiterlohns nur ein Moment für die Schätzung des Arbeitereinkommens, weil für die Bemessung des letztren noch wesentlich die gesicherte Dauer desselben in Anschlag kommt, wovon doch in der Anarchie der sogenannten freien Konkurrenz mit ihren immer wiederkehrenden Schwankungen und Stockungen schlechthin keine Rede ist. Endlich ist noch die früher und die jetzt gewöhnliche Arbeitszeit ins Auge zu fassen. Diese ist aber für die englischen Arbeiter in der Baumwollenmanufaktur seit etwa 25 Jahren, also grade seit Einführung der Arbeit ersparenden Maschinen, durch die Erwerbsucht der Unternehmer ||IX| auf 12-16 Stunden täglich erhöht worden, und die Steigerung in einem Lande und in einem Zweige der Industrie mußte sich, bei dem überall noch anerkannten Rechte einer unbedingten Ausbeutung der Armen durch die Reichen, mehr oder minder auch anderswo geltend machen." Schulz: Bewegung der Production. p.65.
„Allein selbst wenn es so wahr wäre, als es falsch ist, daß sich das Durchschnittseinkommen aller Klassen der Gesellschaft vergrößert hätte, können dennoch die Unterschiede und verhältnismäßigen Abstände des Einkommens größer geworden sein und hiernach die Gegensätze des Reichtums und der Armut schärfer hervortreten. Denn grade Weil die Gesamtproduktion steigt und in demselben Maße, als dies geschieht, vermehren sich auch die Bedürfnisse, Gelüste und Ansprüche, und die relative Armut kann also zunehmen, während die absolute sich vermindert. Der Samojede ist nicht arm bei Tran und ranzigen Fischen, weil in seiner abgeschloßnen Gesellschaft alle die gleichen Bedürfnisse haben. Aber in einem voranschreitenden Staate1, der etwa im Lauf eines Jahrzehntes seine Gesamtproduktion im Verhältnis zur Gesellschaft um ein Dritteil vergrößert, ist der Arbeiter, der vor und nach 10 Jahren gleich viel erwirbt, nicht ebenso wohlhabend geblieben, sondern um ein Dritteil bedürftiger geworden." ibid. p.65, 66.
Aber die Nationalökonomie kennt den Arbeiter nur als Arbeitstier, als ein auf die striktesten Leibesbedürfnisse reduziertes Vieh.
„Ein Volk, damit es sich geistig freier ausbilde, darf nicht mehr in der Sklaverei seiner körperlichen Bedürfnisse stehn, nicht mehr der Leibeigene des Leibes sein. Es muß ihm vor allem Zeit bleiben, auch geistig schaffen und geistig genießen zu können. Die Fortschritte im Organismus2 der Arbeit gewinnen diese Zeit. Verrichtet doch jetzt,
1 Hervorhebung von Marx - 2 in der Handschrift: Egoismus
bei neuen Triebkräften und verbessertem Maschinenwesen, ein einziger Arbeiter in den Baumwollefabriken nicht selten das Werk von 100, ja von 250-350 früheren Arbeitern. Ähnliche Folgen in allen Zweigen der Produktion, weil äußere Naturkräfte immer mehr zur Teilnahme ||X| an der menschlichen Arbeit gezwungen werden. War nun früher, zur Abfindung eines Quantums materieller Bedürfnisse, ein Aufwand von Zeit und menschlicher Kraft erforderlich, der sich später um die Hälfte vermindert hat: so ist zugleich, ohne irgendeine Einbuße an sinnlichem Wohlbehagen, der Spielraum für geistiges Schaffen und Genießen um soviel erweitert worden. - Aber auch über die Verteilung der Beute, die wir dem alten Kronos selbst auf seinem eigensten Gebiete abgewinnen, entscheidet noch das Würfelspiel des blinden, ungerechtenZufalls. Man hat in Frankreich berechnet, daß bei dem jetzigen Standpunkt der Produktion eine durchschnittliche Arbeitszeit von täglich 5 Stunden auf jeden Arbeitsfähigen zur Befriedigung aller materiellen Interessen der Gesellschaft ausreichen würde... Ungeachtet der Zeitersparnisse durch Vervollkommnung des Maschinenwesens hat sich die Dauer der Sklavenarbeit in den Fabriken für eine zahlreiche Bevölkerung nur vergrößert." p.67, 68 ibid. „Der Übergang von der zusammengesetzten Handarbeit setzt eine Zerlegung derselben in ihre einfachen Operationen voraus. Nun wird aber zunächst nur ein Teil der gleichförmig wiederkehrenden Operationen den Maschinen, ein anderer Teil aber den Menschen anheimfallen. Nach der Natur der Sache und nach übereinstimmenden Erfahrungen ist eine solche anhaltend einförmige Tätigkeit ebenso nachteilig für Geist als Körper; und so müssen denn bei dieser Verbindung des Maschinenwesens mit der bloßen Teilung der Arbeit unter zahlreichere Menschenhände auch noch alle Nachteile der letztren zum Vorschein kommen. Die Nachteile zeigen sich unter andrem in der größern Sterblichkeit der Fabrik-||Xl |arbeiter... Diesen großen Unterschied, wieweit die Menschen durch Maschinen oder wieweit sie als Maschinen arbeiten, hat man nicht ...berücksichtigt." ibid. p.69. „Für die Zukunft des Völkerlebens aber werden die in den Maschinen wirkenden verstandeslosen Naturkräfte unsere Sklaven und Leibeigenen sein." ibid. p.74. „In den englischen Spinnereien sind nur 158 818 Männer und 196 818 Weiber beschäftigt. Auf je 100 Arbeiter in den Baumwollfabriken der Grafschaft Lancaster kommen 103 Arbeiterinnen und in Schottland sogar 209. In den englischen Flachsfabriken von Leeds zählte man auf 100 männliche Arbeiter 147 weibliche; in Druden und an der Ostküste Schottlands sogar 280. In den englischen Seidenfabriken viele Arbeiterinnen; in den Wollfabriken, die größere Arbeitskraft erfordern, mehr Männer. Auch in den nordamerikanischen Baumwollfabriken waren im Jahre 1833 nebst 18 593 Männern nicht weniger als 38 927 Weiber beschäftigt. Durch die Veränderungen im Organismus der Arbeit ist also dem weiblichen Geschlecht ein weiterer Kreis von Erwerbstätigkeit zugefallen... die Frauen eine ökonomisch selbständigere Stellung... die beiden Geschlechter in ihren sozialen Verhältnissen einander nähergerückt." p.71, 72 ibid. „ In den von Dampf und Wasser getriebnen englischen Spinnereien arbeiteten im Jahr 1835: 20 558 Kinder zwischen 8-12 Jahren; 35 867 zwischen 12-13 und endlich
108 208 zwischen 13-18 Jahren... Freilich wirken die weiteren Fortschritte der Mechanik, da sie alle einförmigen Beschäftigungen den Menschen mehr und mehr aus der Hand nehmen, auf eine allmähliche Besei||XIl|tigung des Mißstandes hin. Allein diesen rascheren Fortschritten selbst steht grade der Umstand im Wege, daß sich die Kapitalisten die Kräfte der untern Klassen, bis in das Kindesalter hinein, auf die leichteste und wohlfeilste Weise aneignen können, um sie statt der Hilfsmittel der Mechanik zu brauchen und zu verbrauchen." p.70, 71. Schulz: Bewegung der Production. „Lord Brougham's Zuruf an die Arbeiter: .Werdet Kapitalisten!' Das... das Übel, daß Millionen nur durch anstrengende, körperlich zerrüttende, sittlich und geistig verkrüppelnde Arbeit sich ein knappes Auskommen zu erwerben vermögen; daß sie sogar das Unglück, eine solche Arbeit gefunden zu haben, für ein Glück halten müssen." p.60 ibid. „Pour vivre donc, les non-proprietaires sont obliges de se mettre directement ou indirectement au Service des proprietaires, c.-ä-d. sous leur dependance."1 Pecqueur: Theorie nouvelle d'economie soc. etc., p.409. Domestiques - gages; ouvriers - salaires; employes - traitement ou emoluments? ibid. p.409, 410. „louer son travail", „preter son travail ä l'interet", „travailler ä la place d' autrui."3 „louer la matiere du travail", „preter la matiere du travail ä l'interet", „faire travailler autrui ä sa place."4 ibid. [p.411.] ||XIII| „cette Constitution economique condamne les hommes ä des metiers tellement abjects, ä une degradation tellement desolante et amere, que la sauvagerie apparait, en comparaison, comme une royale condition."5 I.e. p.417, 418. „la Prostitution de la chair non-proprietaire sous toutes les formes."6 p.421 sq. Lumpensammler.
Ch.Loudon in der Schrift: Solution du probleme de la population, etc., Paris 1842, gibt die Zahl der Prostituierten in England auf 60-70 000 an. Die Zahl der femmes d'une vertu douteuse7 sei ebenso groß. p. 228.
„La moyenne vie de ces infortunees creatures surle pave, apres qu'elles sont entrees dans la carriere du vice, est d'environ six ou sept ans. De maniere que pour maintenir le nombre de 60 ä 70 000 prostituees, il doit y avoir, dans les 3 royaumes, au moins 8 ä 9000 femmes qui se vouent ä cet infame metier chaque annee, ou environ vingtquatre nouvelles victimes par jour, ce qui est la moyenne d'une par heure; et conse
1 „Um also zu leben, sind die Nichtbesitzenden gezwungen, sich direkt oder indirekt in den Dienst der Besitzenden zu begeben, d. h. in ihre Abhängigkeit." - 2Dienerschaft-Löhnung; Arbeiter - Lohn; Angestellte - Besoldung oder Gehalt. - 3 „seine Arbeit vermieten", „seine Arbeit gegen Zinsen verleihen", „anstelle anderer arbeiten." - 4 „die Materie der Arbeit vermieten", „die Materie der Arbeit gegen Zinsen verleihen", „andere an seiner Stelle arbeiten lassen." — 5 „diese Wirtschaftsverfassung verdammt die Menschen zu derart niedrigen Beschäftigungen, zu einer derart trostlosen und bitteren Herabwürdigung, daß der Zustand der Wildheit im Vergleich dazu wie eine königliche Lage erscheint." - 6 „die Prostitution der Nichtbesitzenden in allen Formen." - 7 Frauen von zweifelhafter Tugend
quemment, si la meme proportion a lieu sur toute la surface du globe, il doit y avoir constamment un million et demi de ces malheureuses."1 ibid. p.229. „La population des miserables croit avec leur misere, et c'est a la limite extreme du denüment que les etres humains se pressent en plus grand nombre pour se disputer le droit de souffrir... En 1821, la population de l'Irlande etait de 6 801 827. En 1831, eile s'etait elevee ä 7 764 010; c'est 14 p.% d'augmentation en dix ans. Dans le Leinster, province oü il y a le plus d'aisance, la population n'a augmente que de 8 p.%, tandis que, dans le Connaught, province la plus miserable, 1 augmentation s'est elevee ä 21 p.%. (Extraits des Enquetes publiees en Angleterre sur 1'Irlande. Vienne, 1840.)" 2 Buret: De la misere etc. 1.1, p.[36,] 37.
Die Nationalökonomie betrachtet die Arbeit abstrakt als eine Sache; le travail est une marchandise3; ist der Preis hoch, so ist die Ware sehr gefordert; ist er niedrig, so ist sie sehr angeboten; comme marchandise, le travail doit de plus en plus baisser de prix" 4 [1. c. p. 43]: teils die Konkurrenz zwischen Kapitalist und Arbeiter, teils die Konkurrenz unter den Arbeitern zwingt hierzu.
„...la population ouvriere, marchande de travail, est forcement reduite ä la plus faible part du produit... la theorie du travail marchandise est-elle autre chose qu'une theorie de servitude deguisee?"6 I.e. p.43. „Pourquoi donc n'avoir vu dans le travail qu'une valeur d'echange?"6 ib. p.44.
Die großen Ateliers kaufen vorzugsweise die Arbeit von Frauen und Kindern, weil diese weniger kostet als die der Männer. 1. c. „Le travailleur n'est point vis-a-vis de celui qui l'emploie dans la position d'un libre vendeur7... le capitaliste est toujours libre d'employer le travail, et l'ouvrier est toujours
1 „Die mittlere Lebensdauer dieser unglücklichen Geschöpfe auf dem Straßenpflaster beträgt, nachdem sie den Weg des Lasters beschritten haben, ungefähr sechs oder sieben Jahre. Soll die Zahl von 60 bis 70000 Prostituierten erhalten bleiben, so müssen sich demnach in den 3 Königreichen jährlich mindestens 8 bis 9000 Frauen diesem schmutzigen Gewerbe hingeben, das sind ungefähr 24 neue Opfer täglich oder durchschnittlich eine in jeder Stunde; wenn dieselbe Proportion auf dem gesamten Erdball herrscht, muß es folglich ständig ein und eine halbe Million dieser Unglücklichen geben." - " „Die Volksschicht der Ärmsten wächst mit ihrem Elend, und an der äußersten Grenze der Not drängt sich die größte Zahl menschlicher Wesen, um sich das Recht zu leiden, streitig zu machen ... Im Jahre 1821 betrug die Bevölkerung Irlands 6801827 Personen. Im Jahre 1831 war sie auf 7764010 gestiegen; das ist eine Zunahme von 14% im Laufe von zehn Jahren. In Leinster, der Provinz, in der der größte Wohlstand herrscht, hat die Bevölkerung nur um 8% zugenommen, während in Connaught, der ärmsten Provinz, der Zuwachs 21% betrug. (Auszüge aus den in England veröffentlichten [parlamentarischen] Untersuchungen über Irland. Wien 1840.)" -3die Arbeit ist eine Ware-4 „als Ware muß die Arbeit im Preis immer mehr sinken" - 5 „...die Arbeiterbevölkerung, Verkäuferin der Arbeit, ist gezwungen, sich mit dem kleinsten Anteil am Produkt zu bescheiden ... ist die Theorie von der Arbeit als Ware etwas anderes als eine Theorie verhüllter Sklaverei?" -6 „Warum also hat man in der Arbeit nur einen Tauschwert gesehen?" - 7 Hervorhebung von Marx
force de le vendre. La valeur du travail est completement detruite, s'il n'est pas vendu ä chaque instant. Le travail n est susceptible ni d'accumulation, ni meme d'epargne, ä la difference des veritables [marchandises]. | | XIV | Le travail c'est la vie, et si la vie ne s'echange pas chaque jour contre des aliments, eile souffre et perit bientöt. Pour que la vie de 1 homme soit une marchandise, il faut donc admettre l'esclavage."1 p.49, 50 I.e.
Wenn die Arbeit also eine Ware ist, so ist sie eine Ware von den unglückseligsten Eigenschalten. Aber selbst nach nationalökonomischen Grundsätzen ist sie es nicht, weil nicht „le libre resultat d'uti libre marche"2 [I.e. p.50]. Das jetzige ökonomische Regime
„abaisse ä la fois et le prix et la remuneration du travail; il perfectionne l'ouvrier et degrade Thomme"3. p.52, 53 I.e. „L'industrie est devenue une guerre et le commerce un jeu."4 I.e. p.62. „Les machines ä travailler le coton5 (in England) repräsentieren allein 84 000 000 Handwerker." [I.e. p. 193, Note.]
Die Industrie befand sich bis jetzt im Zustand des Eroberungskriegs:
„eile a prodigue la vie des hommes qui composaient son armee avec autantd'indifference que les grands conquerants. Son but etait la possession de la richesse, et non le bonheur des hommes"6. Buret, I.e. p.20. „Ces interets" (sc. economiques), „librement abandonnes ä eux-memes... doivent necessairement entrer en conflit; iis n'ont d'autre arbitre que la guerre, et les decisions de la guerre donnent aux uns la defaite et la mort, pour donner aux autres la victoire... C'est dans le conflit des forces opposees que la science cherche l'ordre et l'equilibre: la guerre perpetuelle7 est Selon eile le seul moyen d'obtenir la paix; cette guerre s'appelle la concurrence."8 I.e. p.23.
1 „Der Arbeiter ist gegenüber demjenigen, der ihn verwendet, nicht in der Lage eines •freien Verkäufers ... dem Kapitalisten steht es immer frei, die Arbeit zu verwenden, und der Arbeiter ist immer gezwungen, sie zu verkaufen. Der Wert der Arbeit ist völlig zerstört, wenn sie nicht in jedem Augenblick verkauft wird. Die Arbeit kann, im Unterschied zu wirklichen [Waren], weder akkumuliert, noch auch nur gespart werden. Die Arbeit ist das Leben, und wenn das Leben nicht jeden Tag gegen Lebensmittel ausgetauscht wird, leidet es und geht bald zugrunde. Damit das Leben des Menschen eine Ware sei, muß man also die Sklaverei zulassen." - 2 „das freie Ergebnis eines freien Handels" - 3 „drückt zugleich den Preis und die Entlohnung der Arbeit herunter; es vervollkommnet den Arbeiter und degradiert den Menschen" - 4 „Die Industrie ist ein Krieg geworden und der Handel ein Spiel." 6 Die Baumwollbearbeitungsmaschinen -8 „sie hat das Leben der Menschen, die ihre Armee bilden, ebenso gleichgültig vergeudet wie die großen Eroberer. Ihr Ziel war der Besitz des Reichtums und nicht das Glück der Menschen" - 7 Hervorhebung von Marx - 8 „Diese Interessen" (d.h. die ökonomischen) „müssen, wenn sie frei sich selbst überlassen werden ..., notwendigerweise miteinander in Konflikt geraten; sie haben keinen anderen Schiedsrichter als den Krieg, und die Entscheidungen des Krieges geben den einen die Niederlage und den Tod und den andern den Sieg ... In diesem Konflikt der gegensätzlichen
Der industrielle Krieg, um mit Erfolg geführt zu sein, erfordert zahlreiche Armeen, die er auf denselben Punkt aufhäufen und reichlich dezimieren kann. Und weder aus Devouement1 noch aus Pflicht ertragen die Soldaten dieser Armee die Anstrengungen, die man ihnen auferlegt; nur um der harten Notwendigkeit des Hungers zu entwischen. Sie haben weder Anhänglichkeit noch Erkenntlichkeit für ihre Chefs; diese hängen mit ihren Untergebnen durch kein Gefühl des Wohlwollens zusammen; sie kennen sie nicht als Menschen, sondern nur als Instrumente der Produktion, welche soviel als möglich einbringen und sowenig Unkosten als möglich machen müssen. Diese Völkerschaften von Arbeitern, mehr und mehr gedrängt, haben selbst nicht die Sorglosigkeit, immer angewandt zu sein; die Industrie, welche sie zusammenberufen hat, läßt sie nur leben, wenn sie ihrer bedarf; und sobald sie sich derselben entschlagen kann, verläßt sie dieselben ohne das mindeste Bedenken; und die Arbeiter sind gezwungen, ihre Person und ihre Kraft für den Preis, den man ihnen akkordieren will, anzubieten. Je mehr die Arbeit, die man ihnen gibt, lang, peinlich, ekelhaft ist, um so weniger werden sie bezahlt; man sieht welche, die mit löstündiger Arbeit per Tag, bei fortdauernder Anstrengung, kaum das Recht erkaufen, nicht zu sterben. I.e. p.[68,] 69. ||XV| „Nous avons la conviction... partagee par les commissaires charges de l'enquete sur la condition des tisserands ä la main, que les grandes villes industrielles perdraient, en peu de temps, leur population de travailleurs, si elles ne recevaient, a chaque instant des campagnes voisines, des recrues continuelles d'hommes sains, de sang nouveau. '2 p.362 I.e. |XV||
Profit des Kapitals
1. Das Kapital.
| | 11 I. Worauf beruht das Kapital, d. h. das Privateigentum an den Produkten fremder Arbeit? „Wenn das Kapital selbst nicht auf Diebstahl oder Unterschleif sich reduziert, so bedarf es doch den Konkurs der Gesetzgebung, um die Erbschaft zu heiligen." Say. t.I, p. 136, nota. l109l
Wie wird man Proprietär von produktiven fonds? Wie wird man Eigentümer von den Produkten, die vermittelst dieser fonds geschaffen werden? Durch das positive Recht. Say. t. II, p.4.
Kräfte sucht die Wissenschaft die Ordnung und das Gleichgewicht: Der ständige Krieg ist ihrer Meinung nach das einzige Mittel,zum Frieden zu kommen; dieser Krieg heißt die Konkurrenz." 1 Ergebenheit — 2 „Wir haben die Überzeugung ..., die von den mit der [parlamentarischen] Untersuchung der Lage der Handweber Beauftragten geteilt wird, daß die großen Industriestädte in kurzer Zeit ihre Arbeiterbevölkerung verlieren würden, wenn sie nicht jederzeit aus den benachbarten Landgebieten unaufhörlichen Zustrom an gesunden Menschen, an frischem Blut erhielten."
32 Marx/Engels, Werke, EB I
Was erwirbt man mit dem Kapital, mit der Erbschaft eines großen Vermögens z.B.?
„Einer, der z.B. ein großes Vermögen erbt, erwirbt dadurch zwar nicht unmittelbar politische Macht. Die Art von Macht, die diese Besitzung ihm unmittelbar und direkt überträgt, das ist die Macht zu kaufen, das ist ein Recht des Befehls über alle Arbeit von andern oder über alles Produkt dieser Arbeit, welches zur Zeit auf dem Markt existiert." Smith. t.I, p.6l. Das Kapital ist also die Regierungsgewalt über die Arbeit und ihre Produkte. Der Kapitalist besitzt diese Gewalt, nicht seiner persönlichen oder menschlichen Eigenschaften wegen, sondern insofern er Eigentümer des Kapitals ist. Die kaufende Gewalt seines Kapitals, der nichts widerstehn kann, ist seine Gewalt. Wir werden später sehn, einmal, wie der Kapitalist vermittelst des Kapitals seine Regierungsgewalt über die Arbeit ausübt, dann aber die Regicrungsgewalt des Kapitals über den Kapitalisten selbst. Was ist das Kapital ? „Une certaine quantite de travailamasse et mis en reserve."1 Smith, t. II, p.312.' Kapital ist aufgespeicherte Arbeit. 2. Fonds, Stock ist jede Häufung von Produkten der Erde und Manufakturarbeit. Der Stock heißt nur dann Kapital, wenn er seinem Eigentümer eine Revenue oder Gewinn abwirft. Smith, t. II, p. 191.
2. Der Gewinn des Kapitals.
Der Profit oder Gewinn des Kapitals ist ganz vom Arbeitslohn verschieden. Diese Verschiedenheit zeigt sich in doppelter Weise: Einmal regeln sich die Gewinne des Kapitals gänzlich nach dem Wert des angewandten Kapitals, obgleich die Arbeit der Aufsicht und Direktion bei verschiedenen Kapitalien die nämliche sein kann. Dann kömmt hinzu, daß in großen Fabriken diese ganze Arbeit einem Hauptkommis anvertraut ist, dessen Gehalt in keinem Verhältnis mit dem ||II| Kapital steht, dessen Leistung er überwacht. Obgleich sich hier nun die Arbeit des Proprietärs fast auf nichts reduziert, verlangt er doch Profite im Verhältnis zu seinem Kapital. Smith, t. I, p.97-99.
Warum verlangt der Kapitalist diese Proportion zwischen Gewinn und Kapital? Er hätte kein Interesse, die Arbeiter anzuwenden, wenn er nicht vom Verkauf ihres Werks mehr erwartete, als nötig ist, um die für Arbeitslohn avancierten fonds zu
1 „Eine gewisse Menge aufgespeicherte und auf Vorrat gelegte Arbeit."
ersetzen, und er hätte kein Interesse, eher eine große als eine kleine Summe von fonds anzuwenden, wenn sein Profit nicht im Verhältnis zum Umfang der angewandten fonds stände, t. I, p.96, 97.
Der Kapitalist zieht also erstens einen Gewinn auf die salaire, zweitens auf die avancierten Rohstoffe. Welches Verhältnis hat nun der Gewinn zum Kapital?
Wenn es schon schwer ist, die gewöhnliche mittlere Taxe des Arbeitslohns an gegebnem Ort und in [gegebner] Zeit zu bestimmen, so noch schwerer der Gewinn der Kapitalien. Wechsel im Preis der Waren, mit welchen das Kapital handelt, Glück oder Unglück seiner Rivalen und Kunden, tausend andre Zufälle, denen die Waren ausgesetzt sind, sowohl während des Transports als in den Magazinen, bringen einen täglichen, fast stündlichen Wechsel im Profit hervor. Smith, t. I, p. 179, 180. So unmöglich es nun ist, die Gewinne der Kapitalien mit Präzision zu bestimmen, so kann man sich doch eine Vorstellung von ihnen machen nach dem Geldzins1. Kann man viel Gewinn mit dem Geld machen, so gibt man viel für die Fähigkeit, sich seiner zu bedienen, wenn wenig durch seine Vermittlung, wenig. Smith. 1.1, p. 181. Die Proportion, welche die gewöhnliche Zinstaxe mit der Taxe des Reingewinns bewahren muß, wechselt notwendig mit Steigen oder Fallen des Gewinns. In Großbritannien berechnet man auf das.Doppelte des Interesses das, was die Handelsleute nennen un profit honnete, modere, raisonnalle2, lauter Ausdrücke, die nichts sagen wollen als ein gewöhnlicher und gebräuchlicher Profit. Smith. t.I, p. 198.
Welches ist die niedrigste Taxe des Gewinns? Welches seine höchste? Die niedrigste Taxe1 des gewöhnlichen Gewinns der Kapitalien muß immer etwas mehr1 sein, als nötig ist, um die zufälligen Verluste zu kompensieren, welchen jede Anwendung des Kapitals ausgesetzt ist. Dieses surplus ist eigentlich der Gewinn oder le benefice net3. Ebenso verhält es sich mit der niedrigsten Taxe des Zinsfußes. Smith. t.I, p. 196. | | III | Die höchste Taxe1, auf welche die gewöhnlichen Gewinne steigen können, ist die, welche in der Mehrzahl der Waren die Totalität der Grundrente wegnimmt und den Arbeitslohn der gelieferten Ware auf den niedrigsten Preis, auf die bloße Subsistenz des Arbeiters während der Arbeit reduziert. Auf die eine oder die andere Art muß der Arbeiter immer genährt werden, solang er zu einem Tagwerk angewandt wird; die Grundrente kann ganz wegfallen. Beispiel: In Bengalien die Leute der indischen Handelskompagnie. Smith. t.I, p.[197,] 198.
Außer allen Vorteilen einer geringen Konkurrenz, die der Kapitalist in diesem Fall ausbeuten darf, kann er auf eine honette Weise den Marktpreis über den natürlichen Preis halten.
1 Hervorhebung von Marx - 2 einen angemessenen, mäßigen, vernünftigen Profit - 3 der Nettogewinn
Einmal durch Handelsgeheimnis, wenn der Markt von denen, die ihn beziehn, sehr entlernt ist: nämlich durch Geheimhaltung der Wechsel des Preises, seiner Erhöhung über den natürlichen Stand. Diese Geheimhaltung hat nämlich den Erfolg, daß nicht andre Kapitalisten ebenfalls ihr Kapital auf diese Branche werfen. Dann durch Fabrikgeheimnis, wo der Kapitalist mit weniger Produktionskosten seine Ware zu denselben oder sogar zu niedrigem Preisen als seine Konkurrenten mit mehr Profit liefert. - (Der Betrug durch Geheimhaltung ist nicht unsittlich? Börsenhandel.) — Ferner: wo die Produktion an eine bestimmte Lokalität gebunden (wie z. B. kostbarer Wein) und die effektive Nachfrage nie befriedigt werden kann. Endlich: durch Monopole von Individuen und Kompagnien. Der Monopolpreis ist so hoch als möglich.1 Smith. t.I, p. 120-124.
Andre zufällige Ursachen, welche den Gewinn des Kapitals erhöhn können:
Erwerbung von neuen Territorien oder neuer Handelszweige vermehren oft, selbst in einem reichen Lande, den Gewinn der Kapitalien, weil sie den alten Handelszweigen einen Teil der Kapitalien entziehn, die Konkurrenz vermindern, den Markt mit wenigerWaren beziehn machen, deren Preise sich dann erhöbn; die Handelstreibenden mit denselben können dann das geliehne Geld mit stärkern Zinsen zahlen. Smith. t.I, p. 190. Je mehr eine Ware bearbeitet, Gegenstand der Manufaktur wird, steigt der Teil des Preises, der sich in Arbeitslohn und Profit auflöst, im Verhältnis zu dem Teil, der sich in Grundrente auflöst. In dem Fortschritt, den die Handarbeit über diese Ware macht, vermehrt sich nicht nur die Zahl der Gewinne, sondern jeder folgende Gewinn ist größer als der vorhergehende, weil das Kapital, von dem || IV| er entspringt, notwendig immer größer ist. Das Kapital, welches die Leinweber in Arbeit setzt, ist notwendig immer größer als das, welches die Spinner arbeiten macht, weil es nicht nur das letzte Kapital mit seinen Gewinnen ersetzt, sondern außerdem noch die salaire der Leinweber zahlt - und es ist notwendig, daß die Gewinne immer in einer Art von Verhältnis mit dem Kapital stehn. t.I, 102, 103.
Der Fortschritt, den also die menschliche Arbeit über das Naturprodukt und das bearbeitete Naturprodukt macht, vermehrt nicht den Arbeitslohn, sondern teils die Zahl der gewinnenden Kapitale, teils das Verhältnis jedes folgenden Kapitals zu den vorhergehenden. Über den Gewinn, den der Kapitalist von der Teilung der Arbeit zieht, später. Er gewinnt doppelt, erstens von der Teilung der Arbeit, zweitens überhaupt von dem Fortschritt, den die menschliche Arbeit über das Natur
produkt macht. Je größer der menschliche Anteil an einer Ware, um so größer der Gewinn des toten Kapitals.
In einer und derselben Gesellschaft ist die Durchschnittstaxe der Kapitalgewinne viel näher demselben Niveau als der Lohn der verschiedenen Arten von Arbeit. 1.1, p.228. Bei den verschiedenen Anwendungen des Kapitals wechselt die gewöhnliche Taxe des Gewinns nach der größern oder geringem Gewißheit der Zurückkunft des Kapitals. „Die Taxe des Gewinns hebt sich mit dem risque, wenn auch nicht in vollständiger Proportion." ibid. [p.226, 227].
Es versteht sich von selbst, daß die Kapitalgewinne auch durch die Erleichterung oder geringere Kostspieligkeit der Zirkulationsmittel (z.B. Papiergeld) steigen.
3. Die Herrschaft des Kapitals über die Arbeit und die Motive des Kapitalisten.
Das einzige Motiv, welches den Besitzer eines Kapitals bestimmt, es eher in der Agrikultur oder in der Manufaktur oder in einem besondern Zweig des Engros- oder En-detail-Handels zu verwenden, ist der Gesichtspunkt seines eignen Profits. Es kömmt ihm nie in den Sinn zu berechnen, wieviel produktive Arbeit1 jede dieser verschiednen Anwendungsarten in Tätigkeit setzen V||| oder an Wert dem jährlichen Produkt der Ländereien und der Arbeit seines Landes hinzufügen wird. Smith, t. II, p.400, 401. Die nützlichste Anwendung des Kapitals für den Kapitalisten ist die, welche ihm bei gleicher Sicherheit den größten Gewinn abwirft. Diese Anwendung ist nicht immer die nützlichste für die Gesellschaft; die nützlichste ist die, welche darauf verwandt wird, Nutzen von den produktiven Naturkräften zu ziehn. Say. t. II, p. 131. Die wichtigsten Operationen der Arbeit sind geregelt und geleitet nach den Plänen und den Spekulationen derjenigen, welche die Kapitalien anwenden: und der Zweck, welchen sie sich in allen diesen Plänen und Operationen vorsetzen, ist der Profit1. Also: Die Taxe des Profits steigt nicht wie Grundrente und Arbeitslohn mit dem Wohlstand der Gesellschaft und fällt nicht wie jene mit ihrem Verfall. Im Gegenteil, diese Taxe ist natürlich niedrig in den reichen Ländern und hoch in den armen Ländern; und sie ist nie so hoch als in den Ländern, welche sich am schnellsten ihrem Ruin entgegenstürzen. Das Interesse dieser Klasse steht also nicht in derselben Verbindung, wie das der beiden andern, mit dem allgemeinen Interesse der Gesellschaft... Das besondre Interesse derer, die einen besondren Handels- oder Manufakturzweig treiben, ist in gewisser Hinsicht immer verschieden von dem des Publikums und oft ihm sogar feindlich entgegengesetzt. Das Interesse des Kaufmanns ist immer, den Markt zu vergrößern und die Konkurrenz der Verkäufer einzuschränken ... Es ist dies
eine Klasse von Leuten, deren Interesse niemals exakt dasselbe sein wird wie das der Gesellschaft, welche im allgemeinen ein Interesse haben, das Publikum zu betrügen und es zu überlisten, t. II, p. 163- 165. Smith.
4. Die Akkumulation der Kapitalien und die Konkurrenz unter den Kapitalisten.
Die Vermehrung der Kapitalien\ welche den Arbeitslohn erhöht, strebt den Gewinn der Kapitalisten zu vermindern durch die Konkurrenz1 unter den Kapitalisten. 1.1, p .179. Smith. „Wenn z.B. das Kapital, das zum Epiceriegeschäft einer Stadt nötig ist, sich unter zwei verschiedne Epiciers geteilt findet, so wird die Konkurrenz machen, daß jeder von ihnen wohlfeiler verkaufen wird, als wenn sich das Kapital in den Händen eines einzigen befunden hätte; und wenn es unter 20 ||VI| geteilt ist, wird die Konkurrenz grade um so tätiger sein, und es wird um so weniger die Möglichkeit gegeben sein, daß sie sich untereinander verständigen können, den Preis ihrer Waren zu erhöhn." Smith. t.II, p.372, 373.
Da wir nun schon wissen, daß die Preise des Monopols so hoch als mög" lieh sind, da das Interesse der Kapitalisten selbst vom gemein nationalökonomischen Gesichtspunkt aus feindlich der Gesellschaft gegenübersteht, da die Erhöhung des Kapitalgewinns wie das zusammengesetzte Interesse auf den Preis der Ware wirkt (Smith. 1.1, p. 199-201), so ist die Konkurrenz die einzige Hülfe gegen die Kapitalisten, die nach der Angabe der Nationalökonomie ebenso wohltätig auf die Erhöhung des Arbeitslohns als auf die Wohlfeilheit der Waren zugunsten des konsumierenden Publikums wirkt. Allein die Konkurrenz ist nur dadurch möglich, daß die Kapitalien sich vermehren, und zwar in vielen Händen. Die Entstehung vieler Kapitalien ist nur möglich durch vielseitige Akkumulation, da das Kapital überhaupt nur durch Akkumulation entsteht, und die vielseitige Akkumulation schlägt notwendig in einseitige um. Die Konkurrenz unter den Kapitalien vermehrt die Akkumulation unter den Kapitalien. Die Akkumulation, welche unter der Herrschaft des Privateigentums Konzentration des Kapitals in wenigen Händen ist, ist überhaupt eine notwendige Konsequenz, wenn die Kapitalien ihrem natürlichen Lauf überlassen werden, und durch die Konkurrenz bricht sich diese natürliche Bestimmung des Kapitals erst recht freie Bahn. Wir haben schon gehört, daß der Gewinn des Kapitals im Verhältnis zu seiner Größe steht. Ganz zunächst von der absichtlichen Konkurrenz abgesehn, akkumuliert ein großes Kapital sich also verhältnismäßig nach seiner Größe schneller als ein kleines Kapital. | VI||[1091
I! VI 111 Hienach ist schon, ganz abgesehn von der Konkurrenz, die Akkumulation des großen Kapitals viel schneller als die des kleineren. Aber verfolgen wir weiter den Verlauf. Mit der Vermehrung der Kapitalien vermindern sich, mittelst der Konkurrenz, die Profite der Kapitalien. Also leidet zunächst der kleine Kapitalist. Die Vermehrung der Kapitalien und eine große Anzahl von Kapitalien setzt ferner1 fortschreitenden Reichtum des Landes voraus.
„In einem Lande, welches auf eine sehr hohe Stufe des Reichtums gelangt ist, ist die gewöhnliche Taxe des Gewinns so klein, daß der Zinsfuß, welchen dieser Gewinn zu zahlen erlaubt, zu niedrig ist, als daß andre als die reichsten Leute vom Geldinteresse leben könnten. Alle Leute von mittlerem Vermögen müssen also selbst ihr Kapital anwenden, Geschäfte treiben oder sich an irgendeinem Handelszweig interessieren." Smith. t.I, p.[196,] 1972.
Dieser Zustand ist der Lieblingszustand der Nationalökonomie.
„Die Proportion, welche zwischen der Summe der Kapitalien und der Revenuen besteht, bestimmt überall die Proportion, in welcher sich die Industrie und der Müßiggang befinden werden; wo die Kapitalien den Sieg davontragen, herrscht die Industrie; wo die Revenuen, der Müßiggang." t. II, p.325. Smith.
Wie steht es nun mit der Anwendung des Kapitals in dieser vergrößerten Konkurrenz?
„Mit der Vermehrung der Kapitalien muß die Quantität der fonds ä preter ä interet3 sukzessiv größer werden; mit der Vermehrung dieser fonds wird der Geldzins kleiner, 1. weil der Marktpreis aller Sachen fällt, je mehr ihre Quantität sich vermehrt, 2. weil mit der Vermehrung der Kapitalien in einem Land es schwerer wird4, ein neues Kapital auf eine vorteilhafte Weise anzulegen. Es erhebt sich eine Konkurrenz unter den verschiednen Kapitalien, indem der Besitzer eines Kapitals alle möglichen Anstrengungen macht, um sich des Geschäftes zu bemächtigen, das sich durch ein andres Kapital besetzt findet. Aber meistens kann er nicht hoffen, dies andre Kapital von seinem Platz wegzubugsieren, wenn nicht durch die Anbietung, zu besseren Bedingungen zu handeln. Er muß die Sache nicht nur wohlfeiler verkaufen, sondern oft, um Gelegenheit zum Verkauf zu finden, sie teurer kaufen. Je mehr fonds zur Erhaltung der produktiven Arbeit bestimmt wird, desto größer wird die Nachfrage nach Arbeit: Die Arbeiter finden leicht Beschäftigung, [| IX| aber die Kapitalisten haben Schwierigkeit, Arbeiter zu finden. Die Konkurrenz der Kapitalisten läßt den Arbeitslohn steigen und die Gewinne fallen." t. II, p.358, 359. Smith.
1 „ferner" in der Handschrift nicht eindeutig zu entziffern - 2 nach diesem Absatz in der Handschrift gestrichen: Je weniger Kapitalien auf Geldzins und je mehr auf Manufakturgeschäfte oder den Handel geworfen werden, um so stärker wird die Konkurrenz unter den Kapitalisten. - 3 gegen Zins verleihbaren Fonds - 4 Hervorhebung von Marx
Der kleine Kapitalist hat also die Wahl: 1.entweder sein Kapital aufzuessen, da er von den Zinsen nicht mehr leben kann, also aufzuhören, Kapitalist zu sein; oder 2. selbst ein Geschäft anzulegen, seine Ware wohlfeiler zu verkaufen und teurer zu kaufen als der reichere Kapitalist und einen erhöhten Arbeitslohn zu zahlen; also, da der Marktpreis durch die vorausgesetzte hohe Konkurrenz schon sehr niedrig steht, sich zu ruinieren. Will dagegen der große Kapitalist den kleinern wegbugsieren, so hat er ihm gegenüber alle Vorteile, welche der Kapitalist als Kapitalist dem Arbeiter gegenüber hat. Die kleinern Gewinne werden ihm durch die größere Quantität seines Kapitals ersetzt, und selbst momentane Verluste kann er so lange ertragen, bis der kleinere Kapitalist ruiniert ist und er sich von dieser Konkurrenz befreit sieht. So akkumuliert er sich die Gewinne des kleinen Kapitalisten. Ferner: Der große Kapitalist kauft immer wohlfeiler ein als der kleine, weil er massenhafter einkauft. Er kann also ohne Schaden wohlfeiler verkaufen. Wenn aber der Fall des Geldzinses die mittleren Kapitalisten aus Rentiers zu Geschäftsleuten macht, so bewirkt umgekehrt die Vermehrung der Geschäftskapitalien und der daher erfolgende kleinere Gewinn den Fall des Geldzinses.
„Damit, daß das Benefiz, das man vom Gebrauch eines Kapitals ziehn kann, sich vermindert, vermindert sich notwendig der Preis, den man für den Gebrauch dieses Kapitals zahlen kann." t.II, p.359. Smith. „Je mehr Reichtum, Industrie, Bevölkerung sich mehren, um so mehr vermindert sich der Geldzins, also der Gewinn der Kapitalisten; aber sie selbst vermehren sich nichtsdestoweniger und noch schneller wie früher trotz der Verminderung der Gewinne. Ein großes Kapital, obgleich von kleinen Gewinnen, vermehrt sich im allgemeinen viel schneller als ein kleines Kapital mit großen Gewinnen. Das Geld macht Geld, sagt das Sprichwort." 1.1, p. 189.
Wenn also diesem großen Kapital nun gar kleine Kapitale mit kleinen Gewinnen, wie das unter dem vorausgesetzten Zustand starker Konkurrenz ist, gegenübertreten, so ekrasiert es sie völlig. In dieser Konkurrenz ist dann die allgemeine Verschlechterung der Waren, die Verfälschung, die Scheinproduktion, die allgemeine Vergiftung, wie sie in großen Städten sich zeigt, die notwendige Konsequenz. ||X| Ein wichtiger Umstand in der Konkurrenz der großen und kleinen Kapitalien ist ferner das Verhältnis von capital fixe und capital circulant. „Capital circulant ist ein Kapital, das angewandt wird zur Erzeugung von Lebensmitteln, Manufaktur oder Handel. Dies so angelegte Kapital gibt seinem Herrn nicht
Revenue oder Profit, solang es in seinem Besitz bleibt oder fortfährt, unter derselben Gestalt Zu bleiben. Es geht beständig aus seiner Hand unter einer bestimmten Form, um unter einer andren zurückzukehren, und ist nur vermittelst dieser Zirkulation oder dieser sukzessiven Verwandlung und Vertauschunj proCtbringend. Capitalf ixeb esteht in dem zur Verbesserung von Ländern, zum Ankauf von Maschinen, Instrumenten, Handwerkszeug, ähnlichen Sachen angelegten Kapital." Smith, [t. 11,] p. 197, 198. „Jede Ersparung in der Erhaltung des capitalf ixei st ein Zuwachs des Reingewinns. Das Gesamtkapital eines jeden Arbeitsunternehmers teilt sich notwendig zwischen seinem capital fixe und seinem capital circulant. Bei der Gleichheit der Summe wird der eine Teil um so kleiner sein, je größer der andere ist. Das capital circulant liefert ihm die Materie und salaire der Arbeit und setzt die Industrie in Tätigkeit. Also jede Ersparnis im capitalf ixe,w elche die produktive Kraft der Arbeit nicht vermindert, vermehrt den fonds." t. II, p.226. Smith.
Man sieht von vornherein, daß das Verhältnis von capital fixe und capital circulant viel günstiger für den großen als für den kleineren Kapitalisten ist. Ein sehr großer Bankier braucht nur unbedeutend mehr capital fixe als ein sehr kleiner. Ihr capital fixe beschränkt sich auf die Comptoirstube. Die Instrumente eines größren Landgutsbesitzers vermehren sich nicht in dem Verhältnis der Größe seines Grundstückes. Ebenso ist der Kredit, den ein großer Kapitalist vor dem kleineren besitzt, eine um so größere Ersparung im capital fixe, nämlich dem Gelde, was er immer parat haben muß. Es versteht sich endlich, daß, wo die Industriearbeit einen hohen Grad erreicht hat, also fast alle Handarbeit zur Fabrikarbeit geworden ist, dem kleinen Kapitalisten sein ganzes Kapital nicht zureicht, um nur das nötige capital fixe zu besitzen. On sait que les travaux de la grande culture n'occupsnt habituellement qu'un petit nombre de bras.1
Überhaupt findet bei der Akkumulation der großen Kapitalien verhältnismäßig auch eine Konzentration und Vereinfachung des capital fixe statt im Verhältnis zu den kleineren Kapitalisten. Der große Kapitalist führt für sich eine Art ||XI| von Organisation der Arbeitsinstrumente ein.
„Ebenso ist im Bereiche der Industrie schon jede Manufaktur und Fabrik eine umfassendere Verbindung eines größern sächlichen Vermögens mit zahlreichen und vielartigen intellektuellen Fähigkeiten und technischen Fertigkeiten zu einem gemeinsamen Zwecke der Produktion... Wo die Gesetzgebung das Grundeigentum in großen Massen zusammenhält, drängt sich der Überschuß einer wachsenden Bevölkerung Zu den Gewerben, und es ist also, wie in Großbritannien, das Feld der Industrie, auf dem sich hauptsächlich die größere Menge der Proletarier anhäuft. Wo aber die Gesetz
1 Man weiß, daß die Arbeiten der [landwirtschaftlichen] Großkultur gewöhnlich nur eine Ceringe Anzahl von Arbeitskräften beanspruchen.
gebung die fortgesetzte Teilung des Bodens zuläßt, da vermehrt sich, wie in Frankreich, die Zahl der kleinen und verschuldeten Eigentümer, welche durch die fortgehende Zerstücklung in die Klasse der Dürftigen und Unzufriedenen geworfen werden. Ist endlich diese Zerstücklung und Überschuldung zu einem höhern Grade getrieben, so verschlingt wieder der große Grundbesitz den kleinen, wie auch die große Industrie die kleine vernichtet; und da nun wieder größere Güterkomplexe sich bilden, so wird auch die zur Kultur des Bodens nicht schlechthin erforderliche Menge der besitzlosen Arbeiter wieder der Industrie zugedrängt." p.[58,] 59, Schulz: Bewegung der Production. „Die Beschaffenheit der Waren derselben Art wird eine andre durch die Veränderung in der Art der Produktion und namentlich durch die Anwendung des Maschinenwesens. Nur durch Ausschließung der Menschenkraft ist es möglich geworden, von einem Pfund- Baumwolle, 3 Shilling 8 Pence an Wert, 350 Zaspeln zu spinnen von 167 englischen oder 36 deutschen Meilen Länge und von einem Handelswerte von 25 Guineen." ibid. p.62. „Im Durchschnitt haben sich in England seit 45 Jahren die Preise der Baumwollzeuge um u/i2 vermindert, und nach Marshalls Berechnungen wird das gleiche Quantum von Fabrikation, wofür noch im Jahr 1814 16Shillinge bezahlt wurden, jetzt um 1 sh. 10 d. geliefert. Die größere Wohlfeilheit der industriellen Erzeugnisse vergrößert die Konsumtion sowohl im Inlande als den Markt im Auslande; und damit hängt zusammen, daß sich in Großbritannien die Zahl der Arbeiter in Baumwolle nach Einführung der Maschinen nicht nur nicht vermindert hat, sondern daß sie von 40000 auf 1 Vs Millionen gestiegen ist. ||XII| Was nun den Erwerb der industriellen Unternehmer und Arbeiter betrifft, so hat sich durch die wachsende Konkurrenz unter den Fabrikherrn der Gewinst derselben im Verhältnisse zur Quantität der Erzeugnisse, die sie liefern, notwendig vermindert. In den Jahren 1820- 1833 ist der Bruttogewinn des Fabrikanten in Manchester für ein Stück Kaliko von 4 sh. IV3 d. auf 1 sh. 9 d. gefallen. Aber zur Einbringung dieses Verlustes ist der Umfang der Fabrikation um so mehr erweitert worden. Davon ist nun die Folge, daß in einzelnen Zweigen der Industrie teilweise1 Überproduktion eintritt; daß häufige Bankerotte entstehen, wodurch sich innerhalb der Klasse der Kapitalisten und Arbeitsherrn ein unsicheres Schwanken und Wogen des Besitzes erzeugt, was einen Teil der ökonomisch Zerrütteten dem Proletariat zuwirft; daß oft und plötzlich eine Einstellung oder Verminderung der Arbeit notwendig wird, deren Nachteile die Klasse der Lohnarbeiter stets bitter empfindet." ibid. p.63.
„Louer son travail, c'est commencer son esclavage; louer la matiere du travail, c'est constituer sa liberte ... Le travail est 1 homme, la matiere au contraire n'est rien de l'homme."2 Pecqueur: Theor. soc. etc. p.411, 412.
1 Bei Schulz: zeitweise — 2 „Seine Arbeit vermieten, heißt seine Sklaverei beginnen; die Materie der Arbeit vermieten, heißt seine Freiheit begründen ... Die Arbeit ist der Mensch, die Materie dagegen hat nichts Menschliches."
„L'element matiere, qui ne peut rien pour la creation de la richesse sans l'autre element travail, regoit la vertu magique d'etre fecond pour eux comme s'ils y avaient mis de leur propre fait cet indispensable element."1 ibid. I.e. „En supposant que le travail quotidien d'un ouvrier lui rapporte en moyenne 400 fr. par an, et que cette somme suffise a chaque adulte pour vivre d'une vie grossiere, tout proprietaire de 2000 fr. de rente, de fermage, de loyer, etc., force donc indirectement 5 hommes ä travailler pour lui; 100000 fr. de rente representent le travail de 250 hommes, et 1 000000 le travail de 2500 individus2 (also 300 Millionen (Louis-Philippe) die Arbeit von 750000 Arbeitern)." ibid. p. 412, 413. „Les proprietaires ont re?u de la loi des hommes le droit d'user et d'abuser, c.-ä-d. de faire ce qu'ils veulent de la matiere de tout travail ... iis sont nullement obliges par la loi de fournir ä propos et toujours du travail aux non-proprietaires, ni de leur payer un salaire toujours süffisant etc."3 p.413, I.e. „Liberte entiere quant ä la nature, ä la quantite, ä la qualite, ä 1 opportunite de la produetion, k l'usage, ä la consommation des richesses, ä la disposition de la matiere de tout travail. Chacun est libre d'echanger sa chose comme il l'entend, sans autre consideration que son propre interet d'individu,"4 p.413, I.e. „La concurrence n'exprime pas autre chose que I'echange facultatif, qui lui-meme est la consequence prochaine et logique du droit individuel d'user et d'abuser des instruments de toute produetion. Ces trois moments economiques, lesquels n'en font qu'un: le droit d'user et d'abuser, la liberte d'echanges et la concurrence arbitraire, entrainent les consequences suivantes: chacun produit ce qu'il veut, comme il veut, quand il veut, oü il veut; produit bien ou produit mal, trop ou pas assez, trop tot ou trop tard, trop eher ou ä trop bas prix; chacun ignore s'il vendra, ä qui il vendra, comment il vendra, quand il vendra, oü il vendra: et il en est de meme quant aux achats. ||XIII| Le produeteur ignore les besoins et les ressources, les demandes et les offr es. II vend quand il veut, quand il peut, oü il veut, ä qui il veut, au prix qu'il veut. Et il achete de meme. En tout cela, il est toujours le jouet du hasard, l'esclave de la loi du plus fort, du moins
1 „Das Element Materie, das nichts zur Schaffung des Reichtums vermag ohne dasandere Element Arbeit, erlangt die magische Kraft, für sie fruchtbar zu sein, als hätten sie selber dieses unentbehrliche Element hineingelegt." -2 „Wenn man annimmt, daß die tägliche Arbeit eines Arbeiters ihm im Durchschnitt 400 Francs im Jahr einbringt und daß diese Summe für einen Erwachsenen zu einem notdürftigen Leben ausreicht, dann zwingt also jeder Besitzer von 2000 Francs Rente, Pacht, Miete usw. indirekt 5 Menschen, für ihn zu arbeiten; 100000 Francs Rente repräsentieren die Arbeit von 250 Menschen und 1000000 die Arbeit von 2500 Individuen" -3 „Die Besitzenden haben durch das Gesetz der Menschen das Recht erhalten, die Materie jeder Arbeit zu gebrauchen und zu mißbrauchen, d.h. mit ihr zu machen, was sie wollen... sie sind keineswegs durch das Gesetz verpflichtet, rechtzeitig und immer den Nichtbesitzenden Arbeit zu liefern, noch ihnen einen immer ausreichenden Lohn zu zahlen etc." - 4 „Vollkommene Freiheit in bezug auf die Natur, die Quantität, die Qualität, die Zweckmäßigkeit der Produktion, in bezug auf den Gebrauch und Verbrauch der Reichtümer, in bezug auf die Verfügung über die Materie jeder Arbeit. Jeder ist frei, seine Sache auszutauschen, wie er will, ohne andere Rücksicht als sein eigenes individuelles Interesse."
presse, du plus riche ... Tandis que sur un point il y a disette d'une richesse, sur l'autre il y a trop-plein et gaspillage. Tandis qu'un producteur vend beaucoup ou tres eher, et ä benefice enorme, l'autre ne vend rien ou vend ä perte ... L'offre ignore la demande, et la demande ignore l'offre. Vous produisez sur la foi d'un goüt, d'une mode qui se manifeste dans le public des consommateurs; mais dej'ä, lorsque vous etes prets ä livrer la marchandise, la fantaisie a passe et s'est fixee sur un autre genre de produit ... consequences infaillibles la permanence et l'universalisation des banqueroutes, les mecomptes, les ruines subites et les fortunes improvisees; les crises commerciales, les chomages, les encombrements ou les disettes periodiques; l'instabilite et l'avilissement des salaires et des profits; la deperdition ou le gaspillage enorme de richesses, de temps et d'efforts dans l'arene d une concurrence acharnee."1 p.414-416, I.e. Ricardo in seinem Buch[110I(rentof land): Die Nationen sind nur Ateliers der Produktion, der Mensch ist eine Maschine zum Konsumieren und Produzieren; das menschliche Leben ein Kapital; die ökonomischen Gesetze regieren blind die Welt. Für Ricardo sind die Menschen nichts, das Produkt alles. Im 26. Kapitel der französischen Übersetzung heißt es:
„II serait tout-ä-fait indifferent pour une personne qui sur un capital de 20000fr. ferait 2000fr. par an de profit, que son capital employät cent hommes ou mille... L'interet reel d une nation n'est-il pas le meme? pourvu que son revenu net et reel, et
1 „Die Konkurrenz drückt nichts anderes aus als den beliebigen Austausch, der selbst die nächste und logische Folge des individuellen Rechts ist, alle Produktionswerkzeuge zu gebrauchen und zu mißbrauchen. Diese drei ökonomischen Momente, die in Wirklichkeit nur ein einziges sind, das Recht des Gebrauchs und des Mißbrauchs, die Tauschfreiheit und die unumschränkte Konkurrenz ziehen folgende Konsequenzen nach sich: Jeder produziert was er will, wie er will, wann er will, wo er will; er produziert gut oder schlecht, zuviel oder zuwenig, zu spät oder zu früh, zu teuer oder zu billig; keiner weiß, ob er verkaufen wird, wem er verkaufen wird, wie er verkaufen wird, wann er verkaufen wird, wo er verkaufen wird; ebenso verhält es sich mit dem Kauf. Der Erzeuger kennt weder die Bedürfnisse noch die Rohstoffquellen, weder die Nachfrage noch das Angebot. Er verkauft wann er will, wann er kann, wo er will, wem er will, zu dem Preis, den er will. Ebenso kauft er. In alledem ist er stets der Spielball des Zufalls, der Sklave des Gesetzes des Stärkeren, des weniger Bedrängten, des Reicheren ... Während es an einem Ort an Reichtum mangelt, ist er an einer anderen Stelle im Uberfluß vorhanden und wird verschwendet. Während ein Produzent viel oder sehr teuer und mit riesigem Profit verkauft, verkauft der andere nichts oder mit Verlust... Das Angebot weiß nichts von der Nachfrage, und die Nachfrage weiß nichts vom Angebot. Ihr produziert im Vertrauen auf eine Vorliebe, eine Mode, die unter den Verbrauchern aufgetreten ist, aber schon während ihr euch anschickt, die Ware zu liefern, ist die Laune verflogen und hat sich auf ein anderes Produkt gerichtet... die unausbleiblichen Folgen sind ständige und immer weiter um sich greifende Bankrotte, getäuschte Hoffnungen, plötzliche Zusammenbrüche und unerwartete Vermögen; Handelskrisen, Stillegungen, periodisches Überangebot oder Warenmangel; Unbeständigkeit und Heruntergehen der Löhne und der Profite, Verderb oder ungeheure Verschwendung von Gütern, von Zeit und von Anstrengungen auf dem Kampfplatz einer erbitterten Konkurrenz."
que ses fermages et ses profits soient les memes, qu'importe qu'elle se compose de dix ou de douze millions d'individus?"1 [t. II, p. 194, 195.] „En verite, dit M. de Sismondi [in „Nouveau principes...] (t. II, p.331), il ne reste plus qu'ä desirer que le roi, demeure tout seul dans l'ile, en tournant constamment une manivelle (Kurbel), fasse accomplir, par des automates, tout l'ouvrage de l'Angleterre."2!111) „Le maitre, qui achete le travail de l'ouvrier ä un prix si bas, qu'il suffit a peine aux besoins les plus pressants, n'est responsable ni de l'insuffisance des salaires, ni de la trop longue duree du travail: il subit lui-meme la loi qu'il impose ... ce n'est pas tant des hommes que vient la misere, que de la puissance des choses." 3 [Buret] 1. c. 82. „ In England gibt es viele Plätze, wo den Einwohnern zur vollständigen Erdkultur die Kapitalien fehlen. Die Wolle der Südprovinzen4 Schottlands muß großenteils eine lange Reise zu Land durch schlechte Wege machen, um in der Grafschaft York bearbeitet zu werden, weil es an ihrem Produktionsplatz an Kapitalien zur Manufaktur fehlt. Es gibt in England mehre kleine Fabrikstädte, deren Einwohnern hinreichendes Kapital fehlt zum Transport ihres industriellen Produkts auf entfernte Märkte, wo dasselbe Nachfrage und Konsumenten findet. Die Kaufleute hier sind ||XIV| nur Agenten reicherer Kaufleute, die in einigen großen Handelsstädten residieren." Smith, t. II, p.382. „Pour augmenter la valeur du produit annuel de la terre et du travail, il n'y a pas d'autres moyens que d'augmenter, quant au nombre, les ouvriers productifs, ou d'augmenter, quant ä la puissance, la faculte productive des ouvriers5 precedemment employes ... Dans l'un et dans l'autre cas il faut presque toujours un surcrolt de capital."0 Smith. t.II, p.338. „Weil es also in der Natur der Dinge liegt, daß die Akkumulation5 eines Kapitals ein notwendiger Vorläufer der Teilung der Arbeit ist, kann die Arbeit keine weiteren Unterabteilungen empfangen als in dem Verhältnis, in welchem sich die Kapitalien nach und nach aufgehäuft haben. Je mehr die Arbeit in Unterabteilungen zerfällt, vermehrt sich die Quantität der Materien, welche dieselbe Anzahl von Personen ins
1 „Es wäre durchaus gleichgültig für eine Person, die auf ein Kapital von 20000 Francs einen Profit von 2000 Francs jährlich macht, ob ihr Kapital hundert oder tausend Menschen beschäftigt... Ist das reale Interesse einer Nation nicht dasselbe? Wenn nur ihr Netto- und Realeinkommen, ihre Pachtgelder und ihre Profite dieselben bleiben, was liegt daran, ob sie aus zehn oder zwölf Millionen Menschen besteht?" -2 „Wahrhaftig", sagt Herr de Sismondi, „man braucht nur noch zu wünschen, daß der König, der ganz allein auf der Insel geblieben ist, ständig eine Kurbel drehe und durch Automaten die ganze Arbeit Englands verrichten lasse." - „Der Herr, der die Arbeit des Arbeiters zu einem so niedrigen Preis kauft, daß dieser kaum für die dringendsten Bedürfnisse ausreicht, ist weder für die Unzulänglichkeit der Löhne noch für die allzu lange Arbeitsdauer verantwortlich: er unterliegt selbst dem Gesetz, das er auferlegt ... das Elend kommt nicht sosehr von den Menschen wie von der Macht der Dinge." - 4 in der Handschrift: Ostprovinzen (bei Smith: provinces du midi) — 5 Hervorhebung von Marx - 6 „Um den Wert des Jahresprodukts des Bodens und der Arbeit zu vermehren, gibt es kein anderes Mittel, als die Zahl der produktiven Arbeiter zu vermehren oder die Produktivkraft der bisher beschäftigten Arbeiter zu steigern... In dem einen wie in dem anderen Fall ist fast immer ein Zuwachs an Kapital notwendig."
Werk setzen kann; und da die Aufgabe jedes Arbeiters sich nach und nach auf eine größere Stufe von Einfachheit reduziert findet, werden eine Menge neuer Maschinen entdeckt, um diese Aufgaben zu erleichtern und abzukürzen. Je weiter sich also die Teilung der Arbeit ausbreitet, ist es notwendig, damit eine selbe Zahl von ouvriers beständig beschäftigt sei, daß man eine gleiche Provision von Lebensmitteln und eine Provision von Materien, Instrumenten und Handwerkszeug im voraus aufhäuft, welche viel stärker ist, als dies früher in einem minder avancierten Zustand der Dinge nötig war. Die Zahl der Arbeiter vermehrt sich in jedem Arbeitszweig zur selben Zeit, als sich hier die Teilung der Arbeit vermehrt, oder vielmehr ist es diese Vermehrung ihrer Zahl, welche sie in den Stand setzt, sich zu klassifizieren und unterabzuteilen auf diese
Art." Smith, t.II, 193, 194. „Ebenso wie die Arbeit diese große Ausdehnung der produktiven Kraft nicht erhalten kann, ohne eine vorhergehende Akkumulation der Kapitale, ebenso führt die Akkumulation der Kapitalien natürlicherweise diese Ausdehnung [herbei]. Der Kapitalist will nämlich durch sein Kapital die größtmöglichste Quantität Machwerk produzieren, strebt also, unter seinen Arbeitern die schicklichste Arbeitsteilung einzuführen und mit den möglichst besten Maschinen sie zu versehn. Seine Mittel, um in diesen beiden Gegenständen zu reüssieren, ||XVj stehn im Verhältnis zur Ausdehnung seines Kapitals und zur Zahl der Leute, welche dieses Kapital beschäftigt halten kann. Also nicht nur die Quantität der Industrie vermehrt sich in einem Lande vermittelst des Wachstums des Kapitals1, welches sie in Bewegung setzt, sondern infolge dieses Wachstums produziert dieselbe Quantität von Industrie eine viel größere Quantität des Machwerks." Smith. I.e., p.194, 195.
Also Überproduktion.
„Umfassendere Kombinationen der produktiven Kräfte ... in Industrie und Handel durch Vereinigung zahlreicherer] und vielartigerer] Menschenkräfte und Naturkräfte für Unternehmungen in größrem Maßstabe. Auch - schon hie und da - engere Verbindung der Hauptzweige der Produktion unter sich. So werden große Fabrikanten zugleich großen Grundbesitz zu erwerben suchen, um wenigstens einen Teil der zu ihrer Industrie erforderlichen Urstoffe nicht erst aus 3ter Hand beziehn zu müssen; oder sie werden mit ihren industriellen Unternehmungen einen Handel in Verbindung setzen, nicht bloß zum Vertrieb ihrer eignen Fabrikate, sondern wohl auch zum Ankauf von Produkten andrer Art und zum Verkauf derselben an ihre Arbeiter. In England, wo einzelne Fabrikherrn mitunter an der Spitze von 10-12 000 Arbeitern..., schon solche Verbindungen verschiedener Produktionszweige unter einer leitenden Intelligenz, solche kleinere Staaten oder Provinzen im Staat, nicht selten. So übernehmen in neuerer Zeit die Minenbesitzer bei Birminghani1 den ganzen Prozeß der Eisenbereitung, der sich früher an verschiedene Unternehmer und Besitzer verteilte. Siehe ,Der bergmännische Distrikt bei Birmingham'. Deutsche Viertelj[ahrs-Schrift], 3, 1838. Endlich sehn wir in den so zahlreich gewordenen größren Aktienunternehmungen


umfassende Kombinationen der Geldkräfte vieler Teilnebmenden mit den wissenschaftlichen und technischen Kenntnissen und Fertigkeiten anderer, welchen die Aus
führung der Arbeit übertragen ist. Hierdurch den Kapitalisten möglich, ihre Ersparnisse
in mannigfachrer Weise und wohl auch gleichzeitig auf landwirtschaftliche, industrielle
und kommerzielle Produktion zu verwenden, wodurch ihr Interesse ein gleichzeitig
vielseitigeres wird, ||XVI| Gegensätze zwischen den Interessen der Agrikultur, der
Industrie und des Handels sich mildern und verschmelzen. Aber selbst diese erleichterte
Möglichkeit, das Kapital in verschiedenster Weise nutzbringend zu machen, muß den
Gegensatz zwischen den bemittelten und unbemittelten Klassen erhöhen." Schulz.
I.e., p.40, 41.
Ungeheurer Gewinn, den die Hausvermieter von dem Elend ziehn. Der loyer1 steht im umgekehrten Verhältnis zum industriellen Elend. Ebenso Prozente von den Lastern der ruinierten Proletarier. (Prostitution, Soff, preteur sur gages2.) Die Akkumulation der Kapitalien nimmt zu und ihre Konkurrenz ab, indem Kapital und Grundbesitz sich in einer Hand zusammenfinden, ebenso, indem das Kapital durch seine Größe befähigt wird, verschiedene Produktionszweige zu kombinieren. Gleichgültigkeit gegen die Menschen. Die 20 Lotterielose von Smith.'1121 Revenu net et brut3 von Say. | XVI | |
Grundrente
|[ I| Das Recht der Grundeigentümer leitet seinen Ursprung vom Raub. Say, 1.1, p. 136, not. Die Grundeigentümer lieben wie alle Menschen da zu ernten, wo sie nicht
gesät haben, und sie verlangen eine Rente selbst für das natürliche Produkt der Erde. Smith, t.I, p.99. „Man könnte sich vorstellen, die Grundrente sei nur der Gewinn des Kapitals,
welches der Eigentümer zur Verbesserung des Bodens benützt hat ... Es gibt Fälle,
wo die Grundrente dies zum Teil sein kann ... aber der Grundeigentümer fordert 1. eine
Rente selbst für die nicht verbesserte Erde, und was man als Interesse oder Gewinn auf die Verbesserungskosten betrachten kann, ist meistens nur eine Zutat (Addition)1
zu dieser primitiven Rente; 2. überdem sind diese Verbesserungen nicht immer mit
den fonds der Grundeigentümer gemacht, sondern manchmal mit denen des Pächters:
nichtsdestoweniger, wenn es sich darum handelt, die Pacht zu erneuen, verlangt der
Grundeigentümer gewöhnlich eine solche Erhöhung der Rente, als wenn alle diese
Verbesserungen mit seinen eignen fonds gemacht wären; 3. ja, er verlangt manchmal
1 Mietzins - 2 Pfandleiher - 3 Netto- und Bruttorevenue - 4 „(Addition)" steht in der Handschrift über „Zutat"
seihst eine Rente für das, was durchaus unfähig der geringsten Verbesserung durch Menschenhand ist." Smith, t. I, p.300, 301.
Smith führt als Beispiel für Ietztren Fall das Salzkraut (Seekrapp, salicorne) an,
„eine Art von Seepflanze, welche nach der Verbrennung ein alkalisches Salz gibt, womit
man Glas, Seife etc. machen kann. Es wächst in Großbritannien, vorzüglich in Schott
land an verschiednen Plätzen, aber nur auf Felsen, die unter der Ebbe und Flut liegen
(hohen Flut, maree), 2mal des Tags durch die Seewellen bedeckt sind und deren Pro
dukt also niemals durch die menschliche Industrie vermehrt worden ist. Dennoch
verlangt der Eigentümer eines solchen Grundstücks, wo diese Art von Pflanze wächst, eine Rente ebensogut wie von Getreideboden. In der Nähe der Inseln von Shetland1
ist das Meer außerordentlich reich. Ein großer Teil ihrer Einwohner ||II| lebt vom
Fischfang. Um aber Gewinn vom Meerprodukt zu ziehn, muß man eine Wohnung
auf dem benachbarten Lande haben. Die Grundrente steht im Verhältnis nicht Zu dem,
was der Pächter mit der Erde, sondern zu dem, was er mit der Erde und dem Meer zusammen machen kann." Smith, t. I, p. 301, 302. „Man kann die Grundrente als das Produkt der Naturmacht2 betrachten, deren Gebrauch der Eigentümer dem Pächter leiht. Dies Produkt ist mehr oder wenigergroß
je nach dem Umfang dieser Macht oder, in andern Worten, nach dem Umfang der
natürlichen oder künstlichen Fruchtbarkeit der Erde. Es ist das Werk der Natur, welchc s
übrigbleibt nach Abziehung oder nach der Balance alles dessen, was man als das Werk des Menschen betrachten kann." Smith, t. II, p. 377, 378. „Die Grundrente2 als Preis betrachtet, den man für den Gebrauch der Erde Zahlt, ist also natürlich ein Monopolpreis2. Sie steht durchaus nicht im Verhältnis Zu den Verbesserungen, die der Grundeigentümer an die Erde gewandt hat, oder mit dem,
was er nehmen muß, um nicht zu verlieren, sondern mit dem, was der Pächter möglicherweise geben kann, ohne Zu verlieren." t. I, p.302. Smith.
„Von den 3 primitiven Klassen ist die der Grundeigentümer diejenige, der ihre
Revenue weder Arbeit noch Sorge kostet, sondern der sie sozusagen von selbst kömmt, und ohne daß sie irgendeine Absicht3 oder einen Plan hinzutut." Smith, t. II, p. 161.
Wir haben schon gehört, daß die Quantität der Grundrente von dem Verhältnis der Fruchtbarkeit des Bodens abhängt. Ein andres Moment ihrer Bestimmung ist die Lage.
„Die Rente wechselt nach der Fruchtbarkeit2 der Erde, welches auch immer ihr Produkt sei, und nach der Lage, welches auch immer die Fruchtbarkeit sei." Smith, t. I, p.306.
„Sind Ländereien, Minen, Fischereien von gleicher Fruchtbarkeit, so wird ihr
Produkt im Verhältnis zur Ausdehnung der Kapitalien stehn, welche man Zu ihrer
1 In der Handschrift: Schottland - 2 Hervorhebung von Marx - 3 in der Handschrift: Einsicht
Kultur und Exploitation anwendet, wie zu der mehr ||III| oder minder geschickten
Weise der Anwendung der Kapitalien. Sind die Kapitalien gleich und gleich geschickt
angewandt, so wird das Produkt im Verhältnis zur natürlichen Fruchtbarkeit der
Ländereien, Fischereien und Minen stehn." t.II, p.2!0.
Diese Sätze von Smith sind wichtig, weil sie bei gleichen Produktionskosten und gleichem Umlang die Grundrente auf die größere oder kleinere Fruchtbarkeit der Erde reduzieren. Also deutlich die Verkehrung der Begriffe in der Nationalökonomie bewiesen, welche Fruchtbarkeit der Erde in eine Eigenschaft des Grundbesitzers verwandelt. Betrachten wir aber nun die Grundrente, wie sie sich im wirklichen Verkehr gestaltet. Die Grundrente wird festgesetzt durch den Kampf zwischen Pächter und Grundeigentümer. Überall in der Nationalökonomie finden wir den feindlichen Gegensatz der Interessen, den Kampf, den Krieg als die Grundlage der gesellschaftlichen Organisation anerkannt. Sehn wir nun, wie Grundeigentümer und Pächter zueinander stehn.
„Der Grundeigentümer sucht bei der Stipulation der Pachtklauseln möglicherweise dem Pächter nicht mehr zu lassen, als hinreicht, um das Kapital zu ersetzen, welches den Samen liefert, die Arbeit bezahlt, Tiere und andre Instrumente kauft und unterhält und außerdem den gewöhnlichen Gewinn der übrigen Pachtungen im Kanton abwirft. Offenbar ist dies der kleinste Teil, womit der Pächter sich befriedigen kann, ohne in Verlust zu geraten, und der Grundeigentümer ist selten der Ansicht, ihm mehr zu lassen. Alles, was vom Produkt oder seinem Preise über diese Portion bleibt, wie auch der Rest beschaffen sei, sucht sich der Proprietär als Grundrente zu reservieren, die stärkste, die der Pächter bei dem jetzigen Zustand der Erde zahlen ||IV| kann. Dieses surplus kann immer als die natürliche Grundrente betrachtet werden oder als die Rente, zu welcher die meisten Grundstücke natürlicherweise vermietet werden." Smith. t.I, p.299, 300.
„Die Grundeigentümer", sagt Say, „üben eine gewisse Art von Monopol gegen die Pächter. Die Nachfrage nach ihrer Ware, dem Grund und Boden, kann sich unaufhörlich ausdehnen; aber die Quantität ihrer Ware erstreckt sich nur bis zu einem gewissen Punkt... Der Handel, der sich zwischen Grundeigentümer und Pächter abschließt, ist immer so vorteilhaft wie möglich für den ersten ... außer dem Vorteil, den er aus der Natur der Dinge zieht, zieht er einen andern aus seiner Stellung, größerem Vermögen, Kredit, Ansehn; allein schon der erste reicht dazu hin, daß er immer befähigt ist, allein1 von den günstigen Umständen des Grund und Bodens zu profitieren. Die Eröffnung eines Kanals, Wegs, der Fortschritt der Bevölkerung und des Wohlstandes eines Kantons erheben immer den Pachtpreis ... Der Pächter selbst kann zwar den Boden auf seine Kosten verbessern; aber von diesem Kapital zieht er nur Vorteil
1 Hervorhebung von Marx
3 i.!arx/Engels, Werke SB 1
während der Dauer seiner Pacht, und mit ihrem Ablauf bleibt es dem Grundeigentümer; von diesem Moment an zieht dieser die Interessen davon, ohne die Avancen gemacht zu haben, denn die Miete erhebt sich nun verhältnismäßig." Say. t.II, p.[142,] 143.
„Die Grundrente, betrachtet als der Preis, der für den Gebrauch der Erde bezahlt wird, ist daher natürlicherweise der höchste Preis, den der Pächter zu zahlen imstande ist unter den gegenwärtigen Verhältnissen des Grund und Bodens." Smith. 1.1, p.299. „Die Grundrente der Oberfläche der Erde beträgt daher meistens nur den 3ten Teil des Gesamtprodukts, und meistens ist das eine fixe und von den zufälligen Schwankungen ||VI| der Ernte unabhängige Rente." Smith, 1.1, p.351. „Selten beträgt diese Rente weniger als Vi des Gesamtprodukts." ib., t. II, p.378.
Nicht bei allen Waren kann die Grundrente bezahlt werden. Z.B. in manchen Gegenden1 wird für Steine keine Grundrente bezahlt.
„Gewöhnlich kann man nur die Produkte der Erde auf den Markt bringen, die
Teile des Erdproduktes, deren gewöhnlicher Preis hinreicht, um das Kapital, welches
man zu dieser Transportation braucht, und die gewöhnlichen Gewinne dieses Kapitals
zu ersetzen. Reicht der Preis mehr als aus hierfür, so geht das surplus natürlich zur
Grundrente. Ist er nur hinreichend, so kann die Ware wohl auf den Markt gebracht
werden, aber sie reicht nicht hin, um dem Landbesitzer die Grundrente zu zahlen.
Wird oder wird nicht der Preis mehr als hinreichend sein? Das hängt von der Nach
frage ab." Smith, t.I, p.302, 303. „Die Grundrente geht in die Komposition des Preises der Waren auf eine ganz andere Art ein als der Arbeitslohn und der Gewinn des Kapitals. Die hohe oder niedre Taxe der Salaire und Gewinne ist die Ursache des hohen oder niedern Preises der Waren: die hohe oder niedre Taxe der Grundrente ist die Wirkung des Preises."2 1.1, p.303[, 304], Smith. Zu den Produkten, die immer eine Grundrente bringen, gehört die Nahrung.
„Da die Menschen, wie alle Tiere, sich im Verhältnis zu ihren Subsistenzmitteln vermehren, so gibt es immer mehr oder weniger Nachfrage nach Nahrung. Die Nahrung wird immer einen größern oder kleinern ||VI| Teil von Arbeit kaufen können, und es werden sich immer Leute aufgelegt finden, etwas zu tun, um sie zu gewinnen. Die Arbeit, welche die Nahrung kaufen kann, ist zwar nicht immer gleich der Arbeit, die von ihr subsistieren könnte, wenn sie auf die ökonomischste Weise verteilt wäre, und dies wegen der zuweilen hohen Arbeitssalaire. Aber die Nahrung kann immer soviel Arbeit kaufen, als sie nach der Taxe, auf welche diese Arbeitsart gewöhnlich im Lande steht, Arbeit subsistieren machen kann. Die Erde produziert fast in allen möglichen Situationen mehr Nahrung, als zur Subsistenz aller Arbeit nötig, welche dazu beiträgt, diese Nahrung3 auf den Markt zu bringen. Das Mehr dieser Nahrung ist immer mehr
1 In der Handschrift: Gegenständen - 2 alle Hervorhebungen von Marx - 3 in der Handschrift: Arbeit
als hinreichend, um mit Gewinn das Kapital zu ersetzen, welches diese Arbeit in Bewegung setzt. Also bleibt immer etwas, um dem Grundeigentümer eine Rente zu geben." 1.1, p.305, 306. Smith. „Die Grundrente zieht nicht nur ihren ersten Ursprung von der Nahrung, sondern auch wenn ein anderer Teil des Erdproduktes in der Folge dazu kömmt, eine Rente abzuwerfen, so verdankt die Rente diese Zufügung von Wert dem Wachstum der Macht, welche die Arbeit erlangt hat, um Nahrung zu produzieren, vermittelst (au moyen) der Kultur und Verbesserung der Erde." p.345. t.I, Smith. „Die Nahrung der Menschen reicht also immer zur Zahlung der Grundrente aus." t.I, p.337. „Die Länder bevölkern sich nicht im Verhältnis der Zahl, welches ihr Produkt kleiden und logieren kann, sondern im Verhältnis dessen, was ihr Produkt nähren kann." Smith, t.I, p.342.
„Die 2 größten menschlichen Bedürfnisse nach der Nahrung sind Kleidung, Logis, Heizung. Sie werfen meistens eine Grundrente ab, nicht immer notwendig." t.I, ib., p.338. !VI|p8i
| | VIII | Sehn wir nun, wie der Grundeigentümer alle Vorteile der Gesellschaft exploitiert. 1. Die Grundrente vermehrt sich mit der Bevölkerung. Smith, t.I,
p.335. 2. Wir haben schon von Say gehört, wie die Grundrente mit Eisenbahnen etc., mit der Verbesserung und Sicherheit und Vervielfachung der Kommunikationsmittel steigt.
3. „Jede Verbesserung im Zustand der Gesellschaft strebt entweder direkt1 oder indirekt\ die Grundrente zu steigern, den Realreichtum des Proprietärs zu erhöhn, d.i. seine Macht, fremde Arbeit oder ihr Produkt zu kaufen ... Die Zunahme in Verbesserung der Ländereien und der Kultur strebt direkt dahin. Der Teil des Proprietärs am Produkt vermehrt sich notwendig mit der Vermehrung des Produkts ... Das Steigen in dem Realpreis dieser Arten von Rohstoffen, z.B. das Steigen im Preis des Viehs, strebt auch direkt dahin, die Grundrente zu steigern und in einer noch stärkeren Proportion. Nicht nur vermehrt sich der Realwert des Teils des Grundeigentümers, die reale Macht, die ihm dieser Teil auf fremde Arbeit gibt, notwendig mit dem Realwert des Produkts, sondern auch die Größe dieses Teils im Verhältnis zum Totalprodukt vermehrt sich mit diesem Wert. Nachdem der Realpreis dieses Produkts gestiegen ist, erfordert es keine größere Arbeit, um geliefert zu werden und um das angewandte Kapital samt seinen gewöhnlichen Gewinnen zu ersetzen. Der übrigbleibende Teil des Produkts, welcher dem Grundeigentümer gehört, wird also in bezug auf das Gesamtprodukt viel größer sein, als er vorher war." Smith, t. II, p. 157-159.
| | IX | Die größre Nachfrage nach Rohprodukten und daher die Erhöhung des Werts kann teils aus der Vermehrung der Bevölkerung und aus der Vermehrung ihrer Bedürfnisse hervorgehn. Aber jede neue Erfindung,
jede neue Anwendung, welche die Manufaktur von einem bisher gar nicht oder wenig gebrauchten Rohstoff macht, vermehrt die Grundrente. So ist z. B. die Rente der Kohlengruben mit den Eisenbahnen, Dampfschiffen etc. ungeheuer gestiegen. Außer diesem Vorteil, den der Grundeigentümer von der Manufaktur, den Entdeckungen, der Arbeit zieht, werden wir gleich noch einen andern sehn.
4. „Die Arten von Verbesserungen in der Produktivkraft der Arbeit, welche direkt
darauf zielen, den Realpreis der Manufakturprodukte zu erniedrigen, streben indirekt
dahin, die reale Grundrente zu erhöhn. Gegen Manufakturprodukt vertauscht nämlich
der Grundeigentümer den Teil seines Rohstoffes, der seine persönliche Konsumtion
überschreitet, oder den Preis dieses Teils. Alles, was den Realpreis der ersten Art von
Produkt vermindert, vermehrt den Realpreis der 2ten. Dieselbe Quantität von Roh
produkt entspricht von nun an einer größeren Quantität von Manufakturprodukt, und
der Grundeigentümer findet sich befähigt, eine größere Quantität von Bequemlich
keits-, Schmuck- und Luxussachen sich zu verschaffen." Smith. 1.1!, p. 159.
Wenn aber nun Smith daraus, daß der Grundeigentümer alle Vorteile der Gesellschaft exploitiert, darauf ||X| schließt (p. 161, t. II), daß das Interesse des Grundeigentümers immer mit dem der Gesellschaft identisch ist, so ist das albern. In der Nationalökonomie, unter der Herrschaft des Privateigentums, ist das Interesse, was einer an der Gesellschaft hat, grad im umgekehrten Verhältnis zu dem Interesse, was die Gesellschaft an ihm hat, wie das Interesse des Wucherers an dem Verschwender durchaus nicht identisch mit dem Interesse des Verschwenders ist. Wir erwähnen nur im Vorübergehn die Monopolsucht des Grundeigentümers gegen das Grundeigentum fremder Länder, woher z.B. die Korngesetze datieren. Ebenso übergehn wir hier die mittelaltrige Leibeigenschaft, die Sklaverei auf den Kolonien, das Elend der Landleute, Taglöhner1 in Großbritannien. Halten wir uns an die Sätze der Nationalökonomie selbst. 1. Der Grundeigentümer ist am Wohl der Gesellschaft interessiert, heißt nach nationalökonomischen Grundsätzen, er ist an ihrer fortschreitenden Bevölkerung, Kunstproduktion, Vermehrung ihrer Bedürfnisse, mit einem Wort am Wachstum des Reichtums interessiert, und dies Wachstum ist nach unseren bisherigen Betrachtungen identisch mit dem Wachstum des Elends und der Sklaverei. Das wachsende Verhältnis der Miete mit dem Elend ist ein Beispiel vom Interesse des Grundeigentümers an der
1 „Taglöhner" steht in der Handschrift über „Landleute"
Gesellschaft, denn mit der Miete wächst die Grundrente, der Zins des Bodens, worauf das Haus steht. 2. Nach den Nationalökonomen selbst ist das Interesse des Grundeigentümers der feindliche Gegensatz des Interesses des Pächters; also schon eines bedeutenden Teils der Gesellschaft. ||XI| 3. Da der Grundeigentümer [von] dem Pächter um so mehr Rente fordern kann, um so weniger Arbeitslohn der Pächter zahlt, und da der Pächter um so mehr den Arbeitslohn herabdrückt, je mehr Grundrente der Eigentümer fordert, so steht das Interesse des Grundeigentümers grade so feindlich zum Interesse der Ackerknechte wie das der Manufakturherrn zu ihren Arbeitern. Er drückt ebenfalls den Arbeitslohn auf ein Minimum. 4. Da die reale Erniedrigung im Preis der Manufakturprodukte die Grundrente erhöht, so hat also der Grundbesitzer ein direktes Interesse an der Herabdrückung des Arbeitslohns der Manufakturarbeiter, an der • Konkurrenz unter den Kapitalisten, an der Überproduktion, am ganzen Manufakturelend. 5. Wenn also das Interesse des Grundeigentümers, weit entfernt, mit dem Interesse der Gesellschaft identisch zu sein, im feindlichen Gegensatz mit dem Interesse der Pächter, der Ackerknechte, der Manufakturarbeiter und der Kapitalisten steht, so ist nicht einmal das Interesse des einen Grundeigentümers mit dem des andern identisch von wegen der Konkurrenz, die wir nun betrachten wollen. Allgemein schon verhalten sich großes Grundeigentum und kleines wie großes und kleines Kapital. Es kommen aber noch spezielle Umstände hinzu, welche die Akkumulation des großen Grundeigentums und die Verschlingung des kleinen durch dasselbe unbedingt herbeiführen. IIXII| 1. nimmt nirgends mehr die verhältnismäßige Arbeiter- und Instrumentenzahl mit der Größe der fonds ab als beim Grundbesitz. Ebenso nimmt nirgend mehr die Möglichkeit der allseitigen Ausbeutung, Ersparung der Produktionskosten und geschickte Arbeitsteilung mit der Größe der fonds mehr zu als beim Grundbesitz. Ein Acker mag so klein sein, wie er will, die Arbeitsinstrumente, die er nötig macht, wie Pflug, Säge etc., erreichen eine gewisse Grenze, an der sie nicht mehr vermindert werden können, während die Kleinheit des Grundbesitzes weit über diese Grenze hinausgehn kann. 2. Der große Grundbesitz akkumuliert sich die Zinsen, die das Kapital des Pächters auf die Verbesserung des Grund und Bodens angewandt hat. Der kleine Grundbesitz muß sein eignes Kapital anwenden. Für ihn fällt dieser ganze Profit also weg.
