parte tercera y final tomo 12

Karl Marx Ein merkwürdiges Stückchen Geschichte
[„New-York Daily Tribüne" Nr. 5352 vom 16. Juni 1858] Manchester (England), 18. Mai 1858 Sehr bald nach Beendigung des letzten Krieges mit Rußland, erschien in der Presse die Mitteilung, daß ein gewisser Mechmed Bey, Oberst in der türkischen Armee, alias J.Bangya, Ex-Oberst der ungarischen Armee, Konstantinopel verlassen hätte, um mit einer Anzahl polnischer Freiwilliger nach Tscherkessien zu gehen. Gleich bei seiner Ankunft wurde er so etwas wie ein Stabschef bei Sefer Pascha, dem tscherkessischen Oberhaupt. Wer diesen ungarischen Befreier Tscherkessiens von früher kannte, konnte keinen Zweifel darüber haben, daß er nur zu einem einzigen Zweck in dieses Land gegangen war: es an Rußland zu verkaufen. Es war klar und erkennbar erwiesen, daß der Mann in London und Paris als Spion sowohl im Solde der französischen als auch der preußischen Polizei gestanden hatte.1 Vor etwa einem Monat enthielten die europäischen Zeitungen denn auch die Nachricht, es wäre aufgedeckt worden, daß Bangya-Mechmed Bey tatsächlich in verräterischer Korrespondenz mit dem russischen General Philipson gestanden habe und von einem Kriegsgericht zum Tode verurteilt worden sei. Bangya erschien jedoch kurze Zeit danach plötzlich in Konstantinopel. Mit seiner üblichen Unverschämtheit erklärte er, alle diese Geschichten über Verräterei, Kriegsgericht etc. wären reine Erfindungen seiner Feinde, und versuchte, sich als das Opfer einer Intrige hinzustellen. Wir sind zufällig im Besitz der wichtigsten Dokumente über diesen merkwürdigen Zwischenfall des tscherkessischen Krieges und werden nunmehr einige Auszüge daraus mitteilen. Diese Papiere wurden durch Leutnant Franz Stock vom polnischen Bataillon in Tscherkessien, eins der Mitglieder des
Kriegsgerichts, das Bangya überführt hatte, nach Konstantinopel gebracht. Die Öffentlichkeit mag danach selbst urteilen.
Auszüge aus den Protokollen des Kriegsrats, abgehalten zu Aderbi, Tscherkessien, über Mechmed Bey, alias J. Bangya von Illosfalva.
(Nr. 1) —Sitzung vom 9. Januar 1858, Aussage von Mustapha, geboren in der Provinz Narkhouatz: „... Als der Oberst, Mechmed Bey, nach Shepsohour keim, bat er mich, einen Brief an den Kommandeur der Schwarzmeerkosaken, General Philipson, zu befördern. Auf meine Bemerkung, daß ich das nicht tun könnte, ohne Sefer Pascha zu informieren, oder ohne seine Erlaubnis, erklärte mir Mechmed Bey, daß er als Gesandter und Statthalter des Padischah und als Militärkommandant in Tscherkessien das Recht hätte, mit den Russen Briefe zu wechseln, daß Sefer Pascha den Gegenstand kenne und daß seine Absicht wäre, die Russen irrezuführen... Als Sefer Pascha und die Nationalversammlung mir das Manifest von Tscherkessien schickten, das an den Zaren gerichtet war, gab mir Mechmed Bey auch einen Brief für General Philipson. Ich fand General Philipson nicht in Anapa und lieferte den Brief an den kommandierenden Major in Anapa ab. Der Major versprach mir, das Manifest weiterzusenden, wollte jedoch den Brief, der weder Adresse noch Unterschrift trug, nicht entgegennehmen. Ich brachte, den Brief zurück; da ich jedoch wegen der häufigen Korrespondenz Mechmed Beys Verdacht geschöpft hatte und befürchtete, selbst kompromittiert zu werden, teilte ich die ganze Sache den Vorgesetzten mit..."
(Nr. 2) — Aussage des Achufet Effendi, des ehemaligen türkischen Sekretär bei Mechmed Bey:
„... Mechmed Bey war sehr erzürnt über Tefik Bey" (Oberst Lapinski) „und sprach sehr abfällig von ihm, wobei er hinzufügte, daß dieser ihm schon seit langem den Weg zu versperren suche. In der zweiten Nacht nach unserer Ankunft in Aderbi... wurde ich gegen Morgen von Mechmed Beys Reitknecht geweckt. Mechmed Bey selbst teilte mir mit, man hätte starken Kanonendonner aus der Richtung von Gelendschik gehört. Er war aufgestanden und schien unruhig... Der Bericht, daß Oberst Lapinski mit seiner ganzen Begleitung gefangengenommen worden war, gelangte, ich weiß nicht wie, nach Aderbi, bevor noch das Donnern der Kanonen aufgehört hatte. Ich hörte Mechmed Bey davon sprechen. Als später die Nachricht eintraf, daß weder der Oberst noch seine Leute zu Gefangenen gemacht worden waren, sagte Mechmed Bey sehr ärgerlich, ,daß er wahrscheinlich seine Kanonen an die Russen verkauft hätte'."
(Nr. 3) — Aussage der polnischen Offiziere und Soldaten, die in Aderbi statoniert waren:
„Einen Tag, bevor Gelendschik überrumpelt wurde, kam Mechmed Bey ins Lager und sagte, er hätte Briefe aus Konstantinopel erhalten, die ihm mitteilten, daß es ganz
und gar Oberst Lapinskis Fehler wäre, wenn sie nirgends Hilfe fänden... Er veranlaßte, daß Spirituosen an die Soldaten verteilt wurden, und machte ihnen allerlei Versprechungen, wenn sie ihren Obersten verließen und ihm folgten... Als sich später die Nachricht" (Lapinski sei gefangengenommen) „als falsch erwies, kam Mechmed Bey persönlich ins Lager und hielt eine Ansprache an die Abteilung, um sie zu bewegen, dem Obersten den Gehorsam zu verweigern. Als aber der Oberst zurückkam, behauptete er, nichts davon zu wissen. Er gab mehrere Leute preis, die sich ihm angeschlossen hatten, und ließ zu, daß sie bestraft wurden, ohne für sie einzutreten. Später, während der Abwesenheit des Obersten, bemühte sich Mechmed Bey, die Truppen mit Hilfe mehrerer Ungarn zur Meuterei zu veranlassen. Die Ungarn setzten ein Schriftstück mit Anklagen gegen den Obersten auf und versuchten, die Männer zum Unterschreiben zu bewegen. Mit Ausnahme von drei Männern, die zugaben, daß sie dazu verleitet worden waren, erklärten alle anderen unter Eid, daß ihre Unterschriften gefälscht seien... Diese Fälschung war um so leichter, als in der Abteilung nur wenige Soldaten schreiben können." (Nr. 4) - Geständnis des Bangya vor dem Kriegsgericht: „Ermüdet von dem langen Verhör lege ich der Kommission dieses Geständnis vor, das von meiner Hand geschrieben und von mir unterzeichnet ist. Ich hoffe, daß meine Richter, denen ich dadurch eine langwierige und schwierige Aufgabe erspare, um so mehr geneigt sein werden, daran zu denken, daß mit meinem Schicksal auch das Schicksal meiner unschuldigen Familie* verknüpft ist. Früher war mein Name Janos Bangya von Illosfalva; jetzt heiße ich Mechmed Bey; ich bin vierzig Jahre alt; meine Religion war die römisch-katholische, aber 1853 trat ich zum Islam über... Meine politische Tätigkeit... wurde mir von dem ehemaligen Führer meines Landes, Lajos Kossuth, diktiert... Mit Einfühpungsbriefen meines politischen Chefs versehen, kam ich am 22.Dezember 1853 nach Konstantinopel... Ich trat in die türkische Armee mit dem Range eines Obersten ein. Zu dieser Zeit erhielt ich häufig von Kossuth Briefe und Instruktionen, die die Interessen meines Landes betrafen. Zu gleicher Zeit richtete Kossuth eine Botschaft an die Ottomanische Regierung, in der er den Türken dringend nahelegte, sich vor einer Allianz mit Frankreich, England oder Österreich in acht zu nehmen, und ihnen den Rat erteilte, sich eher mit den revolutionären Italienern und Ungarn zu verbinden... Meine Instruktionen rieten mir, mich in irgendeiner Weise den Truppen anzuschließen, die dazu ausersehen waren, an den Küsten Tscherkessiens zu agieren..'. In Tscherkessien angekommen, begnügte ich mich eine Zeitlang damit, die Lage im Lande zu studieren und meine Beobachtungen meinen politischen Freunden mitzuteilen... Ich versuchte, mich Sefer Pascha anzuschließen... Meine Instruktionen rieten mir, irgendwelche offensiven Schritte von der Seite der Tscherkessen zu verhindern und mich allem ausländischen Einfluß im Lande entgegenzustellen. Kurze Zeit vor meiner Abreise aus Konstantinopel erhielt Oberst Türr, der seine Instruk
* Hiermit spielt er auf die Bangya-Familie Nr. 3 an. Er hat außer seiner islamitischen Familie in Konstantinopel eine Frau in Ungarn und eine andere in Paris.
tionen von derselben Stelle empfängt wie ich und mit dem ich jahrelang in politischer Verbindung gestanden habe, den Auftrag, sich dem griechischen Aufstand anzuschließen. General Stein" (Ferhad Pascha), „der auch zu unserer Gruppe gehört, wurde angewiesen, nach Anatolien zu gehen. Was den Plan anbelangt, Sefer Pascha attachiert zu werden, so gelang er, und sehr bald gewann ich sein volles Vertrauen, Als ich sein Vertrauen erst einmal besaß, war es leicht für mich, meine Instruktionen zu befolgen und auszuführen... Ich überzeugte Sefer Pascha, daß Tscherkessien nach dem Kriege wieder der Herrschaft des Sultans unterworfen werden würde... Den türkischen Kommandeuren gab ich zu bedenken, daß alle offensiven Maßnahmen ihrer Truppen gefährlich sein würden, da die Tscherkessen... sie in der Stunde der Gefahr verlassen würden. Die Umstände waren für mich günstig, und obgleich die Russen ihre Truppen auf den Kriegsschauplatz geschickt hatten und ihre Lirenzen ungeschützt ließen, hatten sie nicht unter ernstlichen feindlichen Einfällen der Tscherkessen zu leiden. Ich schickte regelmäßig Berichte über meine geheime Tätigkeit an meine politischen Vorgesetzten ... Zur gleichen Zeit stieß ich auf meinem Wege auf Männer und Umstände, die meinen Plänen völlig entgegengesetzt waren. Ich meine die Ankunft des Herrn Longworth, des britischen Konsuls in Anapa. Herrn Longworths Instruktionen wiesen ihn an, Sefer Pascha zu veranlassen, 6000 Tscherkessen auf Kosten Großbritanniens zu organisieren und nach der Krim zu schicken... Ich erhielt ähnliche Befehle von den türkischen Vorgesetzten, aber zu gleicher Zeit erteilten mir meine geheimen Vorgesetzten den bestimmtesten Befehl, alles zu tun, was in meiner Macht stünde, um die Mission des Konsuls zu vereiteln... In einer Unterhaltung mit Herrn Longworth... bat ich um einen Posten in der britischen Armee mit dem Range eines Obersten oder um die Geldsumme von 10000Pfd.St.... Herr Longworth dachte, mich durch ein Angebot von 50000Piaster zu gewinnen... Meine Intrige glückte. Fürst Sefer, so oft durch leere Versprechungen getäuscht, wurde argwöhnisch und verweigerte dem Konsul rundheraus, was er von seinen Leuten wünschte... Zu dieser Zeit machte ich mir den Prinzen Ibrahim Karabatir, den Sohn Sefer Paschas, zum Feind, der dazu ernannt worden war, die 6000 Tscherkessen zu befehligen... Am 21. März 1856 teilte mir Sefer Pascha mit, daß in der Volksversammlung beschlossen worden wäre, eine Abordnung an die türkische, französische und britische Regierung zu entsenden, um diese Mächte zu bitten, Tscherkessien wieder der Türkei einzuverleiben. Ich erreichte bei Sefer Pascha, daß ich mich dieser Abordnung anschließen konnte... Bei meiner Ankunft in Konstantinopel... sandte ich an meine politischen Freunde und an Kossuth einen detaillierten Bericht über die Lage in Tscherkessien... Ich erhielt als Erwiderung Instruktionen, die mir befahlen, mit Oberst Türr und General Stein Verbindung aufzunehmen und die Angelegenheiten gemeinsam mit ihnen zu führen und so viele Ungarn wie möglich daran zu beteiligen. Gleichzeitig trat ich mit Ismail Pascha in Verbindung, dem Postmeister des Ottomanischen Reiches, einem Tscherkessen von Geburt, der mir patriotisch und fähig erschien, Opfer für sein Land zu bringen. Ich beriet mit ihm die Art und Weise, in der es uns möglich wäre, nach Tscherkessien Waffen, Munition, Geräte für Waffenmeister sowie gute Offiziere und Handwerker zu senden. Aber der tatsächliche Plan der Expedition wurde zwischen
General Stein, Oberst Türr und mir abgesprochen. Hauptmann Franchini, Militärsekretär des russischen Gesandten, War bei mehreren unserer Beratungen anwesend. Das Ziel war, Tscherkessien in einer friedlichen, langsamen, aber sicheren Art und Weise für russische Interessen zu gewinnen... Wenn Tscherkessien sich erst einmal den Weisungen von General Stein und mir gefügt hätte, sollte unser Plan folgender sein: I. Irgendeinen eingeborenen Fürsten auszuwählen, der das ganze Land unter seine Herrschaft bringen würde; II. die Tscherkessen davon zu überzeugen, daß sie weder vom Sultan noch von irgendeiner anderen Macht irgendwelche Unterstützung zu erwarten hätten; III. die Bergbewohner durch Niederlagen auf dem Schlachtfeld zu demoralisieren Niederlagen, die vorher sorgfältig berechnet und vorbereitet werden sollten; IV. sie dahin zu bringen, den Zaren als ihren nominellen Souverän anzuerkennen, ohne irgendeinen Tribut zu zahlen, aber Garnisonen im Lande zuzulassen... Die nach Tscherkessien gebrachten Ungarn würden in der Umgebung des Fürsten untergebracht werden, die fähigeren würden mit den wichtigen Posten betraut werden... Häuptmann Franchini versicherte mir, daß Rußland nicht mehr fordere als augenscheinliche Unterordnung... dieZeichen kaiserlicher Gunst, Geld und russische Befehle würden das übrige tun... Am 22. September 1856 empfahl mir Ismail Pascha, für Tscherkessien mehrere hundert Polen zu verpflichten, die in Skutari kaserniert waren und einen Teil der Legion unter Zamoyski gebildet hatten... Dieser Vorschlag stimmte mit unseren Plänen nicht überein, aber es war schwierig, ihn zurückzuweisen. Ich war ehedem mit Herrn Lapinski bekannt gewesen, der mit Erfolg in Ungarn gedient hatte... Er lebte jetzt in Skutari... Wir kamen mit General Stein darin überein, daß es am besten wäre, Oberst Lapinski zu gewinnen, der absolutes Vertrauen zu mir hatte... Am 24. September gab ich Oberst Lapinski schriftlich bekannt, daß die tscherkessischen Patrioten an ihn appellierten, ein polnisches Korps in Tscherkessien zu bilden. Der Oberst verlangte als Erwiderung Waffen und Ausrüstung für 700 Polen... Wir berieten später zusammen General Stein, Türr, Franchini und ich und es wurde beschlossen, daß Türr sich nach England begeben sollte, um Werkzeuge und Maschinen zur Herstellung von Patronen zu kaufen, daß er aber irgendwelche Waffenlieferungen verzögern sollte. Wir wollten uns erst der Polen versichern, ehe wir ihnen Waffen gaben... Die ernsten Vorstellungen von Oberst Lapinski... nötigten mich, die Abreise zu beschleunigen, obwohl ich nicht die Mittel hatte, die ungarischen Offiziere, die ich engagiert hatte, mit mir zu nehmen... Im Januar 1857 erhielt ich Briefe und Instruktionen von Kossuth und meinen anderen politischen Freunden. Mein Plan wurde gebilligt... Kurze Zeit vor meiner Abreise wurde eine deutliche Abkühlung in den Beziehungen zwischen mir und General Stein vorgetäuscht. Ich wollte meine Abreise immer noch verzögern, damit einige Ungarn mit mir reisen könnten, aber Hauptmann Franchini erklärte, daß kein Tag verloren werden dürfte. Die Expedition sei das Gespräch von ganz Konstantinopel geworden, und wenn die russische Botschaft nicht dazwischentrete, könnte sie wegen Mittäterschaft angeklagt werden. Am 15. Februar schiffte sich Oberst Lapinski an Bord des englischen Dampfers .Kangaroo* ein. Ich ging gleichfalls an Bord... Bei
meiner Ankunft in Dob" (dem russischen Kabardinsk) »richtete ich Briefe an Sefer Pascha, an den Naib und an die anderen Stammesoberhäupter; in diesen Briefen kündigte ich mich als Abgesandten Seiner Kaiserlichen Majestät des Sultans an, der die Militärstreitkräfte von Tscherkessien befehligen sollte... Das Verhalten von Oberst Lapinski war nicht sehr berührend für mich... Einige Wort, pn narli Aar Anl^itnfr JÄC polnischen Detachements inShapsucho" (dem russischen Fort Tenginsk), „der Residenz Sefer Paschas» traf Herr Römer auf der mit Waffen und M. imtion beladenen Brigg, die wir im Bosporus zurückgelassen hatten, in Dob ein ... Der plötzliche Einfall der Russen bei Attakum im Mai brachte Tausende von tscherkessischen Kriegern aus allen Teilen des Landes zusammen. Zum ersten Mal sahen die Tscherkessen, wie ihre eigene Artillerie mit Erfolg die russische Artillerie angriff. Dieses Gefecht, an sich recht unwichtig, gab mir und dem polnischen Detachement Bedeutung... Ich nahm den Vorteil der Stimmung der Leute für mich wahr, um meine Rolle zu spielen; ich stellte mich öffentlich als den Gesandten des Sultans vor; ich forderte unbedingten Gehorsam... Später erfuhr ich, daß Oberst Lapinski mit ganzer Kraft daran arbeitete, meine Pläne zunichte zu machen... Ich bemühte mich, Anhänger unter den Offizieren und Leuten seines Detachements zu gewinnen, und da die Situation des Korps prekär war, schrieb ich das dem Versagen ihres Kommandeurs zu... Die Beschlagnahme einiger Sandalen1 durch ein russisches Schiff in den Häfen Sudjak und Gelendschik gab mir Gelegenheit, den Oberst in eine gewisse Entfernung vom Kriegsschauplatz bei Attakum zu versetzen und ihn vollständig zu isolieren... Einige Tage später erhielt ich von Oberst Lapinski einen Brief, in dem er mir mitteilte, daß in Gelendschik keine Truppen seien und daß seine Stellung nicht zu halten wäre... Ich ging selbst nach Gelendschik, und an Ort und Stelle legte mir Oberst Lapinski die Gefährlichkeit seiner Position und die drohende Gefahr eines Angriffes der Russen dar. Neun Tage später wurde seine Voraussage Wirklichkeit... Die Agitation, die ich unter den Offizieren und Soldaten in Aderbi während und nach der Katastrophe von Gelendschik betrieb, war einfach die Folge meines Entschlusses, Zwiespalt zwischen dem Detachement und Oberst Lapinski zu säen... Durch Emissäre ließ ich unter den Tscherkessen Gerüchte verbreiten, daß er die Kanonen an die Russen verkauft hätte... Ich ließ mich durch die gespielte Aufrichtigkeit des Obersten hinters Licht führen, der mich in Wahrheit mit größerer Wachsamkeit als je beobachtete... In Ubereinstimmung mit meinen Instruktionen sollte ich Beziehungen zu dem russischen General herstellen... Mein anonymer Brief, der gegenwärtig in den Händen der Kommission ist, sollte einen regulären Briefwechsel einleiten, aber durch die Dummheit des russischen Kommandeurs ist er in Ihre Hände gefallen... Ganz plötzlich warf Oberst Lapinski die Maske ab und erklärte mir bei Sefer Pascha schroff, daß er mich weder als seinen Vorgesetzten noch als Militärkommandanten in Tscherkessien anerkenne, brach jeden Verkehr mit mir ab... richtete auch einen
1 schmaler zweimastiger Boote
Teigesbefehl in diesem Sinne an das polnische Detachement. Ich versuchte, ihn durch einen anderen Tagesbefehl abzusetzen, der an die Soldaten gerichtet war, aber meine Bemühungen waren vergeblich... gez.: Mechmed Bey."
(Nr.5)—Brief des Janos Bangya an den General Philipson: „Läge es nicht im Interesse Rußlands, Tscherkessien zu befriedigen? Es ist vielleicht möglich, die Ebenen von Tscherkessien für kurze Zeit mit enormen Opfern zu erobern, aber die Berge und die natürlichen Befestigungen werden niemals erobert werden. Die russischen Kanonen haben ihre Wirkung verloren. Die tscherkessische Artillerie wird der russischen mit genügendem Erfolg antworten. Die Tscherkessen sind nicht mehr, was sie vor fünf Jahren waren; unterstützt durch eine kleine reguläre Streitmacht, kämpfen sie genau so gut wie die russischen, Truppen, und für ihre Religion und ihr Land werden sie bis zum letzten Mann kämpfen. Wäre es nicht besser, den Tscherkessen eine Art Scheinfreiheit zu gewähren, Tscherkessien einem nationalen Fürsten zu unterstellen und diesen Fürsten unter die Schirmherrschaft des russischen Zaren zu stellen? Mit einem Wort, aus Tscherkessien ein anderes Georgien oder etwas in dieser Art zu machen? Ist Tscherkessien erst einmal eng ein Rußland gebunden, dann stehen die Straßen Anatoliens und Indiens den Russen offen. Sapienti sat. wäre möglich, Verhandlungen auf dieser Basis zu eröffnen. Überlegen und antworten Sie." (Nr. 6) - Urteil, 20. Januar 1858: „Nach Verlesen des Geständnisses von Oberst Mechmed Bey auf den Sitzungen vom 2., 3., 4., 5., 6., 7. und 1 I.Januar; nach Anhören der Zeugenaussagen auf der Sitzung vom 9.Januar erklärt das Kriegsgericht auf seiner heutigen Sitzung Mechmed Bey auf Grund seines Geständnisses und der Zeugenaussagen des Landesverrats und der Geheimkorrespondenz mit dem Feinde für überführt; erklärt ihn für ehrlos, seines Ranges in diesem Lande verlustig und verurteilt ihn zum Tode - einstimmig. Gez.: Jacob Beckert, Soldat; Philipp Terteltaub, Kanonier; Mathias Bedneizek, Sergeant; Otto Linovski, Artillerist; Franz Stock, Unterleutnant; Anton Krysciewicz, Unterleutnant; Michael Marecki, Leutnant; Leon Zawadski, Artillerist; Stanislas Tanckowski, Gefreiter; John Hamaniski, Sergeant; Alexander Michicki, Feldwebel; Casimir Wystocki, Unterleutnant; Josef Aranoski, Leutnant; Peter Stankiewicz, Hauptmann; Theophil Lapinski, Oberst." Den obigen Dokumenten haben wir lediglich hinzuzufügen, daß Sefer Pascha nicht geneigt war, das Todesurteil an einem Mann vollstrecken zu lassen, der den Rang eines Obersten in der Armee des Sultans innehatte, und daß er ihn daher nach Trapezunt eskortieren ließ. Die Ungarn in Konstantinopel erklärten Mechmed Beys Verräterei für eine reine Verleumdung, aber
1 Genug für den Verständigen. 3,1 Marz/Engels, Werke, Bd. 12
die polnischen Offiziere protestierten sofort gegen diese Behauptung und drohten mit einer eventuellen Veröffentlichung der Dokumente, die sich auf diese Affäre beziehen. Wir veröffentlichen sie nun im Auszug, da sie den bei weitem interessantesten Beitrag zur Geschichte des tscherkessischen Krieges k:u UllUClli Hinsichtlich des Verhaltens der russischen Botschaft während dieser Affäre können wir folgende Tatsachen hinzufügen: Es war in Konstantinopel allgemein bekannt, daß die „Kangaroo" gemietet war, um Truppen und Vorräte nach Tscherkessien zu bringen. Die russische Botschaft ließ jedoch nicht ein Wort in bezug auf diese Expedition gegenüber der Pforte fallen; aber am gleichen Tage, als die „Kangaroo" den Bosporus hinter sich ließ, richtete der russische Botschafter einen Protest an die Pforte und veranlaßte, daß eine Untersuchung eingeleitet wurde, um die Anstifter der Expedition ausfindig zu machen. Man machte alle Anstrengungen, um Graf Zamoyski, der zu dieser Zeit in Konstantinopel war, in die Angelegenheit hineinzuziehen; aber das mißlang gründlich. Dann wurden, anscheinend auf Verlangen Rußlands, General Stein und Ismail Pascha in die Verbannung geschickt, weil sie in die Sache verwickelt waren. Nach einer Verbannung von einigen Monaten wurde anläßlich eines Festtages in der russischen Zarenfamilie, wieder auf Verlangen der russischen Botschaft, General Stein und Ismail Pascha gestattet, nach Konstantinopel zurückzukehren» Aus dem Englischen.
Karl Marx [Die Proklamation Cannings und die Frage des Grundeigentums in Indien]
[„New-York Daily Tribüne" Nr.5344 vom 7. Juni 1858, Leitartikel] Lord Cannings Proklamation[373J über Audh - einige wichtige Dokumente, die sich darauf beziehen, haben wir am Sonnabend veröffentlicht[3793 - hat die Diskussion über den Grundbesitz in Indien Wiederaufleben lassen, einen Gegenstand, über den es in vergangenen Zeiten große Auseinandersetzungen und Meinungsverschiedenheiten gegeben hat. Mißverständnisse darüber hätten, so wird behauptet, zu sehr ernsten praktischen Fehlern in der Verwaltung jener Teile Indiens geführt, die unmittelbar unter britischer Herrschaft stehen[38°3. Der Angelpunkt in diesem Streit ist die Frage, welche genaue Stellung die Samindare[251], Talukdare oder Sirdare[381], wie sie genannt werden, im ökonomischen System Indiens einnehmen? Sind sie eigentlich als Grundbesitzer oder als bloße Steuereinnehmer anzusehen? Es herrscht Übereinstimmung darüber, daß in Indien^ wie in den meisten Ländern Asiens, das höchste Eigentumsrecht an Grund und Boden dem Staat gehört. Während jedoch eine Partei in diesem Streit darauf besteht, daß der Staat als ein Grundbesitzer anzusehen ist, der das Land in Parzellen den Bebauern verleiht, behauptet die andere Seite, daß im Grunde genommen das Land in Indien genauso Privateigentum ist wie in jedem anderen Land; denn das angebliche Eigentum des Staates sei nichts weiter als die Herleitung des Besitztitels vom Souverän, wie sie theoretisch in allen Ländern anerkannt wird, deren Gesetze auf dem Feudalrecht beruhen, und wie sie dem Wesen nach in jedem beliebigen Land darin anerkannt wird, daß der Staat befugt ist, Bodensteuern gemäß seinen Bedürfnissen zu erheben, ganz unabhängig von allen Erwägungen - außer solchen rein politischer Natur ob es den Eigentümern genehm ist. Gibt man jedoch zu, daß der Landbesitz in Indien Privateigentum ist, das sich auf einen genauso soliden und rechtskräftigen Privateigentumstitel stützt 31*
wie Land in anderen Staaten, wer soll dann als der wirkliche Eigentümer angesehen werden? Es gibt zwei Parteien, für die dieser Anspruch erhoben worden ist. Eine dieser Parteien ist die Klasse, die als Samindare und Talukdare bekannt ist, von denen man angenommen hat, daß sie eine Stellung ähnlich der des Landadels und der Gentry in Europa einnehmen. Sie sollen in der Tat die wirklichen Eigentümer des Landes sein, die einer gewissen Abgabepnicht der Regierung gegenüber unterworfen sind, und haben ais Eigentümer das Recht, nach Gutdünken die eigentlichen Bebauer zu verjagen, die unter diesem Gesichtspunkt so betrachtet werden, als stünden sie in der Position bloßer Pächter, denen jederzeit gekündigt werden kann und die zu jeder Zahlung im Wege der Pacht verpflichtet sind, deren Auferlegung die Samindare für richtig halten. Dieser Gesichtspunkt, der natürlich übereinstimmte mit den englischen Vorstellungen über die Bedeutung und Notwendigkeit eines Landadels als des Hauptpfeilers der gesellschaftlichen Struktur, wurde vor siebzig Jahren unter Generalgouverneur Lord Cornwallis zur Grundlage der berühmten Landveranlagung von Bengalen gemacht13821 - einer Veranlagung, die immer noch in Kraft ist, die jedoch, wie von vielen behauptet wird, dem Staat ebenso wie den tatsächlichen Bebauern großes Unrecht zugefügt habe. Ein gründlicheres Studium der Einrichtungen Hindustans im Zusammenhang mit den sozialen und politischen Ungehörigkeiten, die von der Veranlagung in Bengalen herrühren, hat der Ansicht Geltung verschafft, daß nach den ursprünglichen Bräuchen der Hindus das Eigentumsrecht an Grund und Boden bei den Dorfgemeinden läge, die die Befugnis hatten, ihn zur Bearbeitung an Einzelpersonen zu verteilen, während die Samindare und Talukdare ursprünglich nichts weiter als Regierungsbeamte waren, eingesetzt, um die fälligen Abgaben des Dorfes zu überwachen, einzusammeln und an den Fürsten zu zahlen. Diese Ansicht hat zu einem beträchtlichen Grade die Landpacht- und Steuerveranlagung beeinflußt, die in den letzten Jahren in den indischen Provinzen vorgenommen worden ist und deren unmittelbare Verwaltung die Engländer übernommen haben. Von den ausschließlichen Eigentumsrechten, wie sie die Talukdare und Samindare in Anspruch nehmen, war man der Ansicht, daß sie ursprünglich auf Kosten des Staates und der Bauern usurpiert worden sind, und es sind alle Anstrengungen gemacht worden, um sie, die wie ein Alpdrück auf den wirklichen Bebauern des Bodens und auf der allgemeinen Weiterentwicklung des Landes lasten, loszuwerden. Da jedoch diese middle men1 die Verjährung für sich in Anspruch nehmen konnten, welchen Ur
1 Pächter von großen Ländereien, die sie in kleinen Teilen wieder verpachteten
sPünings auch ihre Rechte sein mochten, mußten ihre Ansprüche bis zu einem gewissen Grade als legal anerkannt werden, wie beschwerlieh, willkürlich und drückend sie auch für das Volk sein mögen. In Audh hatten es unter der schwachen Herrschaft der eingeborenen Fürsten diese feudalen Grundbesitzer sehr weit darin gebracht, die Ansprüche der Regierung ebenso wie die Rechte der Bebauer zu beschneiden; und als diese Angelegenheit nach der kürzlich erfolgten Annexion dieses Königreiches überprüft wurde, gerieten die mit der Veranlagung beauftragten Bevollmächtigten bald in einen sehr scharfen Streit mit ihnen über den wirklichen Umfang ihrer Rechte. Hieraus ergab sich auf ihrer Seite ein Zustand der Unzufriedenheit, der sie gemeinsame Sache mit den aufständischen Sepoys machen ließ. Von denjenigen, die zu der oben angedeuteten Politik neigen - und zwar zu einem System der dörflichen Veranlagung, nach dem die wirklichen Bebauer mit einem Eigentumsrecht an Grund und Boden ausgestattet sind, das stärker ist als das der middle men, über die der Staat seinen Anteil am Bodenertrag erhält -, wird die Proklamation von Lord Canning als günstige Gelegenheit verteidigt, die die Lage ausnutzt, in die sich die große Masse der Samindare und Talukdare selbst gebracht hatte, eine Gelegenheit, um die Tür zu öffnen für die Einführung von weit umfassenderen Reformen, als sie sonst möglich gewesen Wären; denn das durch jene Proklamation konfiszierte Eigentumsrecht sei nur das Samindari- oder Talukdari-Recht und beträfe nur'einen sehr kleinen Teil der Bevölkerung und keineswegs die wirklichen Bebauer. Läßt man jegliche Frage nach Gerechtigkeit und Menschlichkeit beiseite, so paßt der Standpunkt, den andererseits die Regierung Derby zu Lord Cannings Proklamation einnimmt, ziemlich genau zu den allgemeinen Prinzipien, die die Tory- oder Konservative Partei über die Heiligkeit verliehener Rechte und die Wichtigkeit der Aufrechterhaltüng aristokratischen Landbesitzes vertritt. Wenn sie vom Landbesitz im eigenen Lande spricht, bezieht sie s ich stets mehr auf die Grundherren und Pachtempfänger als auf die Pachtzahler und auf die wirklichen Bebauer; und deshalb ist es nicht überraschend, (laß sie die Interessen der Samindare und Talukdare, so klein auch ihre tatsächliche Zahl ist, mit den Interessen der großen Masse des Volkes gleichsetzt. Hier besteht in der Tat eine der größten Unbequemlichkeiten und Schwierigkeiten in der Beherrschung Indiens von England aus, daß nämlich Ansichten über indische Probleme der Beeinflussung durch typisch englische Vorurteile oder Gefühle unterliegen, die auf einen Gesellschaftszustand und eine Lage der Dinge angewendet werden, mit denen sie faktisch sehr wenig
gemein haben. Lord Canning verteidigt in seiner heute veröffentlichten Depesche sehr einleuchtend die politische Linie seiner Proklamation gegen die vom Bevollmächtigten für Audh, Sir James Outram, erhobenen Einwände, obwohl es scheint, daß er den Vorstellungen Outrams insofern entgegengekommen ist. als er einen abschwächenden Satz in die Proklamation eingefügt hat, der in dem nach England abgesandten Originalentwurf nicht enthalten war, auf den sich Lord Ellenboroughs Depesche gestützt hatte[383]. Lord Cannings Meinung zu der Frage, in welchem Licht man das Verhalten der Grundbesitzer in Audh bei der Teilnahme am Aufstand betrachten müsse, unterscheidet sich anscheinend nicht sehr von der Sir James Outrams und Lord Ellenboroughs. Er legt dar, daß sich die Stellung der Grundbesitzer nicht nur wesentlich von der der meuternden Sepoys unterscheidet, sondern auch von der Stellung der Einwohner aufständischer Bezirke, die schon länger unter britischer Herrschaft standen. Er räumt ein, daß sie mit Recht erwarten, als Personen behandelt zu werden, die zu dem von ihnen beschrittenen Weg herausgefordert worden sind; doch gleichzeitig beharrt er darauf, daß ihnen klar gemacht werden muß, man könne seine Zuflucht nicht zur Rebellion nehmen, ohne ernsthafte Folgen für sich selbst heraufzubeschwören. Wir werden bald erfahren, welche Wirkung die Proklamation gehabt hat und ob Lord Canning oder Sir James Outram in der Vorwegnahme ihrer Ergebnisse der Wahrheit näher war.
Geschrieben am 25. Mai 1858. Aus dem Englischen.
Karl Marx [Die Finanzmanöver Bonapartes Der Militärdespotismus]
[„New-York Daily Tribüne" Nr. 5348 vom 11. Juni 1858] Paris, 27.Mai 1858 Der Verfallszustand der bonapartistischen Staatskasse kann nicht länger bestritten werden. Er ist von dem „Retter des Eigentums"l361] selbst offen verkündet worden. Anders kann man das Rundschreiben des Generals Espinasse an die französischen Präfekten nicht erklären, das diese aufruft, ihren Einfluß und „wenn nötig, ihre Macht" zu gebrauchen, damit die Kuratoren von Hospitälern und anderen wohltätigen Einrichtungen den Grundbesitz, aus dem sie ihre Einkünfte beziehen, in dreiprozentige Konsols verwandeln. Dieses Vermögen beläuft sich auf 100 000000 Dollar, aber bringt, wie es Bonaparte im Namen der Armen beklagt, nicht mehr als 21/2 Prozent ein. Wenn man es in Staatspapieren anlegte, würde sich das Einkommen um mindestens die Hälfte vermehren. In seiner väterlichen Besorgnis forderte Bonaparte kürzlich den Staatsrat auf, ein Gesetz vorzulegen, das diese Umwandlung des Grundbesitzes der wohltätigen Einrichtungen in Staatspapiere vorsieht; aber so merkwürdig es auch klingt, sein eigener Staatsrat weigerte sich hartnäckig, den Wink zu befolgen. Was er also auf dem legislativen Wege nicht erreichen konnte, versucht er nun auf dem „exekutiven Wege" durch einen militärischen ordre du jour1 zu erreichen. Einige Leute sind dumm genug und glauben, daß er mit diesem Manöver lediglich die Staatsschulden vermehren will. Nichts kann irriger sein als dies. Wenn man den obenerwähnten Grundbesitz zu seinem Nominalwert von 100 000 000Dollar verkaufte, so würde natürlich ein großer Teil dieses Kaufgeldes aus dem Kapital stammen, das bisher in Konsols und anderen Staatspapieren angelegt ist, so daß die künstlich geschaffene Nachfrage nach Staatspapieren dadurch
1 Tagesbefehl
befriedigt würde, daß diese haufenweise auf den offenen Markt geschleudert werden. Die Operation könnte sogar zu einer weiteren Depression des Wertpapiermarktes führen. Bonapartes Plan hat jedoch einen viel robusteren und verständlicheren Charakter. Fijr die 100 000 000 Dollar Grundbesitz will er für 100 000 000 Dollar neue rentes1 schaffen. Mit der einen Hand möchte er von den wohltätigen Einrichtungen Besitz ergreifen und mit der anderen sie dadurch entschädigen, daß er einen Scheck auf das „grand Iivre" ~ der Nation ausstellt. Bei einer früheren Gelegenheit, als wir das französische Bankgesetz von 1857 untersuchten3, gingen wir auf die enormen Privilegien ein, die Bonaparte der Bank auf Kosten des Staates gewährt hatte, um sich ein erbärmliches Darlehen von 20-000 000 Dollar zu sichern. Wir betrachteten dieses Bankgesetz als einen finanziellen Notruf des Retters der Gesellschaft; aber seit dieser Zeit sind die Katastrophen, die über den französischen Handel, die Industrie und die Landwirtschaft hereingebrochen, auf die Staatskasse niedergeprasselt, deren Ausgaben ohnehin in erschreckendem Maße gewachsen sind. Die verschiedenen Ministerien fordern 1858 tatsächlich 79 804 004 Francs mehr als 1855; allein die Ausgaben für die Armee betragen 51 Prozent der Gesamteinnahmen des Landes. Der Credit mobiiier1325, der außerstande ist, seinen eigenen Aktionären eine Dividende zu zahlen, und dessen letzter Bericht bei näherer Prüfung einen beträchtlichen Uberhang der Passiva über die Aktiva aufweist, kann nicht wie 1854 und 1855 Rettung bringen und bei der Aufnahme von Anleihen auf „demokratischer" Grundlage helfen. Es bleibt nun Bonaparte nichts weiter übrig, als auch in Finanzangelegenheiten, ebenso wie früher in politischen Angelegenheiten, zu den ursprünglichen Prinzipien des coup d'etat zurückzukehren. Die Finanzpolitik, die mit dem Diebstahl von 25 000 000 Francs aus den Kellern der Bank begann und mit der Konfiskation der Güter des Hauses Orleans fortgesetzt wurde, soll nun durch die Konfiskation des Vermögens wohltätiger Einrichtungen eine weitere Entwicklung erfahren. Diese letzte Operation würde jedoch Bonaparte eine seiner Armeen kosten, seine Armee der Priester, die bei weitem den größten Teil der wohltätigen Einrichtungen verwalten. Schon wagt der „Univers0, zum ersten Mal seit dem coup d'etat, dem Retter der Gesellschaft offen zu widersprechen, und er beschwört sogar den „Siecle"1384 J, mit ihm gemeinsame Sache zu machen gegen diesen beabsichtigten Eingriff in das „Privateigentum". Während der „älteste Sohn der Kirche"4 in diese ziemlich zweideutige
1 Staatsräten - 2 „Hauptbuch der Staatsschuld" - 3 siehe vorl. Band, S. 222-225 - 4 Napoleon III. 5
Stellung zu seiner heiligen Armee geraten ist, droht gleichzeitig seine höchst weltliche Armee widerspenstig zu werden. Wenn er sich wirklich allen Ernstes in die Belustigungen solcher Helden wie der Herren de Mercy, Leaudais und Hyenne einmischen sollte, wird er seinen Halt bei dem einzigen Teil der Armee verlieren, auf den er sich verlassen kann. Gestattet er hingegen dieser prätorianischen13061 Korruption, die er seit den Tagen des Lagers von Satory13131 so systematisch gefördert hat, daß sie offen ihre freche Stirn erhebt, so wird es mit aller Disziplin aus sein, und die Armee wird sich unfähig erweisen, einem Stoß von außen standzuhalten. Noch ein solches Ereignis wie die Ermordung des Redakteurs des „Figaro"1385 und dieser Stoß wird stattfinden. Die allgemein vorherrschende Erbitterung kann man aus der einen Tatsache ersehen, daß etwa 5000 junge Männer zu den Büros des „Figaro" strömten, als die Nachricht vom Duell nach Paris gelangte, und verlangten, daß man sie als Männer registriere, die bereit seien, es mit jedem Unterleutnant aufzunehmen, der sich zum Kampf stellen würde. Der „Figaro" ist natürlich selbst eine bonapartistische Schöpfung, welche an der Spitze jener Literatur des Skandals, der chantage1 und der persönlichen Verleumdung steht, die gleich nach der gewaltsamen Unterdrückung der politischen Presse emporschoß und die auf dem Boden und in der Atmosphäre des kleineren Kaiserreiches alle Bedingungen für ein üppiges Wachstum vorfand. Die Ironie der Geschichte drückt sich besonders fein darin aus, daß ausgerechnet der mörderische Streit zwischen den literarischen und militärischen Vertretern des bonapartistischen Hochstaplergesindels als Signal für den herannahenden Konflikt dienen wird.
Aus dem Englischen;
1 Erpressung
Friedrich Engels [Der Aufstand in Indien]
[„New-York Daily Tribüne" Nr. 5351 vom 15. Juni 1858, Leitartikel] Trotz der großen militärischen Operationen der Engländer bei der Einnahme zuerst Delhis und dann Lakhnaus, die nacheinander die Hauptzentren des Sepoy-Aufstandes waren, ist die Befriedung Indiens noch längst nicht abgeschlossen. In der Tat, man kann fast sagen, daß sich die wirkliche Schwierigkeit der Lage erst jetzt zu zeigen beginnt. Solange sich die aufständischen Sepoys in großen Massen konzentrierten, solange es sich um Belagerungen und regelrechte Schlachten großen Ausmaßes handelte, waren die englischen Truppen durch ihre gewaltige Überlegenheit bei derartigen Operationen in jeder Hinsicht im Vorteil. Doch bei dem neuen Charakter, den der Krieg jetzt annimmt, wird dieser Vorteil wahrscheinlich in hohem Grade verlorengehen. Die Einnahme Lakhnaus bedeutet noch nicht die Unterwerfung von Audh; und selbst die Unterwerfung von Audh würde nicht die Befriedung Indiens bedeuten. Über das ganze Königreich Audh verstreut liegen viele mehr oder weniger bedeutende Festungen; obwohl vielleicht keine einem förmlichen Angriff lange standhalten würde, wird es nicht nur ein sehr langwieriger Prozeß sein, diese Forts nacheinander einzunehmen, sondern auch ihre Eroberung wird von relativ weit größeren Verlusten begleitet sein als Operationen gegen so große Städte wie Delhi und Lakhnau. Aber es ist nicht nur das Königreich Audh, das erobert und befriedet werden muß. Die geschlagenen und aus Lakhnau vertriebenen Sepoys haben sich zerstreut und sind in alle Richtungen.geflohen. Ein großer Haufe hat in den noch völlig in den Händen der Aufständischen gebliebenen Berggebieten von Rohilkand im Norden Unterschlupf gefunden. Andere flohen in östlicher Richtung nach Gorakhpur - und es ist jetzt notwendig geworden, diesen Bezirk, obwohl er von den britischen Truppen auf ihrem Marsch nach Lakhnau durchquert worden war, zum zweiten Mal zurückzuerobern. Vielen anderen
ist es gelungen, sich in südlicher Richtung bis nach Bandelkand hinein durchzuschlagen. Es scheint tatsächlich eine Kontroverse über die beste Art des Vorgehens entstanden zu sein ebenso wie darüber, ob es nicht besser gewesen wäre, zuerst alle außenliegenden Bezirke zu unterwerfen, die den Aufständischen Schutz bieten konnten, bevor man Operationen gegen ihre in Lakhnau versammelte Hauptmacht richtete. Dies soll der vom Militär bevorzugte Operationsplan gewesen sein. Man kann sich jedoch schwer vorstellen, wie bei der beschränkten Truppenzahl, die den Engländern zur Verfügung stand, jene umliegenden Bezirke so hätten besetzt werden können, wie es erforderlich war, um zu verhindern, daß sich die fliehenden Sepoys nach ihrer endgültigen Vertreibung aus Lakhnau dorthin durchschlagen oder daß sich, wie im Falle von Gorakhpur, die Rückeroberung der Gebiete notwendig macht. Nach der Einnahme Lakhnaus haben sich anscheinend die Hauptkräfte der Aufständischen auf Bareilly zurückgezogen. Es wird behauptet, daß sich Nana Sahib dort befände. Man hat es für notwendig erachtet, gegen diese Stadt und diesen Bezirk, der über hundert Meilen nordwestlich von Lakhnau gelegen ist, einen Sommerfeldzug zu unternehmen, und nach den letzten Berichten befand sich Sir Colin Campbell selbst auf dem Marsch dorthin. Inzwischen scheint sich jedoch ein Guerillakrieg nach verschiedenen Richtungen hin auszubreiten. Während die Truppen nach dem Norden abgezogen werden, überschreiten versprengte Teile aufständischer Truppen den Ganges nach Doab, unterbrechen die Verbindung mit Kalkutta und setzen durch ihre Verwüstungen die Bauern außerstande, ihre Bodensteuer zu zahlen, oder verschaffen ihnen zumindest einen Vorwand, es nicht zu tun. Selbst die Einnahme von Bareilly wird noch bei weitem nicht diesen Übeln abhelfen, sondern sie womöglich verschlimmern. Gerade in dieser planlosen Kriegführung liegt der Vorteil für die Sepoys. Sie können die englischen Truppen während des Marsches in genau demselben Maße schlagen, wie die Engländer sie im Gefecht schlagen können. Eine englische Kolonne kann keine zwanzig Meilen am Tage vorrücken; eine Sepoy-Truppe kann vierzig, und wenn sie sich sehr anstrengt, sogar sechzig Meilen marschieren. Diese Schnelligkeit der Bewegung verleiht den Sepoy-Truppen ihren größten Wert, und das, zusammen mit ihrer Fähigkeit, das Klima zu ertragen, und der verhältnismäßigen Leichtigkeit, sie zu verpflegen, macht sie für die Kriegführung in Indien unentbehrlich. Der Verschleiß an englischen Truppen im Dienst und besonders in einem Sommerfeldzug ist ungeheuer. Der Mangel an Leuten ist bereits ernstlich spürbar. Vielleicht wird es notwendig, die fliehenden Aufständischen von einem Ende Indiens zum anderen zu jagen.
Diesem Zweck würden europäische Truppen kaum genügen, während die Berührung der umherstreifenden Aufständischen mit den bisher treugebliebenen Eingeborenenregimentern von Bombay und Madras zu neuen Erhebungen führen könnte. Selbst wenn keine neuen Meuterer hinzukommen, sind noch immer nicht weniger als hundertfünfzigtausend bewaffnete Männer im Felde, während die unbewaffnete Bevölkerung den Engländern weder Unterstützung noch Nachrichten zukommen läßt. Unterdessen droht durch das Ausbleiben des Regens in Bengalen eine Hungersnot - ein in diesem Jahrhundert unbekanntes Unheil, doch in früheren Zeiten und sogar schon unter der englischen Besetzung die Quelle schrecklicher Leiden.
Geschrieben Ende Mai 1858. Aus dem Englischen.
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Friedrich Engels
i [Die englische Armee in Indien]
[„New-York Daily Tribüne" Nr. 5361 vom 26. Juni 1858, Leitartikel] Unser indiskreter Freund, Herr William Russell von der Londoner „Times", ließ sich kürzlich durch seine Vorliebe für das Malerische dazu verleiten, die Plünderung Lakhnaus zum zweiten Mal zu veranschaulichen, in einem Maße, daß andere Völker dies nicht als sehr schmeichelhaft für den britischen Charakter ansehen werden. Es scheint nun, daß auch Delhi in einem sehr beträchtlichen Umfang „geplündert" worden ist und daß außer dem Kaisar Bagh die Stadt Lakhnau allgemein dazu beigetragen hat, den britischen Soldaten für seine vorhergehenden Entbehrungen und heroischen Anstrengungen zu entschädigen. Wir zitieren Herrn Russell: „Es gibt Kompanien, die sich rühmen können, in ihren Reihen gemeine Soldaten mit einem Vermögen von mehreren tausend Pfund Sterling zu haben. Ich hörte von einem Mann, der einem Offizier selbstzufrieden angeboten hatte, »jede beliebige Summe zu leihen, die er benötige, falls er den Hauptmann bestechen wolle*. Andere übersandten ihren Freunden große Summen. Vor Eintreffen dieses Briefes in England werden so mancher Diamant, so mancher Smaragd und so manche kostbare Perle ihre Geschichte von der Erstürmung und Plünderung des Kaisar Bagh auf eine ruhige und gefällige Art erzählt haben. Glücklicherweise sahen die schönen Trägerinnen nicht... wie der glitzernde Tand erworben, oder unter welchen Umständen die Schätze geraubt wurden... Einige dieser Offiziere haben buchstäblich ihr Glück gemacht... Es gibt da gewisse Kästchen in schabigen Uniformkoffern, die Landgüter in Schottland und Irland enthalten, sowie ansehnliche Fischgründe und Jagdreviere in jedem an Wild oder an Lachs reichen Winkel der Erde." Dies also erklärt die Inaktivität der britischen Armee nach der Eroberung Lakhnaus. Die dem Plündern gewidmeten vierzehn Tage wurden gut ausgenutzt. Arm und verschuldet gelangten Offiziere und Soldaten in die Stadt, und plötzlich reich geworden, kamen sie heraus. Es waren nicht mehr dieselben Menschen; von ihnen wurde jedoch erwartet, daß sie zu ihrem früheren Militärdienst zurückkehrten, zu Unterordnung, schweigendem Gehorsam,
Strapazen, Entbehrung und Kampf. Aber damit ist es vorbei. Eine Armee, die sich zum Plündern aufgelöst hat, ist für immer verwandelt; kein Kommandowort, kein Ansehen des Generals kann sie wieder zu dem machen, was sie vorher war. Hören wir wieder Herrn Russell: „Es ist seltsam zu beobachten, wie Reichtum Krankheiten hervorruft, wie einem durch Beute die Leber anschwillt, und was für furchtbare Verheerungen in der Familie, unter den Nächsten und Teuersten, durch ein paar Kohlenstoffkristalle angerichtet werden können... Das Gewicht des Gürtels um die Hüfte des gemeinen Soldaten, voller Rupien und Gold-Mohurs gibt ihm die Gewißheit, daß sein Traumbild (von einem behaglichen Auskommen in der Heimat) erfüllt werden kann, und es ist kein Wunder, daß er das Kommando .Antreten, Antreten!* übel aufnimmt... Zwei Schlachten, zwei Anteile am Beutegeld, die Plünderung zweier Städte und viele Gelegenheitseinkünfte haben manche unserer Männer zu reich gemacht für den unbeschwerten Soldatenberuf." Es entspricht dem völlig, wenn wir vernehmen, daß über 150 Offiziere Sir Colin Campbell um ihren Abschied ersucht haben - ein wirklich ganz einzigartiges Vorgehen in einer vor dem Feind stehenden Armee, ein Vorgehen, das in jeder anderen Armee innerhalb vierundzwanzig Stunden Kassation und andere strengste Bestrafung nach sich ziehen würde, die jedoch, so vermuten wir, in der britischen Armee als eine Handlung angesehen wird, die einem „Offizier und Gentleman", der plötzlich sein Glück gemacht hat, sehr angemessen ist. Was die gemeinen Soldaten angeht, so steht die Sache mit ihnen anders. Beute erzeugt das Verlangen nach mehr; und wenn keine indischen Schätze mehr für diesen Zweck zur Hand sind, warum nicht die der britischen Regierung plündern? Dementsprechend schreibt Herr Russell: „Da sind auf verdächtige Art und Weise zwei Geldkarren unter europäischer Bewachung umgestürzt worden, wobei einige Rupien verschwunden sind; und die Zahlmeister bevorzugen ganz offen Eingeborene für den heiklen Dienst als Begleitschutz!" Das ist wirklich sehr gut. Der Hindu oder Sikh ist besser diszipliniert, weniger diebisch, weniger habgierig als jenes unvergleichliche Vorbild eines Kriegers, der britische Soldat! Doch bisher haben wir nur den einzelnen Briten in Aktion gesehen. Werfen wir jetzt einen Blick auf die britische Armee, wie sie in ihrer Gesamtheit „plündert": „Jeden Tag kommt neues Beutegut hinzu, und man schätzt, daß die Verkäufe 600 000 Pfd. St. einbringen werden. Die Stadt Khanpur soll vollgepfropft sein mit der Beute aus Lakhnau; und wenn der Schaden, der an den öffentlichen Gebäuden entstanden ist, die Vernichtung von Privateigentum, die Entwertung von Häusern und
Land und die Auswirkungen der Entvölkerung abgeschätzt würden, könnte man feststellen, daß die Hauptstadt von Audh einen Verlust von fünf oder sechs Millionen Pfund Sterling erlitten hat." Die Kalmückenhorden Dschingis-Khans und Timurs, die wie ein Heuschreckenschwarm über eine Stadt herfielen und alles vertilgten, was ihnen in den Weg kam, müssen ein Segen für das Land gewesen sein, verglichen mit dem Einfall dieser christlichen, zivilisierten, ritterlichen und edlen britischen Soldaten. Jene verschwanden wenigstens bald wieder auf ihrem Nomadenzug; aber diese methodisch vorgehenden Engländer, die das Beutemachen in ein System verwandeln, bringen ihre Taxatoren mit, die den Raub registrieren, ihn versteigern und ein wachsames Auge darauf haben, daß der britische Heldenmut nicht um ein Tüttelchen seines Lohnes betrogen wird. Wir werden voller Neugierde beobachten, wie die Qualitäten dieser Armee, deren Disziplin infolge der allgemeinen Plünderei zerrüttet ist, in der Hitzeperiode sein werden, wenn die Strapazen eines Feldzuges die härteste Disziplin verlangen. Die Hindus müssen jedoch jetzt noch weniger für eine reguläre Schlacht geeignet sein, als sie dies zu Lakhnau waren; doch das ist gegenwärtig nicht die Hauptfrage. Es ist weitaus wichtiger zu wissen, was getan werden muß, falls die Aufständischen nach einem scheinbaren Widerstand den Kriegsschauplatz erneut verlegen, sagen wir nach Radschputana, das noch längst nicht niedergeworfen ist. Sir Colin Campbell muß überall Besatzungen zurücklassen, seine Feldtruppe ist auf weniger als die Hälfte der Streitmacht, über die er vor Lakhnau verfügte, zusammengeschmolzen. Wenn er Rohilkand besetzen soll, welche Kräfte werden dann noch für das Schlachtfeld verfügbar bleiben? Gegenwärtig hat ihn die Hitzeperiode gepackt; im Juni dürften offensichtlich die Regenfälle der aktiven Kriegführung Einhalt gebieten und den Aufständischen Zeit zum Atemholen geben. Die infolge von Krankheit zu erwartenden Verluste der europäischen Soldaten werden sich von Mitte April ab, wenn das Wetter drückend geworden ist, täglich erhöhen; und die jungen Leute, die im letzten Winter nach Indien gebracht worden sind, müssen dem Klima in weit größerer Zahl unterliegen als die abgehärteten Indienkämpfer, die im vorigen Sommer unter Havelock und Wilson fochten. Rohilkand ist genausowenig der entscheidende Punkt, wie es Lakhnau oder Delhi gewesen sind. Zwar hat der Aufstand seine Fähigkeit zu Feldschlachten größtenteils eingebüßt, doch ist er weit schrecklicher in seiner augenblicklichen versprengten Form, die die Engländer zwingt, ihre Armee zugrunde zu richten durch Märsche und Gefahren, denen sie ausgesetzt sein wird. Man betrachte die vielen neuen Widerstandszentren. Da ist Rohilkand, wo
sich die Masse der ehemaligen Sepoys gesammelt hat; da ist das nordöstliche Audh jenseits der Gogra, wo die Truppen aus Audh Stellung bezogen haben; da ist Kalpi, das im Augenblick als Konzentrationspunkt für die Aufständischen aus Bandelkand dient. Wir werden höchstwahrscheinlich in wenigen Wochen, wenn nicht schon früher, erfahren, daß sowohl Bareiliy als auch Kalpi gefallen sind. Der Fall Bareillys wird von geringer Bedeutung sein, da dabei nahezu alle, wenn nicht sämtliche verfügbaren Kräfte Campbells absorbiert werden. Eine weit wichtigere Eroberung wird Kalpi sein, das jetzt von' General Whitlock bedroht wird, der seine Kolonne von Nagpur nach Banda in Bandelkand geführt hat, und von General Rose, der von Dschansi heranrückt und die Vorhut der Streitkräfte von Kalpi geschlagen hat. Diese Eroberung wird Campbells Operationsbasis Khanpur von der einzigen Gefahr befreien, die ihr droht, und ihn so vielleicht in die Lage versetzen, seine Kampftruppen bis zu einem gewissen Grade durch Truppen aufzufüllen, die hierdurch frei gesetzt werden. Aber es ist sehr zweifelhaft, ob es genug Truppen geben wird, um mehr zu tun, als Audh zu säubern. Somit ist die stärkste Armee, die England jemals an einem Punkt in Indien konzentriert hat, wieder in alle Winde zerstreut und hat mehr Arbeit zu tun, als in ihren Kräften liegt. Die Verheerungen durch das Klima während der Sommerhitze und der Kegenfälle müssen schrecklich sein; und wie groß auch die moralische Überlegenheit der Europäer über die Hindus sein mag, es ist sehr fraglich, ob die physische Überlegenheit der Hindus im Ertragen der Hitze und der Regenfälle eines indischen Sommers nicht wiederum zur Vernichtung der englischen Streitkräfte führen wird. Im Augenblick sind nur wenig britische Truppen nach Indien unterwegs, und es ist nicht beabsichtigt, vor Juli und August große Verstärkungen nach dort zu schicken. Bis Oktober und November hat also Campbell nur diese eine Armee, mit der er sich behaupten muß und die rasch zusammenschmilzt. Was dann, wenn es den aufständischen Hindus in der Zwischenzeit gelingt, Radschputana und das Marathenland aufzuwiegeln? Was dann, wenn die Sikhs sich erheben sollten, von denen 80 000 in britischen Diensten stehen, die den ganzen Ruhm der Siege für sich in Anspruch nehmen und den Briten durchaus nicht freundlich gesinnt sind? Alles in allem scheint den Briten in Indien zumindest ein weiterer Winterfeldzug bevorzustehen, und dieser kann nicht ohne eine neue Armee aus England durchgeführt werden.
Geschrieben um den 4. Juni 1858. Aus dem Englischen.
Karl Marx Der Zustand des britischen Handels
[„New-York Daily Tribüne" Nr. 5356 vom 21. Juni 1858] London, 8. Juni 1858 Die soeben vom britischen Board of Trade1 veröffentlichten Handels- und Schiffahrtstabellen umfassen einen Bericht über den deklarierten Wert des Exports des Vereinigten Königreichs in den drei Monaten bis zum 31 .März 1858, verglichen mit der entsprechenden Periode von 1857; eine Aufstellung der Zahl und der Tonnage der Schiffe mit Fracht, die in den vier Monaten bis zum 30. April 1858 ein- und ausgelaufen sind, verglichen mit der entsprechenden Periode von 1856 und 1857; und schließlich eine Aufstellung über die wichtigsten Artikel des Exports und Imports in den vier Monaten bis zum 30. April 1858. 1858 beträgt der Export im April 9 451 000 Pfd. St. gegenüber 9 965 000 Pfd. St. 1857 und 9 424 000 Pfd. St. 1856, während in bezug auf die vier Monate ein Rückgang von annähernd 6 000 000 Pfd. St. 1858 erfolgt ist. Dementsprechend scheint der britische Export im Monat April 1858 nicht nur über den Stand von 1856 gestiegen zu sein, sondern sich dem Stand dicht zu nähern, der 1857, einige Monate vor dem Ausbruch der Handelskrise in den Vereinigten Staaten, erreicht wurde. Daraus könnte man schlußfolgern, daß die letzten Spuren der Krise schnell verschwinden und daß der britische Handel zumindest wieder in eine neue Epoche der Expansion eintritt. Eine solche Schlußfolgerung wäre jedoch völlig falsch. Zuerst muß man berücksichtigen, daß die offiziellen Statistiken, soweit sie den deklarierten Wert betreffen, nicht die wirklichen Einnahmen, sondern die von den Exporteuren erwarteten Einnahmen zeigen. Ferner ergibt eine genauere Prüfung der Exporttabellen, daß die scheinbare Belebung des britischen Handels hauptsächlich der übermäßigen Ausfuhr nach Ostindien geschuldet ist, was zu einer starken Einschränkung dieses Marktes
1 Handels- und Verkehrsministerium
32 Marx/Engels, Werke, Bd. 12
führen muß. Wir lesen schon im letzten kommerziellen Rundschreiben der Firma George Frazer & Co: „Die jüngst eingetroffenen Nachrichten aus dem Orient zeigen Symptome der Senkung der außerordentlich hohen Preise, die in Bombay und Kalkutta während der Periode üblich gewesen sind, als die'Lieferungen dorthin so begrenzt waren. Eine nicht unbedeutende Preissenkung erfolgte bereits nach der Ankunft der Frachten, die nicht später als im Dezember von England abgegangen waren. Seitdem sind die Lieferungen für beide Märkte äußerst großzügig, wenn nicht gar übermäßig gewesen, und es ist daher sehr wahrscheinlich, daß wir für die nächste Zeit eine geringere Preisstützung von der großen Nachfrage des Orients erwarten dürfen, als es seit Anfang Januar der Fall gewesen ist." Neben Indien sind jene europäischen und anderen Länder, die bisher noch nicht von den Auswirkungen der Handelskrise erfaßt worden waren, durch britische Waren überschwemmt worden, und zwar nicht infolge gestiegener Nachfrage, sondern infolge eines Experiments. Die so gesegneten Länder waren Belgien, Spanien und seine Kolonien, einige italienische Staaten - hauptsächlich das Königreich beider Sizilien -, Ägypten, Mexiko, Zentralamerika, Peru, China und einige kleinere Märkte. Zur gleichen Zeit, als die unheilvollsten Nachrichten aus Brasilien eintrafen und den Gesamtexport in dieses Land drosselten, haben einige Zweige der britischen Industrie unter dem Zwang, Absatz für ihre überschüssige Produktion zu finden, ihre Warensendungen für jenen Markt nicht nur nicht eingeschränkt, sondern sogar erhöht,. So stiegen während des Monats April Leinen, Töpferwaren und Porzellan, die für Brasilien bestimmt waren, sowohl in der Quantität als auch im deklarierten Wert. Niemand kann dies als bona fide1 Export betrachten. Das gleiche gilt für Australien, das während der ersten Monate der Krise wie ein elastisches Absorptionszentrum wirkte. Australien war damals und ist immer noch von Waren überfüllt; plötzlich setzte der Gegenschlag ein, der gesamte Export dorthin wurde verringert, aber wiederum haben einige Zweige der britischen Industrie ihre Lieferungen nicht eingeschränkt, sondern erweitert - spekulativ natürlich - trotz der Warnungen aller australischen Lokalzeitungen. Die Exporttabellen des Monats April müssen daher nicht als bona fide Gradmesser der Belebung der britischen Industrie angesehen werden, sondern als bloße Fühler, ausgestreckt, um festzustellen, was für einen Druck die Märkte der Welt wieder ertragen können. Die folgende Tabelle enthält eine Aufstellung des deklarierten Werts des britischen und irischen Exports in den drei Monaten bis zum 31 .März 1858, verglichen mit der entsprechenden Periode des Jahres 1857;
1 soliden
Ausländische Staaten, in die exportiert wurde
1857 1858 Pfd. St. Pfd.St. Rußland, nördliche Häfen 1 3015 8 853 Rußland, südliche Häfen ... 72 777 42 493 ... 48 007 3717 ... 30 217 5911 ... 92 046 40 148 ... 133 00 78 917 9 502 3 099 ... 288 648 236 669 3 520 1 957 ... 2 318 260 1 645 419 ... 1 305 606 975 428 ... 515 175 546033 ... 1 631 672 1 035 096 Das eigentliche Portugal ... 380160 356178 ... 10 793 12 581 9 955 16245 ... 496 788 584287 18817 8475 ... 290 131 293 138 ... 189 534 257 508 ... 69 953 123 059 Königreich beider Sizilien ... 284 045 375 177 ... 253 042 323 086 ... 40 860 69 570 ... 969 288 821 204 Walachei und Moldau ... 111052 98 135 ... 199 070 81 874 Ägypten (Mittelmeerhäfen) ... 449 497 483 516 865 2 323 4790 4 831 .... 55 826 37206 Westküste Afrikas (nicht britisch) .... 235 527 196484 301 1 927 Afrikanische Häfen am Roten Meer 1130 567 2419 3 965 .... 234 071 149 493 .... 144 992 212 942 .... 290 441 389647
1857 1858 Pfd. St. Pfd.St. — 585 Westindien (nicht britisch) .. .. 620 022 521 435 Vereinigte Staaten (Häfen am Atlantik) .. 6231 501 2 565 566 .. 50 219 94147 Mexiko 112 in 151 890 .. 22 453 46 201 .. 88 502 117411 .. 105 417 62 685 2 099 — .. 1 292 325 826 583 .. 145 481 177 281 .. 285 187 279 913 Chile .. 336 309 270 176 Peru .. 209 889 299 725 Gesamtexport in die ausländischen Staaten .. 20 696 473 14 940 756
Britische Besitzungen
Pfd.St. Pfd.St. Inseln des Ärmelkanals 136 071 120 431 Gibraltar . . 152 926 210 575 Malta , 116 82? 131 238 Ionische Inseln , 66148 52 849 Westküste Afrikas (britisch) . 135 452 62 343 Kap der Guten Hoffnung ............... . 442 796 403 579 Natal 26 605 23 106 3 832 2 308 . • 3 837 8416 Mauritius . 142 303 164 042 Aden 11 263 11 996 Britische Territorien in Ostindien (außer 11 263 11 996 Singapur und Ceylon)............ . 2 822 009 3 502 664 . 101 535 308 545 . 98 817 153 090 Hongkong . 133 743 242 757 . 15515 13813 . 180123 249 162 Neu-Süd-Wales . 706 337 682 265 . 1427 248 1 056 537
Pfd.St. Pfd.St. Tasmanien 67 550 82 942 Neuseeland 96 893 93 768 Britische Kolonien in Nordamerika 818 560 439 433 Britische Inseln in Westindien 334 024 426 421 Britisch-Guayana 122 249 95 385 Honduras (Britische Niederlassungen) 28 363 31 869
Gesamtexport in britische Besitzungen . 8 191 020 8569 534
Gesamtexport in ausländische Staaten und britische Besitzungen 28 887 493 23 510 290
Der „Economist" glaubt, daß bei einer genauen Analyse dieser Zahlen „sich die merkwürdige Tatsache herausstellt, daß die gesamte Abnahme im britischen Handel mit den ausländischen Staaten stattgefunden hat, ganz im Gegensatz zum Handel mit den kolonialen Besitzungen". Tatsächlich kann man die vorangegangenen Tabellen folgendermaßen zusammenfassen:
Export in drei Monaten
1857 1858 Pfd. St. Pfd. St. In die ausländischen Staaten 20 696 473 14 940 756 In die britischen Besitzungen 8 191 020 8 569 534
Insgesamt ... 28 887 493 23 510 290
Die vom „Economist" gezogene Schlußfolgerung scheint jedoch eine Täuschung zu sein. Laut dem zusammengefaßten Ergebnis erscheint es so, als ob eine Verminderung des Handels mit den ausländischen Staaten im Werte von 5 755 717 Pfd. St. gleichzeitig mit einer Vermehrung des Kolonialhandels um 378 514 Pfd. St. stattgefunden habe. Wenn wir jedoch die Zunahme des Handels an britischen Schmugglerorten wie Gibraltar, Malta, Hongkong und an ausgesprochenen Warenstapelplätzen für ausländische Staaten wie Singapur außer Betracht lassen, so wird eine Verringerung des gesamten Kolonialhandels offenbar, und wenn wir Indien außer Betracht lassen, so erscheint die Abnahme sehr beträchtlich. Der Hauptprozentsatz des Rückganges im Handel mit ausländischen Staaten entfällt auf folgende Länder:
1857 1858 Pfd. St. Pfd. St. Vereinigte Staaten 6 231 501 2 565 566 Brasilien 1 292 325 826 583 U NIIONCN t CAC /IM i laiucüLduic i j lö Zuu i uvti7 Frankreich 1 631672 1 035 096 TXJ1 1 1 07£ A">Q " I -J\JJ UUU ? IJ Die Schiffahrtsberich'ce zeigen ein leichtes Ansteigen sowohl in der Zahl als auch in der Tonnage der eingelaufenen britischen Schiffe, aber ein Absinken in der Zahl und der Tonnage der ausgelaufenen Schiffe. Von den ausländischen Staaten behält der Schiffahrtsverkehr mit denVereinigten Staaten weiterhin den ersten Platz. Folgende Zahlen zeigen die Bewegung ihrer Schiffe nach und aus den britischen Häfen:
Eingelaufene Schiffe 1856 1857 Schiffe Tonnage Schiffe Tonnage
Vereinigte Staaten 382 383 255 367 366 407
Ausgelaufene Schiffe
Vereinigte Staaten 414 395 102 440 427 221 343 321 015 Laut den gleichen Berichten scheinen Norwegen, Dänemark und Rußland die Länder zu sein, auf deren Schiffahrt sich die Handelskrise am unheilvollsten auswirkte.
Aus dem Englischen.
1858 Schiffe Tonnage
366 366 650
Karl Marx [Die politischen Parteien in England Die Lage in Europa]
[„New-York Daily Tribüne" Nr. 5359 vom 24. Juni 1858, Leitartikel] England bietet in diesem Augenblick das seltsame Schauspiel einer in den Spitzen des Staates auftretenden Zersetzung, während an der Basis der Gesellschaft alles unerschütterlich scheint. Es gibt keine hörbare Erregung unter den Massen, dafür aber eine sichtbare Veränderung bei ihren Herrschern. Sollen wir annehmen, daß sich die oberen Schichten zersetzen, während die unteren in der gleichen stumpfen Erstarrung verharren? Wir spielen selbstverständlich nicht auf die zynischen Versuche Palmerstons und seiner Spießgesellen an, die Schatzkammer zu „plündern"/3865 Die Zusammenstöße zwischen der herrschenden Partei'und der Opposition bilden in der Parlamentsgeschichte Englands nicht weniger ein ständiges Merkmal als die Kämpfe zwischen den Geächteten und den Ächtern in den mittelalterlichen Annalen der italienischen Städte. Da haben wir nun den Führer der Tories1, der seine Rede im Unterhaus mit der ominösen Erklärung abschließt, daß
„es ein Band der Eintracht zwischen uns" (den Radikalen und den Tories) „in diesem Hause und in diesem Lande gibt; das heißt, daß wir nicht mehr die Werkzeuge oder Opfer einer überlebten Oligarchie sein werden!" Da ist das Oberhaus, das einenPunkt der Volks-Charte[387] annimmt - die Aufhebung des Besitzzensus für die Mitglieder des Unterhauses; da haben wir Lord Grey, Nachkomme des Whig-Reformers, der seine edlen Vettern davor warnt, daß sie einer „totalen Revolution im ganzen System ihrer Regierungsweise und im Charakter ihrer Verfassung" entgegentreiben; da
1 Disraeli
ist der Herzog von Rutland außer sich vor Furcht über die Aussicht, „die ganzen fünf Punkte der Charte und noch mehr" schlucken zu müssen. Und dann mahnt eines Tages die Londoner „Times" in düsteren Tönen die Bourgeoisie zur Vorsicht gegenüber Disraeli und Bulwer, die dieser Klasse nichts Gutes wünschen und sich, um ihrer Herr zu werden, mit dem Pobcl verbinden können, und bereits am nächsten Tag warnt sie die Grundaristokratie, daß sie von der Snopocracy1 erdrückt werden soll, die angeblich durch das Gesetz von Locke King, daß gerade in zweiter Lesung im Unterhaus angenommen worden ist, zur Macht kommen werde, weil dies Gesetz durch die Herabsetzung des Wahlzensus auf 10 Pfd. St. das Wahlrecht in den Grafschaften ausdehnt. Es ist eine Tatsache, daß sich die beiden herrschenden oligarchischen Parteien Englands seit langem in bloße Gruppierungen ohne irgendwelche besonderen Prinzipien verwandelt haben. Nach den vergeblichen Versuchen zunächst mit einer Koalition und dann mit einer Diktatur, sind sie nun an dem Punkte angelangt, wo jede von ihnen nur daran denken kann, wie sie eine Gnadenfrist erhält, indem sie ihre gemeinsamen Interessen ihrem gemeinsamen Feind, der radikalen Partei der Bourgeoisie, ausliefert, die im Unterhaus ihren mächtigen Vertreter in John Bright besitzt. Bis jetzt sind die Tories Aristokraten gewesen, die im Namen der Aristokratie, und die Whigs Aristokraten, die im Namen der Bourgeoisie geherrscht haben; da aber die Bourgeoisie Anspruch erhebt, in ihrem eigenen Namen zu herrschen, ist das Geschäft der Whigs dahin. Um die Whigs aus der Regierung herauszuhalten, werden die Tories dem Druck der Partei der Bourgeoisie solange nachgeben, bis sie die Geduld der Whigs erschöpft und diese Oligarchen davon überzeugt haben, daß sie um der Erhaltung ihrer Standesinteressen willen in den konservativen Reihen aufgehen und ihren traditionellen Prätensionen entsagen müssen, die liberalen Interessen zu vertreten oder eine eigene Macht zu bilden. Das Aufgehen der Whig-Fraktion in der Tory-Fraktion und ihre gemeinsame Verwandlung in die Partei der Aristokratie als Gegenspieler der neuen Partei der Bourgeoisie, die unter eigener Führung, unter eigenem Banner, mit eigenen Losungen auftritt - das ist der Prozeß, den wir gegenwärtig in England erleben. Wenn wir diese innere Lage Englands betrachten und damit die Tatsache verbinden, daß der Krieg in Indien weiterhin Menschen und Geldmittel verschlingt, so können wir mit Sicherheit sagen, daß England nicht imstande sein wird, die sichtbar näherrückende europäische Revolution zu behindern,
1 Herrschaft der Krämer, Geschäftswelt
wie es 1848 geschehen ist. Es §ibt noch eine weitere Großmacht, die vor zehn Jahren dem revolutionären Strom gewaltsam Einhalt gebot. Wir meinen Rußland. Diesmal hat sich unter seinen eigenen Füßen Zündstoff gesammelt, den ein starker Windstoß aus dem Westen plötzlich in Brand setzen kann. Die Symptome eines Krieges der Leibeigenen sind im Innern Rußlands so offenbar, daß die Provinzgouverneure die ungewöhnliche Gärung nicht anders erklären können, als durch die Beschuldigung, Österreich verbreite im ganzen Land durch Geheimemissäre sozialistische und revolutionäre Lehren. Man bedenke nur, Österreich wird nicht nur verdächtigt, sondern öffentlich angeklagt, als Emissär der Revolution zu handeln! Die Massaker in Galizien[3881 haben tatsächlich der Welt hinlänglich bewiesen, daß im Notfalle das Wiener Kabinett weiß, wie man Leibeigenen einen Sozialismus eigener Prägung beibringt. Doch Österreich weist die Anklage zornig zurück und erklärt, daß russische panslawistische Agenten seine östlichen Provinzen überlaufen und vergiften, während seine italienischen Untertanen durch die vereinten Umtriebe Bonapartes und des Zaren beeinflußt werden. Preußen schließlich empfindet deutlich die Gefahren der Situation; doch sind ihm Hände und Füße gebunden, und ihm ist untersagt, sich in irgendeiner Richtung zu bewegen. Die königliche Macht ist faktisch durch die Geistesgestörtheit des Königs und das Fehlen voller Machtbefugnisse für den Regenten gebrochen. Der Hader zwischen der Kamarilla des Königs, der sich weigert abzudanken, und der Kamarilla des Prinzen, der nicht zu regieren wagt, hat der Volksbewegung die Schleusen geöffnet. So hängt denn alles von Frankreich ab; und hier beschleunigen die Krise im Handel und in der Landwirtschaft, der finanzielle coup d'etat und die Errichtung der Herrschaft der Armee an Stelle der Herrschaft mittels der Armee die Explosion. Selbst die französische Presse gibt endlich zu, daß gegenwärtig jede Hoffnung auf eine Wiederkehr der Prosperität aufgegeben werden muß. „Wir glauben, daß es töricht wäre, die Öffentlichkeit mit der chimärischen Hoffnung auf eine sofortige Reaktion zu quälen", sagt der „Constitutionnel". „Die Stagnation dauert fort und ungeachtet der vorhandenen günstigen Elemente dürfen wir keinerlei sofortige Veränderung erwarten", sagt die „Patrie". In den Spaltender „Union"[389]und des „Univers" widerhallt es von diesen Klagen. „Allgemein wird zugegeben, daß man seit der Revolution von 1848 in Paris keine solche Handelskrise erlebt habe wie im Augenblick", sagt der Pariser Korrespondent der Londoner „Times". Und die Aktien des Credit mobilier1321 sind ungefähr auf 550 frs. gefallen, das heißt unter den Nominalpreis, zu dem sie der breiten Öffentlichkeit verkauft worden waren. Andererseits zwingt die Leere der kaiserlichen Kasse
Napoleon, auf seinem Konfiskationsplan1 zu bestehen. „Das einzige, was man fragen muß, ist", heißt es in einer in Anjöu erscheinenden klerikalen Zeitung, „ob das Eigentum respektiert wird oder nicht." Das Eigentum, fürwahr! Das einzige, was man in diesem Augenblick fragen muß, antwortet Bonaparte, ist, wie man sich der Armee versichert, und er löst diese Frage in seiner gewohnten Weise. Die ganze Armee soll aufs neue gekauft werden. Er hat eine allgemeine Erhöhung ihres Soldes befohlen. Inzwischen ist England alarmiert und Österreich in Schrecken versetzt. Uberall glaubt man, der Krieg stände unmittelbar bevor. Louis-Napoleon hat keine anderen Mittel, einer baldigen Vernichtung zu entrinnen. Der Anfang vom Ende ist nahe.
Geschrieben am 11. Juni 1858. Aus dem Englischen« *
Karl Marx Die britische Regierung und der Sklavenhandel
[„New-York Daily Tribüne" Nr. 5366 vom 2. Juli 1858] London, 18. Juni 1858 In der Sitzung des Oberhauses am 17. Juni brachte der Bischof von Oxford die Frage des Sklavenhandels vor und übergab eine Petition der Pfarrgemeinde von St. Mary auf Jamaika, die gegen diesen Handel gerichtet ist. Sicherlich werden diese Debatten bei jedem nicht ausgesprochen voreingenommenen Gemüt den Eindruck erwecken, daß die gegenwärtige britische Regierung größte Zurückhaltung übt und die feste Absicht hat, jeden Vorwand für einen Streit mit den Vereinigten Staaten zu vermeiden. LordMalmesbury ließ das „Kontrollrecht", soweit es Schiffe unter amerikanischer Flagge angeht, durch folgende Erklärung ganz und gar fallen: „Die Vereinigten Staaten sagen, daß auf keinen Fall, zu keinem Zweck und unter keinerlei Verdacht ein Schiff, das die amerikanische Flagge trägt, kontrolliert werden darf außer von einem amerikanischen Schiff, es sei denn auf eigene Gefahr des Offiziers, der an Bord geht oder es zurückhält. Ich habe der Interpretation des Völkerrechts, die der amerikanische Staatssekretär für Auswärtiges gegeben hat, erst dann zugestimmt, als sie durch die Rechtssachverständigen der Krone gebilligt und bekräftigt worden war. Zugleich habe ich aber die amerikanische Regierung mit aller Deutlichkeit darauf hingewiesen, daß jeder Pirat und jedes Sklavenschiff der Erde die amerikanische Flagge, und keine andere, führen wird, wenn es bekannt wird, daß diese Flagge jede Missetat deckt; daß dies dem ehrwürdigen Banner Schande bringen muß; und daß ein halsstarriges Festhalten an ihrer jetzigen Erklärung, anstatt die Ehre des Landes zu verteidigen, das Gegenteil zur Folge hat; daß die amerikanische Flagge zu den übelsten Zwecken herabgewürdigt werden wird. Ich werde weiter den Standpunkt verfechten, daß in diesen zivilisierten Zeiten bei den zahllosen Schiffen, die den Ozean befahren, eine Seepolizei notwendig ist; und daß - wenn nicht in Gestalt einer völkerrechtlichen Regelung, so doch durch eine Vereinbarung zwischen den Nationen - festgelegt werden sollte, wie die Nationalität von Schiffen sowie ihr Recht, eine bestimmte Flagge
zu führen, festgestellt werden soll. Auf Grund des Tons meiner Erklärungen, auf Grund der Unterhaltungen, die ich mit dem hiesigen amerikanischen Gesandten geführt habe sowie der Bemerkungen, die in einem sehr geschickten, von General Gass über diesen Gegenstand verfaßten Schriftstück enthalten sind, habe ich die feste Zuversicht, daß irgendeine Regelung dieser Art mit den Vereinigten Staaten getroffen werden kann, die uns, zusammen mit den an die Offiziere beider Länder gegebenen Befehlen, in den Stand setzt, die Legalität der Flaggen aller Länder zu prüfen, ohne Gefahr zu laufen, das Land, dem ein Schiff gehört, zu beleidigen." ^33] Auf den Bänken der Opposition wurde auch kein Versuch gemacht, das Recht Großbritanniens gegenüber den Vereinigten Staaten auf Visitation zu verteidigen, aber, wie Earl Grey bemerkte, hätten die Engländer Verträge mit Spanien und anderen Mächten zur Verhinderung des Sklavenhandels, und wenn sie berechtigte Gründe hätten für den Verdacht, daß ein Schiff sich an diesem abscheulichen Handel beteilige und zeitweilig von der Flagge der Vereinigten Staaten Gebrauch mache, in Wirklichkeit jedoch keineswegs ein amerikanisches Schiff sei, so hätten sie ein Recht, es einzuholen und zu durchsuchen. Wenn es jedoch die amerikanischen Schiffspapiere vorzeigen und dennoch voll von Sklaven sein sollte, so müßten sie es freigeben und den Vereinigten Staaten die Schande dieses frevelhaften Handels überlassen. Er hoffe und vertraue darauf, daß die Befehle an die englischen Kreuzer in dieser Hinsicht streng seien und daß jede Überschreitung dieser Bestimmung, die ihre Offiziere etwa dulden sollten, den Umständen entsprechend bestraft würde. Nunmehr drehte sich die Erörterung ausschließlich um die eine Frage und selbst diese scheint Lord Malmesbury schon aufgegeben zu haben nämlich, ob Schiffe, die verdächtig sind, sich die amerikanische Flagge anzumaßen, dazu aufgefordert werden dürfen, ihre Papiere vorzuzeigen oder nicht. Lord Aberdeen leugnete geradezu, daß sich aus einer solchen Praxis irgendeine Kontroverse ergeben könnte, da die Instruktionen, nach denen die britischen Offiziere bei solcher Gelegenheit verfahren sollten - Instruktionen, die von Dr= Lushington und Sir G.Cockburn verfaßt worden sind seinerzeit der amerikanischen Regierung mitgeteilt und von Herrn Webster namens dieser Regierung gebilligt worden seien. Folglich, wenn in diesen Instruktionen keine Änderung eingetreten ist und wenn die Offiziere in den Grenzen dieser Instruktionen gehandelt haben, „könne die amerikanische Regierung keine Ursache zur Beschwerde haben". Es schien indessen ein starker Verdacht die Geister des angeborenen Menschenverstandes zu bewegen, Palmerston habe einen seiner üblichen Tricks angewandt und willkürlich eine Änderung der an die britischen Kreuzer erteilten Befehle vorgenommen. Man
weiß, daß Palmerston, obwohl er sich seines Eifers bei der Bekämpfung des Sklavenhandels rühmt, während der elf Jahre seiner Verwaltung der auswärtigen Angelegenheiten, die 1841 zu Ende gingen, alle bestehenden Verträge über den Sklavenhandel gebrochen und Maßnahmen angeordnet hatte, die durch die britischen Justizbehörden für verbrecherisch erklärt worden waren - eins seiner Werkzeuge brachte man deshalb tatsächlich vor Gericht-, hingegen einen Sklavenhändler unter den Schutz der Gesetze Englands gegen dessen eigene Regierung stellten. Er wählte den Sklavenhandel als sein Schlachtfeld und verwandelte ihn in ein reines Instrument zur Provozierung von Streitigkeiten zwischen England und anderen Staaten. Bevor er sein Amt 1841 verließ, hatte er Instruktionen erteilt, die, nach den Worten von Sir Robert Peel, „zu einer Kollision mit den Vereinigten Staaten hätten führen müssen, wären sie nicht widerrufen worden". Er hätte den Marineoffizieren wörtlich eingeschärft, „auf das Völkerrecht nicht zu sehr Rücksicht zu nehmen". Lord Malmesbury gab, wenn auch in sehr zurückhaltenden Worten, zu verstehen, Palmerston habe „britische Geschwader in die kubanischen Gewässer entsandt, statt sie an der Küste Afrikas zu lassen", und sie dadurch von einer Station, wo es ihnen vor Ausbruch des Krieges mit Rußland beinahe geglückt wäre, den Sklavenhandel zu ersticken, an eine Stelle versetzt, wo sie zu wenig anderem nützlich sein konnten, als einen Konflikt mit den Vereinigten Staaten vom Zaun zu brechen. Lord Wodehouse, Palmerstons eigener bisheriger Botschafter am Hofe von St.Petersburg, bemerkte in Übereinstimmung mit dieser Auffassung:
„Ganz gleich, was für Instruktionen gegeben worden sind, wenn die Regierung die britischen Schiffe ermächtigt, in solcher Anzahl in die amerikanischen Gewässer zu fahren, wird früher oder später ein Streit zwischen uns und den Vereinigten Staaten entstehen." Doch, was auch immer Palmerstons geheime Absichten gewesen sein mögen, es ist augenscheinlich, daß die Tory-Regierung sie 1858 ebenso vereitelt wie 1842, und daß das Kriegsgeschrei, welches im Kongreß und in der Presse so kräftig angestimmt wird, dazu verurteilt ist, auf „Viel Lärm um nichts" hinauszulaufen. Was die Frage des Sklavenhandels selbst anbelangt, so wurde Spanien vom Bischof von Oxford sowie von Lord Brougham öffentlich angeklagt, die Hauptstütze dieses schändlichen Handels zu sein. Beide appellierten an die britische Regierung, mit allen ihr zur Verfügung stehenden3 Mitteln dieses Land zu einer Politik zu zwingen, die mit den bestehenden Verträgen übereinstimmt. Schon 1814 gingen Großbritannien und Spanien einen all
gemeinen Vertrag ein, in dem Spanien den Sklavenhandel unzweideutig verurteilte. 1817 wurde ein besonderer Vertrag geschlossen, durch den Spanien die Abschaffung des Sklavenhandels, soweit ihn seine eigenen Untertanen betrieben, für das Jahr 1820 festlegte und als Kompensation der Verluste, die seine Untertanen durch Ausführung dieses Kontrakts etwa erleiden könnten, einen Indemnitätsbetrag von 400 000 Pfd.St. erhielt. Das Geld wurde eingesteckt, aber kein Äquivalent dafür geboten. Im Jahre 1835 wurde ein neuer Vertrag eingegangen, durch den Spanien sich förmlich verpflichtete, ein genügend scharfes Strafgesetz zu schaffen, um es seinen Untertanen unmöglich zu machen, den Handel fortzusetzen. Wiederum hielt man es mit dem spanischen Sprichwort: „A la manana"1. Erst zehn Jahre später wurde dieses Strafgesetz erlassen, aber durch einen eigenartigen Zufall wurde die grundlegende Klausel, auf der England bestanden hatte, ausgelassen, nämlich jene, die den Sklavenhandel zur Seeräuberei erklärte. Mit einem Wort, es wurde nichts getan, als daß der Generalkapitän[62] von Kuba, der Minister in Spanien, die Kamarilla und - wenn das Gerücht stimmt - königliche Personen selber von den Sklavenhändlern eine Privattaxe erhoben, indem sie ihnen die Lizenz für den Handel mit menschlichem Fleisch und Blut für soundso viel Dublonen pro Kopf verkauften.
„Spanien", sagte der Bischof von Oxford, „kann sich nicht damit entschuldigen, daß dieser Handel ein System sei, das seine Regierung nicht unterbinden könne, denn General Valdez hat gezeigt, daß solch eine Ausflucht auch nicht mit einem Schein von Wahrheit vorgebracht werden kann. Bei seiner Ankunft auf der Insel rief er die Hauptkontrahenten zusammen, gab ihnen sechs Monate Zeit, um alle ihre Transaktionen im Sklavenhandel abzuschließen, und erklärte ihnen, daß er entschlossen sei, den Handel am Ende dieser Frist zu unterbinden. Was war das Ergebnis? 1840, dem Jahre, das der Statthaltertätigkeit des Generals Valdez vorausging, betrug die Zahl der Schiffe, die von der Küste Afrikas mit Sklaven nach Kuba kamen, 56. Im Jahre 1842, während General Valdez Generalkapitän war, waren es nur 3.1840 wurden nicht weniger als 14470 Sklaven auf der Insel gelandet, 1842 belief sich ihre Zahl auf 3100." Was soll England also mit Spanien machen? Seme Proteste wiederholen, seine Noten vervielfachen, seine Verhandlungen wiederaufnehmen? Lord Malmesbury stellt selbst fest, daß man alle Gewässer von der spanischen Küste bis Kuba mit den Schriftstücken bedecken könnte, die vergeblich zwischen den beiden Regierungen gewechselt worden sind. Oder soll England die Erfüllung seiner Forderungen, die durch so viele Verträge sanktioniert sind, erzwingen? Hier nämlich drückt der Schuh. Jetzt tritt die
1 „Bis morgen"
unheilvolle Figur des „erhabenen Verbündeten" auf, der heute der anerkannte Schutzengel des Sklavenhandels ist. Der dritte Bonaparte, der Schutzherr der Sklaverei in allen ihren Formen, verbietet England, nach seinen Uberzeugungen und Verträgen zu handeln. Lord Malmesbury, das ist bekannt, wird einer ungebührlich engen Verbindung mit dem Helden von Satory stark verdächtigt. Nichtsdestoweniger klagte er ihn in eindeutigen Ausdrücken als den Obersklavenhändler von Europa an - als den Mann, der den infamen Handel in seinen schlimmsten Formen unter dem Vorwand der „freien Auswanderung" der Schwarzen in die französischen Kolonien wieder aufleben ließ. Earl Grey ergänzte diese Anklage und erklärte, daß „in Afrika Kriege unternommen worden sind, um Gefangene zu machen, die an die Agenten der französischen Regierung verkauft werden sollten". Der Earl of Clarendon fügte hinzu, daß „Spanien wie auch Frankreich Rivalen auf dem Negermarkt sind, die eine bestimmte Summe pro Mann offerieren; und es gibt nicht den geringsten Unterschied in der Behandlung dieser Neger, ob sie nun nach Kuba oder in eine französische Kolonie gebracht werden". So also sieht die ruhmvolle Situation aus, in die England geraten ist, da es diesem Manne beim Sturz der Republik seine Hilfe geliehen hat. Die Zweite Republik hatte wie die Erste die Sklaverei abgeschafft. Bonaparte, der seine Macht einzig dadurch errang, daß er vor den niedrigsten Leidenschaften der Menschen zu Kreuze kroch, kann die Macht nur verlängern, indem er Tag für Tag neue Komplizen kauft. So hat er nicht nur die Sklaverei wiederhergestellt, sondern durch die Erneuerung des Sklavenhandels auch die Plantagenbesitzer gekauft. Alles, was das Gewissen der Nation erniedrigt, festigt seine Macht. Frankreich in eine Nation des Sklavenhandels zu verwandeln, wäre das sicherste Mittel, Frankreich selbst zu versklaven, das, als es noch sich selbst getreu, die Kühnheit hatte, aller Welt zuzurufen: Laßt die Kolonien untergehen, aber laßt die Prinzipien leben! Eines wenigstens hat Bonaparte erreicht: Der Sklavenhandel ist zum Schlachtruf zwischen dem kaiserlichen und dem republikanischen Lager geworden. Würde heute die Französische Republik wiederhergestellt, dann würde Spanien morgen gezwungen werden, den niederträchtigen Handel aufzugeben.
Karl Marx [Die Steuern in Indien]
[„New-York Daily Tribüne" Nr. 5383 vom 23. Juli 1858, Leitartikel] Dem Vernehmen der Londoner Blätter nach haben sich neuerlich indische Wertpapiere und Eisenbahnobligationen auf der Londoner Börse durch fallende Tendenz ausgezeichnet, was durchaus kein Zeugnis für die Echtheit der zuversichtlichen Ansichten ist, die John Bull über die Lage im indischen Guerillakrieg zu äußern beliebt, sondern vielmehr ein hartnäckiges Mißtrauen in die Elastizität der indischen Finanzressourcen andeutet. Über diese Ressourcen existieren zwei gegensätzliche Meinungen. Einerseits wird bestätigt, daß die Steuern in Indien beschwerlicher und drückender sind als in irgendeinem anderen Lande auf der Welt, daß in der Regel in den meisten Präsidentschaften, und vor allem in jenen, die am längsten unter britischer Herrschaft stehen, die Bauern, das heißt, die große Masse des indischen Volkes, sich in einem Zustand unverminderter Pauperisierung und Niedergeschlagenheit befinden, daß folglich die indischen Steuern bis zur äußersten Grenze angespannt worden und daher die indischen Finanzen rettungslos zerrüttet sind. Das ist ein recht bestürzendes Urteil zu einer Zeit, da nach Herrn Gladstones Worten sich allein die außerordentlichen Indienausgaben in den nächsten Jahren auf etwa 20 000 000 Pfd.St. jährlich belaufen werden. Andererseits wird versichert - diese Versicherung wird durch eine Reihe statistischer Erläuterungen belegt -, daß Indien das am geringsten besteuerte Land der Welt sei, daß, wenn die Ausgaben weiterhin erhöht würden, auch die Einkünfte erhöht werden könnten und daß man sich völlig täusche, wenn man annimmt, die indische Bevölkerung werde keine neuen Steuern ertragen. Herr Bright, der als der eifrigste und einflußreichste Vertreter der „bestürzenden" Lehre angesehen werden kann, machte anläßlich der zweiten Lesung der Gesetzesvorlage über die neue Indienregierung13901 folgende Ausführungen:
„Die Indienregierung benötigt zur Verwaltung Indiens mehr Geld, als aus der Bevölkerung Indiens herauszupressen war, obwohl die Regierung keinerlei Skrupel hatte bei der Steuerauflage oder hinsichtlich der Art, in der die Steuern eingezogen wurden. Die Verwaltung Indiens kostete mehr als 30 000 000 Pfd. St., denn das waren die Gesamteinnahmen, und es gab stets ein Defizit, das mit Anleihen zu hohem Zinsfuß ausgeglichen werden mußte. Die indische Schuld beträgt jetzt 60 000 000 Pfd. St. und steigt noch an, während der Kredit der Regierung im Sinken begriffe^ ist, teils, weil sie ihre Gläubiger bei ein oder zwei Gelegenheiten nicht sehr ehrlich behandelt hat und teils wegen der mißlichen Ereignisse, die sich vor kurzem in Indien zugetragen haben. Ich habe mich auf das Gesamteinkommen bezogen; doch da dieses die Opiumsteuer mit einschließt, die wohl kaum eine Steuer für die indische Bevölkerung ist, möchte ich die wirklich auf ihr lastende Steuer mit 25 000 000 Pfd. St. annehmen. Diese 25 000 000 Pfd. St. dürfen wir nicht mit den 60 000 000 Pfd. St. vergleichen, die in unserem Land aufgebracht werden. Das Haus möge sich daran erinnern, daß es in Indien möglich ist, zwölf Tage Arbeit für dieselbe Menge Gold oder Silber zu kaufen, die man in England als Bezahlung für einen Arbeitstag erhält. Jene 25 000 000 Pfd. St., zum Kauf der Arbeit in Indien aufgewendet, würden so viel Kaufkraft besitzen, wie eine Ausgabe von 300 000 000 Pfd. St. in England. Man kann mir die Frage stellen, wieviel die Arbeit eines Inders wert ist. Nun gut, wenn die Arbeit eines Inders nur den Wert von 2 d. pro Tag besitzt, ist es klar, daß wir nicht von ihm erwarten können, daß er so viel Steuern zahlt, als wenn seine Arbeit 2 sh. wert wäre. Die Bevölkerung Großbritanniens und Irlands zählt 30 000 000 Menschen; in Indien gibt es 150 000 000 Einwohner. Hier bei uns bringen wir 60 000 000 Pfd. St. an Steuer auf, in Indien haben wir, Wenn wir nach der Tagesarbeit des indischen Volkes rechnen, 300 000 000 Pfd. St. an Steuereinnahmen oder eine fünfmal größere Steuersumme, als im Mutterland erhoben wird. Angesichts der Tatsache, daß die indische Bevölkerung fünfmal größer ist als die des britischen Empire, könnte jemand sagen, daß die Besteuerung pro Kopf in Indien und England etwa die gleiche ist und daß man daher von keiner großen Härte sprechen kann. Aber in England gibt es einen unschätzbaren Bestand an Maschinen und Dampfkraft, an Transportmitteln und an allem, was Kapital und Erfindergeist dem Fleiß eines Volkes an Hilfe leisten kann. In Indien gibt es nichts dergleichen. Sie haben in ganz Indien kaum eine anständige Straße." 1391]
Es muß nun zugegeben werden, daß etwas nicht stimmt an dieser Methode, die indischen Steuern mit den britischen Steuern zu vergleichen. Da ist auf der einen Seite die indische Bevölkerung, fünfmal so groß wie die britische, und auf der anderen Seite die indische Besteuerung, die halb so hoch ist wie die britische. Indische Arbeit aber, sagt Herr Bright, stellt den Gegenwert von nur einem Zwölftel britischer Arbeit dar. Folglich kämen 30 000 000 Pfd.St. Steuern in Indien 300 000,000 Pfd.St. Steuern in Großbritannien gleich statt der 60 000 000 Pfd.St., die dort wirklich erhoben
33 Marx/Engels,-Werke, Bd. 12
werden. Was ist also die Schlußfolgerung, zu der er hätte kommen müssen? Daß das indische Volk im Vergleich mit seiner zahlenmäßigen Stärke dieselbe Steuer zahlt wie die Bevölkerung von Großbritannien, wenn man die verhältnismäßige Armut des indischen Volkes berücksichtigt und annimmt, daß 30000 000 Pfd.St. für die 150 000 000 Inder so schwer wiegen wie 60 000 000 Pfd.St. für 30 000 000 Briten. Wenn dies seine Voraussetzung, dann ist es natürlich ein Trugschluß, sich umzuwenden und zu sagen, ein armes Volk könne nicht so viel zahlen wie ein reiches, weil ja die relative Armut der indischen Bevölkerung bereits bei der Feststellung in Rechnung gestellt worden ist, daß der Inder genausoviel bezahle wie der Brite. Tatsächlich müßte eine andere Frage gestellt werden. Man müßte fragen, ob von einem Menschen, der, sagen wir, 12 Cents am Tag verdient, mit Recht erwartet werden kann, daß er ebenso leicht 1 Cent zahlt, wie ein anderer, der 12 Dollar pro Tag verdient, 1 Dollar zahlt? Beide würden dem Verhältnis nach den gleichen Anteil ihres Einkommens aufbringen, doch würde die Steuer in völlig unterschiedlichen Proportionen auf ihre jeweiligen Bedürfnisse einwirken. In dieser Weise hat allerdings Herr Bright die Frage noch nicht gestellt, und hätte er das getan, dann würde der Vergleich zwischen der Steuerlast, die vom britischen Lohnarbeiter getragen wird und der Steuersumme, die der britische Kapitalist aufbringt, vielleicht mehr überrascht haben als der Vergleich zwischen indischer und britischer Besteuerung. Außerdem gibt er selbst zu, daß von den 30 000 000 Pfd. St. der indischen Steuern die 5 000 000 Pfd.St., die die Opiumsteuer ausmachen, abgezogen werden müssen, da diese eigentlich keine das indische Volk bedrückende Steuer, sondern vielmehr ein Ausfuhrzoll ist, der dem chinesischen Verbrauch auferlegt wird. Und von den Apologeten der englisch-indischen Verwaltung werden wir daran erinnert, daß 16 000 000 Pfd.St. der Einkünfte aus der Landsteuer oder Pacht herrühren, die seit undenklichen Zeiten dem Staat in seiner Eigenschaft als oberster Grundherr gehört und niemals einen Teil des bäuerlichen Privatvermögens gebildet habe und die ebensowenig zur eigentlichen Steuer gehöre, wie die von den britischen Farmern an die britische Aristokratie gezahlte Pacht als zur britischen Steuer gehörig betrach^' werden kann. Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, würde die indischBesteuerung folgenden Stand haben:
Aufgebrachte Gesamtsumme 30 000 000 Pfd. St. Abzug für Opiumsteuer 5 000 000 „ „ Abzug für Bodenpacht 16 000 000 „ „ Eigentliche Steuer 9 000 000 Pfd. St.
Es muß weiterhin eingeräumt werden, daß von diesen 9 000 000 Pfd.St. wiederum einige wichtige Posten wie der Postdienst, die Stempel- und Zollgebühren in sehr geringem Maße auf der Masse der Bevölkerung lasten. Dementsprechend versucht Herr Hendricks in einer unlängst der britischen Gesellschaft für Statistik vorgelegten Arbeit über die Finanzen Indiens aus Parlaments- und anderen amtlichen Dokumenten zu beweisen, daß gegenwärtig nicht mehr als ein Fünftel der gesamten Einkünfte, die das indische Volk zahlt, durch Besteuerung, d.h. aus dem Realeinkommen des Volkes erhoben wird, daß in Bengalen nur 27 Prozent, im Pandschab nur 23 Prozent, in Madras nur 21 Prozent, in den Nordwestprovinzen nur 17 Prozent und in Bombay nur 16 Prozent der gesamten Einkünfte aus der eigentlichen Steuer herrühren. Die folgende vergleichende Übersicht über den durchschnittlichen Steuerbetrag, den jeder Bewohner Indiens und des Vereinigten Königreiches 1855-1856 aufgebracht hat, ist nach Herrn Hendricks Bericht zusammengestellt; Einkünfte Eigentliche pro Kopf Steuer Pfd.St. sh. d. Pfd.St. sh. d.
Bengalen - 5 0 - 1 4 Nordwestprovinzen - 3 5 - 0 7 Madras - 4 7 - 1 0 Bombay - 8 3 - 1 4 Pandschab - 3 3 - 0 9 Vereinigtes Königreich - - - 1 10 0
Für ein anderes Jahr gab General Briggs folgende Einschätzung des Durchschnittsbetrages, den jeder einzelne für das nationale Steuereinkommen aufbringt: Pfd.St. sh. d. In England 1852 1 19 4 In Frankreich 1 12 0 In Preußen - 19 3 In Indien 1854 - 3 81/.
Aus diesen Aufstellungen ziehen die Apologeten der britischen Verwaltung den Schluß, daß es in ganz Europa kein einziges Land gibt, wo die Bevölkerung so gering besteuert wird, wie in Indien, selbst wenn man die relative Armut seiner Bevölkerung in Rechnung setzt. So scheint es, daß sich
nicht nur die Meinungen hinsichtlich der indischen Besteuerung widersprechen, sondern daß auch die Tatsachen selbst, auf deren Grundlage sie sich angeblich gebildet haben, widerspruchsvoll sind. Einerseits müssen wir zugeben, daß die nominelle Höhe der indischen Steuer verhältnismäßig niedrig ist; andererseits aber können wir einen Beweis nach dem anderen aus Parlamentsdokumenten wie aus den Arbeiten der größten Autoritäten über indische Angelegenheiten erbringen, die sämtlich unbestreitbar beweisen, daß diese scheinbar geringe Besteuerung die Masse des indischen Volkes zu Boden drückt und daß die Engländer, um diese Steuer einzuziehen, zu solchen Infamien greifen müssen, wie es z. B. die Folter ist. Aber bedarf es noch irgendeines anderen Beweises außer dem ständigen und schnellen Anwachsen der indischen Schulden und der Anhäufung der indischen Defizite? Es wird sicher nicht bestritten werden, daß die Indienregierung wachsende Schulden und Defizite bevorzugt, weil sie davor zurückschreckt, die Ressourcen der Bevölkerung zu stark in Anspruch zu nehmen. Sie stürzt sich in Schulden, weil sie keinen anderen Weg sieht, um zurechtzukommen. 1805 belief sich die indische Schuld auf 25 626 631 Pfd. St.; 1829 erreichte sie etwa 34 000 000 Pfd.St.; 1850 betrug sie 47 151 018 Pfd.St.; und im Augenblick beträgt sie etwa 60 000 000 Pfd.St. Übrigens lassen wir die in England aufgenommene ostindische Schuld außer Rechnung, die ebenfalls zu Lasten der ostindischen Einkünfte geht. Das jährliche Defizit, das sich 1805 auf etwa zweieinhalb Millionen Pfund Sterling belief, hatte unter Lord Dalhousies Verwaltung den Durchschnitt von fünf Millionen Pfund Sterling erreicht. Herr George Campbell vom bengalischen Zivildienst, der in seiner Gesinnung stark für die englischindische Verwaltung eingenommen war, sah sich 1852 gezwungen, folgendes einzugestehen:
„Obwohl keine orientalischen Eroberer jemals einen so vollkommenen Aufstieg erreicht, so ruhig, so allgemein und so unangefochten Indien in Besitz genommen haben wie wir es getan, so haben sich doch alle an den Steuereinkünften des Landes bereichert, und viele haben aus ihrem Überfluß beträchtliche Summen in Arbeiten an öffentlichen Einrichtungen angelegt... Uns ist es versagt, das zu tun... Die Menge der ganzen Last ist keineswegs vermindert" (unter der englischen Herrschaft), „doch haben wir feinen Überschuß."
Wenn man die Last der Steuer einschätzt, so kann ihr nomineller Betrag nicht schwerer ins Gewicht fallen als die Methode ihrer Aufbringung und die Art ihrer Anwendung. Die Methode der Aufbringung ist in Indien verabscheuenswert und vergeudet z. B. auf dem Gebiet der Bodensteuer vielleicht
mehr Erträge, als sie einbringt. Über die Verwendung der Steuern genügt es zu sagen, daß kein Teil von ihr dem Volk in Form von gesellschaftlichnützlichen Einrichtungen zurückgegeben wird, die in den Ländern Asiens nötiger als anderswo sind, und daß, wie Herr Bright mit Recht bemerkte, nirgendwo der herrschenden Klasse eine so übermäßige Provision eingeräumt wird wie in Indien.
Geschrieben am 29. Juni 1858. Aus dem Englischen.
Friedrich Engels Die indische Armee13921
[„New-York Daily Tribüne" Nr. 5381 vom 2!. Juli 1858, Leitartikel] Der Krieg in Indien geht nach und nach in das Stadium eines planlosen Guerillakrieges über, auf das wir mehrmals als seine unmittelbar bevorstehende und gefährlichste Entwicklungsphase hingewiesen haben1. Die aufständischen Armeen lösen sich nach einer Reihe von Niederlagen, die sie in Feldschlachten und bei der Verteidigung von Städten und befestigten Lagern erlitten haben, allmählich in kleinere Trupps von zwei- bis zu sechs- oder achttausend Mann auf, die bis zu einem gewissen Grade unabhängig voneinander operieren, doch stets bereit sind, sich zu einer kurzen Expedition gegen eine beliebige britische Abteilung, die einzeln überrumpelt werden kann, zu vereinigen. Bareilly wurde ohne einen Streich aufgegeben, nachdem die aktive Kampftruppe Sir C. Campbells einige achtzig Meilen von Lakhnau abgezogen worden war, und bildete in dieser Hinsicht den Wendepunkt für die Hauptarmee der Aufständischen; die Aufgabe von Kalpi hatte die gleiche Bedeutung für den zweiten großen Truppenteil der Eingeborenen. In beiden Fällen wurde die letzte zentrale Operationsbasis, die zu verteidigen war, aufgegeben, und da die Kriegführung einer Armee hierdurch unmöglich wird, führten die Aufständischen exzentrische Rückzüge durch, wobei sie sich in kleinere Trupps aufteilten. Diese beweglichen Kolonnen brauchen keine große Stadt als zentrale Operationsbasis. Sie können Mittel zur Verproviantierung, zur Wiederausrüstung und zur Rekrutierung in den 'verschiedenen Gebieten finden, in denen sie operieren; und eine kleine Stadt oder ein großes Dorf als Zentrum zur Reorganisation kann für jede einzelne von ihnen genauso wertvoll sein wie Delhi, Lakhnau oder Kalpi für die größeren Armeen.
Durch diesen Wandel verliert der Krieg viel von seinem Interesse; die Bewegungen der verschiedenen Kolonnen der Aufständischen können nicht im einzelnen verfolgt werden und erscheinen in den Berichten verworren. Die Operationen der britischen Kommandeure entziehen sich in hohem Maße der Kritik, da die Voraussetzungen, auf denen sie basieren, in unvermeidliches Dunkel gehüllt sind; Erfolg oder Mißerfolg bleiben das einzige Kriterium, und sie sind gewiß von allen die trügerischsten. Diese Ungewißheit ist ebenfalls sehr groß in bezug auf die Bewegungen der Eingeborenen. Nach dem Fall von Lakhnau zogen sich die Eingeborenen exzentrisch zurück - einige südöstlich, einige nordöstlich, einige nordwestlich. Die letzteren bildeten den stärkeren Trupp und wurden von Campbell bis nach Rohilkand hinein verfolgt. Sie hatten sich in Bareilly gesammelt und neu formiert; doch als die Briten herankamen, gaben sie den Platz ohne Widerstand auf und zogen sich wieder in verschiedenen Richtungen zurück. Einzelheiten über diese verschiedenen Rückzugslinien sind nicht bekannt. Wir wissen nur, daß sich ein Teil den Bergen an den Grenzen von Nepal zugewandt hat, während eine oder mehrere Kolonnen anscheinend in die entgegengesetzte Richtung, auf den Ganges und den Doab (das Land zwischen Ganges und Dschamna) zu, marschiert sind. Kaum hatte Campbell jedoch Bareilly besetzt, als die Aufständischen, die sich in östlicher Richtung zurückgezogen hatten, eine Vereinigung mit einigen Trupps an der Grenze von Audh zustande brachten und über Schahdschahanpur herfielen, wo eine kleine britische Besatzung zurückgelassen worden war; währenddessen eilten weitere Kolonnen der Aufständischen in diese Richtüng. Zum Glück für die Besatzung traf Brigadegeneral Jones bereits am 11. Mai mit Entsatztruppen ein und schlug die Eingeborenen, aber sie wurden auch durch die Kolonnen, die sich auf Schahdschahanpur zusammenzogen, verstärkt und schlössen die Stadt am 15. wiederum ein. An diesem Tage marschierte Campbell zu ihrem Entsatz und ließ eine Besatzung in Bareilly zurück; doch erst am 24. Mai griff er die Aufständischen an und trieb sie zurück, worauf sich ihre verschiedenartigen Kolonnen, die in diesem Manöver zusammengewirkt hatten, wieder in verschiedenen Richtungen zerstreuten. Während Campbell so an der Grenze von Rohilkand beschäftigt war, marschierte General Hope Grant mit seinen Truppen im Süden von Audh hin und her, ohne ein anderes Ergebnis zu erzielen als Verluste unter seiner eigenen Truppe infolge der Strapazen unter der Sonne eines indischen Sommers. Die Aufständischen waren zu schnell für ihn. Sie waren überall, nur nicht dort, wo er sie gerade suchte, und wenn er glaubte, sie vorn zu finden, waren sie ihm schon längst wieder im Rücken. Weiter unten am
Gangel, in dem Bezirk zwischen Dinapur, Dschagdispur und Buxar, jagte General Lugard nach einem ähnlichen Gespenst. Die Eingeborenen hielten ihn ständig in Bewegung, und nachdem sie ihn von Dschagdispur abgezogen hatten, griffen sie plötzlich die Besatzung dieses Ortes an. Lugard kehrte •7iirii/-lr nnrl pin Tplporamm lipnrlitpt rlafi pr am pinpn Sipo erninopn hätte. Die Übereinstimmung der Taktik dieser Aufständischen mit der der vi A„JL J 3 :„<- „^c n Q: j T i i\uiuiuicu vuii nuuu unu ivunuivaiiu iöl uiicuoiuiiuui. i^ti uicg, ucn uugaiu errungen hat, wird jedoch kaum große Bedeutung haben. Solche Banden können es sich leisten, reichlich oft geschlagen zu werden, ehe sie demoralisiert und schwach werden. So hatte Mitte Mai die ganze aufständische Streitmacht Nordindiens den Krieg im großen aufgegeben, mit Ausnahme der Armee von Kalpi. In verhältnismäßig kurzer Zeit hatte diese Truppe in jener Stadt ein vollkommenes Operationszentrum eingerichtet; sie hatte Proviant, Pulver und andere Vorräte im Überfluß, reichlich Geschütze und sogar Gießereien und Musketenfabriken. Obwohl sie nur 25 Meilen von Khanpur entfernt waren, hatte Campbell sie in Ruhe gelassen. Er beobachtete sie nur durch eine Truppe auf dem Doäb - bzw. Westufer der Dschamna. Die Generale Rose und Whitlock hatten für den Marsch nach Kalpi lange Zeit gebraucht; endlich traf Rose ein und schlug die Aufständischen vor Kalpi in einer Reihe von Gefechten. Die Beobachtungstruppe auf der anderen Seite der Dschamna hatte inzwischen die Stadt und das Fori mit Granaten belegt, und plötzlich räumten die Aufständischen beide, wobei sie ihre letzte große Armee in selbständige Kolonnen aufteilten. Aus den eingegangenen Meldungen wird keineswegs klar, welche Wege sie eingeschlagen haben; wir wissen nur, daß einige in den Doab, andere in Richtung Gwalior gezogen sind. Sö schwärmen im ganzen Gebiet vom Himalaja bis Bihar und dem Windhja-Gebirge und von Gwalior und Delhi bis Gorakhpur und Dinapur Banden aktiver Aufständischer, die zu einem gewissen Grade durch die Erfahrungen eines zwölfmonatigen Krieges organisiert und trotz einer Anzahl Niederlagen guten Mutes sind, weil keine von entscheidendem Charakter gewesen ist und weil die Erfolge, die die Briten errungen haben, nur geringfügig sind. Zwar sind ihnen alle ihre Stützpunkte und Operationszentren genommen; der größere Teil ihrer Vorräte und ihrer Artillerie ist verloren; die wichtigen Städte sind sämtlich in der Hand ihrer Feinde. Doch andererseits behaupten die Briten in diesem ganzen riesigen Gebiet nichts als die Städte und vom offenen Lande nichts als den Flecken Erde, wo ihre mobilen Kolonnen gerade stehen; sie sind gezwungen, ihre flinken Feinde zu jagen ohne jede Hoffnung, sie zu fassen; und sie stehen unter dem Zwang, diese
aufreibende Art der Kriegführung gerade während der schlimmsten Jahreszeit aufzunehmen. Der eingeborene Inder kann die Mittagshitze seines Sommers relativ leicht ertragen, während es für den Europäer fast sicheren Tod bedeutet, wenn er allein schon den Sonnenstrahlen ausgesetzt ist; der Eingeborene kann in einer solchen Jahreszeit vierzig Meilen marschieren, wo schon zehn seinen nördlichen Gegner niederwerfen; für ihn sind sogar die warmen Regenfälle und die sumpfigen Dschungel verhältnismäßig harmlos, während Ruhr, Cholera und Fieber die Folge jeder Anstrengung sind, die von Europäern in der Regenzeit oder in Sumpfgegenden unternommen wird. Wir besitzen keine ausführlichen Berichte über den Gesundheitszustand der britischen Armee; doch aus den Vergleichsziffern über die Verluste durch Hitzschlag und durch den Feind in der Armee von General Rose, aus der Meldung, daß die Besatzung Lakhnaus krank ist, daß das 38. Regiment, das im vorigen Herbst mit einer Stärke von über 1000 Mann eingetroffen ist, jetzt kaum 550 zählt, und aus anderen Anzeichen können wir die Schlußfolgerung ziehen, daß die Sommerhitze im April und Mai ihr Werk unter den Männern und Burschen verrichtet hat, die neu hinübergeschickt worden sind und die sonnenverbrannten alten Indienkämpfer des vorjährigen Feldzuges abgelöst haben. Mit den Männern, über die Campbell verfügt, kann er weder die Eilmärsche Havelocks noch eine Belagerung während der Regenzeit wie die von Delhi unternehmen. Und obwohl die britische Regierung wiederum große Verstärkungen abschickt, ist es fraglich, ob sie ausreichen werden, um die Verluste dieses Sommerfeldzuges gegen einen Feind wettzumachen, der nicht geneigt ist, mit den Briten zu kämpfen, es sei denn zu den für ihn günstigsten Bedingungen. Die Kriegführung der Aufständischen beginnt nun, den Charakter des Krieges anzunehmen, den die Beduinen Algeriens gegen die Franzosen führen, mit dem Unterschied, daß die Hindus längst nicht so fanatisch und daß sie kein Reitervolk sind. Das letztere ist wichtig in einem ebenen Lande von unermeßlicher Weite. Unter den Aufständischen gibt es eine Menge Mohammedaner, die eine gute irreguläre Kavallerie abgeben würden; doch die hauptsächlichen Reitervölker Indiens haben sich dem Aufstand bisher nicht angeschlossen. Die Stärke der aufständischen Armee liegt in der Infanterie, und da diese Waffengattung nicht dazu fähig ist, den Engländern im offenen Felde entgegenzutreten, wird sie zu einem Hemmschuh beim Guerillakrieg in der Ebene; denn in einem solchen Lande ist die irreguläre Kavallerie das Kernstück der regellosen Kriegführung. Wie weit dieser Mangel während der Ruhepause, die die Engländer in der Regenzeit einlegen müssen, behoben werden kann, werden wir sehen. Diese Pause wird den Eingeborenen durch
aus die Möglichkeit geben, ihre Streitkräfte zu reorganisieren und zu rekrutieren. Außer der Aufstellung der Kavallerie gibt es noch zwei weitere Punkte von Bedeutung. Sobald das kühle Wetter einsetzt, wird der Guerillakrieg allein nicht ausreichen. Operationszentren, Vorräte, Artillerie, befestigte Lager oder Städte werden benötigt, um die Briten in Unruhe zu halten, bis die kalte Jahreszeit vorüber ist; andernfalls könnte der Guerillakrieg erloschen sein, ehe ihm der nächste Sommer neues Leben verleiht. Unter anderen scheint Gwalior ein günstiger Punkt zu sein, falls sich die Aufständischen seiner wirklich bemächtigt haben. Zweitens hängt das Schicksal des Aufstandes von seiner Ausdehnungsfähigkeit ab. Wenn es die zerstreuten Kolonnen nicht zuwege bringen, aus Rohilkand nach Radschputana und ins Marathenland überzuwechseln, wenn die Bewegung auf das nördliche Zentralgebiet beschränkt bleibt, dann wird zweifellos der nächste Winter genügen, um die Banden auseinanderzujagen und sie in dacoits1 zu verwandeln, die den Einwohnern bald verhaßter sein werden als selbst die bleichwangigen Eindringlinge.
Geschrieben am 6. Juli 1858. Aus dem Englischen.
1 Räuber
Karl Marx Die Indien-Bill13921
[„New-York Daily Tribüne" Nr. 5384 vom 24. Juli 1858, Leitartikel] Die letzte Indien-Bill ist in ihrer dritten Lesung vom Unterhaus angenommen worden, und da das Oberhaus unter dem Einfluß Derbys wohl kaum opponieren wird, scheint das Schicksal der Ostindischen Kompanie besiegelt zu sein. Sie stirbt nicht wie ein Held, das muß man zugeben; aber sie hat ihre Macht verschachert, wie sie sie erschlichen, Stück für Stück, in ganz geschäftsmäßiger Manier. In der Tat ist ihre ganze Geschichte ein Kaufen und Verkaufen. Sie fing damit an, sich Herrschaft zu erkaufen, und sie hat damit geendet, sie zu verkaufen. Sie ist gefallen, nicht in einer Feldschlacht, sondern unter dem Hammer des Auktionators, gefallen in die Hände des Meistbietenden. 1693 verschaffte sie sich von der Krone eine Charta für einundzwanzig Jahre, indem sie große Summen an den Herzog von Leeds und andere Staatsbeamte zahlte. 1767 verlängerte sie ihre Machttitel um zwei Jahre durch das Versprechen, jährlich 400 000 Pfd.St. an das britische Schatzamt zu zahlen. 1769 brachte sie einen ähnlichen Handel für fünf Jahre zum Abschluß; doch bald darauf veräußerte sie als Gegenwert für den Verzicht des Schatzamtes auf die festgesetzte jährliche Zahlung und für die Gewährung eines Darlehens von 1 400 000 Pfd.St. zu 4 Prozent gewisse Teile ihrer Herrschaftsbefugnisse, indem sie dem Parlament zum ersten Mal die Ernennung des Generalgouverneurs und vier seiner Ratsmitglieder überließ, der Krone völlig das Recht auf Berufung des Lordoberrichters und seiner drei Richter abtrat und der Umwandlung der Aktionärsversammlung aus einer demokratischen in eine oligarchische Körperschaft zustimmte12281. 1858 hat nun die Ostindische Kompanie, nachdem sie vorher feierlich der Aktionärsversammlung versichert hatte, mit allen verfassungsmäßigen „Mitteln" sich der Übergabe ihrer Regierungsbefugnisse an die Krone zu widersetzen, dieses Prinzip
angenommen und einer Bill zugestimmt, die für die Kompanie wie ein Strafgesetz ist, aber ihren Hauptdirektoren Gehalt und Amt sichert. Wenn der Tod eines Helden, wie Schiller sagt, dem Untergang der Sonne ähnelt[3931, so hat das Ende der Ostindischen Kompanie mehr Ähnlichkeit mit dem Vergleich, den ein Bankrotteur mit seinen Gläubigern herbeiführt. Durch diese Bill werden die Hauptfunktionen der Verwaltung einem Staatssekretär und seinem Rat[390] übertragen, genauso wie in Kalkutta der Generalgouverneur und sein Rat die Geschäfte führt. Aber diese beiden Beamten der Staatssekretär in England und der Generalgouverneur in Indien - sind in gleicher Weise ermächtigt, den Ratschlag ihrer Beisitzer zu ignorieren und nach ihrem eigenen Urteil zu handeln. Die neue Bill bekleidet auch den Staatssekretär mit all den Machtbefugnissen, die gegenwärtig noch der Präsident der Kontrollbehörde über den Weg des Geheimausschusses ausübt - und zwar mit der Vollmacht, in dringenden Fällen Anordnungen nach Indien hinausgehen zu lassen, ohne sich damit aufzuhalten, das Gutachten seines Rates anzuhören. Bei der Konstituierung dieses Rates hat man es übrigens für nötig erachtet, seine Zuflucht zu der Ostindischen Kompanie zu nehmen als der einzig brauchbaren Quelle für Berufungen in den Rat, die anders erfolgen als die Ernennungen durch die Krone. Die durch Wahl zu berufenden Mitglieder des Rates sollen von den Direktoren der Ostindischen Kompanie aus ihren eigenen Reihen gewählt werden. So überdauert trotz alledem der Name der Ostindischen Kompanie ihre Substanz. Schließlich hat das Derby-Kabinett offen ausgesprochen, daß seine Bill keine Klausel enthalte, die die Ostindische Kompanie abschaffe, insofern sie durch einen Rat der Direktoren repräsentiert wird, sondern daß sie auf ihren ursprünglichen Charakter einer Gesellschaft von Aktionären zurückgeführt werde, die die Dividenden verteilt, welche durch verschiedene gesetzliche Bestimmungen garantiert sind. Pitts Bill von 1784 unterstellte ihre Verwaltung faktisch der Herrschaft des Kabinetts unter dem Namen der Kontrollbehörde. Der Akt von 1813 beraubte die Kompanie ihres Handelsmonopols, ausgenommen des Handels mit China. Der Akt von 1834 vernichtete restlos ihren Handelscharakter, und der Akt von 1854 beseitigte die letzten Überreste ihrer Macht, ließ sie jedoch noch im Besitz der indischen Verwaltung. Im Kreislauf der Geschichte ist die Ostindische Kompanie, die sich 1612 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt hatte, wieder in ihr ursprüngliches Gewand gekleidet worden, nur daß sie jetzt eine Handelsgesellschaft ohne Handel darstellt und eine Aktiengesellschaft, die kein Betriebskapital zu verwalten, sondern nur festgesetzte E)ividenden zu ejmpfangen hat.
