SEGUNDA PARTE Y FINAL

Der „Musterstaat4 4 Belgien
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 68 vom 7. August 1848] ** Köln, 6.August. Werfen wir endlich wieder einen Blick auf Belgien, auf unsern konstitutionellen „Musterstaat", auf das monarchische Eldorado mit breitester demokratischer Grundlage, auf die Hochschule der Berliner Staatskünstler und den Stolz der „Kölnischen Zeitung". Wir betrachten zunächst die ökonomischen Zustände, wovon die vielgepriesene politische Verfassung nur den vergoldeten Rahmen bildet. Der belgische „Moniteur"1258^ - Belgien hat seinen „Moniteur" - gibt folgende Nachrichten über den größten Vasallen Leopolds, den Pauperismus.
In der Provinz Luxemburg findet sich unterstützt I Einwohner auf 69 Namur „ „ „ 1 „ „17 „ Antwerpen „ „ „ 1 „ „16 Lüttich „ „ 1 „ „7 Limburg „ „ 1 „ „7 Hainaut „ „ „1 » „ 6 „ Ostflandern „ „ „ 1 „ „5 „ Brabant „ „ „ 1 „ „4 „ Westflandern „ ., „ I „ „ 3
Dieser Anwachs des Pauperismus zieht im notwendigen Gefolge einen ferneren Anwachs von Pauperismus nach sich. Alle Individuen, die auf dem Stand einer selbständigen Existenz stehen, verlieren durch die Unterstützungssteuer, die jene paupern Mitbürger ihnen aufbürden, das bürgerliche Gleichgewicht und stürzen ebenfalls in den Abgrund der offiziellen Wohltätigkeit. Der Pauperismus erzeugt mit vermehrter Geschwindigkeit den
Pauperismus. In demselben Maße aber, worin der Pauperismus zunimmt, nimmt das Verbrechen zu und wird die Lebensquelle selbst der Nation, die Jugend, demoralisiert. Die Jahre 1845, 1846,1847 bieten in dieser Hinsicht traurige Dokumente dar.l259] Zahl der jungen Knaben und Mädchen unter 18 Jahren, die sich in gerichtlicher Haft befanden:
1845 1846 1847 Knaben 2146 4607 7283 Mädchen 429 1279 2069 Summa: 2575 5886 9352 Gesamtsumme: 17813
Also von 1845 an ungefähr jährliche Verdopplung der jugendlichen Verbrecher unter 18 Jahren. Nach dieser Proportion würde Belgien im Jahre 1850 an jugendlichen Verbrechern 74816 besitzen, und im Jahre 1855: 2393312, d.h. mehr als es an Jugend unter 18 Jahren besitzt und mehr als die Hälfte seiner Bevölkerung. Im Jahre 1856 würde ganz Belgien im Gefängnis sitzen, die ungebornen Kinder mitgezählt. Kann sich die Monarchie eine breitere demokratische Grundlage wünschen? Im Kerker herrscht — Gleichheit. Die Routiniers der Nationalökonomie haben vergeblich ihre beiden Morrisonpillen1, Freihandel auf der einen, Schutzzoll auf der andern Seite, angewandt. Der Pauperismus in Flandern wurde geboren unter dem Freihandelssystem, er wuchs und erstarkte unter den Schutzzöllen gegen fremdes Leinen und Leinengespinst. Während so Pauperismus und Verbrechen unter dem Proletariat wachsen, versiegen die Einkommenquellen der Bourgeoisie, wie die neulich erschienene vergleichende Tabelle des auswärtigen belgischen Handels während des ersten Semesters der Jahre 1846, 1847, 1848 beweist. Mit Ausnahme der Waffen- und Nägelfabriken, die durch die Zeitumstände ausnahmsweise begünstigt wurden, der Tuchfabriken, die ihren alten Ruhm behaupten, und der Zinkfabrikation, die verglichen mit der Gesamtproduktion unbedeutend ist, befindet sich die gesamte belgische Industrie im Zustand des Verfalls oder der Stagnation. Mit wenigen Ausnahmen zeigt sich eine beträchtliche Verminderung der Ausfuhr der Produkte der belgischen Minen und der Metallarbeiten.
Wir führen einige Beispiele an:
1. Semester 1. Semester 1847 1848 Kohlen Tonnen 869000 549000 56000 35000 463 172 3489 13 556 434 3210 3618 Gußeisen Gußwaren Eisen, Eisenbahnschienen .... Verarbeitetes Schmiedeeisen ... Schlösser Totalsumme: 932718 588237
Die Gesamtverminderung auf diese drei Artikel beträgt also für das erste Semester von 1848: 344481 Tonnen, etwas mehr als 1]z.
Kommen wir zur Leinenindustrie.
Leinengespinst ... 1017000 623000 306000 Leinengewebe .... 1483000 1230000 681000 Totalsumme: 2500000 1853000 987000
Die Verminderung des Semesters von 1847 verglichen mit dem von 1846 betrug 657000 Kilogramm], die von 1848 verglichen mit 1846 beträgt 1613000 Kilogramm] oder 64 Prozent.[260] Die Ausfuhr von Büchern, Kristallwaren, Fensterglas hat ungeheuer abgenommen; ebenso Verlust auf die Ausfuhr von rohem und gehecheltem Flachs, Werg, Baumrinde, fabriziertem Tabak. Der um sich fressende Pauperismus, die unerhörte Konfiskation der Jugend durch das Verbrechen, der systematische Verfall der belgischen Industrie bilden die materielle Grundlage zu den konstitutionellen Heiterkeiten, als da sind: Das ministerielle Journal „Independance" zählt, wie es nicht müde wird zu verkünden, über 4000 Abonnenten. Der greise Mellinet, der einzige General, der die belgische Ehre gerettet, sitzt in Stubenhaft und wird in einigen Tagen vor den Assisen in Antwerpen erscheinen.1 Der Genter Advokat Rolin, der im Interesse der oranischen Familie gegen Leopold konspiriert und im Interesse Leopolds des Coburgers gegen seine späteren Alliierten,
1. Semester 1. Semester 1. Semester 1846 1847 1848
die belgischen Liberalen: Rolin, der doppelte Apostat, hat das Portefeuille der öffentlichen Arbeiten erhalten. Der Extrödler, Fransquillon1, Baron und Kriegsminister Cha-a-azal schwingt seinen großen Säbel und rettet das europäische Gleichgewicht. Der „Observateur" hat das Programm der Septembertagfeier"2611 um ein neues Vergnügen vermehrt, um eine Prozession —einen Ommeganck General2 - zu Ehren des Doudot? aus Möns, des Houplala3 aus Antwerpen und des Mannequin Pisse3 aus Brüssel. Dies ist heiligster Ernst des „Observateur", des Journals des großen Verhaegen. Endlich, was Belgiens Leiden weit aufwiegt, es hat sich aufgeschwungen zur Hochschule der Berliner Montesquieus - eines Stupps, eines Grimms, eines Hansemanns, eines Baumstarks - und genießt die Bewunderung der „Kölnischen Zeitung". Glückliches Belgien!
Geschrieben von Kar! Marx.
1 In Belgien Bezeichnung für die Anhänger alles Französischen - 2 mit besonderer Pracht durchgeführter Umzug - 3 bekannte Denkmalsfiguren dieser Städte
Die Polendebatte in Frankfurt
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 70 vom 9. August 1848] ** Köln, 7.August. Die Frankfurter Versammlung171, deren Debatten selbst in den erregtesten Momenten nie den Charakter einer echt deutschen Gemütlichkeit verloren, hat sich endlich bei der Posener Frage emporgerafft. Hier, wo preußische Schrapnells und gehorsame Bundestagsbeschlüsse ihr vorgearbeitet hatten, hier mußte sie einen entscheidenden Beschluß fassen; hier war keine Vermittlung möglich; sie mußte Deutschlands Ehre retten oder sie abermals beflecken. Die Versammlung hat unsern Erwartungen entsprochen; sie hat die sieben Teilungen Polens[54] sanktioniert, sie hat die Schmach von 1772, 1794 und 1815 von den Schultern der deutschen Fürsten auf ihre eigenen Schultern gewälzt. Noch mehr! Die Frankfurter Versammlung hat die sieben Teilungen Polens für ebenso viele an die Polen verschwendete Wohltaten erklärt. Hat nicht das gewaltsame Eindringen der jüdisch-germanischen Race Polen zu einer Höhe der Kultur, zu einer Stufe der Wissenschaft emporgeschwungen, von der das Land früher keine Ahnung hatte? Verblendete, undankbare Polen! Hätte man euch nicht geteilt, ihr selbst müßtet bei der Frankfurter Versammlung um die Gnade nachsuchen, geteilt zu werden! Der Pfarrer Bonavita Blank im Kloster Paradies bei Schaffhausen erzog sich Elstern und Stare zum Aus- und Einfliegen. Er hatte ihnen die untere Hälfte des Schnabels ausgeschnitten, daß sie ihr Futter nicht selbst suchen, sondern es bloß aus seiner Hand empfangen konnten. Die Philister, welche von fern die Vögel auf die Schultern des Ehrwürdigen fliegen und vertraulich mit ihm verkehren sahen, bewunderten seine hohe Kultur und Wissenschaft. Die Vögel, sagt sein Biograph, liebten ihn wie ihren Wohltäter J262] Und die gefesselten, verstümmelten, gebrandmarkten Polen wollen ihre preußischen Wohltäter nicht lieben!
Wir können die den Polen durch das Preußentum erwiesenen Wohltaten nicht besser schildern, als indem wir auf den völkerrechtlichen Ausschußbericht des gelehrten Historienschreibers, Herrn Stemel, eingehen, den Bericht, der der Debatte als Text zugrunde liegt.'2333 Der Bericht erzählt zuerst, ganz im Stile der gewöhnlichsten diplomatischen Aktenstücke, die Entstehung des Großherzogtums Posen im Jahre 1815 durch „Einverleibung" und „Zusammenschlagung". Dann folgen die von Friedrich Wilhelm III. den Posenern zu gleicher Zeit gemachten Versprechungen: Aufrechthaltung der Nationalität, Sprache und Religion, Einsetzung eines eingebornen Statthalters, Teilnahme an der berühmten preußischen Konstitution^043. Was von diesen Versprechungen gehalten worden, ist bekannt. Die Verkehrsfreiheit zwischen den drei Bruchstücken Polens, die der Wiener Kongreß1-2653 um so ruhiger beschließen konnte, je unausführbarer sie war, trat natürlich nie ins Leben. Jetzt kommt das BevölkerungsVerhältnis. Herr Stenzel rechnet heraus, daß 1843 im Großherzogtum 790000 Polen, 420000 Deutsche und fast 80000 Juden wohnten, zusammen fast 1300000 Einwohner. Der Behauptung des Herrn Stenzel stehen die polnischen Behauptungen, unter andern des Erzbischofs Przyluski[1853 entgegen, wonach weit über 800000 Polen, und nach Abzug der Juden, Beamten und Soldaten, kaum 250000 Deutsche in Posen leben. Bleiben wir jedoch bei der Behauptung des Herrn Stenzel. Sie reicht vollständig hin für unsere Zwecke. Geben wir zu, um uns alle weitere Debatte zu ersparen, daß 420000 Deutsche in Posen wohnen. Wer sind diese durch Hinzuziehung der Juden auf eine halbe Million gebrachten Deutschen? Die Slawen sind ein vorwiegend ackerbautreibendes Volk, wenig geschickt zum Betrieb städtischer Gewerbe, wie sie bisher in slawischen Ländern möglich waren. Der Handelsverkehr auf seiner ersten, rohesten Stufe, wo er noch bloßer Schacher war, wurde den hausierenden Juden überlassen. Als Kultur und Bevölkerung sich vermehrten, als das Bedürfnis städtischer bewerbe und städtischer Konzentration fühlbar wurde, zogen Deutsche nach den slawischen Ländern. Die Deutschen, die überhaupt ihre höchste Blüte in der Kleinbürgerei der mittelalterlichen Reichsstädte, in dem trägen, karawanenmäßigen Binnenhandel und beschränkten Seehandel, im zünftigen Handwerksbetrieb des 14. und 15.Jahrhunderts erreichten, die Deutschen bewiesen ihren Beruf, die Pfahlbürger'93 der Weltgeschichte zu werden, namentlich dadurch, daß sie bis auf den heutigen Tag den Kern der Kleinbürgerschaft von ganz Ost- und Nordeuropa, ja von Amerika bilden. In Petersburg,
Moskau, Warschau und Krakau, in Stockholm und Kopenhagen, in Pest, Odessa und Jassy, in New York und Philadelphia sind die Handwerker, Krämer und kleinen Zwischenhändler zum großen, oft zum größten Teil Deutsche oder von deutscher Abkunft. In allen diesen Städten gibt es Stadtviertel, wo ausschließlich deutsch gesprochen wird; einzelne Städte, wie Pest, sind sogar fast ganz deutsch. Diese deutsche Einwanderung ist, namentlich in den slawischen Ländern, seit dem 12. und 13. Jahrhundert fast ununterbrochen vor sich gegangen. Seit der Reformation wurden außerdem durch Sektenverfolgungen von Zeit zu Zeit ganze Massen von Deutschen nach Polen getrieben, wo sie mit offenen Armen aufgenommen wurden. In andern slawischen Ländern, in Böhmen, Mähren usw., wurde die slawische Bevölkerung durch Eroberungskriege der Deutschen dezimiert und die deutsche Bevölkerung durch Invasion vermehrt. Die Sachlage ist gerade in Polen am klarsten. Die deutschen Spießbürger, die dort seit Jahrhunderten ansässig sind, haben sich von jeher ebensowenig politisch zu Deutschland gerechnet wie die Deutschen in Nordamerika, wie die „französische Kolonie" in Berlin oder die 15000 Franzosen in Montevideo zu Frankreich. Sie sind, soweit es in den dezentralisierten Zeiten des 17. und 18. Jahrhunderts möglich war, Polen geworden, deutsch redende Polen, sie hatten längst vollkommen verzichtet auf allen Zusammenhang mit dem Mutterlande. Aber sie haben Kultur, Bildung und Wissenschaft, Handel und Gewerbe nach Polen gebracht! - Allerdings den Kleinhandel und die Zunfthandwerke haben sie hingebracht; durch ihre Konsumtion und den beschränkten Verkehr, den sie herstellten, haben sie einigermaßen die Produktion gehoben. Von großer Bildung und Wissenschaft hat man bis 1772 in ganz Polen und seitdem auch in Östreichisch- und Russisch-Polen noch nicht viel gehört; vom preußischen werden wir noch näher sprechen. Dafür haben die Deutschen in Polen die Bildung polnischer Städte mit polnischer Bourgeoisie verhindert; sie haben die Zentralisation, das gewaltigste politische Mittel zur raschen Entwicklung eines Landes, durch ihre verschiedene Sprache, durch ihr Abschließen von der polnischen Bevölkerung, durch ihre tausendfach verschiedenen Privilegien und städtischen Rechtsverfassungen erschwert. Fast jede Stadt hatte ihr eigenes Recht, ja, in gemischten Städten bestand und besteht oft noch verschiedenes Recht für Deutsche, für Polen und für Juden. Die Deutschpolen sind auf der alleruntergeordnetsten Stufe der Industrie stehengeblieben, sie haben weder große Kapitalien gesammelt, noch haben sie sich die große Industrie anzueignen gewußt, noch haben sie sich der ausgedehnten
21 Marx/Engels, Werke, Bd. 5
Handelsverbindungen bemächtigt. Der Engländer Cockerill mußte erst nach Warschau kommen, ehe die Industrie in Polen Wurzel fassen konnte. Kramhandel, Handwerk und höchstens Kornhandel und Manufaktur (Weberei etc.) im beschränktesten Maßstabe - das war die ganze Tätigkeit der Deutschpolen. Und daß sie deutsches Philistertum, deutsche spießbürgerliche Beschränktheit nach Polen importiert, daß sie die schlechten Eigenschaften beider Nationen ohne die guten in sich vereinigen, darf bei den Verdiensten der Deutschpolen ebenfalls nicht vergessen werden. Herr Stenzel sucht die Sympathie der Deutschen für die Deutschpolen rege zu machen:
„Als die Könige ... vorzüglich im 17.Jahrhundert immer ohnmächtiger wurden und auch die eingehornen polnischen Bauern gar nicht mehr gegen die härteste Unterdrückung durch den Adel schützen konnten, verfielen auch die deutschen Dörfer und Städte, von denen viele in den Besitz des Adels kamen. Nur die größern königlichen Städte retteten einen Teil ihrer alten Freiheiten" (lies: Privilegien). Verlangt Herr Stenzel etwa, die Polen hätten die (übrigens auch „eingebor nen") „Deutschen" (lies: Deutschpolen) besser schützen sollen als sich selbst? Es versteht sich doch wohl von selbst, daß die in ein Land eingewanderten Ausländer nichts mehr verlangen können, als gute und böse Tage mit der Urbevölkerung zu teilen! Kommen wir jetzt zu den Wohltaten, welche die Polen speziell der preußischen Regierung zu verdanken haben. 1772 wurde der Netzdistrikt durch Friedrich IL geraubt und im folgenden Jahr der Bromberger Kanal angelegt, der zwischen der Oder und der Weichsel eine Binnenschiffahrt herstellte.
„Die seit Jahrhunderten zwischen Polen und Pommern streitigen, durch zahllose Verheerungen und große Moräste vielfach wüsten Umgebungen [...] wurden nun urbar gemacht und durch zahlreiche Kolonisten bevölkert." Die erste Teilung Polens war also kein Raub. Friedrich IL bemächtigte sich nur eines „seit Jahrhunderten streitigen" Gebietes. Aber seit wie lange bestand kein selbständiges Pommern mehr, das dieses Gebiet hätte streitig machen können? Seit wie langen Jahrhunderten war es wirklich den Polen nicht mehr streitig gemacht worden? Und was soll überhaupt diese rostige und verrottete Theorie der „Streitigmachungen" und „Ansprüche", die gut genug war, im 17. und 18. Jahrhundert die Nacktheit der Handelsund Arrondierungsinteressen zu verhüllen, was soll sie im Jahre 1848, wo allem historischen Recht und Unrecht der Boden unter den Füßen weggezogen ist?
Übrigens sollte Herr Stenzel doch bedenken, daß nach dieser Rumpelkammerdoktrin die Rheingrenze zwischen Frankreich und Deutschland „seit Jahrtausenden streitig" ist und die Polen Ansprüche auf die Lehnshoheit über die Provinz Preußen und selbst Pommern geltend machen könnten! Genug. Der Netzdistrikt wurde preußisch und war somit nicht mehr „streitig". Friedrich II. ließ ihn von Deutschen kolonisieren, und so entstanden die in der posenschen Angelegenheit so ruhmvoll genannten „Netzbrüder". Die Germanisierung von Staats wegen beginnt mit dem Jahre 1773. „Die Juden in dem Großherzogtum sind allen zuverlässigen Angaben nach durchgehends Deutsche und wollen es auch sein... Die religiöse Toleranz, welche ehemals in Polen vorherrschte, sowie mehrere Eigenschaften, welche den Polen abgingen, haben den Juden seit Jahrhunderten einen tiefeingreifenden" (in die Geldbeutel der Polen nämlich) „Wirkungskreis in Polen gegeben. In der Regel sind sie beider Sprachen mächtig, obgleich sie in ihren Familien, wie von Jugend auf ihre Kinder, deutsch sprechen." Die unerwartete Sympathie und Anerkennung, welche die polnischen Juden in der letzten Zeit in Deutschland gefunden, hat hier ihren offiziellen Ausdruck erlangt. Verrufen, soweit der Einfluß der Leipziger Messe reicht, als der vollständigste Ausdruck des Schachers, der Filzigkeit und des Schmutzes, sind sie plötzlich deutsche Brüder geworden; der biedere Michel drückt sie unter Wonnetränen an sein Herz, und Herr Stenzel reklamiert sie im Namen der deutschen Nation als Deutsche, welche auch Deutsche sein wollen. Und warum sollten die polnischen Juden keine echten Deutschen sein? Sprechen sie nicht „in ihren Familien, sowie von Jugend auf ihre Kinder, deutsch"? Und welches Deutsch noch obendrein! Wir machen übrigens Herrn Stenzel darauf aufmerksam, daß er auf diese Weise ganz Europa und halb Amerika, ja einen Teil von Asien reklamieren kann. Deutsch ist bekanntlich die jüdische Weltsprache. In New York wie in Konstantinopel, in Petersburg wie in Paris „sprechen die Juden in ihren Familien, sowie von Jugend auf ihre Kinder, deutsch", und teilweise noch klassischeres Deutsch als die „stammverwandten" Bundesgenossen der Netzbrüder, die posenschen Juden. Der Bericht fährt nun fort, die Nationalitätsverhältnisse möglichst unbestimmt und möglichst zugunsten der aus Deutschpolen, Netzbrüdern und Juden bestehenden angeblichen halben Million Deutschen darzustellen. Der bäuerliche Grundbesitz der Deutschen sei größer als der der polnischen Bauern (wir werden sehen, wie das zugeht). Seit der ersten Teilung Polens sei der Haß zwischen Polen und Deutschen, namentlich Preußen, aufs höchste gestiegen. 21*
„Preußen vorzüglich störte durch Einführung seiner besonders fest geregelten Staats- und Verwaltungsanordnungen" (welches Deutsch!) „und deren strenge Handhabung die alten Gewohnheiten1 und herkömmlichen Einrichtungen der Polen auf das empfindlichste." Wie sehr die „festgeregelten4" und „strenge gehandhabten" Maßregein der löblichen preußischen Bürokratie nicht nur die alten Gewohnheiten und herkömmlichen Einrichtungen, sondern das ganze gesellschaftliche Leben, die industrielle und ackerbauende Produktion, den Handelsverkehr, den Bergbau, kurz alle gesellschaftlichen Beziehungen ohne Ausnahme „störten", davon wissen nicht nur die Polen, sondern auch die übrigen Preußen, und ganz besonders wir Rheinländer, wunderbare Dinge zu erzählen. Herr Stenzel spricht aber hier nicht einmal von der Bürokratie von 1807-1848, sondern von der von 1772-1806, von den Beamten des eigentlichsten Stockpreußentums, deren Gemeinheit, Bestechlichkeit, Habgier und Brutalität in den Verrätereien von 1806 so glänzend zutage kam. Diese Beamten hätten den polnischen Bauern gegen den Adel geschützt und puren Undank geerntet; freilich hätten die Beamten fühlen müssen, „daß alles, auch Gutes geben und aufzwingen, nicht für den Verlust nationaler Selbständigkeit entschädigt". Auch wir kennen die Art, in der die preußischen Beamten noch in letzter Zeit gewohnt waren, „alles zu geben und aufzuzwingen". Wo ist der Rheinländer, der nicht mit frisch importierten altpreußischen Beamten zu tun gehabt, der nicht Gelegenheit gehabt hat, dies unvergleichliche, naseweise Besserwissen, dies unverschämte Dreinreden, diese Vereinigung von Beschränktheit und Unfehlbarkeit, diese apodiktische Grobheit zu bewundern! Bei uns freilich haben die Herren Altpreußen ihre härtesten Ecken meist bald abgeschlissen; sie hatten keine Netzbrüder, keine geheime Inquisition, kein Landrechttl67] und keine Stockprügel zu ihrer Verfügung, und an dem Mangel der letzteren ist mancher vor Gram gestorben. Wie sie aber erst in Polen gehaust haben mögen, wo sie nach Herzenslust prügeln und geheim inquirieren lassen konnten, das braucht uns nicht erst beschrieben zu werden. Genug, die preußische Willkürherrschaft wußte sich so beliebt zu machen, daß „schon nach der Schlacht von Jena sich der Haß der Polen durch einen allgemeinen Aufstand und Verjagung der preußischen Beamten zeigte". Damit hatte die Beamtenwirtschaft einstweilen ihr Ende erreicht. Aber im Jahr 1815 kam sie in etwas veränderter Gestalt wieder. Das „reformierte", „gebildete", „unbestechliche", „beste" Beamtentum versuchte sein Glück an diesen widerhaarigen Polen.
„Auch mit Errichtung des Großherzogtums Posen konnte kein gutes Vernehmen hergestellt werden, indem ... der König von Preußen damals unmöglich darauf eingehen konnte, eine einzelne Provinz ganz selbständig zu organisieren und aus seinem Staate gewissermaßen einen Bundesstaat zu machen." Also der König von Preußen konnte nach Herrn Stenzel „unmöglich darauf eingehen", seine eigenen Versprechungen und die Wiener Verträge zu halten!!12661 „Als im Jahre 1830 die Sympathien des polnischen Adels für den Aufstand in Warschau^2471 Besorgnisse erregten und seitdem planmäßig dahin gearbeitet wurde, durch mehrere getroffene Einrichtungen (!), namentlich durch Aufkaufen, Zerschlagen und Verteilen polnischer Rittergüter an Deutsche, vorzüglich den polnischen Adel nach und nach völlig zu beseitigen, stieg die Erbitterung desselben gegen Preußen." „Durch mehrere getroffene Einrichtungen!" Durch das Verbot, subhastierte Grundstücke an Polen zu verkaufen und andere derartigen Maßregeln, die Herr Stenzel mit dem Mantel der Liebe bedeckt. Was würden die Rheinländer dazu sagen, wenn bei uns die preußische Regierung ebenfalls verboten hätte, gerichtlich verkaufte Grundstücke an Rheinländer zu verkaufen! Vorwände genug wären dazu da gewesen: um die Bevölkerung der alten und neuen Provinzen zu verschmelzen; um die Eingeborenen der alten Provinzen an den Wohltaten der Parzellierung und der rheinischen Gesetzgebung teilnehmen zu lassen; um die Rheinländer zu veranlassen, ihre Industrie auch in den alten Provinzen durch Einwanderung einheimisch zu machen, usw. Gründe genug, um uns ebenfalls mit preußischen „Kolonisten" zu beglücken! Wie würden wir eine Bevölkerung betrachten, die ünsern Grund und Boden, bei ausgeschlossener Konkurrenz, zu Spöttpreisen aufkaufte und außerdem noch vom Staate dabei unterstützt würde; eine Bevölkerung, die uns ausdrücklich zu dem Zwecke aufgeladen würde, um den Begeisterungsfusel mit Gott für König und Vaterland^2671 bei uns einheimisch zumachen? Und wir sind doch noch Deutsche, wir sprechen dieselbe Sprache wie die alten Provinzen. In Posen aber wurden diese Kolonisten systematisch, mit unerbittlicher Regelmäßigkeit auf die Domänen, in die Wälder, auf die parzellierten polnischen Rittergüter geschickt, um die eingeborenen Polen und ihre Sprache von ihrem eigenen Lande zu verdrängen und eine echtpreußische Provinz zu bilden, die in schwarz-weißem Fanatismus selbst Pommern übertreffen sollte. Und damit die preußischen Bauern in Polen nicht ohne natürliche Vorgesetzte blieben, sandte man ihnen die Blüte der preußischen Ritterschaft, einen Tresckow, einen Lüttichau, nach, die dort ebenfalls Rittergüter zu Spott
preisen und mit Staatsvorschüssen aufkauften. Ja, nach dem Polenaufstande von 1846[45] bildete sich eine ganze Aktiengesellschaft in Berlin, unter dem gnädigen Schutze hoher, höchster und noch höherer Personen, die den Zweck hatte, polnische Güter für deutsche Ritter aufzukaufen. Die hungrigen Schlucker vom märkischen und pommerschen Adel sahen voraus, daß der Polenprozeß eine Menge polnischer Rittergutsbesitzer ruinieren, daß man ihre Güter nächstens spottwohlfeil verschleudern werde. Welch ein gefunden Futter für so manchen in Schulden ertrinkenden uckermärkischen Don Ranudo! Ein schönes Rittergut fast umsonst, polnische Bauern zum Prügeln und obendrein noch das Verdienst, König und Vaterland sich verpflichtet zu haben - welche brillante Aussicht! So entstand die dritte deutsche Einwanderung nach Polen: preußische Bauern und preußischer Adel, die sich überall in Posen festsetzten, und die, von der Regierung unterstützt, mit der offenen Absicht nicht der Germanisierung, sondern der Verpommertmg hinkamen. Hatten die deutschpolnischen Bürger die Entschuldigung, zur Hebung des Handels ein Kleines beigetragen zu haben, konnten die Netzbrüder sich rühmen, einige Moräste urbar gemacht zu haben, so fehlte dieser letzten preußischen Invasion aller Vorwand. Nicht einmal die Parzellierung hatten sie konsequent eingeführt; der preußische Adel folgte den preußischen Bauern auf dem Fuß.
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 73 vom 12. August 1848] ** Köln, 11. August. Wir haben im ersten Artikel die „historische Grundlage" des Stenzelschen Berichts untersucht, insoweit er auf die Lage Posens vor der Revolution eingeht. Wir kommen heute auf Herrn Stenzeis Geschichte der Revolution und Kontrerevolution in Posen. „Das deutsche Volk, immer voll Teilnahme für jeden Unglücklichen" (solange die Teilnahme nichts kostet), „hatte jederzeit das große Unrecht tief gefühlt, was von seinen Fürsten gegen die Polen begangen worden war." Allerdings, „tief gefühlt" im stillen deutschen Herzen, wo die Gefühle so „tief" sitzen, daß sie nie in Taten herausbrechen! Allerdings, „Teilnahme" durch einige Almosen 1831, durch Zweckessen und Polenbälle, solange es galt, zum Besten der Polen zu tanzen, Champagner zu trinken und zu singen: „Noch ist Polen nicht verloren!"[268] Aber wirklich etwas Ernsthaftes tun, wirklich einmal ein Opfer bringen - wo ist das je der Deutschen Sache gewesen! „Die Deutschen boten aufrichtig die Bruderhand, um zu sühnen, was ihre Fürsten früher verbrochen."
Allerdings, wenn rührende Phrasen und träge Kannegießereien irgend etwas „sühnen" könnten, dann stände kein Volk so rein in der Geschichte da wie gerade die Deutschen. „In demselben Augenblick aber, als die Polen einschlugen" (nämlich in die dargebotene Bruderhand), „trennten sich auch schon beider Nationen Interessen und Ziele. Die Polen dachten nur an die Wiederherstellung ihres alten Reichs, mindestens in der Landesausdehnung vor der ersten Teilung im Jahr 1772." Wahrlich, nur der gedankenlose, wüste Enthusiasmus ins Blaue hinein, der von jeher eine Hauptzierde des deutschen Nationalcharakters war, konnte es zuwege bringen, daß die Deutschen von der Forderung der Polen überrascht waren! Die Deutschen wollten das an Polen begangene Unrecht „sühnen". Womit begann dies Unrecht? Von früheren Verrätereien nicht zu sprechen, doch gewiß mit der ersten Teilung 1772. Wie war dies zu „sühnen"? Doch nur dadurch, daß der Status quo vor 1772 wiederhergestellt wurde, oder mindestens dadurch, daß die Deutschen den Polen das herausgaben, was sie seit 1772 von ihnen geraubt hatten. Aber das Interesse der Deutschen war dagegen? Gut, sprechen wir von Interessen, so kann von den Sentimentalitäten wegen ^Sühnen" usw. keine Rede mehr sein, so spreche man die Sprache der kalten, gefühllosen Praxis und verschone uns mit Toastphrasen und Großmutsempfindungen. Übrigens haben die Polen erstens keineswegs „nur" an die Wiederherstellung des Polens von 1772 „gedacht". Woran die Polen „gedacht" haben, geht uns überhaupt wenig an. Sie verlangten vorderhand nur Reorganisation des ganzen Posens und sprachen von weitern Eventualitäten nur für den Fall eines deutsch-polnischen Kriegs gegen Rußland. Zweitens „trennten sich beider Nationen Interessen und Ziele" nur so lange, als die „Interessen und Ziele" des revolutionierten Deutschlands in völkerrechtlicher Beziehung ganz dieselben blieben wie die des alten, absolutistischen Deutschlands. Russische Allianz, wenigstens Friede mit Rußland um jeden Preis, wenn das Deutschlands „Interesse und Ziel" ist, muß in Polen allerdings alles beim alten bleiben. Wir werden aber später sehen, wie sehr die wirklichen Interessen Deutschlands mit denen Polens identisch sind. Jetzt kommt ein breiter, verworrener, verlegener Passus, in welchem Herr Stenzel sich darüber ausläßt, wie recht die Deutschpolen hatten, wenn sie zwar Polen Gerechtigkeit widerfahren lassen, zugleich aber preußisch und deutsch bleiben wollten. Daß das Zwar das Aber und das Aber das Zwar unmöglich macht, geht Herrn Stenzel natürlich nichts an. Daran schließt sich eine ebenso breite und verworrene Geschichtserzählung, worin Herr Stenzel im einzelnen zu beweisen sucht, daß bei den „sich
trennenden Interessen und Zielen beider Nationen", bei der dadurch sich stets steigernden gegenseitigen Erbitterung ein blutiger Zusammenstoß unvermeidlich war. Die Deutschen hielten das „nationale" Interesse fest, die Polen das bloß „territorialeD.h., die Deutschen verlangten Scheidung des Großherzogtums nach den Nationalitäten, die Polen wollten ihr ganzes altes Gebiet für sich. Dies ist wieder nicht wahr. Die Polen verlangten Reorganisation, erklärten aber zugleich, sie seien mit Abtretung der gemischten Grenzbezirke, da wo die Mehrheit deutsch sei und zu Deutschland geschlagen sein wolle, vollständig einverstanden. Nur solle man die Leute nicht nach dem Belieben der preußischen Beamten deutsch oder polnisch machen, sondern nach ihrem eigenen Willen. Willisens Mission, fährt Herr Stenzel fort, mußte natürlich scheitern an dem (vorgegebenen, nirgends existierenden) Widerstand der Polen gegen die Abtretung der überwiegend deutschen Bezirke. Herrn Stenzel lagen die Erklärungen Willisens über die Polen und die der Polen über Willisen zur Einsicht vor. Diese gedruckten Erklärungen beweisen das Gegenteil. Aber das liegt daran, wenn man, wie Herr Stenzel sagt, „ein Mann ist, der seit vielen Jahren sich mit Geschichte beschäftigt und es sich zur Pflicht gemacht hat, nichts Unwahres zu sagen und nichts Wahres zu verhehlen"! Mit derselben Treue, die nichts Wahres verhehlt, geht Herr Stenzel über den in Posen verübten Kannibalismus, über den schnöden Treubruch der Konvention von Jaroslawiec[269], über die Metzeleien von Trzemeszno, Miloslaw und Wreschen, über das verheerende Wüten einer des Dreißigjährigen Krieges würdigen Soldateska leicht hinweg, ohne davon auch nur eine Silbe zu erwähnen .[270] Herr Stenzel kommt nun zu den vier neuen Teilungen Polens durch die preußische Regierung. Zuerst wurde der Netzdistrikt nebst vier andern Kreisen abgerissen (14. April); dazu schlug man noch einige Teile anderer Kreise, zusammen mit einer Bevölkerung von 593390 Köpfen und ließ sie in den Deutschen Bund aufnehmen (22. April). Dann nahm man die Stadt und Festung Posen nebst dem Rest des linken Wartheufers hinzu - wieder 273500 Seelen, also zusammen mehr als doppelt soviel, als selbst nach preußischen Angaben Deutsche in ganz Posen wohnen. Das geschah durch Kabinettsordre vom 26. April1, und schon am 2. Mai erfolgte die Aufnahme in den Deutschen Bund. Herr Stenzel wimmert nun der Versammlung vor, wie es durchaus nötig sei, daß Posen in deutschen Händen bleibe, Posen, eine wich«
1 In der „Neuen Rheinischen Zeitung" irrtümlich: 29. April
tige, gewaltige Festung, wo über 20000 Deutsche (von denen die meisten polnische Juden) wohnen, denen 2/3 des gesamten Grundbesitzes gehört usw. Daß Posen mitten in rein polnischem Lande liegt, daß es gewaltsam germanisiert worden ist und daß polnische Juden keine Deutsche sind, das ist höchst gleichgültig für Leute, die „nie Unwahres berichten und nie Wahres verschwiegen", für Historiker von der Force eines Herrn Stenzel! Genug, aus militärischen Gründen durfte man Posen nicht aus den Händen geben. Als ob man diese Festung, die nach Willisen einer der größten strategischen Fehler ist, nicht hätte schleifen und dafür Breslau befestigen können. Aber man hatte zehn Millionen hineingesteckt (beiläufig wieder nicht wahr, kaum fünf Millionen), und es ist natürlich vorteilhafter, das teure Kunstwerk zu behalten und 20-30 Quadratmeilen polnischer Erde dazu. Hat man aber erst die „Stadt und Festung" Posen, so bietet sich die ungezwungenste Gelegenheit, noch mehr zu nehmen.
„Um aber die Festung zu behaupten, wird man genötigt sein, ihr auch die Zugänge von Glogau, Küstrin und Thorn sowie einen Festungsbezirk gegen Osten zu sichern" (der nur 1000 bis 2000 Schritte zu sein brauchte, wie der von Maestricht gegen Belgien und Limburg). „Dadurch", schmunzelt Herr Stenzel weiter, „wird zugleich der ungestörte Besitz des Bromberger Kanals behauptet, es werden aber auch zahlreiche Striche, in denen die polnische Bevölkerung überwiegend ist, dem Deutschen Bunde einverleibt werden müssen." Aus allen diesen Gründen hat denn auch der bekannte Menschenfreund Pfuel von Höllenstein1911 zwei neue Teilungen Polens vorgenommen, wodurch alle Wünsche des Herrn Stenzel befriedigt und drei Viertel des ganzen Großherzogtums zu Deutschland geschlagen werden. Herr Stenzel erkennt dies Verfahren um so dankbarer an, als er, der Historiker, in dieser potenzierten Erneuerung der Reunionskammern Ludwigs XIV.[271] offenbar sehen muß, daß die Deutschen gelernt haben, die Lehren der Geschichte zu benutzen. Die Polen, meint Herr Stenzel, sollen sich damit trösten, daß ihr Anteil fruchtbarer ist als das einverleibte Gebiet, daß sie weit weniger Grundbesitz haben als die Deutschen und daß „kein Unbefangener leugnen wird, daß der polnische Landmann sich weit erträglicher unter einer deutschen Regierung als der deutsche unter einer polnischen befinden wird"!! Wovon die Geschichte merkwürdige Beweise liefert. Schließlich ruft Herr Stenzel den Polen zu, auch das kleine Stückchen, das ihnen geblieben, werde ihnen genügen, um sich durch Ausübung aller bürgerlichen Tugenden „würdig auf den Augenblick vorzubereiten, den die Zukunft ihnen jetzt noch verhüllt und den sie in sehr verzeihlicher Weise vielleicht zu stürmisch herbeizurufen suchen.
,Es gibt', ruft einer ihrer einsichtsvollsten Mitbürger sehr treffend, ,eine Krone, welche auch würdig ist, euren Ehrgeiz zu reizen, es ist die Bürgerkrone!' Ein Deutscher darf hinzusetzen: Sie glänzt nicht, aber sie ist gediegen!" „Sie ist gediegen!" Noch „gediegener" aber sind die wirklichen Gründe der erneuerten vier Teilungen Polens durch die preußische Regierung. Deutscher Biedermann! Du glaubst, die Teilungen seien vorgenommen, um deine deutschen Brüder von der polnischen Herrschaft zu retten? Um dir in der Festung Posen ein Bollwerk gegen jeden Angriff zu sichern? Um die Straßen von Küstrin, Glogau und Bromberg, um den Netzkanal sicherzustellen? Welche Täuschung! Man hat dich schmählich hintergangen. Die neuen Teilungen Polens sind gemacht worden aus keinem andern Grunde, als um die Kassen des preußischen Staats zu füllen. Die ersten Teilungen Polens bis 1815 waren ein Länderraub mit bewaffneter Hand, die Teilungen von 1848 sind ein Diebstahl. Und jetzt merke auf, deutscher Biedermann, wie man dich hintergangen hat! Nach der dritten Teilung Polens konfiszierte Friedrich Wilhelm II. die polnischen starosteilichen und die der katholischen Geistlichkeit gehörenden Güter zum Besten des Staats. Namentlich die Güter der Kirche machten „einen sehr beträchtlichen Teil des ganzen Landeigentums aus", wie die Besitzergreifungsdeklaration vom 28. Juli1 1796 selbst sagte. Diese neuen Domänen wurden für königliche Rechnung verwaltet oder verpachtet und waren so ausgedehnt, daß zu ihrer Administration 34 Domänenämter und 21 Oberförstereien errichtet werden mußten. Zu jedem dieser Domänenämter gehörten eine Menge Ortschaften, z.B. zu den 10Ämtern des Bromberger Regierungsbezirks zusammen 636 und zu dem einzigen Domänenamt Mogilno 127 Ortschaften. Außerdem hat Friedrich Wilhelm II. 1796 die Güter und Forsten des Nonnenklosters zu Owinsk konfisziert und dem Kaufmann von Tresckow (Vorfahren des tapfern preußischen Bandenführers Tresckow aus dem letzten Heldenkriege[272]) verkauft; diese Güter bestehen aus 24 Ortschaften nebst Mühlen und 20000 Morgen Forst, im Wert von mindestens 1000000 Taler. Ferner wurden die Domänenämter Krotoschin, Rozdrazewo, Orpiszewo und Adelnau, im Wert von mindestens 2 Millionen Taler, 1819 dem Fürsten Thum und Taxis zur Entschädigung für das Postregal in mehreren an Preußen gefallenen Provinzen abgetreten.
Die sämtlichen Güter hatte Friedrich Wilhelm IL unter dem Vorwande, sie besser zu verwalten, übernommen. Trotzdem aber sind sie, ein Eigentum der polnischen Nation, verschenkt, abgetreten, verkauft worden, und die Kaufgelder sind in die preußische Staatskasse geflossen. Die Domänenämter Gnesen, Skorzencin, Trzemeszno sind zerschlagen und veräußert worden. Es bleiben also noch 27 Domänenämter und die Oberförstereien in einem Kapitalwert von allermindestens zwanzig Millionen Taler in den Händen der preußischen Regierung. Wir sind erbötig, mit der Karte in der Hand zu beweisen, daß diese Domänen und Forsten sämtlich — mit sehr wenigen öder gar keinen Ausnahmen - in dem einverleibten Teil von Posen liegen. Um diesen reichen Schatz vor allem Rückfall an die polnische Nation zu retten, mußte er in den Deutschen Bund aufgenommen werden; und da er nicht zum Deutschen Bünde kommen konnte, so mußte der Deutsche Bund zu ihm kommen, und 3/4 von Posen wurden einverleibt. Das ist der wahre Grund der vier berühmten Teilungen Polens binnen zwei Monaten. Nicht die Reklamationen dieser oder jener Nationalität, nicht angeblich strategische Gründe haben entschieden: Die Lage der Domänen, die Habgier der preußischen Regierung allein hat die Grenzlinie bestimmt. Während die deutschen Bürger für die erdichteten Leiden ihrer armen Brüder in Posen blutige Tränen vergossen, während sie sich für die Sicherung der deutschen Ostmark begeisterten, während sie sich durch erlogene Berichte von polnischen Barbareien gegen die Polen in Harnisch jagen ließen, operierte die preußische Regierung ganz im stillen und brachte ihr Schäfchen ins trockene. Der grund- und zwecklose deutsche Enthusiasmus hat zu weiter nichts gedient, als die schmutzigste Handlung der neueren Geschichte zu bemänteln. So, deutscher Biedermann, wird dir von deinen verantwortlichen Ministern mitgespielt! Aber in der Tat, du konntest es vorher wissen. Wo Herr Hansemann beteiligt ist, handelt es sich nie um deutsche Nationalität, militärische Notwendigkeit und andere dergleichen leere Phrasen, sondern stets um bare Zahlung und klaren Profit. [„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 81 vom 20. August 1848] ** Köln, 19. August. Wir haben den Bericht des Herrn Stenzel, die Grundlage der Debatte, in seinen Einzelnheiten verfolgt. Wir haben nachgewiesen, wie er die ältere und neuere Geschichte Polens und der Deutschen in Polen verfälscht, wie er die ganze Frage verrückt, wie der Historiker Stenzel nicht
nur absichtliche Verfälschung, sondern sich auch grobe Unwissenheit hat zuschulden kommen lassen. Ehe wir auf die Debatte selbst eingehen, müssen wir noch einen Blick auf die polnische Frage werfen. Die Posener Frage ist, für sich betrachtet, ohne allen Sinn, ohne Möglichkeit der Lösung. Sie ist ein Fragment der polnischen Frage, und nur in und mit dieser kann sie gelöst werden. Die Grenze zwischen Deutschland und Polen kann erst bestimmt werden, wenn Polen wieder existiert. Aber kann und wird Polen wieder bestehen? In der Debatte ist dies geleugnet worden. Ein französischer Historiker hat gesagt: II y a des peuples necessaires: ßs gibt notwendige Völker. Zu diesen notwendigen Völkern gehört im 19. Jahrhundert unbedingt das polnische Volk. Die nationale Existenz Polens ist aber für niemand notwendiger als gerade für uns Deutsche. Worauf stützt sich zunächst die Macht der Reaktion in Europa seit 1815, ja, teilweise seit der ersten französischen Revolution? Auf die russischpreußisch-östreichische Heilige Allianz[2i3]. Und was hält diese Heilige Allianz zusammen? Die Teilung Polens, von der alle drei Alliierten Nutzen zogen. Der Riß, den die drei Mächte durch Polen zogen, ist das Band, das sie aneinander kettet: der gemeinsame Raub hat sie einer für den andern solidarisch gemacht. Von dem Augenblick an, wo der erste Raub an Polen begangen wurde, war Deutschland in die Abhängigkeit Rußlands geraten. Rußland befahl Preußen und Ostreich, absolute Monarchien zu bleiben, und Preußen und Ostreich mußten gehorchen. Die ohnehin schlaffen und schüchternen Anstrengungen, namentlich der preußischen Bourgeoisie, sich die Herrschaft zu erobern, scheiterten vollends an der Unmöglichkeit, von Rußland loszukommen, an dem Rückhalt, den Rußland der feudalistisch-absolutistischen Klasse in Preußen bot. Dazu kam, daß von dem ersten Unterdrückungsversuche der Alliierten an die Polen nicht nur insurrektionell für ihre Unabhängigkeit kämpften, daß sie zugleich revolutionär gegen ihre eigenen inneren gesellschaftlichen Zustände auftraten. Die Teilung Polens war zustande gekommen durch das Bündnis der großen Feudalaristokratie in Polen mit den drei teilenden Mächten. Sie war kein Fortschritt, wie der Ex-Poet Herr Jordan behauptet, sie war das letzte Mittel für die große Aristokratie, sich vor einer Revolution zu retten, sie war durch und durch reaktionär.
Die Folge schon der ersten Teilung war ganz natürlich eine Allianz der übrigen Klassen, d.h. des Adels, der Bürgerschaft der Städte und teilweise der Bauern, sowohl gegen die Unterdrücker Polens wie gegen die große Aristokratie des Landes selbst. Wie sehr die Polen es schon damals begriffen, daß ihre Unabhängigkeit nach außen unzertrennlich sei von dem Sturz der Aristokratie und von der agrarischen Reform im Innern, beweist die Konstitution von 1791L273J. Die großen ackerbauenden Länder zwischen der Ostsee und dem Schwarzen Meere können sich aus der patriarchalisch-feudalen Barbarei retten nur durch eine agrarische Revolution, die die leibeigenen oder frönpflichtigen Bauern in freie Grundbesitzer verwandelt, eine Revolution, die ganz dieselbe ist wie die französische von 1789 auf dem platten Lande. Die polnische Nation hat das Verdienst, unter allen ihren ackerbauenden Nachbarvölkern dies zuerst proklamiert zu haben. Der erste Reformversuch war die Verfassung von 1791; in dem Aufstande von 1830[247] wurde die agrarische Revolution von Lelewel als einziges Mittel zur Rettung des Landes ausgesprochen, aber zu spät vom Reichstage anerkannt; in den Insurrektionen von 1846 und 1848 wurde sie offen proklamiert. Von dem Teige ihrer Unterdrückung an traten die Polen revolutionär auf und fesselten dadurch ihre Unterdrücker um so fester an die Köntrerevolution. Sie zwangen ihre Unterdrücker, den patriarchalisch-feudalen Zustand nicht nur in Polen, sondern auch in ihren übrigen Ländern aufrechtzuhalten. Und namentlich seit dem Krakauer Aufstand von 1846[45] ist der Kampf für die Unabhängigkeit Polens zugleich der Kampf der agrarischen Demokratie — der in Osteuropa einzig möglichen — gegen den patriarchalisch-feudalen Absolutismus. Solange wir also Polen unterdrücken helfen, solange wir einen Teil von Polen an Deutschland schmieden, solange bleiben wir an Rußland und die russische Politik geschmiedet, solange können wir den patriarchalisch-feudalen Absolutismus bei uns selbst nicht gründlich brechen. Die Herstellung eines demokratischen Polens ist die erste Bedingung der Herstellung eines demokratischen Deutschlands. Die Herstellung Polens und seine Grenzregulierung mit Deutschland ist aber nicht nur notwendig, sie ist bei weitem die lösbarste von all den politischen Fragen, die seit der Revolution in Osteuropa aufgetaucht sind. Die Unabhängigkeitskämpfe der Völker aller Stämme, die südlich von den Karpaten bunt durcheinandergewürfelt sind, sind ganz anders verwickelt, werden weit mehr Blut, Verwirrung und Bürgerkrieg kosten als der polnische Unabhängigkeitskampf und die Feststellung der Grenze zwischen Deutschland und Polen.
Es versteht sich, daß es sich nicht von der Herstellung eines Scheinpolen handelt, sondern von der Herstellung eines Staats auf lebensfähiger Grundlage. Polen muß wenigstens die Ausdehnung von 1772 haben, muß nicht nur die Gebiete, sondern auch die Mündungen seiner großen Ströme und muß wenigstens an der Ostsee einen großen Küstenstrich besitzen. Alles das konnte ihm Deutschland garantieren und doch dabei seine Interessen und seine Ehre sicherstellen, v/enn es nach der Revolution in seinem eignen Interesse den Mut hatte, von Rußland die Herausgabe Polens mit den Waffen in der Hand zu fordern. Daß bei dem Durcheinander von Deutsch und Polnisch an der Grenze und namentlich an der Küste beide Teile sich gegenseitig etwas nachgeben, daß mancher Deutsche polnisch, mancher Pole hätte deutsch werden müssen» verstand sich von selbst und hätte keine Schwierigkeit gemacht. Aber nach der halben deutschen Revolution hatte man den Mut nicht, so entschieden aufzutreten. Pomphafte Reden halten über die Befreiung Polens, die durchziehenden Polen an den Eisenbahnstationen empfangen und ihnen die glühendsten Sympathien des deutschen Volks anbieten (wem sind die nicht schon angeboten worden?) - das ließ sich hören; aber einen Krieg mit Rußland anfangen» das ganze europäische Gleichgewicht in Frage stellen und vollends irgendein Läppchen des geraubten Gebiets herausgeben - ja, da müßte man seine Deutschen nicht kennen! Und was war der Krieg mit Rußland? Der Krieg mit Rußland war der vollständige, offne und wirkliche Bruch mit unsrer ganzen schmachvollen Vergangenheit, war die wirkliche Befreiung und Vereinigung Deutschlands, war die Herstellung der Demokratie auf den Trümmern der Feudalität und des kurzen Herrschaftstraums der Bourgeoisie. Der Krieg mit Rußland war der einzig mögliche Weg, unsre Ehre und unsre Interessen gegenüber unsren slawischen Nachbarn und namentlich gegenüber den Polen zu retten. Aber wir waren Spießbürger und wir blieben Spießbürger. Wir machten ein paar Dutzend kleine und große Revolutionen, vor denen wir uns selbst fürchteten, noch ehe sie vollendet waren. Nachdem wir den Mund recht voll genommen hatten, führten wir gar nichts aus. Die Revolution, statt unsern Gesichtskreis zu erweitern, verengerte ihn. Mit der zaghaftesten, borniertesten, engherzigsten Philisterei wurden alle Fragen behandelt und damit natürlich unsre wirklichen Interessen wieder kompromittiert. Auf dem Standpunkte dieser kleinlichen Philisterei reduzierte sich denn auch die große Frage von der Befreiung Polens auf die winzige Phrase von der Reorganisation eines Teils der Provinz Posen, verwandelte sich unser Enthusiasmus für die Polen in Schrapnells und Höllenstein.
Die einzig mögliche, die einzige Lösung, die Deutschlands Ehre, Deutschlands Interessen gewahrt hätte, wir wiederholen es, war der Krieg mit Rußland. Man hat ihn nicht gewagt, und das Unvermeidliche ist erfolgt: Die Soldateska der Reaktion, in Berlin geschlagen, erhob ihr Haupt wieder in Posen; unter dem Scheine, Deutschlands Ehre und Nationalität zu retten, pflanzte sie das Banner der Kontrerevolution auf und erdrückte die revolutionären Polen, unsre Bundesgenossen — und das geprellte Deutschland jauchzte einen Augenblick seinen siegreichen Feinden Beifall zu. Die neue Teilung Polens wurde vollzogen, und es fehlte ihr nur noch die Sanktion der deutschen Nationalversammlung. Es war für die Frankfurter Versammlung noch ein Weg möglich, um die Sache wieder gutzumachen: Man hätte ganz Posen vom Deutschen Bunde ausschließen und die Grenzfrage für offen erklären müssen, bis man mit dem wiederhergestellten Polen darüber d'egal ä egal1 verhandeln könne. Aber das wäre zuviel verlangt gewesen von unsern Frankfurter Professoren, Advokaten und Pastoren der Nationalversammlung! Die Lockung war zu groß: Sie, die ruhigen Bürger, die nie eine Flinte abgefeuert, sollten durch Aufstehen und Sitzenbleiben ein Land von 500 Quadratmeilen für Deutschland erobern, 800000 Netzbrüder, Deutschpolen, Juden und Polen einverleiben, wenn auch auf Kosten der Ehre und der wirklichen, dauernden Interessen Deutschlands — welche Versuchung! - Sie sind ihr erlegen, sie haben die Teilung Polens bestätigt. Aus welchen Gründen, werden wir morgen sehn.
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 82 vom 22. August 1848] ** Köln, 21. August. Wir übergehen die Vorfrage, ob die Posener Abgeordneten mitberaten und abstimmen sollen, und gehen gleich zur Debatte über die Hauptfrage. Herr Stenzel, der Berichterstatter, eröffnete sie mit einer erschrecklich konfusen und diffusen Rede. Er stellt sich als Historiker und gewissenhaften Mann hin, er spricht von Festungen und Feldschanzen, Himmel und Hölle, Sympathien und deutschen Herzen; er geht zurück auf das 11 .Jahrhundert, um zu beweisen, daß der polnische Adel den Bauern immer unterdrückt habe; er benutzt einige spärliche Data der polnischen Geschichte als Entschuldigung für einen endlosen Strom der plattesten Gemeinplätze über Adel, Bauern, Städte, Wohltaten der absoluten Monarchie usw.; er entschuldigt in
holpriger und verlegener Sprache die Teilung Polens; er setzt die Bestimmungen der Konstitution vom 3.Mai 1791[273] in einer so bunten Konfusion auseinander, daß die Mitglieder, die sie bisher nicht kannten, jetzt erst recht nicht wissen, woran sie sind; er will eben auf das Großherzogtum Warschau übergehen, als er durch den lauten Ruf: „Das geht zu weit!" und durch den Präsidenten unterbrochen wird. Der große Geschichtsforscher, gänzlich in Verwirrung gebracht, fährt fort in folgenden rührenden Worten: „Ich werde kurz sein. Es fragt sich nun: Was wollen wir tun. Diese Frage ist ganz natürlich" (! buchstäblich). „Der Adel will das Reich wiederherstellen. Er behauptet, er sei demokratisch. Ich zweifle nicht dran, daß er's ehrlich meint. Allein, meine Herren, es ist natürlich (!), daß manche Stände sich große Illusionen machen. Ich glaube an die Aufrichtigkeit vollkommen, allein, wenn bürsten und Grafen in das Volk übergehen sollen, so weiß ich nicht, wie die Verschmelzung stattfinden wird" (was geht das auch den Herrn Stenzel an!). „Das ist in Polen unmöglich etc." Herr Stenzel tut, als ob in Polen Adel und Aristokratie ganz dasselbe sei. Lelewels „Histoire de Pologne", die er selbst zitierte, Mieroslawskis „D^bat entre la revolution et la contr er Evolution en Pologne" und eine Masse anderer neuerer Schriften könnten den „Mann, der sich seit Jahren mit Geschichte beschäftigt", eines Bessern belehren. Die meisten „Fürsten und Grafen", von denen Herr Stenzel spricht, sind ja gerade diejenigen, gegen welche die polnische Demokratie selbst ankämpft. Man soll also, meint Herr Stenzel, den Adel fallenlassen mit seinen Illusionen und ein Polen gründen für den Bauern (indem man ein Stück Polen nach dem andern zu Deutschland schlägt). „Reichen Sie vielmehr den armen Bauern die Hände, damit diese emporkommen, damit es ihnen vielleicht (!) gelinge, ein freies Polen herzustellen, aber nicht nur herzustellen, sondern auch zu erhalten. Das, meine Herren, ist die Hauptsache!" Und unter dem Jubelruf der Nationalsalbaderer der Zentren'274-1: „Sehr brav!" „Ausgezeichnet!" verläßt der siegestrunkne Geschichtsforscher die Tribüne. Die neue Teilung Polens als eine Wohltat für die polnischen Bauern darstellen, diese überraschend unsinnige Wendung mußte allerdings die im Zentrum der Versammlung vereinigte Masse von Gemütlichkeit und Menschenliebe bis zu Tränen rühren! Folgt Herr Goeden von Krotoszyn, ein Deutschpole vom reinsten Wasser. Nach ihm tritt Herr Senff von Inowroclaw auf, ein schönes Musterbild eines Netzbruders, an dem kein Falsch ist, der sich gegen den Ausschußantrag hatte einschreiben lassen und der dafür sprach, so daß ein Redner gegen den Antrag um seine Reihenfolge für das Wort geprellt war.
Die Art und Weise, wie die Herren Netzbrüder hier auftreten, ist die possierlichste Komödie von der Welt und zeigt abermals, wozu ein echter Preuße fähig ist. Wir alle wissen, die profitwütigen jüdisch-preußischen Winkelmänner aus Posen bekämpften die Polen in der innigsten Harmonie mit der Bürokratie, mit dem k[öniglich]-preußischen Offizierskorps und mit der märkischen und pommerschen Junkerschaft, kurz mit allem, was reaktionär, was altpreußisch war. Der Verrat an Polen war die erste Schilderhebung der Kontrerevolution, und niemand war kontrerevolutionärer als gerade die Herren Netzbrüder. Und nun sehe man diese preußenwütigen Schulmeister und Beamten mit Gott für König und Vaterland[267] hier in Frankfurt, wie sie ihren kontrerevolutionären Verrat an der polnischen Demokratie für eine Revolution, für eine wirkliche und echte Revolution im Namen der souveränen Netzbrüderschaft erklären, wie sie das historische Recht mit Füßen treten und über der angeblichen Leiche Polens ausrufen: Nur der Lebende hat rechtP75-1 Aber so ist der Preuße: An der Spree von Gottes Gnaden, an der Warta souveränes Volk; an der Spree Pöbelaufruhr, an der Warta Revolution; an der Spree historisches Recht, „das keinen Datum nicht hat"1, an der Warta Recht der lebendigen Tatsache, die von gestern datiert - und trotz alledem ohne Falsch, ehrlich und brav im treuen preußischen Herzen! Hören wir den Herrn Goeden.
„Zum zweiten Male sollen wir eine Sache verteidigen, die von solcher Bedeutsamkeit, von solcher Folgewichtigkeit für unser Vaterland ist, daß, hätte sie sich nicht in sich selber als eine durchaus rechtliche für uns herausgearbeitet (!), sie notwendig dazu gemacht werden müßte (!!). Unser Recht hat weniger in der Vergangenheit als in den heißen Pulsschlägen" (und namentlich den Kolbenschlägen) „der Gegenwart seine Wurzeln." „Der polnische Bauer und Bürger fühlte sich durch die" (preußische) „Besitzergreifung in einen solchen Zustand der Sicherheit und des Wohlseins versetzt, wie er ihn nie gekannt hatte." (Namentlich seit den polnisch-preußischen Kriegen und den Teilungen Polens nicht.) „Der Bruch der Gerechtigkeit, der in der Teilung Polens liegt, ist durch die Humanität Ihres" (des deutschen) „Volks" (und besonders durch die Stockprügel der preußischen Beamten), „durch seinen Fleiß" (auf geraubtem und verschenktem polnischem Grundeigentum), „und im April dieses Jahres auch durch sein Blut vollständig gesühnt worden!" Das Blut des Herrn Goeden von Krotoszyn! „Die Revolution ist unser Recht, und kraft derselben sind wir hier!"
1 Ausspruch Lichnowskis; siehe vorl. Band, S. 351
22 Marx/Engels, Werke, Bd. 5
„Die Beweistitel unsrer rechtmäßigen Einverleibung in Deutschland bestehen nun nicht in vergilbten Pergamenten, wir sind nicht angeheiratet, nicht angeerbt, nicht durch Kauf oder Tausch erworben worden; wir sind Deutsche und gehören unserem Vaterlande an, weil uns ein vernünftiger, rechtlicher, ein souveräner Wille dazu treibt, ein Wille, der bedingt ist durch unsre geographische Lage, unsre Sprache und Sitte, unsre Zahl (!), unsern Besitz, vor allem aber durch unsre deutsche Gesinnung und unsre Liebe zum Vaterlande." „Unsre Rechte sind so sichere, so tief im modernen Weltbewußtsein ruhende, daß nicht einmal ein deutsches Herz dazu gehört, sie anerkennen zu müssen!" Es lebe der im modernen Weltbewußtsein beruhende, auf die SchrapnellRevolution gestützte, in den heißen Pulsschlägen der standrechtlichen Gegenwart wurzelnde souveräne Wille der preußisch-jüdischen Netzbrüderschaft! Es lebe das Deutschtum der posenschen Bürokratengehälter, des Kirchen- und Starosteigüterraubs und der Geldvorschüsse a la Flottwell! Nach dem deklamatorischen Ritter der höheren Berechtigung kommt der unverschämte Netzbruder. Für den Herrn Senff von Inowroclaw ist selbst der Stenzelsche Antrag noch zu höflich gegen die Polen, und daher schlägt er eine etwas gröbere Fassung vor. Mit derselben Stirn, mit der er sich unter diesem Vorwand als Redner gegen den Antrag einschreiben ließ, erklärte er, es sei ein himmelschreiendes Unrecht, die Posener von der Abstimmung auszuschließen i
„Ich glaube, daß die Posener Abgeordneten erst recht dazu berufen seien mitzustimmen, denn es handelt sich gerade um die wichtigsten Rechte derjenigen, die uns hergeschickt haben." Herr Senff geht dann auf die Geschichte Polens seit der ersten Teilung ein und bereicherte sie mit einer Reihe absichtlicher Fälschungen und schreiender Unwahrheiten, wovor Herr Stenzel als der beklagenswerteste Stümper dasteht. Alles Erträgliche, was in Posen existiert, verdankt seinen Ursprung der preußischen Regierung und den Netzbrüdern.
„Das Großherzogtum Warschau entstand. An die Stelle der preußischen Beamten traten polnische, und im Jahre 1814 war kaum noch eine Spur dessen zu bemerken, was die preußische Regierung für diese Provinzen Gutes getan hatte." Herr Senff hat recht. Weder von der Leibeigenschaft, noch von den etatsmäßigen Zahlungen polnischer Distrikte an preußische Bildungsanstalten, z.B. für die Universität Halle, noch von den Erpressungen und Brutalitäten preußischer, des Polnischen unkundiger Beamten war „noch eine Spur zu bemerken". Aber noch war Polen nicht verloren'2681, denn Preußen kam von Rußlands Gnaden wieder in Flor, und Posen kam wieder an Preußen.
„Von da ab erneuerten sich die Bestrebungen der preußischen Regierung, gerichtet auf Verbesserung der Verhältnisse der Provinz Posen." Wer darüber etwas Näheres wissen will, der lese die Flottwellsche Denkschrift von 1841 nach. Bis 1830 geschah durch die Regierung gar nichts. Flottwell fand nur vier Meilen Chaussee im ganzen Großherzogtum vor! Und sollen wir die Flottwellschen Wohltaten aufzählen? Herr Flottwell, ein schlauer Bürokrat, suchte die Polen durch Chausseebauten, Schiffbarmachungen von Flüssen, Trockenlegungen von Sümpfen etc. etc. zu bestechen; aber nicht mit dem Gelde der preußischen] Regierung, sondern mit ihrem eignen Gelde bestach er sie. Alle jene Verbesserungen geschahen hauptsächlich aus Privat- oder Kreismitteln; und wenn die Regierung hie und da einige Gelder zuschoß, so war das nur der kleinste Teil der Summen, die sie an Steuern und am Ertrag der polnischen National- und Kirchendomänen aus der Provinz zog. Ferner verdanken die Polen dem Herrn Flottwell nicht nur das Fortbestehen der Suspendierung der Wahl der Landräte durch die Kreise (seit 1826), sondern speziell noch die langsame Expropriation der polnischen Gutsbesitzer durch die Regierungsaufkäufe subhastierter Rittergüter, die nur an gutgesinnte Deutsche wieder verkauft wurden (Kabinettsordre von 1833). Eine schließliche Wohltat der Flottwellschen Verwaltung war die Verbesserung des Schulwesens. Aber diese war wieder eine Verpreußungsmaßregel. Die höheren Schulen sollten die jungen Adligen und zukünftigen katholischen Geistlichen, die niederen sollten die Bauern durch preußische Lehrer verpreußen. Wie es mit den Bildungsanstalten gemeint war, hat der Bromberger Regierungspräsident, Herr Wallach, in einer unbewachten Aufwallung verraten; er schreibt an den Oberpräsidenten Herrn Beurmann, die polnische Sprache sei ein Haupthindernis der Verbreitung von Bildung und Wohlstand unter der ländlichen Bevölkerung! Allerdings ganz richtig, wenn der Schulmeister kein Polnisch versteht. - Wer übrigens diese Schulen bezahlte, das waren wieder die Polen selbst, denn 1. wurden die meisten und wichtigsten, aber nicht gerade der Verpreußung dienenden Institute aus Privatbeiträgen oder von den Provinzialständen gegründet und dotiert, und 2. wurden selbst die Verpreußungsschulen von den Einkünften der am 31. März 1833 säkularisierten Klöster erhalten, und die Staatskasse bewilligte nur 21000 Taler jährlich auf zehn Jahre. — Im übrigen gesteht Herr Flottwell zu, daß alle Reformen von den Polen selbst ausgegangen. Daß die größten Wohltaten der preußischen Regierung in der Einziehung bedeutender Renten und Steuern und in der Verwendung der jungen Leute für den preußischen Kriegsdienst bestanden, verschweigt Herr Flottwell nicht minder als Herr Senff.
Kurz, die sämtlichen Wohltaten der preußischen Regierung reduzieren sich auf die Versorgung von preußischen Unteroffizieren im Posenschen, sei es als Exerziermeister, Schulmeister, Gendarmen oder Steuereintreiber. Auf die weiteren grundlosen Verdächtigungen der Polen sowie auf die falschen statistischen Angaben des Herrn Senff können wir weiter nicht eingehen. Genug, Herr Senff spricht bloß, um die Polen bei der Versammlung gehässig zu machen. Es folgt Herr Robert Blum. Wie gewöhnlich hält er einen sogenannten gediegenen Vortrag, d.h. einen Vortrag, der mehr Gesinnung als Gründe und mehr Deklamation als Gesinnung enthält, und der übrigens als Deklamatorium - wir müssen es gestehen - keinen größeren Effekt macht als das moderne Weltbewußtsein des Herrn Goeden von Krotoszyn. Polen, der Wall gegen nordische Barbarei wenn die Polen Laster haben, so ist das die Schuld ihrer1 Unterdrücker der alte Gagern erklärt die Teilung Polens für den Alp, der auf unserer Zeit laste die Polen lieben ihr Vaterland warm, und wir könnten ein Beispiel dran nehmen Gefahren, die von Rußland drohen wenn nun in Paris die rote Republik siegte und Polen mit Gewalt der Waffen befreien wollte, wie dann, meine Herren? - Seien wir unparteiisch usw. usw. Eis tut uns leid für Herrn Blum, aber wenn man alle diese schönen Sachen ihres deklamatorischen Flitters beraubt, so bleibt nichts übrig als die allertrivialste Kannegießerei, wenn auch - was wir gern zugeben - Kannegießerei auf großem Fuß und in erhabener Arbeit. Selbst wenn Herr Blum meint, die Nationalversammlung müsse in Schleswig, Böhmen, Welschtirol, den russischen Ostseeprovinzen und dem Elsaß konsequenterweise nach demselben Prinzip verfahren wie in Posen, so ist das ein Grund, der nur berechtigt ist gegenüber den gedankenlosen Nationalitätslügen und der bequemen Inkonsequenz der Majorität. Und wenn er meint, nur mit einem schon existierenden Polen könne Deutschland anständigerweise wegen Posens verhandeln, so werden wir ihm das nicht leugnen, aber doch bemerken, daß dieser einzige triftige Grund in seiner Rede schon hundertmal und viel besser von den Polen selbst entwickelt ist, während er bei Herrn Blum als stumpfer rhetorischer Pfeil mit „Mäßigung und schonender Milde" auf die verhärtete Brust der Majorität fruchtlos abgeschossen wird. Herr Blum hat recht, wenn er sagt, Schrapnells sind keine Gründe, aber er hat unrecht - und er weiß es -, wenn er sich unparteiisch auf einen „gemäßigten" höhern Standpunkt stellt. Mag Herr Blum über die Polenfrage
nicht im klaren sein, das ist seine eigne Schuld. Aber daß er 1. glaubt, bei der Majorität durchzusetzen, auch nur daß sie von der Zentralgewalt Bericht einverlange, und 2. daß er sich einbildet, durch den Bericht dieser Zentralgewaltsminister, die sich bei Gelegenheit des 6. August so schmählich vor den preußischen Souveränetätsgelüsten gebeugt haben1276-1 - durch den Bericht dieser Minister werde er auch nur das geringste gewinnen, das ist schlimm für Herrn Blum. Will man auf der „entschiednen Linken" sitzen, so ist das erste Erfordernis, daß man alle schönende Milde beiseite legt und daß man darauf verzichtet, irgend etwas, sei es auch noch so gering, bei der Majorität durchzusetzen. Überhaupt ergeht sich in der Polenfrage, wie immer, fast die ganze Linke146-1 in Deklamationen oder gar in phantastischen Schwärmereien, ohne auf das tatsächliche Material, auf den praktischen Inhalt der Frage auch nur im entferntesten einzugehn. Und doch war gerade hier das Material so reichhaltig, die Tatsachen so schlagend. Dazu gehört freilich, daß man die Frage studiert, und das kann man sich natürlich sparen, wenn man einmal durch das Fegefeuer der Wahl passiert und keinem Menschen weiter verantwortlich ist. Auf die wenigen Ausnahmen kommen wir im Verlauf der Debatte zurück. Morgen ein Wörtchen mit Herrn Wilhelm Jordan, der keine Ausnahme ist, sondern diesmal im buchstäblichen Sinne, und aus Gründen, mit dem großen Haufen läuft.
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 86 vom 26. August 1848] ** Köln, 25.August. Endlich verlassen wir, gottlob, die platte Sandebene der alltäglichen Kannegießerei, um die erhabenem Alpenpartien der großen Debatte zu betreten! Endlich besteigen wir jenen wolkenteilenden Gipfel, wo die Adler horsten, wo der Mensch dem Göttlichen Aug ins Auge blickt, von wo er verächtlich herabsieht auf das kleine Gewürm, das tief, tief unten sich mit den wenigen Argumenten des gewöhnlichen Menschenverstandes herumschlägt! Endlich, nach den Scharmützeln eines Blum mit einem Stenzel, einem Goeden, einem Senff von Inowroclaw, eröffnet sich die große Schlacht, in der ariostische Helden mit den Lanzensplittern ihres Geistes das Blachfeld übersäen! Die Reihen der Kämpfer eröffnen sich ehrfurchtsvoll, und mit geschwungenem Schwert sprengt vor Herr Wilhelm Jordan von Berlin. Wer ist Herr Wilhelm Jordan von Berlin? Herr Wilhelm Jordan von Berlin war zur Zeit der Blüte deutschen Literatentums Literat in Königsberg. Man hielt halberlaubte Versammlungen
auf dem Böttchershöfchen; Herr Wilhelm Jordan ging hin, las ein Gedicht vor: „Der Schiffer und sein Gott", und wurde ausgewiesen. Herr Wilhelm Jordan von Berlin ging nach Berlin. Dort hielt man Studentenversammlungen. Herr Wilhelm Jordan las ein Gedicht vor: „Der Schiffer und sein Gott", und wurde ausgewiesen. Herr Wilhelm Jordan von Berlin ging nach Leipzig. Dort waren ebenfalls irgendwelche unschuldige Zusammenkünfte. Herr Wilhelm Jordan las ein Gedicht vor: „Der Schiffer und sein Gott", und wurde ausgewiesen. Herr Wilhelm Jordan gab ferner mehrere Schriften heraus: Ein Gedicht „Glocke und Kanone"; eine Sammlung litauischer Volkslieder, darunter auch eigenes Fabrikat, namentlich sel'bstverfaßte Polenlieder; Übersetzungen von George Sand; eine Zeitschrift, die unbegreifliche „begriffene Welt"[277] usw. im Dienst des rühmlichst bekannten Herrn Otto Wigand, der es noch nicht so weit gebracht hat wie sein französisches Original, Herr Pagnerre; ferner eine Ubersetzung von Lelewels „Histoire de Pologne" mit polenschwärmender Vorrede usw. Die Revolution kam. En un lugar de la Mancha, cuyo nombre no quiero acordarme1 - in einem Ort der deutschen Mancha, der Mark Brandenburg, wo die Don Quixoten wachsen, einem Ort, auf dessen Namen ich mich nicht besinnen mag, präsentierte sich Herr Wilhelm Jordan von Berlin als Kandidat für die deutsche Nationalversammlung. Die Bauern des Kreises waren gemütlich-konstitutionell. Herr Wilhelm Jordan hielt mehrere eindringliche Reden, voll der konstitutionellsten Gemütlichkeit Die entzückten Bauern wählten den großen Mann zum Deputierten. Kaum in Frankfurt angekommen, setzt sich der edle Unverantwortliche auf die „entschiedene" Linke und stimmt mit den Republikanern. Die Bauern, die in ihrer Eigenschaft als Wahlmänner diesen parlamentarischen Don Quixote gezeugt hatten, senden ihm ein Mißtrauensvotum, erinnern ihn an seine Versprechungen, rufen ihn zurück. Aber Herr Wilhelm Jordan hält sich an sein Wort ebensowenig gebunden wie ein König und fährt fort, bei jeder Gelegenheit seine „Glocke und Kanone" in der Versammlung ertönen zu lassen. Jedesmal, wenn Herr Wilhelm Jordan auf die Kanzel der Paulskirche trat, hat er im Grunde nur ein Gedicht vorgelesen: „Der Schiffer und sein Gott", - womit jedoch nicht gesagt ist, daß er damit verdient hätte, ausgewiesen zu werden. Hören wir das letzte Glockengeläute und den neuesten Kanonendonner des großen Wilhelm Jordan über Polen. 1 In einem Flecken des Ländchens la Mancha, an dessen Namen ich mich nicht erinnern mag (Anfangsworte des Romans „Don Quijote" von Cervantes)
„Vielmehr glaube ich, daß wir uns erheben müssen auf den weltgeschichtlichen Standpunkt, auf dem die Posener Angelegenheit zu untersuchen ist in ihrer Bedeutung als Episode des großen polnischen Dramas." Mit einem Ruck hebt uns der gewältige Herr Wilhelm Jordan weit über die Wolken, auf den schneebedeckten, himmelanstrebenden Chimborazo des „weltgeschichtlichen Standpunkts" und eröffnet uns die unermeßlichste Aussicht. Vorab aber ergeht er sich noch einen Augenblick auf dem alltäglichen Gebiet der „speziellen" Beratung, und zwar mit vielem Glück. Einige Proben:
„Später kam er" (der Netzdistrikt) „durch den Vertrag von Warschau" (d.h. die erste Teilung) „an Preußen und ist seitdem bei Preußen geblieben, wenn man von der kurzen Zwischenexistenz des Herzogtums Warschau absehen will." Herr Jordan spricht hier vom Netzdistrikt im Gegensatz zum übrigen Posen. Er, der Ritter des welthistorischen Standpunkts, der Kenner polnischer Geschichte, der Übersetzer Lelewels, welcher Quelle folgt er hier? Keiner andern, als der Rede des Herrn Senff von Inowroclaw! Er folgt ihr so sehr, daß er sogar ganz vergißt, wie auch der übrige, großpolnische Teil von Posen 1794 „an Preußen kam und seitdem, wenn man von der kurzen Zwischenexistenz des Herzogtums Warschau absehen will, bei Preußen geblieben ist". Aber davon hatte der Netzbruder Senff nicht gesprochen, und daher weiß [es] der „weltgeschichtliche Standpunkt" nicht anders, als daß der Regierungsbezirk Posen erst 1815 „an Preußen kam".
„Ferner sind die Westkreise Birnbaum, Meseritz, Bomst, Fraustadt seit urdenklicher Zeit, wie Sie schon aus den Namen dieser Städte entnehmen können, in der überwiegenden Mehrzahl ihrer Bewohner deutsch gewesen." Und der Kreis Miedzychod, Herr Jordan, war „seit urdenklicher Zeit", wie Sie schon aus dem Namen entnehmen können, in der überwiegenden Mehrzahl seiner Bewohner „polnisch", nicht Wahr, Herr Jordan? Der Kreis Miedzychod ist aber kein anderer als der Kreis Birnbaum. Die Stadt heißt auf polnisch Miedzychod. Welch eine Stütze werden diese etymologischen Reunionskammern[271] des „weltgeschichtlichen Standpunktes" der „begriffenen Welt" erst an dem christlich-germanischen Herrn Leo finden! Davon nicht zu sprechen, daß Mailand, Lüttich, Genf, Kopenhagen, „wie Sie schon aus den Namen entnehmen, seit urdenklicher Zeit deutsch" sind; ersieht der „weltgeschichtliche Standpunkt" nicht auch „schon aus den Namen" die urdenkliche Deutschheit von Haimons-Eichicht, Welsch-Leyden, Jenau und Kaltenfelde? Der weltgeschichtliche Standpunkt wird freilich verlegen sein, diese
urdenklichen deutschen Namen auf der Karte zu finden, und er verdankte es bloß dem Herrn Leo, der sie selbst fabriziert hat, wenn er erfährt, daß darunter Le Quesnoi, Lyon, Genua und Campo Freddo gemeint sind. Was wird der weltgeschichtliche Standpunkt sagen, wenn die Franzosen rvi ivyf_ i J.1 _i i u:_u r iiaCuSieu s v^uiugne, ivxayexxCe UHU lxäxxCiuxl aiö uiuaiiuiui lictiizösisches Land reklamieren, und dann wehe dem welthistorischen Standpunkt! Doch verweilen wir nicht länger bei diesen petites miseres de la vie humaine2, die auch schon Größeren passiert sind. Folgen wir Herrn Wilhelm Jordan von Berlin in die höheren Regionen seines Fluges. Da heißt es von den Polen, man habe sie „desto mehr lieb, je weiter man von ihnen entfernt ist und je weniger man sie kennt, und desto weniger, je näher man ihnen rückt", und daher beruhe „diese Zuneigung nicht sowohl auf einem wirklichen Vorzuge des polnischen Charakters, als auf einem gewissen hp$mopo~ litischen Idealismus". Wie aber wird es der weltgeschichtliche Standpunkt erklären, daß die Völker der Erde ein anderes Volk, weder wenn man sich „von ihm entfernt", noch wenn man ihm „näher rückt", „lieb haben", daß sie mit einer seltnen Übereinstimmung dies Volk verachten, exploitieren, verspotten und mit Füßen treten? Dies Volk sind die Deutschen. Der weltgeschichtliche Standpunkt wird sagen, dies beruhe auf einem „kosmopolitischen Materialismus", und damit ist er gerettet. Aber unbekümmert um solche kleinen Einwände, schwingt der weltgeschichtliche Aar seine Fittiche immer kühner, immer höher, bis er endlich im reinen Äther der an-und-für-sich-seienden Idee in folgenden heroischweltgeschichtlich-hegelschen Hymnus ausbricht:
„Mag man immerhin der Geschichte recht geben, die auf ihrem von der Notwendigkeit vorgezeichneten Gange ein Volkstum, das nicht mehr stark genug ist, sich zu erhalten unter ebenbürtigen Nationen, mit ehernem Fuße stets unerbittlich zertritt, so wäre es doch unmenschlich und barbarisch, sich gegen alle Teilnähme zu verschließen beim Anblick der langen Passion eines solchen Volks, und ich bin weit entfernt von solcher Gefühllosigkeit." (Gott wird's Euch nicht unbelohnt lassen, edler Jordan!) „Ein andres aber ist es, ergriffen zu sein von einem Trauerspiel, und ein andres, dies Trauerspiel gleichsam rückgängig machen zu wollen. Eben nur die eiserne Notwendigkeit, welcher der Held unterliegt, macht sein Geschick zur wahren Tragödie, und in den Gang dieses Schicksals eingreifen, aus menschlicher Teilnahme das umrollende Rad der Geschichte aufhalten und noch einmal zurückdrehen zu wollen, das
1 französische Namen für Köln, Koblenz, Mainz und Frankfurt - 2 kleinen Mißgeschicken des irdischen Lebens
hieße sich selbst der Gefahr preisgeben, von ihm zermalmt zu werden. Polen bloß deswegen herstellen zu wollen, weil sein Untergang mit gerechter Trauer erfüllt - das nenne ich eine schwachsinnige Sentimentalität!" Welche Gedankenfülle! Welch eine Tiefe der Weisheit! Welche schwunghafte Sprache! So spricht der weltgeschichtliche Standpunkt, wenn er seine stenographierten Reden nachträglich verbessert hat. Die Polen haben die Wahl: Wollen sie eine „wahre Tragödie" spielen, dann müssen sie demütig unter dem ehernen Fuß und dem umrollenden Rad der Geschichte sich zerreiben lassen und zu Nikolaus sprechen: Herr, dein Wille geschehe! Oder wollen sie rebellieren und versuchen, ob sie nicht auch einmal ihren Unterdrückern den „ehernen Fuß der Geschichte" auf den Nacken setzen können, dann spielen sie keine „wahre Tragödie", und Herr Wilhelm Jordan von Berlin kann sich nicht mehr für sie interessieren. So spricht der vom Professor Rosenkranz ästhetisch gebildete weltgeschichtliche Standpunkt. Worin lag die unerbittliche, die eiserne Notwendigkeit, die Polen momentan vernichtete? In dem Verfall der auf der Leibeigenschaft beruhenden Adelsdemokratie, d.h. im Aufkommen einer großen Aristokratie innerhalb des Adels. Das war ein Fortschritt, insofern es der einzige Weg war, aus dem überlebten Zustand der Adelsdemokratie herauszukommen. Was war die Folge davon? Daß der eherne Fuß der Geschichte, d.h. daß die drei Autokraten des Ostens Polen erdrückten. Die Aristokratie war zum Bund mit dem Ausland gezwungen, um mit der Adelsdemokratie fertig zu werden. Die polnische Aristokratie blieb bis vor kurzem, ja teilweise bis heute, der redliche Bundesgenosse der Erdrücker Polens. Und worin liegt die unerbittliche, die eherne Notwendigkeit, daß Polen sich wieder befreit? Darin, daß die Herrschaft der Aristokratie in Polen, die seit 1815 wenigstens in Posen und Galizien, und selbst teilweise in RussischPolen nicht aufgehört hat, heute ebenso überlebt und untergraben ist wie 1772 die Demokratie des kleinen Adels; darin, daß die Herstellung der agrarischen Demokratie für Polen nicht nur eine politische, sondern auch eine gesellschaftliche Lebensfrage geworden ist; darin, daß die Existenzquelle des polnischen Volks, der Ackerbau, zugrunde geht, wenn der leibeigene oder robotpflichtige Bauer nicht freier Grundbesitzer wird; darin, daß die agrarische Revolution unmöglich ist ohne die gleichzeitige Eroberung der nationalen Existenz, des Besitzes der Ostseeküste und der Mündungen der polnischen Flüsse. Und das nennt Herr Jordan von Berlin das umrollende Rad der Geschichte aufhalten und noch einmal zurückdrehen wollen!
Allerdings, das alte Polen der y4JeZsdemokratie ist längst tot und begraben, und die „wahre Tragödie" dieses Polens rückgängig zu machen, kann nur Herr Jordan jemanden zumuten; aber dieser „Held" des Trauerspiels hat einen robusten Sohn gezeugt, vor dessen näherer Bekanntschaft es allerdings manchem geckenhaften Berliner Literaten grausen mag; und dieser Sohn, der sich erst anschickt, sein Drama aufzuführen und Hand zu legen an das „umrollende Rad der Geschichte", dem aber der Sieg gewiß ist - dieser Sohn ist das Polen der Boaeradernokratie. Etwas abgenutzter belletristischer Pomp, etwas nachaffektierte Weltverachtung - die bei Hegel eine Kühnheit war, bei Herrn Jordan eine wohlfeile plattgetretene Albernheit wird - kurz, etwas Glocke und etwas Kanone, Schall und Rauch[278] in schlechte Sätze gebracht, und dazu eine namenlose Verwirrung und Unwissenheit über die gewöhnlichen geschichtlichen Verhältnisse - darauf reduziert sich der ganze weltgeschichtliche Standpunkt! Es lebe der weltgeschichtliche Standpunkt mit seiner begriffenen Welt!
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 90 vom 31. August 1848] ** Köln, 26. August. Der zweite Schlachttag bietet ein noch großartigeres Bild als der erste. Freilich fehlt uns ein Wilhelm Jordan von Berlin, dessen Lippen die Herzen aller Hörer fesseln; aber bescheiden wir uns: ein Radowitz, ein Wartensleben, ein Kerst und ein Rodomont-LichnowskiE279] sind auch nicht zu verachten. Herr Radoiüitz besteigt zuerst die Tribüne. Der Chef der Rechten spricht kurz, bestimmt, berechnet. Nicht mehr Deklamation, als gerade nötig. Falsche Voraussetzungen, aber zusammengedrängte raschfolgende Schlüsse aus diesen Voraussetzungen. Appell an die Furcht der Rechten. Kaltblütige Gewißheit des Erfolgs, fußend auf der Feigheit der Majorität. Gründliche Verachtung der ganzen Versammlung, rechts wie links. Das sind die Grundzüge der kurzen Rede, die Herr Radowitz gehalten hat, und wir begreifen sehr wohl den Effekt, den diese eiskalten und prunklosen wenigen Worte in einer Versammlung machen mußten, die die pomphaftesten und hohlsten rhetorischen Übungen zu hören gewohnt ist. Herr Wilhelm Jordan von Berlin würde glücklich sein, wenn er mit all seiner „begriffenen" und unbegriffenen Bilderwelt nur den zehnten Teil des Effekts hervorgebracht hätte, wie Herr Radowitz mit seiner kurzen und im Grunde auch ganz gehaltlosen Rede. Herr Radowitz ist kein „Charakter", kein gesinnungstüchtiger Biedermann, aber er ist eine Figur mit scharfen, bestimmten Umrissen, von dem man nur eine Rede zu lesen braucht, um ihn vollständig zu kennen.
Wir haben nie nach der Ehre gegeizt, ein Organ irgendeiner parlamentarischen Linken zu sein. Wir haben es bei den vielfachen verschiedenen Elementen, aus denen sich die demokratische Partei in Deutschland gebildet hat, im Gegenteil für dringend nötig gehalten, niemanden schärfer zu überwachen als gerade die Demokraten. Und bei dem Mangel an Energie, an Entschiedenheit, an Talent und an Kenntnissen, der uns mit sehr wenigen Ausnahmen bei den Führern aller Parteien gegenübertritt, muß es uns freuen, in Herrn Radowitz wenigstens einen ebenbürtigen Gegner zu finden. Nach Herrn Radowitz Herr Schuselka. Trotz aller vorher [gegangenen Warnungen dennoch ein rührender Appell ans Herz. Unendlich breiter Vortrag, unterbrochen durch seltene historische Einwände und hie und da durch etwas östreichischen praktischen Verstand. Im ganzen ist der Eindruck ermattend. Herr Schuselka ist nach Wien gegangen, wohin er auch in den Reichstag gewählt wurde. Dort ist er an seinem Platze. Wenn er in Frankfurt auf der Linken saß, gerät er dort ins Zentrum; wenn er in Frankfurt eine gewisse Rolle spielen konnte, macht er in Wien mit der ersten Rede Fiasko. Das ist das Schicksal aller dieser belletristischen, philosophischen und kannegießernden Größen, die die Revolution nur dazu benutzt haben, sich Positionen zu verschaffen; setzt sie einen Augenblick auf wirklich revolutionären Boden, und im Nu sind sie verschwunden. Es folgt der ci-devant1 Graf v. Wartemleben. Herr Wartensleben tritt als behäbiger, von Wohlwollen überfließender Biedermann auf, erzählt Anekdoten über seinen Zug als Landwehrmann an die polnische Grenze im Jahre 1830, spielt über in den Sancho Pansa[280], indem er den Polen Sprüchwörter zuruft: Ein Sperling in der Hand sei besser als hundert auf dem Dache, und weiß dabei recht unschuldig die perfide Bemerkung einzuschmuggeln:
„Woher kommt es, daß sich nicht einmal polnische Beamte fanden, welche die Reorganisation in dem abzutretenden Teil übernehmen wollten? Ich fürchte, sie fürchten sich vor sich selbst, sie fühlen, daß sie noch nicht so weit sind, daß sie die Bevölkerung ruhig organisieren könnten, und sie schieben aus diesem Grunde nur vor, daß es die Vaterlandsliebe gegen Polen sei, welche sie verhindere, auch nur den Keim zu legen zu einem fröhlichen Auferstehen!" Mit andern Worten, die Polen kämpfen seit achtzig Jahren mit Aufopferung ihres Lebens und ihres Vermögens unaufhörlich für eine Sache, die sie selbst für unmöglich und unsinnig halten. Schließlich ist Herr Wartensleben der Meinung des Herrn Radowitz.
1 ehemalige
Herr Janiszewski aus Posen, Mitglied des Posenschen Nationalkomitees, besteigt die Tribüne. Die Rede des Herrn Janiszewski ist das erste Stück wirklicher parlamentarischer Beredsamkeit, das von der Tribüne der Paulskirche herab vorgetragen wurde. Endlich einmal hören wir einen Redner, der nicht bloß nach dem Beifall des Saales hascht, der die Sprache der wirklichen, lebendigen Leidenschaft spricht und der eben deshalb einen ganz andern Effekt macht als alle Redner vor ihm. Blums Appell an das Gewissen der Versammlung, Jordans wohlfeiler Bombast, Radowitz' kalte Konsequenz, Schuselkas gemütliche Breite verschwinden gleichmäßig vor diesem Polen, der die Existenz seiner Nation verteidigt und sein gutes Recht zurückfordert. Janiszewski spricht erregt, heftig, aber er deklamiert nicht, er trägt nur die Tatsachen vor mit der gerechten Indignation, in der allein eine richtige Schilderung solcher Tatsachen möglich ist, und die doppelt gerecht ist nach den schamlosen Entstellungen, die in der bisherigen Debatte vorgebracht waren. Seine Rede, die in der Tat den Mittelpunkt der Debatte bildet, widerlegt alle früheren Angriffe auf die Polen, macht alle Fehler der Polenfreunde wieder gut, führt die Debatte auf ihren einzig praktischen und richtigen Boden zurück und schneidet den späteren Rednern der Rechten die volltönendsten Argumente von vornherein ab.
„Ihr habt die Polen verschluckt, verdauen werdet Ihr sie bei Gott nicht!" Dies schlagende Resume der Rede Janiszewskis wird bleiben, ebenso wie der Stolz, mit dem er auf all die Betteleien der Polenfreunde erklärt:
„ Ich komme nicht als Bettler zu Ihnen, ich komme mit meinem guten Rechte; nicht Sympathien rufe ich an, nur die Gerechtigkeit." Nach Herrn Janiszewski Herr Direktor Kerst aus Posen. Nach dem Polen, der für die Existenz, für die soziale und politische Freiheit seines Volks kämpft, der nach Posen eingewanderte preußische Schulmeister, der für seinen Gehalt kämpft. Nach der schönen indignierten Leidenschaft des Unterdrückten die platte Unverschämtheit des Bürokraten, der von der Unterdrückung zehrt. Die Teilung Polens, „die man heute eine Schmach nennt", war seinerzeit „ein ganz gewöhnliches Ereignis". „Das Recht der Völker, sich nach Nationalitäten zu sondern, ist ein nagelneues und nirgends anerkanntes Recht... In der Politik entscheidet nur der faktische Besitzstand." Das sind einige von den Kraftsprüchen, auf die Herr Kerst seine Argumentation basiert. Dann folgen die plumpesten Widersprüche:
„Mit Posen ist ein Strich Landes zu Deutschland gekommen, der allerdings überwiegend polnisch ist" - und nicht lange nachher: „Was den polnischen Teil Posens betrifft, so hat er nicht um den Anschluß an Deutschland gebeten, und soviel ich weiß, sind Sie, meine Herren, nicht gesonnen, diesen Teil wider seinen Willen aufzunehmen!"
Daran knüpfen sich statistische Angaben über die Bevölkerungsverhältnisse - Angaben nach den berühmten netzbrüderlichen Aufnahmen, wonach nur diejenigen für Polen gelten, die kein Deutsch verstehen, und alle diejenigen für Deutsche, die etwas Deutsch radbrechen. Und endlich eine höchst künstliche Kalkulation, worin er nachrechnet, daß bei der Abstimmung des Posener Provinziallandtags die Minorität von 17 gegen 26, die für den Anschluß an Deutschland stimmte[227], eigentlich die Majorität war.
„Nach dem Provinzialgesetz wäre allerdings notwendig, daß die Majorität 2/3 sein müßte, wenn sie beschlußfähig sein sollte. Nun ist allerdings 17 nicht voll 2/3 zu 26, aber der Bruchteil, der dazu fehlt, ist so klein, daß er bei einer so ernsten Frage nicht wohl in Betracht kommen kann."!! Also wenn die Minorität 2/3 von der Majorität ist, so ist sie „nach dem Provinzialgesetz" die Majorität! Das Altpreußentum wird Herrn Kerst krönen für diese Entdeckung. - In der Tat aber steht die Sache so: Um einen Antrag zu machen, mußten 2/3 der Stimmen dafür sein. Aufnahme in den Deutschen Bund war ein solcher Antrag. Die Aufnahme war also erst gesetzlich beantragt, wenn 2/3 der Versammlung, 2/3 von 43 Stimmenden dafür stimmten. Statt dessen stimmen fast 2/3 dagegen. Aber was hilft das? 17 sind ja beinahe »2/s zu 43"! Daß die Polen keine so „gebildete" Nation sind wie die Bürger des „Staats der Intelligenz", ist sehr begreiflich, wenn der Staat der Intelligenz ihnen solche Rechenmeister zu Lehrern gibt. Herr Clemens aus Bonn macht die richtige Bemerkung, daß es der preußischen Regierung nicht darauf angekommen sei, Posen zu germanisieren, sondern zu Derpreußen, und vergleicht mit den Verpreußungs versuchen Posens die ähnlichen Versuche im Rheinlande. Herr Ostendorf von Soest. Der Sohn der roten Erde verliest ein Repertorium von politischen Plattheiten und Kannegießereien, ergeht sich in Möglichkeiten, Wahrscheinlichkeiten und Vermutungen, die vom Hundertsten ins Tausendste gehn, von Herrn Jordan zu den Franzosen, von der roten Republik zu den Rothäuten von Nordamerika, mit denen er die Polen auf eine Stufe stellt, wie die Netzbrüder mit den Yankees. Kühne Parallele, würdig der roten Erde! Herr Kerst, Herr Senff, Herr Goeden als Hinterwäldler mit Blockhaus, Büchse und Schaufel - welche unvergleichliche Komödie!
Herr Franz Schmidt von Löwenberg besteigt die Tribüne. Er spricht ruhig und ohne Prunk, was um so mehr anzuerkennen ist, als Herr Schmidt einem Stande angehört, der sonst die Deklamation über alles liebt, dem Stand der deutsch-katholischen Geistlichen. Herr Schmidt, dessen Rede nach der von janiszewski jedenfalls die beste, weil die schlagendste und sachkundigste in der ganzen Debatte ist, Herr Schmidt weist dem Ausschuß nach, wie hinter seinem scheinbaren Aufwand von Gelehrsamkeit (deren Gehalt wir untersucht haben1) die grenzenloseste Unwissenheit über die tatsächlich vorliegenden Verhältnisse versteckt liegt. Herr Schmidt hat jahrelang im Großherzogtum Posen gelebt und weist dem Ausschuß selbst für den kleinen Distrikt, den er genauer kennt, die gröbsten Schnitzer nach. Er zeigt, wie der Ausschuß gerade in allen entscheidenden Punkten die Versammlung ohne Aufklärung gelassen hat, wie er sie geradezu auffordert, ohne irgendein Material, ohne alle Kenntnis der Sache ins Blaue hinein zu beschließen. Er verlangt vor allem Aufklärung über die faktische Lage der Dinge. Er weist nach, wie die Ausschußanträge mit ihren eigenen Voraussetzungen im Widerspruch stehen; er zitiert Flottwells Denkschrift und fordert ihn, der auch als Deputierter gegenwärtig ist, aufzutreten, wenn dies Aktenstück unecht sei. Er denunziert endlich dem Publikum, wie die Netzbrüder zu Gagern gekommen seien und ihn durch die falsche Nachricht von einem in Posen ausgebrochenen Aufstand zum raschen Schluß der Debatte bewegen wollten. Gagern leugnet dies zwar, indes Herr Kerst hat sich dessen laut gerühmt. Die Majorität hat sich an Herrn Schmidt für diese mutige Rede dadurch gerächt, daß sie für Verfälschung derselben in den stenographischen] Berichten Sorge getragen hat. An einer Stelle hat Herr Schmidt den hineingeschriebenen Unsinn dreimal selbst korrigiert, und dennoch ist er im Druck stehengeblieben. Trommeln gegen Schlöffel2, offene Gewalttat gegen Brentano[281], Fälschung gegen Schmidt - in der Tat, die Herren von der Rechten sind feine Kritiker! Herr Lichnowski schließt die Sitzung. Diesen Freund indes behalten wir uns für den nächsten Artikel vor; einen Redner vom Kaliber des Herrn Lichnowski bricht man nicht übers Knie!
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr.91 vom I.September 1848] ** Köln, 31. August. Auf die Tribüne schreitet mit ritterlich-galantem Anstand und selbstgefälligem Lächeln der bel-homme3 der Versammlung, der deutsche Bayard ohne Furcht und Tadel, der Ex-Fürst (§6 der Grund
rechte[282]) von Lichnowski. Mit dem reinsten Akzent des preußischen Lieutenants und mit verächtlicher Nonchalance debitiert er die wenigen Gedankenspäne, die er der Versammlung mitzuteilen hat. Der schöne Ritter bildet in dieser Debatte ein durchaus notwendiges Moment. Wer an den Herren Goeden, Senff und Kerst sich noch nicht hinlänglich genug davon überzeugt hat, welche achtungswerten Leute die Deutschpolen sind, der kann an dem Ritter Lichnowski sehen, welche unästhetische Erscheinung - trotz der netten Figur - der verpreußte Slawe ist. Herr Lichnowski ist der Stammverwandte der Deutschpolen, er vervollständigt die Akten durch sein bloßes Auftreten auf der Tribüne. Der in den preußischen Krautjunker aufgegangene Slachcic1 aus der Wasserpolackei liefert uns ein lebendes Exempel von dem, was die liebevolle preußische Regierung aus dem posenschen Adel zu machen gedenkt. Herr Lichnowski ist trotz aller seiner Beteuerungen kein Deutscher, er ist ein „reorganisierter" Pole; er spricht auch kein Deutsch, sondern Preußisch. Herr Lichnowski beginnt mit der Beteuerung seiner ritterlichsten Sympathie für die Polen, er macht Herrn Janiszewski Komplimente, er vindiziert den Polen „die große Poesie des Märtyrertums" und schlägt dann plötzlich um: Warum haben diese Sympathien abgenommen? Weil in allen Insurrektionen und Revolutionen „die Polen in erster Linie auf den Barrikaden waren" I Das ist allerdings ein Verbrechen, das nicht mehr vorkommt, sobald die Polen „reorganisiert" sind; wir können übrigens dem Herrn Lichnowski die beruhigende Versicherung geben, daß auch unter der „polnischen Emigration", auch unter dem nach ihm so tief gesunkenen polnischen Adel in der Verbannung Leute sind, die sich von aller Berührung mit den Barrikaden gänzlich unbefleckt erhielten. Jetzt folgt eine heitere Szene. Lichnowski: „Die Herren von der Linken, welche die vergilbten Pergamente mit Füßen treten, haben auf eine auffallende Weise das historische Recht heraufbeschworen. Es gibt kein Recht, ein Datum für die polnische Sache mehr als ein anderes in Anspruch zu nehmen. Für das historische Recht gibt es kein Datum nicht." (Großes Gelächter auf der Linken.) „Für das historische Recht gibt es keinen Datum nicht." (Großes Gelächter auf der Linken.) , Präsident: „Meine Herren, lassen Sie doch den Redner den Satz ausführen, unterbrechen Sie ihn nicht." Lichnowski: „Das historische Recht hat keinen Datum nicht." (Gelächter auf der Linken.)
Präsident: „Ich bitte den Redner nicht zu unterbrechen, ich bitte um Ruhe!" (Unruhe.) Lichnowski: »Es gibt für das historische Recht keinen Datum" (Bravo und Heiterkeit auf der Linken), „welches einem früheren Datum gegenüber ein größeres Recht vindizieren könnte!" Hatten wir nicht recht, zu sagen, der edle Ritter spreche kein Deutsch, sondern Preußisch? Das historische Recht, das keinen Datum nicht hat, findet einen furchtbaren Gegner an unserm edlen Paladin: „Gehen wir in der Geschichte weiter zurück, so finden wir" (in Posen) „viele Kreise, die schlesisch und deutsch waren; gehen wir noch weiter, kommen wir auf die Zeit, wo Leipzig und Dresden durch Slawen erbaut worden sind, und dann kommen wir auf Tacitus, und Gott weiß, wohin uns die Herren führen würden, wenn wir auf dies Thema eingingen." Es muß schlimm in der Welt stehen. Die Güter der preußischen Ritterschaft müssen unrettbar verpfändet, die jüdischen Gläubiger müssen furchtbar dringend geworden sein, die Verfalltage der Solawechsel müssen sich überstürzen, Subhastation, Körperhaft, Entlassung aus dem Dienst wegen leichtsinnigen Schuldenmachens, alle diese Schrecken der blassen Finanznot müssen die preußische Ritterschaft mit unaufhaltsamem Ruin bedrohen, ehe es dahin kommen konnte, daß ein Lichnowski dasselbe historische Recht bekämpft, für das er sich in der Tafelrunde des Don Carlos die Rittersporen verdiente ![28S] Allerdings, Gott weiß, wohin die Herren Gerichtsvollzieher die magere Ritterschaft^233-1 führen würden, wenn wir auf das Thema des historischen Schuldenrechts eingehen wollten! Und doch, sind die Schulden nicht die beste, die einzig entschuldigende Eigenschaft der preußischen Paladine? Auf sein Thema übergehend, meinte der bel-homme, man dürfe den Deutschpolen gegenüber nicht „mit dem unklaren Bilde einer in fernstem Dunkel liegenden Zukunft Polens (!) auftreten"; er meint, die Polen würden sich an Posen nicht genügen lassen: „Wenn ich die Ehre hätte, ein Pole zu sein, dann dächte ich alle Morgen und alle Abend daran, das alte Königreich Polen wiederherzustellen." Da aber Herr Lichnowski nicht „die Ehre hat", da er nur ein reorganisierter Wasserpolack[284] ist, so denkt er „alle Morgen und alle Abend" an ganz andere, weniger vaterländische Dinge. „Um ehrlich zu sein, muß ich sagen, einige 100000 Polen müssen Deutsche werden, was, aufrichtig gesagt, auch für sie kein Unglück wäre nach den jetzigen Verhältnissen."
Im Gegenteil, wie schön, wenn die preußische Regierung eine neue Pflanzschule anlegte, um noch mehr von dem Holze wachsen zu lassen, woraus man die Lichnowkis schneidet. In gleicher liebenswürdig-nonchalanter Weise, die im Grunde für die Damen auf der Galerie berechnet, aber auch für die Versammlung selbst immer noch gut genug ist, plaudert der schnurrbartkräuselnde Ritter noch eine Zeitlang weiter und schließt dann:
„Ich habe nichts mehr zu sagen, beschließen Sie jetzt; nehmen Sie 500000Deutsche unter uns auf, oder geben Sie sie weg,... aber dann streichen Sie auch das Lied unsers alten Volkssängers: ,So weit die deutsche Zunge klingt, und Gott im Himmel Lieder singt.' Streichen Sie dies Lied!" Es ist allerdings schlimm, daß der alte Arndt bei seinem Liedet285] nicht an die polnischen Juden und ihr Deutsch gedacht hat. Aber glücklicherweise ist unser oberschlesischer Paladin da. Wer kennt nicht die alten, im Laufe der Jahrhunderte ehrwürdig gewordenen Verpflichtungen des Adels gegen die Juden? Was der alte Plebejer übersah, dessen erinnert sich der Ritter Lichnowski. So weit ein polnischer Jude deutsch kauderwelscht, Auf Wucher leiht, Münz und Gewicht verfälscht — so weit reicht das Vaterland des Herrn Lichnowski!