3. Während jede gesellschaftliche Verbesserung dem großen Grundeigentum nützt, schadet sie dem kleinen, weil sie ihm immer mehr bares Geld nötig macht. 4. Es sind noch 2 wichtige Gesetze für diese Konkurrenz zu betrachten:
a) Die Rente der L'ändei'eien, die zur Produktion von Nahrungsmitteln der Menschen kultiviert1 werden, regelt die Rente der Mehrzahl der übrigen angebauten Ländereien. Smith, 1.1, p,33l.
Nahrungsmittel, v/ie Vieh etc., kann zuletzt nur der große Grundbesitz produzieren. Er regelt also die Rente der übrigen Ländereien und kann sie auf ein Minimum herabdrücken. Der kleine selbstarbeitende Grundeigentümer befindet sich dann zu dem großen Grundeigentümer in dem Verhältnis eines Handwerkers, der ein eignes Instrument besitzt, zu dem Fabrikherrn. Der kleine Grundbesitz ist zum bloßen Arbeitsinstrument geworden. || XVI j11131 Die Grundrente verschwindet ganz für den kleinen Grundbesitzer, es bleibt ihm höchstens der Zins seines Kapitals und sein Arbeitslohn; denn die Grundrente kann durch die Konkurrenz dahin getrieben werden, daß sie eben nur noch der Zins des nicht selbst angelegten Kapitals ist. ß) Wir haben übrigens schon gehört, daß bei gleicher Fruchtbarkeit und gleich geschickter Exploitation der Ländereien, Minen und Fischereien das Produkt im Verhältnis zur Ausdehnung der Kapitalien steht. Also Sieg des großen Grundeigentümers. Ebenso bei gleichen Kapitalien im Verhältnis zur Fruchtbarkeit. Also bei gleichen Kapitalien siegt der Grundeigentümer des fruchtbareren Bodens.
y) „Man kann von einer Mine im allgemeinen sagen, daß sie fruchtbar oder unfruchtbar ist, je nachdem die Quantität des Minerals, welche aus ihr durch eine gewisse Quantität Arbeit gezogen werden kann, größer oder kleiner ist, als dieselbe Quantität Arbeit aus der Mehrzahl der andren Minen von derselben Art ziehen kann." 1.1, p.345, 346. Smith. „Der Preis der fruchtbarsten Minen regelt den Preis der Kohle2 für alle andren Minen der Nachbarschaft. Grundeigentümer und Unternehmer finden beide, daß sie, der eine eine stärkere Rente, der andre einen stärkern Profit haben werden, wenn sie die Sache niedriger als ihre Nachbarn verkaufen. Die Nachbarn sind nun gezwungen, zu demselben Preis zu verkaufen, obgleich sie weniger dazu imstande sind und obgleich dieser Preis sich immer mehr vermindert und ihnen manchmal die ganze Rente und den ganzen Profit fortnimmt. Einige Exploitations finden sich dann ganz verlassen, andere tragen keine Rente mehr und können nur weiter bearbeitet werden durch den Grundeigentümer selbst." p.350,1.1. Smith. „Nach der Entdeckung der Minen von Peru wurden die meisten Silberminen von Europa aufgegeben ... Das
selbe geschah in bezug auf die Minen von Cuba und St. Domingo und selbst in bezug auf die alten Minen von Peru, nach der Entdeckung derer von Potosi." p.353.1.1. Ganz dasselbe, was Smith hier von den Minen sagt, gilt mehr oder weniger von dem Grundbesitz überhaupt.
S) „Es ist zu bemerken, daß immer derPreiscourant der Ländereien von der couranten Taxe des Zinsfußes abhängt... Fiele die Grundrente unter den Geldzins um eine sehr starke Differenz, so würde niemand Länder kaufen wollen, was bald wieder ihren Preiscourant zurückführen würde. Im Gegenteil, würden die Vorteile der Grundrente den Geldzins viel mehr als kompensieren, so würde alle Welt Länder kaufen wollen, was ebenfalls ihren Courantpreis bald wiederherstellen würde." t. II, p.[367,] 368.
Aus diesem Verhältnis der Grundrente zum Geldzins folgt, daß die Grundrente immer mehr fallen muß, so daß zuletzt nur noch die reichsten Leute von der Grundrente leben können. Also die Konkurrenz unter den nichtverpachtenden Grundeigentümern immer größer. Ruin eines Teils derselben. Abermalige Akkumulation des großen Grundeigentums. II XVII| Diese Konkurrenz hat ferner zur Folge, daß ein großer Teil des Grundeigentums in die Hände der Kapitalisten fällt und die Kapitalisten so zugleich Grundeigentümer werden, wie denn überhaupt schon die kleineren Grundeigentümer nur mehr Kapitalisten sind. Ebenso wird ein Teil des großen Grundeigentums zugleich industriell. Die letzte Folge ist also die Auflösung des Unterschieds zwischen Kapitalist und Grundeigentümer, so daß es also im ganzen nur mehr 2 Klassen der Bevölkerung gibt, die Arbeiterklasse und die Klasse der Kapitalisten. Diese Verschacherung des Grundeigentums, die Verwandlung des Grundeigentums in eine Ware ist der letzte Sturz der alten und die letzte Vollendung der Geldaristokratie. 1. Die sentimentalen Tränen, welche die Romantik hierüber weint, teilen wir nicht. Sie verwechselt immer die Schändlichkeit, die in der Verschacherung der Erde liegt, mit der ganz vernünftigen, innerhalb des Privateigentums notwendigen und wünschenswerten Konsequenz, welche in der Verschacherung des Privateigentums an der Erde enthalten ist. Erstens ist das feudale Grundeigentum schon seinem Wesen nach die verschacherte Erde, die dem Menschen entfremdete und daher in der Gestalt einiger weniger großen Herrn ihm gegenübertretende Erde. Schon im Feudalgrundbesitz liegt die Herrschaft der Erde als einer fremden Macht über die Menschen. Der Leibeigene ist das Akzidens der Erde. Ebenso gehört der Majoratsherr, der erstgeborene Sohn, der Erde. Sie erbt ihn. Überhaupt fängt mit dem Grundbesitz die Herrschaft des Privateigentums an, er ist seine Basis. Aber im feudalen Grundbesitz
scheint wenigstens der Herr als König des Grundbesitzes. Ebenso existiert noch der Schein eines innigem Verhältnisses zwischen dem Besitzer und der Erde, als das des bloßen sachlichen Reichtums ist. Das Grundstück individualisiert sich mit seinem Herrn, es hat seinen Rang, ist freiherrlich oder gräflich mit ihm, hat seine Privilegien, seine Gerichtsbarkeit, sein politisches Verhältnis etc. Es erscheint als der unorganische Leib seines Herrn. Daher das Sprichwort: nulle terre sans maitre\ worin das Verwachsensein der Herrlichkeit und des Grundbesitzes ausgesprochen ist. Ebenso erscheint die Herrschaft des Grundeigentums nicht unmittelbar als Herrschaft des bloßen Kapitals. Seine Zugehörigen stehn mehr zu ihm im Verhältnis ihres Vaterlandes. Es ist eine engbrüstige Art von Nationalität. | | XVIII | Ebenso gibt das feudale Grundeigentum den Namen seinem Herrn, wie ein Königreich seinem König. Seine Familiengeschichte, die Geschichte seines Hauses etc., alles dies individualisiert ihm den Grundbesitz und macht ihn förmlich zu seinem Haus, zu einer Person. Ebenso haben die Bearbeiter des Grundbesitzes nicht das Verhältnis von Tagelöhnern, sondern teils sind sie selbst sein Eigentum, wie die Leibeignen, teils stehn sie in Respekts-, Untertan- und Pflichtverhältnis zu ihm. Seine Stellung zu ihnen ist daher unmittelbar politisch und hat ebenso eine gemütliche Seite. Sitten, Charakter etc. ändern sich von einem Grundstück zum andern und scheinen mit der Parzelle eins, während später nur mehr der Beutel des Menschen, nicht sein Charakter, seine Individualität, ihn auf das Grundstück beziehn. Endlich sucht er nicht den möglichsten Vorteil von seinem Grundbesitz zu ziehn. Vielmehr verzehrt er, was da ist, und überläßt die Sorge des Herbeischaffens ruhig den Leibeignen und Pächtern. Das ist das adlige Verhältnis des Grundbesitzes, welches eine romantische Glorie auf seinen Herrn wirft. Es ist nötig, daß dieser Schein aufgehoben wird, daß das Grundeigentum, die Wurzel des Privateigentums, ganz in die Bewegung des Privateigentums hereingerissen und zur Ware wird, daß die Herrschaft des Eigentümers als die reine Herrschaft des Privateigentums, des Kapitals, abgezogen von aller politischen Tinktur, erscheint, daß das Verhältnis zwischen Eigentümer und Arbeiter sich auf das nationalökonomische Verhältnis von Exploiteur und Exploitiertem reduziert, daß das [.. .]2 persönliche Verhältnis des Eigentümers mit seinem Eigentum aufhört und dasselbe zum nur sachlichen, materiellen3 Reichtum wird, daß an die Stelle der
1 kein Acker ohne Herrn - 2 in der Handschrift ein Wort nicht zu entziffern - 3 „materiellen" steht in der Handschrift über „sachlichen"
Ehrenehe mit der Erde die Ehe des Interesses tritt und die Erde ebenso zum Schacherwert herabsinkt wie der Mensch. Es ist notwendig, daß, was die Wurzel des Grundeigentums ist, der schmutzige Eigennutz, auch in seiner zynischen Gestalt erscheint. Es ist notwendig, daß das ruhende Monopol in das bewegte und beunruhigte Monopol, die Konkurrenz, der nichtstuende Genuß des fremden Blutschweißes in den des geschäftigen Handels mit demselben umschlägt. Es ist endlich notwendig, daß in dieser Konkurrenz das Grundeigentum unter der Gestalt des Kapitals seine Herrschaft sowohl über die Arbeiterklasse als über die Eigentümer selbst zeigt, indem die Gesetze der Bewegung des Kapitals sie ruinieren oder erheben. Damit tritt dann an die Stelle des mittelaltrigen Sprichworts: nulle terre sans seigneur1, das moderne Sprichwort: l'argent n'a pas de maitre2, worin die ganze Herrschaft der totgeschlagnen Materie über die Menschen ausgesprochen ist. ||XIX| 2. Was den Streit betrifft über Teilung oder Nichtteilung des Grundbesitzes, so ist folgendes zu bemerken. Die Teilung des Grundbesitzes verneint das große Monopol des Grundeigentums, hebt es auf, aber nur dadurch, daß sie dieses Monopol verallgemeinert. Sie hebt den Grund des Monopols, das Privateigentum, nicht auf. Sie greift die Existenz, aber nicht das Wesen des Monopols an. Die Folge davon ist, daß sie den Gesetzen des Privateigentums zum Opfer fällt. Die Teilung des Grundbesitzes entspricht nämlich der Bewegung der Konkurrenz auf industriellem Gebiet. Außer den nationalökonomischen Nachteilen dieser Teilung von Instrumenten und der voneinander getrennten Arbeit (wohl zu unterscheiden von der Teilung der Arbeit; die Arbeit wird nicht unter viele verteilt, sondern dieselbe Arbeit von jedem für sich betrieben, es ist eine Vervielfachung derselben Arbeit) schlägt diese Teilung, wie jene Konkurrenz, notwendig wieder in Akkumulation um. Wo also die Teilung des Grundbesitzes stattfindet, bleibt nichts übrig, als zum Monopol in noch gehässigerer Gestalt zurückzukehren oder die Teilung des Grundbesitzes selbst zu negieren, aufzuheben3. Das ist aber nicht die Rückkehr zum Feudalbesitz, sondern die Aufhebung des Privateigentums an Grund und Boden überhaupt. Die erste Aufhebung des Monopols ist immer seine Verallgemeinerung, die Erweiterung seiner Existenz. Die Aufhebung des Monopols, welches seine möglichst breite
1 kein Acker ohne Lehnsherrn - 2 das Geld hat keinen Herrn - 3 „aufzuheben" steht in der Handschrift über „negieren"
und umfassende Existenz erlangt hat, ist seine vollständige Vernichtung. Die Assoziation, auf Grund und Boden angewandt, teilt den Vorteil des großen Grundbesitzes in nationalökonomischer Hinsicht und realisiert erst1 die ursprüngliche Tendenz der Teilung, nämlich die Gleichheit, wie sie denn auch auf eine vernünftige und nicht mehr durch Leibeigenschaft, Herrschaft und eine alberne Eigentumsmystik vermittelte Weise die gemütliche Beziehung des Menschen zur Erde herstellt, indem die Erde aufhört, ein Gegenstand des Schachers zu sein, und durch die freie Arbeit und den freien Genuß wieder ein wahres, persönliches Eigentum des Menschen wird. Ein großer Vorteil der Teilung ist, daß seine Masse in andrer Weise als die [der] Industrie am Eigentum zugrunde geht, eine Masse, welche nicht mehr zur Knechtschaft sich entschließen kann. Was den großen Grundbesitz angeht, so haben seine Verteidiger immer auf eine sophistische Weise die nationalökonomischen Vorteile, welche die Agrikultur im großen darbietet, mit dem großen Grundeigentum identifiziert, als wenn dieser Vorteil nicht eben erst durch die Aufhebung des Eigentums teils seine ||XX| möglichst große Ausdehnung erhielte, teils erst von sozialem Nutzen würde. Ebenso haben sie den Verschacherungsgeist des kleinen Grundbesitzes angegriffen, als wenn nicht der große Grundbesitz, selbst schon in seiner feudalen Form, den Schacher in sich latent enthielte, gar nicht zu reden von der modernen englischen Form, wo Feudalismus des Grundherrn und Schacher und Industrie des Pächters verbunden sind. Wie das große Grundeigentum den Vorwurf des Monopols, den ihm die Teilung des Grundbesitzes macht, zurückgeben kann, da auch die Teilung auf dem Monopol des Privateigentums basiert, so kann die Teilung des Grundbesitzes dem großen Grundbesitz den Vorwurf der Teilung zurückgeben, denn auch hier herrscht die Teilung, nur in starrer, festgefrorner Form. Überhaupt beruht ja das Privateigentum auf dem Geteiltsein. Übrigens, wie die Teilung des Grundbesitzes zum großen Grundbesitz als Kapitalreichtum zurückführt, so muß das feudale Grundeigentum notwendig zur Teilung fortgehn oder wenigstens in die Hände der Kapitalisten fallen, es mag sich drehn oder wenden, wie es will. Denn das große Grundeigentum, wie in England, treibt die überwiegende Mehrzahl der Bevölkerung der Industrie in die Arme und reduziert seine eignen Arbeiter auf völliges Elend. Es erzeugt und vergrößert also die Macht seines Feindes, des Kapitals, der Industrie, indem es Arme
1 In der Handschrift „erst" nicht eindeutig zu entziffern
und eine völlige und ganze Tätigkeit des Landes auf die andre Seite wirft. Es macht die Majorität des Landes industriell, also zum Gegner des großen Grundeigentums. Hat die Industrie nun eine hohe Macht erreicht, wie jetzt in England, so zwingt sie nach und nach dem großen Grundeigentum sein Monopol gegen das Ausland1 ab und wirft es in die Konkurrenz mit dem Grundbesitz des Auslandes. Unter der Herrschaft der Industrie konnte das Grundeigentum nämlich seine feudale Größe nur durch Monopole gegen das Ausland sichern, um sich so vor den allgemeinen Gesetzen des Handels, die seinem Feudalwesen widersprechen, zu schützen. Einmal in die Konkurrenz geworfen, folgt es den Gesetzen der Konkurrenz, wie jede andre Ware, die ihr unterworfen ist. Es wird ebenso schwankend, abund zunehmend, aus einer Hand in die andre fliegend, und kein Gesetz kann es mehr in wenigen prädestinierten Händen erhalten. ||XXI| Die unmittelbare Folge ist Zersplittrung in viele Hände, jedenfalls Anheimfall an die Macht der industriellen Kapitalien. Endlich führt der große Grundbesitz, welcher dergestalt gewaltsam erhalten worden ist und neben sich eine furchtbare Industrie erzeugt hat, noch schneller zur Krise wie die Teilung des Grundbesitzes, neben welcher die Macht der Industrie immer von zweitem Rang bleibt. Der große Grundbesitz hat, wie wir in England sehn, seinen feudalen Charakter schon insofern abgelegt und einen industriellen Charakter angenommen, als er möglichst viel Geld machen will. Er [gibt] dem Eigentümer die möglichste Grundrente, dem Pächter den möglichsten Profit von seinem Kapital. Die Landarbeiter sind daher bereits auf das Minimum reduziert, und die Pächterklasse vertritt schon innerhalb des Grundbesitzes die Macht der Industrie und des Kapitals. Durch die Konkurrenz mit dem Ausland hört die Grundrente größtenteils auf, ein selbständiges Einkommen bilden zu können. Ein großer Teil der Grundeigentümer muß an die Stelle der Pächter treten, die auf diese Weise teilweise zum Proletariat herabsinken. Andrerseits werden sich auch viele Pächter des Grundeigentums bemächtigen; denn die großen Eigentümer, die bei ihrer bequemen Revenue sich größtenteils der Verschwendung ergeben haben und meistens auch unbrauchbar zur Leitung der Agrikultur im großen sind, besitzen teilweise weder Kapital noch Befähigung, um den Grund und Boden zu exploitieren. Also auch ein Teil von diesen wird vollständig ruiniert. Endlich muß der auf ein Minimum reduzierte Arbeitslohn noch
1 In der Handschrift ursprünglich „gegen d. Monopol d. Auslandes"; „d. Monopol" von Marx gestrichen
mehr reduziert werden, um die neue Konkurrenz zu bestehen. Das führt dann notwendig zur Revolution. Das Grundeigentum mußte sich auf jede der beiden Weisen entwickeln, um in beiden seinen notwendigen Untergang zu erleben, wie auch die Industrie in der Form des Monopols und in der Form der Konkurrenz sich ruinieren mußte, um an den Menschen glauben zu lernen. |XXI||
[Die entfremdete Arbeit]
||XXII| Wir sind ausgegangen von den Voraussetzungen der Nationalökonomie. Wir haben ihre Sprache und ihre Gesetze akzeptiert. Wir unterstellten das Privateigentum, die Trennung von Arbeit, Kapital und Erde, ebenso von Arbeitslohn, Profit des Kapitals und Grundrente wie die Teilung der Arbeit, die Konkurrenz, den Begriff des Tauschwertes etc. Aus der Nationalökonomie selbst, mit ihren eignen Worten, haben wir gezeigt, daß der Arbeiter zur Ware und zur elendesten Ware herabsinkt, daß das Elend des Arbeiters im umgekehrten Verhältnis zur Macht und zur Größe seiner Produktion steht, daß das notwendige Resultat der Konkurrenz die Akkumulation des Kapitals in wenigen Händen, also die fürchterlichere Wiederherstellung des Monopols ist, daß endlich der Unterschied von Kapitalist und Grundrentner wie von Ackerbauer und Manufakturarbeiter verschwindet und die ganze Gesellschaft in die beiden Klassen der Eigentümer und eigentumslosen Arbeiter zerfallen muß. Die Nationalökonomie geht vom Faktum des Privateigentums aus. Sie erklärt uns dasselbe nicht. Sie faßt den materiellen Prozeß des Privateigentums, den es in der Wirklichkeit durchmacht, in allgemeine, abstrakte Formeln, die ihr dann als Gesetze gelten. Sie begreift diese Gesetze nicht, d.h., sie zeigt nicht nach, wie sie aus dem Wesen des Privateigentums hervorgehn. Die Nationalökonomie gibt uns keinen Aufschluß über den Grund der Teilung von Arbeit und Kapital, von Kapital und Erde. Wenn sie z. B. das Verhältnis des Arbeitslohns zum Profit des Kapitals bestimmt, so gilt ihr als letzter Grund das Interesse der Kapitalisten; d.h., sie unterstellt, was sie entwickeln soll. Ebenso kömmt überall die Konkurrenz hinein. Sie wird aus äußeren Umständen erklärt. Inwiefern diese äußeren, scheinbar zufälligen Umstände nur der Ausdruck einer notwendigen Entwicklung sind, darüber lehrt uns die Nationalökonomie nichts. Wir haben gesehn, wie ihr der Austausch selbst als ein zufälliges Faktum erscheint.
Die einzigen Räder, die der Nationalökonom in Bewegung setzt, sind die Habsucht und der Krieg unter den Habsüchtigen, die Konkurrenz.1 Eben weil die Nationalökonomie den Zusammenhang der Bewegung nicht begreift, darum konnte sich z. B. die Lehre von der Konkurrenz der Lehre vom Monopol, die Lehre von der Gewerbfreiheit der Lehre von der Korporation, die Lehre von der Teilung des Grundbesitzes der Lehre vom großen Grundeigentum wieder entgegenstellen, denn Konkurrenz, Gewerbfreiheit, Teilung des Grundbesitzes waren nur als zufällige, absichtliche, gewaltsame, nicht als notwendige, unvermeidliche, natürliche Konsequenzen des Monopols, der Korporation und des Feudaleigentums entwickelt und begriffen. Wir haben also jetzt den wesentlichen Zusammenhang zwischen dem Privateigentum, der Habsucht, der Trennung von Arbeit, Kapital und Grundeigentum, von Austausch und Konkurrenz, von Wert und Entwertung der Menschen, von Monopol und Konkurrenz etc., von dieser ganzen Entfremdung mit dem GeMsystem zu begreifen. Versetzen wir uns nicht wie der Nationalökonom, wenn er erklären will, in einen nur erdichteten Urzustand. Ein solcher Urzustand erklärt nichts. Er schiebt bloß die Frage in eine graue, nebelhafte Ferne. Er unterstellt in der Form der Tatsache, des Ereignisses, was er deduzieren soll, nämlich das notwendige Verhältnis zwischen zwei Dingen, z.B. zwischen Teilung der Arbeit und Austausch. So erklärt die Theologie den Ursprung des Bösen durch den Sündenfall, d. h., er unterstellt als ein Faktum, in der Form der Geschichte, was er erklären soll. Wir gehn von einem nationalökonomischen, gegenwärtigen Faktum aus. Der Arbeiter wird um so ärmer, je mehr Reichtum er produziert, je mehr seine Produktion an Macht und Umfang zunimmt. Der Arbeiter wird eine um so wohlfeilere Ware, je mehr Waren er schafft. Mit der Verwertung der Sachenwelt nimmt die Entwertung der Menschenwelt in direktem Verhältnis zu. Die Arbeit produziert nicht nur Waren; sie produziert sich selbst und den Arbeiter als eine Ware, und zwar in dem Verhältnis, in welchem sie überhaupt Waren produziert. Dies Faktum drückt weiter nichts aus als: Der Gegenstand, den die Arbeit produziert, ihr Produkt, tritt ihr als ein fremdes Wesen, als eine von dem Produzenten unabhängige Macht gegenüber. Das Produkt der Arbeit ist die Arbeit, die sich in einem Gegenstand fixiert, sachlich gemacht hat,
1 Nach diesem Absatz in der Handschrift gestrichen: Wir haben uns jetzt nach dem Wesen der geschilderten materiellen Bewegung des Eigentums umzusehn.
es ist die Vergegenständlichung der Arbeit. Die Verwirklichung der Arbeit ist ihre Vergegenständlichung. Diese Verwirklichung der Arbeit erscheint in dem nationalökonomischen Zustand als Entwirklichung des Arbeiters, die Vergegenständlichung als Verlust und Knechtschaft des Gegenstandes, die Aneignung als Entfremdung, als Entäußerung. Die Verwirklichung der Arbeit erscheint so sehr als Entwirklichung, daß der Arbeiter bis zum Hungertod entwirklicht wird. Die Vergegenständlichung erscheint so sehr als Verlust des Gegenstandes, daß der Arbeiter der notwendigsten Gegenstände, nicht nur des Lebens, sondern auch der Arbeitsgegenstände, beraubt ist. Ja, die Arbeit selbst wird zu einem Gegenstand, dessen er nur mit der größten Anstrengung und mit den unregelmäßigsten Unterbrechungen sich bemächtigen kann. Die Aneignung des Gegenstandes erscheint so sehr als Entfremdung, daß, je mehr Gegenstände der Arbeiter produziert, er um so weniger besitzen kann und um so mehr unter die Herrschaft seines Produkts, des Kapitals, gerät. In der Bestimmung, daß der Arbeiter zum Produkt seiner Arbeit als einem fremden Gegenstand sich verhält, liegen alle diese Konsequenzen. Denn es ist nach dieser Voraussetzung klar: Je mehr der Arbeiter sich ausarbeitet, um so mächtiger wird die fremde, gegenständliche Welt, die er sich gegenüber schafft, um so ärmer wird er selbst, seine innre Welt, um so weniger gehört ihm zu eigen. Es ist ebenso in der Religion. Je mehr der Mensch in Gott setzt, je weniger behält er in sich selbst. Der Arbeiter legt sein Leben in den Gegenstand; aber nun gehört es nicht mehr ihm, sondern dem Gegenstand. Je größer also diese Tätigkeit, um so gegenstandsloser ist der Arbeiter. Was das Produkt seiner Arbeit ist, ist er nicht. Je größer also dieses Produkt, je weniger ist er selbst. Die Entäußrung des Arbeiters in seinem Produkt hat die Bedeutung, nicht nur, daß seine Arbeit zu einem Gegenstand, zu einer äußern Existenz wird, sondern daß sie außer ihm, unabhängig, fremd von ihm existiert und eine selbständige Macht ihm gegenüber wird, daß das Leben, was er dem Gegenstand verliehn hat, ihm feindlich und fremd gegenübertritt. IIXXIIII Betrachten wir nun näher die Vergegenständlichung, die Produktion des Arbeiters und in ihr die Entfremdung, den Verlust des Gegenstandes, seines Produkts. Der Arbeiter kann nichts schaffen ohne die Natur, ohne die sinnliche Außenwelt. Sie ist der Stoff, an welchem sich seine Arbeit verwirklicht, in welchem sie tätig ist, aus welchem und mittelst welchem sie produziert. Wie aber die Natur [die] Lebensmittel der Arbeit darbietet, in dem Sinn, daß die Arbeit nicht leben kann ohne Gegenstände, an denen sie ausgeübt
wird, so bietet sie andrerseits auch d[ie] Lebensmittel in dem engern Sinn dar, nämlich d[ie] Mittel der physischen Subsistenz des Arbeiters selbst. Je mehr also der Arbeiter die Außenwelt, die sinnliche Natur, durch seine Arbeit sich aneignet, um so mehr entzieht er sich Lebensmittel nach der doppelten Seite hin, erstens, daß immer mehr die sinnliche Außenwelt aufhört, ein seiner Arbeit angehöriger Gegenstand, ein Lebensmittel seiner Arbeit zu sein; zweitens, daß sie immer mehr aufhört, Lebensmittel im unmittelbaren Sinn, Mittel für die physische Subsistenz des Arbeiters zu sein. Nach dieser doppelten Seite hin wird der Arbeiter also ein Knecht seines Gegenstandes, erstens, daß er einen Gegenstand der Arbeit, d.h., daß er Arbeit erhält, und zweitens, daß er Subsistenzmittel erhält. Erstens also, daß er als Arbeiter, und zweitens, daß er als physisches Subjekt existieren kann. Die Spitze dieser Knechtschaft ist, daß er nur mehr als Arbeiter sich als physisches Subjekt erhalten [kann] und nur mehr als physisches Subjekt Arbeiter ist. (Die Entfremdung des Arbeiters in seinem Gegenstand drückt sich nach nationalökonomischen Gesetzen so aus, daß, je mehr der Arbeiter produziert, er um so weniger zu konsumieren hat, daß, je mehr Werte er schafft, er um so wertloser, und so unwürdiger wird, daß, je geformter sein Produkt, um so mißförmiger der Arbeiter, daß, je zivilisierter sein Gegenstand, um so barbarischer der Arbeiter, daß, um so mächtiger die Arbeit, um so ohnmächtiger der Arbeiter wird, daß, je geistreicher die Arbeit, um so mehr geistloser und Naturknecht der Arbeiter wird.) Die Nationalökonomie verbirgt die Entfremdung in dem Wesen der Arbeit dadurch, daß sie nicht das unmittelbare Verhältnis zwischen dem Arbeiter (der Arbeit) und der Produktion betrachtet. Allerdings. Die Arbeit produziert Wunderwerke für die Reichen, aber sie produziert Entblößung für den Arbeiter. Sie produziert Paläste, aber Höhlen für den Arbeiter. Sie produziert Schönheit, aber Verkrüppelung für den Arbeiter. Sie ersetzt die Arbeit durch Maschinen, aber sie wirft einen Teil der Arbeiter zu einer barbarischen Arbeit zurück und macht den andren Teil zur Maschine. Sie produziert Geist, aber sie produziert Blödsinn, Kretinismus für den Arbeiter. Das unmittelbare Verhältnis der Arbeit zu ihren Produkten ist das Verhältnis des Arbeiters zu den Gegenständen seiner Produktion. Das Verhältnis des Vermögenden zu den Gegenständen der Produktion und zu ihr selbst ist nur eine Konsequenz dieses ersten Verhältnisses. Und bestätigt es. Wir werden diese andre Seite später betrachten. Wenn wir also fragen:Welches
ist das wesentliche Verhältnis der Arbeit, so fragen wir nach dem Verhältnis des Arbeiters zur Produktion. Wir haben bisher die Entfremdung, die Entäußerung des Arbeiters nur nach der einen Seite hin betrachtet, nämlich sein Verhältnis zu den Produkten seiner Arbeit. Aber die Entfremdung zeigt sich nicht nur im Resultat, sondern im Akt der Produktion, innerhalb der produzierenden Tätigkeit selbst. Wie würde der Arbeiter dem Produkt seiner Tätigkeit fremd gegenübertreten können, wenn er im Akt der Produktion selbst sich nicht sich selbst entfremdete? Das Produkt ist ja nur das Resümee der Tätigkeit, der Produktion. Wenn also das Produkt der Arbeit die Entäußerung ist, so muß die Produktion selbst die tätige Entäußerung, die Entäußerung der Tätigkeit, die Tätigkeit der Entäußerung sein. In der Entfremdung des Gegenstandes der Arbeit resümiert sich nur die Entfremdung, die Entäußerung in der Tätigkeit der Arbeit selbst. Worin besteht nun die Entäußerung der Arbeit? Erstens, daß die Arbeit dem Arbeiter äußerlich ist, d. h. nicht zu seinem Wesen gehört, daß er sich daher in seiner Arbeit nicht bejaht, sondern verneint, nicht wohl, sondern unglücklich fühlt, keine freie physische und geistige Energie entwickelt, sondern seine Physis abkasteit und seinen Geist ruiniert. Der Arbeiter fühlt sich daher erst außer der Arbeit bei sich und in der Arbeit außer sich. Zu Hause ist er, wenn er nicht arbeitet, und wenn er arbeitet, ist er nicht zu Haus. Seine Arbeit ist daher nicht freiwillig, sondern gezwungen, Zwangsarbeit. Sie ist daher nicht die Befriedigung eines Bedürfnisses, sondern sie ist nur ein Mittel, um Bedürfnisse außer ihr zu befriedigen. Ihre Fremdheit tritt darin rein hervor, daß, sobald kein physischer oder sonstiger Zwang existiert, die Arbeit als eine Pest geflohen wird. Die äußerliche Arbeit, die Arbeit, in welcher der Mensch sich entäußert, ist eine Arbeit der Selbstaufopferung, der Kasteiung. Endlich erscheint die Äußerlichkeit der Arbeit für den Arbeiter darin, daß sie nicht sein eigen, sondern eines andern ist, daß sie ihm nicht gehört, daß er in ihr nicht sich selbst, sondern einem andern angehört. Wie in der Religion die Selbsttätigkeit der menschlichen Phantasie, des menschlichen Hirns und des menschlichen Herzens unabhängig vom Individuum, d. h. als eine fremde, göttliche oder teuflische Tätigkeit, auf es wirkt, so ist die Tätigkeit des Arbeiters nicht seine Selbsttätigkeit. Sie gehört einem andren, sie ist der Verlust seiner selbst. Es kömmt daher zu dem Resultat, daß der Mensch (der Arbeiter) nur mehr in seinen tierischen Funktionen, Essen, Trinken und Zeugen, höchstens noch Wohnung, Schmuck etc., sich als freitätig fühlt und in seinen
menschlichen Funktionen nur mehr als Tier. Das Tierische wird das Menschliche und das Menschliche das Tierische. Essen, Trinken und Zeugen etc. sind zwar auch echt menschliche Funktionen. In der Abstraktion aber, die sie von dem übrigen Umkreis menschlicher Tätigkeit trennt und zu letzten und alleinigen Endzwecken macht, sind sie tierisch. Wir haben den Akt der Entfremdung der praktischen menschlichen Tätigkeit, die Arbeit, nach zwei Seiten hin betrachtet. 1. Das Verhältnis des Arbeiters zum Produkt der Arbeit als fremden und über ihn mächtigen Gegenstand. Dies Verhältnis ist zugleich das Verhältnis zur sinnlichen Außenwelt, zu den Naturgegenständen als einer fremden, ihm feindlich gegenüberstehenden Welt. 2. Das Verhältnis der Arbeit zum Akt der Produktion innerhalb der Arbeit. Dies Verhältnis ist das Verhältnis des Arbeiters zu seiner eignen Tätigkeit als einer fremden, ihm nicht angehörigen, die Tätigkeit als Leiden, die Kraft als Ohnmacht, die Zeugung als Entmannung, die eigne physische und geistige Energie des Arbeiters, sein persönliches Leben - denn was ist Leben [anderes] als Tätigkeit - als eine wider ihn selbst gewendete, von ihm unabhängige, ihm nicht gehörige Tätigkeit. Die Selbstentfremdung, wie oben die Entfremdung der Sache. | | XXIVi Wir haben nun noch eine dritte Bestimmung der entfremdeten Arbeit aus den beiden bisherigen zu ziehn. Der Mensch ist ein Gattungswesen, nicht nur indem er praktisch und theoretisch die Gattung, sowohl seine eigne als die der übrigen Dinge, zu seinem Gegenstand macht, sondern - und dies ist nur ein andrer Ausdruck für dieselbe Sache -, sondern auch indem er sich zu sich selbst als der gegenwärtigen, lebendigen Gattung verhält, indem er sich zu sich als einem universellen, darum freien Wesen verhält. Das Gattungsleben, sowohl beim Menschen als beim Tier, besteht physisch einmal darin, daß der Mensch (wie das Tier) von der unorganischen Natur lebt, und um so universeller der Mensch als das Tier, um so universeller ist der Bereich der unorganischen Natur, von der er lebt. Wie Pflanzen, Tiere, Steine, Luft, Licht etc. theoretisch einen Teil des menschlichen Bewußtseins, teils als Gegenstände der Naturwissenschaft, teils als Gegenstände der Kunst bilden - seine geistige unorganische Natur, geistige Lebensmittel, die er erst zubereiten muß zum Genuß und zur Verdauung so bilden sie auch praktisch einen Teil des menschlichen Lebens und der menschlichen Tätigkeit. Physisch lebt der Mensch nur von diesen Naturprodukten, mögen sie nun in der Form der Nahrung, Heizung, Kleidung, Wohnung etc. erscheinen. Die Universalität des Menschen erscheint
34 Marx/Engels, Werke, EB I
praktisch eben in der Universalität, die die ganze Natur zu seinem unorganischen Körper macht, sowohl insofern sie 1. ein unmittelbares Lebensmittel, als inwiefern sie [2.] die Materie, der Gegenstand und das Werkzeug seiner Lebenstätigkeit ist. Die Natur ist der unorganische Leib des Menschen, nämlich die Natur, soweit sie nicht selbst menschlicher Körper ist. Der Mensch lebt von der Natur, heißt: Die Natur ist sein Leib, mit dem er in beständigem Prozeß bleiben muß, um nicht zu sterben. Daß das physische und geistige Leben des Menschen mit der Natur zusammenhängt, hat keinen andren Sinn, als daß die Natur mit sich selbst zusammenhängt, denn der Mensch ist ein Teil der Natur. Indem die entfremdete Arbeit dem Menschen 1. die Natur entfremdet, 2. sich selbst, seine eigne tätige Funktion, seine Lebenstätigkeit, so entfremdet sie dem Menschen die Gattung; sie macht ihm das Gattungsleben zum Mittel des individuellen Lebens. Erstens entfremdet sie das Gattungsleben und das individuelle Leben, und zweitens macht sie das letztere in seiner Abstraktion zum Zweck des ersten, ebenfalls in seiner abstrakten und entfremdeten Form. Denn erstens erscheint dem Menschen die Arbeit, die Lebenstätigkeit, das produktive Leben selbst nur als ein Mittel zur Befriedigung eines Bedürfnisses, des Bedürfnisses der Erhaltung der physischen Existenz. Das produktive Leben ist aber das Gattungsleben. Es ist das Leben erzeugende Leben. In der Art der Lebenstätigkeit liegt der ganze Charakter einer species, ihr Gattungscharakter, und die freie bewußte Tätigkeit ist der Gattungscharakter des Menschen. Das Leben selbst erscheint nur als Lebensmittel. Das Tier ist unmittelbar eins mit seiner Lebenstätigkeit. Es unterscheidet sich nicht von ihr. Es ist sie. Der Mensch macht seine Lebenstätigkeit selbst zum Gegenstand seines Wollens und seines Bewußtseins. Er hat bewußte Lebenstätigkeit. Es ist nicht eine Bestimmtheit, mit der er unmittelbar zusammenfließt. Die bewußte Lebenstätigkeit unterscheidet den Menschen unmittelbar von der tierischen Lebenstätigkeit. Eben nur dadurch ist er ein Gattungswesen. Oder er ist nur ein bewußtes Wesen, d.h., sein eignes Leben ist ihm Gegenstand, eben weil er ein Gattungswesen ist. Nur darum ist seine Tätigkeit freie Tätigkeit. Die entfremdete Arbeit kehrt das Verhältnis dahin um, daß der Mensch eben, weil er ein bewußtes Wesen ist, seine Lebenstätigkeit, sein Wesen nur zu einem Mittel für seine Existenz macht. Das praktische Erzeugen einer gegenständlichen Welt, die Bearbeitung der unorganischen Natur ist die Bewährung des Menschen als eines bewußten Gattungswesens, d.h. eines Wesens, das sich zu der Gattung als
seinem eignen Wesen oder zu sich als Gattungswesen verhält. Zwar produziert auch das Tier. Es baut sich ein Nest, Wohnungen, wie die Biene, Biber, Ameise etc. Allein es produziert nur, was es unmittelbar für sich oder sein Junges bedarf; es produziert einseitig, während der Mensch universell produziert; es produziert nur unter der Herrschaft des unmittelbaren physischen Bedürfnisses, während der Mensch selbst frei vom physischen Bedürfnis produziert und erst wahrhaft produziert in der Freiheit von demselben; es produziert nur sich selbst, während der Mensch die ganze Natur reproduziert; sein Produkt gehört unmittelbar zu seinem physischen Leib, während der Mensch frei seinem Produkt gegenübertritt. Das Tier formiert nur nach dem Maß und dem Bedürfnis der species, der es angehört, während der Mensch nach dem Maß jeder species zu produzieren weiß und überall das inhärente Maß dem Gegenstand anzulegen weiß; der Mensch formiert daher auch nach den Gesetzen der Schönheit. Eben in der Bearbeitung der gegenständlichen Welt bewährt sich der Mensch daher erst wirklich als ein Gattungswesen. Diese Produktion ist sein werktätiges Gattungsleben. Durch sie erscheint die Natur als sein Werk und seine Wirklichkeit. Der Gegenstand der Arbeit ist daher die Vergegenständlichung des Gattungslebens des Menschen: indem er sich nicht nur wie im Bewußtsein intellektuell, sondern werktätig, wirklich verdoppelt und sich selbst daher in einer von ihm geschaffnen Welt anschaut. Indem daher die entfremdete Arbeit dem Menschen den Gegenstand seiner Produktion entreißt, entreißt sie ihm sein Gattungsleben, seine wirkliche Gattungsgegenständlichkeit und verwandelt seinen Vorzug vor dem Tier in den Nachteil, daß sein unorganischer Leib, die Natur, ihm entzogen wird. Ebenso indem die entfremdete Arbeit die Selbsttätigkeit, die freie Tätigkeit, zum Mittel herabsetzt, macht sie das Gattungsleben des Menschen zum Mittel seiner physischen Existenz. Das Bewußtsein, welches der Mensch von seiner Gattung hat, verwandelt sich durch die Entfremdung also dahin, daß das Gattungs[leben] ihm zum Mittel wird. Die entfremdete Arbeit macht also: 3. das Gattungswesen des Menschen, sowohl die Natur als sein geistiges Gattungsvermögen, zu einem ihm fremden Wesen, zum Mittel seiner individuellen Existenz. Sie entfremdet dem Menschen seinen eignen Leib, wie die Natur außer ihm, wie sein geistiges Wesen, sein menschliches Wesen. 4. Eine unmittelbare Konsequenz davon, daß der Mensch dem Produkt seiner Arbeit, seiner Lebenstätigkeit, seinem Gattungswesen entfremdet ist, ist die Entfremdung des Menschen von dem Menschen. Wenn der Mensch sich
selbst gegenübersteht, so steht ihm der andre Mensch gegenüber. Was von dem Verhältnis des Menschen zu seiner Arbeit, zum Produkt seiner Arbeit und zu sich selbst, das gilt von dem Verhältnis des Menschen zum andren Menschen, wie zu der Arbeit und dem Gegenstand der Arbeit des andren Menschen. Überhaupt, der Satz, daß der Mensch seinem Gattungswesen entfremdet ist, heißt, daß ein Mensch dem andern, wie jeder von ihnen dem menschlichen Wesen entfremdet ist. Die Entfremdung des Menschen, überhaupt jedes Verhältnis, in dem der Mensch zu sich selbst [steht], ist erst verwirklicht, drückt sich aus in dem Verhältnis, in welchem der Mensch zu d[em] andren Menschen steht. Also betrachtet in dem Verhältnis der entfremdeten Arbeit jeder Mensch den andren nach dem Maßstab und dem Verhältnis, in welchem er selbst als Arbeiter sich befindet. | | XXV| Wir gingen aus von einem nationalökonomischen Faktum, der Entfremdung des Arbeiters und seiner Produktion. Wir haben den Begriff dieses Faktums ausgesprochen: die entfremdete, entäußerte Arbeit. Wir haben diesen Begriff analysiert, also bloß ein nationalökonomisches Faktum analysiert. Sehn wir nun weiter, wie sich der Begriff der entfremdeten, entäußerten Arbeit in der Wirklichkeit aussprechen und darstellen muß. Wenn das Produkt der Arbeit mir fremd ist, mir als fremde Macht gegenübertritt, wem gehört es dann? Wenn meine eigne Tätigkeit nicht mir gehört, eine fremde, eine erzwungne Tätigkeit ist, wem gehört sie dann? Einem andern Wesen als mir. Wer ist dies Wesen? Die GötterP Allerdings erscheint in den ersten Zeiten die Hauptproduktion, wie z. B. der Tempelbau etc. in Ägypten, Indien, Mexiko, sowohl im Dienst der Götter, wie auch das Produkt den Göttern gehört. Allein, die Götter allein waren nie die Arbeitsherrn. Ebensowenig die Natur. Und welcher Widerspruch wäre es auch, daß, je mehr der Mensch die Natur durch seine Arbeit sich unterwirft, je mehr die Wunder der Götter überflüssig werden durch die Wunder der Industrie, der Mensch diesen Mächten zulieb auf die Freude an der Produktion und auf den Genuß des Produktes verzichten sollte. Das fremde Wesen, dem die Arbeit und das Produkt der Arbeit gehört, in dessen Dienst die Arbeit und zu dessen Genuß das Produkt der Arbeit steht, kann nur der Mensch selbst sein.
Wenn das Produkt der Arbeit nicht dem Arbeiter gehört, eine fremde Macht ihm gegenüber ist, so ist dies nur dadurch möglich, daß es einem andern Menschen außer dem Arbeiter gehört. Wenn seine Tätigkeit ihm Qual ist, so muß sie einem andern Genuß und die Lebensfreude eines andern sein. Nicht die Götter, nicht die Natur, nur der Mensch selbst kann diese fremde Macht über d[en] Menschen sein. Man bedenke noch den vorher aufgestellten Satz, daß das Verhältnis des Menschen zu sich selbst ihm erst gegenständlich, wirklich ist durch sein Verhältnis zu dem andern Menschen. Wenn er sich also zu dem Produkt seiner Arbeit, zu seiner vergegenständlichten Arbeit, als einem fremden, feindlichen, mächtigen, von ihm unabhängigen Gegenstand verhält, so verhält er sich zu ihm so, daß ein andrer, ihm fremder, feindlicher, mächtiger, von ihm unabhängiger Mensch der Herr dieses Gegenstandes ist. Wenn er sich zu seiner eignen Tätigkeit als einer unfreien verhält, so verhält er sich zu ihr als der Tätigkeit im Dienst, unter der Herrschaft, dem Zwang und dem Joch eines andern Menschen. Jede Selbstentfremdung des Menschen von sich und der Natur erscheint in dem Verhältnis, welches er sich und der Natur zu andern, von ihm unterschiednen Menschen gibt. Daher die religiöse Selbstentfremdung notwendig in dem Verhältnis des Laien zum Priester erscheint, oder auch, da es sich hier von der intellektuellen Welt handelt, zu einem Mittler etc. In der praktischen wirklichen Welt kann die Selbstentfremdung nur durch das praktische, wirkliche Verhältnis zu andern Menschen erscheinen. Das Mittel, wodurch die Entfremdung vorgeht, ist selbst ein praktisches. Durch die entfremdete Arbeit erzeugt der Mensch also nicht nur sein Verhältnis zu dem Gegenstand und dem Akt der Produktion als fremden und ihm feindlichen Mächten1; er erzeugt auch das Verhältnis, in welchem andre Menschen zu seiner Produktion und seinem Produkt stehn, und das Verhältnis, in welchem er zu diesen andern Menschen steht. Wie er seine eigne Produktion zu seiner Entwirklichung, zu seiner Strafe, wie er sein eignes Produkt zu dem Verlust, zu einem ihm nicht gehörigen Produkt, so erzeugt er die Herrschaft dessen, der nicht produziert, auf die Produktion und auf das Produkt. Wie er seine eigne Tätigkeit sich entfremdet, so eignet er dem Fremden die ihm nicht eigne Tätigkeit an. Wir haben bis jetzt das Verhältnis nur von Seiten des Arbeiters, und wir werden es später auch von seiten des Nichtarbeiters betrachten. Also durch die entfremdete, entäußerte Arbeit erzeugt der Arbeiter das Verhältnis eines der Arbeit fremden und außer ihr stehenden Menschen zu
dieser Arbeit. Das Verhältnis des Arbeiters zur Arbeit erzeugt das Verhältnis des Kapitalisten zu derselben, oder wie man sonst den Arbeitsherrn nennen will. Das Privateigentum ist also das Produkt, das Resultat, die notwendige Konsequenz der entäußerten Arbeit, des äußerlichen Verhältnisses des Arbeiters zu der Natur und zu sich selbst. Das Privateigentum ergibt sich also durch Analyse aus dem Begriff der entäußerten Arbeit, d.i. des entäußerten Menschen, der entfremdeten Arbeit, des entfremdeten Lebens, des entfremdeten Menschen. Wir haben allerdings den Begriff der entäußerten Arbeit (des entäußerten Lebens) aus der Nationalökonomie als Resultat aus der Bewegung des Privateigentums gewonnen. Aber es zeigt sich bei Analyse dieses Begriffes, daß, wenn das Privateigentum als Grund, als Ursache der entäußerten Arbeit erscheint, es vielmehr eine Konsequenz derselben ist, wie auch die Götter ursprünglich nicht die Ursache, sondern die Wirkung der menschlichen Verstandesverirrung sind. Später schlägt dies Verhältnis in Wechselwirkung um. Erst auf dem letzten Kulminationspunkt der Entwicklung des Privateigentums tritt dieses sein Geheimnis wieder hervor, nämlich einerseits, daß es das Produkt der entäußerten Arbeit, und zweitens, daß es das Mittel ist, durch welches sich die Arbeit entäußert, die Realisation dieser Entäußerung. Diese Entwicklung gibt sogleich Licht über verschiedne bisher ungelöste Kollisionen. 1. Die Nationalökonomie geht von der Arbeit als der eigentlichen Seele der Produktion aus, und dennoch gibt sie der Arbeit nichts und dem Privateigentum alles. Proudhon hat aus diesem Widerspruch zugunsten der Arbeit wider das Privateigentum geschlossen. Wir aber sehn ein, daß dieser scheinbare Widerspruch der Widerpruch der entfremdeten Arbeit mit sich selbst ist und daß die Nationalökonomie nur die Gesetze der entfremdeten Arbeit ausgesprochen hat. Wir sehn daher auch ein, daß Arbeitslohn und Privateigentum identisch sind: denn der Arbeitslohn, wo das Produkt, der Gegenstand der Arbeit, die Arbeit selbst besoldet, ist nur eine notwendige Konsequenz von der Entfremdung der Arbeit, wie denn im Arbeitslohn auch die Arbeit nicht als Selbstzweck, sondern als der Diener des Lohns erscheint. Wir werden dies später ausführen und ziehen jetzt nur noch einige Konse||XXVI|quenzen. Eine gewaltsame Erhöhung des Arbeitslohns (von allen andren Schwierigkeiten abgesehn, abgesehn davon, daß sie als eine Anomalie auch nur gewaltsam- aufrechtzuerhalten wäre) wäre also nichts als eine bessere
Salairierung der Sklaven und hätte weder dem Arbeiter noch der Arbeit ihre menschliche Bestimmung und Würde erobert. Ja selbst die Gleichheit der Salaire, wie sie Proudhon fordert, verwandelt nur das Verhältnis des jetzigen Arbeiters zu seiner Arbeit in das Verhältnis aller Menschen zur Arbeit. Die Gesellschaft wird dann als abstrakter Kapitalist gefaßt. Arbeitslohn ist eine unmittelbare Folge der entfremdeten Arbeit, und die entfremdete Arbeit ist die unmittelbare Ursache des Privateigentums. Mit der einen muß daher auch die andere Seite fallen. 2. Aus dem Verhältnis der entfremdeten Arbeit zum Privateigentum folgt ferner, daß die Emanzipation der Gesellschaft vom Privateigentum etc., von der Knechtschaft, in der politischen Form der Arbeiteremanzipation sich ausspricht, nicht als wenn es sich nur um ihre Emanzipation handelte, sondern weil in ihrer Emanzipation die allgemein menschliche enthalten ist, diese ist aber darin enthalten, weil die ganze menschliche Knechtschaft in dem Verhältnis des Arbeiters zur Produktion involviert ist und alle Knechtschaftsverhältnisse nur Modifikationen und Konsequenzen dieses Verhältnisses sind. Wie wir aus dem Begriff der entfremdeten, entäußerten Arbeit den Begriff des Privateigentums durch Analyse gefunden haben, so können mit Hülfe dieser beiden Faktoren alle nationalökonomischen Kategorien entwickelt werden, und wir werden in jeder Kategorie, wie z.B. dem Schacher, der Konkurrenz, dem Kapital, dem Geld, nur einen bestimmten und entwickelten Ausdruck dieser ersten Grundlagen wiederfinden. Bevor wir jedoch diese Gestaltung betrachten, suchen wir noch zwei Aufgaben zu lösen. 1. Das allgemeine Wesen des Privateigentums, wie es sich als Resultat der entfremdeten Arbeit ergeben hat, in seinem Verhältnis zum wahrhaft menschlichen und sozialen Eigentum zu bestimmen. 2. Wir haben die Entfremdung der Arbeit, ihre Entäußrung als ein Faktum angenommen und dies Faktum analysiert. Wie, fragen wir nun, kömmt der Mensch dazu, seine Arbeit zu entäußern, zu entfremden? Wie ist diese Entfremdung im Wesen der menschlichen Entwicklung begründet? Wir haben schon viel für die Lösung der Aufgabe gewonnen, indem wir die Frage nach dem Ursprung des Privateigentums in die Frage nach dem Verhältnis der entäußerten Arbeit zum Entwicklungsgang der Menschheit verwandelt haben. Denn wenn man von Privateigentum spricht, so glaubt man es mit einer Sache außer dem Menschen zu tun zu haben. Wenn man von der Arbeit spricht, so hat man es unmittelbar mit dem Menschen
selbst zu tun. Diese neue Stellung der Frage ist inklusive schon ihre Lösung. ad 1. Allgemeines Wesen des Privateigentums und sein Verhältnis zum Wahrhaft menschlichen Eigentum. In zwei Bestandteile, die sich wechselseitig bedingen oder die nur verschiedne Ausdrücke eines und desselben Verhältnisses sind, hat sich uns die entäußerte Arbeit aufgelöst, die Aneignung erscheint als Entfremdung, als Entäußerung, und die Entäußerung als Aneignung, die Entfremdung als die wahre Einbürgerung. Wir haben die eine Seite betrachtet, die entäußerte Arbeit in bezug auf den Arbeiter selbst, d. h. das Verhältnis der entäußerten Arbeit zu sich selbst. Als Produkt, als notwendiges Resultat dieses Verhältnisses haben wir das Eigentumsverhältnis des Nichtarbeiters zum Arbeiter und der Arbeit gefunden. Das Privateigentum, als der materielle, resümierte Ausdruck der entäußerten Arbeit, umfaßt beide Verhältnisse, das Verhältnis des Arbeiters zur Arbeit und zum Produkt seiner Arbeit und zum Nichtarbeiter und das Verhältnis des Nichtarbeiters zum Arbeiter und dem Produkt seiner Arbeit. Wenn wir nun gesehn haben, daß in bezug auf den Arbeiter, welcher sich durch die Arbeit die Natur aneignet, die Aneignung als Entfremdung erscheint, die Selbsttätigkeit als Tätigkeit für einen andern und als Tätigkeit eines andern, die Lebendigkeit als Aufopferung des Lebens, die Produktion des Gegenstandes als Verlust des Gegenstandes an eine fremde Macht, an einen fremden Menschen, so betrachten wir nun das Verhältnis dieses der Arbeit und dem Arbeiter fremden Menschen zum Arbeiter, zur Arbeit und ihrem Gegenstand. Zunächst ist zu bemerken, daß alles, was bei dem Arbeiter als Tätigkeit der Entäußerung, der Entfremdung, bei dem Nichtarbeiter als Zustand der Entäußerung, der Entfremdung, erscheint. Zweitens, daß das wirkliche, praktische Verhalten des Arbeiters in der Produktion und zum Produkt (als Gemütszustand) bei dem ihm gegenüberstehenden Nichtarbeiter als theoretisches Verhalten erscheint. ||XXVIII Drittens. Der Nichtarbeiter tut alles gegen den Arbeiter, was der Arbeiter gegen sich selbst tut, aber er tut nicht gegen sich selbst, was er gegen den Arbeiter tut. Betrachten wir näher diese drei Verhältnisse.1 |XXVII||
1 Hier bricht der Text des unvollendet gebliebenen ersten Manuskripts ab
[ZWEITES MANUSKRIPT]
[Das Verhältnis des Privateigentums]
... ||XL| Zinsen seines Kapitals bildet1. An dem Arbeiter existiert es also subjektiv, daß das Kapital der sich ganz abhanden gekommene Mensch ist, wie es am Kapital objektiv existiert, daß die Arbeit der sich abhanden gekommene Mensch ist. Der Arbeiter hat aber das Unglück, ein lebendiges und daher bedürftiges Kapital zu sein, das jeden Augenblick, wo es nicht arbeitet, seine Zinsen und damit seine Existenz verliert. Als Kapital steigt [der] Wert des Arbeiters nach Nachfrage und Zufuhr, und auch physisch ward und wird gewußt sein Dasein, sein Leben [als] eine Zufuhr von Ware wie jeder andren Ware. Der Arbeiter produziert das Kapital, das Kapital produziert ihn, er also sich selbst, und der Mensch als Arbeiter, als Ware, ist das Produkt der ganzen Bewegung. Dem Menschen, der nichts mehr ist als Arbeiter, und als Arbeiter sind seine menschlichen Eigenschaften nur da, insofern sie für das ihm fremde Kapital da sind. Weil sich aber beide fremd sind, daher in einem gleichgültigen, äußerlichen und zufälligen Verhältnisse stehn, so mußte diese Fremdheit auch als wirklich erscheinen. Sobald es also dem Kapital einfällt - notwendiger oder willkürlicher Einfall -, nicht mehr für den Arbeiter zu sein, ist er selbst nicht mehr für sich, er hat keine Arbeit, darum keinen Lohn, und da er nicht als Mensch, sondern als Arbeiter Dasein hat, so kann er sich begraben lassen, verhungern etc. Der Arbeiter ist nur als Arbeiter da, sobald er für sich als Kapital da ist, und er ist nur als Kapital da, sobald ein Kapital für ihn da ist. Das Dasein des Kapitals ist sein Dasein, sein Leben, wie es den Inhalt seines Lebens auf eine ihm gleichgültige Weise bestimmt. Die Nationalökonomie kennt daher nicht den unbeschäftigten Arbeiter, den Arbeitsmenschen, soweit er sich außer diesem Arbeitsverhältnis befindet. Der Spitzbube, Gauner, Bettler, der unbeschäftigte, der verhungernde, der elende und verbrecherische Arbeitsmensch sind Gestalten, die nicht für sie, sondern nur für andre Augen, für die des Arztes, des
1 Mit diesen Worten beginnt die Seite XL des zweiten Manuskripts; die vorhergehenden Seiten sir.d nicht erhalten geblieben
Richters, des Totengräbers und Bettelvogts etc. existieren, Gespenster außerhalb ihres Reichs. Die Bedürfnisse des Arbeiters sind daher für sie nur das Bedürfnis, ihn während der Arbeit zu unterhalten, und so weit, daß das Arbeiterg eschlecht nicht aussterbe]. Der Arbeitslohn hat daher ganz den« selben Sinn wie die Unterhaltung, Instanderhaltung jedes andren produktiven Instruments, wie die Konsumtion des Kapitals überhaupt, deren es bedarf, um sich mit Zinsen zu reproduzieren, wie das Öl, welches an die Räder verwandt wird, um sie in Bewegung zu halten. Der Arbeitslohn gehört daher zu den nötigen Kosten des Kapitals und des Kapitalisten und darf das Bedürfnis dieser Not nicht überschreiten. Es war daher ganz konsequent, wenn englische Fabrikherrn vor der Amendment bill von 1834[114J die öffentlichen Almosen, die der Arbeiter vermittelst der Armentaxe empfing, von seinem Arbeitslohn abzogen und als einen integrierenden Teil desselben betrachteten. Die Produktion produziert den Menschen nicht nur als eine Ware, die Menschenware, den Menschen in der Bestimmung der Ware, sie produziert ihn, dieser Bestimmung entsprechend, als ein ebenso geistig wie körperlich entmenschtes Wesen. - Immoralität, Mißgeburt, Hebetismus der Arbeiter und der Kapitalisten. - Ihr Produkt ist die selbstbewußte und selbsttätige Ware, ... die Menschenvtare ... Großer Fortschritt von Ricardo, Mill etc. gegen Smith und Say, das Dasein des Menschen - die größre oder kleinre Menschenproduktivität der Ware - als gleichgültig und sogar schädlich zu erklären. Nicht, wieviel Arbeiter ein Kapital unterhalte, sondern wieviel Zinsen es bringe, die Summe der jährlichen Ersparungen sei der wahre Zweck der Produktion. Es war ebenfalls ein großer und konsequenter Fortschritt der neueren ||XLI| englischen Nationalökonomie, daß sie welche die Arbeit zum einzigen Prinzip der Nationalökonomie erhebt zugleich mit völliger Klarheit das umgekehrte Verhältnis zwischen dem Arbeitslohn und den Zinsen des Kapitals auseinandersetzte und daß der Kapitalist in der Regel nur durch die Herabdrückung des Arbeitslohns, wie umgekehrt, gewinnen könne. Nicht die Übervorteilung des Konsumenten, sondern die wechselseitige Übervorteilung von Kapitalist und Arbeiter sei das normale Verhältnis. - Das Verhältnis des Privateigentums enthält in sich latent das Verhältnis des Privateigentums als Arbeit, wie das Verhältnis desselben als Kapital und die Beziehung dieser beiden Ausdrücke aufeinander. Die Produktion der menschlichen Tätigkeit als Arbeit, also als einer sich ganz fremden, dem Menschen und der Natur, daher dem Bewußtsein und der Lebensäußerung ganz fremden Tätigkeit, die abstrafte Existenz des Menschen als eines bloßen Arbeitsmenschen, der daher täglich
aus seinem erfüllten Nichts in das absolute Nichts, sein gesellschaftliches und darum sein wirkliches Nichtdasein hinabstürzen kann - wie andrerseits die Produktion des Gegenstandes der menschlichen Tätigkeit als Kapital, worin alle natürliche und gesellschaftliche Bestimmtheit des Gegenstandes ausgelöscht ist, das Privateigentum seine natürliche und gesellschaftliche Qualität (also alle politischen und geselligen Illusionen verloren hat und mit keinen scheinbar menschlichen Verhältnissen vermischt ist) verloren hat worin auch dasselbe Kapital in dem verschiedenartigsten natürlichen und gesellschaftlichen Dasein dasselbe bleibt, vollkommen gleichgültig gegen seinen wirklichen Inhalt ist - dieser Gegensatz auf die Spitze getrieben ist notwendig die Spitze, die Höhe und der Untergang des ganzen Verhältnisses. Es ist daher wieder eine große Tat der neuern englischen Nationalökonomie, die Grundrente als den Unterschied der Zinsen des schlechtesten der Kultur angehörigen Landes und der des besten Kulturlandes angegeben, die romantischen Einbildungen des Grundeigentümers - seine angeblich soziale Wichtigkeit und die Identität seines Interesses mit dem Interesse der Gesellschaft, die noch nach den Physiokraten Adam Smith behauptet [nachgewiesen]1 und die Bewegung der Wirklichkeit antizipiert und vorbereitet zu [haben]1, die den Grundeigentümer in einen ganz gewöhnlichen, prosaischen Kapitalisten verwandeln, dadurch den Gegensatz vereinfachen, zuspitzen und damit seine Auflösung beschleunigen wird. Die Erde als Erde, die Grundrente als Grundrente haben damit ihren Standesunterschied verloren und sind zum nichtssagenden oder vielmehr nur geldsagenden Kapital und Interesse geworden. - Der Unterschied von Kapital und Erde, von Gewinn und Grundrente, wie beider vom Arbeitslohn, von der Industrie, von der Agrikultur, [von] dem unbeweglichen und beweglichen Privateigentum ist ein noch historischer, nicht im Wesen der Sache begründeter Unterschied, ein fixiertes geschichtliches Bildungs- und Entstehungsmoment des Gegensatzes von Kapital und Arbeit. In der Industrie etc. im Gegensatz zum unbeweglichen Grundeigentum ist nur die Entstehungsweise und der Gegensatz, in dem sich die Industrie zur Agrikultur ausgebildet hat, ausgedrückt. Als eine besondre Art der Arbeit, als ein wesentlicher, gewichtiger, das Leben umfassender Unterschied besteht dieser Unterschied nur, solange die Industrie (das Stadtleben) gegenüber dem Landbesitz (dem adligen FeudaP-Leben) sich bildet und noch den feudalen ChaTakter ihres Gegensatzes an sich selbst in deT Form des Monopols, Zunft, Gilde, Korporation etc. trägt, innerhalb welcher Bestimmungen
1 Manuskript beschädigt - 2 „Feudal" steht in der Handschrift über „adligen"
die Arbeit noch eine scheinbar gesellschaftliche Bedeutung, noch die Bedeutung des wirklichen Gemeinwesens hat, noch nicht zur Gleichgültigkeit gegen ihren Inhalt und zum völligen Sein für sich selbst, d. h. zur Abstraktion von allem andren Sein, und darum auch noch nicht zum freigelaßnen Kapital fortgegangen ist. HXLIII Aber die notwendige Entwicklung der Arbeit ist die freigelaßne, als solche für sich konstituierte Industrie und das freigelaßne Kapital. Die Macht der Industrie über ihren Gegensatz zeigt sich sogleich in der Entstehung der Agrikultur als einer wirklichen Industrie, während sie früher die Hauptarbeit dem Boden überließ und dem Sklaven dieses Bodens, durch welchen dieser sich selbst baute. Mit der Verwandlung des Sklaven in einen freien Arbeiter, d.h. in einen Söldling, ist der Grundherr an sich in einen Industrieherrn, einen Kapitalisten verwandelt, eine Verwandlung, die zunächst durch das Mittelglied des Pächters geschieht. Aber der Pächter ist der Repräsentant, das offenbarte Geheimnis des Grundeigentümers; nur durch ihn ist sein nationalökonomisches Dasein, sein Dasein als Privateigentümer - denn die Grundrente seiner Erde ist nur durch die Konkurrenz der Pächter. - Also ist der Grundherr wesentlich schon im Pächter ein gemeiner Kapitalist geworden. Und dies muß sich auch in der Wirklichkeit vollziehn, der Agrikultur treibende Kapitalist - der Pächter - muß Grundherr werden oder umgekehrt. Der Industrieschacher des Pächters ist der des Grundeigentümers, denn das Sein des ersten setzt das Sein des zweiten. Aber ihrer gegensätzlichen Entstehung sich erinnernd, ihrer Herkunft der Grundeigentümer weiß den Kapitalisten als seinen übermütigen, freigelaßnen, bereicherten Sklaven von gestern und sieht sich selbst als Kapitalist durch jenen bedroht - der Kapitalist weiß den Grundeigentümer als den nichtstuenden und grausamen egoistischen1 Herrn von gestern, er weiß, daß er ihn als Kapitalist beeinträchtigt, doch der Industrie seine ganze jetzige gesellschaftliche Bedeutung, seine Habe und seinen Genuß verdankt, er sieht in ihm einen Gegensatz der freien Industrie und des freien, von jeder Naturbestimmung unabhängigen Kapitals - dieser Gegensatz ist höchst bitter und sagt sich wechselseitig die Wahrheit. Man braucht nur die Angriffe des unbeweglichen Eigentums auf das bewegliche und umgekehrt zu lesen, um sich von ihrer wechselseitigen Nichtswürdigkeit ein anschauliches Bild zu verschaffen. Der Grundeigentümer macht den Geburtsadel seines Eigentums, die feudalen Souvenirs, Reminiszenzen2, die
1 „egoistischen" steht in der Handschrift über „grausamen" - 2 „Reminiszenzen" steht in der Handschrift über „Souvenirs"
Poesie der Erinnerung, sein schwärmerisches Wesen, seine politische Wichtigkeit etc. geltend, und wenn sie nationalökonomisch sprechen: der Landbau sei allein produktiv. Er schildert zugleich seinen Gegner als einen schlauen, feilbietenden, mäkelnden, betrügerischen, habsüchtigen, verkäuflichen, empörungssüchtigen, Herz- und Geistlosen, dem Gemeinwesen entfremdeten und frei es verschachernden, wuchernden, kuppelnden, sklavischen, geschmeidigen, schöntuenden, prellenden, trocknen, die Konkurrenz und daher den Pauperismus und den verbrechenden, die Auflösung aller sozialen Bande erzeugenden, nährenden, hätschelnden Geldschurken ohne Ehre, ohne Grundsätze, ohne Poesie, ohne Substanz, ohne alles. (Siehe unter andern den Physiokraten Bergasse, den Camille Desmoulins schon in seinem Journal: „Revolutions de France et de Brabant" geißelt, siehe v.Vincke, Lancizolle, Haller, Leo, Kosegarten* und siehe Sismondi.) Das bewegliche Eigentum seinerseits zeigt auf die Wunder der Industrie und der Bewegung, es ist das Kind der modernen Zeit und ihr berechtigter eingeborener Sohn; es bedauert seinen Gegner als einen über sein Wesen unaufgeklärten (und das ist vollkommen richtig) Schwachkopf, der an die Stelle des moralischen Kapitals und der freien Arbeit die rohe unmoralische Gewalt und die Leibeigenschaft setzen wolle; es schildert ihn als einen Don Quixote, der unter dem Schein der Gradheit, Biederheit, des allgemeinen Interesses, des Bestandes die Bewegungsunfähigkeit, die habsüchtige Genußsucht, die Selbstsucht, das Sonderinteresse, die schlechte Absicht verstecke; es erklärt ihn für einen durchtriebnen Monopolisten; seine Reminiszenzen, seine Poesie, seine Schwärmerei dämpft es durch eine historische und sarkastische Aufzählung der Niederträchtigkeit, Grausamkeit, Wegwerfung, Prostitution, Infamie, Anarchie, Empörung, deren Werkstätten die romantischen Schlösser waren.
||XLIII| Es habe der Welt die politische Freiheit verschafft, die Fesseln der bürgerlichen Gesellschaft gelöst, die Welten miteinander verbunden, den menschenfreundlichen Handel, die reine Moral, die gefällige Bildung
* Sieh (auf der andern Seite) den gespreizten althegelschen Theologen Funke, der mit Tränen in den Augen nach Herrn Leo erzählt, wie ein Sklave, bei der Aufhebung der Leibeigenschaft, sich geweigert habe, aufzuhören ein adliges Eigentum zu sein. Siehe auch Justus Mosers patriotische Phantasien, die sich dadurch auszeichnen, daß sie nicht einen Augenblick [..-]1 den biedern, kleinbürgerlichen „hausbackenen",gewöhnlichen, bornierten Horizont des Philisters verlassen und dennoch reine Phantastereien sind. Dieser Widerspruch hat sie so ansprechend für das deutsche Gemüt gemacht.
1 In der Handschrift einige Wörter nicht zu entziffern
geschaffen; es habe dem Volk statt seiner rohen zivilisierte Bedürfnisse und die Mittel ihrer Befriedigung gegeben, während der Grundeigentümer dieser untätige und nur genante Kornwucherer - dem Volk die ersten Lebensmittel verteure, dadurch den Kapitalisten zwinge, den Arbeitslohn zu erhöhen, ohne die Produktionskraft erhöhen zu können, so das jährliche Einkommen der Nation, die Akkumulation der Kapitalien, also die Möglichkeit, dem Volk Arbeit und dem Land Reichtum zu verschaffen, verhindre, endlich ganz aufhebe, einen allgemeinen Untergang herbeiführe und alle Vorteile der modernen Zivilisation wucherisch ausbeute, ohne das Geringste für sie zu tun und gar ohne von seinen Feudalvorurteilen abzulassen. Endlich solle er nur auf seinen Pächter sehn - er, für den der Landbau und der Boden selbst nur als eine ihm geschenkte Geldquelle existiert und er solle sagen, ob er nicht ein biedrer, phantastischer, schlauer Schurke sei, der im Herzen und der Wirklichkeit nach der freien Industrie und dem lieblichen Handel schon längst angehöre, sosehr er sich auch dagegen sträube und soviel er von historischen Erinnerungen und sittlichen oder politischen Zwecken plaudere. Alles, was er wirklich zu seinen Gunsten vorbringe, sei nur wahr für den Landbauer (den Kapitalisten und die Arbeitsknechte), deren Feind vielmehr der Grundeigentümer sei; er beweise also gegen sich selbst. Ohne Kapital sei das Grundeigentum tote, wertlose Materie. Sein zivilisierter Sieg sei es eben, an die Stelle des toten Dings die menschliche Arbeit als Quelle des Reichtums entdeckt und geschaffen zu haben. (Siehe Paul-Louis Courier, St. Simon, Ganilh, Ricardo, Mill, MacCulloch und Destutt de Tracy und Michel Chevalier.) Aus dem wirklichen Lauf der Entwicklung (hier einzufügen) folgt der notwendige Sieg des Kapitalisten, d. h. des ausgebildeten Privateigentums über das unausgebildete, halbe, den Grundeigentümer, wie überhaupt schon die Bewegung über die Unbeweglichkeit, die offene, selbstbewußte Gemeinheit über die versteckte und bewußtlose, die Habsucht über die Genußsucht, der eingestanden rastlose, vielgewandte Eigennutz der Aufklärung über den lokalen, weltklugen, biederen, trägen und phantastischen Eigennutz des Aberglaubens, wie das Geld über die andre Form des Privateigentums siegen muß. — Die Staaten, welcheetwas von der Gefahr der vollendeten freien Industrie, der vollendeten reinen Moral und dem vollendeten menschenfreundlichen Handel ahnen, suchen die Kapitalisierung des Grundeigentums - aber ganz vergeblich - aufzuhalten. Das Grundeigentum, in seinem Unterschied von dem Kapital, ist das Privateigentum, das Kapital noch von lokalen und politischen Vorurteilen
behaftet, das noch nicht ganz aus seiner Verstrickung mit der Welt zu sich selbst gekommene, das noch unvollendete Kapital. Es muß im Laufe seiner Weltbildung zu seinem abstrakten, d.h. reinen Ausdruck gelangen. Das Verhältnis des Privateigentums ist Arbeit, Kapital und die Beziehung beider. Die Bewegung, die diese Glieder zu durchlaufen haben, sind: Erstens - unmittelbare oder vermittelte Einheit beider. Kapital und Arbeit erst noch vereint; dann zwar getrennt und entfremdet, aber sich wechselseitig als positive Bedingungen hebend und fördernd. [Zweitens — ] Gegensatz beider. Schließen sich wechselseitig aus; der Arbeiter weiß den Kapitalisten und umgekehrt als sein Nichtdasein; jeder sucht dem andren sein Dasein zu entreißen. [Drittens -]Gegensatz jedes gegen sich selbst. Kapital = aufgehäufter Arbeit = Arbeit. Als solche zerfallend in sich und seine Zinsen, wie diese wieder in Zinsen und Gewinn. Restlose Aufopferung des Kapitalisten. Er fällt in die Arbeiterklasse, wie der Arbeiter - aber nur ausnahmsweise Kapitalist wird. Arbeit als Moment des Kapitals, seine Kosten. Also der Arbeitslohn ein Opfer des Kapitals. Arbeit zerfallen in sich und den Arbeitslohn. Arbeiter selbst ein Kapital, eine Ware. Feindlicher wechselseitiger Gegensatz. |XLIII|]
[DRITTES MANUSKRIPT]
[Privateigentum und Arbeit]
||I | ad pag. XXXVI.'1151 Das subjektive Wesen des Privateigentums, das Privateigentum als für sich seiende Tätigkeit, als Subjekt, als Person ist die Arbeit. Es versteht sich also, daß erst die Nationalökonomie, welche die Arbeit als ihr Prinzip erkannte - Adam Smith -, also nicht mehr das Privateigentum nur mehr als einen Zustand außer dem Menschen wußte -, daß diese Nationalökonomie sowohl als ein Produkt der wirklichen Energie und Bewegung des Privateigentums (sie ist die für sich im Bewußtsein gewordne selbständige Bewegung des Privateigentums, die moderne Industrie als Selbst) zu betrachten ist, als ein Produkt der modernen Industrie, wie sie andrerseits die Energie und Entwicklung dieser Industrie beschleunigt, verherrlicht, zu einer Macht des Bewußtseins gemacht hat. Als Fetischdiener, als Katholiken erscheinen daher dieser aufgeklärten Nationalökonomie, die das subjektive Wesen des Reichtums - innerhalb des Privateigentums - entdeckt hat, die Anhänger des Geld- und Merkantilsystems, welche das Privateigentum als ein nur gegenständliches Wesen für den Menschen wissen. Engels hat daher mit Recht Adam Smith den nationalökonomischen Luther genannt.'1161 Wie Luther als das Wesen der äußerlichen Welt die Religion, den Glauben erkannte und daher dem katholischen Heidentum gegenübertrat, wie er die äußere Religiosität aufhob, indem er die Religiosität zum innern Wesen des Menschen machte, wie er die außer dem Laien vorhandnen Pfaffen negierte, weil er den Pfaffen in das Herz der Laien versetzte, so wird der außer dem Menschen befindliche und von ihm unabhängige - also nur auf eine äußerliche Weise zu erhaltende und zu behauptende - Reichtum aufgehoben, d. h., diese seine äußerliche gedankenlose Gegenständlichkeit wird aufgehoben, indem sich das Privateigentum inkorporiert im Menschen selbst und der Mensch selbst als sein Wesen erkannt - aber darum der Mensch selbst in der Bestimmung des Privateigentums wie bei Luther der Religion gesetzt wird. Unter dem Schein einer Anerkennung des Menschen
ist also die Nationalökonomie, deren Prinzip die Arbeit, vielmehr nur die konsequente Durchführung der Verleugnung des Menschen, indem er selbst nicht mehr in einer äußerlichen Spannung zu dem äußerlichen Wesen des Privateigentums steht, sondern er selbst dies gespannte Wesen des Privateigentums geworden ist. Was früher Sichäußerlichsein, reale Entäußerung des Menschen, ist nur zur Tat der Entäußerung, zur Veräußerung geworden. Wenn also jene Nationalökonomie unter dem Schein der Anerkennung des Menschen, seiner Selbständigkeit, Selbsttätigkeit etc. beginnt und, wie sie in das Wesen des Menschen selbst das Privateigentum versetzt, nicht mehr durch die lokalen, nationalen etc. Bestimmunsen des Privateigentums als eines außer ihr existierenden Heesens bedingt sein kann, also eine kosmopolitische, allgemeine, jede Schranke, jedes Band umwerfende Energie entwickelt, um sich als die einzige Politik, Allgemeinheit, Schranke und Band an die Stelle zu setzen - so muß sie bei weitrer Entwicklung diese Scheinheiligkeit abwerfen, in ihrem ganzen Zynismus hervortreten, und sie tut dies, indem sie - unbekümmert um alle scheinbaren Widersprüche, worin diese Lehre sie verwickelt - viel einseitiger, darum schärfer und konsequenter die Arbeit als das einzige Wesen des Reichtums entwickelt, die Konsequenzen dieser Lehre im Gegensatz zu jener ursprünglichen Auffassung vielmehr als menschenfeindliche nachweist und endlich dem letzten, individuellen, natürlichen, unabhängig von der Bewegung der Arbeit existierenden Dasein des Privateigentums und Quelle des Reichtums - der Grundrente, diesem schon ganz nationalökonomisch gewordnen und daher gegen die Nationalökonomie widerstandsunfähigen Ausdruck des Feudaleigentums den Todesstoß gibt. (Schule des Ricardo.) Nicht nur wächst der Zynismus der Nationalökonomie relativ von Smith über Say bis zu Ricardo, Mill etc., insofern die Konsequenzen der Industrie den letztern entwickelter und widerspruchsvoller vor die Augen treten, sondern auch positiv gehn sie immer und mit Bewußtsein weiter in der Entfremdung gegen den Menschen als ihr Vorgänger, aber nur, weil ihre Wissenschaft sich konsequenter und wahrer entwickelt. Indem sie das Privateigentum in seiner tätigen Gestalt zum Subjekt machen, also zugleich den Menschen zum Wesen und zugleich den Menschen als ein Unwesen zum Wesen machen, so entspricht der Widerspruch der Wirklichkeit vollständig dem widerspruchsvollen Wesen, das sie als Prinzip erkannt haben. Die zerrißne || II | Wirklichkeit der Industrie bestätigt ihr in sich zerrißnesPrinzip, weit entfernt, es zu widerlegen. Ihr Prinzip ist ja das Prinzip dieser Zerrissenheit. Die physiokratische Lehre von Dr. Quesnay bildet den Übergang aus dem Merkantilsystem zu Adam Smith. Die Physiokratie ist unmittelbar die
Vi Marx/Engels, Werke, EB I
nationalökonomische Auflösung des Feudaleigentums, aber darum ebenso unmittelbar die nationalökonomische Umwandlung, Wiederherstellung desselben, nur daß seine Sprache nun nicht mehr feudal, sondern ökonomisch wird. Aller Reichtum wird aufgelöst in die Erde und den Landbau (Agrikultur). Die Erde ist noch nicht Kapital, sie ist noch eine besondre Daseinsweise desselben, die in ihrer und um ihrer natürlichen Besonderheit willen gelten soll; aber die Erde ist doch ein allgemeines, natürliches Element, während das Merkantilsystem nur das edle Metall als Existenz des Reichtums kennt. Der Gegenstand des Reichtums, seine Materie, hat also sogleich die höchste Allgemeinheit innerhalb der Naturgrenze - insofern er noch als Natur unmittelbar gegenständlicher Reichtum ist - erhalten. Und die Erde ist nur durch die Arbeit, die Agrikultur für den Menschen. Also wird schon das subjektive Wesen des Reichtums in die Arbeit versetzt. Aber zugleich ist die Agrikultur die einzig produktive Arbeit. Also ist die Arbeit noch nicht in ihrer Allgemeinheit und Abstraktion gefaßt, sie ist noch an ein besondres Naturelement als ihre Materie gebunden, sie ist daher auch nur noch in einer besonderen naturbestimmten Daseinsweise erkannt. Sie ist daher erst eine bestimmte, besondre Entäußerung des Menschen, wie ihr Produkt noch als ein bestimmter - mehr noch der Natur als ihr selbst anheimfallender Reichtum gefaßt ist. Die Erde wird hier noch als von Menschen unabhängiges Naturdasein anerkannt, noch nicht als Kapital, d.h. als ein Moment der Arbeit selbst. Vielmehr erscheint die Arbeit als ihr Moment. Indem aber der Fetischismus des alten äußerlichen, nur als Gegenstand existierenden Reichtums auf ein sehr einfaches Naturelement reduziert und sein Wesen schon, wenn auch erst teilweise, auf eine besondre Weise in seiner subjektiven Existenz anerkannt ist, ist der notwendige Fortschritt, daß das allgemeine Wesen des Reichtums erkannt und daher die Arbeit in ihrer vollständigen Absolutheit, d.h. Abstraktion, zum Prinzip erhoben wird. Es wird der Physiokratie bewiesen, daß die Agrikultur in ökonomischer Hinsicht, also der einzig berechtigten, von keiner andren Industrie verschieden sei, also nicht eine bestimmte Arbeit, eine an ein besondres Element gebundne, eine besondre Arbeitsäußerung, sondern die Arbeit überhaupt das Wesen des Reichtums sei. Die Physiokratie leugnet den besondren äußerlichen, nur gegenständlichen Reichtum, indem sie die Arbeit für sein Wesen erklärt. Aber zunächst ist die Arbeit für sie nur das subjektive Wesen des Grundeigentums (sie geht von der Art des Eigentums aus, welche historisch als die herrschende und anerkannte erscheint); sie läßt nur das Grundeigentum zum entäußerten Menschen werden. Sie hebt seinen Feudalcharakter auf, indem sie die
Industrie (Agrikultur) für sein Wesen erklärt; aber sie verhält sich leugnend zur Welt der Industrie, sie erkennt das Feudalwesen an, indem sie die Agrikultur für die einzige Industrie erklärt. Es versteht sich, daß, sobald nun das subjektive Wesen der im Gegensatz zum Grundeigentum, d.h. als Industrie, sich konstituierenden Industrie, gefaßt wird, dieses Wesen jenen seinen Gegensatz in sich einschließt. Denn wie die Industrie das aufgehobne Grundeigentum, so umfaßt ihr subjektives Wesen zugleich sein subjektives Wesen. Wie das Grundeigentum die erste Form des Privateigentums ist, wie die Industrie ihr bloß als eine besondre Art des Eigentums zunächst historisch entgegentritt - oder vielmehr der freigelaßne Sklave des Grundeigentums ist -, so wiederholt sich bei der wissenschaftlichen Erfassung des subjektiven Wesens des Privateigentums, der Arbeit, dieser Prozeß, und die Arbeit erscheint zuerst nur als Landbauarbeit, macht sich dann aber als Arbeit überhaupt geltend. II III| Aller Reichtum ist zum industriellen Reichtum, zum Reichtum der Arbeit geworden, und die Industrie ist die vollendete Arbeit, wie das FabrikWesen das ausgebildete Wesen der Industrie, d. h. der Arbeit ist und das industrielle Kapital die vollendete objektive Gestalt des Privateigentums ist. Wir sehn, wie auch nun erst das Privateigentum seine Herrschaft über den Menschen vollenden und in allgemeinster Form zur weltgeschichtlichen Macht werden kann.