Die Geschichte der Indien-Bill ist durch größere dramatische Veränderungen gekennzeichnet als irgendein anderer Akt moderner parlamentarischer Gesetzgebung. Als der Sepoy-Aufstand ausbrach, ging der Schrei nach Reformen in Indien durch alle Klassen der britischen Gesellschaft. Die Folterberichte erhitzten die Phantasie der Volksmassen, Generale und hochgestellte Zivilisten in Indien verurteilten laut die Einmischung der Regierung in die Religion der Eingeborenen. Die räuberische Annexionspolitik Lord Dalhousies, des bloßen Werkzeuges der Downing Street, die Gärung in den Köpfen der Bevölkerung, bedenkenlos erzeugt durch die Raubkriege in Persien und China - Kriege, die auf Palmerstons geheimen Befehl angezettelt und fortgesetzt worden waren -, die schwächlichen Maßnahmen, mit denen er dem Aufstand begegnete, wie der Truppentransport auf Segelschiffen anstatt auf Dampfern und der umständliche Seeweg um das Kap der Guten Hoffnung anstatt des Transports über den Isthmus von Suez - alle diese angehäuften Übelstände machten sich Luft in dem Schrei nach einer Reform in Indien, einer Reform der von der Kompanie ausgeübten indischen Verwaltung, einer Reform der Indienpolitik der Regierung. Palmerston haschte nach dem Schrei der Öffentlichkeit, war aber entschlossen, ihn ausschließlich für seine Interessen auszunutzen. Da sowohl die Regierung als auch die Kompanie elend versagt hatten, mußte die Kompanie geopfert und die Regierung allmächtig gemacht werden. Die Macht der Kompanie war einfach auf den Diktator des Tages zu übertragen, der vorgab, sowohl die Krone gegen das Parlament als auch das Parlament gegen die Krone zu verkörpern; so wollte er die Vorrechte beider einzig und allein in seiner Person vereinigen. Mit der indischen Armee im Rücken, dem indischen Schatzamt zu seiner Verfügung und dem Vorrecht in der Tasche, die indischen Ämter zu vergeben, würde Palmerstons Position unüberwindlich geworden sein. Seine Bill ging mit Triumph durch die erste Lesung, aber seine Karriere wurde durch die berühmte Verschwörungs-Bill[311] plötzlich unterbrochen, der der Machtantritt der Tories folgte. Bereits am ersten Tage ihrer offiziellen Wiederkehr auf den Ministerbänken erklärten die Tories, sie würden aus Rücksicht auf den entschiedenen, Willen des Unterhauses ihre Opposition gegen die Übertragung der Verwaltung Indiens von der Kompanie an die Krone aufgeben. Lord Ellenboroughs legislativer Fehlschlagt941 schien die Rückkehr Palmerstons zu beschleunigen, als Lord John Russell, um den Diktator zu einem Kompromiß zu zwingen, eingriff und die Regierung durch den Vorschlag rettete, mit der Indien-Bill auf dem Wege parlamentarischer Beschlußfassung anstatt über eine Regierungs-Bill vorzugehen. Daraufhin wurden Lord Ellenboroughs
Audh-Depesche, sein plötzlicher Rücktritt und die darauf folgende Verwirrung im Regierungslager begierig von Palmerston aufgegriffen. Die Tories mußten wieder in den kühlen Schatten der Opposition gestellt werden, nachdem sie ihre kurze Machtdauer dazu verwendet hatten, die Opposition in ihrer eigenen Partei gegen die Konnskation der Ostindischen Kompanie zu brechen. Doch ist hinreichend bekannt, wie diese schlauen Berechnungen durchkreuzt worden sind. Anstatt sich auf den Kuinen der Östindischen Kompanie zu erheben, ist Palmerston unter ihnen begraben worden. Während der ganzen Indiendebatten schien das Haus seine besondere Genugtuung darin zu finden, den Civis Romanus[182] zu demütigen. Alle Ergänzungsanträge Palmerstons, große und kleine, wurden schimpflich zum Scheitern gebracht; Anspielungen der geschmacklosesten Art, die sich auf den afghanischen, den persischen und den chinesischen Krieg bezogen, wurden ihm ununterbrochen an den Kopf geworfen; und Herrn Gladstones Klausel, die dem Indienminister die Macht entzieht, Kriege über die Grenzen Indiens hinaus zu beginnen - was einem allgemeinem Mißtrauensvotum gegen Palmerstons verflossene Außenpolitik gleichkommt -, ging trotz dessen wütenden Widerstandes mit einer erdrückenden Mehrheit durch. Aber wenn auch der Mann über Bord geworfen ist, sein Prinzip ist im großen ganzen angenommen worden. Wenn auch etwas durch die hinderlichen Vollmachten der Ratsbehörde gehemmt, die tatsächlich nur das gutbezahlte Gespenst des alten Rates der Direktoren ist, so ist doch die Macht der Exekutive dank der formellen Annexion Indiens auf eine solche Stufe gehoben worden, daß man das demokratische Gewicht in die parlamentarische Waagschale werfen muß, um das Gleichgewicht zu halten.
Geschrieben am 9. Juli 1858. Aus dem Englischen.
Karl Marx Die Einkerkerung der Lady Bulwer-Lytton
r„ New-York Daily Tribüne" Nr. 5393 vom 4. August 1858] London, 23 Juli 1858 Der große Bulwer-Skandal, von dem die Londoner „Times" glaubte, er sei durch einen freundschaftlichen Familienvergleich „glücklich" vertuscht worden, ist bei weitem noch nicht verstummt. Freilich, trotz des großen Parteiinteresses, das im Spiele war, tat die Presse der Hauptstadt bis auf einige unbedeutende Ausnahmen alles, was in ihrer Macht stand, um den Fall durch eine Verschwörung des Schweigens zu vertuschen, denn Sir Edward Bulwer ist einer der Führer der literarischen Koterie, die despotischer, als das selbst Parteibeziehungen tun können, über die Häupter der Londoner Journalisten herrscht, und die Herren von der Literatur haben im allgemeinen nicht den notwendigen Mut, dem Zorn der Koterie öffentlich zu trotzen. Die „Morning Post" informierte als erste die Öffentlichkeit davon, daß Lady Bulwers Freunde beharrlich die Absicht verfolgen, den Fall gerichtlich untersuchen zu lassen; die Londoner „Times" druckte die kurze Notiz der „MorningPost" ab, und sogar der „ Advertiser "[191], der gewiß keine literarische Position aufs Spiel zu setzen hat, wagte sich nicht über einige magere Auszüge aus der „Somerset Gazette"[3951 hinaus. Selbst Palmerstons Einfluß erwies sich für den Augenblick als nutzlos, er konnte seinen literarischen Vasallen nichts abnötigen; und als der seichte Entschuldigungsbrief von Bulwers Sohn erschien, erklärten all diese öffentlichen Wächter der Freiheit der Persönlichkeit ihre höchste Befriedigung und mißbilligten jede weitere unzarte Einmischung in diese „schmerzliche Angelegenheit". Natürlich hat die ToryPresse ihre ganze sittliche Entrüstung schon längst wegen Lord Clanricarde aufgebraucht, und die radikale Presse, die ihre Anregungen mehr oder weniger von der Manchesterschule[1641 erhält, vermeidet ängstlich, der gegenwärtigen Regierung irgendwelche Unannehmlichkeiten zu bereiten. Doch neben der
respektablen oder pseudorespektablen Presse der Metropole gibt es eine unrespektable Presse, die völlig beherrscht wird von ihren politischen Schutzherren, welche, ohne literarische Stellung, die ihnen Einhalt geböte, jederzeit bereit sind, aus dem Vorrecht der Presse auf Redefreiheit Geld herauszuschlagen, und die begierig jede Gelegenheit nutzen, um in den Augen der Öffentlichkeit als die höchsten Vertreter der Mannhaftigkeit zu erscheinen. Andererseits wird man, da die moralischen Instinkte der Masse des Volkes einmal erwacht sind, nicht weiter zu manövrieren brauchen. Nachdem die öffentliche Meinung einmal in einen Zustand der sittlichen Erregung gebracht worden ist, kann selbst die Londoner „Times" die Maske der Zurückhaltung abwerfen und, natürlich blutenden Herzens, der Derby-Regierung einen Schlag versetzen, indem sie das Urteil der „öffentlichen Meinung" sogar über solch einen literarischen Häuptling wie Sir Edward Bulwer-Lytton fällt. Die Dinge nehmen jetzt genau diese Wendung. Daß Lord Palmerston der geheime Drahtzieher des Schauspiels ist, wie wir von Anfang an angedeutet haben13961, ist jetzt un secret qui court les rues1, wie die Franzosen sagen.
„On dit"2, heißt es in einer Londoner Wochenzeitung, „daß sich Lady Palmerston in dieser Affaire als die beste Freundin Lady Bulwer-Lyttons erwiesen habe. Wir erinnern uns alle, wie die Tories für Herrn Norton Partei ergriffen, als Lord Melbourne wegen der Gattin dieses Herrn Unannehmlichkeiten hatte. Wie du mir, so ich dir das ist faires Spiel, Doch wenn wir nachdenken, ist es für die heutige Zeit ziemlich traurig, einen Staatssekretär anzutreffen, der den Einfluß seiner Stellung dazu benutzt, um Handlungen der Unterdrückung zu begehen, oder zu sehen, wie die Gattin eines Ministers die Gattin eines anderen Ministers gegen eine Regierung ausspielt."
Es kommt häufig vor, daß die Wahrheit nur über die krummen Wege der politischen Intrige in irgendeinen Winkel der britischen Presse geschmuggelt wird. Der anscheinend edle Schauder vor einem wirklichen Frevel ist schließlich nur eine berechnete Grimasse; und an die öffentliche Gerechtigkeit wird nur appelliert, um persönliche Bosheit zu nähren. Wenn es nach den tapferen Rittern des Tintenfasses gehen würde, so hätte Lady Bulwer für immer in einer Irrenanstalt in London bleiben können; man hätte sich ihrer geräuschloser als in St.Petersburg oder Wien entledigen können; die Gepflogenheiten der literarischen Etikette hätten ihr jegliche Mittel versagt, wieder zu ihrem Rechte zu kommen, wäre nicht der glückliche Umstand gewesen, daß Palmerstons scharfes Auge sie als die scharfe Kante des Keils auserwählte, mit dem vielleicht die Tory-Regierung zu spalten ist.
1 ein Geheimnis, das die Straßen durcheilt (ein offenes Geheimnis) - 2 Man sagt
Eine kurze Analyse des von Bulwers Sohn an die Londoner Zeitungen gerichteten Briefes wird genügen, um den wahren Sachverhalt des Falles deutlich zu machen. Heirr Robert Bulwer-Lytton beginnt mit der Erklärimg, man müsse seiner „schlichten Aussage sogleich Glauben schenken", weil er „der Sohn Lady BulwerLyttons ist, mit dem größten Recht, in ihrem Interesse zu sprechen, und offensichtlich mit den besten Mitteln der Information". Nun, dieser sehr zärtliche Sohn hat sich weder um seine Mutter gekümmert noch mit ihr korrespondiert; er hat sie fast siebzehn Jahre nicht gesehen, bis er sie bei der Wahlversammlung in Hertford anläßlich der Wiederwahl seines Vaters traf. Als Lady Bulwer die Wahlversammlung verließ und den Bürgermeister von Hertford aufsuchte, um ihn um die Benutzung des Rathauses als Hörsaal zu bitten, sandte Herr Robert Bulwer-Lytton einen Arzt in des Bürgermeisters Haus mit dem Auftrag, den mütterlichen Geisteszustand zu untersuchen. Als nachher in London seine Mutter im Hause des Herrn Haie Thompson in der Garges Street entführt wurde und ihre Cousine, Fräulein Ryves, auf die Straße rannte und den draußen wartenden Herrn Lytton flehentlich bat, sich einzumischen und Beistand zu leisten, damit seine Mutter nicht nach Brentford fortgeschafft werde, lehnte es Herr Lytton kühl ab, mit der Sache irgend etwas zu tun zu haben. Nachdem er zuerst als einer der Hauptakteure in der von seinem Vater angezettelten Verschwörung aufgetreten ist, wechselt er nun die Seiten und gibt sich als der natürliche Anwalt seiner Mutter aus. Als zweiten Punkt macht Herr Lytton geltend, seine Mutter „sei niemals auch nur für einen Augenblick in eine Irrenanstalt gebracht worden", sondern im Gegenteil - in das „Privathaus" eines Wundarztes, des Herrn Robert Gardiner Hill. Dies ist nichts weiter als eine faule Ausrede. Da das von Herrn Hill geleitete „Wyke House" gesetzlich nicht in die Kategorie der „Anstalten" gehört, sondern in die der „Lizenzierten Häuser der Hauptstadt", ist es dem Buchstaben nach richtig, daß Lady Bulwer nicht in eine „Irrenanstalt", sondern in ein Irrenhaus geworfen wurde. WundarztHill, der auf eigene Rechnung und Gefahr mit „Irrsinn" Handel treibt, hat ebenfalls mit einer Entschuldigung aufgewartet, in der er erklärt, daß Lady Bulwer niemals eingesperrt gewesen wäre, sondern im Gegenteil das Vergnügen gehabt hätte, über einen Brougham1 zu verfügen, mit dem sie während ihres erzwungenen Aufenthaltes bei ihm fast jeden Abend nach
1 einspännigen, zweisitzigen, geschlossenen Wagen (nach Lord Brougham benannt) 34 Marz/Engels, Werke, Bd. 12
Richmond, Acton, Hanwell oder Isleworth gefahren wäre. Herr Hill vergißt der Öffentlichkeit mitzuteilen, daß die von ihm praktizierte „verbesserte Behandlung der Irren" genau der offiziellen Empfehlung der Kommissäre für Geisteskrankheiten entspricht. Die freundlichen Grimassen, die lächelnde Nachsicht, das kindische Beschwatzen, das ölige Geplapper, das vielwissende Blinzeln und die affektierte Heiterkeit einer Bande gedrillter Wärter können eine sensible 1 rau ebenso verrückt machen, wie Duschen, Zwangsjacken, brutale Aufseher und Dunkelkammern. Wie dem auch sei, die Proteste des Herrn Wundarztes Hill und des Herrn Lytton laufen einfach darauf hinaus, daß Lady Bulwer tatsächlich wie eine Irre behandelt wurde, nur nach den Regeln des neuen anstatt des alten Systems.
„Ich setzte mich in standige Verbindung mit meiner Mutter", sagt Herr Lytton in seinem Schreiben „... und ich führte die Anweisungen meines Vaters durch, der mich in jeden Plan restlos einweihte... und mir einschärfte, den Rat Lord Shaftesburys in allem zu befolgen, was für Lady Lytton am besten und günstigsten sei." Lord Shaftesbury ist bekanntlich der Oberbefehlshaber jener Kriegerschar, deren Hauptquartier sich in Exeter Hall befindet13971. Die Gerüche einer schmutzigen Sache durch den Geruch ihrer Heiligkeit zu bekämpfen - das könnte man als einen coup de theatre ansehen, würdig des Erfindungsgenies eines Romanschriftstellers. Mehr als einmal hat man Lord Shaftesbury in dieser Hinsicht beschäftigt, so z. B. in der China-Angelegenheit und im CambridgeHouse-Komplott. Doch Herr Lytton zieht die Öffentlichkeit nur halb ins Vertrauen, sonst hätte er offen erklärt, daß unmittelbar nach der Entführung seiner Mutter ein gebieterisches Schreiben Lady Palmerstons die Pläne Sir Edwards über den Haufen warf und ihn veranlaßte, „den Rat Lord Shaftesburys zu befolgen", der durch ein ausgesprochenes Mißgeschick zufällig Palmerstons Schwiegersohn und gleichzeitig der Vorsitzende von den Kommissären für Geisteskrankheiten ist. Herr Lytton fährt in seinen absichtlichen Täuschungsversuchen fort und erklärt:
„Seit dem Augenblick, als sich mein Vater gezwungen fühlte, jene Maßnahmen zu befürworten, die zum Gegenstand so vieler Entstellungen gemacht worden sind, war er darum besorgt, die Meinung der erfahrensten und fähigsten Arzte zu erhalten, damit meine Mutter der Beschränkung nicht einen Augenblick länger ausgesetzt werden sollte, als unbedingt gerechtfertigt war. Solcher Art war sein Auftrag an mich."
Aus der ausweichenden Formulierung dieser geflissentlich linkischen Stelle geht also hervor, daß Sir Edward Bulwer maßgeblichen ärztlichen Rat für notwendig hielt, nicht um seine Frau als Irre abzusondern, sondern um
sie als mentis compos1 freizulassen. In Wirklichkeit waren die Ärzte, mit deren Zustimmung Lady Bulwer entführt wurde, alles andere als „erfahrenste und fähigste Arzte". Die von Sir Edward beschäftigten Subjekte waren ein gewisser Herr Ross, ein Stadtapötheker, den anscheinend seine Lizenz für den Handel mit Drogen plötzlich in eine psychologische Leuchte verwandelt hat, und ein gewisser Herr Haie Thompson, der früher mit dem Krankenhaus Westminster zu tun hatte, aber in der wissenschaftlichen Welt ein völlig Unbekannter ist. Erst nachdem ein sanfter Druck von außen eingesetzt hatte und Sir Edward voller Unruhe fühlte, daß er zurückweichen muß, wandte er sich an Leute von medizinischem Ruf. Ihre Atteste wurden von seinem Sohn veröffentlicht - doch was beweisen sie schon? Dr. Forbes Winslow, der Herausgeber des „Journal of Psychological Medicine"[398J, der vorher von Lady Bulwers Rechtsberatern konsultiert worden war, bestätigt, „nachdem er den Geisteszustand Lady Bulwer-Lyttons untersucht hatte", daß er ihn solcherart fand, „daß er ihre Befreiung von Beschränkung rechtfertige". Was der Öffentlichkeit bewiesen werden sollte, war jedoch nicht, ob Lady Bulwers Freilassung, sondern im Gegenteil, ob ihre Gefangenhaltung gerechtfertigt war. Herr Lytton wagt es nicht, diesen delikaten und entscheidenden Punkt zu berühren. Würde man nicht einen Konstabier auslachen, der der ungesetzlichen Einkerkerung eines freigeborenen Briten beschuldigt, zu seiner Verteidigung sagen würde, er habe keinen Fehler begangen, als er seinen Gefangenen in Freiheit setzte! Ist aber Lady Bulwer wirklich in Freiheit gesetzt? „Meine Mutter", fährt Herr Lytton fort, „ist jetzt bei mir, frei von jeder Beschränkung und im Begriffe, auf eigenen Wunsch für kurze Zeit auf Reisen zu gehen, begleitet von mir und einer Freundin und Verwandten ihrer eigenen Wahl." Herrn Lyttons Brief ist von „Park Lane Nr. 1" abgesandt, das heißt, von der Stadtwohnung seines Vaters. Ist also Lady Bulwer von ihrem Gefangenschaftsort in Brentford nach einem Gefangenschaftsort in London gebracht und leibhaftig einem erbitterten Feind ausgeliefert worden? Wer bürgt dafür, daß sie „frei von jeder Beschränkung" ist? Als sie den vorgeschlagenen Vergleich unterzeichnete, war sie auf alle Fälle nicht frei von Beschränkung, sondern schmachtete unter dem verbesserten System des Arztes Hill. Der wichtigste Umstand ist der: Während Sir Edward gesprochen hat, hat Lady Bulwer Schweigen bewahrt. Keine Erklärung ihrerseits, wo sie doch literarischer Tätigkeit so zugetan, ist vor die Augen der Öffentlichkeit gelangt. Ein
1 des Verstandes mächtig
von ihr selbst geschriebener Bericht über ihre Behandlung wurde der Person, an die er gerichtet war, geschickt entzogen. Zu welcher Vereinbarung auch immer die Ehegatten gelangt sind, für die Öffentlichkeit bleibt die Frage, ob unter dem Deckmantel des Gesetzes über Geisteskranke skrupellose Individuen, die verlockende Honorare an zwei hungrige Arzte zahlen können, lettres de cachet1 herausgeben dürfen. Eine weitere Frage ist die; Ist es einem Minister gestattet, durch einen privaten Vergleich ein öffentliches Verbrechen als erledigt abzutun? Es ist jetzt durchgesickert, daß im Laufe dieses Jahres bei der Untersuchung der Zustände in einer Anstalt in Yorkshire die Kommissäre für Geisteskrankheiten einen Mann entdeckten, der im Vollbesitz seiner geistigen Fähigkeiten mehrere Jahre lang eingesperrt und in einem Keller verborgen gehalten worden war. Auf eine Frage, die Herr Fitzroy in bezug auf diesen Fall im Unterhaus stellte, antwortete Herr Walpole, daß er „keine Akte über diese Tatsache" gefunden hätte, eine Erwiderung, die die Akte leugnet, aber nicht die Tatsache. Daß man die Dinge nicht dabei belassen will, kann man aus der Ankündigung des Herrn Tite entnehmen, daß „er zu Beginn der nächsten Sitzungsperiode die Einsetzung eines besonderen Ausschusses beantragen werde, der die Anwendung des Gesetzes über Geisteskranke überprüfen soll".'35
Aus dem Englischen.
1 Haftbefehle
s Karl Marx [Die steigende Anzahl der Geisteskranken in England]
[„New-York Daily Tribüne" Nr.5407 vom 20.August 1858, Leitartikel] In der britischen Gesellschaft gibt es wohl keine feststehendere Tatsache als die, daß der Pauperismus, im gleichen Maße anwächst wie der moderne Reichtum. Merkwürdigerweise scheint dasselbe Gesetz auch für die Geisteskrankheiten zu gelten. Die Zunahme von Geisteskrankheiten in Großbritannien hat mit der Zunahme des Exports Schritt gehalten und die Zunahme der Bevölkerung übertroffen. Ihre rasche Verbreitung in England und Wales in der Zeit von 1852 bis 1857, einer Zeit beispielloser kommerzieller Prosperität, wird aus folgenden Vergleichstabellen in den Jahresberichten von 1852, 1854 und 1857 über Pauper, Geistesgestörte und Idioten13991 klar ersichtlich:
Datum Bevölkerung Kranke Krankein Kranke Außerhalb Gesamt- Im Verin Graf- konzessio- in Arbeits- der An- zahl der bältnis schafts- nierten häusern stalten bei Geistes- zur Beoder Orts- Privat- Freunden kranken völkerung anstalten anstalten oder sonst- und wo lebende Idioten Kranke
1. Januar 1852 17927 609 9 412 2584 5055 4107 21 158 1:847 I.Januar 1854 18649849 11956 1878 5713 4940 24 487 1:762 1 Januar 1857 19408464 13 488 1908 6800 5497 27 693 1:701
Das Verhältnis von akuten und heilbaren zu chronischen und offensichtlich unheilbaren Erkrankungen wurde Ende 1856 auf etwas weniger als 1:5 geschätzt, wie aus dem folgenden amtlichen Bericht hervorgeht:
Kranke aller Wahrscheinlich Stände in Heilbare Anstalten In Grafschafts-und Ortsanstalten .. 14 393 2070 In Hospitälern ,, 1 742 340 In konzessionierten Privatanstalten der Hauptstadt 2 578 390 In konzessionierten Privatanstalten der Provinz .. 2 598 527 Insgesamt 21 311 3327 Wahrscheinlich Heilbare 3 327 Wahrscheinlich Unheilbare 17 984
Es gibt in England und Wales zur Unterbringung von Geisteskranken und Idioten aller Kategorien und aller Stände 37 staatliche Anstalten, von denen 33 Grafschafts-und 4 Ortsanstalten sind; ferner 15 Hospitäler; 116 konzessionierte Privatanstalten, davon 37 in der Hauptstadt und 79 in der Provinz; schließlich die Arbeitshäuser. Die staatlichen Anstalten, oder richtiger Irrenanstalten genannt, waren laut Gesetz ausschließlich zur Aufnahme von armen Geisteskranken bestimmt und sollten als Hospitäler zur medizinischen Behandlung dienen und nicht als sichere Qrte zur bloßen Einsperrung der Geisteskranken. Im allgemeinen sind es, zumindest in den Grafschaften, gut geordnete Anstalten, obwohl zu weitläufig angelegt, um richtig verwaltet zu werden; sie sind überfüllt, ohne strenge Trennung der Kranken nach verschiedenen Kategorien, und reichen gerade für die Unterbringung von etwas mehr als der Hälfte der armen Geisteskranken aus. Schließlich haben diese 37 Anstalten, die über das ganze Land zerstreut sind, nur Raum für 15 690 Kranke. Welchen großen Bedarf an den zu wenig vorhandenen Anstalten die geisteskranke Bevölkerung hat, kann an folgendem Beispiel illustriert werden. Als 1831 die Anstalt Hanwell (in Middlesex) für 500 Kranke gebaut wurde, nahm man an, daß sie für den ganzen Bedarf der Grafschaft genügen würde. Nach zwei Jahren jedoch war sie schon voll; nach weiteren zwei Jahren mußte sie noch für 300 Patienten mehr Platz schaffen; und jetzt (nachdem inzwischen Colney Hatch zur Aufnahme von 1200 geistesgestörten Paupern derselben Grafschaft gebaut worden ist) befinden sich in Hanwell bereits über 1000 Kranke. Colney Hatch wurde 1851 eröffnet; in weniger als fünf Jahren jedoch mußte man wiederum an die Steuerzahler wegen des Baus weiterer Unterbringungsmöglichkeiten appellieren; die letzten Berichte zeigen, daß Ende 1856 über 1 100 geistesgestörte Pauper der Grafschaft in keiner ihrer
beiden Anstalten untergebracht werden konnten. Während die vorhandenen Anstalten zu groß sind, um ordentlich geführt zu werden, ist ihre Anzahl zu Idein, um den durch die rasche Zunahme der Geisteskrankheiten hervorgerufenen Anforderungen zu genügen. Vor allem müßten die Anstalten streng nach zwei Kategorien getrennt werden: in Anstalten für Unheilbare und in Hospitäler für Heilbare. Wenn man beide Kategorien zusammenpfercht, erhält weder die eine die richtige Behandlung noch wird die andere geheilt. Die konzessionierten Privatanstalten sind im allgemeinen für den begüterten Teil der Geisteskranken reserviert. Gegen diese „behaglichen Zufluchtsorte", wie sie gern genannt werden, hat sich kürzlich die öffentliche Entrüstung gerichtet, und zwar im Zusammenhang mit der Entführung der Lady Bulwer nach Wyke House und der furchtbaren Behandlung der Frau Turner in Acomb House in York. Da eine parlamentarische Untersuchung der Geheimnisse des Handels mit Geisteskrankheiten in England bevorsteht, können wir auf diesen Teil des Themas später zurückkommen. Jetzt wollen wir die Aufmerksamkeit nur auf die Behandlung der 2000 armen Geisteskranken lenken, die von den Armenbehörden und anderen Ortsbehörden laut Kontrakt den Leitern von konzessionierten Privatanstalten überlassen werden. Die wöchentliche Summe, die diesen Privatunternehmern pro Kopf für Unterhalt, Behandlung und Kleidung bewilligt wird, schwankt zwischen fünf und zwölf Schilling, doch belaufen sich die durchschnittlichen Kosten tatsächlich auf 5 sh. bis 8 sh. 4 d. Das ganze Bestreben dieser Privatunternehmer besteht natürlich darin, aus diesen kleinen Einnahmen großen Gewinn zu erzielen und dementsprechend für die Kranken so wenig wie möglich auszugeben. In ihrem letzten Bericht14001 stellen die Kommissäre für Irrenwesen fest, daß gerade in diesen konzessioniertenPrivatanstalten, die reichlich Geldmittel für die Betreuung der Kranken erhalten, in Wirklichkeit die Versorgung reiner Betrug und die Behandlung der Insassen eine Schande ist. Zwar liegt es in der Macht des Lordkanzlers, auf Anraten der Kommissäre für Irrenwesen eine Konzession für eine Privatanstalt zu widerrufen oder ihre Erneuerung zu verweigern; in vielen Fällen jedoch bleibt den Kommissären dort, wo keine öffentliche Anstalt in der Nähe ist oder wo die vorhandene Anstalt überfüllt ist, kein anderer Ausweg, als die Konzession zu verlängern oder die Masse der armen Geisteskranken in ihre verschiedenen Arbeitshäuser zu stecken. Dieselben Kommissäre fügen jedoch hinzu, daß, so groß die Übel der konzessionierten Privatanstalten auch sein mögen, sie doch nicht so schlimm sind wie die Gefahren und die Übel zusammengenommen, denen diese geisteskranken Pauper in den Arbeitshäusern, wo sie fast nicht versorgt
werden, ausgesetzt sind. In diesen sind zur Zeit etwa 7000 Geisteskranke eingesperrt. Anfangs waren die Irrenabteilungen in den Arbeitshäusern nur für die Aufnahme von solchen geisteskranken Paupers bestimmt, die kaum mehr als eine gewöhnliche Unterkunft brauchten und die sich zu den anderen Insassen gesellen konnten. Aber da es immer schwieriger wird, die armen Geisteskranken in gut eingerichteten Anstalten unterzubringen, verwandeln die Armenbehörden eines Kirchspiels aus Gründen der Sparsamkeit die Arbeitshäuser immer mehr in Irrenanstalten, und zwar in solche, wo es weder Pflege, Behandlung noch Aufsicht gibt. Das aber gerade ist der Hauptschutz der Kranken in gut eingerichteten Anstalten. Viele der großen Arbeitshäuser haben Irrenabteilungen, die 40 bis 120 Insassen beherbergen. Es sind düstere Räumlichkeiten, in denen die Kranken keinerlei Möglichkeit zur Beschäftigung, keine Bewegung oder Zerstreuung haben. Die Wärter sind größtenteils Pauper, die in diesen Häusern wohnen und für die ihnen übertragenen Aufgaben völlig ungeeignet sind. Die Kost, das Wichtigste für die unglücklichen Opfer der Geisteskrankheit, ist selten besser als die Kost, welche die physisch und geistig gesunden Insassen bekommen. Es ist daher nur natürlich, wenn das Einsperren in Arbeitshäuser nicht nur die Fälle von harmloser Geistesschwäche, für die sie eigentlich vorgesehen waren, verschlimmert, sondern auch die Tendenz hat, chronische und permanente Fälle zu schaffen, die man wahrscheinlich bei rechtzeitiger Pflege hätte heilen können. Aber für die leitenden Armenbehörden ist das entscheidende Prinzip die Sparsamkeit. Nach dem Gesetz müßte der geisteskranke Pauper zuerst in die Obhut des Bezirks- oder Gemeindearztes kommen, der den Armenpfleger benachrichtigen muß; dieser wiederum muß dem Polizeirichter Mitteilung machen, der dann die Überführung der Kranken in die Anstalt anzuordnen hat. Tatsächlich jedoch werden diese Vorschriften völlig außer acht gelassen. Die armen Geisteskranken werden zuerst ohne große Umstände in die Arbeitshäuser gesteckt, wo sie für die Dauer bleiben, wenn sie als lenkbar befunden werden. Die von den Kommissären für Irrenwesen bei ihren Inspektionen in den Arbeitshäusern gemachten Empfehlungen, alle heilbaren Insassen oder solche, die einer ihrem Zustand nicht dienlichen Behandlung ausgesetzt sind, in Anstalten zu überführen, werden gewöhnlich wertlos durch das Zeugnis des Arztes des Armenverbandes, das besagt, daß der Patient „harmlos" sei. Wie so eine Unterbringung im Arbeitshaus aussieht, kann man aus folgenden Schilderungen ersehen, die in dem letzten Bericht über Geisteskrankheiten als „getreue Darstellung der Lebensbedingungen der Kranken in den Arbeitshäusern" bezeichnet wurden.
In der Heilanstalt zuNorwich waren sogar die Matratzen der kranken und schwachen Patienten mit Stroh gefüllt. Die Fußböden in dreizehn kleinen Zimmern waren aus Stein. Es gab keinen Abort, wo man mit Wasser nachspülen konnte. Die Nachtwache auf der Männerseite hatte aufgehört. Es bestand großer Mangel an Decken, Handtüchern, Flanellwäsche, Zwangsjacken, Waschschüsseln, Stühlen, Tellern, Löffeln und Speiseräumen. Die Ventilation war schlecht. Wir zitieren: „Man konnte auch dem kein Vertrauen schenken, was dem Äußern nach einen guten Eindruck machte. So zum Beispiel stellte sich heraus, daß eine beträchtliche Menge Bettzeug schmutziger Patienten am Morgen weggeräumt und tagsüber nur zur Schau ausgewechselt wurde, indem man saubere Laken und Decken, die in der Regel abends wieder weggenommen wurden, auf die Bettstellen legte". Nehmen wir als weiteres Beispiel das Blackburner Arbeitshaus:
„Die von den Männern bewohnten Tagesräume im Erdgeschoß-sind klein, niedrig, dunkel und schmutzig, und der Raum, der 11 Patienten beherbergt, ist überfüllt, weil mehrere schwere Stühle, an welche die Patienten mit Riemen gebunden sind, und ein großer vorstehender Ofenschutz keinen Platz lassen. Auch die Räume der Frauen im oberen Stockwerk sind ganz überfüllt; in einem Raum, der gleichzeitig als Schlafsaal t benutzt wird, ist ein großer Teil abgetrennt für private Zwecke; die Betten stehen dicht nebeneinander. Ein Schlafraum, in dem 16 männliche Patienten^ untergebracht sind, war eng und stank schrecklich. Er ist 29 Fuß lang, 17 Fuß und 10 Zoll breit und 7 Fuß und 5 Zoll hoch, also 2,39 Kubikfuß auf einen Patienten. Die Matratzen sind durchweg mit Stroh gefüllt, und auch bei kranken oder bettlägerigen Patienten wird keine Ausnahme gemacht. Das Bettzeug war meist sehr beschmutzt und hatte Rostflecke von den Eisenstäben der Bettgestelle. Das Bettenmachen scheint hauptsächlich den Kranken überlassen zu sein. Viele Kranke haben schmutzige Kleidung an, was vor allem dem Mangel an ordentlicher Pflege und Wartung zuzuschreiben ist. Sehr wenige Nachtgeschirre sind vorhanden, und ein einziger Kübel wird nachts in der Mitte des großen Schlafsaals zur allgemeinen Benutzung für die Männer aufgestellt. Die sandigen Höfe, zwei für die Frauen und zwei für die Männer, auf denen die Kranken Spazierengehen, sind von hohen Mauern umgeben und ohne Sitzgelegenheit. Der größte dieser Höfe ist 74 Fuß lang, 30 Fuß und 7 Zoll breit; der kleinste 32 Fuß mal 17 Fuß und 6 Zoll groß. In einem der Höfe ist eine Zelle, die gelegentlich zur Isolierung widerspenstiger Patienten benutzt wird. Sie ist ganz aus Stein gebaut und hat eine kleine viereckige Öffnung, die Licht durchlassen soll und mit Eisengittern versehen ist, um die Flucht der Kranken zu verhindern, aber ohne Fensterläden und -rahmen. Auf dem Boden der Zelle lag ein großer Strohsack und in einer Ecke stand ein schwerer Stuhl. Die ganze Kontrolle (fieser Abteilung liegt in den Händen eines Wärters und einer Schwester. Der Leiter des Arbeitshauses mischt sich selten in ihre Arbeit ein und inspiziert diese Abteilung im allgemeinen nicht so genau wie die anderen."
Es wäre zu widerwärtig, hier noch Auszüge aus dem Bericht der Kommissäre über das St.Pancras Arbeitshaus in London wiederzugeben, das eine Art gemeines Pandämonium1 ist. Allgemein gesprochen, gibt es in England wenig Pferdeställe, die nicht wie Boudoirs erscheinen würden im Vergleich mit den Irrenabteilungen der Arbeitshäuser und m denen die Behandlung der Vierbeinigen nicht gefühlvoll genannt werden könnte im Vergleich mit der Behandlung der armen Geisteskranken.
Geschrieben am 30. Juli 1858. Aus dem Englischen.
1 Reich des Satans
Karl Marx [Der englische Bankakt von 1844]
[„New-York Daily Tribüne" Nr. 5409 vom 23. August 1858, Leitartikel] Man wird sich daran erinnern, daß 1857 das britische Parlament eilig einberufen wurde infolge der Suspension des Bank Charter Act, die der Premierminister und der Schatzkanzler mit Schreiben vom 12. November, als die Geldpanik in vollem Gange war, auf eigene Verantwortung angeordnet hatten.1 Nachdem die Indemnitäts-Bill einmal angenommen war, vertagte sich das Parlament und hinterließ einen Sonderausschuß mit dem Auftrag, „sowohl das Wirken der Bankakts Von 1844 und von 1845 als auch die Ursachen der jüngsten Handelskrise zu untersuchen". Der Ausschuß hatte tatsächlich seit Anfang 1857 getagt und bereits zwei dicke Bände veröffentlicht, einen Band mit Zeugenaussagen und einen Anhang14011, die beide das Wirken und die Folgen der Bankakts von 1844/1845 behandeln. Ihre Arbeiten waren fast in Vergessenheit geraten, als das Ereignis der Handelskrise den Ausschuß wieder zum Leben erweckte und ihmein „zusätzliches Untersuchungsmaterial" lieferte. In den zwei dicken Bänden, die wir erwähnten, wurde der Handel gerade zwei Monate vor seinem gewaltigen Zusammenbruch für „gesund" und „sicher" erklärt. Was das Wirken des Bankakts Sir Robert Peels betrifft, so äußerte sich Lord Overstone vor dem Ausschuß am 14. Juli 1857 in einer dithyrambischen Art: „Durch strenge und prompte Einhaltung der Grundsätze des Akts von 1844", sagte er, „ist alles mit Regelmäßigkeit und Leichtigkeit verlaufen, das Geldsystem ist sicher und unerschüttert, die Prosperität des Landes ist unbestritten, das öffentliche Vertrauen in den Akt von 1844 gewinnt täglich an Stärke. Wünscht der Ausschuß noch weitere praktische Belege für die Gesundheit der Prinzipien, auf denen dieser Akt beruht, und der wohltätigen Folgen, die er sichergestellt hat, so ist die wahre und hin
reichende Antwort an den Ausschuß: Schauen Sie um sich; betrachten Sie die gegenwärtige Lage des Geschäfts unsres Landes, betrachten Sie die Zufriedenheit des Volkes; betrachten Sie den Reichtum und die Prosperität aller Klassen der Gesellschaft; und dann, nachdem dies geschehn, wird der Ausschuß imstande sein, zu entscheiden, ob er die Fortdauer eines Akts verhindern will, unter dem solche Erfolge erreicht worden sind." Der gleiche Ausschuß mußte sechs Monate später der Regierung zur Suspension eben dieses Akts gratulieren! Der Ausschuß zählte unter seinen Mitgliedern nicht weniger als fünf Schatzkanzler oder ehemalige Schatzkanzler, nämlich: Herrn Disraeli, Sir G.G.Lewis, Herrn Gladstone, Sir Charles Wood, und Sir Francis Baring, unterstützt durch Herrn Wilson und Herrn Cardwell, zwei Männer, die bereits seit langem gewohnt sind, die Finanzminister mit Ideen zu versehen. Dazu kamen alle bedeutendsten Vertreter der englischen Bürokratie . In der Tat hatte der Ausschuß etwa zwei Dutzend Mitglieder, und war ein bemerkenswertes Konklave finanzieller und ökonomischer Weisheit. Die zu entscheidenden Fragen waren: erstens die Prinzipien des Bankakts von 1844; zweitens der Einfluß auf die Handelskrisen durch die Emission von Banknoten, die auf Verlangen zahlbar sind, und schließlich die allgemeinen Ursachen der gegenwärtigen Krise. Wir beabsichtigen einen kurzen Überblick der auf diese verschiedenen Fragen erteilten Antworten zu geben. Sir Robert Peel, der parlamentarische Pate, und Lord Overstone, der geistige Vater des Akts von 1844, der der Bank von England verbot, Noten über den Betrag von 14 500 000 Pfd.St. hinaus, außer gegen Deckung in Edelmetall, auszugeben, schmeichelten sich damit, daß sie solche Zeiten der Klemme und Panik, wie sie periodisch von 1815 bis 1844 aufgetreten waren, verhindert hätten. Im Verlaufe von zehn Jahren sind nun ihre Erwartungen zweimal getäuscht worden, ungeachtet der außerordentlichen und unerwarteten Hilfe, die das Wirken des Akts durch die großen Goldfunde erfuhr. Wie aus den vor dem Ausschuß gemachten Zeugenaussagen hervorgeht, war die Panik 1847 und 1857 sogar heftiger und vernichtender als je zuvor. Zweimal, 1847 und 1857, mußte die Regierung den Bankakt übertreten, um die Bank und die um sie rotierende Finanzwelt zu retten. Der Ausschuß stand, wie es scheint, vor einer sehr einfachen Alternative: Entweder war die periodische Verletzung des Gesetzes durch die Regierung richtig, dann mußte das Gesetz falsch sein, oder das Gesetz war richtig, dann mußte der Regierüng untersagt werden, sich willkürlich einzumischen. Was soll man dazu sagen, daß der Ausschuß es fertiggebracht hat, gleichzeitig für die Fortdauer des Gesetzes und die periodische Wiederkehr seiner Verletzung
einzutreten? Gesetze sind gewöhnlich dazu bestimmt, die unumschränkte Macht einer Regierung zu begrenzen. Hier scheint man im Gegenteil das Gesetz aufrechtzuerhalten, um der Exekutive die unumschränkte Macht zu erhalten,sich darüber hinwegzusetzen. Das Schreiben der Regierung, das die Bank von England ermächtigt, den Forderungen nach Diskontierung und Darlehen auf anerkannt beste Sicherheiten über die in dem Akt von 1844 vorgeschriebenen Grenzen hinaus nachzukommen, wurde am 12. November herausgegeben; und bis zum 30. mußte die Bank im Tagesdurchschnitt rund eine halbe Million Noten über die gesetzliche Grenze hinaus in die Zirkulation werfep. Am 20.November war die ungesetzliche Surplus-Zirkulation auf etwa eine Million angestiegen. Welches weiteren Beweises bedarf es da für die Sinn- und Nutzlosigkeit des Versuches Sir Robert Peels, die Umlaufsmittel zu „regulieren"? Der Ausschuß hat ganz recht, wenn er feststellt, „daß kein Zirkulationssystem ein Handelsland gegen die Folgen seiner eigenen Unvernunft schützen kann". Diese weise Bemerkung trifft aber nicht den Kern. Die Frage war vielmehr, ob die Geldpanik, welche nur eine Phase der Handelskrise darstellt, durch legislative Maßnahmen künstlich verschärft wird oder nicht. Zur Rechtfertigung des Bankakts sagt der Ausschuß:
^Zweifellos sollte die betreffende Gesetzgebung vor allem die Gewähr bieten, daß die Variationen der Notenzirkulation im Königreich nach den gleichen Gesetzen erfolgen, nach denen eine metallische Zirkulation variieren würde. Niemand bestreitet, daß das Ziel erreicht worden war." Wir bemerken dazu als erstes, daß der Ausschuß es ablehnt,seine Meinung zu den Gesetzen zu äußern, nach denen eine metallische Zirkulation zu variieren pflegt, da er befürchtete, „er würde nicht in der Lage sein, ohne große Meinungsverschiedenheiten zu irgendeiner Schlußfolgerung gelangen". Nach Meinung der von Sir Robiert Peel angeführten Bulliönisten Würde sich eine rein metallische Zirkulation entsprechend dem Stand des Wechselkurses verringern oder ausdehnen, d.h. Gold würde bei einem günstigen Wechselkurs einfließen, während es bei einem ungünstigen das Land verlassen würde. Im ersteren Falle würde das allgemeine Preisniveau steigen; im letzteren würde es fallen. Wenn man nun annimmt, daß solche heftigen Preisschwankungen einer rein metallischen Zirkulation innewohnen, dann hatte Herr J. S. Mill sicher recht, als er vor dem Ausschuß behauptete, daß der Zustand, den es bei der Notenzirkulation zu erreichen gelte, nicht der sein sollte, solche unheilvollen Schwankungen nachzuahmen, sondern sie zu korrigieren und zu überwinden.
Doch die Voraussetzungen, von denen die Bullionisten bei ihrer Beweisführung ausgehen, haben sich als imaginär erwiesen. In Ländern, in denen es keine Kreditgeschäfte und demzufolge keine Notenzirkulation gibt, wie es vergleichsweise bis vor kurzem in Frankreich der Fall war und in viel größerem Maße noch jetzt in Asien der Fall ist, werden überall private Schätze an Gold und Silber gehortet. Wenn nun Edelmetall infolge eines ungünstigen Wechselkurses abgezogen wird, so offnen sich diese Schätze infolge eines Ansteigens des Zinsfußes. Wendet sich der Wechselkurs, so absorbieren die Schätze wieder den Überschuß der Edelmetalle. In keinem Fall entsteht in der Zirkulation ein Vakuum oder das Gegenteil. Der Abfluß und Zufluß des Edelmetalls berührt den Stand der Schatzbildung, aber nicht den Stand der Umlaufmittel, und daher wird auch keinerlei Wirkung auf das allgemeine Preisniveau ausgeübt. Worauf läuft also die Verteidigung des Ausschusses hinaus? Darauf, daß der Bankakt von 1844 in Zeiten der Klemme zu plötzlichen Preisschwankungen führt, die, wie der Ausschuß fälschlicherweise animmt, auf der Grundlage rein metallischer Zirkulation vor sich gehen würde. Aber zumindest, so sagt der Ausschuß, sei durch den Akt Sir Robert Peels die Konvertibilität der Banknoten garantiert, was zur ersten Pflicht der Bank gehöre, und er fügt hinzu:
„Die Deckung, die in den Tresoren dieses Unternehmens nach den Bestimmungen des Akts von 1844 vorhanden sein muß, ist großer als die, weiche jemals zuvor in Zeiten der Klemme vorhanden war. Während der Krise von 1825 sank der Edelmetallvorrat auf 1 261 000 Pfd. St., 1837 auf 3 831 000 Pfd. St. und 1839 auf 2 406 000 Pfd. St., wogegen der niedrigste Stand, auf den er seit 1844 gesunken ist, 8313 000Pfd.St. im Jahre 1847 und 6 080 000 Pfd. St. im Jahre 1857 betragen- hat." Vor allem wurde die IConvertibilität der Banknoten in all diesen Perioden der Panik aufrechterhalten, nicht weil die Bank genügend Edelmetall besaß, um ihre Noten einzulösen, sondern einfach deshalb, weil man an sie nicht die Forderung gestellt hatte, in Gold zu zahlen. 1825 z.B. hielt die Bank dem Ansturm von Zahlungsforderungen durch die Ausgabe von 1-Pfund-Noten stand. Wenn die verhältnismäßig größeren Edelmetallreserven 1847 und 1857 einfach als Auswirkungen des Akts von 1844 angesehen werden, dann muß man auch diesem Akt aus gleichen Gründen die Tatsache zuschreiben, daß die Edelmetallreserven 1857, trotz Kalifornien und Australien, um mehr als 2 000 000 Pfd.St. unter den Stand von 1847 gesunken sind. Und obwohl sie im Vergleich zu 1825 und 1836 den zwei- oder dreifachen Goldbetrag besaß, schwebte die Bank von England 1847 und 1857 am Rande des Bankrotts, dank der Bestimmungen des Sir Robert Peelschen Bankakts. Laut Aussage des
Gouverneurs der Bank betrug die gesamte Reserve des Bank-Departmentsam 12.November 1857, dem Tag, an dem das Schreiben des Schatzamtes herauskam, nur 580 751 Pfd.St., während sich ihre Depositen zur gleichen Zeit auf 22 500 000 Pfd.St. beliefen, von denen fast 6 500 000 Pfd. St. Londoner Bankiers gehörten. Ohne das Schreiben vom Schatzamt hätte der Laden geschlossen werden müssen. Den Zinsfuß zu erhöhen oder zu senken - und die Bank gibt zu, daß sie kein anderes Mittel zur Einflußnahme auf die Zirkulation hatte - ist eine Maßnahme, die vor der Annahme des Akts von 1844 angewandt Wurde und die natürlich auch nach seiner Suspension hätte angewandt werden können. Aber, sagt die Bank, die Direktoren möchten, daß ihre Würde durch den Akt gestärkt wird, und es wäre nicht angebracht, „sie ihrer eigenen unwiderstehlichen Weisheit -und Entschlossenheit zu überlassen". In normalen Zeiten, in denen der Akt offenkundig ein toter Buchstabe ist, möchten die Direktoren durch die Fiktion seines gesetzlichen Wirkens gestärkt werden und in Zeiten der Klemme, den einzigen Zeitpunkten, wo er überhaupt wirken kann, möchten sie ihn durch einen Regijsrungserlaß loswerden.
Geschrieben am 6. August 1858. Aus dem Englischen.
Karl Marx [Handelskrisen und Geldumlauf in England]
[„New-York Daily Tribüne" Nr. 5414 vom 28. August 1858, Leitartikel] Es gibt wohl keinen Punkt in der politischen Ökonomie, über den ein so weitverbreitetes Mißverständnis besteht, wie über den, daß man vermittels Expansion oder Kontraktion der Zirkulationsmittel Einfluß auf das gesamte Preisniveau habe, einen Einfluß, den nach allgemeiner Ansicht die Notenbanken ausüben. Die Meinung, daß die Banken den Geldumlauf unmäßig ausgedehnt und so ein inflationistisches Ansteigen der Preise erzeugt hätten, das schließlich durch einen Krach wieder gewaltsam rückgängig gemacht werde, ist eine nur zu billige Methode, jede Krise zu erklären, ais daß man nicht begierig nach ihr griffe. Wohlgemerkt, die Frage ist nicht, ob Banken zur Entwicklung eines fiktiven Kreditsystems beitragen können, sondern ob es in ihrer Macht steht, den Betrag an Zirkulationsmitteln zu bestimmen, der in den Händen der Bevölkerung umläuft. Was wahrscheinlich nicht bestritten werden wird, ist die These, daß es das Interesse jeder Notenbank gebietet, einen möglichst großen Betrag ihrer eigenen Noten im Umlauf zu halten. Wenn von irgendeiner Bank angenommen werden kann, daß sie die Macht mit dem Willen vereinen kann, so ist es gewiß die Bank von England. Wenn wir nun z. B. die Periode von 1844 bis 1857 betrachten, werden wir finden, daß außer in Zeiten der Panik die Bank niemals imstande gewesen ist, ihren Notenumlauf bis zur gesetzlichen Grenze auszudehnen, ungeachtet des Privilegs, ihre Noten durch den Ankauf öffentlicher Anleihen auf den Markt zu werfen und ungeachtet der wiederholten Herabsetzung des Zinsfußes. Aber es gibt da ein anderes, noch auffallenderes Phänomen. Während des Zeitraums von 1844 bis 1857 hat sich der allgemeine Handel des Vereinigten Königreichs etwa verdreifacht. Der britische Export hat sich, wie wir wissen, während der letzten zehn Jahre ver
doppelt. Aber gleichzeitig mit dieser gewaltigen Zunahme des Handels hat der Notenumlauf der Bank von England tatsächlich abgenommen und nimmt noch weiterhin ab. Man betrachte folgende Zahlen:
Export Notenumlauf 1845 60110000 Pfd. St. 20722000 Pfd. St. 1854 97184000 „ „ 20 709000 „ „ 1856..... 115826000 „ „. 19648000 „ „ 1857 122155000 „ „ 19467000 „ „
So ist bei einer Zunahme des Exports um 62045000Pfd.St. der Geldumlauf um 1 255 000 Pfd. St. gefallen, obwohl während des gleichen Zeitraums infolge des Bankakts von 1844 die Zahl der Filialen der Bank von England zugenommen und die der mit ihr konkurrierenden Provinznotenbanken abgenommen hat und ihre eigenen Noten in gesetzliche Zahlungsmittel für die Provinzbanken umgewandelt worden sind. Man könnte vielleicht annehmen, daß die Goldmünzen, die aus neuen und reichen Quellen geflossen sind, dazu beigetragen haben, einen Teil der Noten der Bank von England zu verdrängen, indem sie Kanäle der Zirkulation füllten, in denen früher diese Banknoten umliefen. In der Tat stellte Herr Weguelin, 1857 Gouverneur der Bank von England, vor dem Ausschuß des Unterhauses fest, daß seitens höchst kompetenter Personen die Zunahme im Goldumlauf während der vergangenen sechs Jahre auf 30 Prozent geschätzt worden war. Der gesamte Goldumlauf betrage nun, wie er glaube, 50 000 000 Pfd. St. Dieser Zuwachs an Goldmünzen hatte jedoch so wenig mit der Abnahme der Notenzirkulation zu tun, als sich im Gegenteil die Anzahl der kleineren Banknoten von 5 Pfd. St. und 10 Pfd. St. - der einzigen, die im Kleinhandel und in der Warenzirkulation zwischen Händlern und Konsumenten durch Münzen ersetzt werden können - faktisch gleichzeitig mit der Zunahme der metallischen Zirkulation vermehrt hat. Die Proportionen einer solchen Zunahme werden durch folgende Tabelle wiedergegeben:
5- und 10-Pfund-Noten Prozent der gesamten Notenzirkulation 1845. 9698000 Pfd. St. 46,9 1854...... 10565000 „ „ 51,0 1855 10628000 „ „ 53,6 1856 10680000 „ „ 54,4 1857 10659000 „ „ 54,7
35 Marx/Engels, Werke, Bd. 12
Die Abnahme hat sich somit auf die größeren Banknoten, Noten von 200 Pfd. St. bis 1000 Pfd. St., beschränkt, die solche Funktionen der inneren Zirkulation ausüben, von denen Münzgeld im eigentlichen Sinne nahezu ausgeschlossen ist. Die erzielte Einsparung dieser Noten war so groß, daß, ungeachtet der Ausdehnung des Handels, der allgemeinen Preissteigerung und der Zunahme des kleinen Notenumlaufs, die gesamte Notenzirkulation allmählich weiter abnahm. Die Menge der Banknoten von 200 Pfd. St. bis 1000 Pfd.St. war von 5856000 Pfd.St., worauf sie sich 1852 belief, auf 3241 000 Pfd.St. im Jahre 1857 gesunken. Während sie 1844 noch 26 Prozent ausmachten, betrugen sie 1854 nur 20,5, 1855 nur 17,5, 1856 nur 16,9 und 1857 nur 16,7 Prozent der Gesamtzirkulation. Diese neue Erscheinung im Papiergeldumlauf Großbritanniens entstand aus der wachsenden Konkurrenz der Londoner Aktienbanken mit den Privatbanken und aus der Akkumulation gewaltiger Summen in ihren Händen infolge ihrer Praxis, auf Depositen Zinsen zu gewähren. Am 8. Juni 1854 sahen sich nach einem langen, aber vergeblichen Widerstand die Londoner Privatbankiers gezwungen, die Aktienbanken zum Clearingverkehr14021 zuzulassen, und kurz danach wurde das Schlußclearing im Bereich der Bank von England geregelt. Da die täglichen Abrechnungen jetzt durch Überschreibungen auf die bei dieser Anstalt bestehenden Konten der verschiedenen Banken vorgenommen werden, verloren die großen Banknoten, die früher von den Bankiers für den Ausgleich ihrer gegenseitigen Rechnungen verwandt worden waren, ein weites Anwendungsgebiet und fielen infolgedessen großenteils aus der Zirkulation heraus. Inzwischen hatten die neun Aktienbanken von London ihre Depositen von 8850 774Pfd. St. im Jahre 1847 auf43 100 724 Pfd.St. im Jahre 1857 vermehrt, wie aus ihren veröffentlichten Geschäftsberichten ersichtlich ist. Welchen Einfluß daher Banken auch immer auf die allgemeine Handelstendenz und auf Preise ausgeübt haben mögen, er muß durch die Verwendung ihrer Depositen, d. h. durch Kreditoperationen, erfolgt sein und nicht durch eine Mehrausgabe von Noten, die sie nicht einmal bis zur alten Grenze der Zirkulation im Umlauf halten konnten. Wie wenig wirkliches Geld, wie Noten der Bank von England und Gold, in die großen Handelstransaktionen des britischen Handels eingeht, kann überzeugend aus der Analyse einer zusammenhängenden Reihe von Handelsoperationen im Umfang von jährlich mehreren Millionen Pfund Sterling gefolgert werden, die Herr Slater, Kompagnon einer der größten Londoner Firmen, der Unterhaus-Kommission gegeben hat. Die Ausmaße von Einnahmen und Ausgaben des Jahres 1856 sind lediglich auf den Maßstab von 1 000000 Pfd. St. verkürzt worden und lauten wie folgt:
Einnahmen
Pfd.St.
Tratten und Wechsel von Bankiers und Kaufleuten nach Datum zahlbar ..... 533596 Schecks von Bankiers etc. bei Sicht zahlbar 357715 Banknoten der Provinzbanken 9627 Summe 900938 Noten der Bank von England .................. 68 554 Gold ; 28089 Silber und Kupfer 1486 Postanweisungen 933 Summe 99062 Gesamtsumme.... 1000000
Aussahen
Pfd.St. Wechsel nach Datum zahlbar 302674 Schecks auf Londoner Bankiers 663672 Summe 966346 Noten der Bank von England 22 743 Gold 9427 Silber und Kupfer 1484 Summe 33654 Gesamtsumme .... 1000000
Diesfe Zahlen mögen als eine Illustration des britischen Großhandels gelten, der sein Zentrum in London hat. Es wird hier gezeigt, daß von den eingegangenen Geldern die Noten der Bank von England weniger als 10 Prozent und Gold und Silber nur 3 Prozent der Umlauf mittel betragen. Von den durchgeführten Zahlungen sind nur 2 Prozent in Noten der Bank von England und in Gold und Silber nur 1 Prozent der Umlaufmittel erfolgt. Andererseits sind Zahlungseingänge in einem Verhältnis von 90Prozent und Zahlungsausgänge von nahezu 97 Prozent in jenem Teil der Umlaufmittel erfolgt, der durch Kredit und das Kapital der Händler selbst gebildet wird. Aus einer Analyse der Emissionen der New-Yorker Banken - sagen wir, der letzten sechs Jahre - müssen wir zu dem gleichen Ergebnis kommen, nämlich, daß der Betrag der in Umlauf befindlichen Noten außerhalb der
Kontrolle der Banken-selbst ist und sich tatsächlich verringert hat, gerade zu einer Zeit, in der sich der Handel ausdehnte und die allgemeinen Preise einem Inflationsprozeß unterlagen, der zum Krach führte. Die vulgäre Vorstellung, die die letzte Krise und Krisen im allgemeinen auf eine Mehrausgabe von Banknoten zurückführt, muß daher als ganz und gar abwegig zurückgewiesen werden.
Geschrieben am 10. August 1858. Aus dem Englischen.
Karl Marx Die Geschichte des Opiumhandels[403J
[„New-York Daily Tribüne" Nr. 5433 vom 20. September 1858, Leitartikel] Die Nachricht vom neuen Vertragf404], den die Bevollmächtigten der Verbündeten China abgerungen haben, scheint genau die gleichen phantastischen Vorstellungen von einer unermeßlichen Ausdehnung des Handels erweckt zu haben, wie sie der Geschäftswelt 1845 nach Beendigung des ersten chinesischen Krieges vorschwebten. Angenommen, die Telegramme aus St. Petersburg beruhen auf Wahrheit, muß deshalb der Vermehrung der Handelszentren unbedingt auch eine Ausdehnung des Chinahandels folgen? Besteht denn die Aussicht, daß der Krieg von 1857/58 zu glänzenderen Ergebnissen führen wird als der Krieg von 1841/42? Soviel steht fest, daß der Vertrag von 1843, anstatt die amerikanischen und englischen Exporte nach China zu erhöhen, lediglich zum beschleunigten Ausbruch und zur Verschärfung der Handelskrise von 1847beigetragen hat. Dadurch, daß der neue Vertrag Illusionen von einem unerschöpflichen Markt erzeugt und Fehlspekulationen begünstigt, kann er in ähnlicher Weise eine neue Krise gerade in dem Augenblick vorbereiten helfen, da der Weltmarkt sich erst langsam von der jüngsten allgemeinen Erschütterung erholt. Der erste Opiumkrieg hat neben diesem negativen Ergebnis einen Aufschwung des Opiumhandels auf Kosten des legitimen Handels zur Folge gehabt; das gleiche Ergebnis wird der zweite Opiumkrieg haben, falls England nicht durch den Druck der gesamten zivilisierten Welt gezwungen wird, den Zwangsanbau von Opium in Indien und dessen gewaltsame Verbreitung in China einzustellen. Wir sehen davon ab, bei der moralischen Seite dieses Handels zu verweilen, die selbst von einem Engländer, Montgomery Martin, in folgenden Worten geschildert wurde:
„Ja, der Sklavenhandel war barmherzig, verglichen mit dem Opiumhandel. Wir haben die Afrikaner nicht physisch zugrunde gerichtet, denn es war unser unmittel
bares Interesse, sie am Leben zu erhalten; wir haben sie nicht ihrer menschlichen Würde beraubt, weder ihre Gesinnung korrumpiert, noch ihre Seelen zerrüttet. Der Opiumverkäufer aber tötet den Leib, nachdem er die sittliche Existenz unglücklicher Sünder korrumpiert, erniedrigt und vernichtet hat; stündlich werden einem unersättlichen Moloch neue Opfer dargebracht, wobei der englische Mörder und der chinesische Selbstmörder sich gegenseitig überbieten in ihren Opfergaben auf seinem Altar." I405] Die Chinesen können nicht gleichzeitig Gebrauchsgüter und Rauschgift abnehmen; unter den gegenwärtigen Umständen läuft die Ausdehnung des chinesischen Handels auf die Ausdehnung des Opiumhandels hinaus; das Anwachsen des letzteren ist unvereinbar mit derEntwicklung eines legitimen Handels - diese Feststellungen wurden vor zwei Jahren eigentlich allgemein anerkannt. Eine 1847 eingesetzte Kommission des Unterhauses, die den Stand der britischen Handelsbeziehungen mit China untersuchen sollte, berichtete folgendes:
„Wir bedauern, daß sich der Handel mit diesem Land seit einiger Zeit in sehr unbefriedigendem Zustand befindet und daß das Ergebnis unserer erweiterten Handelsbeziehungen keineswegs die berechtigten Erwartungen erfüllt hat, die natürlicherweise an einen freieren Zugang zu einem so großartigen Markt geknüpft worden waren. Wir sind der Meinung, daß die Handelsschwierigkeiten weder einem mangelnden Bedarf an britischen Fabrikaten entspringen noch der wachsenden Konkurrenz anderer Nationen in China; die Bezahlung des Opiums verschlingt sehr zum Schaden für den allgemeinen Handel der Chinesen das Silber, so daß faktisch Tee und Seide den restlichen Handel bestreiten müssen." „The Friend of China" vom 28. Juli 1849 verallgemeinert die gleiche Behauptung und schreibt in sehr bestimmten Worten: „Der Opiumhandel greift immer mehr um sich. Der gesteigerte Verbrauch an Tee und Seide in Großbritannien und den Vereinigten Staaten würde nur zu einer Steigerung des Opiumhandels führen; die Sache der Fabrikanten ist ho Einer der führenden amerikanischen Kaufleute in China brachte in einem in der Januarnummer 1850 von Hunts „Merchant's Magazine"14061 veröffentlichten Artikel das ganze Problem des Handels mit China auf folgenden Nenner: „Welcher Handelszweig muß unterdrückt werden, der Opiumhandel oder der Exporthandel mit amerikanischen und englischen Produkten?" Die Chinesen selbst gelangten in dieser Angelegenheit zu der gleichen Meinung. Montgomery Martin erzählt:
„Ich erkundigte mich beim Taotai1 in Schanghai, auf welche Art und Weise, wir unseren Handel mit China am besten steigern könnten; und das erste, was er mir in Gegenwart von Captain Balfour, dem Konsul Ihrer Majestät, zur Antwort gab, war: .Schicken Sie uns nicht mehr soviel Opium, und wir werden in der Lage sein, Ihnen Ihre Fabrikate abzunehmen.'" In den letzten acht Jahren hat die Geschichte des Handels diese Feststellung auf neue, treffende Art bestätigt; bevor wir aber die verderbliche Wirkung des Opiumhandels auf den legitimen Handel untersuchen, möchten wir einen kurzen Überblick über das Aufkommen" und das Umsichgreifen dieses staunenswerten Handels geben, der in den Annalen der Menschheit einzig dasteht, ob wir nun die tragischen Konflikte betrachten, die sozusagen die Achse bilden, um die er sich dreht, öder seine Auswirkungen auf die allgemeinen Beziehungen zwischen der östlichen und der westlichen Welt. Vor 1767 betrug die Menge des aus Indien exportierten Opiums nicht mehr als 200 Kisten bei einem Gewicht von etwa 133 Ibs. je Kiste. Opium war in China gegen Entrichtung von etwa 3 Dollar Zoll je Kiste als ein Heilmittel gesetzlich zugelassen, wobei die Portugiesen, die das Opium aus der Türkei brachten, seine fast ausschließlichen Exporteure ins Himmlische Reich waren. Im Jahre 1773 brachten Colonel Watsort und Vizepräsident Wheeler - Individuen, die einen Platz neben den Hermentiers, Palmers und anderen Giftmischern von Weltruf verdienen - die Ostindische Kompanie auf die Idee, den Opiumhandel mit China aufzunehmen. Hierauf wurde ein Opiumdepot auf Schiffen eingerichtet, die in einer Bucht südwestlich von Macao vor Anker lagen. Die Spekulation war ein Fehlschlag. Im'Jahre 1781 sandte die Regierung von Bengalen ein bewaffnetes Schiff mit einer Opiumladung nach China, und 1794 stationierte die Kompanie ein großes Opiumschiff in Whampoa, dem Ankerplatz des Hafens Von Kanton. Anscheinend war Whampoa ein geeigneteres Depot als Macao; denn schon zwei Jahre, nachdem man sich für diesen Hafen entschieden hatte, sah sich die chinesische Regierung genötigt, ein Gesetz zu erlassen, das chinesischen Opiumschmugglern androhte, mit einem Bambusstock geprügelt und mit hölzernen Kragen um den Hals in den Straßen zur Schau gestellt zu werden. Um 1798 stellte die Ostindische Kompanie den direkten Opiumexport ein, dafür wurde sie jetzt Opiumproduzent. In Indien wurde das Opiummonopol errichtet; und während den Schiffen der Kompanie scheinheilig verboten wurde, mit dem Rauschgift zu handeln, enthielten die Lizenzen, die sie privaten Schiffen für den Chinahandel erteilte, eine Straf
androhung für den Fall, daß sie anderes als von der Kompanie hergestelltes Opium laden würden. Im Jahre 1800 hatte die Einfuhr in China 2000 Kisten erreicht. Der Kampf zwischen der Ostindischen Kompanie und dem Himmlischen Reich, der während des 18. Jahrhunderts einen Charakter trug, der allen Fehden zwischen dem ausländischen Kaufmann und dem nationalen Zollamt gemeinsam war, nahm mit Beginn des 19. Jahrhunderts ganz besondere und außergewöhnliche Züge an; während der Kaiser von China gleichzeitig die Einfuhr des Giftes durch die Ausländer und seinen Konsum durch die Einheimischen verbot, um den Selbstmord seines Volkes zu verhindern, verwandelte die Ostindische Kompanie den Opiumanbau in Indien und den Opiumschmuggel nach China sehr schnell in unabdingbare Bestandteile ihres eigenen Finanzsystems. Während der Halbbarbar das Prinzip der Moral vertrat, stellte ihm der Zivilisierte das Prinzip des Mammons entgegen. Daß ein Riesenreich, das nahezu ein Drittel der Menschheit umfaßt, das trotz des Fortschreitens der Zeit dahinvegetiert, durch künstliche Abkapselung vom allgemeinen Verkehr isoliert ist und es deshalb zuwege bringt, sich mit Illusionen über seine himmlische Vollkommenheit zu täuschen -, daß solch ein Reich schließlich vom Schicksal ereilt wird in einem tödlichen Zweikampf, in dem der Vertreter einer veralteten Welt aus ethischen Beweggründen zu handeln scheint, während der Vertreter der überlegenen modernen Gesellschaft um das Privileg kämpft, auf den billigsten Märkten zu kaufen und auf den teuersten zu verkaufen - das ist wahrlich ein tragischer Abgesang, wie ihn seltsamer kein Dichter je ersonnen haben könnte.
Geschrieben am 3I.August 1858. Aus dem Englischen.
Karl Marx Die Geschichte des Opiumhandels[407]
[„New-York Daily Tribüne" Nr. 5438 vom 25. September 1858, Leitartikel] Die Übernahme des Opiummonopols in Indien durch die britische Regierung hatte die Achtung des Opiumhandels in China zur Folge. Die grausamen Strafen, die der Himmlische Gesetzgeber über seine ungehorsamen Untertanen verhängte, waren genauso unwirksam wie das strenge Einfuhrverbot, das den chinesischen Zollämtern auferlegt worden war. Die nächste Auswirkung des moralischen Widerstandes der Chinesen war, daß die Engländer die kaiserlichen Behörden, Zollbeamten und überhaupt alle Mandarine demoralisierten. Die Korruption, die sich der Himmlischen Bürokratie bis ins Mark hineinfraß und die Stützen der patriarchalischen Ordnung zerstörte, wurde zusammen mit den Opiümkisten von den englischen Depotschiffen, die bei Whampoa vor Anker lagen, in das Reich geschmuggelt. Von der Ostindischen Kompanie großgezogen, von der Zentralregierung in Peking vergeblich bekämpft, nahm der Opiumhandel allmählich größeren Umfang an, bis er 1816 die Höhe von etwa 2500000 Dollar erreichte. Der im selben Jahr in Indien zugelassene freie Handel - den Teehandel als einzigen ausgenommen, der weiterhin ein Monopol der Ostindischen Kompanie blieb - gab den Geschäften der englischen Schmuggler einen neuen mächtigen Auftrieb. Im Jahre 1820 hatte sich die Anzahl der Kisten, die nach China eingeschmuggelt wurden, auf 5147 erhöht, 1821 auf 7000 und 1824 auf 12639. Indessen richtete die chinesische Regierung drohende Protestnoten an die ausländischen Kaufleute, bestrafte gleichzeitig die als ihre Helfershelfer bekannten Hong-Kaufleute, entwickelte eine ungewöhnliche Aktivität in der Verfolgung der einheimischen Opiumkonsumenten und ergriff strengere Maßnahmen in ihren Zollämtern. Das Endergebnis dieser
Bemühungen war ähnlich wie im Jahre 1794, nämlich, daß die Opiumdepots von einer unsicheren nach einer geeigneteren Operationsbasis verlegt wurden. Macao und Whampoa wurden zugunsten der Insel Lingting an der Mündung des Kanton-Flusses aufgegeben, um dort die Opiumdepots endgültig auf schwer bewaffneten und wohl bemannten Schirren zu stationieren. Ebenso ging der Handel nur von einer Hand in die andere über, als ^s der chinesischen Regierung vorübergehend gelungen war, die Upiumgeschäfte der alten Kantoner Häuser zu unterbinden; er wurde von einer Schicht, kleinerer Händler übernommen, die entschlossen waren, ihn unter jedem Risiko und mit allen Mitteln weiterzuführen. Dank den dadurch geschaffenen Erleichterungen stieg der Opiumhandel in den zehn Jahren von 1824 bis 1834 von 12639 auf 21785 Kisten. Das Jahr 1834 ist, ebenso wie die Jahre 1800, 1816und 1824, ein Wenden punkt in der Geschichte des Opiumhandels. In diesem Jahr verlor die Ostindische Kompanie nicht nur ihr Handelsprivileg für chinesischen Tee, sondern sie mußte überhaupt jegliche Handelstätigkeit einstellen. Durch ihre Umwandlung aus einem Handelsunternehmen in eine rein staatliche Einrichtung erlangte das englische Privatunternehmertum unbeschränkten Zugang zum Handel mit China; und es betrieb ihn mit solcher Energie, daß es ihm 1837 gelang, 39000 Kisten Opium im Werte von 25000000 Dollar nach China zu schmuggeln, trotz des verzweifelten Widerstandes der Himmlischen Regierung. Zwei Umstände erfordern hier unsere Aufmerksamkeit: erstens, daß seit 1816 mit jeder Etappe in der Entwicklung des Exporthandels nach China ein unverhältnismäßig großer und ständig steigender Anteil auf den Opiumschmuggel entfiel; und zweitens, daß Hand in Hand mit dem allmählichen Erlöschen des rein merkantilen Interesses der englisch-indischen Regierung am Opiumhandel ihr fiskalisches Interesse an diesem Schleichhandel an Bedeutung zunahm. Schließlich war die chinesische Regierung 1837 an dem Punkt angelangt, wo entscheidende Maßnahmen nicht länger hinausgezögert werden konnten. Der durch den Opiumimport hervorgerufene ständige Abfluß von Silber hatte bereits begonnen, sowohl die Staatskasse als auch die Geldzirkulation des Himmlischen Reiches in Unordnung zu bringen. Heu Nailzi,einer der hervorragendsten chinesischen Staatsmänner, schlug vor, den Opiumhandel zu legalisieren und ihn zu einer Einnahmequelle zu machen; aber nach einer ausführlichen Beratung, die sich unter Beteiligung aller hohen Beamten des Kaiserreiches über einen Zeitraum von mehr als einem Jahr hinzog, beschloß die chinesische Regierung: „Der schändliche Handel ist wegen der Schäden, die er dem Volk zufügt, gesetzlich nicht zugelassen." Schon 1830 hätte ein Einfuhrzoll von
25 Prozent Einnahmen von 3850000 Dollar eingebracht. 1837 hätte er die doppelte Summe erbracht; der Himmlische Barbar lehnte es jedoch ab, eine Steuer zu erheben, die gewiß nur proportional zur Entartung seines Volkes steigen würde. Unter weit bedrückenderen Verhältnissen und in vollem Bewußtsein der Aussichtslosigkeit aller Bemühungen, den steigenden Opiumimport aufzuhalten, beharrte der jetzige Kaiser Hien Feng 1853 auf der unnachgiebigen Politik seiner Vorfahren. En passant möchte ich bemerken, daß der Kaiser durch die Verfolgung des Opiumgenusses als Ketzerei diesem Handel alle Vorteile der religiösen Propaganda in die Hand gab. Die außerordentlichen Maßnahmen der chinesischen Regierung in den Jahren 1837, 1838 und 1839, die in der Ankunft des Bevollmächtigten Lin in Kanton ihren Höhepunkt fanden, und die Beschlagnahme und Vernichtung des eingeschmuggelten Opiums auf dessen Befehl lieferten den Vorwand für den ersten Englisch-Chinesischen Krieg, der im Ergebnis zum chinesischen Aufstand[79], zur äußersten Erschöpfung der Staatskasse, zum erfolgreichen Eindringen Rußlands vom Norden her und zu einer gewaltigen Entwicklung des Opiumhandels im Süden führte. Obgleich geächtet in dem Vertrag, mit dem England einen Krieg beendete, den es zur Verteidigung des Opiumhandels begonnen und geführt hatte, hat sich dieser Handel seit 1843 praktisch völliger Straflosigkeit erfreut. Der Opiumimport wurde 1856 auf ungefähr 35000000 Dollar geschätzt, während die englisch-indische Regierung im gleichen Jahr Einkünfte in Höhe von 25000000 Dollar, genau den sechsten Teil ihres gesamten Staatseinkommens, aus dem Opiummonopol zog. Die Vorwände, die dem zweiten Opiumkrieg als Anlaß dienten, sind noch zu frisch in Erinnerung, um eines Kommentars zu bedürfen.1 Wir können diesen Teil des Themas nicht abschließen, ohne auf einen offenkundigen inneren Widerspruch der sich christlich drapierenden und mit Zivilisation hausierenden britischen Regierung näher einzugehen. In ihrer Eigenschaft als Regierung eines Weltreichs stellt sie sich, als hätte sie nicht das geringste mit dem Opiumschmuggel zu tun, und geht sogar Verträge zu dessen Ächtung ein. In ihrer Eigenschaft als indische Regierung jedoch zwingt sie Bengalen, sehr zum Schaden für dessen Produktivkräfte, den Opiumanbau auf, sie zwingt einen Teil der indischen Raiat[245], sich dem Mohnanbau zuzuwenden, während sie einen anderen Teil durch Geldvorschüsse dazu verleitet; sie hält die massenweise Herstellung des verderblichen Rauschgifts als straffes Monopol in ihren Händen, sie überwacht mit einer ganzen Armee von offiziellen Spionen seine Anpflanzung, seine Ab
lieferung an den vorgeschriebenen Orten, seine Eindickung und. Präparierung für den Geschmack der chinesischen Konsumenten, seine Verpackung in einer für den Schmuggel besonders geeigneten Form, und schließlich seinen Transport nach Kalkutta, wo es auf staatlichen Auktionen versteigert und von den Staatsbeamten den Spekulanten ausgehändigt wird, um von da aus in die Hände der Schmuggler zu gelangen, die es in China an Land schaffen. Die Kiste, die die britische Regierung ungefähr 250 Rupien kostet, wird auf der Auktion in Kalkutta zu einem Preis verkauft, der zwischen 1210 und 1600 Rupien schwankt. Aber noch nicht zufrieden damit, faktisch ein Komplize zu sein, ist die gleiche Regierung bis zum heutigen Tage direkt am Gewinn- und Verlustgeschäft der Kaufleute und Schiffsherren beteiligt, welche das gewagte Geschäft betreiben, ein Reich zu vergiften. Die Finanzen der britischen Regierung in Indien sind in Wirklichkeit nicht nur von dem Opiumhandel mit China, sondern von dem ungesetzlichen Charakter dieses Handels abhängig gemacht worden. Würde die chinesische Regierung den Opiumhandel legalisieren und gleichzeitig den Mohnanbau in China zulassen, so würde die englisch-indische Staatskasse eine ernste Katastrophe erleiden. Während sie öffentlich den Freihandel mit Gift predigt, verteidigt sie insgeheim das Monopol seiner Herstellung. Wann immer wir das Wesen des britischen Freihandels näher betrachten, so stellt sich fast stets heraus, daß seiner „Freiheit" das Monopol zugrunde liegt.
Geschrieben am 3. September 1858. Aus dem Englischen.
Karl Marx Noch ein seltsames Kapitel der modernen Geschichte
[„New-York Daily Tribüne" Nr. 5436 vom 23. September 1858] London, 7. September 1858 Vor einigen Monaten sandte ich Ihnen eine Reihe von Dokumenten, die sich auf den versuchten Verrat an den Tscherkessen durch Mechmed Bey, alias Oberst"Bangya, bezogen.1 Seitdem ist ein neues Kapitel dieser seltsamen Episode aus dem Tscherkessischen Kriege hinzugefügt worden; Er klärungen und Gegenerklärungen der verschiedenen darin verwickelten Parteien haben zunächst Anlaß zu ernsten Fehden zwischen den ungarischen und polnischen Emigranten in Konstantinopel gegeben, dann zu erbitterten Debatten in den Londoner Hauptquartieren des europäischen Exils darüber, daß angeblich gewisse prominentePersönlichkeiten Komplizen Bangyas seien. Völlig im klaren über das Interesse, das die revolutionäre Emigration aller Schattierungen und aller Nationalitäten den Veröffentlichungen in der „Tribüne" entgegenbringt, hielt ich mich bewußt zurück, meine Anklagen zu wiederholen, ehe man mir nicht die Originale einiger, in Konstantinöpler Zeitungen veröffentlichter Briefe, deren Echtheit zunächst jedoch bestritten worden war, gezeigt, und ehe ich nicht in allen strittigen Fragen Klarheit erlangt hatte. Ich würde es jedoch als eine Pflichtvergessenheit ansehen, jenen feigen Manövern nicht entgegenzuwirken, die bezwecken, jede weitere Untersuchung zu ersticken und einen Schleier des Geheimnisses über die ganze Sache zu werfen. Wenn ein Kreis von revolutionären Emigranten existiert, der es für richtig hält, mit dem russischen Kabinett zu konspirieren und sich selbst mit solchen Berufsspionen wie Bangya einzulassen, so mögen sie hervortreten und sich zu ihren Ansichten bekennen.
Sie werden sich erinnern können, daß es Leutnant Stock von der polnischen Freiwilligentruppe in Tscherkessien war, der als Kurier der Depeschen Oberst Lapinskis, seines Chefs, und Mitglied der Militärkommission, die über Bangya zu Gericht gesessen, Bangyas Geständnis sowie die anderen diesbezüglichen Schriftstücke nach Konstantinopei gebracht hatte. Leutnant Stock blieb vier Monate in Konstantinopel, um, falls es zu einer Gerichtsverhandlung kommen sollte, als Zeuge für die Kichtigkeit der Anklage auf Verrat, die Lapinski gegen Bangya erhoben hatte, auftreten zu können. In seinem Geständnis hatte Bangya Kossuth, General Stein, Oberst Türr und den von Kossuth geführten Teil der ungarischen Emigration mit seinen eigenen Intrigen in Tscherkessien identifiziert. Die Polen in Konstantinopel, als sie von den Nachrichten und Schriftstücken, die Leutnant Stock brachte, Kenntnis erhielten, nahmen die von Bangya vorgebrachten Anklagen gegen seine Landsleute nicht blindlings als wahr hin, sondern beschlossen, da sie ihrer Echtheit mißtrauten, die Dokumente in ihrem Besitz zu behalten. Während sie auf weitere Nachrichten aus Tscherkessien warteten, beschränkten sie sich auf die Veröffentlichung einer kurzen Notiz über den Verrat und die Verurteilung Mechmed Beys, alias Bangyas, in der „Presse d'Orient". Nach Erscheinen dieser Notiz erhielten sie Besuche von mehreren Ungarn, unter anderen von Oberst Türr, der diese Notiz für eine -Beleidigung.seiner selbst, als eines Ungarn, und der gesamten Emigration erklärte. Nachdem jedoch Türr die Schriftstücke, die aus Tscherkessien gekommen waren, gelesen und in sehr unbefriedigender Weise die Beschuldigungen Bangyas betreffs seiner eigenen Mittäterschaft abzustreiten versucht hatte, rief er aus, Bangya verdiene gehängt zu werden, und bat, daß ein Emissär zu Sefer Pascha geschickt werde, um ihn zu drängen, das Urteil der Kommission zu bestätigen und zu vollstrecken. Ihm wurde dann von den Polen gestattet, einen Brief von Bangya mitzunehmen, in dem dieser seine Landsleute ermahnte, sich jeder Einmischung in Tscherkessien und aller Intrigen gegen die Polen fernzuhalten.
„Was unsere Pläne betrifft", sagt Bangya in diesem Brief, „so sind sie für immer durchkreuzt, und ich bin abhängig von Lapinskis Griade." Die Polen begnügten sich nicht damit, den Inhalt dieser Schriftstücke, die später von der „Tribüne" abgedruckt wurden, Türr und anderen Ungarn mitzuteilen; sie gaben auch einen weiteren unmißverständlichen Beweis ihrer Gewissenhaftigkeit. Um sich nach seiner Verurteilung zum Tode die Gunst seiner Richter zu erschleichen und ihnen zu beweisen, daß er alles, was er wisse, reinen Herzens gestehen wolle, hatte Bangya an Lapinski, den
Vorsitzenden des Kriegsgerichts, die ganze Geschichte der Vorbereitungen seiner Landsleute gegen Österreich verraten. Er teilte ihm die Art ihrer Ressourcen mit, die Städte, in denen sie Waffenlager angelegt hatten, und die Namen der Personen, denen diese Lager anvertraut worden waren. Die Polen informierten die Ungarn sofort über die ihnen drohende Gefahr, zeigten ihnein alle Schriftstücke, die sie in dieser Angelegenheit erhalten hatten und die niemals veröffentlicht worden sind, und schlugen den Ungarn vor, um ihnen die Gewißheit zu geben, daß diese Dokumente stets geheim bleiben würden, diese in ihrer Gegenwart mit ihren eigenen Siegeln zu verschließen. Diese Schriftstücke existieren noch, ihre Siegel sind nicht erbrochen. Unter den Personen, die diese Siegel darauf setzten, befanden sich Türr, Tukony (Selim Aga), Thalmayr (Emin Aga) und andere Führer der von Kalmar geführten Emigration in Konstantinopel, die später Manifeste zur Verteidigung Bangyas unterzeichnet haben. Kurz nach der Unterredung Türrs mit den Polen erschien in der lithographischen Korrespondenz von Havas[408J in Paris eine telegraphische Mitteilung folgenden Inhalts:
„Ein in Marseille eingetroffener Brief von Oberst Türr straft die Behauptungen der .Presse d'Orient' Lügen hinsichtlich des Verrats und der Verurteilung von Oberst Mechmed Bey." Dieser Absatz wurde vom größten Teil der europäischen Presse abgedruckt. Gleichzeitig legten einige Ungarn im Büro der „Presse d'Orient" Briefe aus Tscherkessien vor, in denen behauptet wurde, daß Mechmed Bey frei wäre und weiter in Verbindung zu Sefer Pascha stünde. Bangya wurde der Öffentlichkeit als ein Märtyrer für die Sache der Freiheit präsentiert; Oberst Lapinski wurde der Fälschung und anderer Verbrechen bezichtigt, und die Polen in Konstantinopel wurden als seine Komplizen hingestellt. Es wurden sogar lächerliche Versuche unternommen, die Polen einzuschüchtern. Erst dann veröffentlichten die Polen Bangyas Geständnis und die damit zusammenhängenden Schriftstücke in der „Tribüne" und in der Londoner „Free Press". Inzwischen kam Bangya in Konstantinopel an und stellte sich im Büro der „Presse d'Orient" vor. Die Herausgeber dieser Zeitung teilten ihm mit, daß sie die Nachrichten, die ihn betrafen, veröffentlicht hätten, weil sie nicht den geringsten Anlaß gehabt hatten, an ihrer Glaubwürdigkeit zu zweifeln, daß sie jedoch bereit seien, sie zu berichtigen, falls er imstande sein sollte, unwiderlegbare Beweise für ihre Falschheit zu erbringen. Bangya begnügte sich zu antworten, daß alles falsch sei, daß er das Opfer einer Intrige wäre, und erzählte dann eine Masse Details über die
Ereignisse in Tscherkessien, nach denen er nicht gefragt worden war. Auf die Frage, wie er, ein türkischer Offizier und tscherkessischer Oberbefehlshaber, einen Brief hätte schreiben können, der offensichtlich für den russischen General Philipson bestimmt war, einen Brief, der ausreichte, um alle gegen ihn vorgebrachten Anschuldigungen zu beweisen, brachte er es fertig, diesem gefährlichen Boden zu entschlüpfen, indem er nachlässig erwiderte, daß er eine Antwort auf das Geständnis vorbereite, das ihm fälschlicherweise zugeschrieben würde. Er beendete die Unterredung, indem er versprach, auf die gegen ihn vorgebrachten Beschuldigungen in der Zeitung zu erwidern, ein Vorschlag, der unter der Bedingung angenommen wurde, daß sein Brief keine persönlichen Angriffe enthalten soiite. Ein französischer Offizier, ein französischer Priester und ein armenischer Publizist waren bei dieser Zusammenkunft anwesend und erklären sich bereit, vor jedem Gericht hierüber Zeugnis abzulegen. In einer zweiten Unterredung, am 25. April, händigte Bangya den Herausgebern der „Presse d'Orient" seinen Brief aus, in dem entgegen der Vereinbarung Oberst Lapinski und Ibrahim Bey beschimpft wurden; dagegen wurde der Name des Leutnants Stock, der zu Bangays Leidwesen noch in Konstantinopel weilte, sorgfältig vermieden. Nachdem auf Verlangen der Herausgeber einige Änderungen vorgenommen worden waren, erschien dieser Brief in der „Presse d'Orient". Seine wesentlichen Punkte sind folgende:
„Ich bin das Opfer einer niederträchtigen Intrige von seiten Ibrahim Beys und Herrn Lapinskis gewesen. Es war am 31 .Dezember vergangenen Jahres, gegen Abend, als Ibrahim Bey zwecks einer privaten Unterhaltung mich in sein Haus rufen ließ. Ich ging unbewaffnet. Kaum hatte ich das Zimmer Ibrahim Beys betreten, wo ich meine Feinde versammelt fand, als ich verhaftet und noch in derselben Nacht nach Aderbi überführt wurde. Da ich mich in der Macht meiner Feinde befand, war mein Leben und das meiner ganzen Familie in größter Gefahr; wäre nicht die drohende Haltung der Tscherkessen gewesen, hätte man mich gemeuchelt. Aber schließlich setzten mich am 19.März die Häuptlinge der Tscherkessen in Freiheit, und es war die Reihe an Lapinski, Ibrahim Bey und Sefer Pascha selber, ängstlich zu sein und mich für alles Schlechte, das sie mir zugefügt hatten, um Verzeihung zu bitten. Ein Wort von mir hätte genügt, um ihre Köpfe in den Staub rollen zu lassen... Was die Beschlagnahme von Schriftstücken, die Verrat beweisen sollten, oder ein Kriegsgericht von tscherkessischen Häuptlingen und europäischen Offizieren, irgendeine Verurteilung, welcher Art auch immer, anbelangt, ... so sind alle diese schönen Dinge Erfindungen des Korrespondenten, eines Agenten und Kumpanen des Herrn Lapinski... Der angeblich wahre Bericht, dessen Kopie Sie in Händen halten, ist ein Märchen, das zum Teil in Konstantinopel von Herrn T... fabriziert und von Herrn Lapinski durchgesehen worden ist. Es ist eine Intrige, die seit langem vorbereitet und nach meiner Abreise nach
Tscherkessien,eingefädelt worden ist. Dieses Schriftstück ist dazu bestimmt, eine bekannte Persönlichkeit zu kompromittieren und von einer Großmacht Geld zu erpressen." Einige Tage nach Veröffentlichung dieses Briefes in der „Presse d'Orient" erklärte Bangya aus Gründen, die er selber am besten kennen wird, mit kaltschnäuziger Unverschämtheit, die für diesen Mann charakteristisch ist, im „Journal de Constantinople"[409], daß der Herausgeber der „Presse d'Orient" seinen Brief derart entstellt hätte, daß er sich außerstande sähe, seine Echtheit anzuerkennen. Nun, ich habe den Originalbrief gesehen, ich kenne Bangyas Handschrift, und ich kann bezeugen, daß alle beanstandeten Änderungen lediglich darin bestehen, daß einfach an Stelle der Namen die Anfangsbuchstaben gesetzt und einige einführende Zeilen hinzugefügt worden sind, in denen die Herausgeber der „Presse d'Orient" wegen der Genauigkeit ihrer Informationen gelobt werden. Alles, was Bangya wollte, war nur, in der öffentlichen Meinung Zweifel zu erregen. Unfähig, noch etwas Weiteres hinzuzufügen, beschloß er, als ob re bene gesta1, sich in das hartnäckige Schweigen verfolgter Tugend zu hüllen. Inzwischen erschienen zwei Dokumente in Londoner Zeitungen, eine von den Führern der ungarischen Emigration in Konstantinopel unterzeichnet, das andere von Oberst Türr. Im ersteren geben die gleichen Männer, die ihre Siegel auf die Papiere gedrückt haben, die Bangyas Schuld beweisen, ihrem Glauben Ausdruck, daß „Bangya imstande sein wird, sich selbst zu rechtfertigen"; sie tun so, als ob sie „die Angelegenheit Mechmed Beys als eine persönliche Sache" und als „bar jedes internationalen Charakters betrachten", während sie die Freunde von Oberst Lapinski als „Dämonen" brandmarken, „deren Ziel es sei, Zwietracht zwischen den beiden Emigrantengruppen zu säen". Türr, der sich inzwischen in Achmed Kiamil Bey verwandelt hat, erklärt in seinem Brief:
„Kaum hatte ich von der Ankunft Mechmed Beys in Konstantinopel gehört, als ich ihn, begleitet von Hauptmann Kabat (einem Polen), aufsuchte und ihn kategorisch fragte, ob die Geständnisse, die in dem in den Zeitungen veröffentlichten Memorandum enthalten sind, wahr seien. Er erwiderte, daß er in verräterischer Weise verhaftet und vor eine aus Polen bestehende Kommission gestellt worden sei, daß aber nach zwei Sitzungen dieser Kommission Herr Lapinski, der Kommandeur von zweiundachtzig Polen in Tscherkessien, ihn in seiner Haft aufgesucht und ihm erklärt habe, daß all seine Geständnisse vor der Kommission nutzlos wären, daß es, um seinen (Lapinskis) Plänen zu dienen, notwendig wäre, daß er (Mechmed Bey) mit seiner eigenen Hand ein Memorandum schreibe, das schon von Lapinski aufgesetzt und arrangiert sei. Er
1 die Sache gut stehe 36 Marx/Engels, Werke, Bd. 12
(Mechmed Bey) weigerte sich, das erste Memorandum, das ihm unterbreitet wurde, abzuschreiben; es war jenes, das die Zeitungen veröffentlicht hatten. Lapinski änderte es dann ab und bereitete ein zweites vor, das er (Mechmed Bey) unter der Drohung, erschossen zu werden, abschrieb und unterzeichnete, um die Möglichkeit zu behalten, sich gegen die Anklagen zu verteidigen, mit denen Lapinski sicherlich sein Andenken nach dem Tode beschmutzt hätte. Das Original dieses Dokuments hat bisher niemals vorgelegen. Nach dieser Erklärung Mechmed Beys bin ich nicht in der Lage zu erkennen, welcher von den zweien der Schurke ist." Wir ersehen also daraus, daß Türr behauptet, Bangya habe sein Geständnis nur unter dem Zwang und infolge der Drohungen Lapinskis unterzeichnet, während Bangya gleichzeitig selbst erklärt, daß sein Geständnis in Konstantinopel hergestellt worden sei und sogar vor seiner Abreise nach Tscherkessien. Allen diesen Manövern wurde schließlich ein Ende gemacht durch die. Ankunft von Briefen Sefer Paschas und das Eintreffen einer großen Anzahl von Tscherkessen. Eine Abordnung von ihnen sprach bei dem Herausgeber der „Presse d'Orient" vor, bestätigte alle veröffentlichten Einzelheiten über Bangyas Verrat und erklärte sich bereit, für die Wahrheit ihrer Behauptungen unter Eid auf den Koran Zeugnis abzulegen vor Bangya selbst und jeder Anzahl von Zeugen. Doch wagte es weder Bangya, sich vor diesem Ehrengericht zu zeigen, noch zwangen ihn Türr, Tukony, Kalmar, Verres und seine anderen Beschützer, hervorzutreten und seine Unschuld zu beweisen. Noch während des Krieges gegen Rußland hatte Herr Thouvenel, der französische Botschafter, um Informationen über Bangya einzuholen, nach Paris geschrieben; er erfuhr, daß Bangya ein Spion sei, der in die Dienste eines jeden trete, der ihn bezahle. Herr Thouvenel bemühte sich, ihn aus Anapa zu entfernen, doch Bangya verteidigte sich mit Hilfe von Zeugnissen, die ihm Kossuth ausgestellt hatte. Auf den Appell zur Verbrüderung der Nationen in dem ungarischen Manifest, auf das wir Bezug genommen haben, hatten die Polen mit vollem Recht folgendermaßen geantwortet: „Sie sprechen zu uns von der Verbrüderung der Nationen; wir zeigten euch Beispiele dieser Verbrüderung in den Schluchten der Karpaten, auf allen Straßen Transsilvaniens, in den Ebenen der Theiß und Donau. Das ungarische Volk hat dies nicht vergessen, wie es jene Konstitutionalisten vergessen haben, die 1848 Millionen Florin und Tausende von Soldaten gegen Italien bewilligten, wie es jene Republikaner vergessen haben, die 1849 von Rußland einen König erbaten, wie es jene Staatshäupter vergessen haben, die inmitten eines Krieges für Unabhängigkeit und Freiheit laut verlangten, man müsse die ganze Bevölkerung der Walachei vom ungarischen Territorium vertreiben, wie es jene Marktschreier vergessen haben, die heute durch Amerika
pilgern. Sagte er1 wenigstens, den Amerikanern, die ihn bezahlten, wie man eine Lola Montez bezahlt oder eine Jenny Lind, sagte er ihnen, daß er, der Redner, der erste war, der sein sterbendes Land verließ, und daß der letzte, der dieses verblutende, dem Kummer geweihte Land verließ, ein alter General, ein Held und ein Pole war-Bern?" Um unsere Erzählung zu vervollständigen, fügen wir folgenden Brief von Oberst Lapinski bei:
Oberst Lapinski an ... Pascha (Auszug)
Aderbi, Tscherkessien ...
Sehr geehrter Herr! Es sind jetzt fast zwei Jahre her, seit ich hier angekommen bin, indem ich Ihrer Bitte entsprach und Ihrem Wort vertraute. Ich brauche Eure Exzellenz nicht daran zu erinnern, wie letzteres gehalten worden ist. Man hat mich ohne Waffen, ohne Kleidung, ohne Geld und sogar ohne ausreichende Lebensmittel gelassen. Alles dies, glaube ich, ist nicht dem bösen Willen seitens Eurer Exzellenz zuzuschreiben, sondern anderen Ursachen und besonders Ihrer unglückseligen Beziehung zu Leuten, denen die Interessen Ihres Landes fremd sind. Ein ganzes Jahr hindurch wurde mir einer der schlauesten russischen Spione aufgezwungen. Mit Gottes Hilfe machte ich seine Intrigen zunichte, zeigte ihm, daß ich ihn durchschaut hatte, und habe ihn nun in meiner Gewalt. Ich bitte Eure Exzellenz inständig, alle Verbindungen mit den Ungarn abzubrechen; meiden Sie besonders Stein und Türr - sie sind russische Spione. Die anderen Ungarn dienen den Russen zum Teil ohne es zu wissen. Lassen Sie sich nicht von irgendwelchen Projekten über Fabriken, Bergwerke und ausgedehnten Handel täuschen. Jeder so angelegte Groschen wäre auf die Straße geworfen, und das ist es gerade, worauf alle Anstrengungen Herrn Türrs hinauslaufen, der ja nur wünscht, Ihr Geld möge auf eine solche Weise ausgegeben werden, daß es Ihrem Lande keinen Nutzen und den Russen keinen Schaden bringen kann. Was wir hier benötigen ist: eine Pulverfabrik, eine Geldprägemaschine, eine kleine Druckerpresse, eine Kornmühle und Waffen, die hier nicht nur schlecht, sondern doppelt so teuer sind als in Konstantinopel; selbst die schlechten Sättel in diesem Lande kosten zweimal soviel als die französischen Militärsättel. Was Bergwerke anbelangt, so ist es ganz und gar kindisch, daran zu denken. Man muß hier jeden Groschen für die Verteidigung des Landes ausgeben und nicht für die Spekulation verwenden. Verwenden Sie alle Ihre Mittel, um Truppen auszubilden, dann werden Sie nicht nur zum Wohle Ihres Landes beitragen, sondern Sie werden auch persönlichen Einfluß für sich selbst erlangen. Verschwenden Sie Ihre Mittel nicht, indem Sie versuchen, irgendeine der Parteien zu gewinnen. Der Zustand des Landes scheint gegenwärtig ruhig, aber in Wirklichkeit ist er verhängnisvoll. Sefer Pascha und der Naib sind noch nicht versöhnt, und zwar, weil die russischen Spione es verhindern. Bereuen Sie nicht das Geld, das Sie hier für die Ausbildung der Truppen anlegen. Es ist das einzige gut angelegte
Geld. Denken Sie nicht an Kanonen. Da ich von jung an in der Artillerie diene, kenne ich wahrlich ihren Wert. Was ich vor meiner Abreise vorausgesagt habe, ist eingetroffen. Zuerst waren die Russen vom Kanonendonner überrascht, jetzt lachen sie darüber. Wo ich zwei Kanonen hinstelle, setzen sie zwanzig ein; und da ich keine regulären Truppen habe, um meine Kanonen zu verteidigen, werden die Russen sie erobern, da die Tscherkessen nicht wissen, wie sie sie verteidigen sollen, und wir selbst können gefangengenommen werden. Ein letztes Wort. Meine Leute und ich sind bereit, Pascha, uns der Verteidigung Ihres Landes zu weihen, und in acht Monaten von jetzt an gerechnet, werde ich meine Abteilung auf 600 Jäger, 260 Kavalleristen und 260 Artilleristen erhöht haben, wenn Sie mir die dafür notwendige Ausrüstung und Bewaffnung schicken. Wenn ich innerhalb von zwei Monaten nichts erhalte, werde ich mich einschiffen und in die Türkei zurückkehren, und alle Schuld wird auf Sie fallen und nicht auf mich oder die Polen. Ich beabsichtige weder die Tscherkessen zu mißbrauchen noch sie zu betrügen. Wenn ich ihrer und meiner eigenen Sache nicht so dienen kann, wie es sich gehört, werde ich sie verlassen. Ich habe Stock nach Konstantinopel geschickt. Es wäre besser für Sie, ihm alles zu geben, was in Ihrer Macht steht, und senden Sie ihn schnellstens zurück. Möge Gott Sie unter seinen Schutz nehmen! Verschieben Sie nichts auf morgen, ich bitte Sie inständig darum. Verlieren Sie keinen Augenblick, denn die verlorengegangene Zeit würde Ihnen teuer zu stehen kommen. Lapinski
Aus dem Englischen.
Karl Marx [Über den britisch-chinesischen Vertrag]
[„New-York Daily Tribüne" Nr. 5446 vom 5. Oktober 1858, Leitartikel] Der chinesische Vertrag Sir Henry Pottingers, der am 29. August 1842 unterzeichnet und ebenso wie die neuen Verträge mit China unter den Geschützmündungen diktiert worden war, hat sich in kommerzieller Hinsicht als ein Mißerfolg erwiesen, was jetzt sogar vom Londoner „Economist", dem führenden Organ des britischen Freihandels, anerkannt wird. Diese Zeitschrift, die sich als einer der unermüdlichsten Apologeten des kürzlichen Einfalls in China hervorgetan hat, fühlt sich jetzt verpflichtet, die lebhaften Hoffnungen, die in anderen Kreisen genährt worden sind, zu „dämpfen". Der „Economist" betrachtet die Auswirkungen des Vertrags von 1842 auf den britischen Exporthandel als „einen Präzedenzfall, der uns vor den Folgen verfehlter Operationen bewahren sollte". Das ist zweifellos ein vernünftiger Rat. Die Gründe jedoch, die Herr Wilson anführt, um das Scheitern des ersten Versuchs der gewaltsamen Ausweitung des chinesischen Marktes für Waren aus dem Westen zu erklären, sind alles andere als überzeugend. Als erste wichtige Ursache für dieses krasse Mißlingen wird die spekulative Überschwemmung des chinesischen Marktes während der ersten drei Jahre nach dem Pottinger-Vertrag angeführt sowie die Nichtbeachtung der Eigenart des chinesischen Bedarfs durch die englischen Kaufleute. Die englischen Exporte nach China, die sich 1836 auf 1 326 388 Pfd. St. beliefen, waren 1842 auf 969 000 Pfd. St. gefallen. Ihr schnelles und anhaltendes Steigen während der folgenden sechs Jahre ist aus nachstehenden Zahlen ersichtlich: 1842 1843 1844 1845 969 000 Pfd. St. 1456000 „ 2305000 „ 2 395 000 „
Aber nicht nur das Sinken der Exporte im Jahre 1846 unter den Stand von 1836, sondern auch die Zusammenbrüche der China-Handelshäuser in London während der Krise von 1847 bewiesen, daß der errechnete Wert der Exporte von 1843 bis 1846, wie er in den offiziellen Umsatzstatistiken erscheint, dem tatsächlich realisierten Wert keineswegs entsprochen hat. Wenn sich die englischen Exporteure derart in der Menge irrten, so irrten sie nicht weniger hinsichtlich der Auswahl der für den chinesischen Konsum angebotenen Artikel. Als Beweis für diese Behauptung zitiert der „Economist" folgendes aus den Berichten von Herrn W.Cooke, dem ehemaligen Korrespondenten der Londoner „Times" in Schanghai und Kanton:
„In den Jahren 1843, 1844 und 1845, unmittelbar nach der Öffnung der nördlichen Häfen, gerieten die Engländer in wilde Erregung. Eine bedeutende Firma in Sheffield sandte eine große Lieferung Messer und Gabeln ab und erklärte sich bereit, ganz China mit Bestecken zu versorgen. Sie wurden zu Preisen verkauft, die kaum die Frachtkosten einbrachten. Eine weltbekannte Londoner Firma sandte eine gewaltige Lieferung von Klavieren ab, die das gleiche Schicksal erlitten. Was mit den Bestecken und Klavieren geschah, widerfuhr auch auf weniger spürbare Weise den Kammgarn- . und Baumwollerzeugnissen. Als die Häfen geöffnet wurden, unternahm Manchester blindlings gewaltige Anstrengungen, die jedoch mit einem Mißerfolg endeten. Seither ist die Stadt in Apathie verfallen und vertraut nur noch dem Zufall."
Um schließlich die Abhängigkeit der Verminderung, Aufrechterhaltung oder Steigerung des Handels vom Studium der Bedürfnisse des Konsumenten zu beweisen, zitiert der „Economist" aus der gleichen Quelle folgende Angaben für 1856: 1845 1846 1856 Kammgarnstoffe (in Stücken) 13 569 8 415 7 428 Kamelott 13 374 8 034 4 470 Langwaren 91 530 75 784 36 642 Wollstoffe 62 731 56996 38553 Bedruckte Baumwollstoffe 100 615 81150 281784 Ungemusterte Baumwollstoffe 2 998 126 1 859 740 2 817 624 Baumwollgarn (in lbs.) 2 640 090 5 324 050 5 579 600
Alle diese Argumente und Belege erklären jedoch nichts weiter als die Reaktion auf die Überschwemmung des Marktes von 1843 bis 1845. Es ist keineswegs eine auf den Handel mit China beschränkte Erscheinung, daß einer plötzlichen Ausdehnung des Handels eine heftige Schrumpfung folgen kann oder daß ein neuer Markt gleich bei seiner Erschließung durch britische Überbelieferung verstopft wird, da nicht sehr genau erwogen worden ist, ob
die Artikel, die auf den Markt geworfen werden, dem tatsächlichen Bedarf und der Kaufkraft der Konsumenten auch wirklich entsprechen. Tatsächlich ist dies eine in der Geschichte der Weltmärkte ständig wiederkehrende Erscheinung. Nach dem Sturz Napoleons, als der europäische Kontinent wieder dem britischen Handel zugänglich wurde, erwiesen sich die britischen Exporte seinem Aufnahmevermögen so wenig angemessen, daß „der Übergang vom Krieg zum Frieden" sich katastrophaler auswirkte als die Kontinentalsperre selbst. So trug auch Cannings Anerkennung der Unabhängigkeit der spanischen Kolonien in Amerika dazu bei, die Handelskrise von 1825 auszulösen. Waren, die für das Moskauer Klima berechnet waren, wurden nach Mexiko und Kolumbien gesandt. Und in unseren Tagen ist sogar Australien, trotz der Ausdehnungsfähigkeit seines Marktes, dem Schicksal aller neuen Märkte nicht entgangen; es ist so überfüllt mit Waren, daß sowohl seine Konsumtionsfähigkeit als auch seine Zahlungsmittel erschöpft sind. Die den chinesischen Markt kennzeichnende Erscheinung ist folgende: Seit seiner Erschließung durch den Vertrag von 1842 hat der Export von chinesischem Tee und chinesischer Seide nach Großbritannien ständig zugenommen, während der Importhandel mit britischen Fabrikaten nach China im großen und ganzen unverändert blieb. Man könnte in der ständig steigenden Handelsbilanz zugunsten Chinas eine Analogie zum Stand der Handelsbilanz zwischen Rußland und Großbritannien sehen; doch in diesem Fall erklärt sich alles aus der Schutzzollpolitik Rußlands, während die chinesischen Einfuhrzölle niedriger sind als die aller anderen Länder, mit denen England Handel treibt. Der Gesamtwert des chinesischen Exports nach England, der bis 1842 auf ungefähr 7 000 000 Pfd. St. veranschlagt werden könnte, belief sich 1856 auf eine Summe von etwa 9 500 000 Pfd. St. Während derTeeimport Großbritanniens vor 1842 niemals mehr als 50 000 000 lbs. erreicht hatte, war er 1856 auf etwa 90 000 000 lbs. angewachsen. Andererseits hat der britische Import chinesischer Seide erst seit 1852 Bedeutung erlangt. Sein Ansteigen kann man aus folgenden Zahlen ersehen: lbs. Pfd.St. 2 418343 2 838 047 4 576 706 3 318 112 4436 862 3 013 396 3 723 693 3 676116 1852 1853 1854 1855 1856 Man betrachte nun andererseits die Bewegung des britischen Exports nach China:
Jahre Pfd. St. Jahre Pfd. St. 1834 842852 1836. 1 326388 1835 1074 708 1838 1 204 356 Für die Zeit nach der Erschließung des Marktes im Jahre 1842 und der Erwerbung Hongkongs durch die Engländer finden wir folgende Zahlen: Jahre Pfd.St. Jahre Pfd.St. 1845 2 359 000 1853 1 749 597 1846 1 200 000 1854 1 000 716 1848 1 445 950 1855 1 122 241 1852. 2 508 599 1856 über 2 000 000 Der „Economist" versucht, die unveränderte und relativ abnehmende Einfuhr britischer Erzeugnisse auf den chinesischen Markt der ausländischen Konkurrenz zuzuschreiben, und wiederum wird Herr Cooke zitiert, um diese Behauptung zu bezeugen. Seinem autoritativen Zeugnis zufolge werden die Engländer auf dem chinesischen Markt in vielen Handelszweigen in offenem Wettbewerb geschlagen. Die Amerikaner, schreibt er, schlagen die Engländer in Drillich und Leinwand. 1856 wurden nach Schanghai 221 716 Stück amerikanischen, aber nur 8745 Stück englischen Drillichs, und 14 420 Stück amerikanischer Leinwand, aber nur 1240 Stück englischer eingeführt. Andererseits sollen Deutschland und Rußland, was Wollwaren anbelangt, ihre englischen Konkurrenten hart bedrängen. Wir brauchen keinen anderen Beweis als diese Erläuterung, um uns davon zu überzeugen, daß sowohl Herr Cooke wie der „Economist" in der Einschätzung des chinesischen Marktes fehlgehen. Sie sind der Ansicht, daß bestimmte Züge, die genauso in dem Handel zwischen den Vereinigten Staaten und dem Himmlischen Reich wiederkehren, auf den englisch-chinesischen Handel beschränkt seien. 1837 überstiegen die chinesischen Exporte nach den Vereinigten Staaten die Importe nach China um etwa 860 000 Pfd. St. Während der Periode nach dem Vertrag von 1842 haben die Vereinigten Staaten chinesische Waren für durchschnittlich 2 000 000 Pfd. St. jährlich erhalten, für die sie 900 000 Pfd.St. in amerikanischen Waren zahlten. Von den 1 602 849 Pfd. St., auf die sich die Gesamteinfuhr nach Schanghai, ausgenommen Metallgeld und Opium, im Jahre 1855 belief, entfielen auf England 1 122 241 Pfd. St., auf Amerika 272 708 Pfd. St. und auf sonstige Länder 207 900 Pfd. St., während die Ausfuhr eine Gesamtsumme von 12 603 540 Pfd. St. erreichte, wovon auf England 6 405 040 Pfd. St., auf Amerika 5 396 406 Pfd. St. und auf andere Länder 102 088 Pfd. St. entfielen. Man vergleiche nur die ameri
Iranischen Exporte nach Schanghai im Werte von 272 708 Pfd. St. mit den Importen aus dieser Stadt, die 5 000 000 Pfd. St. übersteigen. Wenn der amerikanischen Konkurrenz trotzdem ein spürbarer Einbruch in den britischen Handel gelungen ist, muß der chinesische Markt doch ein sehr begrenztes Betätigungsfeld für den gesamten Handel ausländischer Nationen bieten. Als letzte Ursache für die geringe Bedeutung, die der chinesische Importmarkt seit seiner Erschließung im Jahre 1842 erlangt hat, wird die chinesische Revolution[79J angegeben, aber trotz dieser Revolution nahmen die Exporte nach China 1851-1852 an der allgemeinen Steigerung des Handels relativen Anteil, und der Opiumhandel erreichte, statt zu fallen, während der ganzen revolutionären Periode sehr schnell gewaltige Ausmaße. Wie dem auch sein mag, es muß dennoch festgestellt werden, daß alle der ausländischen Einfuhr entgegenstehenden Hindernisse, die aus dem zerrütteten Zustand des Kaiserreiches herrühren, durch den jüngsten räuberischen Krieg und die neuen Demütigungen, mit denen die herrschende Dynastie überschüttet worden ist, nicht verringert, sondern vermehrt werden. Nach einem sorgfältigen Studium der Geschichte des chinesischen Handels kamen wir zu der Meinung, daß im allgemeinen die Konsumtionsfähigkeit und die Kaufkraft der Bewohner des Himmlischen Reiches stark überschätzt worden ist. Bei der gegenwärtigen ökonomischen Struktur der chinesischen Gesellschaft, deren Angelpunkt die in kleinste Parzellen zersplitterte Landwirtschaft und das Handwerk ist, kann von einer nennenswerten Einfuhr ausländischer Waren gar nicht die Rede sein. Immerhin könnte China bis zu einem Betrag von 8 000 000 Pfd. St., nämlich der Summe, die grob geschätzt die Gesamtbilanz zugunsten Chinas gegenüber England und den Vereinigten Staaten bildet, allmählich einen Überschuß englischer und amerikanischer Waren aufnehmen, dies jedoch nur, wenn der Opiumhandel unterdrückt wird. Zu dieser Schlußfolgerung gelangt man zwangsläufig, wenn man die einfache Tatsache feststellt, daß die chinesischen Finanzen und die Geldzirkulation trotz der aktiven Handelsbilanz durch den Import von Opium zum Betrage von etwa 7 000 000 Pfd. St. ernsthaft zerrüttet sind. John Bull jedoch, der sich wie gewöhnlich mit seiner hohen Moral brüstet, zieht es vor, seine passive Handelsbilanz durch periodische Kriegskontributionen aufzubessern, die er unter räuberischen Vorwänden aus China herauspreßt. Er vergißt nur, daß die Methoden Karthagos und Roms, aus fremden Völkern Geld zu pressen, unweigerlich zum Zusammenstoß und zur gegenseitigen Vernichtung führen, falls sie in einer Hand vereint werden. Geschrieben am 10. September 1858. Aus dem Englischen.
Karl Marx Britischer Handel und Finanzen
[„New-York Daily Tribüne" Nr. 5445 vom 4. Oktober 1858] London, 14. September 1858 Bei der Besprechung des Berichts der vom Unterhaus ernannten Kommission über die Krise von 1857/58 haben wir erstens die schädlichen Tendenzen des Bankakts von Sir Robert Peel gezeigt und zweitens mit der falschen Vorstellung aufgeräumt, die Emissionsbanken besäßen die Fähigkeit, die allgemeinen Preise durch eine willkürliche Erweiterung oder Einschränkung des Papiergeldumlaufes zu beeinflussen.1 Nun kommen wir zu der Frage: Was waren die wirklichen Ursachen der Krise? Die Kommission behauptet, daß sie „mit Befriedigung" festgestellt habe, „daß die kürzliche Handelskrise in diesem Lande ebenso wie die in Amerika und Nordeuropa hauptsächlich übermäßiger Spekulation und dem Mißbrauch des Kredits zuzuschreiben sei"[401]. Der Wert dieser Feststellung wird gewiß nicht im geringsten geschmälert durch den Umstand, daß die Welt, um dies herauszufinden, nicht auf die parlamentarische Kommission gewartet hat, und daß der ganze Nutzen, den die Gesellschaft möglicherweise aus der Entdeckung hätte ziehen können, jetzt völlig abgeschrieben werden muß. Wenn man die Richtigkeit der Feststellung zugibt - und wir sind weit davon entfernt, sie zu bestreiten -, löst sie das soziale Problem oder ändert sie nur die Formulierung der Frage? Damit ein System des fiktiven Kredits entstehen kann, sind immer zwei Parteien erforderlich - Schuldner und Gläubiger. Daß die erste Partei jederzeit die Tendenz hat, mit dem Kapital anderer Leute Handel zu treiben und bemüht ist, sich auf deren Kosten zu bereichern, scheint so überaus klar, daß uns das Gegenteil verwundern würde. Die Frage ist vielmehr, wie kommt es, daß bei allen modernen industriellen Nationen Men
sehen, wie von einem periodischen Anfall gepackt, sich unter dem Einfluß höchst durchsichtiger Illusionen von ihrem Vermögen trennen, und dies trotz eindringlicher Warnungen, die sich alle zehn Jahre wiederholen. Was sind die sozialen Verhältnisse, die fast regelmäßig diese Perioden allgemeiner Selbsttäuschung, der Überspekulätion und des fiktiven Kredits hervorbringen? Wenn man sie einmal aufspürte, würden wir zu einer recht einfachen Alternative gelangen: Entweder können die sozialen Verhältnisse von der Gesellschaft kontrolliert werden, oder sie wohnen dem jetzigen System der Produktion inne. Im ersten Fall kann die Gesellschaft Krisen vermeiden; im zweiten Fall müssen sie wie der natürliche Wechsel der Jahreszeiten ertragen werden, solange das System existiert. Wir betrachten es als einen wesentlichen Mangel nicht nur des letzten Parlamentsberichts, sondern auch des „Berichts über die Handelskrise von 1847" und aller anderen ähnlichen Berichte, die ihnen vorausgegangen sind, daß sie jede neue Krise als eine isolierte Erscheinung behandeln, welche erstmalig am sozialen Horizont erscheint und folglich nur durch jene Ereignisse, Bewegungen und Faktoren erklärt werden muß, die ausschließlich für eine Periode, die gerade zwischen der vorletzten und der letzten Erschütterung liegt, charakteristisch sind oder als charakteristisch angesehen werden. Wenn Naturforscher nach der gleichen schülerhaften Methode verführen, müßte selbst das Wiedererscheinen eines Kometen die Welt überraschen. Versucht man die Gesetze aufzudecken, von denen die Krisen des Weltmarkts beherrscht werden, dann muß man nicht nur ihren periodischen Charakter, sondern auch die genauen Daten dieser periodischen Wiederkehr erklären. Überdies dürfen die unterschiedlichen Merkmale, die jeder neuen Handelskrise eigen sind, nicht die ihnen allen gemeinsamen Aspekte überschatten. Wir würden die Grenzen und den Zweck unserer gegenwärtigen Aufgabe überschreiten, wenn wir solch eine Untersuchung auch nur in den flüchtigsten Umrissen darzustellen versuchten. Soviel scheint jedoch unbestritten zu sein, daß die Kommission des Unterhauses, weit davon entfernt, das Problem zu lösen, diese Frage nicht einmal richtig formuliert hat. Es fehlt den Fakten, bei denen die Kommission verweilt, um das System des fiktiven Kredits zu illustrieren, natürlich der Reiz der Neuheit. Das System selbst funktionierte in England nach einem sehr einfachen Prinzip. Der fiktive Kredit wurde mit Hilfe von Gefälligkeitswechseln geschaffen. Diese wurden hauptsächlich von Aktienbanken diskontiert, die sie ihrerseits bei Londoner Wechselmaklern rediskontieren ließen. Die Londoner Wechselmakler, welche nur auf das Indossament der Bank und nicht auf die Wechsel selbst achteten, verließen sich ihrerseits nicht auf ihre eigenen Reserven,
sondern auf die ihnen seitens der Banfe von England gewährten Vergünstigungen. Die Prinzipien der Londoner Wechselmafeler kann man aus folgender Anekdote erkennen, die Herr Dixon, der ehemalige geschäftsführende Direktor der Liverpooler Borough Bank, der Kommission erzählte: „Bei einer zufälligen Unterhaltung über die ganze Angelegenheit machte einer der Wechselmakler die Bemerkung, daß die Borough Bank ohne den Akt Sir Robert Peels ihre Zahlungen nicht hätte einzustellen brauchen. Ich erwiderte darauf, was auch immer die Vorzüge des Akts Sir Robert Peels sein mögen, ich für mein Teil wäre nicht willens gewesen, auch nur einen Finger zur Unterstützung der in Schwierigkeit geratenen Borough Bank zu rühren, wenn das die Fortsetzung des vorher praktizierten erbärmlichen Geschäftssystems bedeutet hätte, und ich fügte hinzu,wenn ich, bevor ich geschäftsführender Direktor geworden war, nur halb soviel vom Geschäftsgebaren der Borough Bank gewußt hätte, wie Sie gewußt haben müssen, da Sie eine große Menge der von der Borough Bank diskontierten Wechsel sahen, könnte man mich niemals dazu verleiten, ein Aktionär zu werden." Die Antwort darauf lautete: „Auch mich würden Sie nicht dazu verleitet haben. Es war für mich sehr schön, Wechsel zu diskontieren, doch ein Aktionär wäre ich auch nicht geworden." Die Borough Bank in Liverpool, die Western Bank of Scotland in Glasgow und die Northumberland and Durham District Bank, deren Geschäfte die Kommission genauester Prüfung unterzog, scheinen bei dem Wettrennen der Mißwirtschaft die Siegespalme davongetragen zu haben. Die Western Bank in Glasgow, welche in Schottland 101 Filialen sowie Verbindungen in Amerika hatte, gestattete das Trassieren bloß um der Kommission willen, erhöhte ihre Dividende 1854 von 7 auf 8 Prozent, 1856 von 8 auf 9 Prozent und gab noch im Juni 1857, als der größte Teil ihres Kapitals nicht mehr vorhanden war, eine Dividende von 9 Prozent bekannt. Ihre Diskontierungen, die 14 987 000 Pfd. St. im Jahre 1853 betragen hatten, waren 1857 auf 20691 000Pfd. St. angewachsen. Die Rediskontierungen der Bank in London, die sich 1852auf 407000Pfd. St. beliefen, waren 1856auf 5 407000Pfd. St. angestiegen. Während das ganze Kapital der Bank nur 1 500 000 Pfd. St. betrug, erschien bei ihrem Bankrott im November 1857 die Summe von 1 603 000 Pfd. St., die allein die vier Teilzahlungshäuser MacDonald, Monteith, Wallace undPattison ihr schulden sollten. Eine der Hauptoperationen der Bank bestand darin, Vorschüsse auf „Zinsen" zu geben, d.h. Fabrikanten wurden mit Kapital versorgt, dessen Sicherheit in dem eventuellen Verkauf der mittels des vorgeschossenen Darlehens hergestellten Ware bestand. Die Leichtfertigkeit, mit der das Diskontierungsgeschäft gehandhabt wurde, wird aus dem Umstand ersichtlich, daß Wechsel von MacDonald von 127 verschiedenen Parteien akzeptiert wurden; nur 37 wurden nachgeprüft, davon
fiel bei 21 der Bericht unbefriedigend oder ausgesprochen schlecht aus. Doch der Kredit für MacDonald dauerte unvermindert an. Seit 1848 wurde in den Büchern der Bank eine Unterschiebung vorgenommen, wodurch Schulden in Kredite und Verluste in Guthaben umgewandelt wurden. „Die Mittel", sagt der Bericht, „mit denen diese Art Maskierung vollzogen werden kann, werden vielleicht am besten verständlich, wenn man berichtet, auf welche Weise man sich einer Schuld, Scarth's Schuld genannt, entledigt hatte, die in verschiedenen Rubriken von Guthaben geführt wurde. Diese Schuld belief sich auf 120 000 Pfd. St., und sie hätte bei den zu Protest gegangenen Wechseln erscheinen müssen. Sie wurde jedoch auf vier oder fünf offene Kreditkonten aufgeteilt, die die Namen der Empfänger von Scarth's Wechseln trugen. Diese Konten wurden mit dem Betrag ihrer entsprechenden Akzeptierungen debitiert, und es wurden Versicherungen für das Leben der Schuldner in Höhe von 75 000 Pfd. St. abgeschlossen. Bei diesen Versicherungen wurden 33 000 Pfd. St. Prämie von der Bank selbst gezahlt. Diese stehen nun alle als Aktiva in den Büchern." Schließlich ergab die Untersuchung, daß die eigenen Aktionäre der Bank 988 000 Pfd. St. geschuldet haben. Während das gesamte Kapital der Northumberland and Durham District Bank sich nur auf 600000 Pfd. St. belief, hatte sie fast 1 000000 Pfd. St. der zahlungsunfähigen Derwent Iron Company geliehen. Obwohl Herr Jonathan Richardson, der die Triebfeder der Bank war und faktisch jene Person darstellte, die alles leitete, kein direkter Teilhaber der Derwent Iron Company gewesen ist, war er sehr stark an diesem wenig aussichtsreichen Geschäft interessiert, da er Tantiemen aus der Gewinnung der Erze erhielt. Dieser Fall stellt daher ein interessantes Beispiel dafür dar, wie das ganze Kapital einer Aktienbank aufgefressen worden ist einzig und allein zu dem Zweck, den privaten Spekulationen eines seiner geschäftsführenden Direktoren zu nützen. Diese zwei Beispiele aus den im Bericht der Kommission enthaltenen Enthüllungen werfen ein trübes Licht auf die Moral und das allgemeine Verhalten der Aktienhandelsunternehmen. Es ist offensichtlich, daß diese Einrichtungen, deren rasch wachsender Einfluß auf die Wirtschaft der Völker kaum überschätzt werden kann, noch weit davon entfernt sind, ihre richtige Verfassung ausgearbeitet zu haben. Obwohl sie machtvolle Hebel zur Entwicklung der Produktivkräfte der modernen Gesellschaft sind, haben sie noch nicht, wie die mittelalterlichen Korporationen, ein korporatives Gewissen entwickelt an Stelle der individuellen Verantwortlichkeit, von der sie sich schon durch ihre ganze Struktur zu entledigen vermochten.