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 93 vom 3. September 1848] ** Köln, 2. September. Der dritte Tag der Debatte zeigt eine allgemeine Ermattung. Die Argumente wiederholen sich, ohne sich zu verbessern, und wenn nicht der erste ehrenwerte Redner, der Bürger Arnold Rüge, seinen reichen Schatz neuer Gründe vorbrächte, so wäre der stenographische Bericht vollends zum Einschlafen. Der Bürger Rüge [kennt] aber auch seine Verdienste besser als sonst irgend jemand. Er verspricht: „Alle meine Leidenschaft, die ich habe, und alle meine Kenntnisse, die ich besitze, will ich anwenden." Er macht einen Antrag, der aber kein gewöhnlicher, kein Antrag im allgemeinen, sondern der einzig richtige, der wahre Antrag, der absolute Antrag ist: „Es ist gar nichts anderes zu beantragen und zulässig. Man kann etwas anderes tun, meine Herren, denn es ist dem Menschen gegeben, vom Richtigen abzuweichen.
23 Marx/Engels, Werke, Bd. 5
Dadurch, daß er vom Richtigen abweicht, dadurch hat der Mensch einen freien Willen... darum hört aber das Richtige nicht auf, richtig zu sein. Und in unserm Falle ist, was ich beantrage, das einzig Richtige, was geschehen kann." (Der Bürger Rüge opfert also diesmal seinen „freien Willen" dem „Richtigen".) Sehen wir uns die Leidenschaft, die Kenntnisse und das einzig Richtige des Bürgers Rüge näher an.
„Die Aufhebung Polens ist darum ein schmachvolles Unrecht, weil eine wertvolle Entwickelung der Nation unterdrückt wurde, die um die europäische Völkerfamilie sich große Verdienste erworben hat und die eine Phase der mittelalterlichen Existenz, das ritterliche Wesen, zu einer glanzvollen Gestalt entwickelt hatte. Die Adelsrepublik ist unterbrochen worden durch den Despotismus, ihre eigene innerliche (!) .Aufhebung zu vollziehen, die möglich gewesen wäre durch die Verfassung, welche in der Revolutionszeit angebahnt wurde." Die südfranzösische Nationalität war im Mittelalter mit der nordfranzösischen nicht verwandter, als die polnische es jetzt mit der russischen ist. Die südfranzösische, vulgo provenzalische Nation hatte im Mittelalter nicht nur eine „wertvolle Entwickelung", sie stand sogar an der Spitze der europäischen Entwickelung. Sie hatte zuerst von allen neueren Nationen eine gebildete Sprache. Ihre Dichtkunst diente sämtlichen romanischen Völkern, ja den Deutschen und Engländern zum damals unerreichten Vorbild. In Ausbildung der feudalen Ritterlichkeit wetteiferte sie mit den Castilianern, Nordfranzösen und englischen Normannen; in der Industrie und dem Handel gab sie den Italienern nichts nach. Nicht nur „eine Phase der mittelalterlichen Existenz" entwickelte sie „zur glanzvollen Gestalt", sie brachte sogar einen Abglanz des alten Hellenentums im tiefsten Mittelalter hervor. Die südfranzösische Nation hat sich also nicht nur große, sondern unendliche „Verdienste um die europäische Völkerfamilie erworben". Dennoch wurde sie, wie Polen, erst geteilt zwischen Nordfrankreich und England und später ganz von den Nordfranzosen unterjocht. Von den Albigenserkriegen[286] bis auf Ludwig XI. führten die Nordfranzosen» die in der Bildung ebensosehr hinter ihren südlichen Nachbarn zurückstanden wie die Russen hinter den Polen, ununterbrochene Unterjochungskriege gegen die Südfranzosen und endigten mit der Unterwerfung des ganzen Landes. Die südfranzösische „Adelsrepublik" (die Benennung ist ganz richtig für die Blütezeit) „ist unterbrochen worden durch den Despotismus" (Ludwig XI.), „ihre eijgene innerliche Aufhebung zu vollziehen", die wenigstens ebenso möglich gewesen wäre durch die Entwickelung der Bürgerschaft der Städte, wie die der polnischen durch die Verfassung von 1791.[273] Jahrhundertelang kämpften die Südfranzosen gegen ihre Unterdrücker an. Aber die geschichtliche Entwickelung war unerbittlich. Nach dreihundert«
jährigem Kampf war ihre schöne Sprache zum Patois herabgedrängt, und sie selbst waren Franzosen geworden. Dreihundert Jahre dauerte der nordfranzösische Despotismus über Südfrankreich, und dann erst machten die Nordfranzosen ihre Unterdrückung wieder gut — durch die Vernichtung der letzten Reste südfränzösischer Selbständigkeit. Die Konstituante zerschlug die unabhängigen Provinzen, die eiserne Faust des Konvents machte die Bewohner des südlichen Frankreichs erst zu Franzosen und gab ihnen zur Entschädigung für ihre Nationalität die Demokratie. Aber während der dreihundert Jahre der Unterdrückung paßt wörtlich auf sie, was der Bürger Rüge von den Polen sagt:
„Der Despotismus Rußlands hat die Polen nicht befreit, die Zerstörung des polnischen Adels Und die Verbannung so vieler edlen Familien aus Polen, das alles hat in Rußland keine Demokratie, keine humane Existenz gegründet."
Und dennoch hat man nie die Unterdrückung Südfrankreichs durch die Nordfranzosen „ein schmachvolles Unrecht" genannt. Wie kommt das, Bürger Rüge? Entweder ist die Unterdrückung Südfrankreichs ein schmachvolles Unrecht, oder die Unterdrückung Polens ist kein schmachvolles Unrecht. Der Bürger Rüge möge wählen. Worin liegt aber nun der Unterschied zwischen den Polen und den Südfranzosen? Warum wurde Südfrankreich bis zur völligen Vernichtung seiner Nationalität von den Nordfranzosen als hülfloser Ballast ins Schlepptau genommen, während Polen alle Aussicht hat, sehr bald an der Spitze aller slawischen Stämme zu stehen? Südfrankreich wurde — infolge von sozialen Verhältnissen, die wir hier nicht weiter entwickeln können - der reaktionäre Teil von Frankreich. Seine Opposition gegen Nordfrankreich wurde sehr bald zur Opposition gegen die progressiven Klassen des ganzen Frankreichs. Es wurde der Hauptrückhalt des Feudalismus und ist bis heute die Stärke der Kontrerevolution von Frankreich geblieben. Polen dagegen wurde, infolge von sozialen Verhältnissen, die wir oben (Nr. 81 y1 entwickelt haben, der revolutionäre Teil von Rußland, Ostreich und Preußen. Seine Opposition gegen seine Unterdrücker war zugleich die Opposition gegen die hohe Aristokratie in Polen selbst. Sogar der Adel, der zum Teil noch auf feudalem Boden stand, schloß sich mit einer beispiellosen Aufopferung der demokratisch-agrarischen Revolution an. Polen war schon der Herd der osteuropäischen Demokratie geworden, als Deutschland noch in
der plattesten konstitutionellen und der überschwenglichsten philosophischen Ideologie umhertappte. Darin, und nicht in der glanzvollen Entwicklung des längst begrabnen ritterlichen Wesens, liegt die Garantie, die Unvermeidlichkeit der Wieder1 4.„n HCl Stellung A U1CXXS. Aber Herr Rüge hat noch ein zweites Argument für die Notwendigkeit eines unabhängigen Polens in der „europäischen Völkerfamilie": „Die Gewalt, die an Polen verübt worden ist, diese Gewalt hat die Polen in ganz Europa zerstreut, sie sind überall hingeworfen worden mit ihrem Zorn über das erlittene Unrecht ... der polnische Geist hat sich in Frankreich, in Deutschland (!?) humanisiert und geläutert: Die polnische Emigration ist die Propaganda der Freiheit geworden" (Nr. 1). „.. .DieSlawen sind fähig geworden, in die große europäische Völkerfamilie" (die „Familie" ist unvermeidlich!) „einzutreten, weil ... ihre Emigration ein wahres Apostelamt der Freiheit ausübt" (Nr.2). „ ...Die ganze russische Armee (!!) ist von den Ideen der Neuzeit infiziert durch diese Apostel der Freiheit, die Polen" (Nr. 3). „... Ich achte die ehrenhafte Gesinnung der Polen, die sie überall in Europa an den Tag gelegt haben, um mit Gewalt Propaganda zu machen für die Freiheit" (Nr.4). „ .. .Sie werden, solange die Geschichte reden kann, in derselben dafür geehrt werden, daß sie die Vorkämpfer waren" (Nr.5), „ii>o sie es gewesen sind (!!!) ... Die Polen sind das Element der Freiheit" (Nr.6), „das in das Slawentum geworfen wurde; sie haben den Slawenkongreß in Prag zur Freiheit angeführt" (Nr. 7), „sie haben in Frankreich, Rußland und Deutschland gewirkt. Die Polen sind also ein wirkendes Element auch noch in der jetzigen Bildung, sie wirken gut, und weil sie gut wirken, weil sie notwendig sind, sind sie ke meswegs tot. Der Bürger Rüge soll beweisen, daß die Polen 1. notwendig und 2. nicht tot sind. Er tut dies, indem er sagt: „Weil sie notwendig sind, sind sie keineswegs tot." Man nehme aus dem obigen langen Passus, der siebenmal dasselbe sagt, die paar Worte heraus: Polen - Element - Freiheit - Propaganda - Bildung — Apostelamt, und man sehe, was von dem ganzen Bombast übrigbleibt. Der Bürger Rüge soll beweisen, daß die Wiederherstellung Polens notwendig ist. Dies beweist er wie folgt: Die Polen sind nicht tot, sie sind im Gegenteil sehr lebendig, sie wirken gut, sie sind die Apostel der Freiheit in ganz Europa. Wie kommen sie dazu? Die Gewalt, das schmachvolle Unrecht, das an ihnen verübt, hat sie über ganz Europa zerstreut mit ihrem Zorn über das erlittene Unrecht, ihrem gerechten revolutionären Zorn. Diesen Zorn haben sie in der Verbannung „geläutert", und dieser geläuterte Zorn befähigte sie zum Apostolat der Freiheit und stellte sie „zuvörderst auf die Barrikaden". Was folgt daraus? Nehmt das schmachvolle Unrecht, die verübte Gewalt hinweg, stellt Polen wieder her, so fällt der „Zorn" fort, so kann er
nicht mehr geläutert werden, so gehen die Polen nach Hause und hören auf, die „Apostel der Freiheit" zu sein. Wenn nur der „Zorn über das erlittene Unrecht" sie zu Revolutionären macht, so wird die Hinwegnahme des Unrechts sie zu Reaktionären machen. Ist der Gegendruck gegen die Unterdrückung das Einzige, was die Polen am Leben erhält, so hebt die Unterdrückung auf, und sie sind tot. Bürger Rüge beweist also das gerade Gegenteil von dem, was er beweisen will; seine Gründe führen dahin, daß Polen im Interesse der Freiheit und der europäischen Völkerfamilie nicht wiederhergestellt werden darf. Es wirft übrigens ein sonderbares Licht auf die „Kenntnisse" des Bürgers Rüge, daß er bei Polen nur die Emigration erwähnt, nur die Emigration- auf den Barrikaden sieht. Wir sind weit entfernt, der polnischen Emigration, die ihre Energie und ihren Mut auf dem Schlachtfeld und in achtzehn Jahren Konspiration für Polen bewiesen, zu nahe treten zu wollen. Aber wir können es nicht leugnen: Wer die polnische Emigration kennt, der weiß, daß sie lange nicht so freiheitsapostolisch und barrikadensüchtig war, als der Bürger Rüge dem Exfürsten Lichnowski in gutem Glauben nachschwatzt. Die polnische Emigration hat standhaft ausgehalten, hat viel gelitten und viel gearbeitet für die Herstellung Polens. Aber haben die Polen in Polen selbst etwa weniger getan, haben sie nicht größeren Gefahren getrotzt, setzten sie sich nicht den Kerkern von Moabit und dem Spielberg1, der Knute und den sibirischen Bergwerken, den galizischen Metzeleien und den preußischen Schrapnells aus? Aber alles das existiert für Herrn Rüge nicht. Er hat ebensowenig bemerkt, wie die nichtemigrierten Polen viel mehr die allgemeine europäische Bildung in sich aufgenommen, viel besser die Bedürfnisse Polens, das sie fortwährend bewohnten, erkannt haben, als mit Ausnahme von Lelewel und Mieroslawski fast die gesamte Emigration. Der Bürger Rüge schiebt alle Intelligenz, die in Polen existiert, oder, um seine Sprache zu reden, die „unter die Polen und über die Polen gekommen ist", auf ihren Aufenthalt im Ausland. Wir haben in Nr. [81]2 nachgewiesen, daß die Polen die Erkenntnis der Bedürfnisse ihres Landes weder bei den französischen politischen Schwärmern, die seit Februar an ihren eigenen Phrasen gescheitert sind, noch bei den deutschen tiefsinnigen Ideologen, die noch keine Gelegenheit zum Scheitern finden konnten, zu suchen brauchten; daß Polen selbst die beste Schule war, um zu lernen, was Polen not tut. Das Verdienst der Polen besteht darin, die agrarische Demokratie als die einzig mögliche Form der Befreiung für alle slawischen Nationen zuerst erkannt und verbreitet, nicht aber darin, wie der
1 Berg mit Zitadelle bei Brünn - 2 siehe vorl. Band, S. 331-335
Bürger Rüge sich einbildet, allgemeine Phrasen, wie „den großen Gedanken der politischen Freiheit, der in Frankreich reif wurde, und selbst (!) die Philosophie, die in Deutschland aufgetaucht" (und in der Herr Rüge untergetaucht) „ist, nach Polen und Rußland hinübergetragen zu haben". Gott bewahre uns vor unsern Freunden, vor unsern Feinden werden wir uns selbst wahren! - können die Polen nach dieser Rede des Bürgers Rüge ausrufen. Aber es ist von jeher das größte Unglück der Polen gewesen, von ihren nichtpolnischen Freunden mit den schlechtesten Gründen von der Welt verteidigt zu werden. Es spricht sehr für die Frankfurter Linke[46], daß sie mit wenig Ausnahmen von der Polenrede des Bürgers Rüge vollkommen entzückt war, von einer Rede, in der es heißt:
„Wir wollen uns nicht darüber entzweien, meine Herren, ob wir die demokratische Monarchie, die demokratisierte Monarchie (!) oder die reine Demokratie meinen, im ganzen wollen wir dasselbe, die Freiheit, die Volksfreiheit, die Herrschaft des Volks!"
Und wir sollen uns für eine Linke begeistern, die davon hingerissen wird, wenn man sagt, sie wolle im „ganzen dasselbe" wie die Rechte, wie Herr Radowitz, Herr Lichnowski, Herr Vincke und die übrige fette oder magere Ritterschaft? für eine Linke, die sich selbst vor Entzücken nicht mehr kennt, die alles vergißt, sobald sie so ein paar hohle Schlagwort« hört wie „Volksfreiheit" und „Herrschaft des Volks"? Doch lassen wir die Linke und kehren wir zum Bürger Rüge zurück.
„Noch ist keine größere Revolution über den Erdball hingegangen als die Revolution von 1848." „Sie ist die humanste in ihren Prinzipien" - weil diese Prinzipien aus der Vertuschung der entgegengesetztesten Interessen entstanden sind. „Die humanste in ihren Dekreten und Proklamationen" - weil diese ein Kompendium der philanthropischen Schwärmereien und sentimentalen Brüderlichkeitsphrasen aller Hohlköpfe von Europa sind. „Die humanste in ihrer Existenz" - nämlich in den Metzeleien und Barbareien von Posen, in den Mordbrennereien Radetzkys, in den kannibalischen Grausamkeiten der Pariser Junisieger, in den Schlächtereien von Krakau und Prag, in der allgemeinen Herrschaft der Soldateska, kurz, in all den Infamien, welche heute, am 1. September 1848, die „Existenz" dieser Revolution ausmachen und mehr Blut in vier Monaten gekostet haben als 1793 und 1794 zusammen. Der „humane" Bürger Rüge!
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 96 vom 7, September 1848] ** Köln, 6.September. Wir haben den „humanen" Bürger Rüge auf dem Wege seiner geschichtlichen Untersuchungen über die Notwendigkeit Polens verfolgt. Bisher hat der Bürger Rüge von der schlechten Vergangenheit, von der Zeit des Despotismus gesprochen, er hat die Ereignisse der Unvernunft redigiert; jetzt kommt er zur Gegenwart, zum glorreichen Jahr 1848, zur Revolution, jetzt betritt er heimischen Boden, jetzt redigiert er die „Vernunft der Ereignisse"1-287-1.
„Wie kann die Freilassung Polens geschehen? Sie kann durch Verträge geschehen, an welchen die beiden großen zivilisierten Nationen Europas teilnehmen, die mit Deutschland, dem befreiten Deutschland, zusammen notwendig eine neue Tripelallianz darum bilden müssen, weil sie dasselbe denken und im ganzen dasselbe wollen."
Da haben wir in einem kühnen Satz die ganze Vernunft der Ereignisse für die auswärtige Politik. Allianz zwischen Deutschland, Frankreich und England, die alle drei „dasselbe denken und im ganzen dasselbe wollen", neuer Rütlibund[288] zwischen den modernen drei Schweizern Cavaignac, Leiningen und John Russell! Allerdings sind Frankreich und Deutschland mit Gottes Hülfe inzwischen wieder so weit rückwärts gekommen, daß ihre Regierungen über allgemeine politische Prinzipien ziemlich „dasselbe denken" wie das offizielle England, jener unerschütterte kontrerevolutionäre Fels im Meer. Aber die Länder „denken" nicht nur dasselbe, sie „wollen auch im ganzen dasselbe". Deutschland will Schleswig, und England will es ihm nicht überlassen; Deutschland will Schutzzölle, und England will Handelsfreiheit; Deutschland will Einheit, und England wünscht ihm Zersplitterung; Deutschland will selbständig sein, und England strebt darnach, es industriell zu unterjochen — aber was tut das? „Im ganzen" wollen sie doch „dasselbe"! Und Frankreich, Frankreich erläßt Zollgesetze gegen Deutschland, sein Minister Bastide moquiert sich über den Schulmeister Raumer, der dort Deutschland vertritt — also will es offenbar „im ganzen dasselbe" wie Deutschland! In der Tat, England und Frankreich beweisen aufs schlagendste, daß sie dasselbe wollen wie Deutschland, indem sie es, England wegen Schleswigs, Frankreich wegen der Lombardei, mit Krieg bedrohen! Der Bürger Rüge hat die ideologische Naivetät, zu glauben, Nationen, denen gewisse politische Vorstellungen gemeinsam seien, würden schon deshalb eine Allianz eingehen. Der Bürger Rüge hat überhaupt nur zwei Farben
auf seiner politischen Palette: schwarz und weiß, Sklaverei und Freiheit. Die Welt teilt sich für ihn in zwei große Hälften: in zivilisierte Nationen und Barbaren, in Freie und in Knechte. Die Grenzlinie der Freiheit, die vor sechs Monaten jenseits des Rheines lag, fällt jetzt mit der russischen Grenze zusammen, und diesen Fortschritt nennt man die Revolution von 1848. In dieser wüsten Gestalt spiegelt sich die gegenwärtige Bewegung im Kopfe des Bürgers Rüge wider. Das ist die pommersche Übersetzung1-2891 des Barrikadenschlachtrufs vom Februar und März. Übersetzen wir aus dem Pommerschen ins Deutsche zurück, so stellt sich heraus, daß die drei zivilisierten Nationen, die drei freien Völker, diejenigen sind, bei denen in verschiedenen Formen und Entwicklungsstufen die Bourgeoisie herrscht, während die „Sklaven und Knechte" die Völker sind, die unter der Herrschaft des patriarchalisch-feudalen Absolutismus stehen. Unter Freiheit versteht der farouche1 Republikaner und Demokrat Arnold Rüge den ganz gewöhnlichen „seichten" Liberalismus, die Herrschaft der Bourgeoisie, allenfalls mit etwas scheindemokratischen Formen - das des Pudels Kern![290] Weil in Frankreich,England undDeutschlanddieBourgeoisieherrscht, darum sind sie natürliche Alliierte, so räsoniert der Bürger Rüge. Und wenn die materiellen Interessen der drei Länder einander schnurstracks entgegenlaufen, wenn Handelsfreiheit mit Deutschland und Frankreich eine unumgängliche Lebensbedingung für die englische, wenn Schutzzölle gegen England eine unumgängliche Lebensbedingung für die französische und deutsche Bourgeoisie sind, wenn ähnliche Verhältnisse in vieler Hinsicht wieder zwischen Deutschland und Frankreich stattfinden, wenn diese Tripelallianz in der Praxis auf die industrielle Unterjochung Frankreichs und Deutschlands hinausliefe? - „bornierter Egoismus, schäbige Krämerseelen", brummt der pommersche Denker Rüge in seinen blonden Bart. Herr Jordan hat in seiner Rede von der tragischen Ironie der Weltgeschichte gesprochen. Der Bürger Rüge liefert ein schlagendes Exempel davon. Er, sowie die ganze mehr oder weniger ideologische Linke, sieht seine teuersten Lieblingsschwärmereien, seine höchsten Gedankenefforts2 scheitern an der Klasse, deren Repräsentant er ist. Sein philanthropisch-kosmopolitisches Projekt scheitert an den schäbigen Krämerseelen, und er muß gerade, ohne es selbst zu wissen und zu wollen, diese Krämerseelen in mehr oder weniger ideologischverdrehter Weise vertreten. Der Ideologe denkt und der Krämer lenkt. Tragische Ironie der Weltgeschichte!
Der Bürger Rüge entwickelt nun, wie Frankreich „gesagt hat, die Verträge von 1815 sind zwar zerrissen, allein es wolle den Territorialbestand anerkennen, wie er gegenwärtig ist". „Dies ist sehr richtig1", denn was bisher niemand in dem Manifest Lamartines gesucht hat, das findet der Bürger Rüge darin: Es ist die Grundlage eines neuen Völkerrechts. Dies wird folgendermaßen entwickelt: „Aus diesem Verhältnis mit Frankreich muß das neue historische (!) Recht" (Nr. 1) »hervorgehen. Das historische Recht ist das Recht der Völker" (! Nr.2). „Es ist in dem Fall, wovon wir sprechen (?), das neue Völkerrecht" (!Nr.3). „Das ist die allein richtige Auffassung des historischen Rechts" (! Nr.4). „Jede andere Auffassung des historischen Rechts" (! Nr.5) „ist absurd. Es gibt kein anderes Völkerrecht" (! Nr.6). „Das historische Recht" (Nr. 7) „ist das Recht" (endlich!)» »welches die Historie herbeifährt und die Zeit sanktioniert, indem sie" (wer?) „die bisherigen Verträge aufhebt, zerreißt und neue an ihre Stelle setzt." Mit einem Wort: Das historische Recht ist — die Redaktion der Vernunft der Ereignisse ![2®7] So steht geschrieben buchstäblich in der Apostelgeschichte der deutschen Einheit, in den stenographischen] Berichten von Frankfurt, pag. 1186, erste Spalte. Und man beschwert sich, daß die „Neue Rheinische Zeitung" Herrn Rüge durch Ausrufungszeichen kritisiert! Aber natürlich, bei diesem schwindelnden Wirbel tanz von historischem Recht und Völkerrecht mußte der biedermännischen Linken Hören und Sehen vergehen, und sie mußte in Bewunderung aufgehen, als der Philosoph von Pommern ihr mit apodiktischer Gewißheit in die Ohren rief: „Das historische Recht ist das Recht, welches die Historie herbeiführt und die Zeit sanktioniert" usw. Die „Historie" hat ja stets das gerade Gegenteil von dem „herbeigeführt", was die „Zeit sanktioniert" hatte, und die Sanktion der „Zeit" bestand immer gerade darin, daß sie das umstieß, was die „Historie herbeigeführt" hatte. Jetzt stellt der Bürger Rüge den „einzig richtigen und zulässigen" Antrag: „Die Zentralgewalt zu beauftragen, in Gemeinschaft mit England und Frankreich einen Kongreß zur Wiederherstellung eines freien und unabhängigen Polens, bei welchem alle beteiligten Mächte durch Gesandte zugezogen werden, einzuleiten." Welche braven, biedermännischen Gesinnungen! Lord John Russell und Eugen Cavaignac sollen Polen wiederherstellen; die englische und französische Bourgeoisie sollen Rußland mit einem Kriege drohen, um die Freiheit Polens zu erzwingen, an der ihnen in diesem Augenblick vollends gar nichts liegt! In dieser
Zeit der allgemeinen Verwirrung und Verwicklung, wo jede beruhigende Nachricht, die die Kurse ein Achtel Prozent steigen macht, durch sechs störende Schläge wieder vereitelt wird, die Industrie mit dem langsamen Bankerutt kämpft, wo der Handel stockt, wo das unbeschäftigte Proletariat mit unerschwinglichen Geldsummen unterstützt werden muß, um nicht in einen allgemeinen, letzten Verzweiflungskampf hineingejagt zu werden - da sollen die Bourgeois der drei zivilisierten Nationen noch eine neue Schwierigkeit schaffen? Und welche Schwierigkeit! Einen Krieg mit Rußland, das seit Februar der intimste Bundesgenosse Englands ist! Einen Krieg mit Rußland, einen Krieg-, der. wie jedermann weiß, der Sturz der deutschen und französischen Bourgeoisie wäre! Und um welche Vorteile zu erlangen? Gar keine. In der Tat, das ist mehr als pommersche Naivetät! Aber der Bürger Rüge schwört darauf, daß die „friedliche Lösung" der polnischen Frage möglich sei. Immer besser! Und warum? Weil es sich jetzt darum handelt:
„Was die Wiener Verträge wollen, muß jetzt realisiert und wirklich ausgeführt werden... Die Wiener Verträge, sie wollten das Recht aller Nationen gegen die große Nation der Franzosen, wollten die Wiederherstellung der deutschen Nation."
Jetzt erklärt es sich, weshalb Herr Rüge „im ganzen dasselbe will" wie die Rechte. Die Rechte will auch die Ausführung der Wiener Verträge'2661, Die Wiener Verträge sind das Resume des großen Siegs des reaktionären Europa über das revolutionäre Frankreich. Sie sind die klassische i'orm, in der die europäische Reaktion unter der Restaurationszeit 15 Jahre herrschte. Sie stellen die Legitimität, das Königtum von Gottes Gnaden, den Feudaladel, die Pfaffenherrschaft, die patriarchalische Gesetzgebung und Verwaltung wieder her. Da aber der Sieg erkämpft war mit Hülfe der englischen, deutschen, italienischen, spanischen und namentlich der französischen Bourgeoisie, so mußten der Bourgeoisie ebenfalls Konzessionen gemacht werden. Während Fürsten, Adel, Pfaffen und Bürokraten nun die fetten Bissen der Beute unter sich teilten, wurde die Bourgeoisie mit Wechseln auf die Zukunft abgespeist, die nie honoriert wurden und die niemand beabsichtigte zu honorieren. Und statt den wirklichen, praktischen Inhalt der Wiener Verträge zu betrachten, glaubt Herr Rüge, diese leeren Versprechungen seien der eigentliche Inhalt derselben, während die reaktionäre Praxis nur mißbräuchlich hineingedeutet sei! In der Tat, man muß merkwürdig gutmütiger Natur sein, um nach 33 Jahren, nach den Revolutionen von 1830 und 1848 noch an die Auszahlung dieser Wechsel zu glauben, um sich einzubilden, daß die sentimentalen Phrasen,
in welche die Wiener Scheinversprechungen gehüllt sind, noch im Jahre 1848 irgendeinen Sinn haben! Der Bürger Rüge als Don Quixote der Wiener Verträge! Schließlich enthüllt der Bürger Rüge der Versammlung das tiefe Geheimnis : Die Revolutionen von 1848 seien bloß dadurch hervorgerufen, daß man 1846 in Krakau die Verträge von 1815 gebrochen.[45] Zur Warnung für alle Despoten! Kurzum, der Bürger Rüge hat sich, seit wir ihm zuletzt auf literarischem Felde begegneten, in keinem Punkte verändert. Es sind noch immer dieselben Phrasen, die er einstudiert und wiederholt hat, seitdem er bei den „Hallischen" und „Deutschen Jahrbüchern"[291] den Portier der deutschen Philosophie vorstellte; noch immer dieselbe Wirrnis, dasselbe Tohuwabohu der Anschauung, derselbe Mangel an Gedanken; dasselbe Talent, die hohlköpfigsten und widersinnigsten Gedanken in pomphafter Form vorzutragen; derselbe Mangel an „Kenntnissen", und namentlich dieselben Ansprüche auf den Beifall des deutschen Philisters, der so etwas in seinem Leben noch nicht gehört hat. Hiermit schließen wir unser Resume der Polendebatte. Auf Herrn Low aus Posen und die andern großen Geister, die noch folgen, einzugehen, wäre zu viel verlangt. Die ganze Debatte hinterläßt einen wehmütigen Eindruck. So viel lange Reden und so wenig Inhalt, so wenig Bekanntschaft mit dem Gegenstande, so wenig Talent! Die schlechteste Debatte der ehemaligen oder jetzigen französischen Kammer oder des englischen Unterhauses enthält mehr Geist, mehr Sachkenntnis, mehr wirklichen Inhalt als dies dreitägige Gespräch über einen der interessantesten Gegenstände der modernen Politik. Es war alles daraus zu machen, und die Nationalversammlung hat reine Kannegießerei darüber gemacht. In der Tat, eine Versammlung wie diese hat noch nie und nirgends gesessen! Die Beschlüsse sind bekannt. Man hat 3/4 von Posen erobert; man hat sie erobert weder durch Gewalt noch durch „deutschen Fleiß", noch durch den „Pflug", sondern durch Kannegießerei, erlogene Statistik und furchtsame Beschlüsse. „Ihr habt die Polen verschluckt, verdauen werdet Ihr sie bei Gott nicht!"
Das deutsche Reichsbürgerrecht und die preußische Polizei
[«Neue Rheinische Zeitung" Nr. 73 vom 12. August 1848] * Köln, 11. August. Man weiß, wie die preußische Armee am 6. August der deutschen Einheit gehuldigt hat.[276] Die preußische Polizei darf nicht zurückbleiben hinter der preußischen Armee. Nie gab es für sie mehr deutsche Ausländer oder ausländische Deutsche in Preußen, als seitdem zu Frankfurt eine unteilbare deutsche Nationalversammlung, ein deutscher Reichsverweser und ein deutsches Reichsministerium tagen. Herr Geiger, kommissarischer Polizeidirektor, dessen Thronbesteigung wir ahnungsvoll vorher begrüßten, scheint speziellen Befehl erhalten zu haben, Köln von deutschen Ausländern zu säubern und nur preußische Untertanen in den Mauern der alten Reichsstadt zu dulden. Verfährt er konsequent, wer wird das Heimatrecht retten außer der Polizei, der Armee, der Bürokratie und den Mutterländern? Herr Geiger selbst wird unter diesen „letzten Mohikanern" nicht vermißt werden. Über die Konflikte zwischen dem Redakteur en chef der „Neuen Rheinischen Zeitung", Karl Marx, und der preußischen Untertanenschaft werden wir später berichten.1 Heute handelt es sich um den JN&tarbeiter und Korrektor der „Neuen Rheinischen Zeitung" - Herrn Karl Schapper. Herr Schapper hatte für heute morgen eine Einladung zu seinem respektiven Polizeikommissär erhalten. Der Herr Polizeikommissär eröffnete ihm, daß er nach einem Reskript des Herrn Geiger schon morgen als Ausländer Köln und den preußischen Staat zu räumen habe. Der Herr Kommissär teilte zugleich mit, daß er aus Höflichkeit den Termin auf acht Tage verlängere.
Herr Schapper ist nicht nur Deutscher, sondern außerdem Nassauer und mit einem nassauischen Passe in optima forma1 versehen. Herr Schapper bewohnt Köln mit seiner Frau und drei Kindern. Sein Verbrechen besteht darin, Mitglied der demokratischen Gesellschaft und des Arbeitervereins und Korrektor der „Neuen Rheinischen Zeitung" zu sein - allerdings drei Verbrechen auf einmal. „Jeder Deutsche hat das allgemeine deutsche Staatsbürgerrecht" — heißt der erste schon votierte Paragraph der deutschen Grundrechte.[292] Herr Geiger scheint dies dahin zu verstehn, daß jeder Deutsche das Recht hat, aus 37 deutschen Staaten ausgewiesen zu werden. Neben der Gesetzgebung der Nationalversammlung die Gesetzgebung Geiger! Herrn Hansemann aber, dem Minister der Tat, geben wir einen Rat: Deputierte mag er konstablern lassen, soviel ihm wohldünkt, aber mit der Presse ist nicht zu spielen. Das Buch der bürgerlichen Vergangenheit kann sie entsiegeln und Will der Herr Graf ein Tänzchen wagen, So mag er s sagen, Ich spiel'ihm auf!12931
mögen noch so viele Geiger mit ihrer Violine drohen2.
1 bester Form - 2 Wortspiel: Geiger - kommissarischer Polizeidirektor in Köln; Violine - abgeleitet von dem französischen Wort „violon", das sowohl „Geige" als auch „Gefängnis, Polizeirevier" bedeutet
Der italienische Befreiungskampf und die Ursache seines jetzigen Mißlingens
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 73 vom 12. August 1848] * Mit der nämlichen Schnelligkeit, als die Ustreicher im März aus der Lombardei hinausgeschlagen wurden, sind sie jetzt triumphierend zurückgekehrt und bereits in Mailand eingezogen. Das italienische Volk hat es an keinem Opfer fehlen lassen. Mit Gut und Blut stand es bereit, das angefangene Werk zu Ende zu führen und seine nationale Selbständigkeit zu erkämpfen. Allein dem Mute, der Begeisterung, der Aufopferungsfähigkeit entsprachen nirgends diejenigen, welche am Ruder standen. Offen oder geheim taten sie alles, nicht um die in ihre Hände gelegten Mittel zur Befreiung von der brutalen Tyrannei Ostreichs zu verwenden, sondern um die Volkskraft zu lähmen und die alten Zustände ihrem Wesen nach baldmöglichst zurückzuführen. Der Papst1, von der östreichisch-jesuitischen Politik täglich mehr bearbeitet und gewonnen, legte dem Ministerium Mamiani alle Hindernisse in den Weg, die ihm in Verbindung mit den „Schwarzen" und den „Schwarz-Gelben"f294] zu Gebote standen. Das Ministerium selbst hielt sehr patriotische Red en vor beiden Kammern, besaß aber nicht die nötige Energie, um seinen guten Willen zur Tat zu machen. In Toskana trat die Regierung zwar mit schönen Worten, aber mit noch weniger Taten hervor. Allein, der Hauptfeind der italienischen Freiheit unter den einheimischen Fürsten war und ist Karl Albert. Die Italiener hätten stündlich den Spruch wiederholen und beachten sollen: „Der Himmel beschütze uns vor unsern Freunden, vor unsern Feinden werden wir uns schon selber schützen!" Den Bourbonen Ferdinand brauchten sie nur wenig zu
1 Pius IX.
fürchten; er war längst demaskiert. Dagegen ließ sich Karl Albert als „la spada d'Italia" (das Schwert Italiens) überall Loblieder singen und als den Helden preisen, dessen Degenspitze für Italiens Freiheit und Selbständigkeit die sicherste Garantie biete. Seine Emissäre gingen aus nach allen Orten Oberitaliens und schilderten ihn als den einzigen Mann, der das Vaterland retten könne und werde. Damit er dies könne, sei freilich die Bildung eines oberitalischen Königreichs notwendig. Erst dadurch werde ihm die nicht bloß zum Widerstande gegen Ostreich, sondern zum Hinauswerfen desselben aus Italien erforderliche Macht in die Hände gelegt. Der Ehrgeiz, der ihn früher zur Verbindung mit den Carbonaris[295] vermocht, die er später verriet, dieser Ehrgeiz war stärker als je erwacht und ließ ihn von einer Machtfülle und Herrlichkeit träumen, vor denen der Glanz aller übrigen Fürsten Italiens sehr bald erbleichen müßte. Die ganze Volksbewegung des Jahres 1848 glaubte er zum Besten seiner kläglichen Person konfiszieren zu können. Von Haß und Mißtrauen gegen alle wahrhaft liberalen Männer erfüllt, umgab er sich mit Leuten, die mehr oder weniger dem Absolutismus ergeben und zur Förderung des königlichen Ehrgeizes geneigt waren. Er stellte an die Spitze des Heeres solche Generale, deren geistiges Ubergewicht oder deren politische Ansichten er nicht zu fürchten hatte, die aber weder das Vertrauen der Soldaten noch das Talent besaßen, welches zur glücklichen Führung des Krieges erfordert wurde. Pomphaft nannte er sich den „Befreier" Italiens, während er den zu Befreienden sein Joch als Bedingung auferlegte. Die Umstände waren ihm günstig wie selten einem Menschen. Seine Gier, recht viel und womöglich alles zu haben, ließ ihn endlich auch das verlieren, was er bereits gewonnen. Solange der Anschluß der Lombardei an Piemont noch nicht völlig entschieden, solange die Möglichkeit einer republikanischen Regierungsform noch vorhanden war, blieb er den Östreichern gegenüber, so schwach sie auch verhältnismäßig zu jener Zeit waren, unbeweglich in seinen Verschanzungen. Er ließ Radetzky, d'Aspre, Weiden etc. eine Stadt und Festung nach der andern in den venetianischen Provinzen erobern, er rührte sich nicht. Venedig zeigte sich für ihn erst der Hülfe würdig, als es sich unter seine Krone geflüchtet. So mit Parma und Modena. Inzwischen hatte sich Radetzky verstärkt und alle Maßregeln zum Angriff, und der Unfähigkeit und der Blindheit Karl Alberts und seiner Generale gegenüber, zum entscheidenden Siege getroffen. Der Ausgang ist bekannt. Von nun an können und werden die Italiener ihre Befreiung nicht mehr in die Hände eines Fürsten oder Königs legen; behufs ihrer Rettung müssen sie vielmehr diese „spada d'Italia" als untauglich möglichst schnell ganz beiseite schaffen. Hätten sie das früher getan, den König
und sein System nebst allen Anhängern desselben in Ruhestand versetzt und eine demokratische Union unter sich hergestellt, so befand sich jetzt wahrscheinlich kein Östreicher mehr in Italien. Statt dessen haben sie nicht bloß umsonst alle Leiden eines von ihren Feinden wütend und barbarisch geführten Krieges umsonst erduldet und vergebens die schwersten Opfer gebracht, sondern sie sind auch dem ganzen Rachedurst der metternich-östreichischen Reaktionsmänner und ihrer Soldateska schutzlos preisgegeben. Wer die von Radetzky an die Bewohner der Lombardei, von Weiden an die römischen Legationen gerichteten Manifeste überliest, der wird begreifen, daß den Italienern Attila mit seinen Hunnenscharen noch als Engel der Milde erscheinen müßte. Die Reaktion und Restauration ist vollständig. Der Herzog von Modena, „il carnefice" (der Henker) genannt, der den östreichern 1200000 Gulden zur Kriegsführung vorgestreckt, kehrt ebenfalls zurück. Die Völker haben sich durch ihre Großmut schon so oft ihre eigene Grube gegraben, daß sie endlich klug werden und ein bißchen von ihren Feinden lernen müssen. Die Modenesen ließen den Herzog, der während seiner frühern Regierung Tausende wegen politischer Bestrebungen hatte einkerkern, hängen und erschießen lassen, ruhig seines Weges ziehen. Dafür kehrt er zu ihnen zurück, um mit verdoppelter Lust sein fürstliches Blutamt auszuüben. Die Reaktion und Restauration ist vollständig. Sie ist es aber nur interimistisch. Der revolutionäre Geist ist zu tief ins Volk gedrungen, als daß man ihn auf die Dauer bemeistern könnte. Mailand, Brescia und andere Orte haben im März gezeigt, was dieser Geist vermag. Das Übermaß der Leiden wird zu einer neuen Erhebung führen. Mit Zurateziehung der bittern Erfahrungen während der letzten Monate wird Italien neue Illusionen zu vermeiden und unter einheitlichem demokratischen Banner seine Selbständigkeit zu sichern wissen.
Geschrieben von Friedrich Engels.
Die „Kölnische Zeitung" über Italien
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 87 vom 27. August 1848] ** Köln, 26. August. Wir waren gestern dazu verurteilt, einen Belletristen, den Herrn Wilhelm Jordan von Berlin, vom weltgeschichtlichen Standpunkt herab politisch kannegießern zu hören.1 Das Schicksal verfolgt uns unerbittlich. Ein ähnliches Los trifft uns heute: Die Haupterrungenschaft des März besteht darin, daß die Belletristen die Politik gepachtet haben. Herr Levin Schücking von Münster, das vierte oder fünfte Rad am Annoncenwagen des Herrn Dumont, hat in der „Kölnischen Zeitung"1104^ einen Artikel über „unsere Politik in Italien" erlassen. Und was sagt „mein Freund Levin mit den Gespensteraugen"?[296]
„Es ist kein glücklicherer Augenblick je für Deutschland dagewesen als der jetzige, um seine Politik Italien gegenüber auf eine gesunde, für Jahrhunderte Dauer verheißende Unterlage zu stellen. Wir haben glorreich" (! durch den Verrat Karl Alberts) „den Schimpf abgewaschen, womit unsere Fahnen von einem im Glück leicht übermütigen Volke beschmutzt wurden: An der Spitze eines unübertrefflichen, im Siege und Kampf nicht allein, sondern auch im Dulden und Ausharren bewunderungswürdigen Heeres hat die barba bianca, der Weißbart, Deutschlands glorreichen (!?) Doppelaar auf die Zinnen der empörten Stadt gepflanzt, wo vor mehr als sechshundert Jahren der kaiserliche Rotbart diesselbe Banner fliegen ließ als Symbol von Deutschlands Hoheit über Italien. Diese Hoheit gehört noch heute uns." So spricht Herr Levin Schücking von der „Kölnischen Zeitung". Damals, als die Kroaten und Panduren'971 Radetzkys von einem waffenlosen Volk nach fünftägigem Kampf aus Mailand herausgeschlagen wurden[96], damals, als das „bewunderungswürdige Heer", bei Goito gesprengt, sich nach Verona zurückzog - damals schwieg die politische Leier „meines Freundes
1 Siehe vorl. Band, S. 341-346
24 Marx/Engels, Werke, Bd. 5
Levin mit den Gespensteraugen"! Aber seitdem die verstärkte österreichische Armee durch den ebenso feigen wie ungeschickten Verrat Karl Alberts — einen Verrat, den wir unzählige Male vor hergesagt - zu einem unverdienten Siege gekommen, seitdem erscheinen die benachbarten Publizisten wieder auf dem Platz, seitdem trompeten sie von „abgewaschenem Schimpf", seitdem riskieren sie Parallelen zwischen Friedrich Barbarossa und Radetzky Barbabianca, seitdem ist das heldenmütige Mailand, das die ruhmvollste Revolution von ganz 1848 gemacht, nur noch eine „empörte Stadt", seitdem gehört uns Deutschen, denen sonst nie etwas gehört, die „Hoheit über Italien"! „Unsere Fahnen!" Die schwarzgelben Lappen der Metternichschen Reaktion, die man in Wien mit Füßen tritt - das sind die Fahnen des Herrn Schücking von der „Kölnischen Zeitung"! „Deutschlands glorreicher Doppelaar!" Dasselbe heraldische Ungeheuer, dem bei Jemappes, bei Fleurus, bei Millesimo, bei Rivoli, bei Neuwied, bei Marengo, bei Hohenlinden, bei Ulm, bei Austerlitz, bei Wagram[297] die bewaffnete Revolution die Federn ausrupfte - das ist der „glorreiche" Cerberus des Herrn Schücking von der „Kölnischen Zeitung"! Als die Österreicher geschlagen wurden, waren die Österreicher Sonderbündler[298], ja fast Vaterlandsverräter; seit Karl Albert in die Falle gegangen ist, seit sie an den Ticino gerückt sind, sind sie „Deutsche", sind „Wir" es, die das alles vollbracht haben. Wir haben nichts dagegen, daß die „Kölnische Zeitung" die Siege von Volta und Custozza erfochten und Mailand erobert hat[299]; aber sie übernimmt dann auch die Verantwortlichkeit für die ihr sehr wohl bekannten Brutalitäten und Infamien jenes „im Dulden und Ausharren bewundernswerten" Barbarenheeres - gerade wie sie seiner Zeit die Verantwortlichkeit für die galizischen Schlächtereien ebenfalls übernommen hat.
„Diese Hoheit gehört noch heute uns. Italien und Deutschland sind Nationen, um welche die Natur und die Geschichte nun einmal ein Band geschlungen hat, die providentiell zusammengehören, die verwandt sind wie Wissenschaft und Kunst, wie Gedanke und Gefühl."
Wie Herr Brüggemann und Herr Schücking! Und gerade deswegen haben die Deutschen und dieltaliener seit 2000Jahren sich beständig bekämpft, gerade deswegen haben die Italiener die deutsche Unterdrückung immer wieder abgeschüttelt, gerade deswegen hat deutsches Blut so oft die Straßen von Mailand gerötet, um zu beweisen, daß Deutschland und Italien „providentiell zusammengehören"!
Eben weil Italien und Deutschland „verwandt sind", haben Radetzky und Weiden alle venetianischen Städte in Brand schießen und plündern lassen! Mein Freund Levin mit den Gespensteraugen verlangt nun, wir sollen die Lombardei bis an die Etsch aufgeben, denn das Volk wolle uns nicht, wenn auch einige arme „Cittadini" (so sagt der gelehrte Herr Schücking für Contadini, Bauern) die Österreicher jubelnd empfingen. Aber wenn wir uns als „freies Volk" benehmen, „dann wird es uns gern die Hand bieten, um sich von uns auf dem Wege, den es allein nicht gehen kann, auf dem Wege zur Freiheit, leiten zu lassen". In der Tat! Italien, das sich Preßfreiheit, Geschworne, Konstitution eroberte, ehe denn Deutschland aus dem faulsten Schlaf erwachte; Italien, das in Palermo die erste Revolution dieses Jahres durchkämpfte; Italien, das in Mailand die „unübertrefflichen" Österreicher ohne Waffen besiegte - Italien kann den Weg der Freiheit nicht gehen, ohne von Deutschland, das heißt von einem Radetzky, geleitet zu werden! Freilich, wenn eine Frankfurter Versammlung, eine nichtssagende Zentralmacht, 39 Sonderbünde und die „Kölnische Zeitung" dazu gehören, den Weg zur Freiheit zu wandeln... Genug. Damit die Italiener sich ja von den Deutschen „zur Freiheit leiten lassen", behält Herr Schücking Welsch-Tirol und das Venetianische, um damit einen österreichischen Erzherzog zu belehnen, und schickt „2000 Mann süddeutscher Reichstruppen nach Rom, um dem Statthalter Christi in seinem eignen Hause Ruhe zu schaffen". Aber leider! Franzosen und Russen gehört das Land, Das Meer gehört den Briten; Wir aber besitzen im Luftreich des Traums Die Herrschaft unbestritten.
Dort üben wir die Hegemonie, Dort sind wir unzerstückelt; Die andern Völker haben sich Auf platter Erde entwickelt.[300]
Und dort oben, im Luftreich des Traums, gehört uns auch „die Hoheit über Italien". Das weiß niemand besser als Herr Schücking. Nachdem er zu Nutz und Frommen des deutschen Reiches diese brave Hoheitspolitik entwickelt hat, schließt er seufzend:
„Eine Politik, welche groß, hochherzig, welche einer Macht wie der des deutschen Reiches würdig, hat ja leider seit je bei uns für phantastisch gegolten, und so tüird es auch wohl noch lange bleiben/"
Wir empfehlen Herrn Schücking zum Portier und Grenzwächter der deutschen Ehre auf der Höhe des Stilfser Jochs. Von dort herab wird das geharnischte Feuilleton der „Kölnischen Zeitung" Italien überschauen und wachen, daß von „Deutschlands Hoheit über Italien" kein Titelchen verlorengeht, und erst dann kann Deutschland ruhig schlafen.
Geschrieben von Friedrich Engels.
Die „Zeitungs-Halle" über die Rheinprovinz
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 87 vom 27. August 1848] ** Köln, 26. August. Die „Berliner Zeitungs-Halle"[112] enthält folgenden Artikel: „Wir hatten neulich Gelegenheit, davon zu reden, daß eine Zeit gekommen ist, in welcher aus den alten Staatenkörpern mehr und mehr der Geist entweicht, der sie so lange zusammengehalten hat. In betreff Österreichs möchte wohl niemand daran zweifeln; aber auch in Preußen treten von Tage zu Tage immer merklicher Zeichen der Zeit hervor, welche unsere Bemerkung bestätigen und gegen die wir uns nicht blind machen dürfen. Es gibt jetzt nur ein Interesse, welches noch die Provinzen des Staates an den Staat Preußen zu fesseln vermag, das ist das Interesse an der Entwicklung freisinniger Staatseinrichtungen, das Interesse an der gemeinsamen Begründung und wechselseitigen Förderung einer neuen und freien Gestaltung der gesellschaftlichen Verhältnisse. Das auf dem Wege des politischen und sozialischen Fortschrittes rüstig weiterstrebende Schlesien wird sich schwerlich in Preußen wohl fühlen, wenn nicht Preußen als Staat diesem Interesse vollständig genügt. Von der Provinz Sachsen ist es nur zu bekannt, daß sie dem preußischen Staat stets, seitdem sie ihm einverleibt worden, im Herzen gegrollt hat. Und was die Rheinprovinz anbetrifft, so wird es wohl noch in aller Angedenken sein, mit welchen Drohungen Deputierte derselben vor dem 18.März hier auftraten und den Umschwung der Dinge beschleunigten. Der Geist der Entfremdung wächst in dieser Provinz. Ein Flugblatt ohne Angabe des Druckortes und Drukkers, welches jetzt viel verbreitet wird, gibt davon ein neues Zeugnis."
Das Flugblatt, wovon die „Zeitungs-Halle" spricht, wird allen unsern Lesern bekannt sein. Was uns freuen muß, ist die Einsicht, die endlich unter den Berlinern wenigstens einen Repräsentanten findet, daß Berlin weder für Deutschland noch speziell für das Rheinland ein Paris ist. Berlin beginnt einzusehn, daß es uns nicht regieren, daß es sich nicht die Autorität verschaffen kann, die einer Zentralstadt zukommt. Berlin hat seine Inkompetenz in der halben März
revolution, im Zeughaussturm[76], in der letzten Erneute1-8011 zur Genüge bewiesen. Zu der Unentschiedenheit, mit der das Berliner Volk auftritt, gesellt sich noch der gänzliche Mangel an Kapazitäten in allen Parteien. In der ganzen Bewegung seit dem Februar ist in Berlin kein einziger aufgestanden, der imstande war, seine Partei zu leiten. Der Geist in dieser Zentralstadt des „Geistes" ist äußerst willig, aber ebenso schwach wie das Fleisch. Selbst ihren Hansemann, ihren Camphausen, ihren Milde mußten sich die Berliner vom Rhein oder von Schlesien holen. Berlin, weit entfernt ein deutsches Paris zu sein, ist nicht einmal ein preußisches Wien. Es ist keine Hauptstadt, es ist eine „Residenz". Es ist immer anerkennenswert, daß man selbst in Berlin zu der Einsicht kommt, die hier am Rhein längst allgemein verbreitet ist, daß nur aus dem Zerfall der deutschen sog. Großmächte die deutsche Einheit hervorgehen kann. Wir haben unsere Ansicht hierüber nie verheimlicht. Wir schwärmen weder für den vergangnen noch für den gegenwärtigen Ruhm Deutschlands, weder für die Freiheitskriege noch für die „glorreichen Siege der deutschen Waffen" in der Lombardei und in Schleswig. Aber wenn je aus Deutschland irgend etwas werden soll, so muß Deutschland sich konzentrieren, es muß nicht nur der Phrase, sondern der Tat nach ein Reich werden. Und dazu ist es vorher allerdings nötig, daß es „kein Österreich, kein Preußen mehr"'-802-'
giot. „Der Geist" übrigens, der uns mit Altpreußen „so lange zusammengehalten hat", war ein sehr handgreiflicher, plumper Geist; es war der Geist von 15000 Bajonetten und soundso viel Kanonen. Nicht umsonst legte man hier am Rhein eine Soldatenkolonie von Wasserpolacken[284] und Kassuben an. Nicht umsonst steckte man unsre Jugend in die Berliner Garde. Es geschah nicht, um uns mit den übrigen Provinzen zu versöhnen, es geschah, um Provinz auf Provinz zu hetzen, um den Nationalhaß der Deutschen und der Slawen, um den Lokalhaß jedes kleinen deutschen Provinzchens gegen seine sämtlichen Nachbarprovinzen im Interesse der patriarchalisch-feudalen Despotie zu exploitieren. Divide et impera!1 In der Tat, es ist Zeit, daß die fingierte Rolle, die „die Provinzen", d.h. die uckermärkische und hinterpommersche Junkerschaft durch ihre angstschlotternden Adressen den Berlinern übertragen und die die Berliner eiligst übernommen haben, endlich einmal aufhöre. Berlin ist nicht und wird nie werden der Sitz der Revolution, die Hauptstadt der Demokratie. Nur die vor Bankerott, Schuldarrest und Laternenpfahl bebende Phantasie der märki
sehen Ritterschaft konnte ihm diese Rolle übertragen, nur die kokettierende Eitelkeit des Berliners konnte darin die Provinzen repräsentiert sehn. Wir erkennen die Märzrevolution an, aber für das, was sie wirklich war, und nicht für mehr. Ihr größter Mangel ist, daß sie die Berliner nicht revolutioniert hat. Die „Zeitungs-Halle" glaubt, durch freisinnige Institutionen lasse sich der zerfallende preußische Staatskörper zusammenkitten. Im Gegenteil. Je freisinniger die Institutionen, desto freier werden sich die heterogenen Elemente auseinanderscheiden, desto mehr wird sich zeigen, wie notwendiger die Trennung ist, desto mehr wird die Unfähigkeit der Berliner Politiker aller Parteien an den Tag kommen. Wir wiederholen: Innerhalb Deutschlands mit den altpreußischen Provinzen zusammenzubleiben, dagegen hat die Rheinprovinz nichts einzuwenden; aber sie zwingen wollen, ewig innerhalb Preußens, gleichviel ob eines absolutistischen, eines konstitutionellen oder eines demokratischen Preußens zu bleiben, das hieße Deutschlands Einheit unmöglich machen, das hieße vielleicht sogar wir sprechen die allgemeine Stimmung des Volks aus - ein großes, schönes Gebiet für Deutschland verloren machen, während man es für Preußen erhalten will.
Geschrieben von Friedrich Engels.
Vermittlung und Intervention. Radetzky und Cavaignac
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 91 vom 1. September 1848] * In circa drei Wochen (21 .September) läuft der durch Karl Alberts Verrat1 abgeschlossene Waffenstillstand ab.1961 Frankreich und England haben ihre Vermittelung angeboten. Daß Ostreich sich bis jetzt noch nicht erklärt hat über seine Annahme oder Ablehnung, ist im „Spectateur republicain", dem Blatte Cavaignacs, zu lesen. Der Diktator Frankreichs wird über die östreichische Unhöflichkeit nachgerade ärgerlich und droht mit bewaffneter Intervention, wenn das Wiener Kabinett bis zu einem bestimmten Tage nicht antwortet oder die Vermittlung zurückweist. Wird sich Ostreich, zumal jetzt nach dem Siege über die Wiener Demokratie und über die italienischen „Re* bellen", von einem Cavaignac den Frieden diktieren lassen? Ostreich weiß sehr wohl, daß die französische Bourgeoisie „Frieden um jeden Preis" haben will, daß überhaupt der Bourgeoisie die Freiheit oder Knechtschaft Italiens sehr gleichgültig ist und daß von ihr alles zugegeben wird, sobald man sie nur nicht offen vor der Welt blamiert und ihr damit wider Willen das Schwert in die Hand zwingt. Man sagt, Radetzky werde in Wien einen kurzen Besuch abstatten, um in betreff der Vermittelung sein entscheidendes Wort auszusprechen. Dazu braucht er nicht erst nach Wien zu reisen. Seine Politik ist jetzt obenauf und seine Ansicht wird nichts von ihrem Gewicht verlieren, wenn er selbst auch in Mailand bleibt. Ginge Ostreich auf die von England und Frankreich vorgeschlagene Grundlage des Friedens ein, so würde es dies nicht aus Furcht vor der Cavaignacschen Intervention, sondern aus weit dringlichem und zwingenderen Gründen tun. Die Italiener haben sich von den Ereignissen des März ebenso düpieren lassen wie die Deutschen. Jene glaubten, mit der Fremdherrschaft sei es nun
jedenfalls zu Ende; diese meinten, das alte System sei für immer zu Grabe getragen. Statt dessen ist dort die Fremdherrschaft ärger als je, während in Deutschland das alte System sich von den paar Schlägen im März wieder erholt hat und mit mehr Wut und Rachedurst als vorher wirtschaftet. Der Irrtum der Italiener besteht jetzt darin, daß sie von der gegenwärtigen Regierung Frankreichs Rettung erwarten. Nur der Sturz dieser Regierung könnte sie erretten. Die Italiener irren ferner darin, daß sie die Befreiung ihres Landes für möglich halten, während in Frankreich, Deutschland etc. die Demokratie täglich mehr an Terrain verliert. Die Reaktion, unter deren Schlägen jetzt Italien erlegen, ist kein bloß italienisches, sie ist ein europäisches Faktum. Italien kann sich nicht allein befreien aus den Krallen dieser Reaktion und am wenigsten durch Anrufung der französischen Bourgeoisie, die für die Reaktion in ganz Europa gerade den eigentlichen Eckpfeiler bildet. Erst muß die Reaktion in Frankreich selber besiegt sein, ehe sie in Italien und Deutschland vernichtet werden kann. Erst muß also dort die demokratisch-soziale Republik proklamiert sein, erst muß das französische Proletariat seiner Bourgeoisie den Fuß auf den Nacken gesetzt haben, ehe an den dauerhaften Sieg der Demokratie in Italien, Deutschland, Polen, Ungarn etc. zu denken ist.
Geschrieben von Friedrich Engels.
Die Antwerpner Todesurteile
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 93 vom 3. September 1848] ** Köln, 2.September. Der konstitutionelle Musterstaat Belgien bat einen neuen glänzenden Beweis für die Vortrefflichkeit seiner Institutionen geliefert. Siebzehn Todesurteile aus Veranlassung der lächerlichen Geschichte von Risquons-Tout 1[S08] Siebzehn Todesurteile, um die Schmach zu rächen, die einige Unbesonnene, einige hoffnungsvolle Toren[304] der prüden belgischen Nation angetan, als sie einen kleinen Zipfel ihres konstitutionellen Mantels zu lüften versuchten! Siebzehn Todesurteile - welche Brutalität! Man kennt die Geschichte von Risquons-Tout. Belgische Arbeiter taten sich in Paris zusammen, um eine republikanische Invasion in ihr Vaterland zu versuchen. Belgische Demokraten kamen von Brüssel und unterstützten das Unternehmen. Ledru-Rollin förderte es, soviel er konnte. Lamartine, der „edelherzige" Verräter, der schöne Worte und erbärmliche Taten für die fremden nicht minder wie für die französischen Demokraten hatte, Lamartine, der sich rühmt, mit der Anarchie konspiriert zu haben wie der Blitzableiter mit der Wetterwolke, Lamartine unterstützte zuerst die belgische Legion, um sie später desto sicherer zu verraten. Die Legion zog aus. Delescluze, Regierungskommissar im Norddepartement, verkaufte die erste Kolonne an belgische Eisenbahnbeamte; der Zug, der sie führte, wurde durch Verrat auf belgischen Boden mitten in die belgischen Bajonette geschleppt. Die zweite Kolonne, angeführt von drei belgischen Spionen (ein Mitglied der Pariser provisorischen Regierung hat es uns selbst gesagt, und die Prozedur bestätigt es), wurde von ihren verräterischen Anführern in einen Wald auf belgischem Gebiet geführt, wo die geladenen Kanonen in sicherm Hinterhalt ihrer warteten; sie wurde zusammengeschossen und größtenteils gefangen. Diese winzige, durch die vielen Verrätereien und durch die ihr in Belgien gegebenen Dimensionen komische Episode der Revolutionen von 1848 diente dem Brüsseler Parquet zur Leinwand, um darauf die kolossalste Verschwörung
zu sticken, die je stattgefunden. Der Befreier Antwerpens, der alte General Mellinet, Tedesco, Ballin, kurz, die entschiedensten, die tätigsten Demokraten von Brüssel, Lüttich und Gent wurden hinein verwickelt. Herr Bavay würde sogar Jottrand von Brüssel hineingezogen haben, wenn nicht Herr Jottrand Dinge wüßte und Papiere besäße, deren Veröffentlichung die ganze belgische Regierung, den weisen Leopold nicht ausgeschlossen, aufs schmählichste kompromittieren würde. Und warum diese Verhaftungen von Demokraten, warum die monströseste aller Prozeduren gegen Leute, die der ganzen Sache ebenso fremd waren wie die Geschwornen, vor die sie gestellt wurden? Um der belgischen Bürgerschaft Furcht zu machen und unter dem Schutz dieser Furcht die übermäßigen Steuern und Zwangsanleihen einzutreiben, die den Kitt des glorreichen belgischen Staatsgebäudes bilden und mit deren Zahlung es sehr schlecht aussah! Genug. Man stellte die Angeklagten vor die Antwerpener Geschwornen, vor die Elite jener flämischen Faronaturen1, denen der Schwung des französischen politischen Devouements ebenso fremd ist wie die ruhige Sicherheit des großartigen englischen Materialismus, vor jene Stockfischhändler, die im kleinbürgerlichsten Nützlichkeitskram, in der kurzsichtigsten, schreckhaftesten Profitmacherei lebenslänglich dahinvegetieren. Der große Bavay kannte seine Leute und appellierte an ihre Furcht. In der Tat, hatte man in Antwerpen jemals einen Republikaner gesehen? Jetzt standen zweiunddreißig dieser Ungeheuer vor den erschreckten AntWerpnern; und die bebenden Geschwornen, zusammen mit dem weisen Gerichtshof, überliefern siebzehn der Angeklagten der Milde der Artikel 86 und folgende des Code penal[166], d.h. dem Tode. Auch in der Schreckenszeit von 1793 haben Scheinprozesse stattgefunden, sind Verurteilungen vorgekommen, denen andere Tatsachen zum Grunde lagen als die offiziell vorgebrachten; aber einen so durch plumpe Unverschämtheit des Lügens, durch blinden Parteihaß ausgezeichneten Prozeß hat selbst der Fanatiker Fouquier-Tinville nicht geführt. Und herrscht etwa in Belgien der Bürgerkrieg, steht halb Europa an seinen Grenzen und konspiriert mit den Rebellen, wie dies 1793 in Frankreich geschah? Ist das Vaterland in Gefahr? Hat die Krone einen Riß bekommen? - Im Gegenteil, niemand denkt daran, Belgien zu unterjochen, und der Weise Leopold fährt noch täglich ohne Eskorte von Laeken nach Brüssel und von Brüssel nach Laeken!
Was hatte der alte 81jährige Mellinet getan, daß ihn Jury und Richter zum Tode verurteilten? Der alte Soldat der französischen Republik hatte 1831 den letzten Schimmer der belgischen Ehre gerettet; er hatte Antwerpen befreit, und dafür verurteilt ihn Antwerpen zum Tode! Seine ganze Schuld bestand darin, daß er einen alten Freund, Becker, vor den Verdächtigungen der belgischen offiziellen Presse schützte und ihn, auch während er in Paris konspirierte, nicht aus seinem freundlichen Andenken ausschloß. Mit der Konspiration hatte er nicht das geringste zu tun. Und dafür wird er ohne weiteres zum Tode verurteilt. Und Ballin! Er war ein Freund Mellinets, er hatte ihn häufig besucht, er war mitTedesco in einem Estaminet1 gesehen worden. Grund genug, ihn zum Tode zu verurteilen. Und Tedesco vollends! Wie, war er nicht im deutschen Arbeiterverein gewesen, stand er nicht mit Leuten in Verbindung, denen die belgische Polizei Theaterdolche untergeschoben hatte? Hatte man ihn nicht mit Ballin in einem Estaminet gesehen? Die Sache war bewiesen, Tedesco hatte die Völkerschlacht von Risquons-Tout provoziert - aufs Schafott mit ihm! Und so mit den andern. Wir sind stolz darauf, mehr als einen dieser „Verschwörer", die aus keinem andern Grunde zum Tode verurteilt wurden, als weil sie Demokraten sind, unsern Freund nennen zu dürfen. Und Wenn die feile belgische Presse sie mit Schmutz bewirft, so wollen wir Wenigstens ihre Ehre vor der deutschen Demokratie reiten; wenn ihr Vaterland sie verleugnet, so wollen wir uns zu ihnen bekennen. Als der Präsident das Todesurteil über sie aussprach, brachen sie in den stürmischen Ruf aus: „Es lebe die Republik!" Sie haben sich während der ganzen Prozedur wie bei Verkündigung des Urteils mit echt revolutionärer Unerschütterlichkeit benommen. Und nun höre man dagegen die Sprache der elenden belgischen Presse:
„Der Urteilsspruch", sagt das „Journal d'Anvers", „macht nicht mehr Sensation in der Stadt als der ganze Prozeß, der fast gar kein Interesse erregte. Nur in den arbeitenden Klassen" (lies: Lumpenproletariat) „ist ein den Paladinen der Republik feindliches Gefühl zu entdecken; die übrige Bevölkerung kümmert sich kaum darum; für sie scheint die Lächerlichkeit des Revolutionsversuchs nicht einmal verwischt durch ein Todesurteil, an dessen Vollstreckung ohnehin niemand glaubt."
Natürlich, würde den Antwerpnern das interessante Schauspiel gegeben,
1 kleines Kaffeehaus oder Restaurant
siebzehn Republikaner, den alten Mellinet, ihren Retter, an der Spitze, guillotinieren zu sehen, dann würden sie sich schon um den Prozeß kümmern! Als ob nicht gerade darin die Brutalität der belgischen Regierung, der belgischen Geschwornen und Gerichtshöfe bestände, daß sie mit Todesurteilen spielen! „Die Regierung", sagt der „Liberal Liegeois", „hat sich stark zeigen wollen, sie hat es nur bis zur Brutalität gebracht." Und das ist allerdings das Los der flämischen Nation von jeher gewesen.
Geschrieben von Friedrich Engels.
Der Konflikt zwischen Marx und der preußischen Untertanenschaft18051
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 94 vom 5. September 1848] * Köln, 4.September. Der Redakteur en chef der „Neuen Rheinischen Zeitung", Karl Marx, ist, wie wir bereits früher erwähnten1, in einen Konflikt mit der preußischen Untertanenschaft geraten. Diese Angelegenheit ist ein neuer Beweis von der Art und Weise, in der man die Versprechungen des März zu eskamotieren sucht. Wie sich die Sache verhält, geht aus folgendem Aktenstück hervor, das Marx an den Minister des Innern, Herrn Kühlwetter, abgesandt hat: Herr Minister! Ich erlaube mir hiermit, bei Ihnen Rekurs einzulegen gegen einen Beschluß der hiesigen Königlichen] Regierung, der mich persönlich betrifft. Ich verließ im Jahre 1843 meine Heimat Rheinpreußen, um mich einstweilen in Paris nieder[zu]lassen. - Im Jahre 1844 erfuhr ich, daß auf Grund meiner Schriften vom Königlichen] Oberpräsidium in Koblenz ein Verhaftsbefehl gegen mich an die betreffenden Grenzpolizeibehörden abgegangen war. Diese Nachricht wurde auch in Berliner zensierten Blättern veröffentlicht. Ich betrachtete mich von diesem Augenblicke an als politischer Flüchtling. Später ~ Januar 1845 - wurde ich auf direkte Veranlassung der damaligen preußischen Regierung aus Frankreich ausgewiesen und ließ mich in Belgien nieder. - Da auch hier von der preußischen Regierung Anträge auf meine Ausweisung bei dem belgischen Ministerium gestellt wurden, sah ich mich endlich genötigt, meine Entlassung aus dem Preußischen Staatsverbande zu fordern. — Ich mußte dies letzte Mittel anwenden, um mich solchen Verfolgungen zu entziehen. - Daß ich nur aus Notwehr meinen Aus
Wanderungskonsens verlangte, dafür ist der beste Beweis, daß ich in keinem andern Staat das Bürgerrecht angenommen habe, obwohl es mir in Frankreich nach de,r Februarrevolution von Mitgliedern der provisorischen Regierung angetragen wurde. Ich bin nach der Märzrevolution in meine Heimat zurückgekehrt und habe mich in Köln im Monat April um das Bürgerrecht beworben, das mir auch vom hiesigen Stadtrat ohne Anstand bewilligt wurde. - Die Sache ging nach dem Gesetz vom 31 .Dezember 1842 an die Königliche] Regierung zur Bestätigung. Ich erhielt nun vom hiesigen kommissarischen Polizeidirektor, Herrn Geiger, ein Schreiben folgenden Inhalts:
„Ew. Wohlgeboren benachrichtige ich, daß die Königliche Regierung nach Lage Ihrer bisherigen Verhältnisse von der durch § 5 des Gesetzes vom 31 .Dezember 1842 ihr beigelegten Befugnis, einem Ausländer die Eigenschaft als Preußischer Untertan zu verleihen, zu Ihren Gunsten für jetzt nicht Gebrauch gemacht hat, Sie daher nach wie vor als Ausländer zu betrachten sind. (§§15 und 16 des angef. Gesetzes.)
Köln, den 3.August 1848.
Der kommisjsarische] Polizeidirektor (gez.) Geiger.
An
den Herrn Dr. Marx Nro.2678 Wohlgeboren hier."
Ich halte den Bescheid der Königlichen] Regierung für ungesetzlich, und zwar aus folgenden Gründen: Nach dem Bundesbeschlusse vom 30.März d. J.[306] sind Wahlberechtigt und wählbar zur deutschen Nationalversammlung auch die politischen Flüchtlinge, wenn sie nach Deutschland zurückkehren und erklärt haben, ihr Staatsbürgerrecht wieder antreten zu wollen. Der Beschluß des Vorparlaments[11], der zwar keine direkte gesetzliche Bestimmung hat, aber doch für die Aussichten und Verheißungen maßgebend ist, die dem deutschen Volke gleich nach der Revolution gemacht wurden, gibt das aktive und passive Wahlrecht sogar denjenigen politischen Flüchtlingen, welche im Auslande Bürger geworden sind, aber ihr deutsches Bürgerrecht wieder antreten wollen. Jedenfalls ist aber der Bundesbeschluß und die darauf beruhende Wahlordnung des Ministerium Camphausen in Preußen gesetzlich gültig. Da ich durch meine Anmeldung zur Erwerbung des Niederlassungsrechtes in Köln, mein deutsches Bürgerrecht wieder antreten zu wollen deut
lieh genug erklärt habe, so steht es fest, daß ich zur deutschen Nationalversammlung Wähler und wählbar war, also mindestens das deutsche Reichsbürgerrecht besitze. Wenn ich aber das höchste Recht besitze, das ein Deutscher haben kann, so wird mir das niedrigere Anrecht auf das Preußische Staatsbürgerrecht um so viel weniger verweigert werden können. Die Königliche] Regierung in Köln beruft sich auf das Gesetz vom 31. Dezember1 1842. Auch dies Gesetz, im Zusammenhang mit dem obigen Bundesbeschluß, spricht für mich. Man verliert nach § 15,1 und 3 die Eigenschaft als Preuße durch Entlassung auf Antrag des Untertanen oder durch zehnjährigen Aufenthalt im Auslande. - Es sind viele politische Flüchtlinge nach der Revolution in ihre Heimat zurückgekehrt, die über zehn Jahre im Auslande waren, also nach § 15 des erwähnten Gesetzes die Eigenschaft als Preußen ebensogut verloren hatten wie ich. - Einige von ihnen, z.B. Herr J. Venedey, sitzen sogar in der deutschen Nationalversammlung. —Die preußischen „Landespolizeibehörden" (§5 des Gesetzes) könnten also diesen deutschen Gesetzgebern ebenfalls, wenn es ihnen beliebte, das Preußische Staatsbürgerrecht verweigern! Schließlich halte ich es für durchaus ungehörig, daß die hiesige Königliche Regierung, resp. der Herr kommis [sarische] Polizeidirektor Geiger, sich in der mir gemachten Anzeige des Wortes „Untertan" bedienen, wo das vorige sowohl wie das jetzige Ministerium diese Bezeichnung aus allen ihren offiziellen Aktenstücken verbannt haben und dafür nur von Staatsangehörigen sprechen. - Ebenso ungehörig ist es, selbst von meinem preußischen Staatsbürgerrecht abstrahiert, mich, einen deutschen Reichsbürger, als „Ausländer" zu bezeichnen. Wenn ferner die Königliche] Regierung mir „nach Lage meiner bisherigen Verhältnisse" die Bestätigung des Preußischen Bürgerrechts verweigert, so kann dies sich nicht auf meine materiellen Verhältnisse beziehen, da selbst nach dem Wortlaut des Gesetzes vom 3I.Dezember 1842 nur der Kölnische Stadtrat darüber zu entscheiden hatte und zu meinen Gunsten entschieden hat. - Es kann sich nur auf meine Tätigkeit als Redakteur en chef der „Neuen Rheinischen Zeitung" beziehen und heißt dann: nach Lage meiner demokratischen Gesinnungen und meines oppositionellen Auftretens gegenüber der bestehenden Regierung. - Wenn aber selbst der hiesigen Bezirksregierung oder auch dem Ministerium des Innern in Berlin die Befugnis zustehen sollte - was ich leugne —, mir in diesem speziellen, unter den Bundes
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Reisepaß von Karl Marx aus den Jahren 1848/49 (erste Seite)
Reisepaß von Karl Marx aus den Jahren 1848/49 (zweite Seite)
Reisepaß von Karl Marx aus den Jahren 1848/49 (dritte Seite)

beschluß vom 30. März gehörenden Falle das preußische Bürgerrecht zu verweigern — so könnten doch derartige tendenzielle Gründe nur im alten Polizeistaat, keineswegs aber im revolutionierten Preußen und bei seiner verantwortlichen Regierung in Anwendung kommen. Endlich muß ich noch bemerken, daß der Herr Polizeidirektor Müller, dem ich erklärte, nicht auf das Ungewisse hin meine Familie aus Trier nach Köln übersiedeln zu können, mich versicherte, meine Renaturalisation werde keinen Anstand finden. Aus allen diesen Gründen verlange ich, daß Sie, Herr Minister, die hiesige Königliche Bezirksregierung anweisen, das mir vom hiesigen Stadtrat bewilligte Niederlassungs- (Gesuch) Recht zu bestätigen und mir dadurch die Eigenschaft als Preuße wieder zu verleihen. Genehmigen Sie, Herr Minister, die Versicherung meiner vollkommenen Hochachtung.
Köln, den 22.August 1848.
Karl Marx
25 Marx/Engels, Werke, ßd. 5
Der dänische Waffenstillstand^073
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 97 vom 8. September 1848]
* * Köln, 7. September.
„Was soll aus Deutschland werden, wenn Preußen nicht mehr an seiner Spitze steht, wenn Preußens Heere nicht mehr Deutschlands Ehre schirmen, wenn Preußens Macht und Einfluß als Großmacht untergegangen sind in der phantastischen Macht einer imaginären deutschen Zentralgewalt!" So prahlt die preußische Partei, die Partei der Helden mit Gott für König und Vaterland[26?1, die kontrerevolutionäre Ritterschaft Hinterpommerns und der Uckermark. Nun - Preußen hat an der Spitze gestanden, Preußen hat die Ehre Deutschlands geschirmt - in Schleswig-Holstein J401 Und was war das Resultat? Nach einer Reihe von leichten, ruhmlosen Siegen über einen schwachen Feind, nach einer durch die feigste Diplomatie gelähmten Kriegführung, nach den schimpflichsten Rückzügen vor einer geschlagenen Armee, endlich - ein Waffenstillstand, so entehrend für Deutschland, daß selbst ein preußischer General einen Grund fand, ihn nicht zu unterzeichnen.12131 Die Feindseligkeiten und die Unterhandlungen begannen von neuem. Der Reichsverweser gab der preußischen Regierung eine Vollmacht zum Abschluß des Waffenstillstands; diese Vollmacht war von keinem der Reichsminister kontrasigniert und hatte also gar keine Gültigkeit. Sie erkannte den ersten Waffenstillstand an, jedoch mit folgenden Modifikationen: 1. Die Mitglieder der neuen Regierung von Schleswig-Holstein sollten noch vor Abschluß des Waffenstillstandes „in solcher Art vereinbart werden, daß hierdurch der Bestand und die gedeihliche Wirksamkeit der neuen Regierung verbürgt erscheinen"; 2. alle bis zum Abschluß des Waffenstillstandes erlassenen Gesetze und Verordnungen der provisorischen Regierung sollten
volle Gültigkeit behalten; 3. die in Schleswig-Holstein zurückbleibenden Truppen sollten sämtlich unter den Befehlen des deutschen Oberbefehlshabers bleiben. Vergleicht man diese Instruktion mit den Stipulationen des ersten preußisch-dänischen Projekts, so ist ihr Zwecksehr deutlich. Sie sichern bei weitem nicht alles, was das siegreiche Deutschland fordern konnte; aber indem sie in der Form manches nachgeben, retten sie manches der Sache nach. Die erste Bedingung sollte dafür garantieren, daß in der neuen Regierung die schleswig-holsteinische (deutsche) Richtung das Übergewicht über die dänische habe. Was tut Preußen? Es willigt ein, daß der Chef der dänischen Partei in Schleswig-Holstein, Karl Moltke, Chef der neuen Regierung wird, daß Dänemark drei Stimmen gegen zwei schleswig-holsteinische in der Regierung bekommt. Die zweite Bedingung sollte die Anerkennung, wenn auch nicht der provisorischen, vom Bundestage anerkannten Regierung selbst, doch ihrer bisherigen Wirksamkeit durchsetzen. Ihre Beschlüsse sollten aufrechterhalten werden. Was tut Preußen? Unter dem Vorwand, daß auch Dänemark die illusorischen, von Kopenhagen aus für die Herzogtümer erlassenen Beschlüsse fallen läßt - Beschlüsse, die nie einen Schatten von Gesetzeskraft erhielten, außer auf der Insel Alsen -, unter diesem Vorwand willigt das kontrerevolutionierte Preußen ein, alle Beschlüsse der provisorischen Regierung zu vernichten. Die dritte Bedingung endlich sollte die Einheit der Herzogtümer und ihre Einverleibung in Deutschland zur vorläufigen Anerkennung bringen; sie sollte den Versuch der Dänen vereiteln, die im dänischen Heer dienenden Schleswiger wieder nach Schleswig hineinzuschmuggeln, indem alle in Schleswig und Holstein bleibenden Truppen dem deutschen Oberbefehlshaber untergeordnet wurden. Und Preußen? Preußen willigt ein, die schleswigschen Truppen von den holsteinischen zu trennen, dem Oberbefehl des deutschen Feldherrn zu entziehen und einfach der zu 3/5 dänischen neuen Regierung zur Verfügung zu stellen. Außerdem war Preußen nur zum Abschluß eines dreimonatlichen Waffenstillstandes bevollmächtigt (Art. 1 des ursprünglichen Entwurfs) und schloß ihn aus eigner Machtvollkommenheit auf sieben Monate ab; d.h. es bewilligte den Dänen Waffenruhe während der Wintermonate, wo die Hauptwaffe der Dänen, die Flotte, zur Blockade der deutschen und schleswigschen Küsten nutzlos wurde und wo der Frost den Deutschen erlaubte, über das Eis des Kleinen Belt zu rücken, Fünen zu erobern und Dänemark auf Seeland zu beschränken.
Kurz, Preußen hat in allen drei Punkten seine Vollmacht mit Füßen getreten. Warum auch nicht? Sie war ja nicht kontrasigniert! Und hat Herr Camphausen, der preußische Gesandte bei der Zentralgewalt', in seinem Schreiben vom Z.September1 an Herrn Heckscher „Exzellenz"(!!) nicht geradezu gesagt, die preußische Regierung habe sich „auf Grund jener Vollmacht zum Abschlüsse ohne Vorbehalt für ermächtigt erklärt"? Damit nicht genug. Der Reichsvervveser schickt „Seinen" Unterstaatssekretär Max Gagern nach Berlin und von da nach Schleswig, um die Unterhandlungen zu überwachen. Er gibt ihm eine Vollmacht mit, welche abermals nicht kpntrasigniert ist. Herr Gagern - wie er in Berlin behandelt worden, wissen wir nicht - kommt in den Herzogtümern an. Die preußischen Unterhändler sind in Malmö. Er erfährt nichts. In Lübeck werden die Ratifikationen ausgewechselt. Man zeigt Herrn Gagern an, daß dies erfolgt sei und daß er jetzt ruhig wieder nach Hause gehen könne. Der unglückliche Gagern samt seiner nicht kontrasignierten Vollmacht kann natürlich nichts anderes tun als nach Frankfurt zurückkehren und über die schäbige Rolle klagen, die er gespielt hat. So ist der glorreiche Waffenstillstand geboren worden, der den Deutschen während der besten Kriegszeit die Hände bindet, der Schleswig-Holsteins revolutionäre Regierung und demokratische konstituierende Versammlung auflöst, alle Dekrete dieser vom Bundestage anerkannten Regierung vernichtet, der die Herzogtümer einer dänischen Regierung unter Anführung des verhaßten Moltke überliefert, der die schleswigschen Truppen aus ihren Regimentern reißt, dem deutschen Oberbefehl entzieht und der dänischen Regierung überliefert, von der sie nach Gutdünken aufgelöst werden können; der die deutschen Truppen zum Rückzüge von der Königsau bis nach Hannover und Mecklenburg zwingt und der Lauenburg der alten reaktionären dänischen Regierung in die Hände liefert.* Nicht nur Schleswig-Holstein, ganz Deutschland mit Ausnahme von Urpreußen ist entrüstet über diesen schmählichen Waffenstillstand. Und das Reichsministerium, dem er von Herrn Camphausen mitgeteilt, zitterte zwar anfangs, nahm ihn aber schließlich doch auf sich. Was war auch zu machen? Herr Camphausen scheint gedroht zu haben, und für das feige, kontrerevolutionäre Reichsministerium ist das offizielle Preußen immer noch eine Macht.
* Dieser Kunstgriff wurde folgendermaßen vollbracht: Die alte Regierung wurde aufgelöst; darauf wählte für die neue Dänemark eins, Preußen das zweite, beide zusammen das dritte Mitglied dieser alten Regierung wieder.
1 Das Schreiben Camphausens wurde am 3. September 1848 ausgefertigt
Aber nun kam die Nationalversammlung.171 Ihre Genehmigung war nötig, und so erbaulich diese Versammlung auch ist, so schämte sich Herr Heckscher „Exzellenz" doch, mit diesem Aktenstück hervorzurücken. Unter tausend Bücklingen, mit den demütigsten Bitten um Ruhe und Mäßigung, las er es vor. Ein allgemeiner Sturm folgte. Selbst das rechte Zentrum, ja ein Teil der Rechten, Herr Dahlmann selbst, gerieten in den heftigsten Zorn. Man befahl den Ausschüssen, binnen 24 Stunden zu berichten. Man beschloß, auf diesen Bericht hin den Rückmarsch der Truppen sofort zu sistieren. Der Beschluß über den Waffenstillstand selbst ist noch nicht gefaßt. Die Nationalversammlung hat endlich einmal einen energischen Beschluß gefaßt, obwohl das Ministerium erklärte, es werde abtreten, wenn der Beschluß durchgehe. Dieser Beschluß ist nicht die Aufhebung, er ist ein Bruch des Waffenstillstandes. Er wird in den Herzogtümern nicht nur Aufregung, er wird offenen Widerstand gegen die Ausführung des Waffenstillstandes, gegen die neue Regierung hervorrufen und neue Verwickelungen herbeiführen. Wir haben indes wenig Hoffnung, daß die Versammlung den Waffenstillstand selbst verwirft. Herr Radowitz braucht nur neun Stimmen aus dem Zentrum herüberzuziehen, und er hat die Majorität. Und das sollte ihm während der paar Tage, wo die Sache ruht, nicht gelingen? Beschließt die Versammlung, den Waffenstillstand aufrechtzuerhalten, so haben wir Proklamation der Republik und Bürgerkrieg in Schleswig-Holstein, Unterjochung der Zentralgewalt unter Preußen, allgemeine Verachtung von ganz Europa gegen die Zentralgewalt und die Versammlung und doch gerade soviel Verwickelungen als hinreichen, um jedes zukünftige Reichsministerium unter unlösbaren Schwierigkeiten zu erdrücken. Beschließt sie, den Waffenstillstand fallenzulassen, so haben wir einen europäischen Krieg, Bruch zwischen Preußen und Deutschland, neue Revolutionen, den Zerfall Preußens und die wirkliche Einheit Deutschlands. Die Versammlung möge sich nicht einschüchtern lassen: zwei Drittel mindestens von Preußen halten zu Deutschland. Aber werden die Repräsentanten der Bourgeoisie in Frankfurt nicht lieber jeden Schimpf einstecken, werden sie nicht lieber unter Preußens Knechtschaft sich begeben, als daß sie einen europäischen revolutionären Krieg wagen, als daß sie sich neuen Stürmen aussetzen, die ihre eigene Klassenherrschaft in Deutschland gefährden? Wir glauben es. Die feige Bourgeoisnatur ist zu mächtig. Wir haben zu der Frankfurter Versammlung nicht das Vertrauen, daß sie die schon in Polen preisgegebene Ehre Deutschlands in Schleswig-Holstein auslösen werde. Geschrieben von Friedrich Engels.
Sturz des Ministeriums der Tat
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 99 vom 10. September 1848] * Köln, 8. September, 10 Uhr abends. Das Ministerium der Tat ist gestürzt. Nachdem es mehrere Mal „gestolpert", hielt es sich nur noch durch seine Unverschämtheit. Endlich haben die immer steigenden Anforderungen des Ministeriums der Versammlung gezeigt, was das Geheimnis der Existenz des Ministeriums war. In der gestrigen Sitzung der Vereinbarungsversammlung1-251 kam der Steinsche Antrag[308] zur Debatte. Der Antrag lautet:
„Es sei dringende Pflicht des Staatsministeriums, den am 9. August beschlossenen Erlau ohne weiteres zur Beruhigung des Landes sowie zur Vermeidung eines Bruches mit der Versammlung ergehen zu lassen." Das Ministerium hatte erklärt, es werde sich auf keine Beschönigung, keine Vermittlung einlassen. Die Linke hatte erklärt, sie werde austreten, wenn die Versammlung ihren Beschluß vom 9. August fallenlasse. In der gestrigen Sitzung nun brachte nach einer nichtssagenden Rede des Ministerpräsidenten der Abgeordnete Unruh folgendes Amendement ein: „In Erwägung, daß die Beschlüsse vom 9. August keine Erforschung der Gesinnung, keinen Gewissenszwang, sondern nur die im konstitutionellen Staat notwendige Übereinstimmung zwischen Volk und Heer herbeizuführen und reaktionäre Bestrebungen sowie fernere Konflikte zwischen den Bürgern, welche zum Heer, und denen, welche zum Zivilstande gehören, zu vermeiden bezwecken, erklärt die Versammlung, daß das Ministerium das Vertrauen des Landes nicht besitzt, wenn es ferner Anstand nimmt, einen dem Beschluß vom 9. August entsprechenden Erlaß an das Heer ergehen zu lassen."
Diesem Amendement des linken Zentrums wurde ein zweites vom rechten Zentrum entgegengestellt durch den Abgeordneten Tamnau. Es lautet:
„Die Nationalversammlung wolle erklären wie folgt: die Nationalversammlung hat bei ihrem Beschluß vom 9. August d. J. die Absicht gehabt, an die Befehlshaber der Armee einen ähnlichen Erlaß herbeizuführen, wie ihn die Ministerien der Finanzen und des Innern unter dem 15. Juli an die Regierungspräsidenten erlassen haben. Sie beabsichtigt nicht, die Offiziere der Armee zur Darlegung ihrer politischen Gesinnung zu nötigen oder dem Kriegsminister den Wortlaut des Erlasses vorzuschreiben. Sie erachtet einen derartigen Erlaß, in welchem die Offiziere der Armee vor reaktionären und republikanischen Bestrebungen gewarnt werden, im Interesse des staatsbürgerlichen Friedens und zur Förderung des neuen konstitutionellen Staatssystems für notwendig."
Nachdem eine Zeitlang hin und her debattiert, erklärt sich der „edle" Schreckenstein im Namen des Ministeriums mit dem Amendement Tamnau einverstanden. Das nach der stolzen Versicherung, keine Vermittlung annehmen zu wollen! Nachdem die Debatte noch eine Zeitlang fortgedauert, nachdem sogar Herr Milde die Versammlung gewarnt hatte, kein revolutionärer Nationalkonvent zu werden (die Angst des Herrn Milde ist ganz überflüssig!), wird unter einem ungeheuren Andrang des Volks gegen den Sitzungssaal abgestimmt: Namentliche Abstimmung: Das Amendement Unruh mit 320 gegen 38 Stimmen verworfen. Das Amendement Tamnau mit 210 gegen 156 Stimmen verworfen. Der Steinsche Antrag wird mit 219 gegen 152 Stimmen angenommen. Majorität gegen die Minister: 67 Stimmen.13091
Einer unserer Berliner Korrespondenten berichtet: Die Aufregung war heute groß in der Stadt; Tausende von Menschen umlagerten das Sitzungsgebäude der Versammlung, so daß Herr Reichensperger, als der Präsident die ganz loyale Adresse der Bürgerwehr verlas, den Antrag stellte, die Versammlung solle ihre Sitzungen nach einer andern Stadt verlegen, da Berlin gefährdet sei. Als die Nachricht von der Niederlage des Ministeriums dem versammelten Volke bekannt wurde, brach ein unaussprechlicher Jubel aus, und als
die Abgeordneten der Linken heraustraten, wurden sie mit ununterbrochenen „Vivats!" bis zu den Linden begleitet. Als aber der Abgeordnete Stein (der Antragsteller der heutigen Abstimmung) erblickt wurde, da erreichte der Enthusiasmus die höchste Stufe. Einige Männer aus dem Volke setzten ihn sogleich auf ihre Schultern und trugen ihn so im Triumphzug nach seinem Hotel in der Taubenstraße. Tausende von Menschen schlössen sich diesem Zuge an, und unter immerwährendem Hurrarufen wälzten sich die Massen über den Opernhausplatz. Noch nie hat man hier einen solchen Freudenausdruck gesehen. Je größer die Besorgnis um den Erfolg war, desto überraschender ist der glänzende Sieg. Gegen das Ministerium stimmte: die Linke, das linke Zentrum (die Partei Rodbertus-Berg) und das Zentrum (Unruh, Duncker, Kosch). Der Präsident stimmte in allen drei Fragen für das Ministerium. Ein Ministerium Waldeck-Rodbertus hat sich hiernach einer vollständigen Majorität zu erfreuen. Wir werden also das Vergnügen haben, den Urheber der Zwangsanleihe, den Minister der Tat, den Herrn Hansemann „Exzellenz" in wenigen Tagen hier durchspazieren, an seine „bürgerliche Vergangenheit" wieder anknüpfen und über Duchatel und Pinto nachdenken zu sehen. Camphausen ist auf anständige Weise gefallen. Herr Hansemann, der ihn durch seine Intrigen zu Fall gebracht, Herr Hansemann hat ein gar trauriges Ende genommen! Armer Hansemann-Pinto!
Geschrieben von Friedrich Engels.
Der dänisch-preußische Waffenstillstand13073
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 99 vom 10. September 1848] ** Köln, 9. September. Wir kommen nochmals auf den dänischen Waffenstillstand zurück - die Gründlichkeit der Nationalversammlung, die, statt rasch und energisch zu beschließen und neue Minister zu erzwingen, die Ausschüsse in aller Gemächlichkeit beraten läßt und die Beendigung der Ministerkrise dem lieben Gott überläßt —, diese Gründlichkeit, die „den mangelnden Mut von unsern lieben Bekannten"13103 nur schlecht verhüllt, gibt uns die Zeit dazu. Der Krieg in Italien1963 war bei der demokratischen Partei stets unpopulär und ist selbst bei den Wiener Demokraten seit geraumer Zeit unpopulär geworden. Die preußische Regierung vermochte den Sturm des öffentlichen Unwillens über den posenschen Vernichtungskrieg'521 durch Fälschungen und Lügen nur um wenige Wochen zurückzuhalten. Der Prager Straßenkampf1 erregte, trotz aller Bemühungen der nationalen Presse, im Volk Sympathien nur für die Besiegten, nicht aber für die Sieger. Aber der Krieg in Schleswig-Holstein[40] ist von Anfang auch im Volk populär gewesen. Woher kommt dies? Während die Deutschen in Italien, in Posen, in Prag die Revolution bekämpften, haben sie in Schleswig-Holstein die Revolution unterstützt. Der dänische Krieg ist der erste Revolutionskrieg, den Deutschland führt. Und darum haben wir uns, ohne dem meerumschlungenen bürgerlichen Schoppenenthusiasmus die geringste Stammverwandtschaft zu bezeigen, von Anfang an für energische Führung des dänischen Kriegs erklärt. Schlimm genug für Deutschland, wenn sein erster Revolutionskrieg der komischste Krieg ist, der je geführt wurde!
Zur Sache. Die Dänen sind ein Volk, das in der unbeschränktesten kommerziellen, industriellen, politischen und literarischen Abhängigkeit von Deutschland steht. Es ist bekannt, daß die faktische Hauptstadt von Dänemark nicht Kopenhagen, sondern Hamburg ist, daß die dänische Regierung alle Vereinigte-Landtags-Experimente der in den Barrikaden entschlafenen preußischen ein ganzes Jahr lang nachmachte, daß Dänemark alle seine literarischen Lebensmittel, ebensogut wie seine materiellen, über Deutschland bezieht und daß die dänische Literatur - mit Ausnahme Holbergs - ein matter Abklatsch der deutschen ist. So ohnmächtig Deutschland auch von jeher war, es hat die Genugtuung, daß die skandinavischen Nationen und namentlich Dänemark unter seine Botmäßigkeit geraten sind, daß es ihnen gegenüber sogar noch revolutionär und progressiv ist. Wollt ihr Beweise? Lest die Polemik der skandinavischen Nationen untereinander, seit die Idee des Skandinavismus aufgetaucht ist. Der Skandinavismus besteht in der Begeisterung für die brutale, schmutzige, seeräuberische, altnordische Nationalität, für jene tiefe Innerlichkeit, die ihre überschwenglichen Gedanken und Gefühle nicht in Worte bringen kann, wohl aber in Taten, nämlich in Roheit gegen Frauenzimmer, permanente Betrunkenheit und mit tränenreicher Sentimentalität abwechselnde Berserkerwut. Der Skandinavismus und die meerumschlungene schleswig-holsteinische Stammverwandtschaftt216] tauchten zugleich in den Ländern des Königs von Dänemark auf. Sie gehören zusammen; sie haben sich gegenseitig hervorgerufen, bekämpft und dadurch am Leben erhalten. Der Skandinavismus war die Form, in der die Dänen an die Unterstützung der Schweden und Norweger appellierten. Aber wie es der christlich-germanischen Nation immer geht: Sogleich erhob sich der Streit, wer der echte Christlichgermane, der wahre Skandinavier sei. Der Schwede erklärte den Dänen für „verdeutscht" und entartet, der Norweger den Schweden und den Dänen, der Isländer alle drei, Natürlich, ie roher eine Nation, je näher ihre Sitten und Lebensart der altnordischen, desto „skandinavischer" war sie. Vor uns liegt das „Morgenbladet"[311] von Christiania vom 18.November 1846. Dies anmutige Blättchen enthält in einem Artikel über Skandinavismus folgende heitere Stellen: Nachdem es den ganzen Skandinavismus als einen bloß von den Dänen in ihrem Interesse hervorgerufenen Bewegungsversuch geschildert, sagt es von den Dänen: „Was hat dies muntere, lebensfrohe Volk mit der alten, düstern und wehmutsvollen Kämpenwelt (med den gamle, alvorlige og vemodsfulde Kjämpeverden) zu
schaffen? Wie kann diese Nation mit ihrer - wie ein dänischer Schriftsteller selbst zugibt - lenksamen und sanftmütigen Willensbeschaffenheit glauben, in Geistesverwandtschaft zu stehen mit der alten Vorzeit derben, kraftvollen und energischen Männern? Und wie können diese Menschen mit der südlich-weichen Aussprache sich einbilden, eine nordische Zunge zu sprechen? Und obwohl es ein Hauptzug unserer und der schwedischen Nation wie auch der alten Nordbewohner ist, daß die Gefühle sich mehr ins Innerste der Seele zurückziehen, ohne sich näher im Äußern zu zeigen, so glauben doch diese gefühlvollen und herzlichen Menschen, die so leicht zu verwundern, zu bewegen, zu bestimmen sind, deren Geistesbewegungen sich so rasch und deutlich in ihrem Äußern abdrücken, daß sie in einer nordischen Form gegossen, daß sie von verwandter Natur sind mit den beiden andern skandinavischen Nationen!" Das „Morgenbladet" erklärt nun diese Entartung aus der Verbindung mit Deutschland und der Verbreitung deutschen Wesens in Dänemark. Die Deutschen hätten zwar
„ihr heiligstes Eigentum, ihr nationales Gepräge verloren; aber so kraftlos und matt die deutsche Nationalität auch ist, so gibt es doch eine in der Welt, die noch kraftloser und matter ist, nämlich die dänische. Während die deutsche Sprache im Elsaß, Waadt und an der slawischen Grenze zurückgedrängt wird" (!! damals blieben die Verdienste der Netzbrüder noch im stillen), „hat sie gegen die dänische Grenze reißende Fortschritte gemacht." Die Dänen hätten nun den Deutschen eine Nationalität entgegenstellen müssen und hätten zu diesem Zweck den Skandinavismus erfunden; die dänische Nationalität sei widerstandslos gewesen,
„denn die dänische Nation war, wie gesagt, obwohl sie die deutsche Sprache nicht angenommen, doch Wesentlich verdeutscht. Der Verfasser hat selbst in einem dänischen Blatte anerkannt gesehen, daß die dänische Nationalität von der deutschen nicht Wesentlich verschieden sei." Soweit „Morgenbladet". Allerdings, es läßt sich nicht leugnen, daß die Dänen eine halbweg zivilisierte Nation sind. Unglückliche Dänen! Mit demselben Recht, mit dem die Franzosen Flandern, Lothringen und Elsaß genommen haben und Belgien früher oder später nehmen werden, mit demselben Recht nimmt Deutschland Schleswig: mit dem Recht der Zivilisation gegen die Barbarei, des Fortschritts gegen die Stabilität. Und selbst Wenn die Verträge für Dänemark wären — weis noch sehr zweifelhaft ist —, dies Recht gilt mehr als alle Verträge, weil es das Recht der geschichtlichen Entwickelung ist. Solange die schleswig-holsteinsche Bewegung eine rein bürgerlich-friedliche, gesetzliche Philisteragitation blieb, erregte sie nur die Begeisterung
wohlmeinender Kleinbürger. Als daher vor der Februarrevolution der jetzige Dänenkönig bei seiner Thronbesteigung für seine Gesamtstaaten eine freisinnige Verfassung mit gleicher Zahl Abgeordneter für die Herzogtümer wie für Dänemark versprach und die Herzogtümer dagegen opponierten, trat der kleinbürgerliche Lokalcharakter der schleswig-holsteinschen Bewegung unangenehm hervor. Es handelte sich damals nicht so sehr um einen Anschluß an Deutschland - wo War damals ein Deutschland? - als um Trennung von Dänemark und Konstituierung eines kleinen selbständigen Lokalstaats. Aber die Revolution brach herein und gab der Bewegung einen andern Charakter. Die schleswig-holsteinsche Partei mußte entweder zugrunde gehen oder selbst eine Revolution wagen. Sie wagte die Revolution, und sie hatte recht: Die dänischen Zusagen, vor der Revolution sehr günstig, waren nach der Revolution ungenügend; der Anschluß an Deutschland, früher eine Phrase, konnte jetzt eine Bedeutung erhalten; Deutschland hatte eine Revolution, und Dänemark machte sie, wie immer, auf kleinstädtischem Fuße nach. Die schleswig-holsteinsche Revolution und die aus ihr hervorgegangene provisorische Regierung hatte anfangs selbst noch einen sehr spießbürgerlichen Charakter. Aber der Krieg zwang sie bald auf demokratische Bahnen. Schleswig-Holstein hat durch diese Regierung, in der lauter altliberale Biedermänner, ehemalige Geistesverwandte von Welcker, Gagern, Camphausen sitzen, demokratischere Gesetze erhalten als irgendein anderer deutscher Staat. Von allen deutschen Versammlungen ist die Kieler Landesversammlung die einzige, die nicht nur auf allgemeinem Stimmrecht, sondern auch auf direkter Wahl beruht. Der ihr von der Regierung vorgelegte Verfassungsentwurf ist der demokratischste, der je in deutscher Sprache abgefaßt worden. SchleswigHolstein, bisher politisch von Deutschland ins Schlepptau genommen, ist durch den Revolutionskrieg plötzlich zu fortgeschritteneren Institutionen gekommen als das ganze übrige Deutschland. Der Krieg, den wir in Schleswig-Holstein führen, ist also ein wirklicher Revolutionskrieg. Und wer ist von Anfang an auf Seite Dänemarks gewesen? Die drei kontrerevolutionärsten Mächte Europas: Rußland, England und die preußische Regierung. Die preußische Regierung hat, solange sie konnte, einen bloßen Scheinkrieg geführt — man denke an Wildenbruchs Note[181], an die Bereitwilligkeit, mit der sie auf englisch-russische Vorstellungen hin den Rückzug aus Jütland befahl, und schließlich an den zweimaligen Waffenstillstand! Preußen, England und Rußland sind die drei Mächte, die die deutsche Revolution und ihre erste Folge, die deutsche Einheit, am meisten zu fürchten haben: Preußen, weil es dadurch aufhört zu existieren, England, weil der
deutsche Markt dadurch seiner Exploitation entzogen wird, Rußland, weil die Demokratie dadurch nicht nur an die Weichsel, sondern selbst bis an die Düna und den Dnjepr vorrücken muß. Preußen, England und Rußland haben komplottiert gegen Schleswig-Holstein, gegen Deutschland und gegen die Revolution. Der Krieg, der möglicherweise jetzt aus den Beschlüssen in Frankfurt entstehen kann, würde ein Krieg Deutschlands gegen Preußen, England und Rußland sein. Und gerade solch ein Krieg tut der einschlummernden deutschen Bewegung not - ein Krieg gegen die drei Großmächte der Kontrerevolution, ein Krieg, der Preußen in Deutschland wirklich aufgehn, der die Allianz mit Polen zum unumgänglichsten Bedürfnis macht, der die Freilassung Italiens sofort herbeiführt, der gerade gegen die alten kontrerevolutionären Alliierten Deutschlands von 1792 bis 1815 gerichtet ist, ein Krieg, der „das Vaterland in Gefahr" bringt und gerade dadurch rettet, indem er den Sieg Deutschlands vom Siege der Demokratie abhängig macht. Die Bourgeois und Junker in Frankfurt mögen sich keine Illusionen darüber machen: Beschließen sie, den Waffenstillstand zu verwerfen, so beschließen sie ihren eigenen Sturz, geradesogut wie die Girondins in der ersten Revolution, die am 1 O.August tätig Waren und für den Tod des Exkönigs stimmten, damit ihren eigenen Sturz am 31. Mai vorbereiteten13121. Nehmen sie dagegen den Waffenstillstand an, so beschließen sie ebenfalls ihren eigenen Sturz, so begeben sie sich unter die Botmäßigkeit von Preußen und haben gar nichts mehr zu sagen. Sie mögen wählen. Wahrscheinlich ist die Nachricht vom Sturz Hansemanns noch vor der Abstimmung nach Frankfurt gekommen. Vielleicht wird sie bedeutend auf die Abstimmung influieren, besonders weil das erwartete Ministerium Waldeck und Rodbertus bekanntlich die Souveränität der Nationalversammlung anerkennt. Wir werden sehen. Aber wir wiederholen es1: Die Ehre Deutschlands ist in schlechten Händen!
Geschrieben von Friedrich Engels.