[Privateigentum und Kommunismus]
*ad pag. XXXIX.11151 Aber der Gegensatz von Eigentumslosigkeit und Eigentum ist ein noch indifferenter, nicht in seiner tätigen Beziehung, seinem innern Verhältnis, noch nicht als Widerspruch gefaßter Gegensatz, solange er nicht als der Gegensatz der Arbeit und des Kapitals begriffen wird. Auch ohne die fortgeschrittne Bewegung des Privateigentums, im alten Rom, in der Türkei etc., kann dieser Gegensatz in der ersten Gestalt sich aussprechen. So erscheint er noch nicht als durch das Privateigentum selbst gesetzt. Aber die Arbeit, das subjektive Wesen des Privateigentums als Ausschließung des Eigentums, und das Kapital, die objektive Arbeit als Ausschließung der Arbeit, ist das Privateigentum als sein entwickeltes Verhältnis des Widerspruchs, darum ein energisches, zur Auflösung treibendes Verhältnis.
**ad ibidem.11151 Die Aufhebung der Selbstentfremdung macht denselben Weg wie die Selbstentfremdung. Erst wird das Privateigentum nur in
seiner objektiven Seite - aber doch die Arbeit als sein Wesen - betrachtet. Seine Daseinsform ist daher das Kapital, das „als solches" aufzuheben ist (Proudhon). Oder die besondre Weise der Arbeit - als nivellierte, parzellierte und darum unfreie Arbeit - wird als die Quelle der Schädlichkeit des Privateigentums und seines menschenentfremdeten Daseins gefaßt - Fourier, der den Physiokraten entsprechend auch wieder die Landbauarbeit wenigstens als die ausgezeichnete faßt, während St. Simon im Gegensatz die Industriearbeit als solche für das Wesen erklärt und nun auch die alleinige Herrschaft der Industriellen und die Verbesserung der Lage der Arbeiter begehrt. Der Kommunismus endlich ist der positive Ausdruck des aufgehobnen Privateigentums, zunächst das allgemeine Privateigentum. Indem er dies Verhältnis in seiner Allgemeinheit faßt, ist er 1. in seiner ersten Gestalt nur eine Verallgemeinerung und Vollendung desselben; als solche zeigt er sich in doppelter Gestalt: einmal ist die Herrschaft des sachlichen Eigentums so groß ihm gegenüber, daß er alles vernichten will, was nicht fähig ist, als Privateigentum von allen besessen [zu] werden; er will auf gewaltsame Weise von Talent etc. abstrahieren. Der physische, unmittelbare Besitz gilt ihm als einziger Zweck des Lebens und Daseins; die Bestimmung des Arbeiters wird nicht aufgehoben, sondern auf alle Menschen ausgedehnt; das Verhältnis des Privateigentums bleibt das Verhältnis der Gemeinschaft zur Sachenwelt; endlich spricht sich diese Bewegung, dem Privateigentum das allgemeine Privateigentum entgegenzustellen, in der tierischen Form aus, daß der Ehe (welche allerdings eine Form des exklusiven Privateigentums ist) die Weibergemeinschaft, wo also das Weib zu einem gemeinschaftlichen und gemeinen Eigentum wird, entgegengestellt wird. Man darf sagen, daß dieser Gedanke der Weibergemeinschaft das ausgesprochnc Geheimnis dieses noch ganz rohen und gedankenlosen Kommunismus ist. Wie das Weib aus der Ehe in die allgemeine Prostitution, so tritt die ganze Welt des Reichtums, d. h. des gegenständlichen Wesens des Menschen, aus dem Verhältnis der exklusiven Ehe mit dem Privateigentümer in das Verhältnis der universellen Prostitution mit der Gemeinschaft. Dieser Kommunismus - indem er die Persönlichkeit des Menschen überall negiert ~ ist eben nur der konsequente Ausdruck des Privateigentums, welches diese Negation ist. Der allgemeine und als Macht sich konstituierende Neid ist die versteckte Form, in welcher die Habsucht sich herstellt und nur auf eine andre Weise sich befriedigt. Der Gedanke jedes Privateigentums als eines solchen ist wenigstens gegen das reichere Privateigentum als Neid und Nivellierungssucht gekehrt, so daß diese sogar das Wesen der Konkurrenz ausmachen. Der rohe Kommunist ist nur die
Vollendung dieses Neides und dieser Nivellierung von dem vorgestellten Minimum aus. Er hat ein bestimmtes begrenztes Maß. Wie wenig diese Aufhebung des Privateigentums eine wirkliche Aneignung ist, beweist eben die abstrakte Negation der ganzen Welt der Bildung und der Zivilisation, die Rückkehr zur unnatürlichen || IV| Einfachheit des armen und bedürfnislosen Menschen, der nicht über das Privateigentum hinaus, sondern noch nicht einmal bei demselben angelangt ist. Die Gemeinschaft ist nur eine Gemeinschaft der Arbeit und die Gleichheit des Salairs, den das gemeinschaftliche Kapital, die Gemeinschaft als der allgemeine Kapitalist, auszahlt. Beide Seiten des Verhältnisses sind in eine vorgestellte Allgemeinheit erhoben, die Arbeit als die Bestimmung, in welcher jeder gesetzt ist, das Kapital als die anerkannte Allgemeinheit und Macht der Gemeinschaft. In dem Verhältnis zum Weib, als dem Raub und der Magd der gemeinschaftlichen Wollust, ist die unendliche Degradation ausgesprochen, in welcher der Mensch für sich selbst existiert, denn das Geheimnis dieses Verhältnisses hat seinen unzweideutigen, entschiednen, offenbaren, enthüllten Ausdruck in dem Verhältnisse des Mannes zum Weibe und in der Weise, wie das unmittelbare, natürliche Gattungsverhältnis gefaßt wird. Das unmittelbare, natürliche, notwendige Verhältnis des Menschen zum Menschen ist das Verhältnis des Mannes zum Weibe. In diesem natürlichen Gattungsverhältnis ist das Verhältnis des Menschen zur Natur unmittelbar sein Verhältnis zum Menschen, wie das Verhältnis zum Menschen unmittelbar sein Verhältnis zur Natur, seine eigne natürliche Bestimmung ist. In diesem Verhältnis erscheint also sinnlich, auf ein anschaubares Faktum reduziert, inwieweit dem Menschen das menschliche Wesen zur Natur oder die Natur zum menschlichen Wesen des Menschen geworden ist. Aus diesem Verhältnis kann man also die ganze Bildungsstufe des Menschen beurteilen. Aus dem Charakter dieses Verhältnisses folgt, inwieweit der Mensch als Gattungswesen, als Mensch sich geworden ist und erfaßt hat; das Verhältnis des Mannes zum Weib ist das natürlichste Verhältnis des Menschen zum Menschen. In ihm zeigt sich also, in[wie]weit das natürliche Verhalten des Menschen menschlich oder inwieweit das menschliche Wesen ihm zum natürlichen Wesen, inwieweit seine menschliche Natur ihm zur Natur geworden ist. In diesem Verhältnis zeigt sich auch, in[wie]weit das Bedürfnis des Menschen zum menschlichen Bedürfnis, inwieweit ihm also der andre Mensch als Mensch zum Bedürfnis geworden ist, inwieweit er in seinem individuellsten Dasein zugleich Gemeinwesen ist. Die erste positive Aufhebung des Privateigentums, der rohe Kommunis
mus, ist also nur eine Erscheinungsform von der Niedertracht des Privateigentums, das sich als das positive Gemeinwesen setzen will. 2. Der Kommunismus a) nach politischer Natur demokratisch oder despotisch; ß) mit Aufhebung des Staats, aber zugleich noch unvollendetem und immer noch mit dem Privateigentum, d. h. der Entfremdung des Menschen, affiziertem Wesen. In beiden Formen weiß sich der Kommunismus schon als Reintegration oder Rückkehr des Menschen in sich, als Aufhebung der menschlichen Selbstentfremdung, aber indem er das positive Wesen des Privateigentums noch nicht erfaßt hat und ebensowenig die menschliche Natur des Bedürfnisses verstanden hat, ist er auch noch von demselben befangen und infiziert. Er hat zwar seinen Begriff erfaßt, aber noch nicht sein Wesen. 3. Der Kommunismus als positive Aufhebung des Privateigentums als menschlicher Selbstentfremdung und darum als wirkliche Aneignung des menschlichen Wesens durch und für den Menschen; darum als vollständige, bewußt und innerhalb des ganzen Reichtums der bisherigen Entwicklung gewordne Rückkehr des Menschen für sich als eines gesellschaftlichen, d. h. menschlichen Menschen. Dieser Kommunismus ist als vollendeter Naturalismus = Humanismus, als vollendeter Humanismus = Naturalismus, er ist die wahrhafte Auflösung des Widerstreites zwischen dem Menschen mit der Natur und mit dem Menschen, die wahre Auflösung des Streits zwischen Existenz und Wesen, zwischen Vergegenständlichung und Selbstbestätigung, zwischen Freiheit und Notwendigkeit, zwischen Individuum und Gattung. Er ist das aufgelöste Rätsel der Geschichte und weiß sich als diese Lösung. II V| Die ganze Bewegung der Geschichte ist daher, wie sein wirklicher Zeugungsakt - der Geburtsakt seines empirischen Daseins - so auch für sein denkendes Bewußtsein die begriffne und gewußte Bewegung seines Werdens, während jener noch unvollendete Kommunismus aus einzelnen dem Privateigentum entgegenstehenden Geschichtsgestalten einen historischen Beweis, einen Beweis in dem Bestehenden für sich sucht, indem er einzelne Momente aus der Bewegung (Cabet, Villegardelle etc. reiten besonders auf diesem Roß) herausreißt und als Beweise seiner historischen Vollblütigkeit fixiert, womit er eben dartut, daß die unverhältnismäßig größre Partie dieser Bewegung seinen Behauptungen widerspricht und daß, wenn er einmal gewesen ist, eben sein vergangnes Sein die Prätention des Wesens widerlegt. Daß in der Bewegung des Privateigentums, eben der Ökonomie, die ganze revolutionäre Bewegung sowohl ihre empirische als theoretische Basis findet, davon ist die Notwendigkeit leicht einzusehn.
Dies materielle, unmittelbar sinnliche Privateigentum ist der materielle sinnliche Ausdruck des entfremdeten menschlichen Lebens. Seine Bewegung die Produktion und Konsumtion - ist die sinnliche Offenbarung von der Bewegung aller bisherigen Produktion, d. h. Verwirklichung oder Wirklichkeit des Menschen. Religion, Familie, Staat, Recht, Moral, Wissenschaft, Kunst etc. sind nur besondre Weisen der Produktion und fallen unter ihr allgemeines Gesetz. Die positive Aufhebung des Privateigentums, als die Aneignung des menschlichen Lebens, ist daher die positive Aufhebung aller Entfremdung, also die Rückkehr des Menschen aus Religion, Familie, Staat etc. in sein menschliches, d.h. gesellschaftliches Dasein. Die religiöse Entfremdung als solche geht nur in dem Gebiet des Bewußtseins des menschlichen Innern vor, aber die ökonomische Entfremdung ist die des wirklichen Lebens - ihre Aufhebung umfaßt daher beide Seiten. Es versteht sich, daß die Bewegung bei den verschiednen Völkern ihren ersten Beginn danach nimmt, ob das wahre anerkannte Leben des Volks mehr im Bewußtsein oder in der äußren Welt vor sich geht, mehr das ideelle oder reelle Leben ist. Der Kommunismus beginnt sogleich (Owen) mit dem Atheismus, der Atheismus ist zunächst noch weit entfernt, Kommunismus zu sein, wie jener Atheismus mehr noch eine Abstraktion ist. - Die Philanthropie des Atheismus ist daher zuerst nur eine philosophische abstrakte Philanthropie, die des Kommunismus sogleich reell und unmittelbar zur Wirkung gespannt. Wir haben gesehn, wie unter Voraussetzung des positiv aufgehobnen Privateigentums der Mensch den Menschen produziert, sich selbst und den andren Menschen; wie der Gegenstand, welcher die unmittelbare Betätigung seiner Individualität, zugleich sein eignes Dasein für den andern Menschen, dessen Dasein, und dessen Dasein für ihn ist. Ebenso sind aber sowohl das Material der Arbeit, als der Mensch als Subjekt, wie Resultat so Ausgangspunkt der Bewegung (und daß sie dieser Ausgangspunkt sein müssen, eben darin liegt die geschichtliche Notwendigkeit des Privateigentums). Also ist der gesellschaftliche Charakter der allgemeine Charakter der ganzen Bewegung; wie die Gesellschaft selbst den Menschen als Menschen produziert, so ist sie durch ihn produziert. Die Tätigkeit und der Genuß, wie ihrem Inhalt, sind auch der Existenzweise nach gesellschaftlich, gesellschaftliche1 Tätigkeit und gesellschaftlicher Genuß. Das menschliche Wesen der Natur ist erst da für den gesellschaftlichen Menschen; denn erst hier ist sie für ihn da als Band mit dem Menschen, als Dasein seiner für den andren und des
1 In der Handschrift gestrichen: gesellschaftliche
andren für ihn, wie als Lebenselement der menschlichen Wirklichkeit, erst hier ist sie da als Grundlage seines eignen menschlichen Daseins. Erst hier ist ihm sein natürliches Dasein sein menschliches Dasein und die Natur für ihn zum Menschen geworden. Also die Gesellschaft ist die vollendete Wesenseinheit des Menschen mit der Natur, die wahre Resurrektion der Natur, der durchgeführte Naturalismus des Menschen und der durchgeführte Humanismus der Natur.1 IIVII Die gesellschaftliche Tätigkeit und der gesellschaftliche Genuß existieren keineswegs allein in der Form einer unmittelbar gemeinschaftlichen Tätigkeit und unmittelbar gemeinschaftlichen Genusses, obgleich die gemeinschaftliche Tätigkeit und der gemeinschaftliche Genuß, d. h. die Tätigkeit und der Genuß, die unmittelbar in wirklicher Gesellschaft mit andren Menschen sich äußert und bestätigt, überall da stattfinden werden, wo jener unmittelbare Ausdruck der Gesellschaftlichkeit im Wesen ihres Inhalts begründet und seiner Natur angemessen ist. Allein auch wenn ich wissenschaftlich etc. tätig bin, eine Tätigkeit, die ich selten in unmittelbarer Gemeinschaft mit andern ausführen kann, so bin ich gesellschaftlich, weil als Mensch tätig. Nicht nur das Material meiner Tätigkeit ist mir - wie selbst die Sprache, in der der Denker tätig ist - als gesellschaftliches Produkt gegeben, mein eignes Dasein ist gesellschaftliche Tätigkeit; darum das, was ich aus mir mache, ich aus mir für die Gesellschaft mache und mit dem Bewußtsein meiner als eines gesellschaftlichen Wesens. Mein allgemeines Bewußtsein ist nur die theoretische Gestalt dessen, wovon das reelle Gemeinwesen, gesellschaftliche Wesen, die lebendige Gestalt ist, während heutzutag das allgemeine Bewußtsein eine Abstraktion vom wirklichen Leben ist und als solche ihm feindlich gegenübertritt. Daher ist auch die Tätigkeit meines allgemeinen Bewußtseins - als eine solche mein theoretisches Dasein als gesellschaftliches Wesen. Es ist vor allem zu vermeiden, die „Gesellschaft" wieder als Abstraktion dem Individuum gegenüber zu fixieren. Das Individuum ist das gesellschaftliche Wesen. Seine Lebensäußerung - erscheine sie auch nicht in der unmittelbaren Form einer gemeinschaftlichen, mit andern zugleich vollbrachten Lebensäußerung - ist daher eine Äußerung und Bestätigung des
1 Anschließend folgt durch einen Strich abgetrennt ohne Verweis die Bemerkung: Die Prostitution nur ein besondrer Ausdruck der allgemeinen Prostitution des Arbeiters, und da die Prostitution ein Verhältnis ist, worin nicht nur der Prostituierte, sondern auch der Prostituierende fällt - dessen Niedertracht noch größer ist so fällt auch der Kapitalist etc. in diese Kategorie.
gesellschaftlichen Lebens. Das individuelle und das Gattungsleben des Menschen sind nicht verschieden, so sehr auch - und dies notwendig - die Daseinsweise des individuellen Lebens eine mehr besondre oder mehr allgemeine Weise des Gattungslebens ist, oder je mehr das Gattungsleben ein mehr besondres oder allgemeines individuelles Leben ist. Als Gattungsbewußtsein bestätigt der Mensch sein reelles Gesellschaftsleben und wiederholt nur sein wirkliches Dasein im Denken, wie umgekehrt das Gattungssein sich im Gattungsbewußtsein bestätigt und in seiner Allgemeinheit, als denkendes Wesen, für sich ist. Der Mensch - so sehr er daher ein besondres Individuum ist, und grade seine Besonderheit macht ihn zu einem Individuum und zum wirklichen individuellen Gemeinwesen - ebensosehr ist er die Totalität, die ideale Totalität, das subjektive Dasein der gedachten und empfundnen Gesellschaft für sich, wie er auch in der Wirklichkeit sowohl als Anschauung und wirklicher Genuß des gesellschaftlichen Daseins wie als eine Totalität menschlicher Lebensäußerung da ist. Denken und Sein sind also zwar unterschieden, aber zugleich in Einheit miteinander. Der Tod scheint als ein harter Sieg der Gattung über das bestimmte Individuum und ihrer Einheit zu widersprechen; aber das bestimmte Individuum ist nur ein bestimmtes Gattungswesen, als solches sterblich. <4\ Wie das Privateigentum nur der sinnliche Ausdruck davon ist, daß der Mensch zugleich gegenständlich für sich wird und zugleich vielmehr sich als ein fremder und unmenschlicher Gegenstand wird, daß seine Lebensäußerung seine Lebensentäußerung ist, seine Verwirklichung seine Entwirklichung, eine fremde Wirklichkeit ist, so ist die positive Aufhebung des Privateigentums, d. h. die sinnliche Aneignung des menschlichen Wesens und Lebens, des gegenständlichen Menschen, der menschlichen Werke für und durch den Menschen, nicht nur im Sinne des unmittelbaren, einseitigen Genusses zu fassen, nicht nur im Sinne des Besitzens, im Sinne des Habens. Der Mensch eignet sich sein allseitiges Wesen auf eine allseitige Art an, also als ein totaler Mensch. Jedes seiner menschlichen Verhältnisse zur Welt, Sehn, Hören, Riechen, Schmecken, Fühlen, Denken, Anschauen, Empfinden, Wollen, Tätigsein, Lieben, kurz, alle Organe seiner Individualität, wie die Organe, welche unmittelbar in ihrer Form als gemeinschaftliche Organe sind, || VII | sind in ihrem gegenständlichen Verhalten oder in ihrem Verhalten zum Gegenstand die Aneignung desselben. Die Aneignung der
menschlichen Wirklichkeit, ihr Verhalten zum Gegenstand ist die Betätigung der menschlichen Wirklichkeit*; menschliche Wirksamkeit und menschliches Leiden, denn das Leiden, menschlich gefaßt, ist ein Selbstgenuß des Menschen. Das Privateigentum hat uns so dumm und einseitig gemacht, daß ein Gegenstand erst der unsrige ist, wenn wir ihn haben, also als Kapital für uns existiert oder von uns unmittelbar besessen, gegessen, getrunken, an unsrem Leib getragen, von uns bewohnt etc., kurz, gebraucht wird. Obgleich das Privateigentum alle diese unmittelbaren Verwirklichungen des Besitzes selbst wieder nur als Lebensmittel faßt und das Leben, zu dessen Mittel sie dienen, ist das Leben des Privateigentums Arbeit und Kapitalisierung. An die Stelle aller physischen und geistigen Sinne ist daher die einfache Entfremdung aller dieser Sinne, der Sinn des Habens getreten. Auf diese absolute Armut mußte das menschliche Wesen reduziert werden, damit es seinen innern Reichtum aus sich herausgebäre. (Über die Kategorie des Habens siehe Heß in den „21 Bogen".11171) Die Aufhebung des Privateigentums ist daher die vollständige Emanzipation aller menschlichen Sinne und Eigenschaften; aber sie ist diese Emanzipation grade dadurch, daß diese Sinne und Eigenschaften menschlich, sowohl subjektiv als objektiv, geworden sind. Das Auge ist zum menschlichen Auge geworden, wie sein Gegenstand zu einem gesellschaftlichen, menschlichen, vom Menschen für den Menschen herrührenden Gegenstand geworden ist. Die Sinne sind daher unmittelbar in ihrer Praxis Theoretiker geworden. Sie verhalten sich zu der Sache um der Sache willen, aber die Sache selbst ist ein gegenständliches menschliches Verhalten zu sich selbst und zum Menschen** und umgekehrt. Das Bedürfnis oder der Genuß haben darum ihre egoistische Natur und die Natur ihre bloße Nützlichkeit verloren, indem der Nutzen zum menschlichen Nutzen geworden ist. Ebenso sind die Sinne und der Genuß der andren Menschen meine eigne Aneignung geworden. Außer diesen unmittelbaren Organen bilden sich daher gesellschaftliche Organe, in der Form der Gesellschaft, also z. B. die Tätigkeit unmittelbar in Gesellschaft mit andren etc. ist ein Organ meiner Lebensäußerung geworden und eine Weise der Aneignung des menschlichen Lebens.
* Sie ist daher ebenso vielfach, wie die menschlichen Wesensbeslimmungen und Tätigkeiten vielfach sind. ** Ich kann mich praktisch nur menschlich zu der Sache verhalten, wenn die Sache sich zum Menschen menschlich verhält.
Es versteht sich, daß das menschliche Auge anders genießt als das rohe, unmenschliche Auge, das menschliche Ohr anders als das rohe Ohr etc. Wir haben gesehn. Der Mensch verliert sich nur dann nicht in seinem Gegenstand, wenn dieser ihm als menschlicher Gegenstand oder gegenständlicher Mensch wird. Dies ist nur möglich, indem er ihm als gesellschaftlicher Gegenstand und er selbst sich als gesellschaftliches Wesen, wie die Gesellschaft als Wesen für ihn in diesem Gegenstand wird. Indem daher überall einerseits dem Menschen in der Gesellschaft die gegenständliche Wirklichkeit als Wirklichkeit der menschlichen Wesenskräfte, als menschliche Wirklichkeit und darum als Wirklichkeit seiner eignen Wesenskräfte wird, werden ihm alle Gegenstände als die Vergegenständlichung seiner selbst, als die seine Individualität bestätigenden und verwirklichenden Gegenstände, als seine Gegenstände, d.h. Gegenstand wird er selbst. Wie sie ihm als seine werden, das hängt von der Natur des Gegenstandes und der Natur der ihr entsprechenden Wesenskraft ab; denn eben die Bestimmtheit dieses Verhältnisses bildet die besondre, wirkliche Weise der Bejahung. Dem Auge wird ein Gegenstand anders als dem Ohr, und der Gegenstand des Auges ist ein andrer als der des Ohrs. Die Eigentümlichkeit jeder Wesenskraft ist grade ihr eigentümliches Wesen, also auch die eigentümliche Weise ihrer Vergegenständlichung, ihres gegenständlich-wirklichen, lebendigen Seins. Nicht nur im Denken, || VIII | sondern mit allen Sinnen wird daher der Mensch in der gegenständlichen Welt bejaht. Andrerseits: Subjektiv gefaßt: Wie erst die Musik den musikalischen Sinn des Menschen erweckt, wie für das unmusikalische Ohr die schönste Musik keinen Sinn hat, [kein] Gegenstand ist, weil mein Gegenstand nur die Bestätigung einer meiner Wesenskräfte sein kann, also nur so für mich sein kann, wie meine Wesenskraft als subjektive Fähigkeit für sich ist, weil der Sinn eines Gegenstandes für mich (nur Sinn für einen ihm entsprechenden Sinn hat) grade so weit geht, als mein Sinn geht, darum sind die Sinne des gesellschaftlichen Menschen andre Sinne wie die des ungesellschaftlichen; erst durch den gegenständlich entfalteten Reichtum des menschlichen Wesens wird der Reichtum der subjektiven menschlichen Sinnlichkeit, wird ein musikalisches Ohr, ein Auge für die Schönheit der Form, kurz, werden erst menschlicher Genüsse fähige Sinne, Sinne, welche als menschliche Wesenskräfte sich bestätigen, teils erst ausgebildet, teils erst erzeugt. Denn nicht nur die 5 Sinne, sondern auch die sogenannten geistigen Sinne, die praktischen Sinne (Wille, Liebe etc.), mit einem Wort der menschliche Sinn, die Menschlichkeit der Sinne wird erst durch das Dasein seines Gegenstandes, durch die Vermenschlichte Natur. Die Bildung der 5 Sinne ist eine
Arbeit der ganzen bisherigen Weltgeschichte. Der unter dem rohen praktischen Bedürfnis befangene Sinn hat auch nur einen bornierten Sinn.) Für den ausgehungerten Menschen existiert nicht die menschliche Form der Speise, sondern nur ihr abstraktes Dasein als Speise; ebensogut könnte sie in rohster Form vorliegen, und es ist nicht zu sagen, wodurch sich diese Nahrungstätigkeit von der tierischen Nahrungstätigkeit unterscheide. Der sorgenvolle, bedürftige Mensch hat keinen Sinn für das schönste Schauspiel; der Mineralienkrämer sieht nur den merkantilischen Wert, aber nicht die Schönheit und eigentümliche Natur des Minerals; er hat keinen mineralogischen Sinn; also die Vergegenständlichung des menschlichen Wesens, sowohl in theoretischer als praktischer Hinsicht, gehört dazu, sowohl um die Sinne des Menschen menschlich zu machen als um für den ganzen Reichtum des menschlichen und natürlichen Wesens entsprechenden menschlichen Sinn zu schaffen. (Wie durch die Bewegung des Privateigentums und seines Reichtums wie Elends - des materiellen und geistigen Reichtums und Elends - die werdende Gesellschaft zu dieser Bildung alles Material vorfindet, so produziert die gewordne Gesellschaft den Menschen in diesem ganzen Reichtum seines Wesens, den reichen all- und tiefsinnigen Menschen als ihre stete Wirklichkeit. -) Man sieht, wie Subjektivismus und Objektivismus, Spiritualismus und Materialismus, Tätigkeit und Leiden erst im gesellschaftlichen Zustand ihren Gegensatz und damit ihr Dasein als solche Gegensätze verlieren; (man sieht, wie die Lösung der theoretischen Gegensätze selbst nur auf eine praktische Art, nur durch die praktische Energie des Menschen möglich ist und ihre Lösung daher keineswegs nur eine Aufgabe der Erkenntnis, sondern eine wirkliche Lebensaufgabe ist, welche die Philosophie nicht lösen konnte, eben weil sie dieselbe als nur theoretische Aufgabe faßte. Man sieht, wie die Geschichte der Industrie und das gewordne gegenständliche Dasein der Industrie das aufgeschlagne Buch der menschlichen Wesenskräfte, die sinnlich vorliegende menschliche Psychologie ist, die bisher nicht in ihrem Zusammenhang mit dem Wesen des Menschen, sondern immer nur in einer äußern Nützlichkeitsbeziehung gefaßt wurde, weil man innerhalb der Entfremdung sich bewegend - nur das allgemeine Dasein des Menschen, die Religion, oder die Geschichte in ihrem abstrakt-allgemeinen Wesen, als Politik, Kunst, Literatur etc., || IX j als Wirklichkeit der menschlichen Wesenskräfte und als menschliche Gattungsakte zu fassen wußte. In der gewöhnlichen, materiellen Industrie (- die man ebensowohl als einen Teil jener allgemeinen Bewegung fassen, wie man sie selbst als einen besondern Teil der Industrie fassen kann, da alle menschliche Tätigkeit bisher Arbeit,
also Industrie, sich selbst entfremdete Tätigkeit war -) haben wir unter der Form sinnlicher, fremder, nützlicher Gegenstände, unter der Form der Entfremdung, die vergegenständlichten Wesenskräfte des Menschen vor uns. Eine Psychologie, für welche dies Buch, also grade der sinnlich gegenwärtigste, zugänglichste Teil der Geschichte zugeschlagen ist, kann nicht zur wirklichen inhaltvollen und reellen Wissenschaft werden.) Was soll man überhaupt von einer Wissenschaft denken, die von diesem großen Teil der menschlichen Arbeit vornehm abstrahiert und nicht in sich selbst ihre Unvollständigkeit fühlt, solange ein so ausgebreiteter Reichtum des menschlichen Wirkens ihr nichts sagt, als etwa, was man in einem Wort sagen kann: „Bedürfnis", „gemeines Bedürfnis!"? - Die Naturwissenschaften haben eine enorme Tätigkeit entwickelt und sich ein stets wachsendes Material angeeignet. Die Philosophie ist ihnen indessen ebenso fremd geblieben, wie sie der Philosophie fremd blieben. Die momentane Vereinigung war nur eine phantastische Illusion. Der Wille war da, aber das Vermögen fehlte. Die Geschichtschreibung selbst nimmt auf die Naturwissenschaft nur beiläufig Rücksicht, als Moment der Aufklärung, Nützlichkeit, einzelner großer Entdeckungen. Aber desto praktischer hat die Naturwissenschaft vermittelst der Industrie in das menschliche Leben eingegriffen und es umgestaltet und die menschliche Emanzipation vorbereitet, sosehr sie unmittelbar die Entmenschung vervollständigen mußte. Die Industrie ist das wirkliche geschichtliche Verhältnis der Natur und daher der Naturwissenschaft zum Menschen; wird sie daher als exoterische Enthüllung der menschlichen Wesenskräfte gefaßt, so wird auch das menschliche Wesen der Natur oder das natürliche Wesen des Menschen verstanden, daher die Naturwissenschaft ihre abstrakt materielle oder vielmehr idealistische Richtung verlieren und die Basis der menschlichen Wissenschaft werden, wie sie jetzt schon - obgleich in entfremdeter Gestalt - zur Basis des wirklich menschlichen Lebens geworden ist, und eine andre Basis für das Leben, eine andre für die Wissenschaft ist von vornherein eine Lüge. (Die in der menschlichen Geschichte - dem Entstehungsakt der menschlichen Gesellschaft - werdende Natur ist die wirkliche Natur des Menschen, darum die Natur, wie sie durch die Industrie, wenn auch in entfremdeter Gestalt wird, die wahre anthropologische Natur ist. -) Die Sinnlichkeit (siehe Feuerbach) muß die Basis aller Wissenschaft sein. Nur, wenn sie von ihr, in der doppelten Gestalt sowohl des sinnlichen Bewußtseins als des sinnlichen Bedürfnisses, ausgeht - also nur wenn die Wissenschaft von der Natur ausgeht -, ist sie wirkliche Wissenschaft. Damit der „Mensch" zum Gegenstand des sinnlichen Bewußtseins und das Bedürfnis des „Menschen als Menschen" zum
Bedürfnis werde, dazu ist die ganze Geschichte die Vorbereitungs- Entwicklungsgeschichte1. Die Geschichte selbst ist ein wirklicher Teil der Naturgeschichte, des Werdens der Natur zum Menschen. Die Naturwissenschaft wird später ebensowohl die Wissenschaft von dem Menschen wie die Wissenschaft von dem Menschen die Naturwissenschaft unter sich subsumieren: es wird eine Wissenschaft sein. ||X| Der Mensch ist der unmittelbare Gegenstand der Naturwissenschaft; denn die unmittelbare sinnliche Natur für den Menschen ist unmittelbar die menschliche Sinnlichkeit (ein identischer Ausdruck), unmittelbar als der andere sinnlich für ihn vorhandene Mensch; denn seine eigne Sinnlichkeit ist erst durch den andren Menschen als menschliche Sinnlichkeit für ihn selbst. Aber die Natur ist der unmittelbare Gegenstand der Wissenschaft vom Menschen. Der erste Gegenstand des Menschen - der Mensch - ist Natur, Sinnlichkeit, und die besondren menschlichen sinnlichen Wesenskräfte, wie sie nur in natürlichen Gegenständen ihre gegenständliche Verwirklichung, können nur in der Wissenschaft des Naturwesens überhaupt ihre Selbsterkenntnis finden. Das Element des Denkens selbst, das Element der Lebensäußerung des Gedankens, die Sprache ist sinnlicher Natur. Die gesellschaftliche Wirklichkeit der Natur und die menschliche Naturwissenschaft oder die natürliche Wissenschaft vom Menschen sind identische Ausdrücke. - (Man sieht, wie an die Stelle des nationalökonomischen Reichtums und Elendes der reiche Mensch und das reiche menschliche Bedürfnis tritt. Der reiche Mensch ist zugleich der einer Totalität der menschlichen Lebensäußerung bedürftige Mensch. Der Mensch, in dem seine eigne Verwirklichung, als innere Notwendigkeit, als Not existiert. Nicht nur der Reichtum, auch die Armut des Menschen erhält gleichmäßig - unter Voraussetzung des Sozialismus - eine menschliche und daher gesellschaftliche Bedeutung. Sie ist das passive Band, welches den Menschen den größten Reichtum, den andren Menschen, als Bedürfnis empfinden läßt. Die Herrschaft des gegenständlichen Wesens in mir, der sinnliche Ausbruch meiner Wesenstätigkeit ist die Leidenschaft, welche hier damit die Tätigkeit meines Wesens wird. -)
5. Ein Wesen gilt sich erst als selbständiges, sobald es auf eignen Füßen steht, und es steht erst auf eignen Füßen, sobald es sein Dasein sich selbst verdankt. Ein Mensch, der von der Gnade eines andern lebt, betrachtet sich als ein abhängiges Wesen. Ich lebe aber vollständig von der Gnade eines andern, wenn ich ihm nicht nur die Unterhaltung meines Lebens verdanke,
1 „Entwicklungs-" steht in der Handschrift über „Vorbereitungsgeschichte"
sondern wenn er noch außerdem mein Leben geschaffen hat, wenn er der Quell meines Lebens ist, und mein Leben hat notwendig einen solchen Grund außer sich, wenn es nicht meine eigne Schöpfung ist. Die Schöpfung ist daher eine sehr schwer aus dem Volksbewußtsein zu verdrängende Vorstellung. Das Durchsichselbstsein der Natur und des Menschen ist ihm unbegreiflich, weil es allen Handgreiflichkeiten des praktischen Lebens widerspricht. Die Erschöpfung hat einen gewaltigen Stoß erhalten durch die Geognosie, d. h. durch die Wissenschaft, welche die Erdbildung, das Werden der Erde, als einen Prozeß, als Selbsterzeugung darstellte. Die generatio aequivoca ist die einzige praktische Widerlegung der Schöpfungstheorie. Nun ist es zwar leicht, dem einzelnen Individuum zu sagen, was Aristoteles schon sagt: Du bist gezeugt von deinem Vater und deiner Mutter, also hat in dir die Begattung zweier Menschen, also ein Gattungsakt der Menschen den Menschen produziert. Du siehst also, daß der Mensch auch physisch sein Dasein dem Menschen verdankt. Du mußt also nicht nur die eine Seite im Auge behalten, den unendlichen Progreß, wonach du weiter fragst: Wer hat meinen Vater, wer seinen Großvater etc. gezeugt? Du mußt auch die Kreisbewegung, welche in jenem Progreß sinnlich anschaubar ist, festhalten, wonach der Mensch in der Zeugung sich selbst wiederholt, also der Mensch immer Subjekt bleibt. Allein du wirst antworten: Diese Kreisbewegung dir zugestanden, so gestehe du mir den Progreß zu, der mich immer weitertreibt, bis ich frage, wer hat den ersten Menschen und die Natur überhaupt gezeugt? Ich kann dir nur antworten: Deine Frage ist selbst ein Produkt der Abstraktion. Frage dich, wie du auf jene Frage kömmst; frage dich, ob deine Frage nicht von einem Gesichtspunkt aus geschieht, den ich nicht beantworten kann, weil er ein verkehrter ist? Frage dich, ob jener Progreß als solcher für ein vernünftiges Denken existiert? Wenn du nach der Schöpfung der Natur und des Menschen fragst, so abstrahierst du also vom Menschen und der Natur. Du setzest sie als nichtseiend und willst doch, daß sie ich als seiend dir beweise. Ich sage dir nun: Gib deine Abstraktion auf, so gibst du auch deine Frage auf, oder willst du an deiner Abstraktion festhalten, so sei konsequent, und wenn du den Menschen und die Natur als nichtseiend denkend, || XI | denkst, so denke dich selbst als nichtseiend, der du doch auch Natur und Mensch bist. Denke nicht, frage mich nicht, denn sobald du denkst und fragst, hat deine Abstraktion von dem Sein der Natur und des Menschen keinen Sinn. Oder bist du ein solcher Egoist, daß du alles als Nichts setzt und selbst sein willst?
Du kannst mir erwidern: Ich will nicht das Nichts der Natur etc. setzen; ich frage dich nach ihrem Entstehungsakt, wie ich den Anatom nach den Knochenbildungen frage, etc. Indem aber für den sozialistischen Menschen die ganze sogenannte Weltgeschichte nichts anders ist als die Erzeugung des Menschen durch die menschliche Arbeit, als das Werden der Natur für den Menschen, so hat er also den anschaulichen, unwiderstehlichen Beweis von seiner Geburt durch sich selbst, von seinem Entstehungsprozeß. Indem die Wesenhaftigkeit des Menschen und der Natur, indem der Mensch für den Menschen als Dasein der Natur und die Natur für den Menschen als Dasein des Menschen praktisch, sinnlich anschaubar geworden ist, ist die Frage nach einem fremden Wesen, nach einem Wesen über der Natur und dem Menschen - eine Frage, welche das Geständnis von der Unwesentlichkeit der Natur und des Menschen einschließt - praktisch unmöglich geworden. Der Atheismus, als Leugnung dieser Unwesentlichkeit, hat keinen Sinn mehr, denn der Atheismus ist eine Negation des Gottes und setzt durch diese Negation das Dasein des Menschen; aber der Sozialismus als Sozialismus bedarf einer solchen Vermittlung nicht mehr: er beginnt von dem theoretisch und praktisch sinnlichen Bewußtsein des Menschen und der Natur als des Wesens. Er ist positives, nicht mehr durch die Aufhebung der Religion vermitteltes Selbstbewußtsein des Menschen, wie das wirkliche Leben positive, nicht mehr durch die Aufhebung des Privateigentums, den Kommunismus, vermittelte Wirklichkeit des Menschen ist. Der Kommunismus ist die Position als Negation der Negation, darum das wirkliche, für die nächste geschichtliche Entwicklung notwendige Moment der menschlichen Emanzipation und Wiedergewinnung. Der Kommunismus ist die notwendige Gestalt und das energische Prinzip der nächsten Zukunft, aber der Kommunismus ist nicht als solcher das Ziel der menschlichen Entwicklung - die Gestalt der menschlichen Gesellschaft. - |XI||11181
[Bedürfnis, Produktion und Arbeitsteilung]
| | XIV | 7. Wir haben gesehn, welche Bedeutung unter der Voraussetzung des Sozialismus die Reichheit der menschlichen Bedürfnisse und daher sowohl eine neue Weise der Produktion als auch ein neuer Gegenstand der Produktion hat. Neue Bestätigung der menschlichen Wesenskraft und neue Bereicherung des menschlichen Wesens. Innerhalb des Privateigentums die umgekehrte Bedeutung. Jeder Mensch spekuliert darauf, dem andern ein neues Bedürfnis zu schaffen, um ihn zu einem neuen Opfer zu zwingen, um
ihn in eine neue Abhängigkeit zu versetzen und ihn zu einer neuen Weise des Genusses und damit des ökonomischen Ruins zu verleiten. Jeder sucht eine fremde Wesenskraft über den andern zu schaffen, um darin die Befriedigung seines eigenen eigennützigen Bedürfnisses zu finden. Mit der Masse der Gegenstände wächst daher das Reich der fremden Wesen, denen der Mensch unterjocht ist, und jedes neue Produkt ist eine neue Potenz des wechselseitigen Betrugs und der wechselseitigen Ausplünderung. Der Mensch wird um so ärmer als Mensch, er bedarf um so mehr des Geldes, um sich des feindlichen Wesens zu bemächtigen, und die Macht seines Geldes fällt grade im umgekehrten Verhältnis als die Masse der Produktion, d. h., seine Bedürftigkeit wächst, wie die Macht des Geldes zunimmt. - Das Bedürfnis des Geldes ist daher das wahre, von der Nationalökonomie produzierte Bedürfnis und das einzige Bedürfnis, das sie produziert. - Die Quantität des Geldes wird immer mehr seine einzige mächtige Eigenschaft; wie es alles Wesen auf seine Abstraktion reduziert, so reduziert es sich in seiner eignen Bewegung als quantitatives Wesen. Die Maßlosigkeit und Unmäßigkeit wird sein wahres Maß. - Subjektiv selbst erscheint dies so, teils daß die Ausdehnung der Produkte und der Bedürfnisse zum erfinderischen und stets kalkulierenden Sklaven unmenschlicher, raffinierter, unnatürlicher und eingebildeter Gelüste wird - das Privateigentum weiß das rohe Bedürfnis nicht zum menschlichen Bedürfnis zu machen; sein Idealismus ist die Einbildung, die Willkür, die Laune, und ein Eunuche schmeichelt nicht niederträchtiger seinem Despoten und sucht durch keine infameren Mittel seine abgestumpfte Genußfähigkeit zu irritieren, um sich selbst eine Gunst zu erschleichen, wie der Industrieeunuche, der Produzent, um sich Silberpfennige zu erschleichen, aus der Tasche des christlich geliebten Nachbarn die Goldvögel herauszulocken - (jedes Produkt ist ein Köder, womit man das Wesen des andern, sein Geld, an sich locken will, jedes wirkliche oder mögliche Bedürfnis ist eine Schwachheit, die die Fliege an die Leimstange heranführen wird - allgemeine Ausbeutung des gemeinschaftlichen menschlichen Wesens, wie jede Unvollkommenheit des Menschen ein Band mit dem Himmel ist, eine Seite, wo sein Herz dem Priester zugänglich; jede Not ist eine Gelegenheit, um unter dem liebenswürdigsten Schein zum Nachbarn zu treten und ihm zu sagen: Lieber Freund, ich gebe dir, was dir nötig ist; aber du kennst die conditio sine qua non; du weißt, mit. welcher Tinte du dich mir zu verschreiben hast; ich prelle dich, indem ich dir einen Genuß verschaffe) -, sich seinen verworfensten Einfällen fügt, den Kuppler zwischen ihm und seinem Bedürfnis spielt, krankhafte Gelüste in ihm erregt, jede Schwachheit ihm ablauert, um dann das Handgeld für diesen Liebes
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dienst zu verlangen. - Teils zeigt sich diese Entfremdung, indem die Raffinierung der Bedürfnisse und ihrer Mittel auf der einen Seite die viehische Verwildrung, vollständige, rohe, abstrakte Einfachheit des Bedürfnisses auf der andren Seite produziert; oder vielmehr nur sich selbst in seiner gegenteiligen Bedeutung wiedergebiert. Selbst das Bedürfnis der freien Luft hört bei dem Arbeiter auf, ein Bedürfnis zu sein, der Mensch kehrt in die Höhlenwohnung zurück, die aber nun von dem mephy tischen Pesthauch der Zivilisation verpestet ist und die er nur mehr prekär, als eine fremde Macht, die sich ihm täglich entziehn, aus der er täglich, wenn er || XV | nicht zahlt, herausgeworfen werden kann, bewohnt. Dies Totenhaus muß er bezahlen. Die Ltc/tiwohnung, welche Prometheus bei Aeschylus als eines der großen Geschenke, wodurch er den Wilden zum Menschen gemacht, bezeichnet, hört auf, für den Arbeiter zu sein. Licht, Luft etc., die einfachste tierische Reinlichkeit hört auf, ein Bedürfnis für den Menschen zu sein. Der Schmutz, diese Versumpfung, Verfaulung des Menschen, der Gossenablauf (dies ist wörtlich zu verstehn) der Zivilisation wird ihm ein Lehenselement. Die völlige unnatürliche Verwahrlosung, die verfaulte Natur, wird zu seinem Lebenselement. Keiner seiner Sinne existiert mehr, nicht nur nicht in seiner menschlichen Weise, sondern in einer unmenschlichen, darum selbst nicht einmal tierischen Weise. Die rohsten Weisen (und Instrumente) der menschlichen Arbeit kehren wieder, wie die Tretmühle der römischen Sklaven zur Produktionsweise, Daseinsweise vieler englischen Arbeiter geworden ist. Nicht nur, daß der Mensch keine menschlichen Bedürfnisse hat, selbst die tierischen Bedürfnisse hören auf. Der Irländer kennt nur mehr das Bedürfnis des Essens und zwar nur mehr des Kartoffelessens und zwar nur der Lumpenkartoffel, der schlechtesten Art von Kartoffel. Aber England und Frankreich haben schon in jeder Industriestadt ein kleines Irland. Der Wilde, das Tier hat doch das Bedürfnis der Jagd, der Bewegung etc., der Geselligkeit. Die Vereinfachung der Maschine, der Arbeit wird dazu benutzt, um den erst werdenden Menschen, den ganz unausgebildeten Menschen - das Kind zum Arbeiter zu machen, wie der Arbeiter ein verwahrlostes Kind geworden ist. Die Maschine bequemt sich der Schwäche des Menschen, um den schwachen Menschen zur Maschine zu machen. (Wie die Vermehrung der Bedürfnisse und ihrer Mittel die Bedürfnislosigkeit und die Mittellosigkeit erzeugt, beweist der Nationalökonom (und der Kapitalist, überhaupt reden wir immer von den empirischen Geschäftsleuten, wenn wir uns an die Nationalökonomen - ihr wissenschaftliches Geständnis und Dasein — adressieren), 1. indem er das Bedürfnis des Arbeiters auf den notwendigsten und jämmerlichsten Unterhalt des physischen
Lebens und seine Tätigkeit auf die abstrakteste mechanische Bewegung reduziert, also, sagt er: Der Mensch hat kein andres Bedürfnis weder der Tätigkeit noch des Genusses; denn auch dies Leben erklärt er [als] menschliches Leben und Dasein; indem 2. er das möglichst dürftige Leben (Existenz) als Maßstab, und zwar als allgemeinen Maßstab ausrechnet: allgemein, weil für die Masse der Menschen geltend; er macht den Arbeiter zu einem unsinnlichen und bedürfnislosen Wesen, wie er seine Tätigkeit zu einer reinen Abstraktion von aller Tätigkeit macht; jeder Luxus des Arbeiters erscheint ihm daher als verwerflich, und alles, was über das allerabstrakteste Bedürfnis hinausgeht - sei es als passiver Genuß oder Tätigkeitsäußerung - erscheint ihm als Luxus. Die Nationalökonomie, diese Wissenschaft des Reichtums, ist daher zugleich die Wissenschaft des Entsagens, des Darbens, der Ersparung, und sie kömmt wirklich dazu, dem Menschen sogar das Bedürfnis einer reinen Luft oder der physischen Bewegung zu ersparen. Diese Wissenschaft der wunderbaren Industrie ist zugleich die Wissenschaft der Askese, und ihr wahres Ideal ist der asketische, aber wuchernde Geizhals und der asketische, aber produzierende Sklave. Ihr moralisches Ideal ist der Arbeiter, der in die Sparkasse einen Teil seines salaire bringt, und sie hat für diesen ihren Lieblingseinfall sogar eine knechtische Kunst vorgefunden. Man hat das sentimental aufs Theater gebracht. Sie ist daher - trotz ihres weltlichen und wollüstigen Aussehns - eine wirklich moralische Wissenschaft, die allermoralischste Wissenschaft. Die Selbstentsagung, die Entsagung des Lebens und aller menschlichen Bedürfnisse, ist ihr Hauptlehrsatz. Je weniger du ißt, trinkst, Bücher kaufst, in das Theater, auf den Ball, zum Wirtshaus gehst, denkst, liebst, theoretisierst, singst, malst, fichtst1 etc., um so [mehr] sparst du, um so größer wird dein Schatz, den weder Motten noch Raub fressen, dein Kapital. Je weniger du bist, je weniger du dein Leben äußerst, um so mehr hast du, um so größer ist dein entäußertes Leben, um so mehr speicherst du auf von deinem entfremdeten Wesen. Alles, || XVI | was dir der Nationalökonom an Leben nimmt und an Menschheit, das alles ersetzt er dir in Geld und Reichtum, und alles das, was du nicht kannst, das kann dein Geld: Es kann essen, trinken, auf den Ball, ins Theater gehn, es weiß sich die Kunst, die Gelehrsamkeit, die historischen Seltenheiten, die politische Macht, es kann reisen, es kenn dir das alles aneignen; es kann das alles kaufen; es ist das wahre Vermögen. Aber es, was all dies ist, es mag nichts als sich selbst schaffen, sich selbst kaufen, denn alles andre ist ja sein Knecht, und wenn ich den Herrn habe,
1 „fichtst" in der Handschrift nicht eindeutig zu entziffern
habe ich den Knecht und brauche ich seinen Knecht nicht. Alle Leidenschaften und alle Tätigkeit muß also untergehn in der Habsucht. Der Arbeiter darf nur soviel haben, daß [er] leben will, und darf nur leben wollen, um zu haben.) Allerdings erhebt sich nun aufnationalökonomischemBoden eine Kontroverse. Die eine Seite (Lauderdale, Malthus etc.) empfiehlt den Luxus und verwünscht die Sparsamkeit; die andre (Say, Ricardo etc.) empfiehlt die Sparsamkeit und verwünscht den Luxus. Aber jene gesteht, daß sie den Luxus will, um die Arbeit, d.h. die absolute Sparsamkeit zu produzieren; die andre Seite gesteht, daß sie die Sparsamkeit empfiehlt, um den Reichtum, d.h. den Luxus zu produzieren. Die erstere Seite hat die romantische Einbildung, die Habsucht dürfe nicht allein die Konsumtion der Reichen bestimmen, und sie widerspricht ihren eignen Gesetzen, wenn sie die Verschwendung unmittelbar für ein Mittel der Bereicherung ausgibt, und von der andern Seite wird ihr daher sehr ernstlich und umständlich bewiesen, daß ich durch die Verschwendung meine Habe verringere und nicht vermehre; die andre Seite begeht die Heuchelei, nicht zu gestehn, daß grade die Laune und der Einfall die Produktion bestimmt; sie vergißt die „verfeinerten Bedürfnisse", sie vergißt, daß ohne Konsumtion nicht produziert würde; sie vergißt, daß die Produktion durch die Konkurrenz nur allseitiger, luxuriöser werden muß; sie vergißt, daß der Gebrauch ihr den Wert der Sache bestimmt und daß die Mode den Gebrauch bestimmt; sie wünscht nur „Nützliches" produziert zu sehn, aber sie vergißt, daß die Produktion von zuviel Nützlichem zuviel unnütze Population produziert. Beide Seiten vergessen, daß Verschwendung und Ersparung, Luxus und Entblößung, Reichtum und Armut = sind. Und nicht nur deine unmittelbaren Sinne, wie Essen etc., mußt du absparen; auch Teilnahme mit allgemeinen Interessen, Mitleiden, Vertrauen etc., das alles mußt du dir ersparen, wenn du ökonomisch sein willst, wenn du nicht an Illusionen zugrunde gehn willst. <Du mußt alles, was dein ist, feil, d.h. nützlich machen. Wenn ich den Nationalökonomen frage: Gehorche ich den ökonomischen Gesetzen, wenn ich aus der Preisgebung, Feilbietung meines Körpers an fremde Wollust Geld ziehe (die Fabrikarbeiter in Frankreich nennen die Prostitution ihrer Frauen und Töchter die Xte Arbeitsstunde, was wörtlich wahr ist), oder handle ich nicht nationalökonomisch, wenn ich meinen Freund an die Marokkaner verkaufe (und der unmittelbare Menschenverkauf als Handel der Konskribierten etc. findet in allen Kulturländern statt), so antwortet mir der Nationalökonom: Meinen Gesetzen handelst du nicht zuwider; aber
sieh dich um, was Frau Base Moral und Base Religion sagt; meine nationalökonomische Moral und Religion hat nichts angegen dich einzuwenden, aber - Aber wem soll ich nun mehr glauben, der Nationalökonomie oder der Moral? - Die Moral der Nationalökonomie ist der Erwerb, die Arbeit und die Sparsamkeit, die Nüchternheit - aber die Nationalökonomie verspricht mir, meine Bedürfnisse zu befriedigen. - Die Nationalökonomie der Moral ist der Reichtum an gutem Gewissen, an Tugend etc., aber wie kann ich tugendhaft sein, wenn ich nicht bin, wie ein gutes Gewissen haben, wenn ich nichts weiß? Es ist dies im Wesen der Entfremdung gegründet, daß jede Sphäre einen andren und entgegengesetzten Maßstab an mich legt, einen andren die Moral, einen andren die Nationalökonomie, weil jede eine bestimmte Entfremdung des Menschen ist und jede) || XVII | einen besondren Kreis der entfremdeten Wesenstätigkeit fixiert, jede sich entfremdet zu der andren Entfremdung verhält... So wirft Herr Michel Chevalier dem Ricardo vor, daß er von der Moral abstrahiert. Aber Ricardo läßt die Nationalökonomie ihre eigne Sprache sprechen. Wenn diese nicht moralisch spricht, so ist es nicht die Schuld von Ricardo. M. Ch[evalier] abstrahiert von der Nationalökonomie, soweit er moralisiert, aber er abstrahiert notwendig und wirklich von der Moral, soweit er Nationalökonomie treibt. Die Beziehung der Nationalökonomie auf die Moral, wenn sie anders nicht willkürlich, zufällig und daher unbegründet und unwissenschaftlich ist, wenn sie nicht zum Schein vorgemacht, sondern als wesentlich gemeint wird, kann doch nur die Beziehung der nationalökonomischen Gesetze auf die Moral sein; wenn diese nicht, oder vielmehr das Gegenteil stattfindet, was kann Ricardo dafür? Übrigens ist auch der Gegensatz der Nationalökonomie und der Moral nur ein Schein und, wie er ein Gegensatz ist, wieder kein Gegensatz. Die Nationalökonomie drückt nur in ihrer Weise die moralischen Gesetze aus. (Die Bedürfnislosigkeit als das Prinzip der Nationalökonomie zeigt sich am glänzendsten in ihrer Bevölkerungstheorie. Es gibt zu viel Menschen. Sogar das Dasein der Menschen ist ein purer Luxus, und wenn der Arbeiter „moralisch" ist (Mill schlägt öffentliche Belobungen für die vor, die sich enthaltsam in geschlechtlicher Beziehung zeigen, und öffentlichen Tadel für die, die sich versündigen an dieser Unfruchtbarkeit der Ehe'1191... ist das nicht Moral, Lehre von der Askese?), wird er sparsam sein an Zeugung. Die Produktion des Menschen erscheint als öffentliches Elend. -) Der Sinn, den die Produktion in bezug auf die Reichen hat, zeigt sich offenbart in dem Sinne, den sie für die Armen hat; nach oben ist die Äußerung immer fein, versteckt, zweideutig, Schein, nach unten hin grob, gradheraus, offenherzig, Wesen. Das rohe Bedürfnis des Arbeiters ist eine viel
größere Quelle des Gewinns als das feine des Reichen. Die Kellerwohnungen in London bringen ihren Vermietern mehr ein als die Paläste, d.h., sie sind in bezug auf ihn ein größrer Reichtum, also, um nationalökonomisch zu sprechen, ein größrer gesellschaftlicher Reichtum. - Und wie die Industrie auf die Verfeinerung der Bedürfnisse, ebensosehr spekuliert sie auf ihre Roheit, aber auf ihre künstlich hervorgebrachte Roheit, deren wahrer Genuß daher die Selbstbetäubung ist, diese scheinbare Befriedigung des Bedürfnisses, diese Zivilisation innerhalb der rohen Barbarei des Bedürfnisses. Die englischen Schnapsläden sind darum sinnbildliche Darstellungen des Privateigentums. Ihr Luxus zeigt das wahre Verhältnis des industriellen Luxus und Reichtums zum Menschen. Sie sind daher mit Recht auch die einzigen, wenigstens mild von der englischen Polizei behandelten Sonntagsvergnügungen des Volkes. | XVII||tl20)
| | XVIII | Wir haben schon gesehn, wie der Nationalökonom Einheit von Arbeit und Kapital auf vielfache Art setzt. 1. Das Kapital ist aufgehäufte Arbeit; 2. die Bestimmung des Kapitals innerhalb der Produktion, teils die Reproduktion des Kapitals mit Gewinn, teils das Kapital als Rohstoff (Material der Arbeit), teils als selbst arbeitendes Instrument - die Maschine ist das unmittelbar mit der Arbeit identisch gesetzte Kapital ist produktive Arbeit; 3. der Arbeiter ist ein Kapital; 4. der Arbeitslohn gehört zu den Kosten des Kapitals; 5. in bezug auf den Arbeiter ist die Arbeit die Reproduktion seines Lebenskapitals; 6. in bezug auf den Kapitalisten ein Moment der Tätigkeit seines Kapitals. Endlich 7. unterstellt der Nationalökonom die ursprüngliche Einheit beider als die Einheit von Kapitalist und Arbeiter, dies ist der paradiesische Urzustand. Wie diese beiden Momente || XIX | als 2Personen sich entgegenspringen, ist für den Nationalökonomen ein zufälliges und darum nur äußerlich zu erklärendes Ereignis. (Siehe Mill.) - Die Nationen, welche noch von dem sinnlichen Glanz der edlen Metalle geblendet und darum noch Fetischdiener des Metallgeldes sind - sind noch nicht die vollendeten Geldnationen. Gegensatz von Frankreich und England. - Wie sehr die Lösung der theoretischen Rätsel eine Aufgabe der Praxis und praktisch vermittelt ist, wie die wahre Praxis die Bedingung einer wirklichen und positiven Theorie ist, zeigt sich z. B. am Fetischismus. Das sinnliche Bewußtsein des Fetischdieners ist ein andres wie das des Griechen, weil sein sinnliches Dasein noch ein andres ist. Die abstrakte Feindschaft zwischen Sinn und Geist ist notwendig, solang der menschliche Sinn für die Natur, der menschliche Sinn der Natur, also auch der natürliche Sinn des Menschen, noch nicht durch die
eigne Arbeit des Menschen produziert ist. - Die Gleichheit ist nichts andres als das deutsche Ich = Ich in französische, d. h. politische Form übersetzt. Die Gleichheit als Grund des Kommunismus ist seine politische Begründung und ist dasselbe, als wenn der Deutsche ihn sich dadurch begründet, daß er den Menschen als allgemeines Selbstbewußtsein faßt. Es versteht sich, daß die Aufhebung der Entfremdung immer von der Form der Entfremdung aus geschieht, welche die herrschende Macht ist, in Deutschland das Selbstbewußtsein, in Frankreich die Gleichheit, weil die Politik, in England das wirkliche, materielle, sich nur an sich selbst messende praktische Bedürfnis. Von diesem Punkt aus ist Proudhon zu kritisieren und anzuerkennen. Wenn wir den Kommunismus selbst noch-weil als Negation der Negation, als die Aneignung des menschlichen Wesens, die sich mit sich durch Negation des Privateigent[ums vermittelt, daher noch nicht als die wahre, von sich selbst, sondern vielmehr vom Privateigentum aus beginnende Position bezeichnen, [..J1 in altdeutscher Weise - nach Weise der Hegeischen Phänomenologie - so aufzu- [...] als ein überwundenes Moment nun abgemacht sei und man [...] könne und sich dabei beruhigen könne, ihn in seinem Bewußtsein aufge- [...] des menschlichen Wesens nur durch die wirkliche [...] aufhebung seines Gedankens nach wie vor [...] da also mit ihm die wirkliche Entfremdung des menschlichen Lebens bleibt und eine um so größere Entfremdung bleibt, je mehr man ein Bewußtsein über sie als eine solche hat - vollbracht werden kann, so ist sie also nur durch den ins Werk gesetzten Kommunismus zu vollbringen. Um den Gedanken des Privateigentums aufzuheben, dazu reicht der gedachte Kommunismus vollständig aus. Um das wirkliche Privateigentum aufzuheben, dazu gehört eine wirkliche kommunistische Aktion. Die Geschichte wird sie bringen, und jene Bewegung, die wir in Gedanken schon als eine sich selbst aufhebende wissen, wird in der Wirklichkeit einen sehr rauhen und weitläufigen Prozeß durchmachen. Als einen wirklichen Fortschritt müssen wir es aber betrachten, daß wir von vornherein sowohl von der Beschränktheit als dem Ziel der geschichtlichen Bewegung, und ein sie überbietendes Bewußtsein erworben haben.
Wenn die kommunistischen Handwerker sich vereinen, so gilt ihnen zunächst die Lehre, Propaganda etc. als Zweck. Aber zugleich eignen sie sich dadurch ein neues Bedürfnis, das Bedürfnis der Gesellschaft an, und was als Mittel erscheint, ist zum Zweck geworden. Diese praktische Bewegung kann man in ihren glänzendsten Resultaten anschauen, wenn man sozialistische französische ouvriers vereinigt sieht. Rauchen, Trinken, Essen etc. sind
1 Von dieser Manuskriptseite ist ein Stück abgerissen
nicht mehr da als Mittel der Verbindung oder als verbindende Mittel. Die Gesellschaft, der Verein, die Unterhaltung, die wieder die Gesellschaft zum Zweck hat, reicht ihnen hin, die Brüderlichkeit der Menschen ist keine Phrase, sondern Wahrheit bei ihnen, und der Adel der Menschheit leuchtet uns aus den von der Arbeit verhärteten Gestalten entgegen. | | XX | (Wenn die Nationalökonomie behauptet, daß Nachfrage und Zufuhr sich immer decken, so vergißt sie sogleich, daß nach ihrer eignen Behauptung die Zufuhr von Menschen (Bevölkerungstheorie) immer die Nachfrage übersteigt, daß also bei dem wesentlichen Resultat der ganzen Produktion - der Existenz des Menschen - das Mißverhältnis zwischen Nachfrage und Zufuhr seinen entschiedensten Ausdruck erhält. Wie sehr das Geld, das als Mittel erscheint, die wahre Macht und der einzige Zweck ist - wie sehr überhaupt das Mittel, das mich zum Wesen macht, das mir das fremde gegenständliche Wesen aneignet, Selbstzweck. ist..., das kann man daraus ersehn, wie Grundeigentum, da wo der Boden die Lebensquelle, Pferd und Schwert, da wo sie das wahre Lebensmittel sind auch als die wahren politischen Lebensmächte anerkannt sind. Im Mittelalter ist ein Stand emanzipiert, sobald er das Schwert tragen darf. Bei nomadischen Bevölkerungen ist das Roß das, was mich zum Freien, zum Teilnehmer am Gemeinwesen macht. Wir haben oben gesagt, daß der Mensch zu der Höhlenwohnung etc., aber zu ihr unter einer entfremdeten, feindseligen Gestalt zurückkehrt. Der Wilde in seiner Höhle - diesem unbefangen sich zum Genuß und Schutz darbietenden Naturelement - fühlt sich nicht fremder, oder fühlt sich vielmehr so heimisch, als der Fisch im Wasser. Aber die Kellerwohnung des Armen ist ein feindliches, als „fremde Macht an sich haltende Wohnung, die sich ihm nur hingibt, sofern er seinen Blutschweiß ihr hingibt", die er nicht als seine Heimat - wo er endlich sagen könnte, hier bin ich zu Hause - betrachten darf, wo er sich vielmehr in dem Haus eines andern, in einem fremden Hause, befindet, der täglich auf der Lauer steht und ihn hinauswirft, wenn er nicht die Miete zahlt. Ebenso weiß er der Qualität nach seine Wohnung im Gegensatz zur jenseitigen, im Himmel des Reichtums, residierenden menschlichen Wohnung. Die Entfremdung erscheint sowohl darin, daß mein Lebensmittel eines andern ist, daß das, was mein Wunsch, der unzugängliche Besitz eines andern ist, als daß jede Sache selbst ein andres als sie selbst, als daß meine Tätigkeit ein andres, als endlich - und das gilt auch für den Kapitalisten - daß überhaupt die unmenschliche Macht her [rseht]x.
Die Bestimmung des sich nur zum Genuß preisgebenden, untätigen und verschwendenden Reichtums - worin der Genießende zwar einerseits sich als ein nur vergängliches, wesenlos sich austobendes Individuum betätigt, und ebenso die fremde Sklavenarbeit, den menschlichen Blutschweiß als die Beute seiner Begierde und darum den Menschen selbst, also auch sich selbst als ein aufgeopfertes, nichtiges Wesen weiß, wobei die Menschenverachtung als Übermut, als ein Wegwerfen dessen, was hundert menschliche Leben fristen kann, teils als die infame Illusion erscheint, daß seine zügellose Verschwendung und haltlose, improduktive Konsumtion die Arbeit und damit die Subsistenz des andren bedingt ~ der die Verwirklichung der menschlichen Wesenskräfte nur als Verwirklichung seines Unwesens, seiner Laune und willkürlich bizarren Einfälle weiß - dieser Reichtum, der aber andrerseits den Reichtum als ein bloßes Mittel und nur der Vernichtung wertes Ding weiß, der also zugleich sein Sklave und sein Herr, zugleich großmütig und niederträchtig, launenhaft, dünkelhaft, eingebildet, fein, gebildet, geistreich ist - dieser Reichtum hat noch nicht den Reichtum als eine gänzlich fremde Macht über sich selbst erfahren; er sieht in ihm vielmehr nur seine eigne Macht, und [nicht]1 der Reichtum, sondern der Genuß [ist ihm letzter]1 Endzweck. Dieser [. ..]2 [|XXI[ und der glänzenden, durch den sinnlichen Schein geblendeten Illusion über das Wesen des Reichtums tritt der arbeitende, nüchterne, prosaische, ökonomische3 über das Wesen des Reichtums aufgeklärte Industrielle gegenüber - und wie er seiner Genußsucht einen größeren Umkreis verschafft, ihm schöne Schmeicheleien in seinen Produktionen sagt - seine Produkte sind ebensoviel niedrige Komplimente an die Gelüste des Verschwenders -, so weiß er die jenem verschwindende Macht auf die einzig nützliche Weise sich selbst anzueignen. Wenn sonach der industrielle Reichtum zunächst als Resultat des verschwenderischen, phantastischen Reichtums erscheint - so verdrängt die Bewegung des erstem auch auf tätige Weise, durch ihm eigne Bewegung den letztern. Das Fallen des Geldzinses ist nämlich eine notwendige Konsequenz und Resultat der industriellen Bewegung. Die Mittel des verschwenderischen Rentiers vermindern sich also täglich grade in umgekehrtem Verhältnis zur Vermehrung der Mittel und Fallstricke des Genusses. Er muß also entweder sein Kapital selbst verzehren, also zugrunde gehn oder selbst zum industriellen Kapitalisten werden... Andrerseits steigt zwar die Grundrente unmittelbar beständig durch den Lauf der industriellen Bewegung, aber
1 Manuskript beschädigt - 2 von dieser Manuskriptseite ist ein Stück abgerissen; es fehlen etwa drei Zeilen - 3 „ökonomische" steht in der Handschrift über „prosci'.che"
wir haben es schon gesehn - es kömmt notwendig ein Zeitpunkt, wo das Grundeigentum in die Kategorie des mit Gewinn sich reproduzierenden Kapitals, wie jedes andre Eigentum, fallen muß - und zwar ist dies das Resultat derselben industriellen Bewegung. Also muß auch der verschwenderische Grundherr entweder sein Kapital verzehren, also zugrunde gehn oder selbst der Pächter seines eignen Grundstücks - ackerbauender Industrieller werden. - Die Verminderung des Geldzinses - welche Proudhon als die Aufhebung des Kapitals und als Tendenz nach der Sozialisierung des Kapitals betrachtet - ist daher vielmehr unmittelbar nur ein Symptom von dem vollständigen Sieg des arbeitenden Kapitals über den verschwenderischen Reichtum, d. h. die Verwandlung alles Privateigentums in industrielles Kapital - der vollständige Sieg des Privateigentums über alle dem Schein nach noch menschlichen Qualitäten desselben und die völlige Unterjochung des Privateigentümers unter das Wesen des Privateigentums - die Arbeit. Allerdings genießt auch der industrielle Kapitalist. Er kehrt keineswegs zur unnatürlichen Einfachheit des Bedürfnisses zurück, aber sein Genuß ist nur Nebensache, Erholung, untergeordnet der Produktion, dabei berechneter, also selbst ökonomischer Genuß, denn er schlägt seinen Genuß zu den Kosten des Kapitals, und sein Genuß darf ihm daher nur soviel kosten, daß das an ihm Verschwendete durch die Reproduktion des Kapitals mit Gewinn wieder ersetzt wird. Der Genuß ist also unter das Kapital, das genießende Individuum unter das kapitalisierende subsumiert, während früher das Gegenteil stattfand. Die Abnehmung der Zinsen ist daher nur insofern ein Symptom der Aufhebung des Kapitals, als sie ein Symptom seiner sich vollendenden Herrschaft, der sich vollendenden und daher ihrer Aufhebung zueilenden Entfremdung ist. Dies ist überhaupt die einzige Weise, wie das Bestehende sein Gegenteil bestätigt. -) Der Zank der Nationalökonomen über Luxus und Ersparung ist daher nur der Zank der über das Wesen des Reichtums ins klare gekommenen Nationalökonomie mit derjenigen, die noch mit romantischen, antiindustriellen Erinnerungen behaftet ist. Beide Teile wissen sich aber den Gegenstand des Streits nicht auf seinen einfachen Ausdruck zu bringen und werden daher nicht miteinander fertig.-|XXI|| Ii*]
| | XXXIV| Die Grundrente wurde ferner qua Grundrente gestürzt - indem von der neuern Nationalökonomie im Gegensatz zu dem Argument der Physiokraten, der Grundeigentümer sei der einzig wahre Produzent, vielmehr bewiesen wurde, daß der Grundeigentümer als solcher vielmehr der einzige ganz improduktive Rentier sei. Die Agrikultur sei Sache des Kapi
talisten, der seinem Kapital diese Anwendung gebe, wenn er von ihr den gewöhnlichen Gewinn zu erwarten habe. Die Aufstellung derPhysiokraten daß das Grundeigentum als das einzig produktive Eigentum allein die Staatssteuer zu zahlen, also auch allein sie zu bewilligen und teil an dem Staatswesen zu nehmen habe - verkehrt sich daher in die umgekehrte Bestimmung, daß die Steuer auf Grundrente die einzige Steuer auf ein improduktives Einkommen sei, daher die einzige Steuer, welche der nationalen Produktion nicht schädlich sei. Es versteht sich, daß, so gefaßt, auch das politische Vorrecht der Grundeigentümer nicht mehr aus ihrer hauptsächlichen Besteuerung folgt. Alles, was Proudhon als Bewegung der Arbeit gegen das Kapital faßt, ist nur die Bewegung der Arbeit in der Bestimmung des Kapitals, des industriellen Kapitals gegen das nicht als Kapital, d. h. nicht industriell sich konsumierende Kapital. Und diese Bewegung geht ihren siegreichen Weg, d.h. den Weg des Sieges des industriellen Kapitals. - Man sieht also, daß erst, indem die Arbeit als Wesen des Privateigentums gefaßt wird, auch die nationalökonomische Bewegung als solche in ihrer wirklichen Bestimmtheit durchschaut werden kann. Die Gesellschaft - wie sie für den Nationalökonomen erscheint - ist die bürgerliche Gesellschaft, worin jedes Individuum ein Ganzes von Bedürfnissen ist und es nur || XXXV | für den andern, wie der andre nur für es da ist, insofern sie sich wechselseitig zum Mittel werden. Der Nationalökonom so gut, wie die Politik in ihren Menschenrechten - reduziert alles auf den Menschen, d.h. auf das Individuum, von welchem er alle Bestimmtheit abstreift, um es als Kapitalist oder Arbeiter zu fixieren. - Die Teilung der Arbeit ist der nationalökonomische Ausdruck von der Gesellschaftlichkeit der Arbeit innerhalb der Entfremdung. Oder, da die Arbeit nur ein Ausdruck der menschlichen Tätigkeit innerhalb der Entäußerung, der Lebensäußerung als Lebensentäußerung ist, so ist auch die Teilung der Arbeit nichts andres als das entfremdete, entäußerte Setzen der menschlichen Tätigkeit als einer realen Gattungstätigkeit oder als Tätigkeit des Menschen als Gattungswesen. Über das Wesen der Teilung der Arbeit - welche natürlich als ein Hauptmotor der Produktion des Reichtums gefaßt werden mußte, sobald die Arbeit als das Wesen des Privateigentums erkannt war - d.h., über diese entfremdete und entäußerte Gestalt der menschlichen Tätigkeit als Gattungstätigkeit sind die Nationalökonomen sehr unklar und sich widersprechend.
Adam Smith: „Die Teilung der Arbeit verdankt nicht der menschlichen Weisheit ihren Ursprung. Sie ist die notwendige, langsame und stufenweise Konsequenz des Hangs zum Austausch und des wechselseitigen Verschacherns der Produkte. Dieser
Hang zum Handel ist wahrscheinlich eine notwendige Folge des Gebrauchs der Vernunft und des Wortes. Er ist allen Menschen gemeinschaftlich, findet sich bei keinem Tier. Das Tier, sobald es erwachsen ist, lebt auf seine Faust. Der Mensch hat beständig die Unterstützung von andern nötig, und vergeblich würde er sie bloß von ihrem Wohlwollen erwarten. Es wird viel sicherer sein, sich an ihr persönliches Interesse zu wenden und sie zu überreden, ihr eigner Vorteil erheische das zu tun, was er von ihnen wünscht. Wir adressieren uns bei andern Menschen nicht an ihre Menschheit1, sondern an ihren Egoismus1; wir sprechen ihnen niemals von unsern Bedürfnissen1, sondern immer von ihrem Vorteil1. - Da wir also durch Tausch, Handel, Schacher die Mehrzahl der guten Dienste, die uns wechselseitig nötig sind, erhalten, so ist es diese Disposition zum Schacher, welche der Teilung der Arbeit ihren Ursprung gegeben hat. Z.B. In einem Tribus von Jägern oder Hirten macht ein Privatmann Bogen und Sehnen mit mehr Geschwindigkeit und Geschicklichkeit als ein andrer. Er vertauscht oft mit seinen Genossen diese Arten von Tagwerk gegen Vieh und Wild, er bemerkt bald, daß er letzteres durch dieses Mittel sich leichter verschaffen kann, als wenn er selbst auf die Jagd ginge. Aus interessierter Berechnung macht er also aus der F abrikation der Bogen etc. seine Hauptbeschäftigung. Die Differenz der natürlichen Talente1 unter den Individuen ist nicht sowohl die Ursache1 als der Effekt' der Teilung der Arbeit... Ohne die Disposition des Menschen, zu handeln und tauschen, wäre jeder verpflichtet gewesen, sich selbst alle Notwendigkeiten und Bequemlichkeiten des Lebens zu verschaffen. Jeder hätte dasselbe Tagewerk1 zu erfüllen gehabt, und jene große Differenz1 der Beschäftigungen1, welche allein eine große Differenz der Talente erzeugen kann, hätte nicht stattgefunden. - Wie nun dieser Hang zum Tauschen die Verschiedenheit der Talente erzeugt unter den Menschen, so ist es auch derselbe Hang, der diese Verschiedenheit nützlich macht. - Viele Tierracen, obgleich von derselben species, haben von der Natur unterschiedene Charaktere erhalten, die in bezug auf ihre Anlagen augenfälliger sind, als man bei den ungebildeten Menschen beobachten könnte. Von Natur ist ein Philosoph nicht halb so verschieden von einem Sackträger an Talent und Intelligenz als ein Haushund von einem Windhund, ein Windhund von einem Wachtelhund und dieser von einem Schäferhund. Dennoch sind diese verschiednen Tierracen, obgleich von derselben species, fast von gar keiner Nützlichkeit füreinander. Der Hofhund kann den Vorteilen seiner Stärke ||XXXVI| nichts hinzufügen dadurch, daß er sich etwa der Leichtigkeit des Windhundes etc. bediente. Die Wirkungen dieser verschiednen Talente oder Stufen der Intelligenz können, aus Mangel der Fähigkeit oder des Hangs zum Handel und Austausch, nicht zusammen, in Gemeinschaft, geworfen werden und können durchaus nicht zum Vorteil oder zur gemeinschaftlichen Bequemlichkeit1 der species1 beitragen ... Jedes Tier muß sich selbst unterhalten und beschützen, unabhängig von den andern - es kann nicht den geringsten Nutzen von der Verschiedenheit der Talente ziehn, welche die Natur unter seinesgleichen verteilt hat. Unter den Menschen dagegen sind die disparatesten Talente einander nützlich, weil die verschiednen Produkte1 jeder ihrer respektiven Industriezweige, vermittelst
dieses allgemeinen Hangs zum Handel und Austausch, sich sozusagen in eine gemeinschaftliche Masse geworfen finden, wo jeder Mensch nach seinen Bedürfnissen kaufen gehn kann irgendeinen Teil des Produkts der Industrie des andern. - Weil dieser Hang zum Austausch der Teilung der Arbeit ihren Ursprung gibt, so ist folglich das Wachstum dieser Teilung1 immer beschränkt durch die Ausdehnung1 der Fähigkeit auszutauschen1 oder, in andern Worten, durch die Ausdehnung1 des1 Marktes. Ist der Markt sehr klein, so wird niemand ermutigt sein, sich gänzlich einer einzigen Beschäftigung zu ergeben, aus Mangel, das Mehr des Produkts seiner Arbeit, welches seine eigne Konsumtion übersteigt, gegen ein gleiches Mehr des Produkts der Arbeit eines andern, das er sich zu verschaffen wünschte, austauschen zu können..." Im fortgeschritten1 Zustand: „Jeder Mensch besteht von echanges, vom Austausch und wird eine Art von Handelsmann1, und die Gesellschaft selbst1 ist eigentlich eine handelstreibende1 Gesellschaft." (Sieh Destutt de Tracy: „Die Gesellschaft ist eine Reihe von wechselseitigem Austausch, in dem Commerce liegt das ganze Wesen der Gesellschaft." lm') „...Die Akkumulation der Kapitalien steigt mit der Teilung der Arbeit und wechselseitig."
Soweit Adam Smith.ll23]
„Wenn jede Familie die Totalität der Gegenstände ihrer Konsumtion erzeugte,
könnte die Gesellschaft in Gang bleiben, obgleich sich keine Art von Austausch bewerkstelligte - ohne fundamental1 zu sein, ist der Austausch unentbehrlich in dem avancierten Zustand unsrer Gesellschaft - die Teilung der Arbeit ist eine geschickte Anwendung
der Kräfte des Menschen - sie vermehrt also die Produkte der Gesellschaft, ihre Macht
und ihre Genüsse, aber sie beraubt, vermindert die Fähigkeit jedes Menschen indivi
duell genommen. - Die Produktion kann ohne den Austausch nicht stattfinden." So J.B.S«,.'1241
„Die dem Menschen inhärenten Kräfte sind: seine Intelligenz und seine physische
Anlage zur Arbeit; diejenigen, welche von dem gesellschaftlichen Zustand ihren Ursprung ableiten, bestehn: in der Fähigkeit, die Arbeit zu teilen1 und die verschiednen Arbeiten unter die verschiednen Menschen auszuteilen1 ... und in dem Vermögen, die wechselseitigen Dienste' auszutauschen und die Produkte, welche diese Mittel konstituieren ... Das Motiv, warum ein Mensch dem andern seine Dienste widmet, ist der
Eigennutz - der Mensch verlangt eine Rekompens für die einem andern geleisteten
Dienste. - Das Recht des exklusiven Privateigentums ist unentbehrlich, damit sich
der Austausch unter den Menschen etabliere." „Austausch und Teilung der Arbeit
bedingen sich wechselseitig." So SkarbekS1251 Mill stellt den entwickelten Austausch, den Handel, als Folge der Teilung der Arbeit dar.
„Die Tätigkeit des Menschen kann auf sehr einfache Elemente reduziert werden.
Er kann in Wahrheit nichts mehr tun, als Bewegung produzieren; er kann die Sachen
bewegen, um sie voneinander zu ent- |[XXXVII| fernen oder einander zu nähern; die
Eigenschaften der Materie tun das übrige. Bei der Anwendung der Arbeit und der
Maschinen findet man oft, daß die Wirkungen durch eine geschickte Verteilung ver
mehrt werden können, durch Trennung der Operationen, die sich entgegenstehn, und
durch Vereinigung aller derjenigen, welche auf irgendeine Weise sich wechselseitig
fördern können. Da im allgemeinen die Menschen nicht viele verschiedne Operationen
mit gleicher Geschwindigkeit und Geschicklichkeit exekutieren können, wie die Ge
wohnheit ihnen diese Fähigkeit für die Ausübung einer kleinern Zahl verschafft - so
ist es immer vorteilhaft, soviel als möglich die Zahl der jedem Individuum anvertrauten
Operationen zu beschränken. - Zur Teilung der Arbeit und Verteilung der Kräfte des
Menschen und der Maschinen auf die vorteilhafteste Art ist es notwendig in einer
Menge von Fällen, auf einer großen Stufenleiter zu operieren oder, in andren Worten,
die Reichtümer in großen Massen zu produzieren. Dieser Vorteil ist der Entstehungs
grund der großen Manufakturen, von denen oft eine kleine, unter günstigen Verhält
nissen gegründete Anzahl manchmal nicht nur ein einziges, sondern mehre Länder
approvisioniert mit der hier verlangten Quantität von den durch sie produzierten
Objekten."