Friedrich Engels [Der Aufstand in Indien]
[„New-York Daily Tribüne" Nr.5443 vom I.Oktober 1858, Leitartikel] Der Feldzug in Indien war während der heißen und regnerischen Sommermonate fast völlig eingestellt. Nachdem Sir Colin Campbell durch energische Anstrengungen zu Beginn des Sommers alle wichtigen Positionen, in Audh und Rohilkand gesichert hatte, legte er sehr klug seine Truppen in Quartiere, während er das offene Land in den Händen der Aufständischen ließ und seine Bemühungen darauf beschränkte, die Verbindungen aufrechtzuerhalten. Das einzige interessante Ereignis während dieser Zeit in Audh war der Abstecher Sir Hope Grants nach Schahgandsch zum Entsatz Manu Singhs, eines An füh rers der Eingeborenen, der nach einigem Hin und Her kürzlich mit den Briten Frieden geschlossen hatte und nun von seinen ehemaligen eingeborenen Verbündeten eingeschlossen war. Der Abstecher erwies sich als einfacher militärischer Spaziergang, obwohl er die Briten große Verluste durch Hitzschlag und Cholera gekostet haben muß. Die Eingeborenen zerstreuten sich, ohne sich zum Kampf zu stellen, und Manu Singh vereinigte sich mit den Briten. Obgleich der leichte Erfolg dieses Streifzuges nicht als Vorzeichen für eine ebenso leichte Unterwerfung ganz Audhs angesehen werden kann, zeigt er doch, daß die Aufständischen völlig den Mut verloren haben. Wenn es im Interesse der Briten lag, während der heißen Jahreszeit auszuruhen, so lag es im Interesse der Aufständischen, sie soviel wie möglich zu beunruhigen. Statt jedoch einen aktiven Guerillakrieg zu organisieren, die Verbindungen zwischen den vom Feind gehaltenen Städten zu unterbrechen, kleinen Gruppen aufzulauern, die Fouriere fortwährend zu beunruhigen, um die Nahrungsmittelversorgung zu verhindern, ohne die keine von den Briten gehaltene große Stadt existieren kann - begnügten sich die Eingeborenen damit, Steuern zu erheben und die Ruhe zu genießen, die ihnen von ihren Gegnern gewährt wurde. Überdies scheinen sie sogar untereinander uneinig gewesen zu sein.
Auch gewinnt man nicht den Eindruck, daß sie die wenigen ruhigen Wochen dazu benutzt haben, ihre Streitkräfte zu reorganisieren, ihre Munitionsbestände aufzufüllen oder die Artillerieverluste zu ersetzen. Die Flucht der Sepoys bei Schahgandsch zeigt einen noch größeren Mangel an Vertrauen zu sich selbst und zu ihren Führern als alle bisherigen Niederlagen. Unterdessen wird die geheime Korrespondenz zwischen der Mehrzahl der Anführer und der britischen Regierung fortgesetzt, die schließlich doch gemerkt hat, daß es eigentlich undurchführbar ist, den ganzen Grund und Boden von Audh einzustecken, und die nun durchaus geneigt ist, ihn den früheren Besitzern zu annehmbaren Bedingungen wieder zu überlassen. Da auf diese Weise der endgültige Erfolg der Briten jetzt außer Zweifel steht, wird der Aufstand in Audh wahrscheinlich abklingen, ohne eine Periode aktiver Guerillakriegführung durchzumachen. Sobald sich die Mehrheit der Grundbesitzer mit den Briten einigt, werden die Einheiten der Aufständischen auseinanderfallen, und diejenigen, die von der Regierung zu viel zu befürchten haben, werden sich zu Räubern (dacoits) entwickeln, an deren Ergreifung sich die Bauernschaft gern beteiligen wird. Die Dschagdispur-Dschungel südwestlich von Audh werden wahrscheinlich ein Zentrum für solche dacoits sein. In diesen undurchdringlichen Wäldern aus Bambus und Unterholz hat sich eine Gruppe Aufständischer unter Amar Singh festgesetzt, der eine ziemlich große Aktivität und Kenntnis des Guerillakrieges beweist; jedenfalls greift er die Briten an, wo er nur kann, anstatt ruhig auf sie zu warten. Wenn, wie befürchtet wird, ein Teil der Aufständischen aus Audh zu ihm stoßen sollte, ehe er von seinem Stützpunkt vertrieben werden kann, werden die Briten weit mehr zu tun bekommen als in der letzten Zeit. Die Dschungel haben nun fast acht Monate lang als Schlupfwinkel für die aufständischen Gruppen gedient, und diese haben die große Hauptstraße von Kalkutta nach Allahabad, die wichtigste Verbindungslinie der Briten, äußerst unsicher machen können. Im westlichen Indien werden die Aufständischen aus Gwalior immer noch von General Roberts und Oberst Holmes verfolgt. Zur Zeit der Eroberung Gwaliors war es eine schwerwiegende Frage, welche Richtung die zurückgehende Armee einschlagen könnte; denn das ganze Marathenland und ein Teil von Radschputana schienen zur Erhebung bereit, sobald genügend starke Kräfte regulärer Truppen dort eintreffen würden, um einen Kern für den Aufstand zu bilden. Ein Rückzug der Truppen aus Gwalior in südwestlicher Richtung schien damals am wahrscheinlichsten, um ein derartiges Resultat zu erzielen. Doch aus Gründen, die wir den uns vorliegenden Berichten nicht entnehmen können, haben die Aufständischen eine nord
westliche Richtung gewählt. Sie zogen nach Dschaipur, wandten sich von dort südwärts nach Udaipur und versuchten, die Straße nach dem Marathenland zu erreichen. Doch dieses Marschieren auf Umwegen gab Roberts die Möglichkeit, sie einzuholen und ohne große Anstrengung völlig zu schlagen. r^- fn J: T — — ri :— i iv/r—: LJI& \JUCI1CSIC uicaci 11 uppc, uimc i^aiiuiicn, uimc uigaiiuaiiuii uuu ivimiition, ohne bedeutende Führer, sind nicht die Leute, die geeignet wären, neue Erhebungen zu entfachen. Im Gegenteil, die ungeheure Menge geraubten Gutes, die sie mit sich1 schleppen und die alle ihre Bewegungen hemmt, scheint bereits die Habgier der Bauern angestachelt zu haben. Jeder umherstreifende Sepoy wird umgebracht und von seiner Last an Gold-Mohurs1 befreit. Wenn es schon so weit gekommen ist, kann es General Roberts ruhig der Landbevölkerung überlassen, diese Sepoys endgültig auseinanderzujagen. Die Plünderung der Schätze Sindhias durch seine Truppen bewahrt die Briten vor einer Erneuerung des Aufstandes in einem Gebiet, das gefährlicher ist als Hindustan; denn eine Erhebung im Marathenland würde die Bombay-Armee auf eine recht harte Probe stellen. In der Umgebung von Gwalior gibt es eine neue Meuterei. Ein kleiner Vasall von Sind, Manu Singh (nicht der Manu Singh von Audh), ist zu» den Aufständischen gestoßen und hat sich der kleinen Feste Paori bemächtigt. Dieser Ort ist jedoch bereits von den Briten umzingelt und dürfte bald eingenommen sein. inzwischen werden die eroberten Distrikte allmählich befriedet. Die Lage in der Umgebung von Delhi soll sich durch Sir J. Lawrence so völlig beruhigt haben, daß ein Europäer in völliger Sicherheit unbewaffnet und ohne Eskorte reisen könne. Das ganze Geheimnis besteht darin, daß die Bewohner jedes Dorfes für alle in ihrem Gebiet begangenen Verbrechen oder Gewalttätigkeiten gemeinsam verantwortlich gemacht worden sind, daß eine Militärpolizei eingerichtet worden ist und daß vor allem die summarische Rechtsprechung des Kriegsgerichts, die auf die Orientalen so nachhaltig wirkt, überall in vollem Gange ist. Doch dieser Erfolg scheint eine Ausnahme zu sein, da wir aus anderen Gebieten nichts Derartiges hören. Die völlige Befriedung von Rohilkand und Audh, von Bandelkand und vielen anderen großen Provinzen wird noch eine sehr lange Zeit brauchen und den britischen Truppen und Kriegsgerichten noch viel zu schaffen machen. Doch während der Aufstand in Hindustan klägliche Formen annimmt, die ihm fast jegliche militärische Bedeutung nehmen, hat sich in weiter Ferne, an den äußersten Grenzen Afghanistans, ein Ereignis zugetragen, das die
Gefahr großer Komplikationen in sich birgt. In mehreren Sikh-Regimentern in Dera Ismail Chan ist eine Verschwörung aufgedeckt worden; man wollte die Offiziere umbringen und sich gegen die Briten erheben. Ob diese Verschwörung weitere Kreise gezogen hat, können wir nicht sagen. Vielleicht war es nur eine lokale Angelegenheit, die unter einer besonderen Kaste der Sikhs entstanden war; allein wir sind nicht in der Lage, etwas Bestimmtes zu behaupten. Auf jeden Fall ist es ein höchst gefährliches Symptom. Es stehen jetzt fast 100000 Sikhs in der britischen Armee, und uns ist bekannt, wie dreist sie sind; sie sagen, daß sie heute für die Briten kämpfen, aber daß sie morgen ebensogut gegen sie kämpfen können, ganz wie es Gott gefalle. Da sie tapfer, leidenschaftlich und unstet sind, unterliegen sie noch mehr als andere Orientalen plötzlichen und unerwarteten Impulsen. Sollte ernstlich eine Meuterei unter ihnen ausbrechen, dann würden die Briten allerdings große Mühe haben, sich zu behaupten. Die Sikhs waren unter den Eingeborenen Indiens immer die gefürchtetsten Gegner der Briten; sie hatten ein verhältnismäßig mächtiges Reich geschaffen[410J; sie bilden eine besondere Sekte des Brahmanismus und hassen sowohl die Hindus als auch die Muselmanen. Sie haben das britische „Radsch"1 in höchster Gefahr gesehen; sie haben ein gut Teil dazu beigetragen, es wiederherzustellen, und sie sind sogar davon überzeugt, daß ihr Anteil an dieser Arbeit der entscheidende war. Was ist also natürlicher, als daß sie den Gedanken hegen, die Zeit für eine Umwandlung des britischen Radsch in ein Sikh-Radsch sei gekommen, in dem ein Sikh-Kaiser von Delhi oder Kalkutta aus über Indien herrschen müsse? Vielleicht ist dieser Gedanke unter den Sikhs bei weitem noch nicht ausgereift, vielleicht hat man sie so klug verteilt, daß Europäer ihnen das Gleichgewicht halten und daß jede Erhebung leicht niedergeschlagen werden könnte; daß aber dieser Gedanke bei ihnen besteht, muß unseres Erachtens jedem klar sein, der die Berichte über das Verhalten der Sikhs nach Delhi und Lakhnau gelesen hat. Im Augenblick jedoch haben die Briten Indien zurückerobert. Der durch die Meuterei der bengalischen Armee ausgelöste große Aufstand scheint sich tatsächlich dem Ende zu nähern. Aber diese zweite Eroberung hat Englands Einfluß auf das indische Volk nicht erhöht. Die von den britischen Truppen geübte grausame Vergeltung, angestachelt durch übertriebene und falsche Berichte über angebliche Greueltaten der Eingeborenen, und der Versuch, das Königreich Audh im großen wie im kleinen zu konfiszieren, haben keine besondere Sympathie für die Sieger hervorgerufen. Im Gegenteil, diese
1 „Reich" 37 Marx/Engels. Werke, Bd. 12
selbst geben zu, daß unter Hindus wie Muselmanen der überlieferte Haß gegen den christlichen Eindringling wütender denn je ist. Wie ohnmächtig dieser Haß auch im Augenblick sein mag, so ist er doch nicht ohne Bedeutung und Belang, solange jene drohende Wolke über dem Sikh-Pandschab steht. Und das ist noch nicht alles. Die beiden großen asiatischen Mächte, England und Rußland, sind jetzt an einem Punkt zwischen Sibirien und Indien angelangt, an dem russische und englische Interessen direkt aufeinanderprallen müssen. Dieser Punkt ist Peking. Binnen kurzem wird sich von hier nach dem Westen eine Linie quer über den gesamten asiatischen Kontinent erstrecken, an der diese gegensätzlichen Interessen ständig aufeinanderprallen werden. So mag die Zeit wohl nicht allzu fern sein, da „sich der Sepoy und der Kosak auf den Ebenen des Oxus begegnen werden", und wenn diese Begegnung stattfindet, werden die anti-englischen Gefühle von 150000 eingeborenen Indern eine sehr ernst zu nehmende Angelegenheit sein.
Geschrieben um den 17. September 1858. Aus dem Englischen.
Karl Marx Mazzinis neues Manifest
[„New-York Daily Tribüne" Nr.5453 vom B.Oktober 1858] London, 21. September 1858 Nachdem die genuesische „Dio e Popolo", die letzte auf italienischem Boden herausgegebene republikanische Zeitung, der unaufhörlichen Verfolgung durch die sardinische Regierung schließlich erlegen ist, bringt Mazzini, den nichts entmutigen kann, in London eine italienische Zeitung unter dem Titel „Pensiero ed Azione"[411] heraus, die zweimal monatlich erscheinen soll. Aus der letzten Nummer dieses Organs übersetzen wir Mazzinis neues Manifest. Wir betrachten es als ein historisches Dokument, das dem Leser die Möglichkeit gibt, sich selbst ein Urteil über die Lebenskraft und die Perspektiven des Teils der revolutionären Emigration zu bilden, der sich unter dem Banner der römischen Triumvirn13465 gesammelt hat. Anstatt die großen sozialen Ursachen für das Scheitern der Revolution von 1848/49 eingehend zu erforschen und sich zu bemühen, die realen Verhältnisse zu analysieren, die unauffällig in den letzten zehn Jahren herangereift sind und in ihrer Gesamtheit den Boden für eine neue und machtvollere Bewegung vorbereitet haben, verfällt Mazzini, wie uns scheint, wieder in seine veralteten Grillen zurück und stellt sich ein imaginäres Problem, das natürlich nur zu einer trügerischen Lösung führen kann. Für ihn bleibt weiterhin die allumfassende Frage, warum die Emigranten in ihrer Gesamtheit mit ihren Versuchen, die Welt zu erneuern, gescheitert sind; noch immer beschäftigt er sich damit, Geheimmittel für die Heilung ihrer politischen Lähmung zu offerieren. Er sagt: „ Im Jahre 1852 erklärte ich in einem an die europäische Demokratie gerichteten Memorandum: was müßte heute die Losung, der Sammelruf der Partei sein? Die Antwort ist sehr einfach. Sie ist in dem einen Wort Aktion enthalten, aber geeinte,
europäische, unaufhörliche, konsequente, kühne Aktion. Ihr könnt die Freiheit nuf erlangen, wenn ihr euch zum Freiheitsbewußtsein durchringt, und dieses Bewußtsein könnt ihr euch nur durch Aktion erkämpfen. Euer Schicksal liegt in euren eigenen Händen. Die Welt wartet auf euch. Die Initiative ist überall da, wo ein Volk im Begriff ist, sich zu erheben, wo es bereit ist, zu kämpfen und, wenn es sein muß, auch für die Rettung aller zu sterben, und auf seihe Banner die Zeichen schreibt: Gott, Volk, Gerechtigkeit, Wahrheit, Tugend. Erhebt euch für alle, und alle werden euch folgen. Es ist notwendig, daß sich die ganze Partei läutert. Jeder möge die Lösung dort eifrig suchen, wo er glaubt, einen Hoffnungsstrahl erhascht zu haben. Doch möge er nicht nur seine eigene Sache verteidigen, möge er die große Armee der Zukunft nicht verlassen ... Wir sind nicht die Demokratie, wir sind nur ihre Avantgarde. Wir haben ihr nur den Weg zu bahnen. Alles, was wir brauchen, ist Einheit des Planes, Gemeinsamkeit der Anstrengungen... Seit diesem Appell sind sechs Jahre verflossen, und die Frage bleibt unverändert. Die Kräfte der Partei sind zahlenmäßig gewachsen, aber die Einheit der Partei ist noch nicht erreicht. Einige kleine organisierte Gruppen beweisen durch ihre unerschöpfliche Lebenskraft und den Schrecken, mit dem sie das Herz des Feindes erfüllen, die Macht der Einheit; aber die große Masse der Partei ist noch immer unorganisiert, isoliert und infolgedessen inaktiv und ohnmächtig. Kleine Gruppen der Sache ergebener Menschen, welche die schmachvolle Inaktivität nicht ertragen können, kämpfen hier und da als tirailleurs1 an allen Frontabschnitten, jeder auf eigene Faust, für seine eigene Heimat, ohne Verständnis für das gemeinsame Ziel; zu schwach, um an einem gegebenen Punkte zu siegen; sie erheben Protest und gehen in den Tod. Die Masse der Armee kann ihnen nicht zu Hilfe eilen, sie hat weder einen Plan, noch die Mittel, noch die Führer... Es gab einen Augenblick, da das Bündnis der Regierungen auseinandergefallen war. Der Krimkrieg bot den unterdrückten Völkern eine günstige Gelegenheit, die sie blitzschnell hätten ergreifen müssen; aber da es ihnen an Organisation mangelte, ließen sie diese Möglichkeit vorübergehen. Wir haben gesehen, wie echte Revolutionäre die Befreiung ihrer Länder mit den vermessenen Plänen eines Mannes verbanden, dessen Eingreifen in nationale Angelegenheiten und dessen Appell zum Aufstand sicheren Untergang bedeutete. Wir haben gesehen, wie Polen, Sobieski und die historische Mission vergessend, die ihre Nation im christlichen Europa erfüllt hat, sich in die Dienste der Türkei begaben und dort die Rolle von Kosaken spielten. Da waren Völker wie die Rumänen, die die Vorstellung hatten, daß sie mit Hilfe der Diplomatie ihre Einheit erringen könnten, als ob jemals in der Weltgeschichte eine Nation anders entstanden ist als durch den Kampf ihrer Söhne. Andere, wie z.B. die Italiener, waren entschlossen, zu Warten, bis Österreich in den Kampf einbezogen sein wird, als ob Österreich eine andere Position einnehmen würde, als die der bewaffneten Neutralität. Nur Griechenland stürzte sich in den Kampf; doch es erkannte nicht, daß, solange ein Bündnis der Regierungen besteht, keine griechische nationale Bewegung möglich ist, es sei denn, eine Revolution ereignet sich, die diese Kräfte zersplittert, und ein Bündnis des hellenischen Elements
1 Plänkler
mit dem slawo-rumänischen kommt zustande, um die Erhebung zu legitimieren. Der von mir beklagte Mangel an Organisation und Planung war niemals deutlicher sichtbar geworden. Daher die tödliche Entmutigung, die zuweilen unsere Reihen erfaßt... Was kann ein einzelner, allein, isoliert, fast oder ganz ohne Mittel, zur Lösung eines Problems tun, das ganz Europa betrifft? Vereinigung allein kann es bezwingen... 1848 erhoben wir uns an zehn Stellen im Namen all dessen, was groß und heilig ist. Freiheit, Solidarität, Volk, Zusammenschluß, Vaterland, Europa, alles gehörte uns. Späterhin ließen wir, betrogen, verzaubert - ich weiß nicht, durch welche erbärmliche und sträfliche Täuschung - es zu, daß die Bewegungen lokalen Charakter annahmen... Wir, die wir Louis-Philippe gestürzt hatten, wiederholten die schändliche Redensart, die sein Regime resümiert: Chacun pour soi, chacun chez soi.1 Auf diese Weise kamen wir zu Fall. Haben wir aus dieser bitteren Erfahrung nichts gelernt? Haben wir bis jetzt noch nicht begriffen, daß unsere Kraft in der Vereinigung, und nur in der Vereinigung liegt? Der Mensch besteht aus Denken und Handeln. Denken, das nicht in Taten zum Ausdruck kommt, ist nur der Schatten eines Menschen; Handeln, das nicht durch Denken gelenkt und sanktioniert wird, ist nur der galvanisierte Leichnam eines Menschen - ist Gestalt ohne Seele. Gott ist Gott, weil er die absolute Identität von Denken und Handeln ist. Der Mensch ist nur unter der Bedingung Mensch, daß er sich unaufhörlich so weit wie möglich diesem Ideal nähert... Wir können nicht siegen, wenn wir unsere Partei in Denkende und Handelnde, in Menschen des Geistes und Menschen der Aktion spalten, wenn wir ich weiß nicht was für eine Art von unmoralischer und widersinniger Trennung zwischen Theorie und Praxis, zwischen individueller und - kollektiver Pflicht, zwischen Schriftsteller und Verschwörer oder Kämpfer zulassen... Wir alle predigen Zusammenschluß als das Losungswort der Epoche, deren Vorläufer wir sind; doch wie viele von uns vereinigen sich mit ihren Brüdern, um mit ihnen gemeinsam zu wirken? Wir alle haben auf unseren Lippen die Worte Toleranz, Liebe, Freiheit, und doch trennen wir uns von unseren Gefährten, wenn ihre Ansichten in dieser oder jener bestimmten Frage von unseren eigenen abweichen. Wir spenden jenen begeistert Beifall, die ihr Leben opfern, um uns den Weg zur Aktion zu bahnen; doch wir folgen nicht ihren Spuren. Wir haben etwas daran auszusetzen, wenn übereilte Versuche in kleinem Umfang unternommen werden; doch wir tun nichts, sie in großem und machtvollem Ausmaß zu verwirklichen. Wir alle bedauern das Fehlen materieller Mittel für die Partei; doch wie viele von uns steuern regelmäßig ihr Scherflein bei für die gemeinsame Kasse? Wir erklären unsere Mißerfolge mit der mächtigen Organisation des Feindes; aber wie wenige arbeiten daran, unsere Partei durch eine generelle einheitliche Organisation allmächtig zu machen, welche, die Gegenwart beherrschend, die Zukunft widerspiegeln würde?... Gibt es denn kein Mittel, die Partei aus dem gegenwärtigen kläglichen, zerrütteten Zustand herauszuführen? Wir alle glauben, daß Denken heilig ist, daß seine Offenbarungen frei und unverletzlich sein
1 Jeder für sich, jeder bei sich (zu Hause).
sollten; daß die soziale Organisation der Gesellschaft schlecht ist, wenn sie infolge äußerster materieller Ungleichheit den Arbeitsmann dazu verdammt, Teil einer Maschine zu sein und ihn des geistigen Lebens beraubt. Wir glauben, daß das Leben des einzelnen Menschen geheiligt ist. Wir glauben, daß die Vereinigung der Menschen ebenso geheiligt ist, daß sie der Kampfruf ist, der die besondere Mission unserer Epoche ausdrückt. Wir glauben, daß der Staat sich nicht gegen sie stemmen, sondern sie ermutigen sollte. Wir sehen mit Begeisterung einer Zukunft entgegen, in der die allgemeine Vereinigung der Produzenten die Beteiligung an die Stelle der Arbeitslöhne setzen wird. Wir glauben, daß die Arbeit eine heilige Sache ist, und halten jede Gesellschaft für schuldig, in der ein Mensch, der von seiner Arbeit leben will, es nicht kann. Wir glauben an die Nationalität, wir glauben an die Menschheit... Unter Menschheit verstehen wir die Vereinigung freier und gleicher Nationen auf der zwiefachen Grundlage Selbständigkeit ihrer inneren Entwicklung und Brüderlichkeit in der Regelung des internationalen Lebens und des allgemeinen Fortschritts. Damit die Nationen und die Menschheit, wie wir sie verstehen, existieren können, glauben wir, daß die Landkarte Europas erneuert werden muß; wir glauben, daß eine neue territoriale Aufteilung notwendig ist, die die durch den WienerVertrag willkürlich vorgenommene Aufteilung aufhebt und sich auf Verwandtschaft von Sprache, Tradition und Religion und auf den geographischen und politischen Verhältnissen jedes Landes begründet. Nun, denkt nicht, daß diese gemeinsamen Bekenntnisse für eine brüderliche Organisation ausreichen? Ich heiße euch nicht, sich einer einzigen Doktrin, einer einzigen Überzeugung unterzuordnen. Ich sage nur: laßt uns gemeinsam kämpfen gegen die Verneinung jeder Doktrin; laßt uns vereint einen zweiten Marathon-Sieg über das Prinzip der orientali» sehen Unbeweglichkeit erringen, die heute Europa erneut zu erobern droht. Alle Menschen, zu welcher republikanischen Fraktion sie auch gehören, wenn sie nur die von mir eben aufgeführten Gesinnungen gutheißen, sollten eine europäische Partei der Aktion bilden, in der Frankreich, Italien, Deutschland, die Schweiz, Polen, Griechenland, Ungarn, Rumänien und die anderen unterdrückten Nationen ebenso viele Sektionen bilden müßten; jede nationale Sektion sollte sich selbständig, mit einem eigenen Fonds konstituieren; ein Zentralkomitee mit einem Zentralfonds sollte von den Delegierten der nationalen Sektionen gebildet werden usw. Ist die Einheit der Partei einmal errungen, so löst sich das europäische Problem in die Frage auf: wo beginnen? In Revolutionen wie im Krieg hängt der Sieg von der schnellen Konzentrierung der größtmöglichen Zahl von Streitkräften an einem gegebenen Punkte ab. Erstrebt die Partei eine siegreiche Revolution, so muß sie auf der Landkarte Europas diesen Punkt auswählen, wo es am leichtesten und günstigsten ist, die Initiative zu ergreifen, und alle Kräfte, über die jede Sektion verfügen mag, dort einsetzen. Rom und Paris sind die beiden strategischen Punkte, wo die gemeinsame Aktion beginnen muß. Frankreich, das durch seine machtvolle Einheit, durch die Erinnerung an seine große Revolution und an die napoleonischen Armeen, durch den Einfluß, den jede Bewegung in Paris auf den Geist Europas ausübt, ist noch immer das Land, dessen Initiative mit der größten Gewißheit alle anderen unterdrückten Völker
entflammen würde, obwohl jede wahrhaft revolutionäre Erhebung von seiner Seite unfehlbar alle Kräfte der Regierungen Europas auf den Plan rufen würde. Abgesehen von dieser einen Ausnahme ist heute Italien das Land, das deutlich alle Merkmale für eine Initiative in sich vereint. Über die Gemeinsamkeit der Ansichten, die es vorwärtsdrängen, braucht nichts gesagt zu werden; schon seit zehn Jahren hat es dort, gänzlich ungewöhnlich für Europa, eine Reihe hervorragender Protestaktionen gegeben. Die Sache der italienischen Nation ist identisch mit der Sache aller Nationen, die durch die in Wien vorgenommene Aufteilung zertreten oder zerstückelt worden sind. Der italienische Aufstand würde, wenn er seinen Schlag gegen Österreich richtet, sofort den slawischen und rumänischen Kräften, die im Herzein des Reiches ihr Joch abschütteln wollen, die Gelegenheit zur Aktion bieten. Die italienischen Truppen, die über alle jene Teile des Reiches verstreut sind, wo die größte Unzufriedenheit herrscht, würden diese Bewegungen unterstützen. Zwanzigtausend Ungarn, als Soldaten der österreichischen Armee in Italien, würden sich um das Banner unseres Aufstandes scharen. Darum ist es unmöglich für die italienische Bewegung, daß sie. nur auf Italien beschränkt bleibt. Die geographische Lage Italiens und eine Bevölkerung von fünfundzwanzig Millionen würden der Aufstandsbewegung die genügende Dauer sichern, um es den anderen Nationen zu ermöglichen, davon zu profitieren. Für Österreich und Frankreich, Frankreich und England gibt es in Italien keine solche übereinstimmenden Interessen, die allein eine Einheit ihrer Politik herstellen könnten. Der Aufstand in Italien, der ohne den Sturz des Papsttums nicht möglich ist, würde das Problem der Gewissensfreiheit in Europa lösen und die Sympathie all derer finden, denen diese Freiheit teuer ist."
Aus dem Englischen.
Karl Marx Der britisch-chinesische Vertrag
[„New-York Daily Tribüne" Nr. 5455 vom 15.0ktober 1858] London, 28. September 1858 Das offizielle Resümee über den englisch-chinesischen Vertrag[4041, das das britische Kabinett endlich der Öffentlichkeit vorgelegt hat[4121, fügt den Informationen, die schon durch verschiedene andere Kanäle übermittelt worden sind, im großen und ganzen kaum etwas hinzu. Im Grunde genommen enthalten nur die ersten und die letzten Artikel jene Punkte des Vertrags, die ausschließlich im Interesse Englands sind. Durch den ersten Artikel werden „der Zusatzvertrag und die allgemeinen Handelsrichtlinien aufgehoben", die nach dem Abschluß des Vertrages von Nanking[1041 festgelegt worden waren. Dieser Zusatzvertrag hatte die englischen Konsuln in Hongkong und in den fünf für den britischen Handel geöffneten chinesischen Häfen verpflichtet, die chinesischen Behörden zu unterstützen, falls englische Schiffe innerhalb des Bereichs ihrer Konsulargerichtsbarkeit mit Opium an Bord erscheinen sollten. Damit war den englischen Kaufleuten ein formales Verbot auferlegt worden, das Rauschgift einzuschmuggeln, und die englische Regierung hatte sich bis zu einem gewissen Grade zu einem der Zollbeamten des Himmlischen Reiches gemacht. Daß der zweite Opiumkrieg mit der Beseitigung der Fesseln enden mußte, mit denen der erste Opiumkrieg den Opiumhandel noch unterbunden hatte, erscheint uns als durchaus logisches Resultat und als ein aufs innigste ersehntes Ziel jenes Teils der britischen Handelskreise, den Palmerstons Feuerwerk in Kanton[103] zu überschwenglichen Beifallshymnen hingerissen hatte. Wir müßten uns jedoch sehr irren, wenn dieser offizielle Verzicht Englands auf seine scheinheilige Opposition gegen den Opiumhandel nicht zu Folgen führen dürfte, die den erwarteten völlig entgegengesetzt sind. Dadurch, daß die chinesische Regierung die
britische Regierung verpflichtet hatte, ihr bei der Unterdrückung des Opiumhandels zu helfen, hatte sie ihre Unfähigkeit eingestanden, dies aus eigenen Kräften zu bewerkstelligen. Der Zusatzvertrag von Nanking war ein letzter verzweifelter Versuch gewesen, sich den Opiumhandel durch fremde Hilfe vom Hals zu schaffen. Da dieser Versuch, was jetzt offen zugegeben wird, mißlungen und der Opiumhandel damit zumindest für England legal geworden ist, kann es kaum noch Zweifel geben, daß die chinesische Regierung eine Methode erproben wird, die sich sowohl aus politischen wie ausf inanzie ilen Erwägungen empfiehlt, nämlich den Mohnanbau in China gesetzlich zuzulassen und die Einfuhr ausländischen Opiums mit Zöllen zu belegen. Welche Absichten die jetzige chinesische Regierung auch haben mag, die Umstände selbst, in diesiedurchdenVertragvonTientsin[404]geratenist,drängensieaufdiesenWeg. Einmal vollzogen, muß dieser Wandel dem Opiummonopol Indiens und damit der indischen Staatskasse einen tödlichen Schlag versetzen, während das britische Opiumgeschäft auf den Umfang eines gewöhnlichen Handelszweigs zusammenschrumpfen und sehr bald ein Verlustgeschäft werden wird. Bis jetzt wurde dieses Spiel von John Bull mit falschen Würfeln gespielt. Daß der Opiumkrieg Nr. 2 die Erreichung seines eigenen Ziels vereitelt hat, scheint sein hervorstechendstes Ergebnis zu sein. Das großherzige England, das Rußland einen „gerechten Krieg" erklärt hatte, verzichtete bei Friedensschluß darauf, Schadenersatz für seine Kriegskosten zu fordern. Da England indessen fortgesetzt behauptet hat, daß es sich mit China im Friedenszustand befinde, muß es folglich China zwingen, die Kosten zu bezahlen, Kosten, die sogar nach Meinung der gegenwärtigen englischen Minister durch Englands Raubzüge entstanden sind. So wirkte denn auch die erste Botschaft von den fünfzehn oder zwanzig Millionen Pfund Sterling, welche die Bewohner des Himmlischen Reiches zu zahlen haben, als Beruhigungsmittel selbst für das empfindlichste britische Gewissen, und der „Economist" wie überhaupt die Verfasser von Finanzartikeln ergingen sich'in recht vergnüglichen Berechnungen über die wohltuenden Auswirkungen des chinesischen Sycee-Silbers14131 auf die Handelsbilanz und auf die Edelmetallreserve der Bank von England. Doch, o Schreck! Die ersten Eindrücke, die die Palmerston-Presse mit soviel Mühe erweckt und gepflegt hatte, waren viel zu schwach, um den Schlag zu ertragen, der ihnen durch die Eröffnung der wirklichen Sachlage versetzt wurde.
„In einem "besonderen Artikel ist vorgesehen, daß eine Summe yon zwei Millionen Tael für Verluste, die britische Staatsbürger infolge des böswilligen Verhaltens der chinesischen Behörden in Kanton erlitten haben, und eine weitere Summe von zwei Millionen Tael für Kriegskosten" bezahlt werden sollen.
Diese Summen ergeben nun zusammen nur 1 334000Pfd.St., während 1842 der Kaiser von China 4200000 Pfd.St. zu zahlen hatte, und zwar 1 200 000 Pfd. St. als Entschädigung für das konfiszierte eingeschmuggelte Opium und 3 000 000 Pfd. St. Kriegskosten. Von 4200 000 Pfd. St. - mit Hongkong als Zugabe — auf lumpige 1 334 000 Pfd. St. herunterzukommen, zeugt schließlich nicht von blühenden Geschäften; aber das Schlimmste kommt noch. Da euer Krieg, so sagt der chinesische Kaiser, kein Krieg mit China war, sondern nur ein „Provinzkrieg" mit Kanton, seht selbst zu, wie ihr aus der Provinz Kwangtung den Schadenersatz herauspressen könnt, den anzuerkennen eure liebenswürdigen Kriegsschiffe mich gezwungen haben. Euer erlauchter General Straubenzee mag inzwischen Kanton als materielle Garantie besetzt halten und die britischen Waffen weiterhin zur Zielscheibe des Spottes sogar der chinesischen Krieger machen. Die kläglichen Gefühle des sanguinischen John Bull über die lästigen Bedingungen, mit denen die geringe Beute von 1 334000 Pfd. St. verknüpft ist, machen sich bereits in hörbarem Stöhnen Luft. Eine Londoner Zeitung[275] schreibt: „Anstatt unsere 53 Kriegsschiffe zurückzuziehen und ihrer triumphalen Rückkehr mit Millionen Sycee-Silber beiwohnen zu können, werden wir uns wohl in der angenehmen Zwangslage befinden, eine Armee von 5000 Mann aussenden zu müssen, um Kanton zurückzuerobern und zu halten und die Flotte bei der Fortführung jenes Provinzkriegs zu unterstützen, den der Stellvertreter des Konsuls erklärt hat. Aber wird dieser Provinzkrieg keine anderen Folgen haben als die Abdrängung unseres Handels mit Kanton in andere chinesische Häfen? ... Wird nicht durch dessen" (des Provinzkriegs) „Fortsetzung ein großer Teil des Teehandels an Rußland übergehen? Könnten nicht der Kontinent und England selbst in ihren Teelieferungen von Rußland und den Vereinigten Staaten abhängig werden?" John Bulls Besorgnis wegen der Auswirkungen des „Provinzkriegs" auf den Teehandel ist nicht ganz unbegründet. Aus MacGregors „Commercial Tariffs" ist ersichtlich, daß Rußland im letzten Jahr des vorigen chinesischen Krieges in Kiachta 120000 Kisten Tee übernahm. Im Jahre nach dem Friedensschluß mit China sank die russische Nachfrage um 75 Prozent und betrug nur noch 30000 Kisten. Jedenfalls steht fest, daß die Kosten, die die Briten für die Besetzung von Kwangtung aufbringen müssen, die Passivseite der Bilanz so in die Höhe schnellen lassen, daß dieser zweite chinesische Krieg kaum die entstandenen Kosten decken wird, und das ist das Schlimmste, was, wie Herr Emerson richtig bemerkt, nach britischer Ansicht überhaupt geschehen kann. Ein weiterer großer Erfolg des englischen Überfalls ist in Artikel 51 enthalten, wonach
„der Ausdruck Barbar auf die britische Regierung oder auf britische Untertanen in keinem von den chinesischen Behörden veröffentlichten offiziellen chinesischen Dokument angewandt werden darf". Wie demütig muß doch John Bull in den Augen der chinesischen Behörden erscheinen, die sich selbst den Namen Himmlische zugelegt haben, wenn er sich damit begnügt, das Schriftzeichen für das Wort Barbar aus den offiziellen Dokumenten auszumerzen, anstatt darauf zu bestehen, göttlich oder olympisch genannt zu werden. Die den Handel betreffenden Artikel des Vertrags gewähren England keinerlei Vorteil, dessen sich nicht auch seine Konkurrenten erfreuten, sondern lösen sich vorderhand in nebelhafte Versprechungen auf, die zum größten Teil nicht das Pergament wert sind, auf das man sie geschrieben hat. Der Artikel 10 sieht vor: „Britische Handelsschiffe sollen berechtigt sein, den Großen Fluß (Yangtse) aufwärts Handel zu treiben; doch kann angesichts der gegenwärtigen.unruhigen Lage im oberen und unteren Tal kein Hafen für den Handel geöffnet werden mit Ausnahme des Hafens von Tschinkiang, der ein Jahr nach Unterzeichnung des Vertrags geöffnet werden soll. Wenn der Friede wiederhergestellt ist, soll es britischen Schiffen gestattet werden, diejenigen Häfen - und zwar nicht mehr als drei - bis einschließlich Hankou anzulaufen, die der britische Gesandte nach Beratung mit dem chinesischen Staatssekretär bestimmen wird." Durch diesen Artikel werden die Briten faktisch vom Verkehr auf der großen Handelsader dess,Kaiserreiches ausgeschlossen, von „der einzigen Route", wie der „Morning Star"14141 richtig bemerkt, „auf der sie ihre Fabrikate ins Innere befördern können"« Wenn sie schön brav sind und der kaiserlichen Regierung helfen^ di§ Rebellen aus den Gebieten zu vertreiben, die diese jetzt besetzt halten, dann dürfen sie vielleicht einmal den Großen Fluß befahren, aber nur bestimmte Häfen anlaufen. Was die neu geöffneten Seehäfen anbelangt, so sind von de|n ursprünglich angekündigten „sämtlichen" Häfen nur fünf übriggeblieben, fdie zu den Häfen des Vertrages von Nanking hinzukommen und die, wie eine Londoner Zeitung bemerkt, „im allgemeinen sehr abgelegen oder Inselhäfen sind". Nebenbei bemerkt sollte es doch an der Zeit sein, die trügerische Vorstellung fallenzulassen, daß der Handel proportional zur Anzahl der geöffneten Häfen zunehme. Man betrachte die Häfen an den Küsten Großbritanniens, Frankreichs oder der Vereinigten Staaten - wie wenige haben sich doch zu wirklichen Handelszentren entwickelt! Vor dem ersten chinesischen Krieg trieben die Engländer ausschließlich Handel in Kanton. Die Zulassung von fünf neuen Häfen hatte nicht etwa die Entstehung fünf neuer Handelszentren zur Folge, sondern die
allmähliche Verlagerung des Handels von Kanton nach Schanghai, wie aus folgenden Zahlen ersichtlich ist, die dem Blaubuch des Parlaments für 1856/57 über den Handelsverkehr verschiedener Plätze entnommen sind. Gleichzeitig sollte man sich dessen erinnern, daß in den Exporten nach Kanton die Exporte nach Amoy und Futscnou einbegriffen sind, die in Kanton umgeladen werden.
Britischer Exporthandel nach Britischer Importhandel aus Jahre Kanton Schanghai Kanton Schanghai (in Dollars) (in Dollars) 1844 15500000 2500000 17900000 2300000 1845 10700000 5100000 27700000 6000000 1846 9900000 3800000 15300000 6400000 1847...... 9600000 4300000 15700000 6 700000 1848 6500000 2500000 8600000 5000000 1849  7900000 4400000 , 11400000 6500000 1850 6800000 3900000 9900000 / 8000000 185 1 10000000 4500000 13200000 II 500000 1852 9900000 4600000 6500000 II 400000 1853 4000000 3900000 6500000 13300000 185 4 3300000 1100000 6000000 11700000 1855 3600000 3400000 2900000 19900000 185 6 9100000 6100000 8200000 25800000
Die „kommerziellen Klauseln des Vertrags sind unbefriedigend", lautet die Schlußfolgerung, zu der der „Daily Telegraph"f415], Palmerstons widerlichster Speichellecker, gelangt, aber er amüsiert sich über die „ergötzlichste Nummer des Programms", darüber nämlich, gdaß sich ein britischer Gesandter in Peking etablieren darf, während ein Mandarin sein Amt in London antreten und vielleicht gar die Königin zu einem Ball in Albert Gate einladen wird". Wie sehr sich John Bull auch an diesem Spaß ergötzen mag, es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß, wenn überhaupt ein politischer Einfluß in Peking ausgeübt werden kanri, dieser Einfluß von. Rußland ausgehen wird, das durch den jüngsten Vertrag ein neuerworbenes Territorium von der Größe Frankreichs besitzt, dessen Grenze größtenteils nur 800 Meilen von Peking entfernt ist. Es ist für John Bull keineswegs ein tröstlicher Gedanke, daß er selbst es gewesen ist, der Rußland durch seinen ersten Opiumkrieg einen Vertrag verschafft hat, der ihm die Schiffahrt auf dem Amur und freien Handel im Grenzgebiet gestattet hat, daß er Rußland durch seinen zweiten Opiumkrieg zu dem kostbaren Landstrich zwischen dem Tatar-Golf und dem Baikal-See verholfen hat, einem Gebiet, das Ruß
land von jeher glühend begehrt und dessen es sich seit den Zeiten Zar Alexej Michailowitschs bis zu Nikolaus immer zu bemächtigen versucht hatte. Die Londoner „Times" fühlt sich so tief verletzt, daß sie bei der Veröffentlichung der Nachrichten aus St. Petersburg, in denen die von Großbritannien erzielten Vorteile stark übertrieben werden, vorsorglich darauf geachtet hat, jenen Teil des Telegramms zu verschweigen, in dem von Rußlands Erwerbung des Amurtals auf dem Vertragswege die Rede ist.
Karl Marx [Die Frage der Aufhebung der Leibeigenschaft in Rußland]
[„New-York Daily Tribüne" Nr. 5458 vom 19. Oktober 1858, Leitartikel] Die Frage der Leibeigenschaft scheint gegenwärtig in Rußland eine ernsthafte Wendung zu nehmen; das ist am besten an dem außerordentlichen Schritt zu erkennen, zu dem der Zar Alexander 11. getrieben worden ist, indem er eine Art allgemeiner Vertretung des Adels nach St. Petersburg berufen hat, um die Abschaffung der Leibeigenschaft zu beraten. Die Tätigkeit des Hauptkomitees für die Bauernfrage14161 war so gut wie erfolglos gewesen und hatte nur zu heftigen Streitigkeiten unter seinen eigenen Mitgliedern geführt, Streitigkeiten, in denen Großfürst Konstantin, der Vorsitzende dieses Komitees, mit der altrussischen Partei gegen den Zaren aufgetreten war. Die meisten Gouvernementskomitees des Adels scheinen ihrerseits diese Gelegenheit der offiziellen Beratung über vorbereitende Maßnahmen zur Befreiung der Bauern einzig und allein dazu benutzt zu haben, diese Maßnahme zu vereiteln. Sicherlich gibt es unter dem russischen Adel eine Partei, die für die Aufhebung der Leibeigenschaft eintritt, doch sie ist nicht nur zahlenmäßig in der Minderheit, sondern auch in den wichtigsten Fragen verschiedener Meinung. Sich gegen die Knechtschaft erklären, aber die Befreiung nur unter solchen Bedingungen zulassen, durch die sie zu einem bloßen Betrug herabgewürdigt wird, diese Haltung scheint selbst bei dem liberalen russischen Adel Mode zu sein. In Wirklichkeit ist dieser offene Widerstand gegen die Emanzipation bzw. ihre lauwarme Unterstützung für die alten Anhänger der Leibeigenschaft nur zu natürlich. Fortfall der Einkünfte, Verminderung des Wertes ihres Grundeigentums und ernste Einschränkung der politischen Macht, an deren Ausübung sie sich gewöhnt haben, all die vielen kleinen Selbstherrscher, die sich um den großen Autokraten als Mittelpunkt drehen - das sind die unmittelbaren Folgen, die sie voraussehen; und man kann schwerlich von ihnen
erwarten, daß sie sehr begeistert davon sind. Als Folge der herrschenden Ungewißheit, ob eine Entwertung der Güter bevorsteht, ist es in einigen Gouvernements heute schon unmöglich geworden, Anleihen gegen Sicherheit von Grundeigentum aufzunehmen. Ein großer Teil des Grundeigentums in Rußland ist dem Staat verpfändet, und die Grundbesitzer fragen sich, wie sie ihre Verpflichtungen gegenüber der Regierung erfüllen sollen. Viele haben auf ihren Gütern Privatschulden lasten. Eine große Anzahl lebt von den Abgaben ihrer Leibeigenen, die sich in den Städten als Kaufleute, Gewerbetreibende, Handwerker und Arbeiter niedergelassen haben. Diese Einnahmen würden natürlich mit der Aufhebung der Leibeigenschaft verschwinden. Weiter gibt es kleine Bojaren, die eine sehr begrenzte Zahl von Leibeigenen besitzen, aber im Verhältnis1 dazu eine noch kleinere Landfläche. Wenn jeder Leibeigene, wie es im Falle der Befreiung sein muß, ein Fleckchen Land bekommt, werden die Besitzer dieser Leibeigenen an den Bettelstab gebracht. Vom Standpunkt der Großgrundbesitzer aus wird die Bauernbefreiung fast wie ein Verzicht auf ihre politische Macht betrachtet. Wenn die Leibeigenen erst einmal befreit sind, welch wirkliche Barriere bleibt dann den Großgrundbesitzern gegen die Willkür des Zaren? Und weiter, was wird mit den von Rußland so dringend benötigten Steuern, deren Höhe von dem wirklichen Wert des Bodens abhängt? Was: wird mit den Kronbauern? Alle diese Fragen werden erörtert und geben viele starke Positionen ab, hinter denen die Anhänger der Leibeigenschaft ihre Zelte aufschlagen. Diese Geschichte ist so alt w^e die Geschichte der Völker. Tatsächlich kann man die unterdrückte Klasse nicht befreien, ohne der Klasse, die von ihrer Unterdrückung lebt, Schaden zu tun und ohne gleichzeitig den ganzen Überbau des Staates, der auf solch einer blenden sozialen Basis ruht, durcheinanderzubringen. Wenn die Zeit für solch eine Veränderung gekommen ist, zeigt sich zunächst große Begeisterung, freudig werden Beglückwünschungen zum gegenseitigen guten Willen gewechselt, mit feierlichen Worten über die allgemeine Liebe zum Fortschritt und so weiter. Aber sowie an die Stelle der Worte Taten treten sollen, weichen manche zurück, in Furcht vor den Geistern, die sie riefen, während die meisten ihre Entschlossenheit erklären, für ihre realen oder imaginären Interessen zu kämpfen. Nur unter dem Druck der Revolution oder im Ergebnis eines Krieges sind die legitimen Regierungen Europas imstande gewesen, die Leibeigenschaft aufzuheben. Die preußische Regierung wagte erst dann an die Befreiung der Bauern zu denken, als sie unter dem eisernen Joch Napoleons schmachtete; und selbst dann löste sie die Frage so, daß man sich 1848 noch einmal damit beschäftigen mußte; und sie bleibt heute noch, wenn auch in veränderter Form, eine Frage, die noch in einer künftigen Revolution zu
lösen sein wird. In Österreich war es weder die legitime Regierung noch der gute Wille der herrschenden Klassen, wie sie diese Frage lösten, sondern die Revolution von 1848 und der Aufstand der Ungarn. In Rußland versuchten Alexander I. und Nikolaus, nicht etwa aus irgendwelchen Gründen der Humanität, sondern aus Gründen der Staatsraison, auf friedlichem Wege eine Änderung der Lage der Volksmassen zu bewirken14171, doch beide scheiterten. Po -ll^j;. J„ß KT,*I„J L D l..^: LIÜ luuu Suuuuigo iiuu.ugv.iugi nuui.ii) uau i iihuiaus licu-ii uu 1\CVLUUUUII von 1848/49 seine eigenen früheren Befreiungspläne aufgab und ein eifriger Anhänger des Konservatismus wurde. Was Alexander II. betrifft, so war es wohl kaum eine Frage der Wahl, ob er die schlafenden Elemente wecken sollte oder nicht. Das ihm von seinem Vater hinterlassene Erbe des Krieges forderte von den russischen Volksmassen unerhörte Opfer, über deren Ausmaß man an Hand einer einfachen Tatsache urteilen kann: in dem Zeitraum von 1853 bis 1856 stieg die im Umlauf befindliche Summe des ungedeckten Papiergelds von dreihundertdreiunddreißig Millionen auf ca. siebenhundert Millionen Rubel, wobei diese ganze Zunahme des Papiergeldes tatsächlich bloß antizipierte Steuern darstellte. Alexander II. folgte nur dem Beispiel Alexander I., der während des Krieges gegen Napoleon die Bauern mit Versprechungen auf Befreiung vertröstete. Außerdem endete der verflossene Krieg in einer schmachvollen Niederlage, zumindest in den Augen der Leibeigenen, von denen man nicht erwarten kann, daß sie sich in den Geheimnissen der Diplomatie auskennen. Und seine neue Herrschaft mit offensichtlichen Niederlagen und Demütigungen einleiten und dann die den Bauern während der Kriege gemachten Versprechungen brechen - einen solchen Schritt zu wagen war sogar für den Zaren zu gefährlich. Es ist zu bezweifeln, ob selbst Nikolaus, mit oder ohne Orientalischen Krieg, in der Lage gewesen wäre, diese Frage noch länger aufzuschieben. Alexander II. jedenfalls konnte das nicht, aber er nahm an - und die Vermutung war nicht ganz unbegründet -, daß die Adligen, die alle gewohnt waren, sich unterzuordnen, vor seinen Befehlen nicht zurückweichen und es sogar als Ehre für sich betrachten würden, wenn man ihnen mittels verschiedener Komitees gestattet, in diesem großen Drama eine Rolle zu spielen. Diese Berechnungen haben sich jedoch als falsch erwiesen. Andererseits begannen die Bauern, die übertriebene Vorstellungen davon hatten, was der Zar für sie zu tun gedenke, die Geduld zu verlieren, als sie das langsame Vorgehen ihrer Herren erkannten. Die in einigen Gouvernements ausgebrochenen Feuersbrünste sind Alarmsignale, die unmißverständlich sind. Es ist weiter bekannt, daß in Großrußland, ebenso wie in den Gebieten, die früher zu Polen gehörten, Unruhen ausgebrochen sind, die von schrecklichen Szenen
begleitet waren, was den Adel veranlaßte, vom Land in die Städte abzuwandern, wo er unter dem Schutze von Mauern und Garnisonen seinen erzürnten Sklaven hohnlachen kann. Unter diesen Umständen hat es Alexander II. für richtig gehalten, so etwas wie eine Ständeversainmlüng einzuberufen. Was dann, wenn diese Versammlung zu einem Wendepunkt in der Geschichte Rußlands wird? Was dann, wenn die Adligen auf ihrer eigenen politischen Befreiung bestehen, als der Vorbedingung für jegliche Konzession, die sie dem Zaren in bezug auf die Befreiung ihrer Leibeigenen machen?
Geschrieben am 1. Oktober 1858. Aus dem Englischen.
Karl Marx Die Geistesgestörtheit des Königs von Preußen
[„New-York Daily Tribüne" Nr.5462 vom 23.0ktober 1858] Berlin, 2. Oktober 1858 In einem seiner Märchen erzählt der deutsche Dichter Hauff, wie eine ganze klatsch- und skandalsüchtige kleine Stadt eines schönen Morgens aus ihrer üblichen Selbstzufriedenheit aufgescheucht wurde durch die Entdeckung, daß der erste Geck, der wahre Salonlöwe des Ortes, nur ein verkleideter Affe war. Die Preußen oder einige von ihnen scheinen augenblicklich unter der noch weniger angenehmen Vorstellung zu leiden, daß sie in all den verflossenen zwanzig Jahren von einem Verrückten regiert worden sind. Zumindest scheint in der Öffentlichkeit der Verdacht zu bestehen, man habe die treuen preußischen „Untertanen" mit einer derartigen dynastischen Mystifikation irregeführt. Es stimmt sicherlich nicht, wie es John Bull und seine tüchtigen Zeitungsherausgeber hinstellen wollen, daß diese Befürchtungen durch das Verhalten des Königs während des russischen Krieges entstanden seien. Im Gegenteil, sein Fernbleiben von dieser blutigen Schande wird als die vernünftigste politische Handlung betrachtet, deren sich Friedrich Wilhelm IV. rühmen kann. Wenn ein Mensch, gleichgültig in welchen Lebensverhältnissen, und mögen sie noch so bescheiden sein, sich plötzlich als das Gegenteil von dem erweist, wofür man ihn gehalten hat, so kramen gewöhnlich seine zornigen und getäuschten Nachbarn bestimmt in seinem Vorleben, durchwühlen frühere Geschichten, erinnern sich an all das, was jemals bei dem Kerl nicht in Ordnung gewesen war, flicken verdächtige Momente und kuriose Dinge seiner Vergangenheit zusammen und haben schließlich die morbide Genugtuung, daß sie es schon längst hätten besser wissen müssen. So erinnert man sich jetzt - und ich kann die Tatsache aus eigener Kenntnis bezeugen r, daß Dr.Jacobi, der leitende Arzt der Rheinischen Irrenanstalt zu Siegburg, im Mai 1848 ganz plötzlich von Herrn Camphausen, dem damaligen Kabinettschef, nach Berlin zitiert wurde, um dem König, der, wie es damals hieß, an einer Gehirnentzündung litt, Hilfe zu erweisen. Das Nervensystem Seiner
Majestät sei, wie die Myrmidonen des neugebackenen Kabinetts im vertrautesten Kreise flüsterten, durch die Märztage arg erschüttert worden; insbesondere durch die Szene, wo das Volk ihn gezwungen hatte, den Leibern der infolge eines vorher verabredeten Mißgriffs ermordeten Bürger von Angesicht zu Angesicht gegenüberzutreten, sein Haupt zu entblößen und jene blutigen und noch warmen Leichen um Verzeihung zu bitten. ^^ Zweifelsohne hat sich Friedrich Wilhelm danach wieder erholt, doch steht keinesfalls fest, ob er nicht wie Georg III. an periodischen Rückfällen litt. Gelegentliche Überspanntheiten in seinem Verhalten wurden um so eher übersehen, als er dafür bekannt war, ziemlich stark den Libationen zu frönen, die einst die Priesterinnen eines bestimmten Gottes zu Theben zur Raserei getrieben hatten.t419] Als er jedoch im Oktober 1855 Rheinpreußen besuchte, um den Grundstein für die neue Rheinbrücke bei Köln zu legen, wurden seltsame Gerüchte über ihn ausgesprengt. Mit eingefallenem Gesicht, schlotternden Beinen, hervorquellendem Bauch und einem Ausdruck furchtsamer Unruhe in den Augen sah er wie sein eigenes Gespenst aus. Während seiner Rede stammelte er, stolperte über seine eigenen Worte, verlor hin und wieder den Faden seiner Gedanken und sah vollkommen hilflos aus, während die Königin, dicht an seiner Seite, all seine Bewegungen ängstlich beobachtete. Entgegen seinen früheren Gewohnheiten empfing er niemanden, sprach mit niemandem und ging nur in Begleitung der Königin aus, die von ihm gar nicht mehr zu trennen war. Nach seiner Rückkehr nach Berlin sickerten von Zeit zu Zeit seltsame ondits1 über tätliche Beleidigungen durch, die er in plötzlichen jähzomausbrüchen seinen eigenen Ministern, sogar Manteuffel, zugefügt hatte. Um die öffentliche Aufmerksamkeit zu beschwichtigen, hieß es, der König leide an Wassersucht. Später häuften sich die Berichte über Unglücksfälle in seinen eigenen Gärten von Sanssouci, wonach er sich einmal das Auge an einem Baum verletzt, ein andermal das Bein an einem Stein aufgeschlagen habe, und schon Anfang 1856 wurde hier und da angedeutet, daß er unter zeitweiligen Anfällen von Geistesgestörtheit leide. Es wurde vornehmlich erzählt, er bilde sich ein, er sei Unteroffizier und müsse noch die Prüfung im Übungsmarsche2 bestehen, wie es im preußischen Feldwebeljargon heißt. Daher pflegte er für sich allein Amokläufe in seinen Parks in Sanssouci und Charlottenburg zu veranstalten. Diese und andere Erinnerungen aus einem Zeitraum von zehn Jahren werden jetzt sorgfältig miteinander verknüpft. Warum, fragt man sich, sollte das preußische Volk in dieser ganzen Zeit nicht mit einem Wahnsinnigen als
1 Gerüchte - 2 Übungsmarsche: in der „New-York Daily Tribüne" deutsch
König zum Narren gehalten worden sein, da man jetzt eingesteht, daß man Friedrich Wilhelm IV. trotz seiner Geistesgestörtheit zumindest in den letzten* achtzehn Monaten auf dem Thron beließ, und weil infolge der Streitigkeiten innerhalb der königlichen Familie alles, was die Königin und die Minister im Namen des Königs vorgegaukelt hatten, öffentlich aufgedeckt wurde. In Fällen von Geistesgestörtheit, die auf Gehirnerweichung beruhen, haben die Patienten gewöhnlich bis zum Augenblick des Todes noch lichte Momente. So verhält es sich mit dem König von Preußen, und dieser eigenartige Charakter seiner Geistesgestörtheit gewährte passende Gelegenheiten, um Betrügereien zu begehen. uois; Die Königin, die ihren Gatten ständig beobachtete, nahm jeden seiner lichten Momente wahr, um ihn dem Volk zu zeigen oder ihn bei öffentlichen Anlässen auftreten zu lassen und ihn für die Rolle zu präparieren, welche er spielen sollte. Manchmal jedoch wurde ihre Rechnung unbarmherzig durchkreuzt. In Gegenwart der Königin von Portugal, die, wie man sich erinnern wird, ihre Hochzeit in Berlin feierte, sollte der König, per procura1, öffentlich den kirchlichen Zeremonien beiwohnen. Alles war bereit; Minister, Adjutanten, Höflinge, ausländische Gesandte und die Braut selbst warteten auf ihn, als er plötzlieh, trotz verzweifelter Bemühungen der Königin, von der Halluzination gepackt wurde, er selbst sei der Bräutigam. Einige seltsame Bemerkungen, die er über sein einmaliges Schicksal fallen ließ, noch bei Lebzeiten seiner ersten Gemahlin abermals vermählt zu werden, und über die Unschicklichkeit seines (des Bräutigams) Erscheinens in militärischer Uniform, ließen denen, die ihn zur Schau stellten, keine andere Wahl, als das angekündigte Schauspiel wieder abzusagen. Die Dreistigkeit, mit der die Königin handelte, wird aus folgendem Zwischenfall ersichtlich: In Potsdam besteht noch ein alter Brauch, Wonach die Fischer dem König einmal im Jahr eine alte Feudalabgabe an Fisch zahlen. Bei dieser Gelegenheit wagte es die Königin, um den Leuten aus dem Volke zu beweisen, daß die damals überall zirkulierenden Gerüchte über den Geisteszustand des Königs nicht auf Wahrheit beruhten, die angesehensten Fischer zu einem Fischessen einzuladen, bei dem der König selbst den Vorsitz führte. Tatsächlich verlief das Essen ziemlich gut, der König murmelte einige auswendig gelernte Worte, lächelte und verhielt sich im großen ganzen anständig. Die Königin, besorgt, daß das so gut eingefädelte Schauspiel gestört werden könne, beeilte sich, den Gästen das Signal zum Aufbruch zu geben, als plötzlich der König aufstand und mit donnernder Stimme forderte,
1 in Stellvertretung (des Bräutigams)
in die Bratpfanne gelegt zu werden. Das arabische Märchen von dem Mann, der in einen Fisch verwandelt wurde, ward für ihn zur Wirklichkeit. Gerade durch solche Unbesonnenheiten, die die Königin bei ihrem Spiel notwendigerweise wagen mußte, brach die Komödie zusammen. Es erübrigt sich für mich zu sagen, daß kein Revolutionär eine bessere Methode zur Herabsetzung der Königswürde hätte erfinden können. Die Königin selbst, eine bayrische Prinzessin und Schwester der berüchtigten Sophie von Österreich (der Mutter Franz Josephs), hatte man in der breiten Öffentlichkeit niemals als Haupt der Berliner Kamarilla verdächtigt. Vor 1848 trug sie den Beinamen „die milde Landesmutter"1, und man nahm an, daß sie keinerlei öffentlichen Einfluß ausübe und daß sie durch ihre einfältige Denkweise der Politik völlig fremd gegenüberstünde. Es gab einiges Murren über ihren vermeintlichen geheimen Katholizismus, einige Schmähungen wegen ihrer Schirmherrschaft über den mystischen Schwanenorden[420den der König für sie gestiftet hatte; das war aber auch alles, woran man bei ihr öffentlich Anstoß nahm. Nach dem Sieg des Volkes in Berlin appellierte der König an dessen Nachsicht im Namen der „milden Landesmutter"1, und dieser Appell blieb bei seiner Zuhörerschaft nicht ohne Wirkung. Seit der Konterrevolution jedoch hat die Einschätzung der Schwester der Sophie von Österreich durch die Öffentlichkeit eine allmähliche Änderung erfahren. Die Person, in deren Namen man sich der Großmut des siegreichen Volkes versichert hatte, stellte sich gerade gegenüber den Müttern u»d Schwestern taub, deren Söhne und Brüder in die Hände der siegreichen Konterrevolution geraten waren. Während die „milde Landesmutter"1 den monarchischen Scherz zu dulden schien, einige arme Landwehrleute2 in Saarlouis am Geburtstag des Königs im Jahre 1850 hinrichten zu lassen, also zu einer Zeit, als das von diesen Männern verübte Verbrechen, nämlich die Verteidigung der Rechte des Volkes, schon vergessen geglaubt war, verwendete sie ihren ganzen Vorrat an sentimentaler Religiosität für die öffentliche Ehrung der Gräber der beim Angriff auf das unbewaffnete Volk von Berlin gefallenen Soldaten und für ähnliche Handlungen, bei denen sie ihre reaktionäre Einstellung offen zur Schau stellte; Ihre heftigen Streitereien mit der Prinzessin von Preußen wurden allmählich ebenfalls Gegenstand öffentlichen Geredes, aber es schien auch ganz natürlich, daß sie, die Kinderlose, einen Groll gegen die hochmütige Gattin des legitimen Nachfolgers des Königs hegte. Auf dieses Thema werde ich noch zurückkommen. Aus dem Englischen. 1 „die milde Landesmutter": in der „New-York Daily Tribüne" englisch und deutsch 2 ebenso: Landwehrleute
Friedrich Engels Das Vordringen Rußlands in Zentralasien142,1
[„New-York Daily Tribüne" Nr. 5471 vom 3. November 1858, Leitartikel] Vor einigen Wochen berichteten wir über den gewaltigen Vormarsch, den Rußland während der letzten Jahre in Ostasien, an der Westküste des Stillen Ozeans, vollzogen hat.1 Wir lenken jetzt die Aufmerksamkeit unserer Leser auf einen ähnlichen Vormarsch der gleichen Macht in einem anderen Gebiet, in Zentralasien. Die Wahrscheinlichkeit eines Zusammenstoßes der beiden großen asiatisciien Mächte, Rußland und England, irgendwo auf halbem ^w'ege zwischen Sibirien und Indien, eines Konfliktes zwischen den Kosaken und den Sepoys an den Ufern des Oxus, ist häufig diskutiert worden, seitdem 1839 England und Rußland zur gleichen Zeit Heere nach Zentralasien[422] entsandten. Die eigentümliche Niederlage dieser Armeen - eine Niederlage, die auf beiden Seiten durch die Rauheit des Landes und seines Klimas verürsacht wurde nahm diesen Spekulationen eine Zeitlang das Interesse. England rächte seine Niederlage durch einen erfolgreichen, aber ergebnislosen Marsch auf Kabul. Rußland schien seine Schande einzustecken, doch wie wenig es seine Pläne aufgab, und mit welchem Erfolg es seine Ziele erreichte, werden wir bald sehen. Als der jüngst vergangene Krieg ausbrach, tauchte erneut die Frage auf, ob ein russischer Vormarsch auf Indien durchführbar ist; doch damals wußte die Öffentlichkeit wenig, wo die russischen Vorposten standen und wo deren vorgerückte Patrouillen rekognoszierten. Indische Zeitungen brachten gelegentlich Notizen über gemeldete russische Eroberungen in Zentralasien, aber man beachtete sie nicht. Schließlich wurde während des EnglischPersischen Krieges von 1856 die ganze Frage aufs neue diskutiert. Indessen haben sich die Dinge in letzter Zeit in Zentralasien rapide ver
ändert und verändern sich weiter.1 Als Napoleon 1812 auf seiner Landkarte Moskau als Operationsbasis für einen Feldzug gegen Indien einzeichnete, folgte er nur Peter dem Großen. 3chon 1717 sandte dieser weitblickende Fürst, der seinen Nachfolgern alle möglichen Richtungen für Eroberungen dargelegt hat, eine Expedition gegen Chiwa, die sich natürlich als fruchtlos erwies. Lange Zeit blieben die turanischen Steppen von Rußland unberührt; doch in der Zwischenzeit wurde das Land zwischen der Wolga und dem Uralfluß mit Kosaken bevölkert und diesem Fluß entlang die Kosakenlinie
1 In der „Free Press" vom 24. November 1858 ist der Anfang des Artikels bis zu dieser Stelle in folgender Form wiedergegeben: „Ich füge einige Auszüge aus Aufzeichnungen bei, die ich über das jüngste Vorgehen Rußlands in Zentralasien gemacht habe. Ein Teil dieser Angaben wird vielleicht für Sie neu sein, da meines Wissens die Hauptquelle, der sie entnommen sind - offizielle russische Dokumente, in St. Petersburg in russischer Sprache veröffentlicht -, noch nicht bis England durchgedrungen ist. Der Zusammenhang zwischen den Aktionen Lord Palmerstons und der Invasion Rußlands in Zentralasien wird bei einfacher Beachtung der chronologischen Daten ersichtlich. Zum,Beispiel: 1839 russisches Vorrücken in Chiwa trotz einer militärischen Niederlage; 1854 endgültiger Erfolg in Chiwa, obwohl Rußland sich auf eine einfache militärische Demonstration beschränkte und nicht einen Schuß abfeuerte; 1856, während der Vormarsch durch die kirgisische Steppe nach Südost-Turan rasch vorwärtsgeht, eine konvergente Bewegung im indischen Aufstand. In den russischen offiziellen Berichten sind nur Vollendete Tatsachen (faits accomplis) enthalten; die Untergrundtätigkeit wird, wie sich versteht, geflissentlich verschwiegen, und die bewaffnete Streitkraft, die in dem ganzen Drama nur einen Teil der Szenerie ausgemacht hat, wird als der Häuptakteur dargestellt. Da Sie mit der diplomatischen Geschichte dieses Falles völlig vertraut sind, beschränke ich mich in den übersandten Auszügen auf Tatsachen, wie sie von Rußland selbst dargestellt werden. Ich habe lediglich einige Betrachtungen über die militärische Tragweite hinzugefügt, die der russische Vormarsch in Zentralasien für Indien hat. Man konnte die Frage stellen, warum Alexander 11. Dokumente! über die russischen Eingriffe in Nord- und Zentralasieii veröffentlicht hat, Dokumente, die Nikolaus ängstlich vor den Augen der Welt zu verbergen pflegte. Gemeinhin kann gesagt werden, daß sich Alexander in einer Position befindet, die sein Vater noch nicht erreicht hatte, einer Position, die ihm erlaubt, Europa in die Geheimnisse der »asiatischen* Sendung Rußlands einzuweihen, wobei er auf diese Weise Europa zu seinem erklärten Mitarbeiter bei der Verwirklichung dieser Sendung macht. Zweitens sind diese Dokumente tatsächlich nur deutschen Gelehrten zugänglich, die Alexander dafür preisen, daß er geruht, zur Verbreitung geographischer Kenntnisse beizutragen. Schließlich war die alte Moskowiter Partei einfältig genug, nach dem Krimkrieg über den angeblichen Prestigeverlust Rußlands zu murren. Alexander antwortete ihnen durch die Veröffentlichung von Dokumenten, aus denen nicht nur die ungeheuren materiellen Fortschritte Rußlands während des letzten Jahres ersichtlich sind, sondern deren Veröffentlichung allein schön eine Herausforderung, eine solche Bestätigung des .Prestiges" war, wie es Nikolaus niemals gewagt hätte." Der hierauf folgende Teil des Artikels trägt in der „Free Press" die Zwischenüberschrift: Eine Betrachtung russischer Dokumente,
errichtet. Doch jenseits dieses Flusses blieb die Oberherrschaft Rußlands über die drei Horden oder Völker der Kirgisen rein nominell, und russische Karawanen wurden von ihnen und von den Chiwanern geplündert, bis Rußland 1833 General Wassili Perowski als Oberbefehlshaber nach Orenburg entsandte. Er fand die Handelsbeziehungen Rußlands mit dem Innern und dem Süden Asiens durch die plündernden Nomaden vollständig unterbrochen, so daß selbst die Militareskorten nicht ausgereicht hatten, die den Karawanen zu ihrem Schutz in den vergangenen Jahren beigegeben worden waren. Um dem ein Ende zu bereiten, organisierte er zunächst bewegliche Kolonnen gegen die Kirgisen, und sehr bald danach begann er in ihrem Gebiet Militärstationen der Kosaken zu errichten. In einigen Jahren brachte er sie so unter die tatsächliche Kontrolle und Herrschaft Rußlands, und dann machte er sich an den alten Plan Peters des Großen gegen Chiwa. Nachdem er die Genehmigung des Kaisers erhalten hatte, organisierte er eine Streitmacht etwa von der Stärke einer Infanteriedivision (8000 Mann) mit zahlreichen Einheiten kalbregulärer Kosaken und irregulärer Baschkiren und kirgisischer Reiterei. Fünfzehntausend Kamele wurden für den Provianttransport durch die Wüstensteppen zusammengebracht. Die Expedition im Sommer zu unternehmen kam wegen des Wassermangels nicht in Frage. So entschied sich Perowski für einen Winterfeldzug und setzte sich im November 1839 von Orenburg aus in Bewegung. Das Ergebnis ist bekannt.1 Schneestürme und ungewöhnliche Kälte richteten seine Armee zugrunde, töteten die Kamele und Pferde und zwangen ihn unter sehr hohen Verlusten zum Rückzug. Und doch erfüllte das Unternehmen seinen Zweck nach außen; denn während England bisher niemals in der Lage gewesen ist, den Mord an seinen Botschaftern Stoddart und Conolly in Buchara zu rächen, entließ der Chan von Chiwa alle russischen Gefangenen und schickte eine Gesandtschaft nach St.Petersburg, die um Frieden bitten sollte. Perowski ging dann ans Werk, um Anstalten für eine Operationslinie quer durch die kirgisischen Steppen zu treffen. Noch vor Ablauf von achtzehn Monaten waren Expeditionen von Wissenschaftlern und Ingenieuren damit beschäftigt, Unter militärischem Schutz das ganze Land nördlich des Jaxartes (Syr-Darja) und des Aralsees aufzunehmen. Die Bodenbeschaffenheit, die besten Gegenden für Straßen und die besten Plätze für große Brunnen wurden erkundet. In kurzen Abständen wurden diese Brunnen gebohrt oder gegraben und mit Befestigungen umgeben, von hinreichender Stärke, um jedem Angriff der Nomadenhorden zu widerstehen, und von genügendem Umfang,
1 Dieser Satz ist in der »Free Press" nicht enthalten
um beträchtliche Vorräte zu lagern. Karabutak und Irgis am Fluß gleichen Namens dienten als Mittelpunkte der Verteidigung im Norden der kirgisischen Steppen; zwischen diesen und den Städten des Uralflusses sind die Routen alle zehn oder zwölf Meilen1 durch kleinere Forts und Brunnen gekennzeichnet. Der nächste Schritt wurde 1847 getan, als man ein Fort am Syr-Darja ungefähr 45 Meilen oberhalb seiner Mündung errichtete. Das Fort erhielt den Namen Aralsk. Es konnte die Garnison eines Bataillons und mehr aufnehmen. Sehr bald wurde es zum Zentrum einer ausgedehnten russischen Siedlung von Ackerbauern am unteren . Teil des Flusses und an den angrenzenden Ufern des Aralsees; nun ergriff Rußland formell Besitz vom ganzen Lande nördlich dieses Sees und des Syr-Darja-Deltas. In den Jahren 1848 und 1849 wurde der See zum ersten Male sorgfältig aufgenommen, und man entdeckte eine neue Inselgruppe und bestimmte sie sofort für das Hauptquartier der Aral-Dampfflottille, deren Bau ohne Verzögerung begonnen wurde. Ein weiteres Fort errichtete man auf einer Insel, die die Mündung des Syr-Darja beherrscht. Zur gleichen Zeit wurde die Verbindungslinie von Orenburg zum Aralsee weiter verstärkt und vollendet. Perowski, der sich 1842 von seinem Posten als Befehlshaber Orenburgs zurückgezogen hatte, nahm ihn jetzt wieder ein und drang im Frühjahr 1853 mit beträchtlichen Streitkräften nach Aralsk vor. Die Wüste wurde ohne große Schwierigkeiten durchquert, und nun marschierte die Armee den SyrDarja hinauf, während ein Dampfschiff mit geringem Tiefgang die Truppenbewegung auf dem Fluß begleitete. Bei Akmetchet angekommen, einer Festung ungefähr 450 Meilen stromaufwärts, die dem Chan von Kokand gehört, eroberten die Russen sie im Sturm und verwandelten sie sofort mit solchem Erfolg in ihr eigenes Bollwerk, daß ein Heer aus Kokand eine vollständige Niederlage erlitt, als es im darauffolgenden Dezember Akmetchet angriff. Während 1854 die Aufmerksamkeit Europas auf die an der Donau und auf der Krim gelieferten Schlachten gerichtet war, drang Perowski von seiner neu gewonnenen Operationsbasis am Syr-Darja mit 17000 Soldaten gegen Chiwa vor; doch der Chan wartete nicht seine Ankunft am Oxus ab. Er schickte Gesandte ins Lager der Russen, die einen Vertrag abschlössen, durch den der Chan von Chiwa die Oberherrschaft Rußlands anerkannte. Er trat ihm das Recht ab, über Krieg und Frieden zu entscheiden, ferner die oberste Macht über Leben und Tod sowie das Recht, die Karawanenwege, die Abgaben und Zölle festzulegen und auf ewige Zeiten Bestimmungen für den Handel ganz allgemein in ganz Chiwa zu treffen. Ein russischer Konsul schlug
1 In der „Free Press": zehn oder zwanzig Meilen
seinen Sitz in Chiwa auf und übernahm zugleich damit die Funktion eines höchsten Schiedsrichters in allen politischen Angelegenheiten Chi was, eines Schiedsrichters, der der russischen Regierung untersteht. Mit der Unterwerfung Chi was ist die Eroberung Turans dem Wesen nach entschieden; vielleicht ist sie inzwischen auch tatsächlich entschieden worden. Die Chane von Kokand und Buchara haben ebenfalls Gesandte nach St. Petersburg geschickt. Die mit ihnen abgeschlossenen Verträge sind nicht veröffentlicht worden, aber man kann sie ziemlich leicht erraten. Welche Unabhängigkeit auch immer Rußland diesen winzigen Staaten zu überlassen geneigt sein mag, deren einzige Stärke in ihrer Unzugänglichkeit lag, die jetzt, zumindest für Rußland, nicht mehr existiert, diese Unabhängigkeit hat nur einen nominellen Charakter, denn eine Streitmacht von ungefähr 20000 Mann, von Chiwa oder Akmetchet gegen die fruchtbaren Täler Oberturans entsandt, würde völlig genügen, um jeden Oppositionsversuch zu unterdrücken und von einem Ende des Landes zum anderen zu marschieren. Daß Rußland seit 1854 in diesen Regionen nicht müßig gewesen ist, dürfen wir - obgleich es sein Tun und Treiben nur zu geheim hält - als selbstverständlich annehmen, und nach seinem schnellen, verschwiegenen und beharrlichen Vordringen inTuran Während der letzten fünfundzwanzig Jahre kann man mit Gewißheit erwarten, daß seine Fiagge bald über die Bergpässe des Hindukusch und Bolor Tagh wehen wird. Der gewaltige Wert dieser Eroberungen, vom militärischen Standpunkt gesehen, liegt in ihrer Bedeutung als Kern einer offensiven Operationsbasis gegen Indien. Und in der Tat, angesichts eines solchen Vormarsches der Russen in das Zentrum Asiens verläßt der Plan, Indien vom Norden anzugreifen, das Reich der vagen Spekulation und nimmt so etwas wie eine bestimmte Form an. Die tropischen Regionen Asiens sind von jenen Teilen, die zur gemäßigten Zone gehören, durch einen breiten Wüstengürtel getrennt, der von den Küsten des Persischen Golfes quer über diesen Kontinent bis zu den Quellen des Amur verläuft. Läßt man das Amurland außerhalb der Betrachtung, so war dieser Gürtel bis vor kurzer Zeit für Heere fast unpassierbar; die einzig vorstellbare Route durch ihn ist die von Astrabad am Kaspischen Meer über Herat nach Kabul und dem Indus. Doch da die Russen am unteren Jaxartes (Syr-Darja) und am Oxus (Amu-Darja) stehen und Heerstraßen und Forts einer marschierenden Armee Wasser und Vorräte bieten, stellt die zentralasiatische Wüste kein militärisches Hindernis mehr dar. An Stelle der einen unfertigen Route von Astrabad über Herat zum Indus verfügt Rußland jetzt über drei verschiedene Routen, die zu einem nicht fernen Zeitpunkt für den Marsch einer Armee vollständig vorbereitet sein können. Es bleibt in erster Linie die alte Route über Herat, die, wie die Dinge jetzt
liegen, Rußland nicht länger verschlossen sein kann; da ist zweitens das OxusTal von Chiwa nach Balch; drittens das Jaxartes-Tal von Akmetchet nach Kokand, von wo die Streitmacht quer über ein wohlbewässertes und bevölkertes Land nach Samarkand und Balch stoßen könnte. Herat, Samarkand und Balch würden eine Hauptoperationsbasis gegen Indien bilden. Balch ist nur 500 Meilen entfernt von Peschawar, dem nordwestlichen Vorposten des englisch-indischen Reiches. Samarkand und Balch gehören dem Chan von Buchara, der gerade jetzt in der Gewalt Rußlands ist, und mit Astrabad (das entweder jetzt von den Russen besetzt wird oder jeden beliebigen Tag von ihnen besetzt werden kann) und Balch in den Händen Rußlands kann Herat seinem Griff nicht entzögen werden, wann immer es sich seiner zu bemächtigen wünscht. Sobald diese Operationsbasis wirklich in russischem Besitz ist* wird England um sein indisches Reich kämpfen müssen. Von Balch nach Kabul ist es kaum weiter als von Kabul nach Peschawar, und diese eine Tatsache zeigt, wie gering nun der neutrale Raum zwischen Sibirien und Indien geworden ist. Tatsache ist, daß wir, wenn der russische Vormarsch im gleichen Tempo und mit der gleichen Energie und Beharrlichkeit wie während der letzten fünfundzwanzig Jahre weitergeht, innerhalb von zehn oder fünfzehn Jahren hören werden, wie die Moskowiter an die Tore Indiens klopfen. Haben sie einmal die kirgisischen Steppen durchquert, so gelangen sie in die verhältnismäßig wohlbebauten und fruchtbaren Regionen Südost-Turans, dessen Eroberung ihnen nicht streitig gemacht werden kann und das ohne Mühe imstandeist, jahrelang eine fünfzig- oder sechzigtausend Mann starke Armee zu versorgen1, eine Armee, stark genug, um gegebenenfalls bis zum Indus zu marschieren. In zehn Jahren kann solch eine Armee das Land vollständig unterwerfen, den Bau von Straßen und die Kolonisierung eines riesigen Landgebietes durch russische Kronbauern (wie das jetzt am Aralsee geschieht) beschützen, alle umliegenden Staaten in Schrecken versetzen und die Operationsbasis und -linie für einen indischen Feldzug vorbereiten. Ob ein solcher Feldzug jemals unternommen wird, hängt von politischen Eventualitäten ab, die jetzt nur Gegenstand entlegener Spekulation sind.2
Geschrieben etwa 8. Oktober 1858. Aus dem Englischen.
1 In der „Free Press" endet hier der Satz - 2 An Stelle des letzten Satzes steht in der „Free Press": „Wo ist der Militär, der die Geographie des Landes studiert hat und das leugnen wollte! Und wenn wir darin recht haben, dann wird der Kampf der .Kosaken und der Sepoys' (wenn es noch Sepoys gibt, die für England kämpfen) nicht, wie erwartet wurde, am Oxus, sondern am Kabul und Indus stattfinden."
Karl Marx Die Geistesgestörtheit des Königs von Preußen
[„New-York Daily Tribüne" Nr.5465 vom 27. Oktober 1858] Berlin, liOktober 1858 Der König bat beute Berlin en route1 Tirol und Italien verlassen. Unter der schweigenden Menge, die ihn am Potsdamer Bahnhof abfahren sehen Wollte, befanden sich nicht wenige, die 1840 seiner Krönung beigewohnt und seinen feierlichen Schwur anläßlich seines ersten öffentlichen Auftretens als Volksredner gehört hatten, wonach er es niemals zulassen würde, „daß sich ein gallisches Stück Papier zwischen ihn und sein Volk dränge". Der gleiche Mann hatte das Mißgeschick, nicht nur ein „gallisches Stück Papier" - welch romantische Bezeichnung für eine Verfassungsurkunde oder Konstitution! auf seinen Eid zu nehmen, sondern selbst der Taufpate der preußischen Verfassung zu werden und in gewissem Sinne kraft dieses gleichen verderblichen „Stück Papiers" entthront zu werden. Den Widerspruch, der zwischen dem Erlaß des Königs an den Prinzen von Preußen und dem Erlaß des Prinzen an das Ministerium besteht, werden Sie bemerkt haben. Der König erklärt in seinem Erlaß: „...ersuche Ich, bei dieser Meiner, immer noch fortdauernden Verhinderung, die Regierung Selbst zu führen, Ew. Königliche Hoheit und Liebden2, so lange etc... die Königliche Gewalt in der alleinigen Verantwortlichkeit gegen Gott, nach bestem Wissen und Gewisser, in Meinem Namen als Regent ausüben ... zu wollen." In seinem Gegenerlaß sagt der Prinz: „In Folge dieser Aufforderung Sr. Majestät und auf Grund des Artikels 56 der Verfassungs-Urkunde... will Ich - als der dem Throne am nächsten stehende Agnat hierdurch die Regentschaft des Landes übernehmen... Ich habe demnach, der Bestimmung im Artikel 56 der Verfassungs-Urkunde... gemäß..., die beiden Häuser des Landtages der Monarchie... zusammenberufen...".
1 in Richtung - 2 Liebden: in der „New-York Daily Tribüne" deutsch
Im königlichen Erlaß handelt der König aus eigenem Antrieb und dankt aus eigenem freiem Willen vorübergehend ab. Der Prinz jedoch beruft sich auf die „königliche Aufforderung" und gleichzeitig auf den „Artikel 56 der Verfassung", der von der Voraussetzung ausgeht, daß der König schwachsinnig oder in Gefangenschaft und daher nicht in der Lage sei, die Regentschaft selbst einzusetzen. In seinem Erlaß fordert der König den Regenten ferner auf, seine Macht „in der alleinigen Verantwortlichkeit gegen Gott" auszuüben,: während der Prinz, indem ersieh auf die Verfassung bezieht, alle Verantwortlichkeit dem bestehenden Ministerium überläßt. Gemäß dem vom Regenten zitierten Artikel muß „derjenige volljährige Agnat, welcher der Krone am nächsten steht", unverzüglich die Kammern einberufen, die in einer gemeinsamen Sitzung über die „Notwendigkeit der Regentschaft" beschließen sollen. Um dem Landtag diese Macht aus den Händen zu nehmen, bestand man auf der freiwilligen Abdankung des Königs; um aber nicht völlig von den Launen des Königs abhängig zu werden, berief man sich auf die Verfassung. Der Anspruch des Regenten enthält also eine schwache Stelle, da er zugestandenermaßen aus zwei Rechtstiteln herrührt, die einander ausschließen. Im Artikel 58 der Verfassung heißt es:
„...Bis zu dieser Eidesleistung" (des Regenten) „auf die Verfassung" (vor den vereinigten Kammern) „bleibt das bestehende gesamte Staatsministerium für alle Regierungshandlungen verantwortlich." Wie ist das in Einklang zu bringen mit der „alleinigen Verantwortlichkeit gegen Gott"? Die Anerkennung des königlichen Erlasses ist ein Vorwand, weil der Landtag einberufen wird, und die Einberufung des Landtags ist ein Vorwand, weil er nicht über die „Notwendigkeit" der Regentschaft zu beschließen hat. Der Prinz von Preußen, der es 1850 ablehnte, den Eid auf die Verfassung zu leisten, sieht sich jetzt schon auf Grund der ganzen Verhältnisse in der unangenehmen Lage, diese Verfassung nicht nur anzuerkennen, sondern auch, sich auf sie berufen zu müssen. Man darf nicht vergessen, daß die Anhänger des Absolutismus, besonders in den Reihen der Armee, vom Herbst 1848 an bis zum Beginn des Jahres 1850 sich mit dem Plan getragen und ihn gelegentlich sogar offen bekannt hatten, den wankelmütigen König durch den nüchternen Prinzen zu ersetzen, den jedenfalls keine geistige Elastizität hinderte, ein gewisses Maß an Willensstärke zu besitzen, und der überdies durch sein Verhalten in den Märztagen, seine Flucht nach England, den gegen ihn gerichteten Volkshaß und schließlich durch seine Größtaten im badischen Feldzug[423] ganz der Mann zu sein schien, um eine starke Regierung in Preußen zu garantieren, so wie es Franz Joseph an den südlichen
und Hortenses Sohn1 an den westlichen Grenzen des Hohenzollernreiches tun. Der Prinz hat seine Grundsätze tatsächlich niemals geändert. Jedoch mußten ihn die Kränkungen, denen er und noch mehr seine Frau, eine Verehrerin Goethes, ein gebildeter Geist, ein ehrgeiziger und stolzer Charakter, seitens der Konigin und ihrer Kamarilla ausgesetzt waren, in eine gewisse oppositionelle Haltung drängen. Die Krankheit des Königs ließ ihm keine andere Wahl, als entweder die Königin regieren zu lassen oder selber die Verfassung artzuerkennen. Überdies ist jetzt ein für diesen Mann charakteristischer Skrupel weggefallen, der 1850 auf seinem Gemüt lastete. Damals war er einfach der erste Offizier der preußischen Armee, und diese Armee schwört nur dem König Treue, nicht aber der Verfassung. Hätte er 1850 den Eid auf die Verfassung geleistet, dann hätte er die Armee gebunden, die er repräsentierte. Bei der jetzigen Lage der Dinge kann er den Eid leisten; wenn es ihm aber beliebt, kann er ganz einfach durch seinen Rücktritt seinem Sohn die Möglichkeit geben, die Verfassung mit Hilfe der Armee zu beseitigen. Gerade das Beispiel der Regierung seines Bruders während der vergangenen acht Jahre hätte, falls es noch eines weiteren Arguments bedurfte, zur Genüge den Beweis erbracht, daß die Verfassung der königlichen Prärogative nur imaginäre Fesseln anlegte, während sie sich gleichzeitig vom finanziellen Standpunkt als eine wahre Gottesgabe erwies. Man denke nur an die finanziellen Schwierigkeiten des Königs während der Periode von 1842 bis 1848, an die vergeblichen Versuche, vermittels der Seehandlung[424] Geld zu borgen, die kaltblütigen Weigerungen der Rothschilds, einige Millionen Dollars zu leihen, an die kleinen Anleihen, die der Vereinigte Landtag 1847 ablehnte, an die völlige Erschöpfung der öffentlichen Finanzen und vergleiche dann auf der anderen Seite die finanziellen Erleichterungen, die schon 1850, im ersten Jahre der Verfassung, eintraten, als drei Budgets mit einem Defizit von 70000000 auf einmal im Handumdrehen von den Kammern gedeckt wurden. Wahrlich, ein großer Narr der, der auf solch einen Mechanismus zum Geldmachen verzichten würde! Was das Volk betrifft, so hat die preußische Verfassung der traditionellen Macht der Bürokratie nur den politischen Einfluß der Aristokratie hinzugefügt, während dagegen die Krone die Möglichkeit erhalten hat, eine Staatsschuld zu schaffen und das Jahresbudget um mehr als 100 Prozent zu erhöhen. Schon die Geschichte dieser Verfassung ist eines der außergewöhnlichsten Kapitel der modernen Geschichte. Zunächst war am 20. Mai 1848 vom Kabinett Camphausen ein Verfassungsentwurf angefertigt worden, den es der
preußischen Nationalversammlung vorlegte. Die Hauptbeschäftigung dieser Körperschaft bestand darin, den Regierungsvorschlag abzuändern. Die Versammlung war noch mit dieser Arbeit beschäftigt, als sie durch pommersche Bajonette aufgelöst wurde. Am 5. Dezember 1848 oktroyierte der König eine eigene Verfassung, die jedoch, da die Zeiten noch ziemlich revolutionär waren, nur als provisorisches Beruhigungsmittel wirken sollte. Um sie zu revidieren, wurden die Kammern einberufen, deren Tätigkeit genau in die Epoche der zügellosesten Reaktion fiel. Diese Kammern preußischen Stils erinnerten ganz und gar an Ludwigs XVIII. Chambre introuvable[425J. Der König schwankte jedoch noch. Obwohl versüßt, obwohl vor Loyalität überfließend und mit mittelalterlichen Wappenbildern geschmückt, war das „Stück Papier" noch immer nicht nach des Königs Geschmack. Der König versuchte alles, um den Verfassungskrämern die Sache zu verleiden, während die letzteren ebenso entschlossen waren, sich Von keiner Demütigung unterkriegen zu lassen, vor keinem Zugeständnis zurückzuschrecken, um ihr Ziel, eine nominelle Verfassung beliebigen Inhalts, zu erlangen, und müßten sie im Staube kriechen. Tatsächlich hoben die königlichen Botschaften, die einander folgten wie die Salven eines Pelotonfeuers, nicht die Resolutionen der die Verfassung revidierenden Kammern auf, da ja die letzteren bloß eine passive Haltung einnahmen, sondern im Gegenteil die Vorschläge, die fortlaufend von des Königs eigenen Ministern in seinem eigenen Namen gemacht wurden. Heute haben sie einen Paragraphen vorgeschlagen. Zwei Tage später, nach seiner Annahme durch die Kammern, hat man etwas daran auszusetzen, und der König macht seine Abänderung zu einer conditio sine qua non1. Endlich entschloß sich der König, den dieses Spiel langweilte, in seiner Botschaft vom 7. Januar 1850 zu einem letzten und endgültigen Versuch, seine treuen Untertanen zu veranlassen, ihre konstitutionellen Bestrebungen als hoffnungslos aufzugeben. In einer eigens zu diesem Zweck abgefaßten Botschaft schlug er eine ganze Reihe von Abänderungsanträgen vor, von denen er annahm, daß sie nach menschlichem Dafürhalten nicht einmal von diesen Kammern geschluckt werden könnten. Sie wurden dennoch geschluckt und noch dazu mit freundlicher Miene. So blieb denn nichts weiter übrig, als der Sache ein Ende zu machen und die Verfassung zu verkünden. Der Eid hatte noch den Beigeschmack all der possenhaften Kniffe, die die Entstehung dieser Verfassung begleitet hatten. Der König akzeptierte die Verfassung mit dem Vorbehalt, daß er „es möglich finden würde, mit ihr zu regieren", und die Kammern akzeptierten diese zweideutige Erklärung als einen Eid und nahmen
sie für bare Münze; die Masse des Volkes zeigte keinerlei Interesse für die ganze Sache. Das ist die Geschichte dieser Verfassung. Von ihrem Inhalt beabsichtige ich, Ihnen in einem anderen Artikel1 eine gedrängte Übersicht zu geben, da Tinn/lmo \li/«kfeU JnVok AinA enn^övkafö Vnvlrnffnr»« I ImefönJon UlVfdV O ))TTlllUlgV 1 UVIllO UU1 Vll VA11V OVIIUVl UU1V T VlAVVVUlIg TV/XX WIIlOlUUUVll zumindest zur offenkundigen Operationsbasis für die miteinander konkurrierenden offiziellen Parteien geworden ist, die m Preußen wie überall dazu auserkoren sind, die allgemeine Bewegung zu beginnen, die zu gegebener Zeit die Bühne betreten muß.
Aus dem Englischen.
Karl Marx Die preußische Regentschaft
[„New-York Daily Tribüne" Nr. 5465 vom 27. Oktober 1858] Berlin, 13. Oktober 1858 Nach hartem Kampf ist die preußische Palastrevolution schließlich zu einem fait accompli1 geworden. Aus einem bloßen Stellvertreter und Bevollmächtigten des Königs ist der Prinz von Preußen in den Staatsregenten verwandelt worden. Der Widerwille, mit dem die Königin und die Kamarilla nachgaben, trat sogar in der Schlußszene des dynastischen Dramas in Erscheinung. Herr von Westphalen, der Innenminister und ihr offizieller Vertreter, lehnte die Unterzeichnung des Erlasses ab, kraft dessen der König die königliche Macht auf seinen Bruder überträgt, legte sein Amt nieder und mußte durch Herrn vori Flottwell ersetzt werden. Andererseits hat der König nicht bedingungslos abgedankt, sondern, nach den Worten des Erlasses, „... solange, bis Ich die Pflichten Meines königlichen Amtes wiederum Selbst werde erfüllen können", und mit dem Vorbehalt: „Von den Angelegenheiten Meines Königlichen Hauses behalte Ich diejenigen, welche Meine Person betreffen, Meiner eigenen Verfügung vor." Durch die eine Klausel wird die Macht des Regenten provisorisch und durch die andere hält die Königin weiterhin die Hand auf der königlichen Geldbörse. Die bedingte Form der Übergabe beweist, daß die Kamarilla, obwohl gezwungen, die Festung zu räumen, entschlossen ist, den Kampf nicht aufzugeben. Es ist in der Tat ein offenes Geheimnis, daß die eigenen Ärzte des Königs nach dem Schlaganfall, den er in der vergangenen Woche erlitten, ihren Zweifel geäußert haben, ob er selbst unter den günstigsten Umständen noch ein Jahr leben werde. Diese Erklärung hat wesentlich zu Herrn von Manteuffels Entschluß beigetragen, einen Frontwechsel vorzunehmen und die Flagge des Prinzen von Preußen zu hissen. Da er über eine flüchtige Kenntnis der neueren Geschichte verfügt.
1 einer vollendeten Tatsache 39 Marx/Engels, Werke, Bd. 12
weiß er, daß Mazarins Einfluß Ludwig XIII. überlebte. Er weiß, daß es Perceval trotz der Intrigen und der schlimmen Prophezeiungen der WhigStellenjäger gelang, sich beim Regenten (dem nachmaligen Georg IV.) in Gunst zu setzen und sich seinen Posten zu erhalten, obwohl er als blindes Werkzeug der Kamarilla, die unter dem Namen der Freunde des Königs bekannt war und von der Königin ünd dem Herzog von York angeführt wurde, den Kronprinzen schwer beleidigt hatte. Dieser Abfall Manteuffels zwang die Kamarilla und die hinter ihr stehende Junkerpartei, zum Rückzug zu blasen. Sonst wäre dem Prinzen von Preußen nichts weiter übriggeblieben, als entweder nur die entlehnte Maske der Königswürde zu tragen oder das Volk zum Eingreifen aufzufordern, wobei letzterer Schritt sowohl mit seinen eigenen Prinzipien als auch mit den Traditionen der Hohenzollerndynastie unvereinbar gewesen wäre. Manteuffels Wandlungsfähigkeit erlöste ihn aus diesem betrüblichen Dilemma. Ob er sich dem Überläufer dankbar erweisen wird, bleibt abzuwarten. Gerade die Tatsache, daß Manteuffels Name unauslöschlich mit der Niederlage der Märzrevolution verbunden ist, daß er der verantwortliche Redakteur des preußischen coup d'etat war und daß sein Ministerium daher ein lebendiger und kontinuierlicher Protest gegen eine „Usurpation" durch das Volk ist, mag den Prinzen davon abhalten, sich trotz seiner persönlichen Abneigung sofort und ostentativ von diesem „Mann der* rettenden Tat"[4261 zu trennen. Der Gegensatz zwischen dem Prinzen und dem König trägt die gewöhnliche Hausmarke der Hohenzollernfamilie. Dem Komödianten, der mehr oder weniger verschwenderisch, mehr oder weniger von byzantinischen religiösen Vorstellungen durchdrungen ist, der mehr oder weniger mit der mittelalterlichen Romantik kokettiert, folgt immer die grämliche Mischung von Feldwebel, Bürokrat und Schulmeister. Solcherart ist der Gegensatz zwischen Friedrich I. und seinem Sohn Friedrich Wilhelm I., zwischen Friedrich Wilhelm II. und Friedrich Wilhelm III., zwischen den schwächlichen Überspanntheiten Friedrich Wilhelms IV. und der nüchternen Mittelmäßigkeit des jetzigen Regenten. Es wird ziemlich allgemein erwartet, und die britische Presse verbreitet diese Meinung eifrig, daß der Machtantritt des Regenten sofort zu einer Wende in der preußischen Außenpolitik führen, sie von der russischen Vorherrschaft befreien und sie England näherbringen werde. Nun ist es denkbar, daß der Prinzregent persönlich mit ähnlichen Ideen spielt. Die beleidigende Art, mit der Nikolaus den Grafen von Brandenburg, den preußischen Bevollmächtigten und nahen Verwandten des königlichen Hauses, auf dem Warschauer Kongreß12351 behandelte - eine Beleidigung, die Brandenburg in den
Die preußische Regentschaft 611
Selbstmord getrieben-, ist dem Gedächtnis des Prinzen niemalsentschwunden. Der Stachel der persönlichen Beleidigung wurde um so bitterer empfunden, als Nikolaus Preußen gleichzeitig zwang, und überdies sehr unzeremoniell, den Ansprüchen Österreichs nachzugeben, mitanzusehen, daß eine österreichische Armee nach Hamburg und Schleswig-Holstein marschierte, und sich vor den Augen ganz Europas zu demütigen. Als zu einem späteren Zeitpunkt in England die geheimen und vertraulichen Depeschen des britischen Botschafters in Petersburg veröffentlicht wurden, sah sich der Prinz, durchaus kein Mann von versöhnlichem Temperament, wieder vor den Kopf gestoßen durch die zur Schau getragene Verachtung, mit der der verstorbene Kaiser bei einer Abschätzung der Haltung, welche die europäischen Großmächte im Falle einer Teilung des Türkischen Reiches wahrscheinlich einnehmen würden, sich nicht herabließ, Preußen auch nur zu erwähnen. Es ist bekannt, daß der Prinz von Preußen nach den ersten kriegerischen Schritten bei einer Unterredung in Prag dem diktatorischen Hochmut seines moskowitischen Schwagers mit störrischem Eigensinn begegnete. Im Verlaufe des russischen Krieges verdächtigte die Kamarilla den Prinzen, nach der Seite der westlichen Allianz zu neigen, und unterwarf ihn dementsprechend einem System persönlicher surveillance1 und Bespitzelung, das durch Zufall in einem Potsdamer Skandalprozeß aufgedeckt wurde. Der Prinz seinerseits hatte sich dessen vergewissert, daß die Chefs der Kamarilla und Günstlinge des Königs, General von Gerlach und Kabinettsrat2 Niebuhr (der Sohn des großen Historikers), als direkte Agenten der Petersburger Regierung handelten, sie genau über alles informierten, was im Kabinett vorging, und von ihr Aufträge erhielten, die sogar in solche Details gingen wie die Aufstellung der verschiedenen Corps d'armee im ganzen Königreich. Mit dem Tode von Kaiser Nikolaus verschwanden die Gründe des persönlichen Gegensatzes. Auf der anderen Seite kann man von Alexander II. nicht erwarten, daß er seinem Onkel jenes Gefühl der Furcht einflößen wird, mit dem es Nikolaus nach seiner Ehe mit Friedrich Wilhelms III. ältester Tochter verstand, die Hohenzollerndynastie mitten ins Herz zu treffen. Es ist vielmehr sehr wahrscheinlich, daß die neuen Familienbeziehungen des Regenten zu England einen gewissen Einfluß auf die Richtung seiner Außenpolitik ausüben werden. Jedoch hängt diese wirklich nicht von den persönlichen Neigungen des Prinzen ab, sondern von den Lebensbedingungen des Staates. Wenn Preußen einfach eine deutsche Macht wäre, könnte die Frage sehr einfach entschieden werden; §ber Preußen ist nicht nur der Rivale Österreichs, das seinerseits ein Gegner Rußlands ist; das wichtigste
1 Überwachung - 2 Kabinettsrat: in der „New-York Daily Tribüne'* deutsch
Prinzip der preußischen Monarchie ist der Landraub auf Kosten Deutschlands mit Hilfe Rußlands. Durch das Bündnis Friedrich Wilhelms I. mit Rußland gelang es Preußen, den Schweden Pommern abzunehmen. Durch das Bündnis mit Katharina wiederum war es Friedrich dem Großen möglich, Österreichisch-Sehlesien zu behalten und wesentliche Teile Polens zu bekommen; dasselbe Manöver wiederholten Friedrich Wilhelm II. und Friedrich Wilhelm III. mit dem gleichen Erfolg. Ebenso erhielt Preußen durch die Protektion Alexanders I. die Rheinprovinz, und es wurde ihm gestattet, sich zugleich auf Kosten Sachsens zu vergrößern. Und gerade auf Rußland muß Preußen sich im Falle einer französischen Invasion stützen. Es ist daher mehr als zweifelhaft, ob die Lebensbedingungen des preußischen Staates es je zulassen werden, daß seine Herrscher sich von der russischen Vorherrschaft befreien, und ob nicht daher die Erwartungen der Öffentlichkeit sowohl in diesem Punkt als auch in den innenpolitischen Fragen enttäuscht werden.
Aus dem Englischen.
Karl Marx Die Lage in Preußen
[„New-York Daily Tribüne" Nr. 5471 vom 3. November 1858] Berlin, 16. Oktober 1858 Wenn die Welt im allgemeinen nichts oder wenig von der preußischen Verfassung weiß, so wird ihr die bedeutsame Tatsache, daß das preußische Volk selbst in der gleichen finsteren Unwissenheit tappt, auf alle Fälle jeden wünschenswerten Trost spenden. Gerade jetzt sind Wahlausschüsse in Berlin, Breslau, Königsberg, Köln und all den anderen großen oder kleinen Zentren des Liberalismus eifrig damit beschäftigt, in den vergilbten Blättern der preußischen Charte nachzuschlagen, um sich zu vergewissern, welche für den augenblicklichen Zweck geeigneten legitimen Angriffs- oder Verteidigungswaffen jenem geheimnisvollen Arsenal entnommen werden könnten. Während der vergangenen zehn Jahre, in denen diese Charte als eine Sache von wirklichem Wert, als ein letztes Ergebnis, als eine endgültige Lösung hingestellt wurde, zeigten ihr die meisten Preußen die kalte Schulter und kümmerten sich um sie genauso wenig wie um die Gesetze des Manu[4271. In dem Augenblick, da allgemein das Gefühl aufkam, daß die Umstände diesen offiziellen Trödel in ein zweischneidiges Schwert verwandelt hatten, ist offensichtlich jedermann eifrig bemüht, sich mit „der großen Unbekannten" vertraut zu machen. Andererseits nimmt in offiziellen Kreisen das höchst unbehagliche Gefühl überhand, die Frucht der Erkenntnis könnte sich in diesem Falle, wie in der vorsündflutlichen Epoche, als Frucht der Sünde erweisen; und die Verfassungssucht, die das preußische Volk ganz plötzlich ergriffen hat, wird mit düsterem und, ich kann nur sagen, wohlbegründetem Argwohn betrachtet. Gerade in diesem Augenblick erwägt der Prinz von Preußen einen coup d'etat als eine Möglichkeit, zu der er sich in nicht allzu ferner Zeit getrieben sehen könnte. Wenn der Plan der Wahlausschüsse gelänge, die Mehrheit der Wahlkammer aus den Reihen der Liberalen der Nationalversammlung von 1848, aus den Waldeck, Jacoby, Rodbertus, Unruh, Kirchmann usw., zu rekrutieren, dann müßte der Prinz sich noch einmal auf dem gleichen Schlacht-. felde schlagen, welches das Königtum im Dezember 1848 erobert zu haben
schien. Der bloße Atem, das Gemurmel und das Getöse des wiedererwachten Volkslebens verwirren ihn. Sollte er - wie ein Teil seiner eigenen Kamarilla ihm rät - ein Kabinett Bismarck-Schönhausen bilden und damit der Revolution den Fehdehandschuh unverblümt ins Gesicht werfen und ohne viele Umstände die offenkundig an seinen Regierungsantritt geknüpften Hoffnungen im Keim ersticken, dann könnte die Wahlkammer in Übereinstimmung mit Artikel 56 der Verfassung und mit seinen eigenen Verordnungen die „Notwendigkeit" seiner Regentschaft zur Diskussion stellen. Sein Regime würde also mit aufwühlenden und bedrohlichen Debatten über den legitimen oder usurpatorischen Charakter seines Titels beginnen. Wenn er andererseits der Bewegung auch nur für kurze Zeit gestattete, sich zu entfalten und ungestört greifbare Formen anzunehmen, so würde die alte royalistische Partei seine Schwierigkeiten vermehren, indem sie sich gegen ihn wenden und ihn dafür angreifen würde, daß er die Schleusen der Revolution wieder geöffnet, die sie, nach ihrer Meinung, mit staatsmännischer Überlegenheit zu schließen verstanden hatte, solange ihr unter dem Banner des alten geisteskranken Königs das Steuer zu führen erlaubt war. Die Geschichte der Monarchien zeigt, daß es in Epochen sozialer Revolutionen nichts Gefährlicheres für einen entschlossenen und geraden, aber gewöhnlichen und altmodischen Menschen gibt, als das Erbe eines wankelmütigen, schwachen und treulosen Charakters zu übernehmen. Jakob I., dem Friedrich Wilhelm am ähnlichsten ist, widerstand dem Sturm, der Karl I. aufs Schafott brachte, und Jakob II. sühnte im einsamen Exil jenen Wahn vom Gottesgnadentum, der die ungewöhnliche Popularität Karls II. noch erhöht hatte. Vielleicht war es eine instinktive Furcht vor den seiner harrenden Schwierigkeiten, die den Prinzen Wilhelm dazu bewog, der Proklamation der Charte hartnäckigen Widerstand entgegenzusetzen, einer Charte, die vom gleichen König1 verkündet wurde, der 1847 bei der Eröffnung des Vereinigten Landtags derProvinzialstände hochtrabend erklärt hat: „Es drängt Mich zu der feierlichen Erklärung: daß es keiner Macht der Erde je gelingen soll, Mich zu bewegen, das natürliche, gerade bei uns durch seine innere Wahrheit so mächtig machende Verhältnis zwischen Fürst und Volk in ein konventionelles, konstitutionelles zu wandeln, und daß Ich es nun und nimmermehr zugeben werde, daß sich zwischen unseren Herrgott im Himmel und dieses Land ein beschriebenes Blatt gleichsam als eine zweite Vorsehung eindränge, um uns mit seinen Paragraphen zu regieren und durch sie die alte, heilige Treue zu ersetzen." In einer früheren Korrespondenz2 habe ich schon berichtet, wie es dazu kam, daß die Skizze einer vom Kabinett Camphausen entworfenen und von
1 Friedrich Wilhelm IV. - 2 siehe vorl. Band, S. 606-608
der revolutionären Versammlung von 1848 ausgearbeiteten Verfassung die Grundlage der gegenwärtigen Verfassung bildet, nachdem nämlich ein coup d'etat den ursprünglichen Entwurf hinweggefegt und eine oktroyierte Charte ihn in einer verstümmelten Form reproduziert hatte, nachdem zwei zu ihrer Revision einberufene Kammern die oktroyierte Charte umgearbeitet und unzählige königliche Verordnungen die revidierte Charte korrigiert hatten; man bediente sich dieser ganzen mühsamen Prozedur, um auch die letzten Merkmale auszulöschen, die den revolutionären Ursprung des Flickwerks bezeugen könnten. Doch wurde dieses Ziel nicht völlig erreicht, da alle fertigen Charten mehr oder weniger nach dem französischen Muster zugeschnitten werden müssen, und, man tue was man will, jedem Anspruch auf auffallende Originalität entsagt werden muß. Wenn man daher Titel II der Verfassung vom Januar 1850 durchsieht, der von den „Rechten der Preußen", sozusagen den preußischen droits de l'homme1 handelt, so lesen sich die Absätze auf den ersten Blick recht gut. „Alle Preußen sind vor dem Gesetze gleich. Die persönliche Freiheit ist gewährleistet. Die Wohnung ist unverletzlich. Niemand darf seinem gesetzlichen Richter ent-^ zogen werden. Strafen können nur in Gemäßheit des Gesetzes angedroht oder verhängt werden. Das Eigentum ist unverletzlich. Der bürgerliche Tod und die Strafe der Vermögenseinziehung finden nicht statt. Die Freiheit der Auswanderung kann von Staats wegen nur in bezug auf die Wehrpflicht beschränkt werden. Die Freiheit des religiösen Bekenntnisses, der Vereinigung zu Religionsgesellschaften und der gemeinsamen häuslichen und öffentlichen Religionsübung wird gewährleistet. Der Genuß der bürgerlichen und staatsbürgerlichen Rechte ist unabhängig von dem religiösen Bekenntnisse. Die Einführung der Zivilehe erfolgt nach Maßgabe eines besonderen Gesetzes. Die Wissenschaft und ihre Lehre ist frei. Für die Bildung der Jugend soll durch öffentliche Schulen genügend gesorgt werden. Unterricht zu erteilen und Unterrichtsanstalten zu gründen und zu leiten steht jedem frei. Die Mittel zur Errichtung, Unterhaltung und Erweiterung der öffentlichen Volksschule werden von den Gemeinden... aufgebracht. In der öffentlichen Volksschule wird der Unterricht unentgeltlich erteilt. Jeder Preuße hat das Recht, durch Wort, Schrift, Druck... seine Meinung frei zu äußern. Vergehen, welche durch Wort, Schrift, Druck... begangen werden, sind nach den allgemeinen Strafgesetzen zu bestrafen. Alle Preußen sind berechtigt, sich... ohne Waffen in geschlossenen Räumen zu versammeln. Alle Preußen haben das Recht, sich zu solchen Zwecken, welche den Strafgesetzen nicht zuwiderlaufen, in Gesellschaften zu vereinigen. Das Petitionsrecht steht allen Preußen zu. Das Briefgeheimnis ist unverletzlich. Alle Preußen sind wehrpflichtig. Die bewaffnete Macht kann... nur in den vom Gesetze bestimmten Fällen... verwendet werden. Die Errichtung von Lehen... ist untersagt. Das bestehende Feudaleigentum soll in freies
1 Menschenrechten
Eigentum umgestaltet werden. Die freie Teilbarkeit des Grundeigentums wird gewährleistet:' f428J Wendet man sich nun von den „Rechten der Preußen", wie sie auf dem Papier stehen, der traurigen Gestalt zu, die sie in Wirklichkeit abgeben, so wird man sich, wenn man das nicht schon früher getan hat, des ungewöhnlichen Gegensatzes zwischen der Idee und der Realität, zwischen Theorie und Praxis voll bewußt werden. Bei jedem Ihrer Schritte, selbst bei einer einfachen Ortsveränderung, tritt die allmächtige Bürokratie in Aktion, diese zweite Vorsehung echt preußischer Herkunft. Man kann weder leben noch sterben, weder heiraten, Briefe schreiben, denken, drucken, sich Geschäften widmen, lehren oder 'lernen, eine Versammlung einberufen, eine Fabrik bauen, auswandern, noch überhaupt irgend etwas tun ohne „obrigkeitliche Erlaubnis"1. Was die Freiheit der Wissenschaft oder Religion, die Aufhebung der Patrimonialgerichtsbarkeit, die Abschaffung der Standesprivilegien oder die Beseitigung der Fideikommisse und der Primogenitur betrifft - so ist das alles barer Unsinn. Preußen war in allen diesen Dingen im Jahre 1847 freier als heute. Woher dieser Widerspruch? Alle von der preußischen Charte gewährten Freiheiten haben einen großen Pferdefuß. Sie sind innerhalb „der gesetzlichen Grenzen" gewährt. Nun ist aber das bestehende Gesetz ebendasselbe absolutistische Gesetz, das von Friedrich II. herstammt anstatt vom Geburtstag der Verfassung. Daher besteht ein tödlicher Gegensatz zwischen dem Gesetz der Verfassung und der Verfassung des Gesetzes, denn die letztere verwandelt in Wirklichkeit das erstere in leeren Schein. Andererseits bezieht sich die Charte in den entscheidendsten Punkten auf organische Gesetze, die deren vage Umrisse verdeutlichen sollen. Nun sind diese organischen Gesetze unter starkem Druck der Reaktion ausgearbeitet worden. Sie haben Garantien beseitigt, die selbst während der schlimmsten Zeiten der absoluten Monarchie bestanden, so z.B. die Unabhängigkeit der Richter von der vollziehenden Gewalt. Nicht zufrieden mit diesen kombinierten Zersetzungsmitteln, den alten und den neuerdachten Gesetzen, räumt die Charte dem König das Recht ein, sie in jeder politischen Beziehung außer Kraft zu setzen, wann immer er es für richtig erachtet. Dennoch gibt es ungeachtet all dessen zwei Preußen, das Preußen der Charte und das Preußen des Hauses Hohenzollern. Aus diesem Gegensatz einen Ausweg zu finden, bemühen sich jetzt die Wahlausschüsse trotz der Schwierigkeiten; die ihnen die Wahlgesetze in den Weg legen. Aus dem Englischen.
1 „obrigkeitliche Erlaubnis": in der „New-York Daily Tribüne" deutsch
Karl Marx Die Lage in Preußen
[„New-York Daily Tribüne" Nr. 5475 vom 8. November 1858] Berlin, 19. Oktober 1858 Am 21. dieses Monats sollen die Kammern zu einer gemeinsamen Sitzung ^ zusammentreten, auf der der Prinz sie auffordern wird, „die Notwendigkeit der Regentschaft anzuerkennen", eine Forderung, der selbstredend sofort entsprochen werden wird, und höchst untertänig obendrein. Wenn auch die formale Existenz der Verfassung auf den 31. Januar 1850 zurückgeht, so hat man doch allgemein das Gefühl, daß ihre wirkliche Existenz als wirksames Instrument gegen die königliche Prärogative vom 21. Oktober 1858 an zu datieren ist. Unterdessen sind, um jede unnütze Begeisterung zu dämpfen, Zeitungskonfiskationen an der Tagesordnung - ein wahrer Jammer, bedenkt man die zahme Natur der Missetäter. Die erste Stelle unter diesen Zeitungen nehmen die „Volks-Zeitung" und die „National-Zeitung"[429] ein; letztere hat es vermöge einer respektablen Mittelmäßigkeit, feiger Zugeständnisse und zügelloser Entfaltung preußischer Lokalbegeisterung fertiggebracht, den konterrevolutionären Sturm zu überstehen und die dürftigen Überreste einer Bewegung, deren gefährliche Überspanntheiten zu teilen sie seinerzeit zu klug war, in klingende Münze zu verwandeln. Nach der Sündflut erhielten die organischen Wesen, die die Erde bevölkern, eine schicklichere und bescheidenere Gestalt als ihre vorsündflutlichen Vorfahren. Das gleiche Gesetz macht sich im Prozeß der Bildung der Gesellschaft geltend. Und doch drängt sich uns unwillkürlich die Schlußfolgerung auf, daß die deutsche Revolution wirklich sehr zwerghaft gewesen sein muß, wenn die Liliputaner der Berliner Presse, in denen sie schließlich ihren endgültigen Ausdruck gefunden hat, als ihre legitimen Repräsentanten anzusehen sind. Wie dem nun auch sein mag - sind diese Redakteure auch keine Helden, ja nicht einmal einfache Kämpfer, so sind sie auf alle Fälle schlaue Rechner. Sie fühlen, daß etwas in Bewegüng gerät und daß das Regime, das den not
wendigen Hintergrund für ihren Scheinliberalismus bildete und ihnen den Gegenwert für ihre Waren zahlte, rasch zusammenbricht. Um daher ihre Kunden zu überzeugen, daß sie treue Wächter sind, wagen sie es, leise zu knurren und wehleidig zu winseln. Sie beißen ganz gewiß nicht, sie bellen nicht einmal. Ihre Kühnheit besteht gegenwärtig darin, den Prinzen in den Himmel zu heben. Sie fordern ihn sogar auf, wie das kürzlich die „NationalZeitung" tat, über den Staatsschatz nach Belieben zu verfügen; aber, und das ist das Komische an der Sache, all ihre Komplimente über seine noch unvollbrachten Taten verwandeln sich in ebenso viele kritische Bemerkungen über die vergangenen Taten des Kabinetts Manteuffel, Sie verärgern den Prinzen mit ihrer vorwärtsblickenden Leichtgläubigkeit und kränken das Ministerium mit ihrer rückwärtsblickenden Zweifelsucht. Um sie aber richtig einzuschätzen, müßte man sie im Original lesen. Ihr albernes, fades, endloses Gewäsch kann in keiner anderen Sprache wiedergegeben werden, nicht einmal in dem Französisch des Dezember-Staatsstreichs[43], das wenigstens nach seinem eigenen spezifischen odeur de mauvais lieu1 riecht. Man könnte annehmen, sie sprächen nur in Andeutungen und spielten mit der Polizei Verstecken, aber das wäre ein großer Irrtum. In Wirklichkeit sagen sie alles, was sie zu sagen haben, vereinen aber die homöopathische mit der allopathischen Methode in einer höchst geschickten und einträglichen Weise; sie verabreichen ein winziges Quentchen Gift in einem Meer von neutraler Flüssigkeit. Andererseits scheint den Ministern die geologische Tatsache bekannt zu sein, daß die "stetige Einwirkung des Wassers auch den stolzesten Felsen fortspült und zu Geröll zerbröckelt. Sie beirrt nicht sosehr das Stammeln dieser vorsichtigen Neunmalklugen wie der allgemeine Zustand der öffentlichen Meinung, auf dem es fußt. In ihrer kurzsichtigen bürokratischen Art schlagen sie daher den Esel, um den Sack zu treffen - ich meine den Sack der öffentlichen Meinung. Die wiederholten Zeitungskonfiskationen, mit denen das neue Regime eingeleitet wird, seien, so sagen die Royalisten, die richtige Antwort auf die lärmenden Hoffnungen, die man auf den Prinzen setzt. Nein, sagen die offiziellen Liberalen, das Regime des Prinzen hat noch nicht begonnen, und seine tiefe Achtung vor verfassungsmäßiger Gesetzlichkeit verpflichtet ihn bis zu seiner Anerkennung und Vereidigung durch die Kammern, den Ministern gemäß, der Charte zu gestatten, nach ihrer eigenen Verantwortung zu handeln. Nun ist „ministerielle Verantwortung" in allen unseren monarchischen Verfassungen, ganz gleich, ob sie nach englischem oder französischem Muster zugeschnitten sind, eine sehr geheimnisvolle Sache. In
England, wo sie offenbar in ihrer lebendigsten und greifbarsten Form besteht, bedeutet sie, daß bei bestimmten feierlichen Anlässen die Unverantwortlichkeit von einem Whig auf einen Tory oder von einem Tory auf einen Whig übertragen wird. Ministerielle Verantwortlichkeit bedeutet dort, daß die Stellenjägerei zur Hauptbeschäftigung der parlamentarischen Parteien wird. Wer im Amt ist, ist während dieser Zeit unverantwortlich, weil er der Vertreter einer gesetzgebenden Mehrheit ist, die sich, um ihm zu helfen, ihrem Fraktionsführer unterordnet. In Preußen sind die eifrigsten Bestrebungen des bürgerlichen Ehrgeizes darauf gerichtet, die Ministerposten in Preise zu verwandeln, die in parlamentarischen Turnieren zu gewinnen sind. Bisher jedoch war die ministerielle Verantwortlichkeit in Preußen in jeder Hinsicht ein Mythos. Der Artikel 44 der Charte lautet:
„Die Minister des Königs sind verantwortlich. Alle Regierungsakte des Königs bedürfen zu ihrer Gültigkeit der Gegenzeichnung eines Ministers, welcher dadurch die Verantwortlichkeit übernimmt." Bezüglich dieser Verantwortlichkeit ist indes kein Gesetz erlassen worden. In dem Artikel selbst wird nicht gesagt, wem die Minister verantwortlich sind. In der Praxis erklärten die Minister jedesmal, wenn die Kammern bis zur Drohung mit einem Mißtrauensvotum gingen, rundweg, daß ihnen das durchaus freistünde; verantwortlich seien die Minister in der Tat, aber nur ihrem königlichen Herrn. Die Frage der ministeriellen Verantwortlichkeit hat in Preußen, ebenso wie im Frankreich Louis-Philippes, außergewöhnliches Gewicht, weil sie in Wirklichkeit die Verantwortlichkeit der Bürokratie bedeutet. Die Minister sind die Häupter dieser allmächtigen, sich in alles einmischenden parasitären Körperschaft, und nach ihnen aHein haben sich gemäß Artikel 106 der Verfassung die subalternen Verwaltungsbeamten zü richten, ohne daß sie sich anmaßen dürfen, die Rechtmäßigkeit der Verfügungen zu prüfen oder eine Verantwortung für die Durchführung zu übernehmen. Auf diese Weise ist die Macht der Bürokratie und durch die Bürokratie die Macht der Vollzugsgewalt erhalten geblieben, während die verfassungsmäßigen „Rechte der Preußen" in tote Buchstaben verwandelt worden sind. Die bevorstehenden Wahlen sind der Hebel, den jetzt alle Parteien zu benutzen beabsichtigen, aber gerade hinsichtlich der Wahlangelegenheiten ist es der gegenwärtigen oktroyierten Verfassung gelungen, «lle Spuren ihres revolutionären Ursprungs zu tilgen. Zwar hat man, um kleine Beamtengehälter durch die Zugabe einer parlamentarischen Einkommensquelle aufzubessern, das sehr plebejische Gesetz beibehalten, das die Bezahlung der
Volksvertreter vorschreibt. Das gleiche gilt für die Wählbarkeit jedes Preußen, der das 25. Lebensjahr vollendet hat. Wahlrecht und Wahlverfahren wurden jedoch so eingerichtet, daß nicht nur die große Masse des Volkes ausgeschlossen, sondern auch der privilegierte Rest der zügellosesten Einmischung seitens^der Bürokratie unterworfen ist. Die Wahlen gehen in zwei Stufen vor sich. Erst werden die Wahlmänner gewählt, und dann wählen diese die Abgeordneten. Von der Urwahl sind nicht nur alle diejenigen ausgeschlossen, die keine direkten Steuern zahlen, sondern die gesamte Urwählerschaft ist ihrerseits in drei Gruppen eingeteilt, bestehend aus den hohen, den mittleren und den kleinen Steuerzahlern; wie die Tribus des Königs Servius Tullius[,130] wählen diese drei Gruppen jede die gleiche Anzahl von Vertretern. Und als ob dieser komplizierte Filtrierprozeß noch nicht genügte, hat die Bürokratie darüber hinaus das Recht, die Wahlbezirke nach: Belieben zu teilen, zusammenzulegen, zu ändern, abzutrennen und neu zu vereinigen. Ist zum Beispiel irgendeine Stadt liberaler Sympathien verdächtigt, so kann sie durch reaktionäre ländliche Stimmen erdrückt werden; durch einfache Verordnung verschmilzt der Minister die liberale Stadt mit dem reaktionären Landgebiet zum gleichen Wahlbezirk. Das sind die Ketten, welche die Wahlbewegung fesseln und die nur ausnahmsweise, in großen Städten, gesprengt werden können.
Aus dem Englischen.