Die Krisis und die Kontrerevolution18131
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 100 vom 12. September ! 848] ** Köln, 11 .September. Man lese unsere nachfolgenden Berliner Korrespondenzen und sage, ob wir die EntWickelung der Ministerkrisis nicht ganz richtig vorhergesagt haben. Die alten Minister treten zurück; der Plan des Ministeriums, sich durch Auflösung der VereinbarungsVersammlung, durch Martialgesetze und Kanonen zu halten, scheint den Beifall der Kamarilla nicht gefunden zu haben. Die uckermärlasche Junkerschaft brennt vor Begierde nach einem Konflikt mit dem Volk, nach einer Wiederholung der Pariser Juniszenen in den Straßen von Berlin; aber sie wird sich nie für das Ministerium Hansemann, sie wird sich für das Ministerium des Prinzen von Preußen schlagen. Radowitz, Vincke und ähnliche zuverlässige Leute, die der Berliner Versammlung fremd stehen, die ihr gegenüber ungebunden sind, Werden berufen; die Creme der preußischen und westfälischen Ritterschaft, zum Schein assoziiert mit einigen bürgerlichen Biedermännern der äußersten Rechten, mit einem Beckerathe und Konsorten, denen man die prosaischen kaufmännischen Geschäfte des Staats überträgt - das ist das Ministerium des Prinzen von Preußen, womit man uns zu beglücken gedenkt. Inzwischen sprengt man Hunderte von Gerüchten aus, läßt vielleicht Waldeck oder Rodbertus rufen, führt die öffentliche Meinung irre, macht inzwischen seine militärischen Vorbereitungen und tritt offen heraus, wenn es Zeit ist. Wir gehen einem entscheidenden Kampf entgegen. Die gleichzeitigen Krisen in Frankfurt und Berlin, die letzten Beschlüsse der beiden Versammlungen zwingen die Kontrerevolution, ihre letzte Schlacht zu schlagen. Wagt man es in Berlin, das konstitutionelle Prinzip der Herrschaft der Majorität mit Füßen zu treten, stellt man den 219 Stimmen der Majorität die doppelte Anzahl Kanonen gegenüber, wagt man es, der Majorität nicht nur in Berlin, sondern auch in Frankfurt durch ein Ministerium hohnzusprechen, das
gegenüber den beiden Versammlungen unmöglich ist - provoziert man so den Bürgerkrieg zwischen Preußen und Deutschland, so wissen die Demokraten, was sie zu tun haben. [„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 101 vom B.September 18481 ** Köln, 12.September. Während das neue Reichsministerium, wie wir es gestern mitteilten, auch von andern Seiten her bestätigt wird, und wir vielleicht schon heute mittag die Nachricht von seiner definitiven Konstituierung bekommen, dauert in Berlin die Ministerkrise fort. Die Krisis ist nur auf zwei Wegen lösbar: Entweder ein Ministerium Waldeck, Anerkennung der Autorität der deutschen Nationalversammlung, Anerkennung der Volkssouveränetät; Oder ein Ministerium Radowitz-Vincke, Auflösung der Berliner Versammlung, Vernichtung der revolutionären Eroberungen, Scheinkonstitutionalismus oder gar - der Vereinigte Landtagt34j. Verhehlen wir es uns nicht: Der Konflikt, der in Berlin ausgebrochen ist, ist ein Konflikt nicht zwischen den Vereinbarern und den Ministern, es ist ein Konflikt zwischen der Versammlung, die zum erstenmal sich als konstituierende hinstellt, und der Krone. Es dreht sich alles darum, ob man den Mut hat, die Versammlung aufzulösen oder nicht. Aber hat die Krone das Recht, die Versammlung aufzulösen? In konstitutionellen Staaten hat die Krone allerdings das Recht, die auf Grundlage der Verfassung berufenen gesetzgebenden Kammern im Fall einer Kollision aufzulösen und durch neue Wahlen ans Volk zu appellieren. Ist die Berliner Versammlung eine konstitutionelle, gesetzgebende Kammer? Nein. Sie ist berufen zur „Vereinbarung der preußischen Staatsverfassung mit der Krone", auf Grund nicht einer Verfassung, sondern einer Revolution. Sie hatte ihr Mandat keineswegs von der Krone oder ihren verantwortlichen Ministern, sondern nur von ihren Wählern und von sich selbst zu empfangen. Die Versammlung war souverän als der legitime Ausdruck der Revolution, und das Mandat, das Herr Camphausen ihr im Wahlgesetz vom 8.April[30] mit dem Vereinigten Landtag zusammen ausgefertigt hatte, war nichts als ein frommer Wunsch, über den die Versammlung zu entscheiden hatte. Die Versammlung ist anfangs auf die Vereinbarungstheorie[53] mehr oder weniger eingegangen. Sie hat gesehen, wie sie dabei von Ministern und Kamarilla geprellt worden ist. Sie hat endlich einen Akt der Souveränetät
vollzogen, sie hat sich einen Moment als konstituierende, nicht mehr als vereinbarende Versammlung hingestellt. Sie hatte als für Preußen souveräne Versammlung vollkommen das Recht dazu. Eine souveräne Versammlung ist aber von niemanden auflösbar, den Befehlen niemandes unterworfen. Aber selbst als bloß vereinbarende Versammlung, selbst nach Herrn Camphausens eigener Theorie, steht sie gleichberechtigt neben der Krone da. Beide Teile kontrahieren einen Staatsvertrag, beide Teile haben gleichen Anteil an der Souveränetät, das ist die Theorie vom 8. April, die Theorie CamphausenHansemann, also die von der Krone selbst anerkannte offizielle Theorie. Ist die Versammlung der Krone gleichberechtigt, so hat die Krone kein Recht, die Versammlung aufzulösen. Sonst hätte die Versammlung konsequent ebenfalls das Recht, den König abzusetzen. Die Auflösung der Versammlung wäre also ein Staatsstreich. Und wie man auf Staatsstreiche antwortet, hat der 29. Juli 1830 und der 24. Februar 1848 gezeigt.[314] Man wird sagen, die Krone könne ja an dieselben Wähler wieder appellieren. Aber wer weiß nicht, daß heute die Wähler eine ganz andere Versammlung wählen würden, eine Versammlung, die mit der Krone weit weniger Federlesens machen würde? Man weiß es: Nach der Auflösung dieser Versammlung ist nur der Appell an ganz andere Wähler als die vom 8. April möglich, sind keine andere Wahlen mehr möglich, als die unter der Säbeltyrannei vorgenommen werden. Machen wir uns also keine Illusionen: Siegt die Versammlung, setzt sie das Ministerium der Linken durch, so ist die Macht der Krone neben der Versammlung gebrochen, so ist der König nur noch der bezahlte Diener des Volks, so stehen wir wieder am Morgen des 19. März - falls das Ministerium Waldeck uns nicht verrät, wie so manches vor ihm. Siegt die Krone, setzt sie das Ministerium des Prinzen von Preußen durch, so wird die Versammlung aufgelöst, das Assoziationsrecht unterdrückt, die Presse geknebelt, ein Wahlgesetz mit Zensus dekretiert, vielleicht sogar, wie gesagt, der Vereinigte Landtag nochmals heraufbeschworen - alles unter dem Schutze der Militärdiktatur, der Kanonen und der Bajonette. Wer von beiden Teilen siegt, das wird von der Haltung des Volks, namentlich von der Haltung der demokratischen Partei abhängen. Die Demokraten mögen wählen.
Wir stehen am 25. Juli. Wird man es Wagen, die Ordonnanzen zu erlassen, die in Potsdam geschmiedet Werden? Wird man das Volk provozieren, den Sprung vom 26. Juli bis zum 24. Februar in einem Tage zu machen?[314] Am guten Willen fehlt's sicher nicht, aber der Mut, der Mut!
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 102 vom M.September 1848] ** Köln, 13.September. Die Krisis in Berlin ist um einen Schritt weiter gerückt: Der Konflikt mit der Krone, der gestern nur noch als unvermeidlich bezeichnet werden konnte, ist wirklich eingetreten. Unsere Leser finden weiter unten die Antwort des Königs auf das Entlassungsgesuch der Minister.13153 Durch diesen Brief tritt die Krone selbst in den Vordergrund, ergreift Partei für die Minister, stellt sich der Versammlung gegenüber. Sie geht noch weiter: Sie bildet ein Ministerium außer der Versammlung, sie beruft Beckerath, der in Frankfurt auf der äußersten Rechten sitzt und von dem die ganze Welt im voraus weiß, daß er in Berlin nie auf eine Majorität wird rechnen können. Das Schreiben des Königs ist kontrasigniert von Herrn Auerswald. Herr Auerswald möge es verantworten, daß er die Krone auf diese Weise vorschiebt, um seinen schimpflichen Rückzug zu decken, daß er in einem und demselben Atemzuge der Kammer gegenüber sich hinter das konstitutionelle Prinzip zu verkriechen sucht und das konstitutionelle Prinzip mit Füßen tritt, indem er die Krone kompromittiert und auf die Republik provoziert! Das konstitutionelle Prinzip! schreien die Minister. Das konstitutionelle Prinzip! schreit die Rechte. Das konstitutionelle Prinzip! ächzt das hohle Echo der „Kölnischen Zeitung". „Das konstitutionelle Prinzip!" Sind denn diese Herren wirklich so töricht zu glauben,man könne das deutsche Volk aus denStürmen des Jahres 1848, aus dem täglich drohender hereinbrechenden Einsturz aller historisch überlieferten Institutionen hinausführen mit der wurmstichigen MontesquieuDelolmeschen Teilung der Gewalten, mit abgetragenen Phrasen und längst durchschauten Fiktionen! „Das konstitutionelle Prinzip!" Aber gerade die Herren, die das konstitutionelle Prinzip um jeden Preis retten wollen, müssen doch zuerst einsehen, daß es sich in einem provisorischen Zustande nur durch Energie retten läßt! „Das konstitutionelle Prinzip!" Aber hat das Votum der Berliner Versammlung, haben die Kollisionen zwischen Potsdam und Frankfurt, haben die Unruhen, die Reaktionsversuche, die Provokationen der Soldateska nicht
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längst gezeigt, daß wir trotz aller Phrasen noch immer auf revolutionärem Boden stehen, daß die Fiktion, als stünden wir schon auf dem Boden der konstituierten, der fertigen konstitutionellen Monarchie, zu weiter nichts führt als zu Kollisionen, die schon jetzt das „konstitutionelle Prinzip" an den Rand des Abgrunds geführt haben? Jeder provisorische Staatszustand nach einer Revolution erfordert eine Diktatur, und zwar eine energische Diktatur. Wir haben es Camphausen von Anfang an vorgeworfen, daß er nicht diktatorisch auftrat, daß er die Überbleibsel der alten Institutionen nicht sogleich zerschlug und entfernte. Während also Herr Camphausen sich in konstitutionellen Träumereien wiegte, verstärkte die geschlagene Partei die Positionen in der Bürokratie und in der Armee, ja, wagte hier und da selbst den offenen Kampf. Die Versammlung wurde einberufen, um die Verfassung zu vereinbaren. Sie trat gleichberechtigt neben die Krone hin. Zwei gleichberechtigte Mächte in einem Provisorium! Gerade die Teilung der Gewalten, mit der Herr Camphausen „die Freiheit zu retten" suchte, gerade diese Teilung der Gewalten mußte in einem Provisorium zu Kollisionen führen. Hinter der Krone versteckte sich die kontr er evolutionäre Kamarilla des Adels, des Militärs, der Bürokratie. Hinter der Majorität der Versammlung stand die Bourgeoisie. Das Ministerium suchte zu vermitteln. Zu schwach, die Interessen der Bourgeoisie und der Bauern entschieden zu vertreten und die Macht des Adels, der Bürokratie und der Armeeführer mit einem Schlage zu stürzen, zu ungeschickt, um nicht die Bourgeoisie in seinen Finanzmaßregeln überall zu verletzen, kam es zu nichts, als sich bei allen Parteien unmöglich zu machen und die Kollision herbeizuführen, die es gerade vermeiden wollte. In jedem nichtkonstituierten Zustande ist nicht dies oder jenes Prinzip maßgebend, sondern allein das salut public, das öffentliche Wohl. Das Ministerium konnte die Kollision der Versammlung mit der Krone nur dadurch vermeiden, daß es allein das Prinzip des öffentlichen Wohles anerkannte, sogar auf die Gefahr hin, selbst mit der Krone in Kollision zu kommen. Aber es hat es vorgezogen, sich in Potsdam „möglich" zu halten. Es hat gegen die Demokratie nie gezaudert, Maßregeln des öffentlichen Wohls (mesures de salut public), diktatorische Maßregeln anzuwenden. Oder was anders war die Anwendung der alten Gesetze auf politische Verbrechen, selbst als Herr Märker schon anerkannt hatte, daß diese Landrechtsparagraphen[167] abgeschafft werden müßten? Was anders waren die massenhaften Verhaftungen in allen Teilen des Königreichs? Aber gegen die Kontrerevolution hat sich das Ministerium wohl gehütet, aus Gründen des öffentlichen Wohls einzuschreiten!
Und gerade aus dieser Lauheit des Ministeriums gegenüber der täglich drohender werdenden Kontrerevolution entstand die Notwendigkeit für die Versammlung, selbst Maßregeln des öffentlichen Wohls zu diktieren. War die durch die Minister repräsentierte Krone zu schwach, so mußte die Versammlung selbst einschreiten. Sie hat dies getan in dem Beschluß vom 9. August.[308] Sie tat es noch auf eine sehr gelinde Weise, sie gab den Ministern nur eine Warnung. Die Minister kehrten sich nicht daran. Aber wie hätten sie auch darauf eingehen können! Der Beschluß vom 9. August tritt das konstitutionelle Prinzip mit Füßen, er ist ein Übergriff der gesetzgebenden Gewalt gegen die vollziehende, er zerstört die Teilung und gegenseitige Kontrolle der Gewalten, die im Interesse der Freiheit so nötig ist, er macht die Vereinbarungsversammlung zum Nationalkonvent! Und nun ein Pelotonfeuer von Drohungen, ein donnernder Appell an die Furcht der Kleinbürger, eine weite Perspektive auf Schreckensregierung mit Guillotine, Progressivsteuer, Konfiskation und roter Fahne. Die Berliner Versammlung - ein Konvent! Welche Ironie! Aber die Herren haben nicht ganz unrecht. Fährt die Regierung fort wie bisher, so haben wir in nicht gar langer Zeit einen Konvent - nicht bloß für Preußen, sondern für ganz Deutschland —, einen Konvent, dem es obliegen wird, den Bürgerkrieg unserer zwanzig Vendeen[2013 und den unvermeidlichen russischen Krieg mit allen Mitteln zu unterdrücken. Jetzt freilich sind wir erst an der Parodie der Konstituante! Wie aber haben die Herren Minister, die an das konstitutionelle Prinzip appellieren, dies Prinzip aufrechterhalten? Am 9.August lassen sie die Versammlung ruhig auseinandergehen im guten Glauben, daß die Minister den Beschluß ausführen werden. Sie denken nicht daran, der Versammlung ihre Weigerung anzukündigen, und noch weniger, ihr Amt niederzulegen. Sie besinnen sich einen ganzen Monat und zeigen endlich, als mehrere Interpellationen drohen, der Versammlung kurzweg an: Es verstehe sich von selbst, daß sie den Beschluß nicht ausführen würden. Als darauf die Versammlung den Ministern die Weisung erteilt, den Beschluß dennoch auszuführen, verschanzen sie sich hinter die Krone, rufen einen Bruch zwischen der Krone und der Versammlung hervor und provozieren dadurch auf die Republik. Und diese Herren sprechen noch vom konstitutionellen Prinzip! Resümieren wir: Die unvermeidliche Kollision zwischen zwei gleichberechtigten Mächten in einem Provisorium ist eingetreten. Das Ministerium Wußte die Regierung
nicht energisch genug zu führen, es unterließ, die notwendigen Maßregeln des öffentlichen Wohls zu treffen. Die Versammlung tat nur ihre Schuldigkeit, als sie das Ministerium aufforderte, seine Pflicht zu tun. Das Ministerium gibt dies für eine Verletzung der Krone aus und kompromittiert die Krone noch im Moment seines Abtretens. Krone und Versammlung stehen einander gegenüber. Die „Vereinbarung" hat zur Trennung, zum Konflikt ge* r» 11 • T i j» tTTT CC 1 • T führt . Vielleicht werden die warren eniscneiaen. Der am meisten Mut und Konsequenz hat, wird siegen.
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr, 104 vom 16. September 18481 ** Köln, 1 S.September. Die Ministerkrisis ist abermals in ein neues Stadium getreten; nicht durch die Ankunft und die vergeblichen Bemühungen des unmöglichen Herrn Beckerath, sondern durch die Militärrevolte in Potsdam und Nauen[3U]. Der Konflikt zwischen Demokratie und Aristokratie ist im Schoß der Garde selbst ausgebrochen: Die Soldaten sehen in dem Beschluß der Versammlung vom 7.[308] ihre Befreiung von der Tyrannei der Offiziere, sie erlassen Dankadressen an die Versammlung, sie bringen ihr ein Lebehoch. Damit ist der Kontrerevolution das Schwert aus den Händen gewunden. Jetzt wird man es nicht wagen, die Versammlung aufzulösen, und wenn man dazu nicht schreitet, so bleibt nichts anders übrig als nachzugeben, den Beschluß der Versammlung auszuführen und ein Ministerium Waideck zu berufen. Die Potsdamer Soldatenrevolte erspart uns wahrscheinlich eine Revolution.
Geschrieben von Karl Marx.
Die Freiheit der Beratungen in Berlin
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 105 vom 17. September 1848] ** Köln, 16.September. Es ist in der kontrerevolutionären Presse seit dem Eintritt der Krisis fortwährend behauptet worden, die Berliner Versammlung berate nicht frei. Namentlich hat der wohlbekannte G-Korrespondent der „Kölnischen Zeitung", der sein Amt ebenfalls nur noch „interimistisch bis zur Ernennung seines Nachfolgers "[317] verwaltet, mit unverkennbarer Angst auf die „8000 bis 10000 Klubfäuste" hingewiesen, die im Kastanienwäldchen1 ihre Freunde von der Linken „moralisch" unterstützten. Die „Vossische"[318], „Spenersche"[319] und andere Zeitungen haben ähnliches Klagegeschrei erhoben, und Herr Reichensperger hat sogar am 7. d. [Mts.] direkt darauf angetragen, die Versammlung von Berlin (nach Charlottenburg etwa?) zu verlegen. Die „Berliner Zeitungs-Halle bringt einen langen Artikel, worin sie diese Anschuldigung zu widerlegen sucht. Sie erklärt, die große Majorität für die Linke sei gegenüber der früheren schwankenden Haltung der Versammlung durchaus keine Inkonsequenz. Es lasse sich nachweisen,
„daß die Abstimmung vom 7. auch seitens derer, welche früher immer mit den Ministern gestimmt hatten, ohne Widerspruch gegen ihr früheres Verhalten stattfinden konnte, ja daß sie, vom Standpunkte jener Mitglieder betrachtet, mit ihrem früheren Verhalten in vollkommener Harmonie steht..." Die von den Zentren Übergegangenen „hatten in einer Täuschung gelebt; sie hatten sieh die Sache so vorgestellt, als ob die Minister Vollstrecker des Volkswillens wären; sie hatten im Bestreben der Minister, Ruhe und Ordnung herzustellen, einen Ausdruck ihres, der Majoritätsmitglieder, eigenen Willens gefunden und waren nicht innegeworden, daß die Minister nur da den Volkswillen zulassen könnten, wo derselbe dem Willen der Krone nicht widerspricht, nicht aber da, wo er diesem sich entgegensetzt."
1 Die im Kastänienwäldchen gelegene Singakademie war der Tagungsort der Berliner Nationalversammlung
So „erklärt" die „Z[eitungs]-H[alle]" das auffallende Phänomen von dem plötzlichen Umschlagen so vieler Mitglieder aus den Vorstellungen und Täuschungen dieser Mitglieder. Man kann die Sache nicht unschuldiger darstellen. Sie gibt indes zu, daß Einschüchterungen stattgefunden haben. Aber, meint sie,
„wenn die Einflüsse von außen etwas gewirkt haben, so war es dies, daß sie den Einflüssen der ministeriellen Vorspiegelungen und Verleitungskünste einigermaßen die Waage hielten und so den vielen schwachen und unselbständigen Mitgliedern es möglich machten, dem natürlichen Lebensinsiinki ... zu folgen".
Die Gründe, welche die „Zeitungs-Halle" veranlassen, die wankenden Mitglieder der Zentren in dieser Weise vor dem Publikum moralisch zu rechtfertigen, liegen auf der Hand: Der Artikel ist mehr für diese Pierren der Zentren selbst, als für das Publikum geschrieben. Für uns, die wir nun einmal das Privilegium haben, rückhaltlos zu sprechen, und die wir die Vertreter einer Partei nur solange und soweit unterstützen, als sie revolutionär auftreten — für uns existieren diese Gründe nicht. Warum sollen wir es nicht sagen? Die Zentren haben sich am 7. d. [Mts.] allerdings durch die Volksmassen einschüchtern lassen1; ob ihre Furcht be-...•i-j^ ... „.-„Li i gl i&liuci wcu uuci uiv.ul, lassen wu uaiungcsicin ofcm. Das Recht der demokratischen Volksmassen, durch ihre Anwesenheit auf die Haltung konstituierender Versammlungen moralisch einzuwirken, ist ein altes revolutionäres Volksrecht, das seit der englischen und französischen Revolution in keiner stürmischen Zeit entbehrt werden konnte. Diesem Recht verdankt die Geschichte fast alle energischen Schritte solcher Versammlungen. Wenn die Ansässigen des „Rechtsbodens", wenn die furchtsamen und philiströsen Freunde der „Freiheit der Beratungen" dagegen jammern, so hat dies keinen andern Grund als den, daß sie überhaupt keine energischen Beschlüsse wollen, „Freiheit der Beratungen!" Es gibt keine hohlere Phrase als diese. Die „Freiheit der Beratungen" wird beeinträchtigt durch die Freiheit der Presse, durch die Freiheit der Versammlung und der Rede, durch das Recht der Volksbewaffnung auf der einen Seite. Sie wird beeinträchtigt durch die bestehende öffentliche Macht, die in den Händen der Krone und ihrer Minister beruht: durch die Armee, die Polizei, die sog. unabhängigen, in der Tat aber von jeder Beförderung und jeder politischen Veränderung abhängigen Richter.
Die Freiheit der Beratungen ist zu jeder Zeit eine Phrase, die weiter nichts sagen will als Unabhängigkeit von allen nicht durch das Gesetz anerkannten Einflüssen. Diese anerkannten Einflüsse, Bestechung, Beförderung, Privatinteressen, Furcht vor einer Kammerauflösung usw. machen ja erst die Beratungen Wahrhaft „frei". Aber in Revolutionszeiten ist diese Phrase vollends sinnlos. Wo zwei Mächte, zwei Parteien sich gerüstet gegenüberstehen, Wo der Kampf jeden Augenblick losbrechen kann, da haben die Deputierten nur die Wahl: Entweder sie stellen sich unter den Schutz des Volkes und lassen sich dann auch von Zeit zu Zeit eine kleine Lektion gefallen; Oder sie stellen sich unter den Schutz der Krone, ziehen in irgendeine kleine Stadt, beraten unter dem Schutz der Bajonette und Kanonen oder gar des Belagerungszustandes - und dann werden sie nichts dagegen haben, wenn die Krone und die Bajonette ihnen ihre Beschlüsse vorschreiben. Einschüchterung durch das unbewaffnete Volk oder Einschüchterung durch die bewaffnete Soldateska - die Versammlung möge wählen. Die französische Konstituante zog von Versailles nach Paris. Es gehört eigentlich ihrem ganzen Charakter nach zur deutschen Revolution, daß die VereinbarungsVersammlung von Berlin nach Charlottenburg zieht.
Die Ratifikation des Waffenstillstandes13073
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 107 vom 20. September 1848] ** Köln, 19.September. Die deutsche Nationalversammlung171 bat den Waffenstillstand ratifiziert. Wir hatten uns nicht getäuscht1: „Die Ehre Deutschlands liegt in schlechten Händen." Unter dem Zudrange von Fremden, Diplomaten etc. zu den Bänken der Abgeordneten, im Tumult und bei gänzlicher Dunkelheit ging die Abstimmung vor sich. Eine Majorität von Zweien zwang die Versammlung, über zwei ganz verschiedene Punkte zugleich abzustimmen. Mit einer Majorität von 21 Stimmen wurde der Waffenstillstand angenommen, Schleswig-Holstein geopfert, die „Ehre Deutschlands" mit Füßen getreten und das Aufnahen Donisrhlnrifls in Praißp-n fipsrhln<!spn.
—» ... j« In keiner Frage hatte sich die Volksstimme so entschieden ausgesprochen. In keiner Frage hatten die Herren von der Rechten so offen eingestanden, daß sie für eine Sache aufträten, die sich nicht verteidigen lasse. In keiner Frage waren die Interessen Deutschlands so unzweifelhaft, so deutlich wie in dieser. Die Nationalversammlung hat entschieden: Sie hat sich und der von ihr geschaffenen sogenannten Zentralgewalt das Todesurteil gesprochen. Hätte Deutschland einen Cromwell, er würde bald genug kommen: „Ihr seid kein Parlament! Im Namen Gottes, hebt Euch von hinnen!"[320] Man spricht davon, die Linke werde austreten. Wenn sie Mut hätte, diese arme, verspottete, von der Majorität mit Fäusten angegriffene und dafür vom edlen Gagern obendrein zur Ordnung gerufene Linke! Noch nie ist eine Minorität mit einer solchen Unverschämtheit und Konsequenz gemißhandelt Worden wie die Frankfurter Linke vom edlen Gagern und seinen 250 Majoritätshelden. Aber wenn sie nur Mut hätte! An dem Mangel an Mut geht die ganze deutsche Bewegung zugrunde. Der Kontrerevolution fehlt der Mut zu entscheidenden Schlägen ebensosehr wie
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der revolutionären Partei. Ganz Deutschland, mag es rechts oder links halten, Weiß jetzt, daß die gegenwärtige Bewegung zu furchtbaren Kollisionen, zu blutigen Kämpfen führen muß, sei es, um sie zu unterdrücken, sei es, um sie durchzuführen. Und statt diesen unvermeidlichen Kämpfen mutig entgegenzusehen, statt sie mit ein paar raschen, entscheidenden Schlägen ihrem Ende entgegenzuführen, schließen die beiden Parteien, die der Kontrerevolution und die der Bewegung, ein förmliches Komplott, um sie möglichst lange zu vertagen. Und gerade diese ewigen kleinen Auskunftsmittelchen, diese Konzessiönchen und Palliative, diese Vermittlungsversuche sind schuld daran, daß überall Unerträglichkeit und Ungewißheit der politischen Lage zu zahllosen Einzelaufständen geführt hat, die nur mit Blut und mit Schmälerung der errungenen Rechte zu beseitigen sind. Gerade diese Furcht vor dem Kampf ruft Tausende von kleinen Kämpfen herbei, gibt dem Jahr 1848 seinen unerhört blutigen Charakter und verwickelt die ganze Stellung der kämpfenden Parteien so, daß der endliche Kampf nur um so heftiger, um so verheerender Werden muß. Aber „der mangelnde Mut von unsern lieben Bekannten" ![3101 Dieser entscheidende Kampf um die Zentralisation und demokratische Organisierung Deutschlands ist nun einmal nicht zu vermeiden. Trotz aller Vertuschungen und Vermittlungen rückt er täglich näher. Die Verwicklungen in Wien, in Berlin, in Frankfurt selbst drängen zu einer Entscheidung; und wenn alles an der deutschen Zaghaftigkeit und Unentschiedenheit scheitern sollte, dann wird uns Frankreich retten. In Paris reifen jetzt die Früchte des Junisieges: Cavaignac und seine „reinen Republikaner" werden in der Nationalversammlung, in der Presse, in den Klubs überflügelt von den Royalisten; der legitimistische Süden droht [mit] einem allgemeinen Aufstand; Cavaignac muß zu dem revolutionären Mittel Ledru-Rollins, zu Departemental-Kommissaren mit außerordentlicher Vollmacht seine Zuflucht nehmen; nur mit der größten Not schlug er sich und seine Regierung am Samstag in der Kammer durch. Noch eine solche Abstimmung, und Thiers, Barrot und Konsorten, die Leute, in deren Interesse der Junisieg errungen, haben die Majorität, Cavaignac wird der roten Republik in die Arme geworfen, und der Kampf um die Existenz der Republik bricht los. Wenn Deutschland in seiner Unentschiedenheit beharrt, so wird diese neue Phase der französischen Revolution zugleich das Signal zum Wiederausbruch des offenen Kampfes in Deutschland sein, eines Kampfes, der uns hoffentlich etwas weiterführen und Deutschland wenigstens von den traditionellen Fesseln der Vergangenheit befreien wird.
Der Aufstand in Frankfurt13211
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 107 vom 20. September 1848, Beilage] ** Köln, 19.September, abends 7 Uhr. Der deutsch-dänische Waffenstillstand hat den Sturm beschworen. Der blutigste Aufstand ist in Frankfurt losgebrochen; die Ehre Deutschlands, von der Nationalversammlung an ein mit Schimpf und Schande abgedanktes preußisches Ministerium verraten, wird von den Arbeitern Frankfurts, Offenbachs und Hanaus, von den Bauern der Umgegend mit dem Leben verteidigt.[307] Noch schwankt der Kampf. Die Soldaten scheinen bis gestern abend wenig Fortschritte gemacht zu haben. Artillerie ist in Frankfurt mit Ausnahme der Zeil und allenfalls einiger andern Straßen und Plätze Wenig anzuwenden, Kavallerie fast gar nicht. Von dieser Seite stehen die Chancen günstig fürs Volk. Die Hanauer, aus dem gestürmten Zeughaus bewaffnet, sind zur Hülfe hinzugezogen. Desgleichen die Bauern aus zahllosen Ortschaften der Umgegend. Das Militär mochte bis gestern abend gegen 10000 Mann, mit wenig Artillerie, stark sein. Der Zuzug von Bauern Während der Nacht muß sehr groß, der von Soldaten schon geringer gewesen sein; die nächste Umgegend war entblößt von Truppen. Die revolutionäre Gesinnung der odenwälder, nassauischen und kurhessischen Bauern erlaubte keine weitern Absendungen; die Kommunikationen werden unterbrochen sein. Hat sich der Aufstand nur noch heute gehalten, so steht der ganze Odenwald, Nassau, Kurhessen und Rheinhessen, so steht zwischen Fulda, Koblenz, Mannheim und Aschaffenburg die ganze Bevölkerung unter den Waffen, und die Truppen fehlen, den Aufstand zu unterdrücken. Und wer steht für Mainz, Mannheim, Marburg, Kassel, Wiesbaden - lauter Städte, in denen der Haß gegen die Soldateska durch blutige Exzesse der sog. „Reichstruppen" auf den höchsten Grad gestiegen ist? Wer steht für die Bauern am Rhein, die mit Leichtigkeit Truppensendungen zu Wasser verhindern können?
Und dennoch, wir gestehen es, wir haben wenig Hoffnung für den Sieg der braven Insurgenten. Frankfurt ist eine zu kleine Stadt, die unverhältnismäßige Stärke der Truppen und die bekannten kontrerevolutionären Sympathien der Frankfurter Spießbürger sind zu überwiegend, als daß wir uns übergroße Hoffnungen machen könnten. Selbst wenn die Insurgenten unterliegen, so ist noch nichts entschieden. Die Kontrerevolution wird übermütig Werden, wird uns mit Belagerungszustand, Unterdrückung der Preßfreiheit, der Klubs und der Volksversammlungen einen Augenblick knechten; aber nicht lange und das Krähen des gallischen Hahns[322] wird die Stunde der Befreiung, die Stunde der Vergeltung verkünden.
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 108 vom 21. September 1848] ** Köln, 20.September. Die Nachrichten aus Frankfurt fangen an, unsere gestrigen Befürchtungen allmählich zu bestätigen. Es scheint gewiß zu sein, daß die Insurgenten aus Frankfurt herausgeschlagen sind und nur noch Sachsenhausen besetzt halten, wo sie stark verschanzt sein sollen. Frankfurt ist in Belagerungsstand erklärt; wer mit den Waffen in der Hand oder im Widerstande gegen die „Reichsmacht" ergriffen wird, soll vor ein Kriegsgericht gestellt werden. Die Herren in der Paulskirche sind jetzt also ihren Kollegen in Paris ebenbürtig; sie können in aller Ruhe und unter der Herrschaft des Belagerungsstandes die Grundrechte des deutschen Volkes auf ein „Minimum" reduzieren. Die Eisenbahn nach Mainz ist an vielen Stellen aufgerissen, und die Posten treffen zu spät oder gar nicht ein. Die Artillerie scheint den Kampf in den breiteren Straßen entschieden und dem Militär einen Weg in den Rücken der Barrikadenkämpfer eröffnet zu haben. Der Eifer, womit die Frankfurter Spießbürgerschaft den Soldaten ihre Häuser öffnete und ihnen damit alle Vorteile des Straßenkampfes in die Hände gab, die Übermacht der mit den Eisenbahnen rasch hineingezogenen Truppen gegenüber den langsamen, zu Fuß ankommenden Zuzügen der Bauern tat das übrige. Aber selbst wenn der Kampf in Frankfurt selbst sich nicht wieder erneuert hat, ist damit der Aufstand keineswegs unterdrückt. Die wütenden Bauern werden die Waffen nicht so ohne weiteres niederlegen. Können sie die Nationalversammlung nicht sprengen, so haben sie zu Hause immer noch genug wegzuräumen. Der Sturm, von der Paulskirche abgeschlagen, kann sich
auf sechs bis acht Residenzchen, auf Hunderte von Rittersitzen verteilen; der Bauernkrieg von diesem Frühjahre hat sein Ende solange noch nicht erreicht, bis er sein Resultat, die Befreiung der Bauern vom Feudalismus, herbeigeführt haben wird. Woher der fortwährende Sieg der „Ordnung" auf allen Punkten Europas, Woher die Reihe der zahllosen, sich stets wiederholenden Niederlagen der revolutionären Partei von Neapel, Prag, Paris bis Mailand, Wien und Frankfurt? Weil alle Parteien wissen, daß der Kampf, der sich in allen zivilisierten Ländern vorbereitet, ein ganz anderer, ein unendlich bedeutenderer ist als alle bisherigen Revolutionen; weil es sich in Wien wie in Paris, in Berlin wie in Frankfurt, in London wie in Mailand um den Sturz der politischen Herrschaft der Bourgeoisie handelt, um eine Umwälzung, deren nächste Konsequenzen schon alle behäbigen und spekulierenden Bürger mit Entsetzen erfüllen. Gibt es noch ein revolutionäres Zentrum in der Welt, wo nicht von den Barrikaden der letzten fünf Monate die rote Fahne, das Kampfeszeichen des verbrüderten europäischen Proletariats, geweht hat? Auch in Frankfurt ist das Parlament der Vereinigten Junker und Bourgeois unter der roten Fahne bekämpft worden. Daher, weil die Bourgeoisie direkt in ihrer politischen und indirekt in ihrer gesellschaftlichen Existenz durch jeden Aufstand bedroht ist, der jetzt losbricht, daher alle diese Niederlagen. Das meist waffenlose Volk hat zu kämpfen nicht nur gegen die von der Bourgeoisie übernommene Macht des organisierten Beamten- und Militärstaats, es hat auch zu kämpfen gegen die bewaffnete Bourgeoisie selbst. Dem nicht organisierten und schlecht bewaffneten Volk stehen sämtliche übrigen Klassen der Gesellschaft wohlorganisiert und wohlgerüstet gegenüber. Und daher kommt es, daß bisher das Volk erlegen [ist], daß es erliegen wird, bis seine Gegner - sei es durch Beschäftigung der Truppen im Krieg, sei es durch eine Spaltung unter sich — geschwächt werden oder bis irgendein großes Ereignis das Volk zu einem verzweifelten Kampfe treibt und seine Gegner demoralisiert. Und solch ein großes Ereignis bereitet sich in Frankreich vor. Darum brauchen wir nicht zu verzweifeln, wenn seit vier Monaten die Kartätschen auf allen Punkten über die Barrikaden gesiegt haben. Im Gegenteil - jeder Sieg unserer Gegner war zugleich eine Niederlage für sie; er spaltete sie, er verschaffte nicht der siegreichen Partei der Februar- und MärzKonservativen, er verschaffte jedesmal schließlich der Partei die Herrschaft, die im Februar und März gestürzt wurde. Der Junisieg in Paris hat nur für den Anfang die Herrschaft der kleinen Bourgeoisie, der reinen Republikaner hergestellt; noch nicht drei Monate sind verflossen, und die große Bourgeoisie,
die konstitutionelle Partei droht Cavaignac zu stürzen und die „Reinen" den „Roten" in die Arme zu werfen. So wird's auch in Frankfurt gehen: Der Sieg wird nicht den biedern Zentren, er wird der Rechten zugute kommen; die Bourgeoisie wird den Herren vom Militär-, Beamten- und Junkerstaat den Vorrang gewähren und bald genug die bittern Früchte ihres Sieges kosten müssen. Mögen sie ihr wohl bekommen! Wir inzwischen Wollen des Augenblicks warten, wo in Paris die Befreiungsstunde für Europa schlägt.
Geschrieben von Friedrich Engels.
Das Ministerium der Kontrerevolution13233
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 110 vom 23. September 1848] * * Köln, 22. September. Also doch! Das Ministerium des Prinzen von Preußen ist fertig, die Kontrerevolution will den letzten entscheidenden Streich riskieren. Man lese den folgenden Brief eines Abgeordneten: „Berlin, 20. September, 10 Uhr abends. Eben haben wir die Gewißheit, daß ein vollkommen kontrerevolutionäres Ministerium zustande gekommen ist, nämlich" (folgt die Ministerliste,wie wir sie gestern nach dem Extrablatt der „Zeitungs-Halle"I112] gaben). „Dasselbe wird in der morgenden Sitzung eine königliche] Botschaft verlesen, worin die Auflösung der Versammlung in Aussicht gestellt wird. Die Folge hiervon ist eine Permanenzerklärung, welche wahrscheinlich eine neue sehr blutige Revolution zur Folge haben wird. Alle Parteien der Nationalversammlung sind in ihren Lokalen permanent in Beratung. Das Volk ist sehr aufgeregt. Wrangel hat heute Heerschau gehalten. Alles steht in Frage!'" Also doch! Die Krone begibt sich unter den Schutz der uckermärkischen Granden, und die uckermärkischen Granden stemmen sich gegen die revolutionäre Bewegung des Jahres 1848. Die Don Quixoten von Hinterpommern, die alten Krieger, die verschuldeten Grundbesitzer werden endlich Gelegenheit haben, ihre rostigen Klingen im Blute der Wühlerf?24] abzuwaschen. Die mit dem wohlfeilen Ruhm von Schleswig gekrönten Garden sollen den entscheidenden Streich führen gegen die Revolution, die die Rechte der Krone antastet, die den Offizieren verbieten will, im stillen zu komplottieren, und die durch die unerbittliche Hand Hansemannscher Finanzmaßregeln einen erschrecklich „kühnen Griff"12343 in die ohnehin schon schlaffen Beutel der märkischen Junker beabsichtigt. Die Garde wird sich rächen für die Schmach des 18.März, sie wird die Berliner Versammlung auseinanderjagen, und die Herren Offiziere werden die Linden hinabsprengen über die Leichen der Revolutionäre. Nur zu! Vorwärts mit Gott für König und Vaterland![267]
[Belagerungszustand in Köln13253]
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 113 vom 27. September 1848] * Köln, 26. September. Wir lassen auch heute die Übersicht weg. Wir eilen, das Blatt unter die Presse zu bringen. Wir hören aus sicherer Quelle, daß binnen 1-2 Stunden die Stadt in Belagerungszustand erklärt, die Biirgerwehr aufgelöst und entwaffnet, die „Neue Rheinische Zeitung", die „Neue Kölnische Zeitung"[326], die ,,Arfoeiter-Zeitung"[327] und der „Wächter am Rhein"!328! suspendiert, Kriegsgerichte eingesetzt und alle im März errungenen Rechte unterdrückt werden sollen. Es heißt, daß die Bürgerwehr nicht geneigt sei, sich entwaffnen zu lassen.
[Redaktionelle Erklärung über das Wiedererscheinen der „Neuen Rheinischen Zeitung"]
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 114 vom 12. Oktober 1848] Durch die Teilnahme, die sich namentlich in Köln für die Aufrechthaltung der „Neuen Rheinischen Zeitung" gezeigt, ist es gelungen, die von dem Belagerungszustande herbeigeführten finanziellen Schwierigkeiten zu überwinden und sie wiedererscheinen zu lassen. Das Redaktionskomitee bleibt dasselbe. Ferdinand Freiligrath Ist neu eingetreten,
Karl Marx Redakteur en Chef der „Neuen Rheinischen Zeitung15
Revolution in Wien
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 114 vom 12. Oktober 1848] * Köln, 1 I.Oktober. In ihrer ersten Nummer (vom I.Juni) hatte die „Neue Rheinische Zeitung" aus Wien eine Revolution (vom 25.Mai) zu berichten. Heute, bei unserm ersten Wieder erscheinen nach der durch den kölnischen Belagerungszustand herbeigeführten Unterbrechung, bringen wir die Botschaft der ungleich wichtigern Wiener Revolution vom 6. und 7. Oktober. Die ausführlichen Berichte über die Wiener Ereignisse zwingen uns, alle räsonierenden Artikel heute wegzulassen. Darum nur wenige Worte, und zwar über die Wiener Revolution. Unsere Leser ersehen aus den Berichten des Wiener Korrespondenten1, daß diese Revolution an demMißtrauen der Bourgeoisie gegen die Arbeiterklasse, wenn nicht zu scheitern, so wenigstens in ihrer Entwicklung gelähmt zu werden droht. Wie dem aber auch sei, ihr Rückschlag auf Ungarn, Italien und Deutschland vereitelt den ganzen Feldzugsplan der Kontrerevolution. Die Flucht des Kaisers und der tschechischen Deputierten aus Wien[329] zwingt die Wiener Bourgeoisie, will sie sich nicht auf Gnade und Ungnade ergeben, den Kampf fortzusetzen. Die Frankfurter Versammlung, die uns Deutschen ein Nationalzuchthaus und eine gemeinsame Peitschet330! soeben zu schenken beschäftigt ist, wird von dem Wiener Ereignis unangenehm aus ihren Träumereien aufgeschreckt, und das Berliner Ministerium an dem Universalmittel, dem Belagerungszustand, irr werden. Der Belagerungszustand machte wie die Revolution die Tour um die Welt. Man versuchte eben das Experiment im großen auf ein ganzes Reich, auf Ungarn anzuwenden. Dieser Versuch, statt die Kontrerevolution in Ungarn, hat die Revolution in Wien heraufbeschworen. Der Belagerungszustand wird sich von
1 Müller-Tellering
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dieser Schlappe nicht mehr erholen. Der Belagerungszustand ist für immer kompromittiert. Es ist eine Ironie des Schicksals, daß gleichzeitig mit Jellachich der westliche Heros des Belagerungszustandes, Cavaignac, zur Zielscheibe des Angriffs aller der Fraktionen geworden ist, die er im Juni mit Kartätschen gerettet hat. Nur durch den entschiedenen Ubertritt zur Revolution kann er sich für einige Zeit noch möglich machen. Wir lassen hinter den neuesten Nachrichten aus Wien noch einige Korrespondenzen vom 5.Oktober folgen, weil sie ein Echo der Wiener Hoffnungen und Befürchtungen wegen Ungarns Schicksal sind.
Geschrieben von Karl Marx.
Die „Kölnische Revolution"
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 115 vom 13. Oktober 1848] ** Köln, 12. Oktober. Die „Kölnische Revolution" vom 25. September war ein Fastnachtsspiel, erzählt uns die „Kölnische Zeitung"[104], und die „Kölnische Zeitung" hat recht. Die „Kölnische Kommandantur" führt am 26.September den Cavaignac auf. Und die „Kölnische Zeitung" bewundert die Weisheit und Mäßigung der „Kölnischen Kommandantur". Wer aber ist der Komischste — die Arbeiter, die am 25. September sich im Barrikadenbauen übten, oder der Cavaignac, der am 26. September in heiligstem Ernst den Belagerungszustand aussprach, Journale suspendierte, die Bürgerwehr entwaffnete, die Assoziationen untersagte? Arme „Kölnische Zeitung"! Der Cavaignac der „Kölnischen Revolution" kann keinen Zoll größer sein als die „Kölnische Revolution" selbst. Arme „Kölnische Zeitung"! Die „Revolution" muß sie im Scherz und den „Cavaignac" dieser lustigen Revolution im Ernst nehmen. Verdrießliches, undankbares, Widerspruch volles Thema! Über die Berechtigung der Kommandantur verlieren wir kein Wort. D'Ester hat diesen Gegenstand erschöpft J381-' Wir betrachten übrigens die Kommandantur als untergeordnetes Werkzeug. Die eigentlichen Dichter dieser sonderbaren Tragödie waren die „gutgesinnten Bürger", die Dumonts und Konsorten. Kein Wunder also, daß Herr Dumont mit seinen Zeitungen die Adresse gegen d'Ester, Borchardt und Kyll kolportieren ließ.[332] Was sie zu verteidigen hatten, diese „Gutgesinnten", es War nicht die Tat der Kommandantur, es war ihre eigene Tat. Das kölnische Ereignis Wanderte durch die Saharawüste der deutschen Presse in der Form, die ihm das kölnische „Journal des Debats" gegeben. Hinreichender Grund, um darauf zurückzukommen. Moll, einer der beliebtesten Führer des Arbeitervereins13333, sollte ver
haftet werden. Schapper und Becker waren schon verhaftet. Man hatte zur Ausführung dieser Maßregeln einen Montag gewählt, einen Tag, an dem bekanntlich der größte Teil der Arbeiter unbeschäftigt ist. Man mußte also vorher wissen, daß die Verhaftungen große Gärung unter den Arbeitern hervorrufen und selbst zu gewalttätigem Widerstand die Veranlassung bieten konnten. Sonderbarer Zufall, der diese Verhaftungen gerade auf einen Montag fallen ließ! Die Aufregung war um so leichter vorherzusehen, als bei Gelegenheit des Steinschen Armeebefehls13081, nach Wrangeis Proklamation13341 und Pfuels Ernennung zum Ministerpräsidenten1^231 jeden Augenblick ein entscheidender, kontr er evolutionär er Schlag, also eine Revolution von Berlin aus erwartet wurde. Die Arbeiter mußten daher die Verhaftungen nicht als gerichtliche, sondern als politische Maßregeln betrachten. In der Prokuratur sahen sie nur noch eine kontrerevolutionäre Behörde. Sie glaubten, daß man sie am Vorabende wichtiger Ereignisse ihrer Führer berauben wolle. Sie beschlossen, Moll um jeden Preis der Verhaftung zu entziehen. Und sie verließen erst den Kampfplatz, nachdem sie ihren Zweck erreicht hatten. Die Barrikaden wurden erst gebaut, als die auf dem Altenmarkt versammelten Arbeiter erfuhren, daß von allen Seiten das Militär zum Angriff anrücke. Sie wurden nicht angegriffen; sie hatten sich also auch nicht zu verteidigen. Zudem war ihnen bekannt geworden, daß aus Berlin durchaus keine gewichtigen Nachrichten eingetroffen. Sie zogen sich also zurück, nachdem sie einen großen Teil der Nacht hindurch vergebens einen Feind erwartet hatten. Nichts lächerlicher daher als der Vorwurf der Feigheit, den man den kölnischen Arbeitern gemacht hat. Aber noch andere Vorwürfe hat man ihnen gemacht, um den Belagerungszustand zu rechtfertigen und das Kölner Ereignis zu einer kleinen Junirevolution zuzustutzen. Ihr eigentlicher Plan sei die Plünderung der guten Stadt Köln gewesen. Diese Anklage beruht auf der angeblichen Plünderung eines Tuchladens. Als wenn nicht jede Stadt ihr Kontingent Diebe hätte, die natürlich Tage öffentlicher Aufregung benutzen. Oder versteht man unter der Plünderung die Plünderung von Waffenläden? So schicke man das kölnische Parquet nach Berlin, damit es den Prozeß gegen die Märzrevolution instruiere. Ohne die geplünderten Waffenläden hätten wir vielleicht nie die Genugtuung erlebt, Herrn Hansemann in einen Bänkdirektor und Herrn Müller in einen Staatssekretär verwandelt zu sehen. Genug von den Arbeitern Kölns. Kommen wir zu den sogenannten Demokraten. Was wirft ihnen die „Kölnische Zeitung" vor, die „Deutsche Zeitung die „Augshurger Allgemeine Zeitung" und wie die andern „gutgesinnten" Blätter heißen mögen?
Die heroischen Brüggemanns, Bassermanns usw. verlangten Blut, und die weichherzigen Demokraten, aus Feigheit haben sie kein Blut fließen lassen. Der Tatbestand ist einfach dieser: Die Demokraten erklärten im Kranz (auf dem Altenmarkt), im Eiserschen Saale und auf den Barrikaden den Arbeitern, daß sie unter keiner Bedingung einen „Putsch" wollten. In diesem Augenblicke aber, wo keine große Frage die Gesamtbevölkerung in den Kampf treibe und jede Erneute daher scheitern müsse, sei sie um so sinnloser, als in wenigen Tagen gewaltige Ereignisse eintreffen könnten und man sich daher vor dem Tage der Entscheidung kampfunfähig mache. Wenn das Ministerium in Berlin eine Kontrerevolution wage, dann sei der Tag für das Volk gekommen, eine Revolution zu Wagen. Die gerichtliche Untersuchung wird unsere Angabe bestätigen. Die Herrn von der „Kölnischen Zeitung" hätten besser getan, statt im „nächtlichen Dunkel" mit „verschränkten Armen und finstern Blicken" vor den Barrikaden zu stehen und über „die Zukunft ihres Volkes nachzusinnen"[335], vielmehr die verblendete Masse mit ihren Worten der Weisheit von den Barrikaden herab zu harangieren. Was nutzt die Weisheit post festum1? Am schlimmsten ist bei Gelegenheit der kölnischen Ereignisse der Bürgerwehr von der guten Presse aufgespielt worden. Unterscheiden wir. Daß die Bürgerwehr sich weigerte, zum willenlosen Diener der Polizei herabzusinkenes war ihre Pflicht. Daß sie die Waffen freiwillig ablieferte, es ist nur durch eine Tatsache zu entschuldigen: Der liberale Teil derselben wußte, daß der illiberale Teil die Gelegenheit mit Jubel ergriff, um sich der Waffen zu entledigen. Der partielle Widerstand aber wäre nutzlos gewesen. Die „Kölnische Revolution" hat ein Resultat gehabt. Sie hat das Dasein einer Phalanx von mehr als 2000 Heiligen enthüllt, deren „satte Tugend und zahlungsfähige Moral"[199] nur im Belagerungszustand ein „freies Leben" führt. Vielleicht findet sich einmal Veranlassung, „Acta Sanctorum"[336] Biographien dieser Heiligen - zu schreiben. Unsere Leser werden dann erfahren, wie die „Schätze" erworben Werden, die weder „Motten noch Rost" fressen, sie werden lernen, auf welche Weise der ökonomische Hintergrund der „guten Gesinnung" erobert wird.
Geschrieben von Karl Marx.
Das Ministerium Pfuel[323]
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 116 vom ! 4. Oktober ! 848] * Köln, 13.Oktober. Als das Ministerium Camphausen stürzte, sagten wir: „Das Ministerium Camphausen hatte sein liberal-bürgerliches Gewand der Kontrerevolution umgeworfen. Die Kontrerevolution fühlt sich stark genug, die lästige Maske abzuschütteln. Ein beliebiges unhaltbares Ministerium des linken Zentrums (Hansemann) kann möglicherweise dem Ministerium vom 30. März auf einige Tage folgen. Sein wirklicher Nachfolger ist das Ministerium des Prinzen von Preußen". („N[eue] Rh[einische] Z[eitung"] Nr. 23 vom 23. Juni1.) Und wirklich folgte das Ministerium Pfuel (von X T t 7 „. TT«!Q71\ T H • . TT l\eujcnatell -J) dem Ministerium Hansemann. Das Ministerium Pfuel geht mit den konstitutionellen Phrasen um, wie die Frankfurter Zentralgewalt mit der „deutschen Einheit". Wenn wir das corpus delicti, den wirklichen Körper dieses Ministeriums mit seinem Echo, seinen konstitutionellen Erklärungen, Beschwichtigungen, Vermittlungen, Vereinbarungen in der Berliner Versammlung vergleichen, so können wir nur ein Wort auf es anwenden, Falstaffs Wort: „Was wir alten Leute doch dem Laster des Lügens ergeben smJ/"^3381j Dem Ministerium Pfuel kann nur ein Ministerium der Revolution folgen.
Geschrieben von Karl Marx.
Thiers' Rede über eine allgemeine Hypothekenbank mit Zwangskurs
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 116 vom M.Oktober 1848] * Herr Thiers publiziert in dem „Constitutionnel" eine Broschüre über das „Eigentum" Wir werden auf diese klassisch geschriebene Trivialität näher eingehen, sobald die Publikation vollständig erschienen ist. Herr Thiers hat sie plötzlich abgebrochen. Uns genügt einstweilen zu bemerken, daß die „großen" belgischen Blätter, der „Observateur"1175^ und die „Independance"[125], schwärmen für die Schrift des Herrn Thiers. Heute verfolgen wir einen Augenblick die am 10.Oktober von Herrn Thiers in der franzöI sischen Nationalversammlung gehaltene Rede über die Hypothekenbons^340-1, eine Rede, die nach der belgischen „Independance" dem Papiergeld den „Todesstoß" versetzt hat. Aber Herr Thiers ist auch, wie „Independance" sagt, ein Redner, der mit gleicher Überlegenheit die politischen Fragen behandelt, die finanziellen, die sozialen. Diese Rede interessiert uns nur, weil sie die Taktik der Ritter der alten Zustände zeigt, eine Taktik, die sie mit Recht den Don Quixoten der neuen entgegenhalten. Verlangt eine teilweise Reform in den industriellen und kommerziellen Zuständen, wie Herr Turck1, dem Thiers antwortet, und sie halten euch die Verkettung und die Wechselwirkung der Gesamtorganisation entgegen. Verlangt die Umwälzung der Gesamtorganisation, und ihr seid destruktiv, revolutionär, gewissenlos, utopistisch und überseht die partiellen Reformen. Also Resultat: Laßt alles beim Alten. Herr Turck z.B. will den Bauern die Verwertung ihres Grundeigentums durch offizielle Hypothekenbanken erleichtern. Er will ihr Eigentum in Zirkulation bringen, ohne daß es durch die Hände des Wuchers hindurch
passieren muß. In Frankreich nämlich, wie in den Ländern überhaupt, wo die Parzellierung herrscht, hat sich die Herrschaft der Feudalherrn in die Herrschaft der Kapitalisten, haben sich die feudalen Leistungen des Bauern in bürgerliche Hypothekenverpflichtungen verwandelt. Was antwortet Herr Thiers zunächst? Wollt ihr den Bauern durch öffentliche Kreditanstalten helfen, so beeinträchtigt ihr den kleinen Handelsmann. Ihr könnt dem einen nicht helfen, ohne dem andern zu schaden. Also müssen wir das ganze Kreditsystem umwandeln? Beileibe nicht! Das ist eine Utopie. Also ist Herr Turclc abgefertigt. tn II* IT 11 /.. 1 "1 u n-ii * ..1*1 " Der kleine liandeismann, iur wexcnen Herr i niers so zartncn sorgt, ist die große Bank von Frankreich. Die Konkurrenz von Papi erscheinen für zwei Milliarden Hypotheken würde ihr das Monopol und die Dividenden und vielleicht noch something more1 ruinieren. Hinter dem Argument des Herrn Thiers steht also im Hintergrund - Rothschild. Kommen wir zu einem andern Argument des Herrn Thiers. Der Vorschlag der Hypotheken, sagt Herr Thiers, geht die Agrikultur selbst eigentlich gar nichts an. Daß das Grundeigentum nur unter erschwerenden Umständen in Zirkulation gesetzt wird, daß es sich nur mühsam verwertet, daß die Kapitalien | es sozusagen fliehen, das alles, bemerkt Herr Thiers, Hegt in der „Natur". Es werfe nämlich nur kleinen Profit ab. Aber von der andern Seite kann Herr Thiers nicht leugnen, daß es in der „Natur" der modernen industriellen Organisation liegt, daß alle Industrien, also auch die Agrikultur, nur gedeihen, wenn ihre Produkte und ihre Instrumente leicht verwertet, in Umtausch gesetzt, mobilisiert werden können. Bei dem Grund und Boden ist das nicht der Fall. Also wäre der Schluß: Innerhalb der bestehenden zivilisierten Zustände kann die Agrikultur nicht gedeihen. Man muß daher die bestehenden Zustände ändern und ein kleiner, wenn auch inkonsequenter Anlauf zu einer solchen Veränderung ist der Vorschlag des Herrn Turck. Keineswegs! ruft Thiers aus. Die „Natur", d.h. die jetzigen sozialen Verhältnisse verdammen die Agrikultur zu ihrem jetzigen Zustande. Die jetzigen sozialen Verhältnisse sind „Natur", d.h. unabänderlich. Die Behauptung ihrer Unveränderlichkeit ist natürlich der schlagendste Beweis gegen den Vorschlag jeder Veränderung. Wenn die „Monarchie" Natur ist, ist jeder republikanische Versuch eine Auflehnung gegen die Natur. Nach Herrn Thiers ist es auch
einleuchtend, daß das Grundeigentum immer naturgemäß dieselben kleinen Profite abwirft, sei es, daß der Staat dem Grundeigentümer die Kapitalien zu 3 oder der Wucherer zu 10 Prozent vorschießt. Es ist dies einmal „Natur". Indem aber Herr Thiers den industriellen Profit und die Rente, Welche die Agrikultur abwirft, miteinander identifiziert, stellt er geradezu auch eine den jetzigen sozialen Verhältnissen, dem, was er „Natur" nennt, widersprechende Behauptung auf. Während der industrielle Profit im allgemeinen beständig fällt, steigt beständig die Grundrente, d.h. der Wert des Bodens. Herr Thiers hatte also das Phänomen zu erklären, daß der Bauer trotzdem beständig verarmt. Er läßt sich natürlich auf dies Gebiet nicht ein. Von wirklich merkwürdiger Oberflächlichkeit ist ferner, was Thiers über den Unterschied der französischen und englischen Agrikultur sagt. Der ganze Unterschied, belehrt uns Thiers, besteht in der Grundsteuer. Wir zahlen sehr hohe Grundsteuer, die Engländer gar keine. Abgesehen von der Unrichtigkeit der letztern Behauptung, weiß Herr Thiers sicher, daß in England die Armensteuer und eine Masse anderer in Frankreich nicht existierender Steuern auf die Agrikultur fallen. Das Argument des Herrn Thiers wird in umgekehrtem Sinn von englischen Anhängern der kleinern Agrikultur angewandt. Wißt ihr, sagen sie, Warum das englische Getreide kostspieliger ist als das französische? Weil wir Grundrente zahlen und hohe Grundrente, was die Franzosen nicht tun, da sie im Durchschnitt nicht Pächter, sondern kleine Eigentümer sind. Es lebe daher das kleine Eigentum! Es gehört die ganze unverschämte Trivialität von Thiers dazu, um die englische Konzentration des Arbeitsinstruments, des Bodens, wodurch Anwendung der Maschinerie und der Teilung der Arbeit im großen auf die Agrikultur möglich gemacht wird, die Wechselwirkung der englischen Industrie und des englischen Handels auf die Agrikultur, um alle diese vielverzweigten Verhältnisse in die eine nichtssagende Phrase aufzulösen, die Engländer zahlen kßine Grundsteuer. Der Ansicht des Herrn Thiers, daß die jetzige Hypothekenwirtschaft in Frankreich gleichgültig für die Agrikultur ist, setzen wir die Ansicht des größten französischen agronomischen Chemikers entgegen. Domhasle hat ausführlich bewiesen, daß, wenn das jetzige Hypothekenwesen sich „der Natur" gemäß in Frankreich fortentwickelt, die französische Agrikultur zu einer Unmöglichkeit werden wird.t341] Welche freche Flachheit gehört überhaupt dazu, zu behaupten, der Agrikultur seien die Grundeigentumsverhältnisse gleichgültig, mit andern Worten,
der Produktion seien die gesellschaftlichen Verhältnisse gleichgültig, innerhalb deren produziert wird? Es bedarf übrigens keiner weitern Auseinandersetzung, daß Herr Thiers, der den Kredit der großen Kapitalisten erhalten will, den kleinen keinen Kredit geben darf. Der Kredit der großen Kapitalisten ist eben die Kreditlosigkeit der kleinen. Wir leugnen allerdings, daß es möglich ist, den kleinen Grundeigentümern innerhalb des jetzigen Systems durch irgendein finanzielles Kunststück aufzuhelfen. Aber Thiers mußte dies behaupten, da er die jetzige Welt für die beste der Welten ansieht. In bezug auf diesen Teil von Thiers' Rede bemerken wir daher nur noch eins: Indem er gegen die Mobilisation des Grundeigentums spricht und andererseits die englischen Verhältnisse preist, vergißt er, daß die Agrikultur in England gerade im höchsten Grade den Vorzug besitzt, daß sie fabrikmäßig betrieben wird und daß die Grundrente, d.h. das Grundeigentum ein mobiles, übertragbares Börsenpapier wie jedes andere ist. Fabrikmäßige Agrikultur, d.h. Betreibung der Agrikultur in der Weise der großen Industrie bedingt ihrerseits Mobilisation, kaufmännisch-leichte Austauschbarkeit des Grundeigentums. Der zweite Teil der Rede des Herrn Thiers besteht in Angriffen auf das Papiergeld im allgemeinen. Er nennt die Ausgabe von Papiergeld überhaupt Falschmünzerei. Er erzählt uns die große Wahrheit, daß, wenn man eine zu große Masse Zirkulationsmittel, d.h. Geld auf den Markt wirft, man das Geld selbst entwertet, also doppelt betrügt, die Privaten und den Staat. Dies sei bei den Hypothekenbanken besonders der Fall. Alles dies sind Entdeckungen, die man in den schlechtesten Katechismen der politischen Ökonomie findet. Unterscheiden wir. Es ist klar, daß wir die Produktion, also den wirklichen Reichtum nicht vermehren, indem wir das Geld, sei es Papier- oder Metallgeld, willkürlich vermehren. So verdoppeln wir im Kartenspiel unsere Stiche nicht, wenn wir die Spielmarken verdoppeln. Andererseits ist ebenso klar, daß, wenn die Produktion durch Mangel an Spielmarken, an Austauschmitteln, an Geld gehemmt wird, sich zu entwickeln, jede Vermehrung der Austauschmittel, jede Verminderung der Schwierigkeit, sich Austauschmittel zu verschaffen, zugleich eine Vermehrung der Produktion ist. Diesem Produktionsbedürfnisse verdanken Wechsel, Banken usw. ihren Ursprung. In dieser Weise kann die Agrikultur durch Hypothekenbanken gehoben werden. Wofür Herr Thiers aber eigentlich kämpft, ist nicht das Metallgeld gegen das Papiergeld. Er selbst hat zu viel auf der Börse gespielt, um in den Vor
urteilen der alten Merkantilisten befangen zu sein. Was er bekämpft, ist die Regelung des Kredits durch die im Staat repräsentierte Gesellschaft gegen die Regelung des Kredits durch das Monopol. Der Ansatz zu einer Regelung des Kredits im allgemeinen gesellschaftlichen Interesse war eben der Turckesche Vorschlag einer allgemeinen Hypothekenbank, deren Scheine Zwangskurs hätten, so wenig dieser Vorschlag in seiner Isolierung bedeutet.
Geschrieben von Karl Marx.
Die „Frankfurier Oberpostamts-Zeitung*4 und die Wiener Revolution
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 120 vom 19. Oktober 1848]
* Köln, 18.Oktober.
„Es waitet ein eigenes Geschick über Deutschland. Wenn man glaubt, man sei an dem Punkte angelangt, wo es gestattet sei, die Hand an den Wiederaufbau des gemeinsamen Vaterlandes zu legen, wenn man dafür den Blick dankbar zum Himmel erhebt, so entladen sich die Gewitterwolken, die Europa stets noch umlagern, in neuen gewaltigen Schlägen und machen die Hände erzittern, die sich dem Verfassungswerke Deutschlands gewidmet haben. Einen solchen Donnerschlag haben wir soeben wieder in Wien erlebt." So klagt der „Moniteur" der Reichsverwesung, die „Frankfurter Oberpostamts-Zeitung". Dies brave Blatt, dessen letzter Redakteur1 auf der Liste der von Guizot bezahlten Kreaturen prangte, nahm seine Stellung einen Augenblick au serieux2. Die Zentralgewalt mit ihrer parlamentarischen Umrahmung, dem Frankfurter Konzil3, erschien ihm als eine ernsthafte Macht. Statt direkt ihre kontrerevolutionären Ordres an ihre Untertanen auszuteilen, ließen die 38 deutschen Regierungen sich von der Zentralgewalt zu Frankfurt den Befehl erteilen, ihre eigenen Beschlüsse auszuführen. Alles war im besten Gange, wie zur Zeit der Mainzer Immediatkommission[342]. Die Zentralgewalt konnte sich einbilden, eine Gewalt, und ihr „Moniteur" konnte sich einbilden, ein „Moniteur" zu sein. „Nun danket alle Gott", sang er, „die Hände zum Himmel erhoben." Und nun „erleben" wir von Wien aus einen Donnerschlag. Die „Hände" unserer Lykurge „erzitterntrotz der Armee von Pickelhauben, die ebenso viele Blitzableiter der Revolution sind; trotz der Dekrete, worin die Kritik
1 Karl Peter Berly - 2 zu ernst - 3 Bezeichnung von Marx für die Frankfurter Nationalversammlung
der schwarz-rot-goldenen Personen und Gesta1 zu einem hochnotpeinlichen Kasus dekretiert wird[343]; trotz der Kraftworte jener gigantischen Figuren Schmerling, Mohl und Gagern. Von neuem brüllt das revolutionäre Ungeheuer - und man „zittert" zu Frankfurt. Die „Frankfurter OberpostamtsZeitung" wird aus ihrem Dankgebete aufgeschreckt. - Tragisch grollt sie dem eisernen Verhängnis. Zu Paris die Thierspartei[157] obenauf, zu Berlin das Ministerium Pfuel mit Wrangeis in allen Provinzen, zu Frankfurt eine Zentral-Gendarmerie, in ganz Deutschland mehr oder minder versteckter Belagerungszustand, Italien von dem milden Ferdinand und Radetzky pazifiziert, Jellachich Kommandant von Ungarn, nach Vernichtung der Magyaren gemeinsam mit Windischgrätz zu Wien „kroatische Freiheit und Ordnung" proklamierend, zu Bukarest die Revolution im Blut erstickt, die Donaufürstentümer mit den Wohltaten des russischen Regimes beglückt, in England alle Führer der Chartisten verhaftet und deportiert, Irland zu ausgehungert, um sich bewegen zu können — sage, Was willst du mehr ?[226] Die Wiener Revolution hat noch nicht gesiegt. Ihr erstes Wetterleuchten aber genügte, um alle Positionen der Kontrerevolution vor Europa klarzulegen und so einen universellen Kampf auf Leben und Tod unvermeidlich zu machen. Die Kontrerevolution ist noch nicht vernichtet, aber sie hat sich lächerlich gemacht. In Held Jellachich sind alle ihre Helden zu komischen Figuren verwandelt, und in Fuad Effetidis Proklamation nach dem Blutbade von Bukarest1-2491 sind alle Proklamationen der Freunde der „verfassungsmäßigen Freiheit und Ordnung" zu Tode parodiert, von den Reichstagsproklamationen bis zur kleinsten Heuleradresse herab. Wir werden morgen ausführlich auf die unmittelbare Lage Wiens und die östreichischen Verhältnisse überhaupt zu sprechen kommen.
Geschrieben von Karl Marx.
Antwort des Königs von Preußen an die Deputation
*Köln, 18. Oktober. Der König ist jedenfalls konsequent. Se. Majestät widerspricht sich nie. Zu der Deputation der Frankfurter Nationalversammlung sagte er bei Gelegenheit des Kölner Dombaufestes:
„Die Bedeutsamkeit Ihrer Versammlung verstehe ich sehr wohl, meine Herren. Ich sehe sehr wohl ein, wie wichtig Ihre Versammlung ist!" - die Stimme Sr. Majestät nahm hier einen sehr ernsten, schneidenden Ton an - „Vergessen Sie aber auch nicht, daß es noch Fürsten in Deutschland gibt" - hier legte Se. Majestät die Hand aufs Herz und sprach mit ungemeinem Nachdruck - „und vergessen Sie nicht, daß Ich dazu gehöre!" Eine ähnliche Antwort erhielt auch die Deputation der Berliner Versammlung, als sie am 15. Oktober im Schlosse Bellevue Sr. Majestät die Gratulationsvisite machte. Der König sprach:
„Wir sind im Begriffe, einen Bau aufzuführen, welcher Jahrhunderte währen soll. Aber, meine Herren, ich mache Sie auf eins aufmerksam. Wir besitzen noch eine gewiß von vielen Seiten beneidete angestammte Obrigkeit von Gottes Gnaden" - diese Worte sprach der König mit großem Nachdruck - „welche noch mit voller Macht ausgestattet ist. Sie ist das Fundament, auf welchem einzig und allein jenes Gebäude aufgeführt werden kann, wenn es so von Dauer sein soll, wie ich erwähnte. Der König ist konsequent. Er würde immer konsequent gewesen sein, Wenn nicht leider die Märztage jenes verhängnisvolle Stück Papier zwischen Se. Majestät und das Volk geschoben[102] hätten. Se. Majestät scheinen wieder in diesem Augenblicke, wie vor den Märztagen, an die „eisernen Füße"[3441 des Slawentums zu glauben. Das Volk zu Wien ist vielleicht der Zaubrer, der das Eisen in Ton verwandeln wird.
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 120 vom 19. Oktober 1848] >i
Antwort Friedrich Wilhelm IV. an die Deputation
* Köln, 18. Oktober. Friedrich Wilhelm IV. antwortete dem Berliner Bürgerwehrkommandanten Rimpler auf seine Gratulation bei Gelegenheit des 15. Oktober:
„ Ich weiß, daß ein heldenmütiges und tapferes Volk auch ein treues ist. Aber vergessen Sie nicht, daß Sie die Waffen von mir haben, und ich es als eine Pflicht fordere, daß Sie für die Wahrung der Ordnung, des Gesetzes und der Freiheit einstehen." Die konstitutionellen Könige sind unverantwortlich, unter der Bedingung, unzurechnungsfähig zu sein - im konstitutionellen Sinne natürlich. Ihre Handlungen, ihre Worte, ihre Mienen, nicht ihnen selbst gehören sie, sie gehören den verantwortlichen Ministe m. Hansemann z.B. ließ bei seinem Exit den König sagen, die Ausführung des Steinschen Armeebefehls[308] sei unvereinbar mit der konstitutionellen Monarchie. Pfuel führte ihn aus — im parlamentarischen Sinne nämlich. Hansemann war kompromittiert - im konstitutionellen Sinne. Der König selbst hatte sich nicht widersprochen, weil er nicht gesprochen hatte - immer im konstitutionellen Sinne. So ist obige Erklärung des Königs nichts anders als eine ministerielle Erklärung, und als solche unterliegt sie der Kritik. Behauptet Pfuel, der König habe aus freiem Antriebe die Bürgerwehr geschaffen, so behauptet er, der König sei der Urheber der Märzrevolution, was Unsinn ist - sogar im konstitutionellen Sinne. Abgesehn davon. Nachdem Gott die Welt und die Könige von Gottes Gnaden geschaffen hatte, überließ er die kleinere Industrie den Menschen. „ Waffen" sogar und Lieutenantsuniformen werden auf profanem Wege fabriziert, und der profane
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 121 vom 20. Oktober 1848]
Weg der Fabrikation schafft nicht wie die himmlische Industrie aus Nichts. Er bedarf des Rohmaterials, der Arbeitsinstrumente und des Arbeitslohns, lauter Sachen, die man unter dem schlichten Namen Produktionskosten zusammenfaßt. Diese Produktionskosten werden für den Staat durch die Steuern aufgebracht, und die Steuern werden durch die Nationalarbeit aufgebracht. Im ökonomischen Sinne bleibt es also ein Rätsel, wie irgendein König irgendeinem Volke irgend etwas geben kann. Erst muß das Volk Waffen machen und dem Könige Waffen geben, um vom Könige Waffen erhalten zu können. Der König kann immer nur geben, was ihm gegeben wird. So im ökonomischen Sinne. Die konstitutionellen Könige erstehen aber gerade in Augenblicken, wo man diesem ökonomischen Geheimnisse auf die Spur kommt. Die ersten Anlässe zum Sturze der Könige von Gottes Gnaden waren daher stets - Steuerfragen. So auch in Preußen. Sogar die immateriellen Waren, die Privilegien, die sich die Völker von den Königen geben ließen, haben sie nicht nur vorher den Königen gegeben, sie haben das Rückgeben ihnen immer bar bezahlt mit Blut und mit klingender Münze. Verfolgt z.B. die englische Geschichte seit dem 11. Jahrhundert, ihr werdet ziemlich genau berechnen können, wieviel eingeschlagene Hirnschädel und wieviel Pfund Sterling jedes konstitutionelle Privilegium gekostet hat. Herr Pfuel scheint uns in die guten Zeiten der Davenantschen ökonomischen Tabelle^^ zurückführen zu wollen. In dieser Tabelle über die englische Produktion heißt es nämlich u, a.: § I. Produktive Arbeiter: Könige, Offiziere, Lords, Landgeistliche usw. § 2. Unproduktive Arbeiter: Matrosen, Bauern, Weber, Spinner usw. Nach dieser Tabelle schafft § 1 und empfängt § 2. In diesem Sinn läßt Herr Pfuel den König geben. Die Pfuelsche Erklärung beweist, was man in Berlin von dem Heros der „kroatischen Ordnung und Freiheit"1 erwartet. Die letzten Vorfälle in Berlin erinnern an die ebenfalls von der Kamarilla hervorgerufenen Wiener Streitigkeiten zwischen Bürgerwehr und Volk am 23. August. Diesem 23. August folgte ein 5. Okiober.
Geschrieben von Karl Marx.
Die „Reforme" über die Juniinsurrektion
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 123 vom 22. Oktober 1848] * Paris. Als die „Neue Rheinische Zeitung" am 29. Juni mit Ausnahme des englischen „Northern Star" das einzige europäische Blatt War, welches den Mut und die Einsicht hatte, die Junirevolution richtig zu würdigen1, Wurde sie nicht widerlegt, sondern denunziert. Die Tatsachen bestätigen nachträglich unsere Auffassung selbst für das blödeste Auge, soweit das Interesse nicht alle Sehkraft raubt. Damals blamierte sich auch die französische Presse. Die entschiedenen Pariser Zeitungen waren unterdrückt. Die „Reforme", das einzige radikale Journal, dem Cavaignac fortzuexistieren erlaubte, stotterte Entschuldigungen für die hochherzigen Junikämpfer und bettelte bei dem Sieger um ein Almosen Humanität für die Besiegten. Man hörte natürlich nicht auf den Bettler. Es bedurfte erst des vollständigen Verlaufs des Junisiegs, der monatlangen Diatriben der nicht von dem Belagerungszustand gefesselten Provinzialblätter, der augenfälligen Auferstehung der Thierspartei11571, um die „Reforme" zur Besinnung zu bringen. Bei Gelegenheit des Amnestieprojekts der äußersten Linken*3461 bemerkt sie in ihrer Nummer vom 18.Oktober: „Das Volk, als es von den Barrikaden stieg, bestrafte niemanden. Das Volk! Damals war es der Herrscher, der Souverän, der Sieger; man küßte ihm die Füße, die Hände, man salutierte vor seinen Blusen, man akklamierte seinen edlen Gefühlen. Und mit Recht. Es war großmütig. Heute hat das Volk seine Kinder, seine Brüder in den Kerkern, auf den Galeeren und vor den Kriegsgerichten. Nachdem es die Geduld des Hungers erschöpft hatte, nachdem es eine ganze Bevölkerung von Ehrsüchtigen, die es von der Straße aufgerafft, ruhig an sich hatte vorbeigehen und Paläste hinaufsteigen gesehn, nachdem es
1 Siehe vorl. Band, S. 133-137
28 Marx/Engels, Werke, Bd. 5
drei lange Monate hindurch der Republik Kredit geschenkt hatte, verlor es eines Tages den Kopf mitten zwischen seinen ausgehungerten Kindern und seinen hinsiechenden Vätern und stürzte sich in die Schlacht. Es hat teuer gezahlt. Seine Söhne sind unter den Kugeln gesunken, und diejenigen, die übrigblieben, teilte man in zwei Teile. Den einen warf man den Kriegsgerichten vor, den andern verpackte man zur Deportation, ohne Untersuchung, ohne das Recht der Verteidigung, ohne Urteil! Diese Methode ist jedem Lande fremd, selbst dem Lande der Kabylen. Nie während ihrer zwanzigjährigen Dauer hatte die Monarchie ähnliches gewagt. Damals kamen die Journale, die in Dynastien spekulieren, berauscht von dem Gerüche der Leichname, kühn und schnell bereit zum Insulte gegen die Toten" (vgl. die „KölnischeZeiiung" vom 29. Juni), „spien sie alle Verleumdungen gehässiger Bosheit aus, vierteilten sie das Volk vor der gerichtlichen Untersuchung in seiner Ehre, und schleiften sie die Besiegten, Tote und Lebende, vor die A.usnahmsgerichte; sie denunzierten sie der Raserei der Nationalgarden und des Heers, sie machten sich zu Mäklern1 des Henkers, zu Knechten des Prangers, Lakaien wahnsinniger Rachgelüste, erfanden sie Verbrechen; sie vergifteten unsern Unstern und sie raffinierten die Beleidigung und die Lüge!" (Vgl. die ,,N[eue] Rhfeinische] Z[eitung]" vom I.Juli über den französischen „Constitutionnel", die belgische „Independance" und die „Kölnische Zeitung"2.) „Der ,Constitutionnel' hielt offene Butik mit gräßlichen Verstümmelungen und unwürdigen Greueln. Er wußte sehr wohl, daß er log, aber das paßte nun einmal in seinen Handel und in seine Politik, und, Handelsmann und Diplomat zugleich, verkaufte er ,nach dem Verbrechen', wie man sonst ,nach der Elle' verkauft. Diese schöne Spekulation mußte einmal ein Ende nehmen. Die Widersprüche regneten: nicht der Name eines einzigen Galeerensträflings auf den Akten der Kriegsgerichte, auf den Bulletins der Transportation. Es gab kein Mittel mehr, die Verzweiflung herabzuwürdigen, und man schwieg, nachdem man den Profit einkassiert hatte."
Geschrieben von Karl Marx.
1 veraltete Pluralform für Makler - 2 siehe vorl. Band, S. 138-144
Die englisch-französische Vermittlung in Italien
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 123 vom 22. Oktober 1848] * Köln, 21. Oktober. Die englisch-französische Vermittlung in Italien ist aufgegeben. Der Totenkopf der Diplomatie grinst nach jeder Revolution und namentlich nach den Reaktionen, die jeder Revolution folgen. Die Diplomatie verkriecht sich in ihr parfümiertes Beinhaus, sooft der Donner einer neuen Revolution grollt. Die Wiener Revolution hat die französisch-englische Diplomatie weggeblasen. Palmerston hat seine Ohnmacht eingestanden, Bastide hat sie eingestanden. Die Wiener Revolution hat den langweiligen Korrespondenzen dieser Herren, wie sie erklären, ein Ende gemacht. Bastide hat dies dem sardinischen Gesandten, dem Marquis Ricci, offiziell eröffnet. Auf Befragen des letztern, „ob Frankreich unter gewissen Umständen die Waffen zugunsten Sardiniens ergreifen würde "[347], hat der farouche1 Republikaner Bastide (vom „National") einen Knix gemacht, einmal, zweimal, dreimal und gesungen: Vertraut auf mich und helft euch selbst, So wird auch Gott euch helfend162! Frankreich halte am Prinzipe der Nichtintervention fest, an demselben Prinzipe, von dessen Bekämpfung Bastide und die übrigen Herren des „National"llS2] jahrelang zehrten zu Guizots Zeiten. In dieser italienischen Frage hätte sich die französische „honette" Republik tödlich blamiert, wäre sie nicht erhaben über alle Schmach seit dem schicksalsschwangern Juni. Rien poür la gloire!2 sagen die Freunde des Handels unter allen Umständen. Rien pour la gloire! ist das Motto der tugendhaften, der gemäßigten,
1 wilde - 2 Nichts um des Ruhmes willen!
der anständigen, der gesetzten, der honetten, mit einem Worte - der Bourgeoisrepublik. Rien pour la gloire! Lamartine war die Einbildung der Bourgeoisrepublik von sich selbst, die überschwengliche, die phantastische, die schwärmerische Vorstellung, die sie sich von sich selbst machte, ihr Traum von ihrer eigenen Herrlichkeit. Was kann man sich nicht alles einbilden! Wie Äolus aus seinem Schlauche alle Winde, so entfesselte er alle Luftgeister, alle Phrasen der ßourgeoisrepubhk und blies sie nach Ost und West, windige Worte von Fraternität aller Völker, von der Emanzipation, die allen Völkern durch Frankreich bevorstehe, von Aufopferung Frankreichs für alle Völker. Er tat - nichts. Die Tat zu seinen Phrasen übernahm Cavaignac und sein auswärts gekehrtes Organ, Bastide, Die unerhörten Szenen in Neapel, die unerhörten Szenen in Messina, die unerhörten Szenen im Mailändischen ließen sie ruhig unter ihren Augen vorgehen. Und damit nicht der geringste Zweifel übrigbliebe, daß in der „honetten" Republik dieselbe Klasse herrsche, also auch dieselbe auswärtige Politik wie unter der konstitutionellen Monarchie, unter Cavaignac dieselbe wie unter Louis-Philippe, nimmt man in den Völkerzwisten zu dem alten ewig neuen Mittel seine Zuflucht, zur entente cordiale[14] mit England, mit dem England Palmerstons, mit dem England der kontrerevolutionären Bourgeoisie. Die Geschichte durfte aber die Spitze nicht vergessen, die Pointe. Ein Redakteur des „National11, Bastide, mußte krampfhaft die Hand Englands ergreifen. Und die entente cordiale war der Haupttrumpf, den der arme Anglophage „National" sein Leben lang ausgespielt hatte gegen Guizot. Auf dem Grabstein der „honetten" Republik wird zu lesen sein: BastidePalmerston. Aber selbst die entente cordiale Guizots ist von den „honetten" Republikanern überboten worden. Die Offiziere der französischen Flotte ließen sich von den neapolitanischen Offizieren in einem Bankett traktieren — und jubelten Gesundheit zu dem Könige von Neapel, dem blödsinnigen Tiger Ferdinand, auf den noch rauchenden Trümmern von Messina. Über ihren Köpfen aber verdampften die Phrasen Lamartines.
Geschrieben von Karl Marx.
Der „konstitutionelle Musterstaat"
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 123 vom 22. Oktober 1848] *Köln, 21 .Oktober. Wir kommen immer wieder und immer mit erneuter Genugtuung auf unsern „konstitutionellen Musterstaat", auf Belgien, zurück. In einer früheren Nummer unserer Zeitung wiesen wir nach, daß der „größte Vasall Leopolds der Pauperismus" ist. Wir zeigten nach, daß, wenn die Verbrechen, auch nur der jungen Knaben und Mädchen unter 18 Jahren, in gleicher Proportion wie vom Jahre 1845-1847 sich naturwüchsig weiter entwickelten, „im Jahre 1856 ganz Belgien im Gefängnis sitzen würde, die ungebornen Kinder mitgezählt". Wir wiesen ebendaselbst nach, daß mit dem Wachstume des Pauperismus und des Verbrechens das Versiechen der industriellen Einkommenquellen Belgiens gleichen Schritt hält (Nr.68 der„N[euen] Rheinischen] Zfeitung]").1 Heute werfen wir einen Blick auf die finanziellen Zustände des „Musterstaats". Francs Das ordentliche Budget von 1848 119 000 000 Erste gezwungene Anleihe 12 000 000 Zweite gezwungene Anleihe 25 000 000 Bankbillets mit gezwungenem Kurs 12 000 000 Totalsumme: 168000000
Hinzuzufügen Bankbillets mit gezwungenem Kurs, unter Staatsgarantie • • 40 000 000 Summe: 208000000
Belgien, erzählt uns Rogier, steht wie ein Fels von den weltgeschichtlichen Stürmen umbraust, aber unerregt. Es steht auf den Urgebirgen seiner breiten Institutionen. Die 208000000 Frfancs] sind die prosaische Übersetzung der wundertätigen Kraft jener Musterinstitutionen. Das konstitutionelle Belgien geht nicht unter an der revolutionären Entwicklung. Es geht schmählich zugrunde am - Bankerutt. Das liberale belgische Ministerium, das Ministerium Rogier, ist wie alle liberalen Ministerien nichts anders als ein Ministerium der Kapitalisten, der Bankiers, der hohen Bourgeoisie. Wir Werden sogleich sehen, wie es, dem Wachsenden Pauperismus und der sinkenden Industrie zum Trotz, die raffiniertesten Mittel nicht verschmäht, das gesamte Volk zugunsten der Bankbarone stets von neuem zu exploitieren. Die zweite Anleihe, die in der obigen Zusammenstellung aufgestellt ist, Wurde den Kammern hauptsächlich abgerungen durch die Versicherung, man wolle die Schatzscheine einlösen. Diese Schatzscheine hatte unter dem katholischen Ministerium de Theux der katholische Finanzminister Malou ausgegeben. Es Waren diese Schatzscheine ausgegeben für freiwillige Anleihen, die einige Finanzbarone dem Staat gemacht hatten. Sie bildeten das Hauptthema, das unerschöpfliche Thema der heulenden Diatriben unsers Rogiers und seiner liberalen Konsorten gegen das Ministerium de Theux. Was tut nun das liberale Ministerium? Es kündet im „Moniteur"[258] Belgien besitzt seinen „Moniteur" — eine neue Ausgabe von Schatzscheinen zu 5 Prozent an. Welche Schamlosigkeit, Schatzscheine auszugeben, nachdem man eine gezwungene Anleihe von 25 000 000 Frjancs] nur unter dem Vorwande erschlichen hatte, die so verlästerten von Malou ausgegebenen Schatzscheine einzulösen? Aber nicht genug. Die Schatzscheine sind zu 5 Prozent ausgegeben. Belgische Papiere, die auch unter Staatsgarantie stehen, verzinsen sich zu 7 und 8 Prozent. Wer wird also sein Geld in Schatzscheine stecken? Und über dem hat die Lage des Landes überhaupt und die gezwungenen Anleihen wenige übriggelassen, die imstande wären, dem Staate freiwillige Vorschüsse zu machen. Was also der Zweck dieser neuen Ausgabe von Schatzscheinen? Die Banken haben die Billets mit Zwangskurs, zu deren Ausgabe die liberale Regierung sie ermächtigte, noch bei weitem nicht alle in Umlauf zu setzen vermocht. Es befinden sich in ihren Portefeuilles noch einige Millionen dieser nutzlosen Papiere, die natürlich nichts einbringen, solange sie hermetisch in den Portefeuilles verschlossen bleiben. Gibt es ein besseres Mittel,
dies Papier in Umlauf zu setzen, als es dem Staate im Austausche für Schatzscheine zu geben, die 5 Prozent einbringen? Die Bank zieht so für mehrere Millionen Papierschnitzel, die ihr nichts gekostet und die überhaupt nur einen Tauschwert haben, Weil der Staat ihnen einen Tauschwert gegeben hat, 5 Prozent. Der steuerpflichtige belgische Pöbel wird auf dem nächsten Budget ein Defizit von einigen 100000 Frfancs] mehr finden, die er pflichtgemäß aufzubringen hat, alles zum Besten der armen Bank. Ist es zu verwundern, daß die belgischen Finanzbarone die konstitutionelle Monarchie einträglicher finden als die Republik? Das katholische Ministerium hegte und pflegte hauptsächlich die heiligsten, d.h. die materiellen Interessen der Landlords. Das liberale Ministerium behandelt mit gleich zärtlicher Sorgfalt die Interessen der Landlords, der Finanzbarone und der Hoflakaien. Welch Wunder, daß unter seiner kunstgerechten Hand diese sogenannten Parteien, die gleich heißhungrig auf den Nationalreichtum, oder in Belgien vielmehr auf die Nationalarmut losstürzen und bei dieser Gelegenheit sich zuweilen in die Haare fielen, nun alle versöhnt sich in die Arme sinken und nur noch eine einzige große Partei bilden, die „nationale Partei"?
Geschrieben von Karl Marx.
Der Staatsprokurator „Hecker '6 und die „Neue Rheinische Zeitung4 4
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 129 vom 29. Oktober 1848] * Köln, 28.Oktober. Nr. 116 der „Neuen Rheinischen Zeitung" brachte hinter dem Striche, d.h. außerhalb des politischen Teils der Zeitung, „Ein Wort an das deutsche Volk", unterzeichnet „Hecker". Dies „historische Aktenstück" hatten deutsche Zeitungen vor der „Neuen Rheinischen Zeitung" mitgeteilt. Andere deutsche Zeitungen, rheinpreußische und altpreußische nicht ausgenommen, brachten es später. Selbst die „Kölnische Zeitungbesaß historischen Sinn genug, die Proklamation von Struve abzudrucken, nicht minder die von Fuad Effendi[249]. Wir wissen nicht — ließen die Lorbeeren des Republikaners Hecker den Staatsprokurator Hecker nicht ruhig schlafen? Die erstaunte Welt, sollte sie erfahren, daß die deutsche Revolution doppelt geschlagen sei durch die Flucht des Republikaners Hecker nach New York, durch die Anwesenheit des Staatsprokurators Hecker zu Köln? Man kann es nicht leugnen. Die Nachwelt wird in diesen beiden Riesengestalten die Gegensätze der modernen Bewegung dramatisch zusammengefaßt sehn. Ein künftiger Goethe wird sie in einen „Faust" binden. Wir überlassen es ihm, welchem Hecker er die Rolle des Faust zuteilen will, weichem die des Wagner. Genug. Dem phantastischen Abschiedsworte des Republikaners Hecker folgte ein nicht minder phantastisches Requisitorium des Staatsprokurators Hecker. Oder täuschen wir uns? Glaubt Hecker, der Staatsprokurator, „das Wort an das deutsche Volk" sei eigenstes Fabrikat der „Neuen Rheinischen Zeitung", und in ihrer erfinderischen Bosheit habe diese Zeitung ihre eigene Proklamation „Hecker" unterzeichnet, um dem deutschen Volke glauben zu machen, HekIcer, der Staatsprokurator, wandere ans nach New York, Hecker, der Staats
prokurator, proklamiere die deutsche Republik, Hecker, der Staatsprokurator, sanktioniere amtlich revolutionäre fromme Wünsche? Eine solche Finte War glaublich, denn das in der Beilage zu Nr. 116 der „Neuen Rheinischen Zeitung" abgedruckte Aktenstück ist nicht Friedrich Hecker unterschrieben, sondern tout bonnement1 „Hecker". Hecker ohne Schnörkel, einfacher Hecker! Und besitzt Deutschland nicht einen zweifachen Hecker? Und wer von den zweien ist der „einfache Hecker"? Zweideutig bleibt diese Einfachheit immerhin, wir meinen inkulpierend für die „Neue Rheinische Zeitung". Wie dem auch sei, Herr Hecker, der Staatsprokurator, sah offenbar in dem „ Wort an das deutsche Volk" ein Fabrikat der „Neuen Rheinischen Zeitung". Er erblickte darin eine direkte Aufforderung zum Umstürze der Regierung, Hochverrat in ausgebildetster Form oder zum allerwenigsten Teilnahme am Hochverrat, was nach dem Code penal[1661 „einfacher" Hochverrat ist. Herr Hecker trug also bei dem Instruktionsrichter darauf an, nicht den unterzeichneten Geranten2, sondern den Redakteur en chef, Karl Marx, als Hochverräter zu „konstituieren". Einen als Hochverräter „konstituieren" heißt aber mit andern Worten, einen vorläufig ins Gefängnis stecken und ihn bis aufs weitere mit der Untersuchungshaft bestrafen. Es handelt sich hier um die „Konstitution" des Zellengefängnisses. Der Instruktionsrichter weigerte sich. Wenn Herr Hecker einmal eine Idee gefaßt hat, so verfolgt er seine Idee. Den Redakteur en chef der „Neuen Rheinischen Zeitung" zu „konstituieren", war ihm zur fixen Idee geworden, wie der Name „Hecker" unter dem „Abschieds Wort" zur Fiktion. Er wandte sich also an die Ratskammer. Die Ratskammer weigerte sich. Er ging von der Ratskammer an den Appellsenat. Der Appellsenat weigerte sich. Aber Herrn Hecker, den Staatsprokurator, verließ seine fixe Idee nicht, den Redakteur en chef der „Neuen Rheinischen Zeitung", Karl Marx, immer in dem angegebenen Sinne, zu „konstituieren". Die Ideen des Parquets sind, wie man sieht, keine spekulativen Ideen im Hegeischen Sinne. Es sind Ideen im Kantschen Sinne. Einfälle der „praktischen" Vernunft. Karl Marx konnte nimmer gleich direkt als Hochverräter „konstituiert" werden, konstituierte selbst der Abdruck revolutionärer Tatsachen oder Proklamationen eine Zeitung zur Hochverräterin. Zunächst hatte man sich an den zu halten, der die Zeitung unterzeichnet, ganz besonders in diesem Falle, wo
das fragliche Aktenstück unter dem Strich steht. Was blieb übrig? Eine Idee gibt die andere. Man konnte Karl Marx nach Artikel 60 des Code penal als Komplice des angeblich vom Geranten begangenen Verbrechens zitieren. Man kann ihn, Wenn man will, auch als Komplice jener Annonce, stehe sie selbst in der „Kölnischen Zeitung", zitieren. Karl Marx erhielt also von dem Instruktionsrichter einen Erscheinungsbefehl, erschien und Wurde zu Protokoll vernommen. Die Setzer wurden, soviel wir wissen, als Zeugen geladen, der Korrektor wurde als Zeuge geladen, der Druckereibesitzer wurde als Zeuge geladen. Endlich aber wurde der Gerant als Zeuge geladen. Die letzte Ladung verstehen wir nicht. Soll der angebliche Autor gegen seinen Komplicen zeugen? Um in unserer Geschichtserzählung vollständig zu sein: Eine Haussuchung Wurde im Büro der „Neuen Rheinischen Zeitung" abgehalten. Hecker, der Staatsprokurator, hat Hecker, den Republikaner, übertroffen. Der eine vollbringt rebellische Tatsachen und erläßt rebellische Proklamationen. Der andere streicht die Tatsachen trotz allem Widerstreben aus, aus den Memoiren der Zeitgeschichte, aus den Zeitungen. Er macht das Geschehene ungeschehn. Teilt die „schlechte Presse" revolutionäre Tatsachen und Proklamationen mit, so hoch verrät sie doppelt. Sie ist moralischer Komplice; sie teilt die rebellischen Tatsachen nur mit, weil dieselben sie innerlich kitzeln. Sie ist Komplice im gewöhnlichen juristischen Sinne: indem sie referiert, verbreitet sie, und indem sie verbreitet, macht sie sich zum Werkzeuge des Aufruhrs. Nach beiden Seiten hin wird sie daher „konstituiert" und genießt so die Früchte der „Konstitution". Die „gute Presse" dagegen wird das Monopol haben, revolutionäre Aktenstücke und Tatsachen mitzuteilen oder nicht mitzuteilen, zu verfälschen oder nicht zu verfälschen. Radetzky hat diese Theorie angewandt, indem er den Mailänder Blättern verbot, die Wiener Tatsachen und Proklamationen mitzuteilen. Dagegen brachte die „Mailänder Zeitung"*3481 an der Stelle der großen Wiener „Revolution" einen eigens von Radetzky komponierten kleinen Wiener Krawall. Ein Aufstand soll, so munkelt man, nichtsdestoweniger in Mailand ausgebrochen sein. Herr Hecker, der Staatsprokurator, ist, wie jedermann weiß, Mitarbeiter an der „Neuen Rheinischen Zeitung"1. Als unserm Mitarbeiter vergeben wir ihm viel, nur nicht die Sünde gegen den unheiligen „Geist" unserer Zeitung. Und er begeht eine solche Sünde, indem er mit einem Mangel an Kritik, der an einem Mitarbeiter der „Neuen Rheinischen Zeitung" unerhört ist, die Proklamation Heckers, des Flüchtlings, in die Proklamation der „Neuen
Rheinischen Zeitung" verwandelt. Friedrich Hecker verhält sich pathetisch, die „Neue Rheinische Zeitung" verhält sich kritisch zur Bewegung. Friedrich Hecker erwartet alles von dem magischen Wirken einzelner Persönlichkeiten. Wir erwarten alles von den Kollisionen, die aus den ökonomischen Verhältnissen hervorgehn. Friedrich Hecker reist nach den Vereinigten Staaten, um die „Republik" zu studieren. Die „Neue Rheinische Zeitung" findet in den großartigen Klassenkämpfen, die innerhalb der französischen Republik vorgehen, interessantere Gegenstände des Studiums als in einer Republik, wo die Klassenkämpfe im Westen noch nicht existieren und im Osten nur noch in der alten lautlosen englischen Form sich bewegen. Für Friedrich Hecker sind die sozialen Fragen Konsequenzen der politischen Kämpfe, für die „Neue Rheinische Zeitung" sind die politischen Kämpfe nur die Erscheinungsformen der sozialen Kollisionen. Friedrich Hecker könnte ein guter trikolorer Republikaner sein. Die eigentliche Opposition der „Neuen Rheinischen Zeitung" beginnt erst in der trikoloren Republik. Wie hätte z.B. die „Neue Rheinische Zeitung", ohne vollständig ihre Vergangenheit zu desavouieren, dem deutschen Volke zurufen können:
„Schart euch um die Männer, welche das Banner der Volkssouveränität hoch und bei demselben treue Wache halten, um die Männer der äußersten Linken zu Frankfurt a. M.; schließt euch in Rat und Tat fest an die tapferen Führer der republikanischen Schilderhebung."
Wir haben wiederholt erklärt, daß wir kein „parlamentarisches" Blatt sind1 und uns daher nicht scheuen, von Zeit zu Zeit den Zorn selbst der äußersten Linken von Berlin und Frankfurt auf unser Haupt zu ziehen. Wir haben den Herrn von Frankfurt zugerufen, sich an das Volk, wir haben nie dem Volke zugerufen, sich an die Herren von Frankfurt anzuschließen. Und „die tapfern Führer der republikanischen Schilderhebung", wo sind sie, Wer sind sie? Hecker ist bekanntlich in Amerika, Struve im Gefängnisse. Also HeriDegh? Die Redakteure der „Neuen Rheinischen Zeitung", namentlich Karl Marx, sind dem Herweghschen Unternehmen13491 zu Paris in öffentlichen Volksversammlungen entschieden gegenübergetreten, ohne die Ungunst der aufgeregten Massen zu scheuen. Sie sind dafür ihrer Zeit gebührendermaßen von Utopisten, die sich für Revolutionäre versahn, verdächtigt Worden (vergleiche u.a. die „Deutsche Volkszeitung"[350]). Und jetzt, wo die Ereignisse wiederholt unsere Vorhersagungen bestätigt haben, sollten wir uns den Männern der entgegengesetzten Meinung anschließen?
Doch seien wir gerecht. Herr Hecker, der Staatsprokurator, ist noch ein junger Mitarbeiter an unserm Blatte. Der Anfänger in der Politik wie der Anfänger in der Naturwissenschaft gleicht jenem Maler, der nur zwei Farben kennt, weiß und schwarz, oder, wenn man lieber will, schwarzweiß und rot. Die feineren Unterschiede innerhalb jeder espece1 enthüllen sich nur dem geübten und erfahrenen Auge. Und überdem, war Herr Hecker nicht beherrscht von der fixen Idee, den Redakteur en chef der „Neuen Rheinischen Zeitung", Karl Marx, zu „konstituieren" S - eine fixe Idee, die weder im Fegefeuer des Instruktionsgerichtes, noch der Ratskammer, noch des Appellsenats zerschmolz, also eine feuerhaltige fixe Idee sein muß. Die größte Errungenschaft der Märzrevolution ist unstreitig, um mit Brutus Bassermann zu reden, die „Herrschaft der Edelsten und Besten" und ihr rasches Steigen auf der Stufenleiter der Herrschaft. Wir hoffen daher, daß auch die Verdienste unsres geehrten Mitarbeiters, des Herrn Staatsprokurators Hecker, den schneeweißen Tauben gleich, die vor den Wagen der Aphrodite gespannt, sie pfeilschnell zum Olymp trugen, ihn auf die Höhen des Staatsolymps tragen werden. Unsere Regierung ist, wie jedermann weiß, konstitutionell. Pfuel schwärmt für den Konstitutionalismus. In konstitutionellen Staaten ist es Usus, den Empfehlungen der Oppositionsblätter aufmerksames Gehör zu schenken. Wir bewegen uns also auf konstitutionellem Boden, Wenn wir der Regierung raten, unserm Hecker die erledigte Oberprokuratur von Düsseldorf zu erteilen. Herr Prokurator Amman von Düsseldorf, der, soviel uns bekannt, bisher noch keine Rettungsmedaille um das Vaterland verdient hat, wird keinen Augenblick anstehn, vor dem höhern Verdienste seinen eignen etwaigen Ansprüchen ehrfurchtvolles Schweigen zu diktieren. Sollte aber Herr Heimsoeth justizminister werden, wie wir hoffen, so empfehlen wir Herrn Hecker zum Generaladvokaten. Größeres erwarten wir für Herrn Hecker. Herr Hecker ist noch jung. Und, wie jener Russe sagt: Der Zar ist groß, Gott ist noch größer, aber der Zar ist noch jung.
Geschrieben von Karl Marx.
„Aufruf des demokratischen Kongresses an das deutsche Volk"
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 133 vom 3. November 1848] * Köln, 2.November. Nachstehend geben wir den Aufruf des „demokratischen Kongresses "[351]: An das deutsche Volk! Lange schmachvolle Jahre hindurch seufzte das deutsche Volk unter dem Joche der Gewaltherrschaft. Die blutigen Taten Wiens und Berlins berechtigten zu der Hoffnung, daß seine Freiheit und Einheit mit einem Schlage zur Wahrheit werden würden. Teuflische Künste einer fluchwürdigen Reaktion traten dieser Entwickelung entgegen, das heldenmütige Volk um die Früchte seiner großartigen Erhebung zu betrügen. Wien, ein Hauptbollwerk deutscher Freiheit, steht augenblicklich in der höchsten Gefahr. Aufgeopfert durch die Ränke einer noch immer mächtigen Kamarilla, sollte es aufs neue den Fesseln einer Zwingherrschaft überliefert werden. Aber seine edle Bevölkerung erhob sich wie ein Mann und steht den bewaffneten Horden seiner Unterdrücker todesmutig entgegen. Die Sache Wiens ist die Sache Deutschlands, ist die Sache der Freiheit. Mit dem Falle Wiens wird die alte Willkürherrschaft mehr wie je ihr Banner erheben, mit seinem Siege wird sie vernichtet sein. An uns ist es, deutsche Mitbrüder, Wiens Freiheit nicht untergehen zu lassen, sie nicht dem Waffenglücke barbarischer Horden preiszugeben. Es ist die heiligste Pflicht der deutschen Regierungen, mit allem ihrem Einflüsse der bedrängten Schwesterstadt zu Hülfe zu eilen; es ist zugleich aber auch die heiligste Pflicht des deutschen Volkes; im Interesse seiner Freiheit, im Interesse seiner Selbsterhaltung zur Rettung Wiens jedes Opfer zu bringen. Nimmer darf es die Schmach stumpfer Gleichgültigkeit auf sich laden, wo das Höchste, wo alles auf dem Spiele steht. Wir fordern Euch daher auf, Mitbrüder, daß Ihr, jeder nach seinen Kräften, beitragt, Wien vor dem Untergange zu retten. Was wir für Wien tun, tun wir für Deutschland. Helfet selbst! Die Männer, die Ihr nach Frankfurt gesendet, um die Freiheit zu gründen, haben die Aufforderung, Wien zu helfen, mit Hohngelächter zurückgewiesen. An Euch ist es jetzt, zu handeln! Fordert Ihr es mit dem kräftigen und unwandelbaren Willen von Euren Regierungen, daß sie sich Eurer Majorität unterwerfen und die deutsche Sache und die Sache der Freiheit in Wien retten. Eilt! Ihr seid die Macht, Euer Wille ist Gesetz! Auf! Ihr Männer der
Freiheit, auf! in allen deutschen Landen und wo sonst der Gedanke der Freiheit und Humanität edle Herzen durchglüht! Auf, ehe es zu spät ist! Rettet die Freiheit Wiens, rettet die Freiheit Deutschlands. Die Gegenwart wird Euch bewundern, die Nachwelt mit unsterblichem Ruhm belohnen!
Am 29. Oktober 1848. _ , , , _ „ . _ ,, Der demokratische Kongreß in Berlin
Dieser Aufruf ersetzt den Mangel an revolutionärer Lnergie durch ein predigerartiges Heulerpathos, hinter dem sich die entschiedenste Armut an Gedanken und an Leidenschaft verbirgt. Einige Proben! Der Aufruf erwartete von den Wiener und berliner Märzrevolutionen das „zur Wahrheitwerden der Einheit und Freiheit" des deutschen Volks „mit einem Schlage". In andern Worten: Der Aufruf träumte von „einem Schlage", der dem deutschen Volke die „Entwicklung" zur „Einheit und Freiheit" überflüssig machen würde. Gleich darauf verwandelt sich ihm aber der phantastische „eine Schlag", der die Entwicklung ersetzt, in eine „Entwicklung", welcher die Reaktion entgegengetreten sei. Phrase, sich selbst auflösende Phrase! Wir sehn ab von der eintönigen Wiederholung des Grundthemas: Wien ist in Gefahr, mit Wien Deutschlands Freiheit; helft Wien, ihr helft damit euch selbst! Diesem Gedanken wird nicht Fleisch und Blut gegeben. Die eine Phrase wird so oft um sich selbst gewickelt, bis sie sich zu einem Redestück ausgedehnt hat. Wir bemerken nur, daß der gemachte, unwahre Pathos immer dieser stümperhaften Rhetorik verfällt.