So M//.11261 Die ganze moderne Nationalökonomie aber stimmt darin überein, daß Teilung der Arbeit und Reichtum der Produktion, Teilung der Arbeit und Akkumulation des Kapitals sich wechselseitig bedingen, wie daß das freigelaßne, sich selbst überlaßne Privateigentum allein die nützlichste und umfassendste Teilung der Arbeit hervorbringen kann. Adam Smiths Entwicklung läßt sich dahin resümieren: Die Teilung der Arbeit gibt der Arbeit die unendliche Produktionsfähigkeit. Sie ist begründet in dem Hang zum Austausch und Schacher, einem spezifisch menschlichen Hang, der wahrscheinlich nicht zufällig, sondern durch den Gebrauch der Vernunft und der Sprache bedingt ist. Das Motiv des Austauschenden ist nicht die Menschheit, sondern der Egoismus. Die Verschiedenartigkeit der menschlichen Talente ist mehr die Wirkung als die Ursache der Teilung der Arbeit, i.e. des Austauschs. Auch macht letzterer erst diese Verschiedenheit nützlich. Die besondren Eigenschaften der verschiedenen Racen einer Tierart sind von Natur schärfer als die Verschiedenheit menschlicher Anlage und Tätigkeit. Weil die Tiere aber nicht auszutauschen vermögen, nützt keinem Tierindividuum die unterschiedne Eigenschaft eines Tiers von derselben Art, aber von verschiedner Race. Die Tiere vermögen nicht die unterschiednen Eigenschaften ihrer species zusammenzulegen; sie vermögen nichts zum gemeinschaftlichen Vorteil und Bequemlichkeit ihrer species beizutragen. Anders der Mensch, wo die disparatesten Talente und Tätigkeitsweisen sich wechselseitig nützen, Weil
sie ihre verschiednen Produkte zusammenwerfen können in eine gemeinschaftliche Masse, wovon jeder kaufen kann. Wie die Teilung der Arbeit aus dem Hang des Austauschs entspringt, so wächst sie und ist begrenzt durch die Ausdehnung des Austauschs, des Marktes. Im fortgeschrittnen Zustand jeder Mensch Handelsmann, die Gesellschaft eine Handelsgesellschaft. Say betrachtet den Austausch als zufällig und nicht fundamental. Die Gesellschaft könnte ohne ihn bestehn. Er wird unentbehrlich im avancierten Zustand der Gesellschaft. Dennoch kann die Produktion ohne ihn nicht stattfinden. Die Teilung der Arbeit ist ein bequemes, nützliches Mittel, eine geschickte Anwendung der menschlichen Krähe für den gesellschaftlichen Reichtum, aber sie vermindert die Fähigkeit jedes Menschen individuell genommen. Die letztere Bemerkung ist ein Fortschritt von Say. Skarbek unterscheidet die individuellen, dem Menschen inhärenten Kräfte, Intelligenz und physische Disposition zur Arbeit, von den von der Gesellschaft hergeleiteten Kräften, Austausch und Teilung der Arbeit, die sich wechselseitig bedingen. Aber die notwendige Voraussetzung des Austausches ist das Privateigentum. Skarbek drückt hier unter objektiver Form aus, was Smith, Say, Ricardo etc. sagen, wenn sie den Egoismus, das Privatinteresse als Grund des Austausches oder den Schacher als die wesentliche und adäquate Form des Austausches bezeichnen. Mill stellt den Handel als Folge der Teilung der Arbeit dar. Die menschliche Tätigkeit reduziert sich ihm auf eine mechanische Bewegung. Teilung der Arbeit und Anwendung von Maschinen befördern den Reichtum der Produktion. Man muß jedem Menschen einen möglichst kleinen Kreis von Operationen anvertrauen. Ihrerseits bedingen Teilung der Arbeit und Anwendung von Maschinen die Produktion des Reichtums in Masse, also Konzentrierung der Produktion]1. Dies der Grund der großen Manufakturen. | | XXXVI II | Die Betrachtung der Teilung der Arbeit und des Austausches sind von höchstem Interesse, weil sie die sinnfällig entäußerten Ausdrücke der menschlichen Tätigkeit und Wesenskraft als einer gattungsmäßigen Tätigkeit und Wesenskraft sind. Daß die Teilung der Arbeit und der Austausch auf dem Privateigentum beruhn, ist nichts anders als die Behauptung, daß die Arbeit das Wesen des Privateigentums ist, eine Behauptung, die der Nationalökonom nicht beweisen kann und die wir für ihn beweisen wollen. Eben darin, daß Teilung
1 „Produktion]" in der Handschrift nicht eindeutig zu entziffern
der Arbeit und Austausch Gestaltungen des Privateigentums sind, eben darin liegt der doppelte Beweis, sowohl daß das menschliche Leben zu seiner Verwirklichung des Privateigentums bedurfte wie andrerseits, daß es jetzt der Aufhebung des Privateigentums bedarf. Teilung der Arbeit und Austausch sind die beiden Erscheinungen, bei denen der Nationalökonom auf die Gesellschaftlichkeit seiner Wissenschaft pocht und den Widerspruchseiner Wissenschaft, die Begründung der Gesellschaft durch das ungesellschaftliche Sonderinteresse in einem Atemzug bewußtlos ausspricht. Die Momente, die wir zu betrachten haben, sind: Einmal wird der Hang des Austauschs - dessen Grund im Egoismus gefunden wird - als Grund oder Wechselwirkung der Teilung der Arbeit betrachtet. Say betrachtet den Austausch als nicht fundamental für das Wesen der Gesellschaft. Der Reichtum, die Produktion wird durch die Teilung der Arbeit und den Austausch erklärt. Die Verarmung und Entwesung der individuellen Tätigkeit durch die Teilung der Arbeit wird zugestanden. Austausch und Teilung der Arbeit werden als Produzenten der großen Verschiedenheit der menschlichen Talente anerkannt, eine Verschiedenheit, welche durch ersteren auch wieder nützlich wird. Skarbek teilt die Produktions- oder produktiven Wesenskräfte des Menschen in 2 Teile, 1. die individuellen und ihm inhärenten, seine Intelligenz und spezielle Arbeitsdisposition oder Fähigkeit, 2. die von der Gesellschaft - nicht vom wirklichen Individuum abgeleiteten, die Teilung der Arbeit und den Austausch. - Ferner: Die Teilung der Arbeit ist durch den Markt beschränkt. - Die menschliche Arbeit ist einfache mechanische Bewegung; die Hauptsache tun die materiellen Eigenschaften der Gegenstände. - Einem Individuum müssen wenigst mögliche Operationen zugeteilt werden. - Spaltung der Arbeit und Konzentrierung des Kapitals, die Nichtigkeit der individuellen Produktion und die Produktion des Reichtums in Masse. - Verstand des freien Privateigentums in der Teilung der Arbeit. |XXXVI 111|11271
[Geld]
||XLI| Wenn die Empfindungen, Leidenschaften etc. des Menschen nicht nur anthropologische Bestimmungen im [engeren] Sinn, sondern wahrhaft ontologische Wesens-(Natur-)bejahungen sind - und wenn sie nur dadurch wirklich sich bejahen, daß ihr Gegenstand sinnlich für sie ist, so versteht sich, 1. daß die Weise ihrer Bejahung durchaus nicht eine und
dieselbe ist, sondern vielmehr die unterschiedne Weise der Bejahung die Eigentümlichkeit ihres Daseins, ihres Lebens bildet; die Weise, wie der Gegenstand für sie, ist die eigentümliche Weise ihres Genusses; 2. da, wo die sinnliche Bejahung unmittelbares Aufheben des Gegenstandes in seiner selbständigen Form ist (Essen, Trinken, Bearbeiten des Gegenstandes etc.), ist dies die Bejahung des Gegenstandes; 3. insofern der Mensch menschlich, also auch seine Empfindung etc. menschlich ist, ist die Bejahung des Gegenstandes durch einen andren, ebenfalls sein eigner Genuß; 4. erst durch die entwickelte Industrie, i. e. durch die Vermittlung des Privateigentums, wird das ontologische Wesen der menschlichen Leidenschaft sowohl in seiner Totalität als in seiner Menschlichkeit; die Wissenschaft vom Menschen ist also selbst ein Produkt der praktischen Selbstbetätigung des Menschen; 5. der Sinn des Privateigentums - losgelöst von seiner Entfremdung - ist das Dasein der wesentlichen Gegenstände für den Menschen, sowohl als Gegenstand des Genusses wie der Tätigkeit. Das Geld, indem es die Eigenschaft besitzt, alles zu kaufen, indem es die Eigenschaft besitzt, alle Gegenstände sich anzueignen, ist also der Gegenstand im eminenten Sinn. Die Universalität seiner Eigenschaft ist die Allmacht seines Wesens; es gilt daher als allmächtiges Wesen... Das Geld ist der Kuppler zwischen dem Bedürfnis und dem Gegenstand, zwischen dem Leben und dem Lebensmittel des Menschen. Was mir aber mein Leben vermittelt, das vermittelt mir auch das Dasein der andren Menschen für mich, Das ist für mich der andre Mensch.
„Was Henker! Freilich Händ' und Füße
Und Kopf und Hintre, die sind dein!
Doch alles, was ich frisch genieße,
Ist das drum weniger mein?
Wenn ich sechs Hengste zahlen kann
Sind ihre Kräfte nicht die meine?
Ich renne zu und bin ein rechter Mann
Als hätt' ich vierundzwanzig Beine."
Goethe, „Faust" (Mephisto)'128'
Shakespeare im „Timon von Athen":
„Gold? Kostbar flimmernd, rotes Gold? Nein, Götter! Nicht eitel fleht' ich.
So viel hievon macht schwarz weiß, häßlich schön;
Schlecht gut, alt jung, feig tapfer, niedrig edel.
Dies lockt ... den Priester vom Altar;
Reißt Halbgenesnen weg das Schlummerkissen:
37 Marx/Engels, Werke, EB I
Ja, dieser rote Sklave löst und bindet
Geweihte Bande; segnet den Verfluchten;
Er macht den Aussatz lieblich, ehrt den Dieb
Und gibt ihm Rang, gebeugtes Knie und Einfluß
Im Rat der Senatoren; dieser führt
Der überjähr'gen Witwe Freier zu;
Sie, von Spital und Wunden giftig eiternd,
Mit Ekel fortgeschickt, verjüngt balsamisch
Zu Maienjugend dies. Verdammt Metall,
Gemeine Hure du der Menschen, die
Die Völker tört."
Und weiter unten:
„Du süßer Königsmörder, edle Scheidung
Des Sohns und Vaters! glänzender Besudler
Von Hymens reinstem Lager! tapfrer Mars!
Du ewig blüh'nder, zartgeliebter Freier,
Des roter Schein den heil'gen Schnee zerschmelzt Auf Dianas reinem Schoß! sichtbare Gottheit, Die du Unmöglichkeiten eng verbrüderst, Zum Kuß sie zwingst! du sprichst in jeder Sprache,
||XLII| Zu jedem Zweck! o du, der Herzen Prüfstein!
Denk, es empört dein Sklave sich, der Mensch! Vernichte deine Kraft sie all verwirrend, Daß Tieren wird die Herrschaft dieser Welt!"'129! Shakespeare schildert das Wesen des Geldes trefflich. Um ihn zu verstehn, beginnen wir zunächst mit der Auslegung der goethischen Stelle. Was durch das Geld für mich ist, was ich zahlen, d.h., was das Geld kaufen kann, das bin ich, der Besitzer des Geldes selbst. So groß die Kraft des Geldes, so groß ist meine Kraft. Die Eigenschaften des Geldes sind meine - seines Besitzers - Eigenschaften und Wesenskräfte. Das, was ich bin und vermag, ist also keineswegs durch meine Individualität bestimmt. Ich bin häßlich, aber ich kann mir die schönste Frau kaufen. Also bin ich nicht häßlich, denn die Wirkung der Häßlichkeit, ihre abschreckende Kraft ist durch das Geld vernichtet. Ich - meiner Individualität nach - bin lahm, aber das Geld verschafft mir 24 Füße; ich bin also nicht lahm; ich bin ein schlechter, unehrlicher, gewissenloser, geistloser Mensch, aber das Geld ist geehrt, also auch sein Besitzer. Das Geld ist das höchste Gut, also ist sein Besitzer gut, das Geld überhebt mich überdem der Mühe, unehrlich zu sein; ich werde also als ehrlich präsumiert; ich bin geistlos, aber das Geld ist der wirkliche Geist aller Dinge, wie sollte sein Besitzer geistlos sein? Zudem
kann er sich die geistreichen Leute kaufen, und wer die Macht über die Geistreichen hat1, ist der nicht geistreicher als der Geistreiche? Ich, der durch das Geld alles, wonach ein menschliches Herz sich sehnt, vermag, besitze ich nicht alle menschlichen Vermögen? Verwandelt also mein Geld nicht alle meine Unvermögen in ihr Gegenteil ? Wenn das Geld das Band ist, das mich an das menschliche Leben, das mir die Gesellschaft, das mich mit der Natur und den Menschen verbindet, ist das Geld nicht das Band aller Bande? Kann es nicht alle Bande lösen und binden? Ist es darum nicht auch das allgemeine Scheidungsmittel? Es ist die wahre Scheidemünze, wie das wahre Bindungsmittel, die [.. ,]2 chemische Kraft der Gesellschaft. Shakespeare hebt an dem Geld besonders 2 Eigenschaften heraus: 1. Es ist die sichtbare Gottheit, die Verwandlung aller menschlichen und natürlichen Eigenschaften in ihr Gegenteil, die allgemeine Verwechslung und Verkehrung der Dinge; es verbrüdert Unmöglichkeiten; 2. Es ist die allgemeine Hure, der allgemeine Kuppler der Menschen und Völker. Die Verkehrung und Verwechslung aller menschlichen und natürlichen Qualitäten, die Verbrüderung der Unmöglichkeiten - die göttliche Kraft des Geldes liegt in seinem Wesen als dem entfremdeten, entäußernden und sich veräußernden Gattungswesen der Menschen. Es ist das entäußerte Vermögen der Menschheit. Was ich qua Mensch nicht vermag, was also alle meine individuellen Wesenskräfte nicht vermögen, das vermag ich durch das Geld. Das Geld macht also jede dieser Wesenskräfte zu etwas, was sie an sich nicht ist, d. h. zu ihrem Gegenteil. Wenn ich mich nach einer Speise sehne oder den Postwagen brauchen will, weil ich nicht stark genug bin, den Weg zu Fuß zu machen, so verschafft mir das Geld die Speise und den Postwagen, d.h., es verwandelt meine Wünsche aus Wesen der Vorstellung, es übersetzt sie aus ihrem gedachten, vorgestellten, gewollten Dasein in ihr sinnliches, wirkliches Dasein, aus der Vorstellung in das Leben, aus dem vorgestellten Sein in das wirkliche Sein. Als diese Vermittlung ist das [Geld] die wahrhaft schöpferische Kraft. Die demande3 existiert wohl auch für den, der kein Geld hat, aber seine demande ist ein bloßes Wesen der Vorstellung, das auf mich, auf den 3ten,
1 In der Handschrift: ist - 2 in der Handschrift ein Wort nicht zu entziffern ~ 3 Nach' frage
auf die [anderen] ||XLIII[ keine Wirkung, keine Existenz hat, also für mich selbst unwirklich, gegenstandlos bleibt. Der Unterschied der effektiven, auf das Geld basierten und der effektlosen, auf mein Bedürfnis, meine Leidenschaft, meinen Wunsch etc. basierten demande ist der Unterschied zwischen Sein und Denken, zwischen der bloßen in mir existierenden Vorstellung und der Vorstellung, wie sie als wirklicher Gegenstand außer mir für mich ist. Ich, wenn ich kein Geld zum Reisen habe, habe kein Bedürfnis, d.h. kein wirkliches und sich verwirklichendes Bedürfnis zum Reisen. Ich, wenn ich Beruf zum Studieren, aber kein Geld dazu habe, habe keinen Beruf zum Studieren, d. h. keinen wirksamen, keinen wahren Beruf. Dagegen ich, wenn ich wirklich keinen Beruf zum Studieren habe, aber den Willen und das Geld, habe einen wirksamen Beruf dazu. Das Geld- als das äußere, nicht aus dem Menschen als Menschen und nicht von der menschlichen Gesellschaft als Gesellschaft herkommende allgemeine - Mittel und Vermögen, die Vorstellung in die Wirklichkeit und die Wirklichkeit zu einer bloßen Vorstellung zu machen, verwandelt ebensosehr die wirklichen menschlichen und natürlichen Wesenskräfte in bloß abstrakte Vorstellungen und darum UnVollkommenheiten, qualvolle Hirngespinste, wie es andrerseits die wirklichen UnVollkommenheiten und Hirngespinste, die wirklich ohnmächtigen, nur in der Einbildung des Individuums existierenden Wesenskräfte desselben zu wirklichen Wesenskräften und Vermögen verwandelt. Schon dieser Bestimmung nach ist es also schon die allgemeine Verkehrung der Individualitäten, die sie in ihr Gegenteil umkehrt und.ihren Eigenschaften widersprechende Eigenschaften beilegt. Als diese verkehrende Macht erscheint es dann auch gegen das Individuum und gegen die gesellschaftlichen etc. Bande, die für sich Wesen zu sein behaupten. Es verwandelt die Treue in Untreue, die Liebe in Haß, den Haß in Liebe, die Tugend in Laster, das Laster in Tugend, den Knecht in den Herrn, den Herrn in den Knecht, den Blödsinn in Verstand, den Verstand in Blödsinn. Da das Geld als der existierende und sich betätigende Begriff des Wertes alle Dinge verwechselt, vertauscht, so ist es die allgemeine Verwechslung und Vertauschung aller Dinge, also die verkehrte Welt, die Verwechslung und Vertauschung aller natürlichen und menschlichen Qualitäten. Wer die Tapferkeit kaufen kann, der ist tapfer, wenn er auch feig ist. Da das Geld nicht gegen eine bestimmte Qualität, gegen ein bestimmtes Ding, menschliche Wesenskräfte, sondern gegen die ganze menschliche und
natürliche gegenständliche Welt sich austauscht, so tauscht es also - vom Standpunkt seines Besitzers angesehn - jede Eigenschaft gegen jede - auch ihr widersprechende Eigenschaft und Gegenstand - aus; es ist die Verbrüderung der Unmöglichkeiten, es zwingt das sich Widersprechende zum Kuß. Setze den Menschen als Menschen und sein Verhältnis zur Welt als ein menschliches voraus, so kannst du Liebe nur gegen Liebe austauschen, Vertrauen nur gegen Vertrauen etc. Wenn du die Kunst genießen willst, mußt du ein künstlerisch gebildeter Mensch sein; wenn du Einfluß auf andre Menschen ausüben willst, mußt du ein wirklich anregend und fördernd auf andere Menschen wirkender Mensch sein. Jedes deiner Verhältnisse zum Menschen - und zu der Natur - muß eine bestimmte, dem Gegenstand deines Willens entsprechende Äußrung deines wirklichen individuellen Lebens sein. Wenn du liebst, ohne Gegenliebe hervorzurufen, d.h., wenn dein Lieben als Lieben nicht die Gegenliebe produziert, wenn du durch deine Lebensäußrung als liebender Mensch dich nicht zum geliebten Menschen machst, so ist deine Liebe ohnmächtig, ein Unglück. IXLIIIII
[Kritik der Hegeischen Dialektik und Philosophie überhaupt]
|[XI| 6. An diesem Punkte ist vielleicht der Ort, sowohl zur Verständigung und Berechtigung über die Hegeische Dialektik überhaupt als namentlich über ihre Ausführung in der „Phänomenologie" und „Logik", endlich über das Verhältnis der neuern kritischen Bewegung einige Andeutungen zu geben. Die Beschäftigung mit dem Inhalt der alten Welt, die von dem Stoff befangne Entwicklung der modernen deutschen Kritik war so gewaltsam, daß ein völlig kritikloses Verhalten zur Methode des Kritisierens und eine völlige Bewußtlosigkeit über die scheinbar formelle, aber wirklich wesentliche Frage stattfand, wie halten wir es nun mit der Hegeischen Dialektik? Die Bewußtlosigkeit - über das Verhältnis der modernen Kritik zur Hegelschen Philosophie überhaupt und zur Dialektik namentlich - war so groß, daß Kritiker wie Strauß und Bruno Bauer, der erstere vollständig, der zweite in seinen „Synoptikern" (wo er dem Strauß gegenüber das „Selbstbewußtsein" des abstrakten Menschen an die Stelle der Substanz der „abstrakten Natur" stellt) und selbst noch im „Entdeckten Christentum" wenigstens der Potenz nach noch vollständig innerhalb der Hegeischen Logik befangen sind. So heißt es z. B. in dem „Entdeckten Christentum":
„Als ob nicht das Selbstbewußtsein, indem es die Welt, den Unterschied setzt und
in dem, was es hervorbringt, sich selbst hervorbringt, da es den Unterschied des Hervorgebrachten von ihm selbst wieder aufhebt, da es nur im Hervorbringen1 und in der
Bewegung es selber ist - als ob es nicht in dieser Bewegung seinen Zweck hätte" etc.
oder: „Sie" (die französischen Materialisten) „haben noch nicht sehn können, daß die
Bewegung des Universums erst als die Bewegung des Selbstbewußtseins wirklich für sich geworden und zur Einheit mit ihr selbst zusammengegangen ist."!130!
Ausdrücke, die auch nicht einmal in der Sprache einen Unterschied von der Hegeischen Auffassung zeigen, sondern sie vielmehr wörtlich wiederholen. ||XII| Wie wenig während des Akts der Kritik (Bauer, die „Synoptiker") ein Bewußtsein vorhanden war über das Verhältnis zur Hegeischen Dialektik, wie wenig dieses Bewußtsein auch nach dem Akt der stofflichen Kritik entstand, beweist Bauer, wenn er in seiner „Guten Sache der Frei
1 In der Handschrift: in Bewegung
heit" die vorlaute Frage des Herrn Gruppe, „was nun mit der Logik", dadurch abweist, daß er ihn auf kommende Kritiker verweist. Aber auch nun, nachdem Feuerbach - sowohl in seinen „Thesen" in den „Anecdotis" als ausführlich in der „Philosophie der Zukunft" - die al'e Dialektik und Philosophie dem Keim nach umgeworfen hat, nachdem dagegen jene Kritik, welche diese Tat gar nicht zu vollbringen wußte, dagegen die Tat vollbracht sah, als reine, entschiedne, absolute, mit sich ins klare gekommene Kritik ausgerufen, nachdem sie in ihrem spiritualistischen Hochmut die ganze geschichtliche Bewegung auf das Verhältnis der übrigen Welt - die ihr gegenüber unter die Kategorie der „Masse" fällt - zu ihr selbst reduziert und alle dogmatischen Gegensätze in dem einen dogmatischen Gegensatz ihrer eignen Klugheit und der Dummheit der Welt, des kritischen Christus und der Menschheit, als den „Haufen", aufgelöst hat, nachdem sie ihre eigne Vortrefflichkeit täglich und stündlich an der Geistlosigkeit der Masse bewiesen hat, nachdem sie endlich das kritische jüngste Gericht unter der Gestalt verkündigt hat, daß der Tag herannahe, wo die ganze verfallende Menschheit ihr gegenüber sich scharen werde, von ihr in Gruppen sondiert, und jeder besondre Haufen sein testimonium paupsrtatis erhalten werde, nachdem sie ihre Erhabenheit über menschliche Empfindungen, wie über die Welt, über welche sie in erhabener Einsamkeit thronend, nur von Zeit zu Zeit das Gelächter der olympischen Götter von ihren sarkastischen Lippen schallen läßt, hat drucken lassen - nach allen diesen ergötzlichen Gebarungen des unter der Form der Kritik verscheidenden Idealismus (des Junghegeltums) hat er auch nicht einmal die Ahnung ausgesprochen, daß man sich nun kritisch mit seiner Mutter, der Hegeischen Dialektik, auseinanderzusetzen habe, ja selbst über sein kritisches Verhältnis zur Feuerbachischen Dialektik [nichts] anzugeben gewußt. Ein völliges unkritisches Verhalten zu sich selbst. Feuerbach ist der einzige, der ein ernsthaftes, ein ^n'fr'sc/ies Verhältnis zur Hegeischen Dialektik hat und wahrhafte Entdeckungen auf diesem Gebiete gemacht hat, überhaupt der wahre Überwinder der alten Philosophie ist. Die Größe der Leistung und die geräuschlose Einfachheit, womit Fauerbach] sie der Welt gibt, stehn in einem wunderlichen Gegensatz zu dem umgekehrten Verhältnis. Feuerbachs große Tat ist: 1. der Beweis, daß die Philosophie nichts andres ist als die in Gedanken gebrachte und denkend ausgeführte Religion; eine andre Form und Daseinsweise der Entfremdung des menschlichen Wesens; also ebenfalls zu verurteilen ist;
2. die Gründung des wahren Materialismus und der reellen Wissenschaft, indem Feuerbach das gesellschaftliche Verhältnis „des Menschen zum Menschen" ebenso zum Grundprinzip der Theorie macht; 3. indem er der Negation der Negation, die das absolut Positive zu sein behauptet, das auf sich selbst ruhende und positiv auf sich selbst begründete Positive entgegenstellt. Feuerbach erklärt die Hegeische Dialektik - (und begründet dadurch den Ausgang vom Positiven, vom Sinnlich-Gewissen) - folgendermaßen: Hegel geht aus von der Entfremdung (logisch: dem Unendlichen, abstrakt Allgemeinen) der Substanz, der absoluten und fixierten Abstraktion. D. h. populär ausgedrückt, er geht von der Religion und Theologie aus. Zweitens: Er hebt das Unendliche auf, setzt das Wirkliche, Sinnliche, Reale, Endliche, Besondre (Philosophie, Aufhebung der Religion und Theologie). Drittens: Er hebt das Positive wieder auf, stellt die Abstraktion, das Unendliche, wieder her. Wiederherstellung der Religion und Theologie. Feuerbach faßt also die Negation der Negation nur als Widerspruch der Philosophie mit sich selbst auf, als die Philosophie, welche die Theologie (Transzendenz etc.) bejaht, nachdem sie dieselbe verneint hat, also im Gegensatz zu sich selbst bejaht. Die Position oder Selbstbejahung und Selbstbestätigung, die in der Negation der Negation liegt, wird für eine ihrer selbst noch nicht sichere, darum mit ihrem Gegensatz behaftete, an sich selbst zweifelnde und darum des Beweises bedürftige, also nicht durch ihr Dasein sich selbst beweisende, als nicht eingestandne ||XIII| Position gefaßt und darum ihr direkt und unvermittelt die sinnlich gewisse, auf sich selbst gegründete Position entgegengestellt.1 Aber indem Hegel die Negation der Negation - der positiven Beziehung nach, die in ihr liegt, als das wahrhaft und einzig Positive, der negativen Beziehung nach, die in ihr liegt, als den einzig wahren Akt und Selbstbetätigungsakt alles Seins - aufgefaßt hat, hat er nur den abstrakten, logischen, spekulativen Ausdruck für die Bewegung der Geschichte gefunden, die noch nicht wirkliche Geschichte des Menschen als eines vorausgesetzten Subjekts, sondern erst Erzeugungsakt, Entstehungsgeschichte des Menschen ist. - Sowohl die abstrakte Form werden wir erklären, als den Unterschied,
1 Am unteren Rand der Manuskriptseite steht ohne Verweis die Bemerkung: Feuerbach faßt noch die Negation der Negation, den konkreten Begriff als das sich im Denken überbietende und als Denken unmittelbar Anschauung, Natur, Wirklichkeit sein wollende Denken.!131!
den diese Bewegung bei Hegel im Gegensatz zur modernen Kritik zu demselben Prozeß in Feuerbachs „Wesen des Christentums" hat oder vielmehr die krieche Gestalt dieser bei Hegel noch unkritischen Bewegung. - Ein Blick auf das Hegeische System. Man muß beginnen mit der Hegeischen Phänomenologie, der wahren Geburtsstätte und dem Geheimnis der Hegeischen Philosophie. Phänomenologie. A. Das Selbstbewußtsein. I. Bewußtsein, a) Sinnliche Gewißheit oder das Dieses und das Meinen. ß) Die Wahrnehmung oder das Ding mit seinen Eigenschaften und die Täuschung, y) Kraft und Verstand, Erscheinung und übersinnliche Welt. II. Selbstbewußtsein. Die Wahrheit der Gewißheit seiner selbst, a) Selbständigkeit und Unselbständigkeit des Selbstbewußtseins, Herrschaft und Knechtschaft, b) Freiheit des Selbstbewußtseins. Stoizismus, Skeptizismus, das unglückliche Bewußtsein. III. Vernunft. Gewißheit und Wahrheit der Vernunft, a) Beobachtende Vernunft; Beobachtung der Natur und des Selbstbewußtseins, b) Verwirklichung des vernünftigen Selbstbewußtseins durch sich selbst. Die Lust und die Notwendigkeit. Das Gesetz des Herzens und der Wahnsinn des Eigendünkels. Die Tugend und der Weltlauf, c) Die Individualität, welche sich an und für sich reell ist. Das geistige Tierreich und der Betrug oder die Sache selbst. Die gesetzgebende Vernunft. Die gesetzprüfende Vernunft. B. Der Geist. I. Der Wahre Geist; die Sittlichkeit. II. Der sich entfremdete Geist, die Bildung. III. Der seiner selbst gewisse Geist, die Moralität. C. Die Religion. Natürliche, Kunstreligion, offenbare Religion. D. Das absolute Wissen. Wie die „Enzyklopädie" Hegels mit der Logik beginnt, mit dem reinen spekulativen Gedanken, und mit dem absoluten Wissen, dem selbstbewußten, sich selbst erfassenden philosophischen oder absoluten, d.i. übermenschlichen abstrakten Geiste, aufhört, so ist die ganze „Enzyklopädie" nichts als das ausgebreitete Wesen des philosophischen Geistes, seine Selbstvergegenständlichung; wie der philosophische Geist nichts ist als der innerhalb seiner Selbstentfremdung denkend, d.h. abstrakt sich erfassende entfremdete Geist der Welt. - Die Logik ~ das Geld des Geistes, der spekulative, der Gedankenwert des Menschen und der Natur - ihr gegen alle wirkliche Bestimmtheit vollständig gleichgültig gewordnes und darum unwirkliches Wesen - das entäußerte, daher von der Natur und dem
wirklichen Menschen abstrahierende Denken; das abstrakte Denken. - Die Äußerlichkeit dieses abstrakten Denkens ... die Natur, wie sie für dies abstrakte Denken ist. Sie ist ihm äußerlich, sein Selbstverlust; und es faßt sie auch äußerlich, als abstrakten Gedanken, aber als entäußertes abstraktes Denken - endlich der Geist, dies in seine eigne Geburtsstätte heimkehrende Denken, welches sich als anthropologischer, phänomenologischer, psychologischer, sittlicher, künstlich-religiöser Geist immer noch nicht für sich selbst gilt, bis es sich endlich als absolutes Wissen und darum absoluter, i.e. abstrakter Geist vorfindet und selbstbejaht, sein bewußtes und ihm entsprechendes Dasein erhält. Denn sein wirkliches Dasein ist die Abstraktion. Ein doppelter Fehler bei Hegel. [Der] 1. tritt in der „Phänomenologie" als der Geburtsstätte der Hegelschen Philosophie am klarsten hervor. Wenn er z.B. Reichtum, Staatsmacht etc. als dem menschlichen Wesen entfremdete Wesen gefaßt, so geschieht dies nur in ihrer Gedankenform ... Sie sind Gedankenwesen - daher bloß eine Entfremdung des reinen, d. i. abstrakten philosophischen Denkens. Die ganze Bewegung endet daher mit dem absoluten Wissen. Wovon diese Gegenstände entfremdet sind und wem sie mit der Anmaßung der Wirklichkeit entgegentreten, das ist eben das abstrakte Denken. Der Philosoph legt sich - also selbst eine abstrakte Gestalt des entfremdeten Menschen als den Maßstab der entfremdeten Welt an. Die ganze Entäußerungsgeschichte und die ganze Zurücknahme der Entäußerung ist daher nichts als die Produktionsgeschichte des abstrakten, i.e. absoluten [jXVII]1 Denkens, des logischen spekulativen Denkens. Die Entfremdung, welche daher das eigentliche Interesse dieser Entäußerung und Aufhebung dieser Entäußerung bildet, ist der Gegensatz von an sich und für sich, von Bewußtsein und Selbstbeivußtsein, von Objekt und Subjekt, d. h. der Gegensatz des abstrakten Denkens und der sinnlichen Wirklichkeit oder der wirklichen Sinnlichkeit innerhalb des Gedankens selbst. Alle andern Gegensätze und Bewegungen dieser Gegensätze sind nur der Schein, die Hülle, die exoterische Gestalt dieser einzig interessanten Gegensätze, welche den Sinn der andren profanen G[egensätze] bilden. Nicht, daß das menschliche Wesen sich unmenschlich, im Gegensatz zu sich selbst sich vergegenständlicht, sondern, daß es im Unterschied vom und im Gegensatz zum abstrakten Denken sich vergegenständlicht, gilt als das gesetzte und als das aufzuhebende Wesen der Entfremdung.
1 In der Handschrift steht der Hinweis: (Siehe p. XIII.)
||XVIII | Die Aneignung der zu Gegenständen und zu fremden Gegenständen gewordenen Wesenskräfte des Menschen ist also erstens nur eine Aneignung, die im Bewußtsein, im reinen Denken, i.e. in der Abstraktion vor sich geht, die Aneignung dieser Gegenstände als Gedanken und Gedankenbewegungen, weshalb schon in der „Phänomenologie" - trotz ihres durchaus negativen und kritischen Aussehns und trotz der wirklich in ihr enthaltnen, oft weit der spätren Entwicklung vorgreifenden Kritik schon der unkritische Positivismus und der ebenso unkritische Idealismus der spätem Hegeischen Werke - diese philosophische Auflösung und Wiederherstellung der vorhandnen Empirie - latent liegt, als Keim, als Potenz, als ein Geheimnis vorhanden ist. Zweitens. Die Vindizierung der gegenständlichen Welt für den Menschen - z.B. die Erkenntnis, daß das sinnliche Bewußtsein kein abstrakt sinnliches Bewußtsein, sondern ein menschlich sinnliches Bewußtsein, daß die Religion, der Reichtum etc. nur die entfremdete Wirklichkeit der menschlichen Vergegenständlichung, der zum Werk herausgebornen menschlichen Wesenskräfte und darum nur der Weg zur wahren menschlichen Wirklichkeit sind -, diese Aneignung oder die Einsicht in diesen Prozeß erscheint daher bei Hegel so, daß die Sinnlichkeit, Religion, Staatsmacht etc. geistige Wesen sind - denn nur der Geist ist das wahre Wesen des Menschen, und die wahre Form des Geistes ist der denkende Geist, der logische, spekulative Geist. Die Menschlichkeit der Natur und der von der Geschichte erzeugten Natur, der Produkte des Menschen, erscheint darin, daß sie Produkte des abstrakten Geistes sind und insofern also geistige Momente, Gedankenwesen. Die „Phänomenologie" ist daher die verborgne, sich selbst noch unklare und mystizierende Kritik; aber insofern sie die Entfremdung des Menschen - wenn auch der Mensch nur in der Gestalt des Geistes erscheint - festhält, liegen in ihr alle Elemente der Kritik verborgen und oft schon in einer weit den Hegeischen Standpunkt überragenden Weise vorbereitet und ausgearbeitet. Das „unglückliche Bewußtsein", das „ehrliche Bewußtsein", der Kampf des „edelmütigen und niederträchtigen Bewußtseins" etc. etc., diese einzelnen Abschnitte enthalten die kritischen Elemente - aber noch in einer entfremdeten Form ganzer Sphären, wie der Religion, des Staats, des bürgerlichen Lebens etc. Wie also das Wesen, der Gegenstand als Gedankenwesen, so ist das Subjekt immer Bewußtsein oder Selbstbewußtsein, oder vielmehr der Gegenstand erscheint nur als abstraktes Bewußtsein, der Mensch nur als Selbstbewußtsein, die unterschiedenen Gestalten der Entfremdung, die auftreten, sind daher nur verschiedne Gestalten des Bewußtseins und Selbstbewußtseins. Wie an sich das abstrakte Bewußtsein - als welches der Gegenstand gefaßt
wird - bloß ein Unterscheidungsmoment des Selbstbewußtseins ist -» so tritt auch als Resultat der Bewegung die Identität des Selbstbewußtseins mit dem Bewußtsein, das absolute Wissen, die nicht mehr nach außen hin, sondern nur noch in sich selbst vorgehende Bewegung des abstrakten Denkens als Resultat auf, d. h. die Dialektik des reinen Gedankens ist das Resultat1. IXVIIIII |]XXllIpU321 Das Große an der Hegeischen „Phänomenologie" und ihrem Endresultate - der Dialektik der Negativität als dem bewegenden und erzeugenden Prinzip - ist also einmal, daß Hegel die Selbsterzeugung des Menschen als einen Prozeß faßt, die Vergegenständlichung als Entgegenständlichung, als Entäußerung und als Aufhebung dieser Entäußerung; daß er also das Wesen der Arbeit faßt und den gegenständlichen Menschen, wahren, weil wirklichen Menschen, als Resultat seiner eignen Arbeit begreift. Das wirkliche, tätige Verhalten des Menschen zu sich als Gattungswesen oder die Betätigung seiner als eines wirklichen Gattungswesens, d.h. als menschlichen Wesens, ist nur möglich dadurch, daß er wirklich alle seine Gattungskräfte - was wieder nur durch das Gesamtwirken der Menschen möglich ist, nur als Resultat der Geschichte - herausschafft, sich zu ihnen als Gegenständen verhält, was zunächst wieder nur in der Form der Entfremdung möglich ist. Die Einseitigkeit und die Grenze Hegels werden wir nun ausführlich an dem Schlußkapitel der „Phänomenologie" - „Das absolute Wissen" ein Kapitel, welches sowohl den zusammengefaßten Geist der Phänomenologie, ihr Verhältnis zur spekulativen Dialektik, als auch das Bewußtsein Hegels über beide und ihr wechselseitiges Verhältnis enthält - darstellen. Vorläufig nehmen wir nur noch das vorweg: Hegel steht auf dem Standpunkt der modernen Nationalökonomen. Er erfaßt die Arbeit als das Wesen, als das sich bewährende Wesen des Menschen; er sieht nur die positive Seite der Arbeit, nicht ihre negative. Die Arbeit ist das Fürsichwerden des Menschen innerhalb der Entäußerung oder als entäußerter Mensch. Die Arbeit, welche Hegel allein kennt und anerkennt, ist die abstrakt geistige. Was also überhaupt das Wesen der Philosophie bildet, die Entäußerung des sich wissenden Menschen oder die sich denkende entäußerte Wissenschaft, dies erfaßt Hegel als ihr Wesen, und er kann daher der vorhergehenden Philosophie gegenüber ihre einzelnen Momente zusammenfassen und seine Philosophie als die Philosophie darstellen. Was die andern Philosophen
1 In der Handschrift steht der Hinweis: (Siehe Fortsetzung p.XXII.) - 2 in der Handschrift steht der Hinweis: (Sieh p. XVIII.)
taten - daß sie einzelne Momente der Natur und des menschlichen Lebens als Momente des Selbstbewußtseins und zwar des abstrakten Selbstbewußt» seins fassen das weiß Hegel als das Tun der Philosophie. Darum ist seine Wissenschaft absolut. Gehn wir nun zu unserm Gegenstand über. „Das absolute Wissen". Letztes Kapitel der „Phänomenologie". Die Hauptsache ist, daß der Gegenstand des Bewußtseins nichts andres als das Selbstbewußtsein oder daß der Gegenstand nur das vergegenständlichte Selbstbewußtsein, das Selbstbewußtsein als Gegenstand ist. (Setzen des Menschen = Selbstbewußtsein.) Es gilt daher den Gegenstand des Bewußtseins zu überwinden. Die Gegenständlichkeit als solche gilt für ein entfremdetes, dem menschlichen Wesen, dem Selbstbewußtsein nicht entsprechendes Verhältnis des Menschen. Die Wiederaneignung des als fremd, unter der Bestimmung der Entfremdung erzeugten gegenständlichen Wesens des Menschen, hat also nicht nur die Bedeutung, die Entfremdung, sondern die Gegenständlichkeit aufzuheben, d.h. also der Mensch gilt als ein nicht-gegenständliches, spiritualistisches Wesen. Die Bewegung der Überwindung des Gegenstandes des Bewußtseins beschreibt Hegel nun wie folgt: Der Gegenstand zeigt sich nicht nur (dies ist nach Hegel die einseitigealso die die eine Seite erfassende-Auffassung jener Bewegung) als zurückkehrend in das Selbst. Der Mensch wird = Selbst gesetzt. Das Selbst ist aber nur der abstrakt gefaßte und durch Abstraktion erzeugte Mersch. Der Mensch ist selbstisch. Sein Auge, sein Ohr etc. ist selbstisch; jede seiner Wesenskräfte hat in ihm die Eigenschaft der Selbstigkeit. Aber deswegen ist es nun ganz falsch zu sagen: Das Selbstbewußtsein hat Aug', Ohr, Wesenskraft. Das Selbstbewußtsein ist vielmehr eine Qualität der menschlichen Natur, des menschlichen Auges etc., nicht die menschliche Natur ist eine Qualität des ||XXIV| Selbstbewußtseins. Das für sich abstrahierte und fixierte Selbst ist der Mensch als abstrakter Egoist, der in seine reine Abstraktion zum Denken erhobne Egoismus. (Wir kommen später hierauf zurück.) Das menschliche Wesen, der Mensch, gilt für Hegel = Selbstbewußtsein. Alle Entfremdung des menschlichen Wesens ist daher nichts als Entfremdung des Selbstbewußtseins. Die Entfremdung des Selbstbewußtseins gilt nicht als Ausdruck, im Wissen und Denken sich abspiegelnder Ausdruck der wirklichen Entfremdung des menschlichen Wesens. Die wirkliche, als real erscheinende Entfremdung vielmehr ist ihrem innersten verborgnen
und erst durch die Philosophie ans Licht gebrachten - Wesen nach nichts andres als die Erscheinung von der Entfremdung des wirklichen menschlichen Wesens, des Selbstbewußtseins. Die Wissenschaft, welche dies begreift, heißt daher Phänomenologie. Alle Wiederaneignung des entfremdeten gegenständlichen Wesens erscheint daher als eine Einverleibung in das Selbstbewußtsein; der sich seines Wesens bemächtigende Mensch ist nur das der gegenständlichen Wesen sich bemächtigende Selbstbewußtsein. Die Rückkehr des Gegenstandes in das Selbst ist daher die Wiederaneignung des Gegenstandes. Allseitig ausgedrückt ist die Überwindung des Gegenstandes des Bewußtseins: 1. daß der Gegenstand als solcher sich dem Bewußtsein als verschwindend darstellt; 2. daß die Entäußerung des Selbstbewußtseins es ist, welche die Dingheit setzt; 3. daß diese Entäußerung nicht nur negative, sondern positive Bedeutung hat; 4. sie nicht nur für uns oder an sich, sondern für es selbst hat. 5. Für es hat das Negative des Gegenstandes oder dessen Sich-SelbstAufheben dadurch die positive Bedeutung, oder es weiß diese Nichtigkeit desselben dadurch, daß es sich selbst entäußert, denn in dieser Entäußerung setzt es sich als Gegenstand oder den Gegenstand um der untrennbaren Einheit des Fürsichseins willen als sich selbst. 6. Andrerseits liegt hierin zugleich dies andre Moment, daß es diese Entäußerung und Gegenständlichkeit ebensosehr auch aufgehoben und in sich zurückgenommen hat, also in seinem Anderssein als solchem bei sich ist. 7. Dies ist die Bewegung des Bewußtseins, und dies ist darin die Totalität seiner Momente. 8. Es muß sich ebenso zu dem Gegenstand nach der Totalität seiner Bestimmungen verhalten und ihn nach jeder derselben so erfaßt haben. Diese Totalität seiner Bestimmungen macht ihn an sich zum geistigen Wesen und für das Bewußtsein wird dies in Wahrheit durch das Auffassen einer jeden einzelnen derselben als des Selbsts oder durch das oben genannte geistige Verhalten zu ihnen.1133' ad 1. Daß der Gegenstand als solcher sich dem Bewußtsein als verschwindend darstellt, ist die oben erwähnte Rückkehr des Gegenstandes in das Selbst. ad 2. Die Entäußerung des Selbstbewußtseins setzt die Dingheit. Weil der Mensch = Selbstbewußtsein, so ist sein entäußertes gegenständliches Wesen oder die Dingheit (das, was für ihn Gegenstand ist, und Gegenstand
ist wahrhaft nur für ihn, was ihm wesentlicher Gegenstand, was also sein gegenständliches Wesen ist. Da nun nicht der wirkliche Mensch, darum auch nicht die Natur - der Mensch ist die menschliche Natur -, als solcher zum Subjekt gemacht wird, sondern nur die Abstraktion des Menschen, das Selbstbewußtsein, so kann die Dingheit nur das entäußerte Selbstbewußtsein sein) = dem entäußerten Selbstbewußtsein, und die Dingheit ist durch diese Entäußerung gesetzt. Daß ein lebendiges, natürliches, mit gegenständlichen, i.e. materiellen Wesenskräften ausgerüstetes und begabtes Wesen auch sowohl wirkliche natürliche Gegenstände seines Wesens hat, als daß seine Selbstentäußerung die Setzung einer wirklichen, aber unter der Form der Äußerlichkeit, also zu seinem Wesen nicht gehörigen und übermächtigen, gegenständlichen Welt ist, ist ganz natürlich. Es ist nichts Unbegreifliches und Rätselhaftes dabei. Vielmehr wäre das Gegenteil rätselhaft. Aber daß ein Selbstbewußtsein durch seine Entäußerung nur die Dingheit, d. h. selbst nur ein abstraktes Ding, ein Ding der Abstraktion und kein wirkliches Ding setzen kann, ist ebenso klar. Es ist |[XXVl([1341 ferner klar, daß die Dingheit daher durchaus nichts Selbständiges, Wesentliches gegen das Selbstbewußtsein, sondern ein bloßes Geschöpf, ein von ihm Gesetztes ist, und das Gesetzte, statt sich selbst zu bestätigen, ist nur eine Bestätigung des Aktes des Setzens, der einen Augenblick seine Energie als das Produkt fixiert und zum Schein ihm die Rolle - aber nur für einen Augenblick - eines selbständigen, wirklichen Wesens erteilt.
Wenn der wirkliche, leibliche, auf der festen wohlgerundeten Erde stehende, alle Naturkräfte aus- und einatmende Mensch seine wirklichen, gegenständlichen Wesenskräfte durch seine Entäußerung als fremde Gegenstände setzt, so ist nicht das Setzen Subjekt; es ist die Subjektivität gegenständlicher Wesenskräfte, deren Aktion daher auch eine gegenständliche sein muß. Das gegenständliche Wesen wirkt gegenständlich, und es würde nicht gegenständlich wirken, wenn nicht das Gegenständliche in seiner Wesensbestimmung läge. Es schafft, setzt nur Gegenstände, weil es durch Gegenstände gesetzt ist, weil es von Haus aus Natur ist. In dem Akt des Setzens fällt es also nicht aus seiner „reinen Tätigkeit" in ein Schaffen des Gegenstandes, sondern sein gegenständliches Produkt bestätigt nur seine gegenständliche Tätigkeit, seine Tätigkeit als die Tätigkeit eines gegenständlichen natürlichen Wesens. Wir sehn hier, wie der durchgeführte Naturalismus oder Humanismus sich sowohl von dem Idealismus, als dem Materialismus unterscheidet und zugleich ihre beide vereinigende Wahrheit ist. Wir sehn zugleich, wie nur der Naturalismus fähig ist, den Akt der Weltgeschichte zu begreifen.
(Der Mensch ist unmittelbar Naturwesen. Als Naturwesen und als lebendiges Naturwesen ist er teils mit natürlichen Kräften, mit Lebenskräften ausgerüstet, ein tätiges Naturwesen; diese Kräfte existieren in ihm als Anlagen und Fähigkeiten, als Triebe; teils ist er als natürliches, leibliches, sinnliches, gegenständliches Wesen ein leidendes, bedingtes und beschränktes Wesen, wie es auch das Tier und die Pflanze ist, d.h. die Gegenstände seiner Triebe existieren außer ihm, als von ihm unabhängige Gegenstände; aber diese Gegenstände sind Gegenstände seines Bedürfnisses, zur Betätigung und Bestätigung seiner Wesenskräfte unentbehrliche, wesentliche Gegenstände. Daß der Mensch ein leibliches, naturkräftiges, lebendiges, wirkliches, sinnliches, gegenständliches Wesen ist, heißt, daß er wirkliche, sinnliche Gegenstände zum Gegenstand seines Wesens, seiner Lebensäußerung hat oder daß er nur an wirklichen, sinnlichen Gegenständen sein Leben äußern kann. Gegenständlich, natürlich, sinnlich sein und sowohl Gegenstand, Natur, Sinn außer sich haben oder selbst Gegenstand, Natur, Sinn für ein drittes sein ist identisch.) Der Hunger ist ein natürliches Bedürfnis; er bedarf also einer Natur außer sich, eines Gegenstandes außer sich, um sich zu befriedigen, um sich zu stillen. Der Hunger ist das gestandne Bedürfnis meines Leibes nach einem außer ihm seienden, zu seiner Integrierung und Wesensäußerung unentbehrlichen Gegenstande. Die Sonne ist der Gegenstand der Pflanze, ein ihr unentbehrlicher, ihr Leben bestätigender Gegenstand, wie die Pflanze Gegenstand der Sonne ist, als Äußerung von der lebenserweckenden Kraft der Sonne, von der gegenständlichen Wesenskraft der Sonne. Ein Wesen, welches seine Natur nicht außer sich hat, ist kein natürliches Wesen, nimmt nicht teil am Wesen der Natur. Ein Wesen, welches keinen Gegenstand außer sich hat, ist kein gegenständliches Wesen. Ein Wesen, welches nicht selbst Gegenstand für ein drittes Wesen ist, hat kein Wesen zu seinem Gegenstand, d.h. verhält sich nicht gegenständlich, sein Sein ist kein gegenständliches. | | XXVII| Ein ungegenständliches Wesen ist ein Unwesen. Setzt ein Wesen, welches weder selbst Gegenstand ist noch einen Gegenstand hat. Ein solches Wesen wäre erstens das einzige Wesen, es existierte kein Wesen außer ihm, es existierte einsam und allein. Denn sobald es Gegenstände außer mir gibt, sobald ich nicht allein bin, bin ich ein andres, eine andre Wirklichkeit als der Gegenstand außer mir. Für diesen 3ten Gegenstand bin ich also eine andre Wirklichkeit als er, d.h. sein Gegenstand. Ein Wesen, welches nicht Gegenstand eines andren Wesens ist, unterstellt also, daß kein gegenständliches Wesen existiert. Sobald ich
einen Gegenstand habe, hat dieser Gegenstand mich zum Gegenstand. Aber ein ungegenständliches Wesen ist ein unwirkliches, unsinnliches, nur gedachtes, d.h. nur eingebildetes Wesen, ein Wesen der Abstraktion. Sinnlich sein, d.h. wirklich sein, ist Gegenstand des Sinns sein, sinnlicher Gegenstand sein, also sinnliche Gegenstände außer sich haben, Gegenstände seiner Sinnlichkeit haben. Sinnlich sein ist leidend sein. Der Mensch als ein gegenständliches sinnliches Wesen ist daher ein leidendes und, weil sein Leiden empfindendes Wesen, ein leidenschaftliches Wesen. Die Leidenschaft, die Passion ist die nach seinem Gegenstand energisch strebende Wesenskraft des Menschen. (Aber der Mensch ist nicht nur Naturwesen, sondern er ist menschliches Naturwesen; d. h. für sich selbst seiendes Wesen, darum Gattungswesen, als welches er sich sowohl in seinem Sein als in seinem Wissen bestätigen und betätigen muß. Weder sind also die menschlichen Gegenstände die Naturgegenstände, wie sie sich unmittelbar bieten, noch ist der menschliche Sinn, wie er unmittelbar ist, gegenständlich ist, menschliche Sinnlichkeit, menschliche Gegenständlichkeit. Weder die Natur - objektiv - noch die Natur subjektiv ist unmittelbar dem menschlichen Wesen adäquat vorhanden.) Und wie alles Natürliche entstehn muß, so hat auch der Mensch seinen Entstehungsakt, die Geschichte, die aber für ihn eine gewußte und darum als Entstehungsakt mit Bewußtsein sich aufhebender Entstehungsakt ist. Die Geschichte ist die wahre Naturgeschichte des Menschen. - (Darauf ist zurückzukommen.) Drittens, weil dies Setzen der Dingheit selbst nur ein Schein, ein dem Wesen der reinen Tätigkeit widersprechender Akt ist, muß es auch wieder aufgehoben, die Dingheit geleugnet werden. ad 3, 4, 5, 6. - 3. Diese Entäußerung des Bewußtseins hat nicht nur negative, sondern auch positive Bedeutung und 4. diese positive Bedeutung nicht nur für uns oder an sich, sondern für es, das Bewußtsein, selbst. 5. Für es hat das Negative de? Gegenstandes oder dessen Sich-Selbst-Aufheben dadurch die positive Bedeutung, oder es weiß diese Nichtigkeit desselben dadurch, daß es sich selbst entäußert, denn um diese Entäußerung Weiß es als Gegenstand oder den Gegenstand um der untrennbaren Einheit des Fürsichseins willen als sich selbst. 6. Andrerseits liegt hierin zugleich das andre Moment, daß es diese Entäußerung und Gegenständlichkeit ebensosehr auch aufgehoben und in sich zurückgenommen hat, also in seinem Anderssein als solchem bei sich ist. Wir haben schon gesehn. Die Aneignung des entfremdeten gegenständlichen Wesens oder die Aufhebung der Gegenständlichkeit unter der Bestimmung der Entfremdung - die von der gleichgültigen Fremdheit bis zur
33 Marx/Engels, Werke, EB 1
wirklichen feindseligen Entfremdung fortgehn muß - hat für Hegel zugleich oder sogar hauptsächlich die Bedeutung, die Gegenständlichkeit aufzuheben, weil nicht der bestimmte Charakter des Gegenstandes, sondern sein gegenständlicher Charakter für das Selbstbewußtsein das Anstößige und die Entfremdung ist. Der Gegenstand ist daher ein Negatives, ein sich selbst Aufhebendes, eine Nichtigkeit. Diese Nichtigkeit desselben hat für das Bewußtsein nicht nur eine negative, sondern eine positive Bedeutung, denn jene Nichtigkeit des Gegenstandes ist eben die Selbstbestätigung der Ungegenständlichkeit, der || XXVIII | Abstraktion, seiner selbst. Für das Bewußtsein selbst hat die Nichtigkeit des Gegenstands darum eine positive Bedeutung, daß es diese Nichtigkeit, das gegenständliche Wesen, als seine Selbstentäußerung weiß; daß es weiß, daß sie nur ist durch seine Selbstentäußerung ... Die Art, wie das Bewußtsein ist, und wie etwas für es ist, ist das Wissen. Das Wissen ist sein einziger Akt. Etwas wird daher für dasselbe, insofern es dies Etwas weiß. Wissen ist sein einziges gegenständliches Verhalten. - Es weiß nun die Nichtigkeit des Gegenstandes, d. h. das Nichtunterschiedensein des Gegenstandes von ihm, das Nichtsein des Gegenstandes für es dadurch, daß es den Gegenstand als seine Selbstentäußerung weiß, d.h. sichdas Wissen als Gegenstand - dadurch weiß, daß der Gegenstand nur der Schein eines Gegenstandes, ein vorgemachter Dunst ist, seinem Wesennach aber nichts andres als das Wissen selbst, welches sich sich selbst entgegengestellt und daher sich eine Nichtigkeit, ein Etwas entgegengestellt hat, was keine Gegenständlichkeit außer dem Wissen hat; oder das Wissen weiß, deß es, indem es sich zu einem Gegenstand verhält, nur außer sich ist, sich entäußert; daß es selbst sich nur als Gegenstand erscheint, oder daß das, was ihm als Gegenstand erscheint, nur es selbst ist. Andrerseits, sagt Hegel, liegt hierin zugleich dies andre Moment, daß es diese Entäußerung und Gegenständlichkeit ebensosehr aufgehoben und in sich zurückgenommen hat, also in seinem Anderssein als solchem bei sich ist. Wir haben in dieser Auseinandersetzung alle Illusionen der Spekulation zusammen. Einmal: Das Bewußtsein, das Selbstbewußtsein ist in seinem Anderssein als solchem bei sich. Es ist daher - oder wenn wir hier von der Hegeischen Abstraktion abstrahieren und statt das Selbstbewußtsein das Selbstbewußtsein des Menschen setzen -, es ist in seinem Anderssein als solchem bei sich. Darin liegt einmal, daß das Bewußtsein - das Wissen als Wissen - das Denken als Denken - unmittelbar das andre seiner selbst [zu] sein, Sinnlichkeit, Wirklichkeit, Leben zu sein vorgibt - das im Denken sich über
bietende Denken. (Feuerbach.1135') Diese Seite ist hierin enthalten, insofern das Bewußtsein als nur Bewußtsein nicht an der entfremdeten Gegenständlichkeit, sondern an der Gegenständlichkeit als solcher seinen Anstoß hat. Zweitens liegt hierin, daß der selbstbewußte Mensch, insofern er die geistige Welt - oder das geistige allgemeine Dasein seiner Welt - als Selbstentäußerung erkannt und aufgehoben hat, er dieselbe dennoch wieder in dieser entäußerten Gestalt bestätigt und als sein wahres Dasein ausgibt, sie wiederherstellt, [in seinem]1 Anderssein als solchem bei sich zu sein vorgibt, also nach Aufhebung z. B. der Religion, nach der Erkennung der Religion als eines Produkts der Selbstentäußerung, dennoch in der Religion als Religion sich bestätigt findet. Hier ist die Wurzel des falschen Positivismus Hegels oder seines nur scheinbaren Kritizismus: was Feuerbach als Setzen, Negieren und Wiederherstellen der Religion oder Theologie bezeichnet - was aber allgemeiner zu fassen ist. Also die Vernunft ist bei sich in der Unvernunft als Unvernunft. Der Mensch, der in Recht, Politik etc. ein entäußertes Leben zu führen erkannt hat, führt in diesem entäußerten Leben als solchem sein wahres menschliches Leben2. Die Selbstbejahung, Selbstbestätigung im Widerspruch mit sich selbst, sowohl mit dem Wissen als mit dem Wesen des Gegenstandes, ist also das wahre Wissen und Leben. Von einer Akkommodation Hegels gegen Religion, Staat etc. kann also keine Rede mehr sein, da diese Lüge die Lüge seines Prinzips ist. | | XXIX | Wenn ich die Religion als entäußertes menschliches Selbstbewußtsein uleiß, so weiß ich also in ihr als Religion nicht mein Selbstbewußtsein, sondern mein entäußertes Selbstbewußtsein in ihr bestätigt. Mein sich selbst, seinem Wesen angehöriges Selbstbewußtsein weiß ich also dann nicht in der Religion, sondern vielmehr in der vernichteten, aufgehobnen Religion bestätigt. Bei Hegel ist die Negation der Negation daher nicht die Bestätigung des wahren Wesens, eben durch Negation des Scheinwesens, sondern die Bestätigung des Scheinwesens oder des sich entfremdeten Wesens in seiner Verneinung oder die Verneinung dieses Scheinwesens als eines gegenständlichen, außer dem Menschen hausenden und von ihm unabhängigen Wesens und seine Verwandlung in das Subjekt. Eine eigentümliche Rolle spielt daher das Aufheben, worin die Verneinung und die Aufbewahrung, die Bejahung verknüpft sind. So z. B. ist in Hegels Rechtsphilosophie das aufgehobne Privatrecht = Moral, die aufgehobne Moral = Familie, die aufgehobne Familie =
1 Durch einen Tintenfleck verdeckt - 2 in der Handschrift: ist
bürgerlicher Gesellschaft, die aufgehobne bürgerliche Gesellschaft = Staat, der aufgehobne Staat = Weltgeschichte. In der Wirklichkeit bleiben Privatrecht, Moral, Familie, bürgerliche Gesellschaft, Staat etc. bestehn, nur sind sie zu Momenten geworden, zu Existenzen und Daseinsweisen des Menschen, die nicht isoliert gelten, sich wechselseitig auflösen und erzeugen etc., Momente der Bewegung. In ihrer wirklichen Existenz ist dies ihr bewegliches Wesen verborgen. Zum Vorschein, zur Offenbarung kömmt es erst im Denken, in der Philosophie, und darum ist mein wahres religiöses Dasein mein religionsphilosophisches Dasein, mein wahres politisches Dasein mein rechtsphilosophisches Dasein, mein wahres natürliches Dasein das naturphilosophische Dasein, mein wahres künstlerisches Dasein das kunstphilosophische Dasein, mein wahres menschliches Dasein mein philosophisches Dasein. Ebenso ist die wahre Existenz von Religion, Staat, Natur, Kunst: die Religions-, Natur-, Staats-, VLunstphilosophie. Wenn aber nur die Religionsphilosophie etc. mir das wahre Dasein der Religion ist, so bin ich auch nur als Religionsphilosoph wahrhaft religiös, und so verleugne ich die wirkliche Religiosität und den wirklich religiösen Menschen, Aber zugleich bestätige ich sie, teils innerhalb meines eignen Daseins oder innerhalb des fremden Daseins, das ich ihnen entgegensetze, denn dieses ist nur ihr philosophischer Ausdruck; teils in ihrer eigentümlichen ursprünglichen Gestalt, denn sie gelten mir als das nur scheinbare Anderssein, als Allegorien, unter sinnlichen Hüllen verborgne Gestalten ihres eignen wahren, id est meines philosophischen Daseins. Ebenso ist die aufgehobne Qualität = Quantität, die aufgehobne Quantität = Maß, das aufgehobne Maß — Wesen, das aufgehobne Wesen = Erscheinung, die aufgehobne Erscheinung = Wirklichkeit, die aufgehobne Wirklichkeit = Begriff, der aufgehobne Begriff = Objektivität, die aufgehobne Objektivität = absoluter Idee, die aufgehobne absolute Idee = Natur, die aufgehobne Natur = subjektivem Geist, der aufgehobne subjektive Geist = sittlichem objektivem Geist, der aufgehobne sittliche Geist = Kunst, die aufgehobne Kunst = Religion, die aufgehobne Religion = absolutem Wissen. Einerseits ist dies Aufheben ein Aufheben des gedachten Wesens, also das gedachte Privateigentum hebt sich auf in den Gedanken der Moral. Und weil das Denken sich einbildet, unmittelbar das andre seiner selbst zu sein, sinnliche Wirklichkeit, also ihm seine Aktion auch für sinnliche wirkliche Aktion gilt, so glaubt dies denkende Aufheben, welches seinen Gegenstand in der Wirklichkeit stehnläßt, ihn wirklich überwunden zu haben und andrerseits, weil er ihm nun als Gedankenmoment geworden ist, darum
gilt er ihm auch in seiner Wirklichkeit als Selbstbestätigung seiner selbst, des Selbstbewußtseins, der Abstraktion. | | XXX | Nach der einen Seite hin ist das Dasein, welches Hegel in die Philosophie aufhebt, daher nicht die wirkliche Religion, Staat, Natur, sondern die Religion selbst schon als ein Gegenstand des Wissens, die Dogmatik, so die Jurisprudenz, Staatswissenschaft, Naturwissenschaft. Nach der einen Seite steht er also im Gegensatz sowohl zu dem wirklichen Wesen als zu der unmittelbaren unphilosophischen Wissenschaft oder zu den unphilosophischen Begriffen dieses Wesens. Er widerspricht daher ihren gangbaren Begriffen. Andrerseits kann sich der religiöse etc. Mensch in Hegel seine letzte Bestätigung finden. Es sind nun die positiven Momente der Hegeischen Dialektik - innerhalb der Bestimmung der Entfremdung - zu fassen. a) Das Aufheben, als gegenständliche, die Entäußerung in sich zurücknehmende Bewegung. - Es ist dies die innerhalb der Entfremdung ausgedrückte Einsicht von der Aneignung des gegenständlichen Wesens durch die Aufhebung seiner Entfremdung, die entfremdete Einsicht in die wirkliche Vergegenständlichung des Menschen, in die wirkliche Aneignung seines gegenständlichen Wesens durch die Vernichtung der entfremdeten Bestimmung der gegenständlichen Welt, durch ihre Aufhebung, in ihrem entfremdeten Dasein, wie der Atheismus als Aufhebung Gottes das Werden des theoretischen Humanismus, der Kommunismus als Aufhebung des Privateigentums die Vindikation des wirklichen menschlichen Lebens als seines Eigentums ist, das Werden des praktischen Humanismus ist, oder der Atheismus ist der durch Aufhebung der Religion, der Kommunismus der durch Aufhebung des Privateigentums mit sich vermittelte Humanismus. Erst durch die Aufhebung dieser Vermittelung - die aber eine notwendige Voraussetzung ist - wird der positiv von sich selbst beginnende, der positive Humanismus. Aber Atheismus, Kommunismus sind keine Flucht, keine Abstraktion, kein Verlieren der von dem Menschen erzeugten gegenständlichen Welt, seiner zur Gegenständlichkeit herausgebornen Wesenskräfte, keine zur unnatürlichen, unentwickelten Einfachheit zurückkehrende Armut. Sie sind vielmehr erst das wirkliche Werden, die wirklich für den Menschen gewordne Verwirklichung seines Wesens und seines Wesens als eines wirklichen. Hegel faßt also, indem er den positiven Sinn der auf sich selbst bezognen Negation - wenn auch wieder in entfremdeter Weise - faßt, die
Selbstentfremdung, Wesensentäußerung, Entgegenständlichung und Entwirklichung des Menschen als Selbstgewinnung, Wesensäußerung, Vergegenständlichung, Verwirklichung. (Kurz, er faßt - innerhalb der Abstraktion - die Arbeit als den Selbsterzeugungsakt des Menschen, das Verhalten zu sich als fremdem Wesen und das Betätigen seiner als eines fremden Wesens als das werdende Gattungsbewußtsein und Gattungsleben.) b) Bei Hegel - abgesehn oder vielmehr als Konsequenz der schon geschilderten Verkehrtheit - erscheint dieser Akt aber einmal als ein nur formeller, weil als ein abstrakter, weil das menschliche Wesen selbst nur als abstraktes denkendes Wesen, als Selbstbewußtsein gilt; und zweitens, weil die Fassung formell und abstrakt ist, darum wird die Aufhebung der Entäußerung zu einer Bestätigung der Entäußerung, oder für Hegel ist jene Bewegung des Selbsterzeugens, des Selbstvergegenständlichens als Selbstentäußerung und Selbstentfremdung die absolute und darum die letzte, sich selbst bezweckende und in sich beruhigte, bei ihrem Wesen angelangte menschliche Lebensäußerung. Diese Bewegung in ihrer abstrakten ||XXXI| Form als Dialektik gilt daher als das wahrhaft menschliche Leben, und weil es doch eine Abstraktion, eine Entfremdung des menschlichen Lebens ist, gilt es als göttlicher Prozeß, aber als der göttliche Prozeß des Menschen - ein Prozeß, den sein von ihm unterschiednes abstraktes, reines, absolutes Wesen selbst durchmacht. Drittens: Dieser Prozeß muß einen Träger haben, ein Subjekt; aber das Subjekt wird erst als Resultat; dies Resultat, das sich als absolutes Selbstbewußtsein wissende Subjekt, ist daher der Gott, absoluter Geist, die sich wissende und betätigende Idee. Der wirkliche Mensch und die wirkliche Natur werden bloß zu Prädikaten, zu Symbolen dieses verborgnen unwirklichen Menschen und dieser unwirklichen Natur. Subjekt und Prädikat haben daher das Verhältnis einer absoluten Verkehrung zueinander, mystisches Subjekt-Objekt oder über das Objekt übergreifende Subjektivität, das absolute Subjekt als ein Prozeß, als sich entäußerndes und aus der Entäußerung in sich zurückkehrendes, aber sie zugleich in sich zurücknehmendes Subjekt und das Subjekt als dieser Prozeß; das reine, rastlose Kreisen in sich. Einmal. Formelle und abstrakte Fassung des Selbsterzeugungs- oder Selbstvergegenständlichungsakts des Menschen. Der entfremdete Gegenstand, die entfremdete Wesenswirklichkeit des Menschen ist - da Hegel den Menschen = Selbstbewußtsein setzt - nichts als Bewußtsein, nur der Gedanke der Entfremdung, ihr abstrakter und darum inhaltsloser und unwirklicher Ausdruck, die Negation. Die Aufhebung der Entäußerung ist daher ebenfalls nichts als eine abstrakte, in
haltslose Aufhebung jener inhaltslosen Abstraktion, die Negation der Negation. Die inhaltsvolle, lebendige, sinnliche, konkrete Tätigkeit der Selbstvergegenständlichung wird daher zu ihrer bloßen Abstraktion, der absoluten Negativität, eine Abstraktion, die wieder als solche fixiert und als eine selbständige Tätigkeit, als die Tätigkeit schlechthin gedacht wird. Weil diese sogenannte Negativität nichts andres ist als die abstrakte, inhaltslose Form jenes wirklichen lebendigen Aktes, darum kann auch ihr Inhalt bloß ein formeller, durch die Abstraktion von allem Inhalt erzeugter Inhalt sein. Es sind daher die allgemeinen, abstrakten, jedem Inhalt angehörigen, darum auch sowohl gegen allen Inhalt gleichgültigen, als eben darum für jeden Inhalt gültigen Abstraktionsformen, die Denkformen, die logischen Kategorien, losgerissen vom wirklichen Geist und von der wirklichen Natur. (Wir werden den logischen Inhalt der absoluten Negativität weiter unten entwickeln.)
Das Positive, was Hegel hier vollbracht hat - in seiner spekulativen Logik - ist, daß die bestimmten Begriffe, die allgemeinen fixen Denkformen in ihrer Selbständigkeit gegen Natur und Geist ein notwendiges Resultat der allgemeinen Entfremdung des menschlichen Wesens, also auch des menschlichen Denkens sind und daß Hegel sie daher als Momente des Abstraktionsprozesses dargestellt und zusammengefaßt hat, Z.B. das aufgehobne Sein ist Wesen, das aufgehobne Wesen Begriff, der aufgehobne Begriff... absolute Idee. Aber was ist nun die absolute Idee? Sie hebt sich selbst wieder auf, wenn sie nicht wieder von vorn den ganzen Abstraktionsakt durchmachen und sich damit begnügen will, eine Totalität von Abstraktionen oder die sich erfassende Abstraktion zu sein. Aber die sich als Abstraktion erfassende Abstraktion weiß sich als nichts; sie muß sich, die Abstraktion, aufgeben, und so kömmt sie bei einem Wesen an, welches grade ihr Gegenteil ist, bei der Natur. Die ganze Logik ist also der Beweis, daß das abstrakte Denken für sich nichts ist, daß die absolute Idee für sich nichts ist, daß erst die Natur etwas ist.
II XXXI I| Die absolute Idee, die abstrakte Idee, welche „nach ihrer Einheit 'mit sich betrachtet Anschauen ist" (Hegels „Encyclopädie", 3te
Ausgabe, p.222 [§244]), welche (I.e.) „in der absoluten Wahrheit ihrer selbst sich entschließt, das Moment ihrer Besonderheit oder des ersten Bestimmens und Andereseins, die unmittelbare Idee, als ihren Widerschein, sich als Natur frei aus sich zu entlassen" (I.e.), diese ganze, so sonderbar und barock sich gebarende Idee, welchc den Hegelianern ungeheure Kopfschmerzen verursacht hat, ist durchaus nichts anders als die Abstraktion, i.e. der abstrakte Denker, die, durch Erfahrung
gewitzigt und über ihre Wahrheit aufgeklärt, sich unter mancherlei - falschen und selbst noch abstrakten - Bedingungen dazu entschließt, sich aufzugeben und ihr Anderssein, das Besondere, Bestimmte an die Stelle ihres Beisichseins, Nichtsseins1, ihrer Allgemeinheit und ihrer Unbestimmtheit zu setzen, die Natur, die sie nur als Abstraktion, als Gedankending in sich verbarg, frei aus sich zu entlassen, d. h. die Abstraktion zu verlassen und sich einmal die von ihr freie Natur anzusehn. Die abstrakte Idee, die unmittelbar Anschauen wird, ist durchaus nichts andres als das abstrakte Denken, das sich aufgibt und zur Anschauung entschließt. Dieser ganze Übergang der Logik in die Naturphilosophie ist nichts andres als der - dem abstrakten Denker so schwer zu bewerkstelligende und daher so abenteuerlich von ihm beschriebne Übergang aus dem Abstrahieren in das Anschauen. Das mystische Gefühl, was den Philosophen aus dem abstrakten Denken in das Anschauen treibt, ist die Langweile, die Sehnsucht nach einem Inhalt. (Der sich selbst entfremdete Mensch ist auch seinem Wesen, d.h. dem natürlichen und menschlichen Wesen entfremdeter Denker. Seine Gedanken sind daher außer der Natur und dem Menschen hausende fixe Geister. Hegel hat in seiner Logik alle diese fixen Geister zusammengesperrt, jeden derselben einmal als Negation, d.h. als Entäußerung des menschlichen Denkens, dann als Negation der Negation, d.h. als Aufhebung dieser Entäußerung, als wirkliche Äußerung des menschlichen Denkens gefaßt; aber da - als selbst noch in der Entfremdung befangen - ist diese Negation der Negation teils das Wiederherstellen derselben in ihrer Entfremdung, teils das Stehnbleiben bei dem letzten Akt, das Sichaufsichbeziehn in der Entäußerung, als dem wahren Dasein dieser fixen Geister*, teils insofern diese Abstraktion sich selbst erfaßt und über sich selbst eine unendliche Langweile empfindet, erscheint bei Hegel das Aufgeben des
* (d.h. - Hegel setzt den in sich kreisenden Akt der Abstraktion an die Stelle jener fixen Abstraktionen; damit hat er einmal das Verdienst, die Geburtsstätte aller dieser ihrem ursprünglichen Datum nach einzelnen Philosophen zugehörigen ungehörigen Begriffe nachgewiesen, sie zusammengefaßt und statt einer bestimmten Abstraktion die in ihrem ganzen Umkreis erschöpfte Abstraktion als Gegenstand der Kritik geschaffen zu haben) (warum Hegel das Denken vom Subjekt trennt, werden wir später sehn; es ist aber jetzt schon klar, daß, wenn der Mensch nicht ist, auch seine Wesensäußerung nicht menschlich sein kann, also auch das Denken nicht als Wesensäußerung des Menschen als eines menschlichen und natürlichen mit Augen, Ohren etc. in der Gesellschaft und Welt und Natur lebenden Subjekts gefaßt werden konnte.)
1 „Nichtsseins" steht in der Handschrift über „Beisichseins"
abstrakten, nur im Denken sich bewegenden Denkens, das ohne Aug', ohn' Zahn, ohn' Ohr, ohn' alles ist, als Entschließung, die Natur als Wesen anzuerkennen und sich auf die Anschauung zu verlegen.) ||XXXIII[ Aber auch die Natur, abstrakt genommen, für sich, in der Trennung vom Menschen fixiert, ist für den Menschen nichts. Daß der abstrakte Denker, der sich zum Anschauen entschlossen hat, sie abstrakt anschaut, versteht sich von selbst. Wie die Natur, von dem Denker in seiner ihm selbst verborgnen und rätselhaften Gestalt, als absolute Idee, als Gedankending eingeschlossen lag, so hat er in Wahrheit, indem er sie aus sich entlassen hat, nur diese abstrakte Natur - aber nun mit der Bedeutung, daß sie das Anderssein des Gedankens ist, daß sie die wirkliche angeschaute, vom abstrakten Denken unterschiedne Natur ist - nur das Gedankending der Natur aus sich entlassen. Oder, um eine menschliche Sprache zu reden, bei seiner Naturanschauung erfährt der abstrakte Denker, daß die Wesen, welche er in der göttlichen Dialektik als reine Produkte der in sich selbst webenden und nirgends in die Wirklichkeit hinausschauenden Arbeit des Denkens aus dem Nichts, aus der puren Abstraktion zu schaffen meinte, nichts andres sind, als Abstraktionen von Naturbestimmungen. Die ganze Natur wiederholt ihm also nur in einer sinnlichen, äußerlichen Form die logischen Abstraktionen. - Er analysiert sie und diese Abstraktionen wieder. Seine Naturanschauung ist also nur der Bestätigungsakt seiner Abstraktion von der Naturanschauung1, der von ihm mit Bewußtsein wiederholte Zeugungsgang seiner Abstraktion. So ist z.B. die Zeit = Negativität, die sich auf sich bezieht (p.238 I.e.). Dem aufgehobnen Werden als Dasein entspricht - in natürlicher Form - die aufgehobne Bewegung als Materie. Das Licht ist-die natürliche Form- die Reflexion in sich. Der Körper als Mond und Komet ist - die natürliche Form - des Gegensatzes, der nach der Logik einerseits das auf sich selbst ruhende Positive, andrerseits das auf sich selbst ruhende Negative ist. Die Erde ist die natürliche Form des logischen Grundes, als negative Einheit des Gegensatzes etc. Die Natur als Natur, d. h. insofern sie sich sinnlich noch unterscheidet von jenem geheimen, in ihr verborgnen Sinn, die Natur getrennt, unterschieden von diesen Abstraktionen ist Nichts, ein sich als Nichts bewährendes Nichts, ist sinnlos oder hat nur den Sinn einer Äußerlichkeit, die aufgehoben werden muß.
1 In der Handschrift folgt die gestrichene Stelle: Betrachten wir einen Augenblick die Hegeische Naturbestimmung und den Ubergang aus der Natur in den Geist. Die Natur hat sich als die Idee in der Form des Andersseins ergeben. Da die Id[ee]
„ In dem end\ic\\-teleologischen Standpunkt findet sich die richtige Voraussetzung, daß die Natur den absoluten Zweck nicht in ihr selbst enthält." p. 225 [§ 245].
Ihr Zweck ist die Bestätigung der Abstraktion.
„Die Natur hat sich als die Idee in der Form des Andersseins ergeben. Da die Idee so als das Negative ihrer selbst oder sich äußerlich ist, so ist die Natur nicht äußerlich, nur relativ gegen diese Idee, sondern die Äußerlichkeit macht die Bestimmung aus, in welcher sie als Natur ist." p. 227 [§ 247]. Die Äußerlichkeit ist hier nicht als die sich äußernde und dem Licht, dem sinnlichen Menschen erschloßne Sinnlichkeit zu verstehn. Die Äußerlichkeit ist hier im Sinne der Entäußerung, eines Fehlers, eines Gebrechens, das nicht sein soll, zu nehmen. Denn das Wahre ist immer noch die Idee. Die Natur ist nur die Form ihres Andersseins. Und da das abstrakte Denken das Wesen ist, so ist das, was ihm äußerlich ist, seinem Wesen nach ein nur Äußerliches. Der abstrakte Denker erkennt zugleich an, daß die Sinnlichkeit das Wesen der Natur ist, die Äußerlichkeit im Gegensatz zu dem in sich webenden Denken. Aber zugleich spricht er diesen Gegensatz so aus, daß diese Äußerlichkeit der Natur ihr Gegensatz zum Denken, ihr Mangel, daß sie, insofern sie sich von der Abstraktion unterscheidet, ein mangelhaftes Wesen ist. || XXXIVj Ein nicht nur für mich, in meinen Augen mangelhaftes, ein an sich selbst mangelhaftes Wesen hat etwas außer sich, was ihm mangelt. D. h. sein Wesen ist ein andres als es selbst. Die Natur muß sich daher selbst aufheben für den abstrakten Denker, weil sie schon von ihm als ein der Potenz nach aufgehobenes Wesen gesetzt ist.
„Der Geist hat für uns die Natur zu seiner Voraussetzung, deren Wahrheit und damit deren absolutes Erstes er ist. In dieser Wahrheit ist die Natur verschwunden, und der Geist hat sich als die zu ihrem Fürsichsein gelangte Idee ergeben, deren Objekt ebensowohl als das Subjekt der Begriff ist. Diese Identität ist absolute Negativität, weil in der Natur der Begriff seine vollkommene äußerliche Objektivität hat, diese seine Entäußerung aber aufgehoben, und er in dieser sich identisch mit sich geworden ist. Er ist diese Identität somit nur als Zurückkommen aus der Natur." p.392 [§ 381]. „Das Offenbaren, welches als die abstrakte Idee unmittelbarer Übergang, Werden der Natur ist, ist als Offenbaren des Geistes, der frei ist, Setzen der Natur als seiner Welt; ein Setzen, das als Reflexion zugleich Voraussetzen der Welt als selbständiger Natur ist. Das Offenbaren im Begriffe ist Erschaffen derselben als seines Seins, in welchem er die Affirmation und Wahrheit seiner Freiheit sich gibt." „Das Absolute ist der Geist: dies ist die höchste Definition des Absoluten." [p. 393, § 384.] |XXXIV||
Beilagen

Betrachtung eines Jünglings bei der Wahl eines Berufes
[Abiturientenarbeit - Deutscher Aufsatz]
Dem Tiere hat die Natur selber den Wirkungskreis bestimmt, in welchem es sich bewegen soll, und ruhig vollendet es denselben, ohne über ihn hinauszustreben, ohne auch nur einen anderen zu ahnen. Auch dem Menschen gab die Gottheit ein allgemeines Ziel, die Menschheit und sich zu veredlen, aber sie überließ es ihm selber, die Mittel aufzusuchen, durch welche er es erringen kann; sie überließ es ihm, den Standpunkt in der Gesellschaft zu wählen, der ihm am angemessensten ist, von welchem aus er sich und die Gesellschaft am besten erheben kann. Diese Wahl ist ein großes Vorrecht vor den übrigen Wesen der Schöpfung, aber zugleich eine Tat, die sein ganzes Leben zu vernichten, alle seine Pläne zu vereiteln, ihn unglücklich zu machen vermag. Diese Wahl ernst zu erwägen, ist also gewiß die erste Pflicht des Jünglings, der seine Laufbahn beginnt, der nicht dem Zufall seine wichtigsten Angelegenheiten überlassen will. Jeder hat ein Ziel, das ihm wenigstens groß scheint, vor Augen, das auch groß ist, wenn die tiefste Überzeugung, die innerste Stimme des Herzens es so nennt, denn die Gottheit läßt den Irdischen nie ganz ohne Führer; sie spricht leise, aber sicher. Leicht aber wird diese Stimme übertäubt, das, was wir für Begeistrung gehalten, kann der Augenblick erzeugt haben, wird der Augenblick vielleicht auch wieder vernichten. Unsere Phantasie ist vielleicht entflammt, unser Gefühl erregt, Scheinbilder gaukeln um unser Auge, und begierig stürzen wir zu dem Ziele, von dem wir wähnen, die Gottheit selbst habe es uns gezeigt; aber, was wir glühend an unseren Busen gedrückt, stößt uns bald zurück, und unsre ganze Existenz sehn wir vernichtet. Wir müssen daher ernst prüfen, ob wir wirklich für einen Beruf begeistert sind, ob eine Stimme von innen ihn billigt, oder ob die Begeisterung Täuschung, das, was wir für einen Ruf der Gottheit gehalten, Selbstbetrug gewesen ist. Wie aber vermögen wir dieses zu erkennen, als wenn wir der Quelle der Begeistrung selbst nachspüren?