Friedrich Engels [Die Erfolge Rußlands im Fernen Osten]
[„New-York Daily Tribüne" Nr. 5484 vom 18. November 1858, Leitartikel] Die Revanche-Partie, die Rußland für seine militärischen Niederlagen vor Sewastopol Frankreich und England schuldete, hat soeben stattgefunden. Die hartnäckig geführten, lang andauernden Schlachten auf der Herakleischen Halbinsel14311 dämpften zwar den Nationalstolz Rußlands und entrissen ihm einen kleinen Gebietsstreifen, überließen ihm aber bei Kriegsende -einen eindeutigen Vorteil. Der Zustand des „kranken Mannes"f432] hat sich beträchtlich verschlimmert; die christliche Bevölkerung der europäischen Türkei, sowohl Griechen als Slawen, brennen noch mehr als je zuvor darauf, das türkische Joch abzuschütteln, und betrachten Rußland mehr denn je als ihren einzigen Beschützer. Es besteht kein Zweifel, daß bei all den Aufständen und Verschwörungen, die jetzt in Bosnien, Serbien, Montenegro und Kandia im Gange sind, russische Agenten ihre Hand im Spiele haben; doch kann schon allein die im Kriege offenkundig gewordene äußerste Entkräftung und Ohnmacht der Türkei, die durch die Verpflichtungen, die der Frieden diesem Lande auferlegt hat, noch verschlimmert wurde, diese allgemeine Gärung unter den christlichen Untertanen des Sultans hinreichend erklären. Auf diese Weise ist Rußland trotz der zeitweiligen Preisgabe eines schmalen Landstreifens - es ist ja völlig klar, daß es diesen bei der ersten besten Gelegenheit wiedergewinnen wird - der Realisierung seiner Pläne hinsichtlich der Türkei ein gutes Stück nähergekommen. Beschleunigter Verfall der Türkei und Protektorat über ihre christlichen Untertanen - nach diesen Zielen trachtete Rußland, als es den Krieg begann; kann aber jemand bestreiten, daß Rußland heute mehr denn je ein solches Protektorat ausübt? Somit ist Rußland selbst in diesem unglücklichen Kriege der einzige Gewinner. Dennoch schuldete es eine Revanche-Partie, und es hat ein Feld für dieses Spiel gewählt, auf dem es keinen Rivalen hat - auf dem der
Diplomatie. Während England und Frankreich den kostspieligen Kampf mit China aufnahmen, blieb Rußland neutral und griff erst am Schluß ein. Und das Ergebnis ist, daß England und Frankreich zum alleinigen Nutzen Rußlands Krieg gegen China geführt haben. Hierbei war die Stellung Rußlands tatsächlich so günstig wie nur möglich. China, als eines jener wankenden asiatischen Reiche, die eines nach dem anderen dem Unternehmungsgeist der europäischen Rasse als Beute zugefallen, war so schwach, so zusammengebrochen, daß es nicht einmal die Kraft besaß, die Krise einer Volksrevolution durchzumachen, so daß selbst eine akute Empörung sich in ein chronisches und anscheinend unheilbares Leiden verwandelt hat,* ein Reich, so morsch, daß es fast nirgends in der Lage war, das eigene Volk zu beherrschen oder der ausländischen Aggression Widerstand zu leisten. Während sich die Briten mit untergeordneten chinesischen Beamten in Kanton rauften und über die wichtige Frage miteinander diskutierten, ob Kommissar Yeh wirklich nach dem Willen des Kaisers gehandelt hatte oder nicht, nahmen die Russen das Land nördlich des Amur und südlich davon den größeren Teil der mandschurischen Küste in Besitz; sie befestigten sich dort, begannen mit Vermessungen für eine Eisenbahnlinie und entwarfen die Pläne für Städte und Häfen. Als sich England endlich entschlossen hatte, den Krieg nach Peking vorzutragen, und Frankreich sich ihm anschloß^ in der Hoffnung, etwas für sich herauszuschlagen, gelang es Rußland, den Eindruck des selbstlosen Beschützers der schwachen Chinesen zu erwecken und beim Friedensschluß fast in der Rolle des Vermittlers aufzutreten, obwohl es just in diesem Augenblick China eines Gebietes, so groß wie Frankreich und Deutschland zusammengenommen, und eines Stromes von der Länge der Donau beraubte; wenn wir die verschiedenen dabei abgeschlossenen Verträge vergleichen, können wir nicht umhin festzustellen, daß es für jedermann offenkundig wird, daß der Krieg nicht Frankreich oder England, sondern Rußland genützt hat. Die den Teilnehmern des Krieges zugebilligten Vorteile, an denen sowohl Rußland wie die Vereinigten Staaten beteiligt sind, haben rein kommerziellen Charakter und sind, wie wir das bei früheren Gelegenheiten bewiesen haben, größtenteils illusorisch. Unter den gegenwärtigen Umständen wird der Chinahandel, mit Ausnahme von Opium und etwas ostindischer Baumwolle, auch weiterhin hauptsächlich im Export chinesischer Waren, Tee und Seide, bestehen; dieser Exporthandel hängt mehr von der ausländischen Nachfrage ab als von den größeren oder geringeren Erleichterungen, die die chinesische Regierung gewährt. Alle Welt konnte auch vor dem Vertrag von Nanking11041 Tee und Seide bekommen; nach dem Abschluß dieses Vertrages jedoch hatte
die Öffnung der fünf Häfen das Ergebnis, daß ein Teil des Handels von Kanton an Schanghai überging. Die anderen Häfen haben fast überhaupt keinen Handel, und tatsächlich gehört Swatou, der einzige, der zumindest einige Bedeutung hat, nicht zu diesen fünf offenen Häfen. Was die Eröffnung des Handels auf dem Yangtse-kiang betrifft, so ist das klugerweise bis zu der Zeit aufgeschoben worden, wenn seine Kaiserliche Majestät die volle Herrschaft über das aufrührerische Land beiderseits dieses Flusses wiedergewonnen haben wird - einer Zeit, die mit den griechischen KalendenI433] zusammenfällt. Doch sind da noch weitere Zweifel über den Wert dieses neuen Vertrages aufgekommen. Es gibt Leute, die behaupten, daß die Transitzölle, von denen im Artikel XXVIII des englisch-chinesischen Vertrages die Rede ist, pure Einbildung wären. Man hat das Vorhandensein dieser Zölle nur deswegen vermutet, weil die Chinesen sehr wenig englische Waren haben wollten qnd folglich englische Erzeugnisse überhaupt nicht bis ins Innere des Landes eindringen konnten; in derselben Zeit aber bahnte sich eine bestimmte Sorte russischen Tuches, die den Bedürfnissen der Chinesen entsprach und über Kiachta oder Tibet herangeschafft wurde, ihren Weg sogar bis zur Küste. Man hatte vergessen, daß solche Gebühren, falls vorhanden, russische genau so wie englische Waren treffen würden. So viel ist sicher, daß Herr Wingrove Cooke, der zu diesem Behuf ins Landesinnere geschickt worden war, nicht in der Lage gewesen ist, diese angeblichen „Transitzölle" aufzuspüren; und er mußte zugeben, als er öffentlich über dieses Thema befragt wurde, daß er zur „beschämenden Überzeugung gelangt ist, daß unsere Unkenntnis über China eine Unwissenheit ist, die spürbare Auswirkungen hat".[434] Andererseits beantwortet Herr J.W.Henley, der Präsident des britischen Board öf Trade1, in einem veröffentlichten Brief die Frage, „ob es einen Beweis gebe, daß solche internen Zölle existieren", recht offen: „Ich bin nicht in der Lage, Ihnen die gewünschte Information über die Existenz von Binnenzöllen in China zu geben." Also, neben der ziemlich unangenehmen Überzeugung, daß Lord Elgin eine Entschädigung vereinbart hat, ohne einen Zahlungstermin festzulegen, und daß er den Krieg von Kanton nach der Hauptstadt nur getragen hat, um einen Vertrag zu schließen, der die britischen Streitkräfte von der Hauptstadt wieder zurück nach Kanton in den Kampf schicken wird, hat sich John Bulls ein dunkler Argwohn bemächtigt, daß er die festgelegte Entschädigung aus seiner eigenen Tasche zahlen darf, da sich Artikel XXVIII als starker Anreiz für die chinesischen Behörden erweisen wird, auf die britischen Industriewaren Transitzölle von
1 Handels- und Verkehrsministeriums
7V2 Prozent zu legen, die auf Verlangen in einen 2V2Prozentigen Einfuhrzoll umzuwandeln wären. Um John Bull davon abzulenken, sich seinen eigenen Vertrag noch genauer anzusehen, hielt es die Londoner „Times" für angebracht, über den amerikanischen Botschafter großen Zorn zu heucheln Und ihn heftig anzugreifen, weil er angeblich alles verpfuscht habe, obgleich dieser in Wirklichkeit mit dem Fiasko des zweiten Englisch-Chinesischen Krieges ebenso viel zu tun hatte wie der Mann im Monde. So hat der Friedensvertrag, soweit er den englischen Handel betrifft, einen neuen Einfuhrzoll und eine Reihe von Stipulationen zum Ergebnis, die entweder ohne jeden praktischen Wert sind oder von den Chinesen nicht eingehalten werden und jeden Augenblick als Vorwand für einen neuen Krieg dienen können. England hat keinerlei Gebietszuwachs bekommen - es konnte keinen beanspruchen, ohne Frankreich zu gestatten, das gleiche zu tun; schließlich würde ein von England geführter Krieg, der die Entstehung französischer Besitzungen an der chinesischen Küste zur Folge hätte, für England ganz und gar unvorteilhaft sein. Was Rußland anbetrifft, so liegt der Fall ganz anders. Abgesehen davon, daß es an allen offenkundigen Vorteilen welche immer es auch sein mögen - teilhat, die Frankreich und England zugestanden worden sind, hat Rußland das ganze Land am Amur gesichert, dessen es sich in aller Stille bemächtigt hatte. Nicht zufrieden damit, hat es erreicht, daß eine russisch-chinesische Kommission zur Festlegung der Grenzen gebildet worden ist. Nun, wir alle wissen, was solch eine Kommission in den Händen Rußlands ist. Wir haben solche Kommissionen an den asiatischen Grenzen der Türkei arbeiten sehen, wo sie mehr als zwanzig Jahre lang von diesem Lande ständig Stück für Stück abgeschnitten hatten, bis sie durch den letzten Krieg unterbrochen worden sind und die Arbeit jetzt noch einmal getan werden muß. Da ist weiter der Artikel, der den Postdienst zwischen Kiachta und Peking regelt. Was früher eine irreguläre und bloß geduldete Verbindungslinie gewesen ist, wird jetzt regulär organisiert und rechtlich festgelegt sein. Zwischen den beiden Orten soll eine monatliche Postverbindung eingerichtet werden, wobei die Reise von ungefähr 1000 Meilen 15 Tage dauern soll; außerdem soll alle drei Monate eine Karawane den gleichen Weg nehmen. Nun, es ist offenkundig, daß die Chinesen diesen Dienst entweder vernachlässigen oder nicht in der Lage sein werden, ihn durchzuführen; da aber die Verbindung jetzt Rußland rechtlich zugesichert ist, wird die Folge sein, daß sie allmählich in seine Hände fällt. Wir haben gesehen, wie die Russen ihre Postenlinien durch die kirgisischen Steppen1
vorgetragen haben; wir können nicht daran zweifeln, daß in wenigen Jahren eine ähnliche Linie quer durch die Wüste Gobi errichtet sein wird. Dann kann man allen Träumen von einer britischen Vorherrschaft in China Adieu sagen, weil dann jederzeit eine russische Armee auf Peking marschieren kann. Man kann sich leicht die Folgen vorstellen, welche die Errichtung ständiger Botschaften in Peking haben wird. Seht nach Konstantinopel oder Teheran! Wo immer die russische Diplomatie der englischen oder französischen begegnet, ist sie durchweg erfolgreich. Wer kann daran zweifeln, daß ein russischer Botschafter, der die Aussicht hat, im Verlaufe weniger Jahre eine jeder Aufgabe gewachsene Armee in Kiachta - einen Monatsmarsch von Peking entfernt - sowie einen für deren Vormarsch der ganzen Länge nach vorbereiteten Weg zu besitzen, daß solch ein russischer Botschafter in Peking allmächtig sein wird? Es ist eine Tatsache, daß Rußland bald die erste asiatische Macht sein und auf diesem Kontinent England sehr schnell in den Schatten stellen wird. Die Eroberung Mittelasiens und die Annexion der Mandschurei vergrößert seine Besitzungen um ein Gebiet, das die Größe ganz Europas ohne das Russische Reich hat, und führt es aus dem verschneiten Sibirien in die gemäßigte Zone. In kurzer Zeit werden die Täler der mittelasiatischen Ströme und des Amur von russischen Kolonisten bevölkert sein. Die so gewonnenen strategischen Positionen sind für Asien ebenso wichtig wie es jene in Polen für Europa sind. Der Besitz Turans bedroht Indien, der der Mandschurei bedroht China. China und Indien mit ihren 450000000 Einwohnern sind jedoch gegenwärtig die entscheidenden Länder Asiens.
Geschrieben um den 25.Oktober 1858. Aus dem Englischen.
Friedrich Engels Die gerichtliche Verfolgung Montalemberts
[,,New-York Daily Tribüne" Nr. 5489 vom 24. November 1858] Paris, 6. November 1858 Unter den Männern von einigem Ansehen in Frankreich war Graf Montalembert der erste, der sich dem coup d'etat Louis-Napoleons anschloß. Unter Louis-Philippe hatte er die katholische Partei in der Deputiertenkammer vertreten; unter der Republik gehörte er zu jener reaktionären Partei in der Nationalversammlung, die sich aus Orleanisten und Legitimisten zusammensetzte und die die Republik dem Anschein nach hinnahm, um sie desto besser unterminieren zu können, wobei sie sich in der Hoffnung wiegte, für die eine oder andere Linie der Bourbonen zu wirken, in Wirklichkeit aber Louis Bonaparte in die Hände arbeitete, genau demselben, der sie eines schönen Tages alle verhaften und auseinandertreiben ließ und durch die Gnade einer betrunkenen Soldateska die absolute Macht an sich riß. Montalembert, der von dieser gewaltsamen Vertreibung nicht verschont blieb, war, obwohl seiner ganzen Vergangenheit nach Orleanist, der erste und bis heute einzige Parlamentarier von Ruf - wenn man von der „einen verächtlichen Ausnahme" des Herrn Dupin absieht -, der in das bonapartistische Lager übergelaufen ist. Diese Desertion Montalemberts war in der politischen Ohnmacht, die damals ganz Frankreich übermannt hatte, ein bedeutsames Faktum; sie war ein wichtiges Faktum für die neue Regierung, die noch immer von ganz Frankreich durch einen Wall von Soldaten getrennt war, der ihre Schutzbarriere bildete. Montalembert ließ sich durch die spezifisch katholische Richtung der Regierung Louis-Napoleons bestechen. Es geht das Gerücht, daß auch solidere Geschenke den Besitzer wechselten. Als Mitglied des Corps legislatif1391 unterstützte Montalembert eine Zeitlang die Regierung; er umschmeichelte und umkroch den Mann, der an Stelle der Parlamentsdebatte die .Militärdiktatur gesetzt hatte; er war gemein genug, es sich zur Ehre anzurechnen, einer jener Strohmänner zu sein, denen der erfolgreiche
Usurpator auftrug, nach seinem Diktat für Gesetze und Geldmittel zu stimmen - zu stimmen und nicht zu reden, oder aber, es sei zu seinem Ruhme. Doch für seine Selbsterniedrigung wurde Montalembert nicht belohnt; er hatte seine Schuldigkeit getan; er hatte sich für immer seinen früheren politischen Freunden entfremdet; er war für alle Zeiten kompromittiert; er konnte nie wieder ein gefährlicher Gegner werden; er war wie eine Zitrone ausgepreßt - warum noch viel Umstände mit ihm machen? Der abgehalfterte Montalembert entdeckte, daß es schließlich doch nicht das Richtige war, wie Louis Bonaparte Frankreich gerettet hatte und noch weiter rettete, indem alles nach seiner Pfeife tanzen mußte. Er konnte nicht umhin, seine Stellung in der Deputiertenkammer mit der zu vergleichen, die er im gleichen Gebäude zehn oder zwanzig Jahre zuvor eingenommen hatte; und allmählich begann er gegen die Regierung zu opponieren. Man ließ ihn bis zu einem bestimmten Grade gewähren, die ersten zwei oder drei seiner Reden wurden sogar zur Veröffentlichung zugelassen. Seit dieser Zeit bilden er, einige republikanische Abgeordnete, die den Treueeid geleistet haben, und einige unzufriedene Bonapartisten eine Art Opposition in dieser jämmerlichen Versammlung eine Opposition, ebenso jämmerlich wie die Körperschaft, der sie angehört. Diese Opposition gegen weitere Anmaßungen des Kaisers hat anscheinend Herrn Montalembert bei einem gewissen Teil der Bourgeoisie eine leichtvergängliche blasse Art von Popularität eingebracht. Offenbar hat er auf eine Gelegenheit gewartet, diesen Vorteil durch einen plötzlichen kühnen Streich weiter auszubauen. Er stand mit dem „Correspondant"[435] in Verbindung, einer Zeitschrift, die fast ausschließlich der Familie Broglie gehört und daher eine orleanistische Politik verfolgt. Montalembert nutzte ihre Abwesenheit von Paris aus und ließ einen Artikel von sich unter der Überschrift „Eine Debatte über Indien im britischen Unterhaus" veröffentlichen, der in der vorliegenden Form nicht erschienen wäre, wenn die vorsichtigen und furchtsamen Broglies in Paris gewesen wären und ihren Einfluß geltend gemacht hätten. Montalembert sucht in diesem Artikel zwecks Ehrenrettung Abbitte dafür zu tun, daß er zum Bonapartismus übergelaufen war. Indem er das parlamentarische Regierungssystem Englands in den Himmel hebt, verurteilt er völlig unmißverständlich das jetzige Regierungssystem in Frankreich.
„Wenn mir der Schädel brummt, zuweilen vom Zischeln der Vorzimmer-Reporter, zuweilen vom Geschrei der Fanatiker, die sich für unsere Herren halten, oder der Heuchler, die uns für ihre Narren halten; wenn ich fühle, wie mich die drückende mit servilen und giftigen Ausdünstungen geladene Atmosphäre zu ersticken droht, dann eile ich fort, um eine reinere Luft zu atmen und im Meer der Freiheiten Englands ein
Vollbad zu nehmen... Wenn es unter denen, die diese Seiten aufschlagen, einige geben sollte, die unter der Herrschaft jener" (der bonapartistischen und absolutistischen) „Mode stehen, so sage ich ihnen ohne Umschweife: Hören Sie auf zu lesen, gehen Sie nicht weiter; nichts von dem, was ich schreibe, wird Ihnen gefallen oder Sie interessieren; gehen Sie und wiederkäuen Sie in Frieden auf den fetten Weiden ihrer genügsamen Ruhe, und beneiden Sie nicht diejenigen, die, ohne Sie zu beneiden, Vergnügen finden an dem Recht, ihrer Vergangenheit treu zu bleiben, ihrem eifrigen Bemühen um eigenes Denken und ihren Freiheitsbestrebungen... Zum ersten Male kam ich von diesem großartigen Schauspiel" (der Debatte im Unterhaus) „zutiefst bewegt, wie es jedem ergehen mag, der in einer Regierung mehr sieht, als das Wartezimmer von Lakaien, und in einer zivilisierten Nation mehr sucht, als eine Schafherde, die nur dazu taugt, geschoren zu werden, oder dazu, schweigend im Schatten einer entnervenden Sorglosigkeit zu grasen." Dies hört sich sehr hübsch an und ist in der Tat nicht ohne Wohlklang. John Bull, in letzter Zeit daran gewöhnt, von der französischen Presse nur Hohn und Schmähungen zu hören, ist natürlich für diese Schmeichelei en gros, mit der ihn Montalembert übergössen hat, außerordentlich dankbar; so dankbar, daß er ganz übersehen hat, einen Blick auf jene „Vergangenheit" zu werfen, der Montalembert treu geblieben sein will. Tatsache ist, daß Monsieur de Montalembert sich aus freien Stücken mit jenen VorzimmerReportern liierte, mit jenen Fanatikern und Heuchlern, deren Zischeln und Geschrei nun in seinen Ohren schrillt; er kann nur sich selbst die Schuld geben, da er entschlossen und bewußt in jene mit servilen und giftigen Ausdünstungen geladene Atmosphäre untertauchte, deren Last ihn nun erstickt. Wenn es „in Frankreich heute Mode ist, für alles Abscheu auszudrücken, was nur den Anschein einer Erinnerung oder eines Bedauerns für ein früheres politisches Leben hat", so war Monsier de Montalembert einer der ersten, diese Mode zu fördern, als er mit fliegenden Fahnen und Trommelklang genau in das Lager überlief, das eine neue Ära proklamierte, die auf der vollständigen und endgültigen Zerstörung des „vergangenen politischen Lebens" basiert. Was die Leute angeht, die zufrieden sind, auf den fetten Weiden ihrer genügsamen Ruhe wiederzukäuen, so kann Montalembert sie nicht tadeln. Der coup d'etat wurde gerade unter dem Vorwand durchgeführt, politische Leidenschaften niederzuhalten und gerade diesen Frieden und die genügsame Ruhe einzuleiten. Und wenn sich Montalembert eben aus diesem Grunde dem coup d'etat nicht anschloß, aus welchem Grunde schloß er sich überhaupt an? Gewiß, was immer gegen Louis-Napoleon gesagt werden mag, man kann ihn nicht beschuldigen, seine Politik oder seine Absichten nach dem coup d'etat maskiert zu haben. Da war kein Irrtum möglich - es gab auch keinen daß er das französische Volk in eine Herde Schafe verwandeln
wollte, die nur dazu taugt, geschoren zu werden, oder dazu, schweigend im Schatten einer entnervenden Sorglosigkeit zu grasen. Montalembert wußte das genausogut wie die übrige Welt. Wenn er sich danach zu seiner vollen Größe aufrichtet und uns zuruft, ihn als den Mann zu bewundern, der, ohne seine früheren bonapartistischen Freunde zu beneiden, seiner Vergangenheit treu bleibt, so müssen wir ihn fragen: Welche Vergangenheit meinen Sie, Monsieur de Montalembert? Ihre Vergangenheit in der monarchischen Kammer, wo Sie im Interesse der Reaktion, der Unterdrückung und des priesterlichen Fanatismus zu reden und zu stimmen pflegten? Oder Ihre Vergangenheit in der republikanischen Nationalversammlung, als Sie mit vielen Ihrer alten parlamentarischen Freunde darauf sannen, die Monarchie wiederherzustellen, als Sie Stück für Stück die Freiheiten des Volkes, die Pressefreiheit, die Versammlungs- und Vereinsfreiheit wegstimmten, und als Sie selbst die Waffen für jenen gleichen Abenteurer schmiedeten, der Sie und Ihre Genossen genau mit diesen Waffen auf die Straße warf? Oder schließlich Ihre Vergangenheit im bonapartistischen Corps legislatif, wo Sie sich vor dem gleichen erfolgreichen Abenteurer demütigten und sich ihm willfährig und vorsätzlich als einer der Lakaien in seinem Wartezimmer näherten? In welcher von diesen drei Vergangenheiten, Monsieur de Montalembert, gibt es Ihre Freiheitsbestrebungen? Wir neigen zu dem Glauben, daß es die meisten Leute eine ganze Portion „eifrigen Bemühens um eigenes Denken" kosten wird, das herauszufinden. In der Zwischenzeit hat sich die Regierung Louis-Napoleons durch eine gerichtliche Verfolgung an ihrem ungetreuen Anhänger gerächt, und der Prozeß soll im Laufe dieses Monats stattfinden. Wir werden Gelegenheit haben, die sittliche Entrüstung eines Monsieur de Montalembert mit der sittlichen Entrüstung eines bonapartistischen procureur1 zu vergleichen; und wir können schon jetzt sagen, daß sie sich beide, soweit es sich um Aufrichtigkeit handelt, nichts nehmen werden. Der Prozeß selbst wird einige Sensation in Frankreich hervorrufen, und was auch das Ergebnis sein mag, er wird eine bedeutsame Tatsache in der Geschichte des Zweiten Kaiserreiches darstellen. Allein die Tatsache, daß Montalembert es für notwendig gehalten hat, mit der bestehenden Regierung in so auffallender Weise zu brechen und seine gerichtliche Verfolgung herauszufordern, ist ein bedeutsamer Beweis dafür, daß die Bourgeoisie Frankreichs zu politischem Leben erwacht. Die völlige Apathie dieser Klasse - ihre politisch verbrauchte blase2 Geistesverfassung - war es, die es Louis-Napoleon gestattete, seine Macht zu errichten. Da er nur das Parlament gegen sich
hatte, das weder von der Bourgeoisie noch von der Arbeiterklasse unterstützt wurde, konnte er mit dem passiven Beistand der Bourgeoisie und mit der aktiven Hilfe der Armee rechnen. Die Parlamentarier wurden sofort geschlagen, die Arbeiterklasse aber erst nach einmonatigem Kampf, der in ganz Frankreich ausgetragen wurde. Lange Zeit gehorchte die Bourgeoisie, zwar murrend, aber sie gehorchte und betrachtete Louis-Napoleon als den Retter der Gesellschaft und deswegen als einen unentbehrlichen mann. Nun scheint es, als ob sie allmählich ihre Meinung geändert habe. Sie ersehnt die Zeit zurück, als sie, oder zumindest ein Teil von ihr, das Land regierte und Rednertribüne und Presse nur von ihren eigenen politischen und sozialen Interessen widerhallten. Sie beginnt offenkundig wieder Vertrauen zu sich selbst zu gewinnen und in ihre Fähigkeit, das Land zu regieren; und wenn das der Fall sein sollte, wird sie auch die Mittel finden, dem Ausdruck zu verleihen. So dürfen wir also eine Bewegung der Bourgeoisie in Frankreich erwarten, die der entspricht, welche sich jetzt in Preußen entwickelt, und die ebenso gewiß der Vorläufer einer neuen revolutionären Bewegung ist, wie die Bewegung der Bourgeoisie von 1846/1847 in Italien der Herold der Revolutionen von 1848 war. Louis-Napoleon scheint das vollkommen erfaßt zu haben. In Cherbourg sprach er zu einem Mann, den er viele Jahre nicht gesehen hatte: „Es ist ein Jammer, daß die gebildeten Klassen des Landes nicht mit mir gehen wollen; es ist ihre eigene Schuld; doch die Armee steht zu mir, und so mache ich mir nichts daraus." Er wird indessen sehr bald entdecken, was aus der Armee wird - noch dazu einer Armee, die solche Offiziere und Generale wie die seine hat -, sobald die Masse der Bourgeoisie sich in offener Opposition befindet. Auf alle Fälle, bewegte Zeiten scheinen dem europäischen Kontinent bevorzustehen.
Aus dem Englischen.
Karl Marx Das neue Ministerium
[„New-York Daily Tribüne" Nr. 5489 vom 24. November 1858] Berlin, 6. November 1858 Nach vielem Hin und Her ist endlich das neue Ministerium gebildet worden, das man am besten als ein Ministerium der Prinzessin von Preußen charakterisieren kann. Es trägt eine liberalere Färbung, als die Berliner Philister zu hoffen wägten; und wie man es von einer Damenwahl erwarten konnte, hat man der Übereinstimmung seiner verschiedenen Elemente bei der Zusammenstellung nur wenig Aufmerksamkeit zugewandt, so daß das angestrebte Hauptziel - eine zeitweilige Popularität zu erlangen - gerade noch erreicht wurde. Wie es einer wahren Dame geziemt, sagt die Prinzessin jedermann ein huldvolles Wort: den Katholiken durch die Ernennung eines Katholiken1 zum Ministerpräsidenten, eine in den preußischen Annalen unerhörte Sache; den fanatischen Protestanten durch die Übergabe des Kultusministeriums an einen evangelischen Pietisten2; der antirussischen Strömung dadurch, daß das Kriegsministerium einem General3 anvertraut wurde, der seinerzeit auf die entschiedene Forderung des Zaren Nikolaus hin von demselben Posten entlassen worden war; der anti-österreichischen Eifersucht durch die Ubergabe des Ministeriums für Auswärtiges an einen Mann4, der in der Vergangenheit schon einmal diesen Posten niedergelegt hatte, um sich nicht den Befehlen des Fürsten Schwarzenberg unterwerfen zu müssen; der bürokratischen Geistesrichtung durch die Ernennung eines Überlebenden aus den guten alten Zeiten Friedrich Wilhelms III. zum Innenminister5 - zu dem Minister, der das Haupt der gesamten bürokratischen Armee ist, der Polizei sowohl wie der Regierung6 -; den Liberalen durch die Einräumung eines Sitzes ohne
1 Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen-2 von Bethmann-Hollweg-3 von Bonin - 4 Freiherr von Schleinitz - 5 von Flottwell - 6 Regierung: in der „New-York Daily Tribüne" englisch und deutsch
Geschäftsbereich im Kabinett - eines ähnlichen Postens wie der des Präsidenten des Geheimen Rates in einem englischen Ministerium1436] - an einen Mann1, der im ersten von der Revolution von 1848 gebildeten Kabinett Ministerpräsident gewesen war; den Anhängern des Freihandels durch die Einsetzung Herrn von Patows in das Finanzministerium und den Anhängern des Schutzzolls durch das Verbleiben von der Heydts im Handelsministerium; dem Ade! durch die Berufung eines Prinzen des königlichen Hauses an die Spitze des Kabinetts und die Besetzung aller politischen Posten mit Adligen; der Bourgeoisie durch die Überlassung der Fachministerien, das heißt der Justiz, des Handels, des Kultus und des Innern, an nichtadlige oder geadelte Bourgeois; den Feinden der Kamarilla durch die Bildung der großen Mehrheit des neuen Kabinetts aus persönlichen Feinden Gerlachs und Kompanie; und den Konservativen, die befürchten, in Preußen könne so etwas wie ein Kabinettswechsel im parlamentarischen Sinne aufkommen, indem man einigen Ministem das Gehalt beläßt, die Manteuffels Kollegen gewesen, von ihm selbst ausgewählt worden waren, und die jene Befehle gegengezeichnet hatten, in denen der coup d'etat im Dezember 1848 verkündet worden war. So ist Eklektizismus der spezifische Zug des neuen Kabinetts - ein Eklektizismus, der von der Popularitätshascherei ausgeht, aber von der festen Entschlossenheit im Zaum gehalten wird, dieser selben Popularität nichts Wichtiges zu opfern. Von einem Zug des neuen Kabinetts will ich nur eine Andeutung machen, von einer Nuance, die für den kühlen politischen Beobachter völlig gleichgültig, aber für den Berliner Gerüchtekrämer von höchstem Interesse ist. Unter den neuernannten Ministem gibt es keinen, dessen Name nicht einem Trumpfe ähnelte, der gegen die Königin von Preußen ausgespielt wird, oder einem persönlichen Epigramm, das ihre boshafte Schwägerin gegen sie richtet. Den allgemeinen Eindruck, den die Ernennung des neuen Kabinetts unter jenen Berlinern hervorgerufen hat, die etwas mehr nachdenken, möchte ich mit den Worten eines meiner Berliner Freunde übermitteln. Die offizielle Mitteilung erschien erst in der heutigen Abendausgabe des „Staats-Anzeigers" [437]; das heißt gegen 6 Uhr abends; dennoch zirkulierte die genaue Liste der Ernannten schon lange vor dieser Zeit frei unter den sich „Unter den Linden"3 versammelten Menschengruppen. Als ich dort meinen soeben erwähnten Freund, einen gewöhnlichen Berliner Bierbankpolitiker, traf, fragte ich ihn, was er von dem neuen Kabinett denke und was man überhaupt „in der Stadt" davon halte. Aber bevor ich seine Antwort mitteile, muß ich Ihnen sagen, was ein gewöhnlicher Berliner Bierbankpolitiker ist. Es ist ein
1 von Auerswald - 2 „Unter den Linden": in der „New-York Daily Tribüne" deutsch
Mann, der von der Idee durchdrungen ist, Berlin sei die erste Stadt der Welt, nirgends außer in Berlin könne man „Geist"1 finden (der Begriff ist unübersetzbar, obwohl das englische ghost2 etymologisch das gleiche Wort ist; das französische esprit3 ist etwas ganz anderes), und das Weißbier4 - ein für den Geschmack jedes zugereisten Barbaren abscheulicher Trank - sei ebendasselbe Getränk, das in der Ilias unter dem Namen Nektar und in der Edda[4381 unter dem Namen Met erwähnt wird. Außer diesen harmlosen Vorurteilen ist unsere Berliner Durchschnittsleuchte ein unverbesserlicher Neunmalkluger mit einer losen Zunge, ein leidenschaftlicher Schwätzer, der sehr dazu neigt, sich mit einer gewissen Sorte niederen Humors abzugeben, in Deutschland als Berliner Witz5 bekannt, der eher ein Spiel mit Worten als ein Spiel mit Gedanken ist, eine seltsame Mischung von einer kleinen Dosis Ironie, einer kleinen Dosis Skepsis und einer großen Dosis Vulgarität - im allgemeinen kein sehr hohes Muster des Menschengeschlechts und wirklich kein sehr spaßiger, aber dennoch ein ziemlich charakteristischer Typ. Nun, mein Berliner Freund antwortete auf meine Frage in einem wahrhaft berlinischen spöttischen Tone mit folgenden Versen aus Schillers „Glocke". En passant möchte ich bemerken, daß unser Durchschnittsberliner gewöhnlich nur Goethe lobt, aber nur Schiller zitiert:
O zarte Sehnsucht, süßes Hoffen, Der ersten Liebe goldne Zeit! Das Auge sieht den Himmel offen, Es schwelgt das Herz in Seligkeit O daß sie ewig grünen bliebe, Die schöne Zeit der jungen Liebe.6
Kehren wir jetzt von dem poetischen Berliner Bierbankpolitiker zum n?uen preußischen Kabinett zurück und erinnern wir uns an das alte französische Sprichwort „ä tout seigneur tout honneur"7, so beansprucht der Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen, der Ministerpräsident und intime Freund der Prinzessin von Preußen, in erster Linie unsere Aufmerksamkeit. Er, der Vater der Königin von Portugal, lehnte es entschieden ab, Schwiegervater des zweiten französischen Kaiserreiches zu werden. Trotzdem ist er mit Bonaparte nahe verwandt. Seine Mutter war die Schwester Murats, eines der von
1 „Geist": in der „New-York Daily Tribüne" deutsch - 2 Geist, Gespenst, Seele - 3 Geist, Scharfsinn - 4 Weißbier: in der „New-York Daily Tribüne" deutsch - 5 ebenso: Berliner Witz - 6 die Verse in der „New-York Daily Tribüne" deutsch und englisch - 7 „Ehre, wem Ehre gebührt" > •
Napoleon I. improvisierten Könige, und seine Frau ist die zweite Tochter der verwitweten Großherzogin von Baden, Stephanie, geborene Beauharnais. Auf diese Weise ist der Fürst ein Bindeglied verwandtschaftlicher Beziehungen zwischen der preußischen, coburgischen und der Bonaparte-Dynastie. Die süddeutschen Liberalen haben ihn sehr angeschwärzt, weil er 1849 in seinem Staat Hohenzollern-Sigmaringen auf den Thron verzichtete und ihn j r T _ -.n j • : _ n. n i i ix-" i .TT i den i amilienvei u agen gernau an uie in r reuuen nerrscnenae Linie aer nonenzollern verkaufte. Als er das Geschäft abschloß, hatte kein deutsches Fürstentum auch nur den Wert seiner dreifachen Jahreseinkünfte, und um so weniger konnte man von dem Fürsten erwarten, er werde den Demagogen von Hohenzollern-Sigmarmgen zuliebe das Dasein der hohenzollern-sigmaringenschen Nation fortsetzen. Außerdem mißfiel Österreich das Hissen der preußischen Farben in Südd eutschland ebenso wie den kleinen Demagogen von Baden und Württemberg. Nach der Abdankung trat der Fürst im Range eines Generals in preußische Dienste und schlug seine Zelte in Düsseldorf auf, einer Stadt der Gemälde, Skulpturen und Kasernen, wo früher eine Nebenlinie der preußischen Dynastie gewöhnlich einen kleinen Hof zu unterhalten pflegte. Um die Düsseldorfer wegen ihrer Teilnahme an der Revolution von 1848 zu bestrafen, die ihren Höhepunkt bei einer Fahrt des Königs durch die Stadt in einer Demonstration der Massen gegen ihn erreicht hatte, war Düsseldorf der Hofhaltung des Prinzen Friedrich beraubt und in die Kategorie der gewöhnlichen Städte versetzt worden, die ohne die Kundschaft eines Hofes ihr Leben fristen müssen. So wurde das Erscheinen des Fürsten von Hohenzollern in Düsseldorf zu einem wahren Ereignis. Ohne etwas Bemerkenswertes zu tun, glänzte er durch seine bloße Anwesenheit, ähnlich wie jener große Mann, von dem Goethe sagt, daß er schon zahlt mit dem, was er ist, und nicht mit dem, was er tut. Von Düsseldorf aus verbreitete sich seine Popularität wie ein Lauffeuer. Daß er Mitglied der Dynastie und zugleich Mitglied der katholischen Kirche ist, tat das übrige. Für den bigotten Teil der Bevölkerung Rheinpreußens ist nämlich keine andere Eigenschaft erforderlich. Sie dürfen sicher sein, daß die mächtige und ausgezeichnet organisierte katholische Geistlichkeit Rheinpreußens, Westphaiens, Schlesiens und Posens alle Kräfte zur Unterstützung des von einem Katholiken geführten Ministeriums aufbieten wird, und es ist tatsächlich nur wünschenswert, wenn sie es tun wird. Nichts hat der Revolution von 1848 so geschadet wie die oppositionelle Haltung der katholischen Geistlichkeit. Diese zog aus der Revolution gewaltigen Nutzen, zum Beispiel: das Recht der ungehinderten Beziehungen zum Papst, der Errichtung von Klöstern für Nonnen und Mönche und, was besonders wichtig ist, des Erwerbs von Grundeigentum.
Als Dank für diese Privilegien wandten sich die heiligen Väter natürlich wütend gegen die Revolution, als diese eine Niederlage erlitten hatte. Sie traten als die erbarmungslosesten Werkzeuge der Reaktion auf, und es ist gut, daß sie jetzt keinen Anlaß erhalten, wiederum in das Lager der Opposition überzugehen. Uber die anderen Minister zu sprechen, werde ich noch Gelegenheit finden.
Aus dem Englischen.
Karl Marx Das neue Ministerium
r M \/ lL„lNeW- i «JIR. i^any iiiuune Nr. 5492 vom 27. November 1858] Berlin, 9. November 1858 „Und so bringt das Dreherchen derZeit seine gerechte Vergeltung herbei. "C439] Herr von Auerswald, der Vizepräsident des neuen Kabinetts, war, wie ich schon in einem früheren Artikel1 gesagt habe, das nominelle Haupt des ersten regulären Ministeriums der Revolutionsepoche. Seinerzeit wurde seine Ernennung ebenso als ein Symptom der Reaktion angesehen, wie man jetzt, nach Ablauf von zehn Jahren, in ihr ein Symptom des Fortschritts sieht. Er war der Nachfolger des Getreidehändlers Camphausen, den der revolutionäre Sturm aus seinem Kontor in Köln nach Berlin auf die Stufen des preußischen Throns geworfen hatte. Das Ministerium Auerswald bestand von Ende Juni bis zum J.September J8481. Unabhängig davon, was er tun oder nicht tun konnte, hatte im Juni 3 848 allem sein Name an der Spitze der Kabinettsliste eine besondere Bedeutung. Sein Vorgänger Camphausen ist aus Rheinpreußen gebürtig. Auerswald aus Ostpreußen; jener ist Privatkaufmann, dieser Staatsbeamter, jener ist ein Bourgeois, dieser ein Adliger; jener ist reich, dieser arm. So war es klar, daß schon Ende Juni 1848, nur drei Monate nach den Märztagen, sich das Pendel der preußischen Revolution von Westen nach Osten bewegt hatte - von der Nachbarschaft mit Frankreich zur Nachbarschaft mit Rußland, von den gewöhnlichen Sterblichen zu den Mandarinen, von der Bourgeoisie zum Adel, vom Geldbeutel zu Rang und Würden. Außer dieser Bedeutung, die Auerswalds Name hatte, kann man nicht sagen, daß er während der drei Monate, in denen sein Kabinett bestand, irgend etwas Bedeutendes geleistet hat. Wenn Sie einen Preußen nach dem Charakter des damaligen Kabinetts Auerswald fragen, wird er sicherlich seinen Zeigefinger an die Stirn legen, sie mit ernster Miene reiben,
ganz in der Art des Hudibras14401, und endlich, wie aus einem Dämmerzustand erwachend, ausrufen: „Ach, Sie meinen das Kabinett Hansemann!" Tatsächlich war die Seele des Kabinetts Auerswald der Finanzminister Hansemann, den er aus dem Kabinett Camphausen übernommen hatte. So müssen wir also, um Auerswald als Ministerpräsidenten zu charakterisieren, über Hansemann sprechen. Dieser, ein Aachener Kaufmann, hat 1847 im Vereinigten Landtag sein politisches Glaubensbekenntnis in der später berühmt gewordenen Replik an die Adresse des preußischen Königtums zusammengefaßt: „ In Geldsachen hört die Gemütlichkeit auf."1 Dieser Ausspruch war, wenn es erlaubt ist, parva componere magnis2, unter den damaligen Umständen ein Gegenstück zu Siey&s' berühmten Worten: „Le tiers etat est tout."14411 Unter Friedrich Wilhelm III., als es niemand außer den lizenzierten Dienern der preußischen Universitäten wagte, über Politik zu schreiben, veröffentlichte Hansemann ein Buch, das Preußen mit Frankreich verglich14421 und stark nach der Seite des letzteren tendierte, aber so geschickt und in einem so gemäßigten Ton, daß es sogar der preußischen Zensur unmöglich war, seine beleidigende Gegenüberstellung zu unterdrücken. In jenen Tagen, da in Deutschland eine Aktiengesellschaft noch eine rara avis3 war, hatte er den Ehrgeiz, ein deutscher Hudson4 zu werden und zeigte sich als vollkommener Experte in jener Börsenjobberei, die heute in allen zivilisierten Ländern blüht und vom Credit mobilier1321 sogar zum System erhoben worden ist. In jenen Tagen, da das altmodische Deutschland noch der Meinung war, ein Bankrott schände eines Mannes ehrlichen Namen, versuchte Hansemann nachzuweisen, die Aufeinanderfolge der Bankrotte im Handel sei fast ebenso produktiv wie die Fruchtfolge in der Landwirtschaft. Die Amtstätigkeit dieses Mannes, der Auerswald seinen Namen lieh, ging von der falschen Vorstellung aus, daß die paar Wochen Revolution die Pfeiler des alten Staates hinreichend erschüttert, Dynastie, Aristokratie und Bürokratie hinreichend gedemütigt, das politische Übergewicht der Bourgeoisie für immer gesichert hätten, daß jetzt nur noch übrigbliebe, die unaufhörlich anrollenden Wogen der Revolution zu brechen. Das Ministerium erwies sich als ein so erfolgreicher Wellenbrecher, daß es drei Monate nach seiner Ernennung selber gebrochen wurde, daß diese liberalen Speichellecker selber von den hinter ihnen stehenden Höflingen, für die sie bloß die Kastanien aus dem Feuer geholt hatten, in völlig unzeremonieller Weise beiseite geworfen wurden. Auerswald und Hansemann standen in der traurigen Rolle betrogener Betrüger da. Überdies befand sich
1 Dieser Ausspruch in der „New-York Daily Tribüne" englisch und deutsch - 2 Kleines mit Großem zu vergleichen - 3 Seltenheit - 4 siehe vorl. Band, S. 198
Auerswald in der keineswegs beneidenswerten Lage eines Mannes, der für die preußische Außenpolitik verantwortlich war; denn er vereinigte in seiner Person das Amt des Ministerpräsidenten und das des Ministers für Auswärtiges. Wenn zumindest die Innenpolitik des Ministeriums von den offenkundigen Interessen der angesichts des Fortschreitens der Revolution erschreckten Bourgeoisie diktiert war, so wurde die Außenpolitik ausschließlich von der Kamarilla gelenkt, in deren Händen Auerswaid ein bloßes Werkzeug war. Im Juni 1830 wurde er zum Oberpräsidenten der Rheinprovinz ernannt, aber sehr bald von Herrn von Westphalen aus diesem Amt entlassen, der die preußische Bürokratie mit derselben Kaltblütigkeit von Liberalen bereinigte, mit der ein schottischer Adliger seine Güter von Menschen bereinigt. Als Mitglied des Abgeordnetenhauses1 begnügte sich Auerswald mit einer derart verwässerten Opposition, daß sie nur von dem Auge eines politischen Homöopathen bemerkt werden konnte. Auerswald ist einer der aristokratischen Vertreter des ostpreußischen Liberalismus. Die Elemente dieses Liberalismus sind: die Erinnerungen an die Kriege gegen Napoleon und die damaligen Hoffnungen der gebildeteren Patrioten; einige allgemeine Ideen, die Königsberg, als das Zentrum der Kantschen Philosophie, fast als sein lokales Eigentum betrachtet; die Interessengemeinschaft der adligen Kornproduzenten mit den Bewohnern der Küstenstädte, die das Korn ausführen; Freihandelsdoktrinen verschiedener Art, denn die Provinz Preußen ist kein Industriegebiet, sondern lebt hauptsächlich vom Verkauf ihrer landwirtschaftlichen Produkte nach England. Herr von Schleinitz, der Minister des Äußeren, hatte schon einmal, und zwar 1849, das gleiche Amt inne und hatte sich während seiner kurzen Amtszeit eng mit der Gothaer Partei[443] verbunden, die, wäre sie erfolgreich, Deutschland in zwei Teile teilen würde, in einen nördlichen, der sich mit Preußen, und in einen südlichen, der sich mit Österreich vereinigen würde. Tatsächlich ist das Verschlucken Deutschlands durch diese beiden großen gegensätzlichen Monarchien das offen bekannte Ziel der Gothaer. Gelänge es ihnen, zwei Deutschlands zu schaffen, würde .-ein tödlicher Konflikt entstehen, stünde ein neuer Dreißigjähriger Krieg bevor, und der Zweikampf zwischen den beiden sich befehdenden Deutschlands würde schließlich beendet werden, indem Rußland das eine und Frankreich das andere Deutschland einstecken würde. Herrn von Bonin, den Kriegsminister, habe ich bereits in meinem vorigen Artikel erwähnt.2 Hier füge ich nur hinzu, daß er sich während seines Kom
1 Abgeordnetenhauses: in der „New-York Daily Tribüne" englisch und deutsch - 2 siehe vorl. Band, S. 631
mandos im Krieg um Schleswig~Holstein[444] nicht so sehr durch die Verfolgung der Dänen ausgezeichnet hat, als durch die der demokratischen Freiwilligen, die unter der deutschen Fahne kämpften. Dieser Krieg war, wie jedermann weiß, eine der blutigen Farcen der modernen Diplomatie. Herr von Patow, der Finanzminister, war Mitglied des Kabinetts Camphausen. Im Abgeordnetenhaus haben ihn vor einigen Jahren die Krautjunker1 als Revolutionär gebrandmarkt. Irgendeine persönliche Beleidigung kam hinzu, und es folgte ein Duell mit dem Grafen Pfeil, das ihn eine Zeitlang zum Liebling des Berliner Publikums machte. Patow könnte Mitglied der Liverpooler Vereinigung für Finanzreform sein. Von Graf Pückler, dem Minister für Landwirtschaft, läßt sich nur sagen, daß er ein Neffe des blasierten Autors der „Briefe eines Verstorbenen"[445] ist. Bethmann-Hollweg war früher Kurator der Bonner Universität; diese Kuratoren sind in Wirklichkeit die Großinquisitoren, mit denen die preußische Regierung die offiziellen Zentren der Wissenschaft plagt. Unter Friedrich Wilhelm III. befaßten sie sich mit Demagogenriecherei, unter Friedrich Wilhelm IV. mit Ketzerverfolgung. Bethmann widmete sich dem letzteren Geschäft. Vor der Revolution gehörte er faktisch zur Kamarilla des Königs und entfernte sich von ihr nur, als sie „zu weit" ging. Simons, der Justizminister, und von der Heydt, der Handelminister, sind die einzigen Mitglieder des Kabinetts Manteuffel, die den Sturz ihres Chefs überlebt haben. Beide stammen aus Rheinpreußen, aber aus dem protestantischen Teil, der auf dem rechten Rheinufer liegt. Da nach dem Plan einige gebürtige Rheinpreußen, jedoch unter Ausschluß der rheinischen Liberalen, dem Kabinett angehören sollten, wurden die beiden Männer übernommen. Simons kann sich rühmen, die Gerichte auf eine niedrigere Stufe heruntergewirtschaftet zu haben, als jene, die in den schlimmsten Zeiten der preußischen Monarchie jemals erreicht worden war. Von der Heydt, ein reicher Kaufmann aus Elberfeld, hatte 1847 vom König gesagt: „Dieser Mensch hat uns so oft belogen, daß Vir ihm nicht länger trauen können."2 Im Dezember 1848 trat er in das coup d'etat-Ministerium ein. Gegenwärtig , ist er der einzige preußische Minister, den man verdächtigt, seine offizielle Stellung zu seinem privaten Vorteil auszunutzen. Ganz allgemein ist das Gerücht verbreitet, daß er Staatsgeheimnisse gern den Handelsgeschäften der Elberfelder Firma Heydt & Co. dienstbar macht.
Aus dem Englischen.
1 Krautjunker: in der „New-York Daily Tribüne" deutsch - a dieser Ausspruch in der „New-York Daily Tribüne" englisch und deutsch
Karl Marx Die Lage in Preußen
[„New-York Daily Tribüne" Nr. 5497 vom 3, Dezember 1858] Berlin, 16. November 1858 Der eklektische und buntscheckige Charakter des neuen Kabinetts, mit dem ich mich schon in einem früheren Beitrag beschäftigt habe1, ist von der „Kreuz-Zeitung"[446] mit folgenden höhnischen Worten kommentiert worden: „Eine Veränderung des Systems soll stattfinden. Wenn wir uns die Frage gestatten dürfen: welche Veränderung des Systems? Welches System wird aufgegeben, und welches sind die Prinzipien des neuen Systems, die angenommen werden sollen? Repräsentiert der katholische Prinz an der Spitze des Ministeriums seinen Leitgedanken oder der Kultusminister, der Mann der evangelischen Allianz? Wieso erwartet man vom Finanzminister, dem früheren Abgeordneten der Demokraten, mit den obengenannten Personen zu harmonieren? Und kann der Veteran der alten preußischen Bürokratie seine Auffassungen auf die gleiche Stufe mit denen des Herrn von Patow bringen?" Am 12. November haben im ganzen Königreich die Urwahlen2 stattgefunden. Die so gewählten^ Wahlmänner3 werden ihrerseits am 23. dieses Monats die Abgeordneten wählen. Niemand liebt mäßige Keuschheit bei seiner Frau oder mäßige Zahlungsfähigkeit bei seinem Schuldner; und doch war mäßige Freiheit das Schlagwort, das man in gemäßigter Weise unter den Urwählern4 verbreitete. Der Teil der preußischen Bevölkerung, der die Bewegung bis jetzt noch allein in Händen hält und dessen politisches Glaubensbekenntnis als liberalismus vulgaris5 gekennzeichnet werden kann, ist alles
1 Siehe vorl. Band, S. 631/632 - 2 Urwahlen: in der „New-York Daily Tribüne" deutsch und englisch - 3 Wahlmänner: in der „New-York Daily Tribüne" deutsch - 4 ebenso: Urwählern - 5 platter Liberalismus
andere als heldenmütig. 1848 wagten sie sich nicht zu rühren, bevor nicht die Bewegung in Neapel, Paris und Wien zum Ausbruch gekommen war. Durch eine seltsame Verkettung von Umständen sind sie gegenwärtig in die Lage geraten, das Signal für das politische Wiedererwachen auf dem Kontinent zu geben. Im eigenen Rücken eine große Armee, das Frankreich des Dezember-Staatsstreichs143 ] auf der einen, ein neuerlich zentralisiertes Osterreich auf der anderen, ein ewig lauerndes Rußland auf der dritten Seite, bieten sie ein gar zu bequemes Objekt für einen konzentrischen Angriff, um sich nicht ziemlich unbehaglich zu fühlen. Ferner ist vor ihren Augen und in ihi'em Herzen die Erinnerung an die Revolution noch wach; und schließlich darf der Prinzregent nicht aus seinem frischgebackenen Konstitutionalismus aufgeschreckt werden. So bittet der eine liberale Held den anderen, ihm doch jenen guten Dienst zu erweisen, um den der Ehemann seine Frau bat, als diese auf offener Straße von einem Offizier beleidigt wurde: „Halte mich zurück", rief der wackere Mann, „oder ich werde mich rächen, und dann wird Blut fließen." In der Tat darf man sich in diesem Punkte keinen Illusionen hingeben. Eine preußische Bewegung im lokalen Sinn des Wortes ist nur innerhalb sehr enger Grenzen möglich; sind sie einmal überschritten, muß sie entweder zurückweichen oder sich in eine allgemeine kontinentale Bewegung verwandeln. Die Furcht vor der letzteren wird von der Großbourgeoisie und dem Prinzregenten gleichermaßen geteilt. Eine Tatsache, die Sie schwerlich in einem Zeitungsbericht finden werden, für die ich aber bürgen kann, ist, daß der Prinz bei seinem letzten Besuch in Breslau in einer den Standespersonen dieser Stadt gewährten Audienz in höchst feierlichem Tone erklärt hat, das revolutionäre Feuer brenne noch immer, es drohe ein neuer europäischer Ausbruch, und daher erfordere sowohl die Pflicht als auch das Interesse des Bürgertums, sich um den Thron zu scharen und vor allem durch die Einhaltung der strengsten Mäßigung bei der politischen Tätigkeit jedes Loch zu verstopfen, durch das gesinnungslose Demagogen1 durchschlüpfen könnten. Das stimmt durchaus mit dem überein, was mir kürzlich ein hochgebildeter preußischer Adliger sagte:
„Wissen Sie, was den König zum Irrsinn trieb? Das Gespenst der roten Republik, und sein Bruder, obgleich ein nüchterner, mittelmäßiger und fader Gamaschenknopf, wird von dem gleichen Gespenst verfolgt." Im großen und ganzen haben in den größeren Städten die liberalen Wahlmänner2 gesiegt und auf dem Lande die entschiedenen Reaktionäre. In
1 gesinnungslose Demagogen: in der „New-York Daily Tribüne" englisch und deutsch 8 Wahlmänner: in der „New-York Daily Tribüne" deutsch
41 Marx/Engels, Werke, Bd. 12
welcher Weise die Wahlen auf dem Lande durchgeführt wurden, kann man aus der Tatsache schließen, daß die Landräte1 privatim, jeder in seinem Kreis, Rundschreiben zirkulieren ließen, in denen die Urwähler2 aufgefordert wurden, die und die Personen zu wählen. Nun hat der Landrat3 in Preußen eine ganz besondere Stellung inne. In allen Provinzen, die Rheinprovinz als einzige Ausnahme, ist er ein Junker mit ausgedehntem Landbesitz, welcher, wie der des englischen Friedensrichters, innerhalb seines Amtsbereichs liegt. Er ist zugleich ein Kettenglied der Bürokratie, er wird von seinem Landgebiet gewählt, von der Krone ernannt und ist der Regierung4 (einem Kollegium) unterstellt, die in einem der Zentren der größeren Verwaltungsbezirke ihren Sitz hat; aber in seinem Kreis \pder Ressort, wie es die Preußen nennen) ist er der höchste Regierungsvertreter. Diese Landräte1 vereinen daher in ihrer Person die Eigenschaft des Krautjunkers14471 mit der des Bürokraten. Im Gegensatz zum größeren Teil der Staatsbeamten sind sie nicht vollkommen von ihrer offiziellen Besoldung abhängig; schlimmstenfalls sind sie als jüngere Söhne der Landaristokratie gezwungen, ihr vom Vater, Onkel oder älteren Bruder gewährtes Taschengeld mit einer staatlichen Besoldung von 1200Talern jährlich aufzubessern. Daher ist ihr Interesse im allgemeinen mehr mit den Klassen- und Parteiinteressen der Landaristokratie verknüpft als mit den Kasteninteressen der Bürokratie. Diese Leute waren die Hauptstützen des soeben gestürzten Kabinetts. Sie sahen in einer zentralen Regierung viel mehr das Werkzeug ihrer eigenen sozialen Interessen, als daß sie sich als deren Werkzeug betrachtet hätten. Gegenwärtig widersetzen sie sich dem neuen Kabinett; dieses hat es nicht gewagt, sie abzusetzen, teils weil solch ein radikales Verfahren alle revolutionären Neigungen aufpeitschen und mit der Routine der preußischen Verwaltung in Widerspruch geraten würde, teils weil man in gewissem Grade auf die Tätigkeit der Landräte1 angewiesen ist, um die Landbevölkerung zu knebeln und somit ein Gegengewicht gegen den Liberalismus der Städte zu bilden. Der einzige bisher abgesetzte Landrat3 ist Graf von Krassow in Pommern, der sich in seinem Rundschreiben an die Urwähler2 den Spaß erlaubte, das Kabinett zu beleidigen. Seit 1852 ist keine neue Volkszählung vorgenommen worden; aber die letztere genügt durchaus, um einen Begriff vom zahlenmäßigen Verhältnis der Landbevölkerung zur Stadtbevölkerung zu vermitteln. Von siebzehn Millionen Einwohnern waren zwölf Millionen über das Land verstreut, während fünf Millionen in Städten zusammenwohnten, von denen ein großer
1 Landräte: in der „New-York Daily Tribüne" deutsch - 2 ebenso: Urwähler - 3 ebenso: Landrat - 4 ebenso: Regierung
Die Lage in Preußen 643
Teil nur Landstädte sind. Von den 984 Städten des Königreiches konnten sich nur die 12 wichtigsten zusammen einer Gesamtbevölkerung von 1 000000 rühmen, während mehr als 500 weniger als 2500 Einwohner hatten. In der Provinz Preußen beträgt die Industriebevölkerung 11 Prozent, in Pommern 15 Prozent, in Posen 18 Prozent, in Schlesien 23 Prozent, in Westphalen 26 Prozent, in Sachsen 28 Prozent, in der Rheinprovinz 25 Prozent und in Brandenburg 37 Prozent. Allerdings ist fast die gesamte Industriebevölkerung Brandenburgs in Berlin konzentriert. 60 Prozent der gesamten Bevölkerung des Königreiches gehören ausschließlich zur Landwirtschaft; im Durchschnitt kommt ein Adliger auf 263 Personen.
Aus dem Englischen.
Karl Marx [Das Projekt der Brotpreisregulierung in Frankreich]
*> [„New-York Daily Tribüne" Nr.5507 vom 15. Dezember 1858, Leitartikel] Der Kaiser der Franzosen hat gerade die Ausführung eines seiner Lieblingsprojekte unternommen, nämlich die Regulierung des Brotpreises in seinem ganzen Reich. Diese Idee hat er schon 1854 in seiner Rede vor dem Corps legislatif anläßlich der Kriegserklärung an Rußland mit Bestimmtheit angekündigt. Seine damalige Erklärung zu dieser Sache ist wert zitiert zu werden; wir geben sie wie folgt wieder: „Vor allem empfehle ich Ihrer Aufmerksamkeit das jetzt von der Stadt Paris angenommene System, denn wenn es, wie ich hoffe, sich über ganz Frankreich erstrecken wird, wird es in Zukunft jene extremen Schwankungen des Kornpreises verhüten, die in Zeiten des Uberflusses die Landwirtschaft wegen des niedrigen Weizenpreises darben lassen und in Jahren der Knappheit wegen der Verteuerung des Weizens den ärmeren Klassen so großes Leid bringen. Dieses System besteht darin, in allen großen Bevölkerungszentren ein Kreditinstitut, eine sogenannte Bäckerbank (Caisse de la Boulangerie) zu errichten, die während der Teuerungsjahre Brot zu einem unendlich niedrigeren Preise als dem offiziellen Marktpreis abgeben könnte unter der Bedingung, daß sein Preis in den Jahren des Uberflusses etwas höher liegen wird. Da die guten Ernten im allgemeinen zahlreicher sind als die schlechten, ist leicht einzusehen, daß der Ausgleich zwischen beiden mit Leichtigkeit vorgenommen werden kann. Hinzu kommt der ungeheure Vorteil, daß man Kreditgesellschaften finden wird, die, anstatt am Steigen des Brotpreises zu verdienen, wie jedermann sonst an seiner Billigkeit interessiert sein würden; denn im Gegensatz zu dem, was es bisher gab, würden solche Gesellschaften in Zeiten der Fruchtbarkeit Geschäfte machen und in den Jahren der Teuerung Geld verlieren." Das hier verfochtene Prinzip ist, daß Brot „unendlich" unter seinem Marktpreis in schlechten und nur „ein wenig" über demselben Preis in guten Zeiten verkauft werden soll, wobei sich der Ausgleich aus der Hoffnung ergeben müßte, daß die guten Jahre bei weitem die knappen überwiegen werden.
Als ein kaiserliches Dekret imDezember 1853 die Bäckerbank inParis gründete, wurde der Höchstpreis für ein Vierpfund-Brot auf 40 Centimes festgesetzt; die Bäcker wurden ermächtigt, für ihre Verluste Entschädigung von der Bank zu fordern; die Bank ihrerseits bildete ihren Fonds durch die Ausgabe von Obligationen, die von der Pariser Munizipalität garantiert wurden; diese wiederum bildete den Garantiefonds, indem sie neue Schulden einging und die Akzise-Abgaben für Konsumtionsgüter an den Toren von Paris erhöhte. Eine gewisse Summe wurde außerdem direkt durch die Regierung aus der Staatskasse beigesteuert. Ende 1854 hatten die so von der Pariser Munizipalität eingegangenen Schulden zusammen mit dem Geld der Regierung schon eine Summe von achtzig Millionen Francs erreicht. Die Regierung sah sich dann gezwungen, ihre Schritte zurückzunehmen und den Höchstpreis für ein Laib Brot nacheinander auf 45 und 50 Centimes zu erhöhen. So hatte die Pariser Bevölkerung in Form der erhöhten Akzisen teilweise abzuzahlen, was sie am Brotpreis sparte, und das übrige Frankreich hatte eine allgemeine Armengebühr für die Metropole zu zahlen in Form der direkten Regierungssubvention, die der Munizipalität von Paris gewährt wurde. Das Experiment erwies sich jedoch als ein völliger Fehlschlag, da der Pariser Brotpreis während der schlechten Zeiten von 1855 bis 1857 über das offizielle Maximum gestiegen und während der reichen Ernten von 1857 und 1858 darunter gesunken war. Keineswegs entmutigt durch das Mißlingen seines Experiments in einem verhältnismäßig kleinen Maßstab, hat es Louis-Napoleon jetzt unternommen, durch einen höchsteigenen Ukas das Bäckergewerbe und den Getreidehandel in ganz Frankreich zu organisieren. Vor einigen Wochen versuchte eine seiner Zeitungen in Paris, die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, daß eine „Getreidereserve" in allen bedeutenden Städten eine Notwendigkeit wäre. Das Argument war, daß in den schlimmsten Jahren der Knappheit das größte Defizit an Getreide gleich dem Verbrauch der Gesamtbevölkerung in 28 Tagen gewesen wäre und daß die Durchschnittszahl aufeinanderfolgender schlechter Jahre drei sei. Unter diesen Voraussetzungen wurde errechnet, daß „eine effektive Reserve für drei Monate alles sein wird, was nach menschlicher Voraussicht benötigt wird". Wenn diese Reserve sich nur auf Städte mit einer Mindestbevölkerung von 10000 Einwohnern erstrecken soll, deren Gesamtbevölkerung in Frankreich (Paris ausgenommen) sich auf 3 776000 Seelen beläuft, wenn jeder Mensch durchschnittlich in drei Monaten 45 Kilogramm Weizen verbraucht und der gegenwärtige Weizenpreis etwa 14 frs. je Hektoliter beträgt, dann würde eine solche Reserve entsprechend diesen Betrachtungen zwischen 31000000 und 32000000 frs. kosten! Nun, am 18.November veröffentlichte der „Moniteur" ein Dekret mit folgendem Wortlaut:
„Art. 1.. Die Reserve der Bäcker in allen Städten, in denen das Bäckergewerbe durch Dekrete und Verordnungen reguliert ist, soll jene Getreide- oder Mehlmenge betragen, die zur Belieferung des täglichen Bedarfs jeder Bäckerei während drei Monaten notwendig ist. Art.2. Innerhalb eines Monats von diesem Datum gerechnet sollen die Departementspräfekten, nachdem sie die Munizipalitäten konsultiert haben, entscheiden, ob die Reserven in Getreide oder Mehl angelegt werden sollen, und den Zeitraum festsetzen, innerhalb dessen sie zu beschaffen sind, ebenso den Anteil davon, der in öffentlichen Lagerhäusern aufbewahrt werden kann." Diesem Dekret ist eine Liste der Städte beigefügt, „in denen das Bäckergewerbe reguliert wird" und die infolgedessen Reserven anzulegen haben. Die Liste umfaßt alle Städte Frankreichs mit einem gewissen Bedeutungsgrade, außer Paris und Lyon, in denen schon Reserven vorhanden sind und die folglich nicht unter die Bestimmungen dieses Dekrets fallen. Alles in allem gibt es nicht weniger als 161 Städte, und unter ihnen sind Marseille, Saint Quentin, Moulins, Caen, Angouleme, Dijon, Bourges, Besan^on, Evreux, Chartres, Brest, Nimes, Toulouse, Bordeaux, Montpellier, Rennes, Tours, Grenoble, Saint Etienne, Nantes, Orleans, Angers, Reims, Chalon, Metz, Lille, Douai, Valenciennes, Beauvais, Arras, Saint Omer, Calais, Boulogne-sur-Mer, Straßburg, Mülhausen, Rouen, Le Havre, Mäcon, Le Mans, Amiens, Abbeville und Toulon. Nach der letzten Volkszählung kann die Bevölkerung der 161 Städte jetzt mit etwa 8000000 angesetzt v/erden! Das ergibt dann 5500000 Hektoliter im Werte von 70000000 bis 80000000 Francs für die Reserven. Bei Übermittlung des Dekrets durch Rundschreiben an die Präfekten der Departements teilt der Minister für Landwirtschaft und Handel ihnen mit, daß sie, obgleich sie „die Bäcker nicht zwingen sollen, die ihnen durch das Dekret auferlegten Verpflichtungen übereilt zu erfüllen", sie den für die Ausführung dieser Maßnahme gestatteten Zeitraum „innerhalb vernünftiger Grenzen festlegen" müssen. Er überläßt es den Präfekten, aus örtlichen Rücksichten zu entscheiden, ob die Reserven in Getreide oder in Mehl angelegt werden sollen. Er teilt ihnen anschließend mit, daß die gegenwärtige Maßnahme, so umfassend sie auch ist, als erweiterungsfähig angesehen werden kann. „Die Regierung übertreibt nicht, Herr Präfekt, die Bedeutung der Maßnahme, die ich beschrieben habe. Sie ist sich klar darüber, daß das Dekret nur einen kleinen Teil der Bevölkerung betrifft, und hat sich daher mit der Möglichkeit befaßt, ihren Aktionsradius zu vergrößern. Die Einwohner von Flecken und Dörfern backen ihr eigenes Brot und nehmen von ihrer Ernte die Menge Weizen, die für ihre Familien für die Dauer eines Jahres notwendig ist. Die Einmischung der Regierung würde, was diese Familien angeht, nutzlos und unmöglich sein. Aber in einer gewissen Zahl von Haupt
Städten der Departements und einer größeren Anzahl Arjrondissements- und Kantonalzentren und sogar in großen Dörfern stellen die Bäcker einen bedeutenden Teil des -konsumierten Brotes her und sind doch nicht irgendwelchen Regulierungen unterworfen und nicht verpflichtet, irgendwelche Reserven anzulegen. Ist es nicht möglich, die Bäcker solcher Orte unter dasselbe Regime zu bringen und ihnen dasselbe heilsame Gesetz der Klugheit aufzuerlegen? Die Regierung ist geneigt zu glauben, daß ihre Vorschriften in dieser Hinsicht keinerlei ernsten Einwänden begegnen würden."
Bevor er jedoch das ganze übrige Frankreich außer den kleinen Dörfern dem obigen Dekret unterwirft, gibt der Minister denPräfekten die Anweisung, die Munizipalitäten dieser Orte, die jetzt noch nicht in den Wirkungsbereich dieses Dekrets fallen, zu konsultieren. Er teilt dann den Präfekten mit, wie die Reserven eingelagert werden sollen:
„Die Bäcker müssen soweit als möglich die Nebenräume ihrer Läden ausnützen, da deren Überwachung leicht sein wird. Aber Sie müssen die Munizipalitäten auffordern, öffentliche Lagerhäuser einzurichten und den Bäckern zur Verfügung zu stellen, Lagerhäuser, die darauf berechnet sind, gegen Zahlung einer durch Tarif festgelegten Miete die Reserven aufzunehmen, die sie nicht selbst einlagern können. Ich zweifle nicht daran, daß die aufklärende Zusammenarbeit der Munizipalbehörden diese Maßnahmen leicht durchführbar machen wird."
Der Minister kommt schließlich zu der Lebensfrage, woher das Geld zur Durchführung des Dekrets genommen werden soll:
„Was die Realisierung des notwendigen Kapitals anbelangt, so bin»ich überzeugt, daß die Bäcker die ernstesten Anstrengungen machen werden, um die Summen, die sie brauchen, zu beschaffen. Solch eine Kapitalsanlage bietet so große kommerzielle Vorteile und verspricht solche legitimen Profite zu bringen, daß sie kaum fehlgehen dürften, Kredit zu erhalten^ besonders in einem Augenblick, da der Zinssatz so niedrig ist. Setzt es zuviel guten Willen der Kapitalisten in jeder Gemeinde voraus, wenn auf ihre Mitwirkung zugunsten der Bäcker gehofft wird? Würden sie nicht in den geschaffenen Reserven ein sicheres Pfand für ihre Vorschüsse finden - und ein Pfand, das eher dazu bestimmt ist, im Werte zu steigen als zu fallen? Ich werde glücklich sein, wenn die Bemühungen, denen Sie sich in dieser Sache unterziehen werden, von Erfolg gekrönt sein werden. Ich frage mich, ob die Munizipalitäten nicht, falls notwendig, in Nachahmung der Caisse de Paris Ressourcen schaffen und für Vorschüsse an die Bäcker verwenden könnten. Um solche"Vorschüsse zu begünstigen und zu erleichtern und sie durch Zirkulation zu vervielfachen, könnten die Kornspeicher, die für die Aufnahme der Reserven bestimmt sind, den Charakter von Lagerhäusern für unverzollte Waren (magasins generaux) verliehen bekommen und könnten Pfandscheine ausstellen, die sicherlich von unseren Finanzeinrichtungen bereitwilligst akzeptiert werden würden, und besonders durch die Bank von Frankreich."
Der* Minister beendet sein Rundschreiben, indem er darauf hinweist, daß innerhalb von zwanzig Tagen die Präfekten ihn benachrichtigen sollen, was sie hinsichtlich der Ausführung des zweiten Artikels des Dekrets vorschlagen, und innerhalb eines Monats berichten sollen, was die Munizipalitäten der nicht in dem Dekret einbegriffenen Städte und Dörfer empfehlen. Nun, wir beabsichtigen nicht, in diesem Augenblick auf die Frage der öffentlichen Kornspeicher einzugehen, aber die ungeheure Bedeutung dieses ökonomischen coup d'etat bedarf keines langen Kommentars. Es ist wohlbekannt, daß der augenblickliche Getreidepreis in Frankreich verzweifelt niedrig ist und daß infolgedessen Zeichen der Unzufriedenheit unter der Bauernschaft wahrzunehmen sind. Durch die künstliche Nachfrage, die mittels der Drei-Monate-Reserve geschaffen wird, versucht Napoleon, die Preise künstlich zu steigern und so dem landwirtschaftlichen Frankreich den Mund zu stopfen. Andererseits proklamiert er sich selbst vor den Proletariern der Städte zu einer Art sozialistischer Vorsehung, wenn auch in einer ziemlich ungeschickten Weise, muß doch die erste fühlbare Auswirkung seines Dekrets sein, daß die Arbeiter gezwungen sein werden, mehr für ihr,Brot zu zahlen als vorher. Der „Retter des Eigentums" zeigt der Bourgeoisie, daß nicht einmal die förmliche Einmischung seiner lächerlichen gesetzgebenden Organe, sondern ein einfacher persönlicher Ukas seinerseits alles ist, was notwendig, um mit ihren Börsen umzuspringen, über Munizipaleigentum zu verfügen, den Ablauf des Handels zu stören und ihre Geldgeschäfte seinen privaten Machenschaften zu unterwerfen. Schließlich muß die Frage noch vom rein bonapartistischen Gesichtspunkt aus betrachtet werden. Ungeheure Bauten für öffentliche Kornspeicher werden notwendig werden im ganzen Frankreich, und was für ein frisches Betätigungsfeld für Geschäfte und Plünderung werden sie öffnen! Eine unerwartete Wendung ist auch dem Getreidehandel gegeben. Was für Profite können vom Credit mobilier[32] und den anderen Spielpartnern seiner Kaiserlichen Majestät eingesteckt werden! Auf alle Fälle können wir sicher sein, daß der Kaiserliche Sozialist sich bei der Erhöhung des Brotpreises erfolgreicher erweisen wird, als er es bei den Versuchen gewesen ist, ihn zu senken.
Geschrieben um den 19. November 1858. Aus dem Englischen.
Karl Marx Die Lage in Preußen
[„New-York Daily Tribüne" Nr. 5505 vom 13. Dezember 1858] Berlin, 23. November 1858 Heute war Wahltag; die Wähler der zweiten Stufe, eine keineswegs zahlreiche Körperschaft, versammelten sich in aller Stille, um als Beauftragte der ungestümen Menge zu handeln. Liberalismus in seiner gemäßigtsten Form, bürgerlicher Liberalismus in bürokratischem Gewand, sich selbst verleugnender Liberalismus entsprang der Urne, von der man einen Augenblick befürchtet hatte, sie könnte sich als eine Büchse der Pandora[448] erweisen. Schon die Titel der Kandidaten in unserer Stadt beweisen, daß sie nichts Böses im Schilde führen können. Da ist ein Generalsteuerdirektor1, ein Oberbürgermeister2, ein Minister, ein ehemaliger Minister, ein Gerichtspräsident3, ein Geheimer Archivrat4 und ein Geheimer Rat5; alle diese offiziellen und geheimen Leute werden von zwei Bourgeois unterstützt - der eine ist Herr Reimer, ein Konservativer und der Verleger Seiner Majestät, der andere Dr. Veit, ebenfalls ein Verleger und wegen seines jüdischen Glaubens vom Geldmarkt auserkoren, der hier wie überall stark mit semitischem Blut durchsetzt ist. Nun kann niemand die Tatsache bestreiten, daß die bürgerlichen Radikalen von 1848, die Jacoby, Unruh, Waldeck, Rodbertus, Stein, Eisner usw. - mit einem Wort, die Männer, von denen ich Ihnen vor einem Monat schrieb6, sie würden wahrscheinlich von den größeren Städten gewählt werden - in den Versammlungen der Urwähler tatsächlich eine führende Rolle spielten, viele Wahlprogramme entwarfen und daß ihnen in
1 Generalsteuerdirektor: in der „New-York Daily Tribüne" deutsch und englisch 2 ebenso: Oberbürgermeister - 3 ebenso: Gerichtspräsident - 4 ebenso: Geheimer Archivrat - 5 ebenso: Geheimer Rat - 6 siehe vorl. Band, S.613
Breslau, Königsberg, Magdeburg und Elbing Landtagssitze angeboten wurden. Wober dieser plötzliche changement de decoration1? Sie haben bescheiden die Annahme der Ehre abgelehnt, die man für sie bereithielt. Einige handelten nicht ganz aus freien Stücken, sondern entschlossen sich zu dieser Selbstverleugnung erst nach einer unangenehmen und keineswegs freiwilligen Unterredung mit dem Polizeidirektor2. Die anderen gaben dem Druck des ängstlichen Teils der Bourgeoisie nach, der gegenwärtig den Ton angibt. Jedoch handelten alle, Polizeidirektoren3, Kandidaten und Wähler, unter dem starken Antrieb plötzlich veränderter Umstände, oder ich würde eher sagen, nicht die Umstände hatten sich verändert, sondern der Nebel der Illusionen, von dem sie verhüllt gewesen waren, war durch einen Gewittersturm weggeblasen. La Situation s'etait dessinee4, wie die Franzosen sagen. Die Regierung ging zum Angriff über. Der Minister des Innern, Flottwell, veröffentlichte ein wuterfülltes Rundschreiben, wie es noch in keiner Sprache je erschienen ist, strotzend von grammatikalischen Schnitzern, verworren im Ausdruck und unsinnig in der Argumentation, aber doch voll böser Absicht. Sie wissen, was man in Frankreich unter einer offiziellen Warnung an eine Zeitung versteht. Nun, Flottwells Rundschreiben war eine allgemeine Warnung an die Wähler, der er durch geheime Instruktionen an die Polizei Nachdruck verlieh. Unverblümt richtete es sich gegen die Wahlreden, die Wahlprogramme und die Wahlpropaganda der ehemaligen radikalen Mitglieder der Nationalversammlung von 1848. Da die Großbourgeoisie gewillt ist, die Festung durch Mäßigung zu nehmen, und da die demokratischere Mehrheit des Volkes weiß, daß die politische Initiative gegenwärtig der Großbourgeoisie gehört, reagierte man auf den ministeriellen Wink sofort, ließ die grands airs5 der Wiedergeburt fallen und stutzte die Wahlen nach dem Regierungsmuster zurecht. Dennoch ist es keineswegs ein angenehmes Gefühl, so rauh aus einem köstlichen Traum geschüttelt zu werden. Die Männer, die Reden und die Programme, gegen die man vorging, hatten sich in ihren kühnsten Träumen so strikt „innerhalb der Grenzen der praktischen Vernunft" gehalten, daß sich selbst der ängstliche Teil der Bourgeoisie durch die Ängstlichkeit der Regierung verletzt fühlte. Die Methode der Regierung, das neue Regime der Freiheit einzuführen, schien reichlich unzeremoniell; und folglich erhob sich in der Öffentlichkeit ein leises Murren der Enttäuschung, während die Organe der alten Kamarilla von ironischen Glückwünschen zur „Selbstbesinnung"6
1 Dekorationswechsel - 2 Polizeidirektor: in der „New-York Daily Tribüne" deutsch 3 ebenso: Polizeidirektoren - 4 Die Lage hat sich geklärt - 5 die großen Gesten - 6 „Selbstbesinnung": in der „New-York Daily Tribüne" deutsch
des neuen Kabinetts überflössen. Daraufhin ließ der arme Flottwell ein weiteres Rundschreiben veröffentlichen, das er einige Wochen zuvor vertraulich an die Landräte1 gerichtet hafte und "in dem sie davor gewarnt wurden, extrem eingestellte Kandidaten der einen wie der anderen Seite zu unterstützen. Um diesem Anachronismus etwas Gewicht zu verleihen, wurde der veraltete Erlaß zum Vorwand für folgenden Kommentar in der „Preußischen Zeitung"*4491, dem Regierungsorgan, angenommen:
„Die gegenwärtigen Wahlen werden durch die äußerst günstige Tatsache charakterisiert, daß alle Parteien bereit sind, auf monarchistisch-konstitutioneller Basis zusammenzugehen und damit zu einem gewissen Grade die Meinungsverschiedenheiten zu verringern, die ihre verschiedenen Überzeugungen voneinander trennen. Der fortschrittliche, aber feste und gemäßigte politische Kurs, den die Regierung einschlägt, wird besonders darauf abzielen, diese Einigung zu fördern. Die Regierung wird sich nicht durch extravagante Hoffnungen oder Forderungen von diesen liberalen, aber gemäßigten Prinzipien abbringen lassen. Andererseits kann die Regierung jener Partei nicht gestatten, sich den exklusiven Titel von Royalisten zuzulegen, die, weit davon entfernt, die Grundlage der Verfassung vorbehaltlos anzunehmen, die Legalität der Charte nur in dem Maße anerkennen, wie es ihren eigenen Interessen entspricht. Die Regierung stellt die Behauptung in Abrede, daß die Mehrheit der Grundbesitzer zu dieser Partei gehöre," etc. Tatsächlich waren alle Bemühungen des Ministeriums vergeblich. Weder eine anläßlich der Einführung seines Sohnes gehaltene reaktionäre Rede im Staatsrat2 noch eine weitere reaktionäre Rede in der Freimaurerversammlung, noch eine reaktionäre Adresse an den Treubund[450] (eine Art preußischer Orangisten-Organisation[451]) hatte die Stellung des Prinzen gefestigt; aber er hatte das Kabinett durch heftige Ausbrüche seines Zorns über die Wendung der Dinge unter dessen Leitung erschreckt. Flottwells erstes Rundschreiben war eine gutgemeinte Warnung an die Bourgeoisie, den: frischgebackenen Konstitutionalismus des Regenten nicht etwa auf die Probe zu stellen. Als die Minister sich infolge dieses Schrittes ihrer eigenen unsicheren Position bewußt wurden, telegraphierten sie der Prinzessin von Preußen, die sofort von Koblenz nach Berlin eilte und einen coup de baguette3 m der entgegengesetzten Richtung führte. Während des vergangenen Jahres hatte sich die. Prinzessin abwechselnd in Weimar, Karlsruhe und Koblenz aufgehalten. Erst im Augenblick der Lösung der Regentschaftsfrage hatte sie sich nach Berlin begeben. Nachdem es alle konsultierten Ärzte abgelehnt hatten, sich
1 Landräte: in deir „New-York Daily Tribüne" deutsch - 2 ebenso: Staatsrat - 3 Wink mit dem Zauberstab
zu der Frage zu äußern, ob der König gebeilt werden könne oder nicht, suchte sich die Königin durch Herrn von Kleist-Retzow einen Militärarzt aus, einen gewissen Böger, der ein Gutachten unterzeichnete, demzufolge die Gesundheit des Königs wiederhergestellt werden könne. Die Prinzessin von Preußen stellte sich krank. Sie rsefadenselben Arzt an ihr Krankenbett, ließ sich von ihm behandeln, bezauberte ihn durch Schmeichelei und huldvöHe LeutseligI . J 1 f.. 7 1 *f _ 1 • f . • >i i i kcit, und als er tur ihren Z/vvecK reu *.u sein scnien, iragte sie inn geradeheraus, ob er, ein so gelehrter und gewissenhafter Mann, an seine eigene Erklärung über den Gesundheitszustand des Königs wirklich glaube. Der törichte Böger bekannte, daß nur die Tränen der Königin seine Handlungsweise bestimmt hätten. Darauf schellte die Prinzessin, zwei Kammerherren stürzten herein, und der Militärarzt, der seinen natürlichen Vorgesetzten zu gehorchen hatte, mußte das eben von ihm erpreßte Geständnis nicht nur mündlich, sondern in seiner eigenen Handschrift wiederholen. Als die Prinzessin so ihr Ziel erreicht hatte, wurde sie aus Berlin verbannt. Nachdem ihr Mann als Regent eingesetzt worden war, verlängerte sie freiwillig ihren Aufenthalt in Koblenz. Wie andere mittelmäßige Männer leidet Prinz Wilhelm unter der geistigen Überlegenheit seiner besseren Hälfte, und wenn er schon am Gängelbande geführt wird, so möchte er doch nicht gern die Hände sehen, die es halten. Der Einfluß seiner Frau muß einen Umweg zu ihm machen. Überdies sind die Beziehungen zwischen diesen beiden Persönlichkeiten eiskalt und zeremoniös. In seiner Jugend war Prinz Wilhelm leidenschaftlich in Fräulein von Brockhaus verliebt und wollte sie heiraten. Sein Vater trat dazwischen, und das Fräulein starb in Paris an gebrochenem Herzen. Die Vermählung mit der Prinzessin von Weimar wurde dem widerspenstigen Hohenzollernsprößling aufgezwungen; und um sich zu rächen, bekundete er während der ersten Jahre seiner Ehe eine zügellose Leidenschaft für Fräulein V...k. So sind die Beziehungen zwischen dem Prinzen und seiner Frau alles andere als gemütlich; und die beste Methode für die Prinzessin, ihr Ministerium in Berlin einzusetzen, bestand darin, sich in Koblenz verborgen zu halten. Unterdessen spielte die Königin einen jener Streiche, wie sie den Lesern der oeil-de-boeufChroniken[452] vertraut sind. Sie haben vielleicht in den Zeitungen gelesen, daß nach der Abreise des Königs und der Königin aus Berlin das Portefeuille der letzteren in Leipzig gestohlen wurde und daß trotz aller Anstrengungen der argusäugigen und briareushändigen deutschen Polizei der Dieb nicht ergriffen werden konnte. Durch diesen oder jenen Zufall fand das Portefeuille seinen Weg zum Schreibtisch des Regenten, und in dem Portefeuille fand sich eine umfangreiche Korrespondenz seiner Frau, der Prinzessin, mit allen möglichen Politikern.
Da gab es Briefe an den Gerichtspräsidenten1 Wenzel in Ratibor, einen der soeben in Berlin gewählten Abgeordneten und Mitglied der Opposition in der Manteuffelschen Kammer, Briefe an Reichensperger, das Haupt der katholischen .Opposition in Preußen, und andere Briefe - alle von geheucheltem Liberalismus überfließend und voller Sehnsucht nach einem vereinten Deutschland. So wurde der Prinz, der bekanntlich von dem Schreckgespenst der roten Republik verfolgt wird, noch mehr erschreckt von der scheinbaren Entdeckung, daß seine eigene Frau in intime Beziehungen zu den Revolutionären getreten sei. Noch andere Intrigen wurden gesponnen. Ich erzähle diese chronique scandaleuse2, für deren Richtigkeit ich bürgen kann, weil Revolutionen, bevor sie die Gestalt von Volksbewegungen annehmen, sich in monarchischen Staaten zuerst in dem Verfall der Krongewalt ankündigen.
Aus dem Englischen.
1 Gerichtspräsidenten: in der „New-York Daily Tribüne" deutsch - 2 Skandalgeschichte
Friedrich Engels [Europa im Jahre 1858]
[„New-York Daily Tribüne" Nr. 5514 vom 23.Dezember 1858, Leitartikel] Die zweite Hälfte des Jahres 1858 ist Zeuge eines eigentümlichen Wiedererwachens politischer Aktivität in Europa gewesen. Vom 2. Dezember 1851 bis Mitte dieses Jahres war der europäische Kontinent in politischer Hinsicht wie mit einem Leichentuch bedeckt. Die Mächte, die dank ihrer Armeen siegreich aus dem großen revolutionären Kampf hervorgegangen waren, durften nach ihrem Belieben regieren, Gesetze erlassen oder umstoßen, befolgen oder verletzen, wie es ihnen gerade gefiel. Uberall waren die Vertreterkörperschaften zu einem bloßen Schein herabgewürdigt worden; es gab kaum irgendwo eine Parlamentsopposition; die Presse war geknebelt; und hätte es nicht dann und wann ein plötzlich aufflammendes Feuerzeichen gegeben, eine Erhebung in Mailand, eine Landung in Salerno!453!, einen Aufstand in Chalon1, ein Attentat auf Louis-Napoleon2, hätte es nicht einige politische Prozesse in Angers und anderswo gegeben, im Verlauf derer sich der alte revolutionäre Geist für eine kurze Zeit, um welchen Preis auch immer, in einer lauten und Aufsehen erregenden Selbstbehauptung offenbarte, dann hätte man denken können, der europäische Kontinent habe nach der Erfahrung von 1848 alle Ideen von einem politischen Leben aufgegeben und der Militärdespotismus, das cäsariscne Regime sei überall als die einzig mögliche Regierungsform hingenommen worden. Sogar in England befand sich der Geist der politischen Reform ständig im Niedergang. Die Aufmerksamkeit des englischen Parlaments wurde in Anspruch genommen durch die Rechts-, Handels- und Verwaltungs-Gesetzgebung, wobei die letztere eine eindeutige Tendenz zur Zentralisation zeigte. Die Versuche, eine politische Volksbewegung am Leben zu halten, scheiterten kläglich, die Reformpartei der Bourgeoisie ging ruhig schlafen und erlitt 1857
bei Lord Palmerstons Parlamentswahlen eine riesige Niederlage, während der Chartismus völlig auseinandergefallen war. Von allen Nationen Europas erwachte Rußland als erste aus dieser politischen Lethargie. Der Krimkrieg hatte immerhin Rußlands Stolz gedemütigt, obwohl er ohne beträchtliche Gebietsverluste und, soweit es den Osten betrifft, sogar ohne Prestigeverlust geendet hatte. Zum ersten Mal war Rußland gezwungen worden, den Grundsatz preiszugeben, auf Länder, die es einmal annektiert hatte, niemals wieder zu verzichten. Sein ganzes Verwaltungssystem war in seinem vollkommensten Zweig - dem militärischen - völlig zusammengebrochen und mußte zugeben, daß es versagt hatte. Das Werk, an dem Nikolaus fünfundzwanzig Jahre lang Tag und Nacht gearbeitet hatte, fiel mit den Festungswällen und Forts von Sewastopol in Trümmer. Doch bei dem vorhandenen politischen Zustand des Landes war kein anderes Verwaltungssystem möglich als das abgekapselte und aufgeblasene bürokratische System, das existierte. Um die Grundlage für ein besseres System zu legen, mußte Alexander II. auf den Gedanken zurückkommen, die Leibeigenen freizulassen. Er hatte mit zwei furchtbaren Widersachern zu, kämpfen, mit dem Adel und eben jener Bürokratie, die er gegen ihren Willen zu reformieren trachtete und die gleichzeitig als das Werkzeug seiner Pläne dienen sollte. Zu seiner Unterstützung hatte er nur den traditionellen passiven Gehorsam jener trägen Masse der russischen Leibeigenen und Kaufleute, die bis dahin selbst von dem Rechte, über ihre politische Lage nachzudenken, ausgeschlossen war. Um sich überhaupt ihres Beistandes bedienen zu können, war er gezwungen, so etwas wie eine öffentliche Meinung und zumindest den Schatten einer Presse zu schaffen. Darum wurde die Zensur gelockert und eine artige, wohlmeinende und gesittete Diskussion erbeten; sogar leichte und höfliche Kritik an den Handlungen von Beamten wurde erlaubt. Das jetzt in Rußland bestehende Maß an Redefreiheit würde in jedem Lande Europas, ausgenommen Frankreich, lächerlich gering erscheinen, aber den Menschen, die das Rußland des Nikolaus kannten, erscheint dieser Schritt nach vorn gewaltig, und in Verbindung mit den notwendigerweise aus der Freilassung der Leibeigenen erwachsenen Schwierigkeiten ist dieses Erwachen der gebildeteren Kreise Rußlands zum politischen Leben voll guter OmenDas nächste politische Wiedererwachen erlebte Preußen. Nachdem sich der König zeitweilig von der Regierungstätigkeit zurückgezogen hatte, wurde bald bekannt, daß seine Geistesgestörtheit unheilbar ist und sein Bruder früher oder später mit allenMachtbefugnissen zum Regenten ernannt werden muß. Diese Zwischenperiode ließ eine Agitation aufkommen, die unter dem Vorwand des Geschreis nach einer endgültigen Regentschaft in der Tat gegen
das Bestehen eines unbeliebten Ministeriums gerichtet war. Als die Regentschaft vor zwei-Monaten schließlich errichtet, das Ministerium verändert und ein neues Abgeordnetenhaus gewählt wurde, bahnte sich die so lange eingedämmte politische Bewegung sofort einen Weg und warf die frühere Majorität fast bis zum letzten Mann aus der gesetzgebenden Versammlung hinaus. Wohin die ganze gegenwärtige Bewegung in Preußen in letzter Instanz führen wird, ist bei früheren Gelegenheiten in dieser Zeitung1 analysiert worden; hier verzeichnen wir nur die Tatsache, daß das politische Wiedererwachen eingetreten ist. Das Vorhandensein einer solchen Bewegung konnte im übrigen Deutschland nicht unbeachtet bleiben. Tatsächlich macht sie sich bereits in den kleineren Staaten fühlbar; und Ministerwechsel, Majoritätsverschiebungen, Schwankungen in der Politik wird die weitere Entwicklung sicher in dem Maße mit sich bringen, so wie die Bewegung in Preußen eine bestimmtere Form annimmt. Nicht nur in dem Haufen kleiner deutscher Monarchien, sondern ebenso in Österreich beginnt diese Bewegung sich ernsthaft fühlbar zu machen: Die konstitutionelle Partei in Österreich hat gegenwärtig keine Chance, die Regierung zu einem zweiten Versuch mit Vertreterkörperschaften zu veranlassen; so bleibt ihnen als einziges Mittel, damit die Frage im Blickpunkt der Öffentlichkeit bleibt, die „Rückkehr zu einer gesunden verfassungsmäßigen Regierung" in Preußen zu loben; und in der Tat, es ist erstaunlich, wie populär Preußen in Osterreich und Süddeutschland auf einmal geworden ist. Doch gleichviel, wie sie sich auch äußern mag, die Bewegung existiert sogar in Österreich. Ein weiterer Brennpunkt heftiger Bewegung ist Italien. Verhältnismäßig ruhig seit dem Frieden mit Rußland, mußte das durch bonapartistische Intrigen genährte politische Fieber bestimmt dieses leicht erregbare Volk ergreifen. Die alte Bewegung gegen das Tabakmonopol ist in der Lombardei wieder aufgelebt; die Herzogin von Parma hält es für angebracht, der Ristori zu erlauben, in der Rolle der Judith, die einen heiligen Krieg gegen die Assyrer predigt, gegen die Österreicher zu eifem[4541, und das in Hörweite der österreichischen Garnison von Piacenza. Die Lage der französischen Okkupationsarmee in Rom und die der päpstlichen Regierung daselbst beginnt gleichermaßen schwierig zu werden. Neapel ist sogar bereit, sich zu erheben, und um allem die Krone aufzusetzen, ruft Viktor Emanuel von Sardinien seine Generale auf, sich bereit zu halten, denn sie müßten möglicherweise im Frühjahr wieder Pulver riechen.
Selbst Frankreich ist von diesem neuen Geist erfaßt worden. Montalemberts Artikel gegen den Bonapartismus[455] war ein schlagender Beweis für ein wiedererwachendes Leben in der französischen Bourgeoisie. Es hat jetzt den Anschein, daß nicht nur Montalembert einen weiteren Aufsatz vorbereitet hat, sondern daß Herr Falloux, der ehemalige Minister Louis-Napoleons, ebenfalls mit einem kraftvollen Artikel gegen den bestehenden Zustand herauskommt. Der Prozeß Montalemberts löst sich in einen feierlichen Protest der parlamentarischen Berühmtheiten Frankreichs gegen das derzeitige System und in eine Erklärung auf, daß sie noch immer die Wiederherstellung der.parlamentarischen Regierung anstreben. De Broglie, Odilon Barrot, Villemain und viele andere Männer dieser Kategorie waren anwesend, und Berryer sprach für sie alle, als er unter dem Schutze der Unverletzlichkeit, die in einem bestimmten Grade den Gerichtsreden eines Verteidigers anhaftet, ausrief: „Nein, wir werden niemals und unter keinen Umständen Abtrünnige unserer Vergangenheit sein. Sie unterschätzen dieses Land. Sie geben selbst zu, daß es veränderlich und unbeständig ist. Welche Garantie haben Sie also, daß es nicht eines Tages zu den Einrichtungen, die es geliebt und unter denen es ein halbes Jahrhundert gelebt hat, zurückkehren wird? Ah, unsere Kraft ist durch die sich hinziehenden Kämpfe, durch unsere schmerzlichen Prüfungen, durch die Bitterkeit unserer Enttäuschungen sehr erschöpft - das macht nichts, wenn unsere Heimat uns braucht, wird sie uns immer auf unserem Posten finden. Wir werden ihr mit der gleichen Glut, der gleichen Standhaftigkeit und der gleichen Uneigennützigkeit wie in vergangenen Tagen ergeben sein und der letzte Schrei unserer ersterbenden Stimme soll sein: .Freiheit und Frankreich!"' Gewiß, solch eine offene Kriegserklärung gegen die Gesamtheit der bestehenden Einrichtungen Frankreichs würde man niemals wagen, gäbe es nicht außerhalb des Gerichtssaales eine starke Partei, die dem Redner ihren moralischen Beistand gewährt. Schließlich finden wir sogar in England eine wiederauflebende Reformbewegung und fast die Gewißheit, daß diese Frage jetzt definitiv in dieser oder jener Form vor dem Parlament bleiben muß, bis man eine Maßnahme beschließt, die das Gleichgewicht der Parteien wesentlich verändern und dadurch die Grundlagen der ehrwürdigen, aber hinfälligen britischen Verfassung angreifen wird. Was liegt nun dieser übereinstimmenden und bisher ungewöhnlich harmonischen Bewegung in fast allen Ländern Europas zugrunde? Als die vulkanischen Ausbrüche des Jahres 1848 vor deri Augen der erstaunten liberalen Bourgeoisie Europas plötzlich das gigantische Gespenst einer bewaffneten, für die politische und soziale Emanzipation kämpfenden Arbeiterklasse erstehen ließen, opferte die Bourgeoisie, der der sichere Besitz ihres Kapitals
42 Marx/Engels. Werke, Bd. 12
von unermeßlich höherer Bedeutung als die direkte politische Macht war,. diese Macht und alle Freiheiten, für die sie gekämpft hatte, um die Unter-, drückung der proletarischen Revolution zu sichern. Die Bourgeoisie erklärte sich politisch für unmündig, für unfähig, die Angelegenheiten der Nation zu leiten und fügte sich in den militärischen und bürokratischen Despotismus. Dann begann jene krampfhafte Ausdehnung der Fabriken, Bergwerke, Eisenbahnen und der Dampfschiffahrt, jene Epoche der Credits mobiliers[32], des Schwindels in Aktienunternehmungen, des Betruges und der Wechselreiterei, in der sich die europäische Bourgeoisie für ihre politischen Niederlagen durch industrielle Siege, für ihre kollektive Impotenz durch individuellen Reichtum schadlos zu halten suchte. Doch mit ihrem Reichtum wuchs ihre gesellschaftliche Macht und im gleichen Verhältnis erweiterten sich ihre Interessen; sie begann wieder, die ihr auferlegten politischen Ketten zu spüren. Die gegenwärtige Bewegung in Europa ist die natürliche Folge und der Ausdruck dieses Gefühls, gepaart mit einem wiedererlangten Vertrauen in ihre eigene Macht über ihre Arbeiter, wiedererlangt in den zehn Jahren ungestörter industrieller Tätigkeit. Das Jahr 1858 hat eine starke Ähnlichkeit mit dem Jahr 1846, das ebenfalls ein politisches Wiedererwachen in den meisten Teilen Europas einleitete und sich ebenfalls durch eine Anzahl von Fürsten, die Reformen anstrebten, auszeichnete, Fürsten, die zwei Jahre später ohnmächtig hinweggerafft wurden vom Ansturm der revolutionären Flut, die sie entfesselt hatten.
Geschrieben Ende November 1858. Aus dem Englischen.
Karl Marx [Die Lage in Preußen]
[„New-York Daily Tribüne" Nr. 5517 vom 27. Dezember 1858] Berlin, 4. Dezember 1858 In einem früheren Artikel1 schrieb ich Ihnen, welche plötzliche Wendung die allgemeinen Wahlen nahmen, nachdem Herr Flottwell die Bourgeoisie vertraulich gewarnt hatte, das „Wiedergeburts"-Spiel nicht zu weit zu treiben. Dementsprechend wurde mit den bürgerlichen Radikalen reiner Tisch gemacht. Andererseits bedurften die unteren Klassen keiner Warnungen," da sie aus freien Stücken und mit ziemlicher Verachtung darauf verzichteten, die Komödie einer Stimmabgabe mitzumachen, die kraft des Wahlgesetzes keinerlei Bedeutung hat, wenn, wie im vorliegenden Falle, die Wähler der ersten und zweiten Klasse sich für ein gemeinsames Vorgehen entschieden haben. Wenn in wenigen Orten, zum Beispiel in unserer Stadt, sich Stimmen der Minderheit der steuerpflichtigen Arbeiter finden, darf man sicher sein, daß diese unter Zwang auf ein mot d'ordre2 ihrer Unternehmer hin gehandelt haben. Sogar der „eigene Korrespondent der Londoner ,Times"' (der alles couleur de rose3 sieht), kann nicht umhin, in den Spalten des britischen Leviathan zu bekennen, daß die passive Haltung der Massen sein wackeres Herz mit dunklen Vorahnungen erfülle. So sind also die Wahlen im ministeriellen Sinne ganz und gar liberal. Die Partei der „Kreuz-Zeitung"[446J ist wie durch den Wink eines Zauberstabs verschwunden. Zwei ihrer Anführer haben noch den Weg in die Kammern zurückgefunden, .wo sie zu diktieren pflegten; und einige verdanken ihre Rückkehr einzig und allein der Großzügigkeit ihrer Rivalen. Welche Verheerung unter ihnen angerichtet wurde, ergibt sich schon aus der Tatsache, daß von 77 Landräten4 nur 27 wiedergewählt worden sind.
1Siehe vorl. Band, S.650/651 -2 einen Befehl-3 in den rosigsten Farben Landräten: in der „New-York Daily Tribüne" deutsch 42*
Insgesamt gesehen werden sie nur in der Gestalt einer keineswegs ansehnlichen Minderheit wiedererscheinen. Aber der preußische Konstitutionalismus ist von so schwächlicher Natur, daß ihn die Größe seines eigenen Sieges in Schrecken versetzt hat. Da die Wahlen Kammern hervorgebracht haben, die den Liberalismus des Ministeriums repräsentieren, ist es augenscheinlich, daß das Ministerium den Liberalismus der gewählten Kammern repräsentiert und durch diesen einfachen Prozeß tatsächlich in ein Parteiministerium, ein parlamentarisches Ministerium verwandelt wird, eben jenen Greuel, zu dem es nicht hatte kommen sollen. Infolgedessen mußten die Minister sofort gegen die neue Lage, in die sie hineingeraten waren, im „btaats-Änzeiger"^0'5 protestieren. Sie, die berufenen Ratgeber des Prinzen, schienen auf einmal in die gewählte Vollzugsgewalt des Landes verwandelt worden zu sein und ihre Machtvollkommenheit vom Volke erhalten zu haben. In ihrem Protest - die einzige Bezeichnung, die man ihremTreuebekenntnis im „Staats-Anzeiger" geben kann beteuern sie in hochtrabenden Phrasen, in Preußen stehe ein parlamentarisches Ministerium oder eine Parteiregierung gänzlich außer Frage; der König von Gottes Gnaden müsse die alleinige Quelle der Macht bleiben; die Minister könnten nicht zwei Herren dienen; es sei völlig in Ordnung, daß das Land die Wahlen im Sinne des Ministeriums durchgeführt habe, aber das Land könne nun nicht von ihm erwarten, daß es der Initiative der Kammern folge, sondern das Ministerium erwarte von den Kammern, daß sie unterwürfig in die Fußtapfen der Regierung träten. Sie sehen, wohin wir geraten sind. Das Ministerium ist eine parlamentarische Regierung und ist auch keine parlamentarische Regierung. Es hat durch die Wahlen die Partei der Königin verdrängt, und schon zeigt es sich eifrig bemüht, die Leiter zu zerbrechen, auf der es das Gebäude der Macht erstiegen hat. Da der König noch am Leben ist, die Königin noch immer intrigiert und mächtige organisierte Interessen sich noch hinter ihrem Banner verbergen, konnte der Prinz seine Stellung nur durch die Berufung eines liberalen Ministeriums befestigen, und dieses Ministerium wiederum konnte seine Stellung nur dadurch behaupten, daß es zu allgemeinen Wahlen seine Zuflucht nahm. Da die Wähler unten die Melodie wiederholten, die man oben spielte, wurden die Minister ein Parteiministerium und der Prinz ein Bourgeoisdiktator. Aber da wird sich der preußische Thronanwärter von Gottes Gnaden plötzlich der falschen Position bewußt, in die ihn die Ereignisse haben geraten lassen; in seiner zornigen Schwäche bildet er sich ein, er könne mit Worten Tatsachen ungeschehen machen und mit halb schulmeisterlichen, halb drohenden Redensarten die realen Bedingungen seines Machttitels ändern, er
glaubt, er sei nach einem geglückten Wahlmanöver in der Lage, das traditionelle Gebaren eines preußischen Königs zu zeigen. Während er und seine Anhänger sich einbilden, das Land betrügen zu können, verraten sie nur ihre eigene Gewissenlosigkeit und bieten das groteske Schauspiel eines malade malgre lui[456]. In ihrem Bemühen, das politische Wiedererwachen zu unterdrücken, befreien sie es nur von ihrer Kontrolle. Als ein Anhang zum Ministerprotest muß die Rede des Prinzen im Staatsrat betrachtet werden, eine Rede, die im vollen Wortlaut veröffentlicht worden ist, weil die Kamarilla der Königin auf einigen aus dem Zusammenhang gerissenen Sätzen der Ansprache herumritt. Der Prinz dreht sich nun, wie die Minister, im Kreise stärkster innerer . Widersprüche. Er hat ein neues Kabinett berufen, weil er die Entlassung des alten als keine wirkliche Änderung betrachtete. Er will etwas Neues, aber das Neue muß eine Neuauflage des Alten sein. Er verurteilt die von der vorigen Regierung dem Lande aufgezwungene Gemeindeordjiung, weil sie den letzten Funken kommunaler Selbstverwaltung auslöschte; er will sie aber auch nicht geändert sehen, weil eine solche Änderung sich bei der augenblicklichen Gärung der öffentlichen Meinung gefährlich auswirken könnte. Er schlägt vor, den Einfluß Preußens nur durch friedliche Mittel zu erweitern, und beharrt infolgedessen auf der notwendigen Vergrößerung der Armee, die bereits ein Auswuchs von verheerendem Umfang ist. Er gibt zu, daß für diesen Zweck Geld benötigt wird und daß die Staatskasse, obgleich seit der Revolution eine Staatsschuld geschaffen wurde, auch für die dringendsten Forderungen nur ein taubes Ohr hat. Er kündigt die Einführung neuer Steuern an und entrüstet sich gleichzeitig über den Riesenfortschritt, den der Kredit während des vergangenen Jahrzehnts in Preußen gemacht hat. Wie seine Minister Wähler in ihrem Sinne haben möchten, während es ihnen nicht gestattet ist, Minister im Sinne ihrer Wähler zu sein, möchte er, der Regent, zwar Geld für seine Armee haben, aber von Geldleuten nichts wissen. Der einzige Absatz in seiner Rede, in dem eine entschlossene Opposition gegen das vorige Regime zu spüren ist, ist sein heftiger Ausfall gegen religiöse Heuchelei. Das war eine Spitze gegen die Königin; damit aber die Öffentlichkeit sich nicht die gleiche Freiheit nähme, ließ er, der protestantische Prinz, zur gleichen Zeit eine Versammlung freier Katholiken in Berlin von der Polizei auseinanderjagen. Sie werden zugeben, daß eine so undefinierbare, sich selbst widersprechende, selbstmörderische Politik sich sogar unter gewöhnlichen Verhältnissen als reichlich herausfordernd und gefährlich erweisen würde; aber die Verhältnisse sind nicht gewöhnlich. Von Frankreich her droht die Revolution und um gegen sie Front zu machen, muß sich die preußische Regierung zu
Hause sicher fühlen. Nur ein europäischer Krieg bietet eine Aussicht, die Revolution in Frankreich aufzuschieben. In einem solchen Krieg würden sich Rußland, Frankreich und Sardinien gegen Österreich zusammenschließen. Um nicht zum allgemeinen Sündenbock zu werden, müßte Preüßen dann bereit sein, einen Insurrektionskrieg zu führen, einen Krieg für die deutsche Unabhängigkeit; denn ließe es sich in einen Krieg gegen seine eigenen Untertanen ein, so würde es, wie 1806, mit einem einzigen Streich gefällt werden14571. Die preußische Regierung ist sich der unangenehmen Lage völlig bewußt, in die sie durch eine französische Revolution oder einen europäischen Krieg versetzt sein würde. Sie weiß auch, daß Europa in diesem Augenblick zwischen den beiden Möglichkeiten dieses Dilemmas hin und her schwankt. Andererseits weiß sie, daß die gleiche Gefahr, die man nach außen vermieden hätte, von innen heraus entstehen würde, falls man der Volksbewegung freien Lauf ließe. Scheinbar Zugeständnisse an das Volk machen, sie in Wirklichkeit aber vereiteln - dieses Spiel mit dem deutschen Volk zu treiben, wäre wahrscheinlich gefährlich; doch fehlt es der armseligen preußischen Regierung an Mut, dieses Spiel auch nur zu versuchen. Warum gönnt man es z.B. der Großbourgeoisie nicht, sich des Trostes zu erfreuen, daß ein vom Regenten ernanntes Kabinett nachträglich von ihr gewählt worden sei? Weil schon der Anschein eines Zugeständnisses an das Volk den dynastischen Stolz verletzt. Wie mit der Innenpolitik verhält es sich auch mit der Außenpolitik. Kein anderer Staat empfindet bei der Aussicht auf einen europäischen Krieg größeren Schrecken als Preußen. Doch ein kleiner Privatkrieg, sagen wir eine Rauferei mit Dänemark wegen Schleswig-Holstein oder ein mörderischer Kugelwechsel mit Österreich um die deutsche Hegemonie, könnte sich als äußerst geschicktes Ablenkungsmanöver erweisen und, indem man den Pöbel bluten läßt, recht billig Popularität einbringen. Aber auch dies ist ein Fall, in dem man nicht tun kann, was man tun möchte. Hinter der dänischen Frage lauert Rußland, während Österreich in eigener Person nichts Geringeres als die Aufrechterhaltung des status quo in Europa darstellt. Somit würden konstitutionelle Zugeständnisse der Revolution den Weg ebnen und eine kleine Kauferei würde zu einem europäischen Kriege führen. Daher kann man gewißsein, daß das laute Kriegsgeschrei Preußens gegen Dänemark sich in einen weitschweifigen, im „Staats-Anzeiger" veröffentlichten Protest verflüchtigen wird.
Karl Marx Das Problem der Ionischen Inseln
[„New-York Daily Tribüne" Nr. 5526 vom 6. Januar 1859] London, 17. Dezember 1858 Der Fall des Herrn William Hudson Guernsey, alias Washington Guernsey, strafrechtlich verfolgt wegen des Diebstahls zweier Geheimdepeschen aus der Bibliothek des Britischen Kolonialamtes, die der Lord Oberkommissar für die Ionischen Inseln, Sir John Young, am 10. Juni 1857 und am 18. Juli 1858 an die ehemalige Regierung Lord Palmerstons gerichtet hatte, ist soeben vor dem Hauptkriminalgericht unter Vorsitz des Barons Martin verhandelt worden und hat mit dem Freispruch des Angeklagten geendet. Der Prozeß war sowohl vom politischen als auch juristischen Standpunkt interessant. Wie erinnerlich, hatte der homerische Herr Gladstone in seiner außerordentlichen Mission, die Ionischen Inseln zu befriedent458], gerade London verlassen, alsgleich einem skythischen Pfeil, von unsichtbarer Hand geschossen - Sir John Youngs Depesche in den Spalten der „Daily News" erschien. Die Depesche schlägt die Preisgabe des Protektorats über die Inseln vor. Sie sollen Griechenland überlassen werden, aber erst, nachdem der schönste Bissen - Korfu - abgeschnitten und in die kolonialen Herrschaftsgebiete Großbritanniens einverleibt Worden ist. Die allgemeine Verwunderung war groß. Der Teil der Londoner Presse, der gegen die Geheimdiplomatie opponiert, beglückwünschte Lord Derbys Kabinett zu dem kühnen Schritt, die Öffentlichkeit in das Geheimnis des diplomatischen Gemunkels einzuweihen. In naiver Begeisterung verkündete der „Morning Star", daß im Vereinigten Königreich eine neue Epoche der internationalen Politik angebrochen sei. Doch die liebliche Stimme der Lobpreisungen wurde sogleich von den schrillen und zornigen Stimmen der Kritik übertönt. Die dem Ministerium feindliche Presse stürzte sich eifrig auf den, wie sie es nannte, „vorbedachten groben Fehler", der in erster Linie auf nichts anderes abziele, sagten sie, als auf die Zerstörung der
politischen Unabhängigkeit des Herrn Gladstone und auf seine zeitweilige Entfernung aus der parlamentarischen Arena; während gleichzeitig seine eigenen Auftraggeber, um seine Mission zu vereiteln, einen skrupellosen Streich von machiavellistischer Tücke verübten, indem sie ein Dokument veröffentlichten, das Gladstone zugleich in eine schiefe Lage gegenüber dem Partner, mit dem er verhandeln sollte, gegenüber der öffentlichen Meinung in England und gegenüber dem Völkerrecht von Europa brachte. Um einen allzu vertrauensseligen Rivalen zu erledigen, schrieben die „Times", der „Globe", der „Observer" und die kleineren der dem Ministerium feindlichen Zeitungen, hätte das Derby-Kabinett nicht gezögert, eine Indiskretion zu begehen, die unter den gegebenen Umständen auf nichts weniger als auf Verrat hinauslaufe. Wie könnte Herr Gladstone verhandeln, wenn die Ionier nicht nur darüber informiert wären, daß man von Seiten Britanniens zu einem vorgefaßten Beschluß gelangt war, sondern wenn auch die führenden ionischen Patrioten kompromittiert wären durch den Verrat der Tatsache, daß sie einen Plan akzeptierten, der die Zerstückelung der sieben Inseln vorsähe? Wie könnte er angesichts der europäischen Proteste verhandeln, die sich bestimmt aus einer solchen Verletzung des Wiener Vertrages ergäben, jenes Vertrages, der England nicht als Besitzer von Korfu einsetzt, sondern nur als den Beschützer der sieben Inseln, und der die territoriale Aufteilung der europäischen Landkarte für immer regelte? In der Tat folgten diesen Zeitungsartikeln ernste Warnungen seitens Rußlands und Frankreichs. Lassen Sie mich en passant bemerken, daß der Wiener Vertrag, der einzige anerkannte Kodex des internationalen Rechts in Europa, eine der ungeheuerlichsten fictiones juris publici1 in den Annalen der Menschheit bildet. Wie lautet der erste Artikel dieses Vertrages? Ewiger Ausschluß der Familie Bonaparte vom französischen Thron; doch da sitzt Loüis-Napoleon, der Begründer des Zweiten Kaiserreiches, den alle gekrönten Häupter Europas anerkennen und umschmeicheln, vor dem sie sich beugen und mit dem sie sich verbrüdern. Ein weiterer Artikel sagt aus, daß Belgien für immer Holland zugebilligt ist, während andererseits die Lostrennung Belgiens von Holland seit den letzten achtzehn Jahren nicht nur ein fait accompli2, sondern eine legale Tatsache ist. Dann schreibt der Wiener Vertrag vor, daß Krakau, seit 1846 Osterreich einverleibt, für immer eine unabhängige Republik bleiben solle; und die letzte, aber nicht unwichtigste Bestimmung legt fest, daß Polen, von Nikolaus dem Russischen Reich eingegliedert, ein unabhängiges konstitutionelles Königreich sein soll, nur durch die persönlichen Bande der Romanow-"
1 Unterstellungen des Staatsrechtes - 2 eine vollendete Tatsache
Dynastie mit Rußland verbunden. So hat man Blatt für Blatt aus diesem heiligen Buch des europäischen jus publicum1 gerissen, und es wird nur dann angerufen, wenn es den Interessen der einen Partei oder der Schwäche der anderen entspricht. Das Derby-Kabinett schwankte sichtlich, ob es das unverdiente Lob eines Teiles der Presse einstecken oder den unverdienten Verleumdungen des anderen Teils entgegnen sollte. Nach achttägigem Schwanken entschloß es sich jedoch zu dem letzteren Schritt und erklärte durch eine öffentliche Anzeige, daß es mit der Veröffentlichung der Depeschen Sir John Youngs nichts zu tun habe und gegenwärtig eine Ermittlung im Gange sei, um den Urheber des verbrecherischen Streiches ausfindig zu machen. Schließlich wurde Herr William Hudson Guernsey als der schuldige Mann aufgespürt, dem man vor dem Hauptkriminalgericht den Prozeß machte und ihn anklagte, die Depeschen entwendet zu haben. Das Derby-Kabinett geht infolgedessen siegreich aus diesem Kampf hervor; und hier endet das politische Interesse an dem Prozeß. Doch als Folge dieses Prozesses ist die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit wieder auf die Beziehungen zwischen Großbritannien und den Ionischen Inseln gelenkt worden. Daß Sir John Youngs Plan keine private Grille war, wird durch folgenden Auszug aus einer öffentlichen Botschaft seines Vorgängers, Sir Henry Ward, an das Ionische Parlament am 13. April 1850 überzeugend bewiesen.
„Es obliegt mir nicht, im Namen der britischen Krone von dieser in der Botschaft angedeuteten fernen Zukunft zu sprechen, in der die verstreut lebenden Glieder des griechischen Volkes mit Zustimmung der europäischen Mächte in einem mächtigen Reich wieder vereinigt sein mögen. Doch es fällt mir nicht schwer, meiner eigenen Meinung Ausdruck zu verleihen" (er sprach im Namen der britischen Krone), „daß, läge ein solches Ereignis im Bereich der menschlichen Möglichkeiten, der Monarch und das Parlament von England gleicherweise gewillt wären, dafür zu sorgen, daß die Ionier wieder ihren Platz als Glieder der neuen Macht einnehmen, die ihrerseits dann den gebührenden Platz in der Weltpolitik einnehmen würde."
Inzwischen machten sich die philanthropischen Gefühle Großbritanniens für die Inseln in einer echt österreichischen Grausamkeit Luft, mit der Sir Henry Ward die damalige Rebellion auf den Inseln niederschlug. Von einer Bevölkerung von 200000 Seelen wurden 8000 mit Erhängen, Auspeitschen, Einkerkerung und Verbannung bestraft; Frauen und Kinder wurden solange gepeitscht, bis das Blut floß. Um nicht der Übertreibung verdächtigt zu
1 Staatsrechtes
werden, zitiere ich die britische Zeitung „Morning Chronicle" vom 25. April 1850: „Ein Schauder überkommt uns bei den gräßlichen Vergeltungsmaßnahmen, die von den Kriegsgerichten unter der Leitung des Lord Oberkommissars verhängt wurden. Tod, Deportation und Prügelstrafen wurden über die unglücklichen Verbrecher verhängt, in einigen Fällen ohne Prozeß, in anderen durch das Schnellverfahren nach dem Kriegsrecht. Es gab 21 Hinrichtungen und eine große Z ahl anderer Strafen." Doch dann brüsten sich die Briten damit, daß sie die Ionier mit einer freien Verfassung gesegnet und deren materielle Ressourcen zu einer Höhe entwickelt hätten, die einen hellen Kontrast zu der erbärmlichen wirtschaftlichen Lage des eigentlichen Griechenlands bilden. Was nun die Verfassung angeht, so war es Lord Grey zu dem Zeitpunkt, da er sich der Verfassungskrämerei für das ganze Kolonialreich Großbritanniens hingab, schlechterdings nicht möglich, die Ionischen Inseln zu übergehen; doch er gab ihnen nur das zurück, was England ihnen lange Jahre hindurch betrügerisch entrissen hatte.[459] Durch einen vom Grafen Kapodistrias entworfenen und mit Rußland 1815 in Paris unterzeichneten Vertrag wurde Größbritannien der Schutz der Ionischen Inseln unter der ausdrücklichen Bedingung übertragen, daß es sich an die den Inseln 1803 gewährte russische Verfassung hält. Der erste britische Lord Oberkommissar, Sir Thomas Maitland, hob diese Verfassung auf und ersetzte sie durch eine, die ihn mit unumschränkter Macht ausstattet. 1839 erklärt der Ionier Chevalier Mustoxydes in seinem „Pro Memoria", das das Unterhaus am 22. Juni 1840 drucken ließ:
„Die Ionier genießen nicht das Privileg, das den griechischen Gemeinwesen sogar in den Tagen der türkischen Tyrannei belassen wurde, das Privileg, ihre eigenen richterlichen Beamten zu wählen und ihre eigenen Angelegenheiten zu verwalten, sie unterstehen vielmehr Beamten, die ihnen von der Polizei aufgezwungen werden. Der geringe Spielraum, der den Gemeindekörperschaften jeder Insel in der Verwaltung ihrer eigenen Einkünfte gestattet war, ist ihnen entrissen worden, und um sie abhängiger zu machen, wurden diese Einkünfte in die öffentliche Schatzkammer geworfen." Was die Entwicklung der materiellen Ressourcen betrifft, so genügt es zu sagen, daß England, das Freihandels-England, sich nicht schämt, die Ionier mit Ausfuhrzöllen zu plagen, ein barbarisches Mittel, das, wie es scheint, nur im Finanzkodex der Türkei zu finden ist. So werden zum Beispiel Korinthen, das Haupterzeugnis der Inseln, mit einem Ausfuhrzoll von 22Va Prozent belastet.
Das Problem der Ionischen Inseln 667
„Die dazwischenliegenden Meere", sagt ein Ionier, „die sozusagen die Landstraße der Inseln bilden, werden nach der Methode eines Schlagbaüms in jedem Hafen durch Transitzölle gesperrt, die Waren aller Art besteuern, die- von Insel zu Insel ausgetauscht werden." Das ist noch nicht alles! Während der ersten dreiundzwanzig Jahre der - britischen Verwaltung wurde die Besteuerung um das Dreifache und die Ausgaben um das Fünffache erhöht. Später fand eine Herabsetzung statt, aber 1850. gab es dann ein Defizit, das der Hälfte der früheren Gesamtbesteuerung entsprach, wie die folgende Tabelle zeigt:
1815. 1817* 1850. So sind also Ausfuhrzölle auf ihre eigenen Produkte, Transitzölle zwischen . den verschiedenen Inseln, Steuererhohung und Vergeudung von Ausgaben die wirtschaftlichen Segnungen, die John Bull den Ioniern brachte. Seinem Orakel im Printing House Square[460' zufolge hascht er nur deshalb nach Kolonien, um ihnen die Grundsätze der Freiheit beizubringen; wenn wir uns an die Tatsachen halten, so beweisen die Ionischen Inseln doch nur, ebenso wie Indien und Irland, daß, um daheim frei zu sein, John Bull im Ausland versklaven muß. So macht er seiner sittlichen Entrüstung über Bonapartes Spitzelsystem in Paris gerade in dem Augenblick Luft, da er es selbst in Dublin einführt. Das juristische Interesse an dem fraglichen Prozeß konzentriert sich auf einen Punkt: Guernseys Verteidiger gab zu, daß zehn Exemplare der Depeschen entwendet worden sind, vertrat aber die Unschuld seines Klienten, weil nicht die Absicht bestand, diese für Privatzwecke zu gebrauchen. Wenn das Verbrechen des Diebstahls nur von der Absicht abhängt, mit der fremdes Eigentum rechtswidrig angeeignet wird, so wird das Strafr echt in dieser Beziehung auf einen toten Punkt gebracht. Die soliden Bürger auf der Geschworenenbank beabsichtigen wohl kaum, solch eine Revolution in den Eigentumsverhältnissen zu bewirken, sondern wollten durch ihr Urteil lediglich versichern, daß öffentliche Dokumente nicht das Eigentum der Regierung, sondern der Öffentlichkeit sind.
Aus dem Englischen.
* Erstes Jahr des britischen Protektorats.