„An uns ist es, deutsche Mitbrüder, Wiens Freiheit nicht untergehn zu lassen, sie nicht dem Waffenglücke barbarischer Horden preiszugeben." Und wie sollen wir das anfangen? Zunächst durch eine Adresse an das Pflichtgefühl der „deutschen Regierungen". C'est incroyable I1 „Es ist die heiligste Pflicht der deutschen Regierungen, mit allem ihrem Einflüsse der bedrängten Schwesterstadt zu Hülfe zu eilen." Die preußische Regierung, soll sie Wrangel oder Colomb oder den Prinzen von Preußen gegen Auersperg, Jellachich und Windischgrätz senden? Durfte der „demokratische" Kongreß sich einen Augenblick diese kindische und konservative Stellung zu den deutschen Regierungen geben? Durfte er einen Augenblick die Sache und die „heiligsten Interessen" der
deutschen Regierungen von der Sache und den Interessen „der kroatischen Ordnung und Freiheit" trennen? Die Regierungen werden selbstvergnügt lächeln über diese jungfräuliche Schwärmerei. Und das Volk? Das Volk wird im allgemeinen ermahnt, „jedes Opfer zur Rettung Wiens zu bringen". Gut! Aber das „Volk" erwartet vom demokratischen Kongresse bestimmte Forderungen. Wer alles verlangt, verlangt nichts und erhält nichts. Die bestimmte Forderung, die Pointe also ist: „Fordert Ihr es mit dem kräftigen und unwandelbaren Willen von Euren Regierun~ gen, daß sie sich Eurer Majorität unterwerfen und die deutsche Sache und die Sache der Freiheit in Wien retten. Eilt! Ihr seid die Macht, Euer Wille ist Gesetz! Auf!" Gesetzt, es gelänge großartigen Volksdemonstrationen, die Regierungen zu offiziösen Schritten für Wiens Rettung zu bewegen - wir würden mit der zweiten Auflage des „Steinschen Armeebefehls"13081 beglückt werden. Die jetzigen „deutschen Regierungen" als „Freiheitsretter" verwenden zu Wollenals ob sie in den Reichsexekutionen ihren Wahren Beruf, ihre „heiligsten Pflichten" als Gabriele der „verfassungsmäßigen Freiheit" nicht vollzögen? Der „demokratische Kongreß" mußte schweigen von den deutschen Regierungen, oder er mußte ihre Konspiration mit Olmütz und Petersburg schonungslos enthüllen. Obgleich der Aufruf „Eile" empfiehlt und in Wahrheit keine Zeit zu verlieren ist, reißt ihn die humanistische Phraseologie über die Grenzen Deutschlands, über jede geographische Grenze hinweg in das kosmopolitische Nebelland der „edlen Herzen" im allgemeinen! „Eilt! Auf! Ihr Männer der Freiheit, auf! in allen deutschen Landen und wo sonst der Gedanke der Freiheit und Humanität edle Herzen durchglüht!" Wir zweifeln nicht, daß es selbst in Lappland solche „Herzen" gibt. In Deutschland und u)o sonst! Indem der „Aufruf" in diese reine, bestimmungslose Phrase verpufft, hat er seinen wahren Ausdruck gewonnen. Es bleibt unverzeihlich, daß der „demokratische Kongreß" ein solches Aktenstück kontrasignierte. Weder wird ihn „die Gegenwart dafür bewundern", noch „die Nachwelt mit unsterblichem Ruhm belohnen". Hoffen wir trotz dem „Aufruf des demokratischen Kongresses", daß das Volk aus seiner Lethargie erwachen und die einzige Hülfe den Wienern bringen wird, die es ihnen in diesem Augenblicke noch bringen kann - die Besiegung der Kontrerevolution im eigenen Hause.
Die Pariser „Reforme" über die französischen Zustände
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 133 vom 3. November 1848] * Köln, 2.November. Schon vor dem. Juniauf stände haben wir wiederholt die Illusionen der Republikaner der Tradition von 1793, der Republikaner von der „R6forme"[1331 (der „Pariser") enthüllt. Die Junirevolution und die aus ihr hervorgegangene Bewegung zwingen diese utopistischen Republikaner, nach und nach die Augen zu öffnen. Ein Leitartikel der „Reforme" vom 29. Oktober zeigt uns das Ringen dieser Partei zwischen ihren alten Einbildungen und den neuen Tatsachen. Die „Reforme" sagt;
„Seit langer Zeit waren die Kämpfe, welche bei uns den Besitz der Regierung zum Zwecke hatten, Klassenkriege: Kämpfe der Bourgeoisie und des Volkes gegen den Adel beim Auftreten der ersten Republik; Hingebung des bewaffneten Volkes nach außen, Herrschaft der Bourgeoisie nach innen unter dem Kaiserreiche; Versuche nach Restauration der Feudalität unter den Bourbonen der ältern Linie; endlich 1830 Triumph und Herrschaft der Bourgeoisie - das ist unsre Geschichte." Die „Reforme" setzt seufzend hinzu: „Mit Bedauern, sicherlich, sprechen wir von Klassen, von gottlosen und gehässigen Unterschieden; aber diese Unterschiede existieren, und wir können diese Tatsache nicht verkennen." Das heißt: Der republikanische Optimismus der „Reforme" sah bisher nur „citoyens"1; die Geschichte ist ihr so direkt auf den Leib gerückt, daß sie das Zerfallen dieser „citoyens" in „bourgeois" und „proletaires"2 nicht mehr Wegschwärmen kann.
Die „Reforme" fährt fort:
„ Im Februar wurde der Bourgeoisdespotismus gebrochen. Was verlangte das Volk? Die Gerechtigkeit für alle, die Gleichheit. Das war sein erster Ruf, sein erster Wunsch. Die Bourgeoisie, aufgeklärt durch den Blitz, der sie getroffen, hatte im Anfang keinen andern Wunsch als das Volk." Die „Reforme" beurteilt den Charakter der Februarrevolution noch immer nach den Februardeklamationen. Weit entfernt, daß in der Februarrevolution der Bourgeoisdespotismus gebrochen worden wäre, wurde er vollendet. Die Krone, der letzte feudale Heiligenschein, welcher die Herrschaft der Bourgeoisklasse versteckte, wurde abgeschlagen. Die Herrschaft des Kapitals trat rein hervor. Bourgeoisie und Proletariat bekämpften in der Februarrevolution einen gemeinschaftlichen Feind. Sobald der gemeinschaftliche Feind beseitigt war, standen die beiden feindseligen Klassen allein auf dem Kampfplatze, und der entscheidende Kampf zwischen ihnen mußte beginnen. Wenn die Februarrevolution die Bourgeoisherrschaft vollendete, woher, wird man fragen, der Rückfall der Bourgeoisie in den Royalismus? Nichts einfacher. Sie sehnt sich in die Periode zurück, Wo sie herrschte, ohne verantwortlich für ihre Herrschaft zu sein; wo eine Scheinmacht, zwischen ihr und dem Volke stehend, für sie handeln und ihr zugleich als Versteck dienen mußte; Wo sie sozusagen einen gekrönten Sündenbock besaß, auf den das Proletariat losschlug, sobald es sie treffen wollte, gegen den sie sich selbst mit dem Proletariat verband, sooft er ihr lästig wurde und sich als Macht für sich festsetzen Wollte. In dem Könige besaß sie einen Blitzableiter für das Volk, in dem Volke einen Blitzableiter für den König. Indem die „Reforme" die teils heuchlerischen, teils ehrlich gemeinten Einbildungen, die am Tage nach Louis-Philippes Niederlage grassierten, für Realitäten versieht, erscheint ihr die Bewegung nach den Februartagen als eine Reihe von Fehlern und mißlichen Zufällen, die vermieden Worden Wären durch einen großen Mann, der den Bedürfnissen der Situation entsprochen. Als ob Lamartine, das Irrlicht, nicht der wahre Mann der Situation gewesen wäre! Immer noch will der wahre Mann, der große Mann nicht erscheinen, klagt die „Reforme", und die Situation verschlechtert sich jeden Tag.
„Einerseits wächst die industrielle und kommerzielle Krise. Andrerseits wächst der Haß, und jeder strebt nach entgegengesetztem Ziele. Die, welche vor dem 24.Februar unterdrückt waren, suchen ein Ideal von Glück und Freiheit in der Konzeption einer ganz neuen Gesellschaft. Die, welche unter der Monarchie herrschten, denken nur daran, ihr Reich wiederzugewinnen, um es mit verdoppelter Härte auszubeuten."
29 Marx/Engels, Werke, Bd. 5
Wie, nun tritt die „Reforme" zwischen die schroff entgegenstehenden Klassen? Erhebt sie sich auch nur zu der Ahnung, daß die Klassengegensätze und der Klassenkampf erst mit dem Verschwinden der Klassen verschwinden? Nein! Soeben hat sie den Klassengegensatz zugegeben. Die Klassengegensätze aber beruhen auf ökonomischen Grundlagen, auf der bisherigen materiellen Produktionsweise und den daraus hervorgehenden Verkehrsverhältnissen. Die „R6forme" Weiß kein besseres Mittel, sie zu verändern und aufzuheben, als von ihrer wirklichen Grundlage, eben von diesen materiellen Verhältnissen, wegzublicken und sich in den blauen Dunsthimmel der republikanischen Ideologie zurückzustürzen, d.h. in die poetische he'bruarperiode, aus der die Juniereignisse sie gewaltsam herausgeworfen hatten. Man höre nur: „Das Traurigste bei diesen innern Zwistigkeiten ist das Erlöschen, das Verlorengehen der patriotischen, der nationalen Gefühle", d.h. eben jener Schwärmerei, womit beide Klassen ihre bestimmten Interessen, ihre Lebensbedingungen patriotisch und national übertünchten. Als sie das 1789 taten, War auch ihr wirklicher Gegensatz noch nicht entwickelt. Was damals der entsprechende Ausdruck der Situation War, ist heute nur eine Ausflucht aus der Situation. Was damals Körper, ist heute Reliquie.
„Offenbar", schließt die „Reforrne", „ist es ein tiefliegendes Übel, woran Frankreich leidet; aber es ist nicht unheilbar. Es hat seinen Ursprung in der Verwirrung der Ideen und Sitten, in dem Vergessen der Gerechtigkeit und der Gleichheit in den gesellschaftlichen Verhältnissen, in der Verderbtheit durch einen egoistischen Unterricht. In diesem Zirkel muß man die Mittel der Reorganisation sichern. Statt dessen nimmt man zu materiellen Mitteln seine Zuflucht." Die „Reforme" schiebt die Sache ins „Gewissen", und nun hilft die moralische Salbaderei aus aller Not. Der Gegensatz von Bourgeoisie und Proletariat stammt also von den Ideen dieser beiden Klassen her. Und woher stammen diese Ideen? Aus den gesellschaftlichen Verhältnissen. Und woher diese Verhältnisse? Aus den materiellen, den ökonomischen Lebensbedingungen der feindseligen Klassen. Nach der „Reforme" ist beiden geholfen, Wenn sie das Bewußtsein ihrer wirklichen Lage und ihres wirklichen Gegensatzes verlieren und sich in dem Opium der „patriotischen" Gefühle und Redensarten von 1793 berauschen. Welche Ratlosigkeit!
[Die Wiener Revolution und die „Kölnische Zeitung"]
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 133 vom 3. November 1848] * Köln, 3.November. Unsere Leser haben sich nie utopistischen Hoffnungen bezüglich Wiens hingegeben. Nach der Junirevolution glaubten wir an jede Niederträchtigkeit der Bourgeoisie. Wir haben gleich in der ersten Nummer der nach dem Belagerungszustande wiedererscheinenden „Neuen Rheinischen Zeitung" gesagt: „Diese Revolution droht an dem Mißtrauen der Bourgeoisie gegen die Arbeiterklasse, Wo nicht zu scheitern, doch Wenigstens gelähmt zu werden. Wie dem aber auch sei, ihr Rückschlag auf Ungarn, Italien und Deutschland vereitelt den ganzen Feldzugsplan der Kontrerevolution!"1 Wir wären daher nicht überrascht von einer Niederlage Wiens; wir Würden uns nur dazu bestimmt finden, jede Vermittlung mit der Bourgeoisie, die die Freiheit an der Freiheit des Schachers mißt, abzubrechen und versöhnungslos, vermittlungslos der elenden deutschen Mittelklasse gegenüberzutreten, die auf ihre eigne Herrschaft gern Verzicht leistet, unter der Bedingung, daß sie kampflos weiter schachern darf. Die englische und französische Bourgeoisie ist ehrgeizig; die Ehrlosigkeit der deutschen Bourgeoisie würde sich bestätigen durch Wiens Niederlage. Also: Wir haben keinen Augenblick den Sieg der Wiener verbürgt. Ihre Niederlage würde uns nicht überraschen. Sie würde uns nur überzeugen, daß kein Friede, selbst nicht für Übergangszeit, möglich ist mit der Bourgeoisie, daß das Volk sich gleichgültig verhalten muß in den Kämpfen der Bourgeoisie mit der Regierung und ihre Siege oder Niederlagen abwarten muß, um sie zu exploitieren. Noch einmal: Unsere Leser haben nur unsere bisherigen Nummern nachzuschlagen, um sich zu überzeugen, daß Weder der Sieg noch die Niederlage der Wiener uns überraschen kann.
Aber Was uns überrascht, ist das abermalige Extrablatt der „Kölnischen Zeitung"'[1043. Verbreitet die Regierung absichtlich falsche Gerüchte über Wien, um die Aufregung in Berlin und den Provinzen niederzuschlagen? Bezahlt Dumont den preußischen Staatstelegraphen, so daß er, Dumont, Nachrichten von „Berliner" und „Breslauer" Morgenblättern empfängt,die der „schlechten Presse" nicht zugehen? Und woher hatte Dumont heute morgen seine „telegraphische Depesche", die wir nicht hatten? Ist Birk ans Trier, diese Null, die an Wittgensteins Stelle getreten ist, als Redakteur bei Dumont engagiert? Wir glauben es nicht. Denn selbst ein Brüggemann, ein Wolfers, ein Schwanbeck - alles das ist noch kein Birk* Wir bezweifeln, daß Dumont eine solche Impotenz engagiert hat. Heute 6 Uhr abends bringt Dumont, der die Februarrevolution und die Märzrevolution weggelogen hatte, in seinen ersten Berichten abermals einen „telegraphischen" Bericht, wonach Wien sich der „wendischen Krätze", dem „Windischgrätz", ergeben hat. Möglich. Aber die Möglichkeiten des ehemals bluttriefenden „Brüggemanns"[3521, des Exkorrespondenten der alten „Rheinischen Zeitung^188\ des Biedermanns, dessen Ansicht immer mit dem „Tauschwert" der Ansichten überhaupt Hand in Hand ging - seine Möglichkeiten beruhen auf dem „Preußischen] Staats-Anz[eiger3"r26] und der ,,Bresl[auer] Z[ei]t[un]g"[353]. Ein eigner Beitrag zur Geschichte Werden die Geschichten „Brüggemanns" oder der „Kölnischen Zeitung" über die FebruarMärz- und Oktoberrevolution bieten. Wir geben nun die Berichte, die nichts berichten.1354-'
Geschrieben von Karl Marx.
Die neuesten Nachrichten aus Wien, Berlin und Paris
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 135 vom 5. November 1848] * Köln, 4.November. Der Horizont lichtet sich. Aus Wien fehlen noch immer die direkten Nachrichten. Soviel geht aber aus den Berichten selbst der offiziellen preußischen Presse hervor, daß Wien sich nicht ergeben und Windischgrätz absichtlich oder aus einem Mißverständnisse eine falsche telegraphische Depesche in die Welt geschleudert hatte, die ein bereitwilliges vielzüngiges, orthodoxes Echo in der „guten" Presse fand, so sehr sie ihre Schadenfreude hinter heuchlerischen Leichenbitterreden zu verstecken suchte. Streifen wir allen märchenhaften und in seinen eigenen Widersprüchen sich auflösenden Wust der schlesischen und Berliner Berichte ab, so heben sich folgende Punkte hervor: Am 29. Oktober hatten die kaiserlichen Banditen nur erst einige Vorstädte in ihrer Gewalt. Daß sie in der Stadt Wien selbst schon Fuß gefaßt, geht aus den bisherigen Berichten nicht hervor. Die ganze Ubergabe Wiens beschränkt sich auf einige hochverräterische Proklamationen des Wiener Gemeinderats. Am 30. Oktober griff die Vorhut der ungarischen Armee Windischgrätz an und Wurde angeblich zurückgedrängt. Am 31. Oktober begann Windischgrätz wieder das Bombardement Wiens - erfolglos. Er befindet sich jetzt zwischen den Wienern und der mehr als 80000 Mann starken ungarischen Armee. Die infamen Manifeste des Windischgrätz haben in allen Provinzen das Signal zum Aufstand oder wenigstens zu sehr drohenden Bewegungen gegeben. Sogar die tschechischen Fanatiker zu Prag, die Neophyten der Slovanskä lipa[355] erwachen aus ihrem wüsten Traume und erklären sich für Wien gegen den kaiserlichen Schinderhannes[356]. Nie hatte die Kontrerevolution so albern-schamlos ihre Pläne auszuposaunen gewagt. Selbst in Olmütz, dem österreichischen Koblenz[357], bebt der Boden unter den Füßen des gekrönten Idioten. Die
Anführung des weltenberühmten Sipehsalar1 Jellachich, dessen Namen so groß ist, daß „beim Blinken seines Säbels sich der erschrockene Mond in den Wolken verbirgt", dem bei jeder Gelegenheit der „Donner der Kanonen die Richtung bezeichnet", in der er sich aus dem Staube zu machen hat, läßt nicht zweifeln, daß Ungarn und Wiener
Peitschen dies Gesindel in die Donau, Stäupen fort dies freche Lumpenpack, Die Bettler, hungrig, ihres Lebens müde, Ein Schwärm Landläufer, Schelme, Vagabunden, Kroatenabschaum, niedre Bauernknechte, Die ausgespien ihr übersättigt Land Zu tollen Abenteuern, sichern Untergang. Spätere Berichte werden entsetzliche Details über die Schandtaten der Kroaten und der andern Ritter „der gesetzlichen Ordnung und verfassungsmäßigen Freiheit" bringen. Und von ihren Börsen- und sonstigen bequemen Zuschauerlogen aus klatschte die europäische Bourgeoisie der namenlosen Blutszene ihr Bravo zu, dieselbe elende, die bei einigen barschen Akten der Volksjustiz einen einzigen Schrei moralischer Entrüstung ausstieß und ihr einstimmiges Anathem über die „Mörder" des braven Latour und des edlen Lichnowski aus tausend Lungen hervorkrächzte. Die Polen haben m Vergel tung der galizischen Mordszenen abermals sich an die Spitze von Wiens Befreiern gestellt, wie sie an der Spitze des italienischen Volks stehn, wie sie überall die hochherzigen Gerverale der Revolution sind. Heil, dreifach Heil den Polen. Die Berliner Kamarilla, berauscht im Blute Wiens, geblendet von den Rauchsäulen der brennenden Vorstädte, betäubt von dem Kroaten- und Haiducken-Siegsgeheule, hat den Schleier fallen lassen. „Die Ruhe ist in Berlin hergestellt." Nous verrons.2 Von Paris aus endlich hören wir ein erstes unterirdisches Grollen das Erdbeben ankündigen, das die honette Republik in ihren eigenen Ruinen begraben wird. Der Horizont lichtet sich.
Geschrieben von Karl Marx.
1 Oberbefehlshaber - 2 Wir werden sehen.
Sieg der Kontrerevolution zu Wien
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 136 vom 7. November 1848] * Köln, 6.November. Die kroatische Freiheit und Ordnung hat gesiegt und mit Mordbrand, Schändung, Plünderung, mit namenlos-verruchten Untaten ihren Sieg gefeiert. Wien ist in den Händen von Windischgrätz, Jellachich und Auersperg. Hekatomben von Menschenopfern werden dem greisen Verräter Latour in sein Grab nachgeschleudert. Alle düsteren Vorhersagungen unseres Wiener Korrespondenten1 haben sich bestätigt, und vielleicht ist er selbst in diesem Augenblicke schon abgeschlachtet. Einen Moment hofften wir Wiens Befreiung durch ungarischen Sukkurs, und noch sind uns die Bewegungen der ungarischen Armee rätselhaft. Verrat jeder Art hat Wiens Fall vorbereitet. Die ganze Geschichte des Reichstags und des Gemeinderats seit dem 6. Oktober ist nichts als eine fortgesetzte Geschichte des Verrats. Wer war repräsentiert im Reichstag und Gemeinderat? Die Bourgeoisie. Ein Teil der Wiener Nationalgarde ergriff gleich im Beginn der Oktoberrevolution offene Partei für die Kamarilla. Und am Schlüsse der Oktoberrevolution finden wir einen andern Teil der Nationalgarde im Kampfe mit dem Proletariat und der akademischen Legion*3581, im geheimen Einverständnisse mit den kaiserlichen Banditen. Wem gehören diese Fraktionen der Nationalgarde an? Der Bourgeoisie. In Frankreich aber trat die Bourgeoisie an die Spitze der Kontrerevolution, nachdem sie jede Schranke, die der Herrschaft ihrer eigenen Klasse im Wege stand, niedergeworfen hatte. In Deutschland befindet sie sich gedrückt im Gefolge der absoluten Monarchie und des Feudalismus, ehe sie auch nur die ersten Lebensbedingungen ihrer eignen bürgerlichen Freiheit
und Herrschaft sichergestellt. In Frankreich trat sie als Despot auf und machte ihre eigne Kontrerevolution. In Deutschland tritt sie als Sklavin auf und macht die Kontrerevolution ihrer eignen Despoten. In Frankreich siegte sie, um das Volk zu demütigen. In Deutschland demütigt sie sich, damit das Volk nicht siege. Die ganze Geschichte zeigt keine schmachvollere Erbärmlichkeit als die der deutschen Bourgeoisie. Wer lief in Scharen aus Wien fort und überließ der Großmut des Volkes die Überwachung der hinterlassenen Reichtümer, um es für seinen Wachtdienst während der Flucht zu verlästern und bei der Wiederkehr niedermetzeln zu sehn? Die Bourgeoisie. Wessen innerste Geheimnisse spricht der Thermometer aus, der bei jedem Lebensatem des Wiener Volkes fiel, bei jedem l odesröcheln desselben stieg? Wer spricht in der Runensprache der Börsenkurse? Die Bourgeoisie. Die „deutsche Nationalversammlung" und ihre „Zentralgewalt" haben Wien verraten. Wen repräsentieren sie? Vor allem die Bourgeoisie. Der Sieg der „kroatischen Ordnung und Freiheit" zu Wien war bedingt durch den Sieg der „honetten" Republik zu Paris. Wer siegte in den Junitagen ? Die Bourgeoisie. Mit ihrem Siege zu Paris begann die europäische Kontrerevolution ihre Orgien zu feiern. In den Februar- und Märztagen scheiterte überall die bewaffnete Macht. Warum? Weil sie nichts als die Regierungen selbst vertrat. Nach den Junitagen hat sie überall gesiegt, weil die Bourgeoisie sich überall im geheimen Einverständnisse mit ihr befindet, während sie andererseits die offizielle Leitung der revolutionären Bewegung in ihrer Hand hat und alle jene halben Maßregeln ins Werk setzt, deren naturgemäße Frucht der Abortus ist. Der nationale Fanatismus der Tschechen war das gewaltigste Werkzeug der Wiener Kamarilla. Die Verbündeten sind sich schon in die Haare gefallen. Unsere Leser werden den Protest der Prager Deputation gegen die schnöden Ungezogenheiten, womit sie zu Olmütz begrüßt wurden, in dieser Nummer abgedruckt finden. Es ist dies das erste Symptom des Krieges, der zwischen der slawischen Partei und ihrem Heros Jellachich mit der Partei der einfachen, über alle Nationalität erhabenen Kamarilla und ihrem Heros Windischgrätz beginnen wird. Seinerseits ist das deutsche Landvolk vpp Ostreich noch nicht pazifiziert. S^ipe Stimm?
wird durch die östreichische Völkerkatzenmusik gellend durchdringen. Und von einer dritten Seite läßt sich die Stimme des völkerfreundlichen Zarfenj bis nach Pest vernehmen; seine Scharfrichter harrendes entscheidenden Worts in den Donaufürstentümern. Endlich müßte der letzte Beschluß der deutschen Nationalversammlung zu Frankfurt, der das deutsche Ostreich in das deutsche Reich inkorporiert, allein zu einem Riesenkonflikte führen, wenn nicht die deutsche Zentralgewalt und die deutsche Nationalversammlung ihren Beruf darin erfüllt fänden, auf die Bühne zu treten, um ausgezischt zu werden von dem europäischen Publikum. Trotz ihrer gottergebenen Resignation wird der Kampf in Ostreich sich in Riesendimensionen entfalten, wie die Weltgeschichte sie noch nie gesehen hat. In Wien ist soeben der zweite Akt des Dramas aufgeführt worden, dessen ersten Akt man zu Paris spielte unter dem Titel: „Die Junitage". Zu Paris Mobile, zu Wien „Kroaten" - in beiden Lazzaronis, bewaffnetes und erkauftes Lumpenproletariat gegen das arbeitende und denkende Proletariat. Zu Berlin werden wir bald den dritten Akt erleben. Gesetzt, die Kontrerevolution lebte in ganz Europa durch die Waffen, sie würde in ganz Europa sterben durch das Geld. Das Fatum, das den Sieg kassieren Würde, wäre der europäische - Bankerutt, der Staatsbankerutt. An den „ökonomischen" Pointen brechen die Spitzen der Bajonette wie mürber Zunder. Aber die Entwickelung wartet den Verfalltag jener Wechsel nicht ab, die die europäischen Staaten auf die europäische Gesellschaft gezogen haben. In Paris wird der vernichtende Gegenschlag der Junirevolution geschlagen Werden. Mit dem Siege der „roten Republik" zu Paris werden die Armeen aus dem Innern der Länder an und über die Grenzen ausgespien Werden und die wirkliche Macht der ringenden Parteien wird sich rein herausstellen. Dann werden wir uns erinnern an den Juni, an den Oktober, und auch wir Werden rufen: Vae victisK138! Die resultatlosen Metzeleien seit den Juni- und Oktobertagen, das langweilige Opferfest seit Februar und März, der Kannibalismus der Kontrerevolution selbst wird die Völker überzeugen, daß es nur ein Mittel gibt, die mörderischen Todeswehen der alten Gesellschaft, die blutigen Geburtswehen der neuen Gesellschaft abzukürzen, zü vereinfachen, zu konzentrieren, nur ein Mittel - den revolutionären Terrorismus,

FRIEDRICH ENGELS
Aus dem handschriftlichen Nachlaß

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Erste Seite des Manuskripts „Von Paris nach Bern" von Friedrich Engels

[Friedrich Engels]
Von Paris nach Bernr359]
I Seine und Loire
La belle France!1 In der Tat, die Franzosen haben ein schönes Land, und sie haben recht, Wenn sie stolz darauf sind. Welches Land in Europa will sich an Reichtum, an Mannigfaltigkeit der Anlagen und Produkte, an Universalität mit Frankreich messen? Spanien? Aber zwei Drittel seiner Oberfläche sind durch Nachlässigkeit oder von Natur eine heiße Steinwüste, und die atlantische Seite der Halbinsel, Portugal, gehört nicht zu ihm. Italien? Aber seit die Welthandelsstraße durch den Ozean geht, seit die Dampfschiffe das Mittelmeer durchkreuzen, liegt Italien verlassen da. England? Aber England ist seit achtzig Jahren aufgegangen in Handel und Industrie, Kohlenrauch und Viehzucht, und England hat einen schrecklich bleiernen Himmel und keinen Wein. Und Deutschland? Im Norden eine platte Sandebene, vom europäischen Süden durch die granitne Wand der Alpen getrennt, weinarm, Land des Bieres, Schnapses und Roggenbrots, der versandeten Flüsse und Revolutionen! Aber Frankreich! An drei Meeren gelegen, von fünf großen Strömen in drei Richtungen durchzogen, im Norden fast deutsches und belgisches, im Süden fast italienisches Klima; im Norden der Weizen, im Süden der Mais und Reis; im Norden die Colza2, im Süden die Olive; im Norden der Flachs, im Süden die Seide, und fast überall der Wein. Und welcher Wein! Welche Verschiedenheit, vom Bordeaux bis zum Burgunder, vom Burgunder zum schweren St. Georges, Lünel und Frontignan des Südens, und von diesem zum sprudelnden Champagner! Welche Mannigfaltigkeit des Weißen und des Roten, vom Petit Mäcon oder Chablis
zum Chambertin, zum Chäteau Larose, zum Sauterne, zum Roussilloner, zum Ai Mousseux! Und Wenn man bedenkt, daß jeder dieser Weine einen verschiedenen Rausch macht, daß man mit wenig Flaschen alle Zwischenstufen von der Musardschen Quadrille bis zur „Marseillaise", von der tollen Lust des Cancans bis zur wilden Glut des Revolutionsfiebers durchmachen und sich schließlich mit einer Flasche Champagner wieder in die heiterste Karnevalslaune von der Welt versetzen kann! Und Frankreich allein hat ein Paris, eine Stadt, in der die europäische Zivilisation zu ihrer vollsten Blüte sich entfaltet, in der alle Nervenfasern der europäischen Geschichte sich vereinigen und von der in gemessenen Zeiträumen die elektrischen Schläge ausgehn, unter denen eine ganze Welt erbebt; eine Stadt, deren Bevölkerung die Leidenschaft des Genusses mit der Leidenschaft der geschichtlichen Aktion wie nie ein andres Volk vereinigt, deren Bewohner zu leben wissen wie der feinste Epikureer Athens und zu sterben wie der unerschrockenste Spartaner, Alcibiades und Leonidas in einem; eine Stadt, die wirklich, wie Louis Blanc sagt, Herz und Hirn der Welt ist. Wenn man von einem hohen Punkte der Stadt oder vom Montmartre oder der Terrasse von Saint-Cloud Paris überschaut, wenn man die Umgegend der Stadt durchstreift, so meint man, Frankreich wisse, Was es an Paris besitze, Frankreich habe seine besten Kräfte verschwendet, um Paris recht zu hegen und zu pflegen. Wie eine Odaliske auf bronzeschillerndem Divan liegt die stolze Stadt an den warmen Rebenhügeln des gewundenen Seinetals. Wo in aller Welt gibt es eine Aussicht wie die von den beiden Versailler Eisenbahnen hinab auf das grüne Tal mit seinen zahllosen Dörfern und Städtchen, und wo gibt es so reizend gelegene, so reinlich und nett gebaute, so geschmackvoll angelegte Dörfer und Städtchen wie Suresnes, Saint-Cloud, Sevres, Montmorency, Enghien und zahllose andre? Man gehe hinaus zu welcher Barriere man will, man verfolge seinen Weg aufs Geratewohl, und überall wird man auf dieselbe schöne Umgebung, auf denselben Geschmack in der Benutzung der Gegend, auf dieselbe Zierlichkeit und Reinlichkeit stoßen. Und doch ist es wieder nur die Königin der Städte selbst, die sich dies wunderbare Lager geschaffen hat. Aber freilich gehört auch ein Frankreich dazu, um ein Paris zu schaffen, und erst wenn man den üppigen Reichtum dieses herrlichen Landes kennengelernt hat, begreift man, wie dies strahlende, üppige, unvergleichliche Paris zustande kommen konnte. Man begreift es freilich nicht, wenn man von Norden kommt, auf der Eisenbahn die Blachfelder Flanderns und Artois', die wald- und rebenlosen Hügel der Picardie durchfliegend. Da sieht man nichts als Kornfelder und Weiden, deren Einförmigkeit nur durch sumpfige
Kartographische Skizze von Friedrich Engels über seine Reiseroute von Auxerre bis Le Locle (I) [360]
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Kartographische Skizze von Friedrich Engels über seine Reiseroute von Auxerre bis Le Locle (II)
Flußtäler, durch ferne, gestrüppbewachsene Hügel unterbrochen wird; und erst wenn man bei Pontoise den Kreis der Pariser Atmosphäre betritt, merkt man etwas vom „schönen Frankreich". Man begreift Paris schon etwas mehr, wenn man durch die fruchtbaren Täler Lothringens, über die rebenbekränzten Kreidehügel der Champagne, das schöne Marnetal entlang nach der Hauptstadt zieht; man begreift's noch mehr, wenn man durch die Normandie fährt und von Rouen nach Paris mit der Eisenbahn die Windungen der Seine bald, verfolgt, bald durchkreuzt. Die Seine scheint die Pariser Luft auszuhauchen bis an ihre Mündung; die Dörfer, die Städte, die Hügel, alles erinnert an die Umgebung von Paris, nur daß alles schöner, üppiger, geschmackvoller wird, je mehr man sich dem Zentrum Frankreichs nähert. Aber ganz habe ich erst verstanden, wie Paris möglich War, als ich die Loire entlangging und von da übers Gebirg mich nach den burgündischen Rebentälern wandte. Ich hatte Paris gekannt in den letzten beiden Jahren der Monarchie, als die Bourgeoisie im Vollgenuß ihrer Herrschaft schwelgte, als Handel und Industrie erträglich gingen, als die große und kleine bürgerliche Jugend noch Geld hatte zum Genießen und zum Verjubeln, und als selbst ein Teil der Arbeiter noch gut genug gestellt war, um mit an der allgemeinen Heiterkeit und Sorglosigkeit teilnehmen zu können. Ich hätte Paris wiedergesehn in dem kurzen Rausch der republikanischen Flitterwochen, im März und April, wo die Arbeiter, die hoffnungsvollen Toren[304], der Republik mit der sorglosesten Unbedenklichkeit „drei Monate Elend zur Verfügung stellten"1, wo sie den Tag über trocken Brot und Kartoffeln aßen und den Abend auf den Boulevards Freiheitsbäume pflanzten, Schwärmer abbrannten Und die „Marseillaise" jubelten, und wo die Bourgeois, den ganzen Tag in ihren Häusern versteckt, den Zorn des Volks durch bunte Lampen zu besänftigen suchten. Ich kam - unfreiwillig genug, bei Hecker! - im Oktober wieder. Zwischen dem Paris von damals und von jetzt lag der 15. Mai und der 25. Juni, lag der furchtbarste Kampf, den die Welt je gesehen, lag ein Meer von Blut, lagen fünfzehntausend Leichen. Die Granaten Cavaignacs hatten die unüberwindliche Pariser Heiterkeit in die Luft gesprengt; die „Marseillaise" und der „Chant du depart"[360-1 waren verstummt, nur die Bourgeois summten noch ihr „Mourir pour la patrie"[123] zwischen den Zähnen; die Arbeiter, brotlos und Waffenlos, knirschten in verhaltnem Groll; in der Schule des Belagerungszustands war die ausgelassene Republik gar bald honett, zahm, artig und gemäßigt (sage et moderee) geworden. Aber Paris war tot, es war nicht mehr Paris. Auf den Boulevards nichts als Bourgeois
1 Siehe vorl. Band, S. 135
30 M arx/Engels, Werke, Bd. 5
und Polizeispione; die Bälle, die Theater verödet; die Gamins1 in der Mobilgardenjacke untergegangen, für 30 Sous täglich an die honette Republik verkauft, und je dummer sie Wurden, desto mehr gefeiert von dei" Bourgeoisie -kurz, es war wieder das Paris von 1847, aber ohne den Geist, ohne das Leben, ohne das Feuer und das Ferment, das die Arbeiter damals überall hineinbrachten. Paris war tot, und diese schöne Leiche war um so schauerlicher, je schöner sie war. Es litt mich nicht länger in diesem toten Paris. Ich mußte fort, gleichviel Wohin. Also zunächst nach der Schweiz. Geld hatt' ich nicht viel, also zu Fuß. Auf den nächsten Weg kam's mir auch nicht an; man scheidet nicht gern von Frankreich. Eines schönen Morgens also brach ich auf und marschierte aufs Geratewohl direkt nach Süden zu. Ich verirrte mich zwischen den Dörfern, sobald ich erst aus der Banlieue hinaus war; das war natürlich. Endlich geriet ich auf die große Straße nach Lyon. Ich verfolgte sie eine Strecke, mit Abstechern über die Hügel. Von dort oben hat man Wunderschöne Aussichten, die Seine aufwärts und abwärts, nach Paris und nach Fontainebleau. Unendlich weit sieht man den Fluß sich schlängeln im breiten Tal, zu beiden Seiten Rebenhügel, weiter im Hintergrund die blauen Berge, hinter denen die Marne fließt. Aber ich wollte nicht so direkt nach Burgund hinein; ich wollte erst an die Loire. Ich verließ also am zweiten Tage die große Straße und ging über die Berge nach Orleans zu. Ich verirrte mich natürlich wieder zwischen den Dörfern, da ich nur die Sonne und die von aller Welt abgeschnittenen Bauern, die weder rechts noch links wußten, zu Führern hatte. Ich übernachtete in irgendeinem Dorf, dessen Namen ich nie aus dem Bauernpatois deutlich heraushören konnte, fünfzehn Lieues von Paris, auf der Wasserscheide zwischen Seine und Loire. Diese Wasserscheide wird gebildet von einem breiten Bergrücken, der sich von Südosten nach Nordwesten entlangzieht. Zu beiden Seiten sind zahlreiche Taleinschnitte, von kleinen Bächen oder Flüssen bewässert. Oben auf der windigen Höhe gedeiht nur Korn, Buchweizen, Klee und Gemüse; an den Talwänden jedoch wächst überall Wein. Die nach Osten zu gelegenen Talwände sind fast alle mit großen Massen jener Kalkfelsblöcke bedeckt, welche die englischen Geologen Bolderstones nennen, und die man im sekundären und tertiären Hügelland häufig findet. Die gewaltigen blauen Blöcke, zwischen denen grünes Gebüsch und junge Bäume emporwachsen,
bilden gar keinen üblen Kontrast zu den Wiesen des Tals und den Weinbergen des gegenüberliegenden Abhangs. Allmählich stieg ich in eins dieser kleinen Flußtäler hinab und verfolgte es eine Zeitlang. Endlich stieß ich auf eine Landstraße und damit auf Leute, von denen zu erfahren war, wo ich mich eigentlich befand. Ich war nah bei Malesherbes, halbwegs zwischen Orleans und Paris. Orleans selbst lag mir zu weit westlich; Nevers war mein nächstes Ziel, und so stieg ich wieder über den nächsten Berg direkt nach Süden zu. Von oben eine sehr hübsche Aussicht: zwischen waldigen Bergen das nette Städchen Malesherbes, an den Abhängen zahlreiche Dörfer, oben auf einem Gipfel das Schloß Chateaubriand. Und was mir noch lieber war: gegenüber, jenseits einer schmalen Schlucht, eine Departementalstraße, die sich direkt nach Süden zog. Es gibt nämlich in Frankreich dreierlei Straßen: die Staatsstraßen, früher königliche, jetzt Nationalstraßen genannt, schöne breite Chausseen, die die wichtigsten Städte miteinander verbinden. Diese Nationalstraßen, in der Umgegend von Paris nicht nur Kunst-, sondern wahre Luxusstraßen, prächtige, sechzig und mehr Fuß breite, in der Mitte gepflasterte Ulmenalleen, werden schlechter, schmaler und baumloser, je weiter man sich von Paris entfernt und je weniger Bedeutung die Straße hat. Sie sind dann stellenweise so schlecht, daß sie nach zwei Stunden mäßigen Regens für Fußgänger kaum noch zu passieren sind. Die zweite Klasse sind die Departementalstraßen, die Kommunikationen zweiten Rangs herstellend, aus Departementsfonds bestritten, schmaler und prunkloser als die Nationalstraßen. Die dritte Klasse endlich bilden die großen Vizinalwege1 (chemins de grande communication), aus Kantonalmitteln2 hergestellt, schmale, bescheidne Straßen, aber stellenweise in besserem Zustand als die größeren Chausseen. Ich stieg querfeldein direkt auf meine Departementalstraße los und fand zu meiner größten Freude, daß sie mit der unabänderlichsten Geradlinigkeit direkt nach Süden ging. Dörfer und Wirtshäuser waren selten; nach mehrstündigem Marsch traf ich endlich einen großen Pachthof, wo man mir mit der größten Bereitwilligkeit einige Erfrischungen vorsetzte, wofür ich den Kindern des Hauses einige Fratzen auf ein Blatt Papier zeichnete und sehr ernsthaft erklärte: dies sei der General Cavaignac, das sei Louis Napoleon, das Armand Marrast, Ledru-Rollin usw. zum Sprechen ähnlich. Die Bauern starrten die verzerrten Gesichter mit großer Ehrfurcht an, bedankten sich hoch erfreut und schlugen die frappant ähnlichen Porträts sogleich an die
1 Ortsverbindungswege - 2 Geldmittel, die aus dem Unterbezirk eines Arrondissements aufgebracht werden
Wand. Von diesen braven Leuten erfuhr ich auch, daß ich mich auf der Straße von Malesherbes nach Chäteauneuf an der Loire befinde, bis wohin ich noch etwa zwölf Lieues habe. Ich marschierte durch Puyseaux und ein andres kleines Städtchen, dessen Namen ich vergessen, und kam des Abends spät in Beilegarde an, einem hübschen und ziemlich großen Ort, wo ich übernachtete. Der Weg über das Plateau, das hier übrigens an vielen Orten Wein produziert, war ziemlich einförmig. Den nächsten Morgen ging's nach Chäteauneuf, noch fünf Lieues, und von da die Loire entlang auf der Nationalstraße von Orleans nach Nevers.
Unter blüh'nden Mandelbäumeffi. An der Loire grünem Strand, O wie lieblich ist's zu träumen, Wo ich meine Liebe fand^361! —
so singt gar mancher deutsche schwärmerische Jüngling und manche zarte germanische Jungfrau in den schmelzenden Worten Helmina von Chezys und der geschmolzenen Weise Carl Maria von Webers. Aber wer an der Loire Mandelbäume und sanfte, liebliche Liebesromantik sucht, wie sie anno zwanzig in Dresden Mode war, der macht sich schreckliche Illusionen, wie sie eigentlich nur einem deutschen Erbblaustrumpf in der dritten Generation erlaubt sind. Von Chäteauneuf über les Bordes nach Dampierre bekommt man diese romantische Loire fast gar nicht zu sehn. Die Straße geht in einer Entfernung von zwei bis drei Lieues vom Flusse über die Höhen, und nur selten sieht man in der Ferne das Wasser der Loire in der Sonne aufleuchten. Die Gegend ist reich an Wein, Getreide, Obst; nach dem Flusse zu sind üppige Weiden; der Anblick des waldlosen, nur von wellenförmigen Hügeln umgebnen Tals ist jedoch ziemlich einförmig. Mitten auf der Straße, nah bei einigen Bauernhäusern, traf ich eine Karawane von vier Männern, drei Weibern und mehreren Kindern, die drei schwerbeladene Eselskarren mit sich führten und auf offner Landstraße bei einem großen Feuer ihr Mittagsmahl kochten. Ich blieb einen Augenblick stehn: Ich hatte mich nicht getäuscht, sie sprachen deutsch, im härtesten oberdeutschen Dialekt. Ich redete sie an; sie waren entzückt, mitten in Frankreich ihre Muttersprache zu hören. Es waren übrigens Elsasser aus der Gegend von Straßburg, die jeden Sommer in dieser Weise ins Innere Frankreichs zogen und sich mit Korbflechten ernährten. Auf meine Frage, ob sie davon leben könnten, hieß es: „Ja,schwerlich, wenn mer alles kaufe müscht'; das Mehrscht werd g'bettelt." Allmählich kroch noch ein ganz alter Mann
aus einem der Eselskarren hervor, wo er ein vollständiges Bett hatte. Die ganze Bande hatte etwas sehr Zigeunerartiges in ihren zusammengebettelten Kostümen, von denen kein Stück zum andern paßte. Dabei schauten sie indes recht gemütlich drein und plauderten mir unendlich viel von ihren Fahrten vor, und mitten in der heitersten Schwatzhaftigkeit gerieten sich die Mutter und die Tochter, ein blauäugiges sanftes Geschöpf, beinahe in die struppigen roten Haare. Ich mußte bewundern, mit Welcher Allgewalt sich die deutsche Gemütlichkeit und Innigkeit auch durch die zigeunerhaftesten Lebens- und Kleidungsverhältnisse Bahn bricht, wünschte guten Tag und setzte meine Reise fort, eine Strecke lang begleitet von einem der Zigeuner, der sich vor Tisch das Vergnügen eines Spazierrittes auf der spitzknochigen Croupe eines magern Esels erlaubte. Den Abend kam ich nach Dampierre, einem kleinen Dorf nicht Weit von der Loire. Hier ließ die Regierung durch 300 bis 400 Pariser Arbeiter, Trümmer der ehemaligen Nationalwerkstätten[1151, einen Damm gegen die Überschwemmungen ausführen. Es Waren Arbeiter aller Art, Goldarbeiter, Metzger, Schuhmacher, Schreiner, bis herab zum Lumpensammler der Pariser Boulevards. Ich fand ihrer an die zwanzig im Wirtshause, wo ich die Nacht blieb. Ein robuster Metzger, der bereits zu einer Art Aufseherstelle vorgerückt war, sprach mit großem Entzücken von dem Unternehmen: Man verdiene 30 bis 100 Sous täglich, je nachdem man arbeite, 40 bis 60 Sous seien leicht zu machen, wenn man nur etwas anstellig sei. Er Wollte mich gleich in seine Brigade einrangieren; ich werde mich bald hineinfinden und gewiß schon in der zweiten Woche 50 Sous den Tag verdienen, ich könne mein Glück machen, und es sei Wenigstens noch für sechs Monat Arbeit da. Ich hatte nicht übel Lust, zur Abwechslung auf einen oder zwei Monate die Feder mit der Schaufel zu vertauschen; aber ich hatte keine Papiere, und da wäre ich schön angelaufen. Diese Pariser Arbeiter hatten ganz ihre alte Lustigkeit behalten. Sie betrieben ihre Arbeit, zehn Stunden täglich, unter Lachen und Scherzen, ergötzten sich in den Freistunden mit tollen Streichen und amüsierten sich abends damit, die Bauernmädchen zu „deniaisieren"1. Aber sonst Waren sie durch ihre Isolierung auf ein kleines Dorf gänzlich demoralisiert. Von Beschäftigung mit den Interessen ihrer Klasse, mit den die Arbeiter so nahe berührenden politischen Tagesfragen keine Spur. Sie schienen gar keine Journale mehr zu lesen. Alle Politik beschränkte sich bei ihnen auf die Erteilung von Spitznamen; der eine, ein großer, starker Lümmel, hieß Caussidiere,
der andre, ein schlechter Arbeiter und arger Trunkenbold, hörte auf den Namen Guizot, usw. Die anstrengende Arbeit, die verhältnismäßig gute Lebenslage und vor allem die Lostrennung von Paris und die Versetzung nach einem abgeschlossenen, stillen Winkel Frankreichs hatte ihren Gesichtskreis merkwürdig beschränkt. Sie standen schon im Begriff zu verbauern, und sie waren erst zwei Monate dort. Den nächsten Morgen kam ich nach (jien, und damit endlich ins Loiretal selbst. Gien ist ein kleines, winkliges Städtchen mit einem hübschen Quai und einer Brücke über die Loire, die hier an Breite kaum dem Main bei Frankfurt gleichkommt. Sie ist überhaupt sehr seicht und voller Sandbänke. Von Gien nach ßriare geht der Weg durch das Tal, ungefähr eine Viertelmeile von der Loire entfernt. Die Richtung geht nach Südost, und die Gegend nimmt allmählich einen südlichen Charakter an. Ulmen, Eschen, Akazien oder Kastanienbäume bilden die Allee; üppige Weiden und fruchtbare Felder, zwischen deren Stoppeln eine Nachernte des fettesten Klees aufschoß, mit langen Pappelreihen besetzt, machen die Talsohle aus; jenseits der Loire in duftiger Ferne eine Hügelreihe, diesseits dicht neben der Landstraße eine zweite, ganz mit Weinstöcken bepflanzte Kette von Anhöhen. Das Tal der Loire ist hier durchaus nicht auffallend schön oder romantisch, wie man zu sagen pflegt, aber es macht einen höchst angenehmen Eindruck; man sieht der ganzen reichen Vegetation das milde Klima an, dem sie ihr Gedeihen verdankt. Selbst in den fruchtbarsten Gegenden Deutschlands habe ich nirgends einen Pflanzenwuchs gefunden, der sich mit dem auf der Strecke von Gien bis Briare vergleichen könnte. Eh ich die Loire verlasse, noch ein paar Worte über die Bewohner der durchstreiften Gegend und ihre Lebensart. Die Dörfer bis vier, fünf Stunden von Paris können keinen Maßstab für die Dörfer des übrigen Frankreichs abgeben. Ihre Anlage, die Bauart der Häuser, die Sitten der Bewohner sind viel zu sehr von dem Geist der großen Metropole beherrscht, von der sie leben. Erst zehn Lieues von Paris, auf den abgelegnen Höhen, fängt das eigentliche Land an, sieht man wirkliche Bauernhäuser. Es ist bezeichnend für die ganze Gegend bis zu der Loire und bis nach Burgund hinein, daß der Bauer den Eingang seines Hauses möglichst vor der Landstraße versteckt. Auf den Höhen ist jeder Bauernhof von einer Mauer umgeben; man tritt ein durch ein Tor und muß im Hofe selbst die meist nach hinten zu gelegne Haustür erst suchen. Hier, wo die meisten Bauern Kühe und Pferde haben, sind die Bauernhäuser ziemlich groß; an der Loire dagegen, wo viel Gartenkultur getrieben wird und selbst wohlhabende Bauern wenig oder gar kein Vieh besitzen und die Viehzucht als
besondrer Erwerbszweig den größeren Grundbesitzern oder Pächtern überlassen bleibt, Werden die Bauernhäuser immer kleiner, oft so klein, daß man nicht begreift, wie eine Bauernfamilie mit ihrem Gerät und ihren Vorräten darin Platz findet. Auch hier indes ist der Eingang auf der der Straße abgekehrten Seite, und in den Dörfern haben fast nur die Schenken und Läden Türen nach der Straße zu. Die Bauern dieser Gegend führen meist trotz ihrer Armut ein recht gutes Leben. Der Wein ist, wenigstens in den Tälern, meist eignes Produkt, gut und wohlfeil (dies Jahr zwei bis drei Sous die Flasche), das Brot überall, mit Ausnahme der höchsten Gipfel, gutes Weizenbrot, dazu vortrefflicher Käse und herrliches Obst, das man in Frankreich bekanntlich überall zum Brote ißt. Wie alle Landbewohner verzehren sie wenig Fleisch, dagegen viel Milch, vegetabilische Suppen und überhaupt eine vegetabilische Nahrung von ausgezeichneter Qualität. Der norddeutsche Bauer, selbst wenn er bedeutend wohlhabender ist, lebt nicht den dritten Teil so gut wie der französische zwischen Seine und Loire. Diese Bauern sind ein gutmütiges, gastfreies, heiteres Geschlecht, dem Fremden auf jede mögliche Weise gefällig und zuvorkommend und im schlechtesten Patois noch echte, höfliche Franzosen. Trotz ihres im höchsten Grade entwickelten Eigentumssinnes für die von ihren Vätern dem Adel und den Pfaffen aberoberte Scholle, sind sie noch immer die Träger gar mancher patriarchalischen Tugend, besonders in den von den großen Straßen abseits gelegnen Dörfern. Aber Bauer bleibt Bauer, und die Lebensverhältnisse der Bauern hören keinen Augenblick auf, ihren Einfluß geltend zu machen. Trotz aller Privattugenden des französischen Bauern, trotz der entwickelteren Lebenslage, in der er sich gegen den ostrheinischen Bauern befindet, ist der Bauer in Frankreich, wie in Deutschland, der Barbar mitten in der Zivilisation. Die Isolierung des Bauern auf ein abgelegenes Dorf mit einer wenig zahlreichen, nur mit den Generationen wechselnden Bevölkerung, die anstrengende, einförmige Arbeit, die ihn mehr als alle Leibeigenschaft an die Scholle bindet und die vom Vater auf den Sohn stets dieselbe bleibt, die Stabilität und Einförmigkeit aller Lebensverhältnisse, die Beschränkung, in der die Familie das wichtigste, entscheidendste gesellschaftliche Verhältnis für ihn wird - alles das reduziert den Gesichtskreis des Bauern auf die engsten Grenzen, die in der modernen Gesellschaft überhaupt möglich sind. Die großen Bewegungen der Geschichte gehen an ihm vorüber, reißen ihn von Zeit zu Zeit mit sich fort, aber ohne daß er eine Ahnung hat von der Natur der bewegenden Kraft, von ihrer Entstehung, von ihrem Ziel.
Im Mittelalter, im siebenzehnten und achtzehnten Jahrhundert ging der Bewegung der Bürger in den Städten eine Bauernbewegung zur Seite, die aber fortwährend reaktionäre Forderungen aufstellte und, ohne für die Bauern selbst große Resultate herbeizuführen, nur die Städte in ihren Emanzipationskärnpfen unterstützte. In der ersten französischen Revolution traten die Bauern gerade solange revolutionär auf, als ihr allernächstes, handgreiflichstes Privatinteresse dies erforderte; solange, bis ihnen das Eigentumsrecht auf ihre bisher in feudalen Verhältnissen bebaute Scholle, die unwiederbringliche Abschaffung dieser Feudalverhältnisse und die Entfernung der fremden Armeen von ihrer Gegend gesichert war. Ais dies erreicht, kehrten sie sich mit der ganzen Wut blinder Habgier gegen die unverstandene Bewegung der großen Städte und namentlich gegen die Pariser Bewegung. Zahllose Proklamationen des Wohlfahrtsausschusses, zahllose Dekrete des Konvents, vor allem die über das Maximum und die Akkapareurs*362}, mobile Kolonnen und ambulante Guillotinen mußten gegen die eigensinnigen Bauern gerichtet werden. Und doch kam die Schreckensherrschaft, die die fremden Armeen vertrieb und den Bürgerkrieg erstickte, keiner Klasse so sehr zugut wie grade den Bauern. Als Napoleon die Bourgeoisherrschaft des Direktoriums stürzte, die Ruhe wiederherstellte, die neuen Besitzverhältnisse der Bauern befestigte und in seinem Code civil*90-1 sanktionierte und die fremden Armeen immer weiter von den Grenzen trieb, schlössen die Bauern sich ihm mit Begeisterung an und wurden seine Hauptstütze. Denn der französische Bauer ist national bis zum Fanatismus; la France1 hat für ihn eine hohe Bedeutung, seit er ein Stück Frankreich erbeigentümlich besitzt; die Fremden kennt er nur in der Gestalt verheerender Invasionsarmeen, die ihm den meisten Schaden zufügen. Daher der unbegrenzte nationale Sinn des französischen Bauern, daher sein ebenso unbegrenzter Haß gegen l'etranger2. Daher die Leidenschaft, mit der er 1814 und 1815 in den Krieg zog. Als die Bourbonen 1815 wiederkamen, als die vertriebne Aristokratie wieder Ansprüche auf den in der Revolution verlornen Grundbesitz erhob, sahen die Bauern ihre ganze revolutionäre Eroberung bedroht. Daher ihr Haß gegen die Bourbonenherrschaft, ihr Jubel, als die Julirevolution ihnen die Sicherheit des Besitzes und die dreifarbige Fahne wiederbrachte. Von der Julirevolution an hörte aber auch die Beteiligung der Bauern an den allgemeinen Interessen des Landes wieder auf. Ihre Wünsche waren erfüllt, ihr Grundbesitz war nicht länger bedroht, auf der Maine3 des Dorfes
1 Frankreich - 2 den Fremden - 3 dem Bürgermeisteramt
wehte wieder dieselbe Fahne, unter der sie und ihre Väter ein Vierteljahrhundert gesiegt. Aber wie immer genossen sie wenig Früchte ihres Sieges. Die Bourgeois begannen sogleich, ihre ländlichen Verbündeten mit aller Macht zu exploitieren. Die Früchte der Parzellierung und der Teilbarkeit des Bodens, die Verarmung der Bauern und die Hypothezierung ihrer Grundstücke hatten schon unter der Restauration angefangen zu reifen; nach 1830 traten sie in immer allgemeinerer, immer drohenderer Weise hervor. Aber der Druck, den das große Kapital auf den Bauern ausübte, blieb für ihn ein bloßes Privatverhältnis zwischen ihm und seinem Gläubiger; er sah nicht und konnte nicht sehen, daß diese immer allgemeiner, immer mehr zur Regel werdenden Privatverhältnisse allmählich zu einem Klassenverhältnis zwischen der Klasse der großen Kapitalisten und der der kleinen Grundbesitzer sich entwickelten. Es war nicht mehr derselbe Fall wie mit den Feudallasten, deren Entstehung längst vergessen, deren Sinn längst verloren, die nicht mehr Gegenleistung gegen erwiesene Dienste, die längst eine bloße, den einen Teil bedrückende Last geworden. Hier, bei der Hypothekarschuld, hat der Bauer oder doch sein Vater die Summe in harten Fünffrankentalern ausbezahlt erhalten; der Schuldschein und das Hypothekenbuch erinnern ihn Vorkommendenfalls an den Ursprung der Last; der Zins, den er zahlen muß, selbst die stets sich erneuernden, drückenden Nebenvergütungen für den Wucherer sind moderne bürgerliche Gefälle, die in ähnlicher Form alle Schuldner treffen; die Bedrückung geschieht in ganz moderner, zeitgemäßer Gestalt, und der Bauer wird genau nach denselben Rechtsprinzipien ausgesogen und ruiniert, unter denen allein ihm sein Besitz gesichert ist. Sein eigner Code civil, seine moderne Bibel, wird zur Zuchtrute für ihn. Der Bauer kann in dem Hypothekarwucher kein Klassenverhältnis sehn, er kann seine Aufhebung nicht verlangen, ohne zugleich seinen eignen Besitz zu gefährden. Der Druck des Wuchers, statt ihn in die Bewegung zu schleudern, macht ihn vollends verwirrt. Worin er allein Erleichterung sehen kann, ist Verminderung der Steuern. Als im Februar, dieses Jahres zum erstenmal eine Revolution gemacht wurde, in der das Proletariat mit selbständigen Forderungen auftrat, begriffen die Bauern nicht das mindeste davon. Wenn die Republik einen Sinn für sie hatte, so war es nur der: Verminderung der Steuern und hie und da vielleicht auch etwas von Nationalehre, Eroberungskrieg und Rheingrenze. Als aber in Paris am Morgen nach dem Sturz Louis-Philippes der Krieg zwischen Proletariat und Bourgeoisie losbrach, als die Stockung in Handel und Industrie auf das Land zurückwirkte, die Produkte des Bauern, in einem fruchtbaren Jahr ohnehin entwertet, noch mehr im Preise fielen und unverkäuflich
wurden, als vollends die Junischlacht bis in die entferntesten Winkel Frankreichs Schrecken und Angst verbreitete, da erhob sich unter den Bauern ein allgemeiner Schrei der fanatischsten Wut gegen das revolutionäre Paris und die nie zufriedenen Pariser. Natürlich! Was wußte auch der starrköpfige, bornierte Bauer von Proletariat und Bourgeoisie, von demokratisch-sozialer Republik, von Organisation der Arbeit, von Dingen, deren Grundbedingungen, deren Ursachen in seinem engen Dorf nie vorkommen konnten! Und als er hie und da durch die unsauberen Kanäle der Bourgeoisblätter eine trübe Ahnung von dem erhielt, worum es sich in Paris handelte, als die Bourgeois ihm das große Schlagwort gegen die Pariser Arbeiter zugeschleudert hatten: ce sont les partageurs1, es sind Leute, die alles Eigentum, allen Grund und Boden teilen wollen, da verdoppelte sich der Wutschrei, da kannte die Entrüstung der Bauern keine Grenzen mehr. Ich habe Hunderte von Bauern gesprochen in den verschiedensten Gegenden Frankreichs, und bei allen herrschte dieser Fanatismus gegen Paris und namentlich gegen die Pariser Arbeiter. „Ich wollte, dies verdammte Paris würde morgen am Tage in die Luft gesprengt" - das war noch der mildeste Segenswunsch. Es versteht sich, daß für die Bauern die alte Verachtung gegen die Städter durch die Ereignisse dieses Jahres nur noch vermehrt und gerechtfertigt wurde. Die Bauern, das Land muß Frankreich retten,' das Land produziert alles, die Städte leben von unserm Korn, kleiden sich von unserm Flachs und unsrer Wolle, wir müssen die rechte Ordnung der Dinge wiederherstellen; wir Bauern müssen die Sache in unsre Hand nehmen — das war der ewige Refrain, der mehr oder weniger deutlich, mehr oder weniger bewußt durch alles verworrene Gerede der Bauern durchklang. Und wie wollen sie Frankreich retten, wie wollen sie die Sache in ihre Hand nehmen? Indem sie Louis Napoleon Bonaparte zum Präsidenten der Republik wählen, einen großen Namen, getragen von einem winzigen, eitlen, verworrenen Toren! Bei allen Bauern, die ich gesprochen, war der Enthusiasmus für Louis Napoleon ebenso groß wie der Haß gegen Paris. Auf diese beiden Leidenschaften und auf das gedankenloseste, tierischste Verwundern über die ganze europäische Erschütterung beschränkt sich die ganze Politik des französischen Bauern. Und die Bauern haben über sechs Millionen Stimmen, über zwei Drittel aller Stimmen bei den Wahlen in Frankreich. Es ist wahr, die provisorische Regierung hat es nicht verstanden, die Interessen der Bauern an die Revolution zu fesseln, sie hat in dem Zuschlag von 45 Centimen auf die Gründsteuer, die hauptsächlich die Bauern traf,
einen unverzeihlichen, nie gutzumachenden Fehler begangen. Aber hätte sie auch die Bauern auf ein paar Monate für die Revolution gewonnen, im Sommer wären sie doch abgefallen. Die gegenwärtige Stellung der Bauern zur Revolution von 1848 ist nicht Folge von etwaigen Fehlern und zufälligen Verstößen; sie ist naturgemäß, sie ist in der Lebenslage, in der gesellschaftlichen Stellung des kleinen Grundeigentümers begründet. Das französische Proletariat, ehe es seine Forderungen durchsetzt, wird zuerst einen allgemeinen Bauernkrieg zu unterdrücken haben, einen Krieg, der selbst durch Niederschlagung aller Hypothekarschulden sich nur um kurze Zeit wird hinausschieben lassen. Man muß während vierzehn Tagen fast nur mit Bauern, Bauern der verschiedensten Gegenden, zusammengekommen sein, man muß Gelegenheit gehabt haben, überall dieselbe vernagelte Borniertheit, dieselbe totale Unkenntnis aller städtischen, industriellen und kommerziellen Verhältnisse, dieselbe Blindheit in der Politik, dasselbe Raten ins Blaue über alles, was jenseits des Dorfes liegt, dasselbe Anlegen des Maßstabs der Bauernverhältnisse an die gewaltigsten Verhältnisse der Geschichte wiederzufinden - man muß, mit einem Wort, die französischen Bauern gerade im Jahr 1848 kennengelernt haben, um den ganzen niederschlagenden Eindruck zu empfinden, den diese störrische Dummheit hervorbringt.
II Burgund
Briare ist ein altertümliches Städtchen an der Mündung des Kanals, der die Loire mit der Seine verbindet. Hier orientierte ich mich über die Route und fand es angemessener, statt über Nevers, über Auxerre nach der Schweiz zu gehn. Ich verließ also die Loire und wandte mich über die Berge nach Burgund zu. Der fruchtbare Charakter des Loiretals nimmt allmählich, aber ziemlich langsam ab. Man steigt unmerkbar und kommt erst fünf bis sechs Meilen von Briare, bei Saint-Sauveur und Saint-Fargeau, in die Anfänge des waldigen, viehzuchttreibenden Gebirgslandes. Der Bergrücken zwischen Yonne und Loire ist hier schon höher, und diese ganze westliche Seite des YonneDepartements ist überhaupt ziemlich gebirgig. In der Gegend von Toucy, sechs Lieues von Auxerre, hörte ich zuerst den eigentümlichen naiv-breiten Burgunder Dialekt, ein Idiom, das hier und im ganzen eigentlichen Burgund noch einen liebenswürdigen, angenehmen
Charakter hat, dagegen in den höheren Gegenden der Franche Comte einen schwerfälligen, plumpen, fast doktoralen Klang annimmt. Es ist wie der naive östreichische Dialekt, der sich allmählich in den groben oberbayrischen verwandelt. Das burgundische Idiom betont auf eine merkwürdig unfranzösische Weise stets die Silbe vor derjenigen, welche im guten Französisch den Hauptakzent hat, sie verwandelt das jambische Französisch in ein trochäisches und verdreht dadurch merkwürdig die feine Akzentuierung, die der gebildete Franzose seiner Sprache zu geben weiß. Aber wie gesagt, im eigentlichen Burgund klingt es noch recht nett und im Munde eines hübschen Mädchens sogar reizend: Mais, ma foi , monsieur, je vous demande ün peu .. J 1 Wenn man vergleichen kann, so ist überhaupt der Burgunder der französische Östreicher. Naiv, gutmütig, zutraulich im höchsten Grade, mit viel Mutterwitz innerhalb des gewohnten Lebenskreises, voll naiv komischer Vorstellungen über alles, was darüber hinausgeht, possierlich ungeschickt in ungewohnten Verhältnissen, stets unverwüstlich heiter — so sind diese guten Leute fast einer wie der andre. Man verzeiht dem liebenswürdig gutherzigen burgundischen Bauern noch am allerersten seine gänzliche politische Nullität und seine Schwärmerei für Louis Napoleon. Die Burgunder haben übrigens unleugbar eine stärkere Beimischung deutschen Bluts als die weiter westlich wohnenden Franzosen; die Haare und der Teint sind heller, die Gestalt etwas größer, namentlich bei den Frauenzimmern, der scharfe kritische Verstand, der schlagende Witz nimmt schon bedeutend ab und wird ersetzt durch ehrlicheren Humor und zuweilen durch einen leisen Anflug von Gemütlichkeit. Aber das französische heitre Element herrscht noch bedeutend vor, und an sorglosem Leichtsinn gibt der Burgunder keinem nach. Die westliche Berggegend des Yonne-Departements lebt hauptsächlich von der Viehzucht. Aber der Franzose ist überall ein schlechter Viehzüchter, und diese burgundischen Rinder fallen gar dünn und klein aus. Doch wird neben der Viehzucht noch viel Kornbau getrieben und überall ein gutes Weizenbrot gegessen. Die Bauernhäuser nehmen hier auch schon einen deutschern Charakter an; sie werden wieder größer und vereinigen Wohnung, Scheune und Ställe unter einem Dach; doch ist auch hier die Tür noch meist seitwärts von der Straße oder ganz von ihr abgekehrt. An dem langen Abhang, der nach Auxerre hinunterführt, sah ich die ersten Burgunder Reben, zum großen Teil noch belastet mit der unerhört reichen Traubenernte des Jahres 1848. An manchen Stöcken sah man fast gar keine Blätter vor lauter Trauben.
Auxerre ist ein kleines, unebenes, von innen nicht sehr ansehnliches Städtchen mit einem hübschen Quai an der Yonne und einigen Ansätzen zu jenen Boulevards, ohne die ein französischer Departementshauptort nun einmal nicht sein kann. Zu gewöhnlichen Zeiten muß es gar still und tot sein, und der Präfekt der Yonne muß die Pflichtbälle und Abendessen, die er unter Ludwig Philipp den Notabein des Ortes zu geben hatte, mit wenig Kosten bestritten haben. Aber jetzt war Auxerre belebt, wie es nur einmal im Jahre belebt ist. Wenn der Bürger Denjoy, Volksrepräsentant, der sich in der Nationalversammlung so sehr darüber skandalisierte, daß bei dem demokratisch-sozialen Bankett von Toulouse das ganze Lokal rot dekoriert war, wenn dieser brave Bürger Denjoy mit mir nach Auxerre gekommen wäre, er hätte vor Entsetzen Krämpfe bekommen. Hier war nicht ein Lokal, hier war die ganze Stadt rot dekoriert. Und welches Rot! Das unzweifelhafteste, unverhüllteste Blutrot färbte die Mauern und Treppen der Häuser, die Blusen und Hemden der Menschen; dunkelrote Ströme füllten sogar die Rinnsteine und befleckten das Pflaster, und eine unheimlich schwärzliche, rotschäumende Flüssigkeit wurde von bärtigen, unheimlichen Männern in großen Zubern über die Straßen getragen. Die rote Republik schien mit allen ihren Greueln zu herrschen, die Guillotine, die Dampfguillotine schien in Permanenz zu sein, die buveurs de sang1, von denen das „Journal des Debats" so schauerliche Sagen zu berichten weiß, feierten hier offenbar ihre kannibalischen Orgien. Aber die rote Republik von Auxerre war sehr unschuldig, es war die rote Republik der burgundischen Weinlese, und die Blutsäufer, die das edelste Erzeugnis dieser roten Republik mit so großer Wollust verzehren, sind niemand anders als die Herren honetten Republikaner selbst, die großen und kleinen Bourgeois von Paris. Und der ehrenwerte Bürger Denjoy hat in dieser Beziehung auch seine roten Gelüste trotz dem Besten. Wer nur in dieser roten Republik die Taschen voll Geld gehabt hätte! Die Lese von 1848 war so unendlich reich, daß nicht Fässer genug gefunden werden konnten, um all den Wein aufzunehmen. Und dabei von einer Qualität - besser als 46er, ja vielleicht besser als 34er! Von allen Seiten strömten die Bauern herzu, um den noch übrigen 47er zu Spottpreisen - zu 2 Franken die Feuillette" von 140 Litern guten Weins - aufzukaufen; zu allen Toren kamen Wagen auf Wagen mit leeren Fässern herein, und doch wurde man nicht fertig. Ich habe selbst gesehn, wie ein Weinhändler in Auxerre mehrere Fässer 47er, ganz guten Weins, auf die Straße auslaufen ließ, um nur Fassung zu bekommen für den neuen Wein, der der Speku
1 Blutsäufer - 2 Fäßchen, altfranzösisches Weinmaß
lation allerdings ganz andre Aussichten bot. Man versicherte mir, dieser Weinhändler habe in wenig Wochen auf diese Weise bis zu vierzig große Fässer (füts) auslaufen lassen. Nachdem ich in Auxerre mehrere Schoppen des Alten sowohl wie des Neuen zu mir genommen, zog ich über die Yonne den Bergen des rechten Ufers zu. Die Chaussee geht das Tal entlang; ich nahm indes die alte, kürzere Straße über die Berge. Der Himmel war bedeckt, das Wetter unfreundlich, ich selbst war müde, und so blieb ich im ersten Dorf, einige Kilometer von Auxerre über Nacht. Am nächsten Morgen brach ich in aller Frühe und mit dem herrlichsten Sonnenschein von der Welt auf. Der Weg führte zwischen lauter Weinbergen hindurch über einen ziemlich hohen Bergrücken. Aber für die Mühe des Steigens belohnte mich oben der prachtvollste Uberblick. Vor mir die ganze hügelige Abdachung bis zur Yonne, dann das grüne, wiesenreiche und pappelbepflanzte Yonnetal mit seinen vielen Dörfern und Bauernhöfen; dahinter das steingraue Auxerre, an die jenseitige Bergwand gelehnt; überall Dörfer, und überall, soweit das Auge reichte, Reben, nichts als Reben, und der schimmerndste, warme Sonnenschein, nur in der Ferne durch feinen Herbstduft gemildert, ausgegossen über diesen großen Kessel, in dem die Augustsonne einen der edelsten Weine kocht. Ich weiß nicht, was es ist, das diesen französischen, durch keine ungewöhnlich schönen Umrisse ausgezeichneten Landschaften ihren eigentümlich reizenden Charakter verleiht. Es ist freilich nicht diese oder jene Einzelheit, es ist das Ganze, das Ensemble, das ihnen einen Stempel der Sättigung aufdrückt, wie man ihn selten anderswo findet. Der Rhein und die Mosel haben schönere Felsengruppierungen, die Schweiz hat größere Kontraste, Italien ein volleres Kolorit, aber kein Land hat Gegenden von einem so harmonischen Ensemble wie Frankreich. Mit einer ungewöhnlichen Befriedigung schweift das Auge von dem breiten, üppigen Wiesental zu den bis auf den höchsten Gipfel ebenso üppig mit Reben bewachsenen Bergen und zu den zahllosen Dörfern und Städten, die aus dem Laubwerk der Obstbäume sich erheben* Nirgends ein kahler Fleck, nirgends eine störende unwirtbare Stelle, nirgends ein rauher Fels, dessen Wände dem Pflanzenwuchs unzugänglich wären. Überall eine reiche Vegetation, ein schönes sattes Grün, das in eine herbstlich-bronzierte Schattierung übergeht, gehoben durch den Glanz einer Sonne, die noch im halben Oktober heiß genug brennt, um keine Beere am Weinstock unreif zu lassen. Ich ging noch etwas weiter, und eine zweite, ebenso schöne Aussicht eröffnete sich vor mir. Tief unten, in einem engeren Talkessel, lag Saint-Bris,
ein kleines, ebenfalls nur von Weinbau lebendes Städtchen. Dieselben Details wie vorhin, nur näher zusammengerückt. Weiden und Gärten unten im Tal um das Städtchen, Reben ringsum an den Wänden des Kessels, nur an der Nordseite umgeackerte oder mit grünem Stoppelklee bedeckte Felder und Wiesen. Drunten in den Straßen von Saint-Bris dasselbe Getriebe wie in Auxerre; überall Fässer und Keltern, und die ganze Einwohnerschaft unter Lachen und Scherzen beschäftigt, Most zu keltern, in die Fässer zu pumpen oder in großen Kufen über die Straße zu tragen. Dazwischen wurde Markt gehalten; in den breiteren Straßen hielten Bauernwagen mit Gemüse, Korn und andern Felderzeugnissen; die Bauern mit ihren weißen Zipfelmützen, die Bäuerinnen mit ihren Madrastüchern um den Kopf drängten sich schwatzend, rufend, lachend zwischen die Winzer; und das kleine SaintBris bot ein lebendiges Getreibe dar, daß man glaubte, in einer großen Stadt zu sein. Jenseits Saint-Bris ging's wieder einen lang hingezogenen Berg hinauf. Aber diesen Berg erstieg ich mit ganz besonderm Vergnügen. Hier war alles noch in der Weinlese begriffen, und eine burgundische Weinlese ist ganz anders lustig als selbst eine rheinländische. Auf jedem Schritt fand ich die heiterste Gesellschaft, die süßesten Trauben und die hübschesten Mädchen; denn hier, wo von drei zu drei Stunden ein Städtchen liegt, wo die Einwohner vermöge ihres Weinhandels viel mit der übrigen Welt in Verkehr sind, hier herrscht schon eine gewisse Zivilisation, und niemand nimmt diese Zivilisation rascher an als die Frauenzimmer, denn sie haben die nächsten und augenfälligsten Vorteile davon. Es fällt keiner französischen Städterin ein zu singen: Wenn ich doch so hübsch war Wie die Mädchen auf dem Land! Ich trüg *nen gelben Strohhut Und ein rosenrotes BandJ365^ Im Gegenteil, sie weiß viel zu gut, daß sie der Stadt, der Entziehung aller groben Arbeiten, der Zivilisation und ihren hundert Reinlichkeitsmitteln und Toilettenkünsten die ganze Ausbildung ihrer Reize verdankt; sie weiß, daß die Mädchen auf dem Land, selbst wenn sie nicht schon von ihren Eltern jene, dem Franzosen so schreckliche Grobknochigkeit ererbt haben, die der Stolz der germanischen Race ist, doch durch die anstrengende Feldarbeit im glühendsten Sonnenschein wie im heftigsten Regen, durch die Erschwerung der Reinlichkeit, durch die Abwesenheit aller Mittel der körperlichen Ausbildung, durch das zwar sehr ehrwürdige, aber ebenso unbeholfene und geschmacklose Kostüm meistens zu plumpen, wackelnden, in grellen Farben
komisch aufgeputzten Vogelscheuchen werden. Die Geschmäcke sind verschieden; unsre deutschen Landsleute halten es meist mehr mit der Bauerntochter, und sie mögen nicht unrecht haben: allen Respekt vor dem Dragonertritt einer handfesten Viehmagd und besonders vor ihren Fäusten; alle Ehre dem grasgrün und feuerrot gewürfelten Kleide, das sich um ihre gewaltige Taille schlingt; alle Achtung vor der Tadellosigkeit der Ebene, die von ihrem Nacken bis zu ihren Fersen geht und ihr von hinten das Ansehn eines mit buntem Kattun überzogenen Brettes gibt! Aber die Geschmäcke sind verschieden, und darum möge der von mir differierende, obgleich darum nicht minder ehrenwerte Teil meiner Mitbürger mir verzeihen, wenn die reingewaschenen, glattgekämmten, schlankgewachsenen Burgunderinnen von Saint-Bris und Vermanton einen angenehmeren Eindruck auf mich machten als jene naturwüchsig schmutzigen, struppigen, molossischen Büffelkälber zwischen Seine und Loire, die einen wie vernagelt anstarren, wenn man eine Zigarette dreht, und mit Geheul davonlaufen, wenn man sie in gutem Französisch nach dem rechten Wege fragt. Man wird mir also gern glauben, daß ich mehr mit den Winzern und Winzermädchen Trauben essend, Wein trinkend, plaudernd und lachend im Greise lag, als den Berg hinaufmarschierte, und daß ich in derselben Zeit wie diesen unbedeutenden Hügelrücken, den Blocksberg oder gar die Jungfrau hätte besteigen können. Um so mehr, als man sich an Weintrauben alle Tage sechzigmal sattessen kann und also an jedem Weinberge den besten Vorwand hat, sich mit diesen ewig lachenden und gefälligen Leuten beiderlei Geschlechts in Verbindung zu setzen. Aber alles hat ein Ende, und so auch dieser Berg. Es war schon Nachmittag, als ich den andern Abhang herunterstieg in das reizende Tal der Cure, eines kleinen Nebenflusses der Yonne, nach dem Städtchen Vermanton, das noch schöner liegt als Saint-Bris. Bald hinter Vermanton aber hört die schöne Gegend auf. Man nähert sich allmählich dem höheren Rücken des Faucillon, der die Flußgebiete der Seine, Rhone und Loire voneinander scheidet. Von Vermanton steigt man mehrere Stunden, geht über ein langes unfruchtbares Plateau, auf dem schon der Roggen, Hafer und Buchweizen den Weizen mehr oder weniger vertreiben.1
Geschrieben Ende Oktober bis November 1848. Nach dem Manuskript.
Beilagen
Marx/Engels, Werke, Bd. 5

1 [Aufruf des Mainzer Arbeiterbildungsvereins an alle Arbeiter Deutschlands zur Gründung von Arbeitervereinen und zur Vorbereitung eines Arbeiterkongresses13661]
[„Seeblätter" Nr. 89 vom 13. April 1848]
An alle Arbeiter Deutschlands! Brüder und Arbeiter! Wollen wir nicht abermals die Meistbetrogenen sein, nicht ferner auf eine lange Reihe von Jahren hinaus durch eine kleine Zahl ausgebeutet, verachtet und niedergetreten werden, so dürfen wir keinen Augenblick verlieren, keine Minute in Untätigkeit verstreichen lassen. Vereinzelt, wie bisher, sind wir schwach, obgleich wir Millionen zählen. Vereinigt und organisiert werden wir dagegen eine unwiderstehliche Macht bilden. Drum, Brüder, überall in Städten und Dörfern Arbeitervereine gebildet, in denen unsere Verhältnisse erörtert, Maßregeln zur Abänderung unserer jetzigen Lage vorgeschlagen, Vertreter aus der Arbeiterklasse ins deutsche Parlament namhaft gemacht, erwählt und alle übrigen Schritte getan werden, die zur Wahrung unserer Interessen nötig sind. Sämtliche Arbeitervereine Deutschlands müssen ferner so schnell als möglich miteinander in Verbindung treten und darin bleiben. Wir schlagen Euch vor, Mainz vorläufig zum Mittelpunkte für sämtliche Arbeitervereine zu wählen und mit dem unterzeichneten Vorstande in Korrespondenz zu treten, damit wir uns über einen gemeinsamen Plan verständigen und sobald als möglich auf einer Zusammenkunft von Abgeordneten aller Vereine den Sitz des Zentralkomitees etc. definitiv bestimmen können. Wir erwarten die Briefe unfrankiert, wie wir unsererseits an die Vereine unfrankiert schreiben werden. Mainz, am 5. April 1848 Der Bildungsverein für Arbeiter in Mainz Im Namen des Vorstandes: Der Sprecher Der Schreiber Wallau Cluß Adresse: An das Sekretariat des BildungsVereins für Arbeiter in Mainz zu Händen des Herrn Adolph Cluß. Mainz, Franziskanergasse Nr. 156x/a.
2 [Sitzungsprotokoll der Kölner Gemeinde des Bundes der Kommunisten vom 11. Mai 184813671]
Sitzung Mai 11/48
Präsident Marx fragt Gottschalk, welches seine Meinung oder seinen Beschluß sei in Hinsicht des B[un]d[es]: welche Stellung er, Gottschalk, jetzt dem B[un]d gegenüber jetzt einzunehmen gedächte. Gottschalk erklärt seinen gegebenen Austritt zu wiederholen, da durch die Umwälzungen in den jetzigen Verhältnissen auch eine Umgestaltung der B[un]d [es]-Statuten verlangte und unter den bisherigen Statuten seine persönliche Freiheit gefährdet sei; erklärt aber, daß er in allen Fällen, wo der B[un]d seine Wirksamkeit wünschen sollte, er unter der gegebenen Bedingung seine Wirksamkeit vollständigst gewähren würde.
Hv Bürgers, Präsident Jos. Moll, Sekretär
Nach dem Manuskript.
Gerichtliche Untersuchung gegen die ,,Neue Rheinische Zeitung"
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 38 vom 8. Juli 18481 *Köln, 7. Juli. Der Gerant der „Neuen Rheinischen Zeitung", Korff, und ihr Redakteur en chef, Karl Marx, wurden gestern auf dem Instruktionsamt vernommen, beide beschuldigt der Beleidigung resp. Verleumdung der bei der Verhaftung Annekens funktionierenden Herrn Gendarmen und des Herrn Oberprokurator Zweiffei. Um 4 Uhr begann das Verhör. Nach Schluß desselben, ungefähr 6 Uhr, begleiteten der Instruktionsrichter und der Staatsprokurator Hecker die Inkulpaten in das Redaktionslokal, wo mit Zuziehung eines Polizeikommissars Haussuchung stattfand, um das Manuskript und so den Verfasser des angeschuldigten Artikels ausfindig zumachen. Es fand sich ein Zettel von unbekannter Handschrift vor, der indes nicht die
Kopie des inkulpierten Artikels1 enthielt. Dieser Zettel wurde zu den Anklageakten gegen Marx und Genossen gelegt. Es scheint nach letzterm Ausdruck, daß man der Redaktion en masse2 den Prozeß machen will, obgleich der Gerant Korff, der die Zeitung allein unterschreibt, natürlich auch die gerichtliche Verantwortlichkeit übernimmt.
4 Gerichtliche Verfolgung der »Neuen Rheinischen Zeitung"
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 53 vom 23. Juli 1848] *Köln, 22. Juli. Heute morgen war der Redakteur en chef der „Neuen Rheinischen Zeitung", Karl Marx, abermals vor den Instruktionsrichter geladen, um wegen des inkriminierten Artikels über die Verhaftung des Herrn Anneke verhört zu werden. Der Gerant der Zeitung, H. Korff, war diesmal nicht mitgeladen.
5 [Anzeige über die Einberufung des rheinischen Kreiskongresses der demokratischen Vereine13681]
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 66 vom 5. August 1848] *Köln, 4. August. Nach Beschluß des demokratischen Kongresses zu Frankfurt^228!, welcher Köln zum Vorort für die preußische Rheinprovinz bestimmt und die dortigen demokratischen Vereine beauftragt hat, einen Kreiskongreß zur Organisation der demokratischen Partei in der Provinz zusammenzuberufen, ladet der Zentralausschuß der hiesigen Vereine^3691 alle in der Rheinprovinz bestehenden Vereine mit demokratischer Tendenz ein, Abgeordnete zu diesem Kongresse zu ernennen, Welcher Sonntag, den 13. August, hier stattfinden wird. Die Deputierten haben sich zu melden im obern Saale des Stollwerkschen Lokals.
Der Zentralausschuß der drei demokratischen Vereine in Köln Schneider II, Marx (Für die Demokratische Gesellschaft) Moll, Schapper Becker, Schützendorf (Für den Arbeiterverein) (Für den Verein für Arbeiter und Arbeitgeber)
In einem Augenblick, wo unter der Firma von wandelnden „konstitutionellen" Kongressen die Reaktion ihre Kräfte im ganzen Staate mustert und zusammenzieht, braucht den Demokraten die Notwendigkeit eines energischen Entgegenwirkens nicht ausführlicher entwickelt zu werden. Sie haben bloß von denselben Freiheiten Gebrauch zu machen, deren sich der Verein „Mit Gott für König und Vaterland" und seine Zweigvereine erfreuen.
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Die gerichtliche Verfolgung gegen die „Neue Rheinische Zeitung"
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 66 vom 5. August 1848] X Köln, 4. August. Unsre Verwickelungen mit dem öffentlichen Ministerium gehen ihren Gang. Am vorigen Montag war der Gerant Korff wieder vor den Instruktionsrichter geladen, und gestern waren zwei unsrer Redakteure, Dronke und Engels, als Zeugen zitiert. Dronke ist auf einige Zeit abwesend, Engels erschien, wurde jedoch nicht eidlich vernommen, da man vermutet, daß der neulich in unsren Büros konfiszierte Zettel von seiner Handschrift ist, und es also möglich ist, daß auch er in die Anklage verwickelt wird. Man sieht, das öffentliche Ministerium ist nicht damit zufrieden, daß der Gerant als verantwortlicher Herausgeber fungiert. Es soll der Redakteur en chef impliziert, es soll der Verfasser des fraglichen Artikels entdeckt, es sollen die Redakteure, von denen jeder der Verfasser des fraglichen Artikels sein kann, veranlaßt werden, gegeneinander, ja möglicherweise gegen sich selbst Zeugnis abzulegen.
7 [Aus dem Protokoll der Generalversammlung der Demokratischen Gesellschaft in Köln am 11. August 1848]
[„Der Wächter am Rhein" 2. Dutzend, Nr. 2 vom 25. August 1848] Nach Verlesung und Genehmigung des Protokolls der vorigen Generalversammlung auf Verordnung des provisorischen Präsidenten Marx, verliest Herr Wolff den Protest an die deutsche Nationalversammlung wegen der Teilung Polens1, welcher mit Freude begrüßt und mit Akklamation angenommen wird. Herr Riüinghausen vindiziert dem Herrn Marx das ihm neuerdings durch die preußische Regierung bestrittene Staatsbürgerrecht2 aus vielen Gründen. Er hält es für das beste, die Regierung zur Zurücknahme dieses ungesetzlichen und durchaus lächerlichen Schrittes durch eine Deputation morgen zu veranlassen, und im Falle die Regierung dies nicht wolle, einen Protest über solches Handeln direkt an den Minister zu richten1305^ Nach Verlesung des Protestes wird derselbe angenommen und im Falle der Nichtzurücknahme der Verweigerung des Bürgerrechts für Marx zur Unterschrift heute abend aufgelegt. Herr Marx entwickelt noch näher die Gründe des Unrechts der gegen ihn gefaßten Maßregel, welche durch den Beifall der ganzen Versammlung als schlagend anerkannt werden. Die Verhältnisse, weshalb die Regierung das Bürgerrecht verweigerte, sind eigentlich die, daß man früher vergeblich versucht hat, ihn für die Regierung zu gewinnen. Herr Engels bringt eine neue fatale Polizeimaßregel gegen Schapper3 zur Sprache, wodurch derselbe mit Ausweisung bedroht wird. Er bespricht den Übergriff der Polizei, wobei er besonders hervorhebt, daß Schapper als Nassauer Bürger jedenfalls das Recht hat, als Deutscher betrachtet zu werden, und nach dem Beschlüsse der Frankfurter Nationalversammlung als solcher sich in allen 38 deutschen Staaten aufhalten darf. Als Deputierte, die Angelegenheit von Marx und Schapper dem Regierungspräsidenten und Polizeidirektor vorzutragen und eine Zurücknahme der betreffenden Beschlüsse zu erwirken, werden erwählt: Rittinghausen, Schneider und Bürgers. Der Deputierte Gladbach, mit stürmischem Beifall bei seinem Erscheinen begrüßt, setzt des weiteren auseinander, daß weder von der Berliner noch von der Frankfurter Versammlung Heil zu erwarten sei.
1 Siehe vorl. Band, S. 488/489 - 2 siehe vorl. Band, S. 382-385 - 3 siehe vorl. Band, S. 364/365
Herr Engels hebt hervor, wie gerade Gladbach sich immer durch Freisinnigkeit, Kühnheit und besonders durch den energischen Protest hinsichts des Verfahrens gegen die Schleswig-Holsteiner in Spandau1 ausgezeichnet habe. Hierauf wird dem Herrn Gladbach ein dreimaliges Lebehoch gebracht.
n ö [Protest der Demokratischen Gesellschaft in Köln gegen die Einverleibung Posens in den Deutschen Bund]
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 74 vom 13. August 1848] *Köln, 12. August. Die Demokratische Gesellschaft von Köln hat folgenden Protest bei der Nationalversammlung eingelegt: Hohe Nationalversammlung! Die Demokratische Gesellschaft zu Köln, in Erwägung: 1. daß das im Freiheitskampf begriffene Deutschland andere Nationalitäten nicht unterdrücken, sondern in ihrem Streben nach Freiheit und Selbständigkeit fördern will; 2. daß die Freiwerdung Polens eine Existenzfrage für Deutschland ist; 3. daß den Polen ihre Freiheit und nationale Selbständigkeit von drei Despoten allerdings wiederholt geraubt; 4. daß seit 1792 alle Attentate gegen Polen und alle Teilungen desselben von der Reaktion stets gegen die Freiheit von ganz Europa gerichtet und andererseits jedesmal, wenn eine Freimachung der Völker eintrat, auch auf Wiederherstellung Polens gedrungen worden; 5. daß selbst der Fünfzigerausschuß jeden Anteil an dem wider Polen begangenen Frevel im Namen des deutschen Volkes mit Entrüstung zurückgewiesen und die Pflicht des letzteren, zur Herstellung eines selbständigen Polens mitzuwirken, klar ausgesprochen; 6. daß sogar der König von Preußen nach der Märzrevolution, durch die öffentliche Meinung gezwungen, die Reorganisation Posens feierlich zugesagt ; 7. daß demungeachtet die, freilich aus indirekten Wahlen hervorgegangene Nationalversammlung zu Frankfurt in der Sitzung vom 27. Juli c.2 die Einverleibung von drei Vierteln des Großherzogtums Posen in das
1 Siehe vorl. Band, S. 169/170 und 180-183 - - courant - des laufenden (Jahres)
noch gar nicht existierende deutsche Reich beschlossen und sich dadurch einer neuen Teilung Polens und der nämlichen Verhöhnung der Freiheit wie der Wiener Kongreß und der deutsche Bundestag schuldig gemacht; 8. daß jedoch der gesunde Teil des deutschen Volkes an dem Zertreten der polnischen Nationalität zu Gunsten der Reaktion und im Interesse einer Anzahl preußischer Bürokraten, Gutsbesitzer und Schacherseelen keinen Teil haben will und kann; beschließt in ihrer heutigen Sitzung: gegen den von der deutschen Nationalversammlung am 27. Juli c. bezüglich des Großherzogtums Posen gefaßten Beschluß feierlich zu protestieren und vor Deutschland, Polen und ganz Europa gegen diese lediglich zum Vorteil der reaktionären Partei in Preußen, Rußland und Ostreich beliebte Einverleibung hiermit energische Verwahrung einzulegen. Die Demokratische Gesellschaft Im Auftrage: Das Komitee
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Die gerichtliche Untersuchung gegen die „Neue Rheinische Zeitung"
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 74 vom 13. August 1848] * Köln, 12. August. Die interessanten Beziehungen unserer Zeitung zu dem öffentlichen Ministerium nehmen noch immer ihren Fortgang. Gestern war wieder einer unserer Redakteure, Ernst Dronke, als Zeuge vor den Instruktionsrichter geladen. Eine eidliche Vernehmung fand nicht statt, da eine Denunziation vorlag, daß Dronke am Abend nach der Verhaftung Annekes bei dessen Frau gewesen und dort Notizen über die Verhaftung gesammelt habe. Auf die Frage des Zeugen, gegen wen die Anklage gerichtet sei, wurde die Bezeichnung „Marx und Genossen" dahin erläutert, daß man den verantwortlichen Geranten Korff nur eventuell, den Redakteur en chef, Karl Marx, dagegen als mutmaßlichen Verfasser des inkriminierten Artikels zur Verantwortung zu ziehen wünsche. Dronke erklärte übrigens, daß er sich nicht verpflichtet halte, die Wahrheit zu sagen, da er als Redakteur möglicherweise bei der Autorschaft des Artikels kompliziert sein könne und nicht gegen sich selbst Zeugnis ablege.
10 [Berichte über das Auftreten von Marx im Wiener Demokratischen Verein am 28. August 1848]
[„Neue Rheinische Zeitung" \I . CtA C O 1_ _ 1CMQ1 iNr. yi vom j. oepiernber iö4öj •{•Wien, 29.August. In der gestrigen Versammlung des Demokratischen Vereins wurde darüber beraten, ob der Verein zum Sturze des Ministers Schwarzer oder vielmehr zum Sturze des ganzen Ministeriums Doblhoff beim Kaiser oder Reichstag Schritte tun solle. Herr Julius Fröbel und Herr Marx waren als Gäste zugegen und beteiligten sich beide von verschiedenen Standpunkten aus an der Debatte. Herr Julius Fröbel war der Ansicht, der Verein müsse sich deshalb an den Kaiser wenden, während Herr Marx behauptete, das demokratische Prinzip befinde sich im Reichstag. Niemand wundert sich hier, daß die Berliner „theoretischen" sogenannten Demokraten sich praktisch mit den Fürsten zu »vereinbaren" suchen. I„Der Radikale" Nr. 64 vom 3I.August 1848] Wien, 30. August. Die Sitzung des Demokratischen Vereines vom 28. d. [Mts.] gehört zu den interessantesten und wichtigstenunsererTagesgeschichte. Unter den anwesenden Gästen erwähnen wir den bekannten politischen Schriftsteller Julius Fröbel und den Herausgeber der „Neuen Rheinischen Zeitung", Herrn Karl Marx; beide Männer sind durch ihr eigentümliches Schicksal von Bedeutung geworden. Auch als Schriftsteller nehmen sie eine bestimmte Stellung ein, die für Deutschland von Wichtigkeit ist... Herr Marx meinte, es sei gleichgültig, wer Minister sei, denn es handelte sich jetzt auch hier - wie in Paris - um den Kampf zwischen der Bourgeoisie und dem Proletariat. Seine Rede war sehr geistvoll, scharf und belehrend...
11 [Berichte über die Rede von Marx im Ersten Wiener Arbeiterverein am 30. August 1848]
[„Die Constitution" Nr. 133 vom 1. September 1848] ... Herr Dr.Marx redet über die Arbeiter, namentlich deutsche Arbeiter im Auslande. — Die Nationalwerkstätten und die letzte Arbeiterrevolution in Paris. Er spricht aus, daß die deutschen Arbeiter stolz sein können, daß eine
bedeutende Anzahl der Deportierten Landsleute sind. — Die Chartisten in England, die letzten Bewegungen derselben. England und die vollständige Emanzipation der Arbeiter Europas. Belgien. Herr Dr.Stifft jun.: Über die heutigen Zustände. Die Stellung und Zukunft der Arbeiter... [„Der Volksfreund" Nr. 109 vom 3. September 1848] ... Dr. Marx, Redakteur der „ [Neuen] Rheinischen Zeitung", begrüßt den Verein und macht es sich zur Ehre, auch in Wien vor einem Arbeitervereine zu sprechen, wie er es bereits in Paris, in London und in Brüssel getan...
12 [Bericht über den Vortrag von Marx über Lohnarbeit und Kapital in der Versammlung des Ersten Wiener Arbeitervereins am 2. September 1848]
[„Die Constitution" Nr. 136 vom 5. September 1848] ... Herr Dr.Marx hält einen längeren Vortrag über Lohnarbeit und Kapital. Er sagt in der Einleitung, alle Revolutionen sind soziale Revolutionen. Das Kapital besteht nicht aus Geld, sondern aus Rohstoffen, Produktionsinstrumenten und Lebensprodukten; die Lohnarbeit macht das Kapital den Erzeugnissen gegenüber. Die Behauptung, daß das Interesse des Kapitalisten und des Lohnarbeiters dasselbe sei, ist falsch. Mit der Teilung der Arbeit wächst die Konkurrenz unter den Arbeitern, es sinkt der Lohn; noch vielmehr aber durch das Maschinenwesen. Die Produktionskosten bestimmen den Arbeitslohn. Die Zivilisation vermehrt nicht das Wohlbefinden der Arbeiter, sondern bewirkt das Gegenteil. Es wachsen die Steuern und die Preise der Lebensbedürfnisse. Der Redner spricht noch über angewandte Heilmittel und deren Unzulänglichkeit, als z.B. Malthus* Übervölkerungstheorie. Die Armenhäuser Englands. Die industrielle Erziehung. Abschaffung der Schutzzölle und Steuern. Schließlich spricht er aus, daß die Verhältnisse sich verbessern müssen, weil die Arbeiter nicht alle als Arbeiter gebraucht, sondern teilweise erhalten werden...
13 [Erwiderung der „Neuen Rheinischen Zeitung" auf die Berliner Korrespondenz der „Breslauer Zeitung" vom 29. August 1848]
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 93 vom 3. September 1848]
Erwiderung Die „Breslauer Zeitung"13531 läßt sich in Nr. 201 aus Berlin schreiben, Ritter Schnapphahnskit370] habe eine Menge Aktien auf die „Neue Rheinische Zeitung" genommen und deshalb hätten die Feuilletonartikel über ihn aufgehört, weil eine Zeitung unmöglich gegen ihre eignen Aktionäre polemisieren könne. Die angeblich demokratische „Düsseldorfer Zeitung" hat sich gemüßigt gesehen, diese Insinuation in ihre Spalten aufzunehmen. Mag in Berlin gefabelt werden was da will, eine schlesische Zeitung mußte wissen, daß diese Behauptung eine Lüge war und warum sie es war. Die perfide Insinuation kommt aber leider zu spät. Schon Nr.92 der „Neuen Rheinischen Zeitung", die längst vor Ankunft der Nr.201 der „Breslauer Zeitung" ausgegeben wurde, enthält die Fortsetzung des besagten Feuilletons. Die „Neue Rheinische Zeitung" ist übrigens ein Parteiblatt und hat bereits hinlänglich den Beweis geliefert, daß sie nicht käuflich ist. Die Geranten der „Neuen Rheinischen Zeitung"
14 Gerichtliche Verfolgung der „Neuen Rheinischen Zeitung"
[„Neue Rh eimsche Zeitun"" Nr. 95 vom 6. September 1848] * Köln, 5.September. Gestern war abermals einer unserer Redakteure, Friedrich Engels, in der Untersuchung gegen Marx und Genossen vor den Instruktionsrichter geladen, diesmal indes nicht als Zeuge, sondern als Mitbeschuldigter. Die Voruntersuchung ist geschlossen, und wenn das öffentliche Ministerium keine weitern Anträge macht, so wird binnen kurzem die Ratskammer zu entscheiden haben, ob Marx, Engels und Korff wegen Beleidigung resp. Verleumdung des Herrn Oberprokurators Zweiffei und der sechs Herren Gendarmen vor den Assisen zu erscheinen haben.
15 Volksversammlung und Sicherheitsausschuß
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 103 vom 15. September 1848] * Köln, 14.September. Wir kommen auf die gestrige Volksversammlung und ihre Resultate zurück, da diese in unserer Stadt ziemlich viel Aufsehen erregt haben. Die Volksversammlung wurde bald nach 12 Uhr auf dem Frankenplatz durch Herrn W. Wolff eröffnet, der den Zweck der Berufung kurz angab und Herrn H. Bürgers zum Präsidenten vorschlug. Herr Bürgers, mit Akklamation angenommen, bestieg die Tribüne und gab das Wort wieder Herrn Wolff, der nun die Bildung eines Sicherheitsausschusses als Vertretung für die in den bestehenden gesetzlichen Behörden nicht vertretenen Teile der Bevölkerung Kölns vorschlug. Herr F.Engels unterstützte den Vorschlag, desgleichen die Herren H. Becker und E. Dronke. Der Vorschlag wurde von der mindestens 5000-6000 Menschen starken Versammlung unter stürmischem Beifall und mit allen gegen fünf Stimmen angenommen, nachdem auf wiederholte Aufforderung sich kein Gegner dagegen gemeldet hatte. Es wurde dann die Zahl der Mitglieder des Ausschusses auf 30 festgesetzt und diese 30 erwählt.*371! Da sich unter diesen auch die beiden Verhafteten Gottschalk und Anneke befinden, so wurden für diese noch zwei Stellvertreter erwählt. Herr F.Engels schlug hierauf folgende Adresse an die Berliner Versammlung vor:
An die Versammlung zur Vereinbarung der preußischen Verfassung in Berlin. Die unterzeichneten Bürger Kölns, in Erwägung: daß die Versammlung zur Vereinbarung der preußischen Verfassung dem Ministerium die Pflicht auferlegt hat, den am 9. August beschlossenen Erlaß betreffs der reaktionären Bestrebungen der Offiziere zur Beruhigung des Landes sowie zur Vermeidung eines Bruchs mit der Versammlung ohne weiteres ergehen zu lassen1; daß das Ministerium Auerswald-Hansemann infolge dieses Beschlusses seine Entlassung genommen und der König den eben gestürzten Reichsminister Beckerath mit Bildung eines neuen Ministeriums beauftragt hat;
daß Herr Beckerath keineswegs die nötigen Garantien für Ausführung des Beschlusses der Versammlung bietet, vielmehr bei der bekannten kontrerevolutionären Gesinnung dieses Mannes sogar der Versuch einer Auflösung der Versammlung zu erwarten steht; daß eine vom Volk gewählte Versammlung zur Vereinbarung der Verfassung zwischen König und Volk nicht einseitig aufgelöst werden kann, weil sonst die Krone nie ht neben, sondern über der Versammlung stände; daß die Auflösung der Versammlung somii ein Staatsstreich sein würde; fordern die Versammlung auf, bei einem Versuch zur Auflösung der Versammlung ihre Pflicht zu tun und ihre Plätze selbst der Gewalt der Bajonette gegenüber zu behaupten.