Das Große glänzt, der Glanz erregt Ehrgeiz, und der Ehrgeiz kann leicht die Begeisterung oder, was wir dafür gehalten, hervorgerufen haben; aber, wen die Furie der Ehrsucht lockt, den vermag die Vernunft nicht mehr zu zügeln, und er stürzt dahin, wohin ihn der ungestüme Trieb ruft: er wählt sich nicht mehr seinen Stand, sondern Zufall und Schein bestimmen ihn. Und nicht zu dem Stande sind wir berufen, in welchem wir am meisten zu glänzen vermögen; er ist nicht derjenige, der in der langen Reihe von Jahren, in welchen wir ihn vielleicht verwalten, uns nie ermatten, unsern Eifer nie untersinken, unsere Begeistrung nie erkalten läßt, sondern bald werden wir unsere Wünsche nicht gestillt, unsere Ideen nicht befriedigt sehn, der Gottheit grollen, der Menschheit fluchen. Aber nicht nur der Ehrgeiz kann eine plötzliche Begeisterung für einen Stand erregen, sondern vielleicht haben wir denselben durch unsere Phantasien ausgeschmückt, und die hat ihn zu dem Höchsten, was das Leben zu bieten vermag, ausgeschmückt. Wir haben ihn nicht zergliedert, nicht die ganze Last betrachtet, die große Verantwortlichkeit, die er auf uns wälzt; wir haben ihn nur von der Ferne gesehn, und die Ferne täuscht. Hierin kann unsre eigne Vernunft nicht die Ratgeberin sein; denn weder Erfahrung noch tiefere Beobachtung unterstützen sie, während sie von dem Gefühle getäuscht, von der Phantasie geblendet wird. Zu wem sollen wir aber die Blicke wenden, wer soll uns da unterstützen, wo unsere Vernunft uns verläßt? Die Eltern, die schon die Bahn des Lebens durchwandelt, die schon die Strenge des Schicksals erprobt haben, ruft unser Herz. Und wenn dann noch unsere Begeisterung fortwährt, wenn wir dann noch den Stand lieben und für ihn berufen zu sein glauben, nachdem wir ihn kalt geprüft, nachdem wir seine Lasten erblickt, seine Beschwerden kennengelernt haben, dann dürfen wir ihn ergreifen, dann täuscht uns weder Begeisterung, noch reißt uns Übereilung dahin. Aber wir können nicht immer den Stand ergreifen, zu dem wir uns berufen glauben; unsere Verhältnisse in der Gesellschaft haben einigermaßen schon begonnen, ehe wir sie zu bestimmen imstande sind. Schon unsere physische Natur stellt sich oft drohend entgegen, und ihre Rechte wage keiner zu verspotten. Wir vermögen zwar, uns über dieselbe zu erheben; aber dann sinken wir desto schneller unter, dann wagen wir, ein Gebäude auf morsche Trümmer zu erbauen, dann ist unser ganzes Leben ein unglücklicher Kampf zwischen dem geistigen und körperlichen Prinzip. Wer aber nicht in sich selbst die kämpfenden Elemente zu stillen vermag, wie soll sich der dem wilden Drange des Lebens entgegenstellen können, wie soll er ruhig handien, und aus der Ruhe allein können große und schöne Taten emportauchen; sie ist der Boden, in dem allein gereifte Früchte gedeihn.
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Seite aus dem Abiturientenaufsatz
.Betrachtung eines Jünglings "bei der Wahl eines Berufes"

Obgleich wir mit einer physischen Natur, die unserem Stande nicht angemessen ist, nicht lange und selten freudig wirken können, so erhebt doch stets der Gedanke, unser Wohl der Pflicht aufzuopfern, schwach, dennoch kräftig zu handien; allein wenn wir einen Stand gewählt, zu dem wir nicht die Talente besitzen, so vermögen wir ihn nie würdig auszufüllen, so werden wir bald beschämt unsere eigene Unfähigkeit erkennen und uns sagen, daß wir ein nutzloses Wesen in der Schöpfung, ein Glied in der Gesellschaft sind, das seinen Beruf nicht erfüllen kann. Die natürlichste Folge ist dann Selbstverachtung, und welches Gefühl ist schmerzlicher, welches vermag weniger durch alles, was die Außenwelt bietet, ersetzt zu werden? Selbstverachtung ist eine Schlange, die ewig wühlend die Brust zernagt, das Lebensblut aus dem Herzen saugt und es mit dem Gifte des Menschenhasses und der Verzweiflung vermischt. Eine Täuschung über unsere Anlagen für einen Stand, den wir näher betrachtet, ist ein Vergehn, das rächend auf uns selbst zurückfällt, das, wenn es auch nicht von der Außenwelt getadelt wird, in unserer Brust eine schrecklichere Pein erregt, als jene hervorzurufen vermag. Haben wir dieses alles erwägt und gestatten unsere Lebensverhältnisse, einen beliebigen Stand zu wählen, so mögen wir den ergreifen, der uns die größte Würde gewährt, der auf Ideen gegründet ist, von deren Wahrheit wir durchaus überzeugt sind, der das größte Feld darbietet, um für die Menschheit zu wirken und uns selbst dem allgemeinen Ziele zu nähern, für welches jeder Stand nur ein Mittel ist, der Vollkommenheit. Die Würde ist dasjenige, was den Mann am meisten erhebt, was seinem Handien, allen seinen Bestrebungen, einen höheren Adel leiht, was ihn unangetastet, von der Menge bewundert und über sie erhaben dastehn läßt. Würde kann aber nur der Stand gewähren, in welchem wir nicht als knechtische Werkzeuge erscheinen, sondern wo wir in unserem Kreise selbständig schaffen; kann nur der Stand gewähren, der keine verwerfliche, selbst dem Anscheine nach nicht verwerfliche Taten erheischt, den der Beste mit edlem Stolze ergreifen kann. Der Stand, der dieses am meisten gewährt, ist nicht immer der höchste, aber stets der vorzüglichste. Wie aber ein Stand ohne Würde uns erniedrigt, so erliegen wir sicher unter der Last eines solchen, der auf Ideen gegründet ist, die wir später als falsch erkennen. Da sehn wir keine Hülfe mehr als in der Selbsttäuschung und welche verzweifelte Rettung, die Selbstbetrug gewährt! Jene Stände, die nicht sowohl in das Leben eingreifen als mit abstrakten Wahrheiten sich beschäftigen, sind die gefährlichsten für den Jüngling, dessen Grundsätze noch nicht gediegen, dessen Überzeugung noch nicht fest und unerschütterlich ist, obwohl sie zugleich als die erhabensten erscheinen, wenn sie tief in der Brust Wurzeln geschlagen haben, wenn wir
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für die Ideen, die in ihnen herrschen, das Leben und alle Bestrebungen zu opfern vermögen. Sie können den beglücken, der für sie berufen ist, allein sie vernichten den, der sie übereilt, unbesonnen, dem Augenblicke gehorchend, ergreift. Die hohe Meinung hingegen, die wir von den Ideen haben, auf die unser Stand gegründet ist, leiht uns einen höheren Standpunkt in der Gesellschaft, vergrößert unsre eigne Würde, macht unsere Handlungen unerschütterlich. Wer einen Stand erwählt, den er hochschätzt, der wird davor zurückbeben, sich seiner unwürdig zu machen, der wird schon deswegen edel handien, weil seine Stellung in der Gesellschaft edel ist. Die Hauptlenkerin aber, die uns bei der Standeswahl leiten muß, ist das Wohl der Menschheit, unsere eigne Vollendung. Man wähne nicht, diese beiden Interessen könnten sich feindlich bekämpfen, das eine müsse das andre vernichten, sondern die Natur des Menschen ist so eingerichtet, daß er seine Vervollkommnung nur erreichen kann, wenn er für die Vollendung, für das Wohl seiner Mitwelt wirkt. Wenn er nur für sich schafft, kann er wohl ein berühmter Gelehrter, ein großer Weiser, ein ausgezeichneter Dichter, aber nie ein vollendeter, wahrhaft großer Mensch sein. Die Geschichte nennt diejenigen als die größten Männer, die, indem sie für das Allgemeine wirkten, sich selbst veredelten; die Erfahrung preist den als den Glücklichsten, der die meisten glücklich gemacht; die Religion selber lehrt uns, daß das Ideal, dem alle nachstreben, sich für die Menschheit geopfert habe, und wer wagte solche Aussprüche zu vernichten? Wenn wir den Stand gewählt, in dem wir am meisten für die Menschheit wirken können, dann können uns Lasten nicht niederbeugen, weil sie nur Opfer für alle sind; dann genießen wir keine arme, eingeschränkte, egoistische Freude, sondern unser Glück gehört Millionen, unsere Taten leben still, aber ewig wirkend fort, und unsere Asche wird benetzt von der glühenden Träne edler Menschen. Marx
Geschrieben zwischen dem 10. und 16. August 1835.
Zählt man das Prinzipat des Augustus mit Recht zu den glücklicheren Zeiten des Römischen Reiches?
[Abiturientenarbeit - Lateinischer Aufsatz]
Demjenigen, der untersucht, wie das Zeitalter des Augustus beschaffen gewesen ist, bieten sich mehrere Dinge an, aus denen dies beurteilt werden kann: zuerst, der Vergleich mit anderen Perioden der römischen Geschichte; denn wenn man zeigt, daß das Zeitalter des Augustus den früheren Zeitaltern, die man glücklich nennt, ähnlich, aber jenen unähnlich ist, in denen nach dem Urteil der Zeitgenossen und der Modernen sich die Sitten gewandelt und verschlechtert haben, der Staat sich in Parteien spaltete und im Kriege Niederlagen hingenommen werden mußten, kann man aus diesen auf das Zeitalter des Augustus schließen; dann muß man untersuchen, was die Alten darüber sagten, was die ausländischen Völker über das Imperium für Ansichten hatten, ob sie es fürchteten oder verachteten, endlich aber, wie die Künste und Wissenschaften beschaffen waren. Um nicht weitschweifiger zu sein als notwendig, werde ich das sehr schöne Zeitalter vor Augustus, welches die Einfachheit der Sitten, das Streben nach Tüchtigkeit, die Uneigennützigkeit der Beamten und des Volkes glücklich gemacht haben, das Zeitalter, in dein Unteritalien unterworfen wurde, und das des Nero, das das schlechteste Zeitalter überhaupt war, mit dem des Augustus vergleichen. Niemals waren die Römer mehr der Beschäftigung mit den schönen Künsten abgeneigt als in der Zeit vor den Punischen Kriegen, denn die Bildung wurde wenig geschätzt, da die bedeutendsten Menschen jener Zeiten besonders Eifer und Mühe auf den Ackerbau verwandten; die Beredsamkeit war überflüssig, da sie mit wenigen Worten über das sprachen, was getan werden mußte, und nicht auf die Feinheit der Rede, sondern mehr auf den Inhalt Wert legten; die Geschichte aber bedurfte der Beredsamkeit nicht, da sie nur über Taten berichtete und allein aus der Abfassung von Annalen bestand. Das ganze Zeitalter aber war erfüllt vom Streit zwischen den Patriziern und den Plebejern, denn von der Vertreibung der Könige bis zum Ersten Punischen Krieg wurde über die beiderseitigen Rechte gestritten, und ein großer Teil der Geschichte berichtet nur über Gesetze, die von den miteinander heftig streitenden Tribunen oder Konsuln verfaßt waren. Was an diesem Zeitalter zu loben ist, sagten wir schon.
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Um das Zeitalter des Nero zu beschreiben, brauchen wir nicht viele Worte zu machen; wer wird noch fragen, wie dieses Zeitalter beschaffen gewesen ist, da die besten Bürger getötet wurden, da schimpfliche Willkür herrschte, da man die Gesetze verletzte, Rom niederbrannte, da die Feldherren, weil sie fürchteten, durch gut ausgeführte Taten Verdacht zu erregen und weil nichts da war, was sie zu großen Taten hätte bewegen können, lieber durch den Frieden als durch den Krieg Ruhm zu erwerben suchten. Daß das Zeitalter des Augustus diesem unähnlich ist, kann keiner bezweifeln, denn seine Herrschaft ist durch Milde gekennzeichnet; obgleich jede Freiheit, sogar jeder Schein von Freiheit verschwunden war, obwohl Institutionen und Gesetze auf Befehl des Prinzeps verändert wurden und die ganze Macht, die früher in den Händen der Volkstribunen, Zensoren, Konsuln lag, jetzt in der Hand eines einzigen Mannes war, glaubten die Römer dennoch, sie herrschten und Imperator sei nur der Name für die Machtbefugnisse, die früher die Tribunen oder Konsuln hatten, und bemerkten nicht, daß ihnen die Freiheit genommen war. Das aber ist ein triftiger Beweis für die Milde, wenn die Bürger zweifeln können, wer der Prinzeps ist, ob sie selbst regieren oder regiert werden. Im Kriege aber waren die Römer niemals glücklicher, denn die Parther wurden unterworfen, die Kantabrer besiegt, die Raeter und Vindelicier vernichtet; die Germanen aber, die ärgsten Feinde der Römer, die Cäsar vergeblich bekämpft hatte, besiegten zwar in einzelnen Kämpfen durch Verrat, Tücke, Tapferkeit und ihre Wälder die Römer: aber im ganzen wurde durch das römische Bürgerrecht, das Augustus Einzelnen verlieh, durch die Waffen erfahrener Heerführer und durch die Feindschaft, die unter ihnen selbst ausgebrochen war, die Macht vieler Völker Germaniens zerbrochen. Man kann also das Zeitalter des Augustus im Krieg und im Frieden nicht mit dem des Nero und noch schlechterer Herrscher vergleichen. Die Parteien und Streitigkeiten aber, die vor dem Punischen Krieg bestanden, gab es nicht mehr; denn wir sehen, daß Augustus alle Parteien, alle Würden und alle Macht in sich vereinigt hatte, und das Imperium also nicht mit sich selbst uneinig sein konnte, was jedem Staat höchste Gefahr bringt, weil dadurch nämlich die Autorität bei den fremden Völkern verringert wird und die Staaten weniger zum Wohle des Volkes als viel mehr um der Macht des Einzelnen willen regiert werden. Man darf aber das Zeitalter des Augustus nicht so ansehen, als ob es in jeder Hinsicht besser gewesen ist als jene Zeitalter; denn wenn die Sitten, die Freiheit, die Tüchtigkeit entweder beeinträchtigt oder geradezu beseitigt sind, während Habsucht, Verschwendung und Zügellosigkeit herrschen, kann man das Zeitalter an sich nicht als glücklich bezeichnen. Vielmehr bewirkten die Größe des Augustus, die Institutionen und Gesetze, die
er auswählte, um den zerrütteten Staat in einen besseren Zustand zu versetzen, daß diese Folgen der Bürgerkriege beseitigt wurden. So können wir zum Beispiel sehen, daß Augustus den Senat, in den äußerst korrupte Männer eingedrungen waren, von den Spuren der Untaten reinigte, indem er viele, deren Sitten ihm verhaßt waren, entfernte undsolche Männer aufnahm, die sich durch Tüchtigkeit und Klugheit auszeichneten. Unter dem Prinzipat des Augustus dienten dem Staat stets Männer von hervorragender Tüchtigkeit und Klugheit, denn wer kann bedeutendere Männer dieser Zeit nennen als Maecenas und Agrippa. Obwohl der Prinzeps zuweilen zur Verstellung griff, hat er anscheinend seine Gewalt nicht mißbraucht und die verhaßte Macht in einer milderen Form ausgeübt. Und wenn der Staat so, wie er vor den Punischen Kriegen bestand, für jene Zeit der geeignetste war, weil er zu großen Taten anspornte und in den Feinden Furcht erweckte, weil er zwischen den Patriziern und Plebejern einen edlen Wettstreit - der zwar nicht immer frei war von Mißgunst - hervorrief, so erscheint uns der Staat, wie ihn Augustus eingerichtet hatte, für seine Zeit der geeignetste zu sein, denn wenn die Menschen verweichlicht sind, die Einfachheit der Sitten dahin ist, der Staat sich aber vergrößert hat, dann kann ein Herrscher besser als eine freie Republik dem Volk Freiheit zukommen lassen. Wir kommen nun zu dem Urteil der Alten über das Zeitalter des Augustus. Ihn selbst nennen sie göttlich und halten ihn nicht für einen Menschen, sondern eher für einen Gott. Das könnte man nicht behaupten, wenn man sich nur auf Horaz beriefe, aber auch der hervorragende Historiker Tacitus spricht immer von Augustus und seinem Zeitalter mit höchster Ehrfurcht, größter Bewunderung, sogar Liebe. Literatur und Künste blühten zu keiner Zeit mehr; denn in dieser Zeit lebten sehr viele Schriftsteller, aus denen wie aus einer Quelle alle Völker ihre Bildung schöpften. Da also der Staat gut eingerichtet erscheint, in dem der Prinzeps dem Volk Glück bringen wollte und auf seine Veranlassung die besten Männer die Ämter innehatten, da ferner das Zeitalter des Augustus nicht hinter den besten Perioden der römischen Geschichte zurücksteht, von den schlechten aber verschieden erscheint, da, wie man sieht, Parteien und Zwistigkeiten verschwunden waren, Künste und Literatur aber blühten, ist das Prinzipat des Augustus mit Recht zu den besseren Zeitaltern zu zählen, und man muß den Mann hochschätzen, der, obwohl ihm alle Möglichkeiten offenstanden, dennoch nach der Übernahme der Herrschaft nur das eine im Auge hatte: dem Staat die Rettung zu bringen.
Geschrieben zwischen dem
10. und 16. August 1835.
Aus dem Lateinischen.
Die Vereinigung der Gläubigen mit Christo nach Joh. 15,1-14, in ihrem Grund und Wesen, in ihrer unbedingten Notwendigkeit und in ihren Wirkungen dargestellt
[Abiturientenarbeit - Religionsaufsatz]
Ehe wir den Grund und das Wesen und die Wirkungen der Vereinigung Christi mit den Gläubigen betrachten, wollen wir sehn, ob diese Vereinigung notwendig, ob sie durch die Natur des Menschen bedingt ist, ob er nicht durch sich selbst den Zweck zu erreichen vermag, für welchen ihn Gott aus dem Nichts hervorgerufen. Wenden wir unseren Blick der Geschichte, der großen Lehrerin der Menschheit zu, so werden wir in ihr mit eisernem Griffel eingegraben finden, daß jedes Volk, wenn es selbst den höchsten Grad der Kultur erreicht hatte, wenn die größten Männer aus seinem Schöße entsprossen waren, wenn die Künste in ihm ihre volle Sonne hatten aufgehn lassen, wenn die Wissenschaften die schwierigsten Fragen gelöst hatten, daß es demungeachtet die Fesseln des Aberglaubens nicht abzustreifen vermochte, daß es weder von sich noch von der Gottheit würdige und wahre Begriffe gefaßt hatte, daß selbst die Sittlichkeit, die Moral nie rein von fremden Zusätzen, von unedlen Einschränkungen in demselben erscheint, daß selbst seine Tugenden mehr von einer rohen Größe, von einem ungebändigten Egoismus, von einer Sucht nach Ruhm und kühnen Taten erzeugt warfen] als durch das Streben nach wahrer Vollendung. Und die alten Völker, die Wilden, denen noch nicht die Lehre Christi erschallt ist, sie zeigen eine innere Unruhe, eine Furcht vor dem Zorne ihrer Götter, eine innere Überzeugung von ihrer Verwerflichkeit, indem sie ihren Göttern Opfer darbringen, indem sie durch Opfer ihre Schuld zu sühnen wähnen. Ja, der größte Weise des Altertums, der göttliche Plato, spricht in mehr als einer Stelle eine tiefe Sehnsucht nach einem höheren Wesen aus, dessen Erscheinung das unbefriedigte Streben nach Wahrheit und Licht erfüllte. So lehrt uns die Geschichte der Völker die Notwendigkeit der Vereinigung mit Christo. Auch wenn wir die Geschichte der Einzelnen, wenn wir die Natur des Menschen betrachten, sehn wir zwar stets einen Funken der Gottheit in seiner Brust, eine Begeistrung für das Gute, ein Streben nach Erkenntnis,
eine Sehnsucht nach Wahrheit, allein die Funken des Ewigen erstickt die Flamme der Begier; die Begeistrung für die Tugend übertäubt die lockende Stimme der Sünde, sie wird verhöhnt, sobald das Leben uns seine ganze Macht fühlen gelassen; das Streben nach Erkenntnis verdrängt ein niederes Streben nach irdischen Gütern, die Sehnsucht nach Wahrheit erlöscht durch die süßschmeichelnde Macht der Lüge, und so steht der Mensch da, das einzige Wesen in der Natur, das seinen Zweck nicht erfüllt, das einzige Glied in dem Alle der Schöpfung, das des Gottes nicht wert ist, der es erschuf. Aber jener gütige Schöpfer vermochte sein Werk nicht zu hassen; er wollte es zu sich erheben und sandte seinen Sohn und läßt uns durch diesen zurufen:
„Ihr seid jetzt rein, um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe" (Joh. 15,3). „Bleibet in mir, und ich in euch" (Joh. 15, 4).
Nachdem wir so gesehn, wie die Geschichte der Völker und die Betrachtung der Einzelnen die Notwendigkeit der Vereinigung mit Christo erweist, wollen wir den letzten und sichersten Beweis, das Wort Christi selbst betrachten. Und wo drückt er deutlicher die Notwendigkeit der Vereinigung mit sich aus als in dem schönen Gleichnisse des Weinstocks und der Rebe, wo er sich den Weinstock, uns die Reben nennt. Die Rebe vermag durch eigne Kraft keine Früchte hervorzubringen, und so, sagt Christus, könnt ihr ohne mich nichts tun. Noch stärker spricht er sich hierüber aus, wenn er sagt: „Wer nicht in mir bleibet etc." (Joh. 15, 4, 5, 6). Indessen darf man dieses bloß von denjenigen verstehn, die das Wort Christi kennenzulernen vermochten; denn den Ratschluß Gottes über solche Völker und Menschen können wir nicht beurteilen, da wir ihn nicht einmal zu erfassen imstande sind. Unser Herz, die Vernunft, die Geschichte, das Wort Christi rufen uns also laut und überzeugend zu, daß die Vereinigung mit ihm unbedingt notwendig ist, daß wir ohne ihn unseren Zweck nicht erreichen können, daß wir ohne ihn von Gott verworfen wären, daß nur er uns zu erlösen vermochte. So durchdrungen von der Überzeugung, daß diese Vereinigung unbedingt notwendig ist, sind wir begierig zu erforschen, worin denn dieses hohe Geschenk besteht, dieser Lichtstrahl, der aus höherenW elten beseelend in unser Herz fällt und uns geläutert zum Himmel emporträgt, welches das innere Wesen und der Grund derselben ist? Sobald wir die Notwendigkeit der Vereinigung erfaßt haben, steht der Grund derselben, unsere Erlösungsbedürftigkeit, unsere zur Sünde hingeneigte Natur, unsere schwankende Vernunft, unser verdorbenes Herz, unsere Verwerflichkeit vor Gott klar vor unseren Augen und, welcher er sei, brauchen wir nicht mehr zu forschen.
Wer aber könnte schöner das Wesen der Vereinigung ausdrücken, als Christus es in dem Gleichnisse des Weinstocks mit der Rebe getan hat? Wer könnte in großen Abhandlungen alle Teile, das Innerste, was diese Vereinigung begründet, so umfassend vor das Auge legen, als Christus mit den Worten: „Ich bin ein rechter Weinstock, mein Vater ist ein Weingärtner" (Joh. 15, 1). „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben" (Joh. 15, 5).
Wenn die Rebe empfinden könnte, wie würde sie freudig auf den Gärtner blicken, der ihrer wartet, der sie ängstlich von Unkraut reinigt und sie fest an den Weinstock knüpft, aus dem sie Nahrung und Säfte zu schöneren Blüten zieht. In der Vereinigung mit Christo wenden wir also vor allem zu Gott das liebende Auge, fühlen wir für ihn den glühendsten Dank, sinken wir freudig vor ihm auf die Knie. Dann, wenn uns eine schönere Sonne durch die Vereinigung mit Christo aufgegangen ist, wenn wir unsere ganze Verwerflichkeit empfinden, zugleich aber über unsere Erlösung jauchzen, können wir erst den Gott lieben, der uns früher als beleidigter Herrscher, jetzt als vergebender Vater, als gütiger Erzieher erscheint. Aber nicht nur zu dem Weingärtner würde die Rebe emporschauen, wenn sie empfinden könnte, sie würde sich innig an den Stock anschmiegen, sie würde sich mit ihm und den Reben, die an ihm emporgeschossen, aufs genaueste verbunden fühlen; sie würde schon die anderen Reben lieben, weil ein Gärtner sie besorgt, ein Stamm ihnen Kraft leiht. So besteht die Vereinigung mit Christo aus der innigsten, lebendigsten Gemeinschaft mit ihm, darin, daß wir ihn vor Augen und im Herzen haben, und, indem wir so von der höchsten Liebe zu ihm durchdrungen sind, wenden wir unser Herz zugleich den Brüdern zu, die er inniger mit uns verbunden, für die er sich auch geopfert hat. Aber diese Liebe zu Christus ist nicht fruchtlos, sie erfüllt uns nicht nur mit der reinsten Verehrung und Hochachtung gegen ihn, sondern sie bewirkt auch, daß wir seine Gebote halten, indem wir uns füreinander aufopfern, indem wir tugendhaft sind, aber nur tugendhaft aus Liebe zu ihm (Joh. 15, V.9, 10, 12, 13, 14). Dieses ist die große Kluft, welche christliche Tugend von jeder andern trennt und über jede andre erhebt, dieses ist eine der größten Wirkungen, die die Vereinigung mit Christo im Menschen erzeugt. Die Tugend ist kein finstres Zerrbild mehr, wie es die stoische Philosophie aufstellt; sie ist nicht das Kind einer harten Pflichtenlehre, wie wir sie bei allen heidnischen Völkern finden, sondern, was sie wirkt, wirkt sie aus Liebe zu Christus, aus Liebe zu einem göttlichen Wesen und, wenn sie
aus dieser reinen Quelle entspringt, erscheint sie von allem Irdischen befreit und wahrhaft göttlich. Jede abstoßende Seite taucht sich unter, alles Irdische sinkt, alles Rohe erlöscht, und die Tugend ist verklärter, indem sie zugleich milder und menschlicher geworden ist. Nie hätte die menschliche Vernunft sie so darzustellen vermocht; ihre Tugend wäre immer eine beschränkte, eine irdische Tugend geblieben. Sobald ein Mensch diese Tugend, diese Vereinigung mit Christo erlangt hat, wird er still und ruhig die Schläge des Schicksals erwarten, mutig dem Sturme der Leidenschaften sich gegenüberstellen, unerschrocken die Wut des Schlechten ertragen, denn wer vermag ihn zu unterdrücken, wer vermag ihm seinen Erlöser zu rauben? Was er bittet, davon weiß er, daß es erfüllt wird, denn er bittet bloß in der Vereinigung mit Christo, also bloß Göttliches, und wen sollte diese Versichrung nicht erheben und trösten, die der Heiland selbst verkündet? (Joh. 15, V. 7.) Wer sollte nicht gern Leiden erdulden, da er weiß, daß durch sein Beharren in Christo, durch seine Werke Gott selbst geehrt wird, daß seine Vollendung den Herrn der Schöpfung erhebt? (Joh. 15, V.8.) Also leiht die Vereinigung mit Christo innere Erhebung, Trost im Leiden, ruhige Zuversicht und ein Herz, das der Menschenliebe, das allem Edlen, allem Großen, nicht aus Ehrgeiz, nicht aus Ruhmsucht, sondern nur Christi wegen geöffnet ist; also leiht die Vereinigung mit Christo eine Freudigkeit, die der Epikureer vergebens in seiner leichtfertigen Philosophie, der tiefere Denker vergebens in den verborgensten Tiefen des Wissens zu erhaschen strebt, die nur das unbefangne, kindliche, mit Christo und durch ihn mit Gott verbundene Gemüt kennt, die das Leben schöner gestaltet und erhebt. (Joh. 15, 11.) Marx
Geschrieben zwischen dem 10. und 16. August 1835.
[Aus den dichterischen Versuchen"361]
Widmung
An den Vater
I
Schöpfung
Ferne zog auf leichten Wellen Unerschaff'ner Schöpfergeist, Welten wogen, Leben quellen, Ewigkeit sein Auge kreist. Seiner Blicke allbeseelend Walten Brennt sich magischfester in Gestalten.
Räume beben, Zeiten wallen, Betend um sein Antlitz hin, Fluten branden, Sphären schallen, Und die gold'nen Sterne ziehn. Segnend winkt sein Vaterhaupt Gewährung, Liebend zieht sich um das All Verklärung.
Leis in selbstempfund'nen Schranken Drängt sich Ew'ges sinnend fort, Bis die heil'gen Urgedanken Form verhüllt und Dichtungswort. Da ertönt's, wie fern von Donnerleiern, Wie ein ahndungsvolles Schöpferfeiern:
„Sterne ziehn und strahlen milder, Welten ruhn in Urbergs Last, Meines Geistes sel'ge Bilder, Seid vom Geiste neu erfaßt.
Wenn die Busen wogend zu euch schlagen, Sollt ihr liebend-fromm die Deutung sagen.
„Nur der Liebe seid erschlossen, Ihr des Ew'gen ew'ger Sitz, Wie ich mild in euch ergossen, Schlag' aus euch mein Seelenblitz. «Harmonie kann nur das Gleiche finden, Seelen können nur die Seele binden.»
„Aus mir brannten eure Geister, Zu Gebilden deutungshehr, Rückwärts kehrt ihr zu dem Meister, Seid nun keine Bilder mehr, Von des Menschen Liebblick heiß umfangen, Ihr in ihm und er in mir vergangen!"
II
Dichtung
Schöpferähnlich strömten Flammen Rieselnd mir aus Deiner Brust, Hochweit schlugen sie zusammen, Und ich nährt' sie in der Brust. Strahlend stand Dein Bild, wie Aeolsklingen, Deckt die Gluten sanft mit Liebesschwingen.
Rauschen hört' ich's, sah es blinken, Ferne Himmel zogen hin, Tauchten auf, hinabzusinken, Sanken, höher aufzufliehn. Als der innre Kampf sich nun geschlichtet, Blickt' ich Schmerz und Lust im Lied verdichtet.
Schmiegend an der Formen Milde, Steht die Seele festgebannt, Aus mir schwollen die Gebilde, Aus Dir waren sie entbrannt. Geistig lösen sie die Liebesglieder, Sprühn sie voll im Schöpferbuscn wieder.
Wilde Lieder11371
I
Der Spielmann
Spielmann streicht die Geigen, Die lichtbraunen Haare sich neigen, Trägt einen Säbel an der Seit', Trägt ein weites, gefaltet Kleid.
„Spielmann, Spielmann, was streichst du so sehr, Spielmann, was blickest du so wild umher? Was springt das Blut, was kreist's in Wogen? Zerreiß't dir ja deinen Bogen."
„„Was geig' ich Mensch! Was brausen Wellen? Daß donnernd sie am Fels zerschellen, Daß 's Aug' erblind't, daß der Busen springt, Daß die Seele hinab zur Hölle klingt!""
„Spielmann, zerreiß't dir das Herz mit Spott, Die Kunst, die lieh Dir ein lichter Gott, Sollst ziehn, sollst sprühn auf Klangeswellen, Zum Sternentanz hinanzuschwellen!"
„„Was, was! Ich stech', stech' ohne Fehle Blutschwarz den Säbel in deine Seele, Gott kennt sie nicht, Gott acht' nicht der Kunst; Die stieg in den Kopf aus Höllendunst,
Bis das Hirn vernarrt, bis das Herz verwandelt: Die hab' ich lebendig vom Schwarzen erhandelt. Der schlägt mir den Takt, der kreidet die Zeichen; Muß voller, toller den Totenmarsch streichen,
Muß spielen dunkel, muß spielen licht, Bis 's Herz durch Sait' und Bogen bricht."
Spielmann streicht die Geigen, Die lichtbraunen Haare sich neigen,
Trägt einen Säbel an der Seit' Trägt ein weites, gefaltet Kleid.
II
Nachtliebe
Preßt sie krampfhaft ans Herz, Schaut so dunkel ins Auge: „Viellieb, brennt dich Schmerz, Bebst, bebst meinem Hauche."
„Hast getrunken die Seele Mein,! mein, deine Glut! Glänz', meine Juwele, Glänz', glänz* Jugendblut!"
„„Holder, schaust so bleich, Sprichst so wunderselten, Sieh, wie sangesreich Zieh'n am Himmel Welten!""
„Ziehen, Liebchen, ziehen, Glüh'n Sterne, glüh'n! Hinauf! hinauf dann entfliehen, Seelen zusammensprühn!"
Spricht dumpf leise flüsternd, Schaut entsetzt umher, Blicke flammenknisternd Glüh'n sein Auge leer.
„Liebchen, hast Gift getrunken, Mußt fort mit mir gehn, Nacht ist herabgesunken, Kann den Tag nicht mehr sehn."
Preßt sie krampfhaft ans Herz, Tod in Brust und Hauche, Sticht sie tiefinnerer Schmerz, öffnet nie mehr das Auge. K.Marx
Der Wassergreis
Ballade
1
Wasser rauscht so seltsam dort, Kreist sich in Wellen fort, Glaubt wohl! es fühle nicht, Wie sich die Woge bricht, Kalt sei's im Herzen, kalt in dem Sinn, Rausche nur, rausche nur hin.
2
Doch in den Wellen, im Abgrund heiß, Sitzt gar ein alternder Greis, Tanzt auf, tanzt ab, wenn der Mond sich zeigt, Wenn Sternlein aus Wolken steigt. Springt gar seltsam und ringt gar sehr, Will trinken das Bächlein leer.
3
Wellen sind ja die Mörder sein, Zehren und nagen des Alten Gebein, Grinst ihm eisig durch Mark und Glied, Wenn er die Wogen so springen sieht, Schneid't gar ein bängliches Wehgesicht. Bis Sonnenglanz Mondtanz verbricht.
4
Wasser rauscht dann so seltsam dort, Kreist sich in Wellen fort, Glaubt wohl, es fühle nicht, Wie sich die Woge bricht, Kalt sei's im Herzen, kalt in dem Sinn, Rausche nur, rausche nur hin.
Epigramme
1
In seinem Sessel, behaglich dumm, Sitzt schweigend das deutsche Publikum. Braust der Sturm herüber, hinüber, Wölkt sich der Himmel düster und trüber, Zischen die Blitze schlängelnd hin, Das rührt es nicht in seinem Sinn. Doch wenn sich die Sonne hervorbeweget, Die Lüfte säuseln, der Sturm sich leget, Dann hebt's sich und macht ein Geschrei, Und schreibt ein Buch: „der Lärm sei vorbei." Fängt an darüber zu phantasieren, Will dem Ding auf den Grundstoff spüren, Glaubt, das sei doch nicht die rechte Art, Der Himmel spaße auch ganz apart, Müsse das All systematischer treiben, Erst an dem Kopf, dann an den Füßen reiben, Gebärd't sich nun gar, wie ein Kind, Sucht nach Dingen, die vermodert sind, Hätt' indessen die Gegenwart sollen erfassen, Und Erd' und Himmel laufen lassen, Gingen ja doch ihren gewöhnlichen Gang, Und die Welle braust ruhig den Fels entlang.
II
Hegel. Epigramme
1 Weil ich das Höchste entdeckt und die Tiefe sinnend gefunden, Bin ich grob, wie ein Gott, hüll' mich in Dunkel, wie er. Lange forscht' ich und trieb auf dem wogenden Meer der Gedanken, Und da fand ich das Wort, halt' am Gefundenen fest.
2
Worte lehr' ich, gemischt in dämonisch verwirrtem Getriebe, Jeder denke sich dann, was ihm zu denken beliebt.
Wenigstens ist er nimmer geengt durch fesselnde Schranken, Denn wie aus brausender Flut, stürzend vom ragenden Fels, Sich der Dichter ersinnt der Geliebten Wort und Gedanken, Und was er sinnet, erkennt, und was er fühlet, ersinnt, Kann ein jeder sich saugen der Weisheit labenden Nektar, Alles sag' ich euch ja, weil ich ein Nichts euch gesagt!"
3
Kant und Fichte gern zum Äther schweifen, Suchten dort ein fernes Land, Doch ich such' nur tüchtig zu begreifen, Was ich - auf der Straße fand!
4
Verzeiht uns Epigrammendingen, Wenn wir fatale Weisen singen, Wir haben uns nach Hegel einstudiert, Auf sein' Ästhetik noch nicht abgeführt.
III
Hatten die Deutschen sich einmal aufgemacht, Es gar bis zum Völkersiege gebracht, Und als das nun vorüber gewesen, Da könnt' man an allen Ecken lesen: „Es seien gar wunderbar Dinge geschehn, Man werde bald auf drei Beinen gehn." Das tat nun alle gewaltig grämen, Begannen sich vor sich selber zu schämen, „Sei doch zu vieles auf einmal geschehn, Man müsse nun wieder hübsch stille gehn, Das andre könnt* man in Bücher binden, Und Käufer würden wohl leicht sich finden."
IV
Zieht ihnen die Sterne selbst herunter, Bald glühn sie zu bleich, bald zu munter;
Die Sonne brennt bald das Aug* zu sehr, Bald kömmt sie zu weit aus der Ferne her.
V
So war an dem Schiller auszusetzen, Er könne nicht menschlich genug ergetzen, Er treibe die Dinge auch gar zu hoch, Und zieh' nicht gehörig am Werkeltagsjoch. Er spiele wohl sehr mit Donner und Blitz, Doch fehle ihm gänzlich der Straßenwitz.
VI
Der Goethe aber, der sei zu schön, Tut lieber die Venus, als Lumpen sehn, Er tät' es zwar brav von unten greifen, Doch müßt' man gezwungen zur Höhe schweifen, Gäb' den Dingen gar eine zu hehre Gestalt, Fehle drum gänzlich der Seelenhalt, Der Schiller sei doch rechter gewesen, Da könnt' man Ideen in Lettern lesen, Man könnt' doch sagen, sie seien gedruckt, Hat man auch die Tiefe nicht recht durchguckt.
VII
Auf einen gewissen Kahlkopf
Wie gleich dem glanzgebornen Blitze, Entsprüht aus fernem Wolkensitze, Pallas Athene, hehr im Siegesdrang, Aus Zeus gedankenvollem Haupte sprang, So ist sie ihm, von Lust durchdrungen, An seinen Kopf hinangesprungen, Und hat er's in der Tiefe nicht ersiegt, So weiß er sicher, daß es auf ihm liegt.
VIII
Pustkuchen (falschen Wanderjahren)
1
Schiller, meint er, sei leidlich gewesen, Hätt' er nur mehr in der Bibel gelesen, Seine Glocke sei gar ein trefflich Gedicht Enthielt es nur noch die Auferstehungsgeschicht', Und wie auf einem Eselein, Christus zog in die Stadt hinein, Auch sollt' er dem Wallnstein hinzu noch fügen, Von Davids Sieg und Philisterzügen,
2
Goethe sei für Frauen ein Grauen, Denn er passe nicht grad' für alte Frauen, Er habe ja nur die Natur ergriffen, Sie nicht mit Moral zurechtgeschliffen, Hätt' Luthers Katechete sollen studieren, Daraus dann Verse fabrizieren. Zwar das Schöne hat er manchmal gedacht, Doch vergaß er zu sagen: „Gott hab' es gemacht."
3
Gar absonderlich Trachten, Den Goethe so hoch zu achten, Wie nieder war doch sein ganzes Streben, Hat er zu Predigten Text je gegeben? Zeigt nur in ihm was von festen Kernen, Woraus für Bauer und Schulmann zu lernen,! So fehlt ihm des Genius Götterstempel, Er löste nicht einmal - ein Rechenexempel.
4
Hört nun, wie das Ganze vom Faust entsprungen, Der Dichter hat falsch es vorgesungen,
Der Faust, der hatte der Schulden zu viel, War liederlich, trieb das Hazardspiel, Und wie er keine Hülfe von oben gesehn, Da wollt' er schmählich zu Grunde gehn, Darum ihn nun ängstlich Gefühl überkam, Von Hölle und Verzweiflungsgram. Da dacht' er über Leben und Sterben, An Wissen und Tun und Verderben, Und sprach gar vieles darüber hin In dunkelmystischem Sinn. Könnt' das nun nicht der Dichter zieren, Erzählen, wie Schulden zum Teufel führen, Wie, wer sich um den Kredit gebracht, Gar leicht sein Seelenheil vermacht!
5
Der Faust, der wagt am Ostertag zu denken, So braucht er sich nicht erst dem Teufel zu schenken,! Wer an solchen Tagen zu denken wagt, Der ist von selbst der Hölle versagt.
6
Auch ist die Wahrscheinlichkeit ganz verletzt, Dürft' ihn die Polizei sonst dulden? Hätt' sie ihn nicht ins Gefängnis gesetzt? Er flog ja fort und bezahlt nicht die Schulden!
7
Den Faust, den kann nur das Laster erheben, Er will ja nur für sich selber leben, Er wagte zu zweiflen an Gott und Welt, Vergaß, daß Moses gelungen sie hält. Die dumme Grete, die mußt' ihn lieben, Statt ihm ins Gewissen recht zu schieben, Wie er dem Teufel verfallen sei, Und der jüngste Tag käme bald herbei. 8 Die „schöne Seele", die könnt' man noch nutzen, Doch müßt* man sie erst mit Brill' und Nonnenkapp' stutzen.
„Was Gott tut, das ist wohlgetan!" So fängt der wahre Dichter an.
Schlußepigramm an den pustenden Meister
So knete deine Kuchen nur zurecht, Dann bleibst du immer noch ein Bäckerknecht. Wer wollte auch von dir verlangen, Du solltest dich an Goethen hangen. Er hat ja selbst dein Handwerk nicht gekannt, Wie käm' er zu Genie dann und Verstand?
Lied eines Schiffers auf der See
„Ihr möget spielen, ihr möget schlagen, Und hüpfen um meinen Kahn, Ihr müßt ihn zum Ziele tragen, Ihr seid mir Untertan!
„Da unten ihr blauen Wogen, Da ruht mein Bruder klein, Ihr habt ihn hinabgezogen, Und zehrt nun sein Gebein.
„ Ich selber war noch ein Knabe, Verwegen löst er das Schiff, Greift nach dem Ruderstabe, Und sank vom sandigen Riff.
„Da schwur ich tief im Herzen, Bei den Wellen blau und naß, An euch zu rächen die Schmerzen, Euch zu peitschen ohn' Unterlaß.
„Und treulich hab* ich gehalten Der Seele Schwur und Wort, Ich geißle euch stets, ihr Kalten, Bin selten am trockenen Ort.
„So oft die Tiefe erbrauset, Die Glocke zittert vom Turm, Und dumpf Orkan ersauset, Und es rast in Wut der Sturm.
„Dann treibt's mich weg vom Bette, Von meinem sichern Sitz, Von der still und warmen Stätte, Zu segeln in Sturm und Blitz.
„Und ich kämpfe mit Wind und Wellen, Und bete zu Gott, dem Herrn, Und laß die Segel schwellen, Und halt' mich an sichern Stern.
„Dann sammeln sich die Kräfte, Voll Feuer und kühner Lust, Und in dem Todgeschäfte, Ertönt der Sang aus der Brust.
„Ihr möget spielen, ihr möget schlagen, Und hüpfen um meinen Kahn, Ihr müßt ihn zum Ziele tragen, Ihr seid mir Untertan."
Schlußsonette
An Jenny
I
So nimm sie hin, die Lieder alle, Die Liebe Dir zu Füßen legt, Wo frei in vollem Lyraschalle Der Seele Glut sich hinbewegt. O! wenn von ihrem Widerhalle Dein Busen sehnend aufgeregt, Dein Puls in rasch'rem Lauf und Falle Aus hehrem Herz gewaltig schlägt, Dann tönt's zu mir aus jenen Weiten, Wo leicht Dich trägt Dein Siegesgang,
Dann darf ich kühner ringen, streiten, Dann klingt mein Lied verklärt und freier, Dann wagt sich höher mein Gesang, Dann weint vor Wehmut meine Leier.
II
Mir kann kein Erdenruhm gewähren, Der weit durch Land und Menschen dringt, Den frohbesieget alle nähren, Wenn's bebend weiter durch sie klingt, Was Deine Blicke, wenn sie sich verklären, Dein Herz, wenn's warm die Glut umschlingt, Was nur zwei tiefbewegte Zähren, Die mein Gesang dem Aug' entringt. Und gern verhaucht' ich alle Geister Dahin im tiefen Lyraton, Und fühlte sterbend mich als Meister, Könnt' ich dies höchste Ziel erreichen, Erringen diesen schönsten Lohn, Von Lust und Schmerz Dich zu erweichen.
III
Ach! diese Blätter dürfen fliegen, Sie dürfen Dir sich bebend nahn, Und meine Geister unterliegen, Vor Trennungsschmerz und Wahn. Und meine Phantasien wiegen Vergebens sich auf kühner Bahn, Ich darf das Höchste nicht ersiegen, Bald ist das Schmerzlichste getan. Und wenn ich aus der Ferne kehre, Verlangend zu dem teuren Sitz, Umfaßt ein Gatte Dich, die hehre, Darf stolz an seine Brust Dich pressen, Und über mich rollt seinen Blitz Verzweiflung und Vergessen.
IV
Verzeih, wenn kühn Dir zu bekennen, Die Seelenglut Dir zu gestehn,
Des Sängers Lippen heiß entbrennen, Die Flammenleiden weiterwehn. Kann ich mich von mir selber trennen, Und trostlos stumm in mir vergehn ? Soll ich mich höhnend Sänger nennen, Nicht lieben Dich, die ich gesehn! So hoch ist zwar der Seele Wähnen, Du stehst so herrlich über mir, Doch ach! ich will ja nichts als Tränen, Will nur, Du sollst dem Sange lauschen, Verklärung ihm verleihn und Zier, Dann mag er dumpf im Nichts verrauschen.
Briefe
Heinrich Marx an Karl Marx
in Bonn
Lieber Karl! Zuvörderst einige Worte über mein Schreiben, welches Dir möglich Verdruß gemacht haben mag. Du weißt, daß ich nicht pedantisch auf meine Autorität halte und auch meinem Kinde gestehe, wenn ich Unrecht habe. Ich hatte Dir wirklich gesagt, erst nachdem Du etwas Dich näher umgesehn zu schreiben. Du hättest indessen doch, da die Sache solange zuging, meine Worte weniger buchstäblich nehmen sollen, besonders da Du weißt, wie ängstlich und besorgt die gute Mutter ist. Es ist nun über dies Kapitel genug. Dein Schreiben, das mit Not lesbar war, hat mir viele Freude gemacht. Zwar hege ich keinen Zweifel über Deinen guten Willen, Deinen Fleiß, auch nicht in Beziehung auf Deinen festen Vorsatz, was Tüchtiges zu tun. Indessen freut es mich, daß der Anfang Dir angenehm und leicht ist, und daß Du Deinem Berufsfache Geschmack abgewinnst. 9 Kollegien scheint mir etwas viel, und ich wünsche nicht, daß Du mehr tust, als Körper und Geist vertragen können. Wenn Du indessen keine Schwierigkeit dabei findest, so mag es gut sein. Das Feld des Weissens ist unermeßlich, und die Zeit kurz. Du wirst mir wohl im nächsten Schreiben etwas mehr und näher ausführlich Bericht erstatten. Du weißt, wie sehr mich alles interessiert, was Dir nahe angeht. Bei den juristischen Kollegien darfst Du nicht fordf...]1 schmelzend und poetisch sei. Der Stoff erlaubt es nicht [...] Dichtung, wirst Du Dich wohl bequemen müssen und se[...] des tiefsten Denkens wert zu finden. Entschuldige [..,] Fächer. Was soll ich Dir nun weiter sagen? Dir predigen? Um [...] wohl sagen, was Du nicht weißt? Obschon genug von [...] Natur Dich so ausgestattet, daß wenn Du wahrhaft der [...] Dein heller Verstand, Dein
1 Ein Stück des beiderseitig beschriebenen Briefpapiers ist ausgerissen; die Lücken im ganzen Brief werden durch [...] angedeutet
reines Gefühl, Dein unverdorben [...] unterrichten, um vom guten Wege nicht abzukommen [...] und was ich wünsche, weißt Du recht gut. Ich will nun [...] einholst, was ich bei weniger günstigen Umständen [...] nicht erreichen konnte. Ich wünsche in Dir das zu sehn, was vielleicht aus mir geworden wäre, wenn ich unter ebenso günstigen Auspizien die Welt erblickt hätte. Meine schönsten Hoffnungen kannst Du erfüllen und zerstören. Es ist vielleicht unrecht und unklug zugleich, auf einen Menschen seine schönsten Hoffnungen zu bauen und so seine eigene Ruhe vielleicht zu untergraben. Doch wer anders als die Natur kann dafür, daß die auch sonst nicht so schwachen Männer dennoch schwache Väter sind? Dir ist ein Glück beschieden, lieber Karl, wie es wenigen Jünglingen Deines Alters zuteil. Du hast auf der ersten wichtigen Laufbahn des Lebens einen Freund, und einen sehr würdigen Freund gefunden, älter und erfahrner als Du. Dieses Glück wisse zu schätzen. Die Freundschaft im wahren klassischen Sinne ist der schönste Edelstein im Leben, und in diesem Alter für das Leben. Es wird der beste Probierstein Deines Charakters, Deines Geistes und Herzens, ja Deiner Sittlichkeit sein, wenn Du den Freund festhältst und seiner würdig bleibst. Daß Du moralisch gut bleibst, daran zweifle ich wirklich nicht. Doch ein großer Hebel für die Moral ist der reine Glaube an Gott. Du weißt, ich bin nichts weniger als Fanatiker. Aber dieser Glauben ist dem Menschen früh oder spät wahres [Bedürfnis, und es gibt Augenblicke im Leben, wo auch der Gottesleugner [unwillkürlich zur Anbetung des Höchsten hingezogen wird. Und gemein ist es [...] denn was Newton, Locke und Leibniz geglaubt, dem darf sich jeder [...] unterwerfen. [Herr] Loers1 hat es sehr übel empfunden, daß Du ihm keinen Abschiedsgesuch ge]macht. Nur Du und Clemens waren die einzigen, hat er Herrn Schlick [...]. Ich mußte mich zu einer unschuldigen Lüge entschließen und ihm sagen [...] wir während seiner Abwesenheit dort gewesen. Die Gesellschaft [...] Zusammenstellung mit Clemens gefiel mir wenig. Herr Loers1 ist zum 2ten Direktor ernannt worden und war gestern Herr [Brügge]mann als Commissarius hier zur Installation. Es war große [... Feierlichkeit, da Herr Bfrüggemann] und Herr Loers gesprochen. Mittag hat Herr Loers großes Essen gegeben, wo auch ich war. Hier sprach ich mehre, die sich nach Dir erkundigten, und von vielen Seiten wurde mir Glück gewünscht, daß Herr Wienenbrügge2 Dein Freund sei. Ich bin wahrhaft begierig, ihn kennenzulernen, und es soll mich sehr freuen, wenn Ihr beide Ostern uns besucht und, versteht sich, zusammen bei uns vorliebnehmt. Es würde mir dies ganz besonders ein Beweis seiner Freundschaft gegen Dich sein.
1 In der Handschrift hier und auch im folgenden: Lohrs in der Handschrift: Wienen
liruck
Und so, lieber Karl, lebe denn recht wohl, und wenn Du Deinem Geiste rccht kräftige und gesunde Nahrung gibst, vergesse nicht, daß der Körper auf dieser erbärmlichen Erde dessen steter Begleiter ist und das Wohlbehagen der ganzen Maschine bedingt. Ein siecher Gelehrter ist das unglücklichste Wesen auf Erden. Studiere daher nicht mehr, als Deiner Gesundheit zuträglich ist. Dazu tägliche Bewegung und Enthaltsamkeit, und ich hoffe, Dich jedesmal gestärkter an Geist und Körper zu umarmen.
Trier, den 18. November 1835 Dein treuer Vater Marx
a proposi Dein Gedicht habe ich buchstabierend gelesen. Ich gestehe Dir ganz unumwunden, lieber Karl, ich verstehe es nicht, weder dessen wahren Sinn, noch dessen Tendenz. Im gemeinen Leben ist es ein unbestrittner Satz, daß mit Erfüllung der heißesten Wünsche der Wert des Gewünschten sehr abnimmt und öfters ganz aufgehoben wird. Das wolltest Du wohl nicht sagen. Das wäre auch höchstens als moralischer Grundsatz beherzigenswert, weil man, durch diesen Gedanken geleitet, unmoralische Genüsse verscheucht, und selbst erlaubte verschiebt, um in der Aufschiebung den Wunsch festzuhalten, oder gar einen erhöhten Genuß. Etwas dergleichen sagt glücklich Kant in seiner Anthropologie. Willst Du nur im abstrakten Idealisieren (etwas analogisch mit Schwärmerei) Glückseligkeit finden? Kurz, gib mir den Schlüssel, ich gestehe meine Beschränktheit.
[Am linken Rand der ersten Seite]
Bei Gelegenheit des Festes des Herrn Loers war mir die Lage des guten Herrn Wyttenbach höchst peinigend. Ich hätte weinen mögen über die Kränkung dieses Mannes, dessen einziger Fehler allzu große Gutherzigkeit ist. Ich habe mein Bestes getan, um ihm meine Hochachtung zu bezeugen, und sagte ihm unter anderm, wie sehr auch Du ihm ergeben seiest und hättest ihm zu Ehren ein Gedicht machen wollen, hättest aber keine Zeit gehabt. Das machte den Mann glücklich. Willst Du nun mir zulieb einige Verse für ihn mir schicken?
[Nachschrift auf der ersten Seite rechts oben]
P.S. Die liebe Mutter war verhindert, und so ging es zu bis heute, den 29.Nov. - Wunderbar, daß wir nicht einmal Deine Adresse genau kennen.
[Nachschrift der Mutter am 29. November zum Brief vom 18. November]
Vielgelibter theurer Girl! mit viel vergnügen ergreife ich die Feder dir zu Schreiben schon lang liegt den Brief vom lieben vatter fertig und immer werde ich abgehalten, dabey mögte ich schon wieder einen schreiben von dir habben, welches mir dein Wohlergehen bezeugt den du kanst mir glauben das ich recht sehr nach dir verlange wir sind der Himmel sey dank noch alle recht gesund alles ist thätig und fleysig auch der Eduard1 selbst plagt sich so das wir hoffen noch einmahl ein tüchtigen Mann aus Ihm zu machen nun kanst du mirs gahr nicht als eine schwäche unsers geschlechts ansehn wan ich neugierig bin wie du deine kleine haushaltung eingerichtet, ob die Oekonomie auch die Hauptrolle schpielt das bey grosse wie bey kleine Haushaltungen eine unerläßliche nohtwendigkeit ist, dabey erlaube ich mir zu bemerken lieber Carl das du Reinlichkeit und Ordnung nie als nebensache betrachten mus den davon hängt gesundtheit und frohsin ab halte pünktlich darauf das seine Zimmeren öfters gescheurt werden setze eine Zeit darauf fest - und scheure du meinen lieben Carl Wöchentlich mit der Schwam und Seife - wie gehts den mit den Cafee Fabricirst du Ihn oder wie verhält es sich, ich bitte mir alles was die Haushaltung angeht mitzutheilen, deine Liebenswürdige Muse wird doch nicht durch die Prosa deiner Mutter beleydigt fühlen, sage Ihr durch das niedere wird das höhere und bessere erziehlt, nun so gehabbe dich wohl hast du für die Weynachte einen wünsch zu eusseren die ich gnüge leisten kan so bin ich mit vergnügen dazu bereit nun lebe Wohl mein lieber theurer Carl sey braf und gut und habbe immer Gott und deine Eltern für Augen adieu deine dich liebende Mutter Henriette Marx. Alle Kinder grüssen dir und küssen dir und wie das nun immer zu gehn pflegt bist du der Liebenswürdigste und beste.
Heinrich Marx an Karl Marx
in Bonn
[Anfang des Jahres 1836]
Lieber [Karl!]1 Wenn die Schilderung Deines Zustandes nicht etwas poetisch war was ich wünsche - so ist sie sehr geeignet, uns zu beunruhigen. Ich hoffe wenigstens, daß die traurige Erfahrung Dir die Notwendigkeit dartun wird, Dich etwas aufmerksamer auf Deinen Gesundheitszustand zu machen. Nach einem guten Gewissen ist dies das höchste Gut des Menschen, und die Sünden der Jugend in jedem unmäßigen oder gar an und für sich schädlichen Genüsse rächen sich fürchterlich. Ein trauriges Beispiel haben wir hier an Herrn Günster. Von Laster ist bei ihm zwar keine Rede, aber Rauchen und Trinken haben seine ohnehin schwache Brust zerrüttet, und schwerlich erlebt er den Sommer. Sein Leben selbst ist ein Leiden, und es geht ein ausgezeichneter Geist an ihm verloren. Selbst übermäßiges Studieren ist Tollheit in solchem Fall. Dahingegen sind mäßige Beweglungen]1, als Spazierengehen, selbst zuweilen reiten, aber nicht toll, sehr zuträglich, heiterer Mut und Beseitigung] aller Grillen noch besser. Deine Rechnung, lieber Karl, ist a la Carl, ohne Zusammenhang, ohne Resultat. Kürzer und bündiger und nur die Ziffern regelmäßig in Kolonnen gesetzt, wäre die Operation sehr einfach gewesen, und man fordert auch von einem Gelehrten Ordnung, besonders aber von einem praktischen Juristen. Ich finde im Ganzen nichts einzuwenden, nur glaube ich, daß Anschaffung von vielen Büchern im Augenblicke zweckwidrig und lästig ist, besonders große Geschichtswerke. Deine Reise war zweckmäßig, wenn sie Deiner Gesundheit zuträglich war, nur hättest Du ein paar Worte darüber vorausschicken sollen. Noch, und trotz Deiner beiden Schreiben (Du siehst, sie sind zu zählen), kenne ich Deinen Studienplan nicht, was mir doch allerdings von großem Interesse sein muß. Soviel sehe ich, daß Du keine naturhistorischen Fächer betreibst, und wenn wirklich Physik und Chemie so schlecht doziert werden, so tust Du allerdings besser, solche in Berlin zu hören. Nur die allgemeine Einleitung in die Kameralistik wäre, scheint mir, zweckmäßig, weil es immer gut ist, eine Übersicht dessen zu haben, was man einst tun soll.
1 Ein Stück Papier abgerissen; sinngemäß ergänzt
Ä propos! Herr Gratz von hier hat mir eine Empfehlung für Herrn Walter geschickt. Ich schickte ihm dieselbe mit einem Schreiben - hast Du etwas davon vernommen? Mir wäre dies deswegen lieb, weil grade dieser Professor Dir so vorzüglich gefiel. Dein Kränzchen spricht mich, Du glaubst es, besser an als die Kneipe. Junge Leute, die an einer solchen Zusammenkunft Vergnügen finden, sind notwendig gebildete Menschen und fühlen besser ihren Wert als künftige vorzügliche Staatsbürger denn jene, welche ihren vorzüglichen]1 Wert in vorzüglicher Rohheit finden. Du tust wohl daran, mit dem Drucken zu warten. Ein Poet, ein Literator, muß jetzt etwas Tüchtiges zu liefern berufen sein, wenn er öffentlich auftreten will. Sonst mag er zwar den Musen huldigen. Das bleibt immer eine der edelsten Frauenhuldigungen. Aber wenn überall das erste Eintreten in die Welt großenteils entscheidend ist, so ist das vorzüglich bei diesen Halbgöttern der Fall. Ihr Übergewicht muß in dem ersten Verse sich darstellen, damit jedermann gleich den Götterborn erkenne. Ich sage es Dir unverhohlen, mich freuen innig Deine Anlagen, und ich verspreche mir viel davon, doch mich würde es jammern, Dich als gemeines Poetlein auftreten zu sehn, und bliebe Dir noch hinlänglich, um Deine nächste Umgebung im Familienkreise zu ergötzen. Nur der Vorzügliche hat das Recht, die Aufmerksamkeit einer verwöhnten Welt in Anspruch zu nehmen, die einen Schiller hat - poetische Geister würden wahrscheinlich sagen „Götter". Ich danke Dir übrigens, lieber Karl, für Deine sehr kindliche Bemerkung, daß Du Deine erste Arbeit erst meiner Kritik unterwerfen würdest. Das ist von Dir um so zarter, als Du weißt, wie wenig die Natur mir von Poesie eingeimpft, wie ich sogar in meinem Leben nicht imstande war, einen nur erträglichen Vers zu machen, selbst in den süßen Tagen der ersten Liebe. Indessen will ich daran denken und abwarten, ob es bloß ein Kompliment gewesen. Wie kömmt es, lieber Karl, daß Deine Reise nicht in Ausgabe figuriert? Du hast Dich doch hoffentlich nicht mit Fechten durchgeschlagen? Ich lege einen Kassenschein von 50 Talern bei und kann Dir nur bei dieser Gelegenheit sagen, daß Du für Deine Studien allein Sorge tragen sollst und, indem Du nicht mehr als nötig brauchst, Dich jeder weitern Grille zu enthalten. Die Hoffnung, daß Du einst Deinen Geschwistern eine Stütze sein könntest, ist zu schön und lächelt ein gutmütiges Herz zu sehr an, als daß ich sie Dir entziehen wollte. Ich habe für den Augenblick weiter nichts hinzuzusetzen und empfehle Dir nur wiederholt, Deine Gesundheit zu schonen und zu erhalten. Es gibt kein beklagenswerteres Wesen als ein siecher Gelehrter, und keine unglücklicheren Eltern als jene, welche einen hoffnungsvollen und mit Aufopferung erzogenen Sohn dahinschwinden sehn. Beherzige das. Ich
kann nur an Dein Herz appellieren, denn ich glaube es gut und edel. Es umarmt Dich von ganzer Seele Dein Vater Marx
[Nachschrift der Mutter]
lieber theurer Carl! Dein unwohlseyn hat uns sehr betrübt, doch hoffe und wünsche ich das du wieder hergestellt seyn wirst - und obschon ich seher ängstlich in hinsieht der gesundheit meiner heben Kinder bin, so bin ich doch überzeugt das wen du lieber Carl vernünftig ha[n]delst du ein hohes alter erreichen kanst - aber dazu must du alles vermeiden was das übel steigeren kan, du darfst dir nicht zu sehr erhitzen nicht viel Wein noch Cafee trinken und nichts scharfes viel pfeffer oder sonst gewürts genießen, darfs kein taback rauchen nicht zu lang aufbleiben abends und früh aufstehen. Hütte dir auch für erkältung und tanze nicht lieber Carl bis du wieder ganz hergestellt bist, es wird dir lächerlich scheinen lieber Carl dass ich so den Doctor mache du weisst nicht wie es den Eltern zu herzen geht wen sie Ihre Kinder nicht gesund und wie manche trübe Stunde es uns schon verursacht hat - macht nur das Ihr Kinder moralisch und körperlich gesund bleibt und für den übrigen seyd unbekümmert, der liebe Vatter wahr den ganzen wintter der Himmel sey Dank wohl und an arbeit fehlte auch nicht und alle waren wir noch immer recht wohl - wie gefällt dir den mein Vaterstadt - die Lage ist recht schön und ich hoffe es möchte dir so begeistert habbe, das es dir Zum gedieht stof geben schreibe bald lieber Carl lieber wenig nur las es nicht zu lang zu gehen adieu deine dich liebende ich küsse dir im gedanken lieber Carl deine mutter Henriette Marx.
Heinrich Marx an Karl Marx
in Berlin
Trier, den 3. Febr. 1837
Lieber Karl! Dein jüngstes Schreiben hat mich ganz vorzüglich gefreut, denn es beweist mir, daß Du die kleinen Schwächen, die mich übrigens beunruhigten, beseitigt, Deine Stellung erkennst, und mit Kraft und Würde Deine Zukunft zu befestigen Dich bestrebst. Doch, lieber Karl, falle in kein entgegengesetztes Extrem. Abgesehn davon, daß die Geselligkeit zur Erheitrung, zur Erholung und zur Ausbildung - des jungen Mannes besonders - sehr große Vorteile darbietet, so erfordert die Klugheit - und die darfst Du, da Du nicht mehr allein stehst, nicht vernachlässigen daß man, versteht sich, auf eine ehrenvolle und würdige Weise, sich einige Stützen verschaffe. Vernachlässigung, besonders da man nicht immer geneigt ist, den ehrenvollsten Grund aufzusuchen, verzeihen Vornehme oder sich so Dünkende nicht leicht, und vorzüglich dann nicht, wenn sie sich einigermaßen herabgelassen haben. - Die Herren J[aehnige]n und E[sse]r sind nicht allein tüchtige Männer, sondern für Dich wahrscheinlich wichtige Männer, und es wäre höchst unklug und wirklich unartig, sie zu vernachlässigen, da sie Dich sehr anständig empfangen. Du kannst zu Deinem Alter und in Deiner Stellung keine Reziprozität fordern. Auch der Körper darf nicht vernachlässigt werden. Gesundheit ist das höchste Gut für jeden, für Gelehrte am allermehrsten. Ubertreibe nichts. Mit Deinen natürlichen Anlagen und Deinem jetzigen Fleiße wirst Du ein Ziel erreichen, und es kommt dabei auf ein Semester nicht an. So viele Erfahrung ich auch haben mag, ich kann doch nicht ganz mit heller Übersicht aller Schattierungen Dir einen Plan vorzeichnen. Allerdings scheint es mir außer Zweifel, daß Dein Vorhaben, in Lehrfächern Dich emporzuheben, ganz gut und Dir angemessen, wenn Du noch die Kleinigkeit nicht übersehn willst, Dein Organ etwas auszubilden. Aber freilich möchte dies etwas lange zugehn, und es wäre allerdings in der Lage der Sache wünschenswert, daß dem abgeholfen werde. In dieser Beziehung bliebe also grade nichts übrig als Schriftstellern. Wie aber auftreten? Das ist eine schwierige Frage, doch dieser Frage selbst geht eine andere vorher: Wird es Dir gleich gelingen, das Zutrauen eines tüchtigen Buchhändlers zu gewinnen? Denn das mag wohl das Schwierigste sein. Gelingt Dir das - und Du bist im ganzen ein Glückskind - dann kommt die
zweite. Philosophisches oder Juristisches oder beides zusammen scheint wohl vorzüglich, um den Grund zu legen. Gediegene Poesie kann wohl den zweiten Rang einnehmen, und sie schadet dem Rufe nie, es wäre denn in den Augen einiger Pedanten. Die leichten Plänkler sind die nützlichsten, und mit einigen guten Namen, wenn sie original sind und neuen Zuschnitt haben, kannst Du anständig und gesichert eine Professur abwarten etc. etc. etc. Doch einen festen Entschluß mußt Du fassen, - wenn auch nicht in dem Augenblicke, doch in diesem Jahre, und wenn er gefaßt ist, ihn fest ins Auge fassen und unerschütterlich verfolgen. Es ist für Dich noch lange die Schwierigkeit nicht, wie für Deinen Papa es war, Advokat zu werden. Du weißt, lieber Karl, ich habe aus Liebe zu Dir mich in etwas eingelassen, was nicht meinem Charakter ganz anpaßt und was mich wohl zuweilen drückt. Aber mir ist kein Opfer zu groß, wenn es das Wohl meiner Kinder erfordert. Ich habe auch das unbegrenzte Zutrauen Deiner J[enn]y erworben. Aber das gute, liebenswürdige Mädchen peinigt sich unaufhörlich - fürchtet Dir zu schaden - Dich zur Überanstrengung zu verleiten etc. etc. etc. Drückend ist es für sie, daß ihre Eltern nichts wissen oder, wie ich glaube, nichts wissen wollen. Sie kann sich selbst nicht erklären, wie sie, die ganz Verstandmensch zu sein glaubt, sich so hinreißen ließ. Etwas Menschenscheu mag mit unterlaufen. Ein Brief von Dir - den Du einschlagen darfst den aber nicht der phantastische Poet diktieren darf, kann Trost bringen. Er muß zwar, wie ich daran übrigens nicht zweifle, voll zarten, hingebenden Gefühls und reiner Liebe sein, aber er muß hell und klar das Verhältnis auffassen, die Aussichten erörtern und beleuchten. Es müssen die ausgesprochenen Hoffnungen unumwunden, klar und mit fester Überzeugung dargelegt werden, damit sie wieder überzeugen. Es muß die Versicherung fest ausgesprochen sein, daß dies Verhältnis, weit entfernt Schaden Dir zu bringen, die glücklichsten Wirkungen für Dich hätte, und in gewisser Beziehung glaube ich das selbst. Dahingegen fordere mit Festigkeit, mit dem männlichen Übermute, der das arme Kind so unverwahrt gefunden, daß sie nun nicht schwanke, nicht zurücksehe, sondern mit Ruhe, Zutrauen und festem Blick die Zukunft erwarte. Was sagst Du zu Deinem Vater? Findest Du nicht, daß ich mich zum Erstaunen zum Unterhändler qualifiziere? Wie schief möchte ich wohl von manchem beurteilt werden, wenn meine Einwirkung bekannt würde? Welche unlautere Beweggründe möchte man mir vielleicht unterlegen? Doch ich mache mir keine Vorwürfe - der Himmel gebe nur sein Gedeihen, und ich werde mich höchst glücklich dadurch fühlen. Bei Herrn Eichhorn wäre es schicklich zu gehn, doch überlasse ich das Dir. Aber bei den Herren J[aehnige]n und E[sse]r, ich wiederhole es, wünsche ich Dich öfters zu [sehen].


Nicht weniger gut möchte es wohl sein, bei einem wenigstens der einflußreichsten Professoren etwas näheren Zugang zu suchen. Hast Du den jungen Herrn Schriever nicht mehr gesehn? Da wir in sehr guten Verhältnissen stehn und Delle Schriever wahrscheinlich Deinen Freund Karl von Westphalen ehelichen wird, so wäre es mir lieb, da er ohnedies bald herkommen soll, daß Du ihn einige Male suchest. Hast Du gar nichts Näheres über den Dr. Kleinerz gehört? Es wäre mir doch lieb, etwas von ihm zu vernehmen. Du erhältst hierbei einen Kreditbrief. Er ist höher gestellt, als Du selbst forderst. Ich wollte ihn aber deswegen nicht abändern lassen, weil ich jetzt das Zutrauen zu Dir habe, daß Du nicht mehr als nötig ist, brauchst. Nun Gott befohlen, lieber Karl, schreibe bald, wenn Du einen äquivalenten Brief, wie den geforderten, noch nicht geschickt hast. - Schreibe auch, was Dein Hausherr macht, der mich sehr interessiert. Herr v. Notz sagte mir, Du würdest in den Herbstferien hierherkommen. Ich bin der Meinung durchaus nicht, und wenn Du Dein Verhältnis und das Dir teurer Personen überlegst, so wirst Du mir beitreten müssen. Aber möglich wäre es, daß ich nach Berlin reise. Was sagst Du dazu? Dein treuer Vater Marx
Meinem lieben Freunde Meurin und seiner liebenswürdigen Dame empfehle ich mich bestens. Sage dem ersteren, daß er wohl tun würde, mir einen Augenblick zu schenken. P. S. Es wäre nicht übel, lieber Karl, wenn Du etwas leserlicher schreiben wolltest. Jenny sehe ich selten, sie kann nicht, wie sie will. Du kannst ruhig sein, ihre Liebe ist treu.-Wenn Du, wie ich es wünsche, geschrieben, dann werde ich Antwort verlangen.
Heinrich Marx an Karl Marx
in Berlin
Trier, den 2tcn März 1837
Es ist wunderbar, daß ich, von Natur ein fauler Schreiber, ganz unerschöpflich bin, wenn ich Dir schreiben soll. Ich will und kann meine Schwäche gegen Dich nicht verbergen. Mein Herz schwelgt zuweilen in Gedanken an Dich und Deine Zukunft. Und dennoch zuweilen kann ich mich trauriger, ahnender, Furcht erregender Ideen nicht entschlagen, wenn sich wie ein Blitz der Gedanke einschleicht: Ob Dein Herz Deinem Kopfe, Deinen Anlagen entspricht? - Ob es Raum hat für die irdischen, aber sanftem Gefühle, die in diesem Jammertale dem fühlenden Menschen so wesentlich trostreich sind? Ob, da dasselbe offenbar durch einen nicht allen Menschen verliehenen Dämon belebt und beherrscht wird, dieser Dämon himmlischer oder faustischer Natur ist? Ob Du je - und das ist für mein Herz nicht der wenigst peinigende Zweifel - je für wahrhaft menschliches - häusliches Glück ~ empfänglich sein wirst? Ob Du je - und dieser Zweifel ist seit kurzer Zeit mir nicht weniger marternd, seit ich eine gewisse Person wie mein eignes Kind liebe - das Glück auf die nächste Umgebung zu verbreiten imstande sein wirst? Was mich auf diesen Ideengang brachte, wirst Du fragen? Schon öfters haben mich dergleichen Grillen befallen, ich verscheuchte sie leicht, denn es war mir immer Bedürfnis, Dich mit all der Liebe und Achtung zu umfassen, deren mein Herz fähig ist, und ich vergesse mich überall gerne. Aber ich sehe eine auffallende Erscheinung in J[enn]y. Sie, die sich so ganz mit ihrem kindlichen, reinen Gemüte Dir hingibt, zeigt zuweilen unwillkürlich und gegen ihren eignen Willen eine Art von Furcht, von ahnungsschwangerer Furcht, die mir nicht entgeht, und die ich nicht zu erklären weiß, und wovon sie jede Spur in meinem Herzen zu tilgen suchte, sobald ich sie darauf aufmerksam machte. ~ Was soll, was kann das sein? Ich kann mir es nicht erklären, aber unglücklicherweise erlaubt meine Erfahrung nicht, daß ich mich leicht irreführen lasse. Dein hohes Emporkommen, die schmeichelnde Hoffnung, Deinen Namen einst im hohen Rufe zu sehn, sowie Dein irdisches Wohl, liegen mir gar nicht allein am Herzen, es sind lang genährte Illusionen, die sich tief eingenistet haben. Doch im Grunde gehören diese Gefühle großenteils dem schwachen Menschen und sind nicht rein von allen Schlacken, als da sind: Stolz, Eitelkeit, Egoismus etc. etc. etc. Aber ich kann Dich versichern,
daß die Verwirklichung dieser Illusionen mich nicht glücklich zu machen vermöchte. Nur wenn Dein Herz rein bleibt und rein menschlich schlägt und kein dämonisches Genie imstande sein wird, Dein Herz den besseren Gefühlen zu entfremden - nur alsdann würde ich das Glück finden, das ich mir seit langen Jahren durch Dich träume; sonst würde ich das schönste Ziel meines Lebens zertrümmert sehn. Doch warum mich zu sehr erweichen und Dich vielleicht betrüben? Im Grunde zweifle ich ja nicht an Deiner kindlichen Liebe zu mir und Deiner guten, lieben Mutter, und Du weißt es recht gut, wo wir am allerverwundbarsten sind. Ich gehe zum Positiven über. J[enn]y hat uns einige Tage, nachdem sie Deinen Brief, welchen ihr Sophie1 brachte, erhalten hatte, besucht und über Deinen Vorsatz gesprochen. Sie scheint Deine Gründe zu billigen, fürchtet aber den Schritt selbst, und das läßt sich sehr begreifen. Ich meinerseits halte ihn gut und löblich. So wie sie andeutet, schreibt sie Dir, daß Du den Brief nicht direkt schicken sollst - der Meinung kann ich nicht beipflichten. Das kannst Du zu ihrer Beruhigung tun, daß Du uns acht Tage zuvor sagst, welchen Tag Du den Brief zur Post beförderst. - Die Gute verdient jede Rücksicht, und ich wiederhole es, ein ganzes Leben voll zarter Liebe vermag nur sie für das, was sie schon gelitten, zu entschädigen, und selbst, was sie noch leiden wird, denn sie hat es mit wunderbaren Heiligen zu tun. Rücksicht für sie ist es hauptsächlich, was mich so sehr wünschen läßt, daß Du einen glücklichen Schritt in die Welt sehr bald tretest, weil sie dadurch Ruhe bekommen würde, wenigstens glaube ich das. Und ich beteure Dir, lieber Karl, daß ohne diese Ursache ich Dich zur Zeit eher von allem Auftreten zurückzuhalten mich bestreben würde, als Dich anspornen. Aber Du siehst, die Zauberin hat auch meinen alten Kopf etwas verrückt, und über alles wünschte ich sie ruhig und glücklich zu sehn. Das kannst nur Du, und der Zweck ist Deiner ganzen Aufmerksamkeit wert, und vielleicht ist es sehr gut und heilsam, daß Du gleich bei dem Eintritte in die Welt zu menschlicher Rücksicht, ja zur Klugheit, Vorsicht und reiflicher Überlegung, trotz aller Dämonen gezwungen bist. Ich danke dem Himmel dafür, denn ich will in Dir ewig den Menschen lieben, und Du weißt, ich praktischer Mensch bin zwar nicht so abgeschliffen, daß ich gegen das Hohe und Gute abgestumpft wäre, aber nichtsdestoweniger mich nicht gerne von der Erde, wo ich Grund habe, ganz abziehen und zu luftigen Sphären ausschließlich hinziehen lasse, wo ich keinen festen Boden fühle. Dies alles veranlaßt mich natürlich mehr, als ich sonst getan haben würde, über die Mittel nachzudenken, welche Dir zu Gebote stehn. Du hast das Drama ergriffen, und allerdings liegt darin viel Wahres. Aber mit seiner Wichtigkeit, mit seiner großen Offenkundigkeit verbindet sich auch
1 Schwester von Karl Marx
ganz natürlich die Gefahr, darin zu scheitern. Und nicht immer - besonders in großen Städten, ist es notwendig der innere Wert, der entscheidet. Intrige, Kabale, Eifersucht - vielleicht unter denen, welche am mehrsten dazu geraten - überwiegen oft das Gute, vorzüglich, wenn dasselbe noch nicht durch einen bekannters Namen gehoben und erhalten wird. Was wäre also hiernach das Klügste? Zu trachten möglicherweise, daß dieser großen Probe eine kleinere vorhergehe, die mit weniger Gefahr verbunden, doch bedeutend genug wire, um im Falle des Gelingens einen nicht ganz unbedeutenden Namen davonzutragen. Wenn indessen ein kleiner Gegenstand dieses erzwecken soll, so muß wohl der Stoff, der Gegenstand, die Umstände etwas Exzeptionelles haben. Ich grübelte lang über einen solchen Gegenstand, und folgende Idee schien mir passend. Der Gegenstand soll eine aus der preußischen] Geschichte ausgerissene Periode sein - nicht eine so fortgesetzte, wie sie das Epopee fordert, sondern ein gedrängter Augenblick, wo aber das Schicksal entscheidend die Waage hält. Er muß für Preußen ehrenvoll sein und die Möglichkeit vorhanden, dem Genius der Monarchie - allenfalls durch den Geist der sehr edeln Königin Louise - eine Rolle zuzuteilen. Ein solcher Augenblick ist die große Schlacht bei Belle AllianceWaterloo. Die Gefahr ungeheuer - nicht allein fürPr[eußen], seinen Monarchen1, für ganz Deutschland etc. etc. etc. Preußen hat hier in der Tat den großen Ausschlag gegeben - dies könnte also allenfalls eine Ode im großen Genre oder sonst, was Du besser wie ich verstehst. Die Schwierigkeit wäre an und für sich nicht zu groß. Die größte allenfalls, ein großes Gemälde in einen kleinen Rahmen zu pressen - und den großen Augenblick glücklich und geschickt zu erfassen. Aber patriotisch, gefühlvoll und mit deutschem Sinn bearbeitet, würde eine solche Ode allein hinreichen, einen Ruf zu begründen, einen Namen zu konsolidieren. Doch ich kann nur vorschlagen, raten, Du bist mir entwachsen, bist überhaupt in diesem Punkte mir überlegen, und so muß ich Dir überlassen, was Du beschließen willst. Der von mir besprochene Gegenstand hätte den großen Vorzug, daß er sehr bald mit Apropos ausgeführt werden könnte, da nämlich das Anniversarium den 18ten Juni ist. Die Kosten sind nicht sehr bedeutend, und wenn es sein muß, will ich sie tragen. - Ich möchte gar zu gerne die gute J[enn]y ruhig sehn und imstande, stolz aufzublicken. Das gute Kind darf sich nicht aufreiben. Und wenn Dir dies gelänge - und die Forderung ist nicht über Deine Kräfte - dann bist Du geborgen und kannst ferner das Treibhausleben etwas aufgeben. Es kann auch in der Tat nicht fehlen, für diesen Augenblick Begeistrung
1 Friedrich Wilhelm III.
zu fassen, denn das Mißlingen desselben hätte die Menschheit und besonders den Geist in ewige Ketten gelegt. Nur die heutigen Zwitterliberalen können einen Napoleon vergöttern. Unter ihm hat wahrlich kein einziger das laut zu denken gewagt, was in ganz Deutschland und in Prjeußen] besonders täglich und ohne Störung geschrieben wird. Und wer seine Geschichte studiert hat und was er unter dem tollen Ausdruck von Ideologie verstanden, der darf mit gutem Gewissen seinen Sturz und den Sieg Pr[eußen]s hoch feiern. Grüße mir Freund Meurin recht herzlich. Sage ihm, daß ich bis heute den mir aufgetragenen Gang noch nicht tun konnte. Ich war acht Tage begrippt, und später wage ich mich doch nicht weiter als in die Sitzung.