Jährliche Besteuerung Ausgaben 68459 Pfd.St. 48500 Pfd.St. 108997 „ „ 87420 „ „ 147482 „ „ 170000 „ „
Karl Marx Die Erregung in Irland
[„New-York Daily Tribüne" Nr.5530 vom 11. Januar 1859] London, 24. Dezember 1858 Einer Regierung, die wie das jetzige britische Ministerium eine im Zerfall . befindliche Partei repräsentiert, wird es stets eher gelingen, ihre alten Grundsätze loszuwerden als ihre alten Verbindungen. Als sich Lord Derby in der Downing Street niederließ, hatte er sich zweifellos vorgenommen, die groben Fehler zu sühnen, die in der Vergangenheit seinen Namen in Irland sprichwörtlich gemacht hatten14611; und sein gewandter Kronanwalt für Irland, Herr Whiteside, zögerte auch keinen Augenblick, die ihn an die OrangistenLogen14511 bindenden Eide in den Wind zu schlagen. Indessen gab damals Lord Derbys Machtantritt gleichzeitig einer Koterie der herrschenden Klasse das Signal, herbeizustürzen und die Posten zu besetzen, die eben frei geworden waren, nachdem man die andere Koterie gewaltsam vertrieben hatte. Die Bildung der Derby-Regierung hatte zur Folge, daß alle Regierungsämter an eine buntscheckige Mannschaft verteilt werden sollten, die noch immer durch einen bedeutungslos gewordenen Parteinamen vereint ist, noch immer unter einem Banner marschiert, das in Fetzen gerissen ist, und die in der Tat nichts Gemeinsames hat, abgesehen von Reminiszenzen der Vergangenheit, Klubintrigen und vor allem der festen Entschlossenheit, gemeinsam die irdischen Güter eines Amtes zu teilen. So sollte also Lord Eglinton, der Don Quichote, der im England der Geldkrämer die Ritterturniere wieder aufleben lassen wollte, als Lord Lieutenant3- in Schloß Dublin eingesetzt werden, und so sollte Lord Naas, berüchtigt als der rücksichtslose Parteigänger der irischen Gutsbesitzer, zu seinem ersten Minister ernannt werden. Dem würdigen
1 Vizekönig von Irland
Paar arcades ambo[462J wurde selbstverständlich beim Verlassen Londons von ihren Vorgesetzten ernsthaft eingeschärft, mit ihren Grillen aufzuhören, sich anständig zu betragen und nicht durch mutwillige Streiche ihre eigenen Auftraggeber zu beunruhigen. Lord Eglintons "Weg über den Kanal war, daran zweifeln wir nicht, mit guten Vorsätzen gepflastert, wobei die Aussicht auf das vizekönigliche Narrenzepter vor seinem kindischen Geiste tanzte, während Lord Naas bei seiner Ankunft auf Schloß Dublin entschlossen war, sich davon zu überzeugen, daß das massenweise clearance of estates[4631, das Niederbrennen von Bauernhütten und das erbarmungslose Vertreiben ihrer armen Insassen im richtigen Tempo vorsichgehen. Doch da Parteirücksichten Lord Derby gezwungen hatten, falsche Leute an den falschen Platz zu stellen, brachten Parteirücksichten sogleich jene Leute in eine schiefe Lage, was deren persönliche Absichten auch immer sein mochten. Der Orangismus war wegen seiner aufdringlichen Loyalität offiziell verurteilt worden. Die Regierung selbst war gezwungen, seine Organisation für illegal zu erklären. Ganz ohne Förmlichkeit wurde ihm eröffnet, daß er in dieser Welt von keinem Nutzen mehr sei und verschwinden müsse. Schon der Antritt einer Tory-Regierung, allein schon die Besetzung des Dubliner Schlosses mit einem Eglinton und einem Naas erweckten neue Hoffnungen bei den niedergeschlagenen Orangisten. Die Sonne schien wieder auf die „echten blauen"l; wie in den Tagen Castlereaghs würden sie wieder als große Herren über das Land herrschen14641, und der Tag der Rache war sichtbar angebrochen. Schritt für Schritt brachten sie die ungeschickten, schwachen und daher unbesonnenen Vertreter der Downing Street aus einer schiefen Lage in die andere, bis schließlich eines schönen Tages die Welt bestürzt war über die Proklamation des Vizekönigs, die (sozusagen) den Belagerungszustand über Irland verhängte und mittels Belohnungen in Höhe von jeweils 50 und 100 Pfd. St. das Gewerbe des Spions, des Denunzianten, des Meineidigen und des Agent provocateurs2 zum einträglichsten Gewerbe auf der Grünen Insel machte. Kaum waren die Plakate, die Belohnungen für das Aufdecken von Geheimgesellschaften verhießen, angeschlagen, als ein niederträchtiger Kerl namens O'Sullivan, ein Apothekerlehrling aus Killarney, seinen eigenen Vater und einige Burschen von Killarney, Kenmare, Bantry, Skibbereen als Mitglieder einer schrecklichen Verschwörung denunzierte, die in geheimer Verständigung mit Seeräubern von der anderen Seite des Atlantik standen und nicht nur wie Herr Bright „englische Institutionen zu amerikanisieren"14651 vorhatten, sondern Irland der Musterrepublik einzuverleiben gedachten. Folglich mach
1 „waschechten" Tories - 2 Lockspitzels
ten sich in den Grafschaften Kerry und Cork Detektive emsig zu schaffen; nächtliche Verhaftungen wurden vorgenommen, geheimnisvolle Mitteilungen erfolgten, vom Südwesten verbreitete sich die Jagd auf die Verschwörer nach dem Nordosten, komische Szenen spielten sich in der Grafschaft Monaghan ab, und das erschreckte Belfast sah, wie einige Dutzend Lehrer, Anwaltsund Kaufmannsschreiber durch die Straßen geführt und in die Gefängnisse gesperrt wurden. Was die Sache noch verschlimmerte, war, daß man die Gerichtsverhandlungen in den Schleier des Geheimnisses hüllte. Eine ~ Freilassung gegen Bürgschaft wurde in allen Fällen abgelehnt, mitternächtliche Überraschungen waren an der Tagesordnung, alle Untersuchungen wurden geheimgehalten, Abschriften der Anzeigen, auf Grund derer die willkürlichen Verhaftungen erfolgt waren, wurden regelmäßig verweigert; die besoldeten Polizeirichter wirbelten zwischen ihren Richtersitzen und den Vorzimmern des Dubliner Schlosses hin und her, und von ganz Irland könnte man sagen, was Herr Rea, der Verteidiger der Angeklagten in Belfast, über diesen Ort äußerte: „Ich glaube, die britische Verfassung hat Belfast in der vergangenen Woche verlassen." Nun, durch all diesen Lärm und dieses ganze Geheimnis dringt mehr und mehr die Besorgnis der Regierung durch - die dem Druck ihrer leichtgläubigen Beauftragten in Irland nachgegeben hatte, die ihrerseits bloße Marionetten in den Händen der Orangisten waren wie sie aus dieser unangenehmen Klemme herauskommen kann, ohne gleichzeitig ihr Ansehen und ihre Ämter einzubüßen. Zuerst behauptete man fälschlich, die gefährliche Verschwörung, deren Verzweigungen sich vom Südwesten nach dem Nordosten über die ganze Fläche Irlands erstreckt, nähme ihren Ausgang vom proamerikanischen Phönix-Klubt466]. Dann war es eine Wiederkehr des Ribbonismus14671; aber jetzt ist es,etwas ganz Neues, ganz Unbekanntes und daher um so Schreck. licheres. Zu welchen Notlügen die Regierung getrieben wird, kann man aus dem Regierungsorgan, dem Dubliner „Daily Express"[468], schließen, der seinen Lesern Tag für Tag falsche Gerüchte über begangene Mordtaten, über bewaffnete Plünderer und mitternächtliche Versammlungen vorsetzt. Zum heftigsten Unbehagen der Zeitung stehen aber die getöteten Leute aus ihren Gräbern auf und erheben in den Spalten derselben Zeitung gegen den Redakteur Protest, der sie auf solche Weise erledigt hat. Es mag so etwas wie einen Phönix-Klub geben, doch ist es auf alle Fälle eine ganz kleine Sache, da die Regierung es selbst für angebracht gehalten hat, diesen Phönix in seiner eigenen Asche zu ersticken. Was den Ribbonismus anbelangt, so hing dessen Bestehen niemals von geheimen Verschwörern ab. Als sich gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts die protestantischen
Peep-o'Day boys zusammenschlössen, um gegen die Katholiken im Norden Irlands Krieg zu führen, entstand die ihnen feindlich gesinnte Gesellschaft der Defenderst469]. Als 1791 die Peep-o'Day boys in der Orangisten-Loge aufgingen, verwandelten sich die Defenders in Ribbonisten. Und als schließlich in unseren Tagen die britische Regierung den Orangismus verwarf, löste sich die Ribbon-Gesellschaft, da sie nun ihre Existenzgrundlage eingebüßt hatte, freiwillig auf. Die außergewöhnlichen Maßnahmen Lord Eglintons können in der Tat den Ribbonismus wieder beleben, ebenso wie die gegenwärtigen Versuche der Dubliner Orangisten, englische Offiziere an die Spitze der irischen Konstablertruppe zu stellen und deren untere Chargen mit ihren eigenen Parteigängern zu besetzen. Zur Zeit existieren in Irland keine Geheimorganisationen, es sei denn Agrargesellschaften. Wollte man Irland deshalb anklagen, daß es solche Gesellschaften hervorbringe, so wäre das ebenso weise, als wollte man den Waldboden anklagen, daß er Pilze hervorbringe. Die Gutsbesitzer Irlands haben sich zu einem teuflischen Ausrottungskrieg gegen die Häusler verbündet; oder, wie sie es nennen, sie vereinen sich zu dem ökonomischen Experiment, das Land von unnützen Mäulern zu „lichten". Die kleinen einheimischen Pächter sollen ohne viel Geschrei beseitigt werden wie das Ungeziefer vom Hausmädchen. Die verzweifelten Unglücklichen versuchen ihrerseits schwachen Widerstand zu leisten, indem sie Geheimgesellschaften bilden; diese aber, über das Land verstreut, sind zu machtlos, um mehr zu erreichen als Kundgebungen individueller Vergeltung. Falls jedoch die Verschwörung, auf die man in Irland Jagd macht, eine bloße Erfindung des Orangismus ist, so können die von der Regierung versprochenen Prämien dazu verhelfen, dem Gespenst Gestalt und Form zu geben. Wie es gewiß ist, daß der Werbesergeant mit seinem Schilling und seinem Gin einige vom Pöbel der Königin in den Dienst der Königin preßt, so gewiß schafft eine Belohnung für die Aufdeckung irischer Geheimgesellschaften solche Gesellschaften, damit sie aufgedeckt werden. Aus dem Innern jeder Grafschaft kommen sogleich Spitzbuben hervor, die, in revolutionäre « Delegierte verwandelt, die ländlichen Gebiete bereisen, Mitglieder aufnehmen, Eide abnehmen, Opfer denunzieren, sie an den Galgen schwören und das Blutgeld einstecken. Um diesen Schlag der irischen Denunzianten und die Wirkung, die Regierungsbelohnungen auf sie ausüben, zu charakterisieren, genügt es, einen Absatz aus der von Sir Robert Peel im Unterhaus gehaltenen Rede zu zitieren: „Als ich Staatssekretär für Irland war, wurde zwischen Carrick on Suir und Clonmel ein Mord begangen. Ein Herr... wollte an einem Herrn ... tödliche Vergeltung üben. So dingte er vier Leute für je zwei Guineas, um ihn zu ermorden. Zu beiden Seiten
des Flusses Suir läuft eine Straße von Carrick nach Clonmel. Indem er zwei Leute auf jeder Straße postierte, war für sein Opfer kein Entrinnen möglich. So wurde es heimtückisch ermordet, und das Land war über dieses abscheuliche Verbrechen so empört, daß die Regierung für die Auffindung jedes der vier Mörder eine Belohnung von 500Pfd.St. aussetzte. Und kann man es glauben, der Schurke, der die vier Mörder kaufte, war genau der gleiche Mann, der sich meldete und die Anzeige erstattete, die zu ihrer Hinrichtung führte. Und mit diesen meinen Händen zahlte ich in meinem Amtssitz auf Schloß Dublin diesem Ungeheuer in menschlicher Gestalt die Summe von 2000 Pfd.St."
Aus dem Englischen.
Karl Marx Uber die Bauernbefreiung in Rußland14701 I [„New-York Daily Tribüne" Nr.5535 vom 17.Januar 1859] Berlin, 29. Dezember 1858 Der große „ Initiator" (um einen Ausdruck Mazzinis zu verwenden) der russischen Revolution, Kaiser Alexander II., hat einen neuen Schritt vorwärts getan. Am vergangenen 13. November unterzeichnete das Kaiserliche Hauptkomitee zur Aufhebung der Leibeigenschaft14711 endlich seinen Bericht an den Kaiser, in dem die Grundsätze dargelegt sind, nach denen die Emanzipation der Leibeigenen vorgenommen werden solL Die Grundprinzipien lauten folgendermaßen: I. Die Bauern hören sofort auf, Leibeigene zu sein und treten in einen Zustand der „provisorischen Verpflichtung" gegenüber ihren Gutsbesitzern. Dieser Zustand soll zwölf Jahre andauern, während deren sie alle persönlichen und Eigentumsrechte der übrigen steuerpflichtigen Untertanen des Reiches genießen. Die Leibeigenschaft und all ihre Attribute werden für immer abgeschafft ohne jegliche Entschädigung der ehemaligen Eigentümer; denn die Leibeigenschaft, so heißt es im Bericht, wurde vom Zaren Boris Godunow*
* Dies ist alles andere als richtig. Boris Godunow (Ukas vom 2. November 1601) setzte dem Recht der Bauern, durch das Reich zu ziehen, ein Ende und band sie an die Güter, denen sie durch Geburt oder Wohnsitz angehörten. Unter seinen Nachfolgern wuchs rasch die Macht des Adels über die Bauernschaft, und der Zustand der Leibeigenschaft wurde allmählich für die letztere allgemeingültig. Dies blieb aber eine ungesetzliche Usurpation seitens der Bojaren, bis Peter der Große sie 1723 legalisierte. Die Bauern wurden nun auch zum persönlichen Eigentum des adligen Gutsbesitzers gemacht, ohne von den Ketten befreit zu werden, die sie an das Gut fesselten; der Gutsbesitzer erhielt das Recht, sie einzeln oder gruppenweise, mit oder ohne Land
43 Marx/Engels, Werke, Bd. 12
willkürlich eingeführt und entwickelte sich durch Mißbrauch der Macht zu einem wesentlichen Bestandteil des ungeschriebenen Gewohnheitsrechts; sie kann also, da sie durch den Willen des Herrschers geschaffen wurde, auch durch den Willen des Herrschers beseitigt werden. Was die pekuniäre Entschädigung für ihre Abschaffung anbelangt, so würde solch eine Geldzahlung als Ausgleich für Rechte, die der Bauernschaft von Natur aus gehören und ihr niemals hätten fortgenommen werden dürfen, wahrlich, wie es im Bericht heißt, eine schmähliche Seite der russischen Geschichte bilden. II. Während der zwölf Jahre provisorischer Verpflichtung bleibt der Bauer an das Gut gebunden; falls aber der Gutsbesitzer ihm nicht mindestens fünf Desjatinen Land zu seiner persönlichen Bewirtschaftung zuteilen kann, darf er das Gut verlassen. Wenn er jemand anderen findet, der seinen Anteil bebaut, wird ihm dieselbe Freiheit gestattet, solange er der Krone seine Steuern zahlt. III. und IV. Jede Dorfgemeinde bleibt im Besitz der Wohnhäuser ihrer Mitglieder samt deren Gehöften, Viehställen, Gärten etc., wofür jährlich eine Rente von 3 Prozent ihres Taxwertes ein den Gutsbesitzer gezahlt wird. Die Gemeinde kann den Gutsbesitzer rechtlich zwingen, diesen Wert von einer gemischten Kommission, die aus zwei Gutsbesitzern und zwei Bauern besteht, abschätzen zu lassen. Wenn die Gemeinde es wünscht, kann sie ihre Gehöfte durch Barzahlung des Taxwertes auslösen. V= Die Abgabe der Landanteile an die Bauern seitens der Gutsbesitzer wird folgendermaßen geregelt: Wo auf einem Gut mehr als sechs Desjatinen auf jeden dort eingetragenen Leibeigenen kommen, erhält jeder erwachsene männliche Bauer einen Anteil von neun Desjatinen urbaren Landes; wo weniger Land vorhanden ist, werden zwei Drittel des gesamten urbaren Landes an die Bauern abgegeben; und wo so viele Bauern auf einem Gut sind, daß diese zwei Drittel nicht ausreichen, um jeden erwachsenen Mann zumindest mit fünf Desjatinen zu versorgen, dort wird der Boden in Parzellen von fünf Desjatinen aufgeteilt, und diejenigen, die durch das Los davon ausgeschlossen sind, eine Parzelle zu bekommen, erhalten von den Dorfbehörden Pässe und haben die Freiheit, zu gehen, wohin sie wollen. Was das Brennholz anbelangt,
zu verkaufen, und wurde in Anbetracht dessen persönlich für sie und ihre Steuern an die Regierung verantwortlich gemacht. Später verwandelte Katharina II. mit einem Federstrich vier oder fünf Millionen verhältnismäßig freier Bauern in den neuerworbenen westlichen und südlichen Provinzen in Leibeigene. Es würde aber nicht schicklich sein, in russischen offiziellen Dokumenten solche Tatsachen in Verbindung mit Peter I. und Katharina II. zu erwähnen, und der arme Boris Godunow muß daher die Verantwortung für die Sünden all seiner Nachfolger tragen.
so ist der Gutsbesitzer verpflichtet, dies für die Bauern in seinen Wäldern zu einem vorher festgesetzten Preis zur Verfügung zu stellen. VI. Für diese Vergünstigungen muß der Bauer dem Gutsbesitzer folgende corvees1 leisten: Für jede zugeteilte Desjatine zehn Arbeitstage mit Pferd und zehn Tage ohne (bei neun Desjatinen 180 Arbeitstage jährlich). Der Wert seiner corvee soll in jedem Gouvernement (Provinz) geldmäßig so festgelegt werden, daß ein Tag corvee nur ein Drittel eines freien Arbeitstages wert ist. Nach den ersten sieben Jahren kann ein Siebentel dieser corvees und in jedem folgenden Jahr ein weiteres Siebentel in eine Getreiderente verwandelt werden. VII. Die persönlichen Leibeigenen, die nicht an ein besonderes Gut gebunden sind, sondern an das Herrenhaus der Familie oder an die Person ihres Herrn, werden ihren Herren zehn Jahre dienen müssen, jedoch Lohn empfangen. Sie können aber jederzeit ihre Freiheit zu einem Preis von 300 Rubeln für einen Mann und 120 Rubeln für eine Frau erkaufen. IX. Der Gutsbesitzer bleibt das Oberhaupt der Dorfgemeinde und hat das Vetorecht gegen ihre Beschlüsse; in einem solchen Fall kann bei einer gemischten Kommission von Adligen und Bauern Berufung eingelegt werden. Das ist der Inhalt dieses wichtigen Dokuments, welches in indirekter Form die Gedanken Alexanders II. über die große soziale Frage Rußlands ausdrückt. Ich habe Kapitel VIII, das die Organisation der Dorfgemeinden behandelt, ausgelassen und ebenfalls Kapitel X, das nur die gesetzlich festgelegten Formen behandelt, in welche die offiziellen Dokumente über diese Reform gebracht werden sollen. Schon ein ganz oberflächlicher Vergleich zeigt, daß dieser Bericht in Wahrheit eine bloße Fortsetzung und Aufarbeitung des Programms ist, das vom Hauptkomitee im vergangenen Frühjahr an die verschiedenen Körperschaften des Adels im ganzen Reiche ausgegeben wurde. Dieses Programm, dessen zehn Punkte genau den zehn Kapiteln des Berichts entsprechen, war faktisch nur ein Schema, das dem Zweck diente, den Adligen zu zeigen, in welcher Richtung sie zu handeln haben, und das sie ausfüllen sollten. Doch je mehr sich die Adligen in die Frage vertieften, um so größer wurde ihre Abneigung; und es ist sehr bezeichnend, daß die Regierung sich acht Monate danach gezwungen sah, dieses Schema selbst auszufüllen und jenen Plan zu entwerfen, der eigentlich ein ureigener Akt der Adligen sein sollte. Soviel zur Geschichte des vorliegenden Dokuments; jetzt zu seinem Inhalt.
1 Frondienste
Wenn der russische Adel denkt, daß der „4. August" (1789) für ihn noch nicht gekommen sei und daß bislang keine Notwendigkeit bestehe, seine Privilegien auf dem Altar seines Vaterlandes zu opfern, so geht die russische Regierung weitaus schneller voran; sie ist schon bei der „Erklärung der Menschenrechte" angelangt14721. Was halten Sie eigentlich davon, daß Alexander II. „Rechte, die der Bauernschaft von Natur aus gehören und deren sie nie hätte beraubt werden dürfen" verkündet? Wahrlich, das sind ungewöhnliche Zeiten! 1846 tritt ein Papst als Initiator einer liberalen Bewegung auf[473]; 1858 proklamiert ein russischer Despot, ein wahrer samoderjetz vserossiiski1 die Menschenrechte! Und wir werden es noch erleben, daß die Proklamation des Zaren ein größeres Echo in der Welt finden und im Grunde von weit größerer Tragweite sein wird als der Liberalismus des Papstes. Die erste der Parteien, die der Bericht behandelt, ist der Adel. Wenn er sich weigert, einen 4. August zu feiern, dann erklärt ihm die Regierung sehr deutlich, daß er dazu gezwungen werden wird. Jedes Kapitel des Berichts enthält einen schmerzhaften materiellen Verlust für die Aristokratie. Eine der Arten, wie der Adel sein menschliches Kapital exploitierte, bestand darin, die Leibeigenen zu vermieten oder ihnen zu gestatten, gegen Zahlung einer Jahressumme (obrok) umherzuwandern und ihren Lebensunterhalt nach eigenem Belieben zu verdienen. Dieser Brauch kam wunderbar sowohl den Börsen der Adligen als auch dem Wandertrieb des russischen Leibeigenen entgegen. Für jene war er eine der Haupteinnahmequellen. Durch das Kapitel I sollen sie ohne Entschädigung beseitigt werden. Nicht nur das: Durch Kapitel II wird jeder Leibeigene, dem der Gutsbesitzer keine 5 Desjatinen urbares Land zuteilen kann, frei und kann gehen, wohin es ihm beliebt. Durch die Kapitel III—V verliert der Gutsbesitzer die freie Verfügungsgewalt über etwa zwei Drittel seines Bodens und wird gezwungen, ihn den Bauern zuzuteilen. Zwar sitzen die Bauern schon jetzt auf dem Boden, aber unter seiner Herrschaft und gegen Verpflichtung von Dienstleistungen, die ausschließlich von ihm festgelegt waren. Nun soll der Boden in Wirklichkeit den Bauern gehören, die lebenslängliche Pächter werden, mit dem Recht, ihr ganzes Gehöft auszulösen, und deren Dienstleistungen, obwohl sie sehr hoch bemessen sind, sollen nun durch eine gesetzliche Verordnung festgelegt werden und, was für die Gutsbesitzer noch schlimmer ist, sogar zu einem (für die Bauern) ziemlich vorteilhaften Tarif verändert werden können. Sogar den dvorovye, d.h. den Dienern des gutsherrlichen Hauses, muß Lohn gezahlt werden, und sie können, wenn sie wollen, ihre Freiheit erkaufen. Was noch
1 Selbstherrscher aller Reußen
schlimmer ist, die Leibeigenen sollen dieselben Rechte wie alle änderen Bürger erhalten, was bedeutet, daß sie das ihnen bisher unbekannte Recht haben werden, ihre Gutsbesitzer zu verklagen und in Gerichtshöfen Zeugnis gegen sie abzulegen, und obwohl die Gutsbesitzer auf ihren Gütern das Oberhaupt des Bauern bleiben und eine gewisse Rechtsgewalt über sie behalten, so werden doch die Erpressungen, durch die ein großer Teil des russischen Adels die Mittel zusammengescharrt hat, um elegante lorettes1 in Paris auszuhalten und in deutschen Bädern dem Glückspiel zu frönen, in Zukunft eine starke Einschränkung erfahren. Um aber die Wirkung, die eine solche Verminderung des Einkommens auf die russischen Adligen haben könnte, beurteilen zu können, wollen wir einen Blick auf ihre finanzielle Lage werfen. Der gesamte Landadel Rußlands ist an die Kreditbanken (von der Krone eingerichtet) mit einer Summe von 400000000 Silberrubel verschuldet, wofür etwa 13000000 Leibeigene an diese Banken verpfändet sind. Die Gesamtzahl der Leibeigenen Rußlands (außer den Kronbauern) beträgt 23750000 (Zensus von 1857). Nun ist klar, daß die kleineren Besitzer von Leibeigenen die Hauptkontrahenten dieser Schuld sind, während die größeren verhältnismäßig frei von Schulden sind. Aus dem Zensus von 1857 wird ersichtlich, daß etwa 13000000 Leibeigene Gutsherren gehören, die jeder weniger als 1000 Leibeigene besitzen, während die übrigen 10750000 Leibeigenen Gutsbesitzern gehören, die jeder mehr als 1000 Leibeigene besitzen. Es versteht sich, daß die letzteren beinahe die unbelasteten und die ersteren die mit Schulden belasteten Adligen Rußlands darstellen. Dies mag nicht ganz exakt sein, aber es kommt im allgemeinen der Wirklichkeit nahe genug. ^ Die Anzahl der Grundbesitzer, die 1 bis 999 „Seelen" nach dem Zensus von 1857 besitzen, beträgt 105540, während die der Adligen* die 1000 und mehr besitzen, nicht mehr als 4015 beträgt. Es sieht also so aus, daß bei niedrigster Schätzung neun Zehntel der gesamten russischen Aristokratie an die Kreditbanken, oder was das gleiche ist, an die Krone, arg verschuldet sind. Es ist aber wohlbekannt, daß der russische Adel überdies in großem Maße an Privatpersorten, an Barikiers, Händler, Juden und Wucherer verschuldet ist und daß die große Mehrheit der Adligen so schwer mit Schulden belastet ist, daß sie nur ein nominelles Interesse an ihren Besitzungen übrig haben. Diejenigen, die noch gegen den Bankrott ankämpften, wurden durch die schweren Opfer des letzten Krieges völlig ruiniert, als sie außer den schweren Abgaben, die sie an Menschen, Geld und corvees zu leisten hatten, dert Absatz für ihre Produkte verschlossen fanden und Darlehen zu außerordentlich
1 Kokotten
drückenden Bedingungen aufnehmen mußten. Und nun fordert man sie dazu auf, völlig und ohne Entschädigung auf einen großen Teil ihrer Einnahmen zu verzichten und den Rest ihres Einkommens so zu regeln, daß es nicht nur vermindert, sondern auch fernerhin in dieser verminderten Grenze gehalten wird. Bei einem solchen Adel wie dem russischen kann man die Folgen leicht 1 WT • 1 . •. 1 * • 1 . • , . l • . 7 n i- n voraussenen. w enn er nicni mit aer rtussicnt einverstanden ist, aaw die groiDe Mehrheit seiner Klasse ruiniert oder unmittelbar in den Bankrott getrieben wird, um in jener Klasse des bürokratischen Adels aufzugehen, dessen Rang und Stellung gänzlich von der Regierung abhängt, dann muß er sich diesem Versuch der Befreiung der Bauernschaft widersetzen. Er widersetzt sich ihm wirklich, und wenn, wie es den Augenschein hat, sein gegenwärtiger legaler Widerstand nichts gegen den Willen des Herrschers ausrichten wird, so wird er gezwungen sein, seine Zuflucht zu anderen wirkungsvolleren Mitteln zu nehmen.
II
[„New-York Daily Tribüne" Nr. 5535 vom 17. Januar 1859] Berlin, 31. Dezember 1858 Der Widerstand der russischen Adligen gegen die Emanzipationspläne des Zaren hat bereits begonnen, sich in zweierlei Weise kundzutun - einmal passiv und einmal aktiv. Die persönlichen Ansprachen, die Alexander II. bei seiner Reise durch mehrere Provinzen an seine Adligen zu richten geruhte, Ansprachen, die einmal sanft in das Gewand menschenfreundlicher Appelle gekleidet waren, dann die überzeugende Form belehrender Darstellung annahmen j ein andermal zu den schrillen Tönen des Befehls und der Drohung anstiegen - wozu haben sie alle geführt? Die Adligen hörten sie in serviler Haltung mit gesenkten Köpfen an, aber in ihrem Herzen fühlten sie, daß der Kaiser, der daherkam, um Ansprachen zu halten, sie zu beschwatzen, zu überreden, zu ermahnen und ihnen zu drohen, aufgehört hatte, jener allmächtige Zar zu sein, dessen Wille sogar an Stelle der Vernunft stehen sollte. Deshalb wagten sie es, eine negative Antwort zu geben, indem sie überhaupt keine Antwort gaben, die Gefühle des Zaren unerwidert ließen und zu dem einfachen Mittel der Verschleppung in ihren Kommissionen griffen. Sie ließen dem Kaiser keinen anderen Ausweg als den der römischen Kirche:
Compelle intrare.1 Diese öde Monotonie des hartnäckigen Schweigens wurde jedoch vom St. Petersburger Adelskomitee kühn durchbrochen, das ein von Herrn Platonow, einem seiner Mitglieder, entworfenes Dokument annahm, welches in der Tat eine „petition of rights"[474] darstellte. Darin wurde nichts weniger als ein Adelsparlament gefordert, das gemeinsam mit der Regierung nicht nur die große Frage der Stunde, sondern alle politischen Fragen entscheiden sollte. Vergeblich weigerte sich Herr Lanskoi, der Minister des Innern, dieses Dokument anzunehmen, indem er es dem Adel mit der zornigen Bemerkung zurückschickte, daß es seine Aufgabe sei, sich nicht zur Überreichung von Petitionen zu vereinigen, sondern nur zur Beratung von Fragen, die ihm die Regierung vorlegt. General Schuwalow ging im Namen des Komitees zum Angriff über und zwang Herrn Lanskoi durch die Drohung, das Dokument selbst dem Kaiser zu übergeben, es dennoch anzunehmen. So hat der russische Adel 1858, ebenso wie der französische Adel im Jahre 1788, die Parole der Assemblee des £tats generaux2 oder, wie man in Moskowien sagt, des Semski Sobor bzw. der Semskaja Duma3 ausgegeben. So greifen die Adligen selbst mit ihren eigennützigen Versuchen, die veraltete soziale Grundlage der Pyramide unversehrt zu erhalten, ihren politischen Schwerpunkt an. Außerdem hat der esprit de vertige4, wie die alten französischen Emigranten den Geist des Zeitalters nannten, sie so heftig ergriffen, daß die Mehrheit der Adligen sich Hals über Kopf in die bürgerliche Aktiengesellschaftsmanie stürzt, während die Minderheit in den westlichen Provinzen Gefallen daran findet, die neumodische literarische Bewegung zu führen und zu schützen. Um eine Vorstellung von diesen in die Augen fallenden Bewegungen zu vermitteln, wird die Feststellung genügen, daß 1858 die Zahl der bestehenden Zeitschriften schon auf 180 angestiegen war, während 109 neue für 1859 angekündigt wurden. Andererseits wurden 1857 sechzehn Gesellschaften mit einem Kapital von 303900000 Rubel gegründet, während in der Zeit von Januar bis August 1858 21 neue Gesellschaften mit einem Kapital von 36175 000 Rubeln hinzukamen. Betrachten wir nun die andere Seite der von Alexander II. beabsichtigten Veränderungen. Man sollte nicht vergessen, wie oft die russische Regierung vor den Augen der Bauernschaft die Fata Morgana der Freiheit heraufbeschworen hat. Zu Beginn seiner Herrschaft rief Alexander I. den Adel zur Emanzipierung der Bauern auf, doch ohne Erfolg. Im Jahre 1812, als die Bauernschaft aufgerufen wurde, sich in das opoltschenie (die Miliz) ein
1 Zwinge zum Eintritt - 2 Versammlung der Generalstände - 3 Ständeversammlung 4 Geist des Irrtums
zureihen, wurde die Befreiung von der Leibeigenschaft, zwar nicht offiziell, so doch mit stillschweigendem Einverständnis des Kaisers, als Belohnung für den Patriotismus in Aussieht gestellt; die Männer, die das Heilige Rußland verteidigt hatten, könnten nicht länger als Sklaven behandelt werden. Sogar unter Nikolaus wurde die Macht der Adligen über ihre Leibeigenen durch eine Reihe von Ukasen eingeschränkt; so wurden die letzteren ermächtigt (Ukas von 1842), mit ihren Besitzern Vefträge über die zu leistenden Dienste abzuschließen (wodurch ihnen indirekt gestattet wurde, ihre Herren auch vor dem Gericht anzuklagen); ein Ukas (1844) übernahm im Namen der Regierung die Garantie für die Erfüllung der von den Bauern in solchen Verträgen eingegangenen Verpflichtungen; ein anderer (1846) ermöglichte den Leibeigenen, ihre Freiheit zu erkaufen, wenn das Gut, zu dem sie gehörten, öffentlich versteigert werden sollte; und der Ukas (1847) ermöglichte es der Vereinigung der zu einem solchen Gut gehörenden Leibeigenen, das ganze Gut zu kaufen, sobald dieses käuflich war. Zur großen Überraschung der Regierung und der Adligen erwies es sich plötzlich, daß die Leibeigenen darauf vorbereitet waren und tatsächlich ein Gut nach dem anderen kauften; ja, daß sogar in vielen Fällen der Gutsbesitzer nur der nominelle Eigentümer war, denn die Leibeigenen, durch deren Geld er zwar schuldenfrei geworden war, hatten natürlich Vorkehrungen getroffen, um sich faktisch ihre eigene Freiheit und das Eigentumsrecht an dem Gut zu sichern. Als dies herauskam, mußte die Regierung, die durch diese Anzeichen der Intelligenz und der Energie unter den Leibeigenen und gleichzeitig durch die Erhebungen von 1848 in Westeuropa erschreckt war, nach einem Mittel gegen diese Verordnung suchen, die den Adel allmählich von seinen Gütern zu verdrängen drohte. Es war aber zu spät, um den Ukas zu widerrufen; daher dehnte ein anderer Ukas (15. März 1848) das Kaufrecht, das bisher nur die kommerziellen Vereinigungen der Leibeigenen besaßen, auf jeden einzelnen Leibeigenen aus. Diese Maßnahme war nicht nur darauf gerichtet, die Vereinigungen von Dörfern und Gruppen von Dörfern eines Gebiets zu sprengen, die bisher die Leibeigenen instand gesetzt hatten, das Kapital für einen solchen Kauf zu sammeln; sie wurde außerdem noch mit einigen Sonderbedingungen gewürzt. Das Land konnte von Leibeigenen gekauft werden, aber nicht die dazugehörigen Leute; mit anderen Worten - indem die Leibeigenen das Gut kauften, zu dem sie gehörten, erkauften sie nicht ihre eigene Freiheit. Im Gegenteil, sie blieben Leibeigene, und der gesamte Kaufvertrag wurde überdies von der Zustimmung des ehemaligen Gutsbesitzers abhängig gemacht! Um das Ganze noch zu krönen, wurden die zahlreichen Adligen, die ihren Besitz sozusagen für ihre Leibeigenen in Treuhänderschaft hielten, durch den
selben Ukas berechtigt und ermutigt, diese Treuhänderschaft zu brechen und den vollen Besitz ihrer Güter wiederzuerlangen, wobei alle Klagen der Leibeigenen ausdrücklich von den Gerichtshöfen abzuweisen wären. Seitdem waren für die Leibeigenen alle Schulen außer den Elementarschulen geschlossen, und alle Hoffnungen auf Emanzipation schienen zerschlagen, als der vergangene Krieg Nikolaus wieder dazu zWang, zu einer allgemeinen Bewaffnung der Leibeigenen aufzurufen und diesen Aufruf wie üblich durch Versprechungen der Befreiung von der Leibeigenschaft zu unterstützen, Versprechungen, die die unteren Regierungsbeamten unter der Bauernschaft zu verbreiten hatten. Es ist ganz natürlich, daß sich Alexander II. nach all dem gezwungen sah, ernsthaft zur Befreiung der Bauern zu schreiten. Das Ergebnis seiner Bemühungen und die Entwürfe seiner Pläne, soweit sie ausgereift waren, liegen vor uns. Was werden die Bauern zu einer zwölfjährigen Probezeit mit schweren corvees sagen, an deren Ende sie in einen Zustand eintreten sollen, den die Regierung nicht im einzelnen zu beschreiben wagt? Was werden sie zu einer, kommunalen Verwaltung, Rechtsprechung und Polizei sagen, welche alle Organe der demokratischen Selbstverwaltung beseitigen, die jede russische Dorfgemeinde bisher besessen hatte, um ein System der patrimonielen Macht der Gutsbesitzer nach dem Muster der preußischen Agrargesetzgebung von 1808 und 1809[475] zu errichten, ein System, das dem russischen Bauern völlig widerstrebt, dessen ganzes Leben von der Dorfgemeinde bestimmt wird, der keine Idee von individuellem Grundbesitz hat, sondern die Gemeinde als den Eigentümer des Bodens betrachtet, auf dem er lebt? Wenn wir uns daran erinnern, daß die Erhebungen der Leibeigenen gegen ihre Gutsbesitzer und Gutsverwalter seit 1842 zu einer Epidemie geworden sind, daß die Leibeigenen sogar laut offizieller Statistik des Ministeriums des Innern jährlich ungefähr sechzig Adlige ermordet haben, daß die Aufstände während des letzten Krieges stark zugenommen und sich in den westlichen Gebieten hauptsächlich gegen die Regierung gerichtet haben (es wurde eine Verschwörung organisiert, um beim Herannahen der englisch-französischen Armee - des ausländischen Feindes - einen Aufstand zu entfachen!), so kann es kaum einen Zweifel geben, daß der Versuch, die Vorschläge des Komitees zu verwirklichen, das Signal für eine gewaltige Feuersbrunst unter der Landbevölkerung Rußlands sein muß, sogar wenn sich der Adel der Emanzipation nicht widersetzt. Der Adel wird sich jedoch bestimmt widersetzen; der Kaiser, der zwischen Staatsnotwendigkeit und Zweckmäßigkeit hin- und hergeworfen wird, zwischen der Furcht vor den Adligen und der Furcht vor den wütenden Bauern, wird bestimmt schwanken, und die Leibeigenen, deren
Erwartungen aufs höchste gespannt sind, werden sich in dem Glauben, daß der Zar auf ihrer Seite steht, aber nur von den Adligen zurückgehalten wird, sicherer denn 'je zuvor erheben. Und wenn sie dies tun, dann wird das russische 1793 anbrechen; die Schreckensherrschaft dieser halbasiatischen Leibeigenen wird etwas in der Geschichte noch nie Dagewesenes sein, aber sie wird der zweite Wendepunkt in der russischen Geschichte sein und schließlich eine wirkliche und allgemeine Zivilisation an die Stelle der trügerischen und unechten Zivilisation setzen, welche Peter der Große eingeführt hat.
Aus dem Englischen.
Karl Marx Die Lage in Preußen
[„New-York Daily Tribüne" Nr.5548 vom I.Februar 1859] Berlin, 11. Januar 1859 Sie kennen das deutsche Sprichwort: „Wo nichts ist, hat der Kaiser sein Recht verloren"1, und dieses Gesetz der Nichtigkeit, das sogar über eine so mächtige Persönlichkeit wie einen Kaiser gebietet, kann natürlich von Ihrem Korrespondenten nicht in den Wind geschlagen werden. Wo sich nichts ereignet, da ist auch nichts zu berichten. Das ist die tiefere Ursache, die mich veranlaßt hat, auf meine Sendungen aus der „Hauptstadt der Intelligenz", der zentralen Residenz, wenn schon nicht der weltlichen Macht, so doch wenigstens des „Weltgeistes"2, für einige Wochen ein Embargo zu legen. Die erste Phase der preußischen Bewegung endete mit den allgemeinen Wahlen, während die zweite morgen mit der Eröffnung des Landtages beginnt. Wie ich aus einem mir übersandten Stoß deutschamerikanischer Zeitungen entnehme, haben sich viele amerikanische Söhne des Teut[476] meine Ansichten über die Lage hierzulande, die ich in früheren Beiträgen entwickelte, zu eigen gemacht, ohne die Quelle anzugeben, aus der sie ihre Weisheit schöpften; diese meine Ansichten haben sich inzwischen vollauf bestätigt durch den liederlichen und schleppenden - ich kann nicht sagen Fortgang der Dinge, sondern durch ihr wurmartiges Vorankriechen, ohne Beine und den Bauch am Boden, wie das Dr. Johnson pedantischen Angedenkens vermutlich bezeichnet hätte. Die deutschen Meilen sind länger als die irgendeiner anderen Nation, aber die Schritte, mit denen die Deutschen den Boden durchmessen, sind um so kürzer, und zwar ganz erheblich. Eben aus diesem Grunde träumen sie in ihren Märchen immer von Siebenmeilenstiefeln, die dem glücklichen
1 Dieses Sprichwort in der „New-York Daily Tribüne" englisch und deutsch - 2 „Weltgeistes" : in der „New-York Daily Tribüne" deutsch
Besitzer die Fähigkeit verleihen, mit jedem Schritt über eine league zurück' zulegen. Die vergangenen zehn Jahre in der Geschichte dieses Landes sind so einseitig (um ein Lieblingswort der Deutschen zu gebrauchen, die gleich Buridans scholastischem Tier so vielseitig sind, daß sie jeden Augenblick* in der Klemme sitzen) beurteilt worden, daß einige allgemeine Betrachtungen nicht unangebracht erscheinen. Als der König mit dem hirnlosen Kopf den Thron bestieg, war er voller Hirngespinste aus der Romantischen Schule[477]. Er wollte König von Gottes Gnaden und gleichzeitig ein volkstümlicher König sein, wollte inmitten einer allmächtigen bürokratischen Verwaltung von einer unabhängigen Aristokratie umgeben sein, wollte als Öberherr der Kasernen zugleich ein Mann des Friedens sein, wollte die Volksgerechtsame im mittelalterlichen Sinne fördern und sich gleichzeitig allen Bestrebungen des modernen Liberalismus widersetzen, wollte den kirchlichen Glauben wiedererwecken und zugleich mit der intellektuellen Überlegenheit seiner Untertanen prahlen; mit einem Wort: Er wollte den mittelalterlichen König spielen und als König von Preußen handeln - diese Fehlgeburt des achtzehnten Jahrhunderts! Doch von 1840 bis 1848 ging alles verkehrt. Nachdem die Landjunker1 ihre Hoffnungen auf den gekrönten Mitarbeiter des „Politischen Wochenblatts"14735 gesetzt, welches tagaus, tagein gepredigt hatte, man müsse der preußischen prosaischen Herrschaft des Schulmeisters, des Feldwebels, des Polizisten, des Steuereinnehmers und des gelehrten Mandarinen die poetische Herrschaft der Aristokratie aufpfropfen, sahen sie sich gezwungen, anstatt realer Konzessionen die geheimen Sympathien des Königs zu empfangen. Die Bourgeoisie, noch zu schwach, sich auf aktive Schritte einzulassen, fühlte sich genötigt, hinter der theoretischen Armee einherzutrotten, die von Hegels Schülern gegen die Religion, die Ideen und die Politik der alten Welt geführt wurde. In keiner früheren Periode war die philosophische Kritik so kühn, so machtvoll und so populär wie in den ersten acht Jahren der Herrschaft Friedrich Wilhelms IV., der den von Friedrich II. in Preußen eingeführten „seichten" Rationalismus durch mittelalterlichen Mystizismus zu ersetzen wünschte. Die Philosophie verdankte ihre Macht während dieser Periode ausschließlich der praktischen Schwäche der Bourgeoisie; da die Bourgeois die veralteten Institutionen nicht in Wirklichkeit zu stürmen vermochten, mußten sie den kühnen Idealisten, die auf dem Gebiet des Gedankens dagegen anstürmten, den Vorrang überlassen. Schließlich und endlich war der romantische König selber wie alle seine Vorgänger nur die sicht
1 Landjunker: in der „New-York Daily Tribüne" deutsch
bare Hand einer gewöhnlichen bürokratischen Regierung, die er vergeblich mit den zarten Empfindungen einer vergangenen Zeit zu verschönen suchte. Die Revolution, oder vielmehr die aus ihr hervorgegangene Konterrevolution, gab den Dingen ein völlig neues Gesicht. Die Landjunker1 verwandelten die privaten Grillen des Königs in praktische Vorteile, und es gelang ihnen, die Regierung in eine frühere Zeit zurückzuwerfen - nicht hinter 1848, nicht hinter 1815, sondern sogar hinter 1807 zurück. Vorbei war es mit den zeighaften, romantischen Bestrebungen; an ihrer Stelle erschien ein preußisches Oberhaus; die main mortet479] wurde wiederhergestellt, die Patrimonialgerichtsbarkeit des Junkers gedieh üppiger dehn je, die Steuerfreiheit wurde wieder ein Merkmal des Adels; Polizei und Beamte mußten vor den Edelleuten katzbuckeln, alle einflußreichen Posten wurden den Sprößlingen der Landaristokratie und des niederen Adels eingeräumt; die aufgeklärten Beamten der alten Schule wurden verjagt, um durch unterwürfige Schmarotzer von Rentmeistern und Gutsbesitzern ersetzt zu werden; und alle von der Revolution erkämpften Freiheiten: Pressefreiheit, Versammlungsfreiheit, Redefreiheit, verfassungsmäßige Vertretung - alle diese Freiheiten wurden nicht beseitigt, sondern als Vorrechte der aristokratischen Klasse aufrechterhalten. Hatte andererseits die Bourgeoisie in der vergangenen Periode die philosophische Bewegung gefördert, so rottete die Aristokratie sie jetzt mit der Wurzel aus und setzte an ihre Stelle den Pietismus. Jeder aufgeklärte Professor wurde von der Universität vertrieben, und die viri obscuri2, die Hengstenbergs, die Stahls und tuttiquanti3 bemächtigten sich aller Bildungsinstitutionen Preußens, von der Dorfschule bis zum Universitätsseminar in Berlin. Die Polizei- und Verwaltungsmaschine wurde nicht zerschlagen, sondern in ein reines Werkzeug der herrschenden Klasse verwandelt. Selbst die Gewerbefreiheit mußte herhalten, und wie das Konzessionssystem zu einem machtvollen Werkzeug der Begünstigung, der Einschüchterung und der Korruption gemacht wurde, so zwang man auch die Handwerker in den großen Städten wieder in Zünfte, Gilden und all die anderen erloschenen Formen einer vergangenen Epoche. So gingen die kühnsten Träume des Königs, die während der acht Jahre seines absoluten Regimes Träume geblieben waren, sämtlich dank der Revolution in Erfüllung und erstrahlten während der acht Jahre von 1850 bis 1857 als greifbare Realitäten im hellsten Tageslicht. Aber die Medaille hat auch eine Kehrseite. Die Revolution hatte die
1 Landjunker: in der „New-York Daily Tribüne" deutsch - 2 Dunkelmänner - 3 ihresgleichen
ideologischen Illusionen der Bourgeoisie zerstreut, und die Konterrevolution hatte mit deren politischen Ansprüchen Schluß gemacht. So ward sie zu ihren wahren Erwerbszweigen zurückgeworfen - Handel und Industrie -, und ich glaube nicht, daß irgendein anderes Volk während des letzten Jahrzehnts in dieser Richtung einen relativ so gewaltigen Anlauf genommen hat wie die Deutschen und speziell die Preußen. Wer Berlin vor zehn Jahren geUnt iinlrJc SC kaufe nJokf Tina Alt« D I _ OC11V.I I iIUI) VTU1UV V»0 11VULV ilXViii TTlUUV/1 VI Ik^lllIV/Ill flUO OlllClll OLC11C11 1 Ü1 aUC platz hat es sich in das geschäftige Zentrum des deutschen Maschinenbaus verwandelt. Wenn man durch Rheinpreußen und das Herzogtum Westfalen reist, wird man an Lancashire und Yorkshire erinnert. Kann sich Preußen auch nicht eines Isaac Pereire rühmen so besitzt es doch Plünderte von j\^evis— sens an der Spitze von mehr Credits mobiliers[32J, als der Deutsche Bundestag Fürsten zählt. Die Sucht, reich zu werden, vorwärtszukommen, neue Gruben zu erschließen, neue Fabriken zu errichten, neue Eisenbahnen zu bauen und vor allem Geld in Aktiengesellschaften zu investieren und mit Aktien zu spekulieren, wurde zur Leidenschaft des Tages und ergriff alle Klassen, vom Bauern bis zum Fürsten mit der Adelskrone, der einst ein reichsunmittelbarer Fürst[480J gewesen war. So waren also die Tage, da die Bourgeoisie in babylonischer Gefangenschaft weinte und ihre gedemütigten Häupter hängen ließ, dieselben Tage, da sie zur wirklichen Macht im Lande wurde, wobei sogar der hochmütige Aristokrat sich im Innern seiner Seele in einen profitgierigen, geldraffenden Börsenjobber verwandelte. Wenn Sie ein Beispiel suchen, wie sich die spekulative Philosophie in kommerzielle Spekulation verwandelt hat, so werfen Sie einen Blick auf das Hamburg des Jahres 1857. Erwiesen sich da die spekulativen Deutschen nicht als Meister auf dem Gebiete des Schwindels? Freilich war diese Aufwärtsentwicklung der preußischen Bourgeoisie, die durch das allgemeine Steigen der Warenpreise und das damit verbundene allgemeine Sinken der festen Einkommen ihrer bürokratischen Beherrscher verstärkt wurde, natürlich vom Ruin des Kleinbürgertums und der Konzentration der Arbeiterklasse begleitet. Der Ruin des Kleinbürgertums während der vergangenen acht Jahre ist eine allgemeine Erscheinung, die in ganz Europa beobachtet werden kann, aber nirgends so ausgeprägt wie in Deutschland. Bedarf diese Erscheinung irgendeiner Erklärung? Ich antworte darauf mit einem Wort: Seht euch die Millionäre von heute an, die noch gestern arme Teufel waren. Damit ein Habenichts über Nacht zu einem Millionär werde, müssen sich tausend 1 OOO-Dollar-Besitzer tagsüber in Bettler verwandelt haben. Der Börsenzauber bewerkstelligt so etwas im Handumdrehen, ganz abgesehen von den langsameren Methoden, mit denen die moderne Industrie
den Reichtum zentralisiert. In Preußen hat sich daher während der vergangenen zehn Jahre zugleich mit der Bourgeoisie ein unzufriedenes Kleinbürgertum und eine konzentrierte Arbeiterklasse entwickelt. Es ist an der Zeit, den Brief abzusenden, obwohl ich meine Rundschau1, wie die „Neue Preußische Zeitung" diese Art rückblickende Übersicht nennt, noch nicht abgeschlossen habe.
Aus dem Englischen.
1 Rundschau: in der „New-York Daily Tribüne" deutsch

Anhang und Register

Anmerkungen
1 Marx wurde als offizieller Vertreter der revolutionären Emigration in London zu dem Bankett eingeladen, das die Herausgeber der Chartistenzeitung „The People's Paper" am 14. April 1856 zu Ehren des vierten Jahrestages der Zeitung veranstalteten. Marx nutzte das ihm zugestandene Recht, als erster Redner aufzutreten, und hielt eine Rede über die welthistorische Rolle des Proletariats. Marx' Teilnahme am Jubiläum des „People's Paper" ist ein leuchtendes Beispiel für die Verbundenheit der Begründer des wissenschaftlichen Kommunismus mit den englischen Chartisten, für Marx' und Engels' Bestrebungen, einen ideologischen Einfluß auf das englische Proletariat auszuüben und den Führern des Chartismus zu helfen, die Arbeiterbewegung in England auf neuer, sozialistischer Grundlage wiedererstehen zu lassen. (Siehe dazu Marx' Brief an Engels vom 16. April 1856 in: Marx/Engels Briefwechsel, Bd. 2, S. 164-166.) „The People's Paper" - Wochenzeitung der Chartisten; von Ernest Jones im Mai 1852 in London gegründet. Jones, ein Führer des revolutionären Chartismus, war mit Marx und Engels befreundet, die von Oktober 1852 bis Dezember 1856 an der Zeitung mitarbeiteten. Außer den Artikeln, die Marx und Engels für „The People's Paper" geschrieben haben, veröffentlichte die Zeitung auch wichtige Artikel von Marx und Engels aus der „New-York Daily Tribüne". In dieser Zeit vertrat die Zeitung konsequent die Interessen der Arbeiterklasse und propagierte die Ideen des Sozialismus. Jones' Annäherung an bürgerliche Radikale führte zur Einstellung der Mitarbeit von Marx und Engels am „People's Paper" und zum zeitweiligen Bruch mit Jones. Im Juni 1858 wurde die Zeitung von bürgerlichen Geschäftsleuten übernommen. 3 2 Robin Goodfellow - sagenhaftes Wesen, das nach englischem Volksglauben die Rolle eines Schutzpatrons und Helfers der Menschen spielt; eine der Hauptgestalten aus Shakespeares Lustspiel „Ein Sommernachtstraum". 4 3 Abgewandeltes Zitat aus Shakespeares „Ein Sommernachtstraum", III. Aufzug, 2. Szene. Dort heißt es: „You minimus, of hindering knot-grass made". In der deutschen Übersetzung von August Wilhelm von Schlegel lautet diese Stelle: „Du Ecker du, du Paternosterkralle!" Die wörtliche Ubersetzung wäre: „Du Knirps, aus lästigem Vogelknöterich geflochten I" 5 4 Aberdeen, der weitgereiste Than - Marx spielt in dieser Charakteristik Aberdeens auf ein Wort des englischen Dichters Byron an. Than war ursprünglich der Vasall des angelsächsischen Königs, im 10. Jahrhundert erblicher Großgrundbesitzer. Nach der normannischen
Eroberung (1066) gingen die Thane in den niederen Baronen auf. In Schottland erhielt sich der Name als Titel höherer Würdenträger bis zum Ausgang des Mittelalters. 5 5 Die zitierten Äußerungen der vier Mitglieder des Oberhauses sind enthalten in „Hansard's Parliamentary Debates: Third Series ... Vol. 141", Sp. 764-767. 5 6 Im Jahre 1793 wurde der Herzog von York zum Oberbefehlshaber der britischen Truppen im ersten Koalitionskriege gegen das revolutionäre Frankreich ernannt und mit dem Befehl der Regierung, Dünkirchen einzunehmen, nach Flandern entsandt. Nach einer kraftund erfolglosen Belagerung von Dünkirchen erlitten die Truppen der Koalition in der Schlacht bei Hondschoot vom 6. bis 8. September 1793 durch die französische Revolutionsarmee eine Niederlage; die englische Armee entging nur der völligen Vernichtung, weil der Herzog von York den Kampf nicht aufnahm und sich schnell vor dem Ansturm der französischen Truppen zurückzog. Während des zweiten Koalitionskrieges im Jahre 1799 wurde der Herzog von York als Oberbefehlshaber einer englisch-russischen Armee nach Holland (damals Batavische Republik) entsandt. Das englische Korps dieser Armee landete Ende August 1799 in Helder. Im Oktober wurde die Koalitionsarmee infolge Unfähigkeit des Herzogs von den Franzosen geschlagen. 6 7 Marx zitiert Cobbetts Artikel „Mr. Cochrane Johnstone", der in Nr. 1 des Bandes X von „Cobbett's Weekly Political Register" am 5. Juli 1806 veröffentlicht wurde. Beim Schreiben des Artikels über den Herzog von York hat Marx auch noch andere Artikel von Cobbett benutzt. „Cobbett's Weekly Political Register" - radikale Wochenschrift, erschien von 1802 bis 1835 in London. 6 8 Die Kapitulation von Alkmaar wurde am 18. Oktober 1799 unterzeichnet, nachdem die Truppen der zweiten antifranzösischen Koalition unter dem Kommando des Herzogs von York in Holland eine Niederlage erlitten hatten (siehe Anm. 6). Außer der Bedingung, die 8000 französischen und holländischen Kriegsgefangenen zurückzugeben, mußten die Verbündeten sich verpflichten, ihre Truppen aus Holland abzuziehen. 7 9 Commander'in-chief at the Horse Guards - damals Bezeichnung für den Oberbefehlshaber der britischen Armee. Mit Horse Guards werden in England die Gardekavallerie sowie ihre Stabsquartiere bezeichnet. Die gleiche Bezeichnung trägt auch das Gebäude in Whitehall in London, das - ehemals eine Kaserne der Horse Guards - zum Hauptquartier des britischen Oberbefehlshabers und damit auch zum Synonym für die militärische Oberbehörde wurde. Siehe hierüber den Artikel von Marx und Engels „Zum englischen Militärwesen" im Band 10 unserer Ausgabe, S. 597. 7 10 Der Friedensvertrag von Adrianopel wurde im September 1829 zwischen der Türkei und Rußland nach dem Siege Rußlands im Kriege von 1828/1829 geschlossen. 8 11 Brevet-Generalmajor - ein in der britischen Armee für verdiente langjährige Offiziere erteilter zweiter höherer Rang. 8 12 Koterie Fox - so nennt Marx die zahlenmäßig schwache „linke" Gruppe der aristokratischen Whigs unter der Leitung von Charles James Fox, die sich infolge Spaltung der Whig-Partei nach dem Sieg der Französischen Revolution herausgebildet hatte. Fox* Anhänger, die die Interessen der englischen industriellen Bourgeoisie zum Ausdruck
brachten, traten gegen die Anti-Jakobiner-Kriege auf und setzten sich für eine Reform des englischen Parlaments ein. 8 13 Das System des Verkaufs von Offizierspatenten entstand in England Ende des 17. Jahrhunderts und wurde dann vom König sanktioniert. In den Jahren 1719/1720 führte man eine offizielle Taxe für Offizierspatente ein, die später mehrmals überprüft und abgeändert worden ist. Dieses System existierte bis 1871 und sicherte die Monopolstellung der englischen Aristokratie in der Armee. 8 14 Freunde des Königs nannte man in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die Anhänger der Politik des Königs Georg III., der bemüht war, die königlichen Vorrechte zu erweitern, die Leitung der Politik in seine Hände zu nehmen und die Partei der Whigs von der Regierung des Landes zu verdrängen. Der König benutzte dazu die Krise in der Partei der Whigs, die dadurch bedingt war, daß die Interessen des Industrie- und Handelskapitals mit denen der Grundbesitzeroligarchie zusammenstießen. Die Freunde des Königs gelangten mehrmals an die Macht. 9 15 Gemeint ist das anonyme Pamphlet „A Piain Statement of the ConduCt of the Ministry and the Opposition, towards His Royal Highness the Duke of York", London 1808. 9 16 „The Morning Chronicle" - bürgerliche Tageszeitung, erschien von 1769 bis 1862 in London. 10 17 Marx zitiert Cobbetts Artikel „The Duke of York", der am 20. August 1808 in Nr. 8 des Bandes XIV von „Cobbetts Weekly Political Register" veröffentlicht worden ist. 10 18 Whitehall - Straße im Zentrum von London, in der sich eine Reihe von Regierungsämtern befindet, darunter die Admiralität, verschiedene Ministerien (Finanzministerium, Kriegsministerium, Außenministerium) und das Büro des Oberbefehlshabers der britischen Armee, das die Horse Guards genannt wird, weil es sich in der Kaserne der Horse Guards (Gardekavallerie) befindet (siehe Anm. 9). 1] 19Kaliban - Gestalt aus Shakespeares „Der Sturm", halb Mensch, halb Ungeheuer. 14 20 Der Artikel „Sardinien1' ist einer der Artikel von Marx, die er für „The People's Paper" geschrieben hat und die ebenfalls in der „New-York Daily Tribüne" veröffentlicht worden sind. Der vorliegende Band bringt den Artikel nach dem Text in „The People's Paper". Zum Vergleich ist der Text der „NeW-York Daily Tribüne" Nr. 4717 vom 31. Mai 1856 herangezogen worden. Wesentliche Abweichungen sind in Fußnoten wiedergegeben. Druckfehler im Text von „The People's Paper" sowie von Marx am Text für die „New-York Daily Tribüne" angebrachte Stiländerungen sind stillschweigend verbessert bzw. übernommen worden. „Neu)' York. Daily Tribüne" - eine amerikanische Zeitung, die von 1841 bis 1924 erschien. Sie ist von dem bekannten amerikanischen Journalisten und Politiker Horace Greeley gegründet worden und war bis Mitte der fünfziger Jahre das Organ des linken Flügels der amerikanischen Whigs, danach das Organ der Republikanischen Partei, In den vierziger und fünfziger Jahren nahm die Zeitung eine fortschrittliche Haltung ein und trat gegen die Sklaverei auf. An der Zeitung arbeiteten bedeutende amerikanische - Schriftsteller und Journalisten; einer ihrer Redakteure war seit Ende der vierziger Jahre der von den Ideen des utopischen Sozialismus beeinflußte Charles Dana. Marx' Mitarbeit an der Zeitung begann im August 1851 und währte bis März 1862; eine große Anzahl Artikel für die „New-York Daily Tribüne" wurde auf Marx' Bitte von Engels geschrieben. Die
Artikel von Marx und Engels in der „New-York Daily Tribüne" behandelten wichtige Fragen der Arbeiterbewegung, der Innen- und Außenpolitik und der ökonomischen Entwicklung der europäischen Länder, Fragen der kolonialen Expansion und der nationalen Befreiungsbewegung in den unterdrückten und abhängigen Ländern, und andere mehr. In der Periode der in Europa wieder aufkommenden Reaktion benutzten Marx und Engels diese weitverbreitete fortschrittliche amerikanische Zeitung, um an Hand von Tatsachen die Gebrechen der kapitalistischen Gesellschaft anzuprangern, die dieser Gesellschaft innewohnenden unversöhnlichen Widersprüche aufzudecken sowie auf den beschränkten Charakter der bürgerlichen Demokratie hinzuweisen. Die Redaktion der „New-York Daily Tribüne" nahm in vielen Fällen willkürliche Änderungen am Text der Artikel vor; einige wurden, ohne Unterschrift des Verfassers, als redaktionelle Leitartikel veröffentlicht. Diese Übergriffe gaben Marx wiederholt Anlaß zu Protesten. Ab Herbst 1857 war Marx infolge der Wirtschaftskrise in den USA, die sich auch auf die Finanzlage der Zeitung auswirkte, gezwungen, die Anzahl seiner Artikel für die „New-York Daily Tribüne" einzuschränken. Endgültig aufgehört hat seine Mitarbeit an der Zeitung zu Beginn des Bürgerkrieges in den USA. Eine entscheidende Rolle beim Abbruch der Beziehungen zwischen der „New-York Daily Tribüne" und Marx haben die verstärkte Besetzung der Redaktion mit Anhängern des Kompromisses mit den Sklavenhalterstaaten sowie die Aufgabe ihrer fortschrittlichen Positionen gespielt. 15 21 Guejjen und Ghibellinen - politische Parteien, die in Italien im 12. Jahrhundert entstanden, als der Kampf zwischen den römischen Päpsten und den Staufenkaisern wütete. Die päpstliche Partei der Guelfen repräsentierte die Händler- und Handwerkeroberschicht der italienischen Städte. Die Partei der Ghibellinen umfaßte vorwiegend den feudalen Adel, der die Kaiser unterstützte und einen erbitterten Kampf gegen die Guelfen führte. Die gueifische und die ghibellinische Partei bestanden bis ins 1'5. Jahrhundert. Die Kriege zwischen Frankreich und Österreich (und anderen europäischen Mächten) waren der Spanische Erbfolgekrieg (1701-1714) und der Österreichische Erbfolgekrieg (1741-1748). Im ersten Krieg erhielt das Herzogtum Savoyen 1713 Sizilien, Monferrat und einen Teil des Herzogtums Mailand; mit Sizilien erlangte der Herzog von Savoyen auch den Königstitel. Nachdem die englische Flotte 1718 die Spanier, die 1717 Sizilien und Sardinien in Besitz genommen, wieder von diesen Inseln verdrängt hatte, erhielt 1720 Osterreich Sizilien und Savoyen Sardinien; so entstand 1720 aus Savoyen, Piemont und Sardinien das Königreich Sardinien (oder Piemont), regiert von der Dynastie Savoyen. Durch den Österreichischen Erbfolgekrieg erhielt das Königreich Sardinien von Österreich einen bedeutenden Teil des Fürstentums Pavia und einen Teil anderer österreichischer Besitzungen in Italien. 15 22 Memorandum gegen Österreich und Neapel - das Memorandum über die Notlage des italienischen Volkes in den von Österreich und Frankreich besetzten Gebieten und im Königreich Neapel (Königreich beider Sizilien). Das Memorandum wurde von Graf Cavour, dem damaligen Ministerpräsidenten und Außenminister Piemonts, 1856 für den Pariser Kongreß verfaßt. Cavour erhielt zwar nicht die Erlaubnis, das Memorandum auf dem Kongreß zu verlesen, durfte aber dessen Inhalt vor den Kongreßteilnehmern in einer Rede am 8. April darlegen, wobei er sich besonders scharf gegen die österreichische Herrschaft auf der Apenninenhalbinsel wandte. In Noten, die die Bevollmächtigten Piemonts am 27. März und 16. April 1856 dem französischen Außenminister Walewski übergaben, der auf dem Kongreß den Vorsitz führte, stellten sie die Frage nach einer Verminderung des
österreichischen Einflusses in Italien, nach der Liquidierung der österreichischen Okkupation italienischen Territoriums und der Einstellung der reaktionären Politik und des Terrors im Königreich Neapel. Obwohl sich die Vertreter Frankreichs, Englands und Rußlands zum Memorandum Piemonts zustimmend verhielten, blieb die italienische Frage auf dem Pariser Kongreß praktisch unentschieden. 15 23 Während der Revolution von 1848/49 unterstützte zwar die englische Whig-Regierung« in der Lord Palmerston Außenminister war, in Worten gemäßigt-liberale Reformen in Italien, wozu bekanntlich Piemont gehörte; doch weder 1848 noch 1849 half sie Piemont in seinem Kampf gegen die österreichische Herrschaft in Oberitalien (siehe auch Anm. 27). 15 24 Im April 1849 sandte die konterrevolutionäre Regierung der Französischen Republik ein Interventionskorps gegen die Römische Republik mit dem Ziel, die Revolution niederzuschlagen und die weltliche Macht des Papstes wiederaufzurichten. Nach einer erbitterten Schlacht am 3. Juli 1849 drangen die französischen Truppen in Rom ein und blieben dort bis 1870. 17 25 In Irland brachen gegen die britischen Unterdrücker, die seine Bevölkerung verhungern ließen, Ende Juli 1848 Aufstände aus. Die Kartoffelmißernten von 1845 bis 1847 machten die Lage der irischen Landarbeiter und Bauern so unerträglich, daß ihnen nichts übrigblieb, als zu den Waffen zu greifen. Diese Aufstände wurden grausam durch Clarendon, den britischen Vizekönig von Irland (1847-1852), unterdrückt. 17 26 Kerkermeister von Cayenne, Lambessa und Belle-Ile nennt Marx Napoleon III., weil dieser bei seiner Machtergreifung massenhaft Republikaner und Teilnehmer der Revolution von 1848/49 verhaften und deportieren ließ. Cayenne - Hauptstadt von Französisch-Guayana (Südamerika), Ort zur Verbannung und Zwangsarbeit politischer Gefangener; Cayenne wurde wegen der großen Sterblichkeit, verursacht durch das Zuchthausregime und das mörderische Tropenklima, „trockene Guillotine" genannt. Lambessa (Lambese) - französische Strafkolonie, die auf den Ruinen einer altrömischen Stadt in Nordafrika gegründet worden war; von 1851 bis 1860 war sie Verbannungsort für politische Gefangene. Belle-Ile - Insel im Golf von Biscaya; von 1849 bis 1857 Verbannungsort für politische Gefangene; hier wurden unter anderem Arbeiter gefangengehalten, die 1848 am Juniaufstand in Paris teilgenommen hatten. 17 87 Über den Österreich zugefügten Schaden spricht Marx ironisch. Obwohl sich die französischen und englischen Bevollmächtigten auf dem Pariser Kongreß 1856 zustimmend zum Memorandum Piemonts verhielten (siehe Anm. 22), beabsichtigten Frankreich und England keineswegs, die Politik österreidis in Italien und auf dem Balkan ernsthaft zu behindern. Davon zeugt die am 15. April 1856 in Paris von Österreich, Frankreich und England gemeinsam unterzeichnete Konvention über die Garantie der Unäntastbarkeit des Ottomanischen Reiches. 18 28 Während des Österreichisch-Italienischen Krieges von 1848/49 erlitten die Truppen des Königs Karl Albert von Sardinien in der Schlacht bei NoVara (Oberitalien) am 23. März 1849 eine vernichtende Niederlage. Aus Furcht vor dem Volkszorn verzichtete Karl Albert noch auf dem Schlachtfeld zugunsten seines Sohnes Viktor Emanuel auf den Thron Und floh aus Italien. Am 26. März schloß Viktor Emanuel II. einen Waffenstillstand mit Österreich. Am 6. August 1849 wurde der Frieden unterzeichnete 18
29 Anscheinend eine Anspielung auf die von Louis Bonaparte geplante Heirat seines Vetters, des Prinzen Napoleon, mit Clotilde, der Tochter des Königs von Sardinien, Viktor Emanuel II.; die Eheschließung fand 1859 statt. 18 30 Das Orakel von Delphi, eine Stätte beim Apollotempel zu Delphi, war Im alten Griechenland berühmt durch seine Prophezeiungen, die die inneren Angelegenheiten und die Außenpolitik der griechischen Staaten betrafen. Dadurch hatte das Orakel großen Einfluß auf das politische Leben Griechenlands. Die Vorhersagen machte die Pythia, eine Priesterin; abgefaßt wurden sie aber von Priestern, die die Lage der Dinge in Griechenland gut kannten. Das ältere sogenannte Orakel des Trophonios zu Lebadea hatte weit weniger Bedeutung. Marx' Bemerkung bezieht sich darauf, daß die Aussprüche der englischen Parlamentsmitglieder nicht nur keine entscheidende Rolle für die Außenpolitik Englands spielten, sondern nicht einmal einen selbständigen Charakter trugen und nur die Widerspiegelung der Politik waren, die Pal merston dem Parlament diktierte. 18 31 Marx ' zitiert die Note der Bevollmächtigten Piemonts vom 16. April 1856 (siehe Anm. 22) nach der „Times" vom 12. Mai 1856. 19 32 Der erste Artikel mit der Überschrift „Der französische Credit mobilier" erschien sowohl in „The People's Paper" Nr. 214 vom 7. Juni 1856 als auch in der „New-York Daily Tribüne" Nr. 4735 vom 21. Juni 1856. Die Wiedergabe im vorl iegenden Band erfolgt nach dem Text der „New-York Daily Tribüne"; er ist mit dem Text in „The People's Paper" verglichen worden. Festgestellte Druckfehler wurden stillschweigend korrigiert. Einige Abweichungen, meist stilistischer Natur, sind so geringfügig, daß sich ihre Wiedergabe in Fußnoten als unnötig erweist. Credit mobilier (Soci6t6 g6n6rale de credit mobilier) - eine französische Aktienbank, die von den Brüdern Pereire gegründet und durch Dekret vom 18. November 1852 gesetzlich anerkannt wurde. Hauptziel des Credit mobilier war die Kreditvermittlung und die Gründung von industriellen und anderen Untern enmen. Die Bank beteiligte sich in breitem Maße am Eisenbahnbau in Frankreich, Öster reich, Ungarn, der Schweiz, Spanien und Rußland. Ihre größte Einnahmequelle war die Börsenspekulation mit Wertpapieren der von ihr gegründeten Aktiengesellschaften. Aus der Emission ihrer Aktien, die nur durch die in ihrem Besitz befindlichen Wertpapiere anderer Unternehmen garantiert wurden, erzielte die Bank Mittel, die sie wiederum zum Ankauf von Aktien verschiedenster Gesellschaften verwandte. Auf diese Weise wurde ein und derselbe Besitz zur Quelle eines fiktiven Kapitals von doppeltem Umfang: in Form von Aktien des betreffenden Unternehmens und in Form von Aktien des Credit mobilier, der dieses Unternehmen finanzierte und seine Aktien aufkaufte. Die Bank war eng liiert mit der Regierung Napoleons III. und ge noß deren Schutz. 1867 erfolgte der Bankrott der Bank, 1871 ihre Liquidation. Die Ursachen dafür, daß in den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts der Credit mobilier alsf inanziellesU nternehmen neuen Typus in Erscheinung trat, lagen in den Besonderheiten der Periode der Reaktion, die durch zügellose Börsenagiotage und Spekulation gekennzeichnet war. Nach dem Beispiel des Credit mobilier wurden ähnliche Institutionen auch in einigen anderen Ländern Mitteleuropas gegründet. 20 236 289 351 434 488 505 648 658 33 „The Times" - größte englische Tageszeitung konservativer Richtung; sie wurde am I.Januar 1785 in London als „Daily Universal Register" gegründet; am {.Januar 1788 wurde der Titel in „The Times" geändert. 20 34 Napoleon der Kleine - Spitzname Louis Bonapartes, den ihm Victor Hugo 1851 in einer Rede vor der französischen gesetzgebenden Versammlung gegeben hat. Nachdem 1852
Victor Hugos Pamphlet „Napoleon le petit" erschienen war, fand dieser Spitzname weite Verbreitung. 23 425 35 Gesellschaft des Dix Decembre (Gesellschaft des 10. Dezember) - eine 1849 geschaffene und in geheime Sektionen organisierte bonapartistische Gesellschaft, deren Kern das Pariser Lumpenproletariat bildete. Eine ausführliche Charakteristik der Gesellschaft des 10. Dezember gibt Marx in der Arbeit „Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte" (siehe Band 8 unserer Ausgabe, S. 160-163). Die Mitglieder dieser geheimen bonapartistischen Organisation waren die Organisatoren von Verbrechen gegen die Republikaner und insbesondere gegen die Teilnehmer der Februarrevolution. Nach der Wahl Louis Bonapartes zum Präsidenten und insbesondere nach dem Staatsstreich vom 2. Dezember 1851 wurden diese Gewaltakte im nationalen Maßstab begangen. 26 38 Fronde - aristokratisch-bürgerliche Bewegung gegen den Absolutismus in Frankreich von 1648 bis 1653. Die adligen Führer der Bewegung, die sich auf ihr Gefolge und auf ausländische Söldnertruppen stützten, nutzten die Bauernaufstände und die demokratische Bewegung in den Städten für ihre Ziele aus. 26 37 „Journal des Debats'1 - Abkürzung für die bürgerliche Tageszeitung „Journal des Debats politiques et litteraires"', gegründet 1789 in Paris. Während der Julimonarchie war sie als Regierungszeitung das Organ der orleanistischen Bourgeoisie. In der Revolution von 1848 vertrat sie die Auffassungen der konterrevolutionären Bourgeoisie. Nach dem Staatsstreich von 1851 Organ der gemäßigten orleanistischen Opposition. 27 38 „Le Moniteur universel" - französische Tageszeitung, die von 1789 bis 1901 in Paris erschien. Von 1799 bis 1814 und von 1816 bis 1868 war sie das offizielle Regierungsorgan. In ihren Spalten wurden in feststehender Ordnung Regierungserlasse, die Berichte über die Parlamentssitzungen und andere offizielle Materialien veröffentlicht. Die Zitate in diesem Artikel sind dem „Moniteur" vom I.Mai und 21. Juni 1854 entnommen. 27 39 Das Corps legislatif (Gesetzgebender Körper, Deputiertenkammer) unter Napoleon III. bestand von März 1852 bis zum 2. September 1870. Nach der Verfassung vom Januar 1852 wurde der Präsident auf zehn Jahre gewählt. Er allein übte die Exekutivgewalt aus. Das Corps legislatif ging aus einer mit allen Mitteln des Terrors und der Demagogie beeinflußten Wahl hervor. Seine Abgeordneten waren sämtlich Louis Bonaparte gefügige Männer; sie hatten lediglich über die Gesetze und den Haushalt zu beraten und abzustimmen; die Abstimmungen erfolgten en bloc. Code Napoleon - französisches Zivilgesetzbuch, 1807 unter der Herrschaft Napoleons I. nach dem 1804 proklamierten „Code civil des Franfais" neu gefaßt. Engels nannte ihn „das klassische Gesetzbuch der bürgerlichen Gesellschaft". 28 143 168 209 224 391 626 40 „The Times" vom 5. Juni 1856. Die weiteren Zitate in diesem Artikel sind dem „Moniteur" vom 26. April 1856 entnommen. 32 41 Um die Bank von England vor dem Bankrott zu retten, erließ die Regierung Pitt 1797 ein besonderes Gesetz, das einen Zwangskurs für Banknoten festsetzte und der Bank gestattete, den Umtausch von Banknoten gegen Gold einzustellen. Der Austausch von Banknoten gegen Gold wurde erst 1821 auf Grund eines Gesetzes aus dem Jahre 1819 wiederaufgenommen. 36 42 In dem Artikel ist von den revolutionären Kämpfen in Spanien (vor allem in Madrid) im Sommer 1856 die Rede, mit deren Niederschlagung die vierte bürgerliche Revolution in
Spanien (1854-1856) abschloß. Im Juli 1856 erzwangen spanische Reaktionäre und Klerikale den Rücktritt der Regierung des Progressisten Espartero. Zur Macht kam die konservative Regierung unter General O'Donnell. Der Staatsstreich der Reaktion führte zu einem erneuten Auflodern der Revolution, die O'Donnell grausam niederschlug. 37 43 coup d'etat von Paris - der Staatsstreich Louis Bonapartes am 2. Dezember 1851, der das bonapartistische Regime des Zweiten Kaiserreichs einleitete. 38 618 44 Im Jahre 1843 nutzte General Narväez, ein Führer der Moderados, die allgemeine Unzufriedenheit mit der Regierung der Progressisten, an deren Spitze der Militärdiktatur und Regent von Spanien Espartero stand, und entfachte gemeinsam mit General Concha und anderen einen konterrevolutionären Putsch. Mit dem Sturz Esparteros und dem Machtantritt von Narväez begann in Spanien eine zehnjährige Periode der Reaktion. 38 216 45 Ayacuchos - Spitzname, den man nach der Niederlage der spanischen Armee in der Schlacht von Ayacuc'ho in Peru im Dezember 1824 Espartero und anderen Generalen gab, die am Kriege gegen die aufständischen spanischen Kolonien in Amerika tei lgenommen hatten. Während der Regentschaft Esparteros (1841-1843) nannte man Ayacuchos die Mitglieder der von ihm geführten Militärpartei, die von England unterstützt wurde. 38 46 Es handelt sich um den Kampf der englisch-französischen Diplomatie um die Heirat der spanischen Königin Isabella II. und ihrer Schwester, der Infantin Maria Luisa Fernanda. England hatte zuerst eine Heirat Isabellas mit dem Prinzen Leopold von Coburg, der mit dem englischen Hof eng verbunden war, und eine Heirat ihrer Schwester mit dem Herzog von Montpensier, dem jüngsten Sohn des französischen Königs Louis-Philippe, geplant. Als es nach einiger Zeit auf diesen Plan verzichten mußte, bestand England auf eine Heirat Maria Luisa Fernandas mit dem Prinzen Leopold und auf die Heirat Isabellas mit dem spanischen Bourbonen Don Enrique (Heinrich von Sevilla). Die Mutter der Königin Isabella, Maria Christina (Marx nennt sie Madame Munoz, weil sie in morganatischer Ehe mit Herzog Augustin Fernando Munoz lebte), haßte Don Enrique wegen seiner Verbindung mit den Progressisten und schloß mit Louis-Philippe ein Bündnis. Infolgedessen wurden im Oktober 1846, entgegen den Ansprüchen der englischen Diplomatie, die Ehe Isabellas mit Don Francisco de Asis, dem älteren Bruder von Don Enrique, und die Ehe Maria Luisa Fernandas mit dem Herzog von Montpensier geschlossen. 38 47 Marx hat die Ereignisse der zweiten bürgerlichen Revolution in Spanien von 1820 bis 1823 im Auge. Nach dem erfolglosen Versuch, am 7. Juli 1822 das revolutionäre Madrid zu erobern, wandte sich der spanische König Ferdinand VII. insgeheim an die Heilige Allianz mit der Bitte, ihm bei der Unterdrückung der Revolution Hilfe zu leisten. Auf Beschluß des Kongresses der Heiligen Allianz in Verona sollte Frankreich Ferdinand Hilfe leisten. Das französische Expeditionskorps rückte 1823 in Spanien ein und stellte das absolutistische Regime wieder her; die französischen Truppen blieben bis 1828 in Spanien. 39 48 Moderados (Gemäßigte) - Partei der Anhänger der konstitutionellen Monarchie in Spanien, die die Interessen der Großbourgeoisie und des liberalen Adels vertrat; sie entstand zu Beginn der bürgerlichen Revolution von 1820 bis 1823 bei der Spaltung der liberalen Partei in zwei Flügel. Den rechten Flügel bildeten die Moderados, den linken die Exaltados (Begeisterten). Die Moderados entwickelten sich immer mehr nach rechts. Um die Monarchie zu festigen, erstrebten sie die Durchführung einiger unumgänglicher Reformen. Die Exaltados dagegen waren entschiedene Gegner des königlichen Absolutismus, sie kämpften für eine möglichst große Beschränkung der königlichen Macht.
Progresistas - Die bürgerlich-liberale Partei der Progressisten wurde in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts gegründet; die Progressisten stützten sich auf die Mittelund Kleinbourgeoisie in den Städten, auf die Intelligenz und einen Teil des Offizierskorps. Ihre Hauptforderung war die eingeschränkte Monarchie. Im Jahre 1854, mit dem Beginn der vierten bürgerlichen Revolution (1854-1856), kamen die Progressisten unter Espartero an die Macht. Im Laufe der Revolution machten die durch das Anwachsen der Massenbewegung des Volkes erschreckten Progressisten der Konterrevolution Zugeständnisse und ebneten damit den Weg für die Errichtung eines reaktionären Regimes in Spanien. 40 218 49 Es handelt sich um den Aufstand und die darauf folgenden Ereignisse in Madrid im Juni und Juli 1854, die die vierte bürgerliche Revolution in Spanien (1854-1856) auslösten. Der Eintritt des verbissenen Monarchisten und Konservativen Rios y Rosas am 17. Juli 1854 in das neugebildete Ministerkabinett des Herzogs Rivas, rief einen neuen heftigen Ausbruch des Aufstandes hervor. Durch diesen Aufstand wurde Königin Isabella am 19. Juli gezwungen, die wegen ihrer Maßnahmen zur Unterdrückung des Aufstands „Schrapnellministerium" („Ministerio metralla") genannte Regierung Rivas zu entlassen. Ende Juli wurde Espartero zum Ministerpräsidenten ernannt. 40 50 „Gaceta de Madrid" - 1661 gegründete spanische Zeitung, offizielles Regierungsorgan. 40 81 Heinrich Heine, „Lyrisches Intermezzo" aus dem „Buch der Lieder". 41 62 Für seine Siege über die Karlisten (siehe Anm. 56) erhielt Espartero den Titel eines Grafen von Luchana. Bei seinem Einzug in Madrid am 29. Juli 1854 erklärte Espartero, wenn die Feinde der Freiheit es wagen sollten, die Freiheit anzugreifen, würde er sich an die Spitze aller Spanier stellen und mit dem Schwerte von Luchana den Weg des Ruhmes weisen. 41 53 „La Presse" - französische Tageszeitung, die ab 1836 in Paris herausgegeben wurde; 1848 bis 1849 war sie das Organ der bürgerlichen Republikaner, der sogenannten Partei der Ordnung. In den fünfziger Jahren nahm sie eine oppositionelle Haltung zum Regime des Zweiten Kaiserreichs ein. 42 54 Gemeint ist die doppelzüngige Politik Esparteros in den Tagen nach dem Staatstreich O'Donnells am 14. Juli 1856. Da sich Espartero weder den Anhängern des Staatsstreichs noch den Aufständischen anschloß, verlor er völlig das politische Vertrauen und seine Autorität sowohl unter seinen eigenen Anhängern als auch unter den revolutionären Massen der Hauptstadt. 43 55 „ Journal de Madrid" - spanische Zeitung, erschien in Madrid von 1855 bis 1856. 43 56 Karlismus - so nennt Marx die reaktionäre Bewegung zur Unterstützung des spanischen Thronprätendenten Don Carlos, des Bruders Ferdinands VII. Die Karlisten stützten sich auf den reaktionären Adel, die klerikale Partei und die zurückgebliebene Bauernschaft der Baskischen Provinzen, Navarras, Alt-Kastiliens, Aragoniens und eines Teils von Katalonien. Als Ferdinand VII. 1833 starb, wurde seine Tochter Isabellall. Königin von Spanien. Der als Thronprätendent auftretende Don Carlos begann daraufhin einen langjährigen und blutigen Bürgerkrieg (1833-1840). Die Mutter der minderjährigen Isabella, die Regentin Maria Christina, war genötigt, bei den Liberalen Unterstützung zu suchen, und versprach ihnen eine Reihe von Zugeständnissen. Der Karlistenkrieg war seinem Charakter nach ein Kampf zwischen der feudalen katholischen Reaktion und den
bürgerlich-liberalen Elementen. Der Krieg endete 1840 mit einer Niederlage der Karlisten. 44 57 „The Morning Herald" - Tageszeitung konservativer Richtung; erschien von 1780 bis 1869 in London. 44 58 Gemeint sind der Juniaufstand der Pariser Arbeiter von 1848 und die Barrikadenkämpfe in Dresden im Mai 1849. 45 59 Es handelt sich um den nationalen Befreiungskampf des spanischen Volkes gegen die französische Fremdherrschaft (1808-1814). Der Krieg gegen das napoleonische Frankreich machte die Durchführung bürgerlicher Reformen in Spanien dringend erforderlich. Alle Klassen und sozialen Schichten gerieten in Bewegung. So verschmolz der nationale Befreiungskampf des spanischen Volkes mit seiner ersten bürgerlichen Revolution. Die Haupttriebkraft der Revolution bildete die Bauernschaft, die den Eroberern im Partisanenkrieg (Guerilla) beharrlichen Widerstand entgegensetzte und gleichzeitig um Grund und Boden kämpfte. Der liberale Adel jedoch, der angesichts der Schwäche der Bourgeoisie die Leitung der Bewegung an sich gerissen hatte, beschränkte sich lediglich auf die Annahme einer gemäßigten bürgerlich-liberalen Verfassung im Jahre 1812 (der sog. Verfassung von Cadiz, nach dem Namen der Stadt, wo sie von den Cortes beschlossen wurde). Die Verfassung beschränkte die königliche Macht, proklamierte die Nation als Träger der obersten Gewalt, übergab die gesetzgebende Macht den aus einer Kammer bestehenden Cortes, die in allgemeiner Abstimmung gewählt wurden (von der Wahl ausgeschlossen waren Dienstboten). Die Cortes erhielten große Rechte in der Außen- und Innenpolitik. Die Verfassung führte eine lokale Selbstverwaltung, eine progressive Besteuerung und die allgemeine Militärdienstpflicht ein; in jeder Provinz wurde eine lokale Nationalmiliz geschaffen, das ganze Gerichtswesen wurde umgestaltet. Während die Verfassung die Demokratisierung des öffentlichen Lebens in Spanien einleitete, sanktionierte sie gleichzeitig die Herrschaft Spaniens über die Kolonien. Der Kampf des spanischen Volkes war von großer Bedeutung für das Scheitern der politischen und militärischen Pläne Napoleons I., den die Niederlage von 1812 in Rußland zwang, seine Truppen aus Spanien abzuziehen. Nach der Niederlage des napoleonischen Frankreichs triumphierte 1814 in ganz Europa die monarchistische Reaktion. Auch in Spanien wurde das reaktionäre Regime Ferdinands VII. restauriert. Es begann ein blutiger konterrevolutionärer Terror (1814 bis 1820). 46 * 60 Gemeint ist die zweite bürgerliche Revolution in Spanien von 1820 bis 1823. Losungen der Revolution waren die Einberufung der Cortes, die Abschaffung der Inquisition und der Schwur auf die Verfassung von 1812, die nach der Rückkehr Ferdinands VII. aus Frankreich 1814 aufgehoben worden war. Die Bewegung beschränkte sich jedoch auf die Durchführung einer Reihe antiklerikaler und einiger anderer Reformen. Eine der Ursachen für die Niederlage der Revolution war die Politik der Bourgeoisie gegenüber den Bauern. Die Lage der Bauern wurde nicht verbessert; der Großgrundbesitz blieb bestehen. Enttäuscht wandten sich die Bauern von der Revolution ab. 46 61 Am 2. Mai 1808 flammte in Madrid ein Volksaufstand gegen die französischen Okkupanten auf, der von Mural, dem Oberbefehlshaber der französischen Truppen in Spanien, grausam niedergeschlagen wurde; über tausend Spanier wurden dabei getötet. 46 62 Im 19.Jahrhundert war Spanien mit seinen Kolonien in 17 Militärkreise eingeteilt, an deren Spitze jeweils ein Generalkapitän stand (daher die Bezeichnung Generalkapitanat).
Als Statthalter des Königs besaßen die Generalkapitäne in ihren Kreisen alle Vollmachten der obersten Gewalt, sowohl der zivilen als auch der militärischen. 47 216 510
63 Während der feudal-absolutistischen Reaktion (1814-1820), die nach der Rückkehr Ferdinands VII. nach Spanien einsetzte, gab es in der spanischen Armee zahlreiche Verschwörungen und Aufstände, z. B. 1814 von General Mina, 1815 von General Porlier, 1817 unter General Lascy, 1819 unter Oberst Vidal. Sie alle scheiterten. Die revolutionäre Gärung verstärkte sich aber ständig, und das konterrevolutionäre Regime begann zu wanken. Von 1814 bis 1819 lösten 24 Ministerkabinette einander ab. Der Aufstand in der spanischen Armee unter Führung von Riego und Quizoga löste die zweite bürgerliche Revolution (1820-1823) in Spanien aus. dynastischer Krieg von 1833 bis 1840 — siehe Anm. 56. 47 64 Am 28.Juni 1854 entfachten die Generale O'Donnell und Dulce, die aus eigennützigen Beweggründen die Diktatur des Grafen San Luis stürzen wollten, einen Putsch unter den Truppen der Madrider Garnison. Dabei nutzten sie die allgemeine Unzufriedenheit mit der schweren Wirtschaftslage Spaniens, mit der reaktionären Politik der Regierung und der Herrschaft der Hofkamarilla aus. Obwohl der Putsch gelang, mußte O'Donnell, um die Bevölkerung der spanischen Städte zu gewinnen, am 7. Juli in Manzanares ein Manifest herausgeben - das „Programm von Manzanares". Das Programm enthielt einige Forderungen des Volkes: Beseitigung der Hofkamarilla, Einberufung der aufgelösten Cortes, Steuersenkung, Schaffung einer Nationalmiliz u. a. Die Einbeziehung der Volksmassen in den Kampf führte zur vierten bürgerlichen Revolution in Spanien (1854-1856). An die Macht kamen die Progressisten mit Espartero an der Spitze (1854-1856). 47 216 65 Die Kroaten Radetzfcys waren die kroatischen Regimenter in der österreichischen Armee des Generals Radetzky, die sich bei der Niederschlagung der Revolution von 1848/49 in Wien, Ungarn und Italien durch besondere Grausamkeit hervortaten. Afrikaner Bonapartes nennt Marx diepZuaven, d. h. Soldaten der französischen Kolonialtruppen, die aus Bewohnern Algeriens und teilweise aus Europäern zusammengestellt wurden. Die Zuaven waren berüchtigt wegen ihrer Grausamkeiten während des Agressionskrieges in Algerien, den die Franzosen 1830 begannen und der mit Unterbrechungen vierzig Jahre dauerte. Die Truppen unter dem Kommando des Generals Wrangel nahmen am konterrevolutionären Umsturz in Berlin teil und jagten im November 1848 die preußische Nationalversammlung auseinander. Wenn Marx sie „Pommern" nennt, so spielt er darauf an, daß die Truppenteile aus Pommern, von pommerschen Junkern befehligt, die zuverlässigsten Truppen der preußischen Reaktion waren und daß Wrangel, der 1848 zum Oberkommandierenden des Wehrkreises Brandenburg ernannt wurde, aus Pommern gebürtig war. 47 68 Marx spielt ironisch auf die Methoden an, mit denen Louis Bonaparte und die bonapartistischen Kreise sich Anhänger unter den Offizieren und Soldaten der Armee warben, als sie den Staatsstreich vom 2. Dezember 1851 vorbereiteten. Während der Empfänge und Truppenparaden in St. Maur, Satory und an anderen Orten, die Louis Bonaparte als Präsident der Republik veranstaltete, wurden die Offiziere und Soldaten mit Wurst, kaltem Geflügel, Champagner usw. bewirtet. Eine der Methoden zur Bestechung der Armee waren auch Geldgeschenke. Die Methoden Isabellas II. waren dieselben. Nach der Niederschlagung der Revolution verteilte sie z. B. am 17. Juli 1856 30 000 Zigarren an die Truppen der Madrider Garnison. 48
67 Die bekanntesten statistischen Arbeiten von MacGregor sind: „The Resources and Statistics of Nations", London 1834, und „Commercial Tariffs and Regulations, Resources, and Trade, of the Several States of Europe and America", London 1841-1850. 51 « 68 Court of Chancery (Kanzleigericht) - eines der oberen Zivilgerichte Englands; bis zum Jahre 1873 unter dem Vorsitz des Lordkanzlers, seitdem eine Abteilung des Obersten Gerichts. In den Kompetenzbereich dieses Gerichts fielen Erbschaftsfragen, Vertragsverpflichtungen, Streitfragen über Aktiengesellschaften u. ä., die auf der Grundlage des gegenseitigen Vergleichs und der Billigkeit entschieden wurden. Hiermit stand es im Gegensatz zu den an anderen Gerichten üblichen Entscheidungen, die auf dem englischen Gewohnheitsrecht fußten. Wegen seines umständlichen und kostspieligen Verfahrens war es sprichwörtlich für die Verschleppung von Rechtssachen geworden. 52 183 68 Reformbankette - die von Juli 1847 bis Januar 1848 durchgeführte Bankettkampagne für die Wahlreform in Frankreich. Diese Kampagne war das Vorspiel zur bürgerlich-demokratischen Februarrevolution von 1848. Sonderbund - Separatbündnis, das 1843 zwischen sieben ökonomisch rückständigen Kantonen der Schweiz geschlossen wurde, um den fortschrittlichen bürgerlichen Umgestaltungen in der Schweiz entgegenzutreten sowie die Privilegien der Kirche und der Jesuiten zu verteidigen. An der Spitze des Sonderbundes standen separatistische katholische Kreise und die obere Patrizierschicht der Städte. Die reaktionären Ansprüche des Sonderbundes stießen auf den Widerstand der bürgerlichen Radikalen und Liberalen, die Mitte der vierziger Jahre in den meisten Kantonen wie auch im Schweizer Bundestag (Tagsatzung) das Übergewicht erlangt hatten. Der Beschluß des Schweizer Bundestages im Juli 1847 über die Auflösung des Sonderbundes diente diesem als Anlaß, Anfang November mit Waffengewalt gegen die übrigen Kantone vorzugehen. Am 23. November 1847 wurden die Truppen des Sonderbundes von den Truppen der Bundesregierung geschlagen. Auch nach der Zerschlagung des Sonderbundes versuchten die reaktionären katholischen Kreise wiederholt, sich den liberalen Reformen zu widersetzen und in einzelnen Kantonen wieder an die Macht zu kommen, wobei sie sich auf den rückständigen, konservativen Teil der Bauernschaft stützten. Vereinigter Landtag - Vereinigung aller acht bestehenden Provinziallandtage (der Landstände der preußischen Provinzen), die König Friedrich Wilhelm IV. im April 1847 nach Berlin einberief, damit sie ihm durch Gewährung von Garantien für eine Auslandsanleihe aus den Finanzschwierigkeiten heraushelfe. Der Vereinigte Landtag wurde am 11. April 1847 eröffnet. Da der König es ablehnte, den sehr bescheidenen politischen Forderungen der bürgerlichen Mehrheit des Landtags nachzukommen, weigerte sich diese, die Anleihe zu bewilligen. Daraufhin löste der König im Juni den Landtag auf. Das verstärkte die oppositionelle Stimmung im Lande und beschleunigte die Revolution in Deutschland. spanische Heiraten - siehe Anm. 46. schleswig-holsteinische Wirren nennt Marx den langjährigen Kampf zwischen Dänemark, unter dessen Herrschaft die deutschen Herzogtümer Schleswig und Holstein standen, und dem Deutschen Bund. Am Vorabend der Revolution von 1848 gab es unter der deutschen Bevölkerung dieser Herzogtümer eine Bewegung gegen die Einheitsverfassung für Dänemark und die Herzogtümer, deren Entwurf am 28.Januar 1848 veröffentlicht worden war. Diese Bewegung war in ihren Zielen separatistisch und ging nicht über den Rahmen einer gemäßigten liberalen Opposition hinaus; sie war auf die Gründung eines weiteren deutschen Kleinstaates im Norden Deutschlands, eines Satelliten des reaktionären Preußens gerichtet. Während der Revolution von 1848/49 änderte sich die Lage.
Unter dem Einfluß der revolutionären Ereignisse in Deutschland nahm die nationale Bewegung in Schleswig und Holstein den Charakter einer revolutionären Befreiungsbewegung an. Der Kampf um die Abtrennung Schleswigs und Holsteins von Dänemark , wurde zum Bestandteil des Kampfes aller fortschrittlichen Kräfte in Deutschland für die nationale Einigung des Landes. 54 70 „Le Constitutionnel" - bürgerliche Tageszeitung, erschien von 1815 bis 1870 in Paris; in den vierziger Jahren war sie das Organ des gemäßigten Flügels der Orleanisten; in der Periode der Revolution von 1848/49 vertrat sie die Auffassungen der konterrevolutionären royalistischen Bourgeoisie, die sich um Thiers gruppierte; nach dem Staatsstreich Louis Bonapartes im Dezember 1851 war sie eine bonapartistische Zeitung. 55 71 „L'Assemblee nationale" - Tageszeitung monarchistisch-legitimistischer Richtung, die von 1848 bis 1857 in Paris erschien. 56 72 Die bürgerliche Julirevolution 1830 in Frankreich übte auf das gesellschaftspolitische Leben in Deutschland einen bedeutenden Einfluß aus. Sie gab den Anstoß zum Aufschwung der bürgerlich-liberalen und der demokratischen Bewegung. In einer Reihe deutscher Staaten (Braunschweig, Sachsen, Kurhessen und anderen) wurden Verfassungen proklamiert. Aber ebenso wie die neue Verfassung in Frankreich (Charte von 1830) einen Kompromiß zwischen der Oberschicht der Bourgeoisie - der Finanzaristokratie und der Landaristokratie darstellte, waren auch die Verfassungen der deutschen Staaten ein Kompromiß der Bourgeoisie mit der Monarchie und dem Adel. 56 73 Threadneedle Street - Straße in London, in der sich die Bank von England befindet. 59 344 74 Während der Überschwemmung in den Tälern der Rhone und Loire im Frühjahr 1856 begab sich Napoleon III. auf der Jagd nach Popularität in die betroffenen Departements und fuhr im Boot durch einzelne überschwemmte Städte und Dörfer. Danach empfahl er in einem Brief an den Minister für öffentliche Arbeiten verschiedene Maßregeln, die angeblich die Wiederholung ähnlicher Naturkatastrophen verhindern könnten. 60 75 Zweiten Pariser Kongreß nennt Marx ironisch den Plan einer Konferenz der europäischen Länder zur friedlichen Regelung des sogenannten Neuenburger Konfliktes, der im Herbst 1856 zwischen Preußen und der Schweiz entstanden war. Das Fürstentum Neuenburg (Neuchätel) einschließlich der Grafschaft Valangin (Vallengin, Valendis) gehörte von 1707 bis 1806 zu Preußen und während der napoleonischen Kriege (1806-1814) zu Frankreich. Im Jahre 1814 schloß sich Neuenburg als 21. Kanton der Schweizer Eidgenossenschaft an, blieb aber gleichzeitig Vasall Preußens; diese Doppelstellung wurde 1815 vom Wiener Kongreß bestätigt. Am 29. Februar 1848 brach in Neuenburg eine bürgerliche Revolution aus. Die preußische Herrschaft wurde gestürzt und die Republik ausgerufen. Durch das am 24. Mai 1852 von England, Frankreich und Rußland unterzeichnete Londoner Protokoll („Memoire du conseil föderal sur la question de Neuchätel") jedoch wurden die Rechte des preußischen Königs auf Neuenburg erneut anerkannt. Im September 1856 putschten im Fürstentum die Königsanhänger. Sie wurden von der Schweizer Regierung verhaftet. Der preußische König forderte die Freilassung der Verhafteten. Daraufhin verlangte die Schweiz vom König, daß er auf Neuenburg verzichte. Die Konferenz der europäischen Länder über Neuenburg begann am 5. März 1857 in Paris. Am 26. Mai 1857 mußte Preußen auf Neuenburg verzichten. Die Neapelfrage wurde auf dem Pariser Kongreß 1856 von den Bevollmächtigten Piemonts aufgeworfen, um die Aufmerksamkeit der Kongreßteilnehmer auf den Terror
im Königreich Neapel (Königreich beider Sizilien) zu lenken. Frankreich und England verurteilten auf dem Kongreß den Terror der neapolitanischien Regierung, weil sie bes fürchteten, daß die dort herrschende blutige Reaktion zum Ausbruch der revolutionären Bewegung führen würde. In Noten, die der Regierung Neapels im Mai 1856 überreicht wurden, forderten Frankreich und England eine Änderung der neapolitanischen Innenpolitik, erhielten aber eine ablehnende Antwort. Im Oktober 1856 riefen die beiden Mächte ihre Botschafter aus Neapel ab und setzten ihre Flotten in Gefechtsbereitschaft T™,!™ o—J», IV/T,U. \Y/„„„„ TV/T„: "«'".WOVHl , ... * «.6..gv..v UV,. V.V-I »»V-gV.ll ITU-IUUlljaverschieaenheiten zwischen England und Napoleon III., der die Dynastie Bonaparte in Neapel restaurieren wollte, fand jedoch die Expedition nach Neapel nicht statt. 63 95 76 Unter der Donaufrage versteht Marx den diplomatischen Kampf auf und nach dem Pariser Kongreß 1856 um die Vereinigung der Donaufürstentümer Moldau und Walachei, die unter türkischer Oberhoheit standen. Frankreich hoffte, einen Vertreter der Dynastie der Bonapartes an die Spitze der Fürstentümer zu stellen. Es schlug vor, sie zu einem Staat Rumänien unter der Herrschaft eines ausländischen Prinzen aus einer der in Europa regierenden Dynastien zu vereinigen. Frankreich wurde von Rußland, Preußen und Sardinien unterstützt. Aus Furcht, ein rumänischer Staat könne bestrebt sein, das Joch des Ottomanischen Reiches abzuschütteln, wandte sich die Türkei gegen die Vereinigung. Sie wurde von Österreich und England unterstützt. Der Kongreß erkannte nur die Notwendigkeit an, die Stellung der rumänischen Bevölkerung zur Frage der Vereinigung zu erfahren (auf dem Wege der Wahl der Diwane in den Fürstentümern). Die Wahlen fanden statt, aber durch Wahlbetrug kamen in den Moldauer Staatsrat die Gegner der Vereinigung; das rief den Protest Frankreichs, Rußlands, Preußens und Sardiniens hervor, die eine Annullierung der Wahlen forderten. Weil jedoch die Türkei mit der Antwort zögerte, brachen diese Länder im August 1857 die diplomatischen Beziehungen zur Türkei ab. Der Konflikt wurde durch Vermittlung Napoleons III. beigelegt, der die englische Regierung überredete, den Plänen Frankreichs, die auch für England von Vorteil seien, nicht zu widerstreben. Die Wahlen in den Fürstentümern wurden annulliert, jedoch löste die Durchführung neuer, Wahlen nicht die Frage der Vereinigung der Fürstentümer. Sie wurde erst 1859 von den Rumänen selbst gelöst. Unter der Bessarabienfrage versteht Marx den diplomatischen Kampf, der nach Abschluß des Pariser Vertrages von 1856 durch einen Streit über die im Vertrag ungenau festgelegten russisch-türkischen Grenzen in Bessarabien (dessen einen Teil Rußland an die Türkei abtreten mußte) sowie über die Bestimmung der Besitzrechte auf das Donaudelta und auf eine der Inseln in der Donaumündung entstand. Unter Hinweis auf Schwierigkeiten, die angeblich mit der neuen Grenzziehung in Bessarabien entstanden waren, schob Österreich den Abzug seiner Truppen aus der Moldau und der Walachei auf, was die Lösung der Frage der Vereinigung dieser Fürstentümer hemmte. Über die Neapelfrage und über den neuen Pariser Kongreß siehe Anm. 75. 65 254 266 77 Der Unabhängigkeitskrieg der spanischen Kolonien in Süd- und Mittelamerika dauerte von 1810 bis 1826 und endete mit einer Niederlage Spaniens. Danach wurden diese Kolonien mit Ausnahme von Kuba und Puerto-Rico unabhängige Republiken. 66 78 Die Britisch'Ostindische Kompanie wurde im Jahre 1600 gegründet. Sie war ein Werkzeug der englischen Kolonialpolitik in Indien. Die Eroberung Indiens, die Mitte des 19. Jahrhunderts vollständig abgeschlossen war, wurde von den englischen Kapitalisten im Namen der Kompanie durchgeführt, die von Anfang an das Monopol für den Handel mit Indien
und China besaß. Die Kompanie hatte auch das Recht, die von ihr in Indien besetzten Gebiete zu verwalten, Beamte für die Zivilverwaltung zu ernennen und Steuern einzuziehen. Ihre Handels- und Verwaltungsprivilegien wurden durch regelmäßig erneuerte Parlamentsakte über die Grundrechte der Kompanie festgesetzt. Im 19. Jahrhundert verlor die Handelstätigkeit der Kompanie allmählich an Bedeutung. Durch den Parlamentsakt über die Grundrechte von 1813 verlor die Kompanie das Monopol für den Indienhandel; ihr verblieb nur das Handelsmonopol für Tee und das Monopol für den Chinahandel. Durch die Urkunde von 1833 verlor die Kompanie alle Handelsprivilegien, darunter auch das Monopol für den Chinahandel. Sie behielt noch das Verwaltungsrecht in den territorialen Besitzungen der Engländer, bis es bei der Auflösung der Kompanie 1858 unmittelbar an die Krone überging. 67
79 In China entfaltete sich 1851 eine antifeudale Befreiungsbewegung, die bald den Charakter eines großen Bauernkrieges annahm. Die Bewegung, die im Süden, in der Provinz Kwangsi, begonnen hatte, breitete sich auf die zentralen Provinzen aus und ergriff fast das ganze Gebiet des unteren und mittleren Jangtse. Im Verlauf der Kämpfe schufen die Aufständischen das „Himmlische Reich der großen Gerechtigkeit" („Taipingtiänguo"), nach dem die ganze Bewegung auch ihren Namen Taiping-Bewegung erhielt, mit dem Zentrum in Nanking. Die Taiping vernichteten die in China herrschenden mandschurischen Feudalherren, setzten die Abschaffung der Steuern durch und liquidierten das große Feudaleigentum. Dadurch, daß sich der Aufstand auch gegen die buddhistische Geistlichkeit und die Klöster - die Stütze der Mandschu-Dynastie richtete, erhielt er den für eine Bauernbewegung im Osten charakteristischen religiösen Anstrich. Die Taiping-Revolution, die das Fundament für den Kampf der breiten Massen des chinesischen Volkes gegen die Feudalordnung und gegen die fremdländischen Eroberer legte, war jedoch nicht imstande, die feudale Produktionsweise in China zu liqui• dieren. Im Taiping-Staat bildete sich eine feudale Oberschicht heraus, die mit den herrschenden Klassen einen Kompromiß einging. Das war eine der Ursachen für den Verfall der Bewegung. Der Hauptschlag wurde der Revolution durch die offene Intervention Englands, Amerikas und Frankreichs versetzt (anfangs unterstützten die Großmächte die Mandschu-Dynastie, wobei sie „Neutralität" vorschützten), deren Streitkräfte zusammen mit den Truppen der chinesischen Feudalen 1864 den TaipingAufstand niederrangen. 68 214 555 569
80 Anspielung auf die zahlreichen Manifeste Mazzinis, des Führers der nationalen Befreiungsbewegung Italiens. Er schrieb sie nach der Zerschlagung der Revolution von 1848/49 mit dem Ziel, das italienische Volk zum Aufstand gegen die österreichischen und anderen Unterdrücker aufzurütteln und die Einigung Italiens zu erreichen. Die „kosmopolitisch-neokatholisch-ideologischen" Manifeste Mazzinis, wie sie Marx charakterisierte, hatten keine entscheidende Bedeutung, weil Mazzini infolge der Verschwommenheit, Widersprüchlichkeit und bürgerlichen Begrenztheit seiner theoretischen Ansichten weit von den Volksmassen entfernt war und nicht die wahre revolutionäre Kraft in Italien sah, auf die er sich unbedingt hätte stützen müssen. Er verstand nicht, daß diese Kraft die unterdrückte italienische Bauernschaft war und wandte sich in seinen Manifesten an das Volk überhaupt, als an eine abstrakte Kategorie, ohne die realen Forderungen und Interessen der Klassen, aus denen es besteht, zu berücksichtigen. Alle Verschwörungen, die unter der Führung Mazzinis in den dreißiger bis fünfziger Jahren organisiert wurden, fanden bei den Massen keine Unterstützung und scheiterten. 70 45 Marx/Engels, Werke, Bd. 12
81 Die Kriegserklärung Großbritanniens leitete den Englisch-Persischen Krieg 1856/1857 ein. Dieser war eine der Etappen der aggressiven britischen Kolonialpolitik in Asien Mitte des 19. Jahrhunderts. Bereits 1855 brach Großbritannien die diplomatischen Beziehungen mit Persien ab. Offiziell galt als Grund der Zwist zwischen dem englischen Gesandten in Teheran und dem persischen Premierminister, ein Zwist, der wegen eines Sekretärs bei der britischen Gesandtschaft, eines persischen Untertans, entstanden war. Anlaß zum Krieg war der Versuch Persiens, das Fürstentum Herat zu besetzen. Die Hauptstadt dieses Fürstentums, Herat, ein Knotenpunkt von Handelswegen und ein wichtiger strategischer Punkt, war Mitte des 19. Jahrhunderts der Zankapfel zwischen Persien, das in dieser Frage von Rußland unterstützt wurde, und Afghanistan, das von Großbritannien Ermunterung erhielt. Die Einnahme Herats durch persische Truppen im Oktober 1856 wurde von den britischen Kolonisatoren für eine bewaffnete Einmischung ausgenutzt, um sowohl Afghanistan als auch Persien zu versklaven. Sie erklärten am 1. November Persien den Krieg und sandten ihre Truppen nach Herat sowie in den Persischen Golf, und besetzten die Insel Charak. Der Ausbruch des nationalen Befreiungskampfes Indiens (1857 bis 1859) trug dazu bei, daß Großbritannien sich veranlaßt sah, schleunigst mit Persien Frieden zu schließen. Im März 1857 verzichtete Persien in dem in Paris unterzeichneten Friedensvertrag auf Herat und räumte die Festung. 1863 wurde Herat den Besitzungen des Emirs von Afghanistan einverleibt. Die Redaktion der „New-York Daily Tribüne" veröffentlichte diesen Artikel mit zweimonatiger Verspätung und machte in ihm Ergänzungen über Ereignisse des Krieges, die erst eingetreten waren, nachdem Marx den Artikel geschrieben hatte. 71 123 228 82 „The Economist" - Wochenblatt für Wirtschaftsfragen und Politik; Blatt der industriellen Großbourgeoisie, das seit 1843 in London erscheint. 74 83 „Journal desChemins de Fer, des Mines et des Travaux Publics" - französische bürgerliche Zeitung; erschien seit 1842 in Paris. 76 84 Am 16. März 1848 wurde von der französischen provisorischen Regierung ein Aufschlag von 45 Centimes auf jeden Franc aller direkten Steuern beschlossen. Das rief bei den Bauern, der Hauptmasse der Steuerzahler, große Unzufriedenheit hervor. Diese Politik der bürgerlichen Republikaner hatte zur Folge, daß sich die Bauernschaft von der Revolution abwandte und bei den Präsidentschaftswahlen am 10. Dezember 1848 Louis Bonaparte wählte. Die Nationalwerfetätten oder Nationalateliers wurden sofort nach der Februarrevolution 1848 durch ein Dekret der französischen provisorischen Regierung geschaffen. Damit verfolgte sie das Ziel, einerseits die Ideen Louis Blancs über die Organisation der Arbeit unter den Arbeitern zu diskreditieren und andererseits die militärisch organisierten Arbeiter der Nationalateliers im Kampf gegen das revolutionäre Proletariat auszunutzen. Da dieser provokatorische Plan, die Arbeiterklasse zu spalten, mißlang und die revolutionäre Stimmung der in den Nationalateliers beschäftigten Arbeiter immer stärker anwuchs, ergriff die bürgerliche Regierung eine Reihe Maßnahmen zur Beseitigung der Nationalateliers (Verringerung der Zahl der dort beschäftigten Arbeiter, ihre Verschickung zu öffentlichen Arbeiten in die Provinz usw.). Diese Provokationen riefen im Pariser Proletariat große Empörung hervor und waren mit ein Anlaß zum Beginn des Pariser Juniaufstandes. Nach der Unterdrückung des Aufstandes nahm die Regierung Cavaignac am 3. Juli 1848 ein Dekret über die Auflösung der Nationalateliers an. 78 85 Marx bezieht sich offensichtlich auf Ereignisse, die mit dem am 7. Januar 1856 in Paris
begangenen Begräbnis des französischen Bildhauers David d'Angers zusammenhängen. David d'Angers war wegen seiner republikanischen Ansichten bekannt. Zur gleichen Zeit war ein revolutionäres Chanson im Umlauf, das man dem Dichter Beranger zuschrieb. Als Studenten den Dichter im Trauerzuge erblickten, begrüßten sie ihn mit dem Ruf: „Es lebe die Freiheit!" Diese offene Bekundung antibonapartistischer Stimmungen unter der französischen Jugend zog unmittelbar nach dem Begräbnis eine Reihe von Verhaftungen nach sich und war der Regierung ein Anlaß für die darauf einsetzenden Verfolgungen. 79 86 „UIndependance Beige" - bürgerliche Tageszeitung, die 1831 in Brüssel gegründet wurde; Mitte des 19. Jahrhunderts war sie das Organ der Liberalen. 81 87 Die Redaktion der „New-York Daily Tribüne" hat dem Artikel folgende Sätze hinzugefügt: „Und noch von einem können wir hier in Amerika völlig überzeugt sein: wenn dieses riesige Schwindelgebäude zusammenstürzt, wird es uns mitreißen. Wir prahlen mit unserem Wohlstand, aber er ist auf Sand gebaut. Wir sind nicht mehr als eine Kolonie und Vasallen Europas. Laßt Napoleon vom Thron stürzen, und das Ereignis wird nicht nur in den Truhen der Wallstreetspekulanten zutiefst spürbar werden, sondern noch mehr in der Werkstatt und im Heim des amerikanischen Werktätigen." 82 88 Der Friedensvertrag von Campo Formio wurde am 17. Oktober 1797 zwischen Frankreich und Österreich abgeschlossen. Er beendete den 1792 begonnenen Krieg, den Frankreich gegen das zur ersten antifranzösischen Koalition gehörende Osterreich geführt hatte. Dem Vertrag zufolge erhielt Österreich, das aus der Koalition ausgetreten war, den größten Teil der Republik Venedig, die Stadt Venedig sowie Istrien und Dalmatien als Ersatz für die von Frankreich annektierten Gebiete am Rhein. Der Friedensvertrag von Luneville wurde am 9. Februar 1801 auf der Grundlage des Friedens von Campo Formio nach der Niederlage der Truppen der zweiten antifränzösischen Koalition abgeschlossen. 83 90 89 Der Friedensvertrag von Preßburg (Bratislava) wurde am 26. Dezember 1805 zwischen Frankreich und Österreich abgeschlossen. Österreich erkannte die Eroberung großer Teile Italiens (Piemont, Genua, Parma, Piacenza u.a.) durch Frankreich an und überließ dem Königreich Italien (also Napoleon 1., der König von Italien geworden war), die adriatische Küste (Venedig, Istrien und Dalmatien). Österreich behielt lediglich Triest. Der Wiener Vertrag oder Friedensvertrag von Schönbrunn (er wurde im Schloß Schönbrunn in Wien unterzeichnet) wurde am 14. Oktober 1809 zwischen Frankreich und Österreich abgeschlossen. Österreich trat an Frankreich Triest, einen Teil von Krain und Kärnten, einen Teil Kroatiens, Fiume, Istrien mit den anliegenden Inseln und alle Besitzungen am rechten Ufer der Save bis zu den Grenzen Bosniens ab. Frankreich erhielt also das ganze dalmatinische Ufer des Adriatischen Meeres. 83 90 90 Nach dem Vertrag von 1815, der auf dem Wiener Kongreß abgeschlossen und von England, Frankreich, Rußland, Preußen, Österreich und anderen Staaten unterzeichnet wurde, kamen die Lombardei, Venedig und einige italienische Herzogtümer erneut zu Österreich. 83 91 österreichischer Lloyd - Name der 1833 gegründeten Zentralstelle der vereinigten Versicherungsgesellschaften für Handel und Schiffahrt zu Triest, die 1836 zu einer Dampfschiffahrtsgesellschaft erweitert und umgebildet wurde und später die Bezeichnung „Die Dampfschiffahrtsgesellschaft des Österreichisch-Ungarischen Lloyd" erhielt. Der Name
Lloyd geht auf den Besitzer eines Londoner Cafes zurück, das Ende des 17., Anfang des 18. Jahrhunderts Treffpunkt der Schiffahrtsinteressenten war; diesen Namen übernahmen dann viele Schiffahrts- und Schiffsversicherungsgesellschaften Europas. 84 88 92 Uskoken - Balkanslawen, die im 16. Jahrhundert vor den Türken aus dem unteren Donaugebiet an die dalmatinische Küste des Adriatischen Meeres flüchteten. Sie verbanden sich zu geheimen Kriegergruppen (Ceti genannt) und führten mit Unterstützung der Bevölkerung den Krieg gegen die Türken zu Wasser und zu Lande. Die ständigen Uberfälle der Uskoken auf dem Auriatischen Meer untergruben auch den Seehandei Venedigs. Der Kampf der Uskoken war eine eigenartige Form des nationalen, religiösen und Klassenkampfes der unterworfenen Bevölkerung gegen die fremden Eroberer und die eigenen Unterdrücker. Das Andenken an die Tapferkeit, Kühnheit, die hohe Kunst im Gebrauch der Waffen und die Heldentaten der Uskoken blieb bis heute in den Volksliedern des Westbalkans erhalten. 91 93 Gemeint sind die Niederlagen des Herzogs von Burgund, Karls des Kühnen, in den Schlachten mit den Schweizern bei Grandson im Kanton Waadt am 2. März T476 und bei Murten im Kanton Freiburg am 22. Juni 1476 sowie auch in der Schlacht bei Nancy (Nordostfrankreich) am 5. Januar 1477, wo die Armee Karls des Kühnen von den Schweizern, Lothringern, Elsässern und Schwaben geschlagen wurde. 96 94 Durch den Vertrag vom 4. Juni 1815 zwischen Preußen und Dänemark und den Vertrag vom 7. Juni 1815 zwischen Preußen und Schweden, die beide im Verlauf der Pariser Friedensverhandlungen und des Wiener Kongresses abgeschlossen wurden, erhielt Preußen von Dänemark einen Teil Pommerns, das sog. Schwedisch-Pommern, das Schweden in dem am 14. Januar 1814 in Kiei unterzeichneten Friedenstraktat an Dänemark abgetreten hatte. Für Schwedisch-Pommern erhielt Dänemark von Preußen das Herzogtum Lauenburg, das Preußen durch den ebenfalls in Wien abgeschlossenen Vertrag vom 29. Mai 1815 vom Königreich Hannover bekommen hatte. In diesem Handel mußte Preußen an Dänemark und Schweden zusätzlich mehrere Millionen Taler zahlen. 97 95 Das Konzil von Konstanz (1414—1418) wurde einberufen, um die erschütterte Stellung der katholischen Kirche unter den Bedingungen der beginnenden Reformation zu festigen. Das Konzil verwarf die Lehren der Führer der Reformation John Wycliffe und Jan Hus. Es stellte die Einheit der katholischen Kirche wieder her und wählte anstatt der drei Prätendenten, die sich gegenseitig den päpstlichen Thron streitig machten, ein neues Haupt der Kirche. 99 96 Hussiten nannte man nach Jan Hus (1369-1415), dem Patrioten und Führer der tschechischen Reformation, die Teilnehmer am nationalen Befreiungskampf des tschechischen Volkes gegen die deutschen Feudalherren und die katholische Kirche von 1419 bis 1436? Im Verlaufe des Krieges hat die Hussitenarmee, deren Hauptkraft aus bäuerlich-plebejischen Abteilungen bestand, fünf vom Papst und vom deutschen Kaiser Sigismund gegen die Tschechen organisierte Kreuzzüge abgewehrt. Nur das verräterische Kompromiß des tschechischen Feudaladels und Bürgertums mit der nichttschechischen feudalen Reaktion im Jahre 1433 führte schließlich zur Niederlage des Volksaufstandes. 99 97 Taboriten - der revolutionäre, demokratische Flügel der Hussitenbewegung, dessen Zentrum Tabor in Südböhmen war. Zu ihnen gehörten Bauern, Handwerker, Bergleute. Die Taboriten traten gegen die weltliche und kirchliche Hierarchie und gegen die Ungleich
heit des Besitzes auf und forderten die nationale Unabhängigkeit und eine demokratischrepublikanische Ordnung. Die Taboriten wurden 1434 durch die Calixtiner, die Vertreter der gemäßigten Richtung in der Hussitenbewegung, zerschlagen und 1542 ihr letzter Stützpunkt, Tabor, genommen. Danach verloren sie ihren früheren revolutionären Charakter. 99 98 Schmalkaldischer Bund - Bund von neun protestantischen Fürsten und elf Reichsstädten, der im Februar 1531 verabredet und im April abgeschlossen wurde, um die Reformation gegen die katholischen Fürsten, die vom Kaiser Karl V. geführt wurden, zu schützen. Von 1546 bis 1547 wurde zwischen dem Kaiser und dem Bund ein Krieg geführt, der mit einem Sieg Karls V. und der Auflösung des Schmalkaldischen Bundes endete. Die Protestanten trugen erst 1555 über Karl V. den Sieg davon. 99 99 Der Dreißigjährige Krieg von 1618 bis 1648 war ein gesamteuropäischer Krieg. Er begann mit einem Aufstand in Böhmen, gegen das Joch der Habsburger Monarchie und den Vormarsch der katholischen Reaktion und verwandelte sich in einen Krieg zwischen dem feudal-katholischen Lager (dem Papst, den spanischen und österreichischen Habsburgern, den katholischen Fürsten in Deutschland) und den protestantischen Ländern (Böhmen, Dänemark, Schweden, dem bürgerlichen Holland und einer Reihe deutscher Staaten, die die Reformation übernommen hatten), die von den französischen Königen, den Rivalen der Habsburger, Unterstützung erhielten. Deutschland wurde zum Hauptschauplatz dieses Kampfes, zum Objekt der Ausplünderung und räuberischen Ansprüche der am Kriege Beteiligten. Der Krieg, der in seinem ersten Stadium den Charakter des Widerstandes gegen die reaktionären Kräfte des feudal-absolutistischen Europas trug, verwandelte sich, besonders seit 1635, in eine Reihe von Invasionen in deutsches Gebiet von miteinander rivalisierenden ausländischen Eroberern. Der Krieg endete 1648 mit dem Abschluß des Westfälischen Friedens, der die politische Zersplitterung Deutschlands verankerte. 100 100 Während des Dreißigjährigen Krieges schloß der Kurfürst von Brandenburg, Georg Wilhelm, 1631 ein Bündnis mit Schweden, führte aber sehr ungern den Krieg. Da Georg Wilhelm die Besetzung Pommerns durch seinen Schwager, Gustav Adolf II. von Schweden, der den Bund der protestantischen Staaten führte, fürchtete, verweigerte er diesem bald die Hilfe. Er wandte sich 1635 von Schweden ab und schloß mit dem deutschen Kaiser Frieden. 100 101 Der Spanische Erbfolgekrieg von 1701 bis 1714 wurde zwischen Frankreich und Spanien einerseits und England, Holland, Osterreich, Preußen und anderen deutschen Staaten, an deren Spitze der deutsche Kaiser stand, andererseits geführt. Er begann als dynastischer Krieg der verschiedenen spanischen Thronprätendenten und verwandelte sich dann faktisch in einen Krieg um die Aufteilung der Besitzungen Spaniens und in den ersten großen Zusammenstoß zwischen Frankreich und England Um die Herrschaft auf dem Meere und in den Kolonien. Der Krieg endete mit der teilweisen Aufteilung des Spanischen Reiches; seine Besitzungen in den Niederlanden und in Italien kamen an die österreichischen Habsburger, Gibraltar und Minorka an England usw. England zog aus dem Krieg die meisten Vorteile, Frankreich dagegen wurde sehr geschwächt. 100 102 Preußen nahm am Nordischen Krieg auf der Seite Rußlands gegen Schweden teil und schloß 1720 mit Schweden einen Frieden, nach dem es einen Teil Schwedisch-Pommerns sowie die Inseln Usedom und Wollin in der Pommerschen Bucht erhielt.