Diese Adresse wurde einstimmig angenommen und darauf die Versammlung aufgehoben. Obwohl auf den höheren Teilen des Platzes zahlreiche Abgesandte des Bürgervereins[74:i standen, und obwohl behauptet wird, daß mehrere bekannte „Heuler" ihr möglichstes taten, für Geld und gute Worte Skandalmacher zu gewinnen, obwohl ferner die Polizei in Zivil ziemlich zahlreich vertreten war, so hatte die Versammlung doch Takt genug, jede Ruhestörung zu unterdrücken. Inzwischen saßen die Herren Befehlshaber der Bürgerwehr auf dem Rathause und berieten, was zu tun sei, denn, meinten einige, es werde jedenfalls Unruhen setzen. Mitten in der Beratung ging die Tür auf, und herein stürzten die Führer des Bürgervereins, mit der Erklärung, der Sicherheitsausschuß sei der erste Schritt zur Revolution, Köln sei in Gefahr, die rote Republik sei auf dem Punkte, proklamiert zu werden, und wenn die Bürgerwehr allein nicht ausreichte, die Ordnung zu erhalten, so stelle sich der Bürgerverein mit Gut und Blut zur Verfügung des Herrn von Wittgenstein! Herr V.Wittgenstein war so klug, dies Anerbieten abzulehnen und ebenfalls keine Bürgerwehr unter die Waffen zu rufen. Die Folgen zeigten, wie recht die Bürgerwehr diesmal hatte. Damit nicht zufrieden, hatten die Herren vom Bürger verein noch während der Volksversammlung einen „Protest" anschlagen lassen, den wir unten mitteilen. Der Protest, der nicht unterschrieben war, war binnen fünf Minuten von allen Ecken spurlos verschwunden. Gegen Abend erschien er wieder als Flugblatt mit fetter Schrift, in der Druckerei der „Kölnischen Zeitung" gedruckt und an die Abonnenten dieses Blattes verteilt. Diesmal hatte er folgende erheiternde Einleitung: Köln, 13. September 1848 Die sogenannten Demokraten wollen die durch die jüngsten Beschlüsse der Versammlungen zu Frankfurt und Berlin hervorgerufene Aufregung ausbeuten, um das immer mehr verlorene Terrain wiederzugewinnen und um jeden Preis einen Konflikt
herbeizuführen. Zu dem Ende wird auch die am U.d.M. hier in Köln vorgefallene Reibung zwischen Militär und Bürgern*3^ auf eine maßlose Weise in ihrer Wichtigkeit und Gefährlichkeit mit planmäßiger Übertreibung dargestellt und zu frevelhaften Zwecken mißbraucht. Heute morgen wurde sogar durch einen Maueranschlag eine Volksversammlung unter freiem Himmel auf 12 Uhr zusammenberufen, und diese Versammlung hat wirklich die in einem vorgelegten Verzeichnisse im voraus vorgeschlagenen und verabredeten Personen durch Zuruf zu einem Sicherheitsausschusse gewählt. Es unterliegt keinem Zweifel, daß niemand eine solche aus einer zufällig versammelten Volksmasse hervorgegangene, mit Umgehung der bestehenden Autorität ausgerufene Behörde anerkennen darf, und daß die Mitglieder dieses Ausschusses, falls sie als solche zu handeln sich anmaßen, sofort dem Gesetze verfallen. Inzwischen ist es besser, Verbrechen zu verhindern, als dieselben zu bestrafen, wenn sie vielleicht mit großen Opfern vollbracht sind. Darum ist es Pflicht, alle Bürger zu warnen und auf die vorhandene Gefahr aufmerksam zu machen. Zu dem Ende ist nachfolgender Protest nebst Aufforderung erlassen: Protest Die Bildung eines Sicherheitsausschusses ist der erste Schritt zur Revolution. Wer wahre Freiheit und Ordnung will, wird aufgefordert, die bestehenden Autoritäten mit aller Kraft zu unterstützen, den strafbaren Bestrebungen einer Minorität entgegenzutreten und gegen die Bildung eines Sicherheitsausschusses zu protestieren. Insbesondere werden alle Bürgerwehrmänner aufgefordert, ihre Pflicht zu erfüllen, Gesetz und Ordnung mit Kraft zu schützen. Die vorgespiegelte Gefahr von Seiten des Militärs ist beseitigt, und die wirkliche Gefahr wird durch die Bildung eines Sicherheitsausschusses herbeigeführt. Mehrere Vorstandsmitglieder des Kölner Bürgervereins Der Sicherheitsausschuß hat sich gestern abend konstituiert und vor allen Dingen diesen heitern Protest zu den Akten genommen, womit die Herrn vom Bürgerverein wohl beruhigt sein werden. Er hat einen Präsidenten, einen Sekretär und drei Mitglieder eines Vollziehungsausschusses erwählt, ferner eine Zuschrift an den Regierungspräsidenten, die Kommandantur, den Stadtrat und das Kommando der Bürgerwehr beschlossen, worin er diesen Behörden seine Konstituierung anzeigt und ihnen erklärt, er werde mit allen gesetzlichen Mitteln die Aufgabe verfolgen, wo möglich im Einvernehmen mit den Behörden, die Ruhe aufrechtzuerhalten, zugleich aber über die Erhaltung der Volksrechte zu wachen. Er beschloß ferner, dies in einem Maueranschlag an die Einwohner Kölns auszusprechen. Wir werden beide Aktenstücke morgen mitteilen. Heute morgen haben sich die Gemüter schon etwas beruhigt. Man lacht über die gestrige Angst, die in dem Ausschuß eine provisorische Regierung,
ein comite de salut public1, eine Konspiration für die rote Republik, kurz, alles mögliche sah, nur nicht das, was er wirklich ist: ein vom Volk direkt und öffentlich gewähltes Komitee, das sich die Vertretung der Interessen des in den gesetzlichen Behörden nicht vertretenen Teils der Bevölkerung zur Aufgabe stellt, das nur auf gesetzlichem Wege verfährt und dem es nicht einfällt, irgendeine andere Autorität usurpieren zu wollen, als den moralischen Einfluß, den das freie Assoziationsrecht, die Gesetze und das Vertrauen seiner Wähler ihm gestatten.
16 Volksversammlung in Worringen
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 106 vom 19. September 1848] * Köln, 18. September. Gestern fand bei Worringen eine große Volksversammlung statt. Von Köln waren fünf oder sechs große Rheinkähne, jeder mit ein paar hundert Menschen, die rote Fahne voraus, den Rhein hinabgefahren. Von Neuß, Düsseldorf, Krefeld, Hitdorf, Frechen und Rheindorf waren mehr oder minder zahlreiche Deputationen anwesend. Die Versammlung, auf einer Wiese am Rheine abgehalten, zählte mindestens 6000 bis 8000 Menschen. Karl Schapper von Köln wurde zum Präsidenten, Friedrich Engels von Köln zum Sekretär ernannt. Auf Anfrage des Vorsitzenden erklärte sich die Versammlung mit allen gegen eine Stimme für die Republik, und zwar für die demokratisch-soziale, für die rote Republik. Auf den Vorschlag von Ernst Dronke von Köln wurde dieselbe Adresse an die Berliner Versammlung, die vorigen Mittwoch auf dem Frankenplatz in Köln beschlossen worden (worin die Versammlung aufgefordert wurde, im Falle einer Auflösung selbst der Gewalt der Bajonette nicht zu weichen)2, auch von der Worringer Versammlung einstimmig angenommen. Auf den Vorschlag von Joseph Moll von Köln wurde der in Köln in öffentlicher Volksversammlung erwählte Sicherheitsausschuß anerkannt und auf Antrag eines Mitgliedes der Versammlung demselben ein dreimaliges Hoch gebracht. Auf den Vorschlag von Friedrich Engels von Köln wurde folgende Adresse einstimmig beschlossen: An die deutsche Nationalversammlung in Frankfurt. Die hier versammelten deutschen Reichsbürger erklären hiermit, daß sie, wenn aus der Widersetzlichkeit der preußischen Regierung gegen
1 Wohlfahrtsausschuß - 2 siehe vorl. Band, S. 493/494
die Beschlüsse der Nationalversammlung und der Zentralgewalt ein Konflikt zwischen Preußen und Deutschland entstehen sollte, sie mit Gut und Blut zu Deutschland stehen werden. Worringen, den 17.September 1848 Auf den Antrag von Schultes aus Hitdorf wurde beschlossen, daß die „Kölnische Zeitung"[104] nicht die Interessen der Rheinprovinz vertritt. Es sprachen außerdem noch W. Wolff von Köln, F. Lassalle von Düsseldorf, Esser von Neuß, Weyll, Wächter, Becker und Reichhelm von Köln, Wallraf von Frechen, Müller, Mitglied des Worringer Arbeitervereins, Leven von Rheindorf, Imandt von Krefeld. Den Schluß der Sitzung bildete eine kurze Ansprache von Henry Brisbane von New York, dem bekannten Redakteur der demokratisch-sozialistischen „New York Tribüne". Im Laufe der Sitzung wurde aus sicherer Quelle mitgeteilt, daß man beabsichtige, „am Dienstag die 27ger wieder nach Köln rücken zu lassen, die übrigen Bataillone des Regiments ebenfalls herbeizuziehen, die Soldaten zu Streitigkeiten mit den Bürgern zu veranlassen, bei dieser Gelegenheit die Stadt in Belagerungszustand zu erklären, die Bürgerwehr zu entwaffnen und uns kurz und gut nach Mainzer Manier1 zu behandeln". Für den Fall, daß diese Nachricht wirklich begründet sei, daß es zu einem Zusammenstoß kommen sollte, haben die anwesenden Bewohner der Umgegend den Kölnern ihre Hülfe zugesagt. In der Tat warten die Worringer nur der Aufforderung, zu erscheinen. Dies zur Notiz für den Exbürgerwehrkommandanten Herrn Wittgenstein.
17 [Beschluß der Volksversammlung in Köln im Zusammenhang mit dem Aufstand in Frankfurt]
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 110 vom 23. September 1848]
Um Nachdruck wird gebeten! PROKLAMATION! Die in einer Volksversammlung zu Köln am 20. September zusammengetretenen Reichsbürger in Erwägung, daß der Beschluß der Frankfurter Nationalversammlung vom 16. über Genehmigung des ehrlosen Waffenstillstandes mit Dänemark
1 Siehe vorl. Band, S. 18
32 Marx/Engels, Werke, Bd. 5
ein Verrat an dem deutschen Volke und der Ehre der deutschen Waffen ist, erklären: Art. 1. Die Mitglieder der Frankfurter sogenannten Nationalversammlung, mit Ausnahme derjenigen, welche sich dem Volke bereit erklärt haben auszutreten, sind Volksverräter; Art. 2. Die Frankfurter Barrikadenkämpfer haben sich um das Vaterland wohl verdient gemacht. Diese Proklamation ist durch Maueranschläge und durch die Presse möglichst zu verbreiten.
Beiträge zur Unterstützung der Insurgenten und deren Familien wird die Expedition der „Neuen Rheinischen Zeitung" in Empfang nehmen.
18 [Mitteilung der Geranten der „Neuen Rheinischen Zeitung" über das Verbot des Blattes]
Extrablatt vom 28. September 1848] AN UNSERE GEEHRTEN ABONNENTEN! Durch den für Köln eingetretenen Belagerungszustand, wo die Feder dem Säbel untergeordnet sein muß, ist der „NEUEN RHEINISCHEN ZEITUNG" verboten zu erscheinen und kann dieselbe ihren Verpflichtungen den geehrten Abonnenten gegenüber vorerst nicht nachkommen. Wir dürfen indessen hoffen, daß der exzeptionelle Zustand nur wenige Tage noch fortdauern wird, und werden wir dann im Laufe des Monats Oktober unser Blatt in vergrößertemFormat, von neuen kräftigen Mitteln unterstützt, unsern Abonnenten um so pünktlicher zugehen lassen können, da wir binnen kurzem den Druck mittelst einer neuen Schnellpresse besorgen lassen werden. Köln, den 28. September 1848 DIE GERANTEN
19 Einladung zum Abonnement auf die ,,Neue Rheinische Zeitung''
[„Neue Rheinische Zeitung" Extrablatt vom 3. Oktober 18481 Die „Neue Rheinische Zeitung", welche von der bewaffneten Reaktion während des Belagerungszustandes der Stadt Köln auf die unverantwortlichste Weise für einige Tage unterdrückt wurde, wird, nachdem dieser Zustand am heutigen Tage wieder aufgehoben worden ist, aufs neue mit Energie und Besonnenheit die demokratischen Interessen des gesamten Volkes vertreten. Dies ist gerade jetzt um so nötiger, als wir alle gesehen haben, mit welcher kecken Rücksichtslosigkeit die bewaffnete Reaktion in der jüngsten Zeit den mit Recht errungenen Freiheiten des Volkes gegenübergetreten ist. Indem wir hiermit den Anhängern der Demokratie diese Mitteilung machen, fordern wir sie zu recht zahlreichem Abonnement für das jetzt beginnende 4. Quartal auf, da die ohnehin von vielen Seiten angefeindeten demokratischen Blätter insbesondere der lebhaften Teilnahme ihrer Anhänger bedürfen. Abonnementspreis für Köln per Quartal 1 Taler, 15 Silbergroschen. Außerhalb Köln in Preußen 1 Taler, 24 Silbergroschen, 6 Pfennige. Außer Preußen mit Zuschlag des fremden Zeitungsportos. Insertionen: die vierspaltige Petitzeile oder deren Raum 1 Silbergroschen, 6 Pfennige. Köln, den 3. Oktober 1848 H. Korff, Gerant der „Neuen Rheinischen Zeitung"
20 [Steckbrief gegen Friedrich Engels und Heinrich Bürgers]
[„Kölnische Zeitung" Nr. 271 vom 4. Oktober 1848] Steckbrief. Die hier unten signalisierten Personen haben sich der wegen Verbrechen, vorgesehen in den Artikeln 87,91 und 102 des Strafgesetzbuchs, eingeleiteten Untersuchung durch die Flucht entzogen. Auf Grund des von dem Instruktionsrichter hierselbst erlassenen Vorführungsbefehls ersuche ich
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daher alle Behörden und Beamten, die es angeht, auf dieselben zu vigilieren und sie im Betretungsfalle zu verhaften und mir vorführen zu lassen. Köln, S.Oktober 1848 Für den Ober-Prokurator: Der Staats-Prokurator Hecker
Signalement. I. Namen: Joh. Heim. Gerhard Bürgers
II. Namen: Friedrich Engels; Stand: Kaufmann; Geburts- und Wohnort: Barmen; Religion: evangelisch; Alter: 27 Jahre; Größe: 5 Fuß 8 Zoll; Haare ..„J A 1— J..„I„N.I J. CJ.:— —A K.T , J uuu. riugcnui aucn. uuiiKciuiunu, »~>iii n. gcwuiuuiui, nugcn. gl au, ixasc unu. Mund: proportioniert; Zähne: gut; Bart: braun; Kinn und Gesicht: oval; Gesichtsfarbe: gesund; Statur: schlank.
21 [Artikel der,,Neuen Rheinischen Zeitung" über die Ausweisung von Engels und Dronke aus Belgien und die »schwarze Liste6 der Kölner Polizei]
[„Neue Rheinische Zeitung" Nr. 116 vom M.Oktober 1848] * Köln, 13. Oktober. Ein sehr wohlunterrichteter Freund in Brüssel schreibt uns: „Engels und Dronke wurden nur verhaftet und im Zellenwagen über die Grenze transportiert, weil sie unvorsichtig genug waren, ihre Namen zu nennen. Ein Arbeiter aus Köln, Schmitz, der bei der Befreiung Wächters tätig gewesen sein soll, teilte dasselbe Geschick. Die Brüsseler Polizei besaß nämlich eine lange Liste von Leuten, die aus Köln geflüchtet. So war die belgische Polizei auch genau über die angebliche Teilnahme von Schmitz an Wächters Befreiung unterrichtet." Ist der kommissarische Polizeidirektor Herr Geiger vielleicht über den Verfasser und Expedienten dieser schwarzen Liste unterrichtet?
22 [Aus dem Protokoll der Komiteesitzung des Kölner Arbeitervereins am 16. Oktober 1848 mit der Rede von Marx anläßlich der Übernahme der Präsidentschaft und der Ereignisse in Wien]
[„Zeitung des Arbeitervereins zu Köln" Nr. 40 vom 22. Oktober 1848] Der provisorische Präsident, B[ürger] Röser, erklärte, daß Dr.Marx auf die Bitte der vom Vereine an ihn abgesandten Deputation, sich an die Spitze unseres Vereines zu stellen, eingegangen, er ersuche ihn daher, seinen Platz einzunehmen. Dr. Marx: Seine Stellung zu Köln sei prekär. Die Antwort, die er von dem Exminister Kühlwetter erhalten auf sein Renaturalisationsgesuch, gleiche einem versteckten Ausweisungsbefehl. Er würde dagegen allerdings Protest bei der Nationalversammlung einlegen. Andererseits sei er eines angeblichen Preßvergehens wegen vor die Assisen verwiesen. Überdem sei er durch die einstweilige Zersprengung des Redaktionskomitees der „Neuen Rheinischen Zeitung" mit Arbeiten überhäuft. Nichtsdestoweniger sei er bereit, provisorisch bis zur Freilassung Dr. Gottschalks dem Wunsche der Arbeiter nachzukommen. Regierung und Bourgeoisie müßten sich überzeugen, daß ihren Verfolgungen zum Trotz sich immer Leute fänden, bereit, sich den Arbeitern zur Verfügung zu stellen. Dr. Marx spricht dann ausführlicher über die revolutionäre Wirksamkeit der deutschen Arbeiter im Auslande und hebt schließlich die ausgezeichnete Rolle hervor, die sie in der neuesten Wiener Revolution spielen. Er schlägt daher eine Adresse an den Wiener Arbeiterverein vor. (Mit Akklamation angenommen.) ... Der Antrag des Präsidenten (die Geschäftsordnung betreffend) ging dahin, daß die erste Stunde im Interesse der Gesellschaft (d.h. über ihre inneren und auswärtigen Angelegenheiten), die zweite über soziale und politische Fragen diskutiert und die Sitzung um halb 9 Uhr eröffnet würde. (Angenommen.)..,
23 [Aus dem Protokoll der allgemeinen Versammlung des Kölner Arbeitervereins am 22. Oktober 1848 unter dem Vorsitz von Marx]
[„Freiheit, Brüderlichkeit, Arbeit" Nr. 2 vom 29. Oktober 1848] Der Präsident Dr.Marx eröffnet die Sitzung mit einigen Bemerkungen über das System der indirekten Wahl. B[ürger] Röser: Wir haben eine Aufforderung erhalten, den am 26. ds. [Mts.] in Berlin stattfindenden demokratischen Kongreß[351] zu beschicken. Es entsteht jedoch hierbei die Frage, ob der Arbeiterverein für sich allein oder in Verbindung mit dem demokratischen Vereine jemand hinsenden solle. In der letzten Komiteesitzung Ihres Vereines entschied man sich für das erstere, nämlich selbständig zu handeln, jedoch bleibt dies der Genehmigung der Versammlung vorbehalten und ist bei Annahme desselben auch wesentlich der Kostenpunkt zu berücksichtigen. Deswegen stelle ich den Antrag: Daß wir für uns allein einen Deputierten wählen und zur Deckung der Kosten uns eine freiwillige Steuer auferlegen. Der Antrag wird angenommen und als Minimum der Steuer 1 Silbergroschen festgesetzt... B[ürger] Beust wird als Deputierter zum Kongreß in Berlin vorgeschlagen und gewählt. Der Präsident Dr. Marx und Vizepräsident B[ürger] Röser werden als solche von der Versammlung bestätigt...
24 [Bericht von Marx über die Ereignisse in Wien in der Komiteesitzung des Kölner Arbeitervereins am 6. November 1848]
I„Freiheit, Brüderlichkeit, Arbeit" Nr. 6 vom 12. November 1848] ... Prfäsident] Dr.Marx macht eine kurze Mitteilung über die Ereignisse in Wien und hebt namentlich hervor, wie es nur durch den vielfachen Verrat der dortigen Bourgeoisie dem Windischgrätz möglich werden konnte, die Stadt zu nehmen...
Anhang und Register

Anmerkungen
1 Die „Forderungen der Kommunistischen Partei in Deutschland" schrieben Marx und Engels in der Zeit vom 21. bis 29.März 1848 in Paris. Sie bildeten das politische Programm des Bundes der Kommunisten in der beginnenden deutschen Revolution. Die „Forderungen der Kommunistischen Partei in Deutschland" wurden Ende März 1848 als Flugblatt gedruckt und Anfang April in den demokratischen Zeitungen „Berliner ZeitungsHalle", „Mannheimer Abendzeitung", „Trier'sehe Zeitung" und „Deutsche Allgemeine Zeitung" veröffentlicht; außerdem wurden sie den in die Heimat zurückkehrenden Mitgliedern des Bundes der Kommunisten als Direktive ausgehändigt. Im Verlaufe der Revolution waren Marx und Engels sowie deren Anhänger bestrebt, die Volksmassen mit diesem programmatischen Dokument bekannt zu machen. Vor dem 10. September wurden die „Forderungen" in Köln als Flugblatt gedruckt und durch Mitglieder des Kölner Arbeitervereins in einer Reihe von Orten der Rheinprovinz verbreitet. Mit Ausnahme unwesentlicher stilistischer Varianten unterscheidet sich der Text dieses Flugblattes, der unserem Abdruck zugrunde liegt, von dem im April 1848 veröffentlichten Text nur in der Formulierung des 10. Punktes, wo die Worte „an die Regierung zu fesseln" durch „an die Revolution zu knüpfen" ersetzt wurden. Auf dem zweiten demokratischen Kongreß in Berlin im Oktober 1848 machte der Delegierte des Kölner Arbeitervereins, Beust, im Namen der Kommission für die Lösung sozialer Fragen den Vorschlag, ein Programm von Maßnahmen anzunehmen, das fast völlig den „Forderungen" entlehnt war. Im November und Dezember wurden in den Sitzungen des Kölner Arbeitervereins die einzelnen Punkte (insbesondere I und 4) der „Forderungen" erörtert. Ende 1848 wurden die „Forderungen" auch in einer Sammlung politischer Flugschriften von Weller in Leipzig in gekürzter Form herausgegeben. Weggelassen war die Losung am Anfang des Dokuments, der zweite Absatz von Punkt 9, der letzte Satz von Punkt 10 und in der Unterschrift die Worte „Das Komitee". 3
2 Der Brief von Marx und Engels an Etienne Cabet und die Erklärung gegen die Deutsche demokratische Gesellschaft werden nach der Photokopie des Manuskripts veröffentlicht, die dem Institut für Marxismus-Leninismus in Moskau vom Historischen Museum in Montreuil (Frankreich, Departement Seine) zur Verfügung gestellt wurde. Aus der Tatsache, daß die Erklärung und der Brief von Engels' Hand stammen, kann man schließen, daß beide Dokumente Ende März 1848 nach der Ankunft von Engels in Paris verfaßt wurden. In dieser Zeit führten Marx und Engels sowie andere Mitglieder der Zentralbehörde des Bundes der Kommunisten einen Kampf gegen die Deutsche
demokratische Gesellschaft, deren Führer Herwegh und Bornstedt beabsichtigten, mit Hilfe einer in Frankreich organisierten bewaffneten Legion in Deutschland eine republikanische Ordnung aufzurichten. Im Zusammenhang mit diesem abenteuerlichen Plan wurde der ehemalige Redakteur der „Deutschen-Brüsseler-Zeitung", Bornstedt, am 16. März aus dem Bund der Kommunisten ausgeschlossen. Auf Initiative der Führer des Bundes der Kommunisten wurde Anfang März 1848 in Paris der Klub deutscher Arbeiter gegründet, dessen Statut von Marx ausgearbeitet wurde. Marx und Engels strebten danach, mit Hilfe dieses Klubs die deutschen Arbeiteremigranten inParis zusammenzufassen, ihnen dieTaktik des Proletariats in der bürgerlichdemokratischen Revolution zu erläutern und entgegen den abenteuerlichen Plänen Herweghs und Bornstedts die Einzelrückkehr der deutschen Arbeiter in die Heimat zu organisieren. 6 3 „Le Popviaire de 1841~ - Propagandaorgan des friedlichen utopischen ikarischen Kommunismus; es erschien von 1841 bis 1852 in Paris und wurde bis 1849 von Etienne Gäbet redigiert; diesen Titel erhielt die Zeitung zum Unterschied von dem radikalen Wochenblatt „Populaire", das Gäbet von 1833 bis 1835 herausgegeben hatte. 6 286 4 Der Brief von Marx wurde in „L'Alba" am 29. Juni 1848 mit nachstehender einleitenden Bemerkung der Redaktion abgedruckt: „Wir veröffentlichen folgenden Brief, den wir aus Köln erhalten haben, um zu zeigen, welche Gefühle die edlen Deutschen gegenüber Italien hegen und wie heiß sie wünschen, brüderliche Bande zwischen dem italienischen und dem deutschen Volk zu knüpfen, die beide von den europäischen Despoten aufeinandergehetzt wurden." Ein Teil des Antwortbriefes der Redaktion „L'Alba", unterschrieben von L. Alinari, erscheint in dem Artikel „Auswärtige deutsche Politik" (siehe vorl. Band, S. 156). „L'Alba" - italienische demokratische Zeitung, die von 1847 bis 1849 in Florenz unter der Redaktion von Lafarina erschien. 8 5 „Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie" -Tageszeitung, die unter der Redaktion von Karl Marx vom I.Juni 1848 bis 19. Mai 1849 in Köln herausgegeben wurde. Sofort nach ihrer Rückkehr aus der Emigration bereiteten Marx und Engels die Ausgabe einer großen revolutionären Tageszeitung vor. Als Aufenthaltsort wählten sie Köln, die Hauptstadt der Rheinprovinz, eines der ökonomisch und politisch entwickeltsten Gebiete Deutschlands mit einem starken Proletariat. Im Rechtswesen galt hier der bürgerliche Code Napoleon, der eine größere Pressefreiheit garantierte als das feudalabsolutistische preußische Landrecht. Mit dem Titel „Neue Rheinische Zeitung" knüpften Marx und Engels an die revolutionären Traditionen der von Marx 1842 bis 1843 redigierten „Rheinischen Zeitung" an. Das neue Organ, das die Volksmassen ganz Deutschlands in der Revolution führen sollte, wurde gegen den Widerstand einiger Demokraten und Kommunisten (Bürgers, Heß und anderen) geschaffen, die unter dem gleichen Namen eine lokale Kölner Zeitung herausgeben wollten. Im April und Mai 1848 vertrieben Marx und Engels Zeitungsaktien, wählten Korrespondenten aus und stellten Beziehungen zu demokratischen Zeitungen anderer Länder her. Gleichzeitig mit dem Vertrieb der Zeitungsaktien versuchten Marx' und Engels* Anhänger in verschiedenen Städten Deutschlands Gemeinden des Bundes der Kommunisten zu bilden. Aber wie aus Briefen von Mitgliedern des Bundes (W. Wolff, Dronke, Schapper, Born und anderen) ersichtlich ist, schlugen diese Versuche fehl, weil die deutschen Arbeiter noch unorganisiert und politisch wenig gebildet waren» Marx, Engels und ihre Anhänger
trugen dem Rechnung und traten als linker, wirklich proletarischer Flügel der Demokratie auf. Diese Situation bestimmte auch die Richtung der „Neuen Rheinischen Zeitung", die mit dem Untertitel „Organ der Demokratie" erschien. Die Zeitung spielte die Rolle eines Erziehers der Volksmassen und rief zum Kampf gegen die Konterrevolution auf. In dem Bestreben, die Leser über alle wichtigen Ereignisse der deutschen und europäischen Revolution aufzuklären, gab die Redaktion oft eine zweite Tagesausgabe heraus. Wenn vier Druckseiten nicht ausreichten, fügte man Beilagen hinzu und bei neuen wichtigen Nachrichten Extrabeilagen und Extrablätter in Form von Flugblättern. Die Leitartikel wurden in der Regel von Marx und Engels verfaßt. Sie waren gekennzeichnet: „*Köln" oder „**Köln". Da Marx in den ersten Monaten in starkem Maße mit der Gesamtleitung und mit organisatorischen Dingen beschäftigt war, schrieb in dieser Zeit Engels die meisten Leitartikel. Einige redaktionelle Artikel von Marx und Engels — mit einem Sternchen gekennzeichnet - wurden auch unter den Mitteilungen aus den verschiedenen Ländern abgedruckt. Jeder Redakteur beschäftigte sich mit einem begrenzten Bereich. Engels schrieb kritische Artikel über die Debatten der Berliner und Frankfurter Nationalversammlung sowie der zweiten Kammer in Preußen, Artikel über die nationale Freiheitsbewegung in Böhmen, Posen und Italien, über den Krieg mit Dänemark um Schleswig-Holstein, die revolutionären Kämpfe in Ungarn und vom November 1848 bis Januar 1849 eine Artikelreihe über die Schweiz. Wilhelm Wolff verfaßte Artikel über die Agrarfrage in der deutschen Revolution, insbesondere über die Lage der Bauern und die Bauernbewegung in Schlesien, und führte einen Abschnitt der Rubrik „Aus dem Reich", in der Nachrichten aus den deutschen Kleinstaaten zusammengestellt wurden. Ernst Dronke arbeitete eine Zeitlang als Korrespondent der „Neuen Rheinischen Zeitung" in Frankfurt am Main; er schrieb einige Artikel über Polen und in der Zeit von März bis Mai 1849 Beiträge über Italien. Ferdinand Wolff war längere Zeit einer der Korrespondenten in Paris. Die Mitarbeit von Heinrich Bürgers an der Zeitung beschränkte sich lediglich auf einen Artikel, der zudem vonMarx völlig überarbeitet worden ist (siehe vorl. Band, S. 22 -24undAnm. 20). Georg Weerth war der Verfasser des Feuilletons. Ferdinand Freiligrath trat im Oktober 1848 in die Redaktion ein und veröffentlichte seine revolutionären Gedichte. Als die erste Nummer der „Neuen Rheinischen Zeitung" mit Engels' Artikel „Die Frankfurter Versammlung" (siehe vorl. Band, S. 14-17) erschien, stellte eine große Zahl der bürgerlichen Aktionäre die Unterstützung der Zeitung ein. Die offene Parteinahme der „Neuen Rheinischen Zeitung" für die Sache des Proletariats während des Pariser Juniaufstandes veranlaßte die meisten der verbliebenen Aktionäre, sich ebenfalls zurückzuziehen. Die entschlossene und unversöhnliche Haltung der „Neuen Rheinischen Zeitung", ihr kämpferischer Internationalismus, ihre politischen Enthüllungen - all das rief bereits in den ersten Monaten ihres Erscheinens eine Hetze von Seiten der feudal-monarchistischen und bürgerlich-liberalen Presse und Verfolgungen durch die preußische Regierung hervor. Die Behörden weigerten sich, Marx die preußische Staatsbürgerschaft zu gewähren, und leiteten gegen die Redakteure der Zeitung, in erster Linie gegen Marx und Engels, eine Reihe gerichtlicher Verfahren ein. Aus Anlaß der Septemberereignisse in Köln verhängten die Militärbehörden am 26. September 1848 den Belagerungszustand über die Stadt und verboten das Erscheinen der demokratischen Zeitungen, darunter der „Neuen Rheinischen Zeitung". Engels, Dronke und Ferdinand Wolff verließen zeitweilig Köln, um einer drohenden Verhaftung zu entgehen. Wilhelm Wolff mußte sich vorübergehend in die Pfalz begeben und später einige Monate in Köln vor der Polizei verbergen.
Nach der Aufhebung des Belagerungszustandes konnte die „Neue Rheinische Zeitung" ab 12. Oktober wieder erscheinen. Um dies zu ermöglichen, mußte Marx große organisatorische und finanzielle Schwierigkeiten überwinden und seine persönlichen Geldmittel in die Zeitung investieren. Infolge Engels' erzwungener Abreise trug Marx bis Januar 1849 die Hauptlast der Redaktionsarbeit. Nach dem konterrevolutionären Umsturz in Preußen verstärkten sich besonders die gerichtlichen und polizeilichen Verfolgungen von Redakteuren der „Neuen Rheinischen Zeitung". Die von der Regierung im Februar 1849 eingeleiteten Genchtsprozesse gegen Marx, Engels, Korff und den Rheinischen Kreisausschuß der Demokraten endeten mit einem Freispruch der Beschuldigten durch die Geschworenengerichte. Ungeachtet aller Verfolgungen und polizeilichen Maßregelungen verteidigte die „Neue Rheinische Zeitung" mutig die Interessen der revolutionären Demokratie und damit die Interessen des Proletariats. Im Mai 1849, als die Konterrevolution allgemein zürn Angriff überging, erließ die preußische Regierung, die Marx bereits die Staatsbürgerschaft verweigert hatte, den Befehl, ihn aus Preußen auszuweisen. Seine Ausweisung und die Repressalien gegen die anderen Redakteure der „Neuen Rheinischen Zeitung" zwangen die Redaktion, das Erscheinen des Blattes einzustellen. Die letzte Nummer der „Neuen Rheinischen Zeitung" (Nr. 301 vom 19. Mai 1849) erschien in rotem Druck. In ihrem Abschiedsaufruf an die Arbeiter Kölns erklärten die Redakteure, „ihr letztes Wort wird überall und immer sein: Emanzipation der arbeitenden Klasse!" Die „Neue Rheinische Zeitung" war „das beste, unübertroffene Organ des revolutionären Proletariats" (Lenin). 13 ? Septembergesetze - reaktionäre Gesetze, die im September 1835 von der französischen Regierung unter Berufung auf das am 28. Juli auf den König Louis-Philippe verübte Attentat erlassen wurden. Sie beschränkten die Tätigkeit der Geschworenengerichte und führten strenge Maßnahmen gegen die Presse ein, so die Erhöhung der Kautionen für periodisch erscheinende Druckerzeugnisse sowie Gefängnishaft und hohe Geldstrafen für Verfasser von Publikationen, die gegen das Eigentum und die bestehende Staatsordnung gerichtet waren. 13 157 160 240 7 In die Frankfurter Nationalversammlung waren nach unterschiedlichen.Bestimmungen in den verschiedenen deutschen Ländern 589 Abgeordnete gewählt worden; am 18. Mai 1848 versammelten sich 384 Abgeordnete zur feierlichen Eröffnung in der Paulskirche. Unter den Abgeordneten befanden sich 122 Verwaltungsbeamte, 95 Justizbeamte, 103 Gelehrte, 81 Advokaten, 21 Geistliche, 17 Industrielle und Kaufleute, 15 Arzte, 12 Offiziere, 40 Grundbesitzer, jedoch keine Arbeiter und Kleinbauern. Lenin sprach von den „bürgerlichen Schwätzern im Frankfurter Parlament", da sich die liberale Bourgeoisie, die in der Versammlung die Mehrheit besaß, auf endlose Reden beschränkte und durch ihre Unentschlossenheit und Feigheit den feudaireaktionären Kräften Vorschub leistete. In ihren Artikeln über die Verhandlungen der Frankfurter Nationalversammlung benutzten Marx und Engels die stenographischen Berichte, die später als Einzelausgabe erschienen: „Stenographischer Bericht über die Verhandlungen der deutschen constituirenden Nationalversammlung zu Frankfurt am Main", herausgegeben auf Beschluß der Nationalversammlung durch die Redactions-Commission und in deren Auftrag von Franz Wigard, Bd. 1-9, Frankfurt a.M. und Leipzig 1848-1849. 14 98 225 276 319 389408 ? In der Sitzung der Frankfurter Nationalversammlung vom 19. Mai stellte Raveaux den Antrag, daß die preußischen Abgeordneten, die gleichzeitig in die Berliner und Frank
furter Versammlung gewählt waren, das Recht haben sollten, beideMandate anzunehmen. Das in diesem Artikel (S. 17) erwähnte Reskript des preußischen Innenministers Auerswald vom 22. Mai 1848 gab eine Erklärung im gleichen Sinne. 15 9 Pfahlbürger - im Mittelalter außerhalb der Grenzpfähle des Stadtgebiets Wohnende, denen von der Stadt (meist zur Erhöhung ihrer Wehrkraft) das Bürgerrecht verliehen war. Im übertragenen Sinne für vom Lande kommende, nicht auf der geistigen Höhe der fortgeschrittenen Teile der Bourgeoisie stehende Vertreter des Bürgertums angewandt. 15 320 10 beschränkter Untertanenverstand - ein bekannter Ausspruch des preußischen Innenministers von Rochow. 16 29 11 Vorparlament und Fünfzigerausschuß — im Vorparlament, das vom 31. März bis 4. April 1848 in Frankfurt am Main zusammentrat, vereinigten sich Vertreter der deutschen Staaten, die im Gegensatz zum Bundestag entweder Mitglieder der bestehenden Ständeversammlungen waren oder von einer Vereinigung bzw. Volksversammlung delegiert wurden. Die überwiegende Mehrheit der Teilnehmer des Vorparlaments gehörte der konstitutionell-monarchistischen Richtung an. Das Vorparlament faßte den Beschluß über die Einberufung einer gesamtdeutschen Nationalversammlung und arbeitete einen Entwurf über die „Grundrechte und Forderungen des deutschen Volkes" aus. Dieses Dokument verkündete zwar einige bürgerliche Freiheiten, griff jedoch die Grundlagen der halbfeudalen, absolutistischen Staatsordnung des damaligen Deutschland nicht an. Nach den Erfolgen der Märztage kam es darauf an, das Vorparlament als souverän zu proklamieren und die Macht des reaktionären Bundestages zu brechen. Statt dessen lehnte das Vorparlament ab, sich für permanent zu erklären, und wählte im April 1848 aus seiner Mitte einen Fünfzigerausschuß, der sich mit dem Bundestag zu vereinbaren suchte. Der Fünfzigerausschuß war bis zum Zusammentritt der Nationalversammlung tätig und bestand in seiner Mehrheit aus bürgerlichen Liberalen (siehe „Verhandlungen des Deutschen Parlaments", Frankfurt am Main 1848). 16 224 295 383 12 Die siebzehn „Vertrauensmänner der Bundesversammlung" vertraten die deutschen Regierungen und wurden durch das Zentralorgan des Deutschen Bundes, die Bundesversammlung, einberufen. Sie tagten vom 30. März bis 8. Mai 1848 in Frankfurt am Main und arbeiteten einen im konstitutionell-monarchistischen Geiste gehaltenen Entwurf der deutschen Reichs Verfassung aus (siehe F.F. Weichsel, „Deutschlands Einheit und der Entwurf des Deutschen Reichsgrundgesetzes", Magdeburg 1848). 16 13 Am 22. Mai 1815 erschien die „Verordnung über die zu bildende Repräsentation des Volkes", in der vom preußischen König die Schaffung von provisorischen Ständeversammlungen, die Einberufung eines gesamtpreußischen Vertretungsorgans und die Einführung einer Verfassung versprochen wurde. Es kam jedoch nur durch Gesetz vom 5. Juni 1823 zur Bildung von Ständeversammlungen in den Provinzen (Provinziaüandtage) mit begrenzten beratenden Funktionen (siehe auch Anm. 33). 18 14 entente cordiale (herzliches Einvernehmen) - ein Ausdruck, der namentlich zur Bezeichnung der guten Beziehungen zwischen Frankreich und England in den Jahren des Julikönigtums (1830-1848) diente. Die Grundlage dieses „herzlichen Einvernehmens" war die von der unter Louis-Philippe herrschenden Finanzbourgeoisie betriebene Politik ständigen Nachgebens gegenüber England. Diese Politik stieß in der französischen Industrie- und Handelsbourgeoisie zunächst auf heftigen Widerspruch, wurde jedoch von ihr selbst nach der Revolution von 1848 zur Festigung ihrer Herrschaft im Innern fortgeführt. 20 436
15 Scmfedisten (von santa fede - heiliger Glaube) nannten sich die Mitglieder der Anfang des 19. Jahrhunderts von der päpstlichen Macht gebildeten terroristischen Gruppen, die sich überwiegend aus dem Lumpenproletariat rekrutierten und'im Kampf gegen die nationale Befreiungsbewegung in Italien eingesetzt wurden. 20 15 10. August 1792- Tag des Sturzes der Monarchie in Frankreich durch den Volksaufstand. 29. Juli 1830 - der Sieg des Volkes von Paris über die königlichen Truppen stürzte die Bourbonendynastie in Frankreich. 1820 flammte die Revolution in Neapel auf, die von den Carbonari (siehe Änm. 295) geführt wurde. Durch die Einmischung der Mächte der Heiligen Allianz wurde die Revolution niedergeschlagen (siehe auch Anm. 153). 21 132 17 Militärkapitulationen - Dienstverpflichtungsverträge, die von Schweizer Kantonen von Mitte des 15. bis Mitte des 19. Jahrhunderts mit europäischen Staaten über die Bereitstellung von Söldnern abgeschlossen wurden. In einer Reihe bürgerlicher Revolutionen des 18. und 19. Jahrhunderts waren die Schweizer Söldner das Werkzeug der monarchistischen Konterrevolution. 21 18 Die erwähnte Skulptur des dänischen Bildhauers Thorwaldsen stellt einen sterbenden Löwen dar, der in Luzern zum Gedächtnis an die Schweizer Söldner aufgestellt wurde, die am 10. August 1792 bei der Verteidigung des königlichen Palais in Paris gegen das anstürmende Volk den Tod fanden. 21 18 24. Februar 1848- Tag des Sturzes der Monarchie Louis-Philippes in Frankreich. 21 132 20 Dieser Artikel wurde ursprünglich von Heinrich Bürgers geschrieben, aber Marx redigierte ihn; wie er später selbst schrieb, strich er dabei die eine Hälfte und arbeitete die andere um. 22 21 Die Leute sind gefährlich - aus Shakespeare, „Julius Cäsar", I. Aufzug, zweite Szene. 24 22 Aus Laurence Sternes Roman „The Life and Opinions of Tristram Shandy, Gentleman" [Das Leben und die Ansichten Tristram Shandys], Bd. 1, Kapitel 11. 25 23 Die preußische Nationalversammlung wurde am 22. Mai 1848 einberufen, um „in Vereinbarung mit der Krone" die Verfassung auszuarbeiten. Das Wahlgesetz vom 8. April 1848 setzte die Wahlordnung für die Versammlung auf der Grundlage des allgemeinen Wahlrechts fest, das jedoch durch das indirekte (Zweistufen-)Wahlsystem eingeschränkt wurde. Die Mehrheit der Abgeordneten bestand aus Vertretern der Bourgeoisie und des preußischen Beamtentums. 25 24 der denkende Geschichtsfreund - ironische Bezeichnung von Marx und Engels für Camphausen in Anspielung auf den Untertitel des damals bekannten Werkes „Allgemeine Geschichte vorn Anfang der historischen Kenntniß bis auf unsere Zeiten. Für denkende Geschichtsfreunde bearbeitet von Karl von Rotteck", Freiburg im Breisgau 1834.25 71 25 In ihren Artikeln über die Verhandlungen der preußischen Nationalversammlung (Vereinbarungsversammlung) benutzten Marx und Engels die „Stenographischen Berichte über die Verhandlungen der zur Vereinbarung der preußischen Staats-Verfassung berufenen Versammlung", Beilage zum „Preußischen Staats-Anzeiger", Bd. 1—3, Berlin 1848, die später als Einzelausgabe unter dem Titel „Verhandlungen der constituirenden Versammlung für Preußen 1848", Bd. 1-8, Berlin 1848, erschienen. 25 30 36 44 48 53 57 64 79 83 85 159 169 178 185 191 206 213 216 222 271 289 309 390 26 „Allgemeine Preußische Staats-Zeitung" - 1819 in Berlin gegründet, von 1819 bis April 1848 das halbamtliche Organ der preußischen Regierung; von Mai 1848 bis Juli 1851
erschien sie unter dem Titel „Preußischer Staats-Anzeiger" als offizielles Organ der preußischen Regierung. 25 206 452 27 Abgewandeltes Zitat aus Goethes „Faust", Erster Teil, „Nacht"; dort heißt es: „Die Kunst ist lang, und kurz ist unser Leben." 26 28 Abgewandeltes Zitat aus Shakespeare, „König Richard der Dritte", V. Aufzug, vierte Szene; dort heißt es: „Ein Pferd, ein Pferd! Mein Königreich für ein Pferd!" 27 29 Heine, „Deutschland. Ein Wintermärchen", Kaput XVII. 27 30 Das „ Wahlgesetz für die zur Vereinbarung der Preußischen Staats-Verfassung zu berufende Versammlung" wurde auf Vorschlag des Ministeriums Camphausen am 8. April 1848 vom zweiten Vereinigten Landtag (siehe Anm. 35) angenommen und beruhte auf dem indirekten Zweistufenwahlsystem. 27 269 399 31 kapitolrettendes Geschnatter - um das Jahr 390 v. u. Z. nahmen die Gallier die Stadt Rom ein mit Ausnahme des Kapitols, dessen Verteidiger nach der Uberlieferung bei einem nächtlichen Überraschungsangriff der Feinde durch das Geschnatter der Gänse aus dem Tempel der Juno rechtzeitig geweckt wurden. 28 32 Nach der griechischen Sage entschlüpften die Kinder der spartanischen Herrscherin Leda und des Zeus einem Ei. Kastor, der Sohn Ledas, war eine Heldengestalt des alten Griechenland. Dieselbe Bezeichnung hat ein Stern im Sternbild der Zwillinge. 28 33 Die Landstände der Provinzen (Provinziallandtage) wurden in Preußen im Jahre 1823 gebildet. Sie bestanden aus den Häuptern der Fürstenfamilien sowie aus Vertretern des Adels, der Städte und der Landgemeinden. Da die Teilnahme an den Landtagswahlen vom Besitz an Grundeigentum ab hing, war der größere Teil der Bevölkerung von diesen Wahlen ausgeschlossen und dem Adel die Mehrheit in den Landtagen gesichert. Die Landtage wurden vom König einberufen; ihre Kompetenzen beschränkten sich auf Fragen der örtlichen Wirtschaft und der Provinzialverwaltung. Auf politischem Gebiet hatten sie nur geringe beratende Funktionen. Die Vorsitzenden der Provinziallandtage trugen den Titel Marschall des Landtages. 29 34 Der erste Vereinigte Landtag trat auf Grund eines Königlichen Patents am 11. April 1847 zusammen und tagte bis zum 26. Juni 1847. Er stellte die Vereinigung aller acht bestehenden Provinziallandtage (siehe Anm. 33) dar, sollte nach königlichem Ermessen berufen werden und war in zwei Kurien geteilt. Die Kurie des Herrenstandes bestand aus 70 Vertretern des hohen Adels, die Kurie der übrigen drei Stände umfaßte 237 Vertreter der Ritterschaft, 182 der Städte und 124 der Landgemeinden. Die Befugnisse des Vereinigten Landtages beschränkten sich auf die Bewilligung neuer Anleihen in Friedenszeiten und auf die Zustimmung zu neuen Steuern oder Steuererhöhungen. Mit seiner Bildung wollte der preußische König die Erfüllung der gegebenen konstitutionellen Versprechungen und die Bestimmungen des Staatsschuldengesetzes (siehe Anm. 51) umgehen. Auf dem Landtage machte sich eine starke liberale Opposition bemerkbar, die von den Vertretern der rheinischen Großbourgeoisie (Hansemann, Camphausen, von Beckerath) und einem Teil des ostpreußischen Adels (von Vincke, von Auerswald) ausging. Da der Landtag sich für die Bewilligung einer Anleihe nicht kompetent erklärte, wurde er vom König nach Hause geschickt. 29 228 399 35 Der zweite Vereinigte Landtag, bestehend aus den Vertretern der 8 Provinziallandtage in Preußen, wurde am 2. April 1848 einberufen. Er nahm auf Vorschlag des Ministeriums Camphausen am 8. April das „Wahlgesetz für die zur Vereinbarung der Preußischen Staats-Verfassung zu berufende Versammlung" an und gab sei ne Züstimmung zu einer
Anleihe in Höhe von 25 Millionen Taler, die der erste Vereinigte Landtag (siehe Anm. 34) abgelehnt hatte. Danach wurde der Landtag am 10. April 1848 aufgelöst. 30 65 36 im Luftreich des Traums - aus Heine, „Deutschland. Ein Wintermärchen", Kaput VII. 30 37 Das Ministerium Camphausen löste am 29. März 1848 die am 19. März 1848 gebildeteRegierung des Grafen Arnim-Boitzenburg ab. Ministerpräsident der neuen Regierung war der rheinische Bankier Camphausen, Präsident der Handelskammer in Köln; Finanzminister wurde Hansemann; einer der Vertreter der rheinischen Großbourgeoisie, der im ersten Vereinigten Landtag von 1847 (siehe Anm. 34) als Führer der liberalen Opposition aufgetreten war. Diese Regierung sah ihre Aufgabe in der Vermittlung zwischen Großbourgeoisie und Krone. 32 38 Heine, „Deutschland. Ein Wintermärchen", Kaput XXXI. 32 39 Als einige Tage vor der Einsetzung des Julikönigtums (1830) die Frage erwogen wurde, ob der neue König den Namen „Philipp der Siebente" annehmen sollte, erklärte Dupin der Ältere (1783-1865), „der Herzog von Orleans sei auf den Thron berufen worden, nicht weil, sondern obgleich er ein Bourbon sei". 32 40 Der preußisch-dänische Krieg um Schleswig-Holstein - im Gefolge der Märzrevolution 1848 in Deutschland bildete sich in Schleswig-Holstein eine provisorische Regierung und eine Landesversammlung, die durch den Erlaß demokratischer Gesetze und eines fortschrittlichen Verfassungsentwurfs in offenen Konflikt mit dem dänischen Königtum geriet. Die Bevölkerung Schleswig-Holsteins forderte den Anschluß an Deutschland. Ihr gerechter Kampf fand im deutschen Volk volle Unterstützung; Teile der revolutionär und patriotisch gesinnten Jugend eilten als Freiwillige nach Schleswig-Holstein. Preußen ließ sich vom Deutschen Bund mit der Führung des Krieges gegen Dänemark beauftragen, um unter dem Vorwand, die Interessen Deutschlands zu vertreten, seine eigenen Machtpositionen zu verstärken, die revolutionäre Stimmung der Massen in Deutschland nach außen abzulenken und eine demokratische Entwicklung in Schleswig-Holstein zu verhindern (siehe auch Anm. 181). Die preußische Miiitärkamarilla führte darum nur einen Scheinkrieg, ließ die Truppen nutzlos hin und her marschieren und sah ruhig zu, wie einzelne Abteilungen der schleswig-holsteinischen revolutionären Armee und der deutschen Freiwilligen von den Dänen geschlagen wurden. Als England und Rußland drohende Noten schickten, beeilte sich Preußen, den Waffenstillstand von Malmö (siehe Anm. 307) abzuschließen. Mit der Annahme seiner Bedingungen setzte es sich über die Weisungen der deutschen Zentralgewalt hinweg und ließ die Bevölkerung und die provisorische Regierung von Schleswig-Holstein schmählich im Stich. 34 59 256 296 386 393 41 Der Deutsche Bund, der durch die am 8. Juni 1815 auf dem Wiener Kongreß unterzeichnete Bundesakte geschaffen wurde, umfaßte zunächst 35, zuletzt 28 Fürstentümer und vier Freie Städte und bestand bis 1866; dadurch wurde keine Zentralregierung geschaffen und die feudale Zersplitterung Deutschlands konserviert. Die Bundesversammlung der bevollmächtigten Gesandten bildete den Bmdestag, der unter dem ständigen Vorsitz Österreichs in Frankfurt am Main tagte und zu einem Bollwerk der deutschen Reaktion wurde. Im Kampf gegen die demokratische Einigung Deutschlands versuchten reaktionäre Kräfte nach der Märzrevolution 1848 die Tätigkeit des Bundestages neu zu beleben. 34 40 226 42 In den Schlachten bei den unweit von Berlin liegenden Orten Größbeeren (23. August 1813) und Bennewitz (6. September 1813) erfochten die zur Koalitionsarmee gehörenden preußischen Truppen Siege über die Armee Napoleons. Bei Großbeeren schlug die pom
mersche Landwehr, die im Regen unbrauchbar gewordenen Flinten umdrehend, mit den Kolben auf die napoleonischen Truppen ein. 34 43 Aus der Ballade „Lenore" von Gottfried August Bürger. 36 44 Das Comite de surete generale (Sicherheitsausschuß) in Paris wurde 1792 vom Konvent gebildet und sah seine Hauptaufgabe in dem Schutz der Republik vor allen Anschlägen der Konterrevolution. 37 45 Im Februar 1846 wurde in Polen ein Aufstand vorbereitet, der die nationale Befreiung des Landes zum Ziel hatte. Die Hauptinitiatoren des Aufstandes waren polnische revolutionäre Demokraten (Dembowski u.a.). Infolge des Verrats des Adels und der Verhaftung der Führer des Aufstandes durch die preußische Polizei war jedoch der ganze Aufstand zersplittert, und es kam nur zu vereinzelten revolutionären Erhebungen. Allein in Krakau, das seit 1815 der gemeinsamen Kontrolle Österreichs, Rußlands und Preußens unterlag, gelang es den Aufständischen am 22. Februar, den Sieg davonzutragen und eine Nationalregierung zu schaffen, die ein Manifest über die Aufhebung der Feudallasten herausgab. Der Aufstand in Krakau wurde Anfang März 1846 durch Truppen Österreichs, Preußens und Rußlands unterdrückt. Im November 1846 unterschrieben diese Staaten den Vertrag über die Einverleibung Krakaus in das österreichische Imperium und brachen damit die Wiener Verträge von 1815, die den Freistaat Krakau garantierten. 38 155 326 333 363 46 Die Linke in der Frankfurter Nationalversammlung bestand aus zwei Fraktionen. Einer der maßgebenden Führer der eigentlichen Linken war Robert Blum. Zur äußersten Linken, der sogenannten radikal-demokratischen Partei, gehörten unter anderen die Abgeordneten Arnold Rüge, Zitz, Simon, Schlöffel, von Trützschler. Die „Neue Rheinische Zeitung" stand dieser Fraktion am nächsten; sie unterstützte den äußersten linken Flügel der revolutionären Demokratie, geißelte aber zugleich seine Halbheit und Unentschlossenheit und trat für die konsequente Beseitigung des Feudalismus und der Monarchie ein. 39 341 358 47 Heine, „Deutschland. Ein Wintermärchen", Kaput XVI. 41 48 Gordischer Knoten — kunstvoll verschlungener und unentwirrbarer Knoten am Wagen des Königs Gordius im Jupitertempel der Stadt Gordium in Phrygien, von dem das Orakel sagte, wer ihn zu lösen verstände, würde die Herrschaft über Asien erlangen. Alexander der Große soll auf seinem Feldzug gegen die Perser 333 v.u.Z. den Knoten mit dem Schwert durchschlagen haben. 41 49 Vereinbarungsdebatten nannten Marx und Engels die Debatten der preußischen Nationalversammlung, die im Mai 1848 in Berlin zur Ausarbeitung einer Verfassung „durch Vereinbarung mit der Krone" einberufen wurde. Marx und Engels nannten die preußische Nationalversammlung, die diese Formulierung annahm und dadurch auf das Prinzip der Volkssouveränität verzichtete, „Vereinbarungsversammlung" und dementsprechend die Abgeordneten „Vereinbarer". 44 50 Seehandlung — „Preußische Seehandlungsgesellschaft". Sie wurde 1772 als Handelskreditgesellschaft gegründet, mit einer Reihe wichtiger staatlicher Privilegien ausgestattet, stellte der Regierung große Darlehen zur Verfügung und spielte somit faktisch die Rolle ihres Bankiers und Maklers. 1810 wurden die Aktien und Obligationen der Gesellschaft in Staatsschuldscheine umgewandelt und damit die Gesellschaftsform beseitigt. Durch Kabinettsorder vom 17. Januar 1820 wurde sie zum Finanz- und Bankhaus des preu
33 Marx/Engels, Werke, Bd. 5
ßischen Staates umgestaltet; damit schuf sich die Regierung eine Möglichkeit, das gleichzeitig erlassene Staatsschuldengesetz (siehe Anm. 51) zu umgehen. 46 219 81 Staatsschuldengesetz - die „Verordnung wegen der künftigen Behandlung des gesammten Staatsschulden-Wesens" vom 17. Januar 1820 bestimmte, daß die Aufnahme von Anleihen durch die preußische Regierung nur unter Hinzuziehung und Mitgarantie der künftigen reichsständischen Versammlung geschehen und die Schuldenverwaltung dieser jährlich Rechnung legen sollte. 46 52 Im Großherzogtum Posen brach nach der Märzrevolution 1848 ein Aufstand der Polen für ihre nationale Befreiung vom preußischen Joch aus. An dieser revolutionären Bewegung nahm erstmalig die Masse der Bauern und Handwerker teil, deren Führung in den Händen von Angehörigen des niederen polnischen Adels lag. Die Adelsaristokratie jedoch scheute vor dem Bündnis mit der revolutionär-demokratischen Bewegung in Polen und Deutschland zurück und sah den Ausweg in der Verständigung mit dem preußischen. König. Angesichts der großen Volksbewegung versprach die preußische Regierung Ende März 1848 die Bildung einer Kommission zur nationalen Reorganisation des Großherzogtums Posen, die den Polen die Aufstellung eines polnischen Heeres, die Einsetzung von Polen in administrative und andere Ämter und die offizielle Anerkennung der polnischen Sprache zusicherte. Als Beauftragter der preußischen Regierung wurde Generat Willisen eingesetzt, dem es gelang, unter ähnlichen Versprechungen die Konvention von Jaroslawiec (siehe Anm. 269) abzuschließen und die Aufständischen zur Niederlegung der Waffen zu veranlassen. Alle Zusagen wurden jedoch schmählich gebrochen. Bereits am 14. April 1848 verfügte der preußische König die Teilung des Großherzogtums Posen in einen östlichen, polnischen Teil und in einen westlichen, „deutschen" Teil, der nicht der Reorganisation unterlag und umgehend dem Deutschen Bund, einverleibt wurde. Der königliche Erlaß vom 26. April schloß weitere Gebiete von der Reorganisation aus. Durch diese Maßnahmen und ständige Überfälle preußischer Truppen herausgefordert, begannen die Aufständischen erneut den Kampf und errangen bei Miloslaw einen Sieg über die preußischen Truppen, mußten jedoch am 9. Mai 1848 vor der Ubermacht ihre Waffen strecken. Willisens Nachfolger, General von Pfuel, verfolgte: die Teilnehmer des Aufstandes und der Partisanenbewegung mit den brutalsten Mitteln. Nach der blutigen Unterdrückung der Polen wurde die Demarkationslinie in den folgenden Monaten immer weiter nach Osten vorgeschoben, bis das zu Preußen geschlagene Gebiet schließlich drei Viertel des Territoriums des Großherzogtums Posen umfaßte. So riß Preußen weitere polnische Gebiete an sich, statt die versprochene Reorganisation, durchzuführen. 48 56 80 94 190 246 296 304 393
53 Die „Vereinbarungstheorie", mit der die preußische Bourgeoisie in der Person von. Camphausen und Hansemann ihren Verrat an der Revolution zu rechtfertigen suchte, bestand darin, daß die preußische Nationalversammlung, „auf dem Boden der Gesetzlichkeit" bleibend, sich auf die Errichtung einer konstitutionellen Ordnung durch Vereinbarung mit der Krone beschränken sollte (siehe auch Anm. 49). 53 64 399 54 Sieben Teilungen Polens — gemeint sind die drei Teilungen Polens in den Jahren 1772, 1792/93 und 1794/95, die Schaffung des Großherzogtums Warschau durch Napoleon. 1807, ferner die Beschlüsse des Wiener Kongresses 1814/15, die Annexion des Krakauer Freistaates durch Osterreich 1846 und die Einverleibung des überwiegenden Teils des Großherzogtums Posen durch Preußen im Jahre 1848, die sich in vier Etappen (14. und 22. April, 2. Mai und 4. Juni) vollzog und vom Bundestag und der Frankfurter Nationalversammlung sanktioniert wurde. 55 319
65 „Kölnische Zeitung" Nr. 161 vom 9. Juni 1848. 57 56 Äneas — nach der griechischen Mythologie einer der Verteidiger Trojas, der Sohn des Anchises und der Göttin Aphrodite. Während der Eroberung und Ausplünderung Trojas durch die Griechen wurde er gerettet und gelangte nach langen Irrfahrten an die Küste Italiens. Der Beschreibung der Irrfahrten des Äneas ist Virgils Heldengedicht „Aeneis" gewidmet. 57 57 Aus dem Heldengedicht „Ilias" von Homer. 57 58 Der Prinz von Preußen, einer der Anführer der reaktionären Hofkamarilla war der Hauptschuldige an den Ausschreitungen des Militärs gegen die Berliner Bevölkerung vor dem 18. März 1848 und floh während der Märzkämpfe aus Furcht vor dem Volk nach England. Sein Palais wurde zum Nationaleigentum erklärt. Die Regierung Camphausen setzte sich jedoch bereits Anfang Mai für seine Rückberufung ein, ohne sich um die Proteste der empörten Berliner Bevölkerung zu kümmern. Am 8. Juni erschien der „Kartätschenprinz" als Abgeordneter des Kreises Wirsitz in der preußischen Nationalversammlung. 57 59 Anfangszeilen aus dem Gedicht „Reineke Fuchs" von Goethe. 59 60 Chartisten - Vertreter der revolutionären, aber nicht sozialistischen Bewegung der englischen Arbeiter in den Jahren von 1836 bis 1848, die für die Verwirklichung der Volkscharte (peoples charter) kämpften, deren Forderungen auf die Demokratisierung der staatlichen Ordnung Englands gerichtet waren. Über die Bedeutung der Chartistenbewegung sagte Lenin, daß „England der Welt die erste wirkliche, breite, politisch klar ausgeprägte, proletarisch-revolutionäre Massenbewegung...gab". 59 102 117 141 285 61 Repealers (von Repeal of Union - Aufhebung der Union) - die Anhänger der Abschaffung der englisch-irischen Union vom Jahre 1801. Die Union, die Irland von der englischen Regierung nach der Niederschlagung des irischen Aufstandes vom Jahre 1798 aufgezwungen worden war, zerstörte die letzten Spuren der nationalen Selbständigkeit Irlands und löste das irische Parlament auf. Die Forderung nach Aufhebung der Union wurde seit den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts zur populärsten Losung der irischen nationalen Befreiungsbewegung. Im Jahre 1840 gründeten die Anhänger der irischen Unabhängigkeitsbewegung unter der Führung des bürgerlichen Liberalen O'Connell eine Vereinigung (Repeal-Association), um den Kampf für die Aufhebung der Union wirkungsvoller führen zu können. 59 62 Der Fünfzigerausschuß (siehe Anm. 11) verwarf den Vorschlag des Bundestages, ein Direktorium aus drei Männern als provisorische Zentralgewalt des Deutschen Bundes zu schaffen. Anfang Juni 1848 wurde ein gleicher Antrag von einer Kommission eingebracht, die von der Frankfurter Nationalversammlung gewählt worden war. ImErgebnis der Diskussion nahm die Versammlung am 28. Juni 1848 den Beschluß an, eine provisorische Zentralgewalt zu schaffen, die sich aus dem Reichsverweser und dem Reichsministerium zusammensetzen sollte. 59 63 „Eigentum der ganzen Nation" - Aufschrift, die von den bewaffneten Arbeitern während der Märzrevolution in Berlin am Palais des geflohenen Prinzen von Preußen (siehe auch Anm. 58) angebracht worden war. 59 64 Es handelt sich um die Unterdrückung des republikanischen Aufstands in Baden im April 1848, den die kleinbürgerlichen Demokraten Hecker und Struve leiteten. Die Hauptgebiete des Aufstands waren der Seekreis (Gebiet um Konstanz am Bodensee) und der Schwarzwald. 59 236
65 „Deutsche Zeitung" (auch Gervinus-Zeitung genannt) — bürgerlich-liberale Tageszeitung, trat für die konstitutionelle Monarchie und die Einigung Deutschlands unter der Führung Preußens ein. Sie erschien von 1847 bis Ende September 1848 unter der Redaktion des bürgerlichen Historikers Gervinus in Heidelberg, danach bis 1850 in Frankfurt am Main. 60 104 66 Am 9. Juni 1848 lehnte die Frankfurter Nationalversammlung den Antrag ab, daß die Billigung des künftigen Friedensvertrags mit Dänemark zum Kompetenzbereich der Nationalversammlung gehören solle. Damit wich die Versammlung einer Einmischung in die Entscheidung der schleswig-holsteinischen Frage aus und ließ dem Bundestag volle Handlungsfreiheit. 63 67 Preßfreiheit mit Kautionen — die Herausgeber politischer Zeitungen mußten einen Geldbetrag als Sicherheit dafür hinterlegen, daß keine der Obrigkeit mißfallenden Veröffentlichungen vorgenommen wurden; dieses System der nachträglichen Geldstrafen an Stelle der 1848 offiziell aufgehobenen Vorzensur wurde in Deutschland erst durch das Preßgesetz von 1874 beseitigt. 64 68 68 Liste der „siebzehn Militärtoten' — am 24. März 1848 erfolgte die Bestattung der nach den offiziellen Angaben am 18. März gefallenen 15 Soldaten und 2 Unteroffiziere auf dem Invalidenfriedhof. Es waren jedoch bei weitem mehr Soldaten gefallen, die man im stillen zur Beerdigung nach Spandau geschafft hatte. Mit dieser Maßnahme sollte das Ausmaß der Kämpfe am 18. März und die Tatsache verdeckt werden, daß die preußischen Truppen von den Berlinern besiegt und zum Rückzug gezwungen worden waren. 65 87 69 Zu der Linken in der preußischen Nationalversammlung gehörten unter anderen die Abgeordneten Waldeck, Jacoby, Georg Jung, Julius Berends und d'Ester. In der „Neuen Rheinischen Zeitung" wurde häufig das zögernde, unentschlossene Verhalten der Linken kritisiert und diese zu einem energischen Handeln und zum außerparlamentarischen Kampf aufgefordert. 66 168 70 Am 3. Juni 1848 wurde in der Berliner Nationalversammlung der Antrag diskutiert, an der von Studenten organisierten Demonstration zu den Gräbern der im März gefallenen Kämpfer der Revolution teilzunehmen. Dieser Antrag wurde mit Stimmenmehrheit abgelehnt. 67 7± Zeilen aus dem „Lied für den dänischen Unterthan" von dem schleswigschen Pfarrer Heinrich Harries, das von Balthasar Gerhard Schumacher zu dem Lied „Heil Dir im Siegerkranz", der späteren „preußischen Nationalhymne", umgearbeitet wurde. 69 72 Unter dem Druck der Volksmassen sah sich der österreichische Kaiser Ferdinand I. gezwungen, im Manifest vom 16. Mai und 3. Juni 1848 den österreichischen Reichstag zur Konstituierenden Versammlung zu erklären. 70 73 In diesem Artikel werden die Ergebnisse der Nachwahl in Köln zur Frankfurter Nationalversammlung vom 14. Juni 1848 mit der am 10. Mai stattgefundenen Wahl zu dieser Versammlung verglichen. 78 74 Bürgervereine - nach der Märzrevolution in Preußen entstandene Organisationen des gemäßigten liberalen Bürgertums, die sich die Aufgabe stellten, „Gesetzlichkeit" und „Ordnung" im Rahmen der konstitutionellen Monarchie zu wahren und die „Anarchie", d.h. die revolutionär-demokratische Bewegung, zu bekämpfen. 78 494 7o Die Demokratische Gesellschaft in Köln, deren Versammlungen im Saal des „Deutschen Kaffeehauses" bei Franz Stollwerk stattfanden, wurde im April 1848 gegründet. Ihr gehörten neben Kleinbürgern auch Arbeiter an. Marx und Engels traten in die Demokratische
Gesellschaft ein, um Einfluß auf die Arbeiter zu gewinnen und die kleinbürgerlichen Demokraten zum entschlossenen Handeln zu drängen. Marx beteiligte sich an der Leitung der Gesellschaft. Marx, Engels und andere Mitglieder der Redaktion der „Neuen Rheinischen Zeitung" erreichten in den Versammlungen der Demokratischen Gesellschaft die Annahme von Beschlüssen, welche die verräterische Politik der preußischen Regierung entlarvten und die unentschlossene Haltung der Berliner und Frankfurter Versammlung verurteilten. Im April 1849, als Marx und seine Anhänger dazu übergingen, eine proletarische Partei zu schaffen, trennten sie sich auch organisatorisch von der kleinbürgerlichen Demokratie und traten aus der Demokratischen Gesellschaft aus. 78 76 Empört über die Verleugnung der Märzrevolution durch die preußische Nationalversammlung (siehe vorl. Band, S. 64-77), eroberten die Arbeiter und Handwerker Berlins am 14. Juni 1848 im Sturm das Zeughaus, um durch die Volksbewaffnung die erkämpften Errungenschaften zu verteidigen und die Revolution voranzutreiben. Die Aktion der Berliner Arbeiter war jedoch spontan und unorganisiert. Der zu Hilfe gerufenen militärischen Verstärkung gelang es im Verein mit Abteilungen der Bürgerwehr, das Volk schnell zurückzudrängen und zu entwaffnen. Die Anführer des Zeughaussturms sowie Hauptmann von Natzmer, der den Rückzug der Soldaten aus dem Zeughaus befohlen hatte, und sein Premierleutnant Techow wurden später von einem Kriegsgericht zu langjährigen Festungsstrafen verurteilt. 79 85 374 In der Resolution, die am 15. Juni 1848 von der preußischen Nationalversammlung unter dem Einfluß der revolutionären Aktionen der werktätigen Massen Berlins angenommen wurde, heißt es, daß die Versammlung „den Schutz bewaffneter Kräfte nicht benötigt und sich unter den Schutz der Berliner Bevölkerung stellt". 79 85 78 In der Nacht des 4. August 1789 verkündete die französische Nationalversammlung unter dem Druck der wachsenden Bauernbewegung feierlich die Aufhebung einer Reihe von Feudallasten, die in jener Zeit von den aufständischen Bauern faktisch bereits beseitigt waren. Die gleich danach erlassenen Gesetze hoben jedoch nur die persönlichen Lasten ohne Ablösung auf. Die Beseitigung aller Feudallasten ohne jede Ablösung wurde erst in der Periode der Jakobinerdiktatur durch das Gesetz vom 17. Juli 1793 verwirklicht. 79 106 282 79 Erschreckt durch die Barrikadenkämpfe in Berlin, wandte sich am 21. März 1848 der preußische König Friedrich Wilhelm IV. in einem Aufruf „An mein Volk und die deutsche Nation"; darin versprach er heuchlerisch, eine ständische Vertretungskörperschaft zu schaffen, eine Verfassung zu geben, die Verantwortlichkeit der Minister, das öffentliche und mündliche Gerichtsverfahren, Geschworenengerichte usw. einzuführen. Er ritt in einem komödienhaften Aufzug mit schwarzrotgoldener Fahne durch Berlin und verkündete, daß Preußen in Deutschland aufgehen solle, daß er die deutsche Einheit und Freiheit retten und sich an die Spitze eines konstitutionellen Deutschlands stellen wolle. 79 80 Anfang März 1848 forderte eine Massenversammlung in Prag in einer Petition die Aufhebung des Frondienstes, den engen Zusammenschluß von Böhmen, Mähren und Schlesien sowie konstitutionelle Rechte. Die Forderung nach voller nationaler Gleichberechtigung verstärkte sich nach dem Ausbruch der Revolution in Wien und Budapest, wurde jedoch von der deutschböhmischenBourgeoisie und dem böhmischen Adel, der die Bauernbefreiung befürchtete, scharf bekämpft. Die tschechischen Demokraten lehnten die großdeutschen Pläne ab, betonten jedoch ihre Bereitschaft, mit den Österreichern und den übrigen Donauvölkern gemeinsam den Weg der Verständigung zu gehen. Diesen Gedanken unterstrichen die Demokraten auch auf dem Slawenkongreß inPrag(siehe Anm. 82). 80
81 Wyschehrad - Südteil von Prag mit der altertümlichen Zitadelle gleichen Namens am rechten Ufer der Moldau. Hradschin (tschechisch Hradcany) - nordwestlicher Teil Prags mit der alten Burg, die sich über dem übrigen Teil der Stadt erhebt. 80 82 Der Slawenkongreß trat am 2. Juni 1848 in Prag zusammen. Auf dem Kongreß zeigte sich der Kampf zwischen zwei Richtungen in der nationalen Bewegung der slawischen Völker, die im Habsburger Kaiserreich unterdrückt wurden. Die rechte, gemäßigt-liberale Richtung, zu der die Führer des Kongresses Palacky und Safarik gehörten, versuchte die nationale Frage auf dem Wege der Erhaltung und Festigung der Habsburger Monarchie durch ihre Umwandlung in eine Föderation gleichberechtigter Nationalitäten zu lösen. Die linke, demokratische Richtung (Sabina, Fric, Libelt u. a.) trat entsch ieden dagegen auf und erstrebte ein gemeinsames Handeln mit der revolutionär-demokratischen Bewegung in Deutschland und Ungarn. Indem die Mehrheit der Kongreßteilnehmer die austroslawische Theorie vertrat, nahm sie eine der europäischen revolutionären Bewegung feindliche Stellung ein, denn die Vernichtung des reaktionären Habsburgerreiches war eine der Hauptaufgaben der demokratischen Bewegung. Gerade von diesem Gesichtspunkt aus verurteilten Marx und Engels die Politik der tschechischen Bourgeoisie, die auf dem Kongreß den Sieg davontrug und mit Palacky an der Spitze den Weg zu einem offenen Bündnis mit dem Adel und den Habsburgern gegen die revolutionäre Bewegung beschritt. Die zum radikal-demokratischen Flügel gehörenden Delegierten des Kongresses nahmen aktiv am Prager Aufstand teil und wurden grausamen Repressalien unterworfen. Die in Prag zurückgebliebenen Vertreter des gemäßigt-liberalen Flügels gaben am 16. Juni 1848 die Vertagung der Sitzungen des Kongresses auf unbestimmte Zeit bekannt. 80
83 Dieses Urteil über die Tschechen wird nur verständlich, wenn man berücksichtigt, daß Marx und Engels die nationale Frage vom Gesichtspunkt der Interessen der revolutionären Gesamtbewegung in Europa betrachteten. In der gesellschaftlichen Bewegung des Jahres 1848 in Böhmen kann man zwei inhaltlich verschiedene Hauptetappen unterscheiden. In der ersten Etappe, vom Beginn der Märzereignisse bis zur Niederschlagung des Prager Aufstandes, nahmen die tschechischen Volksmassen - die Bauernschaft und das Proletariat — aktiv teil an der revolutionären Bewegung gegen Feudalismus und Absolutismus. Dieser Kampf des tschechischen Volkes stimmte mit den Interessen der europäischen revolutionären Bewegung überein und wurde von Marx und Engels unterstützt. Nach der Niederschlagung des Prager Aufstandes gelang es der tschechischen liberalen Bourgeoisie, die im Kampf gegen Revolution und Demokratie mit dem Adei und den Habsburgern gemeinsame Sache machte, die demokratischen Kräfte in Böhmen zu unterdrücken und die gesellschaftliche Bewegung unter ihre Führung und in das Fahrwasser des nationalistischen Kampfes zu bringen. Damit geriet diese Bewegung in Widerspruch zu der europäischen Revolution, weil sie nunmehr zu einer Stütze der konterrevolutionären Habsburger Monarchie und indirekt auch des russischen Zarismus wurde. Den demokratischen Elementen des tschechischen Volkes gelang es in der zweiten Etappe nicht, die Revolution tatkräftig zu unterstützen und die konterrevolutionäre Politik der Bourgeoisie zu vereiteln. Damit ist offensichtlich, daß Marx und Engels völlig richtig die Rolle der tschechischen nationalen Bewegung 1848/49 als konterrevolutionär und die Position des tschechischen Volkes in der zweiten, für die Revolution in ganz Osterreich entscheidenden Etappe der Bewegung als reaktionär eingeschätzt haben.
Marx und Engels hoben aber dabei hervor, daß die nationalistische, antislawische Politik der deutschen Bourgeoisie die Hauptschuld daran trug, daß die Tschechen auf die Seite der Konterrevolution getrieben wurden. 82 84 „Sie haben nichts gelernt und nichts Vergessen", äußerte Talleyrand über die nach der Restauration der Bourbonenherrschaft im Jahre 1815 nach Frankreich zurückgekehrten aristokratischen Emigranten, die versuchten, ihren Grundbesitz zurückzuerhalten und die Bauern wieder zur Übernahme ihrer Feudalverpflichtungen zu zwingen. 85 85 Verfassungsentwurf — „Entwurf eines Verfassungs-Gesetzes für den preußischen Staat" vom 20. Mai 1848. 85 242 86 An der Schlacht bei Leipzig vom 16.-19. Oktober 1813 nahmen Truppen Rußlands, Preußens, Österreichs und Schwedens teil. Die Schlacht endete mit dem Sieg dieser verbündeten Armeen über die Armee Napoleons. 87119 87 In der Schlacht bei Waterloo am 18. Juni 1815 wurde Napoleon durch die von Blücher und Wellington befehligten preußischen und englischen Truppen geschlagen. 87 88 An dieser Stelle legen Marx und Engels besonderes Gewicht auf den zwiespältigen Charakter der Befreiungskriege 1813-1815, in denen der gerechte nationale Befreiungskampf der Volksmassen gegen die räuberische Politik Napoleons I. von den Fürsten und Junkern dazu ausgenutzt wurde, die feudalen Verhältnisse in Europa soweit als möglich wieder herzustellen. Dabei weisen Marx und Engels vor allem auf die reaktionären Seiten und Folgen (Haß gegen die Französische Revolution, mangelnde Initiative im Kampf gegen die einheimischen Unterdrücker, Deutschtümelei usw.) hin und führen damit einen Schlag gegen die reaktionäre preußische Geschichtsschreibung, die besonders nach der Verschärfung der deutsch-französischen Beziehungen im Jahre 1840 den Inhalt und die Bedeutung der Befreiungskriege im Interesse des preußischen Chauvinismus systematisch verfälschte und mißbrauchte. Die fortschrittliche Seite der Befreiungskriege behandelt Engels in der Arbeit „Ernst Moritz Arndt" aus dem Jahre 1841 und in seinen Aufsätzen aus dem Jahre 1870, die sich mit der Landsturmordnung von 1813 beschäftigen, wo er nachdrücklich feststellt, daß erst der Sieg über die napoleonische Fremdherrschaft den Weg für die Lösung der nationalen Frage und damit für die Befreiung vom Joch der deutschen Fürsten ebnete. 87 295 89 Nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt am 14. Oktober 1806 folgten die schmählichen kampflosen Kapitulationen der preußischen Festungen vor den französischen Truppen; fast überall, mit ganz wenigen Ausnahmen, offenbarten die junkerlichen Kommandanten eine feige, verräterische Gesinnung. 88 90 Code civil des Frangais - französisches Zivilgesetzbuch von 1804, das 1807 als Code Napolean neu gefaßt wurde. Dieses bürgerliche Gesetzbuch wurde von Frankreich in den eroberten Gebieten West- und Südwestdeutschlands eingeführt. In der Rheinprovinz blieb es auch nach der Vereinigung mit Preußen gültig (siehe auch Anm. 166). Der Code Napoleon behielt im wesentlichen die Errungenschaften der Französischen Revolution bei und stand auf dem Boden der formalen bürgerlichen Gleichheit. 92 240 278 301 472 91 Auf Befehl des preußischen Generals Pfuel schor man den gefangengenommenen Teilnehmern des Posener Aufstandes von 1848 die Köpfe und brannte ihnen mit Höllenstein ein Mal auf Hände und Ohren. Daher der Spitzname des Generals Pfuel - „von Höllenstein". 94 298 329 92 Nach dem Zeughaussturm (siehe Anm. 76) traten am 17. Juni 1848 die Minister von Kanitz, Graf Schwerin und Freiherr von Arnim und am 20. Juni das gesamte Ministerium.