Dein treuer Vater Marx
Heinrich Marx an Karl Marx
in Berlin
Trier, den 16. September 1837
Lieber Karl! Dein letztes Schreiben, das wir vor ungefähr 8 Tage erhalten, läßt mich zwar einen größeren Nachtrag und zwar bald erwarten, und gerne hätte ich gewartet, bis ich das Ganze übersehe. Doch möchte es Dir peinlich Sein, noch zu lange warten zu müssen, um so mehr, als es sich von einem Plane handelt, der vielleicht die nächsten Schritte bedingt. Du kennst mich, lieber Karl, ich bin weder eigensinnig noch von Vorurteilen befangen. Ob Du Deine Karriere für dies oder jenes Fach gestaltest, [ist] mir im Grunde gleich. Nur daß Du das Deinen Geistesgaben am entsprechendsten wählest, liegt mir natürlich Deinetwegen am Herzen. Von vornherein dachte man an das Gewöhnliche. Es schien Dir indessen diese Laufbahn zuwider, und ich gestehe, von Deinen frühreifen Ansichten bestochen, gab ich Dir Beifall, als Du das Lehrfach zum Ziele nahmst, sei es Jurisprudenz, sei es Philosophie, und in letzter Analyse glaubte ich die letzte noch eher. Die Schwierigkeit dieser Laufbahn kannte ich genug, habe sie besonders letzthin in Ems, wo ich Gelegenheit hatte, einen Professor von Bonn viel zu sehn, kennenlernen. Dahingegen ist eines nicht zu verkennen, nämlich [daß] jemand, der sich fühlt, als Prof. jur. in Bonn eine große Rolle spielen könnte, und ist es leichter von Berlin nach Bonn geschickt zu werden, freilich mit etwas Protektion. Die Protektion müßte die Poesie Dir verschaffen. Aber es mag dabei noch soviel Glück obwalten, mehrere Jahre gehn darauf, und Deine besondere Lage drängt Dich —. Sehn wir die andere Seite (und wichtig ist es, daß bei guten klassischen Studien die Professur immer ein Endziel verbleiben kann). Befördert die praktische Laufbahn so schnell? In der Regel nicht, und die Erfahrung beweist es nur zu sehr. Protektion tut auch hier sehr viel. Ohne Protektion würdest Du Dich gar nicht beklagen können, wenn Du einige Jahre nach vollendetem Studium Assessor ohne Gehalt würdest und dann jahrelang Assessor [bliebest]. Doch mag es bei der strengsten Moral und der zartesten Delikatesse erlaubt sein, sich durch seinen eigenen Wert Protektion zu verschaffen, die von der Tüchtigkeit des Schützlings überzeugt, diesen gewissenhaft vorzieht und befördert. Die Natur hat Dich nun allerdings mit solchen Gaben ausgestattet, die hierzu sehr geeignet sind. Die beste Anwendung hiervon zu machen, ist Deine Sache und von einem Dritten schwer zu erwägen, um so schwerer, als hierbei die Individualität zu sehr in Betracht kommt. Und Du mußt notwendig, was Du auch immer
ergreifst, aus diesem Gesichtspunkt betrachten, den Maßstab anlegen, denn Du hast Eile, das fühlst Du, und das fühle ich. In gewisser Beziehung ist das nun freilich zu bedauern, doch das schönste Gemälde hat seine Schattenseiten, und hier muß Resignation eintreten. Diese Resignation basiert sich übrigens auf so glänzende Lichtteile, hat ihren Ursprung so ganz im eignen Willen, von Herz und Vernunft geleiteten Willen, daß sie mehr als Genuß denn als Opfer zu betrachten ist. Ich komme aber darauf zurück: Was soll ich raten? Und zuvörderst, was Deinen Plan der Theaterkritik betrifft, so muß ich vor allem bekennen, daß ich, was die Sache selbst betrifft, nicht besonders kompetent bin. Eine dramaturgische Kritik erfordert viel Zeit und große Umsicht. Mit Rücksicht auf die Kunst mag die Arbeit vielleicht in unserer Zeit eine der verdienstvollsten sein. Mit Rücksicht auf den Ruhm mag sie zu dem Gelehrtendiplom führen. Wie wird sie aufgenommen werden? Ich glaube mehr feindselig als günstig, und der gute, gelehrte Lessing wandelte wenig, soviel ich weiß, auf Rosen, sondern lebte und starb als ein armer Bibliothekar. Wird sie besondere finanzielle Vorteile abwerfen? Die Frage verschmilzt mit der vorigen, und ich bin nicht imstande, kategorisch zu antworten. Ich glaube noch immer, daß einzelne ausgezeichnete Arbeiten, ein tüchtiges Poem, eine gediegene Tragödie oder Komödie, seien zu Deinem Zwecke weit mehr geeigneter. - Doch Du hast Dir Deinen eignen Weg gebahnt, und du magst es fortan tun. Ich kann nur einen Wunsch zum Himmel schicken, daß Du auf irgendeine Weise so schnell als möglich zu Deinem eigentlichen Zwecke gelangen möchtest. Nur das will ich Dir noch sagen. Wenn Du dadurch, daß Du nach Verlauf der drei Studienjahre von Haus nichts mehr verlangst, Dich zu sehr in die Notwendigkeit versetzest, tun zu müssen, was Dir schädlich sein kann, so laß das Schicksal walten, und wenn es mich auch allerdings Aufopferung kostet, so werde ich doch viel lieber ein Opfer bringen, als Dir in Deiner Laufbahn Schaden zufügen. Wenn Du es vernünftigerweise und ohne Zurücksetzung Deiner Karriere fertigbringst, so würdest Du mir allerdings große Erleichterung verschaffen, da in der Tat seit der Trennung des Gerichts und der Hausiererei der Jungen das Einkommen in dem Grade sich schmälert, als die Ausgaben schwerer werden. Doch wie gesagt, es darf diese Rücksicht nicht störend eingreifen. Indem Du indessen auf die praktische Bahn zurückkommst, warum sprichst Du gar nicht von Kameralia? Ich weiß nicht, ob ich mich irre, aber es scheint mir, die Dichtkunst und Literatur finde eher Gönner in der Verwaltung als in der Justiz, und ein singender Regierungsrat scheint mir natürlicher als ein singender Richter. Und was ist denn im Grunde Kameralia mehr, als Dir schon als wahrer Jurist nötig ist, außer Naturkunde? Diese darfst Du aber durchaus nicht vernachlässigen, das wäre unverantwortlich.
[Doclh1 Du bist an der Quelle, wo Du Belehrung finden magst, und grade die Seite des Gebildes, welche Du wahrscheinlich im normalen Zustande noch lange nicht würdest gewürdigt haben, die Lebensfrage in eigentlicher Bedeutung, sie ist Dir aufgedrungen, und Du wirst daher wohl überlegen, prüfen und handeln. Die Sorge ficht mich nicht an, daß diese, wenn auch gedrängte Rücksichten, Dich je zu niedrigen, kriechenden Handlungen führen werden. Mit meinen gebleichten Haaren, etwas gebeugtem Gemüte und der Sorgen voll würde ich noch trotzen und das Niedrige verachten. Du mit Deiner ungelähmten Kraft, von der Natur mit Segen überhäuft, Dir kann so was nicht möglich dünken. Aber in der Fülle von Lebenskraft mag der stolzen Jugend wohl manches Erniedrigung scheinen, was Klugheit und Pflicht gegen sich, und vorzüglich gegen Personen, deren Wohl man sich zur Pflicht gemacht, gebietend heischt. Es ist zwar viel gefordert, zu 19 Jahr weltklug zu sein, doch wer zu 19 Jahren 2 Deinen letzten Brief habe ich Westphalen nicht gezeigt. Diese sehr guten Leute sind so eigenen Schlages; es wird bei denselben alles so vielseitig und so unaufhörlich besprochen, daß man wohl tut, ihnen so wenig Nahrung als möglich zu geben. Da Dein Studium dieses Jahr dasselbe bleibt, so sehe ich nicht ein, warum ich ihnen Stoff zu neuen Phantasien geben soll. Jenny ist noch nicht hier, soll aber bald kommen; daß sie Dir nicht schreibt, ist - ich kann es nicht anders nennen - kindisch, eigensinnig. Denn daß sie Dich mit der aufopferndsten Liebe umfaßt, läßt sich gar nicht bezweifeln, und sie war nicht weit davon, es mit ihrem Tode zu besiegeln. Sie hat einmal die Idee, es sei unnötig zu schreiben, oder was sie sonst für eine dunkle Idee darüber haben mag, sie hat auch etwas Genialisches; und was tut das auch zur Sache? Du kannst sicher sein, und ich bin es (und Du weißt es, ich bin nicht leichtgläubig), daß ein Fürst nicht imstande, sie Dir abwendig zu machen. Sie hängt Dir mit Leib und Seele an - und Du darfst es nie vergessen -, in ihrem Alter bringt sie Dir ein Opfer, wie gewöhnliche Mädchen es gewiß nicht fähig wären. Hat sie nun die Idee, nicht schreiben zu wollen oder zu können, so laß es in Gottes Namen hingehen. Denn es ist doch im Grunde nur ein Zeichen, und das kann man wenigstens entbehren, wenn man des Wesens sicher ist. Ich [werde]1, wenn die Gelegenheit sich darbietet, mit ihr darüber sprechen, so ungern ich es tue. Ich hatte mich das ganze Jahr darauf gefreut, Dich zu sehn, und so lebt man in ewiger Täuschung. Das einzige, was nicht täuscht, ist ein gutes Herz, ist der Ausfluß des Herzens, die Liebe, und hierin kann ich mich nur zu den Reichen zählen; denn ich besitze die Liebe einer unvergleichlichen Frau, die Liebe guter Kinder.
1 Papier beschädigt - 2 sehr langer Gedankenstrich
Lasse uns nicht mehr so lange auf Briefe warten. Deine gute Mutter bedarf der Aufmunterung, und Deine Briefe haben eine wundervolle Wirkung auf ihr Gemüt. Sie hat diesen Sommer soviel gelitten, daß nur ein Wesen, das sich so ganz vergißt, sich aufrecht halten konnte, und noch ist es immer dasselbe. Möge Gott uns bald aus diesem langen Kampfe retten! Schreibe zuweilen einige Zeilen für Eduard1, doch tue, als ob er wieder ganz gesund sei. Wenn Du, ohne Dir zu nahe zu treten, mit Herrn J[aehnige]n näher zusammenkommen kannst, so wirst Du mir einen Gefallen erzeigen, ich wünsche es sehr. Für Dich vorzüglich wäre der Umgang mit Herrn Esser sehr vorteilhaft, und wie ich höre, steht er in Freundschaft mit Meurin. Ferner bitte ich, zu Herrn Geh. Justizrat Reinhard zu gehn und ihn in meinem Namen zu bitten, doch zu machen, daß meine eigene Sache einmal vom Stapel gehe. Gewonnen oder verloren, ich habe Sorgen genug und möchte diese Sorge aus dem Kopfe haben. Nun, mein guter lieber Karl, glaube ich genug geschrieben zu haben. Ich teile weniges in Portionen und denke, daß gewärmte Portionen nicht den frischen gleichkommen. Lebe wohl, vergesse bei Deinem alten Vater nicht, daß Du junges Blut hast; und wenn Du glücklich genug bist, dasselbe vor stürmischen und verheerenden Leidenschaften zu bewahren, dann erfrische es aber wenigstens durch jugendliche Heiterkeit und frohen Mut und durch jugendliche Genüsse, die mit Herz und Vernunft [sich]2 paaren. Es umarmt Dich mit Herz und Seele Dein treuer Vater
[Nachschrift der Mutter]
Lieber theurer Carl Das der liebe Himmel dir gesund erhält ist Wohl mein sehnlichster Wunsch ausser das du in deine Lebensweise mässig bist sey es auch so viel möglich in deinen wünschen und hoffen da du doch das wesentlichste erreicht hast, kan du schon mit mehr Ruhe und besonnenheit handeln. Die Frau von W[estphalen] hat heute mit die Kinder geschprochen. [Jenny soll]2 heute oder morgen kommen, sie schreibt, sie verlange so sehr nach Trier zurück und sehnt sich was von dir zu hören, ich glaube das die Jeny Ihr Stilschweigen gegen dir eine jungfrauliche schäm zur gründe liegt welche ich schon oft an Ihr bemerkt und welches Ihr gewis nicht zur nachtheil dient und Ihre übrige Reitze und gute eigenschaften nur noch mehr erhöht. Der Edgar wird wahrscheinlich nach Heidelberg gehn seine Studien fortsetzen aus [.. .]3 für die gefurchtete - das dein Wohl ergehen und dein Gedeyen was du auch unternimmst uns sehr am Herzen liegt bist du überzeugt
1 Bruder von Karl Marx — 2 Papier beschädigt - 3 ein Wort nicht zu entziffern
lasse der almächtige und algütige nur den Rechten weg anzeigen was dir am erspriesslichen ist darum wollen wir bitten Habbe nur festen Muth und über [...P ausharrt wird gekrönt ich küsse dir Herzlich im gedanken. [,..]1 dir für den herbst wolle jaken machen die dir für verkaltung schitzen. schreibe recht bald lieber Carl deine dich ewig liebende Mutter Henriette Marx. schreibe auch einmahl den Herman2 ein paar Zeile schliesse sie bey uns ein er macht sich sehr gut man ist sehr zufrieden mit Ihm.
1 Papier beschädigt - 2 Bruder von Karl Marx
Heinrich Marx an Karl Marx
in Berlin
Trier, den 9. Dezember 1837
Lieber Karl! Wenn man seine Schwäche kennt, so muß man Maßregeln dagegen ergreifen. Wollte ich nun wie gewöhnlich zusammenhängend schreiben, so würde mich am Ende meine Liebe zu Dir in den sentimentalen Ton verleiten, und um so mehr wär' alles Frühere verloren, als Du - so scheint es wenigstens - einen Brief nie zum zweitenmal zur Hand nimmst, und zwar ganz folgerecht, denn wozu wieder lesen, wenn das Rückschreiben nie eine Antwort ist? Ich will also meine Klagen in Aphorismen aushauchen, denn wirklich Klagen sind es, die ich vorbringe. Um mir nun dieselben selbst recht zu verdeutlichen und sie Dir wie Pillen verschlucken zu lassen, stelle ich Fragen, die ich gesonnen bin, ganz a posteriori zu lösen. 1. Welches ist die Aufgabe eines jungen Mannes, dem die Natur unbestritten ungewöhnliches Talent verliehen, besonders a) Wenn er, wie er vorgibt und ich übrigens gerne glaube, seinen Vater verehrt und seine Mutter idealisiert; b) Wenn er, ohne sein Alter und seine Lage zu Rat zu ziehen, eines der edelsten Mädchen an sein Schicksal gekettet, und c) dadurch eine sehr ehrwürdige Familie in die Lage versetzt hat, ein Verhältnis gutzuheißen, was anscheinend und nach dem gewöhnlichen Weltenlauf für dieses geliebte Kind voller Gefahren und trüber Aussichten ist. 2. Hatten Deine Eltern einiges Recht zu fordern, daß Dein Betragen, Deine Lebensweise ihnen Freude, wenigstens freudige Augenblicke bringe und trübe Momente möglichst verscheuche? 3. Welches waren bis heran die Früchte Deiner herrlichen Naturgaben in Beziehung auf Deine Eltern? 4. Welches waren diese Früchte in Beziehung auf Dich selbst? Eigentlich könnte und sollte ich vielleicht hier schließen, die Beantwortung und gänzliche Ausführung Dir überlassen. Aber ich fürchte hierbei jede poetische Ader. Prosaisch, aus dem wirklichen Leben, wie es ist, will ich antworten, auf die Gefahr hin, selbst meinem Herrn Sohne zu prosaisch zu scheinen. Die Stimmung, in der ich mich befinde, ist in der Tat auch nichts weniger als poetisch. Mit einem Husten, der jährig ist und mein Geschäft mir drückend macht, und mit einer seit kurzem hinzugekommenen Gicht
verpaart, finde ich mich selbst mehr verstimmt als billig und ärgere mich meiner Charakterschwäche, und so kannst Du freilich nur erwarten die Schilderungen eines alternden, grämlichen Mannes, der sich über die ewigen Täuschungen ärgert und besonders darüber, daß er seinem eignen I dol einen Spiegel voller Zerrbilder vorhalten muß.
Antworten, respektive Klagen
1. Gaben verdienen, heischen Dankbarkeit; und da herrliche Naturgaben gewiß die allervorzüglichsten sind, so erheischen sie Dankbarkeit in einem höheren Grade. Die Natur aber läßt sich nur dadurch Dankbarkeit bezeigen, daß man den gehörigen Gebrauch dieser Gaben mache, und wenn ich mich eines gewöhnlichen Ausdrucks bedienen darf, mit seinem Pfund wuchere. Ich weiß wohl, wie man im etwas edleren Stil antworten soll und muß, nämlich es sollen solche Gaben zur eignen Veredlung benutzt werden, und das ist es gewiß nicht, was ich bestreite. Ja, man soll sie zu seiner Veredlung benutzen. Aber wie? Man ist Mensch, geistiges Wesen und Mitglied der Gesellschaft, Staatsbürger. Also physische, moralische, intellektuelle und politische Veredlung. Nur wenn in den Bestrebungen zu diesem großen Zwecke Einklang und Harmonie gebracht wird, kann ein schönes, anziehendes Ganze zum Vorschein kommen, das Gott, den Menschen, den Eltern und seinem Mädchen wohlgefällig ist, mit mehr Wahrheit und Natur ein wahrhaft plastisches Gemälde zu nennen, als das Wiedersehn eines alten Schulkameraden. Aber wie gesagt, nur in der Bestrebung, die Veredlung in gemessenem gleichem Verhältnisse auf alle Teile auszudehnen, wird der Wille bekundet, sich dieser Gaben würdig zu beweisen; nur durch die Gleichmäßigkeit dieser Verteilung kann das schöne Gebilde, die wahre Harmonie gefunden werden. Ja, auf einzelne Teile beschränkt, liefert das aufrichtigste Bestreben nicht allein kein gutes Resultat, nein, es gebärt Karikaturen; auf dem physischen Teil Gecken, auf dem moralischen exaltierte Schwärmer, auf dem politischen Intriganten und auf dem geistigen gelehrte Bären. a) Ja, es mußte dies ein junger Mann sich zum Ziele setzen, wenn er seinen Eltern, deren Verdienste um ihn seinem Herzen zu würdigen überlassen wird, wirklich Freude bereiten wollte; besonders dann, wenn er wußte, daß diese Eltern ihre schönsten Hoffnungen in ihn setzten; b) Ja, er mußte bedenken, daß er eine, möglicherweise seine Jahre übersteigende, aber desto heiligere Pflicht übernommen, sich selbst dem Wohl eines Mädchens zu opfern, das seiner ausgezeichneten Verdienste und seiner geselligen Stellung nach ein großes Opfer brachte, wenn sie ihre glänzende Lage und ihre Aussichten für eine schwankende und
grauere Zukunft hingab und sich dem Schicksale eines jüngeren Mannes ankettete. Ihr eine Zukunft zu schaffen ist die einfache und praktische Auflösung, ihrer würdig, in der wirklichen Welt, nicht im beräucherten Zimmer bei der dampfenden Öllampe neben einem verwilderten Gelehrten; c) Ja, er hat eine große Schuld abzutragen, und eine edle Familie fordert großes Vergeltungsrecht für ihre dahingegebenen schönen und durch die treffliche Persönlichkeit ihres Kindes so sehr gegründeten Hoffnungen. Denn wahrlich, Tausende von Eltern würden ihre Einwilligung versagt haben. Und in düstern Augenblicken wünscht Dein eigner Vater beinahe, sie hätten es getan -, denn zu sehr liegt mir das Wohl dieses Engelmädchens am Herzen, das ich zwar wie eine Tochter liebe, aber für deren Glück mir eben deswegen so sehr bangtAlle diese Verpflichtungen zusammen bilden ein solches festgewebtes Band, das allein hinreichen mußte, alle bösen Geister zu bannen, alle Verirrungen zu verscheuchen, alle Mängel auszugleichen, neue und bessere Triebe zu entwickeln; aus einem verwilderten Burschen einen geregelten Menschen, aus einem negierenden Genie einen gediegenen Denker, aus einem wüsten Rädelsführer wüster Burschen einen geselligen Menschen zu bilden, der zwar Stolz genug beibehalten mag, um nicht wie ein Aal sich zu schmiegen, aber praktischen Verstand und Takt genug haben soll, um zu fühlen, daß nur im Umgange mit gesitteten Menschen die Kunst zu erlernen ist, sich der Welt von der angenehmsten und vorteilhaftesten Seite zu zeigen, sich Achtung, Liebe und Ansehen zu erwerben, so schnell als möglich zu erwerben, und praktischen Gebrauch der Talente zu machen, die die Mutter Natur ihm in der Tat verschwenderisch verliehen. Das war in kurzen Worten die Aufgabe. Wie ist sie gelöst? Das sei Gott geklagt!!! Ordnungslosigkeit, dumpfes Herumschweben in allen Teilen des Wissens, dumpfes Brüten bei der düsteren Öllampe; Verwildrung im gelehrten Schlafrock und ungekämmter Haare statt der Verwildrung bei dem Bierglase; zurückscheuchende Ungeselligkeit mit Hintansetzung alles Anstandes und selbst aller Rücksicht gegen den Vater. Die Kunst, mit der Welt zu verkehren, auf die schmutzige Stube beschränkt, wo vielleicht in der klassischen Unordnung die Liebesbriefe einer J [enny] und die wohlgemeinten und vielleicht mit Tränen geschriebenen Ermahnungen des Vaters zum fidibus, was übrigens besser wäre, als wenn sie durch noch unverantwortlichere Unordnung in die Hände dritter kämen. - Und hier in dieser Werkstätte unsinniger und unzweckmäßiger Gelehrsamkeit sollen die Früchte reifen, die Dich und Deine Geliebten erquicken, die Ernte gesammelt werden, die dazu diene, heilige Verpflichtungen zu erfüllen!? 3. Es geht mir zwar trotz meines Vorsatzes sehr tief, es erdrückt mich beinahe das Gefühl, Dir weh zu tun, und schon weht mich wieder meine
Schwäche an, aber, um mir zu helfen - ganz wörtlich - nehme ich die mir vorgeschriebnen reellen Pillen, verschlucke alles herunter, denn ich will einmal hart sein und meine Klagen ganz aushauchen. Ich will nicht weich werden, denn ich fühle es, daß ich zu nachsichtig war, zu wenig mich in Beschwerden ergoß und dadurch gewissermaßen Dein Mitschuldiger geworden bin. Ich will und muß Dir sagen, daß Du Deinen Eltern vielen Verdruß gemacht und wenig oder keine Freude. Kaum war das wilde Treiben in Bonn zu Ende, kaum war Dein Schuldbuch vernichtet - und es bestand wahrhaftig in so mannigfacher Beziehung - als zu unserer Bestürzung die Liebesleiden eintraten; und mit der Gutmütigkeit wahrer Romaneneltern wurden wir deren Herolde und deren Kreuzträger. Doch tief fühlend, daß sich hierin das Glück Deines Lebens konzentrierte, erduldeten wir das Unabänderliche und spielten vielleicht selbst unangemessene Rollen. So jung noch warst Du Deiner Familie entfremdet, doch den wohltätigen Einfluß auf Dich mit den Augen von Eltern sehend, hofften wir die guten Wirkungen bald entwickelt zu sehn, weil in der Tat Überlegung und Notwendigkeit sich gleichmäßig dafür aussprachen. Doch welche Früchte ernteten wir? Nie haben wir den Genuß einer vernünftigen Korrespondenz gehabt, in der Regel der Trost der Abwesenheit. Denn Korrespondenz unterstellt folgerechte und fortgesetzte Verhandlung, ineinandergreifend und harmonisch von beiden Teilen betrieben. Nie erhielten wir Antwort auf unsere Schreiben; nie enthielt Dein folgender Brief eine Ankettung weder an Deinen vorhergehenden noch an den unsrigen. Wenn wir heute die Anmeldung einer angeknüpften Bekanntschaft erhielten, so war dieselbe ein für allemal wieder äuf ewig verschwunden, ein totgeborenes Kind gleichsam. Was unser nur zu geliebter Sohn eigentlich treibe, denke, handle, kaum war darüber zuweilen eine rhapsodische Phrase hingeworfen, als sich schon das gehaltvolle Register wie hezaubert verschloß. Mehrere Malen waren wir Monate lang ohne Brief und zum letztenmale, als Du wußtest, daß Eduard1 krank, die Mutter duldend und ich leidend war und dazu die Cholera in Berlin herrschte; und als erheische dies nicht einmal eine Entschuldigung, erwähnte der nächste Brief kein Wort hiervon, sondern enthielt kaum einige schlecht geschriebene Zeilen und einen Auszug aus dem Tagebuch, betitelt „Besuch"121, dem ich ganz offen lieber die Türe weise als aufnehme, ein tolles Machwerk, das bloß bekundet, wie Du Deine Gaben verschwendest und Nächte durchwachst, um Ungetüme zu gebären; daß Du in den Fußtapfen der neuen Unholde trittst, die ihre Worte schrauben, bis sie selbst sie nicht hören; die einen Schwall von Worten, weil sie keine oder verwirrte Gedanken darstellen, als eine Geburt des Genies taufen.
Ja, etwas enthielt das Schreiben, Klagen, daß Jenny nicht schreibe, ungeachtet im Grunde Du die Überzeugung hattest, daß Du von allen Seiten begünstigt warst - wenigstens war kein Grund zur Verzweiflung und zur Zerrissenheit-, aber das war nicht genug, das liebe Ego schmachtete nach dem Genüsse zu lesen, was man wußte (was freilich im gegebenen Falle ganz billig ist), und das war beinahe alles, was der Herr Sohn seinen Eltern zu sagen wußte, die er leidend zu sein überzeugt war, die er durch ein unsinniges Stillschweigen gedrückt hatte. Als wären wir Goldmännchen, verfügt der Herr Sohn in einem Jahre für beinahe 700 Taler gegen alle Abrede, gegen alle Gebräuche, während die Reichsten keine 500 ausgeben. Und warum? Ich lasse ihm die Gerechtigkeit widerfahren, daß er kein Prasser, kein Verschwender ist. Aber wie kann ein Mann, der alle 8 oder 14 Tage neue Systeme erfinden und die alten mühsam erwirkten Arbeiten zerreißen muß, wie kann der, frage ich, sich mit Kleinigkeiten abgeben? Wie kann der sich der kleinlichen Ordnung fügen? Jeder hat die Hand in seiner Tasche, und jeder hintergeht ihn, verwirret nur seine Zirkel nicht - und eine neue Anweisung ist ja bald wieder geschrieben. Kleinliche Menschen wie G. R. und Evers mögen sich darum kümmern, es sind gemeine Kerle. Zwar suchen diese in ihrer Einfalt die Vorlesungen - wäre es auch nur nach Worten ~ zu verdauen und sich hin und wieder Gönner und Freunde zu verschaffen, denn bei dem Examen sitzen Menschen, sitzen Professoren, Pedanten und zuweilen rachsüchtige Bösewichte, die gerade einen Selbständigen gerne beschämen, nur1 darin besteht ja die Größe des Menschen, daß er schafft und zerstört!!! Zwar schlafen diese armen jungen Leute ganz ruhig, außer wenn sie zuweilen eine halbe oder ganze Nacht dem Vergnügen weihen, während mein tüchtiger talentvoller Karl elende Nächte durchwacht, seinen Geist und Körper ermattet im ernsthaften Studium, sich aller Vergnügungen entschlagt, um in der Tat abstrakten, gediegnen Studien obzuliegen, aber was er heute baut, zerstört er morgen, und am Ende hat er das Seinige zerstört und das Fremde sich nicht zugeeignet. Am Ende wird der Körper siech und der Geist verwirrt, während die gemeinen Leutchen so ungestört fortschleichen und zuweilen besser, wenigstens bequemer zum Ziele gelangen als jene, welche ihre Jugendfreuden verschmähen und ihre Gesundheit zerstören, um den Schatten der Gelehrsamkeit zu erhaschen, den sie wahrscheinlich in einer Stunde geselligen Verkehrs mit kompetenten Männern besser gebannt hätten, und das gesellige Vergnügen noch in den Kauf!!! Ich schließe, denn ich fühle an meinen heftigeren Pulsschlägen, daß ich nahe dran bin, im weichlichen Tone zu fallen, und ich will heute unbarmherzig sein.
1 In der Handschrift nicht eindeutig zu entziffern
42 t.arx/Engels, Werke 3B 1
Auch Klagen Deiner Geschwister habe ich nachzutragen. Kaum sieht man in Deinen Briefen, daß Du deren hast; und die gute Sophie1, die für Dich und Jenny so viel gelitten und Dir so überschwenglich ergeben ist, Du denkst ihrer nicht, wenn Du sie nicht bedarfst. Deine Anweisung von 160 Taler habe ich [ge]zahlt. Ich kann sie nicht oder kaum auf das alte akademische Jahr imputieren, denn das hat wahrlich seine volle Last. Und für das künftige will ich doch viele dergleichen nicht erwarten. In diesem Augenblicke hierher zu kommen, wäre Unsinn! Ich weiß zwar, daß Du Dir wenig aus Vorlesungen machst - wahrscheinlich doch bezahlst -, aber ich will wenigstens das decorum beobachten, Ich bin gewiß kein Sklave der Meinung, aber ich liebe auch nicht, daß auf meine Kosten geklatscht werde. Zu den Osterferien - auch 14 Tage früher, so pedantisch bin ich nicht - komm, und trotz meines gegenwärtigen Epistels kannst Du versichert [sein], daß ich Dich mit offenen Armen empfange und ein väterliches Herz Dir entgegenschlägt, das eigentlich nur an Überreiz kränkelt.
Dein Vater Marx
1 Schwester von Karl Marx
Jenny von Westphalen an Karl Marx
in Bonn
[Trier, 10. August 1841]
Schwarzwildchen, wie freu' ich mich, daß Du froh bist und daß mein Brief Dich erheitert und daß Du Dich nach mir sehnst und daß Du in tapezierten Zimmern wohnst und daß Du in Köln Champagner getrunken hast und daß es da Hegel-Klubs gibt und daß Du geträumt hast und daß Du, kurz, daß Du mein, mein Liebe' e», mein Schwarzwildchen bist. Aber bei alldem vermiß' ich doch eins: Du hättest mich wohl ein bißchen loben können wegen meines Griechischen und meiner Gelehrsamkeit einen kleinen belobenden Artikel widmen können; so seid ihr aber mal, ihr Herrn Hegelinge •- nichts erkennt ihr an, und wenn es das Allervortrefflichste wäre, wenn's nicht grade in Eurem Sinne ist, und so muß ich mich denn auch bescheiden und auf meinen eignen Lorbeeren ruhen. Ja, Herzchen, ruhen muß ich leider Gottes noch immer, und zwar auf Federn und Kissen, und selbst diese kleine Epistel wird von meinem Bettchen aus in die Welt gesendet. Arn Sonntag wagt* ich mal einen kühnen Ausflug in die vordem Räume das ist mir aber schlecht bekommen, und nun muß ich dafür wieder büßen. Schleicher sagte mir eben, daß er von einem jungen Revolutionär einen Brief bekommen und daß der sich aber gewaltig in seinen Landsleuten verrechne. Er glaube, weder Aktien noch sonst was anschaffen zu können. Ach lieb, lieb Liebchen, nun mengelierst Du Dich noch gar in die Politik. Das ist ja das Halsbrechendste. Karlchen, bedenk nur immer, daß Du daheim ein Liebchen hast, das da hofftund jammert und ganz abhängig von Deinem Schicksal ist. Du lieb, lieb Herzchen, hätt' ich Dich nur erst mal wiedergesehen. Leider kann und darf ich den Tag noch nicht bestimmen. Ehe ich mich wieder ganz wohl fühle, bekomm' ich keinen Reisepaß. Die Woche halt ich aber noch fest. Sonst zöge ja am Ende unser lieber Synoptiker1 weg, und ich hätte den Ehrwürdigen nicht ^esehn. Heut morgen in aller Frühe hab ich schon in der Augsburger studiert, 3 Hegeische Artikel und Brunos Bücheranzeige!11381 — Eigentlich, lieb Herzchen, sollt' ich Dir jetzt schon mein vale faveque2 zurufen, denn Du hast ja nur 2 Zeilen begehrt, und schon hat sich das Blättchen fast bis zur Neige gefüllt. Ich will mich heute aber nicht so
1 Bruno Bauer - 2 lebe wohl und bleib mir zugetan
streng am Buchstaben des Gesetzes halten und denke die geforderten Zeilen auf soviel Seiten auszudehnen. Und nicht wahr, Herzchen, darüber bist Du Deinem Jennychen nicht bös, und was den Inhalt selbst betrifft, so hältst Du Dich daran fest, daß nur ein Schelm mehr gibt als er hat. Es ist heut gar jämmerlich leer in meinem sausenden, brausenden Köpfchen, und fast ist nichts mehr drin als Räder und Klappern und Mühlen. Die Gedanken sind alle raus, dafür aber ist das Herzchen so voll, so überströmend voll von Liebe und Sehnsucht und heißem Verlangen nach Dir, dem unendlich Geliebten. Hast Du denn in der Zwischenzeit keine Bleistiftsendung durch Vauban erhalten? Am Ende taugt die Zwischenstation nichts mehr, und ich muß künftig direkt an meinen Herrn und Gebieter die Sendschreiben richten. Eben zieht der Commodore Napier mit weißem Dollmantei durch. Das bißchen Hören und Sehen vergeht einem bei der Erscheinung. Es ist mir grade zu Sinn wie in der Wolfsschlucht im Freischütz, wenn da plötzlich das wilde Heer und all die kuriosen, phantastischen Gestalten vorbeiziehn. Nur sah man dabei auf unsrer kleinen Jammerbühne immer die Seiler, woran die Adler und Eulen und Krokodile festgebunden waren hier ist der Mechanismus nur etwas anderer Art. Vaterchen1 wird morgen zum ersten Mal aus der Zwangslage raus auf einen Stuhl gebracht werden. Er ist durch das sehr langsame Voranschreiten der Heilung etwas entmutigt, kommandiert aber ohne Unterlaß tüchtig drauflos, und lange wird's nicht dauern, dann hat er das Großkreuz des Kommandeurordens. Wenn ich nur jetzt nicht so elend daläge, schnürt ich schon bald meinen Ranzen. Alles ist parat. Kleider und Kragen und Hauben in der schönsten Ordnung und nur die Trägerin nicht disponibel. Ach, Liebchen, wieviel denk ich in den schlaflosen Nächten an Dich und Deine Liebe, wie oft hab ich für Dich gebetet, Dich gesegnet und Segen auf Dich herabgefleht, und wie süß hab ich dann oft geträumt von all der Seligkeit, die war und sein wird. - Heut abend spielt die Haizinger in Bonn. Gehst Du dahin? Ich hab sie als Donna Diana gesehen. Karlchen, gern sagt ich Dir noch viel, noch alles - aber die Mutter2 leidet's nicht länger -, sie nimmt mir sonst die Feder, und ich kann Dir nicht einmal mehr den heißesten Liebesgruß zurufen. Auf jeden Finger einen Kuß, und nun hinaus in die Weite. Fliegt, fliegt zu meinem Karl und preßt euch so heiß auf seine Lippen, als sie ihnen warm und innig entströmt sind; und dann hört auf, stumme Boten der Liebe zu sein und flüstert ihm zu all' die kleinen süßen heimlichen Lieblichkeiten, die Liebe euch eingibt - erzählt ihm alles -, aber nein, laßt noch was übrig für eure Herrin.
1 Ludwig von Westphalen - 2 Caroline von Westphalen
Leb wohl, teurer Einzig. Ich kann nicht mehr, sonst wird's mir ganz wirr im Kopf f...]1 weißt Du noch und quadrupedante putrem sonitu2 etc. etc. - Adieu, liebes Männchen von der Eisenbahn. Adieu, Du deuerlich Männchen. - Gelt, ich kann Dich doch heiraten? Ade. Ade, mein Liebchen.
1 Hier folgen 3 fehlerhaft geschriebene lateinische Worte, die keinen Sinn ergeben 2 vierfüßiger Hufschall Getöse (Vergil, Aeneis VIII, 596)
Jenny von Westphalen an Karl Marx
in Köln
[Kreuznach, im März 1843] Obgleich bei der letzten Konferenz der beiden Großmächte über einen gewissen Punkt nichts stipuliert worden, auch kein Vertrag über die Pflicht der Korrespondenzeröffnung geschlossen war, folglich kein äußeres Zwangsmittel existiert, so fühlt sich doch das kleine Schreiverchen mit seinen schienen Locken im Innersten gedrungen, den Reigen zu eröffnen, und zwar mit den Empfindungen der tiefsten, innigsten Liebe und Dankbarkeit gegen Dich, mein lieb, gut, einzig Herzensmännchen. Ich mein, Du wärst noch nie lieber und süßer und herziger gewesen, und doch war ich jedes Mal entzückt, als Du schiedest und hätte Dich immer wieder zurückhaben mögen, um Dir noch einmal zu sagen, wie lieb, wie ganz lieb ich Dich hab. Aber das letztemal ist doch Dein Siegesabgang; ich weiß gar nicht, wie lieb Du mir warst im tiefsten Herzen, als ich Dich nicht mehr leiblich sah und nur Dein einzig treu Bild mir so lebendig vor der Seele stand in all seiner Engelsmilde und Güte, Liebeshoheit und Geistesglanz. Wärst Du doch jetzt hier, mein lieb Karlchen; wieviel Empfänglichkeit für Glück würdest Du in Deinem Wackerchen, Deinem Vifchen antreffen, und solltest Du mit noch so schlechter Tendenz, noch so böswilligen Absichten herausrücken; ich würde doch keine reaktionären Maßregeln ergreifen; ich würde geduldig mein Haupt hinlegen, dem bösen Buben es preisgebend. „Was", Wie? - Licht, was, wie, Licht. Denkst Du noch an unsre Zwielichtgespräche, unsre Winkpartien,unsre Schlummerstunden? Du lieb Herz, wie gut, wie lieb, wie nachsichtig, wie froh warst Du! Wie steht Dein Bild so glänzend, siegesstark vor mir, wie sehnt sich mein Herz nach Deiner steten Gegenwart, wie bebt es Dir entgegen in Lust und Entzücken, wie folgt es Dir ängstlich auf allen Deinen Wegen nach. Zum Paßschritier, zum Merten in Gold, zum Papa Rüge, zum Pansa, überall begleit ich Dich hin und geh Dir vor und folg Dir nach. Könnt ich Dir doch die Wege all ebnen und glätten und alles wegräumen, was hindernd Dir entgegentreten sollte. Aber das ist nun einmal nicht unser Los, daß wir auch mit in des Schicksals Räder tatkräftig eingreifen sollten. Wir sind vom Sündenfall, von Madame Evas Verstoß her, zur Passivität verurteilt, unser Los ist das Warten, Hoffen, Dulden, Leiden. Höchstens wird uns der Strickstrumpf, die Nadel, der Schlüssel anvertraut, und was darüber, ist vom Übel; nur wenn es darauf ankommt, den Druckort der „Deutschen Jahrbücher"111391 zu bestimmen, dann mischt sich ein weiblich Veto mit
1 D.h. der „Deutsch-Französischen Jahrbücher"
ein und spielt unsichtbar ein Hauptröllchen. Heut nacht hatt' ich über Straßburg ein klein wenig Gedankensprecher. Sollte es Dir nicht die Heimkehr verwehren, wenn Du Deutschland so an Frankreich verrätst, und war es nicht möglich, daß Dir die liberale Souveränität auch mal zum Bescheide gäbe „Wandern Sie doch aus, oder vielmehr bleiben Sie doch fern, wenn es Ihnen in meinen Staaten nicht behagt". Doch das alles ist, wie gesagt, Gedankensprecher, und Gevatter Rüge wird wohl wissen, was zu tun ist, besonders wenn so ein Privat-Putchen im Hintergrund lauert und mit einer Separat-Bittschrift herausrückt. Also die Sache ruhe in Vater Abrahams Schoß. Heut morgen, als ich aufkramte, das Damenspiel wieder an Ort und Stelle brachte, die Zigarrenstummel auflas, den Aschenstaub wegfegte, die „Althäuschen" zu vernichten suchte, fiel mir beiliegendes Blatt in die Hand. Da hast Du den Freund Ludwig1 zerstückelt und ein Herzblatt hiergelassen.'1401 Bist Du im Lesen schon drüber hinaus, so hätt es noch Zeit gehabt; aber für den geehrten Herrn Buchbinder, im Fall eines Bandes, ist es doch dringend nötig. Da war doch das ganz* Werk verschimpfiert. Du hast gewiß noch mehr Blätter vertrödelt. Es wär doch Jammer und schad. Hüt doch die losen Blätter. Nun muß ich Dir doch erzählen, was ich gleich, als Du weg warst, für Not und Malheur hatte. Einmal sah ich, daß Du Dein Näschen nicht versorgt und es Wind und Wetter und Luft und allen Wechselfällen des Geschicks preisgegeben hattest, ohne ein hülfreich Tuch mitzunehmen. Das machte mir primo arge Bedenken. Secundo kam der Barbier hereingetrippelt. Ich dachte großen Profit zu machen, fragte mit seltner Lieblichkeit, wieviel der Herr Doktor ihm schulde - die Antwort 772 Sgr. Ich zog also schnell das Fazit im Kopf und 2Va Gr. waren gerettet. Münze hatt' ich keine; ich gab ihm also in gutem Glauben, er werde wechseln - 8 Sgr. Was tut der Halluck. Er bedankt sich, steckt das Ganze ein, meine 6 Pf. waren fort, und ich hatte das Nachsehn. Immer noch war ich drauf und dran, ihn zu mahnen und verstand er meinen wehmütigen Blick nicht oder suchte die Mutter2 mich zu beschwichtigen - kurz und gut - die 6 Pf. waren dahin, dahin wie alles Schöne dahingeht. Das war mal eine Täuschung! Nun noch ein Toilettengegenstand. Ich war heut morgen aus und hab beim Kaufmann Wolf viele neue Spitzen gesehen. Kannst Du sie nicht wohlfeil bekommen oder sie durch jemand aussuchen lassen, so bitt ich Dich, lieb Herzchen, mir diesen Artikel zu überlassen. Überhaupt Herzchen wär's mir wirklich jetzt lieber, wenn Du nichts kauftest, Dein Geld für unterwegs spartest. Sieh Herzchen, da bin ich bei Dir, und dann kaufen wir zusammen, und betriegt man uns dann, geschieht's doch in Compagnie bitte Herzchen, laß das Kaufen jetzt. Auch mit dem Blumengirlandchen.
1 Feuerbach - 2 Caroline von Westphalen
Ich fürcht', Du mußt zuviel geben, und zusammen auszusuchen, war doch gar zu nett. Gehst Du von den Blumen nicht ab, so nimm sie in rosa. Das paßt am besten zu meinem grünen Kleid. Doch lieber war mir's, Du ließest das ganze Geschäft. Gelt Herz, es ist besser, Du tust das erst, wenn Du mein rechtskräftig altarwürdig Männchen bist. Und dann noch eins, ehe ich's vergeß. Forsch doch meinem letzten Brief nach. Es war mir ärgerlich, wenn der in fremde Hände geriete. Seine Tendenz ist nicht grade sehr wohlmeinend, und seine Absichten sind grundlos böswillig. Haben sie Dich Ausreißerchen angebellt, als Du eingesprungen? Oder ließen sie Gnade für Recht ergehen? Ist Oppenheim retour und Ciaessen noch ein bißchen bies. Die Laffarge kommt, sobald als ich kann, nach.11411 Hast Du E[...]] schon den Hiobsbrief überantwortet? Sind die Paßmänner willig? Lieb Herz, das sind so die dehors Fragen, nun kommt's ans Herzchen mitten hinein. Hast Du Dich auf dem Dampfer gut gehalten, oder war wieder eine Madame Hermann an Bord2. Du böser Schelm. Ich will Dir das mal vertreiben. Immer auf den Dampfschiffen. Dergl. Irrfahrten laß ich im contrat social, in unserm Heiratsakt, gleich mit Interdikt belegen und werden solche Abnormitäten verbaliter bestraft. Ich laß alle Fälle spezifizieren und mit Bußen belegen und schaff ein zweites hochnotpeinliches Landrecht ähnliches Eherecht. Ich will Dich schon kriegen. Gestern abend war ich wieder todmüde, hab aber noch 1 Ei zugelegt. Also die Eßaktien stehn nicht ganz schlecht und sind wie die Düsseldorfer Aktien im Steigen begriffen. Wenn Du kommst, stehn sie hoffentlich al pari, und der Staat garantiert die Zinsen. Doch nun ade. Das Scheiden tut weh. Herzensweh. Leb wohl lieb einzig, schwarz süß Heimelmännchen, „was, wie! Ei du Schelmengesicht. Talatta, talatta leb wohl, schreib bald talatta, talatta.
1 Der Name ist nicht zu entziffern - 2 in der Handschrift: Brede
Jenny Marx an Karl Marx in Paris11421
[Trier, nach dem 20. Juni 1844] Du siehst, mein teures Herz, daß ich nicht mit Dir rechte nach dem Gesetz und fordre Aug' um Auge, Zahn um Zahn, Brief um Brief; ich bin freigebig und großmütig, hoffe aber, daß meine zweimalige Erscheinung vor Dir nun auch bald eine goldne Frucht mir einbringen wird, ein paar Zeilen, nach denen mein Herz sich sehnt, ein paar Worte, die mir Gesundheit und ein bißchen Sehnsucht verkünden. Ich möchte so gern von Dir vermißt werden und Dich ein wenig nach mir verlangen hören. Doch nun schnell, ehe wieder die Tagescour beginnt, ein Bulletin über unser Kleinchen1; denn dies dritte ist doch jetzt die Hauptperson im Bunde, und das, was mein und Dein zugleich ist, ist doch das innigste Band der Liebe. Das arme Püppchen war nach der Reise recht elend und leidend, und es stellte sich außer einer Unterleibsverhärtung eine förmliche Oberfutterung heraus. Das dicke Schwein2 mußte zugezogen werden, und sein Entschied war dann, eine Amme zu nehmen, da es bei der künstlichen Ernährung nicht leicht wieder aufkommen werde. Du kannst Dir meine Angst denken. Doch nun ist alles überstanden, das liebe kleine Klugaug saugt prächtig an einer jungen gesunden Amme, einem Mädchen aus Barbein3, der Tochter des Schiffers, der Vaterchen4 so oft gefahren. Die Mutter5 hat dies Mädchen als Kind einmal in beßren Zeiten ganz angekleidet, und welch ein Zufalldies arme Kind, dem Vaterchen täglich einen Kreuzer geschenkt, schenkt jetzt unserm Kind Leben und Gesundheit. Es war schwer zu retten und ist jetzt fast aller Gefahr enthoben. Trotz seinem Leiden sieht es wunderniedlich aus und ist so blütenweiß und fein und durchsichtig wie ein Prinzeßchen. In Paris hätten wir es gewiß nicht durchgebracht, und so trägt diese Reise schon goldne Zinsen. Außerdem bin ich ja wieder bei der guten, armen Mutter, die sich nun einmal nur mit dem größten Kampf in unsre Trennung finden kann. Bei Wettendorfs hat sie es gar zu schlecht gehabt.51431 Das sind zu rohe Menschen. Ach, hätt' ich oft im Winter gewußt, wie es der armen Mutter ging! Doch ich hab' oft um sie geweint und gejammert, und Du warst immer so nachsichtig und geduldig. Bei dieser Amme ist nun noch das Gute, daß sie auch als Mädchen sehr brauchbar ist, gern mitgeht und
1 Marx' Tochter Jenny - 2 Schleicher phalen - 5 Caroline von Westphalen
- 3 Gretchen aus Barbein - 1 Ludwig von West
zufällig 3 Jahr in Metz gedient hat, also auch französisch sprechen kann. Meine Rückreise ist also völlig gesichert. Nicht wahr, wie glücklich hat sich das getroffen? Die arme Mutter hat nur jetzt gar zu viel Kosten und ist doch gar zu arm. Der Edgar1 plündert sie aus und schreibt dann einen unsinnigen Brief nach dem andern, freut sich über die nahenden Revolutionen, den Umsturz aller Verhältnisse, statt damit anzufangen, seine eignen Verhältnisse umzustürzen, was denn immer unangenehme Erörterungen und Seitenhiebe auf die tolle revolutionäre Jugend hervorruft. Überhaupt entsteht nirgends mehr die Sehnsucht nach dem Umschlagen des Bestehenden, als wenn man auf so lauter platte, geebnete Oberflächen schaut und doch weiß, wie es im Grunde der Menschheit wühlt und gärt. Doch nun wieder ab von der Revolution zu unsrer Amme. Ich werde das Monatsgeld von 4 Talern von dem Rest des Reisegeldes bezahlen, so auch Arznei und Doktor. Die Mutter will zwar nicht; sie hat aber doch schon an der Kost mehr zu tragen, als sie tragen kann. Es ist ärmlich und doch anständig alles um sie herum. Die Trierer sind wirklich ausgezeichnet gegen sie, und das versöhnt mich auch wieder etwas. Übrigens brauche ich niemand die Visite zu machen, denn alles kommt zu mir, und ich empfange von morgens bis abends die Cour. Ich kann Dir nicht alle nennen. Heut hab' ich noch den Patrioten Lehmann abgefertigt, der es übrigens seelengut meint und nur fürchtet, Deine gründlichen wissenschaftlichen Studien möchten dort leiden. Ich trete übrigens gegen jeden üppig auf, und mein äußeres Auftreten rechtfertigt denn auch vollkommen diese Üppigkeit. Einmal bin ich eleganter als alle, und dann hab' ich nie in meinem Leben besser und blühender ausgesehn als jetzt. Darüber ist nur eine Stimme. Und die Komplimente Herweghs „wann ich konformiert worden sei", wiederholen sich hier fortwährend. Ich denke auch in meinem Sinn, was hätte man davon, wenn man klein täte; es hülfe doch niemand aus der Not, und der Mensch ist so glücklich, wenn er bedauern kann. Trotzdem, daß mein ganzes Sein und Wesen Zufriedenheit und Fülle ausspricht, hofft doch alles, daß Du Dich doch noch zu einem ständigen Posten entschließen werdest. 0, ihr Esel, stündet ihr doch auch nur alle fest. Ich weiß, daß wir nicht grade auf Felsen stehn, aber wo ist jetzt fester Grund und Boden. Zeigen sich nicht überall die Spuren des Erdbebens und des unterminierten Grundes, auf dem die Gesellschaft ihre Tempel und Kaufbuden aufgeschlagen hat. Der Maulwurf Zeit, glaub' ich, hört bald auf, unterirdisch zu wühlen in Breslau hat es ja auch wieder gewetterleuchtet.11441 Wenn wir uns nur noch eine Zeitlang halten, bis unser Kleinchen ein Großchen ist. Gelt, darüber beruhigst Du mich, Du lieber süßer Engel Du. Du einzig liebes Herz. Was war mein Herz Dir nah am 19ten Juni! Wie schlug es Dir voll und innig entgegen.
Doch wieder weiter in der Geschichte. An unserm Hochzeitstage besserte sich erst unser liebes Kinnichen und sog sich frische gesunde Nahrung. Dann ging ich den schweren Gang - Du weißt wohin. Ich hatte mein nett Pariser Kleid an und glühte im Gesicht vor Angst und Aufregung. Als ich schellte, schlug mein Herz fast hörbar. Es ging mir so alles durch die Seele. Es wird aufgemacht, Jettchen1 tritt hervor, fällt mir gleich um den Hals, küßt mich und führt mich in die Stube, wo Deine Mutter2 und Sophie1 sitzen. Beide umarmen mich gleich, die Mutter nennt mich Du, und Sophie zieht mich zu sich aufs Sofa. Sie ist fürchterlich zerstört, sieht aus wie C X C und kann sich kaum mehr erholen. Und doch ist Jettchen fast noch elender. Nur Deine Mutter ist blühend und wohl und die Heiterkeit selbst, fast lustig und ausgelassen. Ach, es ist so unheimlich diese Lustigkeit. Alle Mädchen waren sich gleich an Herzlichkeit, besonders Carolinchen1.' Am andern Morgen war Deine Mutter schon um 9 Uhr da, um das Kindchen zu sehn. Nachmittag kam Sophie, und heut morgen hat Carolinchen unser lieb Engelchen besucht. Kannst Du Dir solche Veränderung denken? Es ist mir recht lieb und der Mutter auch; aber woher so plötzlich? Was doch der Erfolg tut oder bei uns vielmehr der Schein des Erfolgs'1451, den ich mit der feinsten Taktik zu behaupten weiß. Nicht wahr, das sind eigne Nachrichten? Denk Dir, wie die Zeit läuft und selbst die dicksten Schweine mit; der Schleicher ist auch nicht mehr Politiker, auch Sozialist, d.h. so Schmiriaks von Organismus der Arbeit etc. Dabei wird es einem denn schon üvel, wie der Frankenthaler sagt. Eure Clique hält er aber halb für wahnsinnig, meinte aber, es wäre hohe Zeit, daß Du den Bauer3 angriffst. Ach, Karl, was Du tust, das tue bald. Und auch mir gib bald ein Zeichen Deines Lebens. Ich werde auf Händen getragen von der zartesten Mutterliebe, mein Kleinchen wird gehegt und gepflegt, ganz Trier gafft, glotzt, bewundert und becourt, und doch sind Herz und Sinn Dir zugewandt. Ach, könnt' ich Dich nur dann und wann sehen und Dich dann fragen, wozu das? oder Dir vorsingen „weißt Du auch, wann übermorgen ist?" Du gutes Herz, und dann, wie gern küßt' ich Dich mal, so kalte Küche taugt doch nichts, gelt Liebchen? Lies doch die „Trier*sche Zeitung", sie ist jetzt recht gut. Wie sieht es denn bei Dir aus. Nun bin ich schon 8 Tage von Dir. Unser Kindchen war ohne Amme selbst hier bei der beßren Milch nicht durchzubringen. Sein ganzer Unterleib ist zerstört. Heut hat mir Schleicher die Versicherung gegeben, daß es nun gerettet sei. Ach, hätte doch die arme Mutter nicht zu viel Sorgen und namentlich durch Edgar, der alle großen Zeichen der Zeit, alle Leiden der Gesellschaft, alles nur benutzt, um seine eigne Nichtigkeit darunter zu decken und zu beschönigen. Nun kommen wieder die Ferien, und dann wird wieder nichts aus dem Examen. Seine Arbeiten sind fertig. Es ist unverzeihlich.
1 Schwester von Karl Marx - Henriette Marx - 3 Bruno Bauer
Die Mutter muß sich alles abdarben, und er geht in Köln lustig in alle Opern, wie er selbst schreibt. Er spricht mit der größten Zärtlichkeit von seinem Schwesterchen, seinem Jennychen, ich kann aber unmöglich zärtlich gegen den Faselhans sein. Lieb Herzchen, ich hab' oft gar zu große Sorgen wegen unserer Zukunft, in der Nähe wie in der Ferne, und ich meine, ich bekomme die Strafe für meinen hiesigen Übermut und meine Üppigkeit. Wenn Du es kannst, so beruhige mich darüber. Es spricht alles zuviel vom ständigen Einkommen. Ich antworte dann bloß mit meinen roten Backen, meinem weißen Fleisch, meiner Samtmantille, Federhut und Grisikopfputz. Das schlägt am besten und tiefsten, und wenn ich dafür niedergeschlagen werde, sieht es doch keiner. Das Kindchen ist so blendend weiß, daß jeder sich wundert und so fein und zierlich. Schleicher ist sehr sorglich und sehr nett gegen das Kind. Heut wollte er gar nicht weichen, dann kam der Zorn Gottes, dann Reverchon, dann Lehmann, dann Poppey und so geht es in einem fort. Gestern war auch der Laubfrosch1 mit seiner pergamentnen Ehehälfte da. Ich hab sie nicht gesehn. Eben sind die Deinigen hier vorbeigegangen. Sophie auch im größten Staat. Aber wie elendül-Grüß doch den Siebenkäs und Heines, wenn Du sie siehst. Nicht wahr, ich bekomme bald Nachricht. Bist Du auch tapfer dran, den Postillon von Lonjumeau zu singen? Schreib nur nicht zu gallicht und gereizt. Du weißt, wieviel mehr Deine andern Aufsätze gewirkt haben. Schreib entweder sachlich und fein oder humoristisch und leicht. Bitte, lieb Herz, laß die Feder mal übers Papier laufen, und wenn sie auch mal stürzen und stolpern sollte und ein Satz mit ihr - Deine Gedanken stehn ja doch da wie Grenadiere der alten Garde, so ehrenfest und tapfer und können auch wie sie sagen, eile meurt mais eile ne se rend pas2. Was tut's, wenn die Uniform mal lose hängt und nicht so prall geschnürt ist. Wie ist es doch so hübsch am französischen Soldaten, das lose, leichte Äußre. Dünk Dir da unsre gedrechselten Preußen. Schaudert Dir es nicht. - Laß mal das Riemenzeug los und lüfte die Krawatte und den Tschako - laß die Partizipien laufen und stell die Wörter, wie sie es selber wollen. So ein Kriegsvolk muß nicht so regelrecht marschieren. Und Deine Truppen ziehn doch ins Feld? Glück auf den Feldherrn, meinen schwarzen Herrn. Leb wohl, teures Herz, liebes einziges Leben. Jetzt bin ich nun in meinem kleinen Deutschland und alles so beisammen und das Kleinchen und die Mutter, und da wird das Herz so weich, denn Du fehlst, und nach Dir sehnt es sich und hofft auf Dich und Deine schwarzen Boten.
Leb wohl
Dein Schipp und Schribb
1 Es folgt in der Handschrift ein unleserliches Wort — 2 sie stirbt, aber sie ergibt sich nicht
Jenny Marx an Karl Marx in Paris11461
[Trier, vor dem 10. August 1844]
Mein Teurer! Ich erhielt Deinen Brief grade in dem Moment als alle Glocken läuteten, Geschütze feuerten und die fromme Schar in die Tempel wallte, dem himmlischen Herrn ein Halleluja zu bringen, daß er den irdischen Herrn1 so wundersam gerettet. Du kannst Dir denken, mit welch eigener Empfindung ich während der Feier die Heineschen Lieder las und auch mein Hosiannah mit anstimmte. Hat denn auch Dein Preußenherz vor Entsetzen gebebt bei der Kunde jenes Frevels, jenes unerhörten, undenkbaren Frevels?'921 0! über die verlorne Jungfrauschaft, die verlorne Ehre! Das sind so die preußischen Stichwörter. Als ich das kleine grüne Heupferd, den Kavalleriehauptmann X. von verlorner Jungfrauschaft deklamieren hörte, glaubte ich nicht anders, als er meine die heilige unbefleckte Jungfrauschaft der Mutter Maria, denn das ist doch einmal die einzige offiziell konstatierte - aber von der Jungfrauschaft des preußischen Staats! Nein, davon hatte ich das Bewußtsein längst verloren. Ein Trost bleibt noch beim Entsetzlichen dem reinen Preußenvolke, nämlich: daß kein politischer Fanatismus der Beweggrund der Tat war, sondern rein persönliche Rachlust. Sie trösten sich damit - wohl ihnen -, grade hierin liegt von neuem der Beweis, daß in Deutschland eine politische Revolution unmöglich ist, zu einer sozialen aber alle Keime vorhanden sind. Hat es dort niemals einen politischen Schwärmer gegeben, der das Äußerste gewagt, so ist dagegen der erste, der einen Mordversuch gewagt, aus Not, aus materieller Not dazu getrieben worden. Der Mann hat unter beständiger Gefahr des Hungertodes drei Tage in Berlin vergebens gebettelt - also ein sozialer Mordversuch! Geht es einmal los, so bricht es aus von dieser Seite - das ist der empfindlichste Fleck und an dem ist auch ein deutsches Herz verwundbar!
Nach: „Vorwärts!" Nr.64 vom lO.August 1844.
1 Friedrich Wilhelm IV.
Jenny Marx an Karl Marx
in Paris
[Trier, nach dem 11. August 1844]
Mein teurer, einziger Karl! Du glaubst gar nicht, mein Herzensliebchen, wie hoch Du mich durch Deine Briefe beglückst und wie Dein letzter Hirtenbrief, Du hoher Priester und Bischof des Herzens, Dein armes Schaf wieder in Ruhe und Frieden gelullt hat. Es ist gewiß unrecht und töricht, sich mit allen möglichen Sorgen und Blicken in dunkle Fernsichten abzuquälen, ich fühle das alles selbst in jenen selbstquälerischen Momenten sehr gut - allein der Geist ist willig, das Fleisch ist sch wach, und so vermag ich dann immer nur erst mit Deiner Hülfe jene Dämonen zu verbannen. Deine letzten Nachrichten waren aber wirklich so reell und handgreiflich Trost bringend, daß es unrecht wäre, nun von neuem zu grübeln. Ich sehe es nun kommen wie beim Bostonspiel und hoffe, daß irgendein äußerer Umstand den Zeitpunkt meiner Heimkehr bestimmen werde. Vielleicht Edgars1 Ankunft und dergl. äußerliche]3 Anlässe. Ich berühre so ungern diesen peinlichen [Punjkt2 und werde ihn erst in Edgars Gegenwart zum Adamschen Entschied bringen. Jedenfalls rück' ich vor Winterszeit ein, wie könnt' ich auch solch lieber, herzlicher Freundlichkeit widerstehen, wie sie mir aus Deinen Zeilen entgegenleuchtet. Und dann im Hintergrund das dunkle Gefühl der Angst, der Furcht, die wirklichen Drohungen mit Untreue, die Verführungen und Lockungen der Weltstadt - das sind alles Mächte und Kräfte, die siegreicher in mir wirken als alles andre. Wie freu ich mich, nach so langer Zeit einmal wieder an Deinem Herzen, in Deinen Armen so sanft und selig zu ruhen. Was werd' ich Dir vorzuplaudern haben, und wieviel Mühe wirst Du haben, mich wieder a la hauteur des principes3 zu bringen; denn in Kleindeutschland ist es nicht leicht, au courant1 zu bleiben. Wie wirst Du Dich über das Mämerchen5 freuen. Ich bin überzeugt, daß Du das Kind nicht wiedererkennst, seine Kuckäugelchen und sein schwarz Naturhäubchen müßten es denn verraten. Alles übrige ist wirklich total verändert, nur tritt die Ähnlichkeit mit Dir immer sichtbarer hervor. Seit ein paar Tagen ißt es nun schon Süppchen von der Pflanze, die ich mitgenommen, und das mundet prächtig. Im Bad plantschert es so mit seinen kleinen Händchen, daß die ganze Stube schwimmt, und dann tunkt es
1 Edgar von Westphalen - 2 durch Tintenfleck verdeckt - 3 auf die Höhe derPrinzipien4 auf dem laufenden - " Marx' Tochter Jenny
seine Fingerchen in das Wasser und lutscht sie dann hastig ab. Das kleine Däumchen, das es immer so untergebogen hatte und dann so zwischen den Fingerchen herauslugte, ist durch diese Gewohnheit so seltsam biegsam und gelenkig, daß man sich erstaunen muß. Das kann man ein Klavierspielerchen werden - ich glaub', das kann mit dem Däumchen Hexereies machen. Wenn es weint, zeigen wir ihm rasch die Blümchen in der Tapete, und dann ist es mäuschenstill und kuckt so lange, bis es Tränen in die Augen bekommt. Wir dürfen nicht mehr lange mit ihm sprechen, weil es sich dabei zu sehr anstrengt. Es will jeden Ton nachmachen und antworten, und das Aufschwillen und Rotwerden der Stirn ist doch ein Zeichen zu großer Anstrengung. Übrigens ist es die Heiterkeit selbst. Jede Miene bringt es zum Lachen. Du sollst mal sehen, was ich Dir ein allerliebstes Mämerchen mitbringe. Wo es sprechen hört, guckt es rasch hin und so lange, bis wieder was Neues kommt. Von der Lebendigkeit des Kindes hast Du gar keine Vorstellung, Ganze Nächte lang kommt kein Schlaf in seine Äuglein, und wenn man es dann ansieht, lacht es laut auf. Am frohsten ist es, wenn es ein Lichtchen oder Feuer sieht. Damit kann man den größten Sturm beschwören. Karlchen, wie lang wird das Püppchen eine sola Partie spielen? Ich fürchte, ich fürchte, wenn Papa und Mama einmal wieder beieinander sind, in Gütergemeinschaft leben, dann wird bald ein Duo aufgeführt. Oder sollen wir es gut pariserisch anfangen? Gewöhnlich gibt es da die meisten kleinen Weltbürger, wo die geringsten Mittel sind. Neulich hat ein armer Mann mit 10 Kindern bei Oberbürgermeister Görtz Unterstützung begehrt, da hat er ihm Vorwürfe über seine vielen Kinder gemacht; der Mann sagt da weiter nichts als: mein Herr, es ist kein Dörfchen so klein und gering, es ist alle Jahr einmal Kirmes darin. Da hat er eine Beisteuer bekommen und wird wohl nun die 11 te Kirmes feiern. Mit den Deinen haben wir uns lange nicht gesehen. Erst der große erhabene Besuch und jetzt die großen Vorkehrungen zur Hochzeit, da ist man denn ungelegen, wird nicht aufgesucht und ist bescheiden genug, nicht wieder aufzusuchen. Die Hochzeit ist am 28. August.'1471 Am Sonntag sind sie zum ersten Mal ausgerufen worden. Trotz all der Herrlichkeit wird Jettchen1 täglich elender, der Husten und die Heiserkeit nehmen zu. Sie kann kaum mehr gehen. Wie ein Gespenst geht sie einher, aber geheiratet muß sein. Man findet es allgemein entsetzlich und gewissenlos. Rocholl soll aber dafür sein, um für seinen Neffen2 nach was zu kapern. Ich weiß nicht, ob das gut gehn kann. Wenn sie noch in eine Stadt zu wohnen kämen aber in ein elendes Dorf und das im Winter. Ich habe keine Ahnung von dem Wesen der Deinen, dabei lustig und vergnügt zu sein. Wenn das Schicksal sie nicht etwas dämpfte, man könnte vor ihrem Übermut sich nicht retten. Und die Prahlerei mit den glänzenden Partien und den
1 Schwester von Marx - 2 Theodor Simons
Broschen und Ohrringen oder Schals! Ich begreife und fasse Deine Mutter nicht. Sie hat uns selbst gesagt, daß sie glaubt, Jettchen habe die Schwindsucht und läßt sie doch heiraten. Aber Jettchen soll es mit Gewalt wollen. Ich bin begierig, wie es alles kommen wird. In Trier ist schon ein Treiben und Leben, wie ich es nie gesehen habe.11481 Alles ist in Bewegung. Die Läden sind alle neu aufgeputzt, jeder richtet Zimmer zum Logieren ein. Wir haben auch eine Stube bereit. Ganz Koblenz kommt, und die creme der Gesellschaft schließt sich an die Prozession an. Alle Gasthöfe sind schon überfüllt. 210 Schenkwirtschaften sind neu etabliert, Kunstreiter, Theater, Menagerien, Dioramas, Welttheater, kurz alles, was man sich denken kann, kündet sich schon an. Der ganze Pallastplatz ist mit Zelten besäet. Vor den Toren sind ganze Bretterhäuser aufgeschlagen. Am Sonntag geht Trier. Jeder muß sich an eine Prozession anschließen, und dann kommen die Dörfer. Täglich 16 000 Menschen. Die Stein hat schon für 400 Taler kleine Herrgottsröckchen verkauft, die sie aus ihren alten Bandresten fabriziert. An jedem Hause hängen Rosenkränze von 6 Pf. an bis zu 100 Taler. Ein klein Medaillon hab' ich auch fürs Mämerchen gekauft, und gestern hat es sich selbst ein Rosenkränzchen geholt. Man hat gar keine Vorstellung von dem Getreibe hier. Für die nächste Woche kommt halb Luxemburg an; auch Vetter Michel hat sich angemeldet. Die Menschen sind alle wie wahnsinnig. Was soll man nun davon denken? Ist das ein gutes Zeichen der Zeit, daß alles bis zum Extrem gehn muß, oder sind wir noch so fern vom Ziel.
Bei Euch ist ja auch der Teufel los. Wird sich es denn nochmal beilegen? Und nun sag mal, was hat der Heuochs1 zu Deinem Artikel11491 gesagt? Hat er sich revanchiert, geantwortet oder geschwiegen? Der Jung hat aber doch wirklich etwas selten Großartiges.1150' Wie gut ist es, daß Du nun wieder ein bißchen bei Kasse bist. Denk nur immer, wenn der Säckel voll ist, wie leicht er sich wieder leert, wie schwer er sich füllt. Du lieber guter HerzensKarl! Wie lieb ich Dich, wie sehnt sich mein Herz nach Dir. Ich möchte gar zu gern, daß Edgar sein liebliches Nichtchen noch sehn könnte. Wär er doch erst der Onkel Referendarius - dann kann ich auch der Mutter eher vom Abschied sprechen. Das Püppchen ißt eben sein Süppchen. Denk, es will gar nicht mehr liegen, immer aufrecht sitzen. Da kann es besser um sich schaun. Sag mal Herz, es ist mir schon länger aufgefallen, daß Du Guerrier gar nicht mehr nennst. Ist mit der ehrenwerten Frau Base was vorgefallen? Keine Nova von Georg dem Göttlichen2? Ich bin gar zu begierig, was der Pommer1 nun beginnen wird. Ob er schweigt oder Skandal macht? Es ist doch eigen, daß von Köln aus nie Unangenehmes, immer das Beste kommt. Wie treu sind doch die Freunde, wie vorsorglich, zart und rücksichtsvoll. Wenn es auch peinlich ist, um Geld
1 Arnold Rüge - 2 Georg Herwegh
zu bitten, so verliert es sicher bei diesen Leuten alles Unangenehme und Drückende. Ich kann kaum weiter schreiben, das Kind lenkt mich immer wieder ab mit seinem lieblichen Lachen und Sprechversuchen. Von der Schönheit seiner Stirnbildung, der Durchsichtigkeit der Haut, der wunderbaren Zierlichkeit der Händchen hast Du gar keinen Begriff. Lieb gut Herzens-Herz. Schreib mir nur recht bald wieder. Ich bin gar zu glücklich, wenn ich Deine Handschrift sehe. Du gutes, liebes süßes Schwarzwildchen, Du Väterchen meines Püppchens. Ade Herzens-Herz.

Anhang und Register
Bei den Paralleltexten resp. bei den Doppeltexten (den fremdsprachigen
und den analog übersetzten Texten) auf den Seiten 16 bis 259 und 310
bis 373 des vorliegenden Bandes werden in dem Literatur-, Personen
und Inhaltsverzeichnis nur die Seitenzahlen der rechten Seiten, d. h. des
durchgängigen deutschen Textes angeführt. Ebenso wird bei den Anmer
kungen verfahren mit Ausnahme der Anmerkung 10 (auf den Seiten 46,
74 und 92), die auf eine bestimmte lateinische Buchausgabe Bezug nimmt.
Anmerkungen
1 Dieser einzig erhalten gebliebene Brief aus Marx' Studentenzeit an seine Angehörigen und zugleich das erste Schreiben überhaupt, das wir von ihm kennen, wurde zum erstenmal 1897 in der „Neuen Zeit" (16.Jg., l.Bd. Nr. 1) veröffentlicht. Eleanor Marx-Aveling schrieb hierzu folgende Vorbemerkung: „Der vorliegende Brief wurde mir vor einigen Monaten von meiner Cousine, Frau Karoline Ssmith, zugeschickt, die ihn unter den Papieren ihrer Mutter Sophie, der älteren Schwester von Karl Marx und der Erstgeborenen in der Familie, gefunden hatte. Wie meine Tante Sophie in den Besitz des Briefes kam, weiß ich nicht. Wahrscheinlich fand sie ihn ebenfalls unter den Papieren ihrer Mutter. Marx selbst war zur Zeit des Todes seiner Mutter, 1863, in Trier, aber er wußte sicher nichts davon, daß der Brief noch existierte und seine Schwester ihn an sich genommen hatte - glücklicherweise, denn er hätte ihn zweifellos vernichtet.
Nur mit größtem Widerstreben übergebe ich der Welt einen Brief, der so deutlich einzig für den geliebten Vater bestimmt war, an den er geschrieben wurde. Ich beabsichtigte, ihn in der Tat nur als Material für die Biographie von Marx zu benützen, die, wie ich hoffe, in absehbarer Zeit vollendet wird. Aber ich zeigte den Brief einigen guten Freunden, und diese überzeugten mich von der Notwendigkeit, ja von meiner Pflicht, dieses außerordentliche document humain zu veröffentlichen. .Deine Bedenken gegen die Veröffentlichung des Briefes', schrieb Kautsky, .begreife ich vollkommen. Indessen sind nicht ulir es, die Möhrs Privatleben an die Öffentlichkeit ziehen; das haben andere schon viel früher getan.... Wir haben aber alles Interesse, wenn schon Deines Vaters Charakter und Privatleben öffentlich diskutiert wird, daß die Lügen der Gegner nicht das einzige Material sind, das vorliegt.' So habe ich nachgegeben, und der Brief erscheint in der .Neuen Zeit'.
Er ist bloß vom 10. November ohne Angabe des Jahres datiert, aber wir können dieses mit einiger Sicherheit bestimmen. Sicher wurde er vor 1838 geschrieben, denn Marx erwähnt Bruno Bauer als in Berlin anwesend; 1838 war aber dieser bereits in Bonn. Der Brief gehört daher in das Jahr 1836 oder 1837. Ursprünglich neigte ich zu dem ersteren Jahre, aber eine sorgsame Vergleichung der Daten hat mich davon überzeugt, daß das letzte Jahr das richtige ist. Der Brief wurde offenbar sehr bald nach Marx' Verlobung mit Jenny v. Westphalen geschrieben. Karl war ein Junge von siebzehn Jahren, als er um sie zuerst warb. Natürlich war auch diesmal der Pfad treuer Liebe nicht ganz eben. Es ist leicht Zu verstehen, daß
Karls Eltern sich der .Verlobung" eines Jungen dieses Alters widersetzten, und die Ausdrücke des Bedauerns in dem Briefe, der Eifer, mit dem er seinen Vater seiner Liebe trotz mancher Gegensätze versichert, erklären sich durch die ziemlich heftigen Szenen, welche diese Angelegenheit hervorgerufen hatte. Mein Vater pflegte zu sagen, er sei damals ein wahrer rasender Roland gewesen. Aber bald wurde die Sache geordnet und kurz vor oder nachdem er achtzehn Jahre alt geworden, wurde die .Verlobung' förmlich akzeptiert. Sieben Jahre diente Karl um seine schöne Jenny, und sie .deuchten ihn als wären es einzelne Tage, so lieb hatte er sie'.
Am 19. Juni 1843 heirateten sie, und die beiden, die als Kinder zusammen gespielt, als Jüngling und Jungfrau sich verlobt, gingen nun tapfer Hand in Hand dem Kampfe des Lebens entgegen.
Und welchem Kampfe! Jahren bitterer, drückendster Not, und was noch schlimmer, Jahren brutaler Verdächtigung, infamer Verleumdung, eisiger Gleichgiltigkeit. Aber inmitten von alledem, im Unglück und Glück, haben die beiden lebenslänglichen Freunde und Liebenden nie geschwankt, nie gezweifelt, treu bis zum Tode. Und sie sind im Tode nicht getrennt. Sein Leben lang empfand Marx für sein Weib nicht nur Liebe, sondern Verliebtheit. Vor mir liegt ein Liebesbrief, dessen leidenschaftliches jugendliches Feuer auf einen Jüngling von achtzehn Jahren als Verfasser hinweisen: Marx schrieb ihn 1856, nachdem Jenny ihm sechs Kinder geboren. Als der Tod der Mutter 1863 ihn nach Trier rief, da schrieb er von dort, er sei .täglich zum alten Westphalenhause gewallfahrtet (in der Römerstraße), das mich mehr interessiert hat als alle römischen Altertümer, weil es mich an die glückliche Jugendzeit erinnert und meinen besten Schatz barg. Außerdem fragt man mich täglich, links und rechts, nach dem quondam .schönsten Mädchen von Trier' und der .Ballkönigin'. Es ist verdammt angenehm für einen Mann, wenn seine Frau in der Phantasie einer ganzen Stadt so als .verwunschene Prinzessin' fortlebt'.
Wenn wir annehmen, daß der Brief nur fünf bis sechs Monate nach der Verlobung geschrieben wurde, so würde das, wie ich zuerst annahm, auf den November 1836 hinweisen. Aber Marx spricht darin von den .Gedichten der ersten drei Bände", die er einige Zeit vorher geschrieben habe. Nun besitze ich drei Bände Gedichte, die ich als die erwähnten betrachten darf. Sie sind datiert: .Berlin am Ende des Herbstes 1836', .Berlin, November 1836' und .Berlin 1836'. Es sind drei ziemlich dicke, sehr sauber geschriebene Bände. Die beiden ersten sind betitelt: ,Buch der Liebe, erster und Zweiter Theil', das erste gezeichnet mit .K.H.Marx', das zweite mit ,Karl Marx'. Der dritte ist betitelt: ,Buch der Lieder' und ebenfalls mit ,Karl Marx' unterzeichnet. Alle drei sind gewidmet .Meiner theuren, ewiggeliebten Jenny von Westphalen'. Der Brief ist vom 10. November datiert, und wenn es auch nicht unmöglich ist, daß die drei Bände zu Ende Oktober und Anfang November abgeschrieben und abgesandt wurden, so ist dies doch höchst unwahrscheinlich, und der betreffende Passus in dem Briefe spricht nicht für diese Annahme. Wir werden also wohl nicht irren, wenn wir den Brief in den November 1837 verlegen, als Marx neunzehn Jahre alt war.
Noch einige Bemerkungen über ein paar Anspielungen in dem Briefe. Die .hoffnungsleere Liebe' habe ich geklärt. Mit den .Wolken, die sich um unsere Familien lagern', sind einmal gewisse Geldverluste und daraus folgende Verlegenheiten gemeint, von denen ich meinen Vater sprechen hörte und die meines Erachtens in diese Zeit fallen, dann aber und vor allem die schwere Krankheit seines jüngsten Bruders Eduard sowie die schwache Gesundheit dreier anderer Geschwister, die alle jung gestorben sind, und die Anfänge der Krankheit des Vaters, die ebenfalls tödlich enden sollte.
Marx Hing innig an seinem Vater. Er wurde nie müde, von ihm zu erzählen und trug immer eine Photographie von ihm bei sich, die von einem alten Daguerreotyp abgenommen war. Doch wollte er die Photographie Fremden nicht zeigen, weil sie, wie er sagte, dem Original so wenig ähnelte. Mir erschien das Gesicht sehr schön, Augen und Stirne glichen denen des Sohnes, aber die Partie um den Mund und das Kinn waren zarter; das Ganze trug einen ausgesprochen jüdischen, aber schön jüdischen Typus. Als Karl Marx nach dem Tode seines Weibes die lange, traurige Reise zur Wiedererlangung der verlorenen Gesundheit antrat - denn er wollte sein Werk vollenden-, da begleiteten ihn diese Photographie seines Vaters, eine alte Photographie auf Glas (in einem Futteral) meiner Mutter und eine Photographie meiner Schwester Jenny überallhin; wir fanden sie nach seinem Tode in seiner Brusttasche. Engels legte sie in seinen Sarg.
Sicherlich ist der hier veröffentlichte Brief erstaunlich für einen jungen Menschen von neunzehn Jahren. Er zeigt uns den jungen Marx im Werden, er zeigt uns im Knaben den kommenden Mann. Wir sehen hier bereits jene fast übermenschliche Arbeitskraft und jenen Arbeitsdrang, die Marx sein Leben lang auszeichneten; keine Arbeit war zu mühsam, zu trocken für ihn, nie findet sich in seinen Schriften eine Liederlichkeit oder Nachlässigkeit. Wir sehen diesen Jungen in einigen Monaten Arbeiten verrichten, an die ein Mann nur mit Bedenken heranträte; wir sehen ihn, wie er Dutzende von Bogen schreibt und ruhig sein Werk vernichtet - nur darauf bedacht, völlig ,im Klaren mit sich zu sein' und seinen Gegenstand vollständig zu erfassen und zu beherrschen; wir sehen ihn, wie er sich und sein Werk aufs strengste kritisiert - sicher etwas Ungewöhnliches bei einem jungen Menschen -, ganz einfach, ganz anspruchslos, aber mit außerordentlichem Scharfblick. Ja, wir sehen bereits, und das ist in jenem Alter am auffallendsten, Blitze jenes eigenartigen Humors, der ihn später so sehr charakterisierte. Und wir sehen ihn auch schon, ganz wie später, als nichts weniger denn einseitigen, als alles umfassenden, alles verschlingenden Leser. Alles, Rechtswissenschaft, Philosophie, Geschichte, Poesie, Kunst, alles ist Wasser auf seine Mühle, und was immer er tut, er tut es ganz. Aber dieser Brief zeigt auch eine Seite von Marx, von der die Welt wenig oder gar nichts wußte - seine leidenschaftliche Zärtlichkeit für alle, die ihm nahestanden, sein Wesen voll Liebe und Hingebung.
Es war peinlich für mich, das Innerste dieses Herzens bloßzulegen. Aber ich bedaure das nicht, wenn ich dadurch beitrage, daß man Karl Marx besser erkennt und dadurch auch mehr liebt und höher achtet. Eleanor Marx-Aüeling."