In den Jahren 1772, 1793 und 1795 fanden die drei Teilungen Polens statt, dessen Territorium unter Rußland, Preußen und Osterreich aufgeteilt wurde. Rußland erhielt die litauischen, belorussischen und ukrainischen Gebiete; Preußen und Osterreich erhielten das polnische Kernland und den Westteil der Ukraine. Auf dem Wiener Kongreß von 1815, der die Aufteilung Europas zwischen den Siegern über Napoleon bestätigte, erhielt Preußen Nordsachsen, Posen, die Rheinprovinz und Westfalen; Rußland erhielt das Königreich Polen einschließlich des polnischen Landes, das bis dahin zu Preußen gehört hatte. 101 103 Der von den Engländern provozierte Konflikt mit den chinesischen Behörden in Kanton entstand im Oktober 1856. Der englische Konsul Parkes benutzte als Vorwand die Verhaftung der Mannschaft des chinesischen Schmugglerschiffes „Arrow" durch die chinesischen Behörden, indem er darauf verwies, daß es unter britischer Flagge führe. Der den Auseinandersetzungen folgende barbarische Befehl des englischen Bevollmächtigten in China, John Bowring, zur Beschießung Kantons, die ohne Ankündigung begonnen wurde, war das Vorspiel zum zweiten Opiumkrieg mit China 1856-1858. 102 584 104 Es handelt sich um den englisch-chinesischen Vertrag, der am 8. Oktober 1843 zusätzlich zu dem am 29. August 1842 zwischen England und China geschlossenen Nankinger Vertrag unterzeichnet wurde. Der ungleiche, räuberische Vertrag von Nanking wurde China von den englischen Kolonisatoren nach Beendigung des ersten Opiumkrieges (1839 bis 1842) aufgezwungen, der den Weg freilegte zur Umwandlung des rückständigen feudalen Chinas in ein halbkoloniales Land. Der Vertrag sah vor, daß fünf Häfen (Amoy, Ningpo, Kanton, Futschou und Schanghai) für den englischen Handel geöffnet wurden; in diesen Häfen wurde den ausländischen Kaufleuten das Recht des uneingeschränkten Handels, die Freiheit der Niederlassung usw. gewährt. Außerdem mußte China laut diesem Vertrag eine große Geldkontributiori zahlen, Hongkong auf ewige Zeit an England abtreten und einen neuen, für die Engländer günstigen Zolltarif einführen. Nach dem Zusatzvertrag von 1843 erreichten die Engländer neue Zugeständnisse von China: Das Recht, in den offenen Häfen besondere Siedlungen für Ausländer (Settlements) zu gründen; das Recht der Exterritorialität, d. h. das Vorrecht der Ausländer, nicht den chinesischen Gerichten unterworfen zu sein; die Anwendung des Prinzips der Meistbegünstigung, d. h. der automatischen Übertragung von Privilegien, die andere Mächte von China erhalten, auf England. Hier ist der Artikel 9 des Zusatzvertrages gemeint, demzufolge Chinesen, die mit den Engländern in Verbindung standen, nicht der Gerichtsbarkeit der chinesischen Behörden unterlagen (siehe auch vorl. Band, S. 137-142). 102 584 622 105 Nach dem ersten Opiumkrieg (1839-1842) war die Hauptstreitfrage zwischen den Engländern und jder chinesischen Regierung die Forderung der englischen Kaufleute, daß jene ihnen das Recht des Handels und der Niederlassung innerhalb der Stadtmauern von Kanton einräumt, weil Artikel 2 des Vertrags von Nanking den Ausländern dafür eine direkte Erlaubnis nicht gab. Diese Forderung der Engländer hing auch damit zusammen, daß Kanton die einzige Stadt war, durch die alle diplomatischen Beziehungenmit China gingen, weil die ausländischen Mächte nach dem ersten Opiumkrieg immer noch keine diplomatischen Vertretungen in Peking haben durften. Da sich die chinesische Bevölkerung der Zulassung von Ausländern nach Kanton widersetzte, wurde diese Frage mehrere Male aufgeworfen. Im April 1846 gelang es England, eine Vereinbarung mit den chinesischen Behörden zu erzielen, nach der Kanton als offene Stadt für Ausländer erklärt wurde. Aber in Anbetracht der stürmischen Protestbewegung unter den
Einwohnern der Stadt wurde ein endgültiger Beschluß nicht gefaßt. Im Jahre 1847 erreichten die Engländer durch Drohungen das Versprechen, daß ihnen der Zutritt zur Stadt nach Ablauf von zwei Jahren gewährt wird. Als jedoch 1849 der Gouverneur von Hongkong, Bonham, begann, auf die Erfüllung dieser Bedingung zu pochen, zwang ihn die Furcht vor einem Volksaufstand, auf seine Forderungen zu verzichten. 105 196 In den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts unternahm der Amerikaner William Walker, ein ehemaliger Sklavenhalter, eine Reihe abenteuerlicher Expeditionen zur Eroberung der Staaten Mittelamerikas. Walker, der 1855 während des Bürgerkriegs in der Republik Nikaragua von einer der kämpfenden Parteien unterstützt wurde, nahm die Stadt Granada ein und proklamierte sich bald darauf als Präsident von Nikaragua, wo er als Diktator regierte und die Sklaverei wiederherzustellen suchte, bis er 1857 verjagt wurde. 1860 wurde Walker bei seiner abenteuerlichen Expedition nach Honduras gefangengenommen und erschossen. Walker war das Werkzeug der amerikanischen Magnaten Vanderbilt und Morgan, die um die Macht in Nikaragua kämpften, durch das ein Kanal gebaut werden sollte, der den Atlantischen mit dem Stillen Ozean verbindet. 106 107 „The Daily News" - liberale Tageszeitung, Organ der Industrieboürgeoisie, erschien von > 1846 bis 1930 in London. 107 108 Als Vorwand zum ersten Opiumkrieg mit China (1839-1842) dienten die entschlossenen Maßnahmen des Sonderkommissars Lin gegen den englischen Opiumschmuggel. Lin forderte von den englischen Kaufleuten in Kanton, ihm ihre Vorräte an Opium auszuliefern, und befahl, das Rauschgift zu verbrennen. Die Engländer benutzten dies als Anlaß zur Eröffnung der Feindseligkeiten. 107 109 |857 war der zentrale Teil Chinas, das fruchtbare und reiche Gebiet am Mittellauf des Jangtse-kiang, von den Taiping besetzt (siehe Anm. 79). 107 110 Die Redaktion der „New-York Daily Tribüne" hat dem Artikel folgenden Satz hinzugefügt: „Was den Bericht über die Zerstörung eines chinesischen Forts durch die amerikanische Fregatte .Portsmouth' anbelangt, so sind wir noch nicht genügend informiert, um eine bestimmte Meinung zu äußern." 107 111 Für diesen Artikel liegt außer der „New-York Daily Tribüne" ein handschriftliches Fragment von Engels vor. Die Textstelle, an der das Fragment abbricht, ist durch Fußnote gekennzeichnet. 108 112 Bei Sempach (Kanton Luzern) besiegten am 9. Juni 1386 die Schweizer die Truppen des österreichischen Herzogs Leopold III. Bei Morgarten siegte am 15. November 1315 der Schweizer Landsturm über die Truppen Leopolds I. von Habsburg. Murten und Grandson - siehe Anm. 93. 108 113 Im Jahre 1798 besetzten die Truppen der Französischen Republik die Schweiz; es wurde die von Frankreich völlig abhängige Helvetische Republik ausgerufen. Die Zentralisierung der Macht, die in der Helvetischen Republik entsprechend der am 12. April 1798 beschlossenen Verfassung eingeführt wurde, verschärfte den Kampf der fortschrittlichen Kantone, in denen sich bürgerliche Verhältnisse entwickelten, mit den in sozialer und ökonomischer Hinsicht zurückgebliebenen sogenannten Waldkantonen. Engels bezeichnet mit der dreimaligen Erhebung der Waldkantone die Insurrektionen gegen die französischen Truppen im April, Mai und August 1798. Die alten Kantone erlitten in diesen
drei Erhebungen eine Niederlage, mußten sich ergeben und der Helvetischen Republik anschließen. Während der Kriege Frankreichs gegen die zweite Koalition (1798-1801), die mit dem Friedensvertrag von Luneville endeten (siehe Anm. 88), wurde die Schweiz zu einem der Hauptkriegsschauplätze. 112 114 Die französischen Kolonisatoren rührten in den dreißiger bis siebziger jähren des 19.Jahrhunderts in Algerien räuberische Kolonialkriege, um dieses Land zu unterwerfen. Das Eindringen der Franzosen in Algerien rief den heftigen Widerstand der algerischen Bevölkerung hervor. Von französischer Seite wurde der Krieg mit äußerster Brutalität geführt. Im Jahre 1847 war die Eroberung Algeriens im wesentlichen abgeschlossen, aber das algerische Volk setzte den Kampf um seine Unabhängigkeit fort. 114 115 Tiroler Aufstand - Aufstand der Tiroler Bauern 1809 gegen die französische Fremdherrschaft, gegen die durch den Preßburger Frieden von 1805 erfolgte Abtretung Tirols an Bayern und für die Rückkehr unter österreichische Herrschaft. Der Aufstand war mit dem Wiener Hof abgestimmt und sollte den Krieg Österreichs gegen Frankreich und Bayern unterstützen. Der Volksaufstand befreite ganz Tirol von den französischen Truppen, während die herrschenden Kreise der Habsburger Monarchie ihren Krieg fyr die Unabhängigkeit von der französischen Vorherrschaft verloren, da sie ihn zögernd geführt hatten und ängstlich darauf bedacht gewesen waren, daß er nicht in einen Volkskrieg umschlug. Sie verrieten Tirol und gaben es im Wiener Frieden vom M.Oktober 1809 trotz des von Kaiser Franz den Tiroler Bauern feierlich gegebenen Versprechens völlig preis. Als daraufhin die Franzosen Tirol erneut besetzen wollten, wurden sie wieder von den Tiroler Freiheitskämpfern zurückgeworfen. Deren Führer Andreas Hofer, ein fanatischer Anhänger des österreichischen Hofes, bildete eine Regierung. Die Tiroler mußten, auf sich allein gestellt, den neu herangezogenen Truppen Napoleons unterliegen. Hofer wurde mit Hilfe eines Verräters entdeckt, vor ein französisches Kriegsgericht gestellt und am 20. Februar 1810 in Mantua erschossen. spanischer Guerillakrieg - siehe Anm. 59. baskischer Karlisienaufstand - siehe Anm. 56. 115 116 Der Befreiungskrieg der Bergvölker des Kaukasus richtete sich gegen die koloniale Eroberungspolitik des zaristischen Rußlands und gegen die vom Zarismus unterstützten einheimischen Feudalherren. Er begann 1816 und dauerte bis 1865 und wurde von den Anhängern des Muridismus, einer fanatischen Strömung des Islam, geführt. Der überwiegende Teil der Bergbevölkerung bestand aus freien Bauern. Der Feudalismus war noch nicht vollentwickelt. In den dreißiger Jahren vereinigten sich die Bergvölker zu einem Staat, an dessen Spitze Schamil stand. England und die Türkei unterstützten Schamil, um Rußland zu schwächen und die Bergvölker ihrem Einfluß zu unterwerfen. Nach einer heldenhaften Verteidigung gegen eine riesige Übermacht der zaristischen Truppen wurden die Bergvölker unterworfen. Auch der Aufstand von 1877 wurde von zaristischen Truppen niedergeworfen. 115 117 Der Titel des Artikels entspricht dem Rohmanuskript von Marx. 117 118 Sikhs - eine religiöse Sekte, die sich im 16. Jahrhundert auf dem Territorium des Pandschab bildete. Die Lehre der Sikhs von der Gleichheit der Menschen wurde zur Ideologie des Kampfes der Bauern gegen die indischen Feudalherren und die afghanischen Eroberer, der sich seit Ende des 17. Jahrhunderts entwickelte. Später bildete sich unter den Sikhs selbst eine feudale Oberschicht heraus, deren Vertreter an der Spitze des
Staates der Sikhs standen, der Anfang des 19. Jahrhunderts den ganzen Pandschab und eine Reihe benachbarter Gebiete umfaßte. In den Jahren 1845/1846 und 1848/1849 führte England einen blutigen Eroberungskrieg gegen die Sikhs, der mit der Errichtung der englischen Herrschaft im Pandschab endete, wodurch die Verwandlung ganz Indiens in eine englische Kolonie abgeschlossen wurde. 117 248 119 Der Friede von Gulistan, der am 24. Oktober 1813 unterzeichnet wurde, beendete den Russisch-Persischen Krieg von 1804 bis 1813. Folgende Gebiete wurden nach dem Vertrag an das Russische Reich angeschlossen: Daghestan, Georgien mit der Provinz Schuragel, Imeretien, Gurien, Mingrelien und Abchasien sowie die Chanate Karabach, Gandsha, Scheki, Schirwan, Derbent, Kuba, Baku und der nördliche Teil von Talysch. Rußland wurde das ausschließliche Recht zugebilligt, auf dem Kaspischen Meer eine Kriegsflotte zu unterhalten; der Vertrag legte die Handelsfreiheit für Kaufleute beider Staaten fest. 118 120 Der Vertrag von Turl&nanschai, der am 22. Februar 1828 unterzeichnet wurde, beendete den Russisch-Persischen Krieg von 1826 bis 1828, den der persische Schah begonnen hatte, um die russischen Besitzungen in Transkaukasien wieder an sich zu reißen. Laut Vertrag verlief die neue Grenze zwischen Rußland und Persien im wesentlichen entlang des Flusses Arax. Zu Rußland kamen die Chanate Eriwan (Jerewan) - zu beiden Ufern des Arax - und Nachitschewan. Die Freiheit der Schiffahrt für russische Handelsschiffe auf dem Kaspischen Meer wurde bestätigt sowie das ausschließliche Recht Rußlands, hier eine Kriegsflotte zu unterhalten. Rußland wurde das Recnt ucr Konsulargerichtsbarkeit in Persien zuerkannt; außerdem bekam Rußland mehrere Vergünstigungen in den Handelsbeziehungen mit Persien. 118 121 Nach dem Tode des persischen Thronfolgers Abbas Mirza (1833) wurde sein Sohn Muhammad Mirza zu seinem Nachfolger erklärt. Er wurde zum Statthalter von Aserbeidshan ernannt. Nach dem Tode des hochbetagten Feth Ali Schah, des Großvaters von Muhammad Mirza, im Oktober 1834 erschienen mehrere Bewerber auf den Thron des Schahs von Persien. Der britische Gesandte Campbell billigte den Schachzug der russischen Diplomatie, den russischen Prätendenten Muhammad Mirza den persischen Thron besteigen zu lassen, da er ihn mit Geld für einen Feldzug von Tabris nach Teheran von sich abhängig zu machen glaubte. Die Truppen von Muhammad Mirza befehligte der englische Offizier Lindsay. 118 122 Der erste Englisch-Afghanische Krieg von 1838 bis 1842 wurde von England zur kolonialen Versklavung Afghanistans unternommen. Im August 1839 wurde Kabul eingenommen, aber der im November 1841 ausgebrochene Aufstand zwang die Engländer im Januar 1842 zum Rückzug nach Indien, der in eine panische Flucht überging. Von den 4500 Soldaten der englischen Armee und den 12 000 Mann des Trosses erreichte nur ein Mann die Grenzen Indiens. Aus Rache verbrannten dann 1842 die Engländer Kabul, konnten jedoch Afghanistan nicht unterwerfen. 122 297 123 Der Feldzug zur Eroberung des Chanats Chiwa wurde im November 1839 unter dem Kommando des Generals Perowski unternommen. Die 5000 Mann starken russischen Truppen waren auf die schweren Bedingungen eines Winterfeldzuges durch die Wüstensteppen nicht vorbereitet; sie verloren die Hälfte ihres Mannschaftsbestandes durch Hunger, Kälte und Krankheit und mußten im Februar 1840, ohne Chiwa erreicht zu haben, nach Orenburg zurückkehren. 126 124 Die Schlacht von Infyerman fand am 5. November 1854 während des Krimkrieges statt.
Die englischen und französischen Truppen errangen hier über die russischen Truppen einen Sieg. Sepoys (eigentlich Sipahil) - Truppen der englischen Kolonialherren in Indien, die seit Mitte des 18.Jahrhunderts aus der indischen Bevölkerung von den französischen, englischen und portugiesischen Kolonisatoren angeworben wurden. Die Sepoy-Truppen in der englisch-indischen Armee wurden von den Engländern zur Unterwerfung Indiens und zur Festigung ihrer Macht in den eroberten Gebieten benutzt. 127 327 358 125 Dieser Artikel ist mit uern Text der Handschrift verglichen worden. Auf Abweichungen vom Text in der „New-York Daily Tribüne" wird in Fußnoten verwiesen. In Marx' Notizbuch von 1857 heißt der Artikel „Das Budget Lewis". Der ursprüngliche Entwurf des Artikels bestand aus zwei Teilen: „Das Budget des Sir G.Lewis" und „Direkte und indirekte Steuern". Die in diesem Artikel angeführten Zitate stammen aus der „Times" vom 26. Dezember 1856 sowie vom 14. und 21. Februar 1857. 129 126 „The Edinburgh Review" - englische Zeitschrift für Literatur und Politik, erschien von 1802 bis 1929; in den fünfziger Jahren war sie liberal und erschien vierteljährlich. 129 127 Freihändler (Freetrader) - Anhänger der Handelsfreiheit und der Nichteinmischung des Staates in das Wirtschaftsleben des Landes. Das Agitationszentrum der Freihändler befand sich in Manchester, wo sich die sog. Manchesterschule (siehe Anm. 164) herausgebildet hatte. 130 144 128 Gemeint ist der Friedensschluß in Paris im März 1856, der den Krimkrieg beendete. 131 129 Koalitionskabinett - so nannte sich die Regierung Aberdeen (1852-1855), bestehend aus Vertretern der Whigs, der Peeliten und der Radikalen; daher erhielt sie den ironischen Beinamen „Kabinett aller Talente". 132 143 180 404 130 Peeliten - Anhänger Ko'bert Peels (gemäßigte Tories), die seine Politik der ökonomischen Zugeständnisse an die Handels- und Industriebourgeoisie unter Beibehaltung der politischen Herrschaft der Land- und Finanzaristokratie unterstützten. 1846 führte Peel im Interesse der Industriebpurgeoisie die Aufhebung der Korngesetze durch, was bei den protektionistischen Tories große Unzufriedenheit hervorrief und sowohl die Spaltung der Tory-Partei als auch die Isolierung der Peeliten zur Folge hatte. In den fünfziger Jahren bildeten sie eine kleine Fraktion im Parlament ohne bestimmtes Programm. Von ihnen sagte Marx: „Die Peeliten (liberale und konservative) sind keine Partei, sondern nur das Souvenir an einen Parteimann, den verstorbenen Sir Robert Peel... Die sogenannten Peeliten sind nichts andres als" ein „Stab von Bürokraten, den Robert Peel für seine Zwecke geschult hatte. Und da sie einen recht zahlreichen Stab bilden, so vergessen sie zeitweise, daß sie keine Armee hinter sich haben. Säe sind also alte Anhänger des Sir R. Peel, die sich noch im Zweifel sind, welcher Partei sie sich anschließen sollen." (Siehe Band 8 unserer Ausgabe, S. 341.) Die Peeliten (Cardwell, Graham, Gladstone u. a.) nahmen an der Koalitionsregierung Aberdeen (1852-1855) teil, in der sie sehr wichtige Posten innehatten. Ende der fünfziger, Anfang der sechziger Jahre gingen die Peeliten in der Liberalen Partei auf. Im Februar 1852 unterstützten die Peeliten den Zusatzantrag Palmerstons zur Regierungsbill über die Miliz und trugen so zur Niederlage der Regierung Lord Russells bei. Im Dezember des gleichen Jahres brachten sie die Regierung Derby zu Fall, indem sie gegen das von ihr vorgelegte Budget auftraten. Im Februar 1855, nachdem der Zusatzantrag des Radikalen Roebuck über die Schaffung eines Ausschusses zur Untersuchung
der Lebensbedingungen in der Armee bei Sewastopol zum Sturz der Regierung Aberdeen geführt hatte, unterstützten die Peeliten den Machtantritt Palmerstons, indem sie sich bereit erklärten, in sein Kabinett einzutreten. Als jedoch die Führer der Peeliten - Gladstone, Sidney Herbert und James Graham - nach einiger Zeit aus der Regierung Palmerstons austraten, weil sie unzufrieden waren, daß Palmerston nicht die Bildung eines Ausschusses durch Roebuck verhindern konnte, ersetzte Palmerston sie sofort durch Vertreter der Whigs. 134 131 Nach dem 1834 in England angenommenen Armengesetz war als einzige Form der Hilfe für die Armen ihre Unterbringung in Arbeitshäuser mit Zuchthausregime gestattet; das Volk nannte diese Häuser „Bastillen für die Armen". 135 132 Der erste Teil dieses Artikels der „New-York Daily Tribüne" ist uns in der Marxschen Handschrift als Rohentwurf erhalten geblieben. Es gibt kleine Abweichungen vom Text in der „New-York Daily Tribüne". Sie sind im vorliegenden Band an den entsprechenden Stellen als Fußnoten gebracht. Ebenso zeigt eine Fußnote an, wo das Fragment des Rbhentwurfs abbricht. 137 133 „Hansard's Parliamentary Debates: Third Series". 137 145 148 150 246 249 253 342 474 508 134 Blutbad in Kanton nennt Marx die Bombardierung Kantons durch die Engländer im Jahre 1856 (siehe Anm. 103). 138 135 „The Overland Friend of China" - englische offizielle Zeitung, die in Victoria (Hongkong) von 1842 bis 1859 erschien. 139 136 „Der größte Nutzen für die größte Zahl" ist eine Hauptthese der Morallehre des bürgerlichen Soziologen Jeremy Bentham (1748-1832), des typischsten Vertreters des englischen Utilitarismus. Einer seiner Schüler war Sir J. Bowring. Bentham lehrte, daß alle Menschen nach dem eigenen Vorteil streben, daß dieses Streben den „größten Nutzen für die größte Zahl" der Menschen brächte und die Interessen der gesamten Menschheit fördere. Er behauptete, daß dies in der bürgerlichen Gesellschaftsordnung am besten gewährleistet wäre und daß in dieser von antagonistischen Widersprüchen zerrissenen kapitalistischen Gesellschaft ein allgemeines Glück und eine allgemeine Harmonie" möglich sei. So verkehrte er durch platteste Verflachung die früheren, relativ fortschrittlichen und humanistischen Moraltheorien der Ideologen des aufsteigenden Bürgertums im 17. und 18. Jahrhundert in eine Lehre der zynischen Rechtfertigung der kapitalistischen Ausbeuterordnung und der heuchlerischen Verteidigung der Interessen des Bourgeois, dessen Moral auf der nackten Barzahlung, der „moralischen Arithmetik" beruht. Die Morallehre Benthams wurde zum Evangelium des englischen Liberalismus. 139 137 Friedensgesellschaft - bürgerlich-pazifistische Organisation, die 1816 in London von der religiösen Sekte der Quäker gegründet wurde. Die Gesellschaft wurde aktiv von den Freihändlern unterstützt, die der Meinung waren, England könne unter friedlichen Bedingungen seine industrielle Überlegenheit mit Hilfe des Freihandels vollständiger ausnutzen und die ökonomische und politische Herrschaft erlangen. 139 138 Shakespeare, „Maß für Maß", II. Aufzug, 2. Szene. 141 . 139 Schon in den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts begann in England der Parlamentskampf um die zweite Wahlreform von 1867. 142
140 Oberhaupt von Whitehall - Premierminister Palmerston. Whitehall - siehe Anm. 18. 142 141 Marx meint den zweimaligen vergeblichen Sturm der Engländer auf die dritte Bastion der Festung Sewastopol, den sogenannten Großen Redan, am 18. Juni und am 8. September 1855. Die türkische Festung Kars ergab sich im November 1855 nach langer Belagerung den russischen Truppen unter dem Kommando General Murawjows. An der Befestigung von Kars nahmen englische Militärs teil; sie leiteten auch die Verteidigung. 144 142 Unstimmigkeiten mit den Vereinigten Staaten - Marx meint den Konflikt, der zwischen England und den USA Ende 1855 auf Grund ihrer Rivalität in Mittelamerika entstanden war. Einer der Anlässe für den Konflikt war der Versuch Englands, in den USA, die im Krimkrieg eine neutrale Position einnahmen, Freiwillige für die englische Armee zu werben. Die Beziehungen zwischen den Ländern hatten sich schon früher wegen der Meinungsverschiedenheiten über die Auslegung des Clayton-Bulwer-Vertrages verschärft. Dieser Vertrag wurde 1850 zwischen England und den USA abgeschlossen und bestimmte die Bedingungen der Kontrolle über einen Kanal, der durch Nikaragua zwischen dem Stillen und dem Atlantischen Ozean gebaut werden sollte. Im Jahre 1855 unterstützte die Regierung der USA, um die Versuche Englands zur Besitzergreifung der Moskitoküste zu durchkreuzen, den amerikanischen Abenteurer William Walker, der im Mai 1855 Nikaragua besetzte und sich zum Präsidenten dieser Republik proklamierte. Als Antwort auf den scharfen Protest Englands drohten die USA mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen. Der Konflikt wurde jedoch im Oktober 1856 dadurch beigelegt, daß die Regierung der USA nachträglich das Abenteuer Walkers verurteilte und die Regierung Englands mit Rücksicht auf die engen wirtschaftlichen Bindungen der englischen Bourgeoisie mit den USA ihre Ansprüche auf die Moskitoküste fallen ließ. 144 'w Expedition nach Neapel - siehe Anm. 75. scheinbare Zänkereien mit Bonaparte - so nennt Marx die Meinungsverschiedenheiten, die zwischen England und Frankreich nach dem Pariser Kongreß von 1856 in einer Reihe internationaler Fragen entstanden sind. Eine der Ursachen für die Verschlechterung der englisch-französischen Beziehungen war die sich in dieser Periode abzeichnende Annäherung Frankreichs an Rußland. Jedoch trugen die englisch-französischen Meinungsverschiedenheiten keinen ernsthaften Charakter und konnten keine ernstlichen Folgen nach sich ziehen, zumal die englische Regierung mit der Unterdrückung des 1857 ausgebrochenen indischen Befreiungsaufstandes beschäftigt war. Einfall in Persien - siehe Anm. 81. Metzeleien in China - so nennt Marx die unmenschliche Bombardierung Kantons durch die Engländer im Oktober 1856 (siehe Anm. 103). 104 144 Unter lobby versteht man den Abstimmungsraum und den Vorgang der Stimmauszählung im englischen Unterhaus. Wenn über einen Beschluß abgestimmt werden soll, treten die Unterhausmitglieder aus dem Sitzungssaal in einen der beiden Abstimmungsräume, die mit „Ja" oder „Nein" bezeichnet sind. Dort erfolgt dann die Stimmauszählung. Allgemein ist die lobby der große Vorraum in den englischen und amerikanischen Parlamentsgebäuden, zu dem die Wählerschaft Zutritt hat. Hier versuchen die Wähler in persönlichen Unterredungen die Abgeordneten zu beeinflussen, wobei zu beachten ist, daß sich dieser Methode vor allem die Vertreter der großen Monopole bedienen. 144 145 Old Bailey - das Hauptkriminalgericht in London. 144 450
146 placemen - Bezeichnung von Abgeordneten, die von ihren Parteien als Strohmänner an verantwortliche Posten geschoben wurden. Sie hatten den Einfluß ihrer Partei zu sichern oder, wie in diesem Falle, als Obstruktionsredner im Parlament die Debatten endlos hinzuziehen, um Abstimmungen hinauszuzögern. 146 147 James Graham beauftragte 1844 als Staatssekretär für Inneres die englischen Postbehörden mit der Öffnung der Briefschaften italienischer revolutionärer Emigranten und informierte die neapolitanische und die österreichische Regierung von dem Unternehmen Bandiera. 1846 mußte Graham zurücktreten, weil er durch dieses schändliche Verhalten den Unwillen der Öffentlichkeit erregt hatte, Die Brüder Bandieta waren Italiener, Offiziere der österreichischen Armee und Kämpfer für die Befreiung Italiens vom österreichischen Joch. Im Juni 1844 landete eine kleine Abteilung italienischer Patrioten unter der Führung der Brüder Bandiera, die einer geheimen Verschwörerorganisation angehörten, an der Küste Kalabriens. Die Brüder Bandiera wollten in Italien einen Aufstand gegen die neapolitanischen Bourbonen und die österreichische Herrschaft entfachen. Sie wurden von einem Mitglied der Abteilung verraten, bei der Landung ergriffen und mit sieben ihrer Gefährten nach einem in größter Heimlichkeit geführten Prozeß im Juli 1844 in Cosenza erschossen. 146 148 In Marx' Notizbuch von 1857 heißt der Artikel „Palmerston und die allgemeinen Wahlen". 149 149 Shakespeare, „König Richard der Dritte", III. Aufzug, 7. Szene. In der deutschen Übersetzung von August Wilhelm von Schlegel lautet diese Stelle: „Und habt, Mylord, zween Geistliche zur Seite; Denn daraus zieh* ich heil'ge Nutzanwendung." 149 150 Low Church - niedere Kirche, die zweite Richtung der anglikanischen Kirche, die hauptsächlich unter der Bourgeoisie und der niederen Geistlichkeit verbreitet war. Die Anhänger der niederen Kirche richteten ihr Hauptaugenmerk auf die Predigt der bürgerlich-christlichen Moral. Im. Gegensatz dazu hatte die erste Richtung der anglikanischen Kirche, die High Church - die Hochkirche, ihre Anhänger vor allem unter der Aristokratie; sie wahrte die alten prunkvollen Zeremonien und suchte die Annäherung an den Katholizismus. 149 151 Shakespeare, „König Johann", II.Aufzug, I.Szene. 149 152 Shakespeare, „König Johann", I.Aufzug, I.Szene. 149 153 „Wiederbeleber" - so nannte man in England Leute, die heimlich auf den Friedhöfen Leichen ausgrüben und sie an die Anatomie verkauften. In den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts, als diese Praxis besonders großen Umfang annahm, wurde der Fall des Edinburghers William Burke allgemein bekannt, der eine Methode ausdachte, mit der er Menschen eigens zu diesem Zweck erdrosseln konnte, ohne daß Spuren sichtbar wurden. 149 154 „Ariston men hudor" („Das Fümehmst' ist Wasser") - Zitat aus dem ersten olympischen Gesang des antiken griechischen Dichters Pindaros. 149 155 Downing Street - Straße im Zentrum Londons, in der sich der Amtssitz der Regierung befindet. 149 169 156 „Punch, or the London Charivari" - englische humoristische Wochenschrift bürgerlichliberaler Richtung, gegründet 1840 in London.
Großkophta - von dem im 18. Jahrhundert bekannten Hochstapler Graf Cagliostro (Guiseppe Balsamo) erdachter Name eines ägyptischen Priesters, der angeblich Chef einer „ägyptischen Freimaurerloge" war. Cagliostro behauptete, daß er der Gründer und einer der führenden Männer dieser Loge wäre, daß er während seiner Reisen durch Ägypten in das Geheimnis der ägyptischen Weisheit eingedrungen sei und sich in seiner Tätigkeit vom Geiste des allmächtigen und allwissenden Großkophta leiten ließe, dessen Verkörperung er sei. 150 157 Blaubücher - allgemeine Bezeichnung der Publikationen von Materialien des englischen Parlaments und diplomatischen Dokumenten des Außenministeriums. Die Blaubücher, so benannt nach ihren blauen Umschlägen, werden in England seit dem 17. Jahrhundert herausgegeben und sind die hauptsächliche offizielle Quelle zur Geschichte der Wirtschaft und Diplomatie dieses Landes. Hier handelt es sich um das Blaubuch „Correspondence respecting Insults in China. Presented to the House of Commons by Command of Her Majesty, 1857". 151 158 Am 4. November 1851 richtete Louis Bonaparte an die Nationalversammlung eine Botschaft, welche die demagogische Forderung enthielt, in Frankreich das allgemeine Wahlrecht wiederherzustellen. Nachdem die Nationalversammlung den daraufhin vom bonapartistischen Ministerium eingebrachten Gesetzentwurf verworfen hatte, führte Louis Bonaparte am 2. Dezember 1851 seinen Staatsstreich durch. 152 159 Um die demokratische Massenbewegung für eine Wahlreform und gegen die Korngesetze abzuwürgen, hob 1819 die Tory-Regierung Liverpool, in der Castlereagh Außenminister, Sidmouth Innenminister und Palmerston Staatssekretär für das Kriegswesen (außerhalb des Kabinetts) waren, zeitweilig die Wirkung der Habeas-Corpus-Akte auf und beschloß eiligst die sogenannte „Knebelakte" (Gagging Act). Laut diesem Gesetz wurde das Versammlungsrecht beschränkt, die Klubs der Radikalen wurden geschlossen und die Friedensrichter ermächtigt, die Herausgabe und Verbreitung von radikalen Schriften zu verbieten und die dafür Verantwortlichen zu verhaften. Die Habeas-Corpus-Akte wurde 1679 vom englischen Parlament beschlossen. Nach diesem Gesetz mußte jeder Haftbefehl motiviert sein und der Verhaftete entweder nach kurzer Frist (3 bis 20 Tage) dem Gericht zugeführt oder freigelassen werden. Die HabeasCorpus-Akte galt nicht für Fälle, wo die Anklage auf Staatsverrat lautete, und konnte durch Parlamentsbeschluß zeitweilig außer Kraft gesetzt werden. Volksgemetzel von Manchester nennt Marx die blutigen Ausschreitungen englischer Truppen am 16. August 1819 gegen die unbewaffneten Teilnehmer einer Massenkundgebung für die Wahlrechtsreform und gegen die Korngesetze, die auf dem Petersfelde (St.Peter'sFields) in der Nähe von Manchester stattfand. In Analogie zur Schlacht bei Waterloo nannten die Zeitgenossen dieses Ereignis das Gemetzel von Peterloo. Die Korngesetze, die 1815 in England erlassen wurden, setzten hohe Einfuhrzölle für Getreide fest und verboten die Einfuhr von Getreide, wenn der Inlandpreis für den Quarter (etwa 291 Liter) niedriger war als 80 Schilling. Die Korngesetze, die sich äußerst schwer auf die Lage der ärmsten Bevölkerungsschichten auswirkten, waren auch für die Industriebourgeoisie unvorteilhaft, weil sie die Arbeitskraft verteuerten, die Aufnahmefähigkeit des inneren Marktes verringerten und die Entwicklung des Außenhandels behinderten. Sie wurden 1846 nach einem langjährigen Kampf zwischen den Großgrundbesitzern und der Bourgeoisie aufgehoben. 152 160 Es handelt sich um den Taiping-Aufstand (siehe Anm. 79). 154
161 Marx meint die demagogischen Manöver Louis Bonapartes bei der Vorbereitung und Durchführung des Staatsstreichs von 1851 (siehe Karl Marx, „Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte", Kapitel VI und VII, Band 8 unserer Ausgabe). 156 162 Gemeint ist die Wahlreform, die vom Unterhaus 1831 beschlossen und im Juni 1832 vom König bestätigt wurde. Die Reform war gegen das politische Monopol der Land- und Finanzaristokratie gerichtet und öffnete Vertretern der Industriebourgeoisie den Zutritt zum Parlament. Das Proletariat und die Kleinbourgeoisie, die die Hauptkraft im Kampf für die Reform gewesen waren, wurden von der liberalen Bourgeoisie betrogen und erhielten kein Wahlrecht. 156 163 Legitimisten - Anhänger des 1792 in Frankreich gestürzten älteren Zweigs der BourbonenDynastie. Die Legitimisten vertraten die Interessen der adligen Großgrundbesitzer. Im Jahre 1830, nach dem zweiten Sturz dieser Dynastie, schlössen sich die Legitimisten zu einer politischen Partei zusammen. Orleanisten - monarchistische Partei der Finanzaristokratie und der Großbourgeoisie. Die Orleanisten waren Anhänger der Herzöge von Orleans, des jüngeren Zweiges der Bourbonen-Dynastie, die durch Louis-Philippe von der Julirevolution 1830 bis zur Revolution von 1848 in Frankreich herrschte. Während der Zweiten Republik (1848-1851) bildeten sie im Block mit den Legitimisten die sogenannte Partei der Ordnung. 157 164 Manchesterschule - ökonomische Lehrmeinung, die besonders von den englischen bürgerlichen Ideologen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vertreten wurde. Die Freihändler, Anhänger dieser Richtung, bildeten die sog. Manchesterpartei, die Partei der englischen Industriebourgeoisie. Sie verteidigten die Freiheit des Handels, die Nichteinmischung des Staates in das wirtschaftliche Leben des Landes und die uneingeschränkte Ausbeutung der Arbeiterklasse. Manchester war das Zentrum der Agitation. An der Spitze der Bewegung standen die beiden Textilfabrikanten Cobden und Bright, die 1838 die Anti-Corn-Law League gründeten. In den vierziger und fünfziger Jahren waren die Anhänger des Freihandels eine besondere politische Gruppierung; sie bildeten den linken Flügel der englischen Liberalen. 158 168 179 527 165 Anspielung auf die Antäussage. Antäus (Antaios) - Sohn des Poseidon und der Gaia (Erdgöttin), ein Riese in Libyen, zwang die Fremden zum Ringkampfe und besiegte sie alle, weil er bei jeder Berührung der Erde von seiner Mutter neue Kraft erhielt. Er wurde von Herakles überwunden, der ihn so lange schwebend in der Luft hielt, bis er ihn erstickt hatte. 158 166 Lord Russell war Vertreter Großbritanniens auf der Wiener Konferenz (März bis Juni 1855). Die Beratungen der Vertreter Rußlands, Österreichs, Frankreichs, Großbritanniens und der Türkei begannen auf Initiative Österreichs im Dezember 1854 in Wien. Im März 1855 wurden diese Beratungen in eine Konferenz umgewandelt. Das Ziel dieser Konferenz war eine Vereinbarung über die Aufnahme von Friedensverhandlungen zwischen den Teilnehmern des Krimkrieges. Nach den Plänen Russeiis, die jedoch von der britischen Regierung nicht gebilligt wurden, sollte Österreich veranlaßt werden, seinem Vorschlag über die Beschränkung der russischen Seestreitkräfte im Schwarzen Meer die Form eines Ultimatums zu geben. Rußland weigerte sich, diese Forderung der Westmächte anzunehmen. Dadurch scheiterten die Verhandlungen. Russell mußte daraufhin zurücktreten; somit erreichte Palmerston sein geheimes Ziel - das Prestige seines Rivalen zu untergraben. 158 182
167 Der Vereidigungsakt (Test Act) von 1673 forderte von allen Personen, die Staatsposten innehatten, die Anerkennung der Dogmen der anglikanischen Kirche. Dieses Gesetz, ursprünglich gegen die katholische Reaktion gerichtet, wurde später als Mittel zur Bekämpfung jedweder Opposition gegen die offizielle anglikanische Kirche und zur Verteidigung der Privilegien dieser Kirche ausgenutzt. Das Gesetz wurde 1828 aufgehoben. Der Korporationsakt v^orporations Act) wurde i uu i vom engiiscuen i siiämciiL beschlossen und forderte von Personen, die gewählte Ämter bekleideten (gemeint waren hauptsächlich die Organe der Stadtverwaltung), die Anerkennung der Dogmen der anglikanischen Kirche. Das Gesetz wurde 1828 aufgehoben. ParlamentsreformbiU - siehe Anm. 162. Die Gesetze über die Munizipalstädte in Schottland (1833) und über die Reform der Munizipalstädte in England (1835) schufen in den Großstädten (außer London) ein einheitliches System der städtischen Selbstverwaltung, dessen Organe in Schottland nunmehr von den Hausbesitzern mit einem Einkommen von mindestens zehn Pfund im Jahr und in England von allen Steuerzahlern gewählt wurden. Durch diese Gesetze erhielt die Whig-Bourgeoisie die Macht in der Mehrzahl der großen Städte. Der Kirchenzehnt, den die katholische Bevölkerung Irlands seit dem 16. Jahrhundert der anglikanischen Staatskirche zahlen mußte, wurde unter dem Druck der Massenbewegung durch das Gesetz von 1838 aufgehoben. Diese „Aufhebung" berührte jedoch nur die Form seiner Eintreibung. An Stelle der Bezahlung in natura erhielt die Kirche eine besondere Geldrente durch Erhöhung der Pacht für die irischen Bauern. Dissenters oder Dissidenten (Andersgläubige) - Anhänger religiöser Sekten und Strömungen, die von den Dogmen der offiziellen anglikanischen Kirche abwichen. 159 168 Stempelsteuer (stamp duty) und Änzeigensteuer (advertisement duty) - zwei Arten der Besteuerung von Zeitungen in England, die 1712 zur Vergrößerung der Staatseinnahmen und als Kampfmittel gegen die oppositionelle Presse eingeführt wurden. I3ic Stempelsteuer und die Anzeigensteuer verteuerten die Zeitungen außerordentlich, begrenzten ihre Verbreitung und machten sie für die breiten Massen unzugänglich. Im Laufe der Zeit erhöhten sie sich und wurden ein bedeutendes Hindernis für die sich entwickelnde Industriebourgeoisie, unter deren Druck das Parlament gezwungen war, die Stempelsteuer 1836 zu senken und 1855 aufzuheben. Die Anzeigensteuer wurde 1853 abgeschafft. Für die wenigen teuren Presseorgane war die Aufhebung dieser Steuern unvorteilhaft, weil sie das Erscheinen einer großen Zahl billiger Zeitungen nach sich zog, die mit den alten Zeitungen konkurrierten und ihre Einnahmen schmälerten. 160 166 Anti-Korngesetz-Liga (Anti-Corn-Lato League) - eine freihändlerische Vereinigung, die 1838 von den Fabrikanten Cobden und Bright in Manchester gegründet wurde. Die sogenannten Kor HgcSGuZe, nie viiG j^inSCiirdlifCling uZW, viaS Verbot der Getreideeinfuhr aus dem Ausland zum Ziele hatte, waren in England im Jahre 1815 im Interesse der dortigen Großgrundbesitzer, der Landlords, eingeführt worden. Die Liga erhob die Forderung nach völliger Handelsfreiheit und kämpfte für die Abschaffung der Korngesetze mit dem Ziel, die Löhne der Arbeiter zu senken und die ökonomischen und politischen Positionen der Grundaristokratie zu schwächen. In ihrem Kampf gegen die Grundbesitzer versuchte die Liga, die Arbeitermassen auszunutzen. Aber gerade zu dieser Zeit schlugen die fortgeschrittensten Arbeiter Englands den Weg einer selbständigen politisch ausgeprägten Arbeiterbewegung (Chartismus) ein. Der Kampf zwischen der industriellen Bourgeoisie und der Grundaristokratie endete 1846 mit der Annahme der Bill über die Abschaffung der Korngesetze. 160 170 404
170 Marx zitiert aus der „Times" vom 20. und 21. März 1857. 161 163 171 Die Redaktion der „New-York Daily Tribüne" hat dem Artikel folgenden Satz hinzugefügt: „Es ist im höchsten Maße erwünscht, daß wir uns um der christlichen und der kommerziellen Beziehungen willen aus dem Streit mit China heraushalten, damit die Chinesen nicht den Eindruck gewinnen, als ob sich alle Völker der westlichen Welt gemeinsam gegen sie verschworen hätten." 165 172 „Pester Lloyd" - deutschsprachige ungarische Zeitung, halbamtliches Organ der ungarischen Regierung; erschien in Budapest zweimal täglich von 1853 bis 1944. 166 173 „The Morning Post" - konservative Tageszeitung, die von 1772 bis 1937 in London erschien. 168 174 Bei der Auswertung des Wahlresultats in Manchester benutzte Marx die Briefe von Engels vom 11., 20. und besonders vom 3I.März 1857. 168 175 Auf der Wählerversammlung in Manchester am 18. März 1857 übte Cobden, der die Interessen der Industriebourgeoisie verteidigte, scharfe Kritik an der Innen- und Außenpolitik der Regierung Palmerston, namentlich an deren aggressiver Politik gegen China und Persien. Dabei gab Cobden eine negative Charakteristik für Bob Lowe und andere die Unterstützung der Regierung genießende Parlamentskandidaten. 169 176 Anspielung aufÄsops Fabel: „Der Rabe und der Fuchs". 169 177 Sir John Falstaff - Gestalt aus Shakespeares Werken „Die lustigen Weiber von Windsor" und „König Heinrich der Vierte"; der Typ eines Prahlers, Vielfraßes, Säufers und Wüstlings. 170 178 Parlamentarische Paten der Pennypresse - so nannte Marx die bürgerlichen Radikalen aus Manchester (namentlich Bright), die außerhalb und innerhalb des Parlaments aktiv für die Aufhebung der Stempel- und Anzeigensteuer (siehe Anm. 168) fochten. 170 179 „The Manchester Guardian" - englische Zeitung, Organ der Anhänger des Freihandels (free-traders), später der Liberalen Partei; erscheint seit 1821 in Manchester. 170 180 Bright trat als Führer der englischen Freihändler gegen die Teilnahme Englands am Krimkrieg auf. Die Freihändler waren als bürgerliche Pazifisten der Meinung, daß England seine industrielle Überlegenheit ohne Kriege, nur mit Hilfe des Freihandels besser ausnutzen könne, um die wirtschaftliche und politische Herrschaft zu erringen. 170 181 Rumpf Parlament - Nachdem Ende 1648 die Presbyterianer aus dem seit 1640 bestehenden Langen Parlament verjagt worden waren, bildeten die im Parlament verbliebenen Independenten das sogenannte Rumpfparlament. Das Rumpfparlament hatte kaum irgendeine reale Macht und wurde am 20. April 1653 von Cromwell auseinandergejagt. Die Partei der Independenten entstand während der englischen bürgerlichen Revolution in den vierziger Jahren des 17. Jahrhunderts. Im Gegensatz zu den kalvinistischen Presbyterianern, welche die Interessen der Größbourgeoisie und teilweise des verbürgerlichten Adels vertraten, verfochten die protestantischen Independenten die Interessen der mittleren Bourgeoisie und des verbürgerlichten mittleren Adels. 171 5 182 wahrhaft britischer Minister - so nannte Lord Russell auf einer Sitzung des Unterhauses am 25. Juni 1850 Lord Palmerston, dessen hochmütiger Ausspruch „civis Romanus sum" (römischer Bürger bin ich), den er in seiner Rede auf der gleichen Sitzung getan hatte, 46 Marx/Engels, Werke, Bd. 12
von der englischen Bourgeoisie begeistert aufgenommen wurde. Palmerston hatte die Aktionen der englischen Flotte gerechtfertigt, die nach Griechenland unter dem Vorwand gesandt worden war, einen englischen Untertanen portugiesischer Herkunft, den Kaufmann Pacifico, dessen Haus in Athen niedergebrannt war, zu schützen. Palmerston erklärte, daß so wie die Formel „civis Romanus sum" den Bürgern des alten Rom ihr Prestige und allgemeine Achtung sicherte, auch die englische Staatsangehörigkeit eine Garantie für die Unantastbarkeit und Sicherheit der englischen Untertanen sein müsse, wo sie sich auch aufhielten. 172 185 526 183 Engels erinnert an den ersten Opiumkrieg in China von 1839 bis 1842 (siehe Anm. i04). Englische Kriegsschiffe erschienen im September 1839 vor Kanton, jedoch trugen die Kriegshandlungen bis Juni 1840, bevor das englische Geschwader in China eintraf, r'en Charakter einzelner kleiner Plänkeleien. 173 184 Vierundsiebziger - Die großen Kriegsschiffe wurden zur damaligen Zeit nach ihrer Bestückung mit Kanonen eingeteilt. 173 385 Gemeint ist der Vertrag zu Nanking von 1842 (siehe Anm. 104). 177 186 Es handelt sich um den Taiping-Aufstand in China (siehe Anm. 79). Ar der Spitze des von den Taiping 1851 gegründeten „Himmlischen Reiches der großen Gerechtigkeit" (Taiping Tiän-guo) stand der Führer der Taiping-Bewegung Hung Ssju-tjüän, der zum Taiping-Kaiser Tiän-wan (Himmlischer Kaiser) proklamiert wurde. Im März 1853, als die Taiping Nanking einnahmen, machten sie es zur Hauptstadt ihres Staates, 178 187 „The Press" - Wochenblatt, Organ der Tories, erschien von 1853 bis 1866 in London. 179 188 „The Examiner" - Wochenzeitung bürgerlich-liberaler Richtung; erschien von 1808 bis 1881 in London. 179 188 Die arabische Märchengestalt „Sindbad der Seefahrer" aus „Tausend und Eine Nacht" lud sich, während seiner fünften Seereise auf eine Insel verschlagen, den „Alten des Meeres" mit Leichtigkeit auf die Schultern, wurde ihn aber erst nach langen Mühen und viel Listen wieder los. 180 180 Es handelt sich um Ereignisse des Krimkrieges. Im April 1854 bombardierten englische und französische Geschwader Odessa, jedoch trug diese Operation mehr demonstrativen Charakter, die Stadt wurde wenig zerstört. Die Peeliten, die damals an der Macht waren, wurden von der Parlamentsopposition und von der englischen Presse wegen ihrer unentschlossenen Kriegsführung heftig kritisiert. 181 181 „The Sun" - bürgerlich-liberale Tageszeitung, die von 1798 bis 1876 in London erschien. „The Morning Advertiser" - Tageszeitung, die seit 1794 in London erscheint; in den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts war sie das Organ der radikalen Bourgeoisie. 181 527 182 „Reports of the Inspectors of Factories to Her MajestyV Principal Secretary of State for the Home Department, for the Half Year ending 31st October 1856", London 1857. 183 183 Bei dem Beschuß Kantons im Oktober 1856 (siehe Anm. 103) betrugen die Verluste der englischen Flotte ganze drei Mann. 184 184 Marx zitiert einen Brief des Ingenieurs Nasmyth vom November 1852 an den Fabrikinspektor L.Horner, abgedruckt in den „Reports of the Inspectors of Factories to Her Majesty's Principal Secretary of State for the Home Department, for the Half Year ending 31st October 1856", London 1857. 190
195 Das Gesetz, das die Arbeit von Kindern unter neun Jahren in den Baumwoll-, Woll-, Leinen- und Seidenwebereien verbot, wurde 1833 vom Parlament beschlossen. 193 196 Der Titel wird nach Marx' Notizbuch von 1857 gebracht. 194 230 197 „Great Unpaid" - Spottname, der in England für Personen üblich war, die ohne Entlohnung das Amt des Friedensrichters ausübten. 198 198 Dieses und die folgenden Zitate in diesem Artikel sind der „Times" vom 30. April 1857 entnommen. 200 199 Shakespeare, „Timon von Athen", IV. Aufzug, 3. Szene. 201 800 Der Titel wird nach Marx' Notizbuch von 1857 gebracht. Über den Credit mobiiier siehe auch vorl. Band, S. 20-36 und Anm. 32. Die Zitate in diesem Artikel sind dem „Moniteur" vom 30. April 1857 entnommen. 202 201 In Marx' Notizbuch von 1857 heißt der Artikel „China-Persien (War)". 210 202 Es handelt sich um den Englisch-Persischen Krieg 1856/1857 (siehe Anm. 81) und den zweiten Opiumkrieg mit China von 1856 bis 1858. Anlaß zum zweiten Opiumkrieg war der Konflikt zwischen den britischen und den chinesischen Behörden in Kanton (siehe Anm. 103). Die Kriegshandlungen in China dauerten mit Unterbrechungen bis Juni 1858 und endeten mit dem räuberischen Vertrag von Tientsin. 210 203 Der Russisch-Türkische Krieg von 1828 bis 1829 wurde von Nikolaus I. unter dem Vorwand begonnen, die nationale Befreiungsbewegung der christlichen Bevölkerung Griechenlands gegen das türkische Joch unterstützen zu wollen. Die türkischen Truppen, die teilweise von europäischen Instrukteuren reorganisiert worden waren, leisteten anfangs der an der Donau konzentrierten russischen Armee heftigen Widerstand. Erst die russische Offensive vom 11. Juni 1829 schlug die türkische Armee in die Flucht. Die Türkei mußte alle Bedingungen Rußlands annehmen und den Frieden von Adrianopel unterzeichnen. 210 204 Der Anlaß zum Russisch-Türkischen Krieg von 1806 bis 1812 war die Absetzung der beiden von Rußland abhängigen Hospodare der Moldau und der Walachei und die Einsetzung von zwei den Türken genehmen Statthaltern durch den Sultan Selim III. Diesen Schritt hatte der Gesandte Napoleons I. in Konstantinopel, Sebastiani provoziert, um dadurch Streitkräfte Rußlands zu binden und dessen Westfront gegenüber Napoleon zu schwächen. Die russischen Truppen besetzten die beiden Donaufürstentümer. Mehrere Jahre verlief der Krieg mit wechselndem Erfolg. Erst mit der Ernennung Kutusows zum Befehlshaber der Donauarmee trat im Kriege ein Umschwung zugunsten Rußlands ein. Der Krieg wurde mit dem Abschluß eines Friedensvertrages in Bukarest beendet. 211 205 Arnauten - türkische Bezeichnung für die Albaner. 211 206 Bei Oltenitza (am linken Donaüufer) gewannen am 4. November 1853 die türkischen Truppen eine Schlacht gegen die Russen. In der blutigen Schlacht bei Cetate am 6. Januar 1854 drängten russische Truppen die türkischen nach Calafat, erlitten jedoch dabei große Verluste. Während der langen Belagerung der türkischen Festung Kars (Juni bis November 1855) gingen die Russen am 29. September zum Sturm auf die Festung über. Der Sturm endete mit einem Mißerfolg. Kars ergab sich den russischen Truppen erst am 24. November 1855. In der Schlacht am Ingur am 6. November 1855 erlitten die russischen Truppen durch die Türken große Verluste und zogen sich aus Mingrelien zurück. 211
207 Renegaten nannte man in der Türkei die vom Christentum zum Islam übergetretenen Untertanen des Sultans. 212 208 Polacos - politische Clique in Spanien, von 1850 bis 1854 an der Macht; was sie einte, waren nicht so sehr politische Uberzeugungen, als vielmehr Verwandtschaftsbeziehungen. Vor der spanischen Revolution von 1854 bis 1856 wurden insbesondere die Freunde des Ministerpräsidenten Sartorius so bezeichnet. 216 "°9 Das Gesetz über die Bank von Frankreich wurde am 28. Mai 1857 vom Corps legis] «.'JC L . 11 III liun uescmossen. LLL. 210 Die bureaux (Büros) schuf der Vorsitzende des Corps legislatif aus Abgeordneten dieser Körperschaft. Sie hatten die Aufgabe, einige Fragen vorher zu prüfen. Es bestanden gewöhnlich mehrere Büros, deren Zusammensetzung periodisch wechselte. 224 211 Siehe „Traite de paix entre la Grande-Bretagne et la Perse, signe ä Paris, le 4 mars 1857". 226 212 Die Eroberung Sinds, des an Afghanistan grenzenden nordwestlichen Teils Indiens, durch die englischen Kolonialherren erfolgte 1843. Während des Englisch-Afghanischen Krieges zwang die Ostindische Kompanie die feudalen Regenten Sinds mit Drohungen und Gewalt, sich einverstanden zu erklären, die englischen Truppen durch ihre Besitzungen marschieren zu lassen. Dieses Zugeständnis wurde von den Engländern ausgenutzt, und sie verlangten 1843 von den örtlichen Feudalen, sich der Kompanie als Vasallen zu unterwerfen. Nach blutigem Gemetzel unter den aufständischen Stämmen der Belutschen (Urbevölkerung Sinds) verkündeten die Engländer die Angliederung des ganzen Gebiets an Britisch-Indien. Der Pandschab (Nordwestindien) wurde in den Kriegen gegen die Sikhs (1845/1846 und 1848/1849) von den Engländern erobert. 1845 nutzten die englischen Kolonialherren den Verrat mehrerer Fürsten der Sikhs aus, provozierten einen Konflikt mit ihnen und erreichten die Verwandlung des Staates der Sikhs in ein Vasallenfürstentum. 1848 entfachten die Sikhs einen Aufstand, wurden aber 1849 endgültig unterworfen. Die Eroberung des Pandschab schloß die Verwandlung ganz Indiens in eine britische Kolonie ab. 230 213 1856 brachen die englischen Behörden in Indien die mit Audh geschlossenen Verträge, erklärten den Herrscher für abgesetzt und annektierten seinen Besitz für die Ostindische Kompanie (siehe vorl. Band, S. 469-474). 230 214 Präsidentschaft - Bezeichnung für die Verwaltung einer britischen Provinz in der ehemaligen Kolonie Indien, auch die Provinz selbst. Die Bezeichnung ist seinerzeit vom Titel des Präsidenten abgeleitet worden, der dem Rat der Hauptfaktorei der Ostindischen Kompanie vorstand. Diese Bezeichnung blieb auch, obwohl nach dem Parlamentsakt von 1784 an Stelle von Präsidenten Gouverneure ernannt wurden. Präsidentschaften waren die drei ursprünglichen britischen Provinzen Bengalen, Madras und Bombay. 231 238 240 215 1857 kam es zum größten Aufstand des indischen Volkes gegen die englische Kolonialherrschaft. Er dauerte bis 1859. Hervorgerufen wurde der Aufstand, dem eine Reihe bebewaffneter Zusammenstöße vorausgegangen war, vor allem durch die Empörung aller Schichten ganz Indiens über die grausamen Methoden kolonialer Ausbeutung: Die maßlose Besteuerung, die zur völligen Ausplünderung der indischen Bauernmassen und zur Enteignung gewisser Schichten der Feudalherren führte; die Politik der Annexion der noch unabhängig gebliebenen indischen Staaten; die Folterungen bei der Eintreibung
der Steuern; den Terror der Kolonialbehörden und die grobe Mißachtung und Verletzung der jahrhundertealten Traditionen und Bräuche des Volkes. Der Aufstand flammte im Frühjahr 1857 unter den in Nordindien stationierten Sepoy-Truppen (siehe Anm. 124) der bengalischen Armee auf. Die Vorbereitung des Aufstandes hatte bereits Mitte 1856 begonnen. Die Sepoy-Truppen der bengalischen Armee, die die wichtigsten strategischen Punkte dieses Gebiets beherrschten und über den größten Teil der Artillerie verfügten, wurden zum militärischen Kern des Aufstandes. Die hauptsächlich aus Angehörigen höherer Kasten der Hindus (Brahmanen, Radschputen u. a.) und Moslems geworbene Sepoy-Armee widerspiegelte die Unzufriedenheit der indischen Bauernschaft, aus der sich die einfachen Sepoys rekrutierten, sowie die Unzufriedenheit eines Teils des Feudaladels Nordindiens (insbesondere von Audh), mit dem das Offizierskorps der Sepoys eng verbunden war. Der Volksaufstand, der das fremde Joch beseitigen sollte, erfaßte die größten Bezirke Nord- und Zentralindiens, deren wichtigste Gebiete Delhi, Lakhnau, Khanpur, Rohilkand, Zentralindien und Bandelkand waren. Die Haupttriebkräfte des Aufstandes waren die Bauern und die armen Handwerker in den Städten; die Führung des Aufstands hatten jedoch die Feudalherren inne, deren überwiegende Mehrheit Verrat übte, als die Kolonialbehörden 1858 versprachen, ihre Besitztümer nicht anzutasten. Der Aufstand scheiterte vor allem deshalb, weil es keine einheitliche Führung und keinen gemeinsamen Aktionsplan der Aufständischen gab; das war vor allem bedingt durch die feudale Zersplitterung Indiens, die verschiedenartige ethnische Zusammensetzung seiner Bevölkerung und die religiöse und kastenmäßige Spaltung des indischen Volkes. Das alles verstanden die Engländer bei der Bekämpfung des Aufstandes zu nutzen, wobei sie von derMehrheit der indischen Feudalherren aktiv unterstützt wurden. Sehr nachteilig für die Aufständischen war die militärtechnische Überlegenheit der Engländer. Obwohl der indische Aufstand von 1857 bis 1859 einige Teile des Landes nicht erfaßt hatte (den Engländern gelang es zu verhindern, daß Pandschab, Bengalen und der Süden vom Aufstand erfaßt wurden), erschütterte er ganz Indien, und die englische Regierung war gezwungen, eine Reihe von Veränderungen im Verwaltungssystem des Landes vorzunehmen. Durch die enge Verbindung des Aufstandes mit der nationalen Befreiungsbewegung anderer Länder Asiens trug er zur Schwächung der Positionen der englischen Kolonialherren bei und verzögerte die Verwirklichung der aggressiven Pläne Englands gegen Afghanistan, Persien und andere asiatische Länder um Jahrzehnte. 231 216 Einbüßen der Hülsen - Die indische Armee war damals bereits mit dem neuen EnfieldGewehr ausgerüstet worden. Dazu gab es Papp-Patronen, die schon mit Pulver gefüllt waren. Die Kugeln wurden auf die Pulverladung in die Papp-Patrone gelegt. Damit die Patrone geschlossen war, mußten die Soldaten sie einbeißen. Dadurch kamen sie mit dem von den Hindus und Mohammedanern verpönten Rindertalg und Schweinefett in Berührung. 231 217 Der Erbe des verstorbenen Moguls von Delhi war der Großmogul Bahadur Schah II., Sohn Akbars II. Die Moguln waren Eroberer türkischer Herkunft, die Anfang des 16. Jahrhunderts aus dem östlichen Teil Mittelasiens in Indien eindrangen und 1526 in Nordindien das Reich der Moguln gründeten. In den Augen der Zeitgenossen waren die Gründer des Reichs der Moguln die direkten Nachkommen der mongolischen Eroberer aus der Zeit des Dschingis-Khan; daher stammt auch der Name „Moguln". Die Europäer nannten die Herrscher des Mogulnreiches, die sich selbst den Titel Padischah beilegten, Großmoguln. Ihre Residenz war Delhi. Das Reich der Moguln wurde besonders rftächtig,
nachdem es sich Mitte des 17. Jahrhunderts den größten Teil Indiens und einen Teil Afghanistans unterworfen hatte. Die Bauernaufstände, der wachsende Widerstand der Volker Indiens gegen die muselmanischen Eroberer, die ständige Zwietracht sowie die zunehmenden feudalen separatistischen Tendenzen führten zum Zerfall des Reichs der Moguln, das in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts faktisch zu existieren aufhörte. Die letzten Großmoguln erhielten eine britische Pension. 232 21sFort William - damals Synonym für die britische Regierung in Indien. Das Fort wurde 1696 in Kalkutta zum Schutz der englischen Besitzungen erbaut und nach dein damaligen König William III. von England benannt. Nach der Eroberung Bengalens zogen die Engländer 1757 die Besatzung des Forts ab und verlegten ihre Regierungsbehörden dorthin. 232 219 Der Titel wird nach Marx* Notizbuch von 1857 gebracht. 234 220 die kürzlichen Ausbrüche in Spanien und Italien - gemeint sind die Revolution in Spanien von 1856 (siehe vorl. Band, S. 37-48) und die revolutionäre Bewegung in Italien im Jahre 1857, die gegen das österreichische Joch und die feudal-absolutistischen Regierungen der einzelnen italienischen Staaten gerichtet war. 237 221 Radschputen - eine der höchsten Standesgruppen sowie eine Völkerschaft in Indien, die hauptsächlich Radschputana (Radschastan) bewohnt. Viele Radschputen lebten auch in der Präsidentschaft Bengalen, besonders im Gebiet von Bihar. Die Radschputen zählten zur Kriegerkaste Kschatriya* Im Mogulnreich waren die Radschputen als Krieger sehr geschätzt und zwar wegen ihrer Stammesverbundenheit, an der es der mongolischen Söldnerarmee mangelte. In klassenmäßiger Hinsicht gehörten sie meist zur wohlhabenden Bauernschaft. Die Engländer nahmen mit Vorliebe Radschputen in die Sepoy-Verbände der bengalischen Armee auf. Brahmanen - eine der vier ältesten Kasten Indiens, zu der anfangs in der Hauptsache die privilegierte Schicht der Priester gehörte; später umfaßte sie wie andere indische Kasten außer den Priestern Menschen verschiedener Berufe und verschiedenen sozialen Standes, einschließlich verarmter Bauern und Handwerker. Für die Sepoy-Verbände von Bengalen wurden (im Unterschied zu den von Madras und Bombay) vorwiegend die Hindus angeworben, die den höchsten Kasten angehörten; deshalb gab es in der bengalischen Armee viele Brahmanen und Radschputen. 239 222 Residenz - Sitz des englischen Residenten (des politischen Beraters in einem indischen Fürstentum), in diesem Falle des Residenten von Audh. 240 223 Spanienkrieg - der von 1808 bis 1814 währende Unabhängigkeitskrieg des spanischen Volkes gegen die napoleonische Fremdherrschaft. 240 224 „Totes Haus" - wahrscheinlich eine .Anspielung von Marx darauf, daß Mitglieder des englischen Unterhauses während der Tagungsperiode im Sommer häufig jede Art von Vergnügungen und die Regelung persönlicher Angelegenheiten ihren parlamentarischen Pflichten vorziehen. Deshalb muß der Redner oft vor einem fast leeren Saal sprechen. 242 225 mechanics* institutions - Abendschulen in England, in denen Fabrikarbeiter eine gewisse technische Ausbildung erhielten. 243 06 Gemeint sind das Werk von Montesquieu „Consid£rations sur Ies causes de la grandeur des Romains et de leur decadence", dessen erste Ausgabe anonym 1734 in Amsterdam erschien, sowie das Werk von E.Gibbon „The History of the Decline and Fall of the Roman Empire", dessen erste Ausgabe in London 1776-1788 herauskam. 243
227 veraltete Partei - hier die Tories, die Partei der großen englischen Land- und Finanzaristokratie. Die Partei der Tories entstand im 17. Jahrhundert. Mit der Entwicklung des Kapitalismus in England verloren die Tories allmählich ihren politischen Einfluß und ihre Monopolstellung im Parlament. Mitte der fünfziger Jahre ging in der Partei ein Prozeß der Zersetzung und der Veränderung in ihrer Klassenzusammensetzung vor sich. Ende der fünfziger, Anfang der sechziger Jahre bildete sich aus der Tory-Partei die Konservative Partei heraus. 243 228 Rat - hier der Rat beim Generalgouverneur Indiens. Bis 1773 hatte die Ostindische Kompanie in ihren indischen Besitzungen drei Gouverneure - in Kalkutta (Bengalen), Madras und Bombay; neben jedem Gouverneur bestand ein Rat aus höchsten Angestellten der Kompanie. Nach dem 1773 erlassenen „Gesetz über die Regeln der besten Verwaltung der Angelegenheiten der Ostindischen Kompanie" wurde beim Gouverneur von Kalkutta, der nunmehr Generalgouverneur von Bengalen hieß, ein Rat aus vier Personen geschaffen. Der Generalgouverneur und die Ratsmitglieder wurden von der Kompanie ernannt und Von der Krone bestätigt. Sie waren für die Dauer von fünf Jahren eingesetzt und konnten vor Ablauf dieser Frist nur von der Krone auf Ersuchen des Direktoriums der Kompanie abgelöst werden. Die Meinung der Mehrheit war für den ganzen Rat bindend, bei Stimmengleichheit entschied die Stimme des Generalgouverneurs. Der Generalgouverneur mußte die Zivil- und Militärverwaltung von Bengalen, Bihar und Orissa ausüben und erhielt gleichzeitig die Oberaufsicht über die ihm. jetzt unterstellten Präsidentschaften Madras und Bombay in Angelegenheiten der Kriegsführung und des Friedensschlusses. Nur in besonderen Fällen konnten diese selbständig handeln. Nach dem Gesetz von 1784 wurde die Stärke des Rats von Bengalen auf drei Mitglieder beschränkt, zu denen der Oberbefehlshaber der Armee gehörte, außerdem wurde eine besondere Kontrollbehörde im Mutterlande geschaffen, die der Regierung in London unterstand. Nach dem Zusatzgesetz von 1786 erhielt der Generalgouverneur das Recht, in besonderen Fällen unabhängig von seinem Rat zu handeln, sowie die Funktion des Oberbefehlshabers zu übernehmen. Nach dem Gesetz von 1833 wurde der Generalgoüverneur von Bengalen gleichzeitig Generalgouverneur Indiens; sein Rat bestand erneut aus vier Personen, wobei ein zusätzliches fünftes Mitglied der Oberbefehlshaber der Armee sein konnte. Der Generalgouverneur und sein Rat erhielten das Recht, Gesetze für ganz Britisch-Indien zu erlassen. Das Gesetz von 1853 sah neben den vier Mitgliedern, die den sogenannten Kleinen Rat mit den Funktionen eines Vollzugsorgans bildeten, einen erweiterten Rat mit gesetzgebenden Funktionen vor, zu dem der Generalgoüverneur, der Oberbefehlshaber, der Oberste Richter von Bengalen und ein Richter aus dem Obersten Gericht gehören mußten. In dieser Form blieb der Rat beim Generalgouverneur Indiens bis 1858 bestehen. 244 283 523 ~ 229 Dschagirdar - mohammedanischer Feudaladliger im Reich der Großmoguln, der zur zeitweiligen Nutzung einen großen Landbesitz (Dschagir) erhielt, wofür er verpflichtet war, Kriegsdienst zu leisten und ein bestimmtes Truppenkontingent zu stellen. Die Dschagirdare erhoben von den Bauern, die auf dem Territorium ihres Dschagirs lebten, eine Grundsteuer und benutzten deren Arbeitskraft zu Fronarbeiten. Mit dem Niedergang des Reichs der Großmoguln wurde der Dschagir erblich. InOmdar - Besitzer einer besonderen Art von Feudallehen, des Inam. Iname wurden hauptsächlich an Priester der Hindu und der Mohammedaner sowie an religiöse und wohltätige Einrichtungen verliehen. In Südindien erhielten manchmal auch die Häupter der
Dorfgemeinde Iname. Der Inam war teilweise oder ganz von der Steuerzahlung befreit und erblich. Freeholders - Besitzer von „vollem, unabhängigem Grundeigentum" (Engels); ihrem Ursprung nach gingen sie auf die mittelalterlichen „yeomen" (Freisassen) zurück, die das Recht auf ein Stück Land vom Lord zuerst gegen Leistung militärischer Dienste, später gegen Zahlung einer Geldrente erwarben. 245 230 Der Titel wird nach Marx' Notizbuch von 1857 gebracht. 247 347 382 231 Die Kontrollbehörde (für indische Angelegenheiten), Board of Central genannt, wurde durch den Akt von 1784 „Uber die beste Verwaltung der Ostindischen Kompanie und der britischen Besitzungen in Indien" gegründet. Zur Kontrollbehörde gehörten sechs Personen, die die Krone aus den Mitgliedern des Geheimen Rates ernannte. Der Vorsitzende der Kontrollbehörde war Mitglied des Kabinetts; im Grunde genommen war er der Minister für die indischen Angelegenheiten und der höchste Regent dieses Landes. Die Beschlüsse der Kontrollbehörde, die ihren Sitz in London hatte, wurden durch einen Geheimausschuß nach Indien übermittelt. Dieser Ausschuß bestand aus drei Direktoren der Ostindischen Kompanie. Auf diese Weise wurde durch den Akt von 1784 ein doppeltes System der Verwaltung Indiens geschaffen - die Kontrollbehörde (englische Regierung) und der Rat der Direktoren (Ostindische Kompanie). Die Kontrollbehörde wurde 1858 aufgelöst. 247 238 Anfang Oktober 1854 verbreitete sich in Paris das Gerücht, die Verbündeten hätten Sewastopol eingenommen. Das Gerücht wurde von der offiziellen Presse Frankreichs, Englands, Belgiens und Deutschlands aufgegriffen. Nach einigen Tagen waren jedoch die französischen Zeitungen gezwungen, ein Dementi zu veröffentlichen. 250 233 „The Bombay Times" - 1838 in Bombay gegründete englische Tageszeitung. 250 234 „Le Pays" - Tageszeitung, 1849 in Paris gegründet; zur Zeit des Zweiten Kaiserreiches (1852-1870) wurde sie halbamtliches Organ der Regierung Napoleons III.; sie trug den Untertitel „Journal de l'Empire". 252 235 Warschauer Konferenz (Warschauer Kongreß) von 1850 - Unter dem Druck der Völksmassen, die nach Vereinigung Deutschlands strebten, führte die reaktionäre preußische Regierung 1849 und 1850 einige Maßnahmen zur Reorganisation des kraftlosen Deutschen Bundes durch, um im Kampf gegen Österreich die Hegemonie Preußens über die deutschen Staaten zu erlangen. Nikolaus I., der keine Stärkung Preußens auf Kosten Österreichs wünschte, rief im Oktober 1850 den österreichischen Kanzler, Fürst Schwarzenberg, und den preußischen Ministerpräsidenten Graf Brandenburg, zu einer Konferenz nach Warschau. Auf dieser Konferenz, an der auch Prinz Wilhelm von Preußen und Kaiser Franz Joseph I. teilnahmen, gab Nikolaus I. offen zu verstehen, daß er Österreich auf die entschiedenste Weise gegen Preußen unterstützen werde. 255 610 236 „L'Eloile du Damibe" - rumänische liberale Zeitung, erschien von 1856 bis 1857 in Brüssel. 256 237 Diese Sitzung des Unterhauses fand am 20. August 1857 statt (siehe „Hansard's Parlia» mentary Debates: Third Series... Vol. 147"). 264 238 Der Friedensvertrag zwischen Persien und Großbritannien wurde am 4. März 1857 in Paris abgeschlossen. 264 239 „Delhi zu einem zweiten Saragossa machen" - Während der napoleonischen Kriege in Spanien wurde Saragossa zweimal, 1808 und 1809, von den Franzosen belagert, konnte
aber das erste Mal nicht eingenommen werden. Das zweite Mal fiel es auch, erst nach äußerst erbitterten und blutigen Kämpfen. 266 240 Die deutschen Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg befanden sich seit Jahrhunderten unter der Herrschaft der dänischen Krone. Am 8. Mai 1852 unterzeichneten Rußland, Österreich, England, Frankreich, Preußen und Schweden-Norwegen gemeinsam mit den Vertretern Dänemarks das Londoner Protokoll über die Integrität der dänischen Monarchie und sprachen darin den Herzogtümern das Recht der Selbstverwaltung zu; die Oberhoheit der dänischen Krone blieb erhalten. Die dänische Regierung veröffentlichte aber 1855 eine Verfassung, die entgegen diesem Protokoll die Unabhängigkeit und Selbstverwaltung in diesen Herzogtümern ausschloß. Daraufhin protestierte der Deutsche Bundestag am 1 I.Februar 1858 und erklärte sich gegen die Einführung der dänischen Verfassung in den Herzogtümern; in der Protestnote wurden aber nur Holstein und Lauenburg genannt, nicht aber Schleswig. Dänemark nutzte das aus und begann die völlige Eingliederung Schleswigs vorzubereiten, was nicht nur den Protest der Schleswiger, die nicht von den Holsteinern getrennt sein wollten, sondern auch Preußens, Österreichs und Englands hervorrief, die im Vorgehen Dänemarks eine Verletzung des Londoner Protokolls erblickten. 267 241 Im Text des Artikels befindet sich eine Ungenauigkeit. Das Londoner Protokoll vom 8. Mai 1852 ernannte Christian von Glücksburg (den späteren König Christian IX.) zum Nachfolger des kinderlosen Königs Friedrich VII. 267 242 Laut einer Bemerkung in seinem Notizbuch von .1857 schrieb Marx den Artikel am 28. August, aber die Redaktion der „New-York Daily Tribüne" veröffentlichte ihn aus unbekannten Gründen erst nach dem Artikel „Der indische Aufstand" (siehe vorl. Band, S. 285 bis 288). 268 243 „Torture (Madras). Return to an Order of the Honourable The House of Commons, dated 23 July 1855; - for, Copy of Report of the Commission for the Investigation of Alleged Cases of Torture at Madras", London 1855. 268 244 Collector (auch Collector Magistrate bzw. CoIIector of the Revenue) - von der Ostindischen Kompanie eingesetzter englischer oberster Verwaltungsbeamter eines Bezirks, der außerdem in diesem die richterliche Gewalt ausübte und zugleich Steuereinnehmer war. 268 283 Raiat - indischer Bauer. Vor der Einführung der neuen Grundsteuergesetze Ende des 18. Jahrhunderts bis Anfang des 19. Jahrhunderts und vor der Zerstörung der indischen Dorfgemeinde durch sie war der Raiat vollberechtigtes Mitglied der Dorfgemeinde. In den Gebieten, in denen 1793 das sog. Samindari-System eingeführt wurde (zunächst in Bengalen, Bihar, Orissa und später in etwas veränderter Form in denVereinigten undZentralProvinzen sowie in einem Teil der Provinz Madras), wurde der Raiat Landpächter des Samindars, des Gutsbesitzers. Nach der Einführung des Grundsteuersystems (des Raiatwari-Systems) in den Präsidentschaften Bombay und Madras Anfang des 19. Jahrhunderts erhielt der Raiat zur Nutzung staatliches Land und zahlte für seinen Anteil eine Rentensteuer, die von der Ostindischen Kompanie willkürlich festgelegt wurde. Beim RaiatwariSystem wurden die Raiat gleichzeitig zu Eigentümern des von ihnen gepachteten Landes erklärt. Mit der Einführung dieses juristisch widerspruchsvollen Steuersystems setzten die Engländer eine so hohe Grundsteuer fest, daß die Bauern ruiniert wurden; infolge Anwachsens der Steuerrückstände gingen die Bauernländereien allmählich in die Hände von Aufkäufern und Wucherern über. 269 285 555
246 Agramant - König von Mauretanien, eine Gestalt aus der Dichtung „Der rasende Roland" von Ariosto. Agramant führte Krieg gegen Karl den Großen und belagerte Paris, vor dessen Mauern ein großer Teil seiner Truppen lag. Aber bald entstand unter den Belagerern Zank und Streit, der sprichwörtlich wurde. 275 247 „The Mofussilite" - liberale Wochenzeitung, erschien seit 1845 in Indien in englischer Sprache, zuerst in Mirat (Meerut), dann in Agra und Ämbaia. 278 248 die jüngste Charta - ein weiteres Gesetz über die Gründrechte der Ostindischen Kompanie, das 1853 erlassen wurde. Das Gesetz beschränkte erneut die Monopolrechte der Kompanie. Das Direktorium der Ostindischen Kompanie wurde noch mehr von der Regierung abhängig, die Direktoren verloren das Recht, Beamte zu ernennen; die Zahl der Direktoren wurde von 24 auf 18 herabgesetzt, von denen 6 die Krone ernannte; die Stellung des Vorsitzenden der Kontrollbehörde (für indische Angelegenheiten) wurde der Stellung eines Ministers gleichgesetzt. Andererseits wurde aber den Aktionären der Ostindischen Kompanie eine feste Dividende garantiert. 281 249 Im ersten Krieg gegen Birma (1824-1826) eroberten die Truppen der Ostindischen Kompanie die an Bengalen grenzende Provinz Assam und die Küstengebiete Araham und Tenasserim. Der zweite Krieg gegen Birma (1852) führte zur Eroberung der Provinz Pegu durch die Engländer. 284 250 Männer der Vendee - In der Vendee, einer Provinz in Westfrankreich, organisierten die französischen Royalisten 1793 einen konterrevolutionären Aufstand und stützten sich dabei auf die rückständige Bauernschaft. Furchtbare Greuel wurden verübt. Der Aufstand wurde von Truppen der republikanischen Armee unterdrückt, deren Soldaten man (wie überhaupt alle Anhänger des Konvents) die „Blauen'" nannte. Spanische Guerillas - siehe Anm. 59. Serben und Kroaten — Die serbischen und kroatischen Truppen unter Führung von Rajacic und Jelacic waren berüchtigt wegen ihrer Grausamkeit bei der Unterdrückung der revolutionären Bewegung von 1848 und 1849 in Ungarn und Osterreich. Die ungarnfeindliche Haltung der serbischen und kroatischen Truppen hatte ihre Ursache in der Ablehnung ihrer nationalen Forderungen durch den ungarischen Adel. Das erleichterte es der österreichischen Reaktion, diese Truppen zur Unterdrückung der Revolution in Ungarn und Wien einzusetzen. Die Mobilgarde wurde durch ein Dekret der provisorischen Regierung am 25. Februar 1848 zum Kampf gegen die revolutionären Volksmassen geschaffen. Diese Truppe bestand hauptsächlich aus Lumpenproletariern und wurde zur Unterdrückung des Pariser Juniaufstandes eingesetzt. Gesellschaft des 10. Dezember - siehe Anm. 35. 285 251 Samindare - im Reich der Großmoguln Bezeichnung für jene indischen Feudalherren, denen die mogulischen Eroberer das Erbrecht am Boden gegen Zahlung einer Rentensteuer an den Staat belassen hatten. Diese Steuer war ein Teil ihrer Grundrente, die sie aus den unterjochten Bauern herauspreßten. Als die Ostindische Kompanie Bengalen in Besitz nahm, wurde die Bezeichnung Samindare auch auf die großen Grundsteuerpächter ausgedehnt. Durch das Gesetz von 1793 „über die Einführung der ständigen Veranlagung durch das Samindari-System" machte die englische Regierung aus ihnen die einzigen Grundbesitzer und verwandelte sie in eine Klassenstütze der englischen Kolonialbehörde. Im Zuge der Eroberung Indiens wurde das Samindari-System in etwas veränderter Form auch in einigen anderen Landesgebieten eingeführt. 287 483
252 Wahrend der Unterdrückung des Aufstands in Algerien im Jahre 1845 befahl General Pelissier, später Marschall von Frankreich, an tausend aufständische Araber, die sich in Berghöhlen verborgen hielten, durch den Rauch von Schwelfeuern zu ersticken. 287 253 Diese Überlieferung ist Gajus Julius Cäsars Werk „Commentarii de bello Gallico" entnommen, und zwar aus dem 8. Buch, das von dem ehemaligen Legaten A. Hirtius, einem Freunde Cäsars, der dessen Aufzeichnungen über den gallischen Krieg fortsetzte, geschrieben wurde. 288 254 Das Strafgesetzbuch Karls V. (Constitutiö criminalis Carolina) zeichnete sich durch besonders grausame Strafen aus. Es wurde 1532 vom Reichstag in Regensburg angenommen. Sir William Blackstone, „Commentaries on the Laws of England", Bd. 1-4; die erste Ausgabe erschien in London von 1765 bis 1769. 288 255 Dschagarmat (Juggernaut) - eine der Gestalten des Gottes Wischnu, eines der höchsten hinduistischen Götter. Der Dschagannat-Kult zeichnete sich durch ein besonders prunkvolles Ritual und durch äußersten religiösen Fanatismus aus, der in Selbstkasteiungen und Selbstopfern der Gläubigen seinen Ausdruck fand. An großen Feiertagen warfen sich Gläubige unter den Wagen, auf dem sich ein Bildnis des Wischnu-Dschagannat befand. 288 256 Aus der Oper „Die Entführung aus dem Serail" von Mozart, I.Aufzug, 3. Auftritt, Arie des Osmin. 288 257 Die Redaktion der „New-York Daily Tribüne", von der dieser Satz stammt, meint ihren ständigen Korrespondenten, den ungarischen Schriftsteller und Journalisten Franz Pulski, der nach der Niederlage der ungarischen Revolution von 1848/49 in den USA als Emigrant lebte. Pulski schrieb Artikel, die hauptsächlich über internationale Ereignisse berichten. 293 258 Marx zitiert aus der „Times" vom 4. September 1857. 293 259 Gurkha - die Hauptbevölkerung Nepals. 294 260 Marx meint wahrscheinlich „The Calcutta Gazette", eine englische Zeitung, die seit 1784 in Bengalen herausgegeben wurde und offizielles Organ der englischen Regierung in Indien war. 294 261 Muharram - erster Monat des mohammedanischen Mondjahres; die ersten zehn Tage dieses Monats gelten für heilig und stehen im Zeichen der Trauer um den Tod des legendären Imam Hussein. An diesen Tagen werden religiöse Zeremonien veranstaltet, die gewöhnlich von Kasteiungen begleitet sind. Der erste Tag des Muharram ist der Neujahrstag. 295 262 Marathen (Mahratten) - indische Völkerschaft, die den nordwestlichen Teil des Dekans bewohnt. Mitte des 17. Jahrhunderts begannen die Marathen einen Kampf gegen die Fremdherrschaft der Moguln-Feudalen und fügten dem Mogulnreich einen schweren Schlag zu, der zum Verfall des Reiches beitrug. Im Verlaufe dieses Kampfes wurde ein unabhängiger Marathenstaat gegründet, dessen feudale Oberschicht bald Eroberungskriege führte. Ende des 17. Jahrhunderts war der Staat der Marathen infolge der Zwistigkeiten unter den Feudalherren stark geschwächt. Anfang des 18. Jahrhunderts bildete sich erneut eine starke Konföderation der marathischen feudalen Fürstentümer heraus, mit dem Oberhaupt - dem Peschwar - an der Spitze. Die Feudalherren der Marathen erlitten 1761 im Kampf gegen die Afghanen um die Hegemonie in Indien eine vernichtende
Niederlage. Die durch diesen Kampf und durch die inneren Zwistigkeiten unter den marathischen Feudalen ausgebluteten Fürstentümer der Marathen wurden eine Beute der Ostindischen Kompanie, die sie im Englisch-Marathischen Krieg (1803-1805) unterwarf. 296 263 Walcheren-Expedition - Während des Krieges der fünften Koalition gegen das napoleonische Frankreich (1809) unternahm die englische Flotte eine Expedition in die Scheidemündung. Nach Einnahme der Insel Walcheren verstanden es die Engländer nicht, die Insel als Basis für die Entfaltung von Kriegshandlungen auszunutzen und mußten, nachdem sie von den 40 000 Mann Landungstruppen ungefähr 10 000 Mann durch Hunger und Krankheiten verloren hatten, die Insel aufgeben. 298 264 Für diesen Artikel benutzte Marx das Material über den Aufstand in Indien, das ihm Engels in seinem Briefe vom 24. September 1857 mitgeteilt hatte. 298 265 Die Aufstellung und die weiteren Zitate sind der „Times" vom 5, Oktober 1857 entnommen. 302 266 Santali- Völkerschaft Indiens dravidischer Herkunft. Die Santali leben in den Ortschaften der Berge Bengaiens, Bihars und Nordorissas. 306 267 „The Friend of Iridia" - englische Zeitung, 1818 in Serampur (Bengalen) gegründet; in den fünfziger Jahren erschien sie einmal wöchentlich und nahm eine liberale Richtung ein. 308 268 „Military Spectator" — wöchentlich erscheinende Militärzeitung, die in London von 1857 bis 1858 herausgegeben wurde. 308 269 „The Bombay Courier" - englische Regierungszeitung, Organ der Ostindischen Kompanie, 1790 gegründet. 310 270 Die Redaktion der „New-York Daily Tribüne" veröffentlichte diese Tabelle an anderer Stelle ihrer Ausgabe. Da die von Marx für die Tabelle benutzten Unterlagen nicht zur Verfügung standen, konnten die Zahlen nicht überprüft werden. 311 271 In Marx' Notizbuch von 1857 heißt der Artikel „English Monetary Grisis - Suspension of Peel's Act". 320 272 Die Redaktion der „New-York Daily Tribüne" hat an dieser Stelle folgenden Satz eingefügt: „Diese Ansicht wird durch Nachrichten bestätigt, die der Dampfer ,Fulton' brachte und die uns heute früh per Telegraph übermittelt worden sind." 320 273 „The Globe and Traveller" - Abendzeitung, die seit 1803 täglich in London erschien; Organ der Whigs; während der Regierung der Whigs Regierüngsorgan; seit 1866 Blatt der Konservativen. 323 274 Mincing Lane - Straße in London, Zentrum des Großhandels mit Waren aus den Kolonien. „The Standard* - englische Tageszeitung konservativer Richtung, 1827 in London gegründet. 323 275 „The Free Press" - englische bürgerliche Zeitung, die von Urquhart und seinen Anhängern in London von 1855 bis 1865 herausgegeben wurde. 324 586 276 Der Zollverein war eine wirtschaftspolitische Vereinigung deutscher Einzelstaaten unter preußischer Führung zur Beseitigung der Binnenzölle und zur gemeinsamen Regelung der Grenzzölle. Er wurde am I.Januar 1834 gebildet und umfaßte 18 deutsche Staaten mit einer Bevölkerung von über 23 Millionen. Österreich und einige süddeutsche Staaten traten dem Zollverein nicht bei. 325
277 Am 10.November 1857 hob Napoleon III. die Dekrete vom 8. September 1856 und vom 22. September 1857 auf. Sie hatten die Ausfuhr von Getreide, Mehl und anderen Nahrungsmitteln verboten. 325 278 Die Redaktion der „New-York Daily Tribüne" hat dem Artikel folgenden Satz hinzugefügt: „Wenn wir nicht sehr irren, wurde dergleichen auch in diesem Lande ausposaunt, als Philosophen, gleich unseren Nachbarn von ,The Times' und ,The Independent', glaubten, die Katastrophe könne abgewendet werden, wenn sich die Leute nur dazu entschließen würden, lustig zu sein und dreimal .Hurra* zu rufen." 326 279 Am 25. Oktober 1854, während des Krimkrieges, fand bei Balaklawa eine Schlacht zwischen den russischen und den verbündeten Truppen statt; in dieser Schlacht erlitten die Engländer trotz ihrer günstigen Stellung große Verluste. Die englische leichte Kavallerie wurde vernichtet. 328 280 „The Bombay Gazette" - englische Zeitung in Indien, gegründet 1791. 329 281 „The North British Daily Mail" - schottische Tageszeitung, 1847 in Glasgow gegründet; Organ der liberalen Bourgeoisie. 336 282 Erbgesessene Bürgerschaft - seit dem 13. Jahrhundert bis Ende 1859 Versammlung der erbgesessenen Bürger Hamburgs; erbgesessene Bürger mußten eigenen Grundbesitz, 3000 Mark baren Geldes und eine Wohnung innerhalb der Ringmauern besitzen. Zusammen mit dem „Hochedlen und Hochweisen Rat" (Senat) leitete die Erbgesessene Bürgerschaft im Interesse der reichen Kaufleute und Bankiers die Geschicke der Hansestadt. Nach Annahme der Verfassung von 1860...hieß das Hamburger Stadtparlament Bürgerschaft. 339 283 Lombard Street - Straße in London, in der sich die großen Banken befinden, ein Synonym für den Londoner Geldmarkt. Zum Unterschied zu der Bank von England, die nur erstklassige Wechsel von Banken verrechnete, wurden in der Lombard Street alle Wechsel verrechnet, wobei hier der Diskontosatz, der sog. Marktdiskontosatz,.immer höher war als der Diskontosatz der Bank von England. 344 284 Marx zitiert sinngemäß den Brief von Engels vom 17. Dezember 1857. 345 285 „Le Moniteur universel" vom 12. Dezember 1857. 348 286 „UOpinione" - italienische Tageszeitung, gegründet 1848 in Turin, Organ der liberalmonarchistischen Partei Gavours. 350 287 Credit foncier (Bodenkredit) - französische Aktienbank, gegründet 1852 auf der Basis der ehemaligen Pariser Bodenbank. Der Credit foncier gab kurzfristige und langfristige Anleihen auf Immobilien für eine Frist von 50 Jahren und gegen Zahlung von Zinsen. Der Credit foncier erhielt bedeutende Subsidien von der Regierung. Comptoir National d'escompte de Paris (Pariser Nationales Diskontokontor) - gegründet 1848; verrechnete zunächst Wechsel mit zwei Unterschriften und gab Kredit aufWaren, die in öffentlichen Lagerhäusern aufbewahrt wurden. Unter Napoleon III. bekam es die Form einer Aktiengesellschaft (seit 1853) und erhielt das Privileg, auf französische Rentenpapiere, Aktien und Obligationen von Industrie- oder Kreditaktiengesellschaften Anleihen zu geben. 351 288 Die Schlacht an der Alma auf der Krim fand am 20. September 1854 zwischen den Franzosen und Engländern auf der einen und den Russen auf der anderen Seite statt. Die Schlacht ging für die Russen verloren.
In der Schlacht bei Balaklawa am 25. Oktober 1854 griffen die Russen die Franzosen und Engländer an und erstürmten die verlorengegangenen Werke (siehe auch Anm. 298). 358 382 289 Schloß Hougomont und Ferme La Haye-Sainte waren befestigte Stellungen der verbündeten Truppen in der Schlacht bei Waterloo am 18. Juni 1815. Ungeachtet ihrer zahlenmäßigen Unterlegenheit (in Hougomont standen sieben Kompanien und ein Bataillon, in La Haye-Sainte ein Bataillon) verteidigten sie sich hartnäckig gegen den mehrmaligen Ansturm der französischen Truppen, die schließlich nur eine Stellung einnehmen konnten. 358 290 Die Schlacht bei Borodino fand zwischen russischen Truppen unter der Führung Kutusows und der Großen Armee Napoleons am 7. September 1812 statt und zählte zu den blutigsten Knegshandlungen des 19. Jahrhunderts. 358 291 Abgewandelter Titel des Gedichts „Die letzten Zehn vom vierten Regiment" von Julius Mosen. 374 292 Im Oktober 1832 blockierten englische, französische und belgische Truppen holländische Häfen und belagerten die Zitadelle von Antwerpen, um von den Niederlanden die Erfüllung der Bedingungen des Londoner Vertrages von 1831 über die Anerkennung der Unabhängigkeit Belgiens sowie die Übergabe Antwerpens zu erzwingen. Die Holländer verteidigten die Festung mutig und hartnäckig, müßten sie jedoch Ende Dezember 1832, nachdem von der Festung nur noch Ruinen geblieben waren, übergeben. Während der Belagerung Venedigs, das sich im März 1848 gegen die österreichische Herrschaft erhoben hatte, richtete sich der Hauptstoß der österreichischen Truppen unter dem Kommando von General Haynau gegen das Fort Malghera. Die Garnison des Forts, die sich aktiv verteidigte, hielt einer langen Belagerung stand und übergab das Fort erst im Mai 1849, nachdem alle Befestigungen zerstört und der größte Teil der Geschütze außer Gefecht gesetzt worden war. 376 293 Anfang 1813 belagerten deutsche und russische Truppen das von den Franzosen besetzte Danzig, trafen aber auf einen außerordentlich beharrlichen Widerstand. Die Stadt befand sich 11V2 Monate im Belagerungszustand. Während dieser Zeit hielten die französischen Truppen unter dem Kommando von General Rapp drei regelrechten Belagerungen stand. 376 294 „Held vom Redan" - Im Krimkrieg, während des erfolglosen Sturms der Verbündeten auf die dritte Bastion der Festung Sewastopol, den Großen Redan, am 8.Sept. 1855, befehligte Windham die englische Brigade. Er ging aber außerordentlich unentschlossen vor und unternahm außerdem mitten im Kampf zwei zweifelhafte Ritte in die Etappe, um angeblich Verstärkung zu holen (siehe auch vorl. Band, S. 382-384). 377 382 295 Der Parlamentsakt von 1833 nahm der Ostindischen Kompanie das Monopol des Chinahandels und liquidierte sie als Handelsgesellschaft. Das Parlament beließ der Kompanie die Verwaltungsfunktionen in Indien und verlängerte die Charta der Kompanie bis 1853. 379 296 „The Phoenix" - englische Regierungszeitung in Indien, erschien in Kalkutta von 1856 bis 1861. 381 297 Die Zitate in diesem Artikel sind der „Times" vom 27., 28. und 30. Januar 1858 entnommen. 384
298 Der Befehl des Oberbefehlshabers der englischen Truppen, Lord Raglans, zu einer Kavallerieattacke auf die russischen Batterien in der Schlacht bei Balaklawa am 25. Oktober 1854 war die Ursache für die Vernichtung der leichten Kavallerie der Engländer, was England aufhorchen ließ. Lord Raglan suchte sich dadurch zu rechtfertigen, daß er später behauptete, die Schuld daran läge bei Hauptmann Nolan, der angeblich seinen Befehl ungenau weitergegeben habe. Dies nachzuprüfen war jedoch sehr schwer, weil Nolan wenige Minuten nach der Weitergabe des Befehls gefallen war. 386 299 Der Titel wird nach Marx' Notizbuch von 1858 gebracht. 388 300 Held von Botdogne - Anspielung auf den Versuch eines Staatsstreichs durch Louis Bonaparte am 6. August 1840. Em Wiederaufleben bonapartistischer Stimmungen in Frankreich ausnutzend, landete er mit einer Verschwörerclique in Boulogne, um in der dortigen Garnison eipen Putsch zu entfachen. Dieser Versuch endete mit einem völligen Mißerfolg. Bonaparte wurde zu lebenslänglicher Haft verurteilt, floh aber 1846 nach England. 388 452 301 Am 14. Januar 1858 verübten die italienischen Revolutionäre Orsini und Pieri einen Bombenanschlag auf Napoleon III. Das Attentat mißlang, Orsini und Pieri wurden hingerichtet. 388 417 436 302 „Le Spectateur" - unter diesem Titel erschien in Paris von September 1857 bis Januar 1858 die französische Zeitung ,,L'Assemblee nationale" (siehe Anm. 71). „Le Phare de la Loire" - französische Tageszeitung, erschien seit 1815 in Nantes. 391 303 Die Redaktion der „New-York Daily Tribüne" hat an dieser Stelle folgenden Satz eingefügt: „Oder wie ein bekannter, jetzt in Frankreich weilender Amerikaner, in einem mit der .Afrika' angekommenen Brief schreibt: ,Die Franzosen selbst tragen in ihrem Herzen eine schreckliche Vorahnung. Ich sprach neulich mit einer Bekannten, einer sehr aufrichtigen und klugen Frau, und sie sagte mir sotto voce [mit gedämpfter Stimme], daß sie niemanden gesprochen hätte, der nicht eine würgende Angst vor dem Kommenden empfände, vor dem Tag der Rache, die zu schwarz ist, um sie sich auszumalen. Sie erzählte mir, daß die Einnahmen des mont-de-piete [Pfandleihhauses] so stark gefallen wären, daß die Tatsache augenscheinlich wurde, daß die Menschen nichts mehr zum Versetzen übrig haben, und dies war für sie und für ihre Freunde ein sicheres Zeichen dafür, daß der endgültige Zusammenbruch nahe bevorstünde.'" 391 304 „loi des suspects" (Gesetz über die Verdächtigen) - Gesetz über Maßnahmen zur allgemeinen Sicherheit, das vom Corps legislatif am 19. Februar 1858 beschlossen wurde. Das Gesetz gab dem Kaiser und seiner Regierung das uneingeschränkte Recht, alle Personen, die einer feindlichen Haltung zum Zweiten Kaiserreich verdächtigt wurden, ins Gefängnis zu werfen oder nach verschiedenen Orten Frankreichs und Algeriens zu verbannen oder völlig vom französischen Territorium auszuweisen. 391 411 416 305 Es handelt sich um die sogenannte Gesellschaft des 10.Dezember (siehe Anm. 35). 392 306 Prätorianer - im alten Rom die von einem Kaiser oder Feldherrn ausgehaltene und mit Privilegien ausgestattete Leibwache. Mehrere römische Kaiser wurden von den Prätorianern gestürzt bzw. auf den Thron erhoben. Als Prätorianer bezeichnet Marx die französische Militärclique, auf die sich Napoleon III. stützte (siehe auch vorl. Band, S. 399-402). 392 399 489 307 Das Dekret über die Einteilung Frankreichs in fünf Militärbezirke wurde am 27. Januar 1858. erlassen. Die Verwaltungszentren dieser Bezirke waren Paris, Nancy, Lyon, Tou
louse und Tours, an deren Spitze die Marschälle Magnan, Baraguay d'Hilliers, Bosquet, Castellane und Canrobert gestellt wurden. Wenn Marx die Militärbezirke Paschaliks nennt, so benutzt er einen Spitznamen, den die republikanische Presse diesen schon 1850 gegeben hatte, wobei sie die Ähnlichkeit der unbeschränkten Macht der reaktionären Generale, die diese Bezirke leiteten, mit der despotischen Macht der türkischen Paschas hervorhob. Die Ernennung von Pelissier zum Obersten i^arschall, dem alle Bezirke unter- • stehen sollten, wurde zwar 1858 geplant, aber nicht verwirklicht. 392 399 417 436 308 Aus dem damals weitverbreiteten Roman „Pilgrirn's Progress" von John Bunyan. 392 309 Held von Straßburg - Anspielung auf den Versuch eines Staatsstreiches durch Louis Bonaparte am 30. Oktober 1836. Er organisierte in der Garnison von Straßburg eine Verschwörung, die aber mit einem völligen Mißerfolg endete. Bonaparte wurde verhaftet und nach Amerika ausgewiesen. 392 415 310 Im März 1855 beabsichtigte Napoleon nach der Krim zu fahren, um die Unzufriedenheit in der Armee und im Volke zu dämpfen, die Kriegshandlungen zu aktivieren und die Einnahme von Sewastopol zu beschleunigen. Die Reise fand jedoch nicht statt. 392 311 Die Ausländer-Bill (auch Verschwörungs-Bill genannt) wurde von Palmerston am 8. Februar 1858 unter dem Druck der französischen Regierung im Unterhaus eingebracht, nachdem er die Absicht dazu bereits am 5. Februar verkündet hatte. Gemäß dieser Bill waren, ganz gleich ob Engländer oder Ausländer, alle Organisatoren oder Teilnehmer an Verschwörungen gegen das Leben irgendwelcher Personen in England oder in einem anderen Lande unter ein englisches Gericht zu stellen und streng zu verurteilen. Unter dem Druck einer weiten Protestbewegung wurde die Bill am 12. Februar vom Unterhaus abgelehnt; Palmerston mußte zurücktreten. 393 525 312 Auf Anordnung des französischen Oberkommandos unternahm ein Expeditionskorps unter General Espinasse im Juli bis August 1854 einen Feldzug gegen die russischen Truppen in der Dobrudscha (Gebiet zwischen dem Unterlauf der Donau und dem Schwarzen Meer, das damals zur Türkei gehörte). Espinasse verlor jedoch, ohne auf den Feind gestoßen zu sein, infolge einer Cholera-Epidemie mehr als die Hälfte seiner Truppen. Der Feldzug endete mit einem schmählichen Rückzug. 399 411 313 Held von Satory - Am 10. Oktober 1850 veranstaltete Louis Bonaparte, damals Präsident der Französischen Republik, auf der Ebene von Satory in der Nähe von Versailles eine große Truppenparade, bei der die Truppen reichlich bewirtet wurden. Louis Bonaparte wollte dadurch die Soldaten und Offiziere für seinen geplanten Staatsstreich gewinnen; er erreichte, daß die Kavallerie ihn auf der Parade mit den Rufen „Es lebe der Kaiser!" begrüßte (siehe auch Anm. 66). 399 489 511 314 Neunter Thermidor (27. Juli 1794) - Tag des Sturzes Rob^oierres und der Jakobinerdiktatur während der Französischen Revolution. Der konterrevolutionäre Umsturz war der Beginn des Weges, der zur Errichtung der Militärdiktatur der napoleonischen Regierung führte, die die Französische Revolution abwürgte und nur jene Ergebnisse der " Revolution bestehen ließ, die der Großbourgeoisie von Vorteil waren. 400 315 Palais Royal - Palais in Paris, seit 1643 Residenz Ludwig XIV. und seit 1692 im Besitz der Bourbonen aus der Linie Orleans. In den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts Residenz von Jerome Bonaparte, Onkel Napoleons III., und seines Sohnes Joseph Bonaparte, der bis zur Geburt des Sohnes von Napoleon III. Kronprinz war.
Hier eine Anspielung auf das gespannte Verhältnis zwischen Jerorne Bonaparte und Napoleon III. 400 316 Der Titel wird nach Marx' Notizbuch von 1858 gebracht. 403 317 Anspielung auf den im Oktober 1856 entstandenen Konflikt der englischen Vertreter mit den chinesischen lokalen Behörden in Kanton, insbesondere mit dem Generalgouverneur Ye, der gegen die unberechtigten Forderungen der Engländer auftrat. Der Konflikt diente als Vorwand zum zweiten räuberischen Opiumkrieg gegen China, den die Regierung Palmerston begann. Die aggressive Außenpolitik der Regierung wurde von der nach neuen Absatzmärkten strebenden englischen Bourgeoisie begrüßt. Dies gab Palmerston als dem Vertreter der englischen aristokratischen Oligarchie die Möglichkeit, fast zehn Jahre lang (1855-1858 und 1859 bis 1865) die Innen- und Außenpolitik Englands zu diktieren. Karbonari - Teilnehmer einer politischen Geheimgesellschaft in Italien, die Anfang des 19. Jahrhunderts entstand und den Grundstein für die italienische nationale Befreiungsbewegung legte. Die Karbonari setzten sich zum Ziel, die ausländischen Unterdrücker zu verjagen und den Absolutismus einzuschränken. Über den Rücktritt Palmerstons siehe Anm. 311 und 324. 403 318 Im englischen Parlament nehmen nach althergebrachter Tradition die Regierungsmitglieder aus der an der Macht befindlichen Partei die Bank rechts vom Speaker (Vorsitzenden) des Unterhauses ein und die ehemaligen Regierungsmitglieder aus der Partei, die gerade in Opposition ist, die gegenüberliegende Bank links vom Speaker. 403 319 Emanzipation der Katholiken - Aufhebung der Beschränkungen der politischen Rechte der Katholiken durch das englische Parlament im Jahre 1829. Die Katholiken, die überwiegend Iren waren, erhielten das Recht, ins Parlament gewählt zu werden und einige Regierungsstellen zu bekleiden; gleichzeitig wurde der Vermögenszensus für die Wahl auf das Fünffache erhöht. Mit Hilfe dieses Manövers versuchten die herrschenden Klassen Englands, die Oberschicht der irischen Bourgeoisie und der katholischen Grundbesitzer auf ihre Seite zu ziehen und so die irische nationale Bewegung zu spalten. 403 320 Gemeint ist der Kampf um die Wahlrechtsreform, die 1832 angenommen wurde (siehe Anm. 162). 404 321 Das Geschlecht Capulet (Capuletti) und das Geschlecht Montague (Montecchi) — zwei verfeindete Familien aus Shakespeares Tragödie „Romeo und Julia", Sinnbild für verfeindete Parteien. 404 322 Anspielung auf die Agitation Cobdens gegen die Korngesetze im Jahre 1845. Diese Agitation trug zur Abdankung der Tory-Regierung Peel bei. Der Führer der WhigPartei, John Russell, dem die Bildung des neuen Kabinetts übertragen wurde, schlug Cobden vor, den Posten des stellvertretenden Handelsministers zu übernehmen, aber Cobden schlug dieses Angebot ab. Wegen der inneren Widersprüche in der Partei der Whigs gelang es Russell nicht, eine Regierung zu bilden, und am 20. Dezember 1845 kamen erneut die Tories an die Macht. 404 323 Dowb (Abkürzung von Dowbiggin) - Name eines jungen Offiziers, der am Krimkrieg teilnahm, ein Neffe des englischen Kriegsministers Lord Panmure. Der Satz „Tragt Sorge für Dowb", den Panmure in einer seiner Depeschen an das englische Oberkommando in der Krim gebrauchte, wurde in England ein weitverbreitetes Zeugnis 47 Marx/Engels, Werke, Bd. 12
dafür, daß sich der Kriegsminister am wenigsten um die militärischen Angelegenheiten des Landes kümmerte. 404 324 Nach dem Attentat des italienischen Revolutionärs Orsini auf Louis-Napoleon sandte Graf Walewski, der Außenminister Frankreichs, an die englische Regierung die Depesche vom 20. Januar 1858, in der er im Namen der französischen Regierung in scharfem Tone die Unzufriedenheit zum Ausdruck brachte, daß England französischen politischen Emigranten Asyl gewährte. Walewski spielte in seiner Depesche unverblümt auf die Notwendigkeit an, dagegen entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Die Depesche Walewskis diente Palmerston zum Anlaß, die Verschwörungs-Bill (siehe Anm. 311) im Unterhaus einzubringen. 405 325 Der Antrag des liberalen Parlamentsmitglieds Milner Gibson, den er während der zweiten Lesung der Verschwörungs-Bill im Februar 1858 einbrachte, verurteilte die Regierung Palmerston, weil sie auf die scharfe Depesche Walewskis nicht die gebührende Antwort gegeben hatte. Der Antrag war eigentlich ein Mißtrauensvotum gegen die Regierung; er wurde mit Stimmenmehrheit gebilligt, das Unterhaus lehnte die Bill ab und nötigte die Regierung Palmerston zum Rücktritt. 405 326 Die Redaktion der „New-York Daily Tribüne" hat dem Artikel folgende Sätze hinzugefügt: „Jede Hauptstadt Europas atmet infolgedessen freier, jeder Liberale hat das sichere Gefühl, daß die siegreiche Erhebung des Volkes viel näher ist, als vor einem Monat. Als Bestätigung zitieren wir einen einzigen Abschnitt aus der Rede von Englands erstem Redner und einem seiner vielversprechendsten Staatsmänner, dem langjährigen Busenfreund Robert Peels, von Herrn Gladstone, einem Vertreter der Universität Oxford, der in der großen Debatte, die Palmerston aus dem Amt warf, sagte: ,Die Freiheit hat in diesen Zeiten einen schweren Stand. Wir leben im neunzehnten Jahrhundert. Wir sprechen von Fortschritt, wir glauben, daß wir vorankommen; kann aber einem aufmerksamen Menschen, der die Ereignisse der letzten Jahre in Europa verfolgt hat, die Wahrnehmung entgangen sein, daß wohl eine Bewegung vor sich geht, jedoch eine Bewegung des Niedergangs und des Rückschritts? Es gibt wenige Orte, wo noch Einrichtungen existieren und blühen, die unsere Sympathie hervorrufen. Aber das sind zweitrangige Orte, ja, es sind geradezu die Winkel und Ecken Europas in bezug auf ihre materielle Größe, obwohl ich überzeugt bin, daß ihre moralische Größe ihnen lange Wohlergehen und Glück sichern wird. Jedoch in dieser Zeit konzentriert sich mehr denn je die Verantwortung auf England; und wenn sie schon auf England lastet, auf seinen Prinzipien, auf seinen Gesetzen, auf seinen Führern, so erkläre ich, daß eine Maßnahme, die von diesem Unterhaus, der größten Hoffnung der Freiheit, beschlossen wird, und die darauf abzielt, eine moralische Mitschuld zwischen uns und jenen zu begründen, die Sicherheit in Uftterdrückungsmaßna'nmen suchen, daß eine solche Maßnahme ein Schlag und eine Effttaüschung für diese geheiligte Sache in allen Ländern der Welt sein wird.' (Laute Beifallsrufe.) Man vergesse nicht, daß Herr Gladstone von Lord Derby hartnäckig aufgefordert wurde, einen sehr hohen Posten in seinem Kabinett anzunehmen und daß es in letzter Zeit keinen Premierminister gegeben hat und kaum bald einen geben wird, der nicht froh wäre, mit Gladstone die schwerste Verantwortung zu teilen." 406 327 Gemeint sind die Grausamkeiten der französischen Kolonialherren gegenüber den arabischen Stämmen während des Eroberungskrieges Frankreichs in Algerien (siehe Anm. 114). 407
328 „L'Empereur Napoleon III et l'Angleterre", Paris 1858. Das Pamphlet wurde von La Gueronniere geschrieben und anonym veröffentlicht. 407 432 329 Anfang 1847 gingen französische Regierungstruppen in Buzantpais brutal gegen hungernde Arbeiter der umliegenden Dörfer vor, die Lebensmittellager von Spekulanten gestürmt hatten. Die Ereignisse in Buzan^ais hatten grausame Repressalien zur Folge; einige Arbeiter wurden hingerichtet, viele andere zu Zwangsarbeit verurteilt. 407 330 Im August 1847 ermordete Herzog Praslin seine Frau. Dieses Verbrechen rief die Empörung breiter Kreise der französischen Öffentlichkeit hervor. Den plötzlichen Tod des Herzogs wenige Tage nach der Beerdigung seiner Frau hielt die französische Presse für Selbstmord. 407 331 Im Jahre 1831 nahm Louis Bonaparte am Aufstand der Karbonari in der Romagna teil, der sich gegen das reaktionäre päpstliche Regime in Mittelitalien richtete und die Einigung Italiens zum Ziele hatte. 409 332 „La Patrie" - französische Tageszeitung, 1841 gegründet; vertrat 1850 die Interessen der vereinigten Monarchisten, der sogenannten Partei der Ordnung; nach dem Staatsstreich vom 2. Dezember 1851 Zeitung der Bonapartisten. 410 333 „denkende Bajonette" (baionnettes intelligentes) - ein Ausdruck, der dem französischen monarchistischen General Changarnier zugeschrieben wird. Als 1849 der Vorsitzende der französischen konstituierenden Nationalversammlung, der bürgerliche Republikaner Marrast, die Bedrohung durch die Bonapartisten ahnend, sich an Changarnier mit der Bitte wandte, Truppen zum Schutz der Nationalversammlung herbeizurufen, lehnte es dieser ab und erklärte dabei, daß er keine „baionnettes intelligentes" liebe. Damit gab Changarnier zu verstehen, daß sich die Armee bei ihren Handlungen nicht von politischen Motiven leiten lassen dürfe. Marx meint hier ironisch die bonapartistisch gestimmte französische Armee, die in der Politik des Zweiten Kaiserreiches eine bedeutende Rolle gespielt hat. 411 334 Marx benutzte für diesen Artikel Engels' Brief vom 17. März 1858. 412 335 Gemeint ist die Ablehnung der sogenannten Ausländer-Bill (siehe Anm. 311) im Februar 1858 im englischen Unterhaus; die Folge war der Rücktritt der Regierung Palmerston, die das Regime Napoleons III. moralisch unterstützte und die Außenpolitik des Zweiten Kaiserreiches billigte. 415 336 Es handelt sich um die Konvention, die zwischen Frankreich und Belgien am 22. September geschlossen und am 11. Oktober 1856 ratifiziert wurde. Die Konvention beschränkte das Recht Belgiens, politischen Emigranten Zuflucht zu gewähren, die angeklagt waren, auf ausländische Herrscher oder Angehörige regierender Dynastien Attentate verübt oder sie ermordet zu haben. 415 337 Anspielung auf Louis Bonapartes Buch „Des idees napoleonnienes", das 1839 in Paris erschien. In dem Buch werden die Prinzipien der napoleonischen Politik sowie das Kaiserreich Napoleons I. verherrlicht; auch die Persönlichkeit des Kaisers wird idealisiert. 415 338 „The Continental Review" - englische bürgerliche Wochenschrift, erschien in London von 1858 bis 1859. 415 339 Am 10. Dezember 1848 wurde Louis Bonaparte zum Präsidenten der Zweiten Republik gewählt. 417
3,0Saint James - seit dem Ende des 17.Jahrhunderts (von Wilhelm III. bis Georg III.) Hauptresidenz der englischen Könige; im 19. Jahrhundert wurden hier die Empfänge der Königin (Queen's Levees) und die großen Hofgesellschaften abgehalten. 418 341 „U Univers" - französische klerikale Zeitung, die 1833 in Paris gegründet wurde; in den fünfziger Jahren unterstützte sie die Politik Bonapartes. 418 342 Gemeint ist Achilles. Nach der griechischen Mythologie konnte nur er selbst jene Wunden heilen, die er Telephos, dem Sohn von Herakles, beigebracht hatte. 418 343 Lacus Curtius (See des Curtius) - so wurde eine Stelle auf dem Gelände des altrömischen Forums genannt, wo sich laut Überlieferung infolge eines Erdbebens ein Erdriß gebildet hatte, der sich erst schloß, als der junge Römer Curtius sich opfernd in den Abgrund stürzte. Später gab es an dieser Stelle einen kleinen See. Albion - ältester Name für die Britischen Inseln; die Bezeichnung „perfides Albion" erhielt England nach der Französischen Revolution von den französischen Republikanern wegen der zahlreichen Intrigen der englischen Regierung gegen die Französische Republik und seiner Teilnahme an den frankreichfeindlichen Koalitionen. 419 344 Anspielung auf Louis Bonaparte, der 1848 während seines Aufenthaltes in England freiwillig in die Reihen der Spezial-Konstabler (Polizeireserve aus Zivilpersonen) trat, die gemeinsam mit der Polizei gegen die von den Chartisten am 10. April 1848 organisierte Arbeiterdemonstration vorgingen. 419 345 Joseph Mazzini, „To Louis Napoleon", London 1858. 420 346 Marx meint die gemäßigte, schwankende Politik des Triumvirats der Römischen Republik von 1849 - Mazzini, Saffi und Armellini. Die Maßnahmen der Triumvirn in der Bauernfrage, obwohl sie fortschrittlichen Charakter hatten, führten in der Praxis nicht zur Veränderung der Agrarverhältnisse auf dem Dorfe und brachten keine reale Verbesserung der schweren Lage der italienischen Bauern. 420 347 Es handelt sich um das Buch von Dureau de La Malle „Economie politique des Romains"» Bd. 1-2, Paris 1840, und um das Buch von Montesquieu „Considerations sur les causes de la grandeur des Romains et de Ieur decadence", dessen erste Ausgabe 1734 anonym in Amsterdam erschien. 421 348 Joachim Lelewel, „Considerations sur l*6tat politique de Tancienne Pologne et sur 1'histoire de son peuple", Paris 1844. 421 349 Bei Shakespeare wurde Macbeth zuerst Than von Glamis, dann Than von Cawdor, und schließlich gelang es ihm durch Mord und Verrat König zu werden. Später wurde auch Macbeth getötet. Louis-Napoleon Bonaparte, zuerst bonapartistischer Thronprätendent, dann 1848 Präsident der Französischen Republik, verübte am 2. Dezember 1851 einen Staatsstreich, ließ sich zum Präsidenten auf Lebenszeit und 1852 zum Kaiser ausrufen. 421 350 Marianne - Name einer republikanischen Geheimgesellschaft in Frankreich, die 1850 entstand; die Gesellschaft hatte den Kampf gegen Napoleon III. zum Ziel. 422 351 la poule au pot (das Huhn im Topfe) - König Heinrich IV. von Frankreich (1589-1610) soll einst gesagt haben: „Wenn Gott mir noch Leben schenkt, so will ich es soweit bringen, daß es keinen Bauern in meinem Königreiche gibt, der nicht imstande sei, ein Huhn in seinem Topfe zu haben." 422
352 Oktroi - ehemaliger Stadtzoll auf die in die Stadt eingeführten Lebensmittel und Waren. 423 353 Bartholomäusnacht - Massenblutbad in Paris, das von den Katholiken in der Nacht zum 24. August 1572 (Bartholomäusnacht) auf Befehl des französischen Hofes und auf Anstiftung des katholischen Klerus unter den Anhängern der Reformation in Frankreich, den Hugenotten, angerichtet wurde. Ähnliche Massaker gegen die Hugenotten wurden in ganz Frankreich durchgeführt. 423 354 Da Louis Bonaparte Vertrauen bei den Führern der nationalen Befreiungsbewegung in Italien erlangen wollte, nahm er an der Verschwörung gegen die weltliche Macht des Papstes in Rom teil, die nach dem Tode von Papst Pius VIII. organisiert worden war. Die Verschwörung führte Anfang 1831 in Modena, in der Romagna und in Parma zu einem Aufstand, der aber von den Truppen Österreichs und der italienischen Kleinstaaten niedergeschlagen wurde. 424 355 Der Friede zu Amiens (1802) beendete den Krieg zwischen Frankreich und England. Der Friede war keineswegs von langer Dauer. Die Nichterfüllung der Bedingungen des Friedensvertrages, wonach England die 1800 besetzte Insel Malta räumen und dem Malteserorden zurückgeben sollte, diente Napoleon Bonaparte u. a. als Vorwand zur Wiederaufnahme der Kriegshandlungen. 425 356 Dieses und die folgenden Zitate sind enthalten in »The Annual Register... for the Year 1803". 426 357 „The True Briton" - englische Tageszeitung, gegründet 1792 in London; Anfang des 19. Jahrhunderts war sie eng mit Regierungskreisen verbunden. 429 358 Oberhofgericht (Court of Queen's Bench) - eines der ältesten Gerichte in England. Bis zur Reform von 1873 war es das oberste Kriminalgericht und zugleich die oberste Berufungsinstanz in allen Kriminalsachen; es tagte unter königlichem Vorsitz. Heute ist es eine Abteilung des höchsten Gerichtshofes des gemeinen Rechts, des High Court. 429 359 „Hamburger Correspondent" - „Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten", die in den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts täglich erschien und eine reaktionäre, monarchistische Richtung vertrat. 432 360 Anspielung auf die Einführung eines von Louis-Napoleon vorgeschlagenen, neuen Systems der Feldartillerie in Frankreich. Nach diesem System wurden alle Geschützarten gegen die leichte 12-Pfund-Kanone, den sogenannten Napoleonischen 12pfünder, ausgewechselt. 434 361 „Retter des Eigentums" - so wurde Louis Bonaparte in den Adressen genannt, die ihm die Munizipalräte verschiedener Städte Frankreichs im Juli 1849 zusandten. 435 487 362 Der Titel wird nach Marx' Notizbuch von 1858 gebracht. 439 363 Der erste Englisch-Afghanische Krieg von 1838 bis 1842 (siehe Anm. 122). 440 • 364 Es handelt sich um die Budgetvorschläge, die im April 1853 vom Schatzkanzler (Finanzminister) Gladstone im Unterhaus eingebracht und von diesem gebilligt worden sind. 447 365 Marx zitiert hier Richard Price, „An Appeal to the Public, on the Subject of the National Debt", London 1774. 448 366 Marx zitiert Richard Price, „Observations on Reversionary Payments; on Schemes for providing Annuities for Widows, and for Persons in Old Age; on the Method of Calculating the Values of Assurances on Lives; and on the National Debt", London 1773.448
367 Anspielung auf die im „Moniteur" veröffentlichten Glückwunschadressen der französischen Armeeobersten an Napoleon III. anläßlich seiner Lebensrettung beim Attentat vom 14. Januar 1858. Die Glückwunschadressen waren voller Drohungen gegen England. 450 368 „Le Pouvoir" - französische bonapartistische Zeitung, gegründet 1849 in Paris; erschien unter diesem Titel von 1850 bis 1S51 - 452 369 „The New- York Herald" - amerikanische Tageszeitung, Organ der Republikanischen Partei ; erschien in New York von 1835 bis 1924. 452 370 „Reports of the Inspectors of Factories to Her Majesty's Principal Secretary of State for the Home Department, for the Half Year ending 3Ist October 1857", London 1857. 456 371 Saturday holiday (wörtlich: Sonnabend-Feiertag) - Es handelt sich um den Kampf der englischen Arbeiterklasse für den freien Sonnabendnachmittag. 461 372 Die von Franzosen besetzte spanische Festung Badajoz wurde von den englischen Truppen unter dem Kommando Wellingtons am 6. April 1812 erstürmt. Der Sturm auf die von den Franzosen besetzte spanische Festung San Sebastian erfolgte am 31 .August 1813. 467 373 Nach den Bestimmungen der Proklamation des Generalgouverneurs von Indien, Lord Canning, vom 3. März 1858 sollte aller Grund und Boden des Königreiches Audh, darunter auch das Land der Talukdare, einer feudalen Großgrundbesitzerkaste, soweit sie sich am Indischen Aufstand beteiligt hatten, von den englischen Behörden zugunsten der britischen Regierung konfisziert werden. Die englische Regierung, die die Tahikdare auf ihre Seite ziehen wollte, änderte jedoch den Inhalt der Proklamation Cannings. Den Talukdaren wurde die völlige Unantastbarkeit ihres Besitzes versprochen; daraufhin verrieten sie den Aufstand und gingen auf die Seite der Engländer über. Eine kritische Analyse dieser Proklamation gibt Marx in seinen Artikeln „Die Annexion von Audh" und „Die Proklamation Cannings und die Frage des Grundeigentums in Indien" (siehe vorl. Band, S. 469-474 und 483-486). 467 483 374 Die Armee der Sikhs wurde ungeachtet ihrer guten Organisation, ihrer Tapferkeit und Hartnäckigkeit in den Schlachten beim Dorfe Mudki (nahe Firospür) am 18. Dezember 1845, bei Firospur am 21. Dezember 1845 und beim Dorfe Aliwal in der Nähe von Ludhiana am 28. Januar 1846 von den englischen Truppen geschlagen. Durch diese Niederlagen verloren die Sikhs den ersten Krieg gegen die Engländer von 1845 bis 1846; die Ursache für die Niederlage der Sikhs war der Verrat ihrer Anführer. 468 375 Der Titel wird nach Marx' Notizbuch von 1858 gebracht. 469 376 Marx zitiert die Proklamation des Generalgouverneurs von Indien, Lord Canning, vom 3. März 1858, die in der „Times" vom 6. Mai 1858 veröffentlicht wurde. 469 377 Audh gehörte zum Mogulnreich, doch Mitte des 18. Jahrhunderts wurde der Statthalter von Audh faktisch ein unabhängiger Fürst. Seit 1765 war Audh ein von der Ostindischen Kompanie abhängiges Fürstentum, in dem die reale politische Macht von dem englischen Residenten ausgeübt wurde. Um dies jedoch zu verschleiern, betitelten die Engländer den Fürsten von Audh häufig mit König. 470 378 Laut Vertrag, der zwischen der Ostindischen Kompanie und dem Nabob von Audh 1801 abgeschlossen worden war, annektierte der Generalgouverneur Indiens, Wellesley, unter dem Vorwand ungetilgter Schulden, die Hälfte der Besitzungen des Nabob, darunter
Gorakhpur, Rohilkand und einige Bezirke des zwischen dem Ganges und der Dschamna gelegenen Doab (Zweistromland). Der Wortlaut dieses Vertrages und des im weiteren zitierten Vertrages von 1837 ist enthalten in „A collection of treaties, engagements and sanads relating to India and the neighbouring countries", Vol.I, Calcutta 1909. 470 379 Die Redaktion der „New-York Daily Tribüne", von der diese Einfügung stammt, meint den in ihrer Zeitung am 5. Juni 1858 veröffentlichten Briefwechsel, der zwischen dem Generalgouverneur Indiens, Canning, und dem Obersten Bevollmächtigten von Audh, Outram, in der Angelegenheit der Proklamation Cannings geführt worden ist. 483 380 Mitte des 19. Jahrhunderts befand sich der größte Teil Indiens unter unmittelbarer Herrschaft Englands bis auf die Fürstentümer Kaschmir, Radschputana (Radschastan), ein Teil Haidarabads, Maisur und einige andere kleinere Fürstentümer, die Vasallenstaaten der Ostindischen Kompanie waren. 483 381 Talukdare, Sirdare - hohe Feudalherren in Indien. 483 382 Die Landveranlagung („landed settlement") von Bengalen basiert auf dem vom Generalgouverneur Indiens, Cornwallis, 1793 erlassenen Gesetz „Uber die Einführung der ständigen Veranlagung durch das Samindari-System", nach dem fast das ganze Land in Bengalen, Bihar und Orissa zum Eigentum der Samindare erklärt wurde. 484 383 In seiner Depesche vom 19. April 1858 äußerte sich der Vorsitzende des Board of Control, Lord Ellenborough, ablehnend über die Proklamation des Generalgouverneurs von Indien, Lord Canning (siehe Anm. 373). Weil die Depesche Lord Ellenboroughs in politischen Kreisen Englands nicht gebilligt wurde, mußte er zurücktreten. 486 384 „Le Steele" - französische Tageszeitung, erschien in Paris von 1836 bis 1939. In den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts vertrat sie die Ansichten jenes Teils der Kleinbourgeoisie, der lediglich gemäßigte konstitutionelle Reformen forderte; in den fünfziger Jahren eine gemäßigte republikanische Zeitung. 488 385 „Le Figaro" - französische konservative Zeitung; erscheint in Paris seit 1826; in den fünfziger Jahren war sie bonapartistisch. 489 386 Anspielung darauf, daß der Premierminister Englands gleichzeitig den Titel First Lord of Treasury (Erster Lord des Schatzamtes) trägt. 503 387 Die Volks-Charte (People's Charter) - ein Dokument, das die Forderungen der Chartisten enthielt; es wurde am 8. Mai 1838 als Gesetzentwurf, der ins Parlament eingebracht werden sollte, veröffentlicht. Die Forderungen waren: 1. allgemeines Wahlrecht (für Männer über 21 Jahre), 2. jährliche Parlamentswahlen, 3. geheime Abstimmung, 4. Ausgleichung der Wahlkreise, 5. Abschaffung des Vermögenszensus für die Kandidaten zu den Parlamentswahlen, 6. Diäten für die Abgeordneten. 503 388 Den Massakern von Galizien von 1846 lag die antifeudale Bewegung der ukrainischen Bauern gegen die polnischen Gutsbesitzer dieser österreichischen Provinz zugrunde. Um die polnische Schlachta zu bekämpfen, die einen Aufstand gegen Österreich vorbereitete, nutzten die österreichischen Behörden die klassenmäßigen und nationalen Widersprüche zwischen den ukrainischen Bauern und den polnischen Grundbesitzern aus und verbreiteten das provokatorische Gerücht, der österreichische Kaiser wolle den Frondienst abschaffen. Dem widersetzte sich die Schlachta. Es kam zu blutigen Bauernunruhen, wobei die polnischen Gutsbesitzer in vielen Fällen ermordet wurden. Nach
Einschüchterung der Schlachta ging die österreichische Regierung daran, die Bauernbewegung grausam-zu unterdrücken. 505 389 „UUnion" ~ französische klerikal-monarchistische Tageszeitung; erschien unter diesem Titel in Paris von 1847 bis 1869. 505 390 Die Regierung Derby brachte im März 1858 im Parlament eine Vorlage ein, die im Juli des gleichen Jahres als Gesetz unter dem Namen „Akte über die bessere Verwaltung Indiens" angenommen wurde. Indien ging in die Gewalt der Krone über, die Ostindische Kompanie wurde aufgelöst und den Aktionären eine Entschädigung von 3 Millionen Pfund Sterling gezahlt. Der Vorsitzende der aufgelösten Aufsichtsbehörde für indische Angelegenheiten wurde von einem Minister mit dem Titel Staatssekretär für Indien abgelöst. Es wurde ein beratendes Organ, der India Council (Indienrat), geschaffen. Der bisherige Generalgouverneur von Indien bekam fortan den Titel Vizekönig, blieb aber im wesentlichen nur Willensvollstrecker des Indienministers in London. Marx gibt über die Bill eine kritische Analyse im Artikel „Die Indien-Bill" (siehe vorl. Band, S. 523-526). 512 524 391 „Hansard's Parliamentary Debates: Third Series... Vol. 151". 513 532 392 Der Titel wird nach Marx' Notizbuch von 1858 gebracht. 518 523 393 Friedrich von Schiller, „Die Räuber", III. Akt, 2. Szene. 524 394 Als in London die Nachricht von der Proklamation Lord Cannings bezüglich Audh (siehe Anm. 373) eintraf, sandte Lord Ellenborough, Präsident der Kontrollbehörde für Indien, eine in scharfen Worten gehaltene Depesche an Canning, in der die Proklamation verurteilt wurde, weil sie den Aufstand fördere. Da das Verhalten Ellenborougns den parlamentarischen Gepflogenheiten widersprach, war das der Vorwand, ihn zum Rücktritt ' zu nötigen. 525 395 „Somerset County Gazette" - englische Wochenschrift, 1836 in Taunton gegründet. 527 -396 Marx meint wahrscheinlich seinen ersten Artikel über Lady Bulwer-Lytton, den er am 16. juü 1858 schrieb, der aber in der „New-York Daily Tribüne" nicht veröffentlicht wurde. 528 397 Exeter Hall - Gebäude am Strand (und Straße) in London, in dem sich von 1831 bis 1907 das Zentrum der Anhänger der evangelischen Strömung in der anglikanischen Kirche befand. 530 398 „Journal of Psychological Medicine and Mental Pathology" - medizinische Viertel jahresschrift, die von Dr. Forbes Winslow in London von 1848 bis 1864 herausgegeben wurde; nach einer Unterbrechung erschien sie erneut bis 1883. 531 399 „Annual Reports of the Commissioners in Lunacy to the Lord Chancellor" von 1852, 1854 und 1857. 533 400 „Return of Lunatic Asylums in England and Wales", London 1857/1858. 535 401 „Report from the Select Committee on the Bank Acts"; (together with the Proceedings of the Committee, Minutes of Evidence, Appendix and Index), [London] 1858. 539 570 402 Clearing - Bankausdruck für die zentrale Verrechnung der gegenseitigen Verpflichtungen der einzelnen Banken, wobei die Spitzen meist in bar gezahlt werden. Bevor das Clearingverfahren eingeführt wurde, erfolgte die Regelung der Verpflichtungen zwischen den einzelnen Bankhäusern täglich von Bank zu Bank.