Camphausen zurück. Die „Neue Rheinische Zeitung" sah in diesem Sturz Camphausens den Ausdruck dafür, daß die Großbourgeoisie aus der Periode des passiven Verrats des Volkes an die Krone zu der Periode der aktiven Unterwerfung des Volkes unter ihre mit der Krone vereinbarte Herrschaft überzugehen gedachte. 96 93 Ferdinand Raimund, „Das Mädchen aus der Feenwelt oder der Bauer als Millionär", II. Akt, sechste Szene. 96 ~~ Am 30. März 1848 begann das arn Vortage gebildete Ministenum Camphausen, in dessen Regierungszeit die blutige Niederschlagung des Aufstandes in Posen (siehe Anm. 52) fiel, seine Tätigkeit. 96 95 Heine, „Deutschland. Ein Wintermärchen", Kaput XXIV. 97 96 Norditalien gehörte damals zur österreichischen Monarchie. Anfang 1848 brach ein Aufstand der Italiener gegen die Fremdherrschaft und für die Einheit und Unabhängigkeit Italiens aus. Die Nachricht vom Siege der Revolution in Wien führte am 18. März 1848 zu einer gewaltigen Volkserhebung in Mailand, in einem erbitterten fünftägigen Kampfe gelang es den Aufständischen, Radetzky mit seinen 15000 österreichischen Soldaten zum Verlassen der Stadt zu zwingen. Am 22. März wurde eine provisorische Regierung aus Vertretern der liberalen Bourgeoisie gebildet. Dem König von Sardinien und Piemont, Karl Albert, gelang es, sich an die Spitze der italienischen Befreiungsbewegung zu setzen, wobei er das Ziel verfolgte, sein Königreich auf ganz Oberitalien auszudehnen; der demokratischen Volksbewegung stand er feindlich gegenüber. Die unter dem Kommando von Karl Albert stehende sardinisch-lombardische Armee drängte zuerst die Truppen Radetzkys nach dem Norden zurück, mußte dann aber auf Grund der zögernden Haltung und der militärischen Unfähigkeit Karl Alberts und seiner Generale eine Reihe Niederlagen hinnehmen. Mailand fiel wieder in die Hände der Österreicher. Aus Furcht, bei einer völligen Niederlage auch seine bisherigen Besitzungen einzubüßen, schloß Karl Albert daraufhin am 9. August 1848 einen verräterischen Waffenstillstand mit Österreich, der nach Abiauf von sechs Wochen verlängert wurde. Am 20. März 1849 wurden die militärischen Aktionen noch einmal aufgenommen, aber schon kurze Zeit später war die sardinische Armee von den Österreichern aufgerieben, und Karl Albert verzichtete auf den Thron. 98 118 369 376 393 97 Kroaten — Soldaten des kaiserlich-österreichischen Heeres, dessen leichte Reiterei und Infanterie sich ursprünglich aus Angehörigen dieses südslawischen Volksstamms rekrutierten. Panduren — Militärformationen der kaiserlich-österreichischen Armee, die eine besondere Art irregulärer Infanterietruppen darstellten und sehr brutal und rücksichtslos auftraten. 98 369 88 Auf die Regierung Camphausen folgte in Preußen vom 26. Juni 1848 bis 21. September 1848 die Regierung Auersiüald-Hansemann, das sogenannte „Ministerium der Tat". Auerswald war der Präsident dieses Staatsministeriums, Hansemann, der eigentliche Kopf des Kabinetts, blieb weiterhin wie unter Camphausen Finanzminister. 100 184 189 80 Heine, „Ritter Olaf", Kaput II. 101 100 „Das Leben ein Traum" (La vida es süeno) - Titel eines Schauspiels des spanischen Dramatikers Calderon de la Barca. 101 101 „Neue Berliner Zeitung1 — reaktionäre Tageszeitung, die in Berlin von Juni bis Oktober 1848 erschien. 102
102 Hinweis auf die Thronrede Friedrich Wilhelms IV. bei der Eröffnung des ersten Vereinigten Landtages (siehe Anm. 34) am 11. April 1847. In dieser Rede erklärte der preußische König, „daß die Jahrhunderte und eine Erbweisheit ohnegleichen, aber kein Stück Papier" die Verfassung Preußens gemacht haben und daß er „es nun und nimmermehr zugeben werde, daß sich zwischen unserm Herrgott im Himmel und dieses Land ein beschriebenes Blatt, gleichsam als eine zweite Vorsehung eindränge..." (siehe „Der Erste Vereinigte Landtag in Berlin 1847", Berlin 1847). 104 430 103 Anspielung auf Camphamen, der in früheren Jahren mit Fetten und Getreide handelte, und auf Hansemann, der seine Handelstätigkeit als Wollhändler begann. 104 104 „Kölnische Zeitung" — Tageszeitung, die unter diesem Titel seit 1802 in Köln erschien. Während der dreißiger und Anfang der vierziger Jahre verteidigte sie die katholische Kirche gegen den in Preußen herrschenden Protestantismus; 1848/49 spiegelte sie die feige, verräterische Politik der preußischen liberalen Bourgeoisie wider und führte einen ständigen erbitterten Kampf gegen die „Neue Rheinische Zeitung". 105 140 284303 308 369 419 440 452 497 105 Goethe, „Faust", Erster Teil, „Marthens Garten". 105 106 Über die Forderung, einen revolutionären Krieg gegen Rußland zu führen, schrieb Lenin: „Marx im Jahre 1848 haßte Rußland, weil damals in Deutschland die Demokratie nicht zu siegen, sich nicht zu entwickeln, das Land nicht zu einem einheitlichen Ganzen zusammenzuschweißen vermochte, solange die reaktionäre Hand des rückständigen Rußland auf ihm lastete." 105 202 107 Der Titel der Ablösungsdenkschrift Patoiüs, datiert vom 10. Juni 1848, lautet: „Promemoria, betreffend die Maßregeln der Gesetzgebung, durch welche die zeitgemäße Reform der guts- und grundherrlichen Verhältnisse und die Beseitigung der noch vorhandenen Hemmungen der Landeskultur bezweckt wird." 106 108 Patrimonialgerichtsbarkeit - das in Deutschland von 1848 an eingeschränkte und 1877 aufgehobene feudale Recht des Gutsbesitzers, über seine Bauern Gericht zu halten und sie zu strafen. 107 109 Die Patowsche Ablösungsdenkschrift sah die Gründung von Hypotheken- und Rentenbanken für die Durchführung der Ablösung bäuerlicher Lasten zu äußerst günstigen Bedingungen für die Gutsbesitzer vor. Da der Bauer die Ablösungssumme, d. h. den achtzehnfachen Betrag der bestehenden laufenden Leistungen, nicht zur Verfügung hatte, sollten ihm diese staatlichen Kreditinstitute die Summe in Form eines Rentenbriefes, mit 4 % Verzinsung, zur Verfügung stellen. Die Amortisation des Rentenbriefes durch den Bauern war auf 41 Jahre vorgesehen, während der Grundbesitzer sofort den vollen Betrag von der Bank erhielt. Es handelte sich also bei diesem Vorschlag um keine Befreiung der Bauern, sondern nur um die Umwandlung der Abhängigkeit in eine geldliche, die den Prozeß des Hinüberwachsens der preußischen Gutsbesitzer in den Kapitalismus erleichtern und beschleunigen sollte. 107 110 In den Jahren 1807 bis 1811 begannen die Minister Stein und Hardenberg in Preußen einige Agrarreformen durchzuführen, denn nach der Zerschlagung des preußischen Heeres bei Jena und Auerstedt (1806) durch Napoleon „begann der preußischen Regierung ein schwaches Licht zu dämmern, daß man die freien grundbesitzenden Bauernsöhne nicht mit den Söhnen leibeigener Fronbauern besiegen könne" (Engels). Das Ergebnis war das Edikt vom 9. Oktober 1807 und die Kabinettsorder vom 28. Oktober 1807, welche die Leibeigenschaft in Preußen aufhoben, jedoch alle feudalen Abgaben und Dienstleistungen der
Bauern beibehielten. Selbst diese Teilreform hielt der bauernplündernde Adel nicht ein. Als der Krieg Napoleons gegen Rußland bevorstand, versuchte die preußische Regierung erneut, sich der Bauern zu versichern, und erließ am 14. September 1811 ein „Edikt die Regulirung der gutsherrlichen und bäuerlichen Verhältnisse betreffend". Dieses Gesetz versprach den Bauern das Recht auf Ablösung von den Feudallasten innerhalb von 2 Jahren unter der Bedingung, daß sie dem Grundherrn ihren Boden bis zur Hälfte abtraten oder eine dementsprechende Summe zahlten. Nach dem Sieg über Napoleon wurden die Bauern wiederum um die gegebenen Zusicherungen betrogen,und erst 1845 erhielten sie das Recht, die Geld- und Kornrente gegen Zahlung eines fünfundzwanzigfachen Betrages abzulösen. 107 309 111 Es handelt sich um den spontanen Aufstand der im größten Elend lebenden Textilarbeiter in Prag und Umgebung in der zweiten Junihälfte 1844. Die Bewegung der Arbeiter, die Fabriken zerstörten und Maschinen vernichteten, wurde durch österreichische Regierungstruppen grausam unterdrückt. 108 112 „Berliner Zeitungs-Halle1 - Tageszeitung, die in Berlin seit 1846 von Gustav Julius herausgegeben wurde; 1848/49 war sie ein Organ der kleinbürgerlichen Demokratie. 108 373 405 414 113 Bürgeraasschuß — Abkürzung für das im Mai 1848 in Wien gebildete Komitee der Bürger, der Nationalgarde und der Studenten zur Aufrechterhaltung der Ruhe und Sicherheit sowie zur Verteidigung der Rechte des Volkes. 108 114 Arbeiterkommission im Luxembourg - Regierungskommission für die Arbeiterfrage, die unter dem Vorsitz von Louis Blanc im Palais Luxembourg tagte. Sie wurde am 28. Februar 1848 unter dem Druck der Arbeiter gegründet, die die Schaffung eines Arbeitsministeriums forderten. Die praktische Tätigkeit der Luxembourg-Kommission, die aus Ver= tretern der Arbeiter und Unternehmer bestand, beschränkte sich auf die Beilegung von Arbeitskonflikten; durch die kompromißbereite Haltung Louis Blancs fiel die Entscheidung häufig zugunsten der Unternehmer. Nach der Aktion der Volksmassen am 15. Mai (siehe Anm. 137) löste die Regierung am 16. Mai 1848 die Luxembourg-Kommission auf. 112
115 Die Nationalateliers, auch Nationalwerkstätten genannt, wurden sofort nach der Februarrevolution 1848 durch ein Dekret der französischen provisorischen Regierung geschaffen. Damit verfolgte sie das Ziel, einerseits die Ideen Louis Blancs über die Organisation der Arbeit unter den Arbeitern zu diskreditieren und andrerseits die militärisch organisierten Arbeiter der Nationalateliers im Kampf gegen das revolutionäre Proletariat auszunutzen. Da dieser provokatorische Plan, die Arbeiterklasse zu spalten, mißlang und die revolutionäre Stimmung der in den Nationalateliers beschäftigten Arbeiter immer stärker anwuchs, ergriff die bürgerliche Regierung eine Reihe Maßnahmen zur Beseitigung der Nationalateliers (Verringerung der Zahl der dort beschäftigten Arbeiter, ihre Verschickung zu öffentlichen Arbeiten in die Provinz usw.). Diese Provokationen riefen im Pariser Proletariat große Empörung hervor und waren mit ein Anlaß zum Beginn des Pariser Juniaufstandes. Nach der Unterdrückung des Aufstandes nahm die Regierung Cavaignac am 3. Juli 1848 ein Dekret über die Auflösung der Nationalateliers an. 112 147 469 116 „aimables Faubourgs" (liebenswerte Vorstädte) — so nannte der „Bürgerkönig" LouisPhilippe jene östlichen Vororte von Paris, die überwiegend von Arbeitern bewohnt waren, um Volksverbundenheit vorzutäuschen. 113
117 Die Mobilgarde wurde durch ein Dekret der provisorischen Regierung vom 25. Februar 1848 zum Kampf gegen die revolutionären Volksmassen geschaffen. Diese Truppe bestand hauptsächlich aus Lumpenproletariern und wurde zur Unterdrückung des Pariser Juniaufstandes eingesetzt. 113 131 118 Nationalgarde - 1848 in Frankreich eine bewaffnete Organisation ähnlich der Bürgerwehr in Deutschland, die zum Schutze der bürgerlichen „Ordnung" eingesetzt wurde. 113 131 119 Palais Royal (Königspalast) - Palais in Paris, seit 1643 Residenz Ludwigs XIV. und seit 1692 im Besitz der Bourbonen aus der Linie Orleans. Nach der Februarrevolution 1848 wurde es zum Nationaleigentum erklärt. Daher die Bezeichnung Ex-Royal. 113 120 In dem Cafe. Tortoni auf dem Italienischen Boulevard und in seiner näheren Umgebung wickelte man in den Stunden, in denen die Börse geschlossen war, Börsengeschäfte ab. Zum Unterschied von der offiziellen Börse nannte man das Cafe Tortoni und das dazugehörige Viertel die „kleine Börse". 113 121 Die sogenannte republikanische Garde wurde am 16. Mai 1848 auf Befehl der französischen Regierung gebildet, die durch das revolutionäre Auftreten der Pariser Arbeiter am 15. Mai (siehe Anm. 137) beunruhigt war. Die republikanische Garde, die unter dem Kommando konterrevolutionärer Offiziere stand, führte den Polizeidienst in Paris aus und war dem Polizeipräfekten unterstellt; ihre zahlenmäßige Stärke betrug 2600 Mann. 114 121 131 122 „The Northern Star" — englische Wochenzeitung, Hauptorgan der Chartisten; erschien von 1837 bis 1852, anfangs in Leeds und ab November 1844 in London. Begründer und Redakteur der Zeitung war Feargus Edward O'Connor; in den vierziger Jahren wurde sie von George Julian Harney redigiert. Engels war von September 1845 bis März 1848 Mitarbeiter dieser Zeitung. In einer Notiz vom 24. Juni 1848 schrieb „The Northern Star": „Die,Neue Rheinische Zeitung', die sich .Organ der Demokratie' genannt hat, wird mit seltener Meisterschaft redigiert und zeichnet sich durch ungewöhnliche Kühnheit aus; wir begrüßen sie als würdigen, talentierten und mutigen Genossen im entschlossenen Kampf gegen jede Art von Tyrannei und Ungerechtigkeit." 117 140 123 „Mourir pour la patrie" (Sterben für das Vaterland) - Refrain eines französischen patriotischen Liedes, das in der Periode der Februarrevolution 1848 populär war. 118 465 124 Gesellschaft der Menschen- und Bürgerrechte - eine kleinbürgerliche demokratische Organisation, die von Barbes, Huber u. a. geleitet wurde; sie entstand in der Periode der Julimonarchie. Die Gesellschaft vereinigte eine Reihe von demokratischen Klubs der Hauptstadt und der Provinz und hatte die Verwirklichung der jakobinischen Deklaration der Menschen- und Bürgerrechte von 1793 zum Ziel. Zum Unterschied von vielen anderen kleinbürgerlichen Organisationen verzichtete die Gesellschaft der Menschen- und Bürgerrechte nicht auf den bewaffneten Kampf mit der Konterrevolution. Einige Mitglieder dieser Gesellschaft waren Führer des Juniaufstandes. So war der verabschiedete Offizier Kersausie, der den Plan des Juniaufstandes ausgearbeitet hatte, Vorsitzender des Aktionskomitees der Gesellschaft der Menschen- und Bürgerrechte. 122 125 „L'Independance Beige" -bürgerlicheTageszeitung, die 1831 in Brüssel gegründet wurde; in den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts war sie das Organ der Liberalen. 124 128 142 423 120 Die Verteidiger von Saragossa waren berühmt durch ihre heldenhafte Standhaftigkeit im Befreiungskrieg des spanischen Volkes gegen die Herrschaft Napoleons; die Stadt wurde
zweimal von den Franzosen belagert (Juni bis August und Dezember 1808); erst int Februar 1809 kapitulierten die Verteidiger von Saragossa vor der überlegenen Stärke der Franzosen, nachdem sie mehr als 40000 Menschen verloren hatten. 124 127 Sitzung der französischen Nationalversammlung vom 24. Juni 1848 (siehe „Compte rendu des seances de l'Assemblee nationale" [Sitzungsprotokolle der Nationalversammlung],. T. 2, Paris 1849). 125 126 148 128 Die Munizipalgarde von Paris, die nach der Julirevolution 1830 gebildet wurde, war dem Polizeipräfekten unterstellt; sie wurde zur Niederschlagung von Volksaufständen eingesetzt. Nach der Februarrevolution 1848 wurde die Munizipalgarde aufgelöst. 127 129 Sitzung der französischen Nationalversammlung vom 25. Juni 1848 (siehe „Compte rendu des seances de l'Assemblee nationale" [Sitzungsprötokolle der Nationalversammlung],. T. 2, Paris 1849). 129 136 144 130 Es handelt sich um den Bericht über die Sitzung der französischen Nationalversammlung vom 25. Juni 1848, der in der „Neuen Rheinischen Zeitung" Nr. 29 vom 29. Juni veröffentlicht wurde. 129 131 Die Insel Louvier, vom rechten Ufer der Seine durch einen schmalen Flußarm getrennt» wurde 1843 mit dem Festland verbunden und bildete den Raum zwischen dem Boulevard Morland und dem Quai Henri IV. 131 150 132 Die politische Gruppierung um die französische Zeitung „Le National" vereinigte in sich gemäßigte bürgerliche Republikaner mit Armand Marrast an der Spitze; sie stützte sich in den vierziger Jahren auf die Industriebourgeoisie und war mit ihr durch einen Teil der liberalen Intelligenz verbunden. „Le National" erschien als Tageszeitung von 1830 bis 1851 in Paris. 133 142 157 435 133 Die Anhänger der französischen Zeitung „La Reforme" waren eine politische Gruppierung kleinbürgerlicher Demokraten und Republikaner mit Ledru-Rollin an der Spitze; ihr schlössen sich die kleinbürgerlichen Sozialisten unter der Führung von Louis Blanc an. „La R^forme" erschien als Tageszeitung von 1843 bis 1850 in Paris. 133 448 134 Exekutivhommission - Regierung der Französischen Republik, die am 10. Mai 1848 von der konstituierenden Versammlung geschaffen wurde; sie löste die provisorische Regierung ab, die ihre Vollmachten niedergelegt hatte. Die Exekutivkommission bestand bis zum 24. Juni 1848, dem Beginn der Militärdiktatur Cavaignacs. 133 135 Dynastische Opposition - eine von Odilon Barrot geführte Gruppe in der französischen Deputiertenkammer während der Julimonarchie, deren Mitglieder die politischen Auffassungen liberaler Kreise der Industrie- und Handelsbourgeoisie zum Ausdruck brachten und für die Durchführung einer gemäßigter.Wahlreform eintraten; sie sahen darin ein Mittel, der Revolution vorzubeugen und die Dynastie Orleans aufrechtzuerhalten. 134 157 138 Legitimisten - Anhänger der „legitimen" Bourbonendynastie, die in Frankreich von 1589 bis 1793 und während der Restaurationszeit von 1814 bis 1830 an der Macht war; sie vertraten die Interessen des erblichen Großgrundbesitzes. 134 137 15.Mai 1848 — empört über den Bruch der Versprechungen auf Verbesserung ihrer Lebenslage, die ihnen von der Regierung nach der Februarrevolution gemacht worden waren, drangen Pariser Arbeiter in die Nationalversammlung ein; sie forderten eine Reihe sozialer Maßnahmen (Arbeitsbeschaffung, Sondersteuer für die Reichen etc.). Nachdem die Nationalversammlung nicht bereit war, die berechtigten Forderungen der Arbeiter zu erfüllen, erklärten Sprecher der Arbeiter die Nationalversa mmlung für auf
gelöst und bildeten eine provisorische Regierung, der Barbes, Blanqui, Albert, Blanc, Proudhon, Cabet u.a. angehörten. Nach dem Scheitern dieser revolutionären Aktion der Pariser Arbeiter und der Verhaftung ihrer Führer ergriff die Regierung eine Reihe reaktionärer Maßnahmen, die auf die Liquidierung der Nationalateliers hinausliefen; ferner wurde das Gesetz über das Verbot von Zusammenscharungen erlassen und eine Reihe von demokratischen Klubs geschlossen. 135 138 Vae victis! Weh den Besiegten! — Ausruf des Brennus vor der Einnahme und Zerstörung Roms durch die Gallier (390 v.u.Z.). 136 457 139 „The Times" — größte englische Tageszeitung konservativer Richtung; sie wurde am 1. Januar 1785 in London unter dem Namen „Daily Universal Register" gegründet; am I.Januar 1788 wurde der Titel in „The Times" geändert. 140 206 i4° „The Manchester Guardian" — englische bürgerliche Zeitung, Organ der Anhänger des Freihandels (free-traders), später Organ der liberalen Partei; erscheint seit 1821 in Manchester. 140 141 Kotzebuesche Bediententragödie - Kotzebue schrieb einige hundert Theaterstücke von geringem Niveau; vielfach waren die Hauptpersonen seiner rührseligen Stücke Bediente (Haus- und Gartenangestellte, Gesellschafterinnen u. ä.). Das Hauptwerk dieser ganzen Richtung bildet das 1789 erschienene „Menschenhaß und Reue". 141 142 Abgewandeltes Zitat aus Shakespeare, „Julius Cäsar", III. Aufzug, zweite Szene; dort heißt es: „... und Brutus ist ein ehrenwerter Mann." 141 143 Augsburgerin — gemeint ist die „Allgemeine Zeitung", eine Tageszeitung, die 1798 gegründet wurde; sie erschien von 1810 bis 1882 in Augsburg. 142 144 „Debats" — Abkürzung für die französische bürgerliche Tageszeitung „Journal des Debats politiques et litteraires", gegründet 1789 in Paris. Während der Julimonarchie war sie als Regierungszeitung das Organ der orleanistischen Bourgeoisie. In der Revolution 1848 vertrat sie die Auffassungen der konterrevolutionären Bourgeoisie. 142 157 145 Aus dem Gedicht „Der deutsche Rhein" von dem kleinbürgerlichen Dichter Nicolaus Becker; dieses Gedicht wurde 1840 geschrieben und seitdem oftmals vertont. Besonders beliebt war das Lied in chauvinistischen Kreisen. 142 146 „Le Constitutionnel" - französische bürgerliche Tageszeitung, die von 1815 bis 1870 in Paris erschien; in den vierziger Jahren war sie das Organ des gemäßigten Flügels der Orleanisten; in der Periode der Revolution von 1848 vertrat sie die Auffassungen der konterrevolutionären royalistischen Bourgeoisie, die sich um Thiers gruppierte; nach dem Staatsstreich des Louis Bonaparte im Dezember 1851 war sie eine bonapartistische Zeitung. 142 177 147 „Le Peuple constituant" — französische Tageszeitung republikanischer Richtung, die in Paris von Februar bis Juli 1848 unter der Redaktion von Lamennais erschien. 144 148 Am 5. Juni 1832 benutzten Anhänger des linken Flügels der republikanischen Partei, darunter die Gesellschaft der Volksfreunde, das Begräbnis des Generals Lamarquezu einer friedlichen Demonstration. Lamarque war der Wörtführer der wenigen republikanischen Deputierten der neuen Kammer gewesen. Durch die Schuld der Regierung wurde aus dieser Demonstration ein blutiges Gemetzel, das bis zum Nachmittag des 6. Juni namentlich um das ehemalige Kloster von Saint Merry wütete, wo sich die letzten hundert Republikaner, unter denen viele Arbeiter waren, verbarrikadiert hatten. 146
148 Am 12. und 13. Vendemiaire (4. und 5. Oktober) 1795 schlug Napoleon in Paris einen Aufstand der Royalisten gegen den Konvent nieder. 149 150 Der Herzog von Braunschweig, Oberkommandierender der österreichisch-preußischen Armee, die gegen das revolutionäre Frankreich kämpfte, gab am 25. Juli 1792 ein Manifest heraus, in welchem er dem französischen Volk androhte, Paris völlig zu zerstören. 154 151 Es handelt sich um den Aufstand 1785 in Holland gegen die Herrschaft der aristokratischkatholischen Partei, die sich um den Statthalter Wilhelm von Oranien gruppierte. Der Aufstand, an dessen Spitze der republikanische Teil der Bourgeoisie stand, führte zur Verjagung des Statthalters aus dem Land; jedoch wurde 1787 seine Macht mit Hilfe preußischer Truppen wieder hergestellt. 154 152 Nach einer Vereinbarung zwischen England, Frankreich und Rußland wurde 1832 der minderjährige bayrische Prinz Otto auf den griechischen Thron gesetzt; er kam in Begleitung bayrischer Truppen nach Griechenland und herrschte unter dem Namen Otto I. bis 1862. 154 153 Di e Kongresse der Heiligen Allianz, die inTroppauund Laibach (Oktober 1820 bis Mai 1821) und in Verona (Oktober/November 1822) stattfanden, spiegelten in ihren Beschlüssen die reaktionäre Politik Österreichs, Preußens und Rußlands in Europa wider. Auf dem Kongreß in Troppaa und Laibach wurde offiziell das Prinzip der Einmischung der Mächte der Heiligen Allianz in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten proklamiert. Auf Grund eines Beschlusses dieses Kongresses überschritten60 000 Österreicher im Februar 1821 die Grenze und stellten in Neapel die im Juli 1820 durch eine bürgerliche Revolution gestürzte absolutistische Ordnung wieder her. Die gleiche Gendarmenrolle spielte Österreich auch gegenüber Turin, wo die Anhänger der liberalen und nationalen Bewegung seit dem 10. März 1821 im Bürgerkrieg mit den Truppen des Königs von Sardinien, Viktor Emanuel, standen und nach etwa einem Monat mit Hilfe österreichischer Truppen niedergeworfen wurden. Am 5. Februar 1831 brach in Modena, und in der Romagna (einem Teil des Kirchenstaats) unter der Führung der Carbonari (siehe Anm. 295) ein Aufstand aus. Ende März 1831 wurde diese Bewegung, die sich gegen die weltliche Macht des Papstes und die österreichische Fremdherrschaft richtete und die Einheit Italiens erringen wollte, von österreichischen und päpstlichen Truppen niedergeschlagen. Der Kongreß in Verona beschloß besonders auf Betreiben Österreichs die Intervention in Spanien, um dort die Volksbewegung niederzuwerfen und das absolute Königtum wiederherzustellen. Frankreich übernahm die Durchführung des Beschlusses und rückte 1823 mit einem Heer von 100000 Mann in Spanien ein. Die liberale Regierung, die eine Reihe von Reformen eingeleitet hatte, wurde gestürzt und eine unerhörte Schreckensherrschaft der Reaktion errichtet. 154 294 154 Österreich, Preußen und Rußland unterstützten in den zwanziger und dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts in Portugal die klerikal-feudale Partei mit Dom Miguel an der Spitze, die gegen jegliche Einschränkung des Absolutismus auftrat. 154 297 155 In Spanien genoß Don Carlos, der 1833 einen Bürgerkrieg entfesselte, um im Interesse der reaktionären klerikal-feudalen Partei den Thron zu erobern, die Unterstützung Österreichs, Preußens und Rußlands. 154 297 156 Bei dem Manifest der provisorischen Regierung zu Mailand an das deutsche Volk handelt es sich um den Aufruf „II Governo prowisorio alla Nazione Germanica" vom 6. April 1848, in dem die provisorische Regierung von Mailand ihrer brüderlichen Verbundenheit mit
dem deutschen Volk Ausdruck verleiht und es zum gemeinsamen Kampf gegen die Kräfte der Reaktion aufruft. 156 157 Thierspartei — nach ihrem bekanntesten Führer Thiers benannte Gruppe der royalistischen Bourgeoisie in Frankreich, die sich um die Zeitung „Le Constitutionnel" (siehe Anm. 146) sammelte. Als Anhänger der Dynastie Orleans war sie Gegner der bürgerlichen und kleinbürgerlichen Republikaner und trat vor dem Februar 1848 für eine Monarchie mit republikanischen Institutionen, danach für eine Republik mit monarchistischen Institutionen ein. Nach dem Pariser Juniaufstand 1848 verschmolz sie aufs engste mit der dynastischen Opposition (siehe Anm. 135). 157 429 433 168 Aus der Rede Caussidieres am 27. Juni 1848 in der französischen Nationalversammlung (siehe „Compte rendu des seances de l'Assemblee nationale" [Sitzungsprotokolle der Nationalversammlung], T. 2, Paris 1849). 158 159 westfälische Adresse - eine reaktionäre „Adresse der Krieger und Wehrmänner des Kreises Hagen vom 19. Juni 1848", die in der „Neuen Rheinischen Zeitung" Nr. 25 vom 25. Juni 1848 (Extrabeilage) wiedergegeben wurde. 160 160 Trierer Heldentaten - in Trier kam es in der Zeit vom 2. bis 4. Mai 1848 auf Grund von militärischen Provokationen zu Zusammenstößen zwischen preußischem Militär und der Bürgerschaft. Der spätere preußische Kriegsminister Schreckenstein, damals stellvertretender kommandierender General des 8. Armeekorps, wurde zur Unterdrückung der Unruhen nach Trier entsandt. Er ordnete die Auflösung der Bürgerwehr an. 160 161 benachbarter Publizist — ein beliebter Ausdruck von Marx und Engels für Brüggemann, den Chefredakteur der „Kölnischen Zeitung". 160 232 162 Heine, „Deutschland. Ein Wintermärchen", Kaput XII. 161 435 1S3 Treasury-Whip (wörtlich „Peitsche der Ministerialabteilung der Finanzen") - nach dem Sturz des Kabinetts Camphausen (siehe auch Anm. 98) mit der Bildung der neuen Regierung beauftragt, blieb Hansemann auch im neuen Kabinett Auerswald (26. Juni bis 2I.September 1848) weiterhin Finanzminister, weil er dadurch als Vertreter der Großbourgeoisie eine entscheidende Schlüsselposition in den Händen hielt, die es ihm ermöglichte, Gesetze und Maßnahmen im Interesse seiner Klasse in der Regierung und der Nationalversammlung „durchzupeitschen". 164 Heilige Hermandad — Bund spanischer Städte, der Ende des 15. Jahrhunderts unter Mitwirkung königlicher Behörden gegründet wurde, die sich bemühten, die Bourgeoisie im Kampf gegen die großen Feudalherren im Interesse des Absolutismus auszunutzen. Seit Mitte des 16. Jahrhunderts übten die bewaffneten Kräfte der Heiligen Hermandad Polizeifunktionen aus. Im übertragenen, ironischen Sinne bezeichnete man später mit „Heiliger Hermandad" die Polizei. 166 165 Gürzenich - früherer Festsaal in Köln, der als Versammlungsraum diente; hier wurde am 25. Juni 1848 eine Versammlung des Kölner Arbeitervereins durchgeführt, in der über die Schaffung einer Vereinigungskommission, bestehend aus den Vertretern der drei demokratischen Organisationen Kölns, debattiert wurde. Die drei Organisationen waren die Demokratische Gesellschaft, der Arbeiterverein und der Verein für Arbeiter und Arbeitgeber. 167 166 Code penal — Strafgesetzbuch, das in Frankreich 1810 angenommen und in den unter Napoleon I. eroberten Gebieten West- und Südwestdeutschlands eingeführt wurde; in der Rheinprovinz galt es ebenso wie der Code civil (siehe Anm. 90) auch nach ihrer Angliederung an Preußen im Jahre 1815. Die preußische Regierung war bestrebt, in dieser
Provinz wieder das preußische Landrecht (siehe Anm. 167) einzuführen. Eine ganze Reihe von Gesetzen, Erlassen und Vorschriften sollten in der Rheinprovinz die feudalen Privilegien des Adels (die Majorate) und die preußische Strafgesetzordnung, Ehegesetzgebung usw. wiederherstellen. Diese Maßnahmen, die eine entschiedene Opposition in der Rheinprovinz hervorriefen, wurden nach der Märzrevolution durch die Verordnungen vom ! 5. April 1848 aufgehoben. 167 198 240 379 441 167 Das „Allgemeine Landrecht für die Preußischen Staaten" von 1794 war eine Zusammenfassung des bürgerlichen Rechts, des Handels-, Wechsel-, See- und Versicherungsrechts» ferner des Straf-, Kirchen-, Staats- und Verwaltungsrechts; es verankerte den rückständigen Charakter des feudalen Preußens in der Rechtsprechung und galt in wesentlichen Teilen bis zur Einführung des Bürgerlichen Gesetzbuches im Jahre 1900. 167 216 240 301 324 402 168 Anneke wurde zusammen mit Gottschalk und Wilüch als einer der Organisatoren der Massenversammlungen in Köln am 3. März 1848 verhaftet. Gegen alle drei wurde Anklage erhoben wegen „Anstiftung zum Aufruhr und Gründung einer verbotenen Gesellschaft". Infolge der königlichen Amnestie wurden sie am 21. März 1848 aus der Haft entlassen. 167 169 Kösliner Adresse — in einem Aufruf wandten sich konterrevolutionäre Junker und Beamte der Stadt Köslin (Pommern) am 23. Mai 1848 an die preußische Bevölkerung und forderten sie auf, nach Berlin zu marschieren, um die Revolution niederzuschlagen. 170 170 Spanien, Mexiko, Polen und Krakau waren Hauptabsatzgebiete der preußischen Webereiund Spinnereiindustrie, welche durch die unsinnige Handels- und Außenpolitik der preußischen Regierung vor 1848 verlorengingen. Dadurch wurde dieser Erwerbszweig ruiniert. 171 171 Als erniedrigende Maßnahme wurden den gefangengenommenen polnischen Aufständischen auf Befehl des preußischen Generals Pfuel die Köpfe geschoren (siehe auch Anm. 91). 171 172 Im Sommer 1848 wurde in Berlin außer der gewöhnlichen Polizei eine Abteilung Bewaffneter in Zivil für den Einsatz gegen Straßenansammlungen und Massenkundgebungen des Volkes und für Spionagedienste gebildet. Diese Polizeiabteilung nannte man Konstabler analog zu den Spezial-Konstablern in England, die bei der Sprengung der Chartistendemonstration am 10.April 1848 eine bedeutende Rolle spielten. 174 304 173 „Le Siede" - Tageszeitung, erschien von 1836 bis 1939 in Paris; in den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts brachte sie die Anschauungen jenes Teils der Kleinbourgeoisie zum Ausdruck, der sich auf die Forderung gemäßigter konstitutioneller Reformen beschränkte. 177 374 „La Presse" - bürgerliche Tageszeitung, die seit 1836 in Paris herausgegeben wurde. 1848/49 unterstützte sie die bürgerlichen Republikaner, später die Bonapartisten. 1836 bis 1857 war Emile de Girardin Redakteur der Zeitung. 177 175 „Observateur" - Abkürzung für die belgische Tageszeitung „L'Qbservateur Beige", die von 1835 bis 1860 in Brüssel erschien. In den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts war sie das Organ der bürgerlichen Liberalen. 177 423 176 Am Schluß der Sitzung vom 4. Juli 1848, in der weiter über die Kommission zur Untersuchung der Ereignisse in Posen debattiert wurde, beschloß die preußische Nationalversammlung, dieser Kommission unbeschränkte Vollmachten einzuräumen. Die An
nähme dieses Beschlusses bedeutete eine Niederlage für das Ministerium AuerswaldHansemann. Die Vertreter des rechten Flügels versuchten nunmehr, entgegen den parlamentarischen Regeln eine weitere Abstimmung durchzusetzen, und zwar über den mit dem ersten Beschluß bereits verworfenen Antrag, die Vollmachten der Kommission einzuschränken. Die Abgeordneten des linken Flügels verließen zum Zeichen des Protestes den Sitzungssaal. Die Rechten nutzten dies aus und brachten den Antrag durch, der Kommission das Recht zu verweigern, sich nach Posen zu begeben und an Ort und Stelle Zeugen und Sachverständige zu vernehmen. Damit wurde die ursprüngliche Entscheidung der Versammlung unrechtmäßig annulliert. Zu dem Verlauf der Debatte über eine Kommission für Posen in der preußischen Nationalversammlung siehe vorl. Band, S. 48-52, 185-188 und 190-197. 177 184 185 197 206 177 Heine, „Deutschland. Ein Wintermärchen", Kaput XXV. 178 178 Heine, „Der Tannhäuser", Kaput 2. 179 179 „The Morning Chronicle" - englische bürgerliche Tageszeitung, erschien von 1769 bis 1862 in London. 180 180 „Biene" - gemeint ist „Sewernaja ptschela" [Die Biene des Nordens], eine russische politische und literarische Zeitung, die von 1825 bis 1864 in Petersburg unter der Redaktion von Bulgarin und Gretsch erschien. Sie war ein halbamtliches Organ der zaristischen Regierung. 180 181 In der Note, die Major Wildenbruch in geheimer Mission des preußischen Königs am 8. April 1848 der Regierung von Dänemark übergab, wurde darauf hingewiesen, daß der Krieg in Schleswig-Holstein (siehe Anm. 40) von Preußen nicht geführt werde, um Dänemark das Herzogtum zu entreißen, sondern lediglich darum, um die „radikalen und republikanischen Elemente in Deutschland" zu bekämpfen. Die preußische Regierung umging auf jede Art und Weise die offizielle Anerkennung dieses sie kompromittierenden Dokuments. 180 257 296 396 182 patriotische Überkraft - aus Heines Zeitgedicht „Bei des Nachtwächters Ankunft in Paris". 180 183 Frankfurter Beschlüsse über den Schutz aller Nationalitäten - in ihrer 10. Sitzung am 31. Mai 1848 nahm die Nationalversammlung in Frankfurt auf Vorschlag des Verfassungsausschusses eineProklamation an, in welcher es u. a. heißt: „Die Verfassunggebende deutsche Nationalversammlung erklärt feierlich: Daß sie im vollen Maße das Recht anerkenne, welches di.e nichtdeutschen Volksstämme auf deutschem Bundesboden haben, den Weg ihrer volkstümlichen Entwicklung ungehindert zu gehen..." 187 184 Es handelt sich um die im Juli 1848 in der „Neuen Rheinischen Zeitung" veröffentlichte Artikelserie von Ernst Dronke: „Die preußische Pacificirung und Reorganisation Posens". 190 185 Die Korrespondenz des Erzbischofs von Posen, Przyluski, mit dem Berliner Kabinett ist abgedruckt in [Brodowski, Kraszewski, Potworowski] „Zur Beurtheilung der polnischen Frage im Großherzogthum Posen im Jahre 1848", Berlin [1848]. 190 320 186 Aus Heines Zeitgedicht „Zur Beruhigung". Der Dichter geißelt darin das Philistertum und den Konservatismus des deutschen Bürgers, indem er diesem die Republikaner des alten Roms gegenüberstellt. 196 222 291 187 Langes Parlament - so wurde das englische Parlament genannt, das in der Periode der bürgerlichen Revolution 13 Jahre hindurch (1640-1653) ohne Neuwahl tagte. 196
34 Marx/Engels, Werke, Bd. 5
138 „Rheinische Zeitung für Politik, Handel und Gewerbe" - Tageszeitung, die vom 1. Januar 1842 bis 31.Märzl843 in Köln erschien. Die Zeitung war von Vertretern der rheinischen Bourgeoisie gegründet worden, die dem preußischen Absolutismus gegenüber oppositionell eingestellt waren. Zur Mitarbeit wurden auch einige Junghegelianer herangezogen. Ab April 1842 wurde Karl Marx Mitarbeiter der „Rheinischen Zeitung" und ab Oktober des gleichen Jahres ihr Chefredakteur. Die Zeitung veröffentlichte auch eine Reihe Artikel von Friedrich Engels. Unter der Redaktion von Karl Marx begann die „Rheinische Zeitung" einen immer ausgeprägteren revolutionär-demokratischen Charakter anzunehmen. Diese Richtung der „Rheinischen Zeitung", deren Popularität in Deutschland ständig wuchs, rief Besorgnis und Unzufriedenheit in Regierungskreisen und eine wütende Hetze <ler reaktionären Presse gegen sie hervor. Am 19. Januar 1843 erließ die preußische Regierung eine Verordnung, die die „Rheinische Zeitung" mit dem 1.April 1843 verbot und bis dahin eine besonders strenge Zensur über sie verhängte. 198 452 189 Am 20. Oktober 1842 veröffentlichte die „Rheinische Zeitung" den äußerst reaktionären Entwurf eines Ehescheidungsgesetzes, dessen Vorbereitung in Regierungskreisen streng geheimgehalten wurde. Dadurch wurde eine breite öffentliche Diskussion über den Gesetzentwurf in einer Reihe von Zeitungen veranlaßt. Die Veröffentlichung des Entwurfes des Ehescheidungsgesetzes und die entschiedene Weigerung der Redaktion der „Rheinischen Zeitung", die Person zu nennen, die den Wortlaut des Gesetzentwurfes übersandt hatte, waren eine der Ursachen für das Verbot der „Rheinischen Zeitung". 198 190 Kamptz, Mitglied der Mainzer Zentralen Immediatkommission (siehe Anm. 342), war einer der eifrigsten Organisatoren der Prozesse, die 1819 gegen die sogenannten Dem» agogen - die Vertreter der bürgerlichen Opposition - begannen. Die schwarz-rot-goldnenFarben waren zum Symbol der nationalen Einigungsbewegung in Deutschland geworden. 198 191 In der Volksversammlung im Saal des Gürzenich in Köln wurde am 9. Juli 1848 auf Vorschlag der Demokratischen Gesellschaft ein Schreiben an die preußische Nationalversammlung angenommen, das an einer Reihe von Bieispielen die konterrevolutionäre Praxis der Regierung Auerswald-Hansemann entlarvte und die preußische Nationalversammlung aufrief zu erklären, daß das Ministerium Auerswald-Hansemann „das Vertrauen des Landes nicht besitze". 200 182 Car tel est notre bon plaisir (Denn dies ist unser Wille) - so lautete die Schlußformel der königlichen Verordnungen in Frankreich, die sich zuerst unter einem Edikt Ludwigs XI. vom 31. Oktober 1472 findet. 207 193 Das Ministerium Camphausen verlangte von dem am 2. April 1848 zusammenberufenen zweiten Vereinigten Landtag (siehe Anm. 35) die Bewilligung einer Staatsanleihe in Höhe von 25 Millionen Talern. Darüber hinaus wurde die Zustimmung zur Beschaffung von 15 Millionen Talern durch Ausschreibung neuer oder Erhöhung alter Steuern gefordert. Eine königliche Botschaft unterstrich die Dringlichkeit der Aufbringung dieser Geldmittel, da die Bestände des Staatsschatzes nicht ausreichend seien. Finanzminister Hansemann gab dazu eine Erklärung ab, daß nach Deckung der notwendigen Ausgaben im Staatsschatz „nur noch3500000 Taler verbleiben, eine überaus mäßige Summe, welche man... als ein zu reservierendes Minimum betrachten muß", und daß „ohne rechtzeitige Fürsorge ... die Erhaltung des Staats gefährdet sein würde" (siehe „Verhandlungen des zum 2. April 1848 zusammenberufenen Vereinigten Landtages", zusammengestellt von E. Bleich, Berlin 1848). 209
194 Heine, Zeitgedicht „Der Tambourmajor". 212 195 Schemkäufe - gemeint sind Geschäfte, die aus spekulativen Gründen abgeschlossen werden, wobei keine Warenbewegung oder Bewegung der Wertpapiere stattfindet. Das Spekulationselement ergibt sich aus den unterschiedlichen Börsenkursen, mit denen Käufer und Verkäufer zum vereinbarten Liefertermin rechnen. 214 196 Der „Entwurf eines Gesetzes über die Errichtung der Bürgerwehr" vom 6. Juli 1848 wurde am 7. Juli der preußischen Nationalversammlung übermittelt. Das Gesetz selbst trat am 12. Oktober 1848 in Kraft. 217 243 197 Landwehr - ursprünglich die allgemeine Landesbewaffnung, das Aufgebot aller Wehrfähigen zur Verteidigung; mit Einführung der stehenden Heere trat diese Bedeutung der Landwehr zurück, erst mit dem zunehmenden Bedarf an Streitkräften in den Napo leonischen Kriegen griff man auf sie zurück. In Preußen veranlaßte Scharnhorst nach dem Tilsiter Frieden die Einrichtung einer Landwehr, die in engste Verbindung mit dem stehenden Heer gebracht wurde. Die Landwehrordnung von 1815 teilte die Landwehr in zwei Aufgebote. Das erste umfaßte alle aus dem Heer entlassenen Leute vom 26. bis zum 32. Lebensjahr und diente neben dem stehenden Heer zur Bildung der Feldarmee, das zweite die Leute vom 32. bis 40. Lebensjahr als Festungsbesatzung. 219 220 252 198 Die Frankfurter Nationalversammlung beschloß am 28. Juni 1848 die Schaffung einer provisorischen Zentralgewalt, die aus dem Reichsverweser (für dieses Amt war der österreichische Erzherzog Johann gewählt worden) und dem Reichsministerium bestehen sollte. Die provisorische Zentralgewalt verfügte über kein eigenes Budget und keine eigene Armee und war damit jeglicher realen Macht beraubt; sie unterstützte die konterrevolutionäre Politik der deutschen Fürsten. 222 199 satte Tugend und zahlungsfähige Moral - aus der Romanze „Anno 1829" von Heine. 224 421 200 Zollverein (Preußisch-deutscher Zollverein) - eine wirtschaftspolitische Vereinigung deutscher Einzelstaaten unter preußischer Führung zur Beseitigung der Binnenzölle und zur gemeinsamen Regelung der Grenzzölle. Er wurde am I.Januar 1834 gebildet und umfaßte 18 deutsche Staaten mit über 23 Millionen Menschen. Österreich und einige süddeutsche Staaten traten dem Zollverein nicht bei. 226 201 Vendee - eine französische Provinz, in der während der Französischen Revolution im Frühjahr 1793 ein gegenrevolutionärer Aufstand unter der Führung des Adels ausbrach, der sich auf die Bauernschaft dieses ökonomisch rückständigen Gebietes stützte. Vendee wird daher verallgemeinert für konterrevolutionäre Strömungen gebraucht. 227 295 403 802 Anti-Corn-Law League (Anti-Komgesetz-Liga) - eine freihändlerische Vereinigung, die 1838 von den Fabrikanten Cobden und Bright in Manchester gegründet wurde. Die sogenannten Korngesetze, die die Einschränkung bzw. das Verbot der Getreideeinfuhr aus dem Ausland zum Ziele hatten, waren in England im Jahre 1815 im Interesse der dortigen . Großgrundbesitzer, der Landlords, eingeführt worden. Die Liga erhob die Forderung nach völliger Handelsfreiheit und kämpfte für die Abschaffung der Korngesetze mit dem Ziel, die Löhne der Arbeiter zu senken und die ökonomischen und politischen Positionen der Grundaristokratie zu schwächen. In ihrem Kampf gegen die Grundbesitzer versuchte die Liga, die Arbeitermassen auszunutzen. Aber gerade zu dieser Zeit schlugen die fortgeschrittensten Arbeiter Englands den Weg einer selbständigen politisch ausgeprägten Arbeiterbewegung (Chartismus) ein. Der Kampf zwischen der industriellen Bourgeoisie und der Grundaristokratie endete 1846 mit der Annahme der Bill über die Abschaffung der Korngesetze. Danach löste sich die Liga auf. 228 286
203 Am 2. April 1848 verließ die republikanische Minderheit, geführt von Hecker und Struve, zum Zeichen des Protestes gegen die Politik der liberalen Mehrheit das Vorparlament (siehe Anm. 11). Die durch das Anwachsen der republikanischen Bewegung erschreckte Regierung von Baden nahm einen Beschluß über die Vergrößerung der Armeekontingente an, wandte sich um militärische Unterstützung an die benachbarten deutschen Staaten und verhaftete auf Grund einer Denunziation des Liberalen Mathy den Republikaner Fickler. Diese Maßnahmen der badischen Regierung lösten den republikanischen Aufstand am 12. April 1848 unter Führung der kleinbürgerlichen Demokraten Hecker und Struve aus. Ende April wurde der Aufstand, der von Anfang an schlecht vorbereitet und organisiert war, niedergeschlagen. 229
204 „Kölnische Zeitung" Nr. 203 vom 21. Juli 1848. 233 205 Heine, Zeitgedicht „An Georg Herwegh". 238
206 In den meisten deutschen Staaten waren die Wahlen zur Frankfurter Nationalversammlung indirekt, d.h. die wahlberechtigten Bürger wählten nur die sogenannten Wahlmänner, diese dann wiederum die Abgeordneten zur Nationalversammlung. Nach dem Gesetz vom 8. April 1848 (siehe Anm. 30) wurden auch die Abgeordneten der preußischen Nationalversammlung auf diese Weise gewählt. 238 207 Am 14. Juli 1848 gab der Heidelberger Senat bekannt, „daß nach Maßgabe des Gesetzes vom 26. Oktober 1833 der demokratische Studentenverein aufgelöst und sein Fortbestand verboten ist". Der Senat bezog sich dabei auf den Artikel 2 des erwähnten Gesetzes, in dem es heißt: „Die Teilnahme an verbotenen Vereinen wird mit bürgerlichem Gefängnis bis zu vier Wochen oder mit Geldstrafe bis zu 25 Fl. bestraft, vorbehaltlich der höheren Strafe, wenn der Verein nach den Gesetzen als ein besonderes Vergehen oder Verbrechen erscheint." 239 208 Preußischer Preßgesetzentwurf — der „Entwurf eines interimistischen Preßgesetzes" ist abgedruckt in der „Kölnischen Zeitung" Nr. 201 vom 19. Juü 1848, Erste Beilage. Die Hauptbestimmungen dieses Entwurfs erschienen außerdem in der „Neuen Rheinischen Zeitung" Nr. 47 vom 17. Juli 1848. 240
209 In Homers „Odyssee" (10. Gesang) verwandelt die griechische Göttin Circe die Hälfte der Gefährten des Odysseus in Schweine. 246
210 Heine, „Berg-Idylle", Gedicht aus „Die Harzreise". 249 211 Quadratur des Zirkels (Kreises) - die unlösbare Aufgabe, zwecks Berechnung der Kreisfläche einen Kreis in ein vollkommen f IäcHen°,leicKes 2u verwandeln, 249
212 Häng dich auf, Figaro! Du würdest das nicht ersonnen haben! - abgewandeltes Zitat aus Beaumarchais, „La folle journee, ou le mariage de Figaro" [Der tolle Tag oder die Hochzeit des Figaro], V.Akt, achte Szene. 251
213 Im Juni 1848 fanden in Malmö (Schweden) Waffenstillstandsverhandlungen zwischen dänischen und preußischen Bevollmächtigten statt. Es kam zu einem Abkommen, das zwar am 8. Juli vom preußischen König genehmigt, aber vom kommandierenden General Wrangel auf Grund der äußerst ungünstigen Bedingungen für die preußisch-deutsche Seite nicht unterzeichnet wurde. So kam dieses Projekt nicht zur Ausführung. Der eigentliche Waffenstillstand wurde erst am 26. August 1848 geschlossen (siehe Anm. 40 und 307). 252 253 256 386
214 „Faedrelandet" - dänische Zeitung, die von 1834 bis 1839 in Kopenhagen wöchentlich, später täglich erschien; 1848 war sie das halbamtliche Organ der dänischen Regierung. 253 257 215 „allzeit Mehrer des Reichs" - aus dem offiziellen Titel der deutschen Kaiser bis 1806: „von Gottes Gnaden Römischer Kaiser zu allen Zeiten Mehrer des Reichs". 253 216 Schleswig-Holstein, meerumschlungen — der Anfang eines 1844 gedichteten Liedes von Matthäus Friedrich Chemnitz. In diesem Lied wird mit kleinbürgerlich-nationaler Begeisterung die Zugehörigkeit Schleswig-Holsteins zu Deutschland und die Untrennbarkeit von Schleswig und Holstein hervorgehoben. 256 394 217 Sundzoll - Geldabgabe, die von 1425 bis 1857 durchDänemark von ausländischenSchiffen erhoben wurde, die durch den Sund fuhren. 258 218 „La Concordia" - italienische bürgerlich-liberale Zeitung, die 1848/49 in Turin erschien. 260 219 Der Arbeiterkongreß, der vom 23. August bis 3. September 1848 in Berlin tagte, war auf Initiative einer Reihe von Arbeiterorganisationen einberufen worden. Das unter Einfluß von Stefan Born zusammengestellte Programm des Kongresses stellte den Arbeitern die Verwirklichung einer Reihe sozialer Forderungen als Aufgabe und lenkte sie damit vom revolutionären politischen Kampf ab. Dieses Programm wurde in der „Neuen Rheinischen Zeitung" Nr. 31 vom I.Juli 1848 ohne Kommentar in der Korrespondenz aus Berlin veröffentlicht. 260 220 Der „Entwurf eines Gesetzes betreffend die Ausschreibung einer Zwangs-Anleihe" vom 10. Juli 1848 und seine Motivierung wurden der preußischen Nationalversammlung am 12. Juli 1848 vorgelegt. 262 221 Pfund Sterling (pound Sterling) — englische Währungseinheit, die in 20 Shilling zu je 12 pence zerfällt; ein farthing ist die kleinste englische Münze im Werte von penny. 262 222 [Isaac Pinto] „Traite de la circulation et du credit" [Abhandlung über Zirkulation und Kredit], Amsterdam 1771. 263 283 Aus Freiligraths Gedicht „Trotz alledem". 263 303 224 „gleitende Skala" (sliding-scale) - ein in England während des Bestehens der Korngesetze angewandtes System zur Festsetzung der Getreidezölle, bei dem der Zoll bei steigendem Preis des Getreides auf dem inneren Markt fällt und bei sinkendem Preis steigt. 265 225 Cervantes, „Die beispielhaften Novellen", Novelle „Gespräch zwischen Cipion und Berganza, den Hunden des Auferstehungshospitals". 266 270 226 Abgewandeltes Zitat aus Heines Gedicht „Du hast Diamanten und Perlen" aus dem Zyklus „Die Heimkehr". 268 429 227 Die preußische Regierung forderte den Provinziallandtag von Posen auf, sich zur Eingliederung des größten Teils des Großherzogtums Posen in den Deutschen Bund zu äußern. Die Ständeversammlung lehnte die Eingliederung am 6. April 1848 mit 26 gegen 17 Stimmen ab. 271 349 . 228 Der erste demokratische Kongreß tagte vom 14. bis 17. Juni 1848 in Frankfurt am Main; auf ihm waren Delegierte von 89 demokratischen Vereinen und Arbeiterorganisationen aus 66 Städten Deutschlands vertreten. Der Kongreß erklärte auf Initiative der Arbeiterdelegierten die demokratische Republik als einzige für das deutsche Volk haltbare Verfassung. Es wurde die Zusammenfassung aller demokratischen Vereine, die Schaffung von Kreisausschüssen und eines sie anleitenden Zentralausschusses mit seinem Sitz in
Berlin beschlossen. Als Mitglieder des Zentralausschusses wurden Fröbel, Rau, Kriege, als ihre Vertreter Bairhoffer, Schütte und Anneke gewählt. Infolge der Schwäche und Unbeständigkeit der kleinbürgerlichen Führung blieb die demokratische Bewegung Deutschlands auch nach diesem Beschluß zersplittert und unorganisiert. Die Zusammenarbeit blieb der persönlichen Initiative der Führung der Vereine in den Städten und Kreisen überlassen. 276 229 „Deutsche Zeitung" Nr. 206 vom 26. Juli 1848. 277 230 r\: u-; in r» »„Li j j„_ i 11 iyie gCLliauigLCll DUl gel iu-licil x-iicuiciii-c III jLs^uiot-iiiauu, miiiang^i uci IUJ1131.1LU1.1U11C11CU Monarchie, schlössen sich in konstitutionellen Vereinen und Klubs, an deren Spitze der Konstitutionelle Klub in Berlin stand, und in Bürgervereinen (siehe Anm. 74) zusammen. Die Preußenvereine wie auch das Organ der schwärzesten junkerlichen Konterrevo lution der Verein zum Schutze des Eigentums und der Förderung des Wohlstandes aller Volksklassen — verkündeten ein reaktionäres, von preußischem Geist durchdrungenes Programm. In einer Reihe von Städten der Rheinprovinz existierten katholische Organisationen - Vereine Pius IX. (Piusvereine); sie verkündeten ein konstitutionelles Programm mit sozial-demagogischen Zusätzen. 277 231 Der „Entwurf eines Gesetzes wegen unentgeltlicher Aufhebung verschiedener Lasten und Abgaben" vom 10. Juli 1848 wurde am 11.Juli der preußischen Nationalversammlung zugeleitet; seine Motivierung erfolgte in der Sitzung vom 18. Juli 1848. 278 282 232 Im Rheinland, wo der Einfluß der Französischen Revolution sehr stark war, wurden während der Herrschaft Napoleons I. die Feudalverhältnisse aufgehoben und nach 1815 nicht wiederhergestellt. Im übrigen Preußen dagegen blieben sie im wesentlichen bis 1848 erhalten. 278 233 Heine, „Deutschland. Ein Wintermärchen", Kaput VIII. 278 352 234 Das Wort „ein kühner Griff" ist in den Verhandlungen der Frankfurter Nationalversammlung über die Schaffung einer Zentralgewalt in Deutschland im Jahre 1848 zuerst von dem Abgeordneten Mathy und dem Präsidenten Gagern gebraucht worden und wurde schnell populär. 279 414 235 Nach dem 1834 in England angenommenen Armengesetz war als einzige Form der Hilfe für die Armen ihre Unterbringung in Arbeitshäusern mit Zuchthausregime gestattet; das Volk nannte diese Häuser „Bastillen für die Armen". 284 236 Insurrektionen von 1839 und 1842 - im Jahre 1839 erlitt der von den Chartisten (siehe Anm. 60) vorbereitete Aufstand in Wales eine blutige Niederlage, da die Arbeiter durch Verrat zum vorzeitigen Losschlagen gezwungen worden waren. Im August 1842 unternahmen die englischen Arbeiter auf Grund der sich verschärfenden Wirtschaftskrise und der erneuten Ablehnung ihrer politischen Forderungen (Volkschartc) durch das Parlament in einer Reihe von Industriebezirken (Lancashire, Yorkshire u.a.) den Versuch, einen Generalstreik durchzuführen. Im Verlauf des Streiks kam es in einigen Orten zu bewaffneten Zusammenstößen mit Truppen und Polizei. Der Streik wurde jedoch keine allgemeine Aktion und endete mit einer Niederlage der Arbeiter. Zahlreiche Führer der Chartistenbewegung wurden verhaftet. 285 237 „VUnion" — Monatsschrift, die von Dezember 1843 bis September 1846 in Paris von einer Gruppe von Arbeitern herausgegeben wurde, die unter dem Einfluß der Ideen Saint-Simons stand. „La Ruche populaire" — Monatszeitschrift für Arbeiter, die den utopischen Sozialismus vertrat; erschien von Dezember 1839 bis Dezember 1849 in Paris.
„La Fraternite de 1845" - monatlich erscheinendes Arbeiterjournal der babeufschen Richtung, das von Januar 1845 bis Februar 1848 in Paris herausgegeben wurde. 286 238 Der Kampf um die gesetzliche Beschränkung des Arbeitstages auf 10 Stunden begann in England bereits Ende des 18. Jahrhunderts und erfaßte seit den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts breite Massen des Proletariats. Da die Vertreter der Feudalaristokratie bestrebt waren, diese populäre Losung in ihrem Kampf gegen die industrielle Bourgeoisie auszunutzen, setzten sie sich im Parlament für die Zehnstundenbill ein. Das Gesetz über den zehnstündigen Arbeitstag, das sich nur auf Jugendliche und Arbeiterinnen erstreckte, wurde am 8. Juni 1847 vom englischen Parlament angenommen. 287 239 Ceterum censeo - die Anfangsworte eines Ausspruchs von Cato dem Älteren, mit dem er gewöhnlich alle seine Reden im Senat schloß: „Ceterum censeo, Carthaginem esse delendamu (Übrigens bin ich der Meinung, daß Karthago zerstört werden muß). 292 240 Gemeint ist die „Frankfurter Oberpostamts-Zeitung", die von 1617 bis 1866 in Frankfurt am Main erschien. Während der Revolution 1848/49 war sie das Organ der provisorischen Zentralgewalt — des Reichsverwesers und des Reichsministeriums. Das Zirkular Nesselrodes an die russischen Gesandten in den deutschen Staaten wurde von dieser Zeitung in Nr. 210 vom 28. Juli 1848 veröffentlicht. 293 241 Am 25. Juni 1807 trafen Napoleon und Zar Alexander I. zum erstenmal auf einem überdachten Floß auf dem Njemen zusammen. Dieses Treffen, das ohne Zeugen stattfand, leitete die Friedensverhandlungen (Rußland hatte seit 1806 an der Koalition gegen Napoleon teilgenommen) und den Abschluß eines Bündnisses zwischen Frankreich und Rußland ein. Im Friedensvertrag von Tilsit trat der Zar dem Kontinentalsystem bei, und mit seiner Zustimmung erhielt Napoleon große Teile der preußischen Monarchie; weitere preußische Gebiete mit 186 000 Einwohnern wurden an Rußland abgetreten. Auf dem Treffen in Erfurt vom 17. September bis 14. Oktober 1808 wurde das Bündnis zwischen Napoleon und dem Zaren erneuert. 294 242 Kalischer Proklamation - ein „Aufruf an die Deutschen", der am 13. (25.) März 1813 in der Stadt Kaiisch verfaßt wurde. Der russische Zar und der preußische König riefen die Deutschen zum Kampf gegen Napoleon auf und versprachen ihnen demagogisch Freiheit und Unabhängigkeit. 294 243 Die Heilige Allianz war ein Bund der konterrevolutionären Mächte gegen alle fortschrittlichen Bewegungen in Europa. Sie wurde am 26.September 1815 auf Initiative des Zaren Alexander I. von den Siegern über Napoleon geschaffen. Ihr schlössen sich, neben Österreich und Preußen, fast alle europäischen Staaten an. Die Monarchen verpflichteten sich zur gegenseitigen Unterstützung bei der Unterdrückung von Revolutionen, wo immer sie ausbrechen sollten. 294 332 244 Nach dem Zeugnis einiger Zeitgenossen Wandte sich Nikolaus I., als er die Nachricht von der Februarrevolution 1848 in Frankreich erhielt, an die auf dem Hofball anwesenden Offiziere mit dem Ausruf: „Satteln Sie die Pferde, meine Herren! In Frankreich ist die Republik ausgerufen!" 295 245 Anspielung auf die Flucht des Prinzen von Preußen nach England (siehe Anm. 58). 295 246 Im Jahre 1772 erfolgte die erste Teilung Polens durch Preußen, Österreich und Rußland. 296 247 Polnische Revolution von 1830 - am 29. November 1830 brach in Warschau ein Aufstand gegen die zaristische Fremdherrschaft aus, dem sich viele polnische Bauern anschlössen, weil sie hofften, mit der nationalen auch die soziale und wirtschaftliche Freiheit zu errin
gen. Die Führung des Aufstandes lag jedoch in den Händen des polnischen Adels, der nicht daran dachte, die Bauern zu befreien und ihnen Land zu geben, sondern nur seine bestehenden Rechte gegenüber dem Zaren bewahren wollte. Das unter Führung des polnischen Historikers Joachim Lelewel stehende demokratische Lager war zu schwach, um sich durchzusetzen. „Der Aufstand von 1830 war weder eine nationale Revolution (sie schloß drei Viertel von Polen aus) noch eine soziale oder politische Revolution: sie änderte nichts an der Lage des Volkes im Innern; sie war eine konservative Revolution" (Engels). Zur Unterdrückung des Aufstandes begann Zar Nikolaus I. Ende Januar 1831 den Krieg gegen Polen, der am 7. September 1831 mit dem Fall von W arschau beendet wurde. Durch den Aufstand wurde das zaristische Heer in Polen festgehalten und am beabsichtigten Eingreifen gegen die Revolution in Westeuropa gehindert. 297 325 333 248 Patente von 1847 - es handelt sich um das „Patent, die ständischen Einrichtungen betreffend", die „Verordnung über die Bildung des Vereinigten Landtages" und die „Verordnung über die periodische Zusammenberufung des Vereinigten ständischen Ausschusses und dessen Befugnisse", alle drei vom 3. Februar 1847. In diesen Verordnungen berief sich der König auf die Gesetze über die Ständevertretungen, die in den zwanziger bis vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts in Preußen erlassen wurden, darunter auf die „Verordnung über die Bildung eines Ausschusses der Stände des Königreichs Preußen" vom 21. Juni 1842, auf deren Grundlage der König am 19. August die Ausschüsse sämtlicher Provinziallandtage zum 18. Oktober 1842 nach Berlin berief. Diese Berufung wurde ausdrücklich als eine Entwicklung der ständischen Institutionen, als ein Element der Staatseinheit dargestellt, obwohl man ängstlich bemüht war, die Befugnisse dieses Vereinigten ständischen Ausschusses aufs engste zu begrenzen. Aber selbst vor diesem zaghaften, völlig unzureichenden Schritt zu einer zentralen Ständevertretung hatten damals die russische und österreichische Regierung den preußischen König gewarnt.297 249 Im Juni 1848 wurde in der Walachei (Bukarest) nach der Flucht des Fürsten Bibesko von liberalen Kräften eine provisorische Regierung gebildet, welche eine Reihe bürgerliche Reformen und eine Verfassung nach europäischem Muster sowie ein Übereinkommen mit der Türkei anstrebte. Daraufhin überschritt am 10. Juli ein russisches Armeekorps den Pruth. Gleichzeitig gelang es der zaristischen Regierung, die Türkei zu bewegen, ebenfalls Truppen zur Unterdrückung der Befreiungsbewegung in dieses Gebiet zu entsenden. Im Verlauf des September besetzten türkische Truppen die Walachei und hielten in Bukarest blutige Abrechnung mit der Bevölkerung. In einem von dem türkischen Regierungskommissar Fuad Effendi veröffentlichten Manifest wurde die Notwendigkeit der Errichtung einer „Gesetzesordnung" und die „Beseitigung aller Folgen der Revolution" verkündet. 297 429 440 250 Ernsthafte wirtschaftliche Schwierigkeiten (eine fast allgemeine Mißernte) und Katastrophen (Cholera und verheerende Brände) riefen im Krühjahr und Sommer 1848 in Rußland einen Aufschwung der Bauernbewegung, Cholera-„Unruhen" in Petersburg und Riga sowie Volksbewegungen in einigen Gouvernements (z.B. im Gouvernement Wladimir) hervor. Einer der wichtigsten Herde der revolutionären Gärung war in jener Zeit der russische Teil Polens, wo die Bewegung einen nationalen Charakter trug und durch den Aufstand im Großherzogtum Posen (siehe Anm. 52) gefördert wurde. 298 251 das ist der Welt Lauf - Goethe, „Faust", Erster Teil, „Garten". 300 252 Indemnitätsbill - im parlamentarischen Leben (besonders in England) die Entbindung des Ministeriums von der Verantwortlichkeit für einen eigenmächtig verfügten Staatsakt durch nachträgliche Einholung der Zustimmung des Parlaments. 304
253 geheimes Kabinett von Potsdam - gemeint ist die reaktionäre Clique (die Brüder Gerlach, Radowitz u. a.), die den preußischen König Friedrich Wilhelm IV. umgab. 304 254 Die Rede Proudhons in der Sitzung der französischen Nationalversammlung vom 31. Juli 1848 wird in diesem Artikel nach Korrespondentenberichten dargelegt und zitiert; ungekürzt wurde sie veröffentlicht in „Compte rendu des seances de l'Assemblee nationale" [SitzungsProtokolle der Nationalversammlung], T. 2, Paris 1849. 305 255 Unter der Redaktion Proudhons erschien von April bis August 1848 in Paris die Zeitung „Le Repräsentant du Peuple". Der zitierte Ausspruch ist in dem Leitartikel Proudhons in Nr. 96 vom 8. Juli 1848 enthalten. 306 256 Eine eingehende Kritik der ökonomischen und philosophischen Anschauungen Proudhons gab Marx 1847 in der Arbeit „Das Elend der Philosophie" (siehe Band 4 unserer Ausgabe). 308 257 Dreschgärtner - so wurden in einigen Gebieten Deutschlands, besonders in Schlesien, abhängige Bauern genannt, die vom Grundherrn eine Bodenparzelle mit einem Häuschen erhielten und für den Grundherrn gegen geringen Lohn in Geld- oder Natur alform überwiegend Druscharbeiten leisten mußten. 312 258 „Le Moniteur Beige" - so hieß nach dem Vorbild des französischen Regierungsorgans eine belgische Tageszeitung, die 1831 als offizielles Organ inBrüssel gegründet wurde. 315 438 259 Die Angaben über die Jugendkriminalität in Belgien sind dem 1848 in Brüssel erschienenen Buch „Memoire sur l'organisation des £coles de reforme" [Denkschrift über die Organisation von Reformschulen] von Edouard Ducpetiaux entnommen. 316 260 DieAngaben über die Ausfuhr Belgiens sind der Zeitung „Le Moniteur Beige" Nr.213 vom 31. Juli 1848 entnommen. Da diese Unterlage zur Überprüfung nicht vorlag, blieben die bei der Gegenüberstellung der Zahlen auftretenden Differenzen unberücksichtigt. 317 261 Septembertagfeier - traditionelle Feier in Belgien zu Ehren des Jahrestages seiner Unabhängigkeitserklärung 1830; an diesen Tagen werden große Volksfeste veranstaltet. 318 262 Die Vögel liebten ihn wie ihren Wohltäter — [F.G.Benkert] „Joseph Bonavita Blank's... kurze Lebensbeschreibung", Würzburg 1819. 319 263 Der Bericht Stenzeis im Namen des völkerrechtlichen Ausschusses der Frankfurter Nationalversammlung, „die Einverleibung eines Theils des GroßherzogthumsPosen in den Deutschen Bund ... betreffend", wurde am 24. Juli 1848 gegeben und ist mit der anschließenden Debatte abgedruckt in „Stenographischer Bericht über die Verhandlungen der deutschen constituirenden Nationalversammlung zu Frankfurt am Main", Bd. 2, Leipzig 1848. 320 264 Mit der preußischen Konstitution meint Engels die mehrmaligen Versprechungen König Friedrich Wilhelms III., in Preußen eine Ständeverfassung einzuführen (siehe auch Anm. 13 und 51). 320 265 Auf dem Wiener Kongreß (18. September 1814 bis 9. Juni 1815) trafen sich die Sieger über Napoleon I., um sich auf Kosten Frankreichs zu bereichern. Das Ziel des Kongresses war die Wiederherstellung des feudal-reaktionären Systems, das vor der Französischen Revolution bestand, sowie der Grenzen Frankreichs von 1792. England erhielt alle französischen Kolonien. Die Zersplitterung Deutschlands und Italiens, die Teilung Polens und die Unterjochung Ungarns blieben aufrechterhalten. 320 266 Wiener Verträge - in den Verträgen, die von Rußland, Preußen und Österreich in Wien am 3. Mai 1815 unterschrieben worden waren, sowie in der Abschlußakte des Wiener
Kongresses vom 9. Juni 1815 war das Versprechen enthalten, in allen polnischen Provinzen Volksvertretungen und nationale staatliche Einrichtungen zu schaffen. In Posen kam es zur Einberufung einer Ständevertreter-Versammlung, die beratende Funktionen hatte. 325 362. 267 Mit Gott für König und Vaterland - in einer Verordnung Friedrich Wilhelms III. vom 17. März 1813 über die Organisation der Landwehr heißt es: „Jeder Landwehrmann wird als solcher durch ein Kreuz von weißem Blech mit der Inschrift ,Mit Gott für König und Vaterland' bezeichnet," 325 337 386 414 288 Noch ist Polen nicht verloren - Worte aus der polnischen Nationalhymne, die aus dem von Joseph Wybicki im Jahre 1797 gedichteten Dombrowski-Marsch entstand. 326 338 269 Die Konvention von Jaroslawiec wurde am 11. April 1848 zwischen dem Posener Komitee und dem preußischen Kommissar General Willisen geschlossen (siehe auch Anm. 52). Diese Abmachung sah die Entwaffnung und Auflösung der polnischen aufständischen Abteilungen vor. Als Gegenleistung wurde den Polen die „nationale Reorganisation" Posens, d. h. die Aufstellung polnischer Trappen, Einsetzung von Polen in administrative und andere Amter und die Einführung der polnischen Sprache als Amtssprache zugesichert. Die Konvention wurde jedoch durch die preußischen Behörden auf verräterische Art und Weise verletzt; die Vereinbarung mit den Aufständischen ausnutzend, rechneten die preußischen Truppen grausam mit der nationalen Befreiungsbewegung in Posen ab. 328 270 In einer „Promemoria gegen den projectirten Anschluß des Großherzogthums Posen an Deutschland, mit beweisenden Beilagen an den völkerrechtlichen Ausschuß der deutschen Nationalversammlung von den unterschriebenen durch Vollmacht legitimirten Abgeordneten des polnischen National-Comite" heißt es: „Die polnischen Gutsbesitzer, Priester und Schullehrer sind ihres Lebens nicht mehr sicher und fliehen in das Ausland oder verstecken sich in den Wäldern; die katholischen Kirchen werden durch rohe Exzesse einer wütenden Soldateska entweiht und geplündert... Die Bromberger Regierung läßt, ohne Ansehen der Person, Polen mit 25-30 Prügeln bestrafen; zahlreiche Verhaftungen werden täglich vorgenommen; die Inhaftierten werden nach der Bekanntmachung des Generals von Steinäcker vom 31. Mai 1848 jeglicher Pflege ihrer Angehörigen, selbst in Kost und Wäsche, entzogen. Die Soldaten prügeln die Polen mit Ladestöcken, Kolben und Säbeln zu Tode, plündern und zerstören ihre Wohnsitze; der königliche Kommissarius denunziert der Lynchjustiz falsche Listen der polnischen Anführer des Aufstandes und fordert gegenseitig durch Geldprämien zu Denunziationen auf - die Polen sind, mit einem Worte, auf dem Boden ihrer Väter vogelfrei! Das ist die weitgerühmte Pazifikation des Großherzogtums Posen; das heißt man, die nationale Reorganisation unseres Vaterlandes vollziehen!!!" (abgedruckt in [Brodowski, Kraszewski, Potworowski] „Zur Beurtheilung der polnischen Frage im Großherzogthum Posen im Jahre 1848", Berlin [1848]). 328 271 Reunionskarnmern (chambres de r6union) - von Ludwig XIV. in den Jahren 1679/80 eingesetzte Gerichte, die die Ansprüche Frankreichs auf diese oder jene Teile der Nachbarstaaten, vor allem am linken Rheinufer, juristisch und historisch begründen und als gerecht hinstellen mußten. Auf Grund der Urteile der Reunionskarnmern wurden diese Gebiete von französischen Truppen besetzt und Frankreich angeschlossen. 329 343 272 der letzte Heldenkrieg — so nennt Engels ironisch den Krieg um Schleswig-Holstein gegen Dänemark im Jahre 1848 (siehe Anm. 40). 330
273 Die Polnische Konstitution vom 3. Mai 1791 brachte die Bestrebungen des progressivsten Teils des polnischen Adels und der städtischen Bourgeoisie zum Ausdruck; sie hob das liberum veto (das Prinzip der Einstimmigkeit in den Beschlüssen des Sejms) und die Wählbarkeit der Könige auf und führte eine dem Sejm verantwortliche Regierung ein. Die Verfassung verkündete die Unabhängigkeit der Städte von der feudalen Bevormundung und die rechtliche Gleichheit der Bauernschaft mit allen anderen Bürgern des polnischen Staates. Wenn die Konstitution auch nicht die ökonomische Befreiung der Bauern brachte, so erleichterte sie die Verhältnisse der Leibeigenschaft, indem die Gesetzeskraft der Loskaufverträge zwischen Gutsbesitzern und Bauern als unbedingt bindend anerkannt wurde und diese Verträge unter die Aufsicht des Staates stellte. Die Verfassung von 1791 beschränkte weitgehend die Macht der Aristokratie, richtete sich gegen die feudale Anarchie und festigte die Zentralmacht. Sie war nach der Verfassung der Französischen Republik die fortschrittlichste Verfassung Europas. Bereits in den Jahren 1792/93 wurde die polnische Verfassung durch das Eingreifen Katharinas II. von Rußland, die sich mit der polnischen Aristokratie verbündet hatte, wieder beseitigt. Dabei leistete ihr Preußen Hilfe, das seinen polnischen Bundesgenossen, mit dem es 1790 einen Vertrag geschlossen hatte, feige verriet. 333 336 354 274 Der zahlenmäßig größte Teil der Frankfurter Nationalversammlung, das bürgerlichliberale Zentrum, zerfiel in zwei Fraktionen: das rechte Zentrum mit Dahlmann, Heinrich Gagern, Bassermann, Mathy, Mevissen, Schmerling u.a., und das linke Zentrum mit Mittermaier, Werner, Raveaux u.a. Die Mitglieder des Zentrums waren Anhänger der konstitutionellen Monarchie. 336 275 Schiller, Gedicht „An die Freude". 337 276 Gemäß einem Befehl des Reichskriegsministers Peucker vom 16. Juli 1848 mußten am 6. August 1848 die Truppen aller deutschen Staaten auf einer feierlichen Parade dem Reichsverweser Erzherzog Johann den Eid leisten. Friedrich Wilhelm IV., der selbst Ansprüche auf das Oberkommando der Streitkräfte des Deutschen Bundes erhob, verbot die für den 6. August angesetzte Truppenparade in Preußen. 341 364 277 Das von Wilhelm Jordan 1845/46 in Leipzig herausgegebene Monatsjournal trägt den Titel „Die begriffene Welt. Blätter für wissenschaftliche Unterhaltung". 342 278 Schall und Rauch - Goethe, „Faust", Erster Teil, „Marthens Garten". 346 279 Rodomont — Engels gibt Lichnowski den Namen eines Helden aus Ariostos Poem „L'Orlando furioso" und kennzeichnet ihn damit als prahlerischen Schwätzer. 346 280 SanchoPansa — Gestalt aus Cervantes' Roman „Don Quijote". Sancho.der getreue Schildknappe Don Quijotes, würzte die Unterhaltungen ständig mit Sprichwörtern und stellte damit die Geduld seines Herrn auf manche harte Probe. 347 281 Am 7. August 1848 sprach der Abgeordnete Brentano in der Sitzung der Frankfurter Nationalversammlung zugunsten eines Amnestieerlasses für die Teilnehmer am republikanischen Aufstand in Baden und ihren Führer Hecker. Die rechten Mitglieder der Versammlung störten Brentano zunächst in seiner Rede und zwangen ihn dann mit Gewalt, die Tribüne zu verlassen. 350 282 Artikel II, § 6 der „Grundrechte des deutschen Volkes", der von der Frankfurter Nationalversammlung am 2. August 1848 angenommen wurde, sah die Aufhebung aller Standesprivilegien und aller Titel vor, die nicht mit Ämtern verbunden waren. 351 283 Don Carlos berief sich auf das Gesetz von 1713 über das Verbot der Thronfolge für die weibliche Linie, als er 1833 als Prätendent auf den spanischen Thron gegen die Tochter
König Ferdinands, Isabella, auftrat. Lichnowski nahm 1838 bis 1840 an dem von Don Carlos entfesselten Bürgerkrieg teil und erhielt den Rang eines Brigadegenerals. 352 284 Wasserpolacke - ursprünglich Bezeichnung der Flößer auf der Oder, die meist oberschlesische Polen waren; später in Deutschland gebräuchlicher Spitzname für die Polen in Schlesien. 352 374 285 Aus dem Gedicht „Des Deutschen Vaterland" von Ernst Moritz Arndt. 353 286 Die Alhigenserkriege wurden von 1209 bis 1229 von den Feudalherren Nordfrankreichs gemeinsam mit dem Papst gegen die „Ketzer" Südfrankreichs geführt, die den Namen Albigenser nach der südfranzösischen Stadt Albi erhielten. Die Albigenserbewegung war eine besondere Form der Opposition der Bürger und kleinen Ritterschaft gegen die katholische Kirche und den Feudalstaat. Die Kriege endeten 1229 mit der Angliederung der Provinz Languedoc an den Besitz der französischen Könige. 354 287 In dem von Rüge zusammengestellten „Wahl-Manifest der radicalen Reformpartei für Deutschland" (April 1848) wird als Hauptaufgabe der Nationalversammlung die „Redaktion der Vernunft der Ereignisse" verkündet. 359 361 288 Rütlihund - nach einer Schweizer Legende schworen sich 1307 in einer nächtlichen Zusammenkunft auf dem Rütli, einer Bergwiese am Urner See (Vierwaldstätter See), die Vertreter der drei Bergkantone Schwyz, Uri und Unterwaiden Treue im gemeinsamen Kampf gegen die Herrschaft der Habsburger. 359 289 Anwendung eines Ausdrucks von Heine, der bei einer Begegnung mit Rüge 1843 in ihm einen Menschen begrüßte, der „es versteht, Hegel ins Pommersche zu übersetzen". 360 290 des Pudels Kern - Goethe, „Faust", Erster Teil, „Studierzimmer". 360 291 „Hallische Jahrbücher' und „Deutsche Jahrbücher" - abgekürzte Bezeichnung für eine literarisch-philosophische Zeitschrift der Junghegelianer, die in der Form von Tagesblättern von Januar 1838 bis Juni 1841 unter dem Titel „Hallische Jahrbücher für deutsche Wissenschaft und Kunst" und von Juli 1841 bis Januar 1843 unter dem Titel „Deutsche Jahrbücher für Wissenschaft und Kunst" in Leipzig erschien. Bis Juni 1841 wurde die Zeitschrift von Rüge und Echtermeyer in Halle, ab Juli 1841 von Rüge in Dresden redigiert. 363 292 Die „Grundrechte des deutschen Volkes" wurden von der Frankfurter Nationalversammlung als Teil der Verfassung ausgearbeitet. Der Artikel I, § 1, über das deutsche Reichsbürgerrecht wurde in der Sitzung vom 21. Juli 1848 in folgender Fassung angenommen: „Jeder Deutsche hat das deutsche Reichsbürgerrecht. Die ihm kraft dessen zustehenden Rechte kann er in jedem deutschen Lande ausüben." 365 293 Mozart, „Die Hochzeit des Figaro", Komische Oper in 4 Akten, Text von Lorenzo da Ponte, I.Akt, Cavatine (Figaro). 365 294 Mit den „Schwarzen" meint Engels die jesuitischen Mönche, mit den „Schwarz-Gelben" _ nach den Farben ihrer Staatsflagge - die Österreicher. 366 295 Carbonari (Köhler) - geheime politische Gesellschaft in Italien, die Anfang des 19. Jahrhunderts gebildet wurde. Sie trat für die nationale Einheit und Unabhängigkeit Italiens und freisinnige Staatsreformen ein. Die Carbonari bekämpften auf das entschiedenste die Reaktion in Italien seit 1815. In Neapel zählten sie Tausende von Mitgliedern und spielten bei der Revolution von 1820 eine wichtige Rolle. 367 296 Aus dem Gedicht „Die Rose" von Freiligrath. 369
297 Hier werden die Schlachten der Österreicher gegen die Franzosen in den Jahren 1792 bis 1809 aufgezählt, in denen die österreichische Armee Niederlagen erlitt: bei Jemappes am 6. November 1792, bei Fleurus am 26. Juni 1794, bei Millesimo am 13./14. April 1796, bei Rivoli am 14./15. Januar 1797, bei Neuwied am 18. April 1797, bei Marengo am 14. Juni 1800, bei Hohenlinden am 3. Dezember 1800, bei Ulm am 17. Oktober 1805, bei Austerlitz am 2. Dezember 1805, bei Wagram am 5./6. Juli 1809. 370 298 Sonderbund - Separatbund von sieben ökonomisch rückständigen katholischen Schweizer Kantonen, der 1843 zum Zwecke des Widerstandes gegen fortschrittliche bürgerliche Umgestaltungen in der Schweiz und zur Verteidigung der Privilegien der Kirche und der Jesuiten geschlossen wurde. Der Beschluß des Schweizer Bundestages (Tagsatzung) im Juli 1847 über die Auflösung des Sonderbundes diente diesem als Anlaß, Anfang November militärische Aktionen gegen die übrigen Kantone zu beginnen. Am 23. November 1847 wurde die Armee des Sonderbundes von den Truppen der Bundesregierung geschlagen, (siehe hierzu auch Engels' Artikel „Der Schweizer Bürgerkrieg" in Band 4 unserer Ausgabe, S. 391-398). 370 299 Die österreichische Armee unter Radetzky brachte den sardinisch-lombardischen Streitkräften am 25. Juli 1848 bei Custozza und am 27. Juli bei Volta Niederlagen bei; am 6. August 1848 nahm sie Mailand ein. 370 300 Heine, „Deutschland. Ein Wintermärchen", Kaput VII. 371 301 Am 21. August 1848 fanden in Berlin Volksversammlungen und Demonstrationen zum Zeichen des Protestes gegen den von Reaktionären organisierten Überfall auf Mitglieder des Demokratischen Klubs im damaligen Berliner Vorort Charlottenburg statt. Dia Demonstranten, die den Rücktritt des Ministeriums Auerswald-Hansemann und die Bestrafung der Schuldigen an den Charlottenburger Ereignissen forderten, bewarfen das Gebäude, in dem sich Auerswald und andere Minister befanden, mit Steinen. Das „Ministerium der Tat" antwortete mit neuen Repressalien. Es wurde ein Aufruhrgesetz verkündet, das Versammlungen unter freiem Himmel nur noch mit polizeilicher Erlaubnis zuließ, bewaffnete Versammlungen und Umzüge verbot und die Staatsmacht zur Anwendung von Waffengewalt gegen Zusammenrottungen ermächtigte. 374 302 Aus dem Gedicht „Der Freudenklang" von Ernst Moritz Arndt. 374 303 Der sogenannte Prozeß Risquons-Tout, der vom 9. bis 30. August 1848 in Antwerpen stattfand, war von der Regierung des belgischen Königs Leopold zur Abrechnung mit den Demokraten inszeniert worden. Als Anlaß diente der Zusammenstoß der belgischen republikanischen Legion, die sich auf dem Wege von Frankreich in die Heimat befand, mit einer Abteilung belgischer Soldaten am 29. März 1848 bei dem Dörfchen RisquonsTout unweit der französischen Grenze. 378 804 hoffnungsvolle Toren - aus Goethes Gedicht „Prometheus". 378 465 805 Die Weigerung der Kölner Behörden, Marx das preußische Staatsbürgerrecht zu verleihen, rief in den demokratischen Kreisen der Stadt Empörung hervor. Die Kölner Demokratische Gesellschaft entsandte eine Abordnung mit der Forderung, die Polizeimaßnahmen gegen Marx aufzuheben. Als Antwort auf den Einspruch von Marx beim preußischen Minister des Innern, Kühlwetter, bestätigte dieser am 12. September 1848 den Beschluß der Provinzialregierung in Köln. Diesen Umstand benutzte später die preußische Regierung, um Marx im Mai 1849 „...dasGastrecht, welches er so schmählich verletzt, zu entziehen" und ihn aus Preußen auszuweisen. Die Ausweisung von Marx und die
Repressalien gegen andere Redakteure der „Neuen Rheinischen Zeitung" zwangen die Redaktion, am 19. Mai 1849 das Erscheinen der Zeitung einzustellen. 382 487
308 Der Bundestag faßte am 30. März 1848 einen Beschluß, in dem u. a. festgelegt wurde, daß auf 70000 Wahlberechtigte ein Vertreter für die Nationalversammlung kommen soll; am 2. April 1848 übermittelte der Siebzehnerausschuß (siehe Anm. i2) dem Bundestag den Vorschlag, daß auf 50000 Wahlberechtigte ein Abgeordneter zu benennen ist und J: : u n «.„„li J —ji^I.I l J „uic ^juiiiiauicu x lut-iiLiiugc, wenn oic uat-u j^cuioLinauu £ui uliuvciuch uuu 1111 uiaaia" bürgerrecht wieder angetreten haben, wahlberechtigt und wählbar sind". Der Bundestag stimmte am 7. April 1848 diesem Vorschlag zu (siehe „Protokolle der Deutschen Bundesversammlung vom Jahre 1848", Frankfurt am Main). 383 397 Der Waffenstillstand zwischen Preußen undDänemark wurde nach längeren Verhandlungen am 26. August 1848 in Malmö (Schweden) auf 7 Monate abgeschlossen. In dem Vertrag war festgelegt, daß Schleswig-Holstein eine von Preußen und Dänemark eingesetzte vorläufige Regierung erhalten soll und die schleswigschen von den holsteinischen Truppen getrennt werden. Durch die Bedingungen des Waffenstillstandes wurden die revolutionärdemokratischen Errungenschaften in Schleswig-Holstein zunichte gemacht und die dänische Herrschaft über die beiden Herzogtümer faktisch aufrechterhalten. Damit hatte sich Preußen über die Absichten des Deutschen Bundes, in dessen Namen der Krieg geführt worden war, hinweggesetzt. Dennoch stimmte die Frankfurter Nationalversammlung nach anfänglicher Weigerung am 16. September 1848 diesen Waffenstillstandsbedingungen zu. Am nächsten Tag protestierten 20 000 Demokraten auf der Pfingstweide bei Frankfurt am Main gegen diesen Beschluß. In Frankfurt selbst kam es am 18. September zu Barrikadenkämpfen gegen preußische und österreichische Truppen. Der Wortlaut des Waffenstillstandsvertrages und die darüber stattgefundene Debatte sind enthalten in „Stenographischer Bericht über die Verhandlungen der deutschen constituirenden Nationalversammlung zu Frankfurt am Main", Bd. 3, Leipzig 1848. 386 393 408 410
308 Am 3. August 1848 war es in der Festung Schweidnitz zu einem Feuerüberfall von Festungstruppen auf die Bürgerwehr gekommen, wobei 14 Bürger getötet wurden. Durch dieses immer reaktionärere Auftreten preußischer Truppen veranlaßt, nahm die preußische Nationalversammlung am 9. August, unter Einbeziehung einiger Abänderungsvorschläge einen Antrag des Abgeordneten Stein mit folgendem Wortlaut an: „Der Herr Kriegsminister möge in einem Erlaß an die Armee sich dahingehend aussprechen, daß die Offiziere allen reaktionären Bestrebungen fernbleiben, nicht nur Konflikte jeglicher Art mit dem Zivil vermeiden, sondern durch Annäherung an die Bürger und Vereinigung mit denselben zeigen, daß sie mit Aufrichtigkeit und Hingebung an der Verwirklichung eines konstitutionellen Rechtszustandes mitarbeiten wollen, und es denjenigen Offizieren, mit deren politischen Uberzeugungen dies nicht vereinbar ist, zur Ehrenpflicht machenf aus der Armee auszutreten." Der Kriegsminister Schreckenstein erließ trotz des Beschlusses der Versammlung keinen derartigen Befehl. Deshalb wiederholte Stein seinen Antrag in der Sitzung der Nationalversammlung vom 7. September; die Mehrheit der Abgeordneten schloß sich der Aufforderung an das Ministerium an, diesen Beschluß schnellstens auszuführen, Infolge dieses Abstimmungsergebnisses nahm das Ministerium AucrswaldHansemann seinen Abschied. In der Zeit des folgenden Ministeriums Pfuel wurde der Befehl schließlich in abgeschwächter Form gegeben, blieb aber nur auf dem Papier. 390 403 404 420 431 447
309 Bei der Verlesung des Protokolls der Sitzung der preußischen Nationalversammlung vom 7. September 1848 stellte der Schriftführer Geßler fest, daß bei der Bekanntgabe des Resultats der Abstimmung über den Steinschen Antrag ein Rechenfehler vorgekommen sei: Es hatten nicht 152 Abgeordnete mit „Nein" gestimmt, sondern nur 143, so daß sich die Stimmenmehrheit gegen die Minister auf 76 erhöht. 391 310 Heine, „Deutschland. Ein Wintermärchen", Kaput XIX. 393 409 311 „Morgenbladet" — norwegische Zeitung, die 1819 in Christiania (Oslo) gegründet wurde; in den dreißiger und vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts war sie das Organ der sogenannten Volkspartei. 394 312 10. August 1792 — Tag des revolutionären Volksaufstandes in Paris, der den Sturz der französischen Monarchie und die Einberufung des Nationalkonvents auf der Grundlage des allgemeinen Wahlrechts zur Folge hatte. Die Girondisten, Vertreter der Handels- und Industriebourgeoisie, wurden wegen ihres Versuchs, die Revolution zu beenden, in den Tagen vom 31. Mai bis zum 2. Jüni 1793 von dem revolutionärsten Teil der französischen Bourgeoisie, der Partei der Jakobiner, gestürzt. 397 313 Der zweite, dritte und vierte Artikel dieser Serie trägt in der „Neuen Rheinischen Zeitung" den Titel „Die Krisis". 398 314 Am 26. Juli 1830 wurden die königlichen Erlasse (Ordonnanzen) veröffentlicht, die in Frankreich die Preßfreiheit aufhoben, die Kammer als aufgelöst erklärten und das Wahlgesetz abänderten, in dem sie die Wählerzahl um drei Viertel verringerten. Diese außerordentlichen Maßnahmen der Regierung Karls X. waren der Anlaß für die bürgerliche Revolution 1830 in Frankreich, die am 29. Juli die Bourbonenherrschaft beseitigte. Am 24. Februar 1848 wurde die Monarchie Louis-Philippes in Frankreich gestürzt. 400 401 815 In seiner Botschaft vom 10. September 1848 erklärte sich Friedrich Wilhelm IV. mit der Meinung der Minister einverstanden, daß der Beschluß der preußischen Nationalversammlung vom 7. September 1848 (siehe Anm. 308) eine Verletzung des „Prinzips der konstitutionellen Monarchie" darstelle, und billigte den Beschluß des Ministeriums Auerswald-Hansemann, zum Zeichen des Protestes gegen diese Handlungsweise der Versammlung zurückzutreten. 401 316 Militärreooht inPotsdamtmd Nauen - am 13. September empörtensich das 1. und das 2. Garderegiment in Potsdam gegen die Willkürmaßregeln ihrer Offiziere. Der Hauptgrund war die Beschlagnahme einer Dankadresse an den Abgeordneten Stein und die preußische Nationalversammlung für den Beschluß vom 7. September (siehe Anm. 308) durch die Offiziere. Es kam bis zum Bau von Barrikaden durch die Soldaten. In Nauen hatten sich am 10. September die dort stationierten Gardekürassiere geweigert, auf Befehl ihrer Offiziere gegen die Bürgerschaft vorzugehen. 404 317 Dieser Ausdruck wird hier analog zu der Antwort Friedrich Wilhelms IV. vom 10. September 1848 auf das Rücktrittsgesuch der Minister angewandt. Mit den Motiven des Rücktritts einverstanden, schlug der König den Ministern vor, ihre Amter noch bis zur Ernennung eines neuen Ministeriums zu verwalten (siehe auch Anm. 315). 405 318 „Vossische Zeitung" - so nannte man nach ihrem Besitzer eine BerlinerTageszeitung, die 1751 in den Besitz von Christian Friedrich Voß übergegangen war und seit 1785 unter dem Titel „Königlich privilegirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen"
erschien. In den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts nahm die Zeitung eine gemäßigtliberale Haltung ein. 405 319 „SpenerscheZeitung" - so wurde nach dem Namen ihres Herausgebers die Tageszeitung „Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen" genannt, die in Berlin von 1740 bis 1874 erschien. Während der Revolution 1848/49 nahm die Zeitung eine konstitutionell-monarchistische Haltung ein. 405 320 w; n ii_ __ f"n t r>__i «._ A 1Q"7\ wone v^i oin wens, ms ei uie v_>uciiesic ucs i_.angcu i ailaiiicms ysicuc niuii. iuiy an» 20. April 1653 auseinanderjagte. 408 321 Der erste Artikel dieser Serie hat keine Überschrift, da er in der Beilage zur „Neuen Rheinischen Zeitung" abgedruckt* wurde, die kein Titelverzeichnis der veröffentlichten Artikel führte. 410 2 das Krähen des gallischen Hahnes - in der von Heinrich Heine im März 1831 verfaßten Einleitung zu der Schrift „Kahldorf über den Adel, in Briefen an den Grafen M. von Moltke" heißt es in Hinblick auf die französische Revolution von 1830: „Der gallische Hahn hat jetzt zum zweiten Male gekräht, und auch in Deutschland wird es Tag." 411 323 Nach dem Erlaß Friedrich Wilhelms IV. vom 21. September 1848 wurde das Ministerium Pfuel in folgender Zusammensetzung gebildet: v. Pfuel, Ministerpräsident; Eichmann, Minister des Innern; v. Bonin, Finanz minister; Graf von Dönhoff, Minister des Äußern; Müller, Justizminister. Es war ein Ministerium von reaktionären Beamten und Offizieren, das zum Schein den Wünschen der Nationalversammlung entgegenkam, unterdessen aber offen die Kräfte der Konterrevolution organisierte. Nach dem Fall von Wien wurde das Ministerium Pfuel am 8. November durch das Ministerium des Grafen von Brandenburg ersetzt, das den konterrevolutionären Staatsstreich (Belagerungszustand in Berlin, Auflösung der Bürgerwehr und der Nationalversammlung) durchführte. 414 420 422 324 Wühler nannten 1848/49 in Deutschland die bürgerlichen Konstitutionellen die republikanischen Demokraten, die ihrerseits ihre Gegner als Heuler bezeichneten. 414 325 Aus Furcht vor dem Aufschwung der revolutionär-demokratischen Bewegung wurde am 26. September 1848 „zum Schutze der Persönlichkeit und des Eigentums" der Belagerungszustand über Köln verhängt. Ein Befehl der Militärkommandantur verbot die Durchführung von Versammlungen und die Tätigkeit aller Vereine zu „politischen und sozialen Zwecken"; die Bürgerwehr wurde aufgelöst und mußte die Waffen abgeben, Kriegsgerichte wurden eingeführt und das Erscheinen der „Neuen Rheinischen Zeitung" und anderer demokratischer Zeitungen untersagt. 415 /ypjfg Kölnische Z-ciitmg für SÜTGCTJ SGUCTTI UTI3.Soldo.ICTI* — rGVcIutionär-dsrnokrstiscHs Zeitung, die vom 10. September 1848 bis 14. Juni 1849 in Köln von Anneke und Beust herausgegeben wurde. Die Zeitung stellte sich die Aufgabe, unter dem werktätigen Volk in der Stadt und auf dem Lande sowie in der Arme« revolutionäre Propaganda in allgemeinverständlicher Form zu betreiben. 415 327 Die „Zeitung des Arbeiter-Vereins zu Köln" erschien von April bis Juli 1848 unter der Redaktion von Gottschalk, dann bis Oktober 1848 unter Moll und Schapper. In diesem Zeitraum wurden 40 Nummern herausgegeben. Danach wurde der bisherige Untertitel „Freiheit, Brüderlichkeit, Arbeit" zum Namen der Zeitung. Unter diesem Titel erschienen von Oktober 1848 bis Juni 1849 noch weitere 23 Nummern. In der Zeitung wurde über die Tätigkeit des Kölner Arbeitervereins und anderer Arbeitervereine der Rheinprovinz berichtet. 415
328 „Der Wächter am Rhein" - demokratische Zeitung, die 1848/49 unter der Redaktion von Kramer in Köln erschien. In dieser Zeitung wurden u. a. die Berichte über die Versammlungen der Kölner Demokratischen Gesellschaft veröffentlicht. 415
329 Zu Beginn des Volksaufstandes in Wien floh der österreichische Kaiser am 7. Oktober 1848 nach Olmütz. Auch die Mehrheit der tschechischen Deputierten des österreichischen Reichstages, die der tschechischen national-liberalen Partei angehörten, verließ Wien und floh nach Prag. 417 330 Heine, „Der Tannhäuser", Kaput 3. 417 331 Der Abgeordnete der preußischen Nationalversammlung d'Ester verlangte in der Sitzung vom 29. September 1848 von der Regierung, den Belagerungszustand in Köln aufzuheben und die Kölner Kommandantur für ihre ungesetzlichen Handlungen zur Verantwortung zu ziehen. 419 332 Einige konterrevolutionär gestimmte Bourgeois Kölns (Stupp, Ammon u.a.) wandten sich am 2. Oktober 1848 mit einer Adresse an die preußische Nationalversammlung, in der sie erklärten, der von den Abgeordneten der Rheinprovinz Borchardt und Kyll unterstützte Antrag d'Esters über die Aufhebung des Belagerungszustandes in Köln würde „eine allgemeine Entrüstung hervorgerufen haben, während die militärischen Maßregeln die völlige Billigung der Bürgerschaft gefunden hätten". Die „Kölnische Zeitung" mußte jedoch zugeben, daß gleichzeitig eine Adresse Kölner Bürger verbreitet wurde, die den Antrag des Abgeordneten d'Ester unterstützte. 419 333 Der Kölner Arbeiterverein Wurde am 13. April 1848 von dem Mitglied der Kölner Gemeinde des Bundes der Kommunisten Gottschalk gegründet. Der Verein, der Mitte April ungefähr 300 Mitglieder zählte, war Anfang Mai bereits auf 5000 Mitglieder angewachsen, deren Mehrheit Arbeiter und Handwerker wären. An der Spitze des Vereins stand ein Präsident und ein Komitee, dem Vertreter verschiedener Berufe angehörten. Das Presseorgan des Vereins war die „Zeitung des Arbeiter-Vereins zu Köln" und ab 26. Oktober 1848 die Zeitung „Freiheit, Brüderlichkeit, Arbeit" (siehe auch Anm. 327). Der Kölner Arbeiterverein besaß in der Stadt eine Reihe von Filialen. Nach der Verhaftung Gottschalks wurde am 6. Juli Moll zum Präsidenten gewählt, der dieses Amt bis zu den Septemberereignissen in Köln innehatte und dann infolge der drohenden Verhaftung emigrieren mußte. Am 16. Oktober 1848 übernahm Marx auf Bitten der Arbeiter vorübergehend die Präsidentschaft, ihm folgte am 28. Februar 1849 Schapper, der diese Funktion bis Ende Mai 1849 bekleidete. Die meisten Führer des Arbeitervereins (Gottschalk, Anneke, Schapper, Moll, Leßner, Jansen, Röser, Nothjung, Bedorf) waren Mitglieder des Bundes der Kommunisten. In seiner Anfangsperiode befand sich der Arbeiterverein unter dem Einfluß Gottschalks, der — im Geiste der „wahren" Sozialisten — die historischen Aufgaben des Proletariats in der bürgerlich-demokratischen Revolution ignorierte, die sektiererische Taktik des Boykotts der indirekten Wahlen zur gesamtdeutschen und preußischen Nationalversammlung verfolgte und gegen die Unterstützung der demokratischen Kandidaten in den Wahlen auftrat. Ultralinke Phrasen verbanden sich bei Gottschalk mit sehr gemäßigten Kampfmethoden (Überreichung von Petitionen im Namen der Arbeiter an die Regierung und Stadtbehörde, alleinige Orientierung auf „gesetzliche" Kampfformen, Unterstützung einer Reihe Forderungen rückständiger, von zünftlerischen Vorurteilen angesteckter Arbeiter usw.). Diese sektiererische Politik Gottschalks stieß von Anfang an auf den Widerstand vieler Mitglieder des Vereins, welche die taktische Linie
35 Marx/Engels, Werke, Bd. 5
von Marx und Engels unterstützten. Unter ihrem Einfluß kam es Ende Juni 1848 zu einem Umschwung in der Tätigkeit des Kölner Arbeitervereins. Im Herbst 1848 wurde eine breite Agitationsarbeit — auch unter den Bauern—entwickelt. Die Vereins mitglieder organisierten in der Umgebung von Köln demokratische und Arbeitervereine, verbreiteten revolutionäre Literatur, darunter die „Forderungen der Kommunistischen Partei in Deutschland" (siehe Anm. 1). Der Verein unterhielt enge Beziehungen zu anderen Arbeitervereinen der Rheinprovinz und Westfalens. Im Winter 1848/49 führten Gottschaik und seine Anhänger einen erbitterten Kampf, der auf die Spaltung des Kölner Arbeitervereins gerichtet war. In der von ihnen seit Januar 1849 herausgegebenen Zeitung „Freiheit, Arbeit" traten sie mit heftigen Angriffen und böswilligen Verleumdungen gegen Marx und die Redaktion der „Neuen Rheinischen Zeitung" auf. Diese spalterische Tätigkeit fand jedoch keine Unterstützung bei der Mehrheit der Vereinsmitglieder. Mit dem Ziel der Festigung des Vereins führten Marx, Schapper und andere Führer im Januar und Februar 1849 seine Reorganisation durch. Am 25. Februar wurde ein neues Statut angenommen, in dem als Hauptaufgabe des Vereins „die Ausbildung der Mitglieder in politischer, sozialer und wissenschaftlicher Beziehung durch Anschaffung von Büchern, Zeitungen, Flugschriften und durch wissenschaftliche Vorträge und Besprechungen" festgelegt wurde. Im April 1849 faßte das Komitee des Arbeitervereins den Beschluß, in denSitzungen des Vereins die in der „Neuen Rheinischen Zeitung" veröffentlichte Abhandlung „Lohnarbeit und Kapital" von Marx zu diskutieren. Die von den Arbeitern im Verlauf der Revolution gewonnene politische Erfahrung, ihre Enttäuschung über die schwankende Politik der kleinbürgerlichen Demokraten — das alles gestattete Marx und Engels, im Frühjahr 1849 praktische Vorbereitungen für die Schaffung einer proletarischen Partei in Angriff zu nehmen. In Verbindung hiermit brachen Marx und seine Anhänger organisatorisch mit der kleinbürgerlichen Demokratie, ohne gemeinsame Kampfaktionen gegen die angreifende Konterrevolution abzulehnen. Am 16. April ! 849 beschloß der Kölner Arbeiterverein, aus der Vereinigung demokratischer Vereine Deutschlands auszutreten und sich der Vereinigung deutscher Arbeitervereine in Leipzig anzuschließen. Am 6. Mai 1849 fand ein Kongreß der Arbeitervereine der Rheinprovinz und Westfalens statt. Die damaligen Verhältnisse in Deutschland (Erstarken der Konterrevolution und die damit verbundene Verschärfung der polizeilichen Repressalien) hinderten jedoch den Kölner Arbeiterverein bei seiner Tätigkeit zum Zusammenschluß und zur Organisierung der Arbeitermassen. Nachdem die „Neue Rheinische Zeitung" ihr Erscheinen einstellen mußte und Marx, Schapper und andere Führer des Arbeitervereins aus Köln abgereist waren, verlor dieser immer mehr seinen politischen Charakter und verwandelte sich allmählich in einen gewöhnlichen Arbeiterbildungsverein. 419
334 Der kommandierende General des Brandenburger Wehrbezirks, Wrangel, erließ am 17. September 1848 einen Armeebefehl, der zeigte, daß die preußische Militärclique beabsichtigte, zum offenen Angriff auf die Errungenschaften der Revolution überzugehen. Wrangel betont darin, daß es seine Aufgabe sei, „die öffentliche Ruhe" aufrechtzuerhalten, und droht den „Elementen, welche zur Ungesetzlichkeit verführen wollen". Der Befehl schließt mit der Aufforderung an die Soldaten, sich fest um ihre Offiziere und den König zu scharen. 420 835 Aus dem Artikel „Die Barrikaden in Köln", der in der „Kölnischen Zeitung" Nr. 268 vom 30. September1848 veröffentlicht wurde. 421
338 „Acta Sanctorum" (Taten der Heiligen) - eine Sammlung katholischer Heiligenlegenden, die von Jean Bclland begonnen und von Jesuitengelehrten fortgesetzt wurde. 421 337 Neuchdtel (auch Neufchätel) — französische Bezeichnung für den Schweizer Kanton Neuenburg, der aus dem ehemaligen Fürstentum Neuenburg und Valendis gebildet wurde. Auf Beschluß des Wiener Kongresses wurde Neuchatel als unteilbarer und von der preußischen Monarchie völlig abgesonderter Staat dem König von Preußen zugesprochen und als 21. Kanton in die Eidgenossenschaft aufgenommen. 1831 wurde ein Versuch der Republikaner in Neuchatel, durch einen Aufstand eine Umgestaltung der Verfassung und die völlige Trennung von Preußen zu erzwingen, durch den Bevollmächtigten des preußischen Königs, Generalmajor von Pfuel, mit großer Härte unterdrückt. Pfuel wurde danach als preußischer Gouverneur für Neuchatel eingesetzt. Unmittelbar nach der Februarrevolution 1848 brach erneut ein republikanischer Aufstand aus. Es wurde eine provisorische Regierung gebildet, Neuchatel zur Republik erklärt und der Herrschaft Preußens faktisch ein Ende gesetzt. Im Jahre 1857 mußte der preußische König offiziell auf seine Ansprüche auf Neuchatel verzichten. 422 338 Shakespeare, „König Heinrich der Vierte", Zweiter Teil, III. Aufzug, zweite Szene. 422 339 Die Arbeit von Thiers erschien in der Zeitung „Le Constitutionnel" von September bis Oktober 1848 und später als Einzelbroschüre unter dem Titel „De la propriete" [Über das Eigentum], Paris 1848. 423 840 Die Rede von Thiers, in welcher er auf den Vorschlag des Deputierten Turck zur Errichtung einer allgemeinen Hypothekenbank mit Zwangskurs antwortet, wurde in der Sitzung der französischen Nationalversammlung vom 10. Oktober 1848 gehalten und ist abgedruckt in „Compte rendu des seances de l'Assemblee nationale" [Sitzungsprotokolle der Nationalversammlung], T. 4, Paris 1849. 423 341 O.-J.-A. Mathieu de Dombasle, „Annales agricoles de Roville, ou melanges d'agriculture, d'&onomie rurale et de l6gislation agricole" [Landwirtschaftliche Annalen von Roville oder verschiedene Materialien über die Landwirtschaft, über die landwirtschaftliche Ökonomik und über die Gesetzgebung betreffs der Landwirtschaft], Paris 1824-1837. 425 842 Die Mainzer Zentrale Immeiiaikommission wurde auf Beschluß der Konferenz der deutschen Staaten in Karlsbad 1819 zur Untersuchung „demagogischer Umtriebe", d. h. zur Unterdrückung der oppositionellen Bewegung in Deutschland, gegründet. Die Mainzer Kommission, deren Mitglieder von den einzelnen Regierungen der deutschen Staaten ernannt wurden, konnte unmittelbar (immediat) und unabhängig vom Bundestag Untersuchungen und Verhaftungen in allen Staaten des Deutschen Bundes durchführen. 428 343 Es handelt sich um das von der Frankfurter Nationalversammlung am 9. Oktober 1848 angenommene „Gesetz, betreffend den Schutz der constituirenden Reichsversammlung und der Beamten der Centraigewalt", nach dem Beleidigungen von Deputierten der Nationalversammlung oder von Beamten der Zentralgewalt mit Gefängnis bestraft wurden. Dieses Gesetz war eine der Repressivmaßnahmen, die nach dem Septemberaufstand in Frankfurt von der Mehrheit der Nationalversammlung und von der Reichsregierung gegen die Volksmassen ergriffen wurden. 429 344 Anspielung auf die Bibelstelle „Seine Schenkel waren Eisen, seine Füße waren eines Theils Eisen und eines Theils Thon" (Daniel, Kapitel 2, 33). 430 845 Davenantsche ökonomische Tabelle — aus dem anonym erschienenen, von Charles Davenant verfaßten Buch „An Essay upon the Probable Methods of making a People Gainers in the
Bailance of Trade" [Eine Abhandlung über die möglichen Methoden, ein Volk in der Handelsbilanz zu Gewinnern zu machen], London 1700. 432 346 Amnestieprojekt der äußersten Linken - in der Sitzung der französischen Nationalversammlung vom 16. Oktober 1848 legten Abgeordnete der äußersten Linken den Entwurf eines Amnestiegesetzes für alle politischen Gefangenen vor; darin war die Aufhebung aller Freiheits- und Geldstrafen sowie die Rückerstattung bereits bezahlter Geldbußen vorgesehen. 433 347 „La Presse" Nr. 4499 vom 19. Oktober 1848. 435 348 „Mailänder Zeitung" - die italienische Zeitung „Gazetta di Milano" erschien von 1816 bis 1875 und war bis zum Ende der fünfziger Jahre des 19. Jahrhunderts das offizielle Organ der österreichischen Behörden in Norditalien. 442 348 Die kleinbürgerlichen Demokraten Herwegn, Bornstedt u. a., Führer der in Paris nach der Februarrevolution gegründeten Deutschen demokratischen Gesellschaft, agitierten für die Bildung einer Freiwilligenlegion deutscher Emigranten. Sie wollten auf dem Wege einer bewaffneten Intervention in Deutschland die Revolution auslösen und die republikanische Ordnung aufrichten. Marx und Engels traten entschieden gegen dieses abenteuerliche Unternehmen auf (siehe auch Anm. 2). Nach dem Grenzübergang wurde die Legion Henveghs im April 1848 auf badischem Gebiet durch die Truppen süddeutscher Staaten zerschlagen. 443 350 „Deutsche Volkszeitung" - demokratische Tageszeitung, die in Mannheim im April 1848 unter der Redaktion von Fröbel und Pelz und der Mitarbeit vonStruwe, Hecker, Herwegh, Rüge u.a. erschien. In der Nummer vom 17. April brachte eine Korrespondenz aus Paris die ablehnende Haltung der deutschen Kommunisten gegenüber dem Unternehmen Herweghs zum Ausdruck. 443 351 Der zweite demokratische Kongreß tagte vom 26. bis 30. Oktober 1848 in Berlin. Auf diesem Kongreß wurden die Prinzipien der Konstitution erörtert, die Deklaration der Menschenrechte angenommen und der Zentralausschuß in neuer Zusammensetzung gewählt (d'Ester, Reichenbach, Hexamer). Als Berichterstatter der Kommission für die Lösung sozialer Fragen trat Beust aus Köln mit einem Programm auf, das sich eng an die „Forderungen der Kommunistischen Partei in Deutschland" anlehnte (siehe auch Anm. 1). Die unterschiedliche soziale Zusammensetzung der Delegierten führte in den wichtigsten Fragen zu Meinungsverschiedenheiten, die in den gegensätzlichen Auffassungen der Arbeiter und der bürgerlichen Demokraten begründet lagen. Da die bürgerlichen Demokraten auf dem Kongreß das Ubergewicht besaßen, beschränkte man sich auf die Ausarbeitung unfruchtbarer, widersprüchlicher Resolutionen, anstatt wirksame Maßnahmen für die Mobilisierung der Massen zum Kampf gegen die Konterrevolution zu ergreifen. 445 502 352 Anspielung auf die vorhergehende politische Tätigkeit Brüggemanns, der infolge seiner Teilnahme an der oppositionellen Studentenbewegung und seines Eintretens für die Preßfreiheit anläßlich des Hambacher Festes (1832) wegen „Hochverrats" zum Tode verurteilt worden war; diese Strafe wurde später in lebenslängliche Gefängnishaft umgewandelt und durch die Amnestie von 1840 aufgehoben. 452 353 „Breslauer Zeitung" - 1820 in Breslau gegründet; vertrat in den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts eine bürgerlich-liberale Richtung. 452 354 In der „Neuen Rheinischen Zeitung" folgen die Korrespondenzen-Nachdrucke aus dem „Preußischen Staats-Anzeiger", der „Breslauer Zeitung" und der „Allgemeinen OderZeitung". 452
355 Slovanskd Lipa - tschechische nationale Gesellschaft, im April 1848 ^gegründet. In Prag lag die Führung der Gesellschaft in den Händen von Liberalen (Safank, Gaue), die nach dem Prager Aufstand in das Lager der Konterrevolution übergingen, während in den Provinzfilialen zu dieser Zeit vorwiegend Vertreter der radikalen tschechischen Bourgeoisie die führende Rolle spielten. 453 356 kaiserlicher Schinderhannes - Bezeichnung für Windischgrätz. Schinderhannes nannte man den Räuberhauptmann Johann Bückler, der Ende des 18. bis Anfang des 19. Jahrhunderts in Rheinhessen lebte. 453 357 Koblenz war während der Französischen Revolution das Zentrum der konterrevolutionären Emigration. 453 358 Die Akademische Legion bestand aus Universitätsstudenten und war die radikalste der bürgerlichen militärischen Organisationen. 455 350 Friedrich Engels' Reisebericht „Von Paris nach Bern" wird nach dem unvollendet gebliebenen Manuskript wiedergegeben; er wurde zum erstenmal in der Zeitschrift „Die Neue Zeit", 17. Jahrgang, 1898/99, 1. Bd., Nr. 1 und 2, veröffentlicht. Der von Engels im Herbst 1848 unternommenen Reise gingen folgende Ereignisse voraus: Am 26. September 1848 wurde über Köln der Belagerungszustand verhängt und der Befehl zur Verhaftung einiger Redakteure der „Neuen Rheinischen Zeitung" gegeben, unter denen sich auch Engels befand (siehe vorl. Band, S. 499). Engels emigrierte nach Belgien; dort verhaftete ihn die Brüsseler Polizei am 4. Oktober und wies ihn aus Belgien aus. Einen Tag später traf Engels in Paris ein, und nach kurzem Aufenthalt begab er sich zu Fuß in die Schweiz. Über Genf und Lausanne gelangte er etwa am 9. November nach Bern, wo er sich vorübergehend niederließ. Seine Reisenotizen begann Engels in Genf zu schreiben; dies geht aus dem ursprünglichen Titel des Manuskripts „Von Paris bis Genf" hervor. Die ethnographischen Angaben und Zeichnungen, die sich auf den dem Manuskript beigefügten Skizzen der Marschroute (siehe auch Anm. 360) befinden, lassen annehmen, daß Engels die Arbeit an dem Reisebericht abbrach, um auf Ersuchen von Marx den Artikel „Der magyarische Kampf" (siehe Band 6 unserer Ausgabe) zu schreiben. 463 360 Dem Manuskript „Von Paris nach Bern" sind zwei Blätter beigefügt, auf denen Engels in fünf kartographischen Skizzen seine Reiseroute von Auxerre (Frankreich) bis Le Locle (Schweiz) dargestellt hat. Auf dem ersten Blatt befinden sich folgende Angaben (Bezeichnungen, die von Engels durchgestrichen wurden, sind in spitze Klammern, ungenaue Ortsbezeichnungen auf den Skizzen in eckige Klammern gesetzt):. 1. Marschroute von Auxerre nach Chälon: „Auxerre —St. Bris -Vermanton-Pont aux Alouette — Lucy le Bois - Avallon - (Rouvray) - Saulieu - (nach Dijon) - Champeau [Chanteaux] - Rouvray - nach Dijon - Arnayle-Duc - Chäteau — (langes Dorf) - wo ich in die Post ging - Kohlenbergwerk — Kneipe — schönes Tal, Wein - ditto - Chagny - Chälon" 2. Marschroute von Beaufort nach Genf: »Beaufort — Orgelet - Aire - Moyrans — Pt. du Lizon [Pt. d'Ison] —St. Claude —La Mure [La Meure] —Mijoux—Gex —Ferney—Succony—Geneve" Außerdem befinden sich auf dem Blatt einige Zeichnungen, und zwar ein Reiter in ungarischer Uniform und drei Köpfe. Daneben stehen folgende Aufzeichnungen: Tschechen 1 Kroaten Serben ] Polen \ Mähren > lüyrier f Bosniaken > Ruthenen) Slowaken J Slavonen j Bulgaren J
Auf dem zweiten Blatt ist folgendes verzeichnet: 1. Marschroute von Auxerre nach Genf: „Auxerre - St. Bris - Vermanton — Pont aux Alouette - Lucy le Bois - Avalion - {Rouvray) -Saulieu - Arnay-le-Duc - langes Dorf - Yvery- La Cange - Chagny - Chalon St. Marcel - Louhans -Beaufort -Orgelet -Aire-Moyrans -zwei Berge-Pt. du Lizon [Pt. d'Ison] - St. Claude-La Mure [La Meure] - Mijoux - Gex - Gent" 2. Marschroute von Moyrans nach St. Claude: » * TI/T..1 t r>jL 1 T * TD». J'T 1 Ci. J M „moyrans —munien—n. au j_izon in. u isonj - Iii. Claude 3. Marschroute von Genf nach Le Locle: „Genf - Bellerive - Coppet - Nyon - Rolle - Aubonne - Morges - Cossonay - La Sarraz Orbe - Yverdon - St. Croix-Fleurier-Travers-Le Ponto-Le Locle". Illustrationen gegenüber S. 464. 361 „Chant du deparf (Marschlied) - ein bekanntes revolutionäres Lied aus der Französischen Revolution, das auch später in den demokratischen Kreisen Frankreichs außerordentlich populär war. 465
362 Weber, Oper „Euryanthe", Text von Helmina von Chezy, Cavatine (Adolar). 468 363 Im Herbst 1793 nahm der Konvent zur Sicherung der Versorgung der Bevölkerung in den Städten, die besonders unter der Teuerung zu leiden hatte, ein Dekret über das all' gemeine Maximum an, in welchem die Höchstpreise der Waren, vor allem der Lebensmittel, festgesetzt wurden. Das Gesetz bedrohte die Äkkapareurs (Wucherer) bei Überschreitung der Höchstpreise mit den schwersten Strafen bis zur Todesstrafe. 472
364 Diese Redewendung benutzt Engels, um die eigenartige Betonung des naiv-breiten Burgunder Dialekts zu zeigen. Entsprechend dem Vergleich von Engels mit dem österreichisch-bayrischen Dialekt in der deutschen Sprache kann man sie etwa so übersetzen: Aber, ma-a-iner Treu, Herr, ich bitt' Sie a-a-in bissei... 476
365 Engels zitiert die erste Strophe aus dem Gedicht „Kriegserklärung" von Goethe. 479 366 Der Aufruf „An alle Arbeiter Deutschlands" wurde von dem aus Paris nach Mainz kommenden Abgesandten des Bundes der Kommunisten und Mitglieds der Zentralbehörde Wallau und dem Mitglied des Bundes der Kommunisten Cluß verfaßt und als Flugblatt verbreitet. Er wurde auch in mehreren Zeitungen abgedruckt, u. a. in „Deutsche Volkszeitung" Nr. 8 vom 8. April 1848, „Mannheimer Abend-Zeitung" Nr. 100 vom 10. April 1848, „Seeblätter" Nr. 89 vom 13. April 1848. Auf dem Wege nach Köln hielten sich Marx und Engels am 8. April 1848 in Mainz auf, wo sie mit den dortigen Kommunisten den weiteren Aktionsplan zur Gründung und Zusammenfassung von Arbeitervereinen besprachen. 483
367 In Köln bestand bereits vor der Märzrevolution 1848 eine Gemeinde des Bundes der Kommunisten, der d'Ester, Daniels, Bürgers, Anneke, Gottschalk und andere angehörten. Ein bedeutender Teil von ihnen befand sich unter dem Einfluß der „wahren" Sozialisten. Anfang April 1848 erhielt die Gemeinde Zuwachs durch Mitglieder des Bundes der Kommunisten, die aus der Emigration nach Köln kamen. Wie aus dem veröffentlichten Protokoll zu ersehen ist, traten bald nach der Ankunft von Marx und Engels ernste Meinungsverschiedenheiten zwischen ihnen und Gottschalk zutage. Dieses Dokument ist von Bürgers und Moll als den Führern der Kölner Gemeinde unterschrieben; Marx wohnte der Sitzung als Vorsitzender der Zentralbehörde des Bundes der Kommunisten bei. 484
368 Der erste rheinische Demokraten-Kongreß fand vom 13. bis 14. August 1848 in Köln statt. An der Tagung nahmen Marx und Engels teil. Der Kongreß bestätigte die Zusammensetzung des Zentralausschusses der drei demokratischen Vereine in Köln (sieheAnm. 369) als Rheinischen Kreisausschuß der Demokraten. Der Tätigkeitsbereich dieses Ausschusses, in dem Marx eine führende Rolle spielte, wurde vom Kongreß nicht nur auf die Rheinprovinz, sondern auch auf Westfalen ausgedehnt. Der Kongreß betonte in einem Beschluß die Notwendigkeit, unter den Fabrikarbeitern und unter den Bauern politische Arbeit zu leisten. 485 369 Der Zentralausschuß aus den Vertretern der drei demokratischen Organisationen in Köln der Demokratischen Gesellschaft, dem Arbeiterverein und dem Verein für Arbeiter und Arbeitgeber — wurde Ende Juni 1848 auf Grund des Beschlusses des ersten DemokratenKongresses in Frankfurt am Main (siehe Anm. 228) gebildet, um eine enge Zusammenarbeit aller demokratischen Kräfte in Köln zu erreichen. Gleichzeitig übte er bis zur Bestätigung durch den ersten rheinischen Demokraten-Kongreß (siehe Anm. 368) provisorisch die Funktion eines Rheinischen Kreisausschusses der Demokraten aus. 485 370 Unter dem Namen Ritter Schnapphahnski verspottete Georg Weerth in einer Feuilletonserie den bekannten reaktionären Fürsten Lichnowski. Die Feuilletons „Leben und Taten des berühmten Ritters Schnapphahnski" wurden ohne Unterschrift in der „Neuen Rheinischen Zeitung" im August, September und Dezember 1848 und Januar 1849 veröffentlicht. 492 371 In den Kölner Sicher hei tsausschuß wurden unter anderen auch die Redakteure der „Neuen Rheinischen Zeitung" Marx, Engels, Wilhelm Wolff, Dronke und Bürgers sowie die Führer des Kölner Arbeitervereins Schapper und Moll gewählt. 493 372 Am 11. September 1848 kam es zu einem Zusammenstoß zwischen Soldaten des in Köln einquartierten 27. Regiments und Kölner Bürgern, die von demokratisch gesinnten Männern der Bürgerwehr unterstützt wurden. 495
Literaturverzeichnis
einschließlich der von Marx und Engels erwähnten Schriften
Bei den von Marx und Engels zitierten Schriften werden, soweit sie sich feststellen ließen, die vermutlich von ihnen benutzten Ausgaben angegeben. In einigen Fällen, besonders bei allgemeinen Quellen- und Literaturhinweisen, werden neuere Ausgaben der Schriften angeführt. Einige Quellen konnten nicht ermittelt werden.