(Nach dem Text der „Neuen Zeit"; die beiden obenerwähnten Briefe von Marx an seine Frau Jenny vom 21. Juni 1856 und vom 15.Dezember 1863 siehe Band 29 unserer Ausgabe, S. 532-536 und Band 30, S. 643-644.) 3 2 Diese Arbeit ist nicht erhalten geblieben. 4 9 10 638 3 Vgl. Johann Gottlieb Fichte „Grundlage des Naturrechts nach Prinzipien der Wissenschaftslehre". 5 4 Die hier angeführten Stellen aus dem ersten Abschnitt, § 1 von Friedrich Carl von Savignys Schrift „Das Recht des Besitzes. Eine civilistische Abhandlung" sind von Marx nicht wortgetreu, sondern wohl aus dem Gedächtnis wiedergegeben worden. 5 6 Siehe die von Immanuel Kant in der Schrift „Metaphysische Anfangsgründe der Rechtslehre" vorgenommene Klassifizierung der Verträge. 7 6 Aus Heinrich Heines Gedichtzyklus „Die Nordsee", 1.Zyklus „Frieden". 9
7 „Deutscher Musenalmanach für das Jahr 1838", herausgegeben in Berlin von Chamisso und Gaudy. 10
8 Marx beabsichtigte um diese Zeit eine Zeitschrift für Theaterkritik herauszugeben (vgl. vorl. Band, S. 631). 10 0 Die Hefte zur epikureischen, stoischen und skeptischen Philosophie begann Marx - wie der Umschlag des ersten Heftes ausweist - im Wintersemester 1838/1839 (Marx vermerkte auf dem Heft „1839. Winter") anzulegen. Sieben Foliohefte sind erhalten geblieben. Von diesen tragen fünf (Heft I—IV und VII) auf dem Umschlag die Aufschrift „Epikureische Philosophie", auf dem Heft IV steht darüber noch die Aufschrift „Philosophische Aphorismen". Die Umschläge der Hefte V und VI fehlen; im Heft V fehlen außerdem einige Blätter. Auf den Umschlägen der Hefte 11—IV ist vermerkt „Sommersemester 1839", auf dem Umschlag von Heft VII steht keine Zeitangabe. Fünf Seiten von Heft VI enthalten unter der Überschrift „Schema der Naturphilosophie" Auszüge aus Hegels „Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse" (in dreimaliger Fassung). Diese wurden - da sie mit dem Inhalt der Hefte zur epikureischen, stoischen und skeptischen Philosophie nicht unmittelbar zusammenhängen - in diese Ausgabe nicht aufgenommen. 13
10 In der von Marx benutzten Xylander-Ausgabe von Plutarchs Moralia aus dem Jahre 1599 trägt diese Schrift den Titel Commentarius Ne suaviter quidem vivi posse secundum Epicuri decreta, docens und den Kolumnentitel Non posse suaviter vivi secundum Enicurum. 46 74 92 269
11 Eine Abhandlung Trept TY]? cpüaeo)? tuÄvJrlcl ist von Aristoteles nicht überliefert. Die von Marx erwähnte Stelle kommt aber vor in Aristoteles' Schrift De partibus animalium I, 5. 645» 5-6. 61 225
12 Gartenphilosophen - Anhänger und Schüler Epikurs, die diesen Namen nach dem berühmten Garten, dem Sitz der Schule Epikurs, erhalten hatten. 67
13 Dieses Zitat ist enthalten in der dem Epicharmus wohl fälschlich zugeschriebenen Schrift 'A^'.OTTIOTOU YVCO^AT, aus der einige Fragmente erhalten sind. 69 313
14 Marx spielt auf den Tod Alexanders des Großen im Jahre 323 v.u.Z. an. Plutarch läßt in seiner Lebensbeschreibung des Alexander einen gewissen Aristobulos erzählen, Alexander sei in Babylon von einem hitzigen Fieber befallen worden und habe, weil er großen Durst litt, Wein getrunken; dadurch sei er dann völlig wahnsinnig geworden und am dreißigsten Tag des Monats Daisios gestorben. 79
15 Plato sagt in seiner Schrift Politeia V, 473 C-D: „Wenn nicht... entweder die Philosophen Könige werden in den Staaten, oder die jetzt so genannten Könige und Gewalthaber wahrhaft und gründlich philosophieren, und also dieses beides zusammenfällt, die Staatsgewalt und die Philosophie...: eher gibt es keine Erholung von dem Übel für die Staaten." (Plato's Staat. Übersetzt von Friedrich Schleiermacher, Leipzig 1901, S.252.) 89
16 hyrkanische Fische - Fische aus dem Hyrkanischen Meer, d.i. aus dem südöstlichen Teil des Kaspischen Meeres, der im Altertum Mare Hyrcanum hieß. Die Lesung 'Tpravou? l'/ßüg (hyrkanische Fische) in der von Marx benutzten Xylander-Ausgabe von 1599 ist als unrichtig anzusehen. Plutarch dürfte einfach von den Hyrkanern gesprochen haben, deren Wohnsitze weit genug von Griechenland und Rom ablagen, um von ihnen „weder Nutzen noch Schaden" zu erwarten. Die in Paris erschienene
Xylander-Ausgabe von 1624 hat 'Tpxauoui; 'q (Hyrkaner oder Skythen), die Ausgabe von Pohlenz/Westman (Leipzig 1959) ' Tpy.avou? rj ' Syj}uo!pci.yovr (Hyrkaner oder Fischesser). 105 283 341 17 Marx bezieht sich hier auf die von Plutarch in seiner Schrift De eo, quod secundum Epicurum non beate vivi possit entwickelte mystische Auffassung von den drei ewig existierenden Menschenkategorien. 115 306
18 Diese Verse soll Jacob Böhme nach Angabe seines Biographen Abraham von Franckenberg (1593-1652) des öfteren in die Stammbücher seiner Freunde geschrieben haben. Marx zitiert sie wahrscheinlich nach Ludwig Feuerbachs Schrift „Geschichte der neuern Philosophie von Bacon von Verulam bis Benedict Spinoza", Ansbach 1833, S.161, wobei er in den ersten beiden Zeilen die Worte „Ewigkeit" und „Zeit" umstellte. 121 19 Spinoza, „Ethik", Teil V, Theorem XLII. 155
20 Vom fünften Heft zur epikureischen, stoischen und skeptischen Philosophie liegen 5 beschiiebene eingeheftete Blätter und 2 lose halbe Blätter vor. Auf diesen 2 losen halben Blättern befinden sich Zitate aus den Schriften des Seneca und unter der Uberschrift „Joh. Stobaei sententiae et eclogae etc. Genf 1609 fol." Zitate aus den Sermonen des Stobäus. Diese auf den beiden losen halben Blättern angeführten Stellen wurden in der Marx-Engcia-Gesamtausgabe, Erste Abteilung, Band I, Erster Halbband (Frankfurt a.M. 1927, S. 129/130) hinter die Auszüge aus der Schrift Stromatum von Clemens Alexandrinus verwiesen. Der logische Zusammenhang aller Zitate aus den Schriften von Seneca und Stobäus sowie Marx'Verweis „die oben zitierte ecl. ph. I.I, S.5" (siehe vorl. Band, S.203), die sich auf einem der beiden losen halben Blätter befindet, veranlaßte, ihren Text unmittelbar an den ersten Teil der Seneca-Zitate (siehe vorl. Band, S. 184-193) anzuschließen. Dieser Text ist in der vorliegenden Ausgabe auf den Seiten 193-203 wiedergegeben. 185
21 Zitat aus dem Brief des Paulus an die Kolosser 2,8. 207 311 22 Apostelgeschichte 17, 18. 207 311 23 Auszüge aus dem sechsten Buch von Lukrez' Lehrgedicht De natura dcorum sind entgegen diesem Vermerk nicht vorhanden. 213 24 Im „System der Philosophie. Dritter Teil. Die Philosophie des Geistes", § 552, schreibt Hegel: „Plato ... hob das Substantielle hervor, vermochte aber nicht, seiner Idee des Staats die unendliche Form der Subjektivität einzubilden, die noch vor seinem Geiste verborgen war; sein Staat ist deswegen an ihm selbst ohne die subjektive Freiheit." (Sämtliche Werke, hrsg. von Hermann Glockner. 10-Bd. Stuttgart 1938, S.443.) 223 25 Eine solche Gegenüberstellung ist bei Aristoteles nicht direkt nachweisbar; vielleicht aber spielt Marx auf Aristoteles' Metaphysica I. 9, 991a 21 an. 227 26 In der Vorrede zur „Phänomenologie des Geistes" schreibt Hegel: „Dies Eine Wissen, daß im Absoluten Alles gleich ist, der unterscheidenden und erfüllten oder Erfüllung suchenden und fordernden Erkenntnis entgegenzusetzen - oder sein Absolutes für die Nacht auszugeben, worin, wie man zu sagen pflegt, alle Kühe schwarz sind, ist die Naivität der Leere an Erkenntnis." (Sämtliche Werke, hrsg. von Hermann Glockner. 2. Bd. Stuttgart 1927. S.22.) Im „System der Philosophie. Zweiter Teil. Die Naturphilosophie", §270, heißt es: „Bei Nacht sind alle Kühe schwarz." (Sämtliche Werke, hrsg. von Hermann Glockner. 9.Bd. Stuttgart 1942, S. 140.) 227
27 SiehePlotinus' Schrift Enneades (VI, 9. II. 76). 229
28 Hegel sagt an dieser Stelle in den „Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie", 2. Band (Sämtliche Werke, hrsg. von Hermann Glockner. 18. Bd. Stuttgart 1941, S.492): „Seine Gedanken über die einzelnen Seiten der Natur, an sich kläglich, eine gedankenlose Vermischung von allerhand Vorstellungen, sind ebenso vollkommen gleichgültige Gedanken. Das nähere Prinzip der physikalischen Betrachtungsweise Epikurs liegt in den Vorstellungen, die wir schon früher gesehen. Nämlich mehrere Wahrnehmungen fallen aufeinander, das ist feste Phantasie: wir haben durch die Empfindung gewisse allgemeine Vorstellungen, Bilder, Vorstellungen von Zusammenhängen; die Meinung ist das Beziehen solcher Wahrnehmungen auf solche vorhandenen Bilder. Epikur geht sodann weiter, wie man in der Vorstellung verfahren müsse über das, was man nicht unmittelbar empfinden könne. Diese Vorstellungen, Prolepsen, die wir schon haben, sind es, die wir anzuwenden haben auf Etwas, dessen genaue Empfindung wir nicht haben können, aber das etwas Gemeinschaftliches hat mit jenen. Dadurch kommt es, daß wir das Unbekannte, was sich nicht unmittelbar bei der Empfindung gibt, nach solchen Bildern fassen können: aus dem Bekannten müsse man auf das Unbekannte schließen. Dies ist nichts anderes, als daß Epikur die Analogie zum Prinzip der Naturbetrachtung macht, - oder das sogenannte Erklären; und dies ist das Prinzip, was noch heute in der Naturwissenschaft gilt." 235
29 Auszüge aus Ciceros Tusculanarum quaestionum libri V sind entgegen dem Vermerk auf dem Umschlag im Heft VII nicht enthalten. Dafür stehen dort Auszüge aus Ciceros Schrift De finibus bonorum et malorum, was auf dem Umschlag nicht angegeben ist. 237 30 Diogenes Laertius X, 142. 255
31 Auf Grund seiner Dissertation „Differenz der demokritischen und epikureischen Naturphilosophie", die er am 6.April 1841 bei der Philosophischen Fakultät der Universität Jena eingereicht hatte (siehe vorl.Band, S.374/375), wurde Marx am 15. April 1841 in absentia zum Doktor der Philosophie promoviert. Marx' eigenhändig geschriebenes Manuskript der Dissertation ist verschollen. Erhalten geblieben ist nur eine wahrscheinlich nach der Promotion von einem unbekannten Kopisten wohl für die geplante Drucklegung hergestellte unvollständige Abschrift, die mit Korrekturen, Einschaltungen und Zusätzen von Marx' Hand versehen ist. Diese Abschrift umfaßt zehn Hefte, von denen sechs den eigentlichen Text der Dissertation und vier die Anmerkungen zum Text enthalten. Vom ersten Teil der Dissertation ist der Text des vierten Kapitels „Allgemeine prinzipielle Differenz Zwischen demokritischer und epikureischer Naturphilosophie" und der Text des fünften Kapitels „Resultat" in dieser Kopie nicht enthalten. Dagegen sind die Anmerkungen zu dem fehlenden vierten Kapitel des ersten Teils der Dissertation und die Anmerkungen zum ersten Teil des Anhangs zur Dissertation vorhanden. Für die fehlenden Kapitel sind die entsprechenden Seiten im Heft freigelassen. Vielleicht wollte Marx den Text der in der Kopie fehlenden Kapitel für den Druck noch einmal bearbeiten. Das Fragment „Kritik der plutarchischen Polemik gegen Epikurs Theologie" ist auf einem großen gesonderten Bogen erhalten geblieben, der auf allen Seiten beschrieben ist. 257
32 Sowohl die Widmung als auch die im März 1841 geschriebene Vorrede lassen erkennen, daß Marx ursprünglich beabsichtigte, seine Dissertation drucken zu lassen. Jedoch unterblieb die Drucklegung, wahrscheinlich um die Promotion zu beschleunigen. Um die Jahreswende 1841/42 plante Marx erneut die Drucklegung, die aber auch diesmal unterblieb. Der Anfang des sehr stark korrigierten Entwurfes dieser neuen Vorrede
(siehe vorl. Band, S.309) steht auf der letzten vom Kopisten nur zum Teil beschriebenen Seite des zweiten Teils der Kopie der Dissertation. 261 309
33 Marx bezieht sich hier auf das 1649 in Lyon erschienene Buch Gassendis Animadversiones in decimum librum Diogenis Laertii, qui est de vita, moribus, placitisque Epicuri. 261
34 Den hier erwähnten Plan, eine größere Darstellung der epikureischen, stoischen und skeptischen Philosophie zu geben, hat Marx nicht ausgeführt. 261 268
35 Carl Friedrich Koppen schrieb in seinem Buch (S.39): „Epikureismus, Stoizismus und Skepsis sind die Nervenmuskel und Eingeweidesysteme des antiken Organismus, deren unmittelbare, natürliche Einheit die Schönheit ur.d Sittlichkeit des Altertums bedingte, und die beim Absterben desselben auseinanderfielen." 262
36 Zitat aus der deutschen Übersetzung von David Humes „A treatise of human nature" (1739): „David Hume über die menschliche Natur aus dem Englischen nebst kritischen Versuchen zur Beurtheilung dieses Werks von Ludwig Heinrich Jakob" (l.Bd.: „Ueber den menschlichen Verstand", Halle 1790, S.485). 262
37 Aus dem Brief des Epikur an Menoikeus; siehe Diogenes Laertius X, 123, 262
38 Aeschylus, Prometheus. V. 975 und 966-969. 262/263
39 Die Schrift De placitis philosophorum ist zwar unter Plutarchs Namen überliefert, stammt aber höchstwahrscheinlich nicht von ihm. 269
40 Arsepedonapten (Priester) - hierfür ist Harpedonapten („Schnurzieher"), der Name für den Feldmesser in Ägypten, zu lesen. 272 31 7
41 Vgl. Diogenes Laertius X, 55, 86, 87, 146 und 147. 277
42 Marx, der die Götter Epikurs als „die plastischen Götter der griechischen Kunst" charakterisiert, stützt sich hierbei offenbar auf die Bemerkung J. J. Winckelmanns in seinem Buch „Geschichte der Kunst des Altertums" (Zweites Stück: „Von dem Wesentlichen der Kunst"): „Die Schönheit der Gottheiten im männlichen Alter besteht in einem Inbegriff der Stärke gesetzter Jahre und der Fröhlichkeit der Jugend, und diese besteht hier in dem Mangel an Nerven und Sehnen, die sich in der Blüte der Jahre wenig äußern. Hierin aber liegt zugleich ein Ausdruck der göttlichen Genügsamkeit, welche die zur Nahrung unseres Körpers bestimmten Teile nicht vonnöten hat; und dieses erläutert des Epicurus Meinung von der Gestalt der Götter, denen er einen Körper, aber gleichsam einen Körper, und Blut, aber gleichsam Blut, gibt, welches Cicero dunkel und unbegreiflich findet." (In der Ausgabe Berlin 1942 auf den Seiten 144/145.) 283
43 lex atomi - dieser Begriff kommt in Lukrez' Lehrgedicht De rerum natura nicht vor. 283
44 Vgl. Diogenes Laertius. Da vitis, dogmatibus et apophthegmatibus liber decimus graece et latine separatim editus ... a Carolo Nürnbergero. Norimbergae 1791 (2.Aufl. 1808) und Epicuri physica et meteorologica duabus epistolis eiusdem comprehensa. Graeca ad fidem librorum scriptorum et editorum emandavit atque interpretatus est Io. Gottl. Schneider. Lipsiae 1813. Die von Marx angeführten Zitate von Nürnberger und Schneider wurden nicht ermittelt. 286
45 In der „Ethik" (I.Teil „Von Gott. Theorem XXXVI, Anhang") wendet sich Spinoza gegen jene, die den „Willen Gottes", d.h. das „Asyl der Unwissenheit" als Ursache der
Ursache aller Erscheinungen hinstellten und deren einziges Argument dafür die Berufung auf die Unkenntnis anderer Ursachen, d.h. auf die Unwissenheit, die Ignoranz war. 286
16 Es handelt sich hier nicht um Metrodor aus Lampsakos, den Schüler des Epikur, sondern um Metrodor aus Chios, den Stobäus ungenau als den Lehrer des Epikur bezeichnet; vgl. S.203 und 353, Anm. 20. 293
47 Hier bricht der erhalten gebliebene Teil des Anhangs ab, der fast wörtlich mit einem Teil des Textes des dritten Heftes zur epikureischen, stoischen und skeptischen Philosophie übereinstimmt (siehe vorl. Band, S. 115-117). 308
48 Während Marx in den Heften zur epikureischen, stoischen und skeptischen Philosophie Diogenes Laertius nach Gassendis Animadversiones in decimum librum Diogenis Laertii, qui est de vita, moribus, placitisque Epicuri (Lyon 1649) zitiert, der keine Paragrapheneinteilung hat, bringt er in seinen Anmerkungen zur Dissertation die Zitate aus dem Diogenes Laertius mit der entsprechenden Paragrapheneinteilung nach der bei Tauchnitz in Leipzig 1833 erschienenen Ausgabe, die zum Teil erheblich von der Gassendischen Ausgabe abweicht. Hieraus erklären sich in einer Reihe von Fällen Textabweichungen bei gleichen, sowohl in den Anmerkungen wie auch in den Heften zur epikureischen, stoischen und skeptischen Philosophie angeführten Zitaten. 311
49 Die neueren Ausgaben haben statt „Lysiphanes" „Nausiphanes" und statt „Eurydikos" „Eurylochos". 319
50 Massaliolen (Massilier) - die Bürger der um 600 v.u. Z. von ionischen Phokäern gegründeten Stadt Massalia (lat. Massilia), heute Marseille. 325
61 Marx bezeichnet hier die Junghegelianer als die „liberale Partei" in der Philosophie. Ende der dreißiger Jahre hatten sich die radikalsten der Junghegelianer (Bruno Bauer, Ludwig Feuerbach, Arnold Rüge u.a.) auf den Boden des Atheismus gestellt; sie begannen die Philosophie Hegels von links Zu kritisieren und Forderungen nach bürgerlichen Freiheiten zu erheben. Die „positive Philosophie" war eine religiös-mystische Richtung in der Philosophie der dreißiger bzw. der vierziger Jahre des 19. Jahrhunderts, die die Philosophie Hegels von rechts kritisierte. Die „positiven Philosophen" (Christian Hermann Weisse, Immanuel Hermann von Fichte, Anton Günther, Franz Xaver von Baader, später auch Schelling u.a.) versuchten, die Philosophie der Religion zu unterwerfen; sie traten gegen die rationale Erkenntnis auf und sahen in der „göttlichen Offenbarung" die einzige Quelle „positiven Wissens". Jegliche Philosophie, die als ihre Quelle die rationale Erkenntnis ansah, bezeichneten sie als negativ. 329
52 Deutsch nach Holbachs „System der Natur oder Von den Gesetzen der physischen und der moralischen Welt", Berlin 1960, S.278 und 327. 367
53 Die beiden von Marx zitierten Schriften („Philosophische Briefe über Dogmatismus und Kritizismus" und „Vom Ich als Prinzip der Philosophie...") waren 1795 erschienen. 371
54 Wahrscheinlich bezieht sich Marx auf folgende Stelle in Hegels „Vorlesungen über die Philosophie der Religion" (13. Vorlesung über die Beweise vom Dasein Gottes, gehalten im Sommersemester 1829 auf der Universität zu Berlin): „Nicht weil das Zufällige ist, sondern vielmehr, weil es ein Nichtsein, nur Erscheinung, sein Sein nicht wahrhafte Wirklich
keit ist, ist die absolute Notwendigkeit; diese ist sein Sein und seine Wahrheit." (Sämtliche Werke, hrsg. von Hermann Glockner. 16.Bd. Stuttgart 1928, S.480.) 371
55 Kants Kritik richtet sich gegen die „drei Beweisarten vom Dasein Gottes aus spekulativer Vernunft", d.h. gegen den ontologischen, kosmologischen und physikotheologischen Beweis (siehe „Kritik der reinen Vernunft" in: Immanuel Kants Werke. Hrsg. von Ernst Cassirer. Bd.3. Berlin 1922, S.410-433.) 371
56 In der „Kritik der reinen Vernunft" gibt Immanuel Kant folgendes Beispiel: „Hundert wirkliche Taler enthalten nicht das Mindeste mehr als hundert mögliche. Denn da diese den Begriff, jene aber den Gegenstand und dessen Position an sich selbst bedeuten, so würde, im Fall dieser mehr enthielte als jener, mein Begriff nicht den ganzen Gegenstand ausdrücken und also auch nicht der angemessene Begriff von ihm sein. Aber in meinem Vermögenszustande ist mehr bei hundert wirklichen Talern, als bei dem bloßen Begriffe derselben (d.i. ihrer Möglichkeit). Denn der Gegenstand ist bei der Wirklichkeit nicht bloß in meinem Begriffe analytisch enthalten, sondern kommt zu meinem Begriffe (der eine Bestimmung meines Zustandes ist) synthetisch hinzu, ohne daß, durch dieses Sein außerhalb meinem Begriffe, diese gedachten hundert Taler selbst im mindesten vermehrt werden." (Immanuel Kants Werke. Hrsg. von Ernst Cassirer, Bd.3. Berlin 1922, S.414.)371
57 Marx begann seine Mitarbeit an der „Rheinischen Zeitung" im April 1842. Eine Reihe Artikel, die er für diese Zeitung schrieb, sind im Band 1 unserer Ausgabe, S.28-199, enthalten. Diese sowie die auf den Seiten 379-380, 385-393, 398-419 und 426-436 des vorliegenden Bandes gebrachten Arbeiten geben ein Gesamtbild der publizistischen Tätigkeit von Marx an der „Rheinischen Zeitung". Der nachstehende unvollendet gebliebene Aufsatz ist gegen Moses Heß, den Verfasser des von Marx kritisierten Artikels „Deutschland und Frankreich in bezug auf die Zentralisationsfrage", gerichtet. 379
58 Dieser Artikel ist der einzige Beitrag von Marx, der in der Zeitschrift der Junghegelianer „Deutsche Jahrbücher für Wissenschaft und Kunst" veröffentlicht wurde. 381
59 Marx zitiert hier mit eigenen Worten eine Stelle aus Bruno Bauers Schrift „Kritik der evangelischen Geschichte der Synoptiker", 2.Bd., Leipzig 1841, S.296. Diese Stelle gibt ein Zitat aus dem Buch des protestantischen Kirchenhistorikers August Neander „Das Leben Jesu Christi in seinem geschichtlichen Zusammenhange und seiner geschichtlichen Entwickelung dargestellt" (Hamburg 1837, S.265) wieder. 383
60 Marx zitiert im folgenden aus dem Neuen Testament nach der Schrift von Bruno Bauer „Kritik der evangelischen Geschichte der Synoptiker", 2. Bd., Leipzig 1841, S.297, 299 und 296. 383 61 Diese redaktionelle Bemerkung steht im engen Zusammenhang mit Marx' Artikel „Der Kommunismus und die Augsburger .Allgemeine Zeitung'" (siehe Band 1 unserer Ausgabe, S. 105-108), in dem die Angriffe der „Allgemeinen Zeitung" auf die „Rheinische Zeitung" erwidert werden. 385
62 Die redaktionelle Note „Die .liberale Opposition' in Hannover" bezieht sich auf die im Beiblatt der „Rheinischen Zeitung" vom 8.November 1842 gebrachte Erwiderung („Vom Rhein") auf den Artikel „Fehlgriffe der liberalen Opposition in Hannover" (in den Beiblättern der „Rheinischen Zeitung" vom 22. und 25. September sowie vom4. Oktober 1842). Beide Artikel beschäftigen sich mit der inkonsequenten Haltung der Opposition zu der im Jahre 1837 vom König von Hannover vorgenommenen Aufhebung des Staatsgrund
gesetzes von 1833, mit ihrer Tätigkeit in dem (nach dem Staatsgrundgesetz von 1819) neu einberufenen Landtag und überhaupt mit ihrem Verhalten in dem mit der Aufhebung der hannoverschen Verfassung von 1833 hervorgerufenen Verfassungsstreit, der erst 1840 beigelegt wurde. In der Erwiderung auf den Artikel „Fehlgriffe der liberalen Opposition in Hannover" vom 8.November 1842 heißt es: „Der Verfasser nennt die Opposition in Hannover eine ,liberale Opposition',.. Soweit wir die hannoversche Opposition kennen» können wir diese Bezeichnung nicht für richtig halten. Die Opposition ... ist... rein konservativ." 387
63 Nach der Wiederherstellung der Monarchie der Bourbonen in Frankreich wurde am 4. Juni 1814 die Charte constitutionelle verkündet. Die Erlasse (Ordonnanzen) Karls X. vom 26. Juni 1830, die eine offene Verletzung der Verfassung vom 4. Juni 1814 und einen regelrechten Staatsstreich darstellten, wurden zum unmittelbaren Anlaß der Julirevolution (27. Juli) und zum Sturz der Dynastie der Bourbonen. 387
64 Die preußische Regierung ließ 1842 zur Erschwerung der Ehescheidung die bestehende Ehegesetzgebung überprüfen und unter der Leitung von Friedrich Carl von Savigny einen Ehescheidungsgesetzentwurf ausarbeiten. Der Entwurf sowie seine Erörterung im Ministerium wurden streng geheimgehalten. Dessenungeachtet veröffentlichte die „Rheinische Zeitung" vom 20. Oktober 1842 im Beiblatt den Gesetzentwurf und löste damit eine breite öffentliche Diskussion in der „Rheinischen Zeitung" (siehe die Beiblätter der „Rheinischen Zeitung" vom 6., 13. und 15.November sowie vom 19. Dezember 1842), der „Leipziger Allgemeinen Zeitung" und in anderen Presseorganen aus. Marx kritisierte diesen Gesetzentwurf in dem am 19. Dezember erschienenen Artikel „Der Ehescheidungsgesetzentwurf" (siehe Band 1 unserer Ausgabe, S. 148-151) sowie in der hier gebrachten redaktionellen Note zu dem in der „Rheinischen Zeitung" vom 15. November veröffentlichten zweiten Artikel eines rheinischen Juristen „Der Entwurf zum neuen Ehegesetz". 389
65 Das preußische Landrecht - das allgemeine Landrecht für die preußischen Staaten von 1794, das eine Zusammenfassung des bürgerlichen Rechts sowie des Straf-, Kirchen-, Staatsund Verwaltungsrechts war, verankerte den rückständigen Charakter des feudalen Preußens in der Rechtsprechung. Es galt in wesentlichen Teilen bis zur Einführung desBürgerlichen Gesetzbuches am I.Januar 1900. 390 421
66 Mitte November 1842 entstand ein scharfer Konflikt zwischen der preußischen Regierung und der „Rheinischen Zeitung". Marx als ihr leitender Redakteur bemühte sich sehr, das drohende Verbot der Zeitung abzuwenden. Am 12,November 1842 wurden dem Buchhändler und Verleger der „Rheinischen Zeitung" Joseph Engelbert Renard (die „Rheinische Zeitung" erschien mit dem Vermerk: „Redigiert unter J.E.Renards Verantwortlichkeit") vom Regierungspräsidenten von Gerlach ein Ministerialreskript und zwei Verfügungen vorgelegt, zu denen Marx eine Erklärung schrieb, die, von Renard abgeschrieben und unterzeichnet, dem Oberpräsidenten der Rheinprovinz von Schaper zugestellt wurde. Die erhalten gebliebene Handschrift weist Streichungen in Tinte von Marx' Hand und Bleistiftstreichungen von anderer Hand auf. Die eingereichte Eingabe stimmt mit dem korrigierten Marxschen Text überein (siehe „Rheinische Briefe und Akten zur Geschichte der politischen Bewegung 1830-1850". Hrsg. von Joseph Hansen. l.Bd. Essen a.d. Ruhr 1919. S. 377-380). In den Fußnoten werden die wichtigsten Streichungen ausgewiesen. 394
67 Vgl. Marx' Artikel „Bemerkungen über die neueste preußische Zensurinstruktion" im Band 1 unserer Ausgabe, S.3-25. Die Zensurinstruktion wurde am 24.Dezember 1841 erlassen und am 14.Januar 1842 in der halbamtlichen „Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung" veröffentlicht. 394
68 Die „Rheinische Zeitung" brachte u.a. die Artikel „Auch eine Stimme über eine .Hegemonie in Deutschland'" (im Beiblatt vom 15. Mai 1842), „Hegemonie in Deutschland" (im Beiblatt vom 26. Mai 1842), „Weitere Verhandlungen über die Hegemonie Preußens" (im Beiblatt vom 21. Juni 1842) und „Über Preußens Hegemonie" (14. Juli 1842). 395
60 Marx schrieb diese redaktionelle Note zu dem Artikel „Die hannoverschen Industriellen und der Schutzzoll" im Beiblatt der „Rheinischen Zeitung" vom 22. November 1842. In diesem Artikel heißt es u.a.: „Ohne Schutz können weder Handel, noch Fabriken und selbst die Gewerbe bestehen. Um dafür festen Boden zu gewinnen, dürften wir uns auf die Vergangenheit, welche man als die Geschichte bezeichnet, berufen. Im 13., 14:, 15., 16. und noch zum Anfang des 17. Jahrhunderts war Deutschland, industriell und merkantil, das erste Land der zivilisierten Welt... Damals schützte nicht das deutsche Reich, nicht ein Landesheer oder ein Ritter, sondern die Hanse im Norden und der Städtebund im Süden den deutschen Handel. Darum hielten sie eigene Flotten und eigene Landheere zum Schutz des Handels und Verkehrs. Gerade umgekehrt, Kaiser und Reich oder richtiger die Aristokratie und mit ihr die Adelsherrschaft waren bedacht, Handel und Verkehr, Industrie und Gewerbe aus Deutschland gänzlich zu vertreiben, weil Kaufleute und Gewerbtreibende darnach trachteten, politische Rechte in Anspruch zu nehmen. Diesen schnurstracks entgegen sannen der König und das Parlament in England, die Industrie und den Handel aus allen Kräften zu heben." 398
70 Shakespeare, „Othello", l.Akt, 3.Szene. Marx zitiert hier und im folgenden nach der Schlegel-Tieckschen Ausgabe der Werke Shakespeares. 399
71 Shakespeare, „König Lear", 4. Akt, 6. Szene. 400 401 402
72 Am 24. November 1842 brachte die „Rheinische Zeitung" einen ausführlichen Bericht über das in Leipzig am 11. November stattgefundene Schillerfest und über die sich daran anschließende Festtafel. Bereits am 16. November hatte die „Rheinische Zeitung" den Trinkspruch des Schriftstellers Julius Mosen auf dieser Festtafel veröffentlicht. In diesem Trinkspruch heißt es u.a.: „Doch duckt sich die Kluge, die Feine" (d.h. die alte Zeit),/ „Ungreifbar schleicht sie vorbei / Nach - Augsburg - in die Allgemeine -/ Als LiteraturPolizei." 402
73 Shakespeare, „König Heinrich der Vierte". Erster Teil. 5. Akt, 1.Szene. In der SchlegelTieckschen Shakespeare-Ausgabe statt „Eine feine Nahrung": „Eine feine Rechnung". 403 74 T[h£odore) D£zamy, „Calomnies et politique de M, Cabet. Refutation par des faits et par sa biographie", Paris [1842], p.7, Note. 404 75 Die ständischen Ausschüsse wurden durch Verordnungen vom 21. Juni 1842 in allen preußischen Provinzen geschaffen. Von den Provinziallandtagen aus ihrer Mitte (nach Ständen) gewählt, bildeten diese Ausschüsse beratende Organe, die im August 1842 zu einem Zentralausschuß (oder ständischer Gesamtausschuß oder vereinigte ständische Ausschüsse) zusammengefaßt und zum 18. Oktober nach Berlin einberufen wurden. Mit Hilfe dieser vereinigten ständischen Ausschüsse, die lediglich die Fiktion einer Vertretungskörper
schaft waren, gedachte Friedrich Wilhelm IV. neue Steuern und eine Anleihe durchzusetzen. 405 70 Gemeint ist das „Allgemeine Gesetz wegen Anordnung der Provinzialstände. Vom 5ten Juni 1823" (siehe „Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten. 1823", Berlin [1824], S. 129-130). Auf der Grundlage dieses Gesetzes wurde am 27.März 1824 das „Gesetz wegen Anordnung der Provinzial-Stände für die Rheinprovinzen" erlassen (ebendort. Berlin [1825], S. 101-108). Die Provinzialstände setzten sich zusammen 1. aus Vertretern des Fürstenstandes, d.h. der ehemals regierenden Familien, deren Häupter auf Grund ihres Geburtsrechtes Mitglieder der Provinzial-Landtage waren; 2. aus Vertretern der Ritterschaft; 3. aus Vertretern der Städte; 4. aus Vertretern der Landgemeinden. Da die Teilnahme an den Provinzial-Landtagswahlen Vom Besitz an Grundeigentum abhing, war der größere Teil der Bevölkerung von diesen Wahlen ausgeschlossen. Der Wahlzensus und der ganze Wahlmechanismus sicherte dem Adel die Mehrheit in den Landtagen. Die ProvinzialLandtage wurden vom König einberufen; ihre Kompetenz war auf Fragen der örtlichen Wirtschaft und der Provinzialverwaltung beschränkt. Auf politischem Gebiet hatten die Landtage nur überaus beschränkte beratende Funktionen; sie hatten lediglich das Recht, zu diesen oder jenen von der Regierung unterbreiteten Gesetzentwürfen ihre Meinung zu sagen. 406
" Marx führt hier in eigenen Worten einige Stellen aus dem „Gesetz wegen Anordnung der Provinzial-Stände für die Rheinprovinzen. Vom 27ten März 1824" an. 407 78 Mediatisierte - ehemals reichsunmittelbare Landesherren, Fürsten und Städte, die u.a. durch die Bestimmungen des Friedens von Lun^ville 1801, durch die Rheinbundakte 1806 und die Beschlüsse des Wiener Kongresses 1815 in die Abhängigkeit (Lehnsverhältnisse) großer Fürsten gebracht wurden. Dabei blieben den Mediatisierten eine Reihe besonderer Vorrechte, darunter das Recht der ständischen Vertretung. In Preußen wurden die besonderen Vorrechte dieser „mittelbar gewordenen Reichsstände" durch das Edikt vom 21.Juni 1815, durch die Instruktion vom 30.Mai 1820 und durch die Deklaration vom 14. Juli 1829 festgelegt. 416
79 Virihlimme - hier ist das mit einem Besitz, einem Amt oder einer Würde verbundene Stimmrecht auf Landtagen gemeint, das einzelnen Fürsten, Rittern oder Städten auf Grund einiger aus dem Mittelalter herstammender Privilegien gegeben wurde. 417 80 Die „Randglossen zu den Anklagen des Ministerialreskripts" schrieb Marx im Zusammenhang mit der am 21. Januar 1843 erfolgten Verfügung über das Verbot der „Rheinischen Zeitung" mit dem I.April d.J. durch die der Zensur verantwortlichen Minister. Der Inhalt der Randglossen ging in das umfangreiche Schreiben an Friedrich Wilhelm IV. und an den Minister des Innern, Graf von Arnim, ein, das die Aktionäre der „Rheinischen Zeitung" zum Verbot dieses Blattes entworfen hatten (siehe „Rheinische Briefe und Akten zur Geschichte der politischen Bewegung 1830-1850." Hrsg. von Joseph Hansen. l.Bd. Essen a.d. Ruhr 1919, S.447-460). Uber das Ministerialreskript vom 21. Januar 1843 siehe auch den Brief von Marx an Arnold Rüge vom 25. Januar 1843 (Band 27 unserer Ausgabe, S.414-415). 420 81 Wahrscheinlich meint Marx das „Neue eleganteste Conversations-Lexicon für Gebildete aus allen Ständen. Hrsg. ... von O.L.B.Wolff", Band 2, Leipzig 1835, wo es auf S.255 heißt, daß Hegel, als er 1818 nach Berlin kam, „seine Philosophie - sozusagen - zurLandesphilosophie gemacht hatte". 421
82 Die von Marx angeführten Worte „dem fanatischen Herüberziehn" bis „Verwirrung der Begriffe" stimmen fast wörtlich mit der Verordnung über die Zensur von Druckschriften vom 18. Oktober 1819 überein. 423
83 Joseph von Görres vertrat seine Auffassungen vor allem in den katholischen Münchener „Historisch-politischen Blättern für das katholische Deutschland" (1838-1916). Diese Zeitschrift war am I.April 1838 im Zusammenhang mit den Kölner Wirren (Konflikt zwischen der preußischen Regierung und der katholischen Kirche in der Frage des Glaubensbekenntnisses der Kinder bei Ehen zwischen Katholiken und Protestanten) gegründet und in Preußen wegen ihrer antipreußischen Haltung am 7. August 1839 verboten worden. 424
84 russische Kartellangelegenheit - es handelt sich hier um die im März 1830 zwischen Preußen und Rußland abgeschlossene Kartell-Konvention über die gegenseitige Auslieferung von flüchtigen Deserteuren, Militärpflichtigen, Verbrechern und Angeklagten. 424
85 Am 2. März 1843 hatte in Köln die Wahl der zwei Abgeordneten (Camphausen und Merkens) und ihrer vier Stellvertreter (Schenk, Mühlens, Dumond und Essing) für den 7. rheinischen Landtag stattgefunden. 426
86 Vgl. den Artikel von Marx „Verhandlungen des 6. rheinischen Landtags. Dritter Artikel: Debatten über das Holzdiebstahlsgesetz" im Band 1 unserer Ausgabe, S. 109-147. 428
87 Friedrich von Sallet, „Laien-Evangelium", Leipzig 1842, S.442. 433
88 Sanbenito (vom lat. succus benedictus) - das Armesünderhemd, das die von der spanischen Inquisition zum Flammentod Verurteilten tragen mußten. 433
89 Nach dem Plan von Marx und Rüge sollten die „Deutsch-Französischen Jahrbücher", wie es in dem Brief von Marx an Ludwig Feuerbach vom 3. Oktober 1843 heißt, das Organ „einer französisch-deutschen wissenschaftlichen Alliance" sein (siehe Band 27 unserer Ausgabe, S.4I9), an dem mitzuarbeiten nicht nur Feuerbach, Moses Heß u.a. sondern auch die Franzosen Proudhon, Lamennais, Lamartine, Louis Blanc, Leroux, Cabet etc. eingeladen waren. Am I.Dezember 1843 schrieb Arnold Rüge aus Frankfurt a.M. an Marx: „Ich denke, Sie haben an Proudhon geschrieben. Sonst müssen wir am Ende ohne Franzosen anfangen."
Die in der „Democratie pacifique" vom 1 I.Dezember 1843 veröffentlichte Erklärung von Marx und Rüge wurde veranlaßt durch eine Notiz Lamartines in der Zeitung „Bien public" vom Tage zuvor. 437
90 In der Korrespondenz aus Leipzig (vom 16. November), veröffentlicht in der „Kölnischen Zeitung" vom 20. November 1843, heißt es: „Dr. Rüge wolle in Verbindung mit deutschen Freunden in Paris eine Buchhandlung gründen. Das erste Werk, welches dieselbe herausgäbe, solle eine deutsch-französische Monatsschrift sein, bei welcher sich auch die Herren Lamartine und Lamennais beteiligen." 437
91 Dieser Artikel ist der zweite und letzte Beitrag, den Marx im „Vorwärts! Pariser Deutsche Zeitschrift" veröffentlichte. Am 7. August 1844 hatte diese Zeitung den Artikel von Marx „Kritische Randglossen zu dem Artikel ,Der König von Preußen und die Sozialreform. Von einem Preußen'" veröffentlicht (siehe Band I unserer Ausgabe, S.392-409). 438
92 Am 26. Juli 1844 gab Heinrich Ludwig Tschech, der von 1832 bis 1841 Bürgermeister von Storkow war, aus persönlichen Gründen - seine Weiterverwendung im Staatsdienst
war abgelehnt worden - in Berlin auf Friedrich Wilhelm IV. zwei Schüsse ab, die aber ihr Ziel verfehlten. 438 651
83 Gemeint ist die auf Veranlassung Friedrich Wilhelms IV. von dem Diplomaten Chr.C. J. Bunsen im April und Juni 1844 in Form von Denkschriften vorgelegten Vorschläge zur Reform der preußischen Verfassung. 441
84 Die Exzerpte aus James Mills Schrift „Ehmens d'economie politique" (in der Übersetzung von J.T.Parisot, Paris 1823) nehmen in einem paginierten Exzerptheft (Blatt XVIII-XXXIII) 17 und in einem nichtpaginierten Heft 6 beschriebene Seiten ein. Die erste längere Ausführung von Marx (über Geld, Kredit, Privateigentum etc.) befindet sich im ersten Heft auf den Blättern XXV-XXXIII. Ihr gehen 84 meist kurze und kleinere Zitate (größtenteils in deutscher Ubersetzung) voran, die in die vorliegende Ausgabe nicht aufgenommen wurden. Die beiden letzten dieser Zitate auf dem BlattXXV des Heftes IV, unmittelbar vor Beginn der ersten längeren Ausführung von Marx, handeln von der Bestimmung des Geldwertes durch den Metallwert und von der Regelung des Metallwertes durch die Produktionskosten. Die zwischen der ersten und der zweiten längeren Ausführung (über den Austausch auf der Basis des Privateigentums) befindlichen Zitate wurden, um den Zusammenhang nicht zu zerreißen, alle aufgenommen. 443
86 Marx hat zwei aufeinanderfolgende Seiten mit XXV numeriert. 446
88 Siehe Destutt de Tracy, „Ehmens d'id£oIogie. IVe et Ve parties. Trait£ de la volonte et de ses effets", Paris 1826 p.68: „...la societe est purement et uniquement une s£rie continuelle d'echanges..."(... die Gesellschaft ist einzig und allein eine Reihe von wechselseitigen Austauschen...). 451
87 Siehe Adam Smith, „An inquiry into the nature and causes of the wealth of nations", book I, chap.IV.: „Every man thus lives by exchanging, or becomes, in some measure, a merchant, and the Society itself grows to what is properly a commercial Society" (Jeder lebt also vom Austausch oder wird in gewissem Maße zum Kaufmann, und die Gesellschaft entwickelt sich im eigentlichen Sinne des Wortes zu einer handeltreibenden Gesellschaft). 451
88 Hier endet der im paginierten Exzerptheft enthaltene Teil der Exzerpte aus dem Buch von James Mill. Ein anderes Heft enthält auf 6 weiteren Seiten noch 20 Zitate von Mill in der Ubersetzung von Marx sowie eine kleine eingeschaltete Glosse über die Steuer auf die Grundrente. 463
89 „ökonomisch-philosophische Manuskripte aus dem Jahre 1844" - Diese Arbeit ist in drei Manuskripten erhalten geblieben, von denen jedes seine eigene Paginierung hat. In dem ersten Manuskript (S. I-XXVII) hat Marx vor der Niederschrift die Seiten I bis XII und XVII-XXVII durch zwei Vertikalstriche in drei Spalten gegliedert und mit den Überschriften versehen: „Arbeitslohn", „Profit des Kapitals" (resp. „Kapitalgewinn" und „Gewinn des Kapitals") und „Grundrente". Daher beginnt jeder dieser drei Abschnitte mit der Seitenzahl I. Auf Blatt VII bringt Marx in allen drei Spalten fortlaufend nur Text zum Abschnitt „Arbeitslohn". Die Seiten XIII-XVI sind in zwei Spalten eingeteilt und bringen Text zu den Abschnitten „Arbeitslohn" (S.XIII-XV), „Profit des Kapitals" (XIII-XVI) und „Grundrente" (S.XVI). Von der Seite XVII an ist nur die Spalte mit Text gefüllt, die die Überschrift „Grundrente" trägt, und von der Seite XXII an bis zum Schluß des ersten Manuskriptes schrieb Marx über alle Spalten hin fortlaufend. Der Text dieser letzten sechs Seiten (S. XXII-XXVII) wird gemäß seinem Inhalt
unter dem redaktionellen Titel „Die entfremdete Arbeit" wiedergegeben. Auf Seite XXVII bricht das erste Manuskript ab. Von dem zweiten Manuskript liegen nur vier Seiten vor (S.XL-XLIII). Das dritte Manuskript besteht aus den in zwei Spalten gegliederten Seiten I-XLI11 (die Seitenzahlen XXII und XXV übersprang Marx). Dieses wie auch das zweite Manuskript enthält keine Überschriften der einzelnen Abschnitte. Der Text wurde seinem Inhalt nach gegliedert und mit redaktionellen Überschriften versehen. Auf den Seiten XXX1X-XL befindet sich die Vorrede, die hier an den Anfang der gesamten Arbeit gestellt wurde. Entsprechend der von Marx in seiner Vorrede gegebenen Weisung (siehe vorl. Band, S. 468) wird die „Auseinandersetzung mit der Hegeischen Dialektik und Philosophie überhaupt" (S.XI-XIII, XVII-XVIII und XXIII-XXXIV) als „Schlußkapitel" wiedergegeben. Außerdem befindet sich im dritten Manuskript anschließend anS. XXXIV eingenäht ein Exzerpt mit einer fast wörtlichen Wiedergabe des Kapitels VIII „Das absolute Wissen" aus Hegels „Phänomenologie des Geistes", das in diese Ausgabe nicht aufgenommen wurde.
Für die Gesamtarbeit, der Marx selbst keine Überschrift gegeben hat, behielten wir die redaktionelle Überschrift der Marx-Engels-Gesamtausgabe, Erste Abteilung, Band 3 (Berlin 1932) „Ökonomisch-philosophische Manuskripte aus dem Jahre 1844" bei. Das gleiche gilt für die redaktionellen Zwischentitel. 465
100 Siehe Marx' Artikel „Zur Kritik der Hegeischen Rechtsphilosophie. Einleitung" (Band 1 unserer Ausgabe, S.378-391). 467
101 Der unwissende Rezensent - gemeint ist Bruno Bauer, der in der „Allgemeinen LiteraturZeitung" im Heft I (Dezember 1843) und im Heft IV (März 1844) unter dem Titel „Von den neuesten Schriften über die Judenfrage" eine Besprechung von Büchern, Broschüren und Artikeln sowie im Heft VIII (Juli 1844) den Artikel „Was ist jetzt der Gegenstand der Kritik" anonym veröffentlicht hatte. Die meisten der hier angeführten Zitate sind diesen Veröffentlichungen entnommen. Mit diesen Artikeln von Bruno Bauer hat sich Marx in dem Buch „Die heilige Familie oder Kritik der kritischen Kritik. Gegen Bruno Bauer & Konsorten" auseinandergesetzt (siehe Band 2 unserer Ausgabe). 467
102 Der von Georg Herwegh herausgegebene Sammelband „Einundzwanzig Bogen aus der Schweiz." Erster Teil (Zürich und Winterthur 1843) brachte von Moses Heß die Artikel „Sozialismus und Kommunismus", „Philosophie der Tat" und „Die Eine und die ganze Freiheit!". Alle drei Artikel erschienen anonym, die beiden ersten jedoch mit dem Zusatz „Vom Verfasser der Europäischen Triarchie". 468
103 Diese Absicht verwirklichte Marx in dem mit Engels gemeinsam geschriebenen Buch „Die heilige Familie, oder Kritik der kritischen Kritik. Gegen Bruno Bauer & Konsorten" (siehe Band 2 unserer Ausgabe). 470
104 simple humaniti- diese Worte sind dem ersten Band (Kapitel VIII) des Hauptwerkes von Adam Smith entnommen. Marx benutzte hier und im folgenden die von Germain Garnier besorgte und 1802 in Paris erschienene französische Übersetzung „Recherches sur la nature et les causes de la richesse des nations". Die Worte „simple humanit6" finden sich in dieser Ausgabe im Band 1, p. 138. 471
105 Adam Smith, „Recherches sur la nature et les causes de la richesse des nations",Paris 1802, t.11(1.1, chap.XI), p. 162. 473
106 Ebendort, 1.1 (I. I, chap. IX), p. 193. 475
107 Ebendort, t.I (1.1, chap.VIII), p. 159-160. Smith sagt hier: „Une societe ne peut sürement pas etre reputee dans le bonheur et la prosperite, quand la tres majeure partie de ses membres sont pauvres et miserables" (Eine Gesellschaft kann sicher nicht als glücklich und prosperierend betrachtet werden, wenn der bei weitem größte Teil ihrer Glieder arm und elend ist). 475
108 Auf S.VI1 des ersten Manuskriptes bringt Marx in allen drei Spalten fortlaufend Text zum Abschnitt „Arbeitslohn". 476 489 501
100 Jean-Baptiste Say, „Traite d'economie politique...", 3me 6d., Paris 1817. 483 110 David Ricardo, „On the principles of political economy, and taxation". 494 111 Dieser ganze Absatz (einschließlich der Zitate aus dem Buch Ricardos in der französischen Übersetzung von F.-S. Constancio „Des principes de l'cconomie politique, et de l'impot", 2de ed., Paris 1835, t. II, p. 194-195 und des Zitates aus dem Buch von J.-C.-L.Simonde de Sismondi „Nouveaux principes d'economie politique—", Paris 1819, t. II, p.331) ist der Schrift von Antoine-Eugene Buret „De la misere des classes laborieuses en Angleterre et en France...", Paris 1840, 1.1, p.6-7, Note, entnommen. 495 112 Marx meint folgende Betrachtung Adam Smith' im Buch I, Kapitel X, Teil I seines Werkes „An inquiry into the nature and causes of the wealth of nations": „In a perfectly fair lottery, those who draw the prizes ought to gain all that is lost by those who draw the blanks. In a profession, where twenty fail for one that succeeds, that one ought to gain all that should have been gained by the unsuccessful twenty" (In einer Lotterie, in der es absolut gerecht zugeht, müssen diejenigen, welche die Treffer ziehen, all das gewinnen, was die übrigen, welche die Nieten ziehen, verlieren. In einem Berufe, in dem auf einen, der Erfolg hat, zwanzig Personen kommen, die ihr Ziel verfehlen, müßte der eine all das gewinnen, was die zwanzig Erfolglosen nicht erreichen). 497
113 Die Manuskriptseiten XIII-XVI sind in zwei Spalten eingeteilt und bringen Texte zu dem Abschnitt „Arbeitslohn" (S.XII1-XV), „Profit des Kapitals" (S.X1II-XVI) und „Grundrente" (S.XVI). Daher folgt hier nach XII unmittelbar XVI. 504 114 Amendment bill «on 1834 - das am 14. August 1834 in Kraft getretene Gesetz zur Reform des Armenwesens „An act for the amendment and better administration of the laws, relating to the poor in England and Wales", das nur eine Form der Hilfe für die Armen zuließ - ihre Unterbringung in Arbeitshäusern (vgl. Band 2 unserer Ausgabe, S. 496-502). 524 115 Es folgt hier ein Nachtrag zu dem verlorengegangenen Text des zweiten Manuskriptes. 530 533 118 Siebe Friedrich Engels, „Umrisse zu einer Kritik der Nationalökonomie" (Band 1 unserer Ausgabe, S.503). 530 117 Kategorie des Habens - Moses Heß schreibt in seinem Aufsatz „Philosophie der Tat" (in „Einundzwanzig Bogen aus der Schweiz." Erster Teil, Zürich und Winterthur 1843, S.329): „Es ist eben die Semsucht, die Sucht nämlich fortzubestehen als bestimmte Individualität, als beschränktes Ich, als endliches Wesen - die zur Habsucht führt. Es ist wiederum die Negation aller Bestimmtheit, das abstrakte Ich und der abstrakte Kommunismus, die Folge des leeren ,Ding an sich', des Kritizismus und der Revolution, des unbefriedigten Sollens, was zum Sl. in und Haben geführt. So wurden aus den //ü//szeitwörtern Hauptwörter." Vgl. auch Band 2 unserer Ausgabe, S. 43-44. 540
118 Hier beginnt der erste Teil der „Auseinandersetzung mit der Hegelschen Dialektik und Philosophie überhaupt" (S.XI-XIII), der nach dem Hinweis von Marx (siehe vorl. Band, S.468) im „Schlußkapitel" wiedergegeben wird (siehe vorl. Band, S.567-572). 546
119 Siehe James Mill ,„Ehmens d'6conomie politique...", Paris 1823, p.59. Es heißt dort: „II suffirait peut-etre que le bläme public pesät de toute sa force sur les hommes qui, par leur imprevoyance, et en se creant une nombreuse famille, sont tomb^s dans la pauvret^ et la dipendance, et que l'approbation publique devlnt la r^compense de ceux qui par une sage r^serve se sont garantis de la misere et de la d^gradation" (Es würde vielleicht hinreichen, daß der öffentliche bläme (Tadel) mit all seiner Kraft auf die Menschen fiele, die durch ihre Unvorsichtigkeit und durch Erschaffung einer zahlreichen Familie in Armut und Abhängigkeit verfallen sind und daß die öffentliche Approbation die Belohnung derer wird, die durch eine weise Zurückhaltung sich vor dem Elend und der Degradation garantiert haben. [Nach der Übersetzung von Marx in seinem Exzerpt „James Mill. Siemens d'6conomie politique. Traduits par J.T.Parisot. Paris 1823"; siehe Marx-Engels-Gesamtausgabe, Erste Abteilung, Band 3, Berlin 1932, S. 523-524]). 551
120 Hier folgt die Fortsetzung der „Auseinandersetzung mit der Hegelschen Dialektik und Philosophie überhaupt (S. XVII-XVII1), die nach dem Hinweis von Marx (siehe vorl. Band, S.468)im „Schlußkapitel" wiedergegeben wird (siehe vorl. Band, S.572-573). 552
121 Hier beginnt der letzte Teil der „Auseinandersetzung mit der Hegelschen Dialektik und Philosophie überhaupt" (S. XX1II-XXX1V), der nach dem Hinweis von Marx (siehe vorl. Band, S.468) im „Schlußkapitel" wiedergegeben wird (siehe vorl. Band, S.573-588). 556
122 Destutt de Tracy, „Ehmens d'idiologie. IVe et Ve parties. Traiti de la volonte et de ses effets", Paris 1826, p.68 und 78. 559
123 Adam Smith, „Recherches sur la nature et les causes de la richesse des nations", Paris 1802, t.I (1.1, chap.II-IV), p.29-46. 559
121 Jean-BaptisteSay, „Trait6 d'economie politique..." 3meed.,Paris 1817,1.1, p.300, 76-77 und t.II, p.6. 559
126 Fr6d6ric Skarbek, „Theorie des richesses sociales", Paris 1829,1.1, p.25-27, 75. Der letzte Satz des Zitats ist eine Zusammenfassung der von Skarbek auf den Seiten 121 -132 seines Buches entwickelten Gedanken. 559
126 James Mill, „Ehmens d'economie politique...", Paris 1823, p.7 und 11-12. 560
127 Hier beginnt im Manuskript der Text der Vorrede (S. XXXIX-XL), der der gesamten Arbeit vorangestellt wurde (siehe vorl. Band, S.467-470). 562
128 Siehe Goethes „Faust". Erster Teil. 4.Szene: Studierzimmer. 563
129 Shakespeare, „Timon von Athen", 4.Akt, 3.Szene. 564
130 Bruno Bauer, „Das entdeckte Christenthum...", Zürich und Winterthur 1843, S. 113 und 114-115. 568
131 Marx meint die gegen Hegel gerichteten kritischen Betrachtungen Ludwig Feuerbachs,die in den §§ 29-30 seiner Schrift „Grundsätze der Philosophie der Zukunft" dargelegt sind. 570
132 Bei der Numerierung seines Manuskriptes übersprang Marx die Ziffer XXII. 574
133 Die acht Punkte der „ Überwindung des Gegenstandes des Bewußtseins" sind fast wörtlich dem Kapitel „Das absolute Wissen" aus Hegels „Phänomenologie des Geistes" entnommen. 576
134 Bei der Numerierung seines Manuskriptes übersprang Marx die Ziffer XXV. 577
135 In seiner Schrift „Grundsätze der Philosophie der Zukunft" sagt Feuerbach im § 30: „Hegel ist ein sich im Denken überbietender Denker." 581 136 Im Vorwort zu dieser Ausgabe (S.XVII/XVIII), in dem Brief von Karl Marxan seinen Vater vom 10. November 1837 (vorl. Band, S.3-12) sowie in der von Eleanor Marx-Aveling geschriebenen Vorbemerkung zur Erstveröffentlichung dieses Briefes in der „Neuen Zeit" (siehe Anm. 1) wurde bereits das Wesentlichste über Marx' dichterische Versuche gesagt. Ergänzend soll noch eine Stelle aus einem Brief von Laura Lafargue an Franz Mehring angeführt werden. „Ich muß Ihnen sagen", schreibt sie, „daß mein Vater diese Verse sehr respektlos behandelt hat; allemal, wenn meine Eltern darauf zu sprechen kamen, lachten sie herzlich über diese Jugendtorheiten." (Aus dem literarischen Nachlaß von Karl Marx, Friedrich Engels und Ferdinand Lassalle. Stuttgart 1902, S.25-26.) Mehring - beschäftigt mit der Herausgabe des ersten Bandes des literarischen Nachlasses - veröffentlichte in seiner Ausgabe aus den drei Gedichtheften einige Bruchstücke. Danach waren diese drei Hefte lange Jahre verschollen, so daß 1929 im Band 1 (Zweiter Halbband) der Ersten Abteilung der Marx-Engels-Gesamtausgabe nur der Inhalt jenes Gedichtheftes aufgenommen werden konnte, das der junge Marx 1837 seinem Vater zu dessen 60. Geburtstag überreicht hatte. Diesem Heft hat Marx folgendes Inhaltsverzeichnis vorangestellt: „Gedichte: An den Vater. Zauberharfe (Ballade). Sehnsucht (Romanze). Nachtliebe (Romanze). Sirenengesang (Ballade). Der Wassergreis (Ballade). Erste Elegie aus den Büchern der Trauer des Ovid (Frei übersetzt). Die Wahnsinnige (Ballade). Blumenkönig (Phantastische Ballade). Erwachen. Des Verzweiflenden Gebet. Lucinde (Ballade). Weltgericht (Scherz). Die beiden Harfensängerinnen (Ballade). Epigramme auf Hegel. Epigramme auf die Deutschen und Pustkuchen. Auf einen Kahlkopf. Harmonie. Die Zerrißne (Ballade). Menschenstolz. Oulanem (Trauerspiel. Erster Akt). Lied an die Sterne. Lied eines Schiffers auf der See. Das bleiche Mädchen (Ballade). Waldquell. Spielmann (Ballade). Drei Lichtlein. Entführung (Ballade). Epigramme und Xenien. Gesucht. Gefunden. Sonett. Wechselgespräch (Ballade). Seefels. Männerl und Trommerl (Märlein). Spaziergang. Zauberschiff (Ballade). Mondmann. Nachtgedanken (Dithyrambe). Traumbild (Dithyrambe). Anhang: Einige Kapitel aus „Scorpion und Felix" (Humoristischer Roman).
Die wieder aufgefundenen drei Gedichthefte („Buch der Liebe", Erster und Zweiter Teil und „Buch der Lieder") enthalten auf 262 Seiten insgesamt 56 Gedichte, darunter 11 Balladen. 35 Gedichte sind mit der Überschrift oder dem Untertitel „An Jenny" versehen. Von diesen 56 Gedichten nahm Marx einige in das Heft auf, das er seinem Vater überreicht hatte (z. B. das „Lied an die Sterne", „Menschenstolz", „Sehnsucht", „Lied eines SchifLrs auf der See" sowie die Balladen „Die beiden Harfensängerinnen", „Das bleiche Mädchen", „Die Zerrißne" und „Lucinde"). 602
137 Die „Wilden Lieder" („Der Spielmann" und „Nachtliebe") sind die ersten Veröffentlichungen von Marx und die einzigen Gedichte, die Marx je drucken ließ. Sie sind enthalten in dem seinem Vater gewidmeten Gedichtheft und erschienen in der vorliegenden Fassung in der Berliner Wochenschrift „Athenäum. Zeitschrift für das gebildete Deutschland", Nr. 4 vom 23. Januar 1841. 604
138 Die Bücheranzeige „Bruno Bauer. Kritik der evangelischen Geschichte der Synoptiker" und drei kleinere Artikel über die Hegeische Philosophie brachte die Beilage der Augsburger „Allgemeinen Zeitung" vom 1. August 1841. 641
139 Vgl. die Briefe von Marx an Arnold Rüge vom 13. März 1843 und an Ludwig Feuerbach vom 3.Oktober 1843 (siehe Band 27 unserer Ausgabe, S.416 und 419). 644
110 Wahrscheinlich ist hier die Rede vonLudwigFeuerbachsSchrift „Das Wesen des Christenthums", die Marx wohl um diese Zeit erneut gelesen hatte. 645
141 Vermutlich meint Jenny von Westphalen die damals aufsehenerregenden Memoiren der Marie Lafargue (Laffarge), „Memoires de Marie Cappelle, veuve Lafarge, Berits par ellememe" (4 Bände, 1841-1842). 1841 war in Leipzig das Buch erschienen „Marie Lafarge, verurtheilt als Giftmischerin und angeklagt als Diamantendiebin. Criminalgeschichte der neuesten Zeit." 646
142 Jenny Marx hatte sich zusammen mit ihrer am 1. Mai 1844 geborenen Tochter etwa Mitte Juni 1844 von Paris nach Trier begeben, um ihre Mutter Caroline von Westphalen zu besuchen. Im September kehrten sie in Begleitung einer Amme und Hausmädchen (Gretchen aus Barbein) nach Paris zurück. 647
143 Ende 1843 war Caroline von Westphalen zusammen mit ihrem Sohn Edgar von Westphalen von Kreuznach, wo sie nach dem Tode Ludwig von Westphalens gelebt hatte, nach Trier zurückgekehrt. Ihre Wohnadressen bis 1846 ließen sich bis jetzt nicht feststellen. 1846 wird sie als Bewohnerin des Hauses Brückenstraße 663 genannt. Es ist möglich, daß sie zuerst im Hause des Steuerkontrolleurs Wettendorf wohnte, der ebenfalls wie Heinrich Marx und Ludwig von Westphalen Mitglied der Gesellschaft des Literarischen Casinos, einer geselligen Vereinigung der tonangebenden Bürger Triers, war. 647
144 Gemeint sind die unter dem unmittelbaren Eindruck der ersten großen Klassenschlacht zwischen dem Proletariat und der Bourgeoisie in Deutschland, des Schlesischen Weberaufstandes (vom 4.-6. Juni 1844), in Breslau ausgebrochenen Unruhen (am 6. und 7. Juni 1844). 648
146 Wahrscheinlich meint Jenny Marx die eingetretene Besserung der materiellen Lage der Familie Marx. Auf Initiative von Georg Jung waren von Kölner Freunden 1000 Taler aufgebracht worden als „Tribut", wie es in dem Schreiben von Heinrich Joseph Ciaessen an Marx vom 13. März 1844 heißt, „den wir Ihrem Talente und Ihrer Wirksamkeit mit freudigem Herzen bringen", um „Sie persönlich für die Opfer, die Sie unserer gemeinschaftlichen Sache gebracht haben, zu entschädigen". 649
146 Der hier gebrachte Text ist ein Auszug aus einem verschollenen Brief von Jenny Marx. Karl Marx sagt in seinem Schreiben an Ludwig Feuerbach vom 1 I.August 1844: „Der kleine Auszug aus dem Brief einer deutschen Dame im Feuilleton von Nr. 64 des .Vorwärts' ist von einem Brief meiner Frau, die in Trier Zum Besuch ihrer Mutter ist, ohne Wissen des Autors abgedruckt" (siehe Band 27 unserer Ausgabe, S.428). Der „Vorwärts!" brachte diesen Auszug unter dem redaktionellen Titel „Aus dem Brief einer deutschen
Dame". 651
147 Karl Marx' Schwester Henriette (Jettchen) heiratete nicht am 28, August, sondern am 3. September 1844 den Architekten Theodor Simons. 653
148 Vom 18. August bis Ende September 1844 stellte der Bischof von Trier, Wilhelm Arnoldi, nach 34 Jahren erneut die Reliquie, den „ungenähten Rock Christi" (den „Heiligen
Rock"), in der Domkirche zu Trier aus; an den Pilgerfahrten dorthin sollen sich über eine Million Menschen beteiligt haben. 654
140 Siehe den Artikel „Kritische Randglossen zu dem Artikel ,Der König von Preußen und die Sozialreform. Von einem Preußen'" (Band 1 unserer Ausgabe, S.392-409). 654
150 Anstelle eines Honorars standen Marx für seine Arbeit an den „Deutsch-Französischen Jahrbüchern" eine bestimmte Anzahl Exemplare dieser Zeitschrift zur Verfügung, deren Vertrieb seine Kölner Freunde, insbesondere Georg Jung, übernommen hatten und die sich Marx gegenüber verpflichtet fühlten, für etwaige Verluste aufzukommen. Jung teilte am 26. Juli 1844 Marx mit: „Die 100 Exemplare sind leider von der Badischen Regierung auf dem Dampfschiff konfisziert worden. - Es geschieht mir aber schon recht, warum mußte ich auch dem leichtsinnigen Renard vertrauen. - Er versicherte mir, es sei nichts leichter als die Beschaffung dieser Bücher, er besorge den ganzen Fröbelschen Verlag nach Köln. - Ich glaube, der Kerl verspräche, auf Verlangen den Mond nach Köln zu spedieren. - Das Geld werde ich Ihnen dieser Tage übersenden."
Aus dem Brief von Georg Jung an Karl Marx vom 3I.Juli 1844 geht hervor, daß er 800 frs. für die konfiszierten Exemplare an Marx überwiesen hatte. 654
Literaturverzeichnis
Bei den von Marx zitierten oder erwähnten Arbeiten werden, soweit sie sich feststellen ließen, die von ihm benutzten Ausgaben angegeben. In einigen Fällen, besonders bei allgemeinen Quellen- und Literaturhinweisen, wird keine bestimmte Ausgabe angeführt.
I. Werke und Aufsätze genannter und ungenannter Autoren
Aeschylus: Prometheus vinctus. 262 263 299
Amendment bitt von 1834 siehe An actfor the amendment and better administration of the taws...
An act for the amendment and better administration of the latus, relating to the poor in England and Wales. In: Hansard's Parliamentary Debats. Vol.25. London 1834. 524 Anekdoia zur neuesten deutschen Philosophie und Publicistik von Bruno Bauer, Ludwig Feutrbach, Friedrich Koppen, Karl Nauwerck, Arnold Rüge und einigen Ungenannten; hrsg. von Arnold Rüge. Bd. 2. Zürich und Winterthur 1843. 468 569
Aristoteles: De anima libri tres. Ad interpretum graecorum auctoritatem et codicum fidem recogn. commentariis ill. Frider. Adolph. Trendelenburg. Jenae 1833. 245 270 313 339
- De coelo. 286 341 343 345 347 359 361 365
- De generatione animalium. 321
- De generatione et corruptione. 286 335 345 347
- De generatione et corruptione. In: Commentarii Collegii Coimbricensis Societatis Jesu, in libros de generatione et corruptione Aristotelis Stagiritae. 31
- Metaphysica. 31 65 79 89 91 101 270 287 313 315 333 345 351 359
- Physica. 333 355
- Physica. In: Commentarii Collegii Coimbricensis Societatis Jesu, in octo libros physicorum Aristotelis Stagiritae. Part 1 et 2. 31 33
- Rhetorica. 9
Aristoteles-Scholien siehe Scholia in Aristotelem
Athenaeus: Deipnosophistarum libri XV. 365
Augustinus, Aurelius: Epistolae. 341
Baco von Vcmlam: De dignitate et augmentis scientiarum. (London 1623.) 9
Bauer, Bruno: Das entdeckte Christenthum. Eine Erinnerung an das achtzehnte Jahrhundert und ein Beitrag zur Krisis des neunzehnten. Zürich und Winterthur 1843. 568
— Die gute Sache der Freiheit und meine eigene Angelegenheit. Zürich und Winterthur 1842. 568569
- Kritik der evangelischen Geschichte der Synoptiker. Bd. 1-2, Leipzig 1841. Bd. 3, Braunschweig 1842. 568
Baur, Ferdinand Christian: Das Christliche des Piatonismus oder Sokrates und Christus. Eine religionsphilosophische Untersuchung. Tübingen 1837. 219 223 225 227
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Der bergmännische Distrikt bei Birmingham siehe Tlresfcow], A. v.
Die Bibel. 207 311 382 383 431 610 Evangelium des Matthäus 12, 31-42. 382 Evangelium des Markus 8, 12-13. 383 Evangelium des Lukas 11, 29-30. 383 Evangelium des Johannes 15, 1-14. 598-601 Die Apostelgeschichte des Lukas 17, 18. 207 311
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Clemens Alexandrinus: Stromatum libri VIII. In: Opera graece et latine quae extant. Post accuratam D.V. Heinsii recensionem ... facta est ... Accedunt diversae lectiones ... ä Friderico Sylburgio collectae ... Editio nova, juxta Parisinam anni 1641. Coloniae 1688. 203 205 207 311 319 341
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Desiutt de Tracy, [Antoine-Louis-Claude] comte de; Elemens d'ideologie. IVe et Ve parties. TraitiS de la volonte et de ses effets. (Erstausgabe 1815.) Paris 1826. 559
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Diogenes Laertius: De clarorum philosophorum vitis, dogmatibus et apophthegmatibus libri decem. Liber decimus. Epicurus. Siehe Petrus Gassendi: Animadversiones in decimum librum Diogenis Laertii, qui est de vita, moribus, placitisque Epicuri.
- De vitis philosophorum libriX... Ed. ster. T. 1-2. Lipsiae: Tauchnitz 1833. 201 207 255 271 276 285 288 290 291 296 300 311 315 317 319 321 323 325 331 333 335 339 341 343 345 347 349 351 353 355 357 359 361 363 365
Einundzwanzig Bogen aus der Schweiz: Hrsg. von Georg Herwegh. Zürich und Wint .rthur 1843. 468 540
Engels, Friedrich: Umrisse zu einer Kritik der Nationalökonomie. In: Deutsch-Französische Jahrbücher. 468
Epikur: Fragmenta librorum II. et XI. de natura in voluminibus papyraceis ex Herculano erutis reperta... latine versa ... commentario illustrata Carolo Rosinio. Ex tcmo II. voluminum Herculanensium emendatius ed. suasque adnotationes adscripsit Io. Conradus Orellius. Lipsiae 1818. 288 347 - Briefe, Ginonica und Kupiai 86t;ca siehe Diogenes Laertius und Gassendi, Petrus
Eusebius Pamphilm: Praeparatio evangelica... Franciscus Vigerus Rothomagensis... rcc.,
Latine vertit, Notis ill.... Parisiis 1628. 274 286 317 321 323 325 343 347 351
Extraits des Enquetes publiees en Angleterre sur l'Irlande. Vienne 1840. 481
Feuerbach, Johann Paul Anselm: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland gültigen peinlichen Rechts. (4. Aufl. Gießen 1808.) 9
- Revision der Grundsätze und Grundbegriffe des positiven peinlichen Rechts. 2 Teile. Erfurt resp. Chemnitz 1799-1800. 9
Feuerbach, Ludwig: Geschichte der neuern Philosophie von Bacon von Verulam bis Benedict Spinoza. Ansbach 1833. 59 349
- Grundsätze der Philosophie der Zukunft. Zürich und Winterthur 1843. 468 569
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- Das Wesen des Christenthums. Leipzig 1841 (2.Ausg. Leipzig 1843). 571 645
Fichte, Johann Gottlieb: Grundlage des Naturrechts nach Prinzipien der Wissenschaftslehre. 2 Teile. (Jena und Leipzig 1796.) 5
Der Freischütz. Oper von Karl Maria von Weber. 642
Gaertner, G[ustav] Fr[iedrich]: Ueber die Provinzial-Rechte. Sendschreiben an den König!. Geheimen Justiz- und vortragenden Rath im hohen Justiz-Ministerium zu Berlin, Herrn A. W. Goetze. Berlin 1837. 11
Gassendi,Petrus: Animadversiones in decimum librum Diogenis Laertii, qui est de vita, moribus, placitisque Epicuri. Lugduni 1649.17 19 21 23 25 27 29 31 33 35 37 39 4143 47 49 51 53 55 57 59 61 65 67 201 207 261 271 276 285 288 290 291 296 300 Darin: Esse animos hominum Immortales, contra Epicurum. 59 Esse deum autorum mundi, contra Epicurum. 59 Gerere deum hominum curam, contra Epicurum. 59 Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie erster Teil. 563 610 611 Gratian: Concordia discordantium canonum (enthalten in den Ausgaben des Corpus iuris canonici). 9 Grolman(n), Karl von: Grundsatze der Criminalrechts-Wissenschaft (4. Auflage Gießen 1825). 9 Gruppe, 0[tlo[ F[riedrich\: Bruno Bauer und die akademische Lehrfreiheit. Berlin 1842. 381-384
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes. Hrsg. von Johann Schulze. In: Werke. Vollst. Ausg. durch einen Verein von Freunden des Verewigten. Bd. 2. Berlin 1832. 468 568 572-575
- Wissenschaft der Logik. Hrsg. von Leopold von Henning. Ebendort. Bd. 3-5. Berlin 1833 bis 1834.468 568
- Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie. Hrsg. von Karl Ludwig Michelet. Bd. 2. Ebendort. Bd. 14. Berlin 1833. 235
- Encyclopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse. 3. Ausg. Heidelberg 1830.571 585 587 588 Heineccius, Jo[hann] Gottl[ieb]: Elementa iuris civilis secundum ordinem Pandectarum, commoda auditoribus methodo adornata. Amstelodami 1728. 4 Hesiod: Theogonia. 237 [Holbach, Paul-Henri-Dietrich, baron de:] Systeme de la nature. Oü des loixdu monde physique & du monde moral. Par M.Mirabaud. Vol. 1—2, Londres 1770. 367 [Hume, David:] David Hume über die menschliche Natur aus dem Englischen nebst kritischen Versuchen zur Beurtheilung dieses Werks von Ludwig Heinrich Jakob. 1.Bd.: Ueber den menschlichen Verstand. Halle 1790. 262
Kant, Immanuel: Anthropologie in pragmatischer Hinsicht. (Königsberg 1798.) 618
Kapitulare siehe Capitularia regum Francorum Klein, Ernst Ferdinand: Annalen der Gesetzgebung und Rechtsgelehrsamkeit in den Preußischen Staaten. Bd. 1-26. Berlin und Stettin 1788-1809. 8
- Grundsätze des gemeinen deutschen peinlichen Rechts nebst Bemerkung der preußischen Gesetze. (2. Ausg. Halle 1799.) 8
Köppen, Carl Friedrich: Friedrich der Grosse und seine Widersacher. Eine Jubelschrift. (Meinem Freunde Karl Heinrich Marx aus Trier gewidmet.) Leipzig. 1840. 262
Lamartine, Alph[onse-Marie-Louis de]: Histoire des Girondins. T.1-4. Bruxelles 1847. 437 Lancelotti, Giovanni Paolo: Institutiones iuris canonici (seit 1587 in den Ausgaben des Corpus iuris canonici beigedruckt). 9 Lauterbach, W[olfgang] A[dam]: Collegium theorico-practicum. Ad L. Pandectarum Libros metbodo synthetica. (Hrsg. von Ulrich Thomas Lauterbach.) Vol. 1-43 und Register. Tübingen, 1690-1714. 9 - Compendium juris brevissimis verbis, sed amplissimö sensu 8c allegationibus universam ferfc materiam juris exhibens. (Hrsg. von Joh. Jacob Schütz.) l.Aufl. Tübingen 1769. 9 [Leibniz, Gottfried Wilhelm:] Lettre de Mr. Leibniz k Mr. Des Maizeaux, contenant quelques £claircissemens sur l'explication pr6c6dente, & sur d'autres endroits du systSme de l'harmonie pr&tablie etc. Hanover ce 8 Juillet 1711. In: Opera omnia. Nunc primum collecta... studio Ludovici Dutens. T.2. Genevae 1768 (dasselbe Coloniae Allobrogum-Qerolini 1789). 269/270 313 Lessing, Gotthold Ephraim: Laokoon: oder über die Grenzen der Mahlerey und Poesie. Mit beyläufigen Erläuterungen verschiedener Punkte der alten Kunstgeschichte. (Berlin 1766.) 8 Loudon, Charles: Solution du problferne de la population et de la subsistance, soumise ä un mldecin dans une s6rie de lettres. Paris 1842. 480/481 Lucretius (Titas Lucretita Carus): De rerum natura libri sex... Cum Richardi Bentleii animadversionibus Gilberti Wakefieldi praefationibus et commentariis integris caeterorümque... Ed. ... Henr. Car. Abr. Eichstädt. Vol. I. Lipsiae 1801. 43 91 141 145 147 149 151 153 155 157 159 161 163 165 167 169 171 173 175 177 179 181 183 209 211 213 282 294 - De rerum natura. 282 294 305 337 339 341 343 347 349 353 355 357 365 Luden, Heinrich: Geschichte des teutschen Volkes. Bd. 1-12. Gotha 1825-1837. 8
Mill, J[ames]: £l6m ens d'lconomie politique; traduits de l'anglais par J. T.Parisot. Par:* 1823. 443 445 456-458 559/560 Mosen, Julius: Der Congress von Verona. Ein Roman. 2 Teile. Berlin 1842. 400-402 - Herzog Bernhard. Historische Tragödie (1842). (Erstdruck Leipzig 1855.) 402 Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Hrsg. von seiner Tochter J.W. J. v. Voigt, geb. Moser. 4 Teile. Berlin 1775-1786. 527 Mählenbruch, Christian Friedrich: Doctrina pandectarum. Vol. 1-3. Halis Saxonum 1823 bis 1825 (3. Ausg. 1838.) 9
Ovid: Tristia. 8
Pecqueur, C[onstantin]: Theorie nouvelle d'£conomie sociale et politique, ou Stüdes sur l'organisation des sociales. Paris 1842. 480 492 - 494
Philoponus. In: Scholia in Aristotelem Plato: Parmenides. 227 - Phaedon. 89 - Timaeus. 227
46 Karx/Engels, Werke EB 1
Plutarchus Chaeronensis: Commentarius Ne suaviter quidem vivi posse secundum Epicuri decreta, docens. In: Quae extant omnia, cum latina, interpretatione Hermanni Cruserii, Gulielmi Xylandri... T.2: Continens Moralia. Gulielmo Xylandro interprete. Francofurti 1599. 47 75 77 93 95 99 101 103 105 107 109 III 113 115 117 121 269 306 307 319 341 367 369
- Adversus Colotem liber. Ebendort. 93 125 127 129 131 133 135 137 139 141 143 269 291 311 313 315 351 353
- De animae procreatione e Timaeo. In: Varia scripta, quae moralia vulgo vocantur... Ed. ster. T.6. Lipsiae (1815, 1820, 1829) (Tauchnitz). 339
- Caius Marius. 325
(Pseudo-PIutarch:) De placitis philosophorum libri V. In: Plutarchus Chaeronensis: Varia scripta quae moralia vulgo vocantur... Ed. ster. T.5. Lipsiae: Tauchnitz (1815, 1820, 1829). 269 274 276 286 292 311 315 317 321 325 337 343 347 351 353
Reimarus, Hermann Samuel: Allgemeine Betrachtungen über die Triebe der Thiere, hauptsächlich über ihre Kunst-Triebe: zum Erkenntniß des Zusammenhanges der Welt, des Schöpfers und unser selbst. [Hamburg] 1760. 9
Ricardo, David: On the principles ofpolitical economy, and taxation. (Erstausg. London 1817.) 494
- Des principes de l'&onomie politique, et de l'impot. Traduit de l'anglais par F.S.Constancio. D.M. etc.; avec des notes explicatives et critiques, par M. Jean-Baptiste Say. T.2. 2e £d. Paris 1835. 494/495
Ritter, Heinrich: Geschichte der Philosophie alter Zeit. I.Teil. Hamburg 1829. 79 231 233 286 315 345
Rosini siehe Epikur: Fragmenta librorum II. et XI.
Sallet, Friedrich von: Laien-Evangelium. Jamben. Leipzig 1842. 431 -433
Savigny, Friedrich Carl von: Das Recht des Besitzes. Eine civilistische Abhandlung. (l.Aufl. Gießen 1803, 6. Aufl. Gießen 1837.) 5 9
Say, Jean-Baptiste: Traite d'economie politique, ou simple exposition de la maniere dont se forment, se distribuent, et se consomment les richesses. T. 1-2. 3me ed. Paris 1817. 483 487 499/500 559
Schaubach, J[ohann] K[onrad]: Ueber Epikur's astronomische Begriffe nebst einem Nachtrage zu Nr.195 des Allgemeinen] Anzeigers] d.D. 1837. In: Archiv für Philologie und Paedagogik. (Supplement zu: Neue Jahrbücher für Philologie und Paedagogik...) Hrsg. von G. Seebode, Joh. Chr. Jahn und Reinh. Klotz. Band 5, Heft 4, Leipzig 1839. 203 279 290/291 337 351
Schelling, F[riedrich] W[ilhelm] J[oseph]: Philosophische Briefe über Dogmatismus und Kriticismus. (1795.) In: F.W. ]. Schelling s philosophische Schriften. Bd.l. Landshut 1809. 369 371 373
- Vom Ich als Princip der Philosophie, oder über das Unbedingte im menschlichen Wissen. (1795.) Ebendort. 369
Schiller, Friedrich Wilhelm von: Die Glocke. 610
- Wallenstein. 610
Scholia in Aristotelem. Collegit Christianus Aug. Brandis. In: Aristoteles: Opera ed. Acad. Reg. Borusica. Vol.4. Berolini 1836. 315 323 325 333 339 343 345 347 351 353 355
Schulz, Wilhelm: Die Bewegung der Produetion. Eine geschichtlich-statistische Abhandlung zur Grundlegung einer neuen Wissenschaft des Staats und der Gesellschaft. Zürich und Winterthur 1843. 477-480 491/492 496/497
Seneca (LuciusAnnaeusSeneca): Opera, quae extant, integris Justi Lipsii, J. Fred. Gronovii, et selectis variorum comm. illustrata. Accedunt Liberti Fromondi... notae et emendationes. T.I u. 2. Amstelodami 1672. 185 187 189 191 193 195 197 276 319 323 325 341 Darin: De constantia sapientis, sive quod in sapientem non cadit injuria. 187 Ad Paulinum de brevitate vitae liber unus. Ebendort T.I. 195 De vita beata ad Gallionem fratrem liber unus. Ebendort T. I. 187 193 195 De otio aut secessu sapientis libri pars. Ebendort T. 1. 185 193 Ad Aebucium liberalem de benefieiis libri VII. Ebendort T.I. 193 195 341 Ad Lucilium epistolae. Ebendort T.2. 185 187 189 191 195 197 319 323 Ad Lucilium naturalium quaestionum libri VIII. Ebendort T.2. 193 276/277 325 De morte Cl.Caesaris. Ebendort T.2. 197
Sextus Empiricus: Opera quae extant. Magno ingenii acumine scripti, Pyrrhoniarum hypotyposeon libri III.Quibus in tres philosophiae partes accerrime inquiritur. Henrico Stephano interprete: Adversus mathematicos, hoc est, eos qui diseiplinas profitentur, libri X. Gentiano Herveto Aurelio interprete, graece nunc primum editi... Coloniae Allobrogum 1621. 67 69 7! 73 75 103 233 235 313 319 343 351 355 357
Shakespeare, William: König Lear. 400 - 402
- Heinrich der Vierte. Erster Teil. 403
- Othello. 399
- Timon von Athen. 563/564
Simplicius. In: Scholia in Aristotelem Sismondi, J[ean-]C[harles-]L[eonard] Simonde de: Nouveaux principes d'economie politique ou de la richesse dans ses rapports avec la population. T. 1-2. (Paris 1819; 2. Aufl. Paris 1827). 495 527
Skarbek, Frederic: Theorie des richesses sociales. Suivie d'une bibliographie de l'economie politique. T. 1 -2. (Paris 1829; 2. Ausg. Paris 1839.) 559
Smith, Adam: Recherches sur la nature et les causes de la richesse des nations. Traduction nouvelle, avec des notes et Observation; par Germain Garnier. T. 1-2. Paris 1802. 475 484 bis 491 495-502 504/505 557-559
Solger, K[arl] W[ilhelm] F[erdinanJ\: Erwin. Vier Gespräche über das Schöne und die Kunst. 2 Teile. Berlin 1815. 8
Stobaeus, Ioannes: Sententiae, ex thesauris graecorum delectae... Huic editioni ac. ... Eclogarum physicarum et ethicarum libri duo... Aureliae Allobrogum 1609. 189 197 199 201 203 274 291 292 321 325 333 337 345 347 351 353 355 357
Tacitus (Publius Cornelius Tacilus): Germania. 8 Themistios. In: Scholia in Aristotelem Thibaut, Anton Friedrich Justus: System des Pandekten-Rechts. Bd. 1-2. Jena 1803-1805. 4
T[reskou>\, A.v.: Der bergmännische Distrikt zwischen Birmingham und Wolverhampton, mit besonderer Bezugnahme auf die Gewinnung des Eisens. In: Deutsche Vierteljahrs Schrift. 3.Heft. 1838. Stuttgart und Tübingen [1838], 496
lieber ständische Verfassung in Preußen. Stuttgart und Tübingen 1842. 416
Verordnung, wie die Zensur der Druckschriften nach dem Beschluß des deutschen Bundes vom 20sten September d.J. auf fünf Jahre einzurichten ist. Vom 18ten Oktober 1819. In: GesetzSammlung für die königlichen Preußischen Staaten, 1819. Berlin [1820]. 397 423
Wening-Ingenheim, J[ohann] N[epomufy\ v.: Lehrbuch des Gemeinen Civilrechtes, nach Heise's Grundriß eines Systems des gemeinen Civil-Rechtes zum Behuf von PandectenVorlesungen. Bd. 1-3. (4. Aufl. München 1831-1832.) 9
1Vinckelmann, Johann: Geschichte der Kunst des Alterthums. 2 Teile. (Dresden 1764. Anmerkungen und Zusätze dazu. 2. Teile. Dresden 1767.) 8
Zensurgesetz Vom 18. Oktober 1819 siehe Verordnung, wie die Zensur der Druckschriften nach dem Beschluß des deutschen Bundes Vom 20sten September d.J. auf fünf Jahre einzurichten ist.