Clearing House - eine von einer Reihe Londoner Privatbanken geschaffene Institution, um sog. Verfahren durchzuführen. 546
4 03 Der Titel wird nach Marx' Notizbuch von 1858 gebracht. 549 404 Im Juni 1858, nach Beendigung des zweiten Opiumkriegs (1856-1858) gegen China, schlössen in Tientsin England, Frankreich, Rußland und die USA ungleiche Verträge mit China ab. Diese Verträge öffneten dem ausländischen Handel neue Häfen am Jangtsekiang, in der Mandschurei, auf den Inseln Taiwan und Hainan sowie den Hafen Tientsin; in Peking wurden ständige ausländische diplomatische Vertretungen zugelassen; den Ausländern wurde das Recht der Freizügigkeit sowie das Recht der Schiffahrt auf den Binnengewässern eingeräumt; auch der Schutz der Missionare wurde garantiert. 549 584 585 405 „The Economist" vom 28. August 1847. 550 406 „The Merchant's Magazine and Commercial Review" - amerikanische Zeitschrift, gegründet von F. Hunt. Erschien unter diesem Titel in New York von 1839 bis 1850. 550 407 Der Titel wird nach Marx' Notizbuch von 1858 gebracht. 553 408 lithographische Korrespondenz von Havas - Veröffentlichung der Anzeigenagentur von Charles Havas; seit 1839 Anzeigenagentur in Paris, die später auch die bei ihr eingehenden Nachrichten und Briefe ihrer Korrespondenten an Zeitungen, Zeitschriften sowie andere Interessenten weiterlieferte. Mit der Entwicklung der telegraphischen Nachrichtenübermittlung wurde sie, wie auch andere gleichartige Büros, zu einer halbamtlichen Nachrichtenagentur. 559 409 »Journal de Constantinople" - türkische Zeitung, die in französischer Sprache seit 1846 "sechsmal monatlich erschien. Das Blatt wurde von der türkischen Regierung subsidiert und spielte die Rolle eines offiziösen Organs, wobei es gleichzeitig den Einfluß Frankreichs in der Türkei förderte. 561 410 Der Feudalstaat der Sikhs entstand Ende des 18. Jahrhunderts im Pandschab. Seine größte Macht erlangte der Sikh-Staat Anfang des 19. Jahrhunderts unter der Regierung von Randschit Singh, der sich alle Fürstentümer Pandschabs und mehrere benachbarte Gebiete unterwarf. Unter Randschit Singh umfaßte der Staat der Sikhs das Territorium vom Fluß Satledsch bis zum Khaiberpaß und von Kleintibet im Norden bis zu den Grenzen Sinds im Süden. Randschit Singh schuf eine starke Kriegsmacht - die Armee der Sikhs galt für die beste in Indien. Mitte des 19. Jahrhunderts verlor der Staat der Sikhs nach zwei Kriegen gegen die Engländer (1845/1846 und 1848/1849) seine Selbständigkeit; der Pandschab wurde von den Engländern annektiert. 577 411 „Pensiero ed Azione" - Organ der italienischen bürgerlichen Demokraten, das unter der Redaktion Mazzinis herausgegeben wurde; es erschien zweimal monatlich, in den Jahren 1858—1859 in London und 1860 in Lugano und Genua. 579 412 „The Times" vom 27.September 1858. 584 Sycee-Silber - gestempelte chinesische Silberbarren von festgesetztem Gewicht, die unter der Bezeichnung Tael als Münzgeld dienten. Im Handel der ausländischen Kaufleute mit China galten 750 Tael gleich 1000 Dollar. 585 414 „The Morning Star" - Tageszeitung, Organ der Freihändler, erschien in London von 1856 bis 1869. 587
415 „The Daily Telegraph" - Tageszeitung, gegründet 1855 in London; in den fünfziger Jahren nahm sie eine liberale Richtung ein. 588 416 Hauptkpmitee für die Bauexnfrage - so wurde seit Januar 1858 das frühere „Geheime Komitee für die Bauernfrage" genannt, das Alexander II. am 3. Januar 1857 unter dem Vorsitz des Fürsten Orlow gebildet hatte. Dieses Geheime Komitee hatte die Vorbereitung einer Reform der Leibeigenschaft zum Ziel. Großfürst Konstantin war Mitglied dieses Komitees. 590 417 Hinweis von Marx auf den Ukas Alexanders I. vom 20. Februar 1803 „Uber die Freilassung der Bauern durch ihre Gutsbesitzer unter Festlegung von Bedingungen, die auf beiderseitigem Einvernehmen beruhen", sowie auf die Ukase Nikolaus I. von 1842, 1844, 1846 und 1847 (siehe vorl. Band, S. 679-681). 592 418 Am 18. März 1848 beschoß das preußische Militär eine friedliche Demonstration der Berliner Bevölkerung vor dem königlichen Schloß. Dieser Akt wurde das Signal zum bewaffneten Barrikadenkampf, der mit dem Abzug der Truppen aus Berlin endete. Bei den Straßenkämpfen fielen mehrere hundert Einwohner, und eine große Anzahl wurde ver. letzt. Die revolutionären Arbeiter und Handwerker besetzten die Schloßwache und zwangen den König, am Morgen des 19. März auf den Balkon zu treten und sein Haupt vor den gefallenen Kämpfern zu entblößen. 595 419 Nach der altgriechischen Mythologie rächte sich Dionysos an Pentheus, dem König von Theben, der ihn nicht als Gott anerkennen Wollte, indem er die Frauen Thebens in die Berge des Kithäron führte, wo sie sich, betrunken gemacht, bacchantischen Tänzen hingaben. In der Raserei zerfleischten sie Pentheus. 595 420Schwanenorden - „Orden unserer lieben Frau zum Schwan". Dieser mittelalterliche religiöse Ritterorden wurde 1443 von dem Kurfürsten Friedrich II. von Brandenburg gestiftet und zerfiel mit der Reformation. Friedrich Wilhelm IV., der die Wiedergeburt der reaktionären Romantik erstrebte, versuchte 1843 vergeblich, diesen Orden zu erneuern. 597 421 Der Titel wird nach Marx' Notizbuch von 1858 gebracht. Wie aus dem Brief von Marx an Engels vom 8. Oktober 1858 hervorgeht, veröffentlichte Marx diesen Artikel auch in der „Free Press" vom 24. November unter dem Titel: „Russian State Papers Respecting her Recent Advance to our Iridian Frontiers", wobei er den Anfang und den Schluß änderte. Diese Änderungen werden als Fußnoten gebracht. 598 422 Gemeint ist die mißglückte russische Expedition zur Eroberung von Chiwa unter General Perowski im Jahre 1839 und der erste Englisch-Afghanische Krieg 1838—1842 (siehe Anm. 122 und 123). 598 423 Der Prinz von Preußen, der spätere König vonPreußen und Deutscher Kaiser (Wilhelm I.), gehörte zu den vom Volk meistgehaßten Häuptern des Hofes; in den Tagen deV Märzrevolution von 1848 war er nach England geflohen; während des badisch-pfälzischen Aufstands von 1849 war er Oberbefehlshaber der preußischen Truppen, die den Aufstand niederschlugen. 605 424 Seehandlung - Preußische Seehandlungsgesellschaft. Sie wurde 1772 als Handelskreditgesellschaft gegründet und mit einer Reihe wichtiger staatlicher Privilegien ausgestattet. Die Gesellschaft stellte der Regierung große Darlehen zur Verfügung und spielte faktisch die Rolle ihres Bankiers und Maklers. 1810 wurden ihre Aktien und Obligationen in Staatsschuldscheine umgewandelt und damit die Gesellschaftsform beseitigt. Durch Kabinettsorder vom 17. Januar 1820 wurde sie zum Finanz- und Bankhaus des preußi
sehen Staates umgestaltet; damit schuf sich die Regierung eine Möglichkeit, das gleichzeitig erlassene Staatsschuldengesetz zu umgehen. 606 425 Chambre introuvable (Unübertreffliche Kammer) - französische Abgeordnetenkammer von 1815/1816, die sich aus extremsten Reaktionären zusammensetzte. 607 426 „Mann der rettenden Tat" - in der „New-York Daily Tribüne" deutsch. Abgewandelte Redewendung des Abgeordneten Dahlmann in der Frankfurter Nationalversammlung 1849. 610 427 Gesetze des Manu - altindische Sammlung von Vorschriften, die entsprechend den Dogmen des Brahmanentums die Pflichten eines jeden Hindu festlegten. Der Verfasser dieser Gesetze war laut indischer Überlieferung Manu, der sagenhafte Urvater der Menschheit. 613 428 Im Zitat werden die Artikel 4-12, 19-22, 25, 27-30,32-34, 36, 40 und 42 der Preußischen Verfassung vom 31.Januar 1850 zusammengefaßt, wobei im allgemeinen nur der entscheidende Satz jedes Artikels zitiert wird. Die Artikel 40 und 42 werden nur inhaltlich wiedergegeben. 616 429 „ Volks-Zeitung" - demokratische Tageszeitung, erschien in Berlin seit 1853. „National-Zeitung" - bürgerliche Tageszeitung, die von 1848 bis 1915 in Berlin erschien; in den fünfziger Jahren vertrat sie eine liberale Richtung; ab 1915 „8-Uhr-Abendblatt/Nationalzeitung". 617 430 Servius Tullius (6. Jahrhundert v. u. Z.) wird die Reform der gesellschaftlichen Zustände im alten Rom zugeschrieben, die der Gentilordnung ein Ende setzte und den Übergang zum Sklavenhalterstaat vollendete. Durch diese Reform wurde die waffenfähige Bevölkerung Roms, die sich früher in Patrizier und Plebejer teilte, in fünf Hauptklassen entsprechend ihrem Besitz eingeteilt. Jede Klasse stellte eine bestimmte Zahl von Kriegern, eingeteilt in Hundertschaften (Centurien), die damals auch politische Einheiten waren. Dabei erlangten die Versammlungen der Centurien eine besondere Bedeutung, auf der jede Klasse soviel Stimmen erhielt, wie sie Centurien stellte. Diese Ordnung gab bei der Entscheidung wichtiger politischer Fragen den reichsten Klassen den dominierenden Einfluß. Die frühere Einteilung der römischen Tribus (Stämme) in je hundert Geschlechter wurde durch eine territoriale Einteilung ersetzt. 620 431 Herakleische Halbinsel - so nannte man den Teil der Krim westlich von Inkerman bis Balaklawa; diese Halbinsel war einer der bedeutendsten Kriegsschauplätze bei der Belagerung von Sewastopol. Mit der Abtrennung eines Gebietsstreifens von Rußland meint Marx einen kleinen Teil Bessarabiens, den Rußland laut Pariser Friedensvertrag von 1856 abtreten mußte. 621 432 Einen „kranken Mann" nannte Zar Nikolaus I. die Türkei in einem Gespräch mit dem englischen Gesandten Seymour in Petersburg am 9. Januar 1853. Er schlug vor, das Türkische Reich zwischen Rußland und England aufzuteilen. England, das eine Stärkung Rußlands nicht wünschte und an der Erhaltung des schwachen Ottomanischen Reiches interessiert war, lehnte diesen Vorschlag ab. 621 433 griechische Kaienden (eigentlich: „ad kalendas graecas.") - Bezeichnung für den ersten Tag des römischen Monats sowie für den Tag für Zahlungstermine; da diese Bezeichnung im griechischen Kalender aber nicht existierte, so war „ad kalendas graecas" ein Synonym für niemals oder für den St. Nimmerleinstag. 623 434 George Wingrove Cooke, „China, being ,The Times' Special Correspondence from China in the Years 1857-58", London 1858. 623
435 „Le Correspondant" - französische katholische Monatsschrift, erschien in Paris seit 1829; in den fünfziger Jahren Organ der Orleanisten. 627 436 Lord-Präsident des Geheimen Rates (Lord President of the Council) - ursprünglich ein im 16. Jahrhundert eingeführtes Amt, das später im Ministerkabinett als Ehrenposten beibehalten wurde. Der auf diesen Posten Berufene war faktisch Minister ohne Geschäftsbereich. Auf die Staatsgeschäfte übte er keinen Einfluß aus. 632 437 „Königlich-Preußischer Staats-Anzeiger" - Tageszeitung, offizielles Organ der preußischen Regierung; erschien unter diesem Titel in Berlin von 1851 bis 1871. 632 660 438 llias - berühmte altgriechische epische Dichtung, die dem sagenhaften Dichter der Antike, Homer, zugeschrieben wird. Edda - Sammlung isländischer und nordischer Heldenlieder und Sagen aus dem 7. bis 13. Jahrhundert. 633 439 Shakespeare, „Heilige-Drei-Königs-Abend oder Was Ihr wollt", V. Akt, 1. Szene. 636 440 Hudibras - Held der gleichnamigen satirischen Dichtung des Engländers Butler. Hudibras, der sich durch seine Neigung zu sinnlosen Grübeleien und Streitgesprächen auszeichnete, suchte mit Hilfe logischer Schlußfolgerungen die absurdesten Thesen zu „beweisen". 637 441 Marx zitiert in etwas veränderter Form folgende Stelle aus der Schrift „Qu'est-ce qUe le , tiers-6tat?" von E. J.Sieyes, die 1789, am Vorabend der Französischen Revolution, erschien: „Qu'est-ce que le tiers-etat? Tout." (Was ist der dritte Stand? Alles.). 637 442 David Hansemann, „Preußen und Frankreich". Die erste Ausgabe erschien anonym 1833. 637 443 Die Gothaer Partei wurde im Juni 1849 von rechten Liberalen, Vertretern der konterrevolutionären Großbourgeoisie, gegründet, die nach der Weigerung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV., aus den Händen der Frankfurter Nationalversammlung die Kaiserkrone entgegenzunehmen, und nach dem Beschluß der linken Mehrheit der Versammlung, eine Reichsregentschaft zu gründen, die Frankfurter Versammlung verlassen hatten. Diese Partei, die den Sieg der Revolution fürchtete, machte sich die Vereinigung ganz Deutschlands ohne Österreich unter Führung eines Hohenzollern-Preußens zur Aufgabe. Die Führer dieser Partei waren Dahlmann, Simson, Bassermann, Gagern, Brügge mann, Mathy u. a. 638 444 Im Krieg um Schleswig-Holstein gegen Dänemark von 1848 bis 1850 erlitt Preußen eine Niederlage, weil die preußischen Junker und die Kamarilla die nationalen Interessen Deutschlands verraten hatten. Durch den Friedensvertrag mit Dänemark (1850) war Preußen gezwungen, sich mit der Aufrechterhaltung der dänischen Herrschaft in Schleswig und Holstein abzufinden. 639 445 Fürst Pückler-Muskau gab 1831 in Stuttgart seine Memoiren „Briefe eines Verstorbenen" heraus. 639 446 „ Neue Preußische Zeitung" - Tageszeitung, die seit Juni 1848 in Berlin als Organ der konterrevolutionären Hofkamarilla und des preußischen Junkertums erschien. Diese Zeitung war auch unter dem Namen „Kreuz-Zeitung" bekannt, da in ihrem Titelkopf ein Landwehrkreuz (Eisernes Kreuz) dargestellt ist. 640 659 447 Für das deutsche Wort Krautjunker benutzt Marx als analogen englischen Ausdruck fox-hunter, d. h. Fuchsjäger, weil die Fuchsjagd zu den traditionellen Vergnügen der englischen aristokratischen Großgrundbesitzer gehörte. 642
448 Büchse der Pandora - Behälter des Bösen und der Zwietracht; literarischer Ausdruck, der sich von der griechischen Sagengestalt Pandora ableitet; Pandora öffnete aus Neugier ein Gefäß, in dem alle Übel eingeschlossen waren, und ließ diese entweichen. 649 449 „Allgemeine Preußische Zeitung" - Tageszeitung und Regierungsorgan, erschien unter diesem Titel in Berlin von 1853 bis 1859. 651 450 Treubund - konterrevolutionäre monarchistische Organisation, die Ende 1848 in Berlin gegründet wurde. 651 451 Orangisten~Organisation (Orangisten-Orden, Orangisten-Logen) - terroristische Organisation, die 1795 in Irland von den Landlords und der protestantischen Geistlichkeit zum Kampf gegen die nationale Befreiungsbewegung des irischen Volkes gegründet wurde. Diese Organisation vereinigte ultrareaktionäre irische und englische Elemente aus allen Gesellschaftsschichten und hetzte die Protestanten systematisch gegen die irischen Katholiken auf. Besonders stark war der Einfluß des Ordens im vorwiegend von Protestanten bewohnten Nordirland. Seinen Namen erhielt der Orden zum Andenken an Wilhelm III. vonOranien, der den Aufstand in Irland von 1689 bis 1690 niedergeschlagen hatte. 651 668 452 Marx meint das Werk von Touchard-Lafosse „Chroniques de l'Oeil-de-Boeuf" (Vorzimmer-Chronik), das in Paris von 1829 bis 1833 in acht Bänden erschien. Oeil-de-boeuf (wörtlich: Ochsenauge) nannte man das große Empfangszimmer vor dem Schlaf gemach des französischen Königs im Schloß Versailles. 652 453 Der Mailänder Aufstand war am 6. Februar 1853 von Anhängern des italienischen Revolutionärs Mazzini entfacht und von revolutionären ungarischen Emigranten unterstützt worden. Ziel der Aufständischen - meist patriotische italienische Arbeiter - war der Sturz der österreichischen Herrschaft in Italien. Der Aufstand, der jedoch den Charakter einer Verschwörung hatte und die reale Lage nicht berücksichtigte, wurde bald niedergeschlagen. Marx gab in mehreren Artikeln eine Einschätzung des Mailänder Aufstands. (Siehe Band 8 unserer Ausgabe, S. 521/522, 526-529 und 548/549.) Die Landung einer kleinen, von dem italienischen revolutionären Demokraten Carlo Pisacane geführten Freischar auf Sapri (Provinz Salemo), mit dem Ziel, im Süden Italiens einen Aufstand zu entfachen, erfolgte Ende Juni 1857. Die Freischar verstand es nicht, die Verbindung mit den Bauernmassen herzustellen und ihre Unterstützung zu erhalten, und wurde von den Streitkräften Neapels zerschlagen. 654 454 Die bekannte italienische Tragödin Ristori trat in der Rolle der biblischen Heldin Judith im gleichnamigen Drama von Giacometti auf. Nach der biblischen Legende erschlug Judith, um ihr Volk zu retten, den assyrischen Feldherrn Holofernes und gab so den Bewohnern Judäas die Möglichkeit, die Feinde aus ihrem Lande zu verjagen. Am Schluß des Dramas sang die Ristori eine Hymne, in der es an einer Stelle hieß: „Wisset, daß der Krieg heilig ist, wenn Fremdlinge das Vaterland bedrohen." Die italienischen Patrioten nahmen diese Hymne mit einer stürmischen, offen gegen die österreichischen Okkupanten gerichteten Beifallskundgebung auf. Während der Gastrolle der Schauspielerin in Parma gestattete die Herzogin von Parma, die Hymne in vollem Wortlaut zu bringen, da es. in Parma keine Ausländer gäbe. Das Drama rief beim Publikum Begeisterung hervor; wo auch später die Ristori auftrat, das Publikum forderte von ihr, die Hymne aus „Judith" zu singen, die jedesmal mit stürmischem Beifall aufgenommen wurde. 656 455 Der Artikel von Montalembert „Un d£bat sur l'Inde au parlement anglais" wurde in der
Zeitschrift „Le Correspondant", vom 25. Oktober 1858 abgedruckt (siehe auch vorl. Band, S. 626-630). 657 456 malade malgre lui (Der Kranke wider Willen) - Marx benutzt die Verbindung der beiden Titel der Schauspiele von Moliere „Le medecin malgre lui" und „Le malade imaginaire" als ironische Anspielung auf die Politik des Prinzen von Preußen und seiner Anhänger. 661 457 Die Niederlage, die Preußen am 14. Oktober 1806 bei Jena erlitt urjp die die Kapitulation Preußens vor dem napoleonischen Frankreich nach sich zog, zeigte die ganze Morschheit der sozialen und politischen Ordnung der feudalen Hohenzollern-Monarchie. 662 458 Auf den Ionischen Inseln, die sich seit 1815 unter englischem Protektorat befanden, wie auch in Griechenland selbst, entstand in den fünfziger Jahren eine nationale Bewegung zur Vereinigung der Inseln mit Griechenland. Im November 1858 wurde Gladstone mit einem Sonderauftrag auf die Inseln entsandt. Obwohl sich die Gesetzgebende Versammlung von Korru (der größten der Ionischen Inseln) einstimmig für die Vereinigung mit Griechenland aussprach, gelang es der englischen Regierung, die Entscheidung dieser Frage eine Reihe von Jahren hinzuziehen. Die Ionischen Inseln wurden erst 1864 an Griechenland übergeben. Wenn Marx Gladstone „homerisch" nennt, so meint er wahrscheinlich den Umstand, daß Gladstone Autor des damals gerade erschienenen Buches „Studies on Homer and the Homeric Age" war. Die Londoner „Free Press" vom 24.November 1858 brachte eine Zusammenstellung von Dokumenten zur Frage der Ionischen Inseln; diese wird im Verlauf des Artikels mehrmals zitiert. 663 459 Im Jahre 1799 entriß das russische Geschwader des Admirals Uschakow die Ionischen Inseln den Franzosen. Uschakow proklamierte auf den Inseln die Republik und führte eine Verfassung ein, die den Inseln weiteste Selbstverwaltung garantierte. Im Jahre 1807 wurden die Inseln erneut der Herrschart Frankreichs unterworfen und Napoleon I. setzte diese Verfassung faktisch außer Kraft. Im Jahre 1815 wurden die Inseln englisches Protektorat; eine neue Verfassung wurde eingeführt, die dem britischen LordOberkommissar der Inseln unbegrenzte Macht verlieh. Die wachsende Unzufriedenheit der griechischen Bevölkerung der Inseln mit der englischen Fremdherrschaft zwang 1849 die englische Regierung, in der Grey Kriegs- und Kolonialminister war, eine Reform durchzuführen, die die lokale Selbstverwaltung und die Wahlrechte der Ionier etwas erweiterte. 666 460 Am Printing House Square, einem Platz in London, befindet sich das Redaktionsgebäude der „Times". 667 461 Derby, von 1830 bis 1833 Staatssekretär für Irland, führte eine brutale Unterdrückungspolitik gegen das irische Volk durch. Im Gesetz über die zeitweilige Aufhebung der verfassungsmäßigen Garantien (Irish Coercion Act), das Derby 1833 im Parlament begründete und beschließen ließ, wurde die Versammlungsfreiheit in Irland abgeschafft, der Belagerungszustand verhängt, Kriegsgerichte eingesetzt und die Habeas-Corpus-Akte (Unverletzbarkeit der Person) aufgehoben. 668 462 arcades ambo (Arkadier beide) - aus der 7. Ecloge von Publius Vergilius Maro. Die beiden jungen Schäfer aus Arkadien, Corydon und Thyrsis, sind das Sinnbild zweier Freunde, die in vollen Zügen die Freuden des Lebens genießen. 669 463 clearance of estates (Lichten der Güter) - eine für England typische Form des Bauernlegens. Karl Marx sagt darüber in „Das Kapital", Bd. 1, Kapitel 24: „Der letzte große
Expropriationsprozeß der Ackerbauer vom Grund und Boden endlich ist das sog. Clear ing of Estates (Lichten der Güter, in der Tat Wegfegung der Menschen von denselben). Alle bisher betrachteten englischen Methoden kulminierten im .Lichten'... bis zum .Lichten' der Cottages..., so daß die Ackerbauarbeiter auf dem von ihnen bestellten Boden selbst nicht mehr den nötigen Raum zur eignen Behausung finden. Was aber .Clearing of Estates' im eigentlichen Sinne bedeutet...", so „zeichnet sich der Vorgang aus durch seinen systematischen Charakter, durch die Größe der Stufenleiter, worauf er mit einem Schlag vollzogen wird (in Irland haben Grundherrn es dahin gebracht, mehrere Dörfer gleichzeitig wegzufegen...) - und endlich durch die besondre Form des unterschlagenen Grundeigentums." 669 464 Unter Castlereaghs Duldung verübten die Orangisten 1798 und 1799 furchtbare Massaker unter der katholischen irischen Bevölkerung, bis schließlich Irland, bisher formal politisch selbständig, als eine Art Provinz an England angegliedert wurde. 669 465 „The Times", vom 14. Dezember 1858. 669 466 Phönix-Klub - irische Geheimgesellschaft, die aus den nach 1848 zerschlagenen irischen revolutionären Klubs entstanden war; in ihren Reihen waren hauptsächlich kleine Angestellte, Handlungsgehilfen und Arbeiter. Die Gesellschaft stand mit irischen revolutionären Emigranten in den USA in Verbindung. 1858 traten die meisten Mitglieder der Gesellschaft unter dem Einfluß der Propaganda des Führers der Fenier, Stephens, in die Geheimgesellschaft der Fenier ein. 670 467 Ribbonismus (vom engl, „ribbon" = Band) - Ende des 18. Jahrhunderts in Nordirland entstandene Bewegung der irischen Bauern, die sich in geheimen Organisationen vereinigten. Die Mitglieder dieser Organisation trugen als Emblem ein grünes Stoffband. Die Bewegung der Ribbonisten war eine der Formen des Volkswiderstandes gegen die Willkür der englischen Gutsbesitzer und gegen die gewaltsame Verjagung der Pächter vom Boden. Die Ribbonisten überfielen Gutsgehöfte und töteten die meistgehaßten Landlords und Gutsverwalter. Jedoch trug die Tätigkeit der Ribbonisten rein lokalen und individuellen Charakter ohne irgendein'gemeinsames Aktionsprogramm. 670 468 „The Daily Expreß" - englische Regierungszeitung in Dublin; erschien seit 1851. 670 469 Peep-oDay boys (Burschen der Morgendämmerung) - Mitglieder reaktionärer protestantischer Organisationen, die in den achtziger Jahren des 18. Jahrhunderts in Nordirland zur Bekämpfung der katholischen irischen Bevölkerung entstanden waren. Die Mitglieder dieser Gesellschaften genossen die offene Unterstützung der englischen Großgrundbesitzer und die stillschweigende Unterstützung der englischen Regierung, die religiösen Hader zwischen den protestantischen und katholischen Iren entfachte und förderte; sie drangen gewöhnlich im Morgengrauen (daher ihr Name) in die Häuser der Katholiken ein und plünderten sie aus, wobei sie Vorschützten, nach Waffen zu suchen, deren Besitz den Katholiken gesetzlich verboten war. De}enders (Verteidiger) - Mitglieder irischer katholischer Organisationen, die in den achtziger Jahren des 18. Jahrhunderts zum Schutz vor den Peep-o'Day boys entstanden waren. 671 470 In der „New-York Daily Tribüne" Nr. 5535 vom 17. Januar 1859 trägt der Artikel die Uberschrift „The Emanzipation Question" (Die Emanzipationsfrage). Da sie dem heutigen Leser keine Orientierung über den Inhalt des Artikels gibt, ist die neue Überschrift gewählt worden. 673 471 Gemeint ist das Hauptkomitee für die Bauernfrage (siehe Anm. 416). 673
472 Marx bezieht sich auf die Ereignisse der Französischen Revolution. In der Nacht zum 4. August 1789 verkündete die französische Nationalversammlung unter dem Druck der wachsenden Bauernbewegung feierlich die Aufhebung einer Reihe von Feudallasten, die damals von den aufständischen Bauern bereits beseitigt worden waren. Jedoch hoben die darauf folgenden Gesetze nur die persönlichen Dienste ohne Loskauf auf. Die „Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte" wurde am 26. August 1789 von der französischen Nationalversammlung beschlossen. Einer der Hauptpunkte der Deklaration war die Verkündung von Freiheit und Eigentumsrecht zum natürlichen und unveräußerlichen Recht des Menschen. 676 473 Papst Pius IX. trat, um ein Anwachsen der Volksbewegung zu verhindern, kurz nach seiner Wahl im Jahre 1846 als Initiator einer Reihe liberaler Reformen auf (Teilamnestie für politische Gefangene, Abschaffung der Vorzensur usw.). 676 474 Marx meint das „Reglement über die gutsherrliche Verwaltung leibeigener Bauern des St. Petersburger Gouvernements, verfaßt vom St. Petersburger Adelskomitee" und vergleicht dieses Dokument, das etwa am 5. Dezember 1857 erschien, mit der „petition of rights" (Petition der Rechte), die das englische Parlament am 28. Mai 1628 König Karl I. vorlegte und in der es eine bedeutende Einschränkung der königlichen Macht forderte. 679 475 Im Jahre 1807 wurde in Preußen die persönliche Abhängigkeit der Bauern vom Gutsbesitzer zwar abgeschafft, aber alle Feudallasten und die Polizeigerichtsbarkeit der Gutsbesitzer über die Bauern blieben bestehen. Obwohl diese Reform sehr inkonsequent war, versuchten die Gutsbesitzer auf jede Art und Weise ihre Durchführung zu hemmen und widersetzten sich der Durchführung einer Reform der ländlichen Selbstverwaltung. Im Jahre 1808 erlangten sie das Recht, sich Bauernland anzueignen. Obwohl den Bauern 1811 das Recht eingeräumt wurde, sich von den Feudallasten loszukaufen, konnten sie auf Grund der schweren Loskaufbedingungen dieses Recht praktisch meist nicht in Anspruch nehmen. Der Prozeß der Bauernbefreiung von der feudalen Abhängigkeit zog sich in Preußen jahrzehntelang hin. 681 476 Söhne des Teut - poetischer Ausdruck für Teutonen; Teut - ein von der klopstockschen Schule gegen Ende des 18. Jahrhunderts erfundener Name eines altgermanischen Gottes, zu dem das Wort Teutonen Veranlassung gegeben hat. Alte Quellen kennen keinen solchen Gott. 683 477 Romantische Schule - reaktionäre Richtung in der Ökonomie, Geschichtsschreibung, Literatur und Kunst; sie existierte von Anfang bis Mitte des 19. Jahrhunderts; ihre Vertreter kritisierten den Kapitalismus vom Standpunkt des Feudaladels und forderten die Rückkehr zu mittelalterlichen Zuständen. 684 478 „Berliner polnisches Wochenblatt1 - extrem reaktionäre Zeitung, die von 1831 bis 1841 erschien; sie genoß die Unterstützung und Förderung des Kronprinzen Friedrich Wilhelm (seit 1840 König Friedrich Wilhelm IV.). 684 479 main morte (Recht der toten Hand) - im Mittelalter Recht des Feudalherrn auf den Besitz seines verstorbenen Leibeigenen. In der Praxis mußten die eigentlichen Erben eine Natural- oder Geldabgabe in beträchtlicher Höhe an den Feudalherrn zahlen, um in den Besitz des Erbes zu gelangen. 685 480 Ein reichsunmittelbarer Fürst (in der „New-York Daily Tribüne" deutsch) war bis zur Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation (1806) jeder deutsche Fürst, der unmittelbar dem Kaiser unterstand. 686
Literaturverzeichnis einschließlich der von Marx und Engels erwähnten Schriften
Bei den von Marx und Engels zitierten Schriften werden, soweit sie sich feststellen ließen, die vermutlich von ihnen benutzten Ausgaben angegeben. In einigen Fällen, besonders bei allgemeinen Quellen- und Literaturhinweisen, wird keine bestimmte Ausgabe angeführt. Gesetze und Dokumente werden nur dann nachgewiesen, wenn aus ihnen zitiert wurde. Einige Quellen konnten nicht ermittelt werden.
I. Werke und Aufsätze genannter und anonymer Autoren
Allerhöchster Erlaß Vom 7.Oktober 1858, betreffend die Aufforderung an Seine Königliche Hoheit den Prinzen von Preußen zur Übernahme der Regentschaft. In: Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten. Berlin 1858. 604 605 609 Aristoteles: Werke. Schriften zur Rhetorik und Poetik. 3. Bdch. Ubers, von Leonhard Spengel und Chr. Walz. Stuttgart 1840. In: Griechische Prosaiker in neuen Übersetzungen hrsg. von G. L. F. Tafel, C.N. v. Osiander, und G.Schwab. 201. Bdch. Stuttgart 1840.243
Blackstone, W[illiam\: Commentaries on the laws of England. A new ed., with practical notes, by Joseph Chitty. Vol. 1-4. London 1840. 288 Bonaparte, Louis-Napoleon: Histoire du canon dans les armees modernes... Paris 1848. 417 Bonaparte, Napoleon-Louis: Des idees napoleoniennes. Paris 1839. 415 Bunyan, John: Pilgrim's progress, with notes by T. Scott. 2nd ed. o. O. 1802. 392 Butler, [Samue/]: Hudibras, a poem written in the time of the civil wars. T. 1-3. Londres 1853. 637 Byron, George Gordon Noel: English bards and Scotch reviewers a satire. Geneva 1820 (siehe auch Anm. 4). 5
Campbell, George: Modern India, a sketch of the system of civil government. With some account of the natives and native institutions. London 1853. 516 Cervantes Saavedra, Miguel de: Gespräch zwischen Cipion und Berganza, den Hunden des Auferstehungshospitals. In: Die beispielhaften Novellen. 448 48 Marx/Engels, Werke, Bd. 12
Code Napoleon (siehe auch Anm. 39). 28 A collection of treaties, engagements and sanads relating to India and the neighbouring countries. Gompiled by C. U. Aitchison... Rev. and continued up to the 1 st of June 1906. By the authority of the Foreign Department. Vol. 1. Calcutta 1909. 472 473 Cooke, George Wingrove: China, being „The Times" special correspondence from China in the years 1857-58. Reprinted by permission. London and New York 1858. 623 Correspondence respecting insults in China. Presented to the House of Commons by command of Her Majesty. o. 0. 1857. 151
Disraeli, Benjamin: The young duke. In: The works of DTsraeli the Younger. Vol. 1. Philadelphia 1839. 445 Dod, Charles Rodger: The parliamentary pocket companion, for the year 1855. London 1855. 198 Dureaudela Malle, \Adolphe-Jules-Cesar-Auguste]: Economie politique des Romains. T. 1-2. Paris 1840. 420
Die Edda. 633 Erlaß des Königs an den Prinzen von Preußen siehe Allerhöchster Erlaß... Erlaß seiner Königlichen Hoheit des Prinzen von Preußen vom 9. Oktober 1858, die Übernahme der Regentschaft und die Einberufung der beiden Häuser des Landtages betreffend. In: GesetzSammlung für die Königlichen Preußischen Staaten. Berlin 1858. 604 605
[Fourier, Charles]: Theorie des quatre mouvements et des destinees generales. Prospectus et annonce de la decouverte. Leipzig 1808. 34
Gibbon, Edward: The history of the decline and fall of the Roman empire. London 1776-1788, 243 Gladstone, W[illiam] E[wart]: Studies on Homer and the Homeric age. Oxford 1858 (siehe auch Anm. 458). 663 [La Gueronniere, Louis-Etienne]: L'Empereur Napoleon III et l'Angleterre. Paris 1858 (siehe auch Anm. 328). 407 432
Hansemann, David: Preußen und Frankreich. Staatswirtschaftlich und politisch, unter vorzüglicher Berücksichtigung der Rheinprovinz, 2. verb. u. verm. Aufl. Leipzig 1834. 637 Hauff, V/[ilhelm]: Der Affe als Mensen. 594 Heine, Heinrich: Buch der Lieder. 41 Homer: Ilias. 633 Hugo, Victor: Napoleon le petit. Londres 1852. 425
Lelewel, J[oachim]: Considerations sur l'6tat politique de Tancienne Pologne et sur l'histoire de son peuple. Paris 1844. 421
MacGregor, J[ohn]: Commercial tariffs and regulations, resources, and trade, of the several states of Europe and America. London 1841-1850. 586
Martin, Robert Montgomery: China; political, commercial, and social; in an official report to Her Majesty's government. Vol. 1-2. London 1847. 549-551 Mazzini, Joseph: To Louis Napoleon. 4th ed. London 1858. 421-424 Memoire du conseil federal sur la question de Neuchätel. Berne, Neuchatel 1856. 95 Mill, John Stuart: Principles of political economy with some of their applications to social philosophy. London 1848. 541 Moliere, [Jean-Baptiste]: Le malade imaginaire (siehe auch Anm. 456). 661 - Le medecin malgre Iui. 661 - Le Tartuffe, ou l'imposteur. 288 Montalembert, Charles-Forbes-de'Tryon: Un debat sur I'Inde au parlement anglais. London 1858 (siehe auch Anm. 455). 627-629 657 [Montesquieu, Charles-de-Secondat de]: Consi derations sur Ies causes de la grandeur des Romains et de Ieur decadence. Amsterdam 1734. 243 420 421 Mosen, Julius: Die letzten Zehn vom 4. Regiment. In: Gedichte. Leipzig 1836. 374 Mozart, W[olJgang] A[madeus]: Die Entfüh rung aus dem Serail. 288
Nolan, L[ewis] E[dtoard]: Cavalry; its history and tactics. London 1851. 211
Pindaros: Werke. Urschrift, Übersetzung in den Pindarischen Versmaßen und Erl. von Friedrich Thiersch. I.T., die Einl., die olympischen und die pythischen Siegesgesänge enthaltend. Bd. 1-2. Leipzig 1820 (siehe auch Anm. 154). 149 Price, Richard: An appeal to the public, on the sübject of the national debt. A new ed. London 1774. 448 - Observations on reversionary payments; on schemes for providing annuities for widows, and for persons in old age; on the method of calculating the values of assurances on lives; and on the national debt... London 1773. 448 [Pückler-Muskau, Hermann von]: Briefe eines Verstorbenen. Ein fragmentarisches Tagebuch aus Deutschland, England, Wales, Irland und Frankreich, geschrieben in den Jahren 1826 und 1829. Bd. 1-2. München 1830. 639
Report from the Select Committee on Bank Acts; together with the proceedings of the committee, minutes of evidence, App. and Ind. Ordered, by the House of Commons, to be printed. 30 July 1857. o. 0. u. J. 539-543 570-573 Reports of the Inspectors of Factories to Her Majesty's Principal Secretary of State for the Home Department, for the half year ending 31 st October 1856. Presented to both Houses of Parliament by command of Her Majesty. London 1857. 183-185 190 Reports of the Inspectors of Factories to Her Majesty s Principal Secretary of State for the Home Department, for the half year ending 31 st October 1857. Presented to both Houses of Parliament by command of Her Majesty. London 1857. 456 460 Return of the lunatic asylums in England and Wales. 19 and 21 April 1858. o. O. u. J. 535 Ricardo, David: On the principles of political economy, and taxation. 2nd ed. London 1819.20
Schiller, Friedrich: Das Lied von der Glocke. 633 - Die Räuber. 524 Shakespeare, William: Heilige Drei-Königs-Abend oder Was ihr wollt. 636 - König Johann. 149 - König Richard der Dritte. 149. - Maß für Maß. 141 - Ein Sommernachtstraum. 5 - Der Sturm. .14 - Timon von Athen. 201 [Sieges, Emmanuel- Joseph]: Que'est-ce que le tiers-etat? o. 0.1789. 637 Strabons Erdbeschreibung, in 17 Büchern nach berichtigtem griechischen Texte unter Begleitung kritischer und erkl. Anm., verdeutscht von Christoph Gottlieb Groskurd. Berlin u. Stettin 1833. 90
Tasso, Torquato: Gerusalemme liberata. 412 Tausend und Eine Nacht. Arabische Erzählungen (siehe auch Anm. 189). 180 597 Tooke, Thomas: A history of prices, and of the State of circulation, from 1793 to 1837; preceded by a brief sketch of the State of the com trade in the last two centuries. Vol. 1—2. London 1838. 337 - A history of prices, and of the State of circulation, in 1838 and 1839 ... London 1840. 337 - A history of prices, and of the State of circulation, from 1839 to 1847 inclusive. With a general review of the currency question etc. London 1848. 337 - and William Newmarch: A history of prices, and of the State of the circulation during the nine years 1848-1856. London 1857. 337 Torture (Madras). Return to an order of the honourable the House of Commons, dated 23 July 1855; - for, copy of report of the commission for the investigation of alleged cases of torture at Madras, o. O. 185 5. 268 270-272 Touchard-Lafosse: Chroniques de l'Oeil-de-Boeuf. Paris 1829-1833. 652 Traitede paix entre la Grande-Bretagne et laPerse, signe ä Paris, le 4 mars 1857. In: Nouveau recueil generai de traites... Continuation du Grande Recueil de Martens, par Charles Samwer. T. 16. Gottingue 1860. 226-229
Verfassungs-Urkunde für den Preußischen Staat vom 31. Januar 1850. In: Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten. Berlin 1850 (siehe auch Anm. 428). 604 605 614-617 619 Vergilius Maro, P[ublius]: Bucolica. Georgica. Aeneis (siehe auch Anm. 462). 669 Voltaire, Franqois-Marie-Arouet-de: L'enfant prodigue. 242
II. Periodica
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Berliner politisches Wochenblatt (siehe auch Anm. 478). 684 The Bombay Courier (siehe auch Anm. 269). 310 The Bombay Gazette (siehe auch Arim. 280). 329 The Bombay Times (siehe auch Anm. 233). 250 251
The Calcutta Gazette (siehe auch Anm. 260). 294 Chronicle siehe The Morning Chronicle Cobbett's Weekly Political Register. (London) (siehe auch Anm. 7 und 17). 6 - vom 5. Juli 1806. 8 - vom 23. August 1806. 10 11 - vom 30. August 1806. 6 8 - vom 20. August 1808. 10 - vom 3. Februar 1809. 11 - vom 25. Februar 1809. 12 13 - vom 4. März 1809. 13 - vom 25. März 1809. 13 Le Constitutionnel, Journal politique, litteraire, universel. Paris (siehe auch Anm. 70).< 55 402 413 450 451 ' - vom 31. Januar 1858. 402 - vom 7. Juni 1858. 505 / The Continental Review. London (siehe auch Anm. 338). 415 Le Correspondant. Paris (siehe auch Anm. 435). 627
The Daily Express. Dublin (siehe auch Anm. 468). 670 The Daily News. London (siehe auch Anm. 107). 107 275 277 323 451 663 - vom 5. Oktober 1857. 306 • < The Daily Telegraph. London (siehe auch Anm. 415). 588 Dio e Popolo. (Genua). 579
The Economist. Weekly Commercial Times, Bankers* Gazette, and Railway Monitor: a political, literary, and general newspaper. London (siehe auch Anm. 82). 324 501 565 568 585 - vom 28. August 1847. 550 - vom 27. September 1856. 62 - vom I.November 1856. 74 - vom 7. November 1857. 324 325 - vom 13. Februar 1858. 397 - vom 10. April 1858. 437 452 453 - vom 17. April 1858. 453-455 - vom 29. Mai 1858. 501 - vom 4. September 1858. 565 566 The Edinburgh Review, or Critical Journal (siehe auch Anm. 126). 129 404 UEtoile du Danube. (Bruxelles) (siehe auch Anm. 236). 256 The Examiner. London (siehe auch Anm. 188). 179
Le Figaro. Paris (siehe auch Anm. 385). 489 The Free Press. London (siehe auch Anm. 275). 324 559 - vom 11. November 1857. 325 - vom 23. Dezember 1857. 359 360 - Suppl. Nr.8, 1857. 268-272 - vom 22. September 1858. 586 - vom 24. November 1858. 599 665-667 The Friend of India. Serampur (siehe auch Anm. 267). 308 310
Gaceta de Madrid (siehe auch Anm. 50). 40 The Globe and Traveller. London (siehe auch Anm. 273). 323 378 664
Hansard's Parliamentary Debates: Third Series... Vol. 141. London 1856. 5-14 - Voi. 144. London i 857. i 37-141 145-148 150 - Vol. 145. London 1857. 226 - Vol. 146. London 1857. 137 - Vol. 147. London 1857. 244-246 249 253 265 266 - Vol. 148. London 1858. 342 473 474 - Vol. 150. London 1858. 503 504 507-511 - Vol. 151. London 1858. 513 532
L'Independance Beige. Bruxelles (siehe auch Anm. 86). 81
Journal de Constantinople (siehe auch Anm. 409). 561 Journal des Chemins de Fer, des Mines et des Travaux Publics. Paris (siehe auch Anm. 83). 76 Journal des Debats politiques et litteraires. Paris (siehe auch Anm. 37). 27 41 72 391 402 - vom 22.Juli 1856. 39 Journal de Madrid (siehe auch Anm. 55). 43 The Journal of Psychological Medicine and Mental Pathology. London (siehe auch Anm. 398). 531
Königlich-Preußischer Staats-Anzeiger. Berlin (siehe auch Anm. 437). 632 660 662
The Manchester Guardian. (Siehe auch Anm. 179). 170 The Merchant's Magazine and Commercial Review. New York (siehe auch Anm. 406). 550 Military Spectator. London (siehe auch Anm. 268). 308 The Mofussilite. Mirat, Agra, Ambala (siehe auch Arim. 247). 278 Le Moniteur universel. Paris (siehe auch Anm. 38). 27 37 38 77 209 389-392 401 407-410 413 418 425 426 428-430 435 451 - vom 8. August 1802. 428 429 - vom I.Februar 1803. 430 - vom 3. März 1803.432 - vom I.Dezember 1821. 398 - vom 15. Juli 1849. 435 - vom 3. März 1854. 644 - vorn I.Mai 1854. 28 29 32 - vom 21. Juni 1854. 29 30 - vom 9. März 1856. 204 205 - vom 26. April 1856. 20 21 34-36 - vom I.Juni 1856. 27 - vom 24. Juli 1856. 37 - vom 7. Oktober 1856. 60 - vom 30. April 1857. 203-207 209 - vom 12. Dezember 1857. 348 - vom 15. Januar 1858. 390 - vom 3. Februar 1858. 392 - vom 27. Februar 1858. 408
Le Moniteur universel, vom 7. März 1858. 407 - vom 9. März 1858. 410 - vom 11. März 1858. 407 - vom 5-6. April 1858. 438 - vom !!. A-ril ! 858. 434 - vom 18. November 1858. 645-647 The Morning Advertiser. (London) (siehe auch Anm. 191). 181 182 306 527 The Morning Chronicle. London (siehe auch Anm. 16). 10 323 666 The Morning Herald. London (siehe auch Anm. 57). 44 323 TAo TU«»-"'-"« P«»' fl—J 1- A—. ma nn ioi 9^1 C97 ins ./.</• <1111,5 1 tro... Vi.uuuuii/ ^.316110 auui f-liiln. HJJ. IUU 1 #7 101 zui jlj JLi The Morning Star. London (siehe auch Anm. 414). 587 663
National-Zeitung. Berlin (siehe auch Anm. 429). 617 618 Neue Preußische Zeitung. Berlin (siehe auch Anm. 446). 640 659 687 - vom 11. November 1858. 640 New- York Daily Tribüne (siehe auch Anm. 20). 137 256 557-559 The New- York Herald (siehe auch Anm. 369). 452 The North British Daily Mail. Glasgow (siehe auch Anm. 281). 336
The Observer. London. 664 L'Opinione. Turin (siehe auch Anm. 286). 350 The Overland Friend of China. Viktoria (Hongkong) (siehe auch Anm. 135). 139 550
La Patrie. Paris (siehe auch Anm. 332). 410 451 452 455 505 Le Pays. Paris (siehe auch Anm. 234). 252 Pensiero ed Azione. (London) (siehe auch Anm. 411). 579 The People's Paper. London (siehe auch Anm. 1). 3 Pester Lloyd (siehe audh Anm. 172). 166 Le Phare de la Loire. Nantes (siehe auch Anm, 302). 391 The Phoenix. Kalkutta (siehe auch Anm. 296). 381 Le Pouvoir. Paris (siehe auch Anm. 368). 452 La Presse. Paris (siehe auch Anm. 53). 42 75 La Presse d'Orient. Konstantinopel. 558-562 The Press. London (siehe auch Anm. 187). 179 - vom 25. Juli 1857. 251 252 Punch, or the London Charivari (siehe auch Anm. 156). 150 407
Le Siecle. Paris (siehe auch Anm. 384). 488 The Somerset County Gazette. Taunton (siehe auch Anm. 395). 527 Le Spectateur. Paris (siehe auch Anm. 302). 391 Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Hamburg (siehe auch Anm. 359). 432 The Standard. London (siehe auch Anm. 274). 323 The Sun. London (siehe auch Anm. 191). 181
The Times. London (siehe auch Anm. 33). 20 21 53 72 150 151 169 179 227 266 287 288 299 344 362 378 391 428 445 463 467 469 493 504 527 528 566 589 624 - vom 12. Mai 1856. 17-19 - vorn 21. Mai 1856. 21 - vom 30. Mai 1856. 20 - vom 5. Juni 1856.31 32 - vom 26. Dezember 1856. 132 - vom 2. Januar 1857.102-107 - vom 7. Januar 1857. 103 104 106 - vom 14. Februar 1857. 129 - vom 21. Februar 1857. 134 - vom 27. Februar 1857. 141 - vom 5. März 1857. 147 - vom 20. März 1857. 160 161 - vom 21. März 1857. 162 163 - vom 7. April 1857. 179 - vom 30. April 1857. 200 201 - vorn 9. Juli 1857. 234 - vom 15. Juli 1857. 239 240 - vom 23. Juli 1857.247 - vom 29. Juil 1857. 249 - vom 31. Juli 1857. 249 275 - vom 13. August 1857. 276 - vom 19. August 1857. 287 - vom 21. August 1857. 266 - vom 22. August 1857. 286
The Times, vom 25. August 1857. 286 - vom 3I.August 1857. 286 287 - vom 2. September 1857. 277 - vom 4. September 1857. 293 - vom 29. September 1857. 298 - vom S.Oktober 1857. 302-304 - vom 6. November 1857. 316 - vom 26. November 1857. 335 - vom 2I.Dezember 1857. 360 - vom 6. Januar 1858. 380 - vom 13. Januar 1858. 369 372-376 - vom 27. Januar 1858. 385 - vom 28. Januar 1858. 385 - vom 30. Januar 1858. 384 - vom I.Februar 1858. 391 - vom 6. Mai 1858. 469 470 - vom 31. Mai 1858. 493-495 - vom I.Juni 1858. 503 - vom 8. Juni 1858. 505 - vom 19. Juli 1858. 529-531 - vom 27. September 1858. 585 - vom 16. November 1858. 664 - vom 3. Dezember 1858. 659 - vom 14. Dezember 1858. 669 - vom 22. Dezember 1858. 670 The Trae Briton. London (siehe auch Anm. 357). 429
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Volks-Zeitung. Berlin (siehe auch Anm. 429). 617
Karl Marx und Friedrich Engels Daten aus ihrem Leben und ihrer Tätigkeit (April 1856 bis Januar 1859)
1856 14. April Auf Einladung der Redaktion des Chartistenorgans „The People's Paper" nimmt Marx an der Jubiläumsfeier zum vierten Gründungstag der Zeitung teil. Er nutzt das ihm zugestandene Recht, als erster Redner aufzutreten, und spricht über die welthistorische Rolle des Proletariats. Marx weist darauf hin, daß die Revolution von 1848/49 unvollendet geblieben ist, und betont, daß die Widersprüche der kapitalistischen Gesellschaft unvermeidlich zur sozialen Revolution und zum Sieg des Proletariats führen werden. Aufzeichnungen von Marx' Rede werden am 19. April im „People's Paper" veröffentlicht. Dem Redakteur dieser Zeitung, Jones, leistet Marx weiterhin durch Artikel und Ratschläge ständige Hilfe. Zweite Aprilhälfte Marx setzt seine bereits im Februar 1856 begonnenen Studien der eng1856 bis März 1857 Iisch-russischen Beziehungen des 18. Jahrhunderts fort. Er fertigt Konspekte von diplomatischen Dokumenten und Geschichtsliteratur in englischer, deutscher und französischer Sprache an, und macht insbesondere Auszüge aus den Arbeiten von Motley, Segur, Boyer u. a. 16. April Marx studiert die Perspektiven eines neuen revolutionären Aufschwungs in Deutschland und entwickelt die Idee des Bündnisses der Arbeiterklasse mit der Bauernschaft weiter. In einem Brief an Engels schreibt er: „Die ganze Sache in Deutschland wird abhängen von der Möglichkeit, die proletarische Revolution durch eine Art zweite Auflage des Bauernkrieges zu unterstützen." Marx schickt Engels neben anderen Materialien auch das „Lied vom Heereszug Igors". Etwa 25. April Marx schreibt einen Artikel über die Debatten im Oberhaus, die dadurch ausgelöst worden sind, daß das Denkmal des Herzogs von York vom Waterloo-Platz in London entfernt werden soll. Diese Arbeit geißelt den Lebenswandel des königlichen Herzogs und damit das Schmarotzertum und die Laster der englischen aristokratischen Gesellschaft. Sie wird am 26. April unter dem Titel „Das Oberhaus und das Denkmal " des Herzogs von York" im „People's Paper" veröffentlicht.
26. April Marx schickt Engels einen Brief, den er von Johannes Miquel, einem ehemaligen Mitglied des Bundes der Kommunisten, erhalten hat und in dem dieser Marx bittet, ihm seinen Standpunkt zur Frage der Beziehungen der proletarischen Partei zur Bourgeoisie in einer kommenden Revolution mitzuteilen; dabei äußert Miquel die Meinung, daß das Proletariat alle Maßnahmen vermeiden müsse, die die Bourgeoisie erschrecken könnten. Anfang Mai Marx erhält einen Brief von Adolph Hamacher aus Köln mit einem Gruß der Kölner, Elberfelder und Solinger Arbeiter. Hamacher wendet sich im Zusammenhang mit den Meinungsverschiedenheiten zwischen den Arbeiterorganisationen Kölns und Düsseldorfs an Marx und bittet ihn, einen Vertreter aus London zu entsenden, damit die Fragen der Arbeiterbewegung in der Rheinprovinz erörtert werden können. Marx beabsichtigt, nach Köln einen Brief zu schreiben, der aus Gründen der Konspiration durch seine Frau befördert werden soll. Zwischen dem Marx schickt Imandt, einem ehemaligen Mitglied des Bundes der Kom5. und 15. Mai munisten, Material über Kossuth nach Dundee. Imandt benutzt dieses Material für seine Artikel, die in einigen Lokalzeitungen erscheinen. Mitte Mai Engels unternimmt eine Reise durch Irland. Er besucht Dublin, Galway, Limerick, Tralee und andere Städte; überall bemerkt er die Verarmung und das Elend der irischen Bevölkerung, hervorgerufen durch die Eroberungskriege der Engländer und ihre Kolonialpolitik in Irland. Etwa 16. Mai Marx schreibt über die Innen- und Außenpolitik des Königreichs Sardinien. Der Artikel erscheint unter dem Titel „Sardinien" am 17. Mai im „People's Paper" und am 31. Mai in der „New-York Daily Tribüne". Etwa 18. Mai Marx ist schwerkrank und zeitweise nicht imstande zu arbeiten; der bis 3. Juni Arzt rät ihm, sich außerhalb Londons zu erholen. 23. Mai Nachdem Engels aus Irland nach Manchester zurückgekehrt ist, schreibt er an Marx einen Brief, in dem er eine ausführliche Analyse der Lage in Irland gibt und Irland als die „erste englische Kolonie" bezeichnet. Juni Marx studiert die Tätigkeit der französischen Aktienbank Credit mobiiier und schreibt darüber drei Artikel. Der erste dieser Artikel erscheint unter dem Titel „Der französische Credit mobiiier" am 7. Juni im „People's Paper" = Alle Arbeiten werden unter dem gleichen Titel am 21. und 24.Juni sowie am 1 I.Juli in der „New-York Daily Tribüne" veröffentlicht. Juni bis September Engels macht sich mit dem neuen Buch des französischen Militärschriftstellers Bazancourt „L'Expedition de Crimee jusqu'a la prise de Sebastopole" bekannt. Das Buch ist vom bonapartistischen Gesichtspunkt aus geschrieben; Engels macht daraus Auszüge, die er „Saint-Arnaud" betitelt. Etwa 7. Juni Marx reist mit Pieper von London nach Hull und von dort nach Mandls Mitte Juli ehester zu Engels.
28. Juni bis Marx veröffentlicht in den Zeitungen „The Sheffield Free Press" und 2. August in der Londoner „Free Press" unter dem Titel „Enthüllungen über die Geschichte der Diplomatie des 18. Jahrhunderts" von ihm gesammelte diplomatische Schriftstücke und Dokumente, die er mit entsprechenden Erklärungen und Bemerkungen versieht. Mit dieser Veröffentlichung sollte eine von Marx geplante Arbeit über die englischrussischen Beziehungen im 18. Jahrhundert begonnen werden. Marx stellt jedoch die Veröffentlichung der „Enthüllungen" ein, weil die Redaktion Entstellungen des Textes zuließ und willkürlich Kürzungen vornahm. Etwa Anfang Juli In seinem Brief an Miquel, den er zuvor mit Engels und Wilhelm Wolff beraten hat, geht Marx ausführlich auf den Charakter und die Triebkräfte der bevorstehenden Revolution in Deutschland ein. Marx erklärt, daß der einzige Verbündete des Proletariats in einer künftigen Revolution die Bauernschaft ist und beharrt auf der Notwendigkeit eines schonungslosen Kampfes gegen die Bourgeoisie. Miquel gibt Marx* Brief an Freunde und Gleichgesinnte weiter. 25. Juli bis Im Zusammenhang mit den revolutionären Juliereignissen in Madrid Anfang August schreibt Marx zwei Aufsätze mit einer Charakteristik und Einschätzung der spanischen Revolution von 1856. Sie werden als Leitartikel in der „New-York Daily Tribüne" vom 8. und 18. August veröffentlicht. Anfang August Engels lehnt das Vorhaben seines Schwagers Emil Blank ab, bei den preußischen Behörden um eine Amnestie für sich nachzusuchen. Engels drohte Verhaftung wegen seiner Teilnahme' an der Revolution von 1848/49 in Deutschland. Zweite Augusthälfte Engels hält sich in London auf, um sich mit seiner Mutter zu treffen, die für einige Zeit nach England gekommen ist. 16. August 1856 In der Londoner Zeitung „The Free Press" wird unter dem Titel bis 1. April 1857 „Enthüllungen über die Geschichte der Diplomatie des 18. Jahrhunderts" die Einführung zu der von Marx geplanten Arbeit über die englisch-russischen Beziehungen im 18. Jahrhundert im Umfange von fünf Druckbogen veröffentlicht. Im Unterschied zur ersten Publikation der „Enthüllungen" in der „Sheffield Free Press" und in der „Free Press" ist diese Publikation vollständiger. Ein bedeutender Teil der Einführung besteht aus diplomatischen Schreiben, Dokumenten und historischen Schriften. Die eigentliche Arbeit, die nach den Vorstellungen von Marx einen Umfang von 20 Druckbogen haben sollte, wurde nicht geschrieben. Ende August Marx erhält von Wilhelm Wolff die Mitteilung vom Tode des ehemaligen Mitglieds des Bundes der Kommunisten und Freundes von Marx und Engels, des proletarischen Dichters Georg Weerth, der in Havanna verstorben war. Etwa 8. September Wegen familiärer Sorgen im Zusammenhang mit der Krankheit seiner bis Dezember Frau und dem Umzug in eine neue Wohnung findet Marx wenig Zeit, für die „New-York Daily Tribüne" zu schreiben.
Mitte September Marx erhält von Dana fünfzehn Artikel von Engels über den Panslawismus sowie drei eigene Aufsätze über die Donaufürstentümer zurück, die die Redaktion der „New-York Daily Tribüne" nicht druckte, weil sie unter dem Einfluß eines Mitarbeiters, des Panslawisten Gurowski, stand. 22. September Marx trifft sich mit Olmstedt, einem Vertreter der amerikanischen Verlagsfirma Putnam. An diesem Treffen nimmt auch der Dichter Ferdinand Freiligrath, ein ehemaliges Mitglied des Bundes der Kommunisten, teil, mit dem Marx in London ständig verkehrt. Olmstedt bestellt einen Artikel über den Krimkrieg in Verbindung mit dem Buch Bazancourts, sowie eine Arbeit zum Thema „Schiffe gegen Festungen" und andere militärische Themen. Er bittet Marx außerdem, über den kürzlich verstorbenen Heinrich Heine zu schreiben. Etwa 26. September Anläßlich der beginnenden Krise auf dem internationalen Geldmarkt bis etwa schreibt Marx die ersten vier Beiträge zu diesem Thema. Drei von ihnen 17. Oktober werden als Leitartikel in der „New-York Daily Tribüne" vom 9. und 27. Oktober sowie vom 1. November und einer als Korrespondenz mit der Uberschrift „Die Geldkrise in Europa" am 15. Oktober veröffentlicht. Engels teilt Marx mit, daß er beabsichtigt, einen Nekrolog auf Georg Weerth zu schreiben, den er in einer Berliner Zeitung unterbringen will. Außerdem übermittelt er Marx seine Eindrücke über die Symptome und Perspektiven der heraufziehenden Wirtschaftskrise. Engels nimmt an, daß die Krise im Sommer 1857 ausbrechen wird. Angesichts der heraufziehenden Wirtschaftskrise nimmt Marx seine Studien der politischen Ökonomie wieder auf und studiert insbesondere die Frage des Silbers. Marx zieht in einen gesünderen Bezirk Londons, nach 9, Grafton Terrace, Maitlandpark, Haverstockhill, Hampstead Road. Marx erhält aus Paris von dem deutschen Emigranten Richard Reinhardt die Jahresberichte des Credit mobiiier und benutzt sie für seine Arbeiten. Zweite Marx studiert die Geschichte Polens und interessiert sich besonders für Oktoberhälfte 1856 die polnische Frage in den Revolutionen des 18. und 19. Jahrhunderts. bis März 1857 Er zieht die Schlußfolgerung, daß man seit 1789 die Intensität und die Lebensfähigkeit aller Revolutionen ziemlich sicher an ihrem Verhalten zu Polen messen kann; er liest Mieroslawskis Arbeit „Die Rolle Polens im europäischen Gleichgewicht" und Lelewels Arbeiten „Histoire de la • commune polonaise du dixieme aux dix-huitieme siede", Bd. 1, und „Consideration sur l'etat politique de l'ancienne Pologne et sur l'histoire de son peuple". Etwa 30. Oktöber Engels beendet seine Arbeit über das Buch Bazancourts und betitelt sie „Saint-Arnaud". Marx zollt diesem Aufsatz hohe Anerkennung und schickt ihn an die Redaktion des New-Yorker „Putnam's Monthly"; / der Aufsatz wird jedoch nicht veröffentlicht. 26. September Ohtober Anfang Oktober Nach dem 3. Oktober
30. Oktober Die Vorbereitung der englischen Regierung zu einer Expedition in len Persischen Golf und zur Besetzung der Insel Charak veranlaßt Marx über Persien zu schreiben. In diesem Aufsatz entlarvt er die aggressive Außenpolitik Englands in Asien. Die Redaktion der „New-York Daily Tribüne" veröffentlicht diese Arbeit erst am 7. Januar 1857 stark gekürzt als Leitartikel. Marx schreibt für die „New-York Daily Tribüne" zwei Beiträge über die europäische Finanz- und Handelskrise, die als Leitartikel am 22. November und 6. Dezember veröffentlicht werden. Engels studiert Literatur über das Seekriegswesen im Zusammenhang mit der Vorbereitung einer Serie für „Putnam's Monthly". Für seine Arbeit „Schiffe gegen Festungen" liest er hauptsächlich W.James' „Naval history of Great Britain from 1793-1820". Engels teilt Marx eine Reihe Fakten mit, die von einer Verschärfung der Finanzkrise in Europa, von einer drohenden Krise in Frankreich, von der abenteuerlichen Politik Napoleons III. und den sich in Frankreich herausbildenden günstigen Bedingungen für den Beginn einer Revolution zeugen. Er schreibt auch über die Taktik der proletarischen Partei in der bevorstehenden Revolution. Ende November Marx schreibt für die „New-York Daily Tribüne" zwei ökonomische Artikel über Österreich, die unter dem Titel „Der Seehandel Österreichs" am 9. Januar und am 4. August 1857 veröffentlicht werden. Etwa 2. Dezember Anläßlich des Neuenburger Konfliktes zwischen Preußen und der Schweiz studiert Marx die Geschichte Preußens; er teilt Engels eine Reihe kritischer Bemerkungen zur preußischen Geschichte mit und schreibt einen Aufsatz unter dem Titel „Das göttliche Recht der Hohenzollern", der am 13. Dezember 1856 im „People's Paper" und am 9. Januar 1857 in der „New-York Daily Tribüne" veröffentlicht wird. Etwa 7. November und etwa 21. November Zweite Novemberhälfte 17. November
1857 Januar bis Februar Marx schreibt an einer Arbeit, die sich gegen die Broschüren Bruno Bauers über Rußland und England richtet. Diese Arbeit blieb unvollendet. In dieser Zeit studiert Marx die russische Geschichte und verfaßt eine tabellarische Übersicht der historischen Ereignisse in Rußland von 973 bis 1676; er liest Lallerstedts Buch „La Scandinavie, ses craintes et ses esperances". Januar bis März Engels ist mit Arbeit im Kontor überladen. Deshalb findet er kaum Z&t, für die „New-York Daily Tribüne" zu schreiben. Marx studiert und konspektiert Regnaults Buch „Histoire ... des principautes danubiennes". 7. Januar Marx schickt an die Redaktion der „New-York Daily Tribüne" ein Manuskript über den englisch-chinesischen Konflikt in Kanton. Darin
analysiert Marx ausführlich der» Zwischenfall mit dem chinesischen Schmugglerschiff „Arrow", der Anlaß für den Ausbruch des zweiten Opiumkrieges in China war. Diese Arbeit wird als Leitartikel am 23. Januar veröffentlicht. Engels schreibt für die „New-York Daily Tribüne" über den Gebirgskrieg anläßlich des preußisch-schweizerischen Neuenburg-Konfliktes; der Artikel erscheint am 27. Januar als Leitartikel. Engels schreibt für die „New-York Daily Tribüne" den zweiten Artikel über den Gebirgskrieg, Marx schreibt über Finanzfragen; die Arbeiten bleiben unveröffentlicht. Marx teilt Engels mit, daß die „New-York Daily Tribüne" innerhalb von drei Wochen nicht einen der von ihm und Engels geschriebenen Artikel gebracht hat. Etwa 27. Januar Im Zusammenhang mit dem Englisch-Persischen Krieg schreibt Marx bis Anfang Februar für die „New-York Daily Tribüne" über die räuberischen Pläne Englands hinsichtlich Persiens, und Engels schreibt über die Perspektiven des Englisch-Persischen Krieges; diese Arbeiten erscheinen am 14. bzw. 19. Februar als Leitartikel. Etwa 10. Januar Zweite Januarhälfte 20. Januar 5. Februar
6. Februar
Mitte Febmaj bis-Anfang Juli
20. Februar
27. Februar
März bis Juli
6. März bis 7. April
Marx erhält von Miquel einen Brief mit dem Angebot, an der Hamburger Zeitschrift „Das Jahrhundert" mitzuarbeiten. Marx lehnt aber die Mitarbeit wegen der kleinbürgerlichen Richtung des Blattes entschieden ab. Marx verlangt in einem Brief an Dana eine Erklärung, weshalb seine Artikel in der „New-York Daily Tribüne" so selten veröffentlicht werden, und äußert die Absicht, nicht mehr an der Zeitung mitzuarbeiten. Marx setzt sein Studium ökonomischer Literatur fort; besonders studiert er den neu erschienenen fünften und sechsten Band „History of prices..." von Tooke und die Arbeit von MacLeod „Theory and praxis of banking". Marx schreibt für die „New-York Daily Tribüne" einen Artikel, der am 9. März unter dem Titel „Das neue englische Budget" veröffentlicht wird. Marx schreibt den Artikel „Parlamentsdebatten über die Feindseligkeiten in China", der am 16. März in der „New-York Daily Tribüne" erscheint. Wegen der starken Verschlechterung des Gesundheitszustandes seiner Frau und der sehr schweren materiellen Lage kann Marx kaum arbeiten. Er ist wegen Geldmangel nicht imstande, die Wohnungsmiete zu zahlen; im April erkrankt er selbst. Anläßlich der neuen Parlamentswahlen in England schreibt Marx für die „New-York Daily Tribüne" folgende fünf Beiträge: „Eine Niederlage des Kabinetts Palmerstons", „Die bevorstehenden Wahlen in England", „Die englischen Wahlen", „Die Niederlage von Cobden, Bright und
Gibson" und „Das Ergebnis der Wahlen". Die Artikel werden am 25. und 31.März sowie am 6., 17. und 22.April veröffentlicht. Etwa 18. März Marx schreibt für „New-York Daily Tribüne" einen Aufsatz über den Handel Rußlands mit China. Dieser wird am 7. April als Leitartikel veröffentlicht. 21. März Marx erhält von Dana einen Brief vom 5. März, in dem dieser Marx bittet, nicht mit der „New-York Daily Tribüne" zu brechen. Dana verpflichtet sich, ihm einen Artikel die Woche zu bezahlen, unabhängig davon, ob er gedruckt wird oder nicht; weitere Artikel verspricht er zu bezahlen, wenn sie veröffentlicht werden. Durch diese Regelung setzt die Zeitung Marx auf das halbe Honorar herab. Gezwungen durch seine schwere materielle Lage geht Marx auf diese Bedingungen ein. Etwa 22. März Marx schreibt für die „New-York Daily Tribüne" hoch einen Aufsatz über den englisch-chinesischen Konflikt in Kanton. Dieser wird am 10. April als Leitartikel veröffentlicht. Anfang April Engels schreibt für die „New-York Daily Tribüne" über eine mögliche militärische Expedition der Engländer nach China im Zusammenhang mit dem englisch-chinesischen Konflikt; in diesem Artikel beleuchtet er die Ursachen und den Verlauf der Kriegshandlungen während des ersten Opiumkrieges in China. Diese Arbeit wird am 17. April als Leitartikel veröffentlicht. 7. und 10. April Nach der Veröffentlichung der Berichte der englischen Fabrikinspektoren für das Jahr 1856 schreibt Marx die Artikel „Die Lage der Fabrikarbeiter" und „Das englische Fabriksystem". Er entlarvt die grausame Ausbeutung der Arbeiter durch die englischen Fabrikanten. Die Artikel werden am 22. und 28. April in der „New-York Daily Tribüne" veröffentlicht. 14. und 28. April Marx schreibt für die „New-York Daily Tribüne" über das neugewählte Unterhaus; in diesem Aufsatz macht er Ausführungen über die Manchesterschule und über die Whigs und Tories; außerdem schreibt er über Österreich. Beide Beiträge bleiben unveröffentlicht. Etwa 16. April Auf die Bitte des kranken Marx schreibt Engels über die Reformen in der russischen Armee nach Beendigung des Krimkrieges. Die Arbeit wird in der „New-York Daily Tribüne" am 6. Mai als Leitartikel veröffentlicht. 21. April Marx wird von Dana in einem Brief vom 6. April aufgefordert, an einem enzyklopädischen Wörterbuch („New American Cyclopaedia"), das er herauszugeben beabsichtigt, mitzuarbeiten. Marx soll militärische und gewisse andere Artikel übernehmen. Marx geht nach Rücksprache mit Engels auf den Vorschlag ein. Ende April Engels ist lange Zeit schwerkrank und deshalb nicht imstande, Marx bis Oktober ständig beim Schreiben der militärischen Artikel für die „New-York Daily Tribüne" zu helfen. 49 Marx/Engels, Werke, Bd. 12
Mai Marx studiert die schwedische und die dänische Sprache. /., 12. und 15. Mai Marx schreibt drei Finanzartikel über die Affären der Royal British Bank und über die französische Aktienbank Credit mobiiier. Ein Artikel davon wird als Korrespondenz unter dem Titel „Die britischen Finanzaffären" am 16. Mai und die beiden anderen werden als Leitartikel am 30. Mai und am i Juni in der „New-York Daily Tribüne" veröffentlicht. Etwa 20. Mai Auf eine Bitte von Marx schreibt Engels für die „New-York Daily Tribüne" den Artikel „Persien - China", der am 5. Juni veröffentlicht wird. 23. Mai Marx erhält von Dana einen Brief vom 8. Mai mit einer Liste der militärischen Artikel unter dem Buchstaben „A" für den ersten Band der „New American Cyclopaedia". Dana bittet Marx, den Artikeln „Armee" und „Artillerie" besondere Aufmerksamkeit zu widmen und schlägt ihm außerdem vor, in einer für den englischen und den amerikanischen Leser zugänglichen Form einen Aufsatz über Ästhetik zu schreiben. Er fragt nach, ob Marx bereit wäre, Beiträge über hervorragende europäische Persönlichkeiten auf dem Gebiete der Industrie und des Handels zu liefern. Marx bittet Engels um Hinweise auf Quellen zu dieser Frage. 26. Mai Marx schreibt kritische Bemerkungen zu einer Rede, die O'Donnell am 18. Mai 1857 im spanischen Senat zu den Ereignissen bei Ausbruch der Revolution 1854 in Spanien gehalten hat. Unter dem Titel „Interessante Enthüllungen" werden diese Bemerkungen von Marx am 12. Juni in der „New-York Daily Tribüne" veröffentlicht. 28. Mai Engels sendet Marx seine Liste der Artikel zur militärischen Thematik für den Buchstaben „A" der „New American Cyclopaedia". Ende Mai bis Juni Marx arbeitet an dem Aufsatz über Ästhetik für die „New American Cyclopaedia" und studiert Werke von Fr. Th. Vischer, E. Müller u. a. Juni 1857 bis 4 Neben seinem Studium der Probleme der politischen Ökonomie arbeitet Februar 1858 Marx viel in der Bibliothek des Britischen Museums in London, um Material für die Artikel der „New American Cyclopaedia" zu sammeln. Er studiert die Geschichte des Militärwesens im Altertum - in Ägypten und Assyrien, im alten Griechenland und in Rom - und macht Notizen und Auszüge aus den Werken von Wilkinson, Clausewitz, Schlosser, Müffling u. a. Erste Junihälfte Engels hält sich in London auf. 2. und 12. Juni Marx schreibt eine Arbeit zu dem neuen Gesetz über die Bank von Frankreich und eine zweite über den am 4. März in Paris geschlossenen englisch-persischen Friedensvertrag. Die erste Arbeit wird am 20. Juni als Leitartikel und die zweite am 24. Juni als Korrespondenz unter dem Titel „Der persische Vertrag" in der „New-York Daily Tribüne" veröffentlicht.
19. Juni Marx schreibt für die „New-York Daily Tribüne" einen Beitrag, den er in seinem Notizbuch „Britisches Muckertum" nennt; der Beitrag bleibt unveröffentlicht. Etwa 27. Juni Marx erhält von Dana eine Liste der Artikel unter dem Buchstaben „B" für die „New American Cyclopaedia". 29. Juni Marx schickt Engels den von Dana erhaltenen Brief vom 11. Jüni, in dem dieser abrät, den Artikel „Schiffe gegen Festungen" zu schreiben, da die neue Redaktion von „Putnam's Monthly" die Veröffentlichung nicht gewährleiste. Dana sendet auch den von der Redaktion nicht angenommenen Artikel „Saint-Arnaud" von Engels über das Buch von Bazancourt zurück. 30. Juni Marx schreibt für die „New-York Daily Tribüne" einen Artikel über den Aufstand in der indischen Armee. Dieser wird am 15.Juli als Leitartikel veröffentlicht. Damit wird eine große Artikelserie eröffnet, die Marx und Engels über den nationalen Befreiungskampf in Indien (1857-1859) schreiben. Juli Marx schreibt eine ökonomische Arbeit, die gegen Bastiat und Carey, Vulgärökonomen und „Theoretiker" der Klassenharmonie, gerichtet ist. Die Arbeit bleibt unvollendet. Juli 1857 Um die Artikel für die „New American Cyclopaedia" zu schreiben, stubis März 1858 diert Engels Arbeiten von Rüstow, Kaye, Jomini, Clausewitz u. a. und macht aus ihnen Auszüge. 10, Juli Marx schreibt einen Artikel über die Lage in Europa, in dem er insbesondere die Finanzlage Frankreichs beleuchtet. Der Beitrag wird am 27.Juli in der „New-York Daily Tribüne" als Leitartikel veröffentlicht. Etwa Engels schreibt für die „New American Cyclopaedia" die ersten Abhand10. bis 24. Juli lungen unter dem Buchstaben „A". Marx schickt sie am 24. Juli nach New York. Die Beiträge werden 1858 veröffentlicht. 14. Juli Marx macht sich Sorgen um den schlechten Gesundheitszustand von Engels und teilt ihm das in einem Brief mit. Er empfiehlt Engels, die Arbeit im Kontor sofort aufzugeben, zur Genesung ans Meer zu fahren und das Schreiben der Artikel für die Enzyklopädie einzustellen. 17. Juli Marx schreibt für die „New-York Daily Tribüne" fünf Artikel über den bis 14. August Aufstand in Indien. Diese werden als Korrespondenzen unter dem itel „Der Aufstand in Indien", „Die indische Frage", „Der Stand der indischen Insurrektion", „Die indische Insurrektion" und einer ohne Titel am 4., 14., 18. und 29. August veröffentlicht. 24. bis 28. Juli Marx sammelt Material über die spanische Armada für einen Artikel in der „New American Cyclopaedia"; er macht zahlreiche Auszüge zu dieser Frage und schickt sie an Engels. 28. Juli Engels kuriert sich am Meer in Waterloo bei Liverpool, auf der Insel bis 6. November Wight Und auf der Insel Jersey. August Engels beginnt mit der Arbeit am Artikel „Armee" für die „New American Cyclopaedia".
Erste Augusthälfte Marx studiert die neueste französische, englische und deutsche medizinische Literatur, um sich über den Charakter der Krankheit Engels und die Methoden ihrer Heilung klar zu werden. J.August Marx schreibt für die „New-York Daily Tribüne" den Artikel „Der indische Aufstand", der unveröffentlicht bleibt. Etwa 10. August Engels beendet für die „New American Cyclopaedia" zwei große Beiträge - „Afghanistan" und „Attacke" - und außerdem fast alle übrigen Artikel unter dem Buchstaben „A"; alle diese Arbeiten schickt er an Marx zum Versand nach New York. Sie werden 1858 veröffentlicht. 11. August Marx schreibt für die „New-York Daily Tribüne" einen Artikel, der den diplomatischen Kampf der europäischen Mächte um die Wahlen in der Moldau behandelt. Der Artikel wird am 27. August unter dem Titel „Die orientalische Frage" veröffentlicht. Mitte August Konrad Schramm, ehemaliges Mitglied des Bundes der Kommunisten und Mitkämpfer von Marx und Engels, sucht nach seiner Rückkehr aus Amerika Marx auf. 21. August Marx nimmt die Rede Palmerstons im Unterhaus zum Anlaß, um eine Übersicht über die politische Lage in Europa zu geben. Diese Arbeit wird am 5. September in der „New-York Daily Tribüne" als Leitartikel veröffentlicht. 26. August Marx schickt Engels die von Dana aufgestellte Liste der Ariikel unter dem Buchstaben „B" für die „New American Cyclopaedia". 28. August . Marx schreibt für die „New-York Daily Tribüne" acht Artikel über den bis 30. Oktober Aufstand in Indien, über die Politik der Unterjochung des indischen Volkes durch die britischen Machthaber in Indien und über die Ostindische Kompanie. Sieben Artikel werden am 15., 17. und 2 I.September, am 3., 13. und 23. Oktober und am 14. November als Leitartikel veröffentlicht. Ein Artikel erscheint am 16. September als Korrespondenz unter dem Titel „Der indische Aufstand". Ende August bis Marx beginnt mit der Niederschrift seines großen ökonomischen WerMitte September kes und entwirft die „Einleitung" dazu. Er untersucht darin in allgemeinen Zügen den dialektischen Zusammenhang zwischen Produktion, Verteilung, Austausch und Konsumtion, zwischen Produktivkräften und Produktionsverhältnissen sowie zwischen Produktionsverhältnissen und Rechts-, Familien- und anderen Beziehungen im Kapitalismus. In dieser „Einleitung" wird das Wesen seiner Methode zur Erforschung der ökonomischen Erscheinungen kurz dargelegt. Am Schluß der «Einleitung" entwickelt er die Hauptpunkte, nach denen er sein ganzes ökonomisches Werk zu gliedern gedenkt. Die „Einleitung" bleibt unvollendet. September Engels schreibt für die „New American Cyclopaedia" 18 Beiträge, darbis Oktober unter den Artikel „Algerien"; gleichzeitig beendet Marx für die Enzyklopädie die Arbeit am Artikel „Armada" und neun Biographien von Mili
tärs sowie die Biographien der Revolutionäre Robert Blum und Joseph Bern; fast alle diese Artikel schreibt er mit Engels gemeinsam. Die Arbeiten werden 1858 veröffentlicht. 8. September Marx schreibt für die „New-York Daily Tribüne" einen Artikel über die französische Bank Credit mobilier. Er erscheint am 26. September als Leitartikel. 15. September Marx schreibt für die „New-York Daily Tribüne" zwei Artikel über den bis 23. Oktober Aufstand in Indien und fünf Artikel über die Finanzpolitik Bonapartes; alle bleiben unveröffentlicht. Etwa Engels beendet für die „New American Cyclopaedia" den großen Artikel 21. September „Schlacht". Er wird 1858 veröffentlicht. Etwa Engels beendet den Artikel „Armee" für die „New American Cyclo24. September paedia". In diesem sowie anderen Beiträgen zu militärischen Themen beleuchtet Engels zum ersten Mal vom materialistischen Gesichtspunkt aus die ganze Geschichte der Kriegskunst, angefangen von den ältesten Zeiten bis zur bürgerlichen Armee seiner Zeit. Die Arbeit wird 1858 veröffentlicht. 25. September Marx lobt in einem Brief an Engels dessen Artikel „Armee" und lenkt Engels' Aufmerksamkeit auf einige darin nicht behandelte Probleme. Oktober 1857 Marx führt ein intensives Studium der Entwicklung der allgemeinen bis Ende Wirtschaftskrise durch und sammelt umfangreiches Material über den Februar 1858 Verlauf der Krise in England, in den USA, in Deutschland, Frankreich und anderen Ländern. Dazu fertigt Marx Auszüge aus Zeitungen an und . unterstreicht Artikel aus Zeitungen und Zeitschriften. Er führt besondere Hefte zur Registrierung der von der Krise in diesen Ländern hervorgerufenen Hauptprozesse und Erscheinungen; das Problem der Krise erörtert er in seinem Schriftwechsel mit Engels, der ihm viele Angaben über Verlauf und Folgen der Krise in Manchester mitteilt. Oktober Marx schreibt das „Kapitel vom Geld", worin er den Utopismus der Proudhonschen Idee vom „Arbeitsgeld" unter den Bedingungen der Warenproduktion entlarvt; er legt die Hauptthesen seiner Werttheorie und seiner Lehre vom Geld dar. Anfang Oktober Marx fährt nach St. Helier (Insel Jersey) zu Engels. Er besucht Konrad Schramm, der an Tuberkulose erkrankt ist und große materielle Not leidet. Marx versorgt Schramm mit Arbeiten als Korrespondent für die amerikanische Presse. 6, Oktober Engels schickt Marx eine Liste der Artikel für die „New American Cyclopaedia" unter dem Buchstaben „C". ~ 6. bis 29. Oktober Engels unterrichtet Marx in seinen Briefen über das Leben Harneys auf Jersey und über den Gesundheitszustand Konrad Schramms, mit dem er während seines Aufenthaltes in St. Helier oft zusammen ist. 26. Oktober In seinem Brief vom 13. Oktober teilt Dana Marx mit, daß die Redaktion der „New-York Daily Tribüne" infolge der Wirtschaftskrise allen euro
päischen Korrespondenten außer Marx und Bayard Taylor gekündigt habe. Dana ersucht Marx, wöchentlich nur einen Artikel zu schreiben, und zwar einstweilen vorwiegend über den Krieg in Indien und über die Krise. November 1857 Marx verfolgt in der Presse die politische Tätigkeit von Ernest Jones, bis Anfang der in der Hoffnung, einen Parlamentssitz zu erhalten, der radikalen Januar 1858 Bourgeoisie immer mehr Zugeständnisse macht. Marx beabsichtigt, Jones aufzusuchen und ihn zu warnen, verzichtet jedoch auf sein Vorhaben, da er sieht, daß Jones seine opportunistische Tätigkeit nicht aufgibt. November 1857 Marx schreibt das umfangreiche „Kapitel vom Kapital", in dem eine bis Juni 1858 Reihe sehr wichtiger Probleme des Kapitals und in allgemeinen Zügen seine Lehre vom Mehrwert entwickelt werden. Zu Beginn seines „Kapitels vom Kapital" entwirft Marx eine Gliederung für sein ökonomisches Werk, in dem er folgende Probleme behandeln will: das Kapital, das Grundeigentum, die Lohnarbeit, den Staat, den internationalen Handel und den Weltmarkt. 6. November Engels kehrt nach langem Kuraufenthalt am Meer nach Manchester zurück. 6., 13. und Marx schreibt für die „New-York Daily Tribüne" drei Artikel über die 27. November Wirtschaftskrise in England. Zwei Artikel werden am 21. November und am 15. Dezember als Leitartikel und einer am 30. November als Korrespondenz unter dem Titel „Die Erschütterung des britischen Handels" veröffentlicht. 15. November Engels teilt Marx seine Beobachtungen über den Verlauf der Wirtschaftskrise mit, über ihre Erscheinungsformen in England und über den revolutionierenden Einfluß der Krise auf die Volksmassen: er hofft, daß die Revolution nahe ist, und verstärkt deswegen seine Beschäftigung mit dem Militärwesen. 16. November Auf Bitten von Marx schreibt Engels einen Artikel über die Einnahme der Stadt Delhi durch die Engländer. Delhi war eines der Zentren der nationalen Befreiungsbewegung in Indien. Der Artikel wird am 5. Dezember in der „New-York Daily Tribüne" als Leitartikel veröffentlicht. Nach dem Marx erhält von Imandt die Mitteilung, daß die ehemaligen Mitglieder 24. November des Bundes der Kommunisten Becker und Reiff, die im Kölner Kommunistenprozeß verurteilt worden waren, aus der Haft entlassen worden seien. Imandt teilt ihm weiter mit, daß Bürgers, Nothjung und Röser noch ein Jahr im Gefängnis bleiben müssen. Etwa Engels beendet für die „New American Cyclopaedia" eine Arbeit über 26. November die Geschichte der Artillerie. Dieser umfangreiche Artikel wird unter dem Titel „Artillerie" 1858 veröffentlicht. 4., 18. und Marx schreibt für die „New-York Daily Tribüne" drei Artikel über die 25. Dezember Krise in Europa, die in der Zeitung am 22. Dezember 1857 und am 5. und 12. Januar 1858 als Leitartikel veröffentlicht werden.
11. Dezember / Für die „New-York Daily Tribüne" schreibt Marx einen Artikel über die englische Produktion und die hereinbrechende Industriekrise in England; der Beitrag bleibt unveröffentlicht. 18. Dezember ' In einem Brief an Engels äußert Marx die Absicht, gemeinsam mit Engels eine Broschüre über die Krise zu schreiben und sie in deutscher Sprache im Frühjahr 1858 herauszugeben. 21. Dezember Über Lassalle erhält Marx von Max Friedländer, Redakteur der Wiener bürgerlich-liberalen Zeitung „Die Presse", das Angebot, Londoner Korrespondent des Blattes zu werden. Wegen der palmerstonfreundlichen Richtung der Zeitung lehnt Marx es ab, für sie Artikel zu politischen Themen zu schreiben. 25. Dezember Marx teilt Engels in einem Brief seine Schlußfolgerungen über die Entwicklung der Krise in Frankreich mit.
1858
Erste JanuarhälJte Bei der Ausarbeitung der Lehre vom Mehrwert liest Marx wiederum Hegels „Logik". In einem Brief an Engels bemerkt Marx, daß er, wenn er über freie Zeit verfügen könnte, große Lust hätte, „in zwei oder drei Druckbogen das Rationelle an der Methode, die H[egel] entdeckt, aber zugleich mystifiziert hat, dem gemeinen Menschenverstand zugänglich zu machen". 4. und 14. Januar Engels schreibt für die „New-York Daily Tribüne" zwei Artikel über die Belagerung und Erstürmung von Lakhnau, dem anderen Zentrum des indischen Aufstandest Der erste Artikel wird am 30. Januar als Leitartikel und der zweite am 1. Februar als Korrespondenz unter dem Titel „Der Entsatz Lakhnaus" veröffentlicht. Etwa 7. Januar Marx schreibt für die „New-York Daily Tribüne" den Artikel „Der britische Handel", der am 3.Februar erscheint. 7. Januar Engels beendet die Arbeit am ersten Teil der Beiträge unter dem Buchstaben „C" für die „New American Cyclopaedia". Die Artikel werden 1859 veröffentlicht. 8. bis etwa Marx und Engels schreiben für die „New American Cyclopaedia" etwa 28. Januar elf Beiträge. Diese werden von 1858 bis 1859 veröffentlicht. 22. Januar Marx schreibt den Artikel „Die bevorstehende Indienanleihe*, der am 9. Februar in der „New-York Daily Tribüne" erscheint. 23. Januar Marx teilt Engels den Vorschlag Danas mit, für die Enzyklopädie einen kleinen Artikel über die Geschichte des indischen Aufstandes zu schreiben. Wegen des unzureichenden Materials rät Marx Engels jedoch davon ab; in seiner Antwort schlägt Engels vor, später einen Artikel zu diesem Thema zu schreiben.
29. Januar Marx ersucht Engels in einem Brief um Auskunft über den Umlauf des Kapitals, seine Verschiedenheit in den verschiedenen Geschäftszweigen sowie über die Wirkung desselben auf Profit und Preis. 29. Januar bis Mai Marx liest Lassalles Buch „Die Philosophie Herakleitos des Dunklen von Ephesos" und macht in Briefen an Engels und Freiligrath kritische Bemerkungen darüber; er ist der Meinung, daß das Buch „althegelisch" geschrieben und „ein sehr läppisches Machwerk" sei. Etwa 2. Februar Engels schreibt für die „New-York Daily Tribüne" einen Artikel über die Niederlage des englischen Generals Windham in Indien; der Artikel erscheint am 20. Februar als Leitartikel. 5. bis 26. Februar Marx schreibt für die „New-York Daily Tribüne" vier Artikel über die Innenpolitik Napoleons III., über Finanzmaßnahmen der bonapartistischen Regierung und die Wirtschaftskrise in Frankreich sowie über das Bündnis Frankreichs mit England. Drei Artikel werden am 22. Februar, 12. und 15. März als Leitartikel und einer am 12. März als Korrespondenz unter dem Titel „Die Herrschaft der Prätorianer" veröffentlicht. 10. Februar Marx erhält durch Freiligrath ein Schreiben aus New York von Friedrich Kamm, einem deutschen Emigranten und Teilnehmer der Revolution von 1848/49, mit der Mitteilung, daß in New York ein deutscher kommunistischer Verein, dem 30 Mitglieder angehören, gegründet worden ist. Kamm schickt das Vereinsstatut und bittet Marx, über den Zustand der kommunistischen Parteien in Europa* insbesondere in Deutschland, zu berichten und kommunistische Literatur, die in den letzten fünf Jahren erschienen ist, sowie einige Exemplare des Statuts des Bundes der Kommunisten zu schicken. Marx schiebt die Antwort auf, bis er Informationen über Kamm bei Engels, Wolff, Freiligrath und Imandt erhält. 22. Februar In einem Briefe an Lassalle bittet Marx diesen, zu erkunden, ob die Möglichkeit besteht, seine Arbeit zur politischen Ökonomie in Berlin herauszugeben. Marx beabsichtigt, sein Werk in einzelnen Heften zu veröffentlichen, weil er „weder Zeit noch Mittel" hat, die gesamte Arbeit als Ganzes zu schreiben; Marx legt Lassalle den Gesamtplan seiner Arbeit dar; er erklärt ebenfalls sein Einverständnis, für die Wiener Zeitung „Die Presse" wöchentlich einen Artikel über Finanzen und Handel in England, Frankreich und den USA zu schreiben.
Anfang März Marx studiert die Frage des Verschleißes der Maschinen im Zusammenhang mit der Erforschung des Zyklus der industriellen Reproduktion, liest insbesondere das Buch von Babbage „On the economy of machinery and manufactures". Er bittet Engels, ihm mitzuteilen, in Welchem Zeitraum die maschinelle Einrichtung durchschnittlich erneuert werden muß. 2. März Marx macht Engels auf die Kontrolle ihrer Briefe durch die Polizei aufmerksam.
4. März Engels beleuchtet in einem Brief an Marx ausführlich die Frage der Amortisation der maschinellen Ausrüstung im Prozeß der Produktion. 9. März Marx schreibt für die „New-York Daily Tribüne" einen Artikel anläßlich einer Rede Disraelis im Unterhaus; der Artikel bleibt unveröffentlicht. 11. März bis Marx schreibt für die „New-York Daily Tribüne" sieben Artikel über 22. April die Innenpolitik Napoleons III. und über das Bündnis Frankreichs mit England. Die Beiträge tragen folgende Titel: „Zeichen der Zeit", „Die gegenwärtige Position Bonapartes", „Pelissiers Mission in England", „Mazzini und Napoleon", „Die Franzosenprozesse in London" und „Die englisch-französische Allianz". Sie werden am 30. März, am 1., 15., 27. April, am 8. und 11 .Mai und ein Artikel ohne Titel am 30. April veröffentlicht. Zweite Märzhälfte Marx wird erneut von seinem Leberleiden geplagt; dadurch kann er seine bis April Arbeiten zur politischen Ökonomie nicht fortsetzen. 29. März Marx erhält durch Lassalle das Einverständnis des Berliner Verlegers Duncker, den Druck der ersten beiden Hefte seiner Arbeiten zur politischen Ökonomie zu übernehmen. 2. April In einem Brief an Engels legt Marx den ausführlichen Plan seiner ökonomischen Arbeit dar, die aus sechs Büchern bestehen soll: „1. Vom Kapital. 2. Grundeigentum. 3. Lohnarbeit. 4. Staat. 5. Internationaler Handel. 6. Weltmarkt. I. Kapital zerfällt in vier Abschnitte: a. Kapital en general. (Dies ist der Stoff des ersten Hefts.) b. Die Konhurrenz... c. Kredit... d. Das Aktienkapital..."' Der erste Abschnitt des ersten Buches „Das Kapital im allgemeinen" soll drei Kapitel haben: 1. Wert. 2. Geld. 3. Das Kapital. 15. April und 8. Mai Engels schreibt für die „New-York Daily Tribüne" zwei Artikel über Einzelheiten der Erstürmung und Plünderung Lakhnaus durch die englische Armee. Die Artikel werden am 30. April und 25. Mai als Leitartikel veröffentlicht. 20. und 30. April Marx schreibt für die „New-York Daily Tribüne" die Artikel „Das Budget des Herrn Disraeli" und „Wichtige britische Dokumente", die am 7. und 20. Mai erscheinen. 29. April In einem Brief an Engels unterstreicht Marx die große Bedeutung der sich in Rußland entwickelnden Bewegung zur Befreiung der leibeigenen Bauern. 6. bis etwa 24. Mai Mefrx hält sich bei Engels in Manchester auf; zur Stärkung seiner Gesundheit betreibt er Reitsport; gleichzeitig arbeitet er am „Kapitel vom Kapital". 14. und 25.Mai Im Zusammenhang mit der Veröffentlichung der Proklamation des Generalgouverneurs von Indien, Lord Canning, über die Konfiskation des Bodens der Grundbesitzer von Audh, die am indischen Aufstand teilgenommen hatten, schreibt Marx für die „New-York Daily
Tribüne" zwei Artikel über die Annexion des Königreichs Audh und über das Grundeigentum in Indien; sie werden als Leitartikel am 28. Mai und 7. Juni veröffentlicht. 27.Mai Marx schreibt über die Finanzmanöver Bonapartes und über die Verstärkung des Militärdespotismus in Frankreich einen Artikel, der am iI.Juni ohne Titei in der „New-York Daily Tribüne" erscheint. Ende Mai bis Engels schreibt drei Beiträge über den Aufstand in Indien, die am 15., 6. Juli 26.Juni und 2I.Juli als Leitartikel in der „New-York Daily Tribüne" veröffentlicht werden. 31.Mai In einem Brief bittet Marx Lassalle, dem Verleger Duncker mitzuteilen, daß er mit der Sendung des ersten Heftes seiner ökonomischen Arbeit durch Erkrankung in Verzug geraten sei. Er verspnc ht, nunmehr mit Eifer" an die Arbeit zu gehen; im gleichen Brief äußert er seine Meinung über Lassalles Buch „Die Philosophie Herakleitos des Dunklen von Ephesos" und weist auf die wesentlichen Mängel des Buches hin. Juni bis Anfang Marx braucht im Zusammenhang mit der Krankheit seiner Frau und August seiner Tochter Eleanor dringend Geld. Mit Freiligraths Hilfe beschafft er sich auf einen Wechsel, den er auf Engels zieht, Geld und schickt seine Frau sofort auf einige Wochen nach Ramsgate zur Erholung. Erste Junihälfte Marx stellt ein Sachregister seiner ökonomischen Manuskripte zusammen, die er zwischen August 1857 und Juni 1858 geschrieben hat. 8., 11. und 18. Juni Marx schreibt für die „New-York Daily Tribüne" drei Artikel über England. Zwei Beiträge werden am 2I.Juni und am 2.Juli als Korrespondenzen unter den Titeln „Der Zustand des britischen Handels" und „Die britische Regierung und der Sklavenhandel" und einer am 24. Juni als Leitartikel veröffentlicht. Etwa 21. Juni Engels beendet den umfangreichen Beitrag „Kavallerie" für die „New American Cyclopaedia", der 1859 veröffentlicht wird. 29. Juni Die Rede Brights im Unterhaus veranlaßt Marx, einen Artikel über die Steuern in Indien zu schreiben; er erscheint am 23. Juli in der „NewYork Daily Tribüne" als Leitartikel. Etwa Ende Juni In Freiligraths Wohnung trifft Marx mit dem ungarischen Revolutionär Klapka zusammen. Etwa 2. Juli Marx erhält einen Brief von Weydemeyer aus Amerika, der Albrecht Komp aus New York empfiehlt sowie über den Zustand der Arbeiterbewegung in Amerika und über die Schwierigkeiten bei der Schaffung einer ständigen proletarischen Organisation berichtet. Gleichzeitig erhält Marx von Komp einen Brief aus New York. Dieser berichtet über den von ihm gemeinsam mit Friedrich Kamm gegründeten deutschen Kommuni stenverein. Komp bittet um das für die Propagierung des wissenschaftlichen Kommunismus in Amerika erforderliche Werk von Marx „Das Elend der Philosophie" und um die Nummern der „Neuen Rheinischen Zeitung. Politisch-ökonomische Revue" sowie darum, Marx möge mit dem Kommunistenverein ständig in Verbindung bleiben.