I. Werke und Aufsätze genannter und anonymer Autoren
[„Adresse der Krieger und Wehrmänner des Kreises Hagen vom 19. Juni 1848"]. In: „Neue Rheinische Zeitung", Nn 25 vom 25. Juni 1848, Extrabeilage. 160 „Allerhöchste Cabinetsordre vom 13. März 1833 betreffend den Ankauf subhastirter größerer Besitzungen polnischer Gutsbesitzer in der Provinz Posen für Rechnung des Staats und deren Wiederveräußerung an Erwerber deutscher Abkunft". In: „Stenographischer Bericht über die Verhandlungen der deutschen constituirenden Nationalversammlung zu Frankfurt am Main", Bd. 1-9, Frankfurt a.M. und Leipzig 1848-1849. Bd. 2. 339 „Allgemeine Gewerbeordnung. Vom 17. Januar 1845". In: „Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten", Jg. 1845, Nr. 5.313 „Allgemeines Landrecht für die Preußischen Staaten". Neue Ausg., 2 Th. in 4Bdn., Berlin 1817 (siehe auch Anm. 167). 167 216 240 301 324 402 Ariosto, Lodovico „L'Orlando furioso" [Der rasende Roland], Bd. 1, Venedig 1811. 346 „Aristoteles' Politik". Griech. und Dt. hrsg. von Franz Susemihl, Th. 1. In: „Aristoteles* Werke", Bd. 6, Leipzig 1879. 251 Arndt, Ernst Moritz „Des Deutschen Vaterland", Gedicht. In: „Ernst Moritz Arndts ausgewählte Werke", hrsg. und mit Einl. und Anm. vers. von Heinrich Meisner und Robert Geerds, Bd. 1 -16, Leipzig o. J. Bd. 3. 353 - „Der Freudenklang", Gedicht, ebendort, Bd. 3. 374 „Aufruf an die Deutschen", gegeben im Hauptquartier zu Kaiisch, den 13/25sten März 1813. In: „Urkunden der Deutschen Erhebung", Qriginalwiedergäbe in Faksimiledrucken der wichtigsten Aufrufe, Erlasse, Flugschriften, Lieder und Zeitungsnummern. Als Ergänzung aller Erinnerungsschriften hrsg. von Friedrich Schulze, Leipzig 1913 (siehe auch Anm. 242). 294 „Aufruf des demokratischen Kongresses in Berlin an das deutsche Volk" vom 29. Oktober 1848. In: „Volks-Blätter", Nr. 44 vom 31. Oktober 1848. 445-447
Beaumarchais, [Pierre-Augustin Caron] de „La folle journee, ou le mariage de Figaro". In: „CEuvres completes" [Der tolle Tag oder die Hochzeit des Figaro. In: Sämtliche Werke], T. 5, o.O. 1785 (siehe auch Anm. 212). 251 Becker, Nicolaus „Der deutsche Rhein", Gedicht. In: „Gedichte" von Nicolaus Becker, Köln 1841 (siehe auch Anm. 145). 142 „Bekanntmachung" [über die Bildung eines Sicherheitsausschusses für Berlin], Berlin, den 1. Juni 1848. In: „Königlich privilegirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen", Nr. 127 vom 3. Juni 1848. 37 38 [Benkert, Franz Georg] „Joseph Bonavita Blank's...kurze Lebens-Beschreibung", Würzburg 1819.319 „Die Bibel oder die ganze Heilige Schrift des alten und neuen Testaments", nach der deutschen Ubersetzung Martin Luthers. 473 -2. Buch Mose3,5. 278 -Psalter 42,2. 245 - Daniel 2,33. 430 - Ev. Matthäi 6,20; 7,7; 13,12; 26,41. 265 266 311 374 421 -Ev. Marcus 14,30. 101 -Ev. Lucä 10,2. 345 Blanc, Louis „Histoire de dix ans. 1830-1840" [Geschichte der zehn Jahre. 1830-1840], T. 1-5, Paris 1841-1844. 286 — „Histoire de la revolution fran?aise" [Geschichte der französischen Revolution], T. 1 -2, Paris 1847. 286 [Brodoißski, Kraszetoskj, Potworotßski] „Zur Beurtheilung der polnischen Frage im GroßherzogthumPosen im Jahre 1848", Berlin [1848] (siehe auch Anm. 185 und 270). 190 320 328 Bürger, Gottfried August „Lenore". In: „G. A. Bürger's Werke", hrsg. von Eduard Grisebach, 5., verm. und verb. Aufl., o. O. 1894. 36 Calderon [de la Barca, Pedro] „La vida es sueno" [Das Leben ein Traum]. In: „Klassische Bühnendichtungen der Spanier", hrsg. und erkl. von Max Krenkel, [T.] 1, Calderon, Leipzig 1881. 101 Cervantes Saavedra, Miguel de „Gespräch zwischen Cipion und Berganza, den Hunden des Auferstehungshospitals". In: „Die beispielhaften Novellen", Bd. 1-2, Wiesbaden o.J. Bd. 2. 266 270 — „Vida y Hechos del ingenioso Hidalgo Don Quixote de la Mancha" [Leben und Taten des scharfsinnigen Edlen Don Quijote von La Mancha], En Haia 1744. 342 347 363 414 423 „Code civil" siehe „Code Napoleon" „Code Napoleon , Paris und Leipzig 1808 (siehe auch Anm. 90). 92 176 240 278 301 472 473 „Code penal" siehe „Gesetzbuch über Strafen" „Compte rendu des seances de l'Assemblöe nationale" [Sitzungsprotokolle der Nationalversammlung], T. 1-10, Paris 1849-1850. T. 2 u. 4 (siehe auch Anm. 127,129,158,254,340). 124-126 129 135 136 144 148 157 158 305-308 409 423-427; 477 Cooper, [James Fenimore] „The last of the Mohicäns". In: „The Works of Cooper" [Der letzte der Mohikaner. In: Coopers Werke], Vol. 1 -4,.Zwickau 1827. Vol. 3. 364
[Davenant, Charles] „An Essay upon the Probable Methods of making a People Gainers in the Bailance of Trade" [Eine Abhandlung über die möglichen Methoden, ein Volk in der Handelsbilanz zu Gewinnern zu machen], 2. Ed., London 1700. 432 „Declaration wegen Einziehung und künftiger Verwaltung der geistlichen Güter, ingleichen der Starosteien und anderer königl. Güter in Südpreußen und der von der ehemaligen Republik Polen neuerlich acquirirten Provinzen", Berlin, 28. Juli 1796. In: „Materialien zur Geschichte polnischer Landestheile unter preußischer Verwaltung", H. 1, Leipzig 186i. 330 Dombasle, C.-J.~A. Mathieu de „Annales agricoles de Roville, ou melanges d'agriculture, d'economie rurale et de legislation agricole" [Landwirtschaftliche Annalen von Roville oder verschiedene Materialien über die Landwirtschaft, über die landwirtschaftliche Ökonomik und über die Gesetzgebung betreffs der Landwirtschaft], Paris 1824-1837. 425 [Dronke, Ernst] „Die preußische Pacificirung und Reorganisation Posens". In: „Neue Rheinische Zeitung", Nr. 38, 39, 40, 43, 45 vom Juli 1848. 190 Ducpetiaux, Edouard „Memoire sur l'organisation des ecoles de reforme" [Denkschrift über die Organisation von Reformschulen], Bruxelles 1848. 316 „Edikt den erleichterten Besitz und den freien Gebrauch des Grund-Eigenthums, so wie die persönlichen Verhältnisse der Land-Bewohner betreffend. Vom 9ten Oktober 1807". In: „Sammlung der für die Königlichen Preußischen Staaten erschienenen Gesetze und Verordnungen von 1806 bis zum 27sten Oktober 1810", Berlin 1822 (siehe auch Anm. 110). 107 309 »Edikt die Regulirung der gutsherrlichen und bäuerlichen Verhältnisse betreffend. Vom 14ten September 1811". In: „Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten", Jg. 1811, Nr. 21 (siehe auch Anm. 110). 309 „Edikt über die Einführung einer allgemeinen Gewerbe-Steuer. Vom 28sten Oktober 1810". In: „Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten", Jg. 1810, Nr. 4. 313 „Edikt wegen der Mühlen-Gerechtigkeit, und Aufhebung des Mühien-Zwangs, des Bierund Branntwein-Zwangs in der ganzen Monarchie. Vom 28sten Oktober 1810". In: GesetzSammlung für die Königlichen Preußischen Staaten", Jg. 1810, Nr. 4. 313 »Entschädigungsgesetz zur allgemeinen Gewerbeordnung. Vom 17. Januar 1845". In: „GesetzSammlung für die Königlichen Preußischen Staaten", Jg. 1845, Nr. 5. 313 „Entwurf des Strafgesetzbuchs für die Preußischen Staaten, nebst dem Entwurf des Gesetzes über die Einführung des Strafgesetzbuches und dem Entwurf des Gesetzes über die Kompetenz und das Verfahren in dem Bezirke des Appellationsgerichtshofes zu Köln", Berlin 1847. 300-302 „Entwurf eines Geseizes betreffend die Ausschreibung einer Zwangs-Anleihe" vorn 10. Juli 1848. In: „Stenographische Berichte über die Verhandlungen der zur Vereinbarung der preußischen Staats-Verfassung berufenen Versammlung", Beilage zum „Preußischen Staats-Anzeiger", Bd. 1, Berlin 1848. 262-270 „Entwurf eines Gesetzes über die Errichtung der Bürgerwehr" vom 6. Juli 1848. In: „Stenographische Berichte über die Verhandlungen der zur Vereinbarung der preußischen Staats-Verfassung berufenen Versammlung", Beilage zum „Preußischen Staats-Anzeiger", Bd. 1, Berlin 1848. 217 243-252 „Entwurf eines Gesetzes wegen unentgeltlicher Aufhebung verschiedener Lasten und Abgaben" vom 10. Juli 1848. In: »Stenographische Berichte über die Verhandlungen der zur
Vereinbarung der preußischen Staats-Verfassung berufenen Versammlung", Beilage zum „Preußischen Staats-Anzeiger", Bd. 1, Berlin 1848. 278-283 „Entwurf eines interimistischen Preßgesetzes". In: „Kölnische Zeitung", Nr. 201 vom 19. Juli 1848, Erste Beilage. 240-242 „Entwurf eines Verfassungs-Gesetzes für den preußischen Staat" vom 20. Mai 1848. In: „Stenographische Berichte über die Verhandlungen der zur Vereinbarung der preußischen StaatsVerfassung berufenen Versammlung", Beilage zum „Preußischen Staats-Anzeiger", Bd. 1, Berlin 1848. 63 79 85 242 „Der Erste Vereinigte Landtag in Berlin 1847". Hrsg. unter Aufsicht des Vorstehers des Centrai-Bureaus im Min. d. Innern und des Bureaus des Vereinigten Landtages Kgl. Kanzlei-Raths Eduard Bleich, Th. 1, Berlin 1847 (siehe auch Anm. 102). 104 430 Flottwell, [Eduard Heinrich üon] „Denkschrift des Oberpresidenten Herrn Flottwell, ueber die Verwaltung des Gros-Herzogthum Posen, vom Dezember 1830 bis zum Beginn des Jahres 1841", Strasburg [1841 ]. 339 350 Freiligrath, Ferdinand „Die Rose". In: „Zwischen den Garben". Eine Nachlese älterer Gedichte von Ferdinand Freiligrath, Stuttgart und Tübingen 1849. 369-371 - „Trotz alledem!". In: „Neuere politische und soziale Gedichte" von Ferdinand Freiligrath, H.l, Köln 1849. 263 303 Friedrich Wilhelm IV. [„Ansprache an die Deputation der Frankfurter Nationalversammlung beim Kölner Dombaufest"] am 14.August 1848. In: „Kölnische Zeitung", Nr.229 vom 16. August 1848. 430 - [„Antwort an die Deputation der Bürgerwehr"] vom 15.Oktober 1848. In: „Berliner Zeitungs-Halle", Nr. 241 vom 18. Oktober 1848. 431 432 - [„Antwort an die Deputation der Berliner Nationalversammlung"] vom 15. Oktober 1848. In: „Berliner Zeitungs-Halle", Nr.241 vom 18.Oktober 1848. 430 - [„Antwort auf das Entlassungsgesuch der Minister"], Sanssouci, den 1 O.September 1848. In: „Neue Rheinische Zeitung", Nr. 102 vom M.September 1848 (siehe auch Anm. 315 und 317). 401 405 Fuad, Mehemed „Manifest an die Bojaren und an Euch Einwohner der Walachei aller Classen", Bucharest, den 13./25.September 1848. In: „Kölnische Zeitung", Nr. 282 vom 17.Oktober 1848 (siehe auch Anm. 249). 429 440 „Gesetz, betreffend den Schutz der constituirenden Reichsversammlung und der Beamten der Centraigewalt" vom 9. Oktober 1848. In: „Stenographischer Bericht über die Verhandlungen der deutschen constituirenden Nationalversammlung zu Frankfurt am Main", Bd. 1-9, Frankfurt a.M. und Leipzig 1848-1849. Bd. 4 (siehe auch Anm. 343). 428 429 „Gesetz über die Erwerbung und den Verlust der Eigenschaft als Preußischer Unterthan, so wie über den Eintritt in fremde Staatsdienste. Vom 31. Dezember 1842". In: „GesetzSammlung für die Königlichen Preußischen Staaten", Jg. 1843, Nr. 2. 383 384 [„Gesetz über die Zusammenscharungen"], Paris, den 5.Juni 1848. In: „Neue Rheinische Zeitung", Nr. 10 vom 10.Juni 1848. 112 157 „Gesetzbuch über Strafen1. Aus dem Franz. nach der officiellen Ausg. übers, von Wilhelm Blanchard, zweyte verb. Aufl., Cöln 1812 (siehe auch Anm. 166). 167 198-201 240 241 379 441 442
Goethe, Johann Wolf gang von „Faust". Eine Tragödie. In: „Goethe's Werke", Bd. 1-20, Stuttgart und Tübingen 1815-1819. Bd. 9. 26 105 300 346 360 440 - „Kriegserklärung", Gedicht, ebendort, Bd. 1. 479 - „Prometheus", Gedicht, ebendort, Bd. 2. 378 465 - „Reineke Fuchs", ebendort, Bd. 11. 59 „II Governo provvisorio alla Nazione Germanica", Milano, 6 Aprile 1848. In: „Raccolta dei decreti, avvisi, proclami, oulietini ec. ec. emanti dal Governo provvisorio, dal diversi comitati e da altri dal giorno 18 Marzo in avanti" [Die provisorische Regierung an die deutsche Nation, Mailand, den 6. April 1848. In: Sammlung von Dekreten, Bekanntmachungen, Aufrufen, Bulletins usw. usw., erlassen von der provisorischen Regierung, von den verschiedenen Ausschüssen und anderen seit dem 18.März 1848], Mailand o.J. 156 Griesheim, [Karl Gustav von] „Bekanntmachung" [des Kriegsministeriums über den Zeughaussturm], Berlin, den 15. Juni 1848. In: „Neue Rheinische Zeitung", Nr. 19 vom 19. Juni 1848.86 „Grundrechte des deutschen Volkes". In: „Stenographischer Bericht über die Verhandlungen der deutschen constituirenden Nationalversammlung zu Frankfurt am Main", Bd. 1—9, Frankfurt a.M. und Leipzig 1848-1849. Bd. 1-2 (siehe auch Anm. 282 und 292). 239 242 276 350 351 365 411 Harries,Heinrich „Lied für den dänischen Unterthan, an seines Königs Geburtstag zu singen". In: „Gedichte" von Heinrich Harries, Zweyter Theil, Altona 1804 (siehe auch Anm. 71). 69 Hecker, Friedrich „Ein Wort an das deutsche Volk". In: „Neue Rheinische Zeitung", Nr. 116 vom M.Oktober 1848. 440-444 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich „Phänomenologie des Geistes", hrsg. von Johann Schulze. In: „Georg Wilhelm Friedrich Hegel's Werke". Vollst. Ausg. durch einen Verein von Freunden des Verewigten, Bd. 2, Berlin 1832. 144 Heine, Heinrich „Anno 1829", Romanze. In: „Heinrich Heine's sämmtliche Werke", Bd 1 bis 18, Hamburg 1868. Bd. 16. 224 421 - „An [Georg Herwegh]. Bei seiner Ausweisung aus Preußen", Zeitgedicht, ebendort, Bd. 17, 238 - „Bei des Nachtwächters Ankunft zu Paris", Zeitgedicht, ebendort, Bd. 17. 180 - „Berg-Idylle", Gedicht aus „Die Harzreise", ebendort, Bd. 15. 249 - „Deutschland. Ein Wintermärchen"., ebendort, Bd. 17. 27 30 32 41 97 161 178 278 352 371 393 409 435 - „Du hast Diamanten und Perlen", Gedicht, ebendort, Bd. 15. 268 429 - „Einleitung zu ,Kahldorf über den Adel, in Briefen an den Grafen M. von Moltke"', ebendort, Bd. 14. 411 - „Ritter Olaf", Romanze, ebendort, Bd. 16. 101 - „Der Tambourmajor", Zeitgedicht, ebendort, Bd. 17. 212 - „Der Tannhäuser", ebendort, Bd. 16. 179 417 - „Zur Beruhigung", Zeitgedicht, ebendort, Bd. 17. 196 222 291 „Homers Ilias" von Johann Heinrich Voss, 1.-12. Gesang, Altona 1793. 57
Jansen, [Johann, Joseph] [„Aufruf an die Mitglieder des Arbeiter-Vereins und Bürger von Köln"], Köln, den 3. Juli 1848, Maueranschlag. In: „Neue Rheinische Zeitung", Nr. 35 vom 5.Juli 1848. 167 Jordan, Wilhelm „Glocke und Kanone", Gedicht. In: „Schaum". Dichtungen von Wilhelm Jordan, Leipzig 1846. 342 346 - „Der Schiffer und der Gott", Gedicht, ebendort. 342 - „Litthauische Volkslieder und Sagen", Berlin 1844. 342 „Kabineiisorder vom 28sten Oktober 1807, betreffend die Aufhebung der Erb-Unterthänigkeit auf sämmtlichen Preußischen Domainen". In: „Sammlung der für die Königlichen Preußischen Staaten erschienenen Gesetze und Verordnungen von 1806 bis zum 27sten Oktober 1810", Berlin 1822 (siehe auch Anm. 110). 309 „Kartel'Konvention, unterzeichnet von den Bevollmächtigten Sr. Majestät des Königs von Preußen und Sr. Majestät des Kaisers von Rußland, Königs von Polen, ... ratifizirt und ausgewechselt am 3. Juli 1844". In: „Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten", Jg. 1844, Nr. 22. 44 „Königliche Ordre an das Staats-Ministerium, betreffend die nationale Reorganisation des Großherzogthums Posen" vom 26. April 1848. In: „Reden, Proklamationen, Botschaften, Erlasse und Ordres Sr. Majestät des Königs Friedrich Wilhelm IV." vom ... 6.März 1848 bis ... 31.Mai 1851, Berlin 1851. 328 [„Kösliner Adresse"] vom 23. Mai 1848. In: „Neue Rheinische Zeitung", Nr. 14 vom 14. Juni 1848 (siehe auch Anm. 169). 170 Lelevel, Joachim „Histoire dePologne". Publice par Ies soins desPolonais, 2 vols.,Paris 1844. 336 Lelewel, Joachim „Geschichte Polens". Vollst, dt. Ausg. 2. verm. Aufl. Mit einer historischen Einl. und Übersicht der jüngsten Ereignisse in Polen von J.P.Jordan und einem chronologisch geordneten Inh.-Verz., Leipzig 1847. 342 Leo, Heinrich „Lehrbuch der Universalgeschichte" zum Gebrauch an höheren Unterrichtsanstalten, Bd. M, Halle 1835-1840. 343 344 [„Manifest der Linken in der Frankfurter Nationalversammlung"]. In: „Neue Rheinische Zeitung", Nr. 7 vom 7.Juni 1848. 39-43 [Marx, Karl, und Friedrich Engels] „Manifest der Kommunistischen Partei", London 1848.3 [Mieroslawski, Louis] „Debat entre la Evolution et la contrer6voIution en Pologne" [Die Auseinandersetzung zwischen der Revolution und der Konterrevolution in Polen], Leipzig 1848.336 Montesquieu, [Charles de] „Der Geist der Gesetze". Neue, correcte und wohlfeilste Ausgabe, dt. und mit Anm. begleitet von A.ElIissen, T. 1-12, Leipzig 1843. 194 196 236 401 „Motioirtes Manifest der radikal-demokratischen Partei in der konstituirenden Nationalversammlung zu Frankfurt am Main". In: „Neue Rheinische Zeitung", Nr.6 vom 6. Juni 1848.39-43 •Mozart, Wolfgang Amadeus „Die Hochzeit des Figaro", Komische Oper in 4 Akten von . Lorenzo da Ponte. Die dt. Übers, theils revidirt, theils neu bearb. von Hermann Levi. Vollst, Klavierauszug mit Text, Leipzig 1899. 365 „Patent die ständischen Einrichtungen betreffend. Vom 3. Februar 1847". In: „Gesetz
Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten", Jg. 1847, Nr. 4 (siehe auch Anm. 248). 297 Patoio, [Erasmus Robert von] „Promemoria, betreffend die Maßregeln der Gesetzgebung, durch welche die zeitgemäße Reform der guts- und grundherrlichen Verhältnisse und die Beseitigung der noch vorhandenen Hemmungen der Landeskultur bezweckt wird". Berlin, den 20. Juni 1848. In: „Stenographische Berichte über die Verhandlungen der zur Vereinbarung der preußischen Staats-Verfassung berufenen Versammlung", Beilage zum „Preußischen Siaats-Anzeiger", Bd. I, Berlin 1848. 106 107 280 [Pinto, Isaac] „Traite de la circulation et du credit" [Abhandlung über Zirkulation und Kredit], Amsterdam 1771. 263 [„Polnische Konstitution vom 3. Mai 1791"]. In: [Potocki,] „Vom Entstehen und Untergange der Polnischen Konstitution vom 3ten May 1791". T. 1-2. o.O. 1793. T.l (siehe auch Anm. 273). 333 336 354 [„Programm des Arbeiterkongresses in Berlin"]. In: „Neue Rheinische Zeitung", Nr.31 vom 1 .Juli 1848 (siehe auch Anm. 219). 260 „Protest mehrerer Vorstands-Mitglieder des Kölner Bürger-Vereins" [gegen die Bildung eines Sicherheits-Ausschusses] vom 13. September 1848. Flugblatt, Druck von M.DuMontSchauberg in Köln. 494 495 Raimund, Ferdinand „Das Mädchen aus der Feenwelt oder der Bauer als Millionär". In: „Ferdinand Raimunds dramatische Werke in 3 Bänden", hrsg. von Leopold Rosner, Berlin-Leipzig 1903. Bd. 1. 96 97 Rotteck, Karl von „Allgemeine Geschichte vom Anfang der historischen Kenntniß bis auf unsere Zeiten". Für denkende Geschichtsfreunde bearb. von Karl von Rotteck. 10. Auflage, Bd. 1-9, Freiburg im Breisgau 1834. 25 26 71 Rüge, Arnold „Wahl-Manifest der radicalen Reformpartei für Deutschland". In: „Die Reform", Nr. 16 vom 16. April 1848. 359 361 Sand, George „Sämtliche Werke", Neue Ausg., Deutsch von Wilhelm Jordan, Bd. 1 u. 2, Leipzig 1847. 342 Schiller, Friedrich von „An die Freude". In: „Friedrich von Schillers sämmtliche Werke", Bd. 1-12, Stuttgart und Tübingen 1812-1815. Bd. 3. 337 Sebaldt „Warnung", Trier, den 16.Juni1848. In: „Trier'sehe Zeitung", Nr. 169 vom 17.Juni 1848. 84 Shak[e]speare, [Williarrt\ „Julius Cäsar". In: „Shakspeare's dramatische Werke", übers, von August Wilhelm von Schlegel, erg. und erl. von Ludwig Tieck. Th. 1 -9, Berlin 1825-1833, Th. 5. 24141 - „König Heinrich der Vierte", ebendort, Th. 1. 422 - „König Richard der Dritte", ebendort, Th. 3. 27 „Die Staatsverfassung von Belgien". In: „Die Verfassungen der Vereinigten Staaten von NordAmerika, des Staates New-York, des Königreichs Norwegen und des Königreichs Belgien", Berlin 1848. 195 315 Sterne, Laurence „The Life and Opinions of Tristram Shandy, Gentleman". In: „The Works of Laurence Sterne in ten Volumes complete" [Das Leben und die Ansichten Tristram Shandys. In: Die Werke von Laurence Sterne in zehn Bänden vollständig], London 1793. Bd. 1. 25
Stupp, [,Heinrich Joseph\ „Amendements zu dem Gesetz wegen Unverletzlichkeit der Abgeordneten", Nr.23. In: „Vorlagen an die Nationalversammlung 1848", Nr. 1-112, o.O. u.J. 90-93 Temme, [Jodocus Donatus Hubertus] „Bekanntmachung" [des Staats-Anwalts beim Königlichen Kriminalgericht über den Zeughaussturm], Berlin, den 15. Juli 1848. In: „Neue Rheinische Zeitung", Nr. 19 vom 19. Juni 1848. 86 Thiers, Adolphe „De la propriete" [Uber das Eigentum], Paris 1848 (siehe auch Anm.339). 423 „Verfassungs-Urkunde für das Königreich Württemberg", Ster.-Ausg., Stuttgart 1843. 239 „Verhandlungen des Deutschen Parlaments". Officielle Ausg. Mit einer geschichtlichen Einl. über die Entstehung der Vertretung des ganzen deutschen Volkes. Lfg. 1 —2, Frankfurt am Main 1848 (siehe auch Anm. 11). 16 295 383 „Verhandlungen des zum 2.April 1848 zusammenberufenen Vereinigten Landtages", zsgest. von E. Bleich, Kgl. Kanzlei-Rath und Bureau-Vorsteher beim Vereinigten Landtag, Berlin 1848 (siehe auch Anm. 193). 209 „Verordnung über die Bildung des Vereinigten Landtages. Vom 3. Februar 1847". In: „Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten", Jg. 1847, Nr. 4 (siehe auch Anm. 248). 297 „Verordnung über die Bildung eines Ausschusses der Stände des Königreichs Preußen. Vom 21.Juni 1842". In: „Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten", Jg. 1842, Nr. 20 (siehe auch Anm. 248). 297 „Verordnung über die periodische Zusammenberufung des Vereinigten ständischen Ausschusses und dessen Befugnisse. Vom 3. Februar 1847". In: „Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten", Jg. 1847, Nr.4 (siehe auch Anm. 248). 297 „Verordnung über die zu bildende Repräsentation des Volks. Vom 22sten Mai 1815". In: „Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten", Jg. 1815, Nr.9 (siehe auch Anm. 13). 18 „Verordnung wegen der künftigen Behandlung des gesammten Staatsschulden-Wesens. Vom 17ten Januar 1820". In: „Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten", Jg. 1820, Nr. 2 (siehe auch Anm. 51). 46 [Virgilius, Publius Maro] „Pubiii Virgilii Maronis Aeneis" mit Erläuterungen ... von Carl Thiel, T. 1 -2, Berlin 1834-1838 (siehe auch Anm. 56). 57 [„Waffenstillstandsvertrag zwischen Preußen und Dänemark"], Malmö, den 26.August 1848. In: „Stenographischer Bericht über die Verhandlungen der deutschen constituirenden Nationalversammlung zu Frankfurt am Main", Bd. 1-9, Frankfurt a.M. und Leipzig 1848 bis 1849. Bd.3 (siehe auch Anm. 307). 386-389 393-397 408 „Wahlgesetz für die zur Vereinbarung der Preußischen Staats-Verfassung zu berufende Versammlung. Vom 8.April 1848". In: „Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten", Jg. 1848, Nr. 12. 27 28 30 269 399 Weber, Carl Maria von „Euryanthe". Große romantische Oper in drey Aufzügen, von Helmine von Chezy, geborne Freyin Klencke. Musik von Carl Maria von Weber, königl. sächsischem Hof-Kapellmeister, Wien 1824. 468 Weichsel,F.F. „Deutschlands Einheit und der Entwurf des Deutschen Reichsgrundgesetzes", von den 17 Männern des öffentlichen Vertrauens überreicht am 26. April 1848, Magdeburg 1848 (siehe auch Anm. 12). 16
Wildenbruch, [Louis] „Note an die dänische Regierung" vom 8. April 1848. In: „Stenographische Berichte über die Verhandlungen der zur Vereinbarung der preußischen StaatsVerfassung berufenen Versammlung", Beilage zum „Preußischen Staats-Anzeiger", Bd. 1, Berlin 1848 (siehe auch Anm. 181). 180 257 296 396 Wrangel, [Friedrich Heinrich Ernst, Graf von] „Armee-Befehl", Potsdam, den 17.September 1848. In: „Neue Rheinische Zeitung", Nr. 109 vom 22. September 1848 (siehe auch Anm. 334). 420
II. Periodica
„L'Alba". Giornale politico-letterario, Firenze. Jg. 1848 (siehe auch Anm. 4). 8 9 156 260 „Allgemeine Preußische Staats-Zeitung", Berlin. Jg. 1848 (siehe auch Anm. 26). 25 „Allgemeine Zeitung", Augsburg. Jg. 1848 (siehe auch Anm. 143). 142 420 „Augsburger Allgemeine Zeitung" siehe „Allgemeine Zeitung" i,Die begriffene Welt". Blätter für wissenschaftliche Unterhaltung, Leipzig 1845-1846 (siehe auch Anrn. 277). 342 343 346 „Berliner Zeitungs-Halle", Abendblatt, Berlin (siehe auch Anm. 112). 414 430-432 - Nr. 143 vom 23. Juni 1848. 108 109 - Nr. 194 vom 24.August 1848. 373-375 - Nr. 213 vom 15. September 1848. 405 406 „Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen", Berlin. Jg. 1848 (siehe auch Anm. 319). 405 „Breslauer Zeitung", Breslau (siehe auch Anm. 353). 452 - Nr. 201 vom 29. August 1848. 492 „La Concordia", Torino (siehe auch Anm. 218). 260 261 - Nr. 161 vom 7. Juli 1848. 260 - Nr. 169 vom 15. Juli 1848. 260 „Le Constitutionnel". Journal politique, litteraire, universel, Paris (siehe auch Anm. 146). 144 177 423 434 - Nr. 181 vom 29. Juni 1848. 142 „Deutsche Allgemeine Zeitung", Leipzig, Nr. 174 vom 22. Juni 1848. 203—205 „Deutsche Jahrbücher für Wissenschaft und Kunst", Leipzig 1841-1843 (siehe auch Anm. 291). 363 „Deutsche Volkszeitung", Mannheim. Jg. 1848 (siehe auch Anm. 350). 443 „Deutsche Zeitung", Heidelberg (siehe auch Anm. 65). 420 - Nr. 160 vom 9. Juni 1848. 60 - Nr. 172 vom 22. Juni 1848. 104 105 107 - Nr. 206 vom 26. Juli 1848. 277 „Düsseldorfer Zeitung", Düsseldorf. Jg. 1848. 492 „VEmancipation", Bruxelles. 177 „Faedrelandet", Kjoebenhavn (siehe auch Anm. 214). 253
„Faedrelandei", Nr. 179 vom 13. Juli 1848. 253-255 257 - Nr. 180 vom 14. Juli 1848. 257 258 „Frankfurter Journal", Frankfurt a.M. Jg. 1848. 203 „Frankfurter Oberpostamts-Zeitung", Frankfurt a.M. - Nr. 210 vom 28. Juli 1848 (siehe auch Anm. 240). 293-299 - Nr. 280 vom 16. Oktober 1848. 428 429 „La Fraternite de 1845". Organe du communisme, Paris 1845-1848 (siehe auch Anm. 237). 286 „Gazetta di Milano", Milano. Jg. 1848 (siehe auch Anm. 348). 442 „Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten", Berlin. Jg. 1810, 1811, 1815, 1820,1842, 1843, 1844, 1845,1847, 1848. 18 27 28 30 44 46 269 297 309 313 383 384 399 „Hallische Jahrbücher für deutsche Wissenschaft und Kunst", Leipzig 1838-1841 (siehe auch Anm. 291). 363 „UIndependance Beige", Bruxelles (siehe auch Anm. 125). 142 144 317 423 434 - Nr. 179 vom 27. Juni 1848. 124 128 - Nr. 286 vom 12. Oktober 1848. 423 „Journal d'AnVers et de la province", Anvers, Nr. 243 vom 31.August 1848. 380 „Journal des Debats politiques et litteraires", Paris (siehe auch Anm. 144). 142 419 477 - Ausgabe vom 30. Juni 1848. 157 „Justiz-Ministerial-Blatt für die Preußische Gesetzgebung und Rechtspflege", hrsg. im Bureau des Justiz-Ministeriums, 10. Jg., Berlin 1848. 300 „Kölnische Zeitung", Köln (siehe auch Anm. 104). 138 141-144 177 240-242 308 315 318 401 419 429 430 440 494 497 - Nr. 281, 285, 290, 293, 294, 300, 301, 303 vom Oktober 1847. 308 - Nr. 161 vom 9. Juni 1848. 57 58 - Nr. 175 vom 23. Juni 1848. 105 - Nr. 176 vom 24. Juni 1848. 140 142 - Nr. 178 vom 26. Juni 1848. 143 - Nr. 179 vom 27. Juni 1848. 123 140 142 - Nr. 181 vom 29. Juni 1848. 140-144 434 - Nr. 182 vom 30. Juni 1848. 160 - Nr. 203 vom 21 .Juli 1848. 233-237 - Nr. 211 vom 29. Juli 1848. 284-288 - Nr. 215 vorn 2. August 1848. 303 304 - Nr. 216 vom 3. August 1848. 308 - Nr. 225 vom 12. August 1848. 440 442 - Nr. 238 vom 26. August 1848. 369-372 - Nr. 256 vom 16. September 1848. 405 - Nr. 265 vom 27.September 1848. 419 ~ Nr. 268 vom 30. September 1848. 419-421
36 Marx/Engels, Werke, Bd. 5
„Kölnische Zeitung", Nr. 297 vom 3. November 1848, Extrablatt. 451 452 „Königlich privilegirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen", Berlin. Jg. 1848 (siehe auch Anm. 318). 37 38 405 „Le LiberalLiegeois", Liege, Nr. 218 vom I.September 1848. 381 „The London Telegraph", London. 141 - Nr. 122 vom 26. Juni 1848. 138-140 „The Manchester Guardian", Manchester (siehe auch Anrn. 140). 140 „Mailänder Zeitung" siehe „Gazetta di Milano" „Le Moniteur Beige". Journal officiel, Bruxelles (siehe auch Anm. 258). 438 - Nr. 212 vom 30. Juli 1848. 315 - Nr. 213 vom 3i.Juli 1848 (siehe auch Anm. 260). 317 „Le Moniteur Universel", Paris. 141-144 206 428 - Nr. 177 vom 25. Juli 1848. 143 „Morgenbladet", Christiania, Nr. 322 vom 18. November 1846 (siehe auch Anm. 311). 394 395 „The Morning Chronicle", London. Jg. 1848 (siehe auch Anm. 179). 180 „Le National", Paris (siehe auch Anm. 132). 133 142 144 157 435 436 „Neue Berliner Zeitung", Berlin, Nr. 1 vom 20. Juni 1848 (siehe auch Anm. 101). 102 103 „Neue Kölnische Zeitung für Bürger, Bauern und Soldaten", Köln, Jg. 1848 (siehe auch Anm. 326). 415 „Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie". Köln (siehe auch Anm. 5). 8 9 13 39-43 86 112 117 156 157 160 161 167 170 176 177 190 198 202 260361 364 365 382 384401 405 415 416 420 440-444 484-486 489-492 498 499 501 - Nr. 1 vom I.Juni 1848. 417 - Nr. 14 vom 14. Juni 1848. 79 - Nr. 18 vom 18. Juni 1848. 108 - Nr. 23 vom 23. Juni 1848. 98 422 - Nr. 26 vorn 26. Juni 1848. 146 - Nr. 27 vom 27.Juni 1848. III - Nr. 29 vom 29. Juni 1848 433 - Nr. 30 vom 30. Juni 1848. 141 142 - Nr. 31 vom I.Juli 1848. 260 434 - Nr. 35 vom 5. Juli 1848. 175-177 198-201 - Nr. 36 vom 6. Juli 1848, Extrabeilage. 177 - Nr. 37 vom 7. Juli 1848. 198-201 - Nr. 40 vom 10. Juli 1848. 189 - Nr. 47 vom 17. Juli 1848. 240 - Nr. 49 vom 19. Juli 1848. 239 - Nr. 50 vom 20. Juli 1848. 239 -Nr. 51 vom 21. Juli 1848. 248
„Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie". Köln. Nr. 52 vom 22. Juli 1848. 250 252 255 256 386 - Nr. 64 vom 3. August 1848. 305 - Nr. 68 vom 7. August 1848. 437 - Nr. 81 vom 20, August 1848. 355 357 - Nr. 92 vom 2. September 1848. 492 - Nr. 99 vom 10. September 1848. 408 - Nr. 109 vom 22. September 1848. 414 - Nr. 114 vom 12. Oktober 1848. 451 „New-York Daily Tribüne", New York. 497 „The Northern Star, and National Trades* Journal", London (siehe auch Anm. 122). 117 140 286 433 - Nr. vom 24. Juni 1848. 117 „L'Observateur Beige", Bruxelles (siehe auch Anm. 175). 177 318 423 „Le Peuple constituant", Paris. Jg. 1848 (siehe auch Anm. 147). 144 „Le Politique", Bruxelles. 177 „Le Populaire de 1841". Journal de reorganisation, Paris (siehe auch Anm. 3). 6 286 „La Presse", Paris (siehe auch Anm. 174). 177 - Nr. 4499 vom 19. Oktober 1848. 435 „Preußischer Staats-Anzeiger", Berlin (siehe auch Anm. 26). 206 452 - Nr. 90 vom 2. August 1848. 300 301 „Protokolle der Deutschen Bundesversammlung vom Jahre 1848", Frankfurt am Main o.J. (siehe auch Anm. 306). 328 383-385 „Die Reform". Politische Zeitung, Leipzig. Jg. 1848. 359 361 „La Reforme", Paris (siehe auch Anm. 133). 133 286 433 448 - Nr. 289 vom 18. Oktober 1848. 433/434 - Nr. 301 vom 30.0ktober 1848. 448-450 „Le Repräsentant du Peuple". Journal quotidien des travailleurs, Paris, Nr. 96 vom 8. Juli 1848 (siehe auch Anm. 255). 306 „Rheinische Zeitung für Politik, Handel und Gewerbe", Köln 1842/43 (siehe auch Anm. 188). 198 452 - Nr. 293 vom 20. Oktober 1842 (siehe auch Anm. 189). 198 „La Ruche populaire". Premiere Tribüne et Revue Mensuelle. Redigee et publiee par des ouvriers, Paris (siehe auch Anm. 237). 286 „Sammlung der für die Königlichen Preußischen Staaten erschienenen Gesetze und Verordnungen von 1806 bis zum 27sten Oktober 1810", Berlin 1822. 107 309 „Sewernaja ptschela", Petersburg. Jg. 1848 (siehe auch Anm. 180). 180 „Le Sik:le", Paris (siehe auch Anm. 173). 177 „Le Spectateur republicain", Paris. Jg. 1848. 376 „Spenersche Zeitung" siehe „Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen * 36*
„Stenographische Berichte über die Verhandlungen der zur Vereinbarung der preußischen Staats-Verfassung berufenen Versammlung". Beilage zum „Preußischen Staats-Anzeiger", Bd. 1-3, Berlin 1848 (siehe auch Anm. 25). 25-28 30 31 36 44-54 57 58 63-77 79 83 85-90 106 107 159-164 168-174 178-197 206-237 242-252 257262-275278-283289-292 296 309-314 390-392 396 403 404 420 431 447 „Stenographischer Bericht über die Verhandlungen der deutschen constituirenden Nationalversammlung zu Frankfurt am Main", hrsg. auf Beschluß der Nationalversammlung durch die Redactions-Commission und in deren Auftrag von Franz Wigard, Bd. 1-9, Frankfurt a.M. und Leipzig 1848-1849. Bd. M (siehe auch Anm. 7). 14-17 63 98 99 222 225 239 242 276 319-363 365 369 386-389 393-397 408 409 411 428 429 „The Times", London (siehe auch Anm. 139). 140 206 T* ' ' L 7 'I T-' T_ IQ/IQ QYFL „ i rier sehe Zeitung , iner. jg. IÖ4Ö. 84 „L'Union". Bulletin des ouvriers redige et publie par eux-memes, Paris 1843-1846 (siehe auch Anm. 237). 286 „Volks-Blätter", Berlin. Jg. 1848. 445-447 „Vossische Zeitung" siehe „Königlich privilegirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen" „Der Wächter am Rhein", Köln. Jg. 1848 (siehe auch Anm. 328). 415 „Zeitung des Arbeiter- Vereins zu Köln", Köln. Jg. 1848 (siehe auch Anm. 327). 415
Karl Marx und Friedrich Engels Daten aus ihrem Leben und ihrer Tätigkeit (März bis November 1848)
1848 Zweite Märzhälfte Infolge der in Deutschland beginnenden Revolution organisiert die neu bis Anfang April konstituierte, von Marx geleitete Zentralbehörde des Bundes der Kommunisten in Paris die Einzelrückkehr von 300 bis 400 deutschen Arbeitern — in der Mehrzahl Mitglieder des Bundes der Kommunisten — nach Deutschland. Etwa 21.März Engels fährt von Brüssel nach Paris, wo er sich sofort an der Arbeit der Zentralbehörde des Bundes der Kommunisten beteiligt, in die er in Abwesenheit gewählt worden war. Zwischen 21. und Marx und Engels arbeiten das politischeProgramm des Bundes derKom29.März munisten für die Revolution, die „Forderungen der Kommunistischen Partei in Deutschland" aus, die als Flugblatt gedruckt und zusammen mit dem „Manifest der Kommunistischen Partei" an die nach Deutschland fahrenden Arbeiter verteilt werden. Ende März Marx und Engels bereiten sich auf die Rückkehr nach Deutschland vor. In ihren Briefen sprechen sie von der Absicht, eine große revolutionäre Tageszeitung herauszugeben. Ende März bis Marx und Engels setzen den Kampf gegen den abenteuerlichen Plan 5.April Herweghs und Bornstedts fort, die mit Hilfe einer bewaffneten deutschen Legion in Deutschland die Republik errichten wollen, und informieren die Freunde in Deutschland und Frankreich über ihre Meinung zu diesem Vorhaben. In einem Brief an Cabet bitten ihn Marx und Engels, in seiner Zeitung „Le Populaire de 1841" eine Erklärung der Zentralbehörde des Bundes der Kommunisten zu veröffentlichen. In dieser Erklärung wird hervorgehoben, daß der Klub deutscher Arbeiter die einzige mit dem Bund liierte Organisation in Paris ist und daß der Bund der Kommunisten mit der von Herwegh und Bornstedt geführten Deutschen demokratischen Gesellschaft nichts gemein hat. Auf Initiative der von Marx geführten Zentralbehörde gründen die Mitglieder des Bundes der Kommunisten in Mainz einen Arbeiterbildungsverein, in dessen Namen sie sich an alle Arbeiter Deutschlands mit dem Aufruf wenden, überall in den Städten und Dörfern Arbeitervereine zu bilden.
Etwa 6.April Marx und Engels verlassen Paris und begeben sich nach Deutschland, um unmittelbar an der Revolution teilzunehmen. 8. April Marx und Engels sind in Mainz und besprechen mit den dortigen Mitgliedern des Bundes der Kommunisten die weiteren Aufgaben zur Gründung und Zusammenfassung von Arbeitervereinen. 11.April Marx und Engels treffen in Köln ein und beginnen sofort, die Herausgabs einer großen politischen Tageszeitung vorzubereiten. Nach dem 11.April Auf das Gesuch von Marx erteilt ihm der Kölner Stadtrat die Aufenthaltsgenehmigung in Köln.
Erste Aprilhälfte Die von Marx geleitete Zentralbehörde des Bundes der Kommunisten p—ioos^ w~iff .. „ ^ aufiiuin . im c i_iiiiiooai is ^t/iuimu, »» imouii r> vui) t^wiia^/^/oi u> a»/ in rcischiedene Städte Deutschlands, um neue Gemeinden des Bundes und öffentliche Arbeitervereine zu bilden. Etwa 15. April Engels fährt nach Barmen, Elberfeld und anderen Städten der Rheinprovinz, um Zeitungsaktien für die „Neue Rheinische Zeitung" abzusetzen und neue Gemeinden des Bundes der Kommunisten ins Leben zu rufen. Zweite Aprilhälfte Engels arbeitet an der Übersetzung des „Manifestes der Kommunistischen Partei" in die englische Sprache.
Etwa 24. April Es erscheint der Prospekt der „Neuen Rheinischen Zeitung". April In Brüssel wird der Text von Lektionen über Lohnarbeit und Kapital geatUCKi, Qie iviaix im L/aeiuua iu-f; geicscu uauc. ui uciucgulig wird unterbrochen, da Marx mit den Vorbereitungen zur Herausgabe der „Neuen Rheinischen Zeitung" beschäftigt ist und die Arbeit am Manuskript nicht fortsetzen kann.
April bis Mai Marx korrespondiert mit den Mitgliedern des Bundes der Kommunisten (Dronke, Born, Ewerbeck, Schapper u. a.) in den verschiedenen Städten Deutschlands und Frankreichs über Zustand und Tätigkeit der Gemeinden des Bundes und über die Zeichnung von Zeitungsaktien.
6. Mai Marx fährt gemeinsam mit Weerth für einige Tage nach Elberfeld, um mit Engels über die Herausgabe der „Neuen Rheinischen Zeitung" und die Tätigkeit des Bundes der Kommunisten zu sprechen.
11. Mai Marx nimmt als Vorsitzender der Zentralbehörde des Bundes der Kommunisten an einer Sitzung der Kölner Gemeinde teil, in der die Stellung Gottschalks zum Bunde erörtert wird. Mitte Mai Marx teilt dem belgischen Demokraten Jottrand, dem Redakteur der „Debat social", die bevorstehende Herausgabe der „Neuen Rheinischen Zeitung" mit und schlägt vor, eine reguläre Verbindung zwischen diesen beiden Zeitungen herzustellen. 20.Mai Engels kehrt aus Barmen nach Köln zurück und bereitet gemeinsam mit Marx die Herausgabe der „Neuen Rheinischen Zeitung" vor.
Nach dem 20.Mai Im Zusammenhang mit der Verschärfung der politischen Situation und der Aktivierung der reaktionären Kräftebeschließen Marx und Engels, die Herausgabe der „Neuen Rheinischen Zeitung" zu beschleunigen und die Zeitung nicht erst, wie ursprünglich vorgesehen, am 1. Juli, sondern bereits am I.Juni erscheinen zu lassen. Ende Mai Marx schreibt dem Redakteur der italienischen demokratischen Zeitung „L'Alba" in Florenz einen Brief, in dem er ihm die bevorstehende Herausgabe der „Neuen Rheinischen Zeitung" mitteilt und versichert, daß die Zeitung für die Freiheit und nationale Unabhängigkeit des italienischen Volks eintreten wird. Marx schlägt vor, regelmäßig Zeitungen und Informationen auszutauschen. Dieser Brief wird am 29. Juni in der Zeitung „L'Alba" veröffentlicht. Auf Grund der Mitteilungen der Emissäre des Bundes der Kommunisten aus verschiedenen Städten Deutschlands über die organisatorische Schwäche der Gemeinden des Bundes halten es Marx und Engels für notwendig, daß sich die Kommunisten der demokratischen Bewegung anschließen und an ihrer linken, wirklich proletarischen Flanke auftreten. Sie treten in die Kölner Demokratische Gesellschaft ein und empfehlen ihren Anhängern, sich neben ihrer Tätigkeit in den Arbeitervereinen aktiv in den demokratischen Gesellschaften zu betätigen. Marx und Engels kommen zu dem Schluß, daß es zweckdienlich sei, die „Neue Rheinische Zeitung" zum Hauptwerkzeug der Verbreitung allgemeiner Direktiven des Bundes und der Propaganda der Ideen der Demokratie und des Sozialismus in Deutschland zu machen. I.Juni Die erste Nummer der „Neuen Rheinischen Zeitung" mit dem Untertitel „Organ der Demokratie" erscheint. In ihr werden die „Erklärung des Redaktionskomitees der .Neuen Rheinischen Zeitung'" sowie Engels' Artikel „Die Frankfurter Versammlung" und „Die neueste Heldentat des Hauses Bourbon" veröffentlicht. Juni Marx ist voll und ganz mit der Herausgabe der „Neuen Rheinischen Zeitung", mit der Materialauswahl, der Schaffung eines Korrespondentennetzes usw. beschäftigt. Infolgedessen schreibt Engels den größten Teil der Leitartikel. Nach dem Erscheinen des Artikels „Die Frankfurter Versammlung", in dem Engels sich scharf gegen die feige, unschlüssige Politik der deutschen Nationalversammlung wendet, lehnt es eine bedeutende Anzahl bürgerlicher Aktionäre der „Neuen Rheinischen Zeitung" ab, die Zeitung zu unterstützen.
Marx schreibt einige Artikel über das Ministerium Camphausen, die am 3. und 4.Juni in der „Neuen Rheinischen Zeitung" veröffentlicht werden. In der „Neuen Rheinischen Zeitung" erscheint Engels' Artikel „Die Kriegskomödie" über den Krieg in Schleswig-Holstein. Engels schreibt den Artikel „Berliner Vereinbarungsdebatten", der am 7. Juni in der „Neuen Rheinischen Zeitung" veröffentlicht wird. In der
Anfang Juni
2./3. Juni
5. Juni
6. Juni
folgenden Zeit gibt Engels in einer Reihe von Artikeln einen systematischen Uberblick über die Debatten der preußischen Nationalversammlung und kritisiert deren Tätigkeit. 7. Juni In dem Leitartikel „Programme der radikal-demokratischen Partei und der Linken zu Frankfurt" sowie in einer Reihe späterer Artikel weisen Marx und Engels ständig darauf hin, daß die nationale Einigung auf revolutionärem Wege die wichtigste Aufgabe der bürgerlich-demokratischen Revolution in Deutschland ist. 8. Juni Engels schreibt den Artikel „Neue Teilung Polens", der am 9. Juni in der „Neuen Rheinischen Zeitung" veröffentlicht wird. In diesem Artikel und in einigen folgenden unterstützt Engels begeistert die nationale X^Cn ciutigduc yv^guug uv.o v uiivCo unu L"— VV ciot) uau uic i iCi" Stellung eines demokratischen Polens die Vorbedingung für die Herstellung eines demokratischen Deutschlands ist. 13.(14. Juni Engels verfaßt dieArtikelserie „DieBerliner Debatte über dieRevolution", die vom 14. bis 17. Juni in der „Neuen Rheinischen Zeitung" veröffentlicht wird. 18. Juni Die „Neue Rheinische Zeitung" bringt den Artikel „Der Prager Aufstand", in dem Marx und Engels ihrer Sympathie für den nationalen Befreiungskampf des tschechischen Volkes Ausdruck geben. 19. Juni Engels schreibt einen Artikel über den Zeughaussturm in Berlin unter dem Titel „Die Vereinbarungssitzung vom 17. Juni"; dieser Artikel, der die Bedeutung der Volksbewaffnung für den Sieg der Revolution hervorhebt, erscheint in der „Neuen Rheinischen Zeitung" vom 20. Juni. 20. Juni Engels schreibt den Artikel „Neue Politik in Posen", der in der „Neuen Rheinischen Zeitung" am 21. Juni veröffentlicht wird. Etwa 23. Juni Das Komitee der Demokratischen Gesellschaft nominiert Marx für die Kommission von Vertretern der demokratischen Organisationen Kölns, die entsprechend dem Beschluß des ersten demokratischen Kongresses in Frankfurt am Main den Zusammenschluß der demokratischen Organisationen der Rheinprovinz und Westfalens beraten soll. 23. Juni Die „Neue Rheinische Zeitung" veröffentlicht Engels' Artikel „Erste Tat der deutschen Nationalversammlung zu Frankfurt", in dem das Verhalten der Nationalversammlung zur Revolution in Italien verurteilt wird. 24. Juni Marx nimmt an der Kommissionssitzung der Vertreter der drei demokratischen Organisationen Kölns (Demokratische Gesellschaft, Arbeiterverein und Verein für Arbeiter und Arbeitgeber) teil. Die Kommission beschließt die Bildung eines Zentralausschusses der demokratischen Vereine Kölns, der provisorisch die Funktionen eines Rheinischen Kreisausschusses der Demokraten übernehmen, die tägliche Verbindung zwischen den demokratischen Organisationen herstellen und die Einberufung des ersten rheinischen Demokraten-Kongresses in Köln vorbereiten soll.
25. Juni In der „Neuen Rheinischen Zeitung" erscheint der Artikel von Engels „Demokratischer Charakter des Aufstandes" über die Kämpfe in Prag. 26. Juni bis Nach dem Juniaufstand in Paris beleuchtet Engels in einer Artikelserie 2. Juli der „Neuen Rheinischen Zeitung" den Verlauf der ersten großen Klassenschlacht des Pariser Proletariats. 28. Juni Marx schreibt den Artikel „Die Junirevolution", der am 29. Juni in der „Neuen Rheinischen Zeitung" veröffentlicht wird. Das entschiedene Eintreten der Zeitung für die aufständischen Pariser Arbeiter veranlaßte die meisten der verbliebenen Aktionäre, sich ebenfalls zurückzuziehen. Ende Juni bis In Verbindung mit der Beratung des Gesetzentwurfes über die AufheAnfang August bung der Feudallasten in der preußischen Nationalversammlung setzen sich Marx und Engels in einer Reihe von Leitartikeln der „Neuen Rheinischen Zeitung" („Patows Ablösungsdenkschrift", „Der Gesetzentwurf über die Aufhebung der Feudallasten", „Debatte über die bisherige Ablösungsgesetzgebung") für die Bauern ein und kritisieren schonungslos die deutsche Bourgeoisie, die ihren natürlichen Bundesgenossen, die Bauernschaft, verriet und die Durchführung einer der wichtigsten Aufgaben der Revolution von 1848/49 - die völlige Aufhebung der Feudalverhältnisse auf dem Lande — verhinderte.
Juli Durch die Mitglieder des Bundes der Kommunisten Josef Moll, der seit dem 6. Juli Präsident des Kölner Arbeitervereins ist, und Karl Schapper üben Marx und Engels immer größeren Einfluß auf die Tätigkeit des Arbeitervereins aus, indem sie einen beharrlichen Kampf gegen die Anhänger der sektiererischen Taktik Gottschalks führen.
2. Juli Engels entlarvt in dem Artikel „Auswärtige deutschePolitik" die deutsche Bourgeoisie, die die Unterdrückungspolitik der Hohenzollern und Habsburger fortsetzt, und formuliert die Prinzipien der internationalen Politik des Proletariats. Die „Neue Rheinische Zeitung" veröffentlicht den Artikel am 3. Juli. 6. Juli Marx verfaßt den Artikel „Gerichtliche Untersuchung gegen die ,Neue Rheinische Zeitung'", der am 7. Juli erscheint. Auf Grund des Artikels „Verhaftungen" in der „Neuen Rheinischen Zeitung" vom 5. Juli wird Marx durch den Untersuchungsrichter einem Verhör unterzogen. Marx und der verantwortliche Herausgeber (Gerant) Korff werden beschuldigt, den Oberprokurator Zweiffei und die Gendarmen beleidigt zu haben. Nach Beendigung des Verhörs findet in der Redaktion der Zeitung eine Haussuchung statt. Das bei der Haussuchung beschlagnahmte, von unbekannter Hand geschriebene Manuskript für einen Artikel und die Weigerung von Marx, den Autor dieses Artikels zu nennen, dienen als Anlaß, nicht nur Korff und Marx, sondern auch Engels und Dronke zu vernehmen. 7. und 9. Juli Marx schreibt zwei Artikel über die Regierungskrise in Berlin - „Das Ministerium der Tat" und „Die Ministerkrisis" —, die am 9. und 10. Juli in der „Neuen Rheinischen Zeitung" erscheinen.
11. Juli Marx veröffentlicht einen weiteren Artikel „Gerichtliche Untersuchung gegen die .Neue Rheinische Zeitung'". 14. Juli Engels kritisiert auf der Generalversammlung der Kölner Demokratischen Gesellschaft die preußische Nationalversammlung. Er schlägt vor, d'Ester, einen Führer des linken Flügels der Berliner Versammlung, zu beauftragen, gegen die Beschränkungen des Vereinsrechtes hinsichtlich der Offiziere aufzutreten. 17. bis 24. Juli Engels schreibt die Artikelserie „Die Debatte über den Jacobyschen Antrag", die vom 18. bis 25. Juli in der „Neuen Rheinischen Zeitung" erscheint. 21. Juli Marx nimmt an der Generalversammlung der Kölner Demokratischen Gesellschaft teil, in der die Vertreter für den Zentralausschuß der drei demokratischen Vereine in Köln gewählt werden. Als Vertreter der Demokratischen Gesellschaft wählt die Versammlung einstimmig Marx und Schneider II. In der Versammlung legt Weitling seine wirren, sektiererischen Ansichten über die Aufgaben des Proletariats in der deutschen Revolution dar. Die Entgegnung von Marx wird bis zur nächsten Versammlung vertagt. 21. bis 24. Juli In einer Leitartikelserie der „Neuen Rheinischen Zeitung" zeigen Marx und Engels den antidemokratischen Charakter des Bürgerwehrgesetzentwurfes der preußischen Regierung. 22. Juli Die „Neue Rheinische Zeitung" veröffentlicht den Artikel „Der Waffenstillstand mit Dänemark" von Engels. Der Untersuchungsrichter verhört Marx erneut wegen des Artikels „Verhaftungen". 26. und 30. Juli Marx und Engels nehmen in der „Neuen Rheinischen Zeitung" zu dem Gesetzentwurf über die Zwangsanleihe Stellung. 31. Juli Engels schreibt den Artikel „Die .Kölnische Zeitung' über englische Verhältnisse", der am I.August in der „Neuen Rheinischen Zeitung" erscheint. 3. August Die „Neue Rheinische Zeitung" bringt den Leitartikel „Die russische Note", der die reaktionäre Außenpolitik des russischen Zarismus entlarvt. Marx erhält die Nachricht, daß die rrovinziairegierung ihm das preußische Bürgerrecht verweigert und ihn nach wie vor als Ausländer "betrachtet. Engels wird als Zeuge zum Verhör vor den Untersuchungsrichter geladen, der den Autor des Artikels „Verhaftungen" ermitteln will. 4. August Marx und Engels nehmen an der Generalversammlung der Kölner Demokratischen Gesellschaft teil, wo die Diskussion über das Auftreten Weitlings fortgesetzt wird. Marx wendet sich scharf gegen die von Weitling vertretene These der Trennung zwischen politischer und sozialer Bewegung, indem er auf die enge Verknüpfung sozialer und politischer Interessen hinweist und das für Weitling charakteristische Unverständnis für die demokratischen Aufgaben der deutschen Revolution hervorhebt.
6. August
9. August bis 7. September 11. August
13.114. August
22. August
23. August bis etwa 11. September
25.f26. August
Engels teilt der Versammlung mit, daß die preußische Regierung es abgelehnt hat, Marx das Bürgerrecht zuzuerkennen, und ihm infolgedessen die Ausweisung droht. Gemeinsam mit anderen Mitgliedern des Zentralausschusses der drei demokratischen Vereine in Köln wendet sich Marx an alle demokratischen Vereine der Rheinprovinz mit dem Vorschlag, ihre Abgeordneten zu dem ersten rheinischen Demokraten-Kongreß zu schicken, der für den 13. August nach Köln einberufen wird. Der Aufruf wird am 5. August in der „Neuen Rheinischen Zeitung" abgedruckt.
Marx schreibt den Artikel „Der ,Musterstaat' Belgien", den die „Neue Rheinische Zeitung" am 7. August veröffentlicht.
Die Artikelserie „Die Polendebatte in Frankfurt" von Engels erscheint in der „Neuen Rheinischen Zeitung".
Unter dem Vorsitz von Marx findet eine Generalversammlung der Kölner Demokratischen Gesellschaft statt, in der eine Protestadresse an die Frankfurter Nationalversammlung gegen die Einverleibung Posens in den Deutschen Bund angenommen wird. In der Versammlung wird die Weigerung der preußischen Regierung, Marx das Bürgerrecht zu gewähren, erörtert. Marx deckt die wahren Gründe der von der Regierung gegen ihn getroffenen Maßregeln auf. Engels berichtet neue Tatsachen über die polizeiliche Verfolgung der Führer der demokratischen Bewegung, insbesondere von Schapper. Die Versammlung wählt eine Deputation, die beauftragt wird, von den Kölner Behörden die Zurücknahme der Polizeimaßregeln gegen Marx und Schapper zu fordern.
Marx und Engels nehmen an dem ersten rheinischen Demokraten-Kongreß in Köln teil, auf dem 17 demokratische Organisationen durch Abgeordnete vertreten sind. Der Kongreß bestätigt den früher gewählten Zentralausschüß der drei demokratischen Vereine in Köln, dem Marx angehört, als Rheinischen Kreisausschuß der Demokraten. In seiner Rede auf dem Kongreß hebt Engels den Haß der Volksmassen der Rheinprovinz gegen das reaktionäre Preußentum hervor. Der Kongreß stellt den demokratischen Organisationen die Aufgabe, die politische Agitation unter den Fabrikarbeitern und Bauern zu entwickeln und in den Dörfern neue Vereine zu bilden, mit denen ständig Verbindung gehalten wird.
Marx wendet sich an den preußischen Innenminister Kühlwetter und fordert, den ungesetzlichen Beschluß der Provinzialregierung aufzuheben und ihm seine preußischen Bürgerrechte wiederzugeben. Marx unternimmt eine Reise nach Berlin und Wien, um die Verbindungen zu den dortigen demokratischen und Arbeiterorganisationen zu festigen und ihre Führer zu einem entschlosseneren Kampf gegen die Konterrevolution in Preußen und Osterreich zu veranlassen. Marx hofft außerdem, Mittel für die „Neue Rheinische Zeitung" zu bekommen. Marx ist in Berlin. Er hat Besprechungen mit mehreren Führern der demokratischen Bewegung, u. a. d'Ester, Jung und Julius.
26. August
21. August 28. August
28. August bis 6. September
30. August
2. September
4. September
7. September
Etwa 7. bis 10. September
Engels schreibt die Artikel „Die .Kölnische Zeitung' über Italien" und „Die ,Zeitungs-Halle' über die Rheinprovinz", die am 27. August in der „Neuen Rheinischen Zeitung" veröffentlicht werden. Marx fährt nach Wien. Marx nimmt an der Sitzung des Wiener Demokratischen Vereins teil, in der man die Lage in Wien nach den Straßenkämpfen am 23. August erörtert. In seiner Rede unterstreicht Marx, daß das Wesen der Ereignisse in Wien nicht im Wechsel der Kabinette, sondern, ähnlich wie bei den Junikämpfen in Paris, in der Klassenauseinandersetzung zwischen Bourgeoisie und Proletariat besteht. Während seines Aufenthaltes in Wien trifft Marx mit den Führern der demokratischen und Arbeiterorganisationen zusammen. Unter anderem hat er eine Unterredung mit dem Führer der deutsch-tschechischen Fraktion des österreichischen Reichstages, Borros, über die nationale Frage in Osterreich und über die Beziehungen zwischen den tschechischen und deutschen Arbeitern. Marx führt ferner Verhandlungen über finanzielle Mittel für die „Neue Rheinische Zeitung". Marx spricht auf der Sitzung des Ersten Wiener Arbeitervereins über die sozialen Verhältnisse in Westeuropa und über die Rolle der Arbeiterklasse im revolutionären Kampf. Engels schreibt den Artikel „Die Antwerpner Todesurteile". Dieser Artikel, der die siebzehn zum Tode verurteilten belgischen Demokraten verteidigt, wird von der „Neuen Rheinischen Zeitung" am 3. September veröffentlicht. Marx hält in der Versammlung des Ersten Wiener Arbeitervereins einen längeren Vortrag über Lohnarbeit und Kapital. Engeis wird aufs neue zum Untersuchungsrichter bestellt, jedoch nicht mehr als Zeuge, sondern als Mitbeschuldigter in dem Prozeß, der gegen die „Neue Rheinische Zeitung" wegen des Artikels „Verhaftungen" angestrengt wurde. Die Kölner Demokratische Gesellschaft und die Redaktion der „Neuen Rheinischen Zeitung" berufen in der Reitbahn eine Volksversammlung ein, an der einige tausend Menschen teilnehmen. Es wird eine Adresse an die Frankfurter Nationalversammlung angenommen mit der Forderung, den zwischen der preußischen Regierung und Dänemark geschlossenen Waffenstillstand abzulehnen, und eine zweite an die preußische Nationalversammlung, in der gegen den antidemokratischen Bürgerwehrgesetzentwurf protestiert wird. Auf Grund der Verschärfung der politischen Lage in Preußen beschließt Marx, seine Rückkehr nach Köln zu beschleunigen. Er unterbricht seine Rückreise in Berlin, wo er seine Verhandlungen mit den Führern der demokratischen Bewegung fortsetzt und an einer Sitzung der preußischen Nationalversammlung teilnimmt. Marx einigt sich mit den polnischen Demokraten über den Empfang von Mitteln für die „Neue Rheinische Zeitung". Entsprechend dieser Abmachung sendet Wladislaw Koscielski am 18. September an Marx zweitausend Taier.
8. September Engels schreibt den Artikel „Sturz des Ministeriums der Tat", den die „Neue Rheinische Zeitung" am 10. September veröffentlicht. 8. und In der „Neuen Rheinischen Zeitung" erscheinen die Artikel „Der däni10. September sehe Waffenstillstand" und „Der dänisch-preußische Waffenstillstand" von Engels. Um den In Köln werden die „Forderungen der Kommunistischen Partei in 10. September Deutschland" als Flugblatt gedruckt und sofort in mehreren Orten der Rheinprovinz verbreitet. Etwa 11. September Marx kehrt nach Köln zurück. 11. September
11. bis 15. September
11. bis 25. September
12. September
13. September
17. September
Engels hält in der Komiteesitzung des Kölner Arbeitervereins einen längeren Vortrag über die Frage, ob eine Organisation der Arbeit möglich sei; dabei deckt er die Ursachen des Mißerfolges der Nationalwerkstätten in Frankreich auf.
In der Artikelserie „Die Krisis und die Kontrerevolution", die in der „Neuen Rheinischen Zeitung" vom 12. bis 16. September veröffentlicht wird, formuliert Marx die äußerst wichtige These, daß die nach der Revolution gebildete provisorische Regierung die revolutionäre Diktatur des Volkes sein muß, deren Hauptaufgaben die Organisierung einer entschiedenen Abwehr der Konterrevolution und die Vernichtung der Uberreste der alten Institutionen sind.
Marx, Engels und andere Redaktionsmitglieder der „Neuen Rheinischen Zeitung" verstärken die Aufklärungs- und Organisationsarbeit unter den Volksmassen, um sie für den Kampf gegen die angreifende Konterrevolution zu mobilisieren.
Der preußische Innenminister Kühlwetter teilt Marx als Antwort auf seine Eingabe mit, er halte den Beschluß der Kölner Behörden, die Marx das preußische Bürgerrecht verweigern, für gesetzlich. Die Redaktion der „Neuen Rheinischen Zeitung", der Kölner Arbeiterverein und die Demokratische Gesellschaft organisieren eine Volksversammlung auf dem Frankenplatz in Köln, an der ungefähr 6000 Menschen teilnehmen. Gemäß einem von Engels unterstützten Antrag Wilhelm Wolffs wählt die Versammlung einen Sicherheitsausschuß von 30 Personen, dem Marx und Engels angehören. Die Versammlung nimmt eine von Engels vorgeschlagene Adresse an die preußische Nationalversammlung an, die von den Abgeordneten fordert, bei einem Versuch der Regierung, die Versammlung aufzulösen, auf ihren Plätzen zu bleiben, selbst wenn man Waffengewalt gegen sie anwendet. Engels nimmt an der auf Initiative der Kölner demokratischen Organisationen einberufenen Volksversammlung in Worringen bei Köln teil, auf der etwa 8000 Menschen anwesend sind. Engels wird zum Sekretär der Versammlung gewählt. Die Versammlung erklärt sich für eine demokratisch-soziale, rote Republik, erkennt den Kölner Sicherheitsausschuß an und erklärt in einer Adresse an die Frankfurter Nationalversamm
lung, daß sich alle Versammelten im Falle eines Konfliktes zwischen Preußen und Deutschland auf die Seite Deutschlands stellen werden. Der Rheinische Kreisausschuß der Demokraten, dem Marx angehört, gibt die Einberufung des zweiten Demokraten-Kongresses der Rheinprovinz und Westfalens zum 24. September bekannt. 19.{20. September Engels schreibt die Artikel „Die Ratifikation des Waffenstillstandes" und „Der Aufstand in Frankfurt", die am 20. und 21. September in der „Neuen Rheinischen Zeitung"veröffentlicht werden. 20. September Auf Grund der Ratifikation des Waffenstillstandes mit Dänemark durch die Frankfurter Nationalversammlung und des Aufstandes in Frankfurt berufen der Sicherheitsausschuß. die Demokratische Gesellschaft und der Arbeiterverein m Köln eine Volksversammlung im Eiserschen Saal ein. Die Versammlung versichert in einer Proklamation den Aufständischen in Frankfurt ihre Solidarität und erklärt die Mit • glieder der Frankfurter Nationalversammlung, die für die Ratifikation des Waffenstillstandes stimmten, zu Volksverrätern. Engels hält auf der Versammlung eine Rede, in der er den schmählichen Beschluß der Frankfurter Nationalversammlung brandmarkt und die Versammlung über den Verlauf des Aufstandes in Frankfurt informiert. 23. September Die Proklamation der Volksversammlung vom 20. September wird in der „Neuen Rheinischen Zeitung" veröffentlicht und außerdem als Flugblatt in der Stadt verbreitet. Die Expedition der „Neuen Rheinischen Zeitung" erklärt sich gleichzeitig bereit, Beiträge zur Unterstützung der Frankfurter Aufständischen und ihrer Familien entgegenzu
25. September Die Kölner Prokuratur leitet gegen Engels, Wilhelm Wolff und Bürgers wegen Verschwörung gegen die bestehende Ordnung und wegen ihres Auftretens auf den Volksversammlungen in Köln ein Gerichtsverfahren ein. Der Reichsjustizminister gibt der Kölner Prokuratur die Anweisung, die gerichtliche Verfolgung des Sicherheitsausschusses, dem Marx und Engels angehören, sowie der Demokratischen Gesellschaft, des Arbeitervereins und in Verbindung mit dem Beschluß der Volksversammlung in Köln am 20. September 1848 der Expedition der „Neuen Rheinischen Zeitung" aufzunehmen. 25. September Marx kommt zur Sitzung des auf diesen Tag verschobenen zweiten morgens Demokraten-Kongresses der Rheinprovinz und Westfalens; infolge der frühmorgens von der Polizei durchgeführten provokatorischen Verhaftungen von Führern der Kölner demokratischen und Arbeiterorganisationen (Schapper, Becker u. a.) findet die Sitzung nicht statt.
25. September Marx spricht in der Versammlung des Arbeitervereins im Gasthaus „Im vormittags Kranz" am Altenmarkt und versucht, die versammelten Arbeiter davon zu überzeugen, daß sie sich von der Polizei nicht provozieren lassen dürfen. Er erklärt, daß der Zeitpunkt für einen bewaffneten Aufstand noch nicht gekommen sei, daß eine vorzeitige Aktion in einem Putsch enden
wird, der die Arbeiterklasse am Vorabend des entscheidenden Tages ihrer Kampfkraft beraubt. 25. September In einer gemeinsamen Sitzung der Demokratischen Gesellschaft und des nachmittags Arbeitervereins im Eiserschen Saal warnen Marx und seine Anhänger die Versammelten vor verfrühten Aktionen. 26. September In Köln wird der Belagerungszustand verhängt und auf Befehl des Militärkommandanten das Erscheinen der „Neuen Rheinischen Zeitung" und anderer demokratischer Blätter verboten. Nach dem Engels muß Köln wegen der drohenden Verhaftung verlassen. Einige 26. September Tage verbirgt sich Engels in Barmen und fährt dann nach Brüssel. 28. September In einem Extrablatt teilen die Geranten allen Abonnenten das Verbot der „Neuen Rheinischen Zeitung" mit und geben gleichzeitig ihrer Überzeugung Ausdruck, daß bereits in wenigen Tagen die Zeitung wieder herausgegeben werden kann. 30. September Die Geranten der „Neuen Rheinischen Zeitung" kündigen die bevorstehende Aufhebung des Belagerungszustandes in Köln und das Wiedererscheinen der Zeitung ab 5. Oktober an. Ende September Marx kämpft beharrlich für die Wiederherausgabe der „Neuen Rheibis Mitte Oktober nischen Zeitung" und überwindet dabei große finanzielle und organisatorische Schwierigkeiten, die durch das Verbot der Zeitung entstanden sind. Er stellt seine persönlichen Geldmittel zur Verfügung, um Ausgaben und Verpflichtungen der Zeitung zu decken. /. Oktober Die Kölner Prokuratur leitet eine gerichtliche Untersuchung gegen Marx, Engels und andere Redakteure der „Neuen Rheinischen Zeitung" ein wegen der Veröffentlichung der anonymen Feuilletons „Leben und Taten des berühmten Ritters Schnapphahnski", deren Verfasser Georg Weerth war; außerdem werden sie verdächtigt, den Entwurf des Beschlusses der Volksversammlung in Köln vom 20. September 1848 verfaßt zu haben. 3. Oktober Anläßlich der Aufhebung des Belagerungszustandes in Köln gibt der Gerant der „Neuen Rheinischen Zeitung" ein Extrablatt heraus, in dem er das bevorstehende Wiedererscheinen der Zeitung ankündigt und zum Abonnement für das 4. Quartal auffordert. Der Staatsprokurator erläßt einen Befehl zur Fahndung nach Engels und zu seiner Verhaftung, dem die Personenbeschreibung von Engels beigefügt ist. Nach dem Marx schlägt Freiligrath vor, in die Redaktion der „Neuen Rheinischen 3. Oktober Zeitung" einzutreten. Freiligrath stimmt zu. Etwa 4. Oktober Engels trifft mit Dronke, der ebenfalls aus Köln flüchten mußte, in Brüssel ein. 4. Oktober Die Brüsseler Polizei verhaftet Engels und Dronke, transportiert sie ins Gefängnis und bringt sie dann etappenweise an die französische Grenze, von wo aus sich beide nach Paris begeben.
5. Oktober Engels und Dronke treffen in Paris ein. Etwa 10. Oktober Nach einigen Tagen Aufenthalt in Paris begibt sich Engels zu Fuß auf den Weg nach der Schweiz mit der Absicht, bei der erstbesten Gelegenheit nach Köln zurückzukehren. Unterwegs macht sich Engels mit den Lebensbedingungen und der politischen Meinung der französischen Bauern bekannt. Etwa 12. Oktober Der Kölner Arbeiterverein schickt eine Delegation zu Marx mit der Bitte, die Leitung des Vereins zu übernehmen. 12. Oktober Es erscheint Nr. 114 der „Neuen Rheinischen Zeitung", die erste Nummer nach der Aufhebung des Belagerungszustandes in Köln. Die Mitteilung über das Wiedererscheinen der Zeitung, von Marx als Chefredakteur unterschrieben, gibt den Eintritt von Ferdinand Freiligrath in das Redaktionskollegium bekannt. In der Zeitung erscheint von Marx der Artikel „Revolution in Wien". Marx schreibt den Artikel „Die .Kölnische Revolution'", der am 13. Oktober in der „Neuen Rheinischen Zeitung" veröffentlicht wird. 14. Oktober Die „Neue Rheinische Zeitung" bringt die von Marx verfaßten Artikel „Das Ministerium Pfuel" und „Thiers' Rede über eine allgemeine Hypothekenbank mit Zwangskurs". Zweite Hälfte des Marx, der dem Kampf der Wiener Bevölkerung gegen die feudal-monarQhiober bis Anfang chistische Konterrevolution gewaltige Bedeutung beimißt, schreibt für November die „Neue Rheinische Zeitung" eine Artikelserie über den Verlauf des Aufstandes in Wien. 16. Oktober In der Komiteesitzung des Kölner Arbeitervereins stimmt Marx zu, zeitweilig den Platz des Präsidenten im Arbeiterverein einzunehmen. Marx spricht auf der Sitzung über die revolutionäre Rolle der deutschen Arbeiter, besonders während des Wiener Aufstandes. Auf seinen Vorschlag wird eineBegrüßungsadresse an den Wiener Arbeiterverein angenommen. 18. Oktober Marx schreibt die Artikel „Antwort des Königs von Preußen an die Deputation der Nationalversammlung" und „Antwort Friedrich Wilhelm IV. an die Deputation der Bürgerwehr"; die Artikel werden in der „Neuen Rheinischen Zeitung" am 19. und 20. Oktober veröffentlicht. 22. Oktober In der „Neuen Rheinischen Zeitung" erscheinen von Marx die Artikel „Die .Reforme' über die Juniinsurrektion", „Die englisch-französische Vermittlung in Italien" und „Der .konstitutionelle Musterstaat'". Die allgemeine Versammlung des Kölner Arbeitervereins bestätigt Marx als Präsidenten des Vereins. Marx hält in der Versammlung eine Rede über das in Deutschland bestehende System der indirekten Wahlen. Die Versammlung wählt Beust als Deputierten zum zweiten demokratischen Kongreß in Berlin, wo dieser ein Programm darlegt, dem die „Forderungen der Kommunistischen Partei in Deutschland" zugrunde liegen. Etwa 24. Oktober Engels trifft in Genf ein. Etwa 26. Oktober In einem Brief an Engels nach Genf teilt Marx diesem das Wiedererscheinen der „Neuen Rheinischen Zeitung" mit und bittet ihn, Korrespondenzen und Artikel zu schicken.
28. Oktober Marx schildert in dem am folgenden Tag veröffentlichten Artikel „Der Staatsprokurator ,Hecker' und die »Neue Rheinische Zeitung'" die Verfolgungen der Redaktion der Zeitung. Ende Oktober bis Engels schreibt den Reisebericht „Von Paris nach Bern". Der Bericht November bleibt unvollendet. Anfang November Nach einigen Tagen Aufenthalt in Genf begibt sich Engels nach Lausanne, wo er mit dem Lausanner Arbeiterverein Verbindung aufnimmt. 2. November Marx verfaßt den Artikel „Die Pariser .Reforme' über die französischen Zustände" und kritisiert in dem Artikel „Aufruf des demokratischen Kongresses an das deutsche Volk" die Inhaltslosigkeit und Halbheit dieses Dokuments. Beide Artikel werden am 3. November in der „Neuen Rheinischen Zeitung" veröffentlicht. 6. November Marx schreibt den Artikel „Sieg der Kontrerevolution zu Wien", der am 7. November in der „Neuen Rheinischen Zeitung" erscheint. Marx teilt in der Komiteesitzung des Kölner Arbeitervereins mit, daß Wien gefallen ist. Er unterstreicht, daß es den österreichischen Truppen nur durch den Verrat der Bourgeoisie gelang, die Stadt zu nehmen.
37 Marc'Enzels, Werke, Bd. 5
Personenverz&ichnis
Ahegg, Bruno Eberhard (1803-1848) preußischer Beamter und liberaler Politiker; 1848 Mitglied des Vorparlaments und Vizepräsident des Fünfzigerausschusses, dann Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (Zentrum). 233 Äbramowicz, Ignatz (1793-1867) polnischer Offizier; 1844 Polizeichef von Warschau. 295 Alcibiades (Alfylbiades) (etwa 450 bis etwa 404 v.u.Z.) athenischer Staatsmann und Feldherr. 464 Alinari,L. italienischer Demokrat, Mitglied des Verwaltungsausschusses der Zeitung „L'Alba". 156 Alter Fritz siehe Friedrich II. Ammon preußischer Beamter; 1848/49 Prokurator in Düsseldorf. 444 Aneas nach der griechischen Sage Sohn des Anchises und der Aphrodite, gelangte nach der Zerstörung Trojas über Karthago nach Italien; legendärer Ahnherr des römischen Volkes. 57 Anchises nach der griechischen Sage König von Dardanos, Vater des Aneas. 57 Annexe, Friedrich (Fritz) (etwa 1817 bis etwa 1872) ehemaliger preußischer Artillerieoffizier, Mitglied der Kölner Gemeinde des Bundes der Kommunisten; 1848 einer der Begründer und Sekretär des Kölner Arbeitervereins, Anhänger Gottschalks; Herausgeber der „Neuen Kölnischen Zeitung", Mitglied des Rheinischen Kreisausschusses der Demokraten, von Juli
bis Dezember 1848 in Haft; 1849 Mitglied der Militärkommission im badisch-pfälzischen Aufstand; nahm später auf Seiten der Nordstaaten am Bürgerkrieg in den USA teil. 165-167 175 484 485 489 493 Anneke, Mathilde Franziska (1817-1884) Frau des vorigen, Schriftstellerin; redigierte 1848 während der Verhaftung ihres Mannes die „Neue Kölnische Zeitung"; nahm 1849 als Ordonnanzoffizier am badisch-pfälzischen Aufstand teil. 166 167 i75 4g9 Äolus nach Homer Herrscher der äolischen Inseln und Gott der Winde. 436 Aphrodiie griechische Göttin der Liebe und Schönheit. 444 Appius Claudius Caesus römischer Konsul und Zensor im 4. Jahrhundert v.u.Z. 291 Archimedes (etwa 287-212 v.u.Z.) griechischer Mathematiker und Physiker. 281 Ariadne nach der griechischen Sage Tochter des Königs Minos von Kreta, ermöglichte Theseus durch ein Garnknäuel den Rückweg aus dem Labyrinth. 249 Ariosto, Lodovico (1474-1533) italienischer Dichter der Renaissance; Hauptwerk „L'Orlando furioso". 341 346 Aristoteles (384-322 v.u.Z.) unter den „alten griechischen Philosophen ... der universellste Köpf", der „auch bereits die wesentlichsten Formen des dialektischen Denkens untersucht" hat (Engels). 251 Arndt, Ernst Moritz (1769-1860) Schriftsteller, Historiker und Philologe, beteiligte
sich aktiv am Befreiungskampf des deutschen Volkes gegen die Herrschaft Napoleons; 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung (rechtes Zentrum), Anhänger der konstitutionellen Monarchie. 353 374 Arnim-Boitzenburg, Adolf Heinrich, Graf von (1803-1868) preußischer Staatsmann, Vertreter des reaktionären Junkertums; preußischer I nnenminister (1842-1845) und Ministerpräsident (19.-29. März 1848). 198 Arnim-Suckow, Heinrich Alexander, Freiherr von (1798-1861) preußischer Staatsmann, gemäßigter Liberaler; Außenminister (März bis Juni 1848). 45 47 65 Arntz, Aegidius Rudolph Nicolaus (1812 bis 1884) Jurist und Publizist, als Student wegen burschenschaftlicher Betätigung verfolgt; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linkes Zentrum); später Professor in Brüssel. 197 Aschoff, von preußischer General, Stadtkommandant von Berlin; befehligte im April/Mai 1848 die Berliner Bürgerwehr. 37 38 d'Aspre, Constantin, Freiherr (1789-1850) österreichischer General, 1848/49 an der Niederwerfung der Revolution in Italien beteiligt. 367 Attila (gest. 453) Hunnenkönig (433-453). 368 Auersperg, Karl, Graf von (1783-1859) österreichischer General; 1848 Befehlshaber der Wiener Garnison, beteiligte sich aktiv an der Niederschlagung des Oktoberaufstandes. 446 455 Auerswald, Rudolf von (1795-1866) preußischer Staatsmann, Vertreter des verbürgerlichten liberalen Adels; Ministerpräsident und Außenminister (Juni bis September 1848). 17 30 85 159 161 163 172-174 180 184 200 206 207 217 219 230 257 259 291 390 401 493
Ballin, Felix (geb. etwa 1802) belgischer Kaufmann, radikaler Demokrat, Mitglied der Association democratique in Brüssel;
1848 im Prozeß Risquons-Tout zum Tode verurteilt, dann zu 30 Jahren Gefängnis „begnadigt", 1854 freigelassen. 379 380 Baltzer, Wilhelm Eduard (1814-1887) Prediger in Nordhausen, Demokrat; 1848 Mitglied des Vorparlaments und Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linker Flügel). 233 Barbarossa (Rotbart) siehe Friedrich I. Barbes, Armand (1809-1870) französischer Revolutionär, kleinbürgerlicher Demokrat, während der Julimonarchie einer der Führer der geheimen Gesellschaft der Jahreszeiten, 1839 wegen Teilnahme am Aufstandsversuch zu lebenslänglicher Haft verurteilt; 1848 Deputierter der konstituierenden Nationalversammlung, unterstützte die Politik von Ledru-Rollin; als Teilnehmer an der Aktion vom 15. Mai 1848 zu lebenslänglicher Haft verurteilt, 1854 amnestiert, lebte danach in der Emigration. 143 Barrot, Camille-Hyacinthe-Odilon (1791 bis 1873) französischer bürgerlicher Politiker, Während der Julimonarchie Führer der liberalen dynastischen Opposition; von Dezember 1848 bis Oktober 1849 an der Spitze eines Ministeriums, das sich auf den konterrevolutionären monarchistischen Block stützte. 409 Bassermann, Friedrich Daniel (1811-1855) Buchhändler in Mannheim, gemäßigter liberaler Politiker; 1848/49 Vertreter der badischen Regierung beim Bundestag, Mitglied des Vorparlaments und der Frankfurter Nationalversammlung (rechtes Zentrum). 15 227 299 421 444 Bastide, Jules (1800-1879) französischer Politiker und Publizist, bürgerlicher Republikaner, Direktor der Zeitung „Le National" (1836-1846); 1848 Deputierter der konstituierenden Nationalversammlung und Außenminister. 124 359 435 436 Baudin, Charles (1784-1854) französischer Admiral. 20 Bauer Landrat in Krotoschin (Posen); 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linkes Zentrum). 186 187
Bauer, Heinrich Schuhmacher aus Franken, einer der Führer des Bundes der Gerechten und des Londoner kommunistischen Arbeiterbildungsvereins; Mitglied der Zentralbehörde des Bundes der Kommunisten, von April bis Mai 1850 als Emissär des Bundes in Deutschland; ging 185i nach Australien. 5 7 Bauerband, Johann Joseph (1800-1878) Jurist, Professor in Bonn, Klerikaler; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (rechter Flügel). 197 290 Baumstark, Eduard (1807-1889) Professor der Staatswissenschaften in Greifswald, gemäßigter Liberaler; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (rechter Flügel). 188209210233-237 240 290 291 318 Bavay, Charles-Viktor (1801-1875) belgischer Justizbeamter, Generalprokurator am Appellationsgerichtshof in Brüssel. 177 379 Bayard, Pierre du Terrail, seigneur de (etwa 1475-1524) französischer Ritter, wurde wegen seiner Tapferkeit und seines Edelmutes „der Ritter ohne Furcht und Tadel" genannt. 172 173 350 Beaumarchais, Pierre-Augustin Caron de (1732-1799) französischer Dramatiker. 251 Becker, Felix französischer Dichter und Revolutionär, Teilnehmer an der belgischen Revolution 1830 und am polnischen Aufstand 1830/31; im Februar/März 1848 an der Aufstellung der belgischen Legion in Paris beteiligt. 380 Becker,Hermann Heinrich(1820-1885) Land^enchtsreferendar und Publizist in Köln; 1848 Mitglied der Kölner Demokratischen Gesellschaft und Vorstandsmitglied des Vereins für Arbeiter und Arbeitgeber, wurde in den Rheinischen Kreisausschuß der Demokraten und in den Kölner Sicherheitsausschuß gewählt; Redakteur der „Westdeutschen Zeitung" (Mai 1849 bis Juli 1850); seit 1850 Mitglied des Bundes der Kommunisten, 1852 im Kölner Kommunistenprozeß verurteilt; später Nationalliberaler, Oberbürger
meister von Dortmund und Köln. 420 486 493 497 Becker, Nicolaus (1809-1845) Dichter des Liedes „Der deutsche Rhein". 142 Beckerath, Hermann von (1801-1870) Bankier in Krefeld, einer der Führer der rheinischen liberalen Bourgeoisie; 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung (rechtes Zentrum), Finanzminister im Reichsministerium (August/September 1848). 398 401 404 493 Bedeau, Marie-Alphonse (1804-1863) französischer General und Politiker, bürgerlicher Republikaner; 1848 Befehlshaber einer Truppenabteilung während des Pariser Juniaufstandes; Vizepräsident der konstituierenden und der gesetzgebenden Nationalversammlung. 126 Behnsch Arzt aus Schlesien, Demokrat; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linker Flügel). 172 180 209 218-220 Berends, Julius Buchdruckereibesitzer in Berlin, kleinbürgerlicher Demokrat; 1848 Führer des Berliner Handwerkervereins und Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linker Flügel); ging 1853 nach Amerika. 63 66-70 73 74 76 89162 220 Berg, Philipp Karl Peter von (1815-1866) katholischer Geistlicher aus dem Rheinland, Liberaler; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linkes Zentrum). 178 179 185 228-231 392 Berly, Karl Peter (1781-1847) Redakteur der „Frankfurter Oberpostamts-Zeitung" (1829-1847); Geheimagent der französischen Rccrierun°f während der Tulimonarchie. 428 Beseler, Wilhelm Hartwig (1806-1884) bürgerlicher Politiker; 1848 Präsident der provisorischen Regierung von SchleswigHolstein, Vizepräsident der Frankfurter Nationalversammlung (rechtes Zentrum).
258 Besser, von Landrat in Thorn, Liberaler; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linkes Zentrum). 217 218
Beurmann, Karl Moritz von (1802-1870) Jurist, preußischer Oberpräsident von Posen (1842-1848), nach der Märzrevolution Vorsitzender der Regierungskommission zur nationalen Reorganisation der Provinz Posen. 94 339 Betist, Friedrich von (1817-1899) ehemaliger preußischer Offizier; 1848 Komiteemitglied des Kölner Arbeitervereins, Redakteur der „Neuen Kölnischen Zeitung" (September 1848 bis Februar 1849); Berichterstatter der Kommission für die Lösung sozialer Fragen auf dem zweiten Demokratenkongreß im Oktober 1848 in Berlin; 1849 Mitglied der Militärkommission im badisch-pfälzischen Aufstand; danach Emigrant in der Schweiz. 502 Biedermann, Karl (1812-1901) Historiker, Philologe und Publizist, gemäßigter Liberaler; 1848 Mitglied des Vorparlaments und Vizepräsident der Frankfurter Nationalversammlung (Zentrum); später Nationalliberaler. 227 299 Birk, Johann preußischer Oberregierungsrat, ab September 1848 Stellvertreter des Regierungspräsidenten in Köln. 452 Bixio, Jacques-Alexandre (1808-1865) französischer Publizist und Politiker, bürgerlicher Republikaner, einer der Redakteure der Zeitung „Le National"; 1848 Vizepräsident der konstituierenden und 1849 Deputierter der gesetzgebenden Nationalversammlung. 126 Blanc, Jean-Joseph-Louis (1811-1882) französischer kleinbürgerlicher Sozialist, Journalist und Historiker; 1848 Mitglied der provisorischen Regierung und Präsident der Luxembourg-Kommission, vertrat den Standpunkt der Klassenversöhnung und des Paktierens mit der Bourgeoisie. 286 464 Blank, Joseph Bonavita (1740-1827) katholischer Pfarrer, Zoologe und Mineraloge, Professor an der Universität Würzburg. 319 Blanqui, Louis-Auguste (1805-1881) französischer Revolutionär, Gründer mehrerer Geheimgesellschaften; 1848 einer der
Führer des französischen Proletariats, vertrat die gewaltsame Machtergreifung durch eine Verschwörerorganisation und die Notwendigkeit einer revolutionären Diktatur; verbrachte 36 Jahre im Gefängnis. 143 Blesson, Johann Ludwig Urbain (1790-1861) preußischer Offizier und Militär schriftsteiler, Gegner der konstitutionellen Bestrebungen; im Juni 1848 Kommandant der Berliner Bürgerwehr. 38 Bloem, Anton (1814-1885) Rechtsanwalt in Düsseldorf, Demokrat; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (anfangs linker Flügel, später linkes Zentrum). 50 191 Blum, Robert (1807-1848) Journalist und Buchhändler in Leipzig, kleinbürgerlicher Demokrat; 1848 Vizepräsident des Vorparlaments und Führer der Linken in der Frankfurter Nationalversammlung; nahm im Oktober 1848 am Wiener Aufstand teil; nach dem Sieg der Reaktion standrechtlich erschossen. 17340341 348 Bodelschwingh, Ernst, Freiherr von (1794 bis 1854) preußischer Staatsmann, Vertreter des reaktionären Junkertums; Finanzminister (1842-1845), Innenminister (1845 bis März 1848). 29 71 219 240 272 274 300 301 Borchardt, Friedrich Rechtsanwalt in Köln, kleinbürgerlicher Demokrat; 1848 Vorstandsmitglied der Kölner Demokratischen Gesellschaft und Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linker Flügel). 290 291 419 Bornemann, Friedrich Wilhelm Ludwig (1798 bis 1864) preußischer Justizbeamter, liberaler Politiker; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (rechtes Zentrum), Justizminister (März bis Juni 1848). 100 Bornstedt, Adalbert von (1808-1851) ehemaliger preußischer Offizier, Publizist, kleinbürgerlicher Demokrat, 1847/48 Herausgeber und Redakteur der „Deutschen-Brüsseler-Zeitung", Mitglied des Bundes der Kommunisten; einer der
Führer der Deutschen demokratischen Gesellschaft in Paris, die den Freischarenzug nach Deutschland organisierte, im März 1848 aus dem Bund ausgeschlossen. 7 Borries, von Landrat in Herford; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalvercf>n—l f-^Ui«- tri.-—n on7 ou Bourbon(en) französische Dynastie; regierte in Frankreich (1589-1792 und 1815-1830), Spanien (1701-1931), Neapel-Sizilien (1735-1860) und Parma (1748-1859). 19 21 32 85 448 472 Boyen, Leopold Hermann Ludwig von (1771 bis 1848) preußischer Generalfeldmarschall tschechischer Abstammung; organisierte die Landwehr während des Krieges gegen Napoleon; Kriegsminister (1814-1819 und 1841-1847). 29 218 219 Brea, Jean-Baptiste-Fidele (1790-1848) französischer General; 1848 an der Unterdrückung des Pariser Juniaufstandes beteiligt; von den Aufständischen erschossen. 126 Bredt Regierungsassessor in Elberfeld; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (rechter Flügel). 292 Brehmer Oberlehrer in Puttbus; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (rechter Flügel). 69 Brentano, Lorenz Peter (1813-1891) Rechtsanwalt in Mannheim, kleinbürgerlicher Demokrat; 1848 Mitglied der Linken in der Frankfurter Nationalversammlung; 1849 Vorsitzender der badischen provisorischen Regierung, emigrierte nach der Niederschlagung des badisch-pfälzischen Auf Standes in die Schweiz und später nach Amerika. 350 Bright, John (1811-1889) englischer Fabrikant, führender liberaler Politiker, Anhänger des Freihandels, einer der Gründer der Anti-Corn-Law League (AntiKorngesetz-Liga); mehrmals Minister. 140 Brill Schriftsetzer in Breslau, Demokrat; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linker Flügel),
Teilnehmer am zweiten Demokratenkongreß in Berlin. 179 180 290 Brisbane, Albert (in der „Neuen Rheinischen Zeitung" Henry) (1809—1890) amerikanischer Journalist, Redakteur der „NewYork Daily Tribüne", Anhänger Fouriers. 497 D J L- AI J— /\1T\A \OCC\ I urodotusui, -rucAunuer Vun v. i / y-t—i ovj) polnischer Gutsbesitzer; 1848 Mitglied des Nationalkomitees in Posen und Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linker Flügel). 271 Brüggemann, Karl Heinrich (181 u bis etwa 1887) Nationalökonom und liberaler Publizist, Chefredakteur der „Kölnischen Zeitung" (1846-1855). 138 140-142 144 160 232 233 235-237 370 421 452 Brutus, Marcus Junius (etwa 85-42 v.u.Z.) römischer Staatsmann, einer der Initiatoren der aristokratisch-republikanischen Verschwörung gegen Julius Cäsar. 224 444 Bucher, Lothar (1817-1892) preußischer Justizbeamter, Publizist; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linkes Zentrum); später Nationalliberaler, Mitarbeiter von Bismarck und Freund von Lassalle. 272 275 Bückler, Johann (Schinderhannes) (1 III bis 1803) Räuberhauptmann in Rheinhessen. 453 Bugeaud de la Piconnerie, Thomas-Robert (1784-1849) Marschall von Frankreich, Orleanist, Mitglied der Deputiertenkammer während der Julimonarchie; 1848/49 Oberbefehlshaber der Alpenarmee, Deputierter der gesetzgebenden Nationalversammlung. 142 Buquoy, Georg Franz August de Longueval, Baron de Vaux, Graf von (1781-1851) böhmischer Adliger französischer Herkunft; 1848 Mitglied des St.-WenzelAusschusses, nach dem Prager Juniaufstand verhaftet. 204 Bürger, Gottfried August (1747-1794) deutscher Dichter und Ubersetzer (Homer, Shakespeare). 36 Bürgers, Heinrich (1820-1878) radikaler Publizist in Köln; 1842/43 Mitarbeiter
der „Rheinischen Zeitung"; Mitglied der Kölner Gemeinde des Bundes der Kommunisten; 1848/49 Redaktionsmitglied der „Neuen Rheinischen Zeitung", Mitglied des Kölner Arbeitervereins und des Sicherheitsausschusses; 1850 Mitglied der Zentralbehörde des Bundes der Kommunisten, 1852 als einer der Hauptangeklagten im Kölner Kommunistenprozeß zu 6 Jahren Haft verurteilt; später Nationalliberaler. 13 484 487 493 500 Bußmann Gutsbesitzer im Großherzogtum Posen; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (rechterFlügel). 187 188
Cabet, Etienne (1788-1856) französischer Jurist und Publizist, utopischer Kommunist; Verfasser des utopischen Romans „Voyage en Icarie" (1842). 6 286 Calderon de la Barca, Pedro (1600-1681) spanischer Dramatiker. 101 Camphausen, Ludolf (1803-1890) Bankier in Köln, einer der Führer der rheinischen liberalen Bourgeoisie; 1847 Mitglied des Vereinigten Landtages; preußischer Ministerpräsident (März bis Juni 1848), Gesandter Preußens bei der provisorischen Zentralgewalt (Juli 1848 bis April 1849). 25-33 35 36 48 50-54 57 58 63-65 69-71 74 79 85 86 94-97 100 106 159 163 184 190 192 196 222 228 374 383 388 392 396 399 400 402 422 Campobasso Polizeichef von Neapel vor der Revolution 1848. 19 Carlos, Don (1788-1855) spanischer Thronprätendent; seine Versuche, den Thron zu erobern und die unumschränkte Macht der feudal-klerikalen Kräfte wiederherzustellen, führten 1833-1840 zum Bürgerkrieg in Spanien. 154 297 352 Carnot, Lazare-Hippolyte (1801-1888) französischer Publizist und Politiker, gemäßigter bürgerlicher Republikaner; 1848 Unterrichtsminister in der provisorischen Regierung, Deputierter der konstituierenden Nationalversammlung. 157 Catilina, Lucius Sergius (etwa 108-62 v.u.Z.)