Zensurinstruhtion der Preußischen Regierung vom 24. Dezember 1841. In: Allgemeine Preußische Staats-Zeitung Nr. 14 vom 14. Januar 1842. 394
II. Pertodica
Aachener Zeitung - Tageszeitung, erschien (unter diesem Titel) von 1815 bis 1868. 385 386
Allgemeine Königsberger Zeitung siehe Königsberger Allgemeine Zeitung
Allgemeine Preußische Staats-Zeitung - gegründet 1819 in Berlin; in den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts ein halbamtliches Blatt der preußischen Regierung, 421
Allgemeine Zeitung - Tageszeitung, gegründet 1798, erschien von 1810 bis 1882 in Augsburg; vertrat konservative Interessen. 385 386 395 399-405 413
Archiv für Philologie und Paedagogik - erschien von 1831 bis 1855 als Supplement zur Zeitschrift „Neue Jahrbücher für Philologie und Paedagogik", herausgegeben von G, Seebode, Joh.Chr.Jahn und Reinh.Klotz. 279 290/291 337 351
Augsburger Zeitung siehe Allgemeine Zeitung
Le Bien public - Organ der gemäßigten bürgerlichen Republikaner; erschien von August 1843 bis Dezember 1848 (zuerst in Mäfon, seit Mai 1848 in Paris), Mitbegründer und Mitarbeiter dieser Zeitung war Lamartine. 437
Correspondent - siehe Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheiischen Correspondenten
Deutsche Jahrbücher für Wissenschaft und Kunst - literarisch-philosophische Zeitschrift der Junghegelianer; herausgegeben von Arnold Rüge und Theodor Echtermeyer; erschien unter diesem Titel in Leipzig vom Juli 1841 bis zu ihrem Verbot im Januar 1843; vorher (1838-Juni 1841) wurde sie unter dem Titel „Hallische Jahrbücher für deutsche Wissenschaft und Kunst" herausgegeben. 437
Deutscher Musenalmanach für das Jahr 1838 - herausgegeben in Berlin von Adelbert von Chamisso und Gaudy. 10
Deutsche Vierteljahrs Schrift - erschien von 1838 bis 1870 in Stuttgart und Tübingen. 496 Deutsch-Französische Jahrbücher - unter der Redaktion von Karl Marx und Arnold Rüge in deutscher Sprache in Paris herausgegeben. Es erschien nur die erste Doppellieferung im Februar 1844. In ihr wurden von Marx die Aufsätze „Zur Judenfrage" und „Zur Kritik der Hegeischen Rechtsphilosophie. Einleitung" sowie drei an Arnold Rüge gerichtete Briefe (siehe Band 1 unserer Ausgabe, S. 347-391 und 337-346) und von Friedrich Engels die Arbeiten „Umrisse zu einer Kritik der Nationalökonomie" und „Die Lage Englands. ,Past and Present'by Thomas Carlyle, London 1843" (siehe Band 1 unserer Ausgabe, S. 499-549) veröffentlicht. 467 468 641
Kölnische Zeitung - Tageszeitung, erschien (unter diesem Titel) von 1802 bis 1945; in den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts war sie ein Organ der liberalen Bourgeoisie, die eine feindliche Haltung zur revolutionär-demokratischen Bewegung einnahm; während der Revolution 1848/49 und der darauf folgenden Zeit verteidigte sie die feige, verräterische Politik der preußischen liberalen Bourgeoisie. 392 431 437
Königsberger Allgemeine Zeitung - erschien von 1843 bis 1845. 421
Mannheimer Abendzeitung - Tageszeitung, erschien von 1842 bis 1849; gegründet von Karl Grün; vertrat eine radikale Richtung. 385 386
Revolutions de France et de Brabant, et des royaumes qui, demendant une Assemblee nationale, et arborant la cocarde, meriteront une place dans cesfastes de la liberte- Wochenschrift, herausgegeben von Camille Desmoulins (1792 gemeinsam mit Merlin de Thionville), erschien von 1789 bis 1792. 527 Rhein- und Mosel-Zeitung - Tageszeitung; erschien von 1831 bis 1850 in Koblenz; katholisches Organ. 426 - 429 431-436 Rheinische Zeitung für Politik, Handel and Gewerbe- Tageszeitung, erschien vom 1. Januar 1842 bis 31.März 1843 in Köln; nahm unter der Redaktion von Marx (vom 15.Oktober 1842 bis 17. März 1843) einen immer ausgeprägteren revolutionär-demokratischen Charakter an; von der preußischen Regierung ab I.April 1843 verboten. 379 385 386 388389 391 394 bis 403 420 - 427 434 - 437
Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unparteiischen Correspondenten - gegründet 1731, erschien unter diesem Namen von 1814 bis 1864 und danach bis 1923 unter dem Namen „Hamburgischer Correspondent". 395
Trier'sehe Zeitung -gegründet 1757, erschien unter diesem Titel seit 1815; Anfang der vierziger Jahre ein bürgerlich-demokratisches Organ; stand seit Mitte der vierziger Jahre des vorigen Jahrhunderts unter dem Einfluß der „wahren" Sozialisten. 431 432 649
Personenverzeichnis
(Die griechischen Namen werden nachstehend in der von Marx im allgemeinen benutzten Schreibweise gebracht; dort, wo Marx sie in Lateinisch brachte, wird die griechische Form in Klammern hinzugesetzt.)
Agrippa (Marcus Vipsanius Agrippa) (etwa 62-12 v.u.Z.) römischer Feldherr und Staatsmann. 597 Aischylos (etwa 525-456 v. u. Z.) griechischer Tragödiendichter. 97 262 263 299 548 Alexander der Große (356-323 v.u.Z.) Heerführer und Staatsmann, König von Makedonien (336-323 v.u.Z.). 79 266 Amyklas (4.Jh. v.u.Z.) griechischer pythagoreischer Philosoph. 335 Anaxagoras aus Klazomenai in Kleinasien (etwa 500 bis etwa 428 v.u.Z.) griechischer Philosoph, bereitete mit seiner Lehre von den aus unendlich vielen und unveränderlichen Urteilchen (Homöomerien) bestehenden Materie die Atomistik vor. 17
49 79 81 83 151 157 159 215 298 Anaximander (Anaximandros) aus Milet (etwa610-546 v.u.Z.) griechischer Philosoph und Naturforscher, naturwüchsiger Materialist und Dialektiker. 203 Antisthenes aus Athen (etwa 450 bis etwa 360 v.u.Z.) griechischer Philosoph, Schüler des Sokrates, Begründer der kynischen Schule. 237 245 Antisthenes aus Rhodos (2. Jh. v. u. Z.)griechischer Historiker und Philosoph, Verfasser einer Schrift über die Aufeinanderfolge der Philosophenschulen und ihrer Schulhäupter. 272 317
Apeües Zeitgenosse und Schüler des Epikur. 103 Apollodor(os) aus Athen (2,Jh. v.u.Z.) griechischer Grammatiker und Historiker, Verfasser einer Chronik. 319 Apollodor(os) aus Athen (2. Hälfte des 2. Jh. v.u.Z.) griechischer epikureischer Philosoph, nach Diogenes Laertius Verfasser einer Schrift über das Leben des Epikur. 319 Arcesilaus siehe Arfcesilaos Archelaus (-os) aus Athen (5.Jh. v.u.Z.) griechischer Philosoph, Schüler des Anaxagoras. 69 Archestratus (-os) aus Gela auf Sizilien (4. Jh. v.u.Z.) griechischer Dichter, Verfasser eines parodistischen Gedichtes, das eine gastronomische Reise um die Welt beschreibt und gastrologische Regeln enthält. 304 365 Archimedes (etwa 287-212 v.u.Z.) bedeutendster griechischer Mathematiker, Physiker und Techniker der Antike. 331 Aristipp(os) aus Kyrene (etwa 435 bis nach 366 v.u.Z.) griechischer Philosoph, Schüler des Sokrates, Begründer der kyrenaischen Schule. 17 245 269 311 Aristodemus aus Aigion in Achaia - griechischer platonischer Philosoph, Zeitgenosse und Freund des Plutarch. 105 367
Aristoteles (384-322 v. u. Z.) unter den „alten griechischen Philosophen ... der universellste Kopf", der „auch bereits die wesentlichsten Formen des dialektischen Denkens untersucht" hat(Engels).Erschwankte zwischen Materialismus und Idealismus. 9 3133 53 61 65 67 75 79 81 89 91 101 129 135 215 217 225 227 229 233 243 245 266 bis 267 270 274 280 282 283 285-288 290 291 295 298 299 301 313 315 321 333 335 339 341 343 345 347 351 355 359 361 365 Aristoxenus (-os) aus Tarent (geb. um 370 v.u.Z.) griechischer Philosoph, Schüler des Aristoteles; bedeutender Musiktheoretiker. 335 Arkesilaos aus Pitane in Aiolien (etwa 315 bis etwa 240 v.u.Z.) griechischer skeptischer Philosoph, Begründer der zweiten oder mittleren Akademie. 145 Arnim-Boytzenburg, Adolf Heinrich, Graf Von (1803-1868) preußischer Staatsmann, Minister des Innern (1842—1845) vertrat die Interessen des Junkertums. 421 Äschylus siehe Aischylos Athenaeus siehe Athenaios Athenaios aus Naukratis in Ägypten (Ende des 2. bis Anfang des 3. Jh.) Verfasser des Werkes Deipnosophistai (Gastmahl der Gelehrten). 365 Augustinus (Aurelius Augustinus) (354-430) Bischof von Hippo Regius (Nordafrika), lateinischer Kirchenlehrer und Philosoph.
282 341 Augustus (Caius Iulius Caesar Octavianus) (63 v.u.Z.-14 u.Z.) römischer Kaiser (27 v.u.Z.-14 u.Z.). 595-597
Bachmann, Karl Friedrich (1785-1855) Philosoph, Professor an der Universität in Jena. 374 Baco von Verulam (Bacon, Francis, Viscount of Saint Albans and Baron of Verulam) (1561-1626) englischer Staatsmann und Politiker, Philosoph, Naturforscher und Historiker. „Der wahre Stammvater des englischen Materialismus und aller modernen experimentierenden Wissenschaft ist Baco" (Marx). 9
Baibus (Lucius Cornelius Baibus) Konsul (40 v.u.Z.); Vertreter des Stoizismus in Ciceros Schrift De natura deorum. 239 Bauer, Bruno (1809-1882) Philosoph, Religionshistoriker und Publizist; Junghegelianer; kritisierte vom idealistischen Standpunkt aus die Bibel und den orthodoxen Gottesbegriff; nach 1866 Nationalliberaler. 10 381-384 431 467 568 641 649 Baur, Ferdinand Christian (1792-1860) Theologe und Kirchenhistoriker, Haupt der Tübinger Schule der Bibelforschung und Bibelkritik, Professor in Tübingen.
219 221 223 225 Bayle, Pierre (1647-1706) französischer skeptischer Philosoph, kämpfte gegenTheologie und spekulative Philosophie; Wegbereiter aufklärerischer und materialistischer Ideen in Frankreich. 245 279 280 282 337 339 Bergasse, Nicolas (1750-1832) französischer Advokat und Politiker; Monarchist. 527 Bohemus, Jacobus siehe Böhme, Jacob Böhme, Jacob (1575-1624) Schuhmacher, Autodidakt, Vertreter einer stark pantheistischen und von der Mystik geprägten Philosophie, in der zugleich eine objektividealistische Dialektik zum Ausdruck kommt. 121 Brandis, Christian August (1790-1867) Professor der Philosophie, beteiligte sich an der Herausgabe der Werke des Aristoteles durch die Berliner Akademie der Wissenschaft; schrieb zahlreiche Arbeiten zur Geschichte der Philosophie. 315 333 Brougham, Henry Peter (Lord Brougham and Vaux) (1778-1868) englischer Jurist, Schriftsteller und Staatsmann, in den zwanziger und dreißiger Jahren ein Führer der Whigs, Mitglied des Parlaments, Lordkanzler (1830-1834). 480 Brucker, Johann Jacob (1696-1770) Schulrektor und Pastor, Verfasser der ersten in Deutschland erschienenen Philosophiegeschichte. 289 349 Brüggemann, Theodor (1796-1866) katholischer Staatsbeamter, wurde 1831 Mitglied des Provinzial-Schulkollegiums in
Koblenz. 617
Bruno, Giordano (1548-1600) italienischer Denker, Materialist und Atheist, entwickelte die Lehre des kopernikanischen Weltsystems weiter; von der Inquisition als Ketzer verbrannt. 219 Buhl, Ludwig Heinrich Franz (1814 bis etwa 1882) Publizist, Junghegelianer. 416 Biilow-Cummerou), Ernst Gottfried Georg von (1775-1851) preußischer Großgrundbesitzer, Publizist und Politiker; Gründer des Vereins für die Interessen des Grundbesitzes und Seele des neben der preußischen Nationalversammlung tagenden reaktionären Junkerparlaments. 424 Bunsen, Christian Carl Josias, Freiherr von (1791-1860) preußischer Diplomat, Publizist und Theologe; Gesandter in London
(1842-1854). 441 Burel, Antoine-Eugine (1811-1842) französischer kleinbürgerlicher Sozialist und Ökonom; Anhänger Sismondis. 481-482 495
Cabet, Etienne (1788-1856) französischer Jurist und Publizist, utopischer Kommunist; Verfasser des utopischen Romans „Voyage en Icarie". 404 536 Camphausen, Ludolf (1803-1890) Bankier in Köln, einer der Führer der rheinischen liberalen Bourgeoisie; preußischer Ministerpräsident (März bis Juni 1848), betrieb eine verräterische Vereinbarungspolitik mit den konterrevolutionären Kräften. 426-429 435 Cartesius siehe Descartes Cäsar (Caius Iulius Caesar) (etwa 100-44 v.u.Z.) römischer Feldherr und Staatsmann. 596 Chamisso, Adelbert von (1781-1838) liberaler Dichter der Romantik; Naturforscher. 10 Charinus (-osJ athenischer Archon (308-307 v.u.Z.) 187 Chevalier, Michel (1806-1879) französischer Ingenieur, Ökonom und Publizist; in den dreißiger Jahren Anhänger Saint-Simons, später Vertreter des Freihandels, unterstützte nach dem Staatsstreich vom Z.Dezember 1851 aktiv die ökonomische Politik Napoleons III. 528 551
Chrysippus (-os) aus Soloi in Kilikien (etwa 280 bis etwa 205 v.u.Z.) griechischer stoischer Philosoph. 199 237 304 365 Cicero (MarcusTulliusCieero)(\06-43 v. u. Z.) römischer Staatsmann, Schriftsteller und bedeutendster Redner Roms; eklektischer Philosoph. 165 237 243 249 261 269 270 272 273 275 278-283 292 311 315 317319 321 323 337 339 341 353 Ciaessen, Heinrich Joseph (1813-1883) Arzt und Politiker; bürgerlicher Liberaler, einer der Leiter der Aktiengesellschaft und Mitarbeiter der „Rheinischen Zeitung", Anhänger Ludolf Camphausens.
646 Claudius (Tiberius Claudius Nero Germanicus) (10 v.u.Z.-54 u.Z.) römischer Kaiser (41-54). 197 Clemens Alexandrinus (Titus Flavius Clemens) (etwa 150 bis etwa 215) griechischer Kirchenlehrer, Vertreter der orthodoxen Gnosis. 203 205 207 269 311 319 341 Clemens, Heinrieh (etwa 1818-1852) Mitabiturient von Karl Marx, studierte im Wintersemester 1835/1836 in Bonn, später Notar in Saarlouis. 617 Colotes siehe Kolotes Cotta (Caius Aurelius Cotta) (etwa 120 bis etwa 73 v.u.Z.) römischer Redner und Politiker, Konsul im Jahre 74 v.u.Z.; Vertreter der neueren Akademie, tritt in Ciceros Dialog De natura deorum als Kritiker der epikureischen Philosophie auf. 241 243 269 Cotta, Johann Georg (1796-1863) Verleger, stand seit 1832 an der Spitze des CottaVerlages in Stuttgart. 400 401 416 Courier de Mere, Paul-Louis (1772-1825) französischer Philologe und Publizist, bürgerlicher Demokrat; trat gegen die feudalaristokratische und klerikale Reaktion in Frankreich auf. 528 Cramer, Andreas Wilhelm (1760-1833) Jurist und Philologe, Professor des Rechts in Kiel und Bibliothekar. 9
Demetrius (-os) aus Magnesia (1 .Jh.v.u.Z.) griechischer Schriftsteller, Verfasser eines
Buches über gleichnamige Dichter und Gelehrte. 272 317 Demok'it(os) aus Abdera (Thrakien) (etwa 460 bis etwa 370 v. u. Z.) griechischer Philosoph, der „erste enzyklopädische Kopf unter den Griechen" (Marx); Schüler des Leukipp, Hauptvertreter der Atomistik. 17 65 67 125 127 167 201 203 207 23] 233 243 245 249 251 257 264 266-278 282 284 bis 291 293-298 302 305 311 313 315 317 321 323 325 331 333 335 337 343 345 347 355 374 Descartes (Cartesius), Rene (1596-1650) französischer dualistischer Philosoph, Mathematiker und Physiker. 59 Des Maizeaux (Desmaizeaux), Pierre (1666 bis 1745) französischer Kritiker und Historiker, schrieb unter anderem Biographien über Bayle, Boileau-Despreaux u.a. 313 Desmoulins, Lucien-Simplice-Camille-Benoist (1760-1794) französischer Advokat und Journalist, Revolutionär, einflußreicher Volksredner, Freund Dantons. 527 Deslull de Tracy, Antoine-Louis-Claude, comte de (1754-1836) französischer Vulgärökonom, sensualistischer Philosoph; Anhänger der konstitutionellen Monarchie. 451 528 559 Dezamy, Theodore (1803-1850) französischer Publizist, Vertreter des utopischen Kommunismus. 404 Diogenes Babylonius aus Seleukeia am Tigris (etwa 240 bis etwa 152 v.u.Z.) griechischer stoischer Philosoph, Schüler des Chrysippus. 237 Diogenes Laertius (-osj (nicht vor Anfang des 3.Jh. u.Z.) griechischer Schriftsteller, Verfasser eines Werkes in zehn Büchern über Leben und Meinungen berühmter Philosophen, das viel Tatsachenmaterial enthält. 17 31 33 47 59 67 201 207 270 272 274 285 288 290 291 311 315 317 319 321 323 325 331 333 335 339 341 343 345 347 349 351 353 355 357 359 361 363 365
Dionysius (-osj der Große (etwa 200 bis etwa 265) Bischof von Alexandria (seit etwa 246), Schüler des Origenes, verfaßte
unter anderem eine gegen die Epikureer und deren atomistische Theorie gerichtete Schrift. 275 288 Dutens, Louis (1730-1812) französischer Philologe und Historiker, Herausgeber der Opera omnia Leibnitii. 313
Eichhorn Geh. Oberjustizrat und GeneralProkurator am Rheinischen Revisionsund Kassationshof in Berlin; Bekannter von Heinrich Marx. 624 Eichhorn, Johann Albrecht Friedrich (1779 bis 1856) preußischer Staatsmann; Minister für die geistlichen, Unterrichts^ und Medizinalangelegenheiten (1840-1848); begünstigte die ultramontanen und pietistisch-orthodoxen Tendenzen. 421 Eichstädt, Heinrich Karl Abraham (1772 bis 1848) Philologe, Professor der Philosophie, der Beredsamkeit und Dichtkunst in Jena; einer der glanzvollsten Latinisten seiner Zeit. 145 Elisabeth (1801-1873) Tochter des Königs Max Joseph von Bayern, Königin von Preußen, GemahlinFriedrich Wilhelms IV. 438 439 Empedokles aus Agrigent (etwa 494 bis etwa 433 v.u.Z.) griechischer Arzt, Dichter, Philosoph, betrachtete Erde, Wasser, Luft und Feuer als gleichwertige, unveränderliche und unvergängliche Urstoffe, auf deren Verbindung und Trennung alles Entstehen und Vergehen beruht. 69 129 131 133 157 269 313 Engels, Friedrich (1820-1895). 468 530 Epicharmus (-os) (etwa 530 bis etwa 440 v.u.Z.) griechischer Komödiendichter.
69 269 313 Epikur (etwa 341 bis etwa 271 v.u.Z.) griechischer Philosoph, entwickelte die materialistische Atomistik Demokrits weiter; „Epikur ... war der eigentliche radikale Aufklärer des Altertums, der die antike Religion offen angriff und von dem auch bei den Römern der Atheismus, soweit er bei ihnen existierte, ausging" (Marx/ Engels). 13 17 19 25 31 35 37 41 43 45 47 49 51 53 55 57 59 61 63 65 67 69 71 73 75
77 91 93 95 97 99 101 103 105 107 109 111 113 115 119 121 123 125 127 129 131 133 135 139 141 143 145 155 157 159 161 165 167 171 175 181 183 185 187 189 191 193 195 197 199 201 203 205 207 215 217 219 233 235 237 239 241 243 245 247 249 251 253 255 257 261 262 264-286 288-307 309 311 313 315 317 319 321 323 325 333 335 337 339 341 343 347 349 351 353 355 357 363 365 367 374 601 Esser Geh. Oberrevisionsrat am Rheinischen Revisions- und Kassationshof in Berlin; Bekannter von Heinrich Marx. 623 624 633 Euripides (etwa 480 bis etwa 406 v.u.Z.) griechischer Tragödiendichter. 97 Eurydikus (-os) (richtig: Eurylochos) (Ende 4.-3.Jh. v.u.Z.) Schüler des Skeptikers Pyrrho(n) (siehe auch Anm.49). 319 Eusebius Pamphilus (Eusebios Pamphilos) (etwa 260 bis etwa 340) Bischof von Caesarea in Palästina, griechischer Kirchenlehrer, schrieb unter anderem eine Kirchengeschichte und die apologetische Schrift Praeparatio evangelica. 274 275 286 288 317 321 323 325 343 347 351 Evers Student in Berlin (1837/1838). 639
Feuerbach, Johann Paul Anselm, Ritter von (1775-1833) Jurist, entwickelte in seinen Schriften für seine Zeit fortschrittliche Prinzipien des Strafrechts; Vater von Ludwig Feuerbach. 9 Feuerbach, Ludwig (1804-1872). 59 349 431 468-470 543 569-571 581 645 Fichte, Johann Gottlieb (1762-1814). 5 8 221 608 Fould, Achille (1800-1867) französischer Bankier und Staatsmann, Orleanist, später Bonapartist; von 1849 bis 1867 mehrmals Finanzminister; Staatsminister und Minister des kaiserlichen Hofes (1852-1860). 416 Fourier, Franfois-Marie-Charles (1722-1837) französischer utopischer Sozialist. 534 Friedrich II. (1712-1786) König von Preußen (1740-1786). 262 396 Friedrich Wilhelm III. (1770-1840) König von Preußen (1797-1840). 628
Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) König von Preußen (1840-1861). 392 393 395 396 438-441 651 Funke, Georg Ludwig Wilhelm Theologe, Althegelianer. 527
Ganganelli, Giovanni Vincenzo Antonio (als Mönch: Lorenzo) (1705-1774) Kardinal (seit 1759) und Papst unter dem Namen Clemens XIV. (1769-1774). 432 Ganilh, Charles (1758-1836) französischer Politiker und Ökonom, Epigone des Merkantilismus. 528 Gärtner (Gaertner), Gustav Friedrieh (gest. 1841) Jurist, Professor des Staats- und Völkerrechts in Bonn. 11 Gassendi, Petrus (Pierre) (1592-1655) französischer Philosoph, Vertreter des mechanischen Materialismus, Anhänger und Verfechter der Atomlehre Epikurs; Physiker und Mathematiker. 17 47 59 261 289 349 Gerlach, Karl Heinrich Eduard Friedrieh von Vertreter der preußischen reaktionären Bürokratie; Regierungspräsident in Köln (1839-1844), vorher Polizeipräsident in Berlin. 394 397 Goethe, Johann Wolfgang von (1749-1832). 563 564 609 610 612 Gorgias aus Leontinoi auf Sizilien (etwa 483 bis etwa 376 v.u.Z.) griechischer Sophist und Rhetor. 231 Görres, Joseph von (1776-1848) Publizist und Journalist, Herausgeber von deutschen Volksbüchern: ursprünglich ein Vertreter des Fortschritts und Vorkämpfer für einen deutschen Nationalstaat wurde er später ein ultramontaner und zum Mystizismus neigender Katholik, der 1838 in den „Historisch-politischen Blättern" ein Sprachrohr der feudal-klerikalen Reaktion schuf. 424 Görtz, Franz Damian (1788-1865) Landrat und Oberbürgermeister von Trier (1841 bis 8. April 1848). 653 Gratian (12. Jh.) italienischer Mönch, faßte um 1140 Kirchenrechtsquellen zu der Sammlung Concordantia discordantium
canonum zusammen, die seit 1499 den ersten Teil des Corpus iuris canonici bildet. 9 Gratz, Peter Alois (1769-1849) Professor der katholischen theologischen Fakultät der Bonner Universität (1819-1825), geistlicher Schulrat in Trier (1825-1839). 621 Gretchen aus Barbein - Amme der am 1. Mai 1844 geborenen ältesten Tochter von Karl Marx und Jenny Marx, lebte in deren Haushalt in Paris vom September 1844 bis wahrscheinlich zur Ausweisung von Marx aus Frankreich im Januar 1845. 647 Grolmann, Karl Ludwig Wilhelm von (1775 bis 1829) Jurist und Staatsmann, Verfasser von Schriften über Zivil- und Kriminalrecht. 9 Gruppe, Otto Friedrich (1804-1876) Publizist und idealistischer Philosoph, trat 1842 und 1843 mit zwei Pamphleten gegen Bruno Bauer auf, um die von der preußischen Regierung gegen Bauer ergriffenen Maßnahmen zu rechtfertigen. 381-384 569
Guerrier französischer Sozialist, stand in den vierziger Jahren des 19.Jh. Marx und Engels nahe. 654 Günster Advokatanwalt am Landgericht zu Trier. 620
Haizinger, Amalie (1800-1884) bedeutende Schauspielerin. 642 Haller, Carl Ludwig Von (1768 -1854) Schweizer Historiker und Staatswissenschaftler, Apologet der Leibeigenschaft und des Absolutismus. 527 Hardenberg, Karl August, Fürst Von (1750 bis 1822) preußischer Staatsmann, führte 1810-1813 als Staatskanzler (1810-1822) einige Reformen Steins im liberalen Sinne fort. 421 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich (1770-1831). 8-11 87 215 217 219 221 223 225 227 235 261 327 33! 371 421 467-469553 568-575 580 581 583-587 607 608 641 Heine, Heinrich (1797-1856). 9 650 651 Heine, Mathilde (1815-1883) Frau von Heinrich Heine. 650
Heineccius, Johann Gottlieb (1681-1741) Jurist, Verfasser einer Reihe von Lehrbüchern, Kompendien und anderen Arbeiten. 4 Heraklit (Herakleitos) aus Ephesos (etwa 540 bis etwa 480 v.u.Z.) einer der hervorragendsten griechischen Materialisten und glänzendsten Vertreter der spontanen Dialektik in der Antike. 221 243 267 Herennius (-os) (3. Jh. u. Z.) Schüler des Begründers des Neuplatonismus Ammonios Sakkas (etwa 175-242). 223 Hermippus (-os) ausSmyrna(etwa200v.u.Z.) griechischer Schriftsteller, Verfasser von Lebensbeschreibungen antiker Philosophen. 319 Herodot(os) Zeitgenosse und Schüler des Epikur. 31 47 201 285 290 291 296 300361 Herwegh. Georg (1817-1875) einer der bedeutendsten Dichter der achtundvierziger Revolution und der beginnenden Arbeiterbewegung; seit 1842 mit Marx befreundet; nach der Februarrevolution führendes Mitglied der Deutschen Demokratischen Gesellschaft in Paris; langjähriges Exil in der Schweiz; brach 1865 mit dem Lassalleanismus und gehörte von 1869 bis zu seinem Tode der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (Eisenacher) an. 402 648 654 Hesiod(os) (wahrscheinlich 8.Jh. v.u.Z.) griechischer epischer Dichter. 237 Heß, Moses (1812-1875) Anfang der vierziger Jahre utopisch-sozialistischer Publizist und Philosoph, Mitbegründer und Mitarbeiter der „Rheinischen Zeitung", Mitte der vierziger Jahre einer der Begründer des „wahren" Sozialismus; Mitglied des Bundes der Gerechten, danach des Bundes der Kommunisten, stand seit 1846 im Gegensatz zu Marx und Engels; Mitglied des Allgememen Deutschen Arbeitervereins (1863-1866). 380 468 540 Hippokrates aus Kos (etwa 460 bis etwa 377 v.u.Z.) bedeutendster Arzt der Antike, „Vater der Medizin". 97 Holbach, Paul-Henri-Dietrich baron d' (1723 bis 1789) französischer Philosoph, Ver
treter des mechanischen Materialismus, einer der Ideologen der französischen revolutionären Bourgeoisie; Autor zahlreicher Schriften, die die Kirche geißeln und den Atheismus propagieren. 367 Homer(os) legendärer Dichter der griechischen Antike, dessen Name mit den Epen „Ilias" und „Odyssee" verbunden ist. 69
105 171 205 237 269 313 435 Horaz (Quintus Horatius Flaccus) (65-8 v.u.Z.) römischer Dichter. 597 Winne, David (1711-1776) britischer Philosoph, Agnostiker; Historiker und Ökonom, Freund und Berater von Adam Smith. 262
Idomeneus aus Lampsakos (etwa 325 bis nach 270 v.u.Z.) griechischer Philosoph, Schüler des Epikur. 189 191
Jaehningen Prokurator am Landgericht in Trier, seit 1836 Geh, Oberrevisionsrat am Rheinischen Revisions- und Kassationshof in Berlin; Bekannter von Heinrich Marx. 623 624 633 Jahn, Johann Christian (1797-1846) Lehrer und Philologe, Mitherausgeber der,.Neuen Jahrbücher für Philologie und Pädagogik" und des „Archivs für Philologie und Pädagogik". 337 Jettchen siehe Simons, Henriette Jung, Georg (1814-1886) Publizist, Junghegelianer, einer der Geranten der „Rheinischen Zeitung"; kleinbürgerlicher Demokrat, 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linker Flügel), später Nationalliberaler. 654
Kant, Immanuel (1724-1804). 7 8 71 87 371 608 618 Karneades aus Kyrene (etwa 214 bis etwa 129 v. u. Z.) griechischer skeptischer Philosoph, Stifter der neuen Akademie. 195 Kleanthes aus Assos (etwa 330 bis etwa 232 v.u.Z.) griechischer stoischer Philosoph, Schüler und Nachfolger des Zeno(n) aus Kition. 9
Klein, Ernst Ferdinand (1743-1810) Jurist, schrieb über Zivil- und Kriminalrecht. 8 Kleinerz Bekannter von Karl und Heinrich Marx. 625 Kleinias aus Tarent (4.Jh. v.u.Z.) griechischer pythagoreischer Philosoph. 335 Klotz, Reinhold (1807-1870) Philologe, Mitherausgeber der „Neuen Jahrbücher für Philologie und Pädagogik" und des „Archivs für Philologie und Pädagogik". 337 Kolotes aus Lampsakos (4.-3.Jh. v.u.Z.) griechischer Philosoph, Schüler des Epikur. 95 125 127 129 131 133 135 137 141 143 269 291 311 313 315 351 353 Kolumbus, Christoph (Colombo, Cristoforo) (1451-1506). 97 Königin von Preußen siehe Elisabeth Kopernikus, Nikolaus (1473-1543) großer polnischer Astronom, Begründer der Theorie vom heliozentrischen Weltsystem. 420 Koppen, Carl Friedrich (1808-1863) radikaler Publizist und Historiker, Junghegehaner; schrieb Werke über Friedrich II. und über die Geschichte des Buddhismus; Freund von Marx. 262 Kosegarten, Wilhelm (1792-1868) reaktionärer Publizist, verteidigte die Adelsprivilegien, die preußische Ständeordnung und predigte die Rückkehr zum Mittelalter. 527
Lais Name zweier berühmter griechischer Hetären aus der 2. Hälfte des 5. und Anfang des 4. Jh. v.u.Z. 261 Lamartine, Alphonse-Marie-Louis de (1790 bis 1869) französischer Dichter, Historiker und Politiker, in den vierziger Jahren gemäßigter Republikaner; 1848 Außenminister und eigentliches Haupt der provisorischen Regierung. 437 Lamennais (La Mennais), Felicite-Robe/t de (1782-1854) französischer Abb*:, Publizist, Ideologe des christlichen Sozialismus. 437 Lancelotti, Giovanni Paolo (1511-1591) italienischer Jurist, berühmt durch seine Institutiones iuris canonici. 9
Lancizolle, Karl Wilhelm von Deleuze de (1796-1871) deutscher Jurist, Direktor der preußischen Staatsarchive, lehrte und schrieb über deutsche Rechtsgeschichte, über die Geschichte Preußens und über das deutsche Städtewesen. 527 Lauderdale, James Maitland, Earl of (1759 bis 1839) englischer Politiker und Ökonom, Gegner von Adam Smith, 550 Laulerbach, Wolfgang Adam (1618-1678) Rechtsgelehrter, Verfasser eines vielbeachteten juristischen Kompendiums und eines Kommentars über dasselbe sowie anderer juristischer Schriften. 9 Lehmann Bekannter der Familien Heinrich Marx und Ludwig von Westphalen in Trier. 648 650 Leibniz, Gottfried Wilhelm, Freiherr von (1646
bis 1716). 177 269 270 288 313 617 Leo, Heinrich (1799-1878) Historiker und Publizist, Verfechter äußerst reaktionärer politischer und religiöser Anschauungen, einer der Ideologen des preußischen Junkertums. 527 Leonteus aus Lampsakos - Zeitgenosse und Schüler des Epikur. 125 269 311 Lessing, Gotthold Ephraim (1729-1781). 8 631 Leuk'pp(os) (5. Jh. v.u.Z.) griechischer Philosoph, mit Demokrit Begründer der Atomistik. 201 203 231 243 285 287 291 315 321 333 335 343 345 347 Locke, John (1632-1704) englischer Philosoph, Sensualist; Ökonom, „der die neue Bourgeoisie in allen Formen vertrat" (Marx). 617 Loers, Vitus (gest. 1862) Altphilologe, unterrichtete am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in Trier; seit 1835 zweiter und ab 1846 alleiniger Direktor dieses Gymnasiums. 617 618 Loudon, Charles (1801-1844) englischer Arzt und sozialpolitischer Schriftsteller, 1833 Mitglied einer Kommission zur Untersuchung der Fabrikarbeit. 480 Louis-Philippe, duc d'Orleans (1773-1850)
König der Franzosen (1830-1848). 493 Louise siehe Luise
Lucretius (Lukrez) (Titus Lucretius Carus) (etwa 96-55 v.u.Z.) römischer Dichter und Denker, Vertreter der atomistischen Richtung des antiken Materialismus, kämpferischer Atheist. 43 45 91 141 145 155 157 159 161 171 209 280 281 283 285 289 291 294 297 305 337 339 341 343 347 349 353 355 357 365 Luden, Heinrich (1780-1847) fortschrittlicher bürgerlicher Historiker, Professor in Jena. 8 Ludulig Philipp siehe Louis-Philippe Luise (1776-1810) Königin von Preußen, Gemahlin Friedrich Wilhelms III. 628 Luther, Martin (1483-1546). 395 432 530 610 Lysiphanes (richtig: Nausiphanes aus Teos) (4. Jh. v. u. Z.) griechischer Philosoph, Anhänger des Demokrit (siehe auch Anm. 49). 319
MacCulloch (McCulloeh), John Ramsay (1789-1864) schottischer Ökonom, vulgarisierte die Lehre Ricardos, Apologet des Kapitalismus. 528 Maecenas (Caius Cilnius Maecenas) (etwa 69 bis 8 v. u. Z.) römischer Ritter, neben Agrippa der nächste Freund des Kaisers Augustus; Förderer junger Dichter.432 597 Maizeaux siehe Des Maizeaux Malthus, Thomas Robert (1766-1834) englischer Geistlicher und Ökonom, Ideologe der verbürgerlichten Grundbesitzeraristokratie, Apologet des Kapitalismus, stellte die reaktionäre Theorie von der Überbevölkerung auf, die das Elend der Werktätigen im Kapitalismus rechtfertigen sollte. 550 Marius (Caius Marius) (etwa 157-86 v. u. Z.) römischer Feldherr und Staatsmann. 325 Marshall, John (1783-1841) englischer Ökonom. 492 Marx, Caroline (1824-1847) Schwester von Karl Marx. 649 Marx, Eduard (1826-1837) Bruder von Karl Marx. 11 619 633 638 Marx, Heinrich (1777-1838) Vater von Karl Marx, Advokatanwalt und Justizrat in Trier. 3-12 602 619 622
Marx, Henriette geb. Presburg (1787-1863) Mutter von Karl Marx. 11 616 618 627 633 635 638 649 654 Marx, Henriette (Jettchen) siehe Simons, Henriette Marx, Hermann (1819-1842) Bruder von Karl Marx. 634 Marx, Jenny geb. von Westphalen (1814 bis 1881) Frau und Kampfgefährtin von Karl Marx. 4 9-12 613 624 626 627 632 633 636 637 639 640 Marx, Jenny (1844-1883) älteste Tochter von Karl Marx, Journalistin, Vertreterin der internationalen Arbeiterbewegung; spielte eine bedeutende Rolle im Kampfe des irischen Volkes für seine Unabhängigkeit; heiratete 1872 Charles Longuet. 647-650 652 - 655 Marx, Sophie siehe Schmalhausen, Sophie Memmius (Caius Memmius) römischer Politiker, Praetor 58 v.u.Z.; ihm widmete Lucretius sein Gedicht De rerum natura. 349 Menoikeus (Menoeeeus) Zeitgenosse und
Schüler des Epikur. 19 207 Merkens, Heinrich (1778-1854) Kaufmann, Präsident der Kölner Handelskammer, Freund von Ludolf Camphausen, Mitglied des 6. rheinischen Provmzial-Landtages. 426 - 429 435 Metrodor(os) aus Chios (4.Jh. v.u.Z.) griechischer Philosoph, Schüler des Demokrit. 203 293 353 Metrodor(os) aus Lampsakos (etwa 331 bis etwa 278 v.u.Z.) griechischer Philosoph, Schüler des Epikur. 75 103 185 187 189 205 319 Metternich, Clemens Wenzel Lothar, Fürst von (1773-1859) österreichischer Staatsmann und Diplomat; Außenminister (1809 bis 1821) und Staatskanzler (1821-1848), einer der Begründer der Heiligen Allianz. 441 Meurin Leiter der Gebührenkasse des Rheinischen Revisions- und Kassationshofes in Berlin; Bekannter von Heinrich Marx. 625 629 633 Mill, James (1773 -1836) englischer Ökonom und Philosoph, vulgarisierte die Lehre
Ricardos. 443 445 458 524 528 531 551 552 559-561 Mosen, Julius (1803-1867) Schriftsteller romantischer Richtung. 400-402 Moser, Justus (1720-1794) Geschichtsschreiber, Publizist und Staatsmann. 527 Mühlenbruch, Christian Friedrich (1785 bis 1843) Rechtsgelehrter, schrieb Lehrbücher und andere Arbeiten zu Fragen der Rechtswissenschaft. 9
Napier, Sir Charles (1786-1860) englischer Admiral, Teilnehmer an den Kriegen in Portugal (1810-1834) und in Syrien (1840), während des Krimkrieges Oberbefehlshaber der Ostseeflotte (1854). 642 Napoleon I. Bonaparte (1769-1821) Kaiser der Franzosen (1804-1814,1815). 629 Neokles aus dem attischen Demos Gargettos (4. Jh. v.u.Z.) Vater des Epikur. 311 Nero (Nero Claudius Caesar) (37-68) römischer Kaiser (54~68). 595 596 Newton, Sir Isaac (1647-1727) großer englischer Physiker, Astronom und Mathematiker; Begründer der Wissenschaft der Mechanik. 617 Nicolai, Christoph Friedrich (1733-1811) Schriftsteller, Verleger und Buchhändler in Berlin; Anhänger des „aufgeklärten Absolutismus"; trat gegen Kant und Fichte auf. 221 Nikolaus (Nikolaos) aus Damaskus (geb. etwa 64 v.u.Z.) griechischer Geschichtsschreiber und Philosoph, Anhänger des Aristoteles. 17 269 311 Nikolaus I. (1796-1855) Zar von Rußland
(1825-1855). 441 Notz, Heinrich von (etwa 1818-1848) Mitschüler von Karl Marx, studierte in Bonn und Berlin; später Forstassessor. 625 Nürnberger, Johann Baptist Carl(1762-1807) Professor der Philosophie und Mathematik in Dortmund, Herausgeber des zehnten Buches des Diogenes Laertius (1791). 285
Octavian siehe Augustus Oppenheim, Dagobert (1809-1889) Publizist, Junghegelianer, einer der Geranten der
„Rheinischen Zeitung"; zog sich später von der politischen Tätigkeit zurück. 646 Orelli, Johann Conrad von (1770-1826) Schweizer Pfarrer, Herausgeber von Schriften antiker Autoren. 347 Origenes aus Alexandreia in Ägypten (etwa 185 bis etwa 254) griechischer Kirchenlehrer, suchte eine Verbindung zwischen griechischer Philosophie und christlicher
Religion. 223 Ovid (Publius Ovidius Naso) (43 v.u.Z. bis etwa 17 u.Z.) römischer Dichter, stand in Opposition zur Politik des Kaisers Augustus, im Jahre 8 u. Z. ausRom verbannt. 8 Owen, Robert (1771-1858) englischer utopischer Sozialist. 537
Parisot, Jacques-Theodore Übersetzer der „Elements of pohtical economy" von James Mill ins Französische. 443 445 Parmenides aus Elea (etwa 540 bis nach 480v. u. Z.)griechischerPhilosoph, Hauptvertreter der eleatischen Schule, nach ihm Piatos gleichnamiger Dialog benannt. 133
135 227 269 321 Pecqueur, Constantin (1801-1887) französischer Ökonom und utopischer Sozialist. 480 492 Phaedon (Phaidon) aus Elis (geb. etwa 417 v.u.Z.) Schüler des Sokrates, Stifter der elischen Schule; nach ihm Piatos gleichnamiger Dialog benannt. 89 Phalaris (um 470 v.u.Z.) Tyrann von Agrigent in Sizilien. 185 Philoponus (-os), Ioannes aus Caesarea in Alexandrien (Ende des 5. bis Anfang des 6. Jh.) griechischer Grammatiker, Philosoph und Theologe, schrieb unter anderem Kommentare zu Aristoteles. 286 345 347 Plato(n) (427-347 v.u.Z.) Schüler des Sokrates, der bedeutendste Vertreter des antiken Idealismus. 67 87 89 129 135 137 139 195 215 219 223 225 227 229 243 267 269 298 335 598 Plotin(os) aus Lykopolis in Ägypten (etwa 205-270) griechischer Philosoph, Vertreter des Neuplatonismus. 229 231
Plutarch(os) aus Chaironeia in Boiotien (etwa 46 bis nach 120) griechischer Schriftsteller, idealistischer Philosoph, verfaßte vergle chende Lebensbeschreibungen berühmter Griechen und Römer und populär-philosophische Abhandlungen (Moralia), worunter sich auch Streitschriften gegen die Stoiker und gegen Epikur befinden. 47 75 77 93 95 97 99 101 103 105 107 109 111 113 115 117 119 121 123 125 127 135 137 139 141 145 155 245 261 262 265 269 270 282 283 285 286 291 292 306 308 311 313 315 317 319 321 325 337 339 341 343 347 351 353 367 369 Polyaenus (Polyainos) aus Lampsakos griechischer Mathematiker und Philosoph, Schüler des Epikur. 187 Poppey Bekannter der Familien Heinrich Marx und Ludwig von Westphalen in Trier. 650 Posidonius (-os) aus Apameia am Orontes (etwa 135 bis etwa 51 v.u.Z.) griechischer stoischer Philosoph und Historiker. 17 269 311 Praxiphanes (4. Jh. v.u.Z.) griechischer Philosoph und Grammatiker, Anhänger des Aristoteles. 319 Protagoras aus Abdera in Thrakien (geb. zwischen 490 und 485 v.u.Z.) griechischer Philosoph, bedeutender Sophist. 231 243 Proudhon, Pierre-Joseph (1809-1865) französischer Publizist, Soziologe und Ökonom; Ideologe des Kleinbürgertums, einer der theoretischen Begründer des Anarchismus. 477 520 521 534 553 556 557 Pustkuchen-GIanzow, Johann Friedrich Wilhelm (1793-1835) Pfarrer; schrieb reaktionär-pietistische Parodien gegen Goethe („Wilhelm Meisters Tagebuch", „Wilhelm Meisters Wanderjahre" u.a.). 610 612 Pyrrho(n) aus Elis (etwa 365 bis etwa 275 v.u.Z.) griechischer Philosoph, Hauptvertreter des antiken Skeptizismus. 67 69 71 75 233 319 Pylhagoras (etwa 580-496 v.u.Z.) griechischer Mathematiker, idealistischer Philo
soph, sah in der Zahl das Urprinzip aller Dinge. 65 67 69 79 81 201 280 298 335 Pythokles Zeitgenosse und Schüler des Epikur. 51 189 276 290 300 361
Quesnay, Franfois (1694-1774) franzosischer Ökonom und Arzt, Begründer der physiokratischen Lehre. 531
Reimarus, Hermann Samuel (1694-1768) Theologe und Philosoph der Aufklärung. 9 Reinhard Geh. Justizrat, Advokatanwalt am Rheinischen Revisions- und Kassationshof in Berlin; Bekannter von Heinrich Marx. 633 Reoerchon Bekannter der Familien Heinrich Marx und Ludwig von Westphalen, aus dem Trierer Bankhaus gleichen Namens.
650 Ricardo, David (1772-1823) englischer Ökonom; sein Werk bildet den Höhepunkt der klassischen bürgerlichen Ökonomie. 445 494 524 528 531 550 551 561 Ritter, Heinrich (1791-1869) Philosophiehistoriker, unterstützte religiös-idealistische Ansichten. 79 231 286 315 345 Rocholl, Carl Wilhelm (geb. 1806) Divisionsprediger zu Trier; Onkel von Theodor Simons. 653 Rochoio, Gustav Adolf Rochus von (1792 bis 1847) preußischer Staatsmann, Vertreter des reaktionären Junkertums; Innenminister (1834-1842). 421 Rosini (Rosinias), Carlo Maria (1748-1836) italienischer Philologe und Politiker; erster Herausgeber der Fragmente von Epikurs Schrift „Über die Natur". 288 347 Rüge, Arnold (1802-1880) radikaler Publizist, Junghegelianer, kleinbürgerlicher Demokrat; 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung (linker Flügel); in den fünfziger Jahren einer der Führer der kleinbürgerlichen Emigration in England; nach 1866 Nationalliberaler. 437 644 645 654 Rulenberg, Adolf (1808-1869) Publizist, Junghegelianer; 1842 zeitweilig Redakteur
der „Rheinischen Zeitung", 1848 Redakteur der „National-Zeitung"; nach 1866 Nationalliberaler. 10 397
Saint-Simon, Claude-Henri de RouVroy, comte de (1760-1825) französischer utopischer Sozialist. 448 528 534 Sallet, Friedrich von (1812-1843) liberaler Dichter. 431-433 Saturninus (Lucius Htrennius Saturninus) Prokonsul von Achaia im Jahre 98/99; wahrscheinlich identisch mit dem Saturninus, dem Plutarch seine Schrift Adversus Colotem gewidmet hat. 125 Savigny, Friedrich Carl von (1779-1861) Rechtsgelehrter, Haupt der reaktionären historischen Rechtsschule; preußischer Minister für Revision der Gesetzgebung (1842-1848). 5 9 .' Say, Jean-Baptiste (1767-1832) französischer Ökonom, systematisierte und vulgarisierte das Werk von Adam Smith. 483 487 497 499-501 524 531 550 559 561 562 Schaper, von einer der Vertreter der preußischen reaktionärenBürokratie; Regierungspräsident zu Trier (1837-1842), Qberpräsiderlt der Rheinprovinz (1842-1845), dann Oberpräsident von Westfalen. 394 397
Schauback, Johann Konrad (1764-1849) Astronom, leistete Bedeutendes zur Erforschung der Geschichte der antiken Astronomie. 203 279 290 291 337 351 Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von (1775 bis 1854) Vertreter des klassischen deutschen Idealismus, dessen Naturphilosophie das Wertvollste in seiner Lehre darstellt; vor allem in der letzten Periode seines Lebens vertrat er die Mystik und die Theosophie, stand der Wissenschaft feindlich gegenüber und idealisierte die soziale Ordnung des feudalistischen Deutschlands. 9 369 373 Schiller, Friedrich von (1759-1805). 402 609 610 621 Schlegel, Friedrich von (1772-1829) idealistischer Philosoph, Literaturkritiker, Schriftsteller und Übersetzer, begründete mit
seinem Bruder August Wilhelm (1767 bis 1845) die romantische Schule in Deutschland, Wegbereiter der vergleichenden Sprachwissenschaft; neigte nach seinem Übe rtritt zum Katholizismus (1808) zum romantischen Mystizismus. 221 Schleicher, Robert Arzt in Trier. 641 647 649 650 Schlick, Alois' Gesanglehrer am FriedrichWilhelm-Gymnasium in Trier (1827 bis 1838). 617 Schmalhausen, Sophie (1816 bis nach 1883) Schwester von Karl Marx; verheiratet (1842) mit dem Advokaten Wilhelm Robert Schmalhausen in Maastricht. 627 640 649 650 Schmidt, Karl Prokurist der von 1833 bis 1841 bestehenden Buchhändlerfirma Julius Wunder in Leipzig. 10 Schmidthänner (ein Dr.Schmidthenner war 1844 Advokat am Justizsenat des Regierungsbezirks Koblenz-Neuwied). 10 Schneider, Johann Gottlob (1750-1822) Philologe, befaßte sich u.a. mit Untersuchungen zur Geschichte der antiken Naturwissenschaft; Herausgeber der Briefe Epikurs an Herodot und Pythokles. 285 Schön, Heinrich Theodor von (1773-1856) liberaler preußischer Politiker, beteiligt an Steins Reformgesetzgebung in Preußen. 421 Schrieoer wahrscheinlich ein Sohn des Regierungs- und Konsistorialrats Schriever in Trier. 625 Schriever, Mlle. Angehörige der Familie Schriever in Trier. 625 Schulz, Wilhelm (1797-1860) Publizist, Teilnehmer an der Revolution von1848/49; Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung (linker Flügel). 478480492497 Seebode, Joachim Dietrich Gottfried (1792 bis 1868) Philologe, Lehrer und Bibliothekar; gab mit J. Chr. Jahn und R.Klotz die „Neuen Jahrbücher für Philologie und Pädagogik" und das „Archiv für Philologie und Pädagogik" heraus. 337 Seneca (Lucius Annaeus Seneca) (etwa 4 v.u.Z. bis 65 u.Z.) römischer Schrift
steller und Philosoph, einer der bedeutendsten römischen Stoiker, dessen Schriften u.a. auch epikureische Einflüsse erkennen lassen. 185 197 273 276319 323 325 341 Sextus Empiricus (2.Jh. u.Z.) griechischer Arzt und Philosoph; Skeptiker, ist durch seine zwei Schriften die Hauptquelle für die Kenntnis des antiken Skeptizismus. 47 67 69 71 77 103 217 233 269 271 291 297 313 319 343 351355 357 Shakespeare, William (1564-1616). 399-<03 563-565 Siebenkäs Bekannter von Karl Marx und Jenny Marx in Paris. 650 Simons, Henriette (1820 bis etwa 1856) Schwester von Karl Marx, verheiratet (1844) mit dem Architekten Theodor Simons in Soest. 649 653 654 Simons, Theodor (geb. 1813) Architekt, Schwager von Karl Marx. 653 Simplicius (Simplikios) aus Kilikien (gest. 549) neuplatonischer Philosoph, schrieb Kommentare zu Schriften des Aristoteles. 49 274-276 286 295 315 323 325 333 339 343 351 353 355 Sismondi, Jean-Charles-Lionard Simonde de (1773-1842) Schweizer Ökonom und Historiker; kritisierte den Kapitalismus „vom Standpunkt des Kleinbürgers" (Lenin) und idealisierte die Kleinproduktion. 495 527 Skarbek, Fridiric, Graf von (1792-1866) polnischer Ökonom, Anhänger von Adam Smith. 559 561 562 Smith, Adam (1723-1790) bedeutendster englischer Ökonom vor Ricardo; er verallgemeinerte die Erfahrungen der kapitalistischen Manufakturperiode und des beginnenden Fabriksystems und gab der klassischen bürgerlichen politischen Ökonomie ihre entwickelte Gestalt. 451 471 475 484 - 491 495 -502 504 505 524 525 530 531 557 559 - 561 Sokrates (etwa 469- 399 v. u. Z.) griechischer Philosoph, bedeutender Vertreter des antiken Idealismus. 67 77 81 83 85 87 89 125 133 141 195 215 219 221 223 229 267 269 298
47 1-arx/Engels, Werke £3 1
Solger, Karl Wilhelm Ferdinand (1780-1819) Professor der Philosophie und Ästhetik an der Universität in Frankfurt a. d, 0, und in Berlin; sah in der Mystik den gemeinsamen Boden für die Religion und die Kunst. 8 Solion (2.Jh. v.u.Z.) Verfasser einer von Diogenes Laertius benutzten Philosophiegeschichte. 17 269 311 Spinoza, Barueh (Benedietus) de (1632 bis 1677) holländischer materialistischer Philosoph, Atheist. 225 286 Stahl, Friedrich Julius (1802-1861) Rechtsund Staatsphilosoph; preußischer reaktionärer Politiker. 421 Stein, Heinrich Friedrich Karl, Reichsfreiherr vom und zum (1757-1831) preußischer Staatsmann, Finanzminister (1804 bis Januar 1807), Haupt der preußischen Regierung (Oktober 1807 bis November 1808), nahm am Befreiungskrieg des deutschen Volkes gegen die Fremdherrschaft Napoleons teil, führte nach der Niederlage bei Jena gemäßigte bürgerliche Reformen ein, die die Festigung des preußischen Staates bezweckten. 421 Slilpo(n) aus Megara (etwa 380 bis etwa 300 v.u.Z.) griechischer Philosoph, ein vom Kynismus beeinflußter Vertreter der megarischen Schule. 141 143 185 187 269 Stobäus (Stobaios), Ioannes (5.Jh.) griechischer Schriftsteller aus Stoboi in Makedonien, Verfasser einer umfangreichen Sammlung von Exzerpten aus griechischen Philosophen und Dichtern zur Physik und
Ethik. 189 197 203 274 276 286 288 291 292 297 321 325 333 337 345 347 351 353 355 357 Strauß, David Friedrich (1808-1874) Philosoph und Publizist, Junghegelianer; nach 1866 Nationalliberaler. 431 568 Swedenborg, (eigtl. Swcdberg) Emanuel (1688 bis 1772) schwedischer Theosoph und Naturforscher; Begründer eines okkulten Mystizismus. 331
Tacitus (Publius Cornelius Tacitus) (etwa 55-120) römischer Geschichtsschreiber. 8 597
Tauchnitz, Karl Christoph Traugott (1761 bis 1836) Buchdrucker und Verlagsbuchhändler in Leipzig; führte als erster in Deutschland den Stereotypdruck ein. 311 Tauchnitz, Karl Christian Philipp (1798 bis 1884) Sohn des Vorigen, Buchdrucker und Verlagsbuchhändler in Leipzig. 31] Thaies aus Milet in lonien (etwa 624 bis etwa 545 v.u.Z.) griechischer materialistischer Philosoph, Begründer der ionischen Naturphilosophie. 77 221 Themistius (-os) (etwa 317 bis etwa 388) griechischer Philosoph neuplatonischer Richtung, schrieb unter anderem Paraphrasen und Kommentare zu einigen Schriften des Aristoteles. 333 Themistokles (etwa 524 bis etwa 459 v.u.Z.) athenischer Staatsmann und Feldherr in den Perserkriegen. 217 Thibaut, Anton Friedrich Justus (1772-1840) Rechtsgelehrter, Verfasser einer Reihe von Arbeiten über das Zivilrecht; Historiker und Kritiker des römischen Rechts. 4 Timäus (Timaios) aus Lokri (5.Jh. v.u.Z.) pythagoreischer Philosoph; nach ihm Piatos gleichnamiger Dialog benannt (vielleicht auch eine von Plato fingierte Person). 227 Trendelenburg, Friedrich Adolf (1802-1872) Philologe und idealistischer Philosoph, Verfasser von Kommentaren zu Schriften des Aristoteles. 270 313
Vauban Bekannter von Karl Marx und Jenny von Westphalen in Bonn. 642 Vellejus (Caius Vellerns) älterer Zeitgenosse Ciceros, römischer Senator; Vertreter des Epikureismus in Ciceros Schrift De natura deorum. 237 275 Vergil(Publius Vergilius Maro) (70-19 v. u. Z.) römischer Dichter. 643 Villegardelle, Franfois (1810-1856) französischer Publizist, Anhänger Fouriers, später utopischer Kommunist. 536 Vincke, Friedrich Wilhelm Ludwig, Freiherr von (1774-1844) preußischer Staatsmann. 527
Wallenstein, Albrecht Wenzel Eusebius von Herzog von Friedland (1583-1634), kaiserlicher Feldherr im Dreißigjährigen Krieg; Titelgestalt in Schillers gleichnamigem Trauerspiel. 610 Walter, Ferdinand (1794-1879) Jurist, Professor an der Bonner Universität. 621 Weitling, Wilhelm (1808-1871) Schneidergeselle, führendes Mitglied und Theoretiker des Bundes der Gerechten; bedeutendster Vertreter des utopischen Arbeiterkommunismus, der bis zur Herausarbeitung des wissenschaftlichen Kommunismus eine positive Rolle spielte; emigrierte 1849 nach Amerika; näherte sich am Ende seines Lebens der Internationalen Arbeiterassoziation. 468 Wening (Wenning)-Ingenheim, Johann Nepomuk von (1790-1831) Rechtswissenschaftler, Professor der Rechte an den Universitäten in Landshut und München. 9 Westphalen, Caroline von geb. Heubel (gest. 1856) Mutter von Jenny Marx. 632 633 642 645 647-650 654 Westphalen, Edgar von (1819 bis etwa 1890) Bruder von Jenny Marx, Mitschüler von Karl Marx, studierte Rechtswissenschaft; 1846 Mitglied des Brüsseler kommunistischen Korrespondenz-Komitees; lebte von 1847 bis 1865 in Amerika als Farmer, Ackerknecht und Teilnehmer am Kriege in Texas; war bis 1879 als Stadtgerichtsdiätar in Berlin tätig und lebte dann dort als Pensionär. 633 648-650 652 654 Westphalen, Jenny von siehe Marx, Jenny Westphalen, Karl Hans Werner von (1803 bis 1840) Stiefbruder von Jenny Marx, Jurist, Landesgerichtsrat. 625 Westphalen, Ludwig von (1770-1842) Geheimer Regierungsrat, Vater von Jenny
Marx. 259 260 632 642 647 Wettendorf (siehe Anm. 143). 643 Wienenbrügge, Christian Hermann (etwa 1817 bis 1851) Philosophiestudent in Bonn, wohnte im Wintersemester 1835/1836 gemeinsam mit Karl Marx in der Josephstraße 764 in Bonn; später geistlicher
Direktor der höheren Stadtmädchenschule in Trier. 617 Wigand, Otto (1795-1877) Verleger und Buchhändler in Leipzig, gab Werke fortschrittlicher Schriftsteller heraus. 10 Winc\elmann, Johann Joachim (1717-1768) Begründer der wissenschaftlichen Archäologie, Historiker der antiken Kunst. 8 Wolff, Oscar Ludwig Bernhard (1799-1851) Schriftsteller und Literaturhistoriker, Professor an der Universität Jena (1830 bis 1851), stand mit mehreren Vertretern des Jungen Deutschland in Verbindung; Freund von Heinrich Heine. 375 Wunder, Julius Buchhändlerfirma in Leipzig,
die von 1833 bis 1841 bestand. 10 Wyttenbach, JohannHugo (1767-1848) Historiker und Pädagoge, Direktor des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums in Trier (1815 bis 1846). 618
Xeno\rates aus Chalkedon (etwa 396 bis etwa 314 v.u.Z.) griechischer Philosoph, Schüler des Plato, Haupt der alten Akademie (319-314 v.u.Z.). 129 Xenophanes aus Kolophon in Ionien (etwa 580 bis etwa 470 v.u.Z.) griechischer Philosoph, in dessen Lehre materialistische Elemente vorhanden sind; Vorläufer der eleatischen Schule. 233 298 315 Xylander (Holtzmann), Guilelmus (Wilhelm) (1532-1576) Professor der griechischen Sprache in Heidelberg; Herausgeber und Übersetzer der Werke des Plutarch, der Geographie des Strabo und anderer griechischer Autoren ins Lateinische. 75 125 311 367
Zeno(n) aus Elea in Lucanien (5.Jh. v.u.Z.) griechischer Philosoph, Schüler des Parmenides, Vertreter eines metaphysischen Materialismus und der subjektiven Dialektik des Begriffs. 315 Zeno(n) aus Kition auf Kypros (etwa 336 bis etwa 264) griechischer Philosoph, Begründer der stoischen Schule. 193 195 217 237
Verzeichnis literarischer,
biblischer und mythologischer Namen
Aeolus (Aiolos) griechischer Gott der Winde (daher Äolsharfe). 217 603 Amor römischer Gott der Liebe. 402 Apollo(n) in der griechischen Sage der Gott der Sonne und des Lichtes, der Beschützer der Künste und der Weissagung. 81 91 371 Athene siehe Pallas Athene Atlas in der griechischen Sage ein Titanensohn und Bruder des Prometheus, der auf seinen Schultern das Himmelsgewölbe trägt. 299 300 361
Bacchus (Bakchos, Dionysos) griechischer Gott der Fruchtbarkeit und des Weines. 95 Bernhard von Weimar Gestalt in Julius Mosens Tragödie „Herzog Bernhard". 402
Cerberus (Kerberos) in der griechischen Sage dreiköpfiger Hund, Wächter am Tor der Unterwelt. 115 119 197 307 Christus siehe Jesus Christus
Danaiden die fünfzig Töchter des Königs Danaos, die zur Strafe für die Ermordung ihrer Männer in der Unterwelt beständig Wasser in ein durchlöchertes Faß schöpfen mußten. 117 307 David König von Israel, gilt als Dichter vieler Psalmen. 610 Demeter griechische Göttin der Saaten und der Fruchtbarkeit, 143
DeukalionSohn des Prometheus, wurde nach der von Zeus geschickten Wasserflut zum Stifter eines neuen Menschengeschlechts, indem er Steine hinter sich warf, die sich in Menschen verwandelten. 215 Diana römische Göttin der Jagd und der Keuschheit. 564 Don Quijote (Quixote, Quichotte) Held des gleichnamigen satirischen Romans von Cervantes. 527 Dorchen (Dortchen) Lakenreißer Gestalt in Shakespeares Drama „König Heinrich der Vierte". 403
Erwin Gestalt aus dem 1815 erschienenen Buch „Erwin. Vier Gespräche über das Schöne und die Kunst" von Karl Wilhelm Ferdinand Solger. 8 Eulenspiegel ein Schalksnarr, dessen Taten zum erstenmal 1515 in einem Volksbuch erzählt werden. 382 384
Falstaff der dicke, großsprecherische Schelm in Shakespeares Dramen „König Heinrich der Vierte" und „Die lustigen Weiber vonWindsor". 403 Faust Hauptgestalt in Goethes gleichnamiger Tragödie. 563 610 611 626 Felix Gestalt aus den Fragmenten des humoristischen Romans „Scorpion und Felix" von Karl Marx. 8
Gloster Gestalt in Shakespeares Drama „König Lear". 402
Verzeichnis literarischer, biblischer und mythologischer Namen 703
Grete (Margarethe) Gestalt in Goethes Tragödie „Faust", 611
Hektor Hauptheld der Trojaner, fiel im Zweikampf mit Achilles. 103 Hephaistos griechischer Gott des Feuers und der Schmiede. 75 Herakles (Herkules) in der griechischen Sage Sohn des Zeus, verkörperte Kraft und Ausdauer. 131 266 Herkules siehe Herakles Hermes in der griechischen Sage der Götterbote, Gott des Verkehrs, des Handels und der Diebe. 263 Hiob Gestalt des schwergeprüften Armen aus dem Alten Testament. 646 Hymen(aios) griechischer Gott der Ehe oder Hochzeitsgott. 564
Ixion in der griechischen Sage der König der Lapithen, der wegen Zudringlichkeit gegen Zeus' Gemahlin Hera von diesem in der Unterwelt an ein ständig kreisendes feuriges Rad gefesselt wurde. 197
Jesus Christus. 207 219 221 223 311 382-384 431-433 446 598-601 610 Johannes der Apostel (Johannes der Evangelist) nach dem Neuen Testament ein JüngerJ esu und Verfasser des Evangeliums und der Briefe des Johannes. 598-601 Jonas der Prophet Gestalt aus dem Alten Testament. 382-384 Judas Ischarioth Gestalt aus dem Neuen Testament. 431 433 Juno höchste römische Göttin, Schwester und Gattin des Jupiter. 237 Jupiter (Juppiter) höchster römischer Gott. 191 237
Königin von Mittag (Königin Von Saba) Gestalt aus dem Neuen Testament. 382 383 Kronos ein Titan der griechischen Sage, Vater des Zeus, von diesem als oberster Gott entthront. 479
Laokoon Priester in Troja, warnte vor dem trojanischen Pferd und wurde dafür mit
seinen Söhnen von den Göttern durch Schlangen getötet; nach dieser Sage entstand 50 v.u.Z. die berühmte Marmorgruppe, deren künstlerische Besonderheiten Lessing in seinem Werk „Laokoon oder über die Grenzen der Malerei und Poesie" analysierte. 8 Lear Hauptgestalt in Shakespeares Drama „König Lear". 402 Lukas nach dem Neuen Testament Verfasser des dritten Evangeliums und der Apostelgeschichte. 383
Markus nach dem Neuen Testament Verfasser des zweiten Evangeliums. 383 Mars römischer Gott des Krieges. 564 Matthäus nach dem Neuen Testament einer der zwölf Apostel und Verfasser des ersten Evangeliums. 382 Mephisto(pheles) Name des Teufels in Goethes Tragödie „Faust". 548 563 Minerva römische Göttin der Weisheit. 237 266 Moloch Sonnengott der Phönizier und Assyrer, dem Menschenopfer dargebracht wurden. 371 Moses Prophet aus dem Alten Testament. 611 Musäus mythischer Sänger und Seher der griechischen Sage. 237
Orpheus Dichter und Sänger der griechischen Sage, der mit seinen Liedern wilde Tiere zähmte und Steine bezauberte. 237 Oulanem deutscher Reisender in dem gleichnamigen Trauerspiel von Karl Marx. 8
Pallas Athene griechische Göttin der Weisheit. 217 237 266 609 Paulus der Apostel nach dem Neuen Testament Verfasser von 13 Briefen. 207 269 311 Pistol ein Falschspieler, Prahler und Feigling in Shakespeares Dramen „König Heinrich der Vierte", „König Heinrich der Fünfte" und „Die lustigen Weiber von Windsor". 403 Poseidon griechischer Gott des Meeres. 143
Prometheus griechische Sagengestalt, raubte dem Zeus das Feuer für den Menschen und wurde dafür an einen Felsen geschmiedet. 215 262 263 299 548 Pythia weissagende Priesterin des Apollo in Delphi. 79 83 91
Salomo(n) König von Israel, Sohn des David, berühmt wegen seiner Weisheit und seiner Sprüche. 382 383 Sancho Pansa (Panza) Gestalt in Cervantes Roman „Don Quijote". 381 Scorpion Gestalt aus den Fragmenten des humoristischen Romans „Scorpion und Felix" von Karl Marx. 8 Shylock herrloser Wucherer in Shakespeares Tragödie „Der Kaufmann von Venedig". 449 Sibylle in der Antike Name für weissagende Priesterinnen; der Sibylle von Cumä aus Unteritalien wurden die sog. Sibyllini
schen Bücher in Rom zugeschrieben. 403 Sisyphus (-os) in der griechischen Sage König von Korinth, der von den Göttern dazu verurteilt war, in der Unterwelt einen stets zurückrollenden Felsblock bergauf zu wälzen. 197
Timon Gestalt in Shakespeares Drama „Timon von Athen". 563
Venus römische Göttin der Liebe, der Schönheit und der Anmut. 609 Vesta römische Göttin des Herdfeuers. 237
Witwe Hurtig Gestalt in Shakespeares Dramen „König Heinrich der Vierte" und „Die lustigen Weiber von Windsor". 403
Zeus höchster griechischer Gott. 131 143 171 217 263 609
Gesamtverzeichnis
der in den Bänden 1, 21 und 40 der Werke Don Karl Marx und Friedrich Engels enthaltenen Manuskripte, Artikel und Briefe von Karl Marx aus den Jahren 1837 bis 1844
Schriften/Briefe Werke Band 1
Werke Band 27
Werke Band 40
Brief an den Vater • 10. November 1837 3 Hefte zur epikureischen, stoischen und skeptischen Philosophie 13 Doktordissertation: Differenz der demokritischen und epikureischen Naturphilosophie nebst einem Anhange 257 Brief an Carl Friedrich Bachmann • 6. April 1841 374 Brief an Oscar Ludwig Bernhard Wolff • 7. April 1841 375 Bemerkungen über die neueste preußische Zensurinstruktion. Von einem Rheinländer 3 395 Brie f an Arnold Rüge • 10. Februar 1842 395 Brief an Arnold Rüge • 5.März 1842 397 Brief an Arnold Rüge • 20. März 1842 399 Brief an Arnold Rüge • 27.April 1842 402 Die Verhandlungen des 6. rheinischen Landtags. Von einem Rheinländer. Erster Artikel: Debatten über Preßfreiheit und Publikation der Landständischen Verhandlungen . 28 Die Zentralisationsfrage in bezug auf sich selbst und in bezug auf das Beiblatt der „Rheinischen Zeitung" zu Nr. 137, 17.Mai 1842 405 379 Brief an Arnold Rüge • 9. Juli 1842 405 Der leitende Artikel in Nr. 179 der „Kölnischen Zeitung" 86
Schriften/Briefe
Werke Band 1
Werke Band 27
Werke Band 40
Das philosophische Manifest der historischen Rechts
78
Brief an Dagobert Oppenheim • um den 25.August 1842 409 Noch ein Wort über; „Bruno Bauer und die akademische Lehrfreiheit von Dr. O.F.Gruppe. Berlin 1842" 381 Der Kommunismus und die Augsburger „Allgemeine 105 Redaktionelle Bemerkung 385 Verhandlungen des 6. rheinischen Landtags. Von einem Rheinländer. Dritter Artikel: Debatten über das Holzdiebstahlsgesetz 109 Die „liberale Opposition" in Hannover 387 Zum Ehescheidungsgesetzentwurf. Kritik der Kritik. 389 Kabinettsordre in bezug auf die Tagespresse 392 An den Oberpräsidenten der Rheinprovinz von Schaper 394 Über Schutzzölle 398 Die polemische Taktik der Augsburger Zeitung 399 Brief an Arnold Rüge • 30. November 1842 411 Die Beilage zu Nr. 335 und 336 der Augsburger „AllgemeinenZeitung" über die ständischen Ausschüsse in Preußen 405 Der Ehescheidungsgesetzentwurf 148 Das Verbot der „Leipziger Allgemeinen Zeitung" ... 152 Rechtfertigung des f f-Korrespondenten von der Mosel 172 Brief an Arnold Rüge • 25. Januar 1843 414 Randglossen zu den Anklagen des Ministerialreskripts. 420 Die hiesige Landtagsabgeordnetenwahl 426 Die „Rhein- und Mosel-Zeitung" als Großinquisitor. 431 Brief an Arnold Rüge • im März 1843 337 Brief an Arnold Rüge - 13.März 1843 416 Stilistische Übungen der „Rhein- und Mosel-Zeitung" 434 Erklärung - 17. März 1843 200 Brief an Arnold Rüge • im Mai 1843 338 Aus der Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Kritik des Hegelschen Staatsrechts (§§261-313) 201
Schriften/Briefe
Werlte Band 1
Werke Band 27
Werke Band 40
Zur Judenfrage 347 Brief an Arnold Rüge • im September 1843 343 Brief an Ludwig Feuerbach • 3.Oktober 1843 419 Brief an Julius Fröbel • 2I.November 1843 422 Zur Kritik der Hegeischen Rechtsphilosophie. Einleitung 378 Erklärung von Karl Marx und Arnold Rüge • 10. Dezember 1843 437 Marx an die Redaktion der „Allgemeinen Zeitung" in Augsburg - 14. April 1844 424 Kritische Randglossen zu dem Artikel „Der König von Preußen und die Sozialreform. Von einem Preußen" 392 Brief an Ludwig Feuerbach • 11 .August 1844 425 Illustrationen zu der neuesten Kabinettsstilübung Friedrich Wilhelm IV 438 Auszüge aus James Mills Buch „Iiiemens d'economie politique". Trad. par J.T.Parisot, Paris 1823... 443 ökonomisch-philosophische Manuskripte aus dem Jahre 1844 465
BEILAGEN
Betrachtung eines Jünglings bei der Wahl eines Be
591
Zählt man das Prinzipat des Augustus mit Recht zu den glücklicheren Zeiten des Römischen Reiches? Die Vereinigung der Gläubigen mit Christo nach Joh. 15, 1-14, in ihrem Grund und Wesen, in ihrer unbedingten Notwendigkeit und in ihren Wirkun
Aus den dichterischen Versuchen Brief des Vaters an Karl Marx • 18.-29. November 1835 Brief des Vaters an Karl Marx • Anfang des Jahres 1836 Brief des Vaters an Karl Marx • 3. Februar 1837 Brief des Vaters an Karl Marx • 2. März 1837 Brief des Vaters an Karl Marx • 16. September 1837 . Brief des Vaters an Karl Marx • 9. Dezember 1837 Jenny von Westphalen an Karl Marx • 10. August 1841
595
598 602 616 620 623 626 630 635 641
Schriften/Briefe
Werke Band 1
Werke Band 27
Werke Band 40
Jenny von Westphalen an Karl Marx • vor dem 644 8 . März 1843 644 Jenny Marx an Karl Marx • nach dem 20. Juni 1844 .. 647 Jenny Marx an Karl Marx • vor dem 10.August 1844 651 Jenny Marx an Karl Marx • nach dem 11 .August 1844 652
Inhalt
Brief an den Vater • 10. November 1837 3
Hefte zur epikureischen, stoischen und skeptischen Philosophie ... 13 Erstes Heft. I. Diogenes Laertius. Zehntes Buch 17
I. Diogenes Laertius. Zehntes Buch 17 Epikur. 17-1. Kanonik. 17 - Epikur an Menoikeus. 19 - Hauptlehren. 25 Epikur an Herodot. 31 Zweites Heft. I.Diogenes Laertius. Zehntes Buch. II. Sextus Empiricus. III. Plutarch. Beweis, daß man nach Epikur nicht glücklich leben kann 47
I. Diogenes Laertius. Zehntes Buch 47 Epikur an Herodot. Fortsetzung. 47 - Epikur an Pythokles. 51 II. Sextus Empiricus 67 III. Plutarch. Beweis, daß man nach Epikur nicht angenehm leben kann 77
Drittes Heft. III. Plutarch. 1. Beweis, daß man nach Epikur nicht glücklich leben kann. 2. Kolotes 93
III. Plutarch. 1. Beweis, daß man nach Epikur nicht glücklich leben kann.... 93 III. Plutarch. 2. Kolotes 125 a)Epikurund Demokrit. 127 - b) Epikur und Empedokles. 129 — c) Epikur und Parmenides. 133 - d) Epikur und Plato. 135
ViertesHeft. III.Plutarch. 2. Kolotes. IV. Lucretius. Über die Natur der Dinge 141
III. Plutarch. 2. Kolotes 141 e) Epikur und Sokrates. 141 - f) Epikur und Stilpo. 141 - g) Epikur und die Kyrenaiker. 143 - h) Epikur und die Akademiker (Arcesilaus). 145
IV. Lucretius. Über die Natur der Dinge 145
Buch 1.145 - Buch II. 161 - Buch III. 179
Fünftes Heft. .... 185
Luc. Annäus Seneca 185 Joh. Stobäus. Sentenzen und Eklogen etc 197 Clemens Alexandrinus 203
Sechstes Heft 209
Lucretius. Über die Natur der Dinge 209 Buch IV. 209 - Buch V. 211
SiebtesHeft. I. Cicero. Über die Natur der Götter. II. Tuskulanische Gespräche. Fünf Bücher 237
Cicero. Uber die Natur der Götter. Buch I 237 Cicero. Vom höchsten Gut und Übel 249 Buch I. 249 - Buch II. 255 - Buch III. 255
Doktordissertation: Differenz der demokritischen und epikureischen Naturphilosophie nebst einem Anhange 257
Widmung 259 Zueignung 260 Vorrede 261 Inhalt 264
Erster Teil: Differenz der demokritischen und epikureischen Naturphilosophie im allgemeinen 266
I. Gegenstand der Abhandlung 266 IL. Urteile über das Verhältnis der demokritischen und epikureischen Physik . • 268 III. Schwierigkeiten hinsichtlich der Identität demokritischer und epikureischer Naturphilosophie 270
Zweiter Teil: Über die Differenz der demokritischen und epikureischen Physik im einzelnen 278
Erstes Kapitel. Die Deklination des Atoms von der geraden Linie . . . 278 Zweites Kapitel. Die Qualitäten des Atoms 285
Drittes Kapitel. "ATO^OI ipyjxi und £TOU.<X OTOI/EIA 290 Viertes Kapitel. Die Zeit 294 Fünftes Kapitel. Die Meteore 297
Fragment aus dem Anhang: Kritik der plutarchischen Polemik gegen Epikurs Theologie 306
II. Die individuelle Unsterblichkeit 306 1. Von dem religiösen Feudalismus. Die Hölle des Pöbels 306
Vorrede. Neuer Entwurf 309
Anmerkungen 311 Erster Teil: Differenz der demokritischen und epikureischen Naturphilosophie im allgemeinen 311
II. Urteile über das Verhältnis demokritischer und epikureischer Physik • • .... 311
III. Schwierigkeiten hinsichtlich der Identität demokritischer und epikureischer
Naturphilosophie 313 IV. Allgemeine prinzipielle Differenz zwischen demokritischer und epikureischer Naturphilosophie 325 Zweiter Teil: Über die Differenz der demokritischen und epikureischen Physik im einzelnen 337
Erstes Kapitel. Die Deklination des Atoms von der geraden Linie 337 Zweites Kapitel. Die Qualitäten des Atoms 343 Drittes Kapitel. "ATOULOI äp^at und axo[ia atmyzloL 351 Viertes Kapitel. Die Zeit 355 Fünftes Kapitel. Die Meteore 359
Anhang: Kritik der plutarchischen Polemik gegen Epikurs Theologie.. 367
I. Das Verhältnis des Menschen zu Gott 367 1. Die Furcht und das jenseitige Wesen 367 2. Der Kultus und das Individuum 369 3. Die Vorsehung und der degradierte Gott 369
Brief an Carl Friedrich Bachmann • 6. April 1841 374
Brief an Oscar Ludwig Bernhard Wolff • 7. April 1841 375
Die Zentralisationsfrage in bezug auf sich selbst und in bezug auf das Beiblatt der „Rheinischen Zeitung" zu Nr. 137, 17. Mai 1842 379
Noch ein Wort über: „Bruno Bauer und die akademische Lehrfreiheit von Dr. 0. F. Gruppe. Berlin 1842" 381
Redaktionelle Bemerkung 385
Die „liberale Opposition" in Hannover 387
Zum Ehescheidungsgesetzentwurf. Kritik der Kritik 389
Kabinettsordre in bezug auf die Tagespresse 392
An den Oberpräsidenten der Rheinprovinz von Schaper 394
Über Schutzzölle 398
Die polemische Taktik der Augsburger Zeitung 399
Die Beilage zu Nr. 335 und 336 der Augsburger „Allgemeinen Zeitung" über die ständischen Ausschüsse in Preußen 405
Randglossen zu den Anklagen des Ministerialreskripts 420
Die hiesige Landtagsabgeordnetenwahl 426
Die „Rhein- und Mosel-Zeitung" als Großinquisitor 431
Stilistische Übungen der „Rhein- und Mosel-Zeitung" 434
Erklärung von Karl Marx und Arnold Rüge • 10. Dezember 1843 ... 437
Illustrationen zu der neuesten Kabinettsstilübung Friedrich Wilhelm IV. 438
Auszüge aus James Mills Buch „Klemens d'economie politique". Trad. par J.T.Parisot, Paris 1823 443
ökonomisch-philosophische Manuskripte aus dem Jahre 1844 465
Vorrede 467
Erstes Manuskript 471
Arbeitslohn 471
Profit des Kapitals 483
1. Das Kapital 483
2. Der Gewinn des Kapitals 484
3. Die Herrschaft des Kapitals über die Arbeit und die Motive des Kapitalisten 487
4. Die Akkumulation der Kapitalien und die Konkurrenz unter den Kapitalisten 488
Grundrente 497
Die entfremdete Arbeit 510
Zweites Manuskript 523
Das Verhältnis des Privateigentums 523 Drittes Manuskript 530
Privateigentum und Arbeit 530
Privateigentum und Kommunismus 533
Bedürfnis, Produktion, Arbeitsteilung 546
Geld 562
Kritik der Hegelschen Dialektik und Philosophie überhaupt . . . . 568
Beilagen
Betrachtung eines Jünglings bei der Wahl eines Berufes 591
Zählt man das Prinzipat des Augustus mit Recht zu den glücklicheren Zeiten des Römischen Reiches? 595
Die Vereinigung der Gläubigen mit Christo nach Joh. 15, 1-14, in ihrem Grund und Wesen, in ihrer unbedingten Notwendigkeit und in ihren Wirkungen dargestellt 598
Aus den dichterischen Versuchen 602
Brief des Vaters an Karl Marx • 18.-29. November 1835 616
Brief des Vaters an Karl Marx • Anfang des Jahres 1836 620
Brief des Vaters an Karl Marx • 3. Februar 1837 623
Brief des Vaters an Karl Marx • 2. März 1837 626
Brief des Vaters an Karl Marx • 16. September 1837 630
Brief des Vaters an Karl Marx • 9. Dezember 1837 635
Jenny von Westphalen an Karl Marx • 10. August 1841 641
Jenny von Westphalen an Karl Marx • vor dem 8. März 1843 644
Jenny Marx an Karl Marx • nach dem 20. Juni 1844 647
Jenny Marx an Karl Marx • vor dem 10. August 1844 651
Jenny Marx an Karl Marx ' nach dem 1 I.August 1844 652
Anhang und Register
Anmerkungen 659
Literaturverzeichnis 679
Personenverzeichnis 688
Verzeichnis literarischer, biblischer und mythologischer Namen 702
Gesamtverzeichnis der m den Bänden t, 27 und 40 der Werke von Karl Marx und Friedrich Engels enthaltenen Manuskripte, Artikel und Briefe von Karl Marx aus den Jahren 1837 bis 1844 705
Abbildungen
Seite aus den Heften zur epikureischen, stoischen und skeptischen Philosophie (Zweites Heft) gegenüber S. 48
Seite aus den Heften zur epikureischen, stoischen und skeptischen Philosophie (Viertes Heft) gegenüber S. 144
Seite der Doktordissertation in der Handschrift eines Kopisten mit Korrekturen von Marx' Hand gegenüber S. 272
Promotionsurkunde von Karl Marx gegenüber S. 376
Seite aus den „Ökonomisch-philosophischen Manuskripten" (Anfang des Ersten Manuskripts) gegenüber S. 472
Seite aus dem Abiturientenaufsatz „Betrachtung eines Jünglings bei der Wahl eines Berufes" gegenüber S. 592
Die „Trierer" vor dem „Weißen Roß" in Godesberg (Nr.27; Karl Marx) gegenüber S. 624

Leitung der Editionsarbeiten:
Rolf Dlubek • Erich Kundel • Richard Sperl
Editorische Bearbeitung (Text, Anhang und Register):
Bernhard Dohm
Inge Taubert • Käte Heidenreich
Verantwortlich für die Redaktion:
Walter Schuh
Dietz Verlag Berlin • 1. Auflage 1968
Printed in the German Democratic Republic
Alle Rechte vorbehalten * Lizenznummer 1
Gesamtherstellun?: VEB Offizin Andersen NexÖ In Leipzig III/18/33
Offsetdruck: Ostsee-Druck Rostock
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