9. Juli Marx schreibt über die vom Unterhaus angenommene Bill über die Liquidierung der Herrschaft der Ostindischen Kompanie in Indien. Der Artikel wird in der „New-York Daily Tribüne" am 24. Juli als Leitartikel veröffentlicht. 14. Juli Engels berichtet in einem Brief an Marx von seinen Studien der vergleichenden Physiologie, der Physik und der anderen Naturwissenschaften. Er schlußfolgert, daß die neuesten Entdeckungen in der Naturwissenschaft immer mehr die Richtigkeit der dialektisch-materialistischen Methode beim Studium der Natur bestätigen. Engels setzte seine Studien der Naturwissenschaften in den folgenden Jahren fort. Anfang August bis Marx arbeitet am ersten Heft seiner ökonomischen Arbeit; er schreibt Mitte November eine neue Fassung des Kapitels vom Geld. Während der Arbeit an diesem Kapitel liest er das neu erschienene Buch Maclarens, „History of currency". 6. und 10. August Marx schreibt für die „New-York Daily Tribüne" zwei Artikel über Robert Peels Bankakt vom Jahre 1844. Diese werden am 23. und 28. August als Leitartikel veröffentlicht. 17. und 20. August Marx schreibt für die „New-York Daily Tribüne" zwei Artikel über China und über den Sklavenhandel in Kuba; die Beiträge bleiben unveröffentlicht. Marx schreibt vier Artikel über die Geschichte des Opiumhandels in China und über den Friedensvertrag von Tientsin. Drei davon werden als Leitartikel und einer als Korrespondenz unter dem Titel „Der britisch-chinesische Vertrag" am 20., 25. September und am 5. und 15-Oktober in der „New-York Daily Tribüne" veröffentlicht. 14. September Marx schreibt für die „New-York Daily Tribüne" den Artikel „Britischer Handel und Finanzen", der am 4. Oktober erscheint. Etwa 17. September Engels schreibt für die „New-York Daily Tribüne" einen Artikel über den Aufstand in Indien, der am 1. Oktober als Leitartikel veröffentlicht wird. Marx schreibt für die „New-York Dai ly Tribüne" einen Artikel über den chinesischen Vertrag und einen zweiten mit kritischen Bemerkungen zum neuen Manifest Mazzinis. Der erste Aufsatz bleibt unveröffentlicht. Marx' Bemerkungen zum Manifest erscheinen am 13. Oktober unter dem Titel „Mazzinis neues Manifest". 1. Oktober, Marx schreibt drei Arbeiten über die Aufhebung der Leibeigenschaft 29. und 31. Dezent in Rußland. Eine davon wird als Leitartikel und die beiden anderen als ber Korrespondenzen unter den Titeln „Die Frage der Aufhebung der Leibeigenschaft in Rußland" und „Über die Bauernbefreiung in Rußland" am 19. Oktober 1858 und am 17. Januar 1859 in der „New-York Daily Tribüne" veröffentlicht. Marx schreibt für die „New-York Daily Tribüne" neun Artikel über die preußische Innenpolitik. Die Reihe wird unter den Titeln „Die Geistes31. August bis 28. September 20. und 21. September 2. Oktober bis 4. Dezember
7. Oktober
gestörtheit des Königs von Preußen", „Die preußische Regentschaft", „Die Lage inPreußen", „Das neue Ministerium" am 23. und 27. Oktober, am 3., 8., 24. und 27. November und am 3., 13. und 27. Dezember veröffentlicht. Engels schreibt in einem Brief an Marx, wie Jones' Zusammenarbeit mit den bürgerlichen Liberalen immer enger wird; er weist in dem Zusammenhang auf die Verbürgerlichung der englischen Arbeiterklasse nA «Wirt Air Wiim»ln J« O, des Opportunismus in aer englischen hi r Arbeiterbewegung auf. Den Niedergang des Chartismus und den zeitweiligen Sieg des Opportunismus in der englischen Arbeiterbewegung stellt Engels in direkten Zusammenhang mit der monopolistischen Lage Englands auf dem Weltmarkt und mit seinen umfangreichen kolonialen Besitzungen. 8. bis 21. Oktober Marx und Engels erörtern in ihren Briefen die Perspektiven der proletarischen Bewegung auf dem Kontinent. Etwa 2. November Engels schreibt für die „New-York Daily Tribüne" den Artikel „Die gerichtliche Verfolgung Montalemberts", der am 24. November veröffentlicht wird. Mitte November Marx schreibt ein neues Kapitel „Die Ware". Er überarbeitet das 1858 bis Kapitel vom Geld, redigiert den endgültigen Text des gesamten Manu21. Januar 1859 skripts und betitelt es „Zur Kritik der Politischen Ökonomie. Erstes Heft. Erstes Buch. Vom Kapital. Abschnitt I. Das Kapital im allgemeinen" und schickt es an den Verleger Duncker nach' Berlin. An Stelle der geplanten fünf bis sechs Druckbogen ist das erste Heft auf 12 Druckbogen angewachsen und besteht nicht aus drei Kapiteln, wie vorgesehen, sondern aus zwei: „Die Ware" und „Das Geld oder die einfache Zirkulation". Das dritte Kapitel „Das Kapital im allgemeinen" beschließt Marx im zweiten3 Heft zu veröffentlichen. Etwa 19. November Marx schreibt für die „New-York Daily Tribüne" einen Beitrag über den bonapartistischen Plan, die Brotpreise in Frankreich zu regulieren; er erscheint am 15.Dezember als Leitartikel. Engels schreibt für die „New-York Daily Tribüne" einen Artikel, in dem er aus der gesellschaftspolitischen Entwicklung in Europa im Jahre 1858 das Fazit zieht; dabei stellt er Symptome einer allgemeinen politischen Belebung in Europa fest. Der Artikel wird am 23. Dezember als Leitartikel veröffentlicht. Marx schreibt für die „New-York Daily Tribüne" einen Artikel über den englisch-chinesischen Friedensvertrag und einen zweiten über die Botschaft Buchanans; die Beiträge bleiben unveröffentlicht. 17.und29.Dezem- Marx schreibt für die „New-York Daily Tribüne" die Artikel „Das ber 1858 und Problem der Ionischen Inseln", „Die Erregung in Irland" und „Die 11.Januar 1859 Lage in Preußen", die am 6. und 1 I.Januar und am I.Februar 1859 erscheinen. Ende November 14. und 21. Dezember
Personenverzeichnis
Aberdeen, George Hamilton Gordon, Earl of (1784-1860) britischer Staatsmann, Tory, seit 1850 Führer der Peeliten; Außenminister (1828-1830 und 1841-1846). Premierminister des Koalitionskabinetts (1852-1855). 5 8 14 134 148 180 508 Achmed Kiamil Pascha siehe Türr, Istvän Achmed Schah Durrani (etwa 1724-1773) Schah von Afghanistan (1747-1773), Begründer des afghanischen Staates und der Dynastie Durrani. 119 Ackroyd, Edward englischer Fabrikant, Liberaler, Mitglied des Parlaments. 170 Addington siehe Sidmouth, Henry Addington, Viscount Aguesseau, Henri - Cardin - Jean - Baptiste, comte d' (1746-1826) französischer Diplomat, Gesandter in Kopenhagen (1803 bis 1805). 432 Alba, Jacobo Luis, duque de (1821-1881) spanischer Aristokrat, Gemahl der Schwester von Eugenie Montijo. 38 Albrecht III. (etwa 1350-1395) Herzog von Österreich (1365-1395). 108 Albrecht III. Achilles (1414-1486) Kurfürst von Brandenburg (1470-1486). 98 Albrecht Friedrich (1553-1618) Herzog von Preußen (1568-1618). 100 Albrecht von Österreich siehe Albrecht III. Albrecht von Preußen siehe Albrecht Friedrich Alexander I. (1777-1825) Zar von Rußland (1801-1825). 101 120 592 612 679 Alexander II. (1818-1881) Zar von Rußland (1855-1881). 590 592 593 599 611 655 673 675-679 681
Alexej Michailowitsch (1629-1676) Zar von Rußland (1645-1676). 589 Althorp, John Charles Spencer, Earl and Viscount (1782-1845) britischer Staatsmann, Whig, Mitglied des Parlaments, Schatzkanzler (1830-1834). 13 Amar Singh Bruder von Kwar Singh, stand nach dessen Tode (April 1858) an der Spitze der Aufständischen in Audh während des nationalen Befreiungsaufstandes 1857-1859 in Indien. 575 Andree, Erneste einer der Direktoren der französischen Aktienbank Credit mobiiier. 291 Andreössi (Andreossy), Antoine-Frangois, comte d' (1761-1828) französischer General und Diplomat, Teilnehmer der Feldzüge Napoleons I., Botschafter in London (1802), in Wien (1806-1809) und in Konstantinopel (I8I2-I814). 426 430 Anson, George (1797-1857) englischer General, Oberbefehlshaber der englischen Truppen in Indien (1856/1857). 239 Argout, Antoine'Maurice'Apoüinaire, comte d' (1782-1858) französischer Staatsmann, bekleidete von 1830 bis 1836 eine Reihe von Ministerposten, Hauptdirektor der Bank von Frankreich (1834-1857). 222 223 Argyll, George John Douglas Campbell, Duke of (1823-1900) britischer Staatsmann, Peelit, später Liberaler; Geheimsiegelbewahrer (1853-1855, 1859-1866, 1880 bis 1881), Generalpostmeister (1855-1858 und 1860), Minister für Indien (1868 bis 1874). 324
Aristoteles (384-322 v. u. Z.) unter den „alten griechischen Philosophen ... der universellste Kopf", der „auch bereits die wesentlichsten Formen des dialektischen Denkens untersucht hat" (Engels). Er schwankte zwischen Materialismus und Idealismus; in seinem Werk „Politik" schuf er eine eigene Theorie des Sklavenhalterstaates. 243 Armitage, Sir Elkanah Anhänger der Manchesterschule, kandidierte 1857 erfolglos bei den englischen Parlamentswahlen. 168 Ashburnham, Thomas (1807-1872) englischer General, wurde 1857 an der Spitze einer Militärexpedition nach China geschickt; bei Beginn des indischen Befreiungsaufstandes wurde er nach Indien berufen. 233 Assensio (Asensio), Pedro Galvo spanischer Politiker, Deputierter der Cortes, Teilnehmer der bürgerlichen Revolution von 1854-1856. 41 Auckland, George Eden, Earl of (1784-1849) britischer Staatsmann, Whig, mehrmals Minister. Generalgouverneur von Indien (1836-1842). 121 472-474 Auerswald, Rudolf von (1795-1866) preußischer Staatsmann, Vertreter des verbürgerlichten liberalen Adels; Ministerpräsident und Außenminister (Juni bis September 1848), Minister ohne Portefeuille (1858-1862). 636-638 Augusta Marie Luise Katharina (1811-1890) Gemahlin des Prinzen Wilhelm von Preußen, des späteren deutschen Kaisers Wilhelm I. 633 651 652
Bahadur Schah II. (1767-1862) letzter Herrscher (1837-1858) aus der Dynastie der Großmoguln in Indien; ab 1849 erhielt er von den Engländern eine Pension und wurde faktisch seiner Herrschaft beraubt; während des indischen Befreiungsaufstandes 1857 erhoben ihn die Aufständischen wieder zum Kaiser; nach dem Fall Delhis im September 1857 wurde er von den Engländern verhaftet und nach Birma verbannt. 248 294 309 Baillie, Henry James (geb. 1804) englischer
Regierungsbeamter, Sekretär derKontroIIbehörde für indische Angelegenheiten, Mitglied des Parlaments, Tory. 472 Bandiera, Brüder: Attilio (1817-1844) und Emilio (1819-1844) italienische Patrioten; kämpften in der nationalen Befreiungsbewegung und wurden für den Versuch, 1844 in Kalabrien einen Aufstand zu organisieren, hingerichtet. 146 Bangya, Jdnos (Johann) (1817-1868) ungarischer Journalist und Offizier, nahm 1848/49 an der Revolution in Ungarn teil; nach der Niederlage der Revolution Emissär Kossuths im Ausland, gleichzeitig Polizeiagent; unter dem Namen Mechmed Bey trat er später in türkische Militärdienste und arbeitete als Beauftragter der Türkei im Kaukasus während des Krieges der Tscherkessen gegen Rußland (1855-1858). 166 167 475 477 481 557 bis 562 Baraguay d'Hilliers, Achille, comte (1795 bis 1878) Marschall von Frankreich, Teilnehmer an den Feldzügen Napoleons L, ging danach auf die Seite der Bourbonen über; während der Zweiten Republik Deputierter der konstitutierendenund der gesetzgebenden Nationalversammlung, nach dem Staatsstreich des 2. Dezember 1851 Bonapartist. 401 Barbis, Armand (1809-1870) französischer Revolutionär, kleinbürgerlicher Demokrat, während der Julimonarchie einer der Führer der geheimen Gesellschaft der Jahreszeiten, 1839 wegen Teilnahme am Aufstandsversuch zu lebenslänglicher Haft verurteilt; 1848 Deputierter der konstituierenden Nationalversammlung, unterstützte die Politik von LedruRollin; als Teilnehmer an der Aktion vom 15. Mai 1848 zu lebenslänglicher Haft verurteilt, 1854 amnestiert, danach Emigrant. 3 Baring, Sir Francis Thornhill (1796-1866) britischer Staatsmann, Whig, Mitglied des Parlaments, Schatzkanzler (1839 bis 1841), Erster Lord der Admiralität (1849 bis 1852). 540
Barnard, Sir Henry William (1799-1857) englischer General, nahm am Krimkrieg teil (1854/1855), befehligte 1857 die britischen Truppen bei der Belagerung von Delhi. 247 250-253 260-262 274-276 304 Barocke, Pierre-Jules (1802-1870) französischer Staatsmann und Jurist, während der Zweiten Republik Deputierter der konstituierenden und der gesetzgebenden Nationalversammlung, Anhänger der Partei der Ordnung, Bonapartist; 1849 Generalstaatsänwalt des Appellationsgerichts, gehörte nach dem Staatsstreich 1851 verschiedenen Kabinetten an. 392 Barrot, Adolphe (1803-1870) französischer Diplomat, 1845 Generalkonsul in Ägypten. 229 Barrot, Camille-Hyacinthe-Odilon (1791 bis 1873) französischer bürgerlicher Politiker, während der Julimonarchie Führer der liberalen dynastischen Opposition; von Dezember 1848 bis Oktober 1849 Ministerpräsident, stützte sich auf den konterrevolutionären monarchistischen Block. 235 657 Beauharnais, Eugenie-Hortense de (1783 bis 1837) Mutter Napoleons III., Gemahlin Louis Bonapartes, König von Holland. 606 Beauharnais, Josephine Tascher de laPagerie (1763-1814) erste Frau Napoleons I., 1804 Kaiserin der Franzosen. 425 Beautemps-Beaupre, Charles-Franfois (1766 bis 1854) französischer Ingenieur und Hydrograph. 92 Bedeau, Marie-Alphonse (1804-1863) französischer General und Politiker, gemäßigter bürgerlicher Republikaner; nahm in den dreißiger und vierziger Jahren an der Eroberung Algeriens teil; während der Zweiten Republik Vizepräsident der konstituierenden und der gesetzgebenden Nationalversammlung; nach dem Staatsstreich vom 2.Dezember 1851 ausgewiesen; kehrte 1859 nach Frankreich zurück. 411 Bern, Jözef (1795-1850) polnischer General und Freiheitskämpfer, einer der Führer
des polnischen Aufstandes von 1830/31; nahm im Oktober 1848 an der Verteidigung des revolutionären Wiens teil; 1849 einer der Heerführer der ungarischen Revolutionsarmee; trat danach in die türkische Armee ein. 563 Bentham, Jeremy (1748-1832) englischer Soziologe, Theoretiker der Nützlichkeitsphilosophie (Utilitarismus). „Ein Genie in der bürgerlichen Dummheit" (Marx). 139 Bernard, Simon-Franfois (1817-1862) französischer Politiker, Republikaner; emigrierte nach England, wurde von der französischen Regierung 1858 als Mithelfer beim Attentat Orsinis auf Napoleon III. angeklagt, vom englischen Hauptkriminalgericht (Old Bailey) jedoch freigesprochen. 450 451 Berryer, Pierre-Antoine (1790-1868) französischer Advokat und Politiker, während der Zweiten Republik Deputierter der konstituierenden und der gesetzgebenden Nationalversammlung, Legitimist. 409657 Berthier, Louis-Alexandre, prince de Neufchätel, duc de Valengin, prince de Wagram (1753-1815) Marschall von Frankreich, Stabschef in der Armee Napoleons I. (1805-1807, 1812-1814), ging 1814 nach dem Sturze des Kaiserreiches auf die Seite der Bourbonen über. 401 Bethell Richard, Lord Westbury (1800-1873) britischer Staatsmann, Liberaler; Generalprokurator (1852-1856), Attorney-General (Kronanwalt) (1856-1858, 1860 bis 1861) Lordkanzler (1861-1865). 146 Bethmann-Hollweg, Moritz August von (1795 bis 1877) preußischer Jurist und Politiker, . einer der Führer der Konservativen Partei; Abgeordneter der Ersten Kammer (1849 bis 1852), danach der Zweiten Kammer (1852-1855) des Preußischen Landtags, Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten (1858-1862). 631 639 Bismarck, Otto, Fürst Von (1815-1898) Reichskanzler (1871-1890). 614 Blackstone, Sir William (1723-1780) eng
lischer Jurist, Apologet der englischen konstitutionellen Monarchie. 288 Blanqui, Louis-Auguste (1805-1881) französischer Revolutionär, utopischer Kommunist; Organisator mehrerer Geheimgesellschaften und Verschwörungen, aktiver Teilnehmer an der Revolution von 1830; in der Revolution von 1848 stand er auf der äußersten Linken der demokratischen und proletarischen Bewegung in Frankreich; vertrat die gewaltsame Machtergreifung durch eine Verschwörerorganisation und die Notwendigkeit einer revolutionären Diktatur; verbrachte 36 Jahre im Gefängnis. 3 Boittelle Symphorien-Casimir-Joseph (geb. etwa 1813) Präfekt der Pariser Polizei (1858-1866). 415 417 Bonaparte Kaiserdynastie in Frankreich (1804-1814, 1815 und 1852-1870). 65 78 255 634 664 Bonaparte siehe Napoleon I. Bonaparte siehe Napoleon III. Bonaparte, Jerome (1784-1860) jüngster Bruder Napoleons I., König von Westphalen (1807-1813); seit 1850 Marschall von Frankreich, Onkel Napoleons III. 392 Bonaparte, Jerome-Napoleon-Joseph-CharlesPaul, Prinz Napoleon (1822-1891) Sohn von Jerome Bonaparte, Vetter Napoleons III.; während der Zweiten Republik Deputierter der konstituierenden und der gesetzgebenden Nationalversammlung. 38 401 409 Bonaparte, Mathilde - Laetitia - Wilhelmine (1820-1904) Tochter von Jerome Bonaparte, Cousine Napoleons III. 409 Bonham, Sir Samuel George (1803-1863) britischer Kolonialbeamter, Gouverneur von Hongkong (1847-1852), übte auch, diplomatische Funktionen und die Kontrolle über den Handel mit China aus. 105 106 164 Bonin, Eduard von (1793-1865) preußischer General und Staatsmann, Kriegsminister (1852-1854 und 1858/1859). 631 638 Bosqüet, Pierre-Joseph-Francis (1810-1861) Marschall von Frankreich, erst bürger
licher Republikaner, dann Bonapartist, nahm von 1854 bis 1855 am Krimkrieg teil. 401 418 Bourbon(en) Königsdynastie, regierte in Frankreich (1589-1792, 1814/1815 und 1815-1830), in Spanien (17Q1-1808, 1814 bis 1868 und 1874-1931), in NeapelSizilien (1735-1860) und in Parma (1748 bis 1859). 626 Bourchier, George (1821-1898) englischer Offizier, nahm an der Unterdrückung des nationalen Befreiungsaufstandes 1857 bis 1859 in Indien teil. 303 Bowring, Sir John (1792-1872) englischer Politiker und Schriftsteller, Schüler von Bentham, Anhänger des Freihandels, Konsul in Kanton (1849-1852); Gouverneur, Oberbefehlshaber und Vizeadmiral von Hongkong (1845-1859), war an der Auslösung des zweiten Opiumkrieges gegen China (1856-1858) beteiligt. 104 138-142 146 148 152 164 287 Brandenburg, Friedrich Wilhelm, Graf von (1792-1850) preußischer General und Staatsmann, Präsident des konterrevolutionären Ministeriums (November 1848 bis November 1850). 610 Braunschweig (Haus Braunschweig-Lüneburg, seit 1665 Haus Hannover) (seit 1714) englische Königsdynastie (bis 1837 in Personalunion mit dem Kurfürstentum Hannover); das Haus Hannover (seit 1692 Kurfürstentum) ist ein Zweig der seit 1235 bestehenden Dynastie der Herf zöge von Braiunschweig-Lünebürg. 6 9 13 Bravo Murillo, Juan (1803-1873) spanischer Staatsmann, Moderado, Ministerpräsident (1851/1852). 217 Brereton englischer Beamter in Indien, 1855 Kommissar des Bezirks Ludhiana im Pandschab. 271 272 Briggs, John (1785-1875) englischer General; stand von 1801-1835 im Dienste der Ostindischen Kompanie; Anhänger des Freihandels, Verfasser und Übersetzer mehrerer Werke über Indien und Persien. 515 Bright, John (1811-1889) englischer Fabrikant, führender Vertreter des Freihandels,
Mitbegründer der Anti-Korngesetz-Liga, seit Anfang der sechziger Jahre Führer des linken Flügels der Liberalen Partei, mehrmals Minister in liberalen Kabinetten. 159 160 168-172 504 512-514 517 669 Bröfferio, Angelo (1802-1866) italienischer Politiker, Dichter und Publizist, seit 1848 Mitglied der Abgeordnetenkammer von Piemont, Führer der demokratischen Opposition; Anhänger Garibaldis. 18 Broglie, Achille-Charles-Leonce-Victor, duc de (1785-1870) französischer Staatsmann, Ministerpräsident (1835/1836), Deputierter der gesetzgebenden Nationalversammlung (1849-1851), Orleanist, Vater von Albert Broglie. 627 Broglie, Jacques-Victor-Albert, prince de (seit 1870) duc de (1821-1901) französischer monarchistischer Politiker, Publizist und Historiker; Mitarbeiter der katholischen Zeitschrift „Le Correspondant"; seit 1873 mehrmals Ministerpräsident und Minister. 629 657 Brougham, Henry Peter (Lord Brougham and Vaux) (1778-1868) englischer Jurist, Schriftsteller und Staatsmann, in den zwanziger bis dreißiger Jahren einer der Führer der Whigs, Mitglied des Parlaments; Lordkanzler (1830-1834); Verfechter der Wahlreform von 1832. 404 509 Brown, Humphrey englischer Unternehmer, Mitglied des Parlaments, einer der Direktoren der Königlichen Britischen Bank (1853-1856), wegen Betrügereien verurteilt. 51 198-201 Brune, Guillaume-Marie-Anne (1763-1815) Marschall von Frankreich, Teilnehmer an den Feldzügen Napoleons I., 1799 Befehlshaber der französischen Truppen in Holland. 6 7 Buckingham, Henry Stafford, Duke of (etwa 1454-1483) Angehöriger des englischen Feudaladels; trug zur Thronbesteigung Richards III. bei, meuterte bald darauf und wurde hingerichtet. 149 Bulwer, Edward George Earle Lytton (Bulwer-Lytton) (1803-1873) englischer
Schriftsteller und Politiker, zu Beginn seiner Tätigkeit Whig, seit 1852 Tory, Mitglied des Parlaments, Kolonialminister (1858/1859). 137 146 504 527 528 Bulwer, Edward Robert Earle Lytton (Bulwer-Lytton) (1831-1891) britischer Diplomat und Dichter, Vizekönig Indiens (1876-1880), Botschafter in Paris (1887 bis 1891), Sohn des Edward George Bulwer-Lytton. 527 529-531 Bulwer, William Henry Earle Lytton, Baron Dalling and Bulwer (1801-1872) britischer Diplomat, Whig, Mitglied des Parlaments (1830-1837); Geschäftsträger Englands in Paris (1839/1840), Gesandter in Madrid (1843-1848), in Washington (1849-1852) und in Florenz (1852-1855), Geschäftsträger in den Donaufürstentümern (1856-1858), Botschafter in Konstantinopel (1858-1865). 257 Bulwer-Lytton, Rosina (1802-1882) englische Romanschriftstellerin, Gattin des Edward George Bulwer-Lytton. 527-531 535 Buridan, Johannes (etwa 1300-1358) französischer Scholastiker des M.Jahrhunderts; ihm wird das Gleichnis von dem Esel zugeschrieben, der zwischen zwei gleichgroßen Heubündeln verhungert, weil er sich für keines entscheiden kann. 684
Cadoudal, Georges (1771 -1804) französischer Politiker, Royalist, Teilnehmer des konterrevolutionären Aufstandes 1793 in der Vendee; Führer der Chouans; unternahm mehrere Versuche, einen royalistischen Aufstand in Frankreich zu entfachen; 1804 hingerichtet. 428 429 Calonge y Fenollet, Eusebio (1814-1874) spanischer General, nahm an den Kriegen gegen die Karlisten teil, 1854 Generalkapitän von Pamplona. 216 217 Cameron, Hugh Verwalter der Königlichen Britischen Bank (1849-1855), wegen Betrügereien verurteilt. 51 52 190-201 Campbell englischer General, nahm an der Unterdrückung des nationalen Befrei
50 Marx/Engels, Werke, Bd. 12
ungsaufstandes 1857-1859 in Indien teil. 443 Campbell, Sir Colin,Baron Clyde (1792-1863) englischer General, später Feldmarschall, nahm am zweiten Krieg gegen die Sikhs (1848/1849) und am Krimkrieg (1854 bis 1855) teil; als Oberbefehlshaber der britischen Armee in Indien (1857-1860) unterdrückte er den nationalen Befreiungsaufstand 1857-1859. 307 353 354 357 358 369-371 376 377 382 383 385 387 439-444 463 465 466 468 491 494-496 518-521 574 Campbell, Sir George (1824-1892) von 1843 bis 1874 mit Unterbrechungen britischer Kolonialbeamter in Indien, Verfasser mehrerer Arbeiten über Indien; später Mitglied des Parlaments (1875-1892), Liberaler. 516 Camphausen, Ludolf (1803-1890) Bankier in Köln, einer der Führer der rheinischen liberalen Bourgeoisie; 1847 Mitglied des Vereinigten Landtages; preußischer Ministerpräsident (März bis Juni 1848), betrieb eine verräterische Vereinbarungspolitik mit den konterrevolutionären Kräften. 594 606 614 636 637 Canning, Charles John (seit 1859) Earl (1812 bis 1862) britischer Staatsmann, Tory, dann Peelit, Generalpostmeister (1853 bis 1855), Generalgouverneur von Indien (1856-1862), organisierte die Unterdrückung des nationalen BefreiungsaufStandes 1857-1859. 467 469 470 483 485 486 Canning, George (1770-1827) britischer Staatsmann und Diplomat, einer der Führer der Tories; Außenminister (1807 bis 1809 und 1822-1827), Premierminister (1827). 404 567 Canrobert, Franfois-Certain (1809-1895) französischer General, seit 1856 Marschall von Frankreich, Bonapartist; nahm in den dreißiger und vierziger Jahren an der Eroberung Algeriens teil; aktiver Teilnehmer am Staatsstreich vom 2. Dezember 1851; Oberbefehlshaber der französischen Armee auf der Krim (September 1854 bis Mai 1855). 40L418
Cardwell, Edward, Viscount (1813-1886) britischer Staatsmann, zuerst Tory, dann führender Peelit, später Liberaler; Präsident des Board of Trade (Handels- und Verkehrsministerium) (1852-1855),Staatssekretär für Irland (1859-1861), Kolonialminister (1864-1866) und Kriegsminister (1868-1874). 181 540 Carlo Alberto siehe Karl Albert Carlos, Don (1788-1855) Bruder Ferdinands VII., spanischer Thronprätendent; seine Versuche, den Thron zu erobern und die unumschränkte Macht der feudal-klerikalen Kräfte wiederherzustellen führten 1833-1840 zum Bürgerkrieg in Spanien. 44 46 Cäsar, Gajus Julius (etwa 100-44 v. u. Z.) römischer Feldherr und Staätsmann.91 228 Cassagnac siehe Granier de Cassagnac, Bernard'Adolphe Castellane, Esprit-Victor-Elisabeth-Boniface, comte de (1788-1862) Marschall von Frankreich, seit 1850 Befehlshaber der Garnison von Lyon, Befehlshaber des Militärbezirks Lyon (1859-1862). 401 410 Castlereagh, Lord Henry Robert Stewart, (seit 1821) Marqtless of Londonderry, Viscount (1769-1822) britischer Staatsmann, Tory; Minister für Krieg und Kolonien (1805/1806, 1807-1809), Außenminister (1812-1822); beging Selbstmord. 54 152 406 426 669 Cavaignac, Louis-Eugene (1802-1857) französischer General und Politiker, gemäßigter bürgerlicher Republikaner; nahm in den dreißiger und vierziger Jahren an der Eroberung Algeriens teil, wegen seiner barbarischen Kriegsführung berüchtigt; 1848 Gouverneur von Algier, ab Mai Kriegsminister; von der konstituierenden Nationalversammlung mit diktatorischen Vollmachten ausgestattet, unterdrückte er grausam den Juniaufstand des Pariser Proletariats; Ministerpräsident (Juni bis Dezember 1848); während der Zweiten Republik und nach dem Staatsstreich vom 2. Dezember 1851 in Opposition zu Napoleon III. 235 285 400
Cervantes Saavedra, Miguel de (1547-1616) spanischer realistischer Schriftsteller, Verfasser des Romans „Don Quijote". 448 Chälons-Oranien aus Frankreich stammendes altes Grafen- und Fürstengeschlecht. 93 Chamberlain, Sir Neville Bowles (1820-1902) englischer General, später Feldmarschall, Teilnehmer des ersten Englisch-Afghanischen Krieges (1838-1842) und des zweiten Krieges gegen die Sikhs (1848/1849); befehligte die irregulären indischen Truppen im Pandschab (1854-1858), nahm an der Unterdrückung des nationalen Befreiungsaufstandes 1857-1859 in Indien teil; Befehlshaber der Armee von Madras (1876-1881). 275 304 441 444 Chambord, Henri-Charles d'Artois, duc de Bordeaux, comte de (1820-1883), Enkel Karls X., unter dem Namen Heinrich V. französischer legitimistischer Thronprätendent. 401 Changarnier, Nicolas-Anne-Theodule (1793" bis 1877) französischer General und Staatsmann, Monarchist; nahm in den dreißiger und vierziger Jahren an der Eroberung Algeriens teil; 1848/1849 Deputierter der konstituierenden und der gesetzgebenden Nationalversammlung, wurde nach dem Staatsstreich vom 2. Dezember 1851 verhaftet und verbannt; kehrte 1859 nach Frankreich zurück. 411 415 Chevalier, Michel (1806-1879) französischer Ingenieur, Ökonom und Publizist; Anfang der dreißiger Jahre Anhänger von Saint-Simon, nach dem 2. Dezember 1851 Bonapartist; langjähriger Mitarbeiter am „Journal des Debats". 27 Christina siehe Maria Christina Cicero, Marcus Tullius (106-43 v. u. Z.) römischer Redner und Staatsmann, eklektischer Philosoph. 97 Clanricarde, Ulick John de Burgh, Marquess of (1802-1874) britischer Diplomat und Politiker, Whig; Botschafter in St. Petersburg (1838-1841), Generalpostmeister (1846-1852), Lordsiegelbewahrer (1857 bis 1858). 5 14 404 527
Clarendon, George William Frederick Villiers, Earl of (1800-1870) britischer Staatsmann, Whig, später Liberaler; Vizekönig von Irland (1847-1852); unterdrückte den irischen Aufstand von 1848; Außenminister (1853-1858, 1865/1866 und 1868-1870). 17 148 162 182 256 511 Clark siehe Clerk, Sir George Clarke, Mary Anne (1776-1852) Geliebte des Herzogs von York, bekannt durch den Korruptionsskandal von 1809. 11—13 Clay, Sir William (1791-1869) englischer Politiker und Publizist, Liberaler; Mitglied des Parlaments (1832-1837). 129 Clerk (Clark), Sir George (1787-1867) britischer Staatsmann, Tory, später Peelit; Sekretär des Schatzamtes (1834/1835, 1841-1845), Vizepräsident des Board of Trade (Handels- und Verkehrsministerium) und Münzmeister (1845/1846). 181 Cobbett, William (1762-1835) englischer Politiker und Publizist, bäuerlicher Herkunft, prominenter Vertreter des kleinbürgerlichen Radikalismus, kämpfte für die Demokratisierung der politischen Ordnung in England, seit 1802 Herausgeber von „Cobbett's WeeklyPolitical Register". 10 258 427 Cobden, Richard (1804-1865) Fabrikant in Manchester, Liberaler, Anhänger des Freihandels, Mitbegründer der AntiKorngesetz-Liga; Mitglied des Parlaments. 137141 146 150157-160168-170 181 404 Coburg deutsches Herzogsgeschlecht, dessen Angehörige in eine Reihe europäischer Fürstenhäuser einheirateten. 634 Cockburn, Sir George, Baronet (1772-1853); 1837 britischer Admiral, Erster Lord der Admiralität (1841-1846); 1851 Flöttenadmiral. 508 Codrington, Sir William John (1804-1884) englischer General, Oberbefehlshaber der britischen Armee auf der Krim (1855 bis 1856). 382 ' Collado, Antonio spanischer Politiker, Progressist, Finanzminister (1854-1856). 221 Concha, Manuel Gutierrez de la, marques del
Ditero (1808-1874) spanischer General, Moderado, nahm an der Verschwörung von 1843 gegen Espartero teil, 1854 Präsident der Militärjunta, einer der Organisatoren bei der Niederschlagung der Revolution 1854-1856. 38 45 Conolly, Arthur (1807-1842) englischer Offizier, 1840 Gesandter in Chiwa; wurde 1841 in Buchara verhaftet und ermordet. 600 Cooke, George Wingrove (1814-1865) englischer liberaler Historiker und Journalist, 1857 Korrespondent der „Times" in China. 566 568 623 Cornwallis, Charles, Marquis (1738-1805) brit. Staatsmann, Generalgouverneur von Indien (1786-1793, 1805); als Vizekönig von Irland (1798-1801) unterdrückte er den irischen Aufstand von 1798. 484 Cousin, Victor (1792-1867) französischer idealistischer Philosoph, Eklektiker. 423 Cranworth, Robert Monsey Rolfe, Baron (1790-1868) britischer Staatsmann und Jurist, Whig; Lordkanzler (1852-1858 und 1865/1866). 137
Dalhousie, James Andrew Broun Ramsay, Earl and Marquess of (1812-1860) britischer Staatsmann, Peelit, Generalgouverneur von Indien (1848-1856), betrieb eine Politik der kolonialen Eroberungen. 269 272 470 473 474 516 525 Danner, Luise Christine, Gräfin von (1815 bis 1874) morganatische Gemahlin des dänischen Königs Friedrich VII. 267 David d'Angers, Pierre-Jean (1788-1856) französischer Bildhauer, linker Republikaner, Teilnehmer der Revolutionen von 1830-und 1848, nach dem Staatsstreich vom 2. Dezember 1851 wurde er verbannt und durfte erst kurz vor seinem Tode nach Frankreich zurückkehren. 79 Delangle, C laude-Alphonse (1797-1869) französischer Jurist und reaktionärer Politiker; von 1847 bis zur Februarrevolution 1848 Generalstaatsanwalt am Königlichen Gerichtshof zu Paris, Vorsitzender des
Kaiserlichen Gerichtshofes (1852-1858), Innenminister (1858/1859). 408 Derby, Edward George Geoffrey Smith Stanley (seit 1851) Earl of (1799-1869) britischer Staatsmann, Whig bis 1835> danach Führer der Tories, später einer der Führer der Konservativen Partei; Premierminister (1852,1858/1859 und 1866-1868). 134 137-141 144 148 152 180 359 360 403-405 446 451 485 504 523 524 528 663 bis 665 668 669 Disraeli (D'Israeli), Benjamin, (seit 1876) Earl of Beaconsfield (1804-1881) britischer Staatsmann und Schriftsteller, einer der Führer der Tories, dann der Konservativen Partei; Schatzkanzler (1852, 1858/1859 und 1866-1868), Premierminister (1868 und 1874-1880). 129 130 134-136 144 146 157 179 182 242-246 265 266 404 405 445 bis 449 503 504 540 Dixon, Joshua früher Bankier in New Orleans in den Vereinigten Staaten, kam 1852 nach Liverpool, wurde Aktionär und einer der zwölf Direktoren der Liverpool Borough Bank; im August 1857 wurde er geschäftsführender Direktor. 572 Dod(d), George (1808-1881) englischer Publizist, Verfasser zahlreicher Artikel und Werke, größtenteils über Fragen der Industrie; Mitarbeiter an verschiedenen Nachschlagewerken. 198 Don Carlos siehe Carlos, Don Dost Muhammad Chan (1793-1863) Emir von Afghanistan (1826-1839 und 1842 bis 1863). 122 Dowb (Dowbiggin) englischer Offizier im Krimkrieg. 404 Dschang Bahadur (1816-1877) Fürst von Nepal seit 1846; während des nationalen Befreiungsaufstandes 1857-1859 in Indien unterstützte er die Engländer und nahm an der Unterdrückung des Aufstandes teil. 441 Dschingis-Khan (etwa 1155-1227) mongolischer Eroberer, Begründer des mongolischen Reiches, verwüstete 1211/1212 Nordwestindien. 495 Dulce y Garay, Domingo, (seit 1860) marques
de Castellflorite (1808-1869) spanischer General, Moderado; einer der Führer des Militäraufstandes von 1854 in Madrid, der die Revolution von 1854-1856 einleitete; 1856 nahm er an der Niederschlagung der Revolution teil. 43 45 Dundas, Henry, Viscount Melville (1742 bis 1811) britischer Staatsmann, Generalanwalt Schottlands (1775-1783), Innenminister (1791-1794), Präsident der Kontrollbehörde für indische Angelegenheiten (1793-1801), Kriegsminister (1794-1801), Erster Lord der Admiralität (1804 bis 1805). 6 Dupih, Andre-Marie-Jean- Jacques (1783 bis 1865) französischer Jurist und Politiker, Orleanist; Präsident der Deputiertenkammer (1832-1839), Deputierter der konstituierenden Nationalversammlung (1848/1849), Präsident der gesetzgebenden Nationalversammlung (1849-1851); danach Bonapartist. 626 Dureau de la Malle, Adolphe-Jules-CesarAuguste (1777-1857) französischer Dichter und Historiker. 420
Eglinton, Archibald William Montgomerie, Earl of Eglinton and of Winton (1812 bis 1861) britischer Staatsmann, Tory, Vizekönig von Irland (1852, 1858/1859). 668 bis 671 Elgin, James Bruce, Earl of Elgin and of Kincardine (1811-1863) britischer Diplomat; Gesandter mit außerordentlichen Vollmachten in China (1857/1858 und 1860/1861); Vizekönig von Indien (1862 bis 1863). 233 623 Elisabeth (1801-1873) Königin von Preußen, Gemahlin Friedrich Wilhelms IV. 595-597 606 609 632 660 661 Ellenbörough, EdwardLaw,Baron(\750-1818) englischer Jurist, Whig, später Tory; Attorney-General (Kronanwalt) (1801 bis 1802), Präsident des Königlichen Obersten Gerichts (1802-1818). 431 Ellenborough, Edward Law, Earl of (1790 bis 1871) britischer Staatsmann, Tory, Mitglied des Parlaments; Generalgoüverneur
von Indien (1842-1844), Erster Lord der Admiralität (1846), Präsident der Kontrollbehörde für indische Angelegenheiten (1858); Sohn des vorigen. 253 404 467 470 486 525 Elliot, William englischer Politiker, 1802 Mitglied des Parlaments. 426 Ellis, Sir Henry (1777-1855) britischer Diplomat, Gesandter (1814/1815), später Botschafter in Teheran (1835/1836). 121 Eisner, Karl Friedrich Moritz (1809-1894) Gymnasiallehrer in Breslau, radikaler Publizist und Politiker, Demokrat; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linker Flügel); in den fünfziger Jahren einer der Redakteure der „Neuen Oder-Zeitung". 649 Emeriau, Maurice-Julien, comte (1762-1845) französischer Admiral, befehligte das Mittelmeergeschwader (1811-1814). 91 Enfantin, Barthelemy-Prosper (genannt Pere Enfantin) (1796-1864) französischer utopischer Sozialist, einer der nächsten Anhänger von Saint-Simon; nach dessen Tode stand er an der Spitze der saintsimonistischen Schule. 27 Erbprinz von Schweden siehe Karl XV. Escosura y Morrogh, Patricio de la (1807 bis 1878) spanischer Schriftsteller und Politiker, 1856 Innenminister in der Regierung Espartero. 40 Espartero, Baldomero, conde de Luchana, duque de la Vittoria (1793-1879) spanischer General und Staatsmann, Führer der Progressisten, Regent von Spanien (1841-1843), Ministerpräsident (1854 bis 1856). 38-45 48 216 217 220 221 Espinasse, Charles-Marie-Esprit (1815-1859) französischer General, Bonapartist, nahm in den dreißiger und vierzigerJ ahren an der Eroberung Algeriens teil, war aktiv am Staatsstreich vom 2. Dezember 1851 beteiligt; befehligte 1854 eine Division in der Dobrudscha, dann eine Brigade auf der Krim (1854/1855); 1858 Minister des Innern und der öffentlichen Sicherheit. 399 411 415 417 435 487 Eugen, Prinz von Savoyen (1663-1736)
österreichischer Feldherr und Staatsmann. III Evans, Sir George de Lacy (1787-1870) englischer General, liberaler Politiker, Mitglied des Parlaments; befehligte 1854 eine Division auf der Krim. 260 264 265 418
Fabius, Quintus Maximus Verrucosus (etwa 275-203 v.u.Z.) altrömischer Feldherr; wegen seiner abwartenden Taktik und des Ausweichens vor Entscheidungsschlachten im zweiten Punischen Krieg bekam er den Spitznamen Cunctator (Zauderer). 6 Falcon, Antonio spanischer General, Teilnehmer der Revolution 1854-1856. 37 43 Falloux, Frederic-Alfred-Pierre, comie de (1811-1886) französischer Politiker und Schriftsteller, Legitimist und Klerikaler, auf dessen Initiative 1848 die Nationalateliers aufgelöst und der juniaufstand in Paris blutig niedergeschlagen wurde; während der Zweiten Republik Deputierter der konstituierenden und der gesetzgebenden Nationalversammlung, Unterrichtsminister (1848/1849). 657 Favre, Jules-Gabriel-Claude (1809-1880) französischer Advokat und Politiker, seit Ende der fünfziger Jahre ein Führer der bürgerlich-republikanischen Opposition; 1858 trat er als Anwalt Orsinis auf; 1870/1871 Außenminister in der sog. Regierung der nationalen Verteidigung, die Marx als Regierung des nationalen Verrats brandmarkte; zusammen mit Thiers Henker der Pariser Kommune. 408 409 412 Ferdinand II. (1810-1859) König von Sizilien und Neapel (1830-1859); wurde wegen der Beschießung Messinas im September 1848 König Bomba genannt. 17 Ferdinand VII. (1784-1833) König von Spanien (1808 und 1814-1833). 39 46 Ferdinand, Prinz siehe Friedrich Ferdinand Ferguson, Sir Ronald Craufurd (1773-1841) englischer General, Mitglied des Parlaments; trat 1809 im Unterhaus gegen die Amtsmißbräuche des Herzogs von York auf. 13 Ferukh Chan persischer Diplomat, unter
zeichnete 1857 den englisch-persischen Vertrag; 1857 Gesandter in London. 226 228 229 Feth Ali Schah (1762-1834) Schah von Persien (1797-1834). 72 Fitzpatrick, Richard (1747-1813) englischer General und Politiker, Whig, Mitglied des Parlaments; 1782 Staatssekretär für Irland; Kriegsminister (1783, 1806/1807). 8 9 Fitzroy, Henry (1807-1859) englischer Politiker, Peelit, danach Liberaler, Mitglied des Parlaments, Unterstaatssekretär im Ministerium des Innern (1852-1855). 532 Flottwell, Eduard Heinrich von (1786-1865) Vertreter der reaktionären preußischen Adelsbürokratie; Finanzminister (1844 bis 1846), Innenminister (1858/1859). 609 631 650 651 659 Forbes Winslow siehe Winslow, Forbes Benignus Fotiades 1857 Geschäftsträger des Fürstentums Moldau in Konstantinopel. 256 Fould, Achille (1800-1867) französischer Bankier und Politiker, Orleanist, später Bonapartist ;Deputierter der konstituierenden Nationalversammlung (1848/1849); Finanzminister (1849-1852 und 1861 bis 1867), Minister des kaiserlichen Hofhaltes (1852-1860). 204 392 401 Fourier, Franfois-Marie-Charles (1772-1837) französischer utopischer Sozialist. 34 Fox, Charles James (1749-1806) britischer Staatsmann, Führer der Whigs; Außenminister (1782/1783 und 1806). 8 403 Fox, William Johnson (1786-1864) englischer Politiker, Prediger und Publizist, Anhänger des Freihandels, gehörte später der Liberalen Partei an, Mitglied des Parlaments. 168 Franks, Sir Thomas Harte (1808-1862) englischer General, nahm am zweiten Krieg gegen die Sikhs (1848/1849) und an der Unterdrückung des nationalen Befreiungsaufstandes 1857-1859 in Indien teil. 440 bis 444 Franz Joseph I. (1830-1916) Kaiser von Österreich (1848-1916). 255 597 605
Friedrich I. (1371-1440) seit 1398 Burggraf zu Nürnberg; Kurfürst von Brandenburg (1415-1440), Begründer der Dynastie der Hohenzollern. 98 99 Friedrich I. (1657-1713) König von Preußen (1701-1713), als Friedrich III. Kurfürst von Brandenburg (1688-1701). 96 100 610 Friedrich II. (der Eiserne) (1413-1471) Kurfürst von Brandenburg (1440-1470). 99 Friedrich II. (der Große) (1712-1786) König von Preußen (1740-1786). 98 111 610 612 616 684 Friedrich VII. (1808-1863) König vonDänemark (1848-1863). 267 Friedrich der Große siehe Friedrich II. Friedrich Ferdinand (1792-1863) Prinz von Dänemark. 267 Friedrich Wilhelm I. (1688-1740) König von Preußen (1713-1740). 610 612 Friedrich Wilhelm II. (1744-1797) König von Preußen (1786-1797). 610 612 Friedrich Wilhelm III. (1770-1840) König von Preußen (1797-1840). 610-612 631 637 639 Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) König von Preußen (1840-1861). 505 594-597 604-611 614 634 639 652 655 660 684 685 Fürst von Hohenzollern siehe Hohenzollern' Sigmaringen, Karl Anton, Fürst von
Garnett, Jeremiah (1793-1870) englischer Journalist, einer der Begründer der Zeitung „The Manchester Guardian", von 1844-1861 Redakteur dieser Zeitung. 170 Garnier-Pages, Etienne-Joseph-Louis (1801 bis 1841) französischer Politiker, bürgerlicher Demokrat; stand nach der Revolution von 1830 an der Spitze der republikanischen Opposition, Mitglied der Deputiertenkammer (1831-1834, 1835 bis 1841). 243 Garnier-Pages, Louis-Antoine (1803-1878) französischer Politiker, gemäßigter Republikaner, 1848 Mitglied der provisorischen Regierung und Mäire von Paris. 243 Georg III. (1738-1820) König von Großbritannien und Irland (1760-1820), Kur
fürst und (seit 1814) König von Hannover. 9 595 Georg IV. (1762-1830) Prinzregent (1811 bis 1820), König von Großbritannien, Irland und Hannover (1820-1830). 14 610 Georg Wilhelm (1595-1640) Kurfürst von Brandenburg (1619-1640). 100 Gerlach, Leopold von (1790-1861) preußischer General, stand in den vierziger Jahren an der Spitze der reaktionären Hofkamarilla; seit 1850 Generaladjutant des Königs Friedrich Wilhelm IV. 611 632 Gibbon, Edward (1737-1794) englischer bürgerlicher Historiker, Verfasser des vielbändigen Werkes „History of the decline and fall of the Roman empire". 243 Gibson, Thomas Milner (1806-1884) britischer Staatsmann, Anhänger des Freihandels, Liberaler; Präsident des Board of Trade (Handels- und Verkehrsministerium) (1859-1865 und 1865/1866). 159 160 168 bis 170,405 Girardin, Emile de (1806-1881) französischer Publizist und Politiker, 1836-1857 mit Unterbrechungen Redakteur der Zeitung „La Presse"; zeichnete sich in der Politik durch äußerste Prinzipienlosigkeit aus. 75 Gladstone, William Ewart (1809-1898) britischer Staatsmann, Tory, danach Peelit; in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Führer der Liberalen Partei; Schatzkanzler (1852-1855 und 1859-1866) und Premierminister (1868-1874, 1880-1885, 1886 und 1892-1894). 129 130 133 134 136 146 157 181 182 446 512 526 540 663 664 Glyn, George Grenfeil (seit 1869) BaronWolverton (1824-1887) englischer Bankier, Liberaler, Mitglied des Parlaments; Sekretär des Schatzamtes (1868-1873). 447 Godunow, Boris (etwa 1551 -1605) Zar von Rußland (1598-1605). 673 674 Goethe, Johann Wolf gang von (1749-1832). 606 633 634 Gordon, Alexander englischer Oberst, Sohn von Lord Aberdeen. 8 Gordon, Arthur Charles Hamilton, später Baron Stanmore (1829-1912) britischer
Staatsmann, Peelit, später Liberaler, Mitglied des Parlaments (1854-1857); Gouverneur verschiedener Kolonien (1861 bis 1890); Sohn von"Lord Aberdeen. 181 Gordon, Sir James Willoughby (1773-1851) englischer Oberst, Militärsekretär des Herzogs von York (1804-1809). 8 Gordon, John englischer Major, 1801 im Militärdienst auf der Insel Dominique. 8 Gordon, Sir Robert (1791-1847) britischer Diplomat, Außerordentlicher Botschafter in Konstantinopel (1828-1831) und in Wien (1841-1846). 8 Gortschakow, Michail Dmitrijewitsch, Fürst (1793-1861) russischer General, Befehlshaber der Donauarmee (1853/1854), Oberbefehlshaber der Südarmee (September 1854 bis Februar 1855) und dann der Krimarmee (Februar bis Dezember 1855); Statthalter von Polen (1856-1861). 195 Graf d'Alcoy siehe Roncali, conde d'Alcoy Graf d'Argout siehe Argout, Antoine-Maurice-Apollinaire, comte d' Graf von Brandenburg siehe Brandenburg, Friedrich Wilhelm, Graf von Graf von Lucena siehe O Donneil y Jorris, Leopoldo, conde de Lucena y duque de Tetudn Graf von San Luis siehe Sartorius, Luis Jose, primer conde de San Luis Graham, Sir James Robert George of Netherby (1792-1861) britischer Staatsmann; Whig, später Peelit; Innenminister (1841-1846), Erster Lord der Admiralität (1830-1834 und 1852-1855). 146 157-159 181 Gramer de Cassagnac, Bernard-Adolphe (1806-1880) französischer Journalist, prinzipienloser Politiker, vor der Revolution von 1848 Orleanist, dann Bonapartist; während des Zweiten Kaiserreiches Deputierter des Corps legislatif (1852 bis 1870) (äußerste Rechte); Mitarbeiter am „Constitutionnel". 402 423 Grant, Sir James Hope (1808-1875) englischer General, nahm 1841/1842 am ersten Opiumkrieg gegen China teil, sowie an den Kriegen gegen die Sikhs (1845 bis
1846, 1848/1849); und an der Unterdrückung des nationalen Befreiungsaufstandes 1857-1859 in Indien. 387 440 442 443 519 574 Granville, George Leveson-Gower, Earl (1815 bis 1891) britischer Staatsmann, Whig, später einer der Führer der Liberalen Partei; Außenminister (1851/1852, 1870 bis 1874 und 1880-1885), Kolonialminister (1868-1870 und 1886), Präsident des Geheimen Rates (1852-1854, 1855 bis 1858 und 1859-1866). 148 241 Grenville, William Wyndham, Baron (1759 bis 1834) britischer Staatsmann, Tory, danach Whig; Außenminister (1791-1801), Premierminister (1806/1807). 9 426 430 ' Grey, Charles, Earl (1764-1845) britischer Staatsmann, ein Führer der Whigs; Erster Lord der Admiralität (1806) und Premierminister (1830-1834). 403 Grey, Sir Henry George, Earl (1802-1894) britischer Staatsmann, Whig; Staatssekretär für das Kriegswesen (1835-1839), Minister für Krieg und Kolonien (1846 bis 1852); Sohn des Earl Charles Grey. 141 147 503 508 511 666 Großmogul siehe Bahadur Schah II. Großmoguln indische Dynastie (1526-1858). 119 238 248 Grctius, Hugo (Huigh de Groot) (1583-1645) niederländischer Jurist, Staatsrechtslehrer; einer der Begründer des neueren bürgerlichen Völkerrechts. 228 Guizot, Frangois-Pierre-Guillaume (1787 bis 1874) französischer Historiker und Staatsmann, Orleanist, leitete von 1840 bis 1848 die Innen- und Außenpolitik Frankreichs, vertrat die Interessen der großen Finanzbourgeoisie. 27 402 413 423 Gurrea, Ignacio spanischer General, Progressist. 41 Gustav (II.) Adolf Wasa (1594-1632) König von Schweden (1611-1632) und Feldherr; erstrebte die Herrschaft über die Ostsee, führte Kriege mit Dänemark, Polen und Rußland; stellte sich im Dreißigjährigen Krieg an die Spitze der protestantischen Staaten. 100
Hammond, Edmund (1802-1890) britischer Diplomat; Stellvertreter des Außenministers (1854-1873). 148 427 Hansemann, David Justus (1790-1864) Großkapitalist, einer der Führer der rheinischen liberalen Bourgeoisie; 1847 Mitglied des Vereinigten Landtages; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung und von März bis September preußischer Finanzminister; betrieb eine verräterische Vereinbarungspolitik mit den konterrevolutionären Kräften. 637 Harcourt, Francis Vernon englischer Politiker, Peelit, Mitglied des Parlaments. 181 Hardinge, Sir Henry, Viscount (1785-1856) britischer General und Staatsmann, Tory; ab 1855 Feldmarschall; Staatssekretär für das Kriegswesen (1828-1830 und 1841 bis 1844), Generalgouverneur von Indien (1844-1848), Oberbefehlshaber der britischen Armee (1852-1856). 474 Hauff, Wilhelm (1802-1827) romantischer Schriftsteller und Märchendichter. 594 Haussmann, Georges-Eugene, haron (1809 bis 1891) französischer Politiker, Bonapartist, Präfekt des Departements Seine (1853 bis 1870). 438 Havas, Charles (1785-1858) Begründer der „Agence Havas", einer offiziösen französischen Nachrichtenagentur. 559 Havelock, Sir Henry (1795-1857) englischer General, Teilnehmer des ersten EnglischAfghanischen Krieges (1838-1842) und des ersten Krieges gegen die Sikhs (1845 bis 1846); 1857 beteiligte er sich an der Unterdrückung des nationalen Befreiungsaufstandes in Indien. 279 280 293 294 298 300 301 305 306 328 354 357 495 521 Hawkesbury, Robert Banks Jenkinson (seit 1808) Earl of Liverpool (1770-1828) britischer Staatsmann, Tory; Außenminister (1801-1804, 1809), Innenminister (1804 bis 1806, 1807-1809), Minister für Krieg und Kolonien (1809-1812), Premierminister (1812-1827). 426-430 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich (1770-1831). 684
Heine, Heinrich (1797-1856). 41 Heinrich II. von Lothringen, Herzog von Guise (1614-1664) einer der Führer der Fronde in Frankreich. 26 Heinrich IV. (1553-1610) König von Frankreich (1589-1610). 422 Heinrich V. siehe Chambord, Henri-Charles Hengsienberg, Ernst Wilhelm (1802-1869) reaktionärer Theologe, Professor an der Universität Berlin. 685 Henley, Joseph Warner (1793-1884) britischer Staatsmann, Tory, Präsident des Board of Trade (Handels- und Verkehrsministerium) (1852 und 1858/1859). 623 Herbert, Sidney, Baron of Lea (1810-1861) britischer Staatsmann, ursprünglich Tory, danach Peelit; Sekretär der Admiralität (1841 -1845), Staatssekretär für das Kriegswesen (1845/1846 und 1852-1855), Kriegsminister (1859/1860). 146 181 Hervey, Alfred englischer Politiker, Peelit, Mitglied des Parlaments. 181 Herzog Von Guise siehe Heinrich II. von Lothringen Herzog von Malakpff siehe Pelissier, AimableJean-Jacques, duc de Malakoff Herzog von Orleans siehe Louis-Philippe Herzog von Rutland siehe Ratland, Charles Cecil John Manners, Duke of Herzog von Valencia siehe Narväez, Ramon Maria, duque de Valencia Herzog von Vittoria siehe Espartero, Baldomero, conde de Luchana, duque de la Vittoria Herzog Von York siehe York, Frederick Augustus, Duke of York and Albany Herzogin von Nemours siehe Marie d'OrleansLongueville Herzogin von Parma siehe Louise-MarieTherese de Bourbon HeuNailzi (XuNaiji) chinesischer Beamter, 1834 Provinzialrichter in Kanton, 1836 Vizepräsident des Opferamtes in Peking; unterbreitete 1836 den Vorschlag, den Opiumhandel zu gestatten. 554 Hewitt englischer General, befehligte 1857 während des nationalen Befreiungsaufstandes in Indien die Garnison in Mirat. 299
Heydt, August, Freiherr Von der (1801-1874) Bankier in Elberfeld, preußischer Staatsmann; Handelsminister (Dezember 1848 bis 1862) und Finanzminister (1866-1869). 632 639 Hien Feng siehe Yi zhu Hogg, Sir James Weir (1790-1876) englischer Politiker, Tory, danach Peelit; Mitglied des Parlaments; Vorsitzender des Direktoriums der Ostindischen Kompanie (1846/1847 und 1852/1853), Mitglied der Kontrollbehörde für indische Angelegenheiten (1858-1872). 162 1 81 Hohenzollern Dynastie brandenburgischer Kurfürsten (1415-1701), preußischer Könige (1701-1918) und deutscher Kaiser (1871-1918). 95-101 606 610 611 616 634 652 Hohenzollern-Sigmaringen, Karl Anton, Fürst von (1811-1885) preußischer General, Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen (1848/1849), Ministerpräsident von Preußen (1858-1862). 631 633 634 Holk.ar, Tukaaji (geb. etwa 1836) marathischer Fürst des indischen Fürstentums Indor, unterstützte während des nationalen Befreiungsaufstandes 1857-1859 in Indien die Engländer. 296 Holmes, John (1808-1878) englischer Oberst, später General, Teilnehmer des ersten Englisch-Afghanischen Krieges (1838 bis 1842); beteiligte sich an der Unterdrückung des nationalen Befreiungsaufstandes 1857-1859 in Indien. 575 Horner, Leonard (1785-1864) englischer Geologe, staatlicher Fabrikinspektor (1833 bis 1859); als unbestechlicher Vertreter der Arbeiterinteressen hat er „unsterbliche Verdienste um die englischeArbeiterklasse gewonnen' ' (Marx). 184 Holze, Friedrich, Freiherr von (1739-1799) österreichischer General. 112 Houchard, Jean-Nicolas (1740-1793) französischer General, 1793 Befehlshaber der französischen Nordarmee, die das englische Heer des Herzogs von York besiegte. 6 Houqua chinesische Kaufmannsfamilie in Kanton. 141 Hudson, George (1800-1871) englischer Großkapitalist und Eisenbahnkönig, Tory, Mitglied des Parlaments. 198 637 Hugo, Victor (1802-1885) französischer Schriftsteller. 425 Hunt, Freeman (1804-1858) amerikanischer Publizist, Herausgeber der Zeitschrift „The Merchants' Magazine and Commercial Review" (1839-1858). 550 Hyenne französischer Offizier, tötete 1858 in einem Duell den französischen Journalisten Henri de Pene. 489 Infante, Facundo (1786-1873) spanischer General, Progressist, Präsident der Cortes (1854-1856), als Mitglied des Staatsrates verantwortlich für Heer und Marine (1860-1863, 1865-1868). 40 Inglis, Sir John Eardley Wilmot (1814-1862) englischer General, nahm an der Unterdrückung des nationalen Befreiungsaufstandes 1857-1859 in Indien teil. 371-376 Isabella II. (1830-1904) Königin von Spanien (1833-1868). 38 46 48 Ismail /. (1487-1524) Schah von Persien (1502-1524). 119 Ismail Pascha türkischer General, gebürtiger Tscherkesse, kämpfte gegen Rußland in Tscherkessien. 478 479 482 Jacob, Sir George Le Grand (1805-1881) englischer Oberst, später General, nahm 1857 am Englisch-Persischen Krieg und an der Unterdrückung des nationalen Befreiungsaufstandes 1857-1859 in Indien teil. 264 Jacobi, Karl Wigand Maximilian (1775 "bis 1858) Nervenarzt in Siegburg im Rheinland. 594 Jacoby, Johann (1805-1877) Arzt in Königsberg, Publizist und Politiker, entschiedener Demokrat; 1848 Mitglied des Vorparlaments und einer der Führer des linken Flügels in der preußischen Nationalversammlung; 1849 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung und
der Zweiten Kammer (äußerste Linke); später Gegner der Politik Bismarcks, ab 1872 Mitglied der Sozialdemokratischen Partei. 613 649 Jakob I. (1566-1625) König von England und Irland (1603-1625), als Jakob IV. König von Schottland (1567-1625). 614 Jakob II. (1633-1701) König von England und Irland (1685-1688). 442 614 James, Edwin John (1812-1882) englischer Advokat, Mitglied des Parlaments, trat als Verteidiger von Bernard auf. 451 Jirome siehe Bonaparte, Jerome Jerdme-Napoleon siehe Bonaparte, Jerome Joachim I. Nestor (1484-1535) Kurfürst von Brandenburg (1499-1535). 98 99 Joachim II. Hektar (1505-1571) Kurfürst von Brandenburg (1535-1571). 98 99 Joachim-Friedrich (1546-1608) Kurfürst von Brandenburg (1598-1608). 100 Johann III. Sobieski (1624-1696) König von Polen (1674-1696), errang an der Spitze der polnischen und österreichischen Heere 1683 bei Wien einen entscheidenden Sieg über die Türken. 580 Johann Cicero (1455-1499) Kurfürst von Brandenburg (1486-1499). 98 Johann Sigismund (1572-1619) Kurfürst von Brandenburg (1608-1619). 100 Johnstone, Andrew James Cochrane (1767 bis nach 1814) englischer Oberst; Mitglied des Parlaments, Gouverneur der Insel Dominique (1797-1803). 6-9 Jones (Brydges, Sir Jones), Harford (1764 bis 1847) britischer Diplomat; Gesandter in Teheran (1807-1811). 72 Jones, Sir John (1811-1878) englischer Offizier, später General; befehligte während der Unterdrückung des nationalen Befreiungsaufstandes 1857-1859 in Indien eine Brigade. 519
Kabat Hauptmann polnischer Herkunft in türkischen Diensten. 561 Kaiser von Rußland siehe Nikolaus I. Kalmar ungarischer Emigrant in der Türkei. 559 562 Kant, Immanuel (1724-1804). 638
Kapodistrias, Ioannes, Grat (1776-1831) griechischer Staatsmann; stand 1809 bis 1822 in russischem Dienst; nahm 1814 bis 1815 am Wiener Kongreß teil; Zweiter Staatssekretär (Minister) für Auswärtige Angelegenheiten Rußlands (1815 bis 1822); 1827 zum Präsidenten Griechenlands gewählt (1827-1831). 666 Karl I. (1600-1649) König von England (1625-1649), während der englischen bürgerlichen Revolution hingerichtet. 614 Karlll. (1630-1685) König von England (1660-1685). 614 KarlV. (1500-1558) König von Spanien (1516-1556) und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation (1519-1556). 99 288 KarlX. (1757-1836) König von Frankreich (1824-1830). 267 Karl XV. (1826-1872) Regent (seit 1857) und König von Schweden (1859-1872). 266 Karl Albert (1798-1849) König von Sardinien und Piemont (1831-1849). 18 Karl der Kühne (1433-1477) Herzog von Burgund (1467-1477). 96 Karl Ludwig Johann (1771-1847) Erzherzog von Österreich, Feldmarschall und Militärschriftsteller, Oberbefehlshaber in den Kriegen gegen Frankreich (1796, 1799, 1805 und 1809); Kriegsminister (1805 bis 1809). 114 Katharina II. (1729-1796) Zarin von Rußland (1762-1796). 101 154 612 674 Kern, Johann Konrad (1808-1888) Schweizer liberaler Politiker, Diplomat und Jurist, Gesandter in Paris (1857-1883). 415 King, Peter John Locke (1811-1885) englischer Politiker, bürgerlicher Radikaler, danach Liberaler, Mitglied des Parlaments. 504 Kirchmann, Julius Hermann von (1802-1884) Jurist, Publizist und Philosoph, entschiedener Liberaler; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linkes Zentrum) Und 1849 der Zweiten Kammer; später Fortschrittler. 613
Kleist-Retzow, Harn Hugo von (1814-1892) preußischer Politiker, Mitbegründer der „Neuen Preußischen Zeitung" Oberpräsident der Rheinprovinz (1851-1858), konservativer Fraktionsführer im preußischen Herrenhaus. 652 Kmety, Gyorgy (Georg) (Kiamil Pascha, dann Ismail Pascha) (1810-1865) türkischer General ungarischer Herkunft, Teilnehmer der Revolution 1848/49 in Ungarn, emigrierte nach der Niederlage der Revolution in die Türkei, trat zum Islam über; während des Krimkrieges befehligte er türkische Truppenteile an der Donau (1853/1854), danach im Kaukasus (1854/1855). 382 König von Preußen siehe Friedrich Wilhelm IV. König Von Schweden siehe Oskar 1. Königin von Preußen siehe Elisabeth Konstantin Nikolajewitsch, Großfürst (1827 bis 1892) zweiter Sohn des Zaren Nikolaus I., Großadmiral; stand an der Spitze des Amtes für Seewesen (1853-1881) und der Flotte (1855-1881); nahm von 1858 bis 186] als Mitglied des Hauptkomitees für die Bauernrrage an der Vorbereitung und Durchführung der Aufhebung der Leibeigenschaft von 1861 teil; Statthalter von Poien (1862/1863). 590 Korsakow siehe Rimski-Korsakow, Alexander, Michailowitsch Kossuth, Lajos (Ludwig) (1802-1894) Führer der ungarischen nationalen Befreiungsbewegung, stand in der Revolution von 1848/49 an der Spitze der bürgerlichdemokratischen Elemente; Haupt der ungarischen revolutionären Regierung; nach der Niederlage der Revolution floh er in die Türkei, lebte später als Emigrant in England und Amerika. 167 477-479 558 562 Krassow, Karl Reinhold, Graf von (1812 bis 1892) preußischer Landrat, Abgeordneter des Landtages (rechter Flügel) (1849 bis 1852); Regierungspräsident zu Stralsund (1852-1869). 642 Kuer Singh (gest. 1858) einer der Führer der
Aufständischen in Audh während des nationalen Befreiungsaufstandes 1857 bis 1859 in Indien. 310
Labouchere, Henry, Lord Taunton (1798 bis 1869) britischer Staatsmann, Whig; Handelsminister (1839-1841 und 1847 bis 1852), Kolonialminister (1855-1858). 151 152 Lacy Evans siehe Evans, Sir George de Lacy Lansdowne, Henry Petty-Fitzmaurice, Marquess of (1780-1863) britischer Staatsmann, Whig; Schatzkanzler (1806/1807), Präsident des Geheimen Rates (1830 bis 1841 und 1846-1852), Minister ohne Portefeuille (1852-1863). 5 9 14 Lanskoj, Sergej Stepanowitsch, (seit 1861) Graf (1787-1862) russischer Staatsmann, Innenminister (1855-1861), nahm an der Aufhebung der Leibeigenschaft von 1861 teil. 679 Lapinski, Theophil (Lapinski, Teofil) (1827 bis 1886) polnischer Oberst, nahm an der Revolution 1848/49 in Ungarn teil, trat unter dem Namen Tefik Bey in die türkische Armee ein, kämpfte gegen das zaristische Rußland in Tscherkessien (1857/1858). 477 479-481 558-564 Lawrence, French (1757-1809) englischer Jurist, seit 1796 Mitglied des Parlaments. 429 Law, John of Lauriston (1671-1729) englischer bürgerlicher Ökonom und Finanzier, Generalkontrolleur der Finanzen in Frankreich (1719/1720); bekannt durch seine Spekulationsalfären bei der Herausgabe von Papiergeld, die 1720 mit einem gewaltigen Krach endeten. 27 32 36 291 Lawrence englischer Offizier in Indien. 250 Lawrence, Sir George Saint Patrick (1804 bis 1884) englischer General, nahm an der Unterdrückung des nationalen Befreiungsaufstandes 1857-1859 in Indien teil; Resident in Radschputana (1857-1864). 311 Lawrence, Sir Henry Montgomery (1806 bis 1857) englischer General, Resident in Nepal (1843-1845), stand an der Spitze der britischen Verwaltung des Pandschab
(1849-1853), Oberkommissar von Audh (1857); während des indischen Befreiungsaufstandes befehligte er 1857 die britische Garnison von Lakhnau. 232 249 280 300 371 372 Lawrence, John Laird Mair, (seit 1869) Baron (1811-1879) britischer Kolonialbeamter in Indien, Oberkommissar des Pandschab (1853-1859), Vizekönig von Indien (1863-1869). 286 303 305 441 576 Lecourbe, Claude-Jacques (1759-1815) französischer General, nahm an den revolutionären Kriegen und an den Feldzügen der Französischen Republik bis 1801 teil, wegen seiner republikanischen Gesinnung von Napoleon I. verbannt. 113 Ledru-Rollin, Alexandre-Auguste (1807-1874) französischer Publizist und Politiker, einer der Führer der kleinbürgerlichen Demokraten, Redakteur der Zeitung „La Reforme"; 1848 Innenminister der provisorischen Regierung und Mitglied der Exekutivkommission; Deputierter der konstituierenden und der gesetzgebenden Nationalversammlung, stand an der Spitze der Bergpartei (Montagne); nach der Demonstration vom 13. Juni 1849 emigrierte er nach England. 29 Leeds siehe Osborne, Sir Thomas Lelewel, Joachim (1786-1861) polnischer Historiker und Revolutionär; Teilnehmer am polnischen Aufstand von 1830/31 und Mitglied der provisorischen Regierung; einer der Führer des demokratischen Flügels in der polnischen Emigration; Vorstandsmitglied der Association democraticjue in Brüssel (1847/1848). 421 Leopold I. (1640-1705) deutscher Kaiser (1658-1705). 100 . Lersundi y Ormaechea, Francisco de (1817 bis 1874) spanischer General und Politiker, Moderado; 1851 Kriegsminister, 1853 Ministerpräsident und Kriegsmimster. 218 Lewis, Sir George Cornewall (1806-1863) britischer Staatsmann, Whig; Sekretär des Schatzamtes (1850-1852), von 1852 bis 1855 Herausgeber und Redakteur der
Zeitschrift „Edinburgh Review"; Schatzkanzler (1855-1858), Innenminister (1859 bis 1861) und Kriegsminister (1861 -1863). 129-135 404 446 447 540 Liebig, Justus, Freiherr von (1803-1873) Chemiker, bahnbrechend in der theoretischen, besonders organischen und analytischen Chemie, sowie deren Anwendung in der Landwirtschaft. 213 Lin (Lin Zexu) (1785-1850) chinesischer Staatsmann, 1839 Bevollmächtigter zur Bekämpfung des Opiumhandels in Kanton; 1840 Generalgouverneur der Provinzen Kwangtung und Kwangsi. 555 Lister, Samuel Cunliffe, Baron Masham (1815 bis 1906) englischer Industrieller und Erfinder. 192 Locke King siehe King, Peter John Locke Longueville französisches Herzogsgeschlecht (1505-1672). 96 Louis XVIII. siehe Ludwig XVIII. Louis Bonaparte siehe Napoleon III. Louis-Napoleon siehe Napoleon III. Louis-Philippe, duc d'Orleans (1773-1850), König der Franzosen (1830-1848). 29 36 38 39 222 224 235 243 347 400 401 407 423 435 469 581 619 Louise-Marie-Therese de Bourbon (1819 bis 1864) Herzogin von Parma, Regentin von Parma (1854-1859). 656 Lowe, Robert (Bob), Viscount Sherbrooke (1811-1892) britischer Staatsmann und Publizist, Mitarbeiter der „Times", Whig, später Liberaler, Mitglied des Parlaments; Stellvertreter des Präsidenten des Board of Trade (Handels- und Verkehrsministerium) (1855-1858), Schatzkanzler (1868 bis 1873), Innenminister (1873/1874). 151 168 169 Loyd siehe Overstone, Samuel Jones Ludwig XIII. (1601 -1643) König von Frankreich (1610-1643). 610 Ludwig XIV. (1638-1715) König von Frankreich (1643-1715). 50 72 423 427 Ludwig XVIII. (1755-1824) König von Frankreich (1814 und 1815-1824). 39 398 607 Lugard, Sir Edward (1810-1898) englischer
General, Stabschef während des EnglischPersischen Krieges (1856/1857), nahm an der Unterdrückung des nationalen Befreiungsaufstandes 1857-1859 in Indien teil. 443 519 520 Lushingion, Charles Manners englischer Politiker, Peelit, Mitglied des Parlaments (1854-1857)= 181 508 Luxemburgf er) deutsche Kaiserdynastie (1308-1437 mit Unterbrechungen), Königsdynastie in Böhmen (1310-1437) und in Ungarn (1387-1437). 98 99 Lyndhurst, John Singleton Copley, Baron (1772-1863) britischer Staatsmann, Jurist, Tory; Lordkanzler (1827-1830,1834/1835 und 1841-1846). 137 140 141
Macdonald, Jacques-Etienne-Joseph-Alexandre, duc de Tarente (1765-1840) Marschall von Frankreich, Teilnehmer der Feldzüge Napoleons I., 1799 Oberbefehlshaber der französischen Expeditionstruppen in Italien und 1800 in der Schweiz und in Tirol, während der Restauration im Dienste der Bourbonen.112 MacGregor, John (i 797-1857) englischer Statistiker und Historiker, Anhänger des Freihandels, Mitglied des Parlaments, Gründer und einer der Direktoren der British Royal Bank (1849-1856). 51 586 Machiavelli,Niccold (1469-1527) italienischer Politiker, Historiker und Schriftsteller; Ideologe der italienischen Bourgeoisie in der Periode des Entstehens kapitalistischer Verhältnisse, forderte absolute Staatsform. 664 Mac-Mahon, Marie-Edme-Patrice-Maurice, comte de, duc de Magenta (1808-1893) Marschall von Frankreich, reaktionärer Politiker, Bonapartist; Teilnehmer des Krimkrieges, Generalgouverneur von Algerien (1864-1870), 1870 kapitulierte er an der Spitze einer französischen 100 000-Mann-Armee bei Sedan, leitete 1871 die blutige Unterdrückung der Pariser Kommune; Präsident der Dritten Republik (1873-1879). 411 418 Madoz,Pascual (1806-1870) spanischer Poli
tiker und Schriftsteller, Progressist; 1854 Präsident der Cortes, Finanzminister (1843 und 1855), Teilnehmer der Revolution von 1854-1856. 40 Magnan, Bernard-Pierre (1791-1865) französischer General, seit Dezember i S51 Marschall von Frankreich, Bonapartist; nahm an der Unterdrückung der Arbeiteraufstände in Lyon (1831 und 1849), in Lille und Roubaix (1845) sowie des Juniaufstandes 1848 in Paris teil; Deputierter der gesetzgebenden Nationalversammlung (1849-1851), einer der Organisatoren des Staatsstreichs vom 2. Dezember 1851. 401 Magne, Pierre (1806-1879) französischer Staatsmann, bis 1848 Orleanist, seit 1849 Bonapartist; Finanzminister (1855-1860, 1867-1869, 1870, 1873/1874). 63 435 Maitland, Sir Thomas (etwa 1759-1824) englischer General; Gouverneur von Malta (1812-1824); Lord-Oberkommissar der Ionischen Inseln und Befehlshaber der britischen Streitkräfte im Mitteimeer (1815-1824). 666 Malcolm, Sir John (1769-1833) britischer Diplomat und Beamter im Dienst der Ostindischen Kompanie, Verfasser mehrerer Werke über Indien; Gesandter in Teheran (1799-1801, 1808-1810), Gouverneur von Bombay (1826—1830). 71 Malmesbury, James Howard Harris, Earl of (1807-1889) britischer Staatsmann, Tory, später führendes Mitglied der Konservativen Partei; Außenminister (1852 und 1858/1859), Lordsiegelbewahrer (1866 bis 1868 und 1874-1876). 5 148 405 508 bis 511 Mandschu-Dynastie (Tjing-Dynastie) Dynastie der Kaiser von China (1644-1911). 215 Mantettffel, Otto Theodor Freiherr von (1805 bis 1882) preußischer Staatsmann; Vertreter der reaktionären Adelsbürokratie; Innenminister (November 1848 bis Dezember 1850), 1849 Abgeordneter der Zweiten Kammer; Ministerpräsident und Außenminister (1850-1858). 595 609 610 618 632 639
Manu Singh feudaler Großgrundbesitzer im Fürstentum Audh; während des nationalen Befreiungsaufstandes von 1857-1859 in Indien war er Verbündeter der englischen Kolonisatoren. 574 Manu Singh indischer Fürst (Radscha); im August 1858 schloß er sich den Aufständischen an, verriet sie aber Anfang 1859, indem er Tantia Topi, einen Führer des nationalen Befreiungsaüfstandes in Indien, den Engländern auslieferte. 576 Maria Christina (1806-1878) Gemahlin des spanischen Königs Ferdinand VII.; Regentin von Spanien (1833-1840). 38 39 47 119 216 Marie d'Orleans-Longueville, duckesse de Nemours (1625-1707) Tochter des Herzogs von Longueville Henri II. d'Orleans und Gemahlin des Herzogs von Nemours Henri II. de Savoie; nach dem Tode ihrer Brüder erbte sie das Fürstentum Neuenburg. 96 Marie von Nemours siehe Marie d'OrleansLongueville, duchesse de Nemours Marlborough, John Churchill, Duke of (1650 bis 1722) englischer Feldherr,Oberbefehlshaber der britischen Truppen im Spanischen Erbfolgekrieg (1702-1711). III 382 Martin, James, Baron (1815-1886) englischer Jurist; 1857 Attorney-General (Kronanwalt), 1858 Vorsitzender im Hauptkriminalgericht. 663 Martin, Robert Montgomery (etwa 1803 bis 1868) englischer Historiker, Statistiker und Weltreisender. 549 550 Martinez Alonzo, Juan Deputierter der Cortes, Anhänger Esparteros. 43 Martinez de la Rosa, Berdejo Gomez y Arroyo Francisco de Paula (1787-1862) spanischer Schriftsteller und Politiker, Teilnehmer an den Revolutionen von 1808 bis 1814 und 1820-1823, ein Führer der Moderados, Ministerpräsident (1834 bis 1835), Innenminister (1844-1846), Präsident der Zweiten Kammer der Cortes (1851-1854, 1857, 1861), Präsident des Staatsrates (1858-1860). 218
Mason, George Henry Monck (1825-1857) englischer Offizier, 1857 Resident in Dschodhpur, wurde während des indischen Befreiungsaufstandes getötet. 311 Massena, Andre, duc de Rivoli, prince d'Essling (1756-1817) Marschall von Frankreich, Teilnehmer an den napoleonischen Kriegen; ging 1814 zu den Bourbonen über. 112 Mazarin, Giulio (1602-1661) französischer Staatsmann, Kardinal; ab 1643 Minister, führte faktisch die Regierung Frankreichs bis zur Volljährigkeit Ludwigs XIV. 610 Mazzini, Giuseppe (1805-1872) italienischer bürgerlich-demokratischer Revolutionär, einer der Führer der nationalen Befreiungsbewegung in Italien; 1849 Haupt der provisorischen Regierung der Römischen Republik, 1850 einer der Begründer des Zentralausschusses der Europäischen Demokratie in London. 55 420 bis 424 579 673 McNeill (MacNeill), John (1795-1883) britischer Diplomat, Gesandter in Teheran (1836-1842). 121 Mechmed Bey siehe Bangya, Janos Melbourne, William Lamb, Viscount (1779 bis 1848) britischer Staatsmann, Whig; Innenminister (1830-1834), Premierminister (1834 und 1834-1841). 403 528 Menschikou), Alexander Sergejewitsch, Fürst (1787-1869) russischer Militär und Staatsmann, 1853 außerordentlicher Botschafter in Konstantinopel, Oberbefehlshaber der Land- und Seestreitkräfte auf der Krim (1853-1855). 254 418 Mercy, de französischer Leutnant, der 1858 wegen grausamen Mordes an einem Offizier seines Regiments vom Militärgericht zum Tode verurteilt wurde. 489 Merry, Anthony britischer Diplomat, 1802 Gesandter in Paris. 426 427 Messurus siehe Musurus Pascha, Kostaki Mevissen, Gustav von (1815-1899) Bankier in Köln, einer der Führer der rheinischen liberalen Bourgeoisie; 1848/49 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung (rechtes Zentrum). 686
Midi, Edward (1809-1881) englischer Publizist und bürgerlicher Radikaler, Mitglied des Parlaments (1852-1857, 1869-1874), liebäugelte in den vierziger Jahren mit den Chartisten, nahm aktiven Anteil am Kampf gegen die englische Kirche, 168 Michelet, Jules (1798-1874) französischer Historiker und Schriftsteller, kleinbürgerlicher Demokrat. 423 Mill, John Stuart (1806-1873) englischer Ökonom und Philosoph, Anhänger des Freihandels, Epigone der klassischen bürgerlichen politischen Ökonomie, 541 Millaud, Moise (1813-1871) französischer Bankier und Journalist, gründete eine Reihe von Zeitungen und Banken. 437 Milner Gibson siehe Gibson, Thomas Milner Minie, Claude-Etienne (1804-1879) französischer Offizier; entwickelte ein nach ihm benanntes Gewehrmodell. 386 Minto, Sir Gilbert Elliot, Earlof( 1751-1814) britischer Staatsmann, Whig; Gesandter in Wien (1799-1801); Generalgouverneur von Indien (1807-1813). 71 430 Mires, Jules-Isaac (1809-1871) französischer Bankier, Besitzer einer Reihe von Zeitungen, darunter des „Constitutionnel". 402 Moguln siehe Großmoguln Mohammed Ali-Schah König von Audh (1837-1842). 472 Moliere, Jean-Baptiste Poquelin (1622-1673) französischer Komödiendichter. 288 Mon, Alejandro (1801 -1882) spanischer Politiker, Moderado; Finanzminister (1837, 1844-1846, 1849), Ministerpräsident (1864), Deputierter der Cortes (1836 bis 1875). 218 Moncreiff, James (seit 1874) Baron Moncreiff (seit 1883) Baron of Tullibole (1811 bis 1895) englischer Jurist, Mitglied des , Parlaments; Lord-Advocate in Schottland (1851/1852, 1852-1858, 1859-1866). 146 Montalembert, Charles Forbes de Tryon, comte de (1810-1870) französischer Politiker und Publizist, während der Zweiten Republik Deputierter der konstituieren
den und der gesetzgebenden Nationalversammlung, Orleanist, Haupt der katholischen Partei; unterstützte Louis Bonaparte während des Staatsstreichs vom 2. Dezember 1851, ging aber bald zur n ._:«.: 21 -21 /:n/:_/:nn czn ^jjjjOoitiun ULJCl. J I Ji. UiU Ui7 OJ! Montesquieu, Charles de Secondat, baron de La Brede et de (1689-1775) französischer bürgerlicher Soziologe, Ökonom und Schriftsteller, Vertreter der bürgerlichen Aufklärung des 18. Jahrhunderts, Theoretiker der konstitutionellen Monarchie und der Gewaltenteilung. 243 420 Montijo, Eugenie (Eugenie-Marie de Montijo de Guzman, comtesse de Teba) (1826-1920) Kaiserin der Franzosen, Gemahlin Napoleons III. 392 Morny, Charles-Auguste-Louis-Joseph, duc de (1811-1865) Halbbruder Napoleons III., französischer Politiker, Bonapartist, Deputierter der gesetzgebenden Nationalversammlung (1849-1851), einer der Organisatoren des Staatsstreichs vom 2.Dezember 1851; Innenminister (Dezember 1851 bis Januar 1852); Vorsitzender des Corps legislatif (1854-1856. 1857-1865), Botschafter in Rußland (1856/1857). 27 34 204 392 406 414 Mozart, Wolf gang Amadeus (1756-1791). 288 Mulgrave (Phipps, Earl of Mulgrave, Marquis of Normanby), George Augustus Constantine (1819-1890) britischer Staatsmann, Mitglied des Parlaments, Whig; Schatzmeister des königlichen Haushaltes (1853-1858), später Gouverneur verschiedener britischer Kolonien, 151 Munoz (Madame Munoz) siehe Maria Christina Munoz Benavente (a) Pucheta, Jose (1820 bis 1856) spanischer Töreador, nahm an der Revolution von 1854-1856 teil, einer der Führer der Volksmassen Madrids; in den Julitagen 1856 stand er an der Spitze der bewaffneten Arbeiter Madrids und fiel im Barrikadenkampf . 41 45 Murat, Joachim (1767-1815) Marschall von Frankreich, Teilnehmer der Feldzüge Napoleons I., 1808 Oberbefehlshaber der
französischen Truppen in Spanien, König von Neapel (1808-1815). 46 633 Murray, Sir Charles Augustus (1806-1895) britischer Diplomat, Generalkonsul in Ägypten (1846-1853), Gesandter in Teheran (1854-1859). 229 264 Musurus Pascha, Kostaki (Konstantin) (1807-1891) türkischer Diplomat, Gesandter (1851-1856) und danach Botschafter in London (1856-1885); seiner Herkunft nach Grieche. 256 Mustoxydes, Andreas (1785-1860) griechischer Gelehrter und Politiker, erforschte die Geschichte der Ionischen Inseln. 666
Naas, Richard Southwell Bourfce, Earl of Mayo, Lord (1822-1872) britischer Staatsmann, Tory, Staatssekretär für Irland (1852, 1858/1859, 1866-1868), Vizekönig von Indien (1869-1872). 668 669 Nadir Schah (Khuli Khan) (1688-1747) Schah vonPersien(1736-1747); unternahm 1738/1739 einen Raubzug nach Indien. 119 Nana Sahib (geb. etwa 1825) indischer Feudaler, Adoptivsohn des letzten Peschwa (Herrscher des Staates der Marathen) Badschi Rao II., einer der Führer des nationalen Befreiungsaufstandes 1857 bis 1859 in Indien. 279 280 305 491 Napier, Sir Charles James (1782-1853) englischer General, nahm an den Kriegen gegen Napoleon I. teil, Oberbefehlshaber der britischen Truppen bei der Eroberung des Sind (1842/1843), Gouverneur von Sind (1843-1847). 127 248 261 354 382 Napoleon I. Bonaparte (1769-1821) Kaiser der Franzosen (1804-1814 und 1815). 27 38 83 85 89-93 111 113 115 202 288 298 299 347 376 406 407 410 425-433 567 591 592 599 606 633 638 Napoleon II. siehe Reichstadt, NapoleonFrangois-Charles- Joseph Bonaparte, Herzog Von Napoleon III. Louis Bonaparte (1808-1873) Neffe Napoleons I., Präsident der Zweiten Republik (1848-1852), Kaiser der Franzosen (1852-1870). 17 18 23 26-30 34 36 38 39 47 48 50 54-56 59 60 63 65 73 75 78
83 85 89-93 144 152 153 156 157 182 205 208 209 221 223-225 229 235-237 255 256 266 285 288 326 347-351 388 389 391 bis 394 399-403 405-407 409 411 413-419 421 423-425 430 431 437 438 450-454 467 469 487 488 505 506 511 626 627-630 633 644 645 648 654 657 664 666 Narväez, Ramon Maria, duque de Valencia (1800-1868) spanischer General und Staatsmann, Führer der Moderados, Ministerpräsident (1844-1846, 1847 bis 1851, 1856/1857, 1864/1865 und 1866 bis 1868), unterdrückte grausam die revolutionäre Massenbewegung. 38—40 216 bis 220 Nasir-ed-Din (gest. 1837) König von Audh (1827-1837). 472 Nasmyth, James (1808-1890) englischer Ingenieur und Erfinder. 190 Neill, James George Smith (1810-1857) englischer General, Teilnehmer des Krimkrieges, nahm 1857 an der Unterdrückung des indischen Befreiungsaufstandes teil. 306 Newcastle, Henry Pelham Fiennes PelhamClinton, Duke of (1811-1864) britischer Staatsmann, Peelit; Minister für Irland (1846), Kriegs- und Kolonialminister (1852 bis 1854), Kriegsminister (1854/1855), Kolonialminister (1859-1864). 148 Nicholson, John (1821-1857) englischer General, nahm am ersten Englisch-Afghanischen Krieg (1838-1842) und am zweiten Krieg gegen die Sikhs (1848/1849) teil; er fiel 1857 beim Sturm auf Delhi. 298 303 308 Niebuhr, Barthold Georg (1776-1831) Historiker und Altertumsforscher. 611 Niebuhr, Markus Carsten Nikolaus (1817 bis 1860) preußischer Beamter, stand Friedrich Wilhelm IV. nahe; Kabinettssekretär des Königs (1851-1857), Sohn von Barthold Georg Niebuhr. 611 Nikolaus I. (1796-1855) Zar von Rußland (1825-1855). 120 197 589 592 599 610 611 631 655 664 680 681 Nocedal, Cändido (1821-1885) spanischer Politiker und Publizist, Moderado, Depu
51 Marx/Engels Werke, Bd. 12
tierter der Cortes; Innenminister (1856 bis 1857). 217 Nolan, Lewis Edward (etwa 1820-1854) englischer Offizier, diente in Indien und fiel 1854 im Krimkrieg; Verfasser mehrerer Schriften über die Kavallerie. 211 Northcote, Sir Stofford Henry, (seit 1885) Earl Iddesleigh, Viscount St.Cyres (1818 bis 1887) britischer Staatsmann, Peelit, später Tory; Mitglied des Parlaments (1855-1857, 1858-1885), Mitglied des Oberhauses (1885-1887), war mehrmals Minister. 181
O'Donnell, Enrique Jose, Conde de La Bisbai (1769-1834) spanischer General, Teilnehmer des Unabhängigkeitskrieges (1808 bis 1814); in der Zeit der Reaktion (1814 bis 1820) stand er in Verbindung mit den bürgerlichen Revolutionären, verriet sie aber 1819; während der Revolution von 1820-1823 schwenkte er zu den Revolutionären über, übte jedoch erneut Verrat. 39 O'Donnell y Jorris, Leopoldo, conde deLucena y duque de Tetuan (1809-1867) spanischer Generai und reaktionärer Staatsmann, Gouverneur von Kuba (1844-1848), zuerst Moderado, seit der Revolution von 1854-1856 Führer der Liberalen Union (linke Moderados und rechte Progressisten), ein Führer des Militäraufstandes von 1854 in Madrid, als Kriegsminister (1854-1856) unterdrückte er die Revolution; nach dem Staatsstreich von 1856 Ministerpräsident und gleichzeitig Kriegsminister (1856, 1858-1863, 1865/1866). 37-42 44 45 47 48 216-218 221 Orleans französische Königsdynastie (1830 bis 1848). 414 467 469 488 Orlow, Alexej Fjodorowitsch, Graf (ab 1856) Fürst (1786-1861) russischer Militär, Staatsmann und Diplomat; schloß die Verträge von Adrianopel (1829) und Hunkiar-Iskelessi (1833) mit der Türkei ab; leitete die russische Delegation auf dem Pariser Kongreß (1856), Präsident des Reichsrates und des Ministerrates
(1856), Vorsitzender des Hauptkomitees für die Bauernfrage (1858), trat gegen die Aufhebung der Leibeigenschaft auf. 15 Orsini, Feiice (1819-1858) italienischer bürgerlicher Demokrat, Republikaner, Teilnehmer am Kampf für die nationale Befreiung und Einigung Italiens; verübte 1858 ein Attentat auf Napoleon III. und wurde hingerichtet. 403 407-410 412 413 415 Osborne, Sir Thomas, Earl of Danby (seit 1689) Marquis of Carmürthen, (seit 1694) Duke ofLeeds (1631 -1712) britischer Staatsmann, Tory; Premierminister (1673-1679 und 1690 bis 1699); 1695 warf ihm das Parlament Bestechlichkeit vor. 523 Oskar I. (1799-1859) König von Schweden und Norwegen (1844-1859). 267 Otto, Louis-Guillaume, comte de Mosloy (1754-1817) französischer Diplomat; Gesandter in London (1800-1802), Botschafter in Wien (1809-1813). 426-429 Outram, Sir James (1803-1863) englischer General; Resident in Audh (1854-1856); 1857 befehligte er die englischen Truppen im Kriege gegen Persien; Oberkommissar von Audh (1857/1858), nahm an der Unterdrückung des nationalen Befreiungsaufstandes 1857-1859 in Indien teil. 305 371 377 439 440 442 443 486 Overstone, Samuel Jones (Loyd), Lord (und seit 1860) Baron (1796-1883) englischer Bankier, Whig, hatte großen Einfluß auf die Finanzpolitik Robert Peels und besonders auf dessen Gesetz über die Bank von England (1844). 314 342 539 540 Owen, W.D. einer der Direktoren der British Royal Bank (1849-1854. 1855/1856); wurde wegen Betrügereien verurteilt. 51
Pakington, Sir John Somerset (1799-1880) britischer Staatsmann, erst Peelit, dann Tory, später Konservativer; Minister für Krieg und Kolonien (1852), Erster Lord derA dmiralität (1858/1859 und 1866/1867) und Kriegsminister (1867/1868). 146 405 Palafox y Meld, Jose de Rebolledo, duque de Zaragoza (1776-1847) spanischer General,
Teilnehmer am Unabhängigkeitskrieg (1808-18)4), leitete die Verteidigung Saragossas (1808/1809). 41 Palmer, John Horsley (1779-1858) englischer Finanzier, Direktor (1811-1857) und Gouverneur (1830-1832) der Bank von England. 28 Palmer, Roundell, Earl of (1812-1895) britischer Staatsmann, stand erst den Tories nahe, dann Anhänger von Peel, später Liberaler; Lordkanzler (1872-1874 und 1880-1885). 181 Palmer, William (1824-1856) englischer Arzt; vergiftete, um in den Besitz der Versicherungssumme zu kommen, seine Frau, seinen Bruder und seinen Freund, wurde zum Tode durch den Strang verurteilt. 551 Palmerston, Henry John Temple, Viscount (1784-1865) britischer Staatsmann; zuerst Tory, ab 1830 einer der rechten Führer der Whigs; Staatssekretär für das Kriegswesen (1809-1828), Außenminister (1830 bis 1834, 1835-1841, 1846-1851), Innenminister (1852-1855), Premierminister (1855-1858 und 1859-1865). 15 18 121 130 133-137 141-153 156-162 168-170 172 179 181 182 226 227 242 255 257 261 263-266 317 392 403-405 418 445 449 452 453 467 471-473 503 508 509 525-530 584 585 588 599 655 663 Panmure, Fox Maule Ramsay,BaronPanmure, Earl of Dalhousie (1801-1874) britischer Staatsmann, Whig; Sekretär für das Kriegswesen (1846-1852), Kriegsminister (1855-1858). 404 Parandur Singh indischer Radscha. 310 Parkes, Sir Harry Smith (1828-1885) britischer Diplomat; provozierte als Konsul in Kanton den Ausbruch des zweiten Opiumkrieges gegen China (1856-1858); danach einer der drei europäischen Kontrollkommissare in Kanton (1858/1859, 1860 bis 1861), Konsul in Schanghai (1864 bis 1865); Gesandter in Japan (1865-1883) und in China (1883-1885). 102-104 138 152 164 Paton, John Stafford (1821-1889) englischer
Offizier, später General, beteiligte sich am ersten und zweiten Kriege gegen die Sikhs (1845/1846 und 1848/1849), nahm an der Unterdrückung des nationalen Befreiungsaufstandes 1857-1859 in Indien teil. 303 Patow, Erasmus Robert, Freiherr Von (1804 bis 1890) preußischer Staatsmann, gemäßigter Liberaler; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (rechter Flügel); Handelsminister (April bis Juni 1848) und Finanzminister (1858 bis 1862). 632 639 640 Peel, Sir Robert (1788-1850) britischer Staatsmann und Ökonom, Führer der gemäßigten Tories, die nach ihm Peeliten genannt wurden; Innenminister (1822 bis 1827 und 1828-1830), Premierminister (1834/1835 und 1841-1846), hob mit Unterstützung der Liberalen 1846 die Korngesetzeauf. 129-131 144158314316 317 403 404 509 539-542 570 572 671 Pelissier, Aimable- Jean- Jacques, duc de Malakoß (1794-1864) französischer General, seit September 1855 Marschall von Frankreich, nahm in den dreißiger bis fünfziger Jahren an der Eroberung Algeriens teil; Oberbefehlshaber der Armee auf der Krim (Mai 1855 bis Juli 1856), für die Eroberung der Befestigungen von Malachow erhielt er den Herzogtitel; Botschafter in London (1858/1859). 392 401 411 417 bis 419 450 Peltier, Jean-Gabriel (etwa 1765-1825) französischer royalistischer Publizist; nach dem 10.August 1792 emigrierte er nach London, wo er verschiedene Zeitschriften herausgab; wegen seiner Angriffe auf Napoleon Bonaparte kam er 1803 vor Gericht. 427-429 432 Perceval, Spencer (1762-1812) britischer Staatsmann, Tory; Attorney-General (Kronanwalt) (1802-1806), Schatzkanzler (1807-1809), Premierminister (1809 bis 1812). 13 403 426 431 Pereire, Isaac (1806-1880) französischer Bankier, Bonapartist, Deputierter des Corps legislatif; gründete 1852 gemeinsam mit seinem Bruder Jacob-Emile Pereire
die Aktienbank Credit mobilier. 21 24 27 bis 29 32 34 59 202-209 291 292 435 686 Pereire, Jacob-Emile (1800-1875) französischer Bankier, Bonapartist, Deputierter des Corps legislatif; gründete 1852 gemeinsam mit seinem Bruder Isaac Pereire die Aktienbank Credit mobilier. 27 34 208 236 237 292 435 Perowski, Wassili Alexejewitsch (1795-1857) russischer General, Militärgouverneur von Orenburg (1833-1842), Generalgouverneur der Gouvernements Orenburg und Samara (1851-1857); Befehlshabe^ der militärischen Expedition gegen Chiwa (1839/1840). 126 600.601 Persigny, Jean-Gilbert-Victor Fialin, duc de (1808-1872) französischer Staatsmann, Bonapartist, Deputierter der gesetzgebenden Nationalversammlung (1849-1851); einer der Organisatoren des Staatsstreichs vom 2. Dezember 1851, Innenminister (1852-1854 und 1860-1863), Botschafter in London (1855-1858 und 1859/1860). 29 392 417 Peter der Große siehe Peter I. Peter I. (1672-1725) Zar von Rußland (1682 bis 1725). 101 120 256 599 600 673 674 682 Petit 1856 Vertreter des Pariser Generalprokurators. 81 Petty, Henry siehe Lansdowne, Henry PettyFitzmaurice, Marquess of Philippe, duc d'Orleans (1674-1723) Regent von Frankreich (1715-1723). 36 291 423 Philipson, Grigori Iwanowitsch (1809-1883) russischer General, nahm an der Eroberung des Kaukasus teil. 475 481 560 Phillimore, John George (1808-1865) englischer Jurist und liberaler Politiker, Mitglied des Parlaments (1852-1857). 181 Phillimore, Sir Robert Joseph (1810-1885) englischer Jurist, Whig, danach Peelit; Mitglied des Parlaments (1852-1857), Bruder von John George Phillimore. 181 Pidal, Pedro Jose, marques de (1800-1865) spanischer Politiker und Schriftsteller,
Moderado, Vorsitzender der Cortes (1843), Innenminister (1844-1848), Außenminister (1848-1851). 218 221 Pieri, Giuseppe Andrea (1808-1858) italienischer Revolutionär, wurde als Mitbeteiligter am Attentat Orsinis auf Napoleon III. hingerichtet. 413 Pietri, Pierre-Marie (1809-1864) französischer Politiker, Bonapartist; Polizeipräfekt von Paris (1852-1858). 409 Pilatus, Pontius (I.Jahrhundert v.u.Z. bis 1. Jahrhundert u. Z.) römischer Prokurator (Statthalter) von Judäa (26-36), 55 Pindar (etwa 522 bis etwa 442 v.u.Z.) altgriechischer lyrischer Dichter; schrieb feierliche Oden. 149 Pitt, William (der Jüngere) (1759-1806) britischer Staatsmann, Tory;Premierminister (1783-1801 und 1804-1806). 6 7 403 406 426 448 524 Place, Henri französischer Finanzier, einer der Direktoren der Aktienbank Credit mobilier. 27 290 Platonow, Alexander Platonoiüitsch russischer Major, Kreisadelshauptmann, 1858 stellvertretender Vorsitzender des Petersburger Adelskomitees zur Vorbereitung der Aufhebung der Leibeigenschaft. 679 Pompejus Gnäus (Magnus) (106-48 v.u.Z.) römischer Feldherr und Staatsmann. 91 Potter, Sir John englischer Liberaler, Mitglied des Parlaments, war dreimal Bürgermeister von Manchester. 170 Pottinger, Sir Henry (1789-1856) britischer General und Diplomat; befehligte die englischen Truppen im Opiumkrieg gegen China (1841/1842), Gouverneur von Hongkong (1843), vom Kap der Guten Hoffnung (1846/(847) und von Madras (1847-1854). 174 565 Powlett, William John Frederick, Lord englischer Politiker, Peelit, Mitglied des Parlaments. 181 Praslin, Charles-Laure-Hugues-Theobald, duc de Choiseul (1805-1847) französischer Aristokrat; er ermordete seine Frau und vergiftete sich nach der Verhaftung. 407
Price, Richard (1723-1791) englischer radikaler Publizist, Ökonom und moralistischer Philosoph. 448 449 Prinz Ferdinand siehe Friedrich Ferdinand Prinz Napoleon siehe Bonaparte, JeromeNapoleon- Joseph-Charles-Paul Prinz von Preußen.siehe Wilhelm I. Prinzessin Mathilde siehe Bonaparte, Mathilde-Laetitia-Wilhelmine Prinzessin von Preußen siehe Augusta Marie Luise Katharina Prokesch-Osten, Anton, Graf von (1795-1876) österreichischer Diplomat; Internuntius (Gesandter) (1855-1867) und danach Botschafter. (1867-1871) in Konstantinopel. 256 Proudhon, Pierre-Joseph (1809-1865) französischer Publizist, Soziologe und Ökonom, Ideologe des Kleinbürgertums; einer der theoretischen Begründer des Anarchismus; 1848 Deputierter der konstituierenden Nationalversammlung. 27 Pucheta siehe Munoz Benavente (a) Pucheta, Jose Päckler, Erdmann, Graf von (1792-1869) preußischer Landwirtschaftsminister (1858-1862). 639
Radetzkü, Joseph, Graf (1766-1858) österreichischer Feldmarschall, befehligte ab 1831 die österreichischen Truppen in Oberitalien, unterdrückte 1848/1849 grausam die revolutionäre und nationale Befreiungsbewegung in Italien; Generalgouverneur des Lombardisch-Venetianischen Königreichs (1850-1856). 18 47 Raglan, Fitzroy James Henry Somerset, Baron (1788-1855) englischer Feldmarschall, Oberbefehlshaber der englischen Armee auf der Krim (1854/1855). 382 Ranbir Singh indischer Radscha aus Kaschmir; während des nationalen Befreiungsaufstandes 1857-1859 in Indien stand er auf der Seite der Engländer. 308 Rapp, Jean, comte (1772-1821) französischer General, Teilnehmer der Feldzüge Napoleons I., von Januar 1813 bis Januar 1814 befehligte er die Garnison der von russi
schen und preußischen Truppen belagerten Stadt Danzig. 376 Raspail, Franfois-Vincent (1794-1878) französischer Naturwissenschaftler und Publizist, sozialistischer Republikaner, stand dem revolutionären Proletariat nahe; Teilnehmer der Revolutionen von 1830 und 1848; 1848 Deputierter der konstituierenden Nationalversammlung, 1849 zu 5 Jahren Gefängnis verurteilt; lebte nach Abänderung des Urteils auf Verbannung in Belgien. 3 Raiolinson, Sir Henry Cresvüicke (1810-1895) englischer Historiker und Orientalist, diente als Offizier in Persien (1833-1839), Mitglied des Indienrates (1858/1859, 1868-1895), Gesandter in Teheran (1859 bis 1860). 226 Rea, John (1822-1881) irischer Politiker, Mitglied der Gesellschaft Junges Irland. Reed, Sir Thomas (1796-1883) englischer General, nahm an der Unterdrückung des nationalen Befreiungsaufstandes 1857 bis 1859 in Indien teil. 275 276 304 670 Regent von Preußen siehe Wilhelm I. Reichensperger, August (1808-1895) preußischer Justizbeamter, katholisch er Politiker; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung und seit Juni 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung (rechter Flügel); seit 1852 Führer der katholischen Fraktion im Preußischen Landtag, später führend in der Zentrumspartei. 653 Reichstadt, Napoleon-Frangois-Charles-Joseph Bonaparte, Herzog von (Napoleon II.) (1811-1832) Sohn Napoleons I. und der Marie-Louise von Österreich, Thronprätendent der Bonapartisten. 417 Reimer, Georg Ernst (1804-1885) Verleger, Konservativer, Abgeordneter des preußischen Landtages. 649 Reinhard, Charles-Frederic,comte (1761 -1837) französischer Diplomat deutscher Herkunft, Außenminister (1799), Gesandter in Niedersachsen (1802). 432 433 Renaud (gest. 1857) englischer Offizier, nahm 1857 an der Unterdrückung des
nationalen Befreiungsaufstandes in Indien teil. 279 Renee, Lambert-Amedee (1808-1859) französischer Publizist, Bonapartist, seit 1857 Herausgeber der Zeitungen „Le Constitutionnel" und „Le Pays". 450 Reynaud, Jean (1806-1863) französischer Naturwissenschaftler und Philosoph, bis 1831 Anhänger von Saint-Simon, wurde danach Anhänger des „christlichen Sozialismus". 423 Ricardo, David (1772-1823) englischer Ökonom, Vertreter der klassischen bürgerlichen politischen Ökonomie. 20 Richard III. (1452-1485) König von England (1483-1485). 149 Richardsonjonath. Geschäftsführer d. Northumberland & Durham District Bank. 573 Rimshi-Korsahow, Alexander Michailowitsch (1753-1840) russischer General, befehligte 1799 die russische Armee in der Schweiz, seit 1830 Mitglied des Staatsrates. 112 Rios y Rosas, Antonio de los (1812-1873) spanischer Politiker, Moderado, Deputierter der Cortes, Innenminister (1856). 70 Ristori, Adelaide (1822-1906) italienische Schauspielerin. 656 Roberts, Sir Henry Gee (1800-1860) englischer General, nahm an der Unterdrückung des nationalen Befreiungsaufstandes in Indien 1857-1859 teil. 575 576 Robertson britischer Konsul in Schanghai (1856). 68 Robespierre, Maximilien-Marie-Isidore de (1758-1794) Führer der Jakobiner in der Französischen Revolution, Haupt der revolutionären Regierung (1793/1794). 423 Robinson, Smith P. ehrenamtlicher Sekretär der Anti-Korngesetz-Liga. 171 Rodbertas'Jagetzow, Johann Karl (1805 bis 1875) preußischer Großgrundbesitzer, Nationalökonom, Ideologe des verbürgerlichten Junkertums; 1848 Führer des linken Zentrums in der preußischen Nationalversammlung, Kultusminister im Kabinett Auerswald; in der Folge Theoretiker des preußisch-junkerlichen „Staatssozialismus". 613 649
Roebuck, John Arthur (1801 -1879) englischer Politiker und Publizist, bürgerlicher Radikaler, Mitglied des Parlaments. 146 157 Romanow Dynastie russischer Zaren (1613 bis 1762) (bis 1917 fortgesetzt durch das Haus Holstein-Gottorp-Romanow). 17 664 Roncali, conde d'Alcoy spanischer Politiker, Ministerpräsident und Außenminister (1852/1853). 218 Ros de Olano, Antonio, conde de Almina (1808-1886) spanischer General und Politiker, erst Modeiado, dann Liberaler, nahm an der Revolution von 1854—1856 und an deren Unterdrückung teil. 38 Rose, Hugh Henry, Baron Sirathnairn and Jdnsi (1801-1885) englischer General, später Feldmarschall, nahm am Krimkrieg teil, einer der Unterdrücker des nationalen Befreiungsaufstandes 1857 bis 1859 in Indien; Befehlshaber der britischen Truppen in Indien (1860-1865) und in Irland (1865-1870). 441 444 496 520 521 Rothschild internationales Bankhaus. 64 224 351 606 Rothschild, James, baron de (1792-1868) Chef des gleichnamigen Bankhauses in Paris. 27 Rouland, Gustave (1806-1878) französischer Staatsmann, bis 1848 Orleanist, seit 1849 Bonapartist; Minister für Volksbildung und den Kultus (1856-1863), Präsident des Staatsrates (1863/1864), Generaldirektor der Bank von Frankreich (1864 bis 1878). 402 Russell, Lord John (1792-1878) britischer Staatsmann, Führer der Whigs, Premierminister (1846-1852 und 1865/1866), Außenminister (1852/1853 und 1859 bis 1865), Präsident des Geheimen Rates (1854/1855); 1855 Vertreter Englands auf der Wiener Konferenz und Kolonialminister. 5 134 136 137 144 146-148 157 bis 159 181 182 317 403-405525 Russell, Sir William Howard (1820-1907) englischer Journalist, Kriegskorrespondent der „Times". 463 465 493 494
Rutland, Charles Cecil John Manners, Duke o/(1 815- 1888) englischer Aristokrat, Tory, Mitglied des Parlaments. 503
Sacy, Samuel-Ustazade Silvestre de (1801 bis 1879) französischer Publizist, seit 1828 in der Redaktion der Zeitung „Journal des Debats". 402 Sadleir, John (1814-1856) irischer Bankier undPolitiker, einer der Führer der irischen Parlamentsfraktion, Direktor der Tipperary-Bank, 1853Junior Lord der Schatzkammer; beging 1856 Selbstmord nach dem Bankrott der Tipperary-Bank. 28 50 Saint-Arnaud, A rmand-Jacques-Achille Leroy de (1801-1854) französischer General, seit 1852 Marschall von Frankreich, Bonapartist; nahm in den dreißiger bis vierziger Jahren an der Eroberung Algeriens teil, einer der Organisatoren des Staatsstreichs vom 2. Dezember 1851, Kriegsminister (1851-1854), Oberbefehlshaber der französischen Armee auf der Krim (1854). 418 Saint-Just, Louis-Antoine-Leon de (1767 bis 1794) Politiker der Französischen Revolution, führender Jakobiner. 27 Saint-Simon, Claude-Henri de Rouvroy, comte de (1760-1825) französischer utopischer Sozialist. 27 San Luis siehe Sartorius, Luis Jose, primer conde de San Luis San Miguel y Valledor, Evaristo, duque de (1785-1862) spanischer General, Schriftsteller und Politiker, Teilnehmer am Unabhängigkeitskrieg (1808-1814) und an der Revolution (1820-1823), Liberaler, Ministerpräsident (1822), später Moderado, Kriegsminister (1840-1842). 220 Sartorius, Luis Jose, primer conde de San Luis (1820-1871) spanischer Staatsmann und Publizist, einer der Führer der Moderados; Innenminister (1847-185 O.Ministerpräsident (1853/1854). 217-220 Savoyen italienische Dynastie; bestand seit dem 11. Jahrhundert, zuerst als Herrscherhaus der Grafschaft und seit 1416 des Herzogtums Savoyen, dann als Dyna
stie der Könige von Sardinien (1720-1861) und danach der Könige von Italien (1861 bis 1946). 15-19 Schiller, Friedrich Von (1759-1805). 538 633 Schleinitz, Alexander, Freiherr von (1807 bis 1885) preußischer Staatsmann, Vertreter des reaktionären Junkertums; Außenminister (Juni 1848, 1849/1850, 1858 bis 1861). 631 638 Schuwalow, Pjotr Pawlowitsch, Graf (geb. 1824) russischer Politiker, Adelshauptmann des Gouvernements St. Petersburg, Vorsitzender des St. Petersburger Adelskomitees für die Vorbereitung der Aufhebung der Leibeigenschaft von 1861.679 Schwarzenberg, Felix, Fürst zu (1800-1852) österreichischer reaktionärer Staatsmann und Diplomat; nach der Unterdrückung des Aufstandes in Wien im Oktober 1848 Ministerpräsident und Außenminister. 631 Sebastiani, Horace-Frangois-Bastien, comte (1772-1851) französischer Staatsmann und Diplomat, Marschall von Frankreich, erfüllte diplomatische Aufträge Napoleons in der Türkei, Ägypten und Syrien (1802/1803), Botschafter in Konstantinopel (1806/1807), Außenminister (1830 bis 1832), Botschafter in London (1835 bis 1840). 430 Sefer Pascha (auch Sefer Bei), Zan Oglu (1795 bis nach 1859) Fürst aus Tscherkessien, nahm in türkischen Diensten am Russisch-Türkischen Krieg von 1826 bis 1828 teil, war türkischer Emissär in Abchasien und Tscherkessien während des Krimkrieges, beteiligte sich am Kampf der Bergbewohner Tscherkessiens gegen das zaristische Rußland auch nach dem Ende des Krimkrieges. 475 477 478 480 481 558 560 562 563 Serrano y Dominguez, Francisco, duque de la Torre (1810-1885) spartischer General und Staatsmann, Kriegsminister (1843), Teilnehmer am Staatsstreich von 1856; Außenminister (1862/1863), Minislerpräsident (1868/1869, 1871, 1874), Regent von Spanien (1869-1871). 38 219
Servitts Tullius (578-534 v. u. Z.) sechster König von Rom. 620 Seu (Xu Guangjin) (1785 bis 1858) chinesischer Staatsmann, Generalgouverneur von Kwangtung und Kwangsi. 106 Seymour, Sir Michael (1802-1887) englischer Admiral, nahm von 1854 bis 1855 am Krimkrieg teil, befehligte im zweiten Opiumkrieg gegen China (1856-1858) die Seestreitkräfte. 102-105 148 152 164 Shaftesbury, Anthony, Ashley Cooper, Earl of (1801-1885) englischer Politiker, Tory, seit 1847 Whig, in den vierziger Jahren Führer der aristokratisch-philanthropischen Bewegung für die Zehnstundenbill. 149 530 Shee, Sir William (1804-1868) irischer Jurist und liberaler Politiker, Mitglied des Parlaments. 146 Shore, John, Baron Teignmouth (1751-1834) britischer Generalgouverneur von Indien (1793-1798). 470 Sidmouth, Henry Addington, Viscount (1757 bis 1844) britischer Staatsmann, Tory: Premierminister und Schatzkanzler (1801 bis 1804); führte als Innenminister (1812 bis 182i) Repressalien gegen die Arbeiterbewegung durch. 152 429 Sieyes, Emmanuel-Joseph, comte de (1748 bis 1836) französischer Abb6, Politiker der Französischen Revolution, Vertreter der Großbourgeoisie. 637 Sigismund (Siegmund) (1361 -1437) deutscher Kaiser (1411-1437). 98 99 Simonitsch, Iwan Stepanowitsch (1792-1855) russischer General, gebürtiger Serbe; Gesandter in Teheran (1832-1839). 121 Simons, Ludwig (1803-1870) preußischer Justizrat; Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (rechter Flügel) (1848); Justizminister (1849-1860). 639 Simpson, Sir James (1792-1868) englischer General, Generalquartiermeister (Februar bis Juni 1855), dann Oberbefehlshaber der Krimarmee (Juni bis September 1855). 382 Sindhia, Ali Dscha Dschiadschi (Bagirat Rao) (geb. etwa 1835), seit 1853 marathi
scher Fürst des indischen Fürstentums Gwalior; stand während des nationalen Befreiungsaufstandes 1857-1859 in Indien auf der Seite der Engländer. 296 576 Sismondi, Jean-Charles-Leonard Simonde de (1773-1842) Schweizer Ökonom und Historiker, kritisierte den Kapitalismus „vom Standpunkt des Kleinbürgers" (Lenin) und idealisierte die Kleinproduktion. 91 Sleeman, Sir William Henry (1788-1856) britischer Kolonialbeamter, Offizier, danach General, Resident in Gwalior (1843 bis 1849) und in Lakhnau (Audh) (1849 bis 1854). 474 Smith, Sir John Mark Frederick (1790-1874) englischer General und Genieoffizier, Mitglied des Parlaments. 266 Smith, Robert Vernon, (seit 1859) Baron Lyveden (1800-1873) britischer Staatsmann, Whig, Mitglied des Parlaments, Vorsitzender der Kontrollbehörde für indische Angelegenheiten (1855-1858). 247 bis 249 404 Smyth(e), John George englischer Politiker, Oberst,Peelit, Mitglied des Parlaments. 181 Sobieski siehe Johann III. Sophie (1805-1872) Erzherzogin von Österreich, Muttei des österreichischen Kaisers Franz Joseph I. 597 Soult, Nicolas-Jean-de-Dieu, duc de Dalmatie (1769-1851) Marschall von Frankreich und Staatsmann, befehligte 1808 bis 1814 die französischen Truppen in Spanien, während der Julimonarchie Kriegsminister (1830-1834, 1840-1845), Außenminister (1839/1840) und Premierminister (1832-1834, 1839/1840 und 1840-1847). 223 Stahl, Friedrich Julius (1802-1861) reaktionärer Jurist und Politiker, seit 1840 Professor an der Berliner Universität. 685 Stanley, Lord Edward Henry (seit 1869) Earl of Derby (1826-1893) britischer Staatsmann, Tory, in den sechziger und siebziger Jahren Konservativer, danach Liberaler; Mitglied des Parlaments; Stell
Vertreter des Außenministers (1852), Präsident der Kontrollbehörde für indische Angelegenheiten (1858/1859), Außenminister (1866-1868 und 1874-1878), Kolonialminister (1858 und 1882-1885); Sohn des Edward George Geoffrey Smith Stanley, Earl of Derby. 404 405 Stanley, Edward John, Baron Stanley of Alderley und Baron Eddisbury of Winningen (1802-1869) britischer Staatsmann, Whig, Mitglied des Parlaments, Handelsminister (1855-1858), Generalpostmeister (1860-1866). 359 362 Stein, Julius (1813-1889) Oberlehrer in Breslau, demokratischer Publizist; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linker Flügel) Vorsitzender des Demokratischen Klubs in Berlin; 1849 Abgeordneter der Zweiten Kammer (äußerste Linke); Redakteur der „Neuen Oder-Zeitung", seit 1862 Redakteur der „Breslauer Zeitung". 649 Stein, Maximilian, Baron (1811-1860) österreichischer Offizier, während der Revolution von 1848/49 in Ungarn Stabschef der revolutionären Bacska-Banater Armee, nach der Niederlage der Revolution emigrierte er in die Türkei, wo er den Namen Ferhad Pascha annahm; kämpfte gegen das zaristische Rußland in Tscherkessien (1857/1858). 478 479 482 558 563 Stephanie-Louise-Adrienne, geb. Beauharnais (1789-1860) seit 1811 Großherzogin von Baden. 634 Stewart, Sir Donald Martin (1824-1900) englischer Offizier, später Feldmarschall, nahm an der Unterdrückung des nationalen Befreiungsaufstandes 1857-1859 in Indien teil, Teilnehmer des zweiten Englisch-Afghanischen Krieges (1878 bis 1880); Oberbefehlshaber der Streitkräfte in Indien (1881-1885), Mitglied des Indienrates (1885-1900). 296 St. Leonards siehe Sugden, Edward Burtenshaw, Baron St. Leonards Stock, Franciszek polnischer Emigrant, Offizier der türkischen Armee. 475 481 558 560 564
Stoddart, Charles (1806-1842) britischer Diplomat und Offizier, 1838 zum Gesandten in Buchara ernannt, dort verhaftet und ermordet. 600 Strabon (Strabo) (etwa 63 v. u. Z. bis etwa 20 u. Z.) altgriechischer Geograph und Historiker. 90 Stratford de Redcliffe, Stratford Canning, Viscount (1786-1880) britischer Diplomat, Gesandter (1810-1812, 1825-1828) und Botschafter (1841-1858) in Konstantinopel. 226 Straubenzee siehe Van Straubenzee, Sir Charles Thomas Sugden, Edward Burtenshaw, Baron St. Leonards (1781-1875) britischer Jurist und Staatsmann, Tory, Lordkanzler (1852). 404 Sutton, John Henry Manners englischer Politiker, Anhänger von Peel, Mitglied des Parlaments. 181 Suworow, Alexander Wassiljewitsch (1730 bis 1800) bedeutender russischer Feldherr. 112 113 Szemere, Bartholomäus (Bertalan) (1812 bis 1869) ungarischer Politiker und Publizist; Innenminister (1848) und Haupt der revolutionären Regierung (1849); emigrierte nach der Niederlage der Revolution. 167
Talleyrand-Perigord, Charles-Maurice de, prince de Benevent (1754-1838) französischer Diplomat, Außenminister (1797 bis 1799, 1799-1807 und 1814/1815), Vertreter Frankreichs auf dem Wiener Kongreß (1814/1815); zeichnete sich durch äußerste Prinzipienlosigkeit in der Politik und durch Gewinnsucht aus. 154 424 426 427 432 Tasso, Torquato (1544-1595) italienischer Dichter, Verfasser des Poems „Das befreite Jerusalem". 412 Thalmayr (Emin-aga) ungarischer Emigrant in der Türkei. 559 Thesiger, Frederick, Baron Chelmsford (1794 bis 1878) britischer Staatsmann, Tory, seit 1840 Mitglied des Parlaments; Attorney-General (Kronanwalt) (1845/1846,
1852), Lordkanzler (1858/1859, 1866 bis 1868). 146 Thiers, Louis-Adolphe (1797-1877) französischer Historiker und Staatsmann, Innenminister (1832, 1834), Ministerpräsident (1836, 1840), Präsident der Republik (1871-1873); Henker der Pariser Kommune. 423 Thouvenel, Edouard-Antoine (1818-1866) französischer Diplomat, Botschafter in Konstantinopel (1855-1860), Außenminister (1860-1862). 254 562 Thurneyssen, Auguste einer der Direktoren der französischen Aktienbank Credit mobilier. 290 291 Timur (Tamerlan) (1336-1405) Mongolenchan, seit 1370 Herrscher in Samarkand; eroberte Mittelasien und Persien. 495 Tite, Sir William (1798-1873) englischer Architekt, Liberaler, Mitglied des Parlaments (1855-1873). 532 Todtieben, Eduard Iwanowitsch, (seit 1879) Graf (1818-1884) bedeutender russischer Genieoffizier, Oberst, ab April 1855 General, einer der Organisatoren der heldenhaften Verteidigung Sewastopols. 327 376 Toohe, Thomas (1774-1858) englischer Ökonom und eifriger Vorkämpfer für den Freihandel; kritisierte die Geldtheorie Ricardos. 337 Tseang (Jiang Li'ang) Präfekt von Leetschoufu. 105 Tufyony (Selim-aga) ungarischer Emigrant in der Türkei. 559 562 Turgot, Louis-Felix-Etienne, marquis de (1796 bis 1866) französischer Diplomat, Bona« partist, Teilnehmer des Staatsstreichs vom 2. Dezember 1851; Außenminister (1851 bis 1852), Botschafter in Spanien (1853). 98 Turner, James Aspinall (1797-1867) englischer Politiker, Tory, Mitglied des Parlaments, Präsident der Kommerz-Assoziation in Manchester. 170 Türr, Istvän (1825-1908) ungarischer Offizier, Teilnehmer an der italienischen nationalen Befreiungsbewegung und an der
Revolution von 1848/49 in Deutschland; nahm am Krimkrieg in der türkischen und englischen Armee teil, kämpfte gegen das zaristische Rußland in Tscherkessien. 477-479 558 559 561-563
Unruh, Hans Viktor Von (1806-1886) preußischer Ingenieur und Politiker; 1848 einer der Führer des linken Zentrums in der preußischen Nationalversammlung, ab Oktober Präsident derselben; Abgeordneter der Zweiten Kammer (linker Flügel) (1849); später Mitbegründer der Fortschrittspartei, dann Nationalliberaler. 613 649
Vaillant, Jean-Baptiste-Philibert, comte (1790 bis 1872) Marschall von Frankreich, Bonapartist, Kriegsminister (1854-1859). 400 Valdez spanischer General, Teilnehmer der Revolution von 1854-1856. 40 41 510 Van Courtlandt, Henry Charles (1815-1880) englischer General, von 1832 bis 1839 im Militärdienst bei den Sikhs, beteiligte sich dann am ersten und zweiten Kriege gegen die Sikhs (1845/1846 und 1848 bis 1849) auf seiten der Engländer; nahm an der Unterdrückung des nationalen Befreiungsaufstandes 1857-1859 in Indien teil. 262 278 293 305 Van Straubenzee, Sir Charles Thomas (1812 bis 1892) englischer General, Kommandeur einer britischen Brigade auf der Krim (1855/1856), Befehlshaber der britischen Truppen während des zweiten Opiumkrieges gegen China (1857/1858). 586 Vaugham, Sir John Luther (1820-191 i) englischer General, nahm am Krimkrieg und an der Unterdrückung des nationalen Befreiungsaufstandes 1857-1859 in Indien teil. 249 Veit, Moritz (1808-1864) Verleger, gemäßigter Liberaler, Abgeordneter des Preußischen Landtages. 649 Vernon Smith siehe Smith, Robert Vernon Verres ungarischer Emigrant in der Türkei. 562
Veuillot, Louis-Fr an^ois (1813-1883) französischer Journalist, Chefredakteur der katholischen Zeitung „L'Univers" (1848 bis 1860, 1867-1874). 418 423 Viktor Emanuel II. (1820-1878) Herzog von Savoyen, König von Sardinien (1849 bis 1861) und König von Italien (1861-1878). 18 351 656 Villemain, Abel-Francis (1790-1870) französischer Politiker und Schriftsteller, Liberaler, Minister für Volksbildung (1839/1840, 1840-1844). 402 423 657 Vogorides, Alexandros (Aleko-pascka) (etwa 1823-1910) türkischer Politiker und Diplomat, Botschaftsrat in London (1856 bis 1861), Botschafter in Wien (1876 bis 1878), Generalgouverneur Ostrumeliens (1879-1884). 256 257 Vogorides, Nikplaos (1821-1863) türkischer Politiker, Kaimakam (Stellvertreter des Fürsten) der Moldau (1857-1859); Bruder von Alexandros Vogorides. 254-257 Vogorides, Stefanfos) (Stefanaki) (Bogorow, Stojko) (etwa 1775 bis etwa 1862) türkischer Politiker bulgarischer Herkunft, Kaimakam (Stellvertreter des Fürsten) der Moldau (1821-1822), Generalgouverneur und Fürst von Samos (1834-1850); Vater von Alexandros und Nikolaos Vogorides. 256 Voltaire, Francis-Marie Arouet de (1694 bis 1778) französischer deistischer Philosoph, satirischer Schriftsteller, Historiker; Vertreter der bürgerlichen Aufklärung im 18. Jahrhundert, kämpfte gegen Absolutismus und Katholizismus. 242
Wadschid Ali-Schah König von Audh (1847 bis 1856). 470 Waldeck, Benedikt Franz Leo (1802-1870) Politiker, bürgerlicher Demokrat, Jurist; einer der Führer der Linken und Vizepräsident der preußischen Nationalversammlung (1848); später Fortschrittler. 613 649 Walewski, Alexandre-Florian-Joseph Colonna, comte de (1810-1868) französischer Diplomat und Staatsmann, Sohn Napo
leons I. und der polnischen Gräfin Walewska; Teilnehmer am polnischen Aufstand von 1830/31, emigrierte nach der Niederlage des Aufstandes nach Frankreich; Außenminister (1855-1860); Vorsitzender des Pariser Kongresses (1856). 17 405 406 Walker, William (1824-1860) nordamerikanischer Abenteurer, unternahm eine räuberische Expedition nach Nordmexiko (1853/1854), intervenierte 1855 in Nicaragua, wurde dort 1855 Oberbefehlshaber der Armee und 1856 Präsident von Nicaragua; 1857 gestürzt, fiel 1860 in Hon-" duras ein, wurde gefangengenommen und erschossen. 106 Walpole, Spencer Horatio (Horace) (1806 bis 1898) britischer Staatsmann, Tory; Innenminister (1852, 1858/1859 und 1866/1867). 532 Ward, Sir Henry George (1797-1860) britischer Kolonialbeamter, Whig, LordOberkommissar der Ionischen Inseln (1849-1855), Gouverneur von Ceylon (1855-1860) und von Madras (1860). 665 Wardle, Gwyllym Lloyd (etwa 1762-1833) englischer Oberst, Mitglied des Parlaments, trat 1809 im Unterhaus mit der Entlarvung der Amtsmißbräüche des Herzogs von York auf. 1113 Watson, Henry (1737-1786) englischer Ingenieur, Oberst; seit 1764 im Dienst der Ostindischen Kompanie, Chefingenieur von Bengalen. 551 Weguelin, Thomas englischer Geschäftsmann, Liberaler, Mitglied des Parlaments, 1857 einer der Direktoren der Bank von England. 545 Wellesley, Richard Colley, Marquis (1760 bis 1842) britischer Staatsfnann, Generalgouverneur von Indien (1797-1805), Botschafter in Spanien (1809), Außenminister (1809-1812), Lord-Statthalter von Irland (1821-1828, 1833/1834), unterdrückte grausam die nationale Befreiungsbewegung des Landes. 470 471 Wellington, Arthur Wellesley, Duke of (1769 bis 1852) britischer Feldherr und Staats
mann, Tory; befehligte 1808-1814 und 1815 die englischen Truppen in den Kriegen gegen Napoleon I.; Premierminister (1828-1830), Außenminister (1834/1835). 403 Wenzel, August (1799-1860) preußischer Gerichtsbeamter, Abgeordneter des Landtages (linker Flügel) (1849-1859). 653 Westphalen, Ferdinand Otto Wilhelm von (1799-1876) reaktionärer preußischer Staatsmann, Innenminister (1850-1858); Stiefbruder von Frau Jenny Marx. 609 638 Wheeler Vizepräsident der Ostindischen Kompanie (1773-1780). 551 Wheeler, Sir Hugh Massy (1789-1857) englischer General, nahm am ersten Englisch-Afghanischen Krieg (1838/1839) und an den zwei Kriegen gegen die Sikhs (1845/1846 und 1848/1849) teil; befehligte die Garnison von Khanpur (1856/1857), wurde während des indischen Aufstandes getötet. 279 300 375 377 Whiteside, James (1804-1876) irischer Jurist und Politiker, Tory, Mitglied des Parlaments; Attorney-General (Kronanwalt) (1858/1859, 1866). 146 668 Whithck, George (1798-1868) englischer General, seit 1818 im Dienste der Ostindischen Kompanie, nahm an der Unterdrückung des nationalen Befreiungsaufstandes 1857-1859 in Indien teil. 496 520 Whitworth, Charles, Earl (1752-1825) britischer Diplomat, Botschafter in Paris (1802/1803), Lord-Statthalter von Irland (1813-1817). 431 432 Wilhelm I. (1797-1888) Prinz von Preußen, Prinzregent (1858-1861), König von Preußen (1861-1888), deutscher Kaiser (1871-1888). 505 597 604-606 609 610 613 614 617618 641 651 652 655 660 661 Wilhelm III. von Oranien (1650-1702) Statthalter der Niederlande (1672-1702), König von England (1689-1702). 96 Wilhelm IV. (1765-1837) König von Großbritannien und Irland und König von Hannover (1830-1837). 472 Williams, Sir William Fenwick, Baronet of
Kars (1800-1883) englischer General, leitete 1855 während des Krimkrieges die Verteidigung von Kars, Mitglied des Parlaments (1856-1859), befehligte die Garnison von Woolwich (1856-1859). 146 382 Wilson-, Sir Archdale (1803-1874) englischer General, während des nationalen Befreiungsaufstandes in Indien leitete er 1857 die Belagerung und den Sturm auf Delhi und befehligte die Artillerie bei der Belagerung von Lakhnau. 298 304 331 334 495 540 565 Wilson, George (1808-1870) englischer Fabrikant und Politiker, Anhänger des Freihandels, Vorsitzender der Anti-Komgesetz-Liga (1841-1846). 171 Wilson, James (1805-1860) englischer Ökonom und Politiker, Anhänger des Freihandels, Begründer und Redakteur des „Economist"; Mitglied des Parlaments, Sekretär des Schatzamtes (1853-1858). 135 452 453'540 565 Wilson, N. (gest. 1857) englischer Oberst, nahm an der Unterdrückung des nationalen Befreiungsaufstandes in Indien teil. 386 387 Windham, Sir Charles Ash (1810-1870) englischer Genera], nahm am Krimkrieg (1854-1856) und 1857 an der Unterdrückung des nationalen Befreiungsaufstandes in Indien teil, befehligte dann die britischen Truppen in Lahor (1857 bis 1861). 377 382-384 439 Windham, William (1750-1810) britischer Staatsmann, Whig, danach Tory, Mitglied des Parlaments, Kriegsminister (1794-1801). 385-387 426 430 Vrinslow, Forbes Benignus (1810-1874) englischer Nervenarzt und Publizist, Redakteur und Herausgeber des „Journal of Psychological Medicine and Mental Pathology" (1848-1864). 531 Wodehouse, John, später Earl of Kimberley (1826-1902) britischer Staatsmann, Gesandter in St. Petersburg (1856-1858), Vizekönig von Irland (1864-1866), Lordsiegelbewahrer (1868-1870), Kolonialminister (1870-1874, 1880-1882). 509
Wood, Sir Charles, später Lord Halifax (1800 bis 1885) britischer Staatsmann, Whig, Schatzkanzler (1846-1852), Präsident der Kontrollbehörde für indische Angelegenheiten (1852-1855), Erster Lord der Admiralität (1855-1858) und Minister für Indien (1859-1866), Lordsiegelbewahrer (1870-1874). 317 540 Woodburn englischer General, nahm 1857 an der Unterdrückung des nationalen Befreiungsaufstandes in Indien teil. 249 Woronzow, Michail Semjonowitsch, Fürst (1782-1856) russischer Staatsmann, General; Statthalter und Oberbefehlshaber der Truppen im Kaukasus (1844 bis 1854). 181 Wrangel, Friedrich Heinrich Ernst, Graf von (1784-1877) preußischer General, einer der Führer der reaktionären Militärkamarilla; 1848 Kommandierender General des 3. Armeekorps in Berlin, war am konterrevolutionären Staatsstreich im November 1848 in Berlin beteiligt. 47
Yeh (Ye Mingehen) (1807-1859) Generalgouverneur der Provinzen Kwangtung
und Kwangsi (1852-1858). 102 104 106 141148 164 622 Yi zhu (1831-1861) Kaiser von China (1851 bis 1861), bekannt unter dem Namen seiner Regierungsdevise „Hien Feng" (Allgemeines Wohlergehen). 555 York, Frederick Augustus, Duke of York and Albany (1763-1827) zweiter Sohn des englischen Königs Georg III., seit 1795 Feldmarschall, Oberbefehlshaber der britischen Armee (1798-1809, 1811-1827). 6-9 12-14 610 Young, Sir John (1807-1876) britischer Staatsmann, Tory; Staatssekretär für Irland (1852-1855), Lord-Oberkommissar der Ionischen Inseln (1855-1859). 663 665
Zamoyski, Wladyslaw, Graf (1803-1868) polnischer Magnat, Teilnehmer am Aufstand von 1830/31, nach der Unterdrückung des Aufstandes einer der Führer der polnischen konservativen monarchistischen Emigration in Paris; während des Krimkrieges versuchte er eine polnische Legion gegen Rußland zu organisieren. 479 482
Verzeichnis literarischer, biblischer und mythologischer Namen
Achilles (Achilleus) Gestalt der griechischen Sage, tapferster Held des Trojanischen Krieges; Achilles starb durch einen Pfeilschuß in seine Ferse, die einzige verwundbare Stelle seines Körpers. 97 144 Don Quijote (Quixote) Hauptgestalt des gleichnamigen satirischen Romans von Cervantes. 44 668 Falstaff, Sir John Gestalt aus Shakespeares Werken „Die lustigen Weiber von Windsor" und „König Heinrich IV."; der Typ eines Prahlers, Vielfraßes, Säufers und Wüstlings. 170
Hektor Gestalt der griechischen Sage, Hauptheld der Trojaner, fiel durch Achilles. 98 Herkules (Herakles) Halbgott der griechischen Mythologie, Sohn des Zeus; gilt als Verkörperung der Kraft und Ausdauer. 158 John Bull auf Jonathan Swift (1667-1745) oder John Arbuthnot (1666-1735) zurückgehende scherzhafte Bezeichnung für das englische Volk. 158 172 234 265 380 410 418 419 446 449 465 467 512 569 585 bis 588 594 623 624 628 667
Judith Heldin des „Buches Judith" in der Bibel, tötete den assyrischen Feldherrn Holofernes, der Jerusalem belagerte. 656 Macbeth Gestalt aus Shakespeares gleichnamigem Drama. 421 Nestor Gestalt der griechischen Sage, ältester und klügster Held des Trojanischen Krieges; daher Bezeichnung für einen weisen und beratenden älteren Menschen. 98
Pandora griechische Sagengestalt; Pandora öffnete aus Neugier eine Büchse, die alle Übel enthielt, und ließ diese entweichen. 649 Robin Goodfellow englische Sagengestalt. 4 Sindbad der Seefahrer Märchengestalt aus „Tausend und Eine Nacht". 180 Tartuffe Gestalt eines scheinheiligen Heuchlers aus der gleichnamigen Komödie von Moliere. 288
Geographische Namen
Die in Klammern gebrachten geographischen Namen verweisen auf abweichende Schreibungen, auf Benennungen in der Landessprache oder auf in der neuesten Zeit erfolgte Umbenennungen. Bei chinesischen Namen folgt in Klammern die neue chinesische lateinische Umschrift.
Aachen. 437 Abbeville Stadt in Nordfrankreich, an der Mündung der Somrae. 646 Acton Vorort von London. 530 Addiscombe Ort in England, Grafschaft Surrey. 282 Adelaide. 318 Aden Hafenstadt in Südarabien. 500 Aderbi. 476 480 560 563 Adria oder Adriatisches Meer. 17 83-94 Adrianopel (Edirne) Stadt im europäischen Teil der Türkei. 8 Afghanistan. 119-125 226-228 440 576 Afrika. 85 363 367 368 392 499 500 509 510 Agen Stadt in Frankreich, an der Garonne. 76 Agra Stadt und Verwaltungsgebiet in Nordindien. 232 250 277-279 293-295 300 304 306 440 Ägypten. 84 85 87 229 263 363 366 430 498 499 Akmetchet (Ksyl-Orda) Festung am rechten Ufer des Syr-Darja; 1853 umbenannt in Perowsk. 601-603 Albanien. 88 Alcira Stadt in Ostspanien. 43 Alexandria. 86 88 Algerien. 114 499 521 Alicante Stadt in Südostspanien. 43
Alipur Vorort von Kalkutta. 276 Aliwal Ort in Indien, westl. von Ludhiana. 468 Alkmaar Stadt in den Niederlanden. 7 Allahabad Stadt in Nordindien. 231 279 286 301 306 440 442 575 Allier Departement in Mittelfrankreich. 416 Alma Fluß auf der Krim. 358 382 418 Alnwick Stadt in England, Grafschaft Northumberland. 337 Alpen. 113 Alt-Kastilien Provinz in Spanien. 44 Altmark. 99 Altona an Hamburg grenzende Stadt (heute eingemeindet). 340 432 Ambala Stadt im Pandschab, nördl. von Delhi. 232 239 253 274 Amerika. 29 61 62 65-67 73 325 348 465 498 500 562 567 568 570 572 Amiens Stadt nördl. von Paris. 425 431 646 Amoy (Xiamen) Hafenstadt,an der SüdostküsteChinas.173 588 —— Amu-Darja (früher Oxus) Fluß in Mittelasien. 124 127 598 601-603 Amur. 155 215 588 589 602 622 624 625 Anapa Ort am Schwarzen Meer. 476 478 562 Anatolien (Kleinasien). 478 481 Ancona Hafenstadt in Italien. 17 94 Andalusien Landschaft in Südspanien. 43 219
Angers Stadt in Frankreich, nördl. von Nantes. 32 646 654 Angouleme Stadt in Westfrankreich, am Mittellauf der Charente. 646 Anjou Landschaft in Nordwestfrankreich. Juu Antrim Grafschaft in Irland, Provinz Ulster. 188 Antwerpen. 90 376 Apenninen Gebirge in Italien. 17 Apenninenhalbinsel siehe Italien Arabien. 71 Aragoniev. oder Aragon Landschaft in Nord—ostspanien. 43 44 Aralsee See in Mittelasien. 125 600 601 603 Aralsk. Stadt an der Nordspitze des Aralsees. 601 Aranjuez Stadt in Mittelspanien. 219 Arax (Araxes, Aras) Fluß im Kaukasus. 125 Archipel (Archipelagus) Inselgruppe des Ägäischen Meeres. 88 Armagh Grafschaft in Irland. 188 Ärmelkanal 235 500 Armenien. 126 Arrah Stadt in Indien, östl. von Benares. 294 295 Arras Stadt in Nordfrankreich. 428 646 Asamgarh Stadt in Indien, nördl. von Benares. 440 Ascension (Himmelfahrtsinsel) Insel im Atlantischen Ozean, westl. des Golfs von Guinea. 500 Asien. 65-67 69-71 73 120 123 125 215 229 281 483 517 542 598-600 602 625 Asowsches Meer. 62 Assam ehemaliger Staat in Hinterindien. 310 Astrabad (Asterabad) Hauptstadt der gleichnamigen persischen (iranischen) Provinz. 124-128 602 603 Astrachan Hafenstadt im Wolgadelta. 125 bis 127 Astarien Landschaft in Nordspanien. 44 Atlantik oder Atlantischer Ozean. 500 669 Attakum. 480 Audh (Oudh, Oude, Awadh) Provinz in Indien, südl. von Nepal. 230 232 240 245 249 266 279 280 294 300 304 305 354 369
376 377 439-443 465 467 469-474 483 485 486 490 495 496 519 520 574-577 Aurangabad (Aureng-Abad) Stadt in Indien, nordöstl. von Bombay. 249 262 295 296 Austerlitz (Slavbov' Stadt östl. von Brno. 92 Australien. 61 65 69 234 318 322 337 363 367 379 458 498 500 542 567 Awah Stadt in Indien, südwestl. von Dschaipur. 311 Azoren Inselgruppe im Atlantischen Ozean. 499
Badajoz Stadt in Südwestspanien. 467 Baden. 634 Bagdad. 226 Bahia (San Salvador) Stadt an der Ostküste Brasiliens. 346 Baikal-See. 154 588 Baku Hafenstadt am Kaspischen Meer. 125 126 Balaklawa Hafenstadt südöstl. von Sewastopol. 328 358 382 386 Balch Stadt im Norden Afghanistans. 124 127 603 Banda Stadt in Indien, westl. von Allahabad. 310 496 Bandelkand (Bundelkhund, Bundela) Landschaft in Indien, südl. von Allahabad. 262 266 444 467 491 496 576 Bangalor (Bangalur, Bangalore) Stadt in Indien, westl. von Madras. 287 Bantry Hafenstadt in Südirland. 669 Barcelona Stadt in Nordostspanien. 37 40 43-46 76 Bareilly Stadt in Indien, östl. von Delhi. 277 491496 518 519 Barrackpur (Barrackpore) Stadt in Indien, nördl. von Kalkutta. 231 388 Barrios (LosBarrios) Ort in Südspanien. 220 Baskische Provinzen Bezeichnung der drei nordspanischen Provinzen Vizcaya, Guipuzcoa und Alava. 43 44 Bassi. 277 Bassorah (Basra) Stadt nördl. des Persischen Golfs. 71 227 Bayonne Hafenstadt in Südwestfrankreich. 39 76 218
Beauvais Stadt in Nordfrankreich, östl. von Rouen. 646 Beavoar Stadt in Indien, südwestl. von Dschaipur. 311 Beirut Hauptstadt des Libanons. 88 Belfast Hauptstadt von Nordirland. 670 Belgien. 17 61 341 349 363 365 415 498 499 664 ^ Belle-Ile Insel vor der Südküste der Bretagne. 17 Belutschistan südöstl. Teil des Hochlandes von Iran. 125 Benares Stadt am Ganges. 248 279 280 287 294 295 306 Bender Rig (Bender Beg) Stadt im Iran, nördl. von Buschir. 71 Bengalen. 231 240 241 246 249 262 280 283 295 306 310 377 442 484 492 515 551 555 Bergamo Stadt nordöstl. von Mailand. 350 Berar Gebiet in Indien, nördl. von Haidarabad. 244 245 Berhampur Stadt in Indien, nördl. von Kalkutta. 231 295 Berlin. 53 54 95 406 594-597 604 609 613 617 631 633 636 643 651-653 659 661 673 678 685 686 Bern. 96 Berwick Grafschaft in Schottland. 337 Besanfon Stadt nordöstl. von Lyon. 646 Bessarabien• Landschaft zwischen PruthDnestr-Schwarzmeerküste. 65 Bhartpur (Bhurtpur, Bkurtpore) Stadt in Indien, westl. von Agra. 279 Bidassoa Fluß in Nordspanien. 38 Bihar Staat in Ostindien. 294 306 520 Bithur Stadt in Indien, nordwestl. von Khanpur. 279 294 305 386 Blackburn Stadt nordwestl. von Manchester. 537 Bologna Stadt in Oberitalien. 17 Bolor Tagh Gebirgskette in Asien. 602 Bombay. 232 240 241 246 247 249 253 262 275 280 283 284 295 306 310-313 492 498 515 Bordeaux. 39 87 348 646 Borodino Ort westl. von Moskau. 3^3 Bosnien. 621 52 Marx/Engels, Werke, Bd. 12
Bosporus. 480 482 Boulogne (Boulogne-sur-Mer) Hafenstadt in Frankreich. 388 646 Bourges Stadt südöstl. von Orleans. 646 Braila Stadt in der Walachei. 88 Brandenburg. 97-101 643 Brasilien. 66 363 366 498 500 502 Brentford Vorort von London. 529 531 Breslau (Wroclaw). 613 641 650 Brest Hafenstadt in Westfrenkreich. 646 Britannien (Großbritannien). 69 360 406 664 Britisch-Guayana (Demerara) britische Kronkolonie im Norden Südamerikas. 367 501 Britisch-Indien. 124 269 473 Britisch-Ostindien. 367 Britisch-Westindische Inseln. 367 501 Britisch-Westindien. 363 Brüssel. 256 406 Buchara Stadt in Mittelasien. 124-127 600 602 603 Bucht von Cattaro (Boka Kotorskfl) Bucht an der dalmatinischen Küste. 91 Buenos Aires. 363 366 500 Bukarest. 255 257 Burgund (Bourgogne) Landschaft in Ostfrankreich. 96 108 Buschir (Abuschehr) Hafenstadt am Persischen Golf. 71 123 126 128 211 213 226 228 229 232 264 Buxar (Baxar, Baksar) Stadt in Indien, östl. von Benares. 519 Buzangais Stadt in Mittelfrankreich, südöstl. von Tours. 407
Cadiz Stadt in Südspanien. 43 Caens (Caen) Stadt in der Normandie. 646 Cagliari Hafenstadt an der Südspitze der Insel Sardinien. 298