römischer Politiker, Patrizier; Organisator der nach ihm benannten Verschwörung gegen die aristokratische Republik. 224 Cato, Marcus Porcius (Cato der Ältere) (234 bis 149 v.u.Z.) römischer Staatsmann und Historiker, verteidigte die aristokratischen Privilegien. 236 Cato, Marcus Porcius Uticensis (Cato der Jüngere) (95-46 v.u.Z.) Urenkel des vorigen, römischer Philosoph und Staatsmann, Republikaner, Stoiker; ging nach Cäsars Sieg freiwillig in den Tod. 236 Caussidiere, Marc (1808-1861) französischer kleinbürgerlicher Sozialist; 1834 Teilnehmer am Lyoner Aufstand; 1848Polizeipräfekt vonParis (Februar bis Mai), Deputierter der konstituierenden Nationalversammlung; emigrierte nach der Niederwerfung des Juniaufstandes nach England. 158 286 469 Cavaignac, Louis-Eugene (1802—1857) französischer General und Politiker, gemäßigter bürgerlicher Republikaner; 1848 Gouverneur von Algier, ab Mai Kriegsminister; von der konstituierenden Nationalversammlung mit diktatorischen Vollmachten ausgestattet, unterdrückte er grausam den Juniaufstand des Pariser Proletariats; Ministerpräsident (Juni bis Dezember 1848). 116 120 121 123-125 128-130 134 140-143 148-152 159 160 359 361 376 409 413 418 419 433 436 465 467 Cervantes Saaoedra, Miguel de (1547-1616) spanischer realistischer Schriftsteller, Verfasser des Romans „Don Quijote". 266 270 342 347 363 414 423 Cham (Amedee de Noe) (1819-1879) französischer Karikaturist, ständiger Mitarbeiter der satirischen Zeitschrift „Charivari". 49 Chambord, Henri-Charles d'Artois, duc de Bordeaux, comte de (1820-1883) Enkel Karls X., unter dem Namen Heinrich V. französischer Thronprätendent der Legitimisten. 143 Chazal, Pierre-Emanuel-Felix, baron (1808 bis 1892) belgischer General, früher Tuch
händler, Teilnehmer an der Revolution von 1830; Kriegsminister (1847-1850, 1859-1866). 318 Chezy, Helmina von (1783-1856) deutsche romantische Schriftstellerin. 468 Christian Karl Friedrich Augusi (1798-1869) Herzog von Schleswig-Holstein. 255
I lU^lUI, ^..UJ V.w. . . J nischer Philosoph, Ökonom und Politiker; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linker Flügel). 188 209 r: • r ^[flL(i(r(UlUd, JjULlUO V^UUZ^UIU lUUllOVll^l Politiker im 5.Jahrhundert v.u.Z., Vorkämpfer des patrizischen Standes; Muster altrömischer Tugend und Einfachheit. 224 225 Circe griechische Zauberin; nach Homer verwandelte sie die Gefährten des Odysseus in Schweine. 246 Clemens, Friedrich Jacob (1815-1862) Philosoph und Theologe in Bonn; 1848/49 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung (Zentrum). 349 Clouth, Wilhelm Besitzer einer Kölner Drukkerei, in der vom 1. Juni bis 27. August 1848 die „Neue Rheinische Zeitung" gedruckt wurde. 198 Cluß, Adolph Ingenieur, Mitglied des Bundes der Kommunisten; 1848 Sekretär des Arbeiterbildungsvereins in Mainz; emigrierte 1849 in die USA, stand in den fünfziger Jahren in ständigem Briefwechsel mit Marx und Engels; Mitarbeiter mehrerer demokratischer Zeitungen in Amerika, England und Deutschland. 483 Cobden, Richard (1804-1865) Fabrikant in Manchester, Liberaler, Anhänger des Freihandels, einer der Gründer der Anti-CornLaw League. 140 228 287 Coburger deutsches Herzogsgeschlecht, dessen Angehörige in eine Reihe europäischer Fürstenhäuser einheirateten. 155 317 Cockerill, John (1790-1840) englischer Industrieller. 322 Colomb, Friedrich August von (1775-1854) preußischer General, kommandierte von
1843-1848 das preußische Armeekorps in Posen. 81 94 200 299 446 Congreve, Sir William (1772-1828) englischer Artilleriegeneral und Techniker, Erfinder der nach ihm benannten Brandraketen. 123 Cooper, James Fenimore (1789—1851) nordamerik. realistischer Schriftsteller. 364 Corday d'Armont, Charlotte (1768-1793) ermordete 1793 den Präsidenten des Jakobinerklubs, Marat; vom Revolutionstribunal zum Tode verurteilt. 142 r^-v-K :„! i j oao ^ I iljjyo i ci^nci 'i-<uiiiiuiic;i v_ici£.ucüa. Cromwell, Oliver (1599-1658) englischer Staatsmann; Führer der Bourgeoisie und des verbürgerlichten Adels während der bürgerlichen Revolution im 17. Jahrhundert; von 1653-1658 Lord-Protektor (Staatsoberhaupt) von England, Schottland und Irland. 71 227 408
Dahlmann, Friedrich Christoph (1785-1860) Historiker, Professor in Kiel, Göttingen und Bonn, liberaler Politiker; 1848 Mitglied des Vorparlaments und der Frankfurter Nationalversammlung ^rechtes Zentrum). 227 234 236 291 389 Damesme, Edouard-Adolphe-Marie (1807 bis 1848) französischer General; 1848 Befehlshaber der Mobilgarde bei der Niederwerfung des Pariser Juniaufstandes. 125 126 148 Dane Jurist in Lippstadt (Westfalen); 1848 Mitglied der preußischen Nationalversammlung (rechter Flügel). 311 312 Danton, Georges-Jacques (1759—1794) Advokat in Paris, Politiker der Französischen Revolution, Führer des rechten Flügels der Jakobiner. 227 Davenant, Charles (1656-1714) englischer Ökonom; Merkantilist, Tory. 432 Del Carretto, Francesco SaVerio, Marquis (1788-1862) italienischer reaktionärer Politiker, Polizeiminister des Königreichs Neapel (1831-Januar 1848). 19 Delescluze, Louis-Charles (1809-1871) französischer Journalist, kleinbürgerlicher Revolutionär; 1848 Regierungskommissar
im Departement du Nord; 1871 Mitglied der Pariser Kommune, fiel im Barrikadenkampf. 378 Delolme, Jean-Louis (1740-1806) Schweizer Staatsrechtler und Jurist; vertrat die Lehre von der Gewaltenteilung. 401 Denjoy, Jean-Frangois (1809-1860) französischer Rechtsanwalt und bürgerlicher Politiker, Monarchist; 1848 Deputierter der konstituierenden und 1849 der gesetzgebenden Nationalversammlung. 477 Dido nach der griechischen Sage Tochter des Königs von Tyros, Gründerin von Karthago. 57 Dierschke Justizkommissar aus Schlesien, Demokrat; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linker Flügel). 73 1 70 1 71 309 310 312 313 Doblhoff-Dier, Anton, Freiherr von (1800 bis 1872) österreichischer Staatsmann, gemäßigter Liberaler; 1848 Handelsminister (Mai) und Innenminister (Juli bis Oktober). 490 Dombasle, Christophe-Joseph-Alexandre Mathieu de (1777-1843) französischer Agronom. 425 Dom Miguel siehe Miguel, Dom Don Carlos siehe Carlos, Don Don QuijotefQuixote) Gestalt aus dem gleichnamigen Roman von Cervantes. 342 363 414 423 Don Ranudo de Colibrados Gestalt eines verarmten Adligen voll dummstolzen Hochmuts aus der gleichnamigen Komödie von Ludwig Holberg. 326 Domes, Auguste (1799-1848) französischer Publizist und bürgerlicher Politiker, gemäßigter Republikaner, einer der Redakteure der Zeitung „Le National"; 1848 Deputierter der konstituierenden Nationalversammlung. 126 Drakp(n) athenischer Gesetzgeber um 620 v.u.Z.; schützte das Eigentum der herrschenden Aristokratenklasse durch schärfste Strafmaßnahmen. 59 Dronke, Ernst (1822-1891) Publizist und Schriftsteller, anfangs „wahrer" Sozialist, später Mitglied des Bundes der Kommu
nisten; 1848/49 einer der Redakteure der „Neuen Rheinischen Zeitung"; emigrierte nach der Niederlage der Revolution in die Schweiz, später nach England und zog sich aus dem politischen Leben zurück. 13 486 489 493 496 500 Duchatel, Charles-Marie-Tanneguy, comte (1803—1867) französischer Staatsmann, Orleanist; Handelsminister (1834-1836) und Innenminister (1839 und 1840 bis 1848); Malthusianer. 31 51 100 101 189 210 211 240 392 Ducoux, Frangois-Joseph (1808—1873) französischer Arzt und Politiker, bürgerlicher Republikaner; 1848 Deputierter der konstituierenden Nationalversammlung, nach dem Juniaufstand Polizeipräfekt von Paris. 135 Duesberg, Franz von (1793-1872) preußischer Staatsmann; Finanzminister (1846 bis März 1848). 29 Dufaure, Jules-Armand-Stanislas (1798 bis 1881) französischer Rechtsanwalt und Politiker, Orleanist; 1848/49 Innenminister, Deputierter der konstituierenden und der gesetzgebenden Nationalversammlung; 1871 Justizminister. 157 Dumont (DuMont), Joseph (1811 -1861) deutscher Journalist, gemäßigter Liberaler; seit 1831 Inhaber der „Kölnischen Zeitung". 138 140-142 144 369 419 452 Duncker Stadtrat in Berlin; 1848 einer der Führer des linken Zentrums in der preußischen Nationalversammlung. 30 49 231 232 392 Duvernoy, Heinrich Gustav (1802-1890) württembergischer Staatsmann, Liberaler; 1848/49 Innenminister von Württemberg. 239 Duvivier, Franciade-Fleurus (1794-1848) französischer General, beteiligte sich 1848 an der Niederwerfung des Juniaufstandes in Paris; Deputierter der konstituierenden Nationalversammlung. 125 126 131 150
Eckart, der getreue Held der deutschen Volks sage, Sinnbild eines zuverlässigen Wächters. 244
Eisenmatm, Gottfried (1795-1867) Arzt und Publizist; 1848 Mitglied des Vorparlaments und der Frankfurter Nationalversammlung (Zentrum, später linker Flügel). 227 Eisner, Karl Friedrich Moritz (1809-1894) Gymnasiallehrer in Breslau, radikaler Publizist und Politiker, Demokrat; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linker Flügel); in den fünfziger Jahren einer der Redakteure der „Neuen Oder-Zeitung". 73 76 89 171 Engels, Friedrich (1820-1895) (siehe Daten seines Lebens und seiner Tätigkeit). Epikur (etwa 341 bis etwa 270 v.u.Z.) griechischer materialistischer Philosoph, Atheist. 464 Esselen, Christian (1823-1859) radikaler Publizist, kleinbürgerlicher Demokrat; 1848 Führer des Frankfurter Arbeitervereins und einer der Herausgeber der Frankfurter „Allgemeinen Arbeiter-Zeitung"; emigrierte 1849 in die Schweiz, später nach Amerika. 16 Esser, Christian Joseph Faßbinder in Köln; 1848 Präsident eines der Filialvereine des Kölner Arbeitervereins, 1849 Redakteur der Zeitung „Freiheit, Brüderlichkeit, Arbeit". 167 497 Esser I, Johann Heinrich Theodor Rechtsanwalt und Justizrat in Köln, Klerikaler; 1848 Vizepräsident der preußischen Nationalversammlung (Zentrum). 48 50 51 76 162 174 d'Ester, Karl Ludwig Johann (1811-1859) Arzt in Köln, Mitglied der Kölner Gemeinde des Bundes der Kommunisten; 1848 Mitglied des Vorparlaments und einer der Führer der Linken in der preußischen Nationalversammlung; Teilnehmer am zweiten Demokratenkongreß im Oktober 1848 in Berlin, wo er in den Zentralausschuß der Demokraten Deutschlands gewählt wurde; spielte 1849 eine bedeutende Rolle im badisch-pfälzischen Aufstand, emigrierte danach in die Schweiz. 77 162 163 171-173 206 419 Falstaff, Sir John komische Gestalt des dikken, großsprecherischen Schelms in Shakespeares „König Heinrich der Vierte" und den „Lustigen Weibern von Windsor". 422 Faust Titelgestalt der gleichnamigen Tragödie von Goethe. 440 Fay, Gerhard (1809-1889) Rechtsanwalt in Köln, Liberaler. 78 Feldhaus Lehrer in der Rheinprovinz; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (rechter Flügel). 219 220 Ferdinand L (1793-1875) Kaiser von Österreich (1835-1848). 417 453 490 Ferdinand II. Karl von Bourbon (1810-1859) König von Sizilien und Neapel (1830 bis 1859). 19-21 131 366 429 436 Fernbach Student, Demokrat; wegen eines ihm zugeschriebenen republikanischen Katechismus am 1. Juli 1848 in Berlin verhaftet. 165 Fickler, Joseph (1808-1865) Journalist, kleinbürgerlicher Demokrat; 1848/49 einer der Führer der radikal-demokratischen Bewegung in Baden; 1849 Mitglied der badischen provisorischen Regierung danach Emigrant in der Schweiz, in England und in Amerika. 229 276 Figaro Gestalt aus der Komödie „La folle journee, ou le mariage de Figaro" von Beaumarchais. 251 Flottwell, Eduard Heinrich von (1786-1865) Vertreter der reaktionären preußischen Adelsbürokratie; Oberpräsident von Posen (1830-1840) und Westfalen (1846 bis 1848), Finanzminister (1844-1846); 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung (rechter Flügel). 338 339 350 Forstmann Kaufmann aus der Rheinprovinz; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (rechter Flügel). 185 213 215 Fould, Achille (1800-1867) französischer Bankier und Politiker, Orleanist, später Bonapartist; 1848 Deputierter der konstituierenden Nationalversammlung; Finanzminister (1849-1860 und 1861-1867). 113
Foaquier'Tinville, Antoine-Quentin (1746 bis 1795) während der Französischen Revolution öffentlicher Ankläger beim Revolutionstribunal. 379 Fox, Charles James (1749—1806) englischer Politiker, Führer der Whigs; war mehrmals Minister. 91 Franz V. (1819-1875) Herzog von Modena (1846-1859). 368 Freiligrath, Ferdinand (1810-1876) deutscher revolutionärer Dichter; 1848/49 einer der Redakteure der „Neuen Rheinischen Zeitung", Mitglied des Bundes der Kommunisten; zog sich in den fünfziger Jahren vom revolutionären Kampf zurück. 263 303 369-371 416 Frencken Schulrat in Aachen; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (rechter Flügel). 197 Friedrich I. (Barbarossa) (etwa 1123-1190) deutscher König (ab 1152) und Kaiser (1155-1190); unternahm mehrere Feldzüge gegen Italien. 369 370 Friedrich II. (der „Große") (1712-1786) König von Preußen (1740-1786). 232 235 322 323 Friedrich VII. (1808-1863) König von Dänemark (1848-1863). 254 258 396 Friedrich Christian August (1829-1880) Prinz (ab 1863 Herzog) von SchleswigHolstein; 1848 Generalstabsoffizier in der schleswig-holsteinischen Armee. 181 255 Friedrich Wilhelm (1620-1688) Kurfürst von Brandenburg (1640-1688). 235 Friedrich Wilhelm II. (1744-1797) König von Preußen (1786-1797). 330 331 Friedrich Wilhelm III. (1770-1840) König von Preußen (1797-1840). 320 325 Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) König von Preußen (1840-1861). 18 45 53 54 64 68 184 255 271 273 297 401405 430-432 Fröbel, Julius (1805-1893) Publizist und Verleger fortschrittlicher Literatur, kleinbürgerlicher Demokrat; 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung (linker Flügel) und des Zentralausschusses der Demokraten Deutschlands; emigrierte 1849 nach Amerika; später Liberaler. 490 Fuad-Effendi, Mehemed (1814-1869) türkischer Staatsmann; 1848 Regierungskommissar in den Donaufürstentümern zur Unterdrückung der nationalen Befreiungsbewegung; später Außenminister und Großwesir. 429 440 Funk Unteroffizier in der preußischen Armee, Demokrat; 1848 Mitglied der Kölner Demokratischen Gesellschaft, wegen „hochverräterischer Umtriebe" verhaftet. 165 Gabriel Erzengel, biblische Gestalt. 447 Gagern, Heinrich Wilhelm August, Freiherr von (1799 bis 1880) hessischer Politiker, gemäßigter Liberaler; 1848 Mitglied des Vorparlaments und Präsident der Frankfurter Nationalversammlung (rechtes Zentrum); Präsident des Reichsministeriums (Dezember 1848 bis März 1849). 222 340 350 396 408 429 Gagern, Maximilian Ludwig, Freiherr von (1810-1889) Bruder des vorigen; 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung (rechtes Zentrum). 388 Ganneron, Auguste-Victor-Hippolyte (1792 bis 1847) französischer Industrieller und Bankier, bürgerlicher Politiker. 113 Geiger, Wilhelm Arnold preußischer Polizeibeamter; 1848 Untersuchungsrichter, dann Polizeidirektor in Köln. 166 167 176 364 365 383 384 500 Gervinus, Georg Gottfried (1805-1871) Geschichtsschreiber und Literaturhistoriker, Professor in Heidelberg, Liberaler; Redakteur der „Deutschen Zeitung" (1847 bis 1848); 1848 Mitglied des Vorparlaments und der Frankfurter Nationalversammlung (rechtes Zentrum). 24 104 105 142 Gierke Stadtsyndikus in Stettin, Liberaler; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linkes Zentrum), preußischer Landwirtschaftsminister (März bis September 1848). 279-282 310 313 Girardin, Emile de (1806-1881) französischer Publizist und Politiker, von 1836-1857 mit Unterbrechungen Redakteur der Zeitung
„La Presse"; zeichnete sich in der Politik durch äußerste Prinzipienlosigkeit aus. 142 Gladbach, Anton Lehrer in Odenthal (Rheinprovinz), Demokrat; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (Ünker Hügel), Präsident des Demokratischen Klubs in Berlin. 169 170 180-183 185 220 292 487 488 Gneisenau, August Wilhelm Anton, Graf Neidhardt von (1760-1831) preußischer Generalfeldmarschall und Militärpolitiker, spielte eine bedeutende Rolle im nationalen Befreiungskampf gegen die napoleonische Herrschaft; maßgeblich beteiligt an der Heeresreform in Preußen, als „Theoretiker des Volkswiderstandes" (Engels) Schöpfer der Landwehr und des Landsturms. 218 Goeden, Adolf Kreisphysikus in der Provinz Posen; 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung (rechter Flügel). 336 337 340 341 349 351 Goethe, Johann Wolfgang von (1749-1832). 26 59 105 300 346 360 378 440 465 479 Göschen gemäßigter Liberaler; 1848 Vorsitzender des Deutschen Vereins in Leipzig. 204 Gottschalk, Andreas (1815-1849) Arzt, Mitglied der Kölner Gemeinde des Bundes der Kommunisten; von April bis Juni 1848 Präsident des Kölner Arbeitervereins, vertrat einen kleinbürgerlich-sektiererischen Standpunkt und kämpfte gegen die von Marx und Engels vertretene Strategie und Taktik in der deutschen Revolution. 165 166 175 484 493 501 Grabow, Wilhelm (1802-1874) Oberbürgermeister von Prenzlau, gemäßigter Liberaler; 1848 Präsident der preußischen Nationalversammlung (rechter Flügel). 170 172 174 179-182 187 188 220 271 291 Gräff, Joseph Landgerichtsrat in Trier; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linker Flügel). 84 233 290 Grebel Friedensrichter in St. Goar; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linker Flügel). 207 209 212 219
Griesheim, Karl Gustav von (1798-1854) preußischer Oberstleutnant; 1848 Direktor im allgemeinen Kriegsdepartement des Kriegsministeriums. 86-89 180 181 Grimm, Jakob (1785-1863) Begründer der deutschen Philologie, Professor an der Berliner Universität, gemäßigter Liberaler; 1848 Mit" hed der Frankfurter Nationalversammlung (Zentrum). 318 Grolman(n), Karl Wilhelm Georg von (1777 bis 1843) preußischer General, an der Ausarbeitung der Heeresreform in Preußen und am nationalen Befreiungskampf gegen die napoleonische Herrschaft beteiligt. 218 Großer Friedrich siehe Friedrich II. Großer Kurfürst siehe Friedrich Wilhelm Guizot, Fran$ois~Pierre~Guillaume (1787 bis 1874) französischer Historiker und Staatsmann, Orleanist, leitete von 1840-1848 die Innen- und Außenpolitik Frankreichs, vertrat die Interessen der großen Finanzbourgeoisie. 31 59 100 134 177 196 428 435 436 470
Hansemann-, David Justus (1790-1864) Großkapitalist, einer der Führer der rheinischen liberalen Bourgeoisie; 1847 Mitglied des Ve reinigten Landtages; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung und von Mai bis September preußischer Finanzminister. 29-31 46 47 50 51 58 64 73 74 76 77 100 101 159-164 168 171 179 184 185 189 190 192 198 200 206-212 216 219 221 228 229 240-242 249 258 262-270 274 278 279 282 299-301 318 331 365 374 392 397 398 400 414 420 422 431 493 Harney, George Julian (1817-1897) einflußreicher Funktionär der englischen Arbeiterbewegung, einer der Führer des linken Flügels der Chartisten; Redakteur der Zeitung „The Northern Star"; bis Anfang der fünfziger Jahre eng mit Marx und Engels verbunden. 6 117 Harpprecht, Heinrich von (1802-1859) württembergischer Justizbeamter, Präsident des Obertribunals von Württemberg. 239
Harries, Heinrich (1762-1802) Pfarrer in Schleswig, Verfasser von Gedichten. 69 Hebert, Michel-Pierre-Alexis (1799-1887) französischer Jurist und Staatsmann, Orleanist; 1834-1848 Mitglied der Deputiertenkammer; 1841 Generalprokurator des Königlichen Gerichts, 1847 bis Februar 1848 Justizminister. 177 Hecker preußischer Justizbeamter; 1848 Staatsprokurator in Köln. 166 167 175 176 198 440-444 465 484 500 Hecker, Friedrich Franz Karl (1811-1881) Rechtsanwalt in Mannheim, kleinbürgerlicher Demokrat, radikaler Republikaner; 1848 Mitglied des Vorparlaments, einer der führenden Männer des badischen Aufstandes im April 1848; emigrierte danach in die Schweiz, später in die USA, nahm als Oberst auf Seiten der Nordstaaten am Bürgerkrieg teil. 229 440-443 Heckscher, Johann Gustav Wilhelm Moritz (1797-1865) Rechtsanwalt in Hamburg, Liberaler; 1848 Mitglied des Vorparlaments und der Frankfurter Nationalversammlung (rechtes Zentrum); Justizminister (Juli bis August 1848) und Außenminister (August bis September 1848) im Reichsministerium, Reichsgesandter in Turin und Neapel. 388 389 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich (1770-1831). 144 344.346 441 Heimsoeth, Heinrich preußischer Justizbeamter, Generaladvokat am Rheinischen Appellationsgerichtshof in Köln. 444 Heine, Heinrich (1797-1856). 27 30 32 41 97 101 161 178-180 196 212 222 224 238 249 268 278 291 352 371 393 409 411 417 421 429 435 Heinrich V. siehe Chambord, Henri-Charles d'Artois, duc de Bordeaux, comte de Heinrich LXXII. (1797-1853) Fürst des Zwergstaates Reuß- Lobenstein-Ebersdorf (1822-1853). 224 Hergenhahn, August (1804-1874) Oberappellationsgerichts-Prokurator in Wiesbaden, liberaler Politiker; 1848/49 Ministerpräsident von Nassau, Mitglied des
Vorparlaments und der Frankfurter Nationalversammlung (rechtes Zentrum). 17 Heruiegh, Georg Friedrich (1817-1875) deutscher revolutionärer Dichter; 1848 einer der Führer der Deutschen demokratischen Gesellschaft in Paris, die den Freischarenzug nach Deutschland organisierte. 7 443 Herzog von Braunschweig siehe Karl Wilhelm Ferdinand Herzog von Modena siehe Franz V. Heyne Bürgermeister von Bromberg (Posen); 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linkes Zentrum). 188 Hildenhagen, Louis Pastor in Quetz; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linkes Zentrum). 291 Hirschfeld, Alexander Adolf von (1787-1858) preußischer General; 1848 an der grausamen Niederwerfung des Aufstandes in Posen beteiligt. 200 299 Hof er Bauer aus Pommern; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (rechter Flügel). 73 Hohenzollern Dynastie brandenburgischer Kurfürsten (1415-1701), preußischer Könige (1701-1918) und deutscher Kaiser (1871-1918). 58 Holberg, Ludwig, Freiherr von (1684-1754) dänischer Schriftsteller, Historiker und Philosoph. 326 394 Homer legendärer epischer Dichter der griechischen Antike, dem die Epen „Ilias" und „Odyssee" zugeschrieben werden. 57 Hüffer, Johann Hermann (1784-1855) Oberbürgermeister von Münster, gemäßigter Liberaler; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (rechter Flügel). 162-164 Hüser,Hans Gustav Heinrich von (1782-1857) preußischer General, Vertreter der reaktionären Militärkamarilla; Kommandant von Mainz (1844-1849). 15 17 18 81 121
Imandt, Peter Lehrer in Krefeld, Demokrat, Vorsitzender des Krefelder Arbeitervereins; Teilnehmer der Revolution von
1848/49, in Köln und Trier tätig; später Emigrant, Mitglied des Bundes der Kommunisten, stand mit Marx und Engels in Verbindung. 497 Itzenplitz preußisches Grafengeschlecht, Großgrundbesitzer. 47
Jacoby, Johann (1805-1877) Arzt in Königsberg, Publizist und Politiker, entschiedener Demokrat; 1848 Mitglied des Vorparlaments und einer der Führer des linken Flügels in der preußischen Nationalversammlung; 1849 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung; später Gegner der Politik Bismarcks, ab 1872 Mitglied der Sozialdemokratischen Partei. 73 222 223 226 228 229 271 Janiszewski, Johann (Jan) Chrysostomos (1818-1891) polnischer Theologe und Politiker; 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung. 248 350 351 Jansen, Johann Joseph (1825-1849) Geometerkandidat, Mitglied der Kölner Gemeinde des Bundes der Kommunisten; 1848 stellvertretender Präsident des Kölner Arbeitervereins, Anhänger ootischalks, Mitglied des Rheinischen Kreisausschusses der Demokraten; 1849 wegen Teilnahme am badisch-pfälzischen Aufstand zum Tode verurteilt und erschossen. 167 Jellachich (Jelacic), Josip, Graf Von Buzim (1801-1859) österreichischer General, wurde 1848 Banus von Kroatien, Slawonien und Dalmatien; aktiv an der Niederschlagung der Revolution 1848/49 in Osterreich und Ungarn beteiligt. 418 429 432 446 453 455 456 Jentzsch Fleischermeister in Polzin (Pommern); 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (Zentrum). 274 Johann (1782-1859) Erzherzog von Osterreich, wurde durch Wähl der Frankfurter Nationalversammlung deutscher Reichsverweser (Juni 1848 bis Dezember 1849); stellte sich auf die Seite der fürstlichen Reaktion. 219 388
Johann III. Sobieski (1624-1696) König von Polen (1674-1696), errang an der Spitze der polnischen und österreichischen Heere 1683 bei Wien einen entscheidenden Sieg über die Türken. 186 Jonas, Ludtoig (1797-1859) Prediger in Berlin, Theologe, Anhänger Schleiermachers; i 848 Abgeordneter der preußischenNationalversammlung (rechter Flügel). 76 Jones, Ernest Charles (1819-1869) englischer proletarischer Dichter und Publizist; Führer der Chartisten (linker Flügel); Herausgeber der chartistischen Blätter „Labourer", „Notes to the People" und „People's Paper"; bis in die fünfziger Jahre eng mit Marx und Engels verbunden. 6 102 103 117 Jordan, Wilhelm (1819-1904) Dichter und Schriftsteller; 1848 Mitglied der Linken in der Frankfurter Nationalversammlung, schloß sich nach der Polendebatte dem Zentrum an. 332 341-346 348 349 360 369 Jottrand, Luden-Leopold (1804-1877) belgischer Advokat und Publizist; radikaler Demokrat, Teilnehmer an der Revolution von 1830; 1847 Präsident der Association democratique in Brüssel; Redakteur der Zeitung „Debat social". 379 Jung, Georg Gottlob (1814-1886) Assessor in Köln, Publizist; kleinbürgerlicher Demokrat, Junghegelianer; 1842 Mitherausgeber der „Rheinischen Zeitung"; 1848 einer der Führer der Linken in der preußischen Nationalversammlung; später Nationalliberaler. 44 50 51 76 89 174
Kni cSr von Österreich siehe Ferdinand I. Kalker, Johann V/ilhelm Porzellanmaler in Köln; 1848 Sekretär des Kölner Arbeitervereins. 167 Kämpff (Kämpf) Oberlehrer in Neuruppin; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linkes Zentrum). 233 Kamptz, Karl Albert von (1769-1849) preußischer Staatsmann; Mitglied der Mainzer Zentralen Immediatskommission zur Verfolgung der „demagogischen Umtriebe"; Justizminister (1832-1842). 198
Kanitz, August Wilhelm Karl, Graf von (1783 bis 1852) preußischer Generalleutnant und Kriegsminister (Mai bis Juni 1848). 55 65 85 Kant, Immanuel (1724-1804). 441 Karl IL Ludwig Ferdinand von BourbonO 799 bis 1883) Herzog von Lucca (1824-1847), Herzog von Parma (1847-1849). 19 Karl X. (1757-1836) König von Frankreich (1824-1830). 141 Karl Albert (1798-1849) König von Sardinien und Piemont (1831-1849). 366 367 369 370 376 Karl Wilhelm Ferdinand (1735-1806) Herzog von Braunschweig (1770-1806); Heerführer in den Koalitionskriegen gegen das revolutionäre Frankreich. 154 Kastor nach der griechischen Sage Sohn des Zeus und der Leda, Held des alten Griechenlands. 28 Kaunitz, Wenzel Anton, Fürst von (1711 bis 1794) österreichischer Staatsmann und Diplomat, Anhänger des „aufgeklärten Absolutismus", erbitterter Gegner der Französischen Revolution. 81 Kersausie, Joachim-Rene-Theophile Gaillard de (1798-1874) französischer Revolutionär, ehemaliger Offizier, 1830 Teilnehmer der Julirevolution, führendes Mitglied mehrerer Geheimgesellschaften; arbeitete 1848 den militärischen Plan für den Juniaufstand des Pariser Proletariats aus; später Emigrant. 145 146 152 153 Kerst, Samuel Gottfried (1804-1875) Schuldirektor in der Provinz Posen; 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung (Zentrum); später Fortschrittler. 346 348-351 Kohlparzer, Franz Xaver Oberbeamter eines gräflichen Herrschaftsgutes in Österreich, 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung (rechtes Zentrum). 99 König von Dänemark siehe Friedrich VII. König von Preußen (1797-1840) siehe Friedrich Wilhelm III. König von Preußen (1840-1861) siehe Friedrich Wilhelm IV. Korff, Hermann ehem. preußischer Offizier, Demokrat; 1848/49 verantwortlicher Herausgeber (Gerant) der „Neuen Rheinischen Zeitung"; emigrierte später nach Amei ika. 441 442 484-486 489 492 499 Korn Handlungsdiener in Berlin, Demokrat; 1848 einer der Leiter des Berliner Volksvereins; im Juni 1848 führend am Zeughaussturm beteiligt, zu 2 Jahren Festung verurteilt. 86 Kosch, Raffael Jakob (1803-1872) Arzt in Königsberg, Liberaler; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linkes Zentrum); später Fortschrittler. 392 Kotzebue, August Friedrich Ferdinand von (1761-1819) deutscher Bühnenschriftsteller, Agent des russischen Zaren, Feind der liberalen Bewegung, von dem Studenten Karl Ludwig Sand getötet. 141 Krause Bürgermeister von Lüben (Schlesien); 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (Zentrum). 207 Kühlwetter, Friedrich Christian Hubert von (1809-1882) preußischer Staatsmann; Innenminister (Juni bis September 1848). 163 170 171 174 182 189 192-197 219 220 249 273-275 382 385 501 Kyll, Ulrich Franz Justizrat in Köln, kleinbürgerlicher Demokrat; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linker Flügel); später Fortschrittler. 419 Ladenberg, Adalbert von (1798-1855) Vertreter der reaktionären preußischen Bürokratie; Kultusminister (1848-1850). 177 Lamarque, Maximilien, comte (1770-1832) französischer General, während der Restauration und der Julimonarchie ein Führer der liberalen Opposition. 146 Lamartine, Alphonse-Marie-Louis de (1790 bis 1869) französischer Dichter, Historiker und Politiker, in den vierziger Jahren einer der Führer der gemäßigten Republikaner; 1848 Außenminister und eigentliches Haupt der provisorischen Regierung, Mitglied der konstituierenden
Nationalversammlung und der Exekutivkommission. 116 119 134 361 378 436 449 Lamennais (La Mennais), Felicite-Rohert de (1782-1854) französischer Abbe, Publizist, einer der Ideologen des christlichen Sozialismus; 1848 Deputierter der konstituierenden Nationalversammlung (Montagne). 144 Lamoriciere, Louis-Christophe-Leon Juchault de (1806-1865) französischer General und Politiker, gemäßigter Republikaner; nahm 1848 aktiv an der Niederschlagung des Pariser Juniaufstandes teil; Kriegsminister in der Regierung Cavaignac (Juni bis Dezember 1848); Deputierter der konstituierenden Nationalversammlung. 114 125 126 149 150 152 Larocheja(c)quelein (La Rochejaquelein), Henri'Auguste-Georges, marquis de (1805 bis 1867) französischer Politiker, einer der Führer der Legitimisten; 1848 Deputierter der konstituierenden und 1849 der gesetzgebenden Nationalversammlung; unter Napoleon III. Senator. 129 136 144 307 Lassalle, Ferdinand (1825-1864). 497 Latour, Theodor, Graj Baillet von (1780 bis 1848) österreichischer General, Anhänger der absoluten Monarchie; 1848 Kriegsminister, während des Wiener Oktoberaufstandes getötet. 454 455 Leda spartanische Herrscherin; nach der griechischen Sage Geliebte des Zeus, deren Kinder einem Ei entschlüpften. 28 Ledra-Rollin, Alexandre-Auguste (1807 bis 1874) französischer Publizist und Politiker, einer der Führer der kleinbürgerlichen Demokraten; Redakteur der Zeitung „La R6forme"; 1848 Innenminister der provisorischen Regierung und Mitglied der Exekutivkommission; Deputierter der konstituierenden und der gesetzgebenden Nationalversammlung (Montagne). 116 286 378 409 467 Lehmann, Peter Martin Orla (1810-1870) dänischer Staatsmann und liberaler Politiker, redigierte die Zeitung „Faedre
landet" (1839-1842); 1848 Minister ohne Portefeuille. 253 Leiningen, Karl Friedrich Wilhelm, Fürst von (1804-1855) bayrischer General; 1848 Präsident des Reichsministeriums (August/September). 359 Lelewel, Joachim (1786-1861) polnischer Historiker und Revolutionär; 1830/31 Teilnehmer am polnischen Aufstand und Mitglied der provisorischen Regierung; einer der Führer des demokratischen Flügels in der polnischen Emigration; 1847/48 Vorstandsmitglied der Association democratique in Brüssel. 333 336 342 343 357 Lensing Kanonikus in der Rheinprovinz; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (rechter Flügel). 197 Leo, Heinrich (1799-1878) Historiker und Publizist, Verfechter reaktionärer politischer und religiöser Anschauungen, einer der Ideologen des preußischen Junkertums. 343 344 Leonidas König von Sparta; fiel 480 v.u.Z. bei der Verteidigung der Thermopylen gegen die Perser. 464 Leopold I. (1790-1865) König von Belgien (1831-1865). 315 317 379 437 Leroux, Pierre (1797-1871) französischer Publizist, utopischer Sozialist, Anhänger Saint-Simons; 1848 Deputierter der konstituierenden und 1849 der gesetzgebenden Nationalversammlung (Montagne). 138 Leven Demokrat aus Rheindorf. 497 Lichnowski, Felix Maria, Fürst von (1814 bis 1848) schlesischer Großgrundbesitzer, reaktionärer preußischer Offizier; 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung (rechter Flügel), während des Septemberaufstandes in Frankfurt getötet. 299 337 346 350-353 357 358 454 492 Lisiecki, von polnischer Justizkommissar in der Provinz Posen; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linker Flügel). 290 Loe, Maximilian, Freiherr Von preußischer Gutsbesitzer in der Rheinprovinz, Kleri
kaier; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (rechter Flügel). 197 Louis Napoleon (Bonaparte) s. Napoleon III. Louis-Philippe (1773-1850) Herzog von Orleans, König der Franzosen (1830 bis 1848). 19 20 32 126 133 134 139-141 177 242 249 284 285 436 449 473 477 Low (Loew), Hermann (1807-1879) Professor und Lehrer in der Provinz Posen; 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung (rechtes Zentrum); später Nationalliberaler. 363 Löwenstein, Lipmann Hirsch (gest. 1848) Privatgelehrter, Orientalist; 1848 Präsident des Arbeitervereins in Frankfurt a. M. 16 Löwinsohn, Moritz kleinbürgerlicher Demokrat, einer der Leiter des Berliner Volksvereins; im Juni 1848 führend am Zeughaussturm beteiligt. 86 Ludwig XI. (1423-1483) König von Frankreich (1461-1483). 354 Ludwig XIV. (1638-1715) König von Frankreich (1643-1715). 329 Ludwig XVI. (1754-1793) König von Frankreich (1774-1792). 141 Ludwig Philipp siehe Louis-Philippe Lüttichau, Christian Friedrich Tonne, Graf von preußischer Staatsbeamter. 325 Lykurg(os) legendärer Gesetzgeber Spartas, lebte nach der Überlieferung im 9. Jahrhundert v.u.Z. 428
Machiaoelli, Niccold (1469-1527) italienischer Politiker, Historiker und Schriftsteller; Ideologe der italienischen Bourgeoisie in der Periode des Entstehens kapitalistischer Verhältnisse, forderte absolutistische Staatsform. 202 Malou, Jules-Edouard (1810-1886) belgischer bürgerlicher Staatsmann, Anhänger der Katholischen Partei; Finanzminister (1844-1847). 438 Malthus, Thomas Robert (1766-1834) englischer Geistlicher und Ökonom, Verfasser der reaktionären Theorie von der Übervölkerung, die das Elend der Werktätigen rechtfertigen soll. 266 491
38 Marx/Engels, Werke, Bd. 5
Mamiani della Rovere, Terenzio, Graf (1799 bis 1885) italienischer Dichter, Publizist, Philosoph und liberaler Politiker; Innenminister des Kirchenstaates (Mai bis August 1848). 366 Maral, Jean-Paul (1743-1793) französischer Publizist, während der Französischen Revolution einer der konsequentesten Führer des Jakobinerklubs; Herausgeber der Zeitung „L'Ami du peuple". 224 Marie de Saint-Georges, Alexandre-Thomas (1795-1870) französischer Advokat und Politiker, bürgerlicher Republikaner; 1848 Minister für öffentliche Arbeiten in der provisorischen Regierung, Mitglied der Exekutivkommission, Präsident der konstituierenden Nationalversammlung, Justizminister in der Regierung Cavaignac. 157 Märker (Märcker), Friedrich August (1804 bis 1889) Direktor des Kriminalgerichts in Berlin, Liberaler; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (Zentrum), Justizminister (Juni bis September 1848). 216 301 402 Marrast, Armand (1801-1852) französischer Publizist und Politiker, einer der Führer der gemäßigten bürgerlichen Republikaner; Chefredakteur der Zeitung „Le National"; 1848 Mitglied der provisorischen Regierung und Maire von Paris, Präsident der konstituierenden Nationalversammlung. 116 133 141 142 157 467 Marx, Karl(1818-1883) (siebe Daten seines Lebens und seiner Tätigkeit). Mathy, Karl (1807-1868) badischer Publizist und Politiker, gemäßigter Liberaler, einer der Führer der Opposition im badischen Landtag; 1848 Mitglied des Vorparlaments und der Frankfurter Nationalversammlung (rechtes Zentrum); später Anhänger der Politik Bismarcks. 239 276 277 Mätze Lehrer in Bernstadt; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linker Flügel). 178 182 209 Maucler, Paul Friedrich Theodor Eugen, Freiherr von (1783-1859) württembergischer
Staatsmann; 1818 Justizminister, später Vorsitzender des Geheimen Rates (1831 bis April 1848). 239 Mellinet, Franq.ois (1768-1852) belgischer General französischer Abstammung, einer der Führer der bürgerlichen Revolution von 1830 und der demokratischen Bewegung in Belgien; Ehrenpräsident der Association democratique in Brüssel; 1848 im Prozeß Risquons-Tout zum Tode verurteilt, dann zu 30 Jahren Gefängnis „begnadist". im SeDtember 1849 freigelassen" 317 379-381 Metternich, Clemens Wenzel Lothar, Fürst von (i773-1859) österreichischer Staatsmann und Diplomat; Außenminister (1809-1821) und Staatskanzler (1821 bis 1848); einer der Begründer der Heiligen Allianz. 81 368 370 Meusebach, von preußischer Regierungsassessor, Konservativer; 1848 Abgeordneter der preußischen NationalversammLng (rechter Flügel). 49 Mevissen, Gustav von (1815-1899) Bankier in Köln, einer der Führer der rheinischen liberalen Bourgeoisie; 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung (rechtes Zentrum), i 84 Meyendorf, Peter Kasimirowitsch, Freiherr von (1796-1863) russischer Gesandter in Berlin (1839-1850). 299 Mieroslawski, Ludxoig (1814-1878) polnischer Revolutionär, Historiker und Militärfachmann, Teilnehmer an den polnischen Erhebungen von 1830/31 und 1846; 1848 militärischer Führer des Aufstandes in Posen, später Führer des Aufstandes auf Sizilien; 1849 Befehlshaber der badisch-pfälzischen Revolutionsarmee. 336 357
Miguel, Dom Maria Evaristo (1802-1866) portugiesischer Thronprätendent; Regent von Portugal (1828-1834), scheiterte bei der Wiedererrichtung des Absolutismus. 154 297 Milde, Karl August (1805-1861) Kattunfabrikant in Breslau, Liberaler; 1848 Abgeordneter und Präsident der preußischen
Nationalversammlung (rechter Flügel), Handelsminister (Juni bis September 1848) 28 189209228249292299374 391 Minutoli, Julius, Freiherr von (1805-1860) ——iqio ueaiiik€l uuu MipXUUläL, IÜL/7 Polizeipräsident und Landrat in Posen, 1847 bis Juni 1848 Polizeipräsident von Berlin; später im diplomatischen Dienst. 37 38 Mirabeau, Gabriel-Victor-Honore Riqueti, comte de (1749-1791) Politiker der Französischen Revolution, Verfechter der Interessen der Großbourgeoisie und des verbürgerlichten Adels. 91 227 Mittermaier, Karl (1787-1867) Professor der Rechtswissenschaft, liberaler badischer Politiker; 1848 Präsident des Vorparlaments und einer der Führer des linken Zentrums in der Frankfurter Nationalversammlung. 229 Mohl, Robert von (1799-1875) Professor der Rechtswissenschaft in Heidelberg, gemäßigter Liberaler; 1848 Mitglied des Vorparlaments und der Frankfurter Nationalversammlung (linkes Zentrum), Justizminister im Reichsministerium (August 1848 bis Mai 1849). 429 Moll, Joseph (1812-1849). Uhrmacher aus Köln, einer der Führer des Bundes der Gerechten und des Londoner kommunistischen Arbeiterbildungsvereins, Mitglied der Zentralbehörde des Bundes der Kommunisten; von Juli bis September 1848 Präsident des Kölner Arbeitervereins, Mitglied des Rheinischen Kreisausschusses der Demokraten und des Kölner Sicherheitsausschusses; 1849 Teilnehmer am badisch-pfälzischen Aufstand, fiel im Gefecht an der Murg. 5 7 419 420 484 486 496 Moltke, Karl, Graf von (1798-1866) dänischer Staatsmann, Präsident der schleswig-holsteinischen Kanzlei; 1848 Haupt der konterrevolutionären dänischen Partei und Präsident der gemischten Verwaltungskommission in Schleswig-Holstein während des Waffenstillstandes von Malmö. 387 388
Monecke, Edmund Student der Theologie in Berlin, radikaler Demokrat; 1848 Mitglied des Demokratischen Klubs, stand der Arbeiterbewegung nahe. 165 Montesquieu, Charles de Secondat, baron de La Brede et de (1689-1755) französischer Soziologe, Ökonom und Schriftsteller, Vertreter der bürgerlichen Aufklärung des 18. Jahrhunderts, Theoretiker der konstitutionellen Monarchie und der Gewaltenteilung. 194 196 226 236 318 401 Moritz, Daniel Samuel Justizkommissar in Torgau; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linkes Zentrum). 51 174 274 312-314 Mose(s) Gestalt aus dem Alten Testament. 92 Mozart, Wolfgang Amadeas (1756-1791). 365 Müller Pastor im Kreis Wohlau; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (Zentrum). 71 72 75 Müller 1848 Mitglied des Arbeitervereins in Worringen bei Köln. 497 Müller, Friedrich Polizeidirektor in Köln, Liberaler; 1848 Unterstaatssekretär im preußischen Justizministerium, Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (rechtes Zentrum). 78 185 385 420 Müller-Tellering, Eduard von Wiener Korrespondent der „Neuen Rheinischen Zeitung"; nach der Revolution Emigrant in London; nach seinem Bruch mit Marx (1850) veröffentlichte er eine Broschüre gegen ihn. 417 455 Musard, Philippe (1793-1859) französischer Musiker und Komponist. 464
Napoleon /. Bonaparte (1769-1821) Kaiser der Franzosen (1804-1814 und 1815). 71 141 149 218 227 240 241 278 294 472 Napoleon III. Louis Bonaparte (1808-1873) Neffe Napoleons I., Präsident der Zweiten Republik (1848-1852), Kaiser der Franzosen (1852-1870). 143 467 474 476 Natzmer, von preußischer Hauptmann; 1848 Kommandeur einer Truppenabteilung zur Bewachung des Berliner Zeughauses, weigerte sich beim Zeughaussturm im
38a Marx/Engels, Werke, Bd. 5
Juni 1848, auf das Volk schießen zu lassen; zu 10 Jahren Festungshaft verurteilt, später begnadigt. 86—88 Naunyn 1848 Bürgermeister von Berlin. 37 Necker, Jacques (1732-1804) französischer Bankier und Politiker; in den Jahren 1770 bis 1789 mehrmals Finanzminister, versuchte am Vorabend der bürgerlichen Revolution einige Reformen durchzuführen. 32 266 filesselrode, Karl Wassilewitsch, Graf von (1780-1862) russischer Staatsmann und Diplomat, zaristischer Außenminister (1816-1856). 293-298 Nethe Bürgermeister von Burg; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (Zentrum). 291 Nikolaus I. (1796-1855) Zar von Rußland (1825-1855). 79 93 99180 228 293 295-299 345 457
O'Connell, Daniel (1775-1847) irischer Advokat und Politiker, Führer des rechten liberalen Flügels der nationalen Befreiungsbewegung des irischen Volkes (Repeal-Association). 102 O'Connor, Feargus Edward (1794-1855) einer der Führer des linken Flügels der Chartistenbewegung, Gründer und Redakteur der Zeitung „The Northern Star"; nach 1848 Reformist. 102 103 117 Olberg preußischer Offizier, 1848 an der Unterdrückung der nationalen Befreiungsbewegung in Posen beteiligt. 94 Oranien Herrscherhaus; von 1572—1795 mit Unterbrechungen Statthalter, seit 1815 Königsdynastie der Niederlande. 154 317 Ostendorf, Julius (1823-1877) Pädagoge in Westfalen, gemäßigter Liberaler; 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung (rechtes Zentrum). 349 Otto I. (1815-1867) bayrischer Prinz, König von Griechenland (1832-1862). 154
Pagnerre, Laurent-Antoine (1805-1854) französischer Verleger und Politiker, bürgerlicher Republikaner; 1848 Generalsekretär der provisorischen Regierung und der
Exekutivkommission, Deputierter der konstituierenden Nationalversammlung. 342 Palmerston, Henry John Temple, Lord (1784 bis 1865) englischer Staatsmann, zuerst Tory, ab 1830 einer der rechten Führer der Whigs; Außenminister (1830-1841, 1846-1851), Innenminister (1852-1855) und Premierminister (1855-1865). 435 436 Parrisius, Eduard Rudolf (1818-1905) preußischer Justizbeamter; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linkes Zentrum); später Fortschnttler. 48 49 52 162 211212 232 Patow, Erasmus Robert, Freiherr Von (1804 bis 1890) preußischer Staatsmann, gemäßigter Liberaler; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (rechter Flügel); Handelsminister (April bis Juni 1848) und Finanzminister (1858 bis 1862). 100 106 107 160 280 310 Paulus Gestalt aus dem Neuen Testament. 57 Payer, jean-Baptiste (1818-1860) französischer Botaniker, bürgerlicher Republikaner; 1848 De-ut ierter der konstituierenden Nationalversammlung. 143 Peel, Sir Robert (1788-1850) englischer Staatsmann und Ökonom, gemäßigter Tory; gründete 1832 die Neukonservative Partei; Premierminister (1841-1846), hob mit Unterstützung der Liberalen 1846 die Korngesetze auf. 265 286 Pellmann (Pelmann), Anton Appellationsgerichtsrat in Köln, Klerikaler; im Juni 1848 als Stellvertreter für die Frankfurter Nationalversammlung gewählt. 78 Pelz, Eduard (1800-1876) radikaler Publizist, kleinbürgerlicher Demokrat; 1848 einer der Führer des Arbeitervereins in Frankfurt a.M. und Herausgeber der Frankfurter „Allgemeinen Arbeiter-Zeitung"; später Emigrant in Amerika. 16 Perrot, Benjamin-Pierre (1791-1865) französischer General; beteiligte sich 1848 an der Niederwerfung des Pariser Juniaufstandes. 59 152 Pfahl Notar in Zülpich; 1848 Abgeordneter
der preußischen Nationalversammlung (linker Flügel). 173 Pfuel, Ernst Heinrich Adolf Von (1779-1866) preußischer General, Vertreter der reaktionären Militärkamarilla; Gouverneur von Neucnätel (1832-1848), im März 1848 Kommandant von Berlin, leitete im April und Mai 1848 die Niederwerfung des Aufstandes in Posen; preußischer Ministerpräsident und Kriegsminister (September/November 1848). 55 56 94 105 241 298 329 420 422 429 431 432 444 Philipps,. Adolf (1813-1877) Oberbürgermeister von Elbing; 1848 Vizepräsident der preußischen Nationalversammlung (Zentrum). 206 Piegsa polnischer Lehrer in der Provinz Posen; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linker Flügel). 219 Pillersdorf, Franz, Freiherr von (1786-1862) österreichischer Staatsmann; 1848 Innenminister (März bis Mai) und Ministerpräsident (Mai bis Juli). 109 Pinder preußischer Beamter, gemäßigter Liberaler; 1848 Oberpräsident von Schlesien, Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (rechter Flügel); 1849 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung. 184 Pinto, Isaac (1715-1787) holländischer Großkaufmann und Börsenspekulant; ökonomischer Schriftsteller. 263 265 392 Pius IX. (1792-1878) römischer Papst (1846
bis 1878). 366 371 Plato(n) (427—347 v.u.Z.) griechischer idealistischer Philosoph, Ideologe der Sklavenhalteraristokratie. 234 236 291 Plönnis preußischer Justizbeamter, gemäßigter Liberaler; 1848 Abgeordneter und Vizepräsident der preußischen Nationalversammlung (rechter Flügel). 75 Plougoulm, Pierre-Ambroise (1796-1863) französischer Justizbeamter und Politiker; Deputierter und Oberstaatsanwalt während der Julimonarchie. 177 Pohle Justizkommissar in Guben; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (Zentrum). 188
Pokrzyumicki, von preußischer Justizbeamter polnischer Nationalität; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linker Flügel). 188 Pourtales, Albert, Graf von (1812-1861) preußischer Diplomat. 259 Priamos nach der griechischen Sage letzter König von Troja. 57 Prinz von Preußen siehe Wilhelm I. Proudhon, Pierre-Joseph (1809-1865) französischer Publizist, Soziologe und Ökonom, Ideologe des Kleinbürgertums; einer der theoretischen Begründer des Anarchismus; 1848 Deputierter der konstituierenden Nationalversammlung.305—308 Przyluski, Leon (1789—1865) Erzbischof von Gnesen und Posen (1845-1865). 190 320 Puttkamer, Eugen von (1800-1874) preußischer Staatsbeamter, Polizeipräsident von Berlin (1839-1847). 37 38
Radetzky, Joseph, Graf (1766-1858) österreichischer Feldmarschall, Oberbefehlshaber der österreichischen Truppen in Italien. 81 98 121 125 358 367-371 376 429 442 Radowitz, Joseph Maria von (1797-1853) preußischer General und Politiker, Vertreter der reaktionären Hofkamarilla; 1848 einer der Führer der Rechten in der Frankfurter Nationalversammlung. 299 346-348 358 389 398 399 Raimund, Ferdinand (1790-1836) österreichischer Schauspieler, Volksdichter und Dramatiker. 96 97 Raspail, Frangois-Vincent (1784-1878) französischer Naturwissenschaftler und Publizist, sozialistischer Republikaner, stand dem revolutionären Proletariat nahe; Teilnehmer der Revolutionen von 1830 und 1848, Herausgeber der Zeitung „L'Ami du Peuple"; 1848 Deputierter der konstituierenden Nationalversammlung; 1849 zu 5 Jahren Gefängnis verurteilt, lebte nach Abänderung des Urteils auf Verbannung in Belgien. 145 Räumer, Friedrich von (1781-1873) Professor der Geschichte in Berlin, Liberaler;
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1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung (rechtes Zentrum), Reichsgesandter in Paris. 359 Raveaux, Franz (1810-1851) Tabakhändler in Köln, kleinbürgerlicher Demokrat; 1848 Mitglied des Vorparlaments und einer der Führer des linken Zentrums in der Frankfurter Nationalversammlung, Reichsgesandter in der Schweiz; 1849 Mitglied der provisorischen Reichsregentschaft und der badischen provisorischen Regierung; emigrierte nach der Niederwerfung des badisch-pfälzischen Aufstandes. 15-17 Rehfeld Diakonus in Sorau (Brandenburg); 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (Zentrum, später rechter Flügel). 46 Reichenbach, Eduard, Graf von (1812-1869) schlesischer Demokrat; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linker Flügel), seit Oktober 1848 Mitglied des Zentralausschusses der Demokraten Deutschlands; später Fortschrittler. 73 89 173 174 210 274 Reichensperger I, August (1808-1895) Justizbeamter, katholischer Politiker; 1848 Mitglied der preußischen, ab Juni der Frankfurter Nationalversammlung (rechter Flügel); später führend in der Zentrumspartei. 75 Reichensperger II, Peter Franz (1818-1895) Bruder des vorigen, Justizbeamter, katholischer Politiker; 1848 Mitglied des Vorparlaments und Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (rechter Flügel); später führend in der Zentrumspartei. 83 163 185 186 192 197 226-229 290 391 405 Reichhelm Demokrat in Köln; 1848 Mitglied des Kölner Sicherheitsausschusses. 497 Reuter Landrat in Johannisburg, Demokrat; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linker Flügel). 48 49 51 52 186 192 Ricci, Alberto (1795-1876) Gesandter des Königreichs Sardinien in Frankreich. 435
Richter, Karl (1804-1869) Theologieprofessor in Pelpin (Westpreußen); 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linker Flügel). 191 Riedel, Adolf Friedrich Johann (1809-1872) Geheimer Archivrat in Berlin, Historiker; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (rechter Flügel). 76 Rimpler preußischer Artilleriemajor a.D.. befehligte von Juni bis November 1848 die Berliner Bürgerwehr. 431 Rittinghausen-, Moritz (1814-1890) demokratischer Publizist und Politiker; 1848 Mitglied der Demokratischen Gesellschaft und des Sicherheitsausschusses in, Köln, Mitarbeiter der „Neuen Rheinischen Zeitung"; 1849 einer der Herausgeber der „Westdeutschen Zeitung"; später Mitglied der I.Internationale und der Sozialdemokratischen Partei. 487 Ritz Regierungsrat in Aachen, Klerikaler; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (rechter Flügel). 49 50 162 179 180 290 Robespierre, Müximilien-Marie-Isidor de (1758-1794) Politiker der Französischen Revolution, Führer der Jakobiner; 1793/94 Haupt der revolutionären Regierung. 141 143 Rochow, Gustav Adolf Rochus von (1792 bis 1847) preußischer Staatsmann, Vertreter des reaktionären Junkertums; Innenminister (1834-1842). 29 Rodbertus-Jagetzow, Johann Karl (1805 bis 1875) preußischer Großgrundbesitzer, Nationalökonom, Ideologe des verbürgerlichten Junkertums; 1848 Führer des linken Zentrums in der preußischen Nationalversammlung, Kultusminister im Kabinett Auerswald; in der Folge Theoretiker des preußisch-junkerlichen „Staatssozialismus". 100 101 163 177 185 271 392 397 398 Rodomont Gestalt eines prahlerischen Helden aus dem Poem „L'Orlando furioso" von Ariosto. 346 Rogier, Charles-Latour (1800-1885) belgischer Staatsmann, gemäßigter Liberaler;
Ministerpräsident und Innenminister (1847-1852). 177 438 Rolin, Hippolyte (1804-1888) belgischer Rechtsanwalt und Politiker, Führer der Liberalen; Minister für öffentliche Arbeiten (1848-1850). 317 318 Romanoff (Romanow) russische Zarendynastie (1613-1 917). 294 Rosenkranz, Joharm Karl Friedrich (1805 bis 1879) Professor in Königsberg, Philosoph und Literaturhistoriker, Hegelianer. 345 Röser, Peter Gerhard (1814-1865) Zigarrenmacher in Köln; 1848/49 Vizepräsident des Kölner Arbeitervereins, Herausgeber der Zeitung „Freiheit, Brüderlichkeit, Arbeit"; wurde 1850 Mitglied des Bundes der Kommunisten, 1852 einer der Hauptangeklagten im Kölner Kommunistenprozeß; später Lassalleaner. 501 502 Rotbart (Barbarossa) siehe Friedrich I. Rothschild, James, baron de (1792-1868) Chef des gleichnamigen Bankhauses in Paris; besaß während der Julimonarchie großen politischen Einfluß. 113 424 Rotteck, Karl Wenzeslaus Rodecker von (1775 bis 1840) Historiker, einer der Führer der badischen Liberalen. 25 26 71 Rougemoni de Lowemberg französischer Bankier. 113 Rüge, Arnold (1802-1880) radikaler Publizist, Junghegelianer, kleinbürgerlicher Demokrat; 1844 mit Marx Herausgeber der „Deutsch-Französischen Jahrbücher"; 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung (linker Flügel); nach 1866 Nationalliberaler. 353-363 Russell, John, Lord (1792-1878) englischer Staatsmann, Führer der Partei der Whigs; Premierminister (1846-1852 und 1865/66), Außenminister (1852/53 und 1859 bis 1865). 196 359 361
Sancho Pansa (Panza) Gestalt aus dem Roman „Don Quijote" von Cervantes. 347 Sand, George (Amandine-Lucie-Aurore Dupin, baronne Dudevant) (1804-1876) französische Schriftstellerin, Verfasserin mehrerer Romane über soziale Themen,
Vertreterin der humanitären Strömung in der Romantik. 342 Savigny, Friedrich Karl von (1779-1861) Rechtsgelehrter, Haupt der reaktionären historischen Rechtsschule; preußischer Minister für Gesetzgebungsangelegenheiten (1842 bis März 1848). 300 Schaffgotsch schlesisches Grafengeschlecht, Großgrundbesitzer. 47 Schapper, Karl (1813—1870) einer der Führer des Bundes der Gerechten und des Londoner kommunistischen Arbeiterbildungsvereins, Mitglied der Zentralbehörde des Bundes der Kommunisten; 1848/49 Korrektor der „Neuen Rheinischen Zeitung", Mitglied des Rheinischen Kreisausschusses der Demokraten; Februar bis Mai 1849 Präsident des Kölner Arbeitervereins; 1850 bei der Spaltung des Bundes der Kommunisten zusammen mit Willich Führer der gegen Marx gerichteten sektiererischen Fraktion; erkannte bald seinen Irrtum und schloß sich wieder Marx an; 1865 Mitglied des Generalrats der I. Internationale. 5 7 364 365 420 486 487 496 Scharnhorst, Gerhard Johann David von (1755 bis 1813) preußischer General, maßgeblich an der Heeresreform in Preußen und dem nationalen Befreiungskampf gegen die napoleonische Herrschaft beteiligt. 218 Schüler, Friedrich von (1759-1805). 337 Schinderhannes siehe Bückler, Johann Schleiermacher, Friedrich Ernst Daniel (1768 bis 1834) idealistischer Philosoph, protestantischer Theologe und Prediger. 76 Schleinitz, Alexander, Freiherr von (1807 bis 1885) preußischer Staatsmann, Vertreter des reaktionären Junkertums; Außenminister (Juni 1848, 1849/50, 1858 bis 1861). 100 200 Schlichting preußischer Oberstleutnant. 169 170 Schloffel, Friedrich Wilhelm (1800-1870) Fabrikant in Schlesien, Demokrat; 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung (linker Flügel); 1849 Teilnehmer am badisch-pfälzischen Aufstand;
emigrierte in die Schweiz und später nach Amerika. 16 350 Schmerling, Anton, Ritter von (1805-1893) österreichischer Staatsmann, Liberaler; 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung (rechtes Zentrum), Innenminister (Juli bis September), Ministerpräsident und Außenminister (September bis Dezember) im Reichsministerium; österreichischer Justizminister (1849 bis 1851). 299 429 Schmidt, Ernst Friedrich Franz katholischer Prediger in Schlesien, Demokrat; 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung (linker Flügel). 350 Schmitz Kölner Arbeiter. 500 Schnapphahnski siehe Lichnowski, Felix Maria, Fürst von Schneider Bürgermeister von Schönebeck, Liberaler; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (rechter Flügel, später linkes Zentrum). 223-225 245 Schneider II, Karl Rechtsanwalt in Köln, kleinbürgerlicher Demokrat; 1848 Vorsitzender der Kölner Demokratischen Gesellschaft, Mitglied des Rheinischen Kreisausschusses der Demokraten und des Kölner Sicherheitsausschusses; 1849 Verteidiger von Marx und Engels im Prozeß gegen die „Neue Rheinische Zeitung"; 1852 Verteidiger im Kölner Kommunistenprozeß. 78 486 487 Scholz 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung. 174 Schramm, Rudolf (1813-1882) Assessor in Krefeld, demokratischer Publizist; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linker Flügel), Präsident des Demokratischen Klubs in Berlin; später Anhänger von Bismarck. 88 209 Schreckenstein, Ludwig Freiherr Roth von (1789-1858) preußischer General, Vertreter der Feudalaristokratie; Kriegsminister (Juni bis September 1848). 18 85 100 160 169 1 70 172-174 180-182 184 217-221 299 391 Schücking, Levin (1814-1883) Schriftsteller, Mitarbeiter und Feuilletonredakteur der
„Kölnischen Zeitung" (1845-1852). 369-372 Schuhes Demokrat aus Hitdorf bei Köln. 497 Schultz(e) Justizkommissar in Wanzleben, Demokrat; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linker Flügel). 73 179 180 Schulzef-Delitzsch), Franz Hermarm (1808 bis 1883) kleinbürgerlicher Ökonom und Politiker; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linkes Zentrum); Begründer des deutschen Genossenschaftswesens, propagierte die Schaffung von Produktivgenossenschaften aus Spareinlagen der Arbeiter; in den sechziger Jahren einer der Führer der Fortschrittspartei. 70 71 73 217 291 Schweina, Franz (1811-1889) österreichischer Publizist und liberaler Politiker; 1848 Mitglied des Vorparlaments und der Frankfurter Nationalversammlung (linker Flügel); ab August 1848 Mitglied des österreichischen Reichstages. 347 348 Schätze Justizkommissar in Lissa (Provinz Posen); 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (rechter Flügel). 292 Schützendorf Schuhmachermeister in Köln, kleinbürgerlicher Demokrat; 1848 Mitglied des Kölner Vereins für Arbeiter und Arbeitgeber und einer seiner Delegierten im Rheinischen Kreisausschuß der Demokraten. 486 Schwanbeck, Eugen Alexis (1821-1850) Journalist, Mitarbeiter der „Kölnischen Zeitung" (1847-1849). 452 Schwarzer, Ernst (1808-1860) österreichischer Journalist und liberaler Politiker; 1848 Mitglied des österreichischen Reichstages und Minister für öffentliche Arbeiten (Juli bis September). 490 Schwerin, Maximilian Heinrich Karl, Graf von (1804-1872) preußischer Staatsmann, Vertreter des liberalen Adels; 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung (rechter Flügel); Kultusminister im Kabinett Camphausen (März bis Juni 1848); später Nationalliberaler. 65 73 85 Sebaldt preußischer Regierungsrat; 184& Landrat und Oberbürgermeister von Trier. 83 84 Sebastiani, Horace-Frangois-Bastien, comte (1772—1851) französischer Staatsmann und Diplomat, Marschall von Frankreich; Außenminister (1830-1832) und Botschafter in London (1835-1840). 134 Senard, Antoine-Marie-Jules (1800-1885) französischer Jurist und Politiker, bürgerlicher Republikaner; Juni 1848 Präsident der konstituierenden Nationalversammlung; Innenminister in der Regierung Cavaignac (Juni bis Oktober 1848). 126 129 Senff, Emil Just;zkomm;ssar m Inowroclaw (Provinz Posen); 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung (Zentrum); später Fortschrittler. 336 338-341 343 349 351 Shakespeare, William (1564-1616). 2427 141 422 Sibylle weissagende Frau des Altertums in Cumä (Unteritalien), der die Sibyllischen Bücher in Rom, eine Sammlung von We issagungen, zugeschrieben wurden. 141 Siebert Buchdrucker, Demokrat; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linker Flügel). 211 Simons, Ludwig (1803-1870) preußischer Justizrat; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (rechter Flügel); Justizminister (1849-1860). 197 231 289 290 Smith, Adam (1723-1790) englischer Ökonom, Vertreter der klassischen bürgerlichen politischen Ökonomie. 287 Sobieski siehe Johann III. Sobrier, Marie-Joseph (etwa 1825-1854) französischer Journalist, demokratischer Republikaner, Mitglied revolutionärer Geheimgesellschaften während der Julimonarchie; März bis Mai 1848 Herausgeber der Zeitung „La Commune de Paris"; einer der Führer der Arbeiterdemonstration vom 15. Mai 1848, zu 7 Jahren Haft verurteilt. 143 Solms-Lich und Hohensolms, Ludwig Fürst von (1805-1880) oberhessischer und rhei
nischer Großgrundbesitzer; Marschall der rheinischen Provinziallandtage und des ersten Vereinigten Landtags 1847. 29 Sommer, Johann Friedrich Josef (1793-1856) Justizrat in Arnsberg; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (rechter Flügel). 185 Stein, Heinrich Friedrich Karl, Reichsfreiherr Vom und zum (1757-1831) preußischer Staat smann, führte 1807/08 als leitender Minister eine Reihe gemäßigter bürgerlicher Reformen in Preußen durch; spielte eine bedeutende Rolle im nationalen Befreiungskampf gegen die napoleonische Herrschaft. 237 Stein,Julius (1813-1883) Oberlehrer in Breslau, demokratischer Publizist; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linker Flügel); Vorsitzender des Demokratischen Klubs in Berlin; später Chefredakteur der „Breslauer Zeitung". 89 223 390-392 420 431 447 Steinäcker, Christian Karl Anton Friedrich, Freiherr von (1781-1851) preußischer General; 1846 und 1848 Festungskommandant von Posen. 81 200 Stenzel, Gustav Adolf Harald (1792-1854) Professor in Breslau, Historiker, Liberaler; 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung (linkes, später rechtes Zentrum). 320 322-329 331 335 336 338 341 Stifft, Andreas, Freiherr von (1819-1877) österreichischer Schriftsteller, Demokrat; 1848 Mitglied des Demokratischen Vereins und des Gemeinderates in Wien. 491 Stellwerk Besitzer des „Deutschen Kaffeehauses" in Köln, in dessen Saal die Versammlungen der Kölner Demokratischen Gesellschaft stattfanden. 78 485 Stradal deutscher Jurist aus Teplitz. 205 Struve, Gustav von (1805-1870) Rechtsanwalt und Publizist, kleinbürgerlicher Demokrat und föderativer Republikaner; 1848 Mitglied des Vorparlaments, einer der Führer der badischen Aufstände im April und September 1848 und des badisch-pfälzischen Aufstandes 1849; emi
grierte nach England und später in die USA; nahm auf Seiten der Nordstaaten am amerikanischen Bürgerkrieg teil. 440 443 Stupp, Heinrich Joseph (1793-1870) Justizrat in Köln, Klerikaler; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (rechter Flügel); später Oberbürgermeister von Köln. 90-93 290 318 Sydow, Karl Leopold Adolf (1800-1882) Prediger in Berlin, Theologe, Anhänger Schleiermachers; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (rechter Flügel). 75
Tacitus, Publius Cornelius (etwa 55 bis etwa 120) römischer Geschichtsschreiber. 352 Tamnau Justizkommissar in Königsberg; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (rechtes Zentrum). 391 Tannhäuser (etwa 1205-1270) Minnesänger aus Bayern, weilte der Volkssage nach im Venusberg. 179 Tedesco, Victor (1821-1897) belgischer Advokat, revolutionärer Demokrat und Sozialist; 1847 Mitbegründer der Association democratique in Brüssel, hatte enge Verbindung mit Marx und Engels; 1848 im Prozeß Risquons-Tout zum Tode verurteilt, dann zu 30 Jahren Gefängnis „begnadigt", 1854 freigelassen. 379 380 Teil, Wilhelm legendärer Volksheld aus dem Befreiungskampf der Schweizer gegen die Herrschaft der Habsburger im M.Jahrhundert. 21 Temme, Jodocus Donatus Hubertus (1798 bis 1881) Oberlandesgerichtsdirektor in Münster, Demokrat; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linker Flügel), Staatsanwalt in Berlin; 1849 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, wegen Hochverrats verhaftet, 1850 freigesprochen; später Fortschrittler. 37 50 86 220 Theseus nach der griechischen Sage Sohn des Königs Ägeus von Athen; tötete mit Hilfe der Ariadne das Ungeheuer Minotaurus. 249
Theux de Meylandt, Bar thelemy-Theodore, comtc de (1794-1874) belgischer Staatsmann, Führer der Katholischen Partei; Ministerpräsident (1846-1847). 438 Thiers, Louis-Adolphe (1797-1877) französischer Historiker und Staatsmann, Orleanist; Ministerpräsident (1836,1840); 1848 De-utierterderkonstituierendenNationalversammlung; Präsident der Republik (1871-1873), Henker der Pariser Kommune. 142 157 305 307 409 423-426 429 433 Tl 7J„ D—j-f 1Ö44\ 1 i Iivi ivuiuScii, uci i« uaiiisciicr Bildhauer. 21 Thun, Leo, Graf von (1811-1888) österreichischer reaktionärer Staatsmann tschechischer Abstammung; 1848 Gubernialpräsident in Böhmen; Kultusminister (1849—1860), einer der nächsten Ratgeber von Kaiser Franz Joseph. 108 109 Thurn und Taxis, Karl Alexander von (1770 bis 1827) deutscher Fürst, besaß durch erbliches Privileg das Generalpostmeisteramt in einer Reihe deutscher Staaten. 330 Tilly, Johann Tserclaes, Graf von (1559 bis 1632) Feldherr der Katholischen Liga im Dreißigjährigen Krieg; seine Truppen stürmten und plünderten 1631 Magdeburg. 109 Trelat, Ulysse (1795-1879) französischer Arzt und Politiker, bürgerlicher Republikaner; einer der Redakteure der Zeitung „Le National"; 1848 Vizepräsident der konstituierenden Nationalversammlung, Minister für öffentliche Arbeiten (Mai bis Juni 1848). 135 Tresckow, Hermann von (1818—1900) preußischer Offizier im Feldzug 1848 gegen Dänemark, später General der Infanterie. 330 Tresckou), Sigismund Otto Vorfahre des vorigen, Armeelieferant; wurde 1796 Rittergutsbesitzer in Owinsk (Posen). 325 330 Turck, Leopold (1797-1887) französischer Arzt, Publizist und Politiker, bürgerlicher Republikaner; 1848 Deputierter der konstituierenden Nationalversammlung. 423 424 427 Tüshaus Oberlandesgerichtsrat in Münster., Klerikaler; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (rechter Flügel). 185 186 Unruh, Hans Victor von (1806-1886) preußischer Ingenieur und Politiker, gemäßigter Liberaler; 1848 einer der Führer des linken Zentrums in der preußischen Nationalversammlung, ab Oktober Präsident derselben; später Mitbegründer der Fortschrittspartei, dann Nationalliberaler. 390-392 Urban Tierarzt in Berlin, Demokrat; 1848 einer der Anführer bei den Barrikadenkämpfen und dem Zeughaussturm in Berlin. 86 Valdenaire, Victor (1791-1859) Gutsbesitzer bei Trier, kleinbürgerlicher Demokrat; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linker Flügel). 83289 290 Venedey, Jakob (1805-1871) radikaler Publizist und Politiker, kleinbürgerlicher Demokrat; 1848 Mitglied des Vorparlaments und der Frankfurter Nationalversammlung (linker Flügel); später Liberaler. 27 142 384 Vergniaud, Pierre- Victurnien (1753-1793) Advokat in Bordeaux, Politiker der Französischen Revolution; 1791 Führer der Girondisten in der legislativen Versammlung, Gegner des Königtums; bekämpfte im Konvent die Bergpartei, wurde nach dem Sturz der Girondisten hingerichtet. 76 Verhaegen, Pierre-Theodore (1800-1862) belgischer liberaler Politiker. 318 Villäny, Drahotin, Baron Von tschechischer Adliger; 1848 Mitglied des St.-WenzelAusschusses und des Vorbereitungskomitees für den Slawenkongreß, nach dem Prager Juniaufstand verhaftet. 204 Vincke, Georg Freiherr von (1811-1875)preußischer liberaler Politiker; 1848 einer der Führer des rechten Flügels in der Frankfurter Nationalversammlung; später Altliberaler. 184 358 398 399
Virgilfiw), Publius Maro (70-19 v.u.Z.) römischer Dichter, schuf das römische Nationalepos „Aeneis". 57 Vogt, Karl (1817-1895) Professor in Gießen, Naturwissenschaftler, Vulgärmaterialist, kleinbürgerlicher Demokrat; 1848 Mitglied des Vorparlaments und der Frankfurter Nationalversammlung (linker Flügel); 1849 Mitglied der provisorischen Reichsregentschaft; emigrierte in die Schweiz und wurde Professor in Genf; erbitterter Gegner der proletarischen und kommunistischen Bewegung; wurde bezahlter Agent Napoleons III. 225
Wachsmuth, Franz Rudolph Richter in Reetz (Brandenburg); 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (Zentrum); später Fortschrittler. 237 Wächter, Karl Referendar in Köln, kleinbürgerlicher Demokrat; 1848 Hauptmann der Bürgerwehr und Mitglied des Kölner Sicherheitsausschusses. 497 500 Wagner Gestalt aus „Faust" von Goethe. 440 Waldeck, Benedikt Franz Leo (1802-1870) Obertribunalrat in Berlin, Demokrat; 1848 einer der Führer der Linken und Vizepräsident der preußischen Nationalversammlung; später Fortschrittler. 76 162 225 226 392 397-400 404 Wallach preußischer Beamter, Regierungspräsident in Bromberg. 339 Wallau, Karl{1823-1877) Setzer der „Deutschen-Brüsseler-Zeitung", Mitglied des Bundes der Kommunisten; 1848 Vorsitzender des Mainzer Arbeiterbildungsvereins; später Oberbürgermeister von Mainz. 483 Wallmoden, Karl, Graf von (1792-1883) österreichischer General, beteiligte sich 1848/49 an der Niederschlagung der revolutionären Bewegung in Böhmen und Ungarn. 109 Wallraf Demokrat aus Frechen bei Köln. 497 Wander Pastor in Striegau; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linker Flügel). 216
Wangenheim, von Oberlandesgerichtsrat in Pommern; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linkes Zentrum). 274 Wartensleben, Alexander, Graf von (1807 bis 1883) Gutsbesitzer in Pommern; 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung (Zentrum). 346 347 Weber, Carl Maria von (1786-1826) deutscher Komponist. 468 Weerth, Georg (1822-1856) proletarischer Dichter und Publizist; Vorstandsmitglied der Association democratique in Brüssel, Mitglied des Bundes der Kommunisten, Freund von Marx und Engels; 1848/49 Feuilletonredakteur der „Neuen Rheinischen Zeitung"; nach der Revolution als Handelsreisender tätig. 13 Weichsel Justizkommissar in Magdeburg; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linkes Zentrum). 161 Welcher, Karl Theodor (1790-1869) badischer Jurist und Publizist, einer der Führer des süddeutschen Liberalismus; 1848 Mitglied des Vorparlaments und der Frankfurter Nationalversammlung (rechtes Zentrum). 3% Weiden, Franz Ludwig, Freiherr von (1782 bis 1853) österreichischer General, nahm 1848 am Feldzug gegen Italien teil; Gouverneur von Wien (November 1848 bis April 1849); Oberbefehlshaber der zur Niederwerfung der Revolution in Ungarn eingesetzten österreichischen Truppen (April bis Juni 1849). 98 367 368 371 Wencelius Arzt in Trier, Demokrat; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linker Flügel). 83 290 Werner, Johann Peter Rechtsanwalt in Koblenz; 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung (linkes Zentrum). 17 Weyll, Bartholomäus Joseph Jurist in Köln; 1848 Mitglied der Demokratischen Gesellschaft und des Sicherheitsausschusses in Köln; Teilnehmer am zweiten Demokratenkongreß in Berlin. 497
Wiedenmarin, Christian Rechtsanwalt in Düsseldorf; 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung (Zentrum). 227 Wigand, Otto (1795-1870) Verleger und Buchhändler in Leipzig; brachte Werke radikaler Schriftsteller heraus. 342 Wildenbruch, Ludwig von (1803-1874) preußischer Diplomat; 1848 Gesandter in Kopenhagen. 180 257 296 396 Wilhelm I. (1797-1888) König von Preußen (1861-1888) und deutscher Kaiser (1871 bis 1888); 1848 als Prinz von Preußen Anführer der konterrevolutionären Hofkamarilla, 1849 Oberbefehlshaber der zur Niederschlagung des badisch-pfälzischen Aufstandes eingesetzten preußischen Truppen („Kartätschenprinz"). 57 59 96 398 400 414 422 446 Willisen, Karl Wilhelm, Freiherr Von (1790 bis 1879) preußischer General und Militärtheoretiker; März bis Mai 1848 königlicher Kommissar in Posen; 1850 Oberbefehlshaber der schleswig-holsteinischen Armee im Krieg gegen Dänemark. 94 328 329 Windischgrätz, Alfred, Fürst zu (1787-1862) österreichischer Feldmarschall, 1848/49 einer der Führer der Konterrevolution in Österreich, leitete 1848 die Niederschlagung des Prager Juniaufstandes und des Wiener Oktoberaufstandes; danach an der Spitze der zur Niederwerfung der Revolution in Ungarn eingesetzten österreichischen Armee. 80 81 109 121 204 260 299 429 446 452 453 455 456 502 ffliTiuiSchgTGiZ, rAuTiü. ElcOTiOTG, FuTSiifi (1795-1848) Frau des vorigen. 80 204 Winkelried, Arnold legendärer Volksheld aus dem Befreiungskampf der Schweizer gegen die Herrschaft der Habsburger im 14. Jahrhundert. 21 Wittgenstein, Heinrich Von (1800-1868) Stadtrat in Köln, Liberaler; 1848 Regierungspräsident und Kommandant der Bürgerwehr in Köln, ab November Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (rechter Flügel). 452 494 497 Wolfers, Franz Anton Von bürgerlicher Journalist belgischer Abstammung; Mitarbeiter und Redaktionsmitglied der „Kölnischen Zeitung" (1847-1849). 138 140-144 284 285 452 Wolf(f),Ferdinand (1812-1895) Journalist, Mitglied des Bundes der Kommunisten; 1848/49 einer der Redakteure der „Neuen Rheinischen Zeitung"; danach Emigrant in Paris und London, stand 1850 bei der Spaltung des Bundes der Kommunisten auf der Seite von Marx; zog sich später vom politischen Leben zurück. 13 Wolff Oberlandesgerichtsassessor; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linkes Zentrum). 185 Wolff, Wilhelm (Lupus) (1809-1864) Lehrer und Journalist, Sohn eines leibeigenen Bauern aus Schlesien, beteiligte sich an der Burschenschaftsbewegung, Mitglied der Zentralbehörde des Bundes der Kommunisten; 1848/49 einer der Redakteure der „Neuen Rheinischen Zeitung", Mitglied des Rheinischen Kreisausschusses der Demokraten und des Kölner Sicherheitsausschusses; danach Emigrant in der Schweiz, ab 1851 in England; engster Freund von Marx und Engels. 5 713 487 493 497 Wrangel, Friedrich Heinrich Ernst, Graf von (1784 bis 1877) preußischer General, einer der Führer der reaktionären Militärkamarilla; 1848 Kommandierender General des 3. Armeekorps in Berlin, war am konterrevolutionären Staatsstreich im November 1848 in Berlin beteiligt. 180 258 259 386 414 420 429 446 Wybicki, Joseph (1747-1822) polnischer Staatsmann und Dichter; verfaßte den Text des Dombrowskimarsches, der späteren polnischen Nationalhymne. 326 338 Ypsilanti, Alexander (1792-1828) Führer der griechischen Freiheitsbewegung gegen die Türkenherrschaft; floh nach der Niederlage des Moldauer Aufstandes 1821 nach Österreich, wo er bis 1827 eingekerkert wurde. 154
Zachariä Justizkommissar in Stettin; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (rechtes Zentrum). 74 77 162 163 231 Zacharias Kaufmann aus Berlin; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (Zentrum). 170 Zitz, Franz Heinrich (1803-1877) Rechtsanwalt in Mainz, demokratischer Politi
ker; 1848 Mitglied des Vorparlaments und der Frankfurter Nationalversammlung (linker Flügel); 1849 Teilnehmer am badisch-pfälzischen Aufstand; danach Emigrant in Amerika. 15 Zweiffei Oberprokurator in Köln, Klerikaler; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung(rechter Flügel). 83 167 168 175 176 197-201 484 492
39 Marx/Engels, Werke, Bd. 5
jL^rKiätiing u.cr A reiiiuworLer, der fremdsprachigen und seltenen Ausdrücke
Abortus Fehlgeburt Absolutismus Regierungsform, bei der ein Monarch die unumschränkte (absolute) Herrschaft ausübt absorbieren aufsaugen, in sich aufnehmen Abstraktion das Absehen vom Besonderen eines Gegenstandes, Aussonderung seiner wesentlichen Merkmale zur Bildung eines allgemeinen Begriffs; Verallgemeinerung Administration Verwaltung, Verwaltungsbehörde Adresse schriftliche politische Willenskundgebung, Stellungnahme des Parlaments oder der Parteien zu Maßnahmen der Staatsführung in schriftlicher Form adressieren etwas an jemanden richten agieren handeln, angreifen Agrikultur Landwirtschaft, Ackerbau AhMamati°n Beifall; Zustimmung durch Zuruf oder Erheben vom Platz AUodijikationszins Ablösungszins bei der Umwandlung von Lehnsgütern in Freigüter ambulant umherziehend, sich von Ort zu Ort bewegend Amendement Abänderung; Anderungs-,Verbesserungs- oder Zusatzantrag Anachronismus nicht in ein Zeitalter hineinpassende Handlung, Zeitwidrigkeit Analogie Ähnlichkeit, Ubereinstimmung in gewisser Beziehung Anathem Fluch, Bannfluch Anglophage Englandfresser Antezedens (Mz. Antezedentien) Vorausgegangenes, frühere Verhältnisse Äolsharfe Windharfe, bei Luftzug in Dreiklangharmonien tönend apodiktisch unwiderleglich, keinen Widerspruch duldend apokryphisch (apokryph) zweifelhaft, untergeschoben, einem anderen Verfasser zugeschrieben Apostat Abtrünniger, vom Glauben Abgefallener Apostolat Apostelamt, göttlicher Lehrberuf Äquivalent Gegenwert, Ersatz, Entschädigung Arabeske schnörkelhafte Verzierung, Rankenmuster armieren bewaffnen, befestigen Arrangement Abmachung, Übereinkunft arrogieren anmaßen Arrondierung Abrundung (von Grundstücken, Landbesitz usw.) Arrondissement Stadtbezirk, Verwaltungsbezirk Assise(n) Schwurgericht, Geschworene Assoziation Vereinigung, Verbindung Atiribut Eigenschaft, Merkmai Auenrecht (Aurecht) in Schlesien das Eigentum der Gutsherrschaft an den Grenzen und Rainen, welche die Feldmark des Gutes von einem Bauerngut scheiden, in der Mark Brandenburg das Eigentum des Gutsherrn an Straßen und Plätzen der Dörfer Autokratie Alleinherrschaft, auf Selbstherrschaft beruhendes diktatorisches Regime (z.B. absolute Monarchie)
Bankbillet(t) Banknote Bankerott (Bankerutt) Zahlungsunfähigkeit, wirtschaftlicher Zusammenbruch Banlieue Bannmeile Barriere ehemaliges Eingangstor von Paris Besthaupt (Kurmede) Abgabe des besten Stücks Vieh, die der Erbe eines Abhängigen an den Grundherrn aus der Erbschaft zu leisten hatte biwakieren im Freien lagern Bon Gutschein, Zahlungsschein Bönhase in der mittelalterl. Sprache: ein Arbeiter (Meister), der nicht zur Zunft (Gijde) gehörte; Pfuscher Boulevard eine die Stadt umgebende Promenade; Baumallee Budget Staatshaushaltsplan burlesk possenhaft, derb-komisch Butik Schaustellung
Cadre (Kader) Stamm eines Truppenkörpers Cancan aus Algier stammender ungezügelter Modetanz im 19. Jahrhundert Centime kleine Münze in Frankreich und Belgien (1/100 Franc) Charpie früher gebräuchliches Verbandsmittel aus aufgezupfter Leinwand (watteähnlich) City Stadtzentrum, Geschäftsviertel Clos Einfriedung, eingeschlossenes Gelände Cortes Parlament in Spanien und Portugal
debitieren an den Mann bringen, absetzen Debouche Ende, Ausgang de dato am, vom definitiv endgültig, gewiß Deklamation phrasenhafte Erklärung dekretieren anordnen, verfügen Delikatesse (delicatesse) Zartgefühl, Empfindsamkeit denunzieren verraten, bezichtigen; auch im Sinne von: darlegen, anzeigen, mitteilen Departement Verwaltungsbezirk in Frankreich desavouieren nicht anerkennen, für unbefugt erklären, verleugnen designieren bestimmen, vorsehen, bezeichnen
destruktiv zerstörend, zersetzend, umstürzlerisch Detachement abgesonderte Heeresabteilung, abkommandierter Truppenteil Devouement Hingebung, Bereitschaft, Aufopferung dezimieren stark vermindern, hinwegraffen Diatribe Schmähung, Schmähschrift; Streitschrift diffus ungeordnet,weitschweif ig,verschwommen Direktorium oberste Behörde in Frankreich von 1795 bis 1799, übte die Diktatur der konterrevolutionären Bourgeoisie aus Diskurs Erörterung, lebhafte Verhandlung disponibel zu Gebote stehend, verfügbar Dithyrambus schwärmerisches Loblied Divisionär Befehlshaber einer Division doktoral (doctoral) belehrend, dozierend, magisterhaft Doktrin Lehre, wirklichkeitsfremder Standpunkt doktrinär starr an einer Lehre festhaltend dotieren ausstatten, beschenken Düpe Betrogener, Genarrter düpieren überlisten, täuschen Dynastie Herrscherfamilie, Fürstenhaus
eklatieren zum Ausbruch kommen Eldorado Wunschland, Paradies Eloquenz Beredsamkeit emanzipieren befreien aus gesellschaftlicher und rechtlicher Abhängigkeit; sich unabhängig, sich selbständig machen einballieren verpacken Erneute Aufruhr, Aufstand, Empörung Emissär Abgesandter, Geheimbote; Agent Engagement Gefecht , ennuyieren langweilen Epikureer Anhänger der Lehre des griechischen Philosophen Epikur; Liebhaber sinnlicher Genüsse Epitheton (Mz. Epitheta) schmückendes, immer wiederkehrendes Beiwort epurieren reinigen escroquieren betrügen, übervorteilen, prellen eskamotieren nach Taschenspielerart verschwinden lassen, wegzaubern
Esprit Geist, Witz etymologisch vom Standpunkt der Wortforschung, der Wortherkunft Exaltation Aufregung, Überspanntheit Exemtion Ausnahme, Befreiung Exerzitium Übung, Übungsstück Exit(Exitus) Abgang, Abtreten, Ende exploitieren ausbeuten Expropriation Enteignung exzeptionell einen Ausnahmefall bildend, außergewöhnlich Exzeß Ausschreitung
Faium Schicksal, Verhängnis Faubourg Stadtteil von Paris, der früher Vorstadt war Ferment Gärungsstoff Fetischismus Fetischglaube, Götzendienst figurieren in Erscheinung treten, in die Augen fallen, eine Rolle spielen Fiktion Annahme eines nichtwirklichen Falles, Erdichtung, Unterstellung Fiskus Staatskasse; der Staat als Inhaber von Vermögen und Vermögensrechten fix fest, stetig Fonds Staatsschuldenverschreibungen; zweckbestimmte Geldmittel; Geldbestand formidabel furchtbar, schrecklich fraternisieren sich verbrüdern Frivolität Leichtfertigkeit, Respektlosigkeit füsilieren standrechtlich erschießen
Gerant verantwortlicher Herausgeber einer Zeitung Glacis Festungswall, Vorgelände einer Festung Grisette junge Pariser Näherin oder Putzmacherin Guinea frühere englische Goldmünze, jetzt Rechnungseinheit (1 Guinea = 21 Schilling)
harangieren leer daherreden, das große Wort führen Hegemonie Vorherrschaft, Führung Hekatombe große Menge, Massenopfer heraldisch wappendarstellend, wappenkundlich heterogen ungleichartig, verschieden
Hierarchie (wörtlich Priesterherrschaft) stufenweiser Aufbau, strenge Stufen- und Rangordnung Hilarität Heiterkeit honett ehrbar, rechtschaffen, anständig Humanität edle Menschlichkeit, hohe Gesittung
Idiom Mundart Ile Insel immateriell geistig, nicht stofflich Immoralität Gleichgültigkeit gegen sittliche Grundsätze implizieren mit hineinziehen, verwickeln Indignation Entrüstung, Empörung, gerechter Unwille influieren einwirken, Einfluß haben Inkompatibilität Unzulässigkeit der Vereinigung mehrerer öffentlicher Ämter in einer Person inkompetent nicht zuständig, unsachverständig inkorporieren einverleiben, aufnehmen inkriminieren beschuldigen, zur Last legen inkulpieren belasten, anschuldigen inquirieren untersuchen; verhören; peinlich befragen Insertion Veröffentlichung von Zeitungsanzeigen Insinuation Unterstellung, Unterschiebung Insubordination Ungehorsam, Befehlsverweigerung insultieren beschimpfen, gröblich beleidigen Insurgent Aufständischer Insurrektion Aufstand, Aufruhr, Erhebung Integrität Unantastbarkeit, Unversehrtheit Intention Absicht, Vorhaben, Ziel interimistisch einstweilig, vorläufig Interpellation parlamentarische Anfrage; Einspruch interpretieren erklären, auslegen, deuten intimidieren einschüchtern, in Furcht versetzen irritabel empfindlich, reizbar
jambisch im Versmaß des Jambus; Versfuß aus einer kurzen (unbetonten) und einer langen (betonten) Silbe
Journal Zeitschrift, Zeitung, Tageblatt Jurisdiktionszins (Schutzgeld) Abgabe für die Gerichtsbarkeit, die in den Händen der Feudalherren lag (Patrimonialgerichtsbarkeit) Jurisprudenz Rechtswissenschaft Jury Schwurgericht oder Geschworenenbank (in England und USA)
Kabinett Gesamtministerium Kabylen (arabisch: Stämme) Bezeichnung für die Berberstämme im Atlas-Gebirge in Nordafrika Kalumnieartikel Verleumdungsartikel Kamarilla geheime Clique; einen Fürsten beherrschende Hofpartei Kannegießerei politische Schwätzerei Kanonisation Heiligsprechung Kanton(n)ierung Truppen Unterbringung in Orten, die keine Garnison sind Kantschuregiment brutale Machtausübung durch Fürsten und Feudalherrn; Kantschu: türkische Riemenpeitsche kapitalisieren zu Geld machen Kassation Nichtigkeitserklärung Kassuben (Kaschuben) Volksstamm in Westpreußen Kasuistik Spitzfindigkeit, Wortverdreherei Kodex Gesetzbuch, Gesetzsammlung Kolorit Farbgebung, Farbwirkung kommerziell den Handel betreffend, kaufmännisch Kommittent Auftraggeber Kommunikation Verbindung, Verkehr, freier Zugang Kompendium Leitfaden, Lehrbuch, Handbuch Kompetenz Zuständigkeit, Machtbereich Konfiskation Vermögenseinziehung, Beschlagnahme; Besitzergreifung Konföderation Bündnis, Bund, Staatenbund Konseilpräsident Ministerpräsident Konsequenz Folgerung, Folgerichtigkeit konsignieren Truppen marschbereit halten Konsistorium kirchliche Behörde zur Aufsicht und Leitung der Gesamtkirche Konspiration Verschwörung, geheime revolutionäre Tätigkeit
Konstabier Polizist (in England und USA), Sicherheitswächter Konstituante verfassunggebende Versammlung; französische Nationalversammlung von 1789 bis 1791 Konstitutionalismus Regierungsform mit verfassungsmäßiger Beschränkung des Monarchen (konstitutionelle Monarchie) konstitutionell verfassungsmäßig, verfassungsgebunden kontrahieren einen Vertrag schließen kontrasignieren gegenzeichnen Kontribution Zwangserhebung in Geld- oder Naturalform während oder nach einem Krieg, Kriegsentschädigung Konvent die französische Nationalversammlung 1792 bis 1795 Konvention Abkommen, Vereinbarung, Übereinkunft Konversation Gespräch, gesellige Unterhaltung Konzeption schöpferischer Gedanke, Einfall, Plan Konzil Versammlung, besonders von geistlichen Würdenträgern Korporation Körperschaft, Standesvertretung kosmopolitisch Weltbürgerlich krypto versteckt, heimlich, verborgen Kurie Abteilung; Standesklasse, Einzelstand; Stimmgruppe Kurmede siehe Besthaupt
lakonisch kurz, bündig, mit wenig Worten viel sagend latent verborgen, versteckt Laudemium (Mz. Laudemien) Lehnsgeld. Besitzveränderungsabgabe an den Grundherrn bei Veräußerung bäuerlicher Grundstücke Lazzarone (Mz. Lazzaroni) Bettler; in Italien Bezeichnung für deklassierte Elemente, Lumpenproletarier, die oft von den absolutistischen Regierungen zu konterrevolutionären Zwecken ausgenutzt wurden League (Ligue) Liga, Bund, Vereinigung
Legation Provinz des früheren Kirchenstaates; Gesandtschaft legislatorisch gesetzgeberisch legitim rechtmäßig Legitimismus reaktionäre Auffassung von der Unä'bsetzbarkeit eines Herrscherhauses liberal freisinnig, großzügig; im Kapitalismus mißbraucht im .jinne ungehemmter Freiheit, für die wirtschaftliche Betätigung der Unternehmer Lieue Meile Ligue siehe League Linie nicht zur Garde gehörende Truppe Lion Löwe lukrativ gewinnbringend, einträglich, vorteilhaft
Manufaktur Handanfertigung; Gewerbebetrieb mit Handarbeit, dem Fabrikbetrieb vorangehende typische Betriebsform des Fr ühk ap it a Iis mus Marodeur hinter der Truppe zurückbleibender, plündernder Soldat Martialgeseiz Ausnahmegesetz, bei dem die Rechtsprechung auf die Militärgewalt übergeht Meeting Versammlung, Zusammenkunft Merkantilismus vulgärökonomische Lehre und Wirtschaftspolitik in der Periode des Absolutismus, die vor allem auf eine möglichst hohe Ausfuhr und staatliche Förderung der Industrie gerichtet war Misere (Misere) Elend, Not, trauriger Zustand mobil kriegsfertig; bereit, beweglich moderieren mäßigen, mildern, einschränken Molochkultus Opferung von Menschen zu Ehren der Gottheit Moloch; Sinnbild für die unersättliche Forderung höchster Blutopfer molossisch schwerfällig monströs ungeheuerlich Montagnard Mitglied der Bergpartei (Montagne), der äußersten Linken in der französischen Nationalversammlung Munizipalrat städtischer Rat Myriade Unmenge, Unzahl
Nachschußrente (Nachsteuer) Recht des Landesherrri, Vermögensteile eines Auswandernden einzubehalten Napoleonide Bezeichnung für die Geschwister Napoleonsl. und deren Nachkommen Nationalökonomie bürgerliche Volkswirtschaftslehre
\7 . * . "VT III. iveopnyi lNeuDeKenrrer Nonchalance Lässigkeit, Ungezwungenheit, Formlosigkeit Notabein Standespersonen, Vertreter der führenden oder offiziellen Gesellschaft notorisch allgemein bekannt, offenkundig Nullität Nichtigkeit, Bedeutungslosigkeit
Odaliske Weiße türkische Haremssklavin oktroyieren aus höherer Machtvollkommenheit anordnen, aufnötigen, aufzwingen ordinär gewöhnlich, alltäglich, gebräuchlich Ordinarius Klassenlehrer einer höheren Schule Ordonnanz Erlaß, Befehl, Anordnung Ordre (Order) parieren einen Befehl ausführen, gehorchen ostensibel augenscheinlich, offenkundig, zur Schau gestellt
p., pagina Seite Paladin Getreuer, Gefolgsmann, Berater eines Fürsten Palliativ Linderungsmittel, Vorbeugungsmittel Parquet Staatsanwaltschaft, Gerichtspersonal partiell teilweise, auf ein Teilgebiet bezüglich Passiva Schuldposten, Verbindlichkeiten Patois Mundart; französische Bauernsprache patriarchalisch altväterlich, nach Altväterweise, altehrwürdig Pauperismus Massenarmut, Zustand größter Verelendung paupern verarmt, verelendet pazifizieren in Friedenszustand versetzen Peloton kleine,geschlossene militärischeEinheit von 20 bis 40 Mann, die stets zü gleicher Zeit schössen Pelotonfeuer Sperr-, Salvenfeuer
Penaten Hausgötter; Heim und Herd perfide hinterlistig, heimtückisch permanent dauernd, ständig, ununterbrochen persiflieren geistvoll spotten, lächerlich machen Petit kleiner Schriftgrad Petition Bittschrift, Eingabe, Gesuch philanthropisch menschenfreundlich philologisch sprach- und literaturwissenschaftlich Pikett (Piquet) einsatzbereite Mannschaft; Vorpostenkompanie Phänomen Erscheinung Plaidoyer (Plädoyer) mündliche Begründung eines Antrages vor Gericht durch Staatsanwalt und Verteidiger Pont Brücke Porte Tor Portefeuille Ministerposten; Aufbewahrungsort für Wertpapiere potenziert gesteigert, verstärkt Präfekt in Frankreich seit 1800 oberster Verwaltungsbeamter einer Provinz präjudizieren vorgreifen; durch vorausgegangene Entscheidung ähnlicher Fälle einen kommenden Urteilsspruch bestimmen Präklusivfrist eine Frist, durch deren Versäumnis ein Recht verwirkt wird Präliminare (Mz. Präliminarien) Vorverhandlung, Einleitung Prämisse Voraussetzung; Vordersatz eines logischen Schlusses präsumieren voraussetzen, vermuten, sich einbilden Prätendent Ansprucherhebender; Thronbewerber Prätension (Prätention) Anmaßung, Anspruch, Dünkel prekär heikel, unsicher, bedenklich, schwierig profan gewöhnlich, alltäglich; unheilig Profanation Entweihung, Mißbrauch Progressivsteuer Steuer mit wachsenden Sätzen für größere Einkommen und Vermögen Prokurator Staatsanwalt; Bevollmächtigter
prosaisch nüchtern, trocken, alltäglich Prosperität Aufschwung, Gedeihen, Wirtschaftsblüte providentiell von der Vorsehung verfügt Providern Vorausschau, Vorsehung provozieren herausfordern, anregen Pupillenkollegium Aufsichtsbehörde über Vormundschaftssachen
Quai (Kai) gemauerte Fluß- oder Hafeneinfassung Quartier Stadtviertel von Paris
Race Geschlecht, Stamm; Rasse räsonieren beurteilen, erwägen,schlußfolgern ratifizieren bestätigen, gutheißen, endgültig anerkennen Rayon Umkreis, Bereich; Vorfeld von Festungen Redakteur en Chef Chefredakteur Reduktion Umrechnung, Umwandlung, Zurückführung reduzieren verringern, einschränken Reflexion Überlegung, Betrachtung Reglement Geschäftsordnung, Dienstvorschrift Rekurs Berufung, Einspruch Renaturalisation Wiederverleihung der Staatsbürgerrechte Rendezvous Stelldichein, Bestellung zum Zweikampf RenommagefRenommisterei) Großtuerei, Aufschneiderei Reorganisation Neugestaltung, Neuordnung repartieren aufteilen, verhältnismäßig verteilen Repertorium Übersicht, Verzeichnis Repression Unterdrückung, Zurückdrängung Reputation Vertretung; Ruf, Ansehen Requisition Ersuchen, Anforderung Requisitorium die Darlegung des juristischen Belastungs- und Entlastungsmaterials bei Gerichtsprozessen Reskript amtlicher Erlaß, Verfügung respektive beziehungsweise, oder, jeweilig Restauration Zeit der Wiederherstellung; besonders Wiedereinsetzung der Bourbonendynastie in Frankreich nach 1814
Resume Zusammenfassung der Hauptpunkte einer ausführlichen Darlegung Reverenz Ehrfurchtsbezeigung, Verbeugung Rhetorik Redekunst, Beredsamkeit Royalismus Königstreue Rue Straße
säkularisieren kirchlichen Besitz in weltlichen überführen saldieren ausgleichen, bezahlen sanktionieren bestätigen, gutheißen, anerkennen Slirre italienischer Polizeibüttel sekundär aus dem zweiten Erdzeitalter (alter Zählung) stammend servil unterwürfig, knechtisch, kriecherisch Session Tagungsperiode, Sitzungsperiode von Parlamenten Signalement genaue Personenbeschreibung, Kennzeichnung sistieren einstellen, abbrechen skandalisieren aufregen, ärgern Skyutator Wahlprüfer, Helfer bei der Feststellung eines Abstimmungsergebnisses Sobrietät Besonnenheit, Mäßigkeit solenn feierlich: regelmäßig Sou früher kleinste französische Münze souverän uneingeschränkt herrschend, unabhängig Souveränität (Souveränetät) Machtvollkommenheit, uneingeschränkte Staatsgewalt Speziesftaler) harter Taler, im Gegensatz zum Rechnungstaler (Papiergeld); Reichstaler starosteilich hier: bezogen auf das Gebiet eines Starosten (Adliger im früheren Polen, der im Besitz eines Kronlehens war und in seinem örtlichen Bereich die Obrigkeit verkörperte) statuieren bestimmen, gesetzlich festlegen stereotyp unveränderlich, ständig wiederkehrend, abgedroschen Stipulation Vertrag, Übereinkunft stoisch gleichmütig, unerschütterlich, standhaft Stupor Starre, Lähmungszustand Subalterne Untergebene, Untergeordnete
Subhastation Zwangsversteigerung Subsidien staatliche Hilfsgelder, Geldunterstützungen Subsistenz Lebensunterhalt substxmieren einbegreifen, einordnen Sukkurs militärischer Beistand, Hille, Verstärkung suspendieren zeitweilig unterbrechen, aussetzen; einstweilige Dienstenthebung Symptom Anzeichen, Kennzeichen, Merkmal Synode Kirchenversammlung, kirchliche Regierungsbehörde
Tautologie Wiederholung des schon Gesagten mit anderen Worten Terrorismus Gewalt- und Schreckensherrschaft tertiär aus dem dritten Erdzeitalter (alter Zählung) stammend thermidorisieren eine revolutionäre Bewegung durch Gewalt und Terror niederschlagen; am 9. Thermidor (27. Juli) 1794 begann nach dem Sturz Robespierres die Terrorherrschaft des rechten Flügels der Bourgeoisie, deren Vertreter Thermidonste" "der Thermidorianer genannt wurden Tirade inhaltlose Schwätzerei, Wortschwall Tirailleurfeuer zerstreutes Feuer, Feuer einer Truppe in aufgelöster Ordnung Tohuwabohu wüstes Durcheinander Traktat Unterhandlung, Vertrag; Flugschrift Transaktion Unterhandlung, Ubereinkunft transitorisch vorübergehend, zeitweilig Transportation Verschickung, Verbannung Tripelallianz Dreibund, Bündnis zwischen drei Mächten Triumvirat Dreimännerherrschaft, Gruppe dreier Männer trivial platt, abgedroschen trochäisch im Versmaß des Trochäus; Versfuß aus einer langen (betonten) und einer kurzen (unbetonten) Silbe
unsubstantiiert unbegründet usurpieren mit Gewalt an sich reißen, widerrechtlich aneignen
vegetabilisch pflanzlich Vendemiaire Weinmonat (22. September bis 21. Oktober) des französischen Revolutionskalenders von 1789-1794 vigilieren fahnden, aufpassen vindizieren zuerkennen, zusprechen votieren beschließen, für etwas stimmen, durch Abstimmung annehmen Votum Urteil, Gutachten, Stimme bei einer Abstimmung
Wispel bis 1872 gesetzliches Getreidemaß im nördlichen Deutschland; in Preußen war ein Wispel gleich 1319 Liter
Zehnt im Feudalismus Abgabe der Bauern an ihre kirchlichen und weltlichen Feudalherren, meist der zehnte Teil des jährlichen Ernteertrages (Feldzehnt) oder der Tiere und ihrer Produkte (Blut- oder Viehzehnt); der Zehnt wurde in Naturalund Geldform entrichtet Zensus Vermögenseinschätzung; Abhängigmachung politischer Rechte, besonders des Wahlrechts, vom Besitz eines gewissen Vermögens Zephyr (Zephir) milder, leichter Wind zernieren einschließen, umzingeln
Verzeichnis der im Text genannten Orte, die in der Landessprache eine andere Bezeichnung tragen
Adelnau Qdolanow Apenrade Äpenraa Aussig Üsti Birnbaum Mi^dzychod Bomst Babimost Breslau Wroclaw Bromberg Bydgoszcz Chodziesen Chodziez Czarnikau Czarnkow Frau Stadt Wschowa Gleiwitz Gliwice Glogau Giogow Gnesen Gniezno Ha der sieben Haders lev Kosten Koscian Krakau Krakow Kröben Krobia Krotoschin Krotoszyn Küstrin Kostrzyn Lissa • • • Leszno Meseritz Miedzyrzecz Obornik Oborniki Ohlau Olawa Ostrowo Qstrow Pieschen Pleszew Posen Poznan Samter Szamotuiy Schildberg Ostrzeszow Schrimm Srem Schroda Sroda Schubin Szubin Schweidnitz • • • • Swidnica Teplitz Teplice Thorn Torun Wirsitz Wyrzysk Wohlau Wolow Wongrowiec • • • Wagrowiec Wreschen Wrzesnia
Inhalt
Vorwort V Karl Marx/Friedrich Engels. Forderungen der Kommunistischen Partei in Deutschland 3 Karl Marx/Friedrich Engels. Brief an Etienne Gäbet - Erklärung gegen die Deutsche demokratische Gesellschaft in Paris 6 Karl Marx. Brief an den Redakteur der Zeitung „L'Alba" 8
KARL MARX und FRIEDRICH ENGELS. Artikel aus der „Neuen Rheinischen Zeitung" (1. Juni - 7. November 1848) 11 -457
Juni
Erklärung des Redaktionskomitees der „Neuen Rheinischen Zeitung" 13 Die Frankfurter Versammlung 14 Hüser 18 Die neueste Heldentat des Hauses Bourbon 19 Die demokratische Partei 22 Camphausens Erklärung in der Sitzung vom 30. Mai 25 Lebens- und Sterbensfragen 29 Das Ministerium Camphausen 32 Die Kriegskomödie 34 Die Reaktion 36 Comite de sürete generale 37 Programme der radikal-demokratischen Partei und der Linken zu Frankfurt 39 Berliner Vereinbarungsdebatten 44 Vereinbarungsdebatten 48 Die Adreßfrage • 53
Inhalt 615
Neue Teilung Polens .... 55 Das Schild der Dynastie 57 Köln in Gefahr 59 Inkompetenzerklärung der Versammlungen zu Frankfurt und Berlin ... 63 Die Berliner Debatte über die Revolution 64 Stellung der Parteien in Köln 78 Die VereinbarungsVersammlung vom 15. Juni 79 Der Prager Aufstand 80 Valdenaires Haft - Sebaldt 83 Die Vereinbarungssitzung vom 17. Juni 85 Das Amendement Stupp 90 Neue Politik in Posen 94 Sturz des Ministeriums Camphausen 96 Erste Tat der deutschen Nationalversammlung zu Frankfurt 98 Das Kabinett Hansemann 100 Die „Neue Berliner Zeitung" über die Chartisten 102 Drohung der Gervinus-Zeitung 104 Patows Ablösungsdenkschrift 106 Demokratischer Charakter des Aufstandes 108 Nachrichten aus Paris 110 Nachrichten aus Paris III Details über den 23. Juni 112 Nachrichten aus Paris 116 Der „Northern Star" über die „Neue Rheinische Zeitung" 117 Der 23. Juni 118 Der 24.Juni 123 Der 25. Juni 128 Die Junirevolution 133
Juli
Die „Kölnische Zeitung" über die Junirevolution 138 Die Junirevolution (Der Verlauf des Aufstandes in Paris) 145 Auswärtige deutsche Politik 154 Marrast und Thiers 157 Vereinbarungsdebatten 159 Verhaftungen 165 Verhaftungen 166 Vereinbarungsdebatten 169
Gerichtliche Untersuchung gegen die „Neue Rheinische Zeitung" 175 Berliner Vereinbarungsdebatten 178 Das Ministerium der Tat 184 Vereinbarungsdebatte 185 Die Ministerkrisis 189 Vereinbarungssitzung vom 4. Juli (Zweiter Artikel) 190 Gerichtliche Untersuchung gegen die „Neue Rheinische Zeitung" .... 198 Die auswärtige deutsche Politik und die letzten Ereignisse zu Prag .... 202 Vereinbarungsdebatten vom 7.Juli 206 Herr Forstmann über den Staatskredit . 213 Vereinbarungsdebatten 216 Die Debatte über den Jacobyschen Antrag 222 Die Unterdrückung der Klubs in Stuttgart und Heidelberg 238 Der preußische Preßgesetzentwurf 240 Der Bürgerwehrgesetzentwurf 243 Das „Fädreland" über den Waffenstillstand mit Dänemark 253 Der Waffenstillstand mit Dänemark 256 Die Turiner „Concordia" 260 . Der Gesetzentwurf über die Zwangsanleihe und seine Motivierung ... 262 Vereinbarungsdebatten über die Kreisstände 271 Die Auflösung der demokratischen Vereine m Baden 276 Der Gesetzentwurf über die Aufhebung der Feudallasten 278
August
Die „Kölnische Zeitung" über englische Verhältnisse 284 Vereinbarungsdebatte über die Valdenairesche Angelegenheit 289 Die russische Note 293 Das Ministerium Hansemann und der altpreußische Strafgesetzentwurf 300 Die ;;Kölnische Zeitung" über die Zwangsanleihe 303 Proudhons Rede gegen Thiers 305 Debatte über die bisherige Ablösungsgesetzgebung 309 Der „Musterstaat" Belgien 315 Die Polendebatte in Frankfurt 319 Das deutsche Reichsbürgerrecht und die preußische Polizei 364 Der italienische Befreiungskampf und die Ursache seines jetzigen Mißlingens , 366 Die „Kölnische Zeitung" über Italien 369 Die „Zeitungs-Halle" über die Rheinprovinz 373
September
Vermittlung und Intervention. Radetzky und Cavaignac 376 Die Antwerpner Todesurteile 378 Der Konflikt zwischen Marx und der preußischen Untertanenschaft .. 382 Der dänische Waffenstillstand 386 Sturz des Ministeriums der Tat 390 Der dänisch-preußische Waffenstillstand 393 Die Krisis und die Kontrerevolution 398 Die Freiheit der Beratungen in Berlin 405 Die Ratifikation des Waffenstillstandes 408 Der Aufstand in Frankfurt 410 Das Ministerium der Kontrerevolution 414 Belagerungszustand in Köln 415
Oktober
Redaktionelle Erklärung über das Wiedererscheinen der „Neuen Rheinischen Zeitung" 416 Revolution in Wien 417 Die „Kölnische Revolution" 419 Das Ministerium Pfuel .. 422 Thiers' Rede über eine allgemeine Hypothekenbank mit Zwangskurs . 423 Die „Frankfurter Oberpostamts-Zeitung" und die Wiener Revolution . 428 Antwort des Königs von Preußen an die Deputation der Nationalversammlung 430 Antwort"Friedrich Wilhelm IV. an die Deputation der Bürgerwehr ... 431 Die „Reforme" über die Juniinsurrektion 433 Die englisch-französische Vermittlung in Italien 435 Der „konstitutionelle Musterstaat" 437 Der Staatsprokurator „Hecker" und die „Neue Rheinische Zeitung" .. 440
November
„Aufruf des demokratischen Kongresses an das deutsche Volk" 445 Die Pariser „Reforme" über die französischen Zustände 448 Die Wiener Revolution und die „Kölnische Zeitung" 451 Die neuesten Nachrichten aus Wien, Berlin und Paris 453 Sieg der Kontrerevolution zu Wien 455
FRIEDRICH ENGELS. Aus dem handschriftlichen Nachlaß 459-480 Von Paris nach Bern 463 I. Seine und Loire 463 II. Burgund 475
Qeilntjpn
1. Aufruf des Mainzer Arbeiterbildungsvereins an alle Arbeiter Deutschlands zur Gründung von Arbeitervereinen und zur Vorbereitung eines Arbeiterkongresses 483 2. Sitzungsprotokoll der Kölner Gemeinde des Bundes der Kommunisten vom 11. Mai 1848 484 3. Gerichtliche Untersuchung gegen die „Neue Rheinische Zeitung" 484 4. Gerichtliche Verfolgung der „Neuen Rheinischen Zeitung" 485 5. Anzeige über die Einberufung des rheinischen Kreiskongresses der demokratischen Vereine 485 6. Die gerichtliche Verfolgung gegen die „Neue Rheinische Zeitung" 486 7. Aus dem Protokoll der Generalversammlung der Demokratischen Gesellschaft in Köln am 11. August 1848 - .487 8. Protest der Demokratischen Gesellschaft in Köln gegen die Einverleibung Posens in den Deutschen Bund 488 9. Die gerichtliche Untersuchung gegen die „Neue Rheinische Zeitung" 489 10. Berichte über das Auftreten von Marx im Wiener Demokratischen Verein am 28.August 1848 490 11. Berichte über die Rede von Marx im Ersten Wiener Arbeiterverein am 30. August 1848 490 12. Bericht über den Vortrag von Marx über Lohnarbeit und Kapital in der Versammlung des Ersten Wiener Arbeitervereins am 2. September 1848 491 13. Erwiderung der „Neuen Rheinischen Zeitung" auf die Berliner Korrespondenz der „Breslauer Zeitung" vom 29. August 1848 492 14. Gerichtliche Verfolgung der „Neuen Rheinischen Zeitung" 492 15. Volksversammlung und Sicherheitsausschuß 493 16. Volksversammlung in Worringen • 496 17. Beschluß der Volksversammlung in Köln im Zusammenhang mit dem Aufstand in Frankfurt 497 18. Mitteilung der Geranten der „Neuen Rheinischen Zeitung" über das Verbot des Blattes 498 19. Einladung zum Abonnement auf die „Neue Rheinische Zeitung" 499 20. Steckbrief gegen Friedrich Engels und Heinrich Bürgers 499 21. Artikel der „Neuen Rheinischen Zeitung" über die Ausweisung von Engels und Dronke aus Belgien und die „schwarze Liste" der Kölner Polizei 500 22. Aus dem Protokoll der Komiteesitzung des Kölner Arbeitervereins am 16. Oktober 1848 mit der Rede von Marx anläßlich der Übernahme der Präsidentschaft und der Ereignisse in Wien 501
23. Aus dem Protokoll der allgemeinen Versammlung des Kölner Arbeitervereins am 22. Oktober 1848 unter dem Vorsitz von Marx 502 24. Bericht von Marx über die Ereignisse in Wien in der Komiteesitzung des Kölner Arbeitervereins am 6. November 1848 502
Anhang und Register
Anmerkungen ,.505 Literaturverzeichnis 552 Karl Marx und Friedrich Engels - Daten aus ihrem Leben und ihrer Tätigkeit (März bis November 1848) 565 Personenverzeichnis 578 Erklärung der Fremdwörter, der fremdsprachigen und seltenen Ausdrücke ... 606 Verzeichnis der im Text genannten Orte, die in der Landessprache eine andere Bezeichnung tragen 613
Illustrationen
Flugblatt mit den „Forderungen der Kommunistischen Partei in Deutschland" gegenüber S. 2 Erste Seite der „Neuen Rheinischen Zeitung" Nr. 1 vom I.Juni 1848 gegenüber S. 12 Planskizze von Paris im Juni 1848 gegenüber S. 112 Erste Seite der „Neuen Rheinischen Zeitung" Nr. 29 vom 29.Juni 1848 mit Karl Marx* Artikel über die Junirevolution gegenüber S. 132 Reisepaß von Karl Marx aus den Jahren 1848/49 gegenüber S. 384 Erste Seite des Manuskriptes „Von Paris nach Bern" von Friedrich Engels .. 461 Kartographische Skizzen von Friedrich Engels über seine Reiseroute von Auxerre bis Le Locle gegenüber S. 464
I .-20. Tausend
Dietz Verlag GmbH, Berlin • I.Auflage 1959 • Printed in Germany Alle Rechte vorbehalten Gestaltung und Typographie: Dietz Entwurf Verlagsbogen: 42,5 • Druckbogen: 39,75 Lizenznummer 1 • Druck: VEB Offizin Andersen Nexö in Leipzig Mit 5 Bildbeilagen, I Planskizze und 4 Faksimiles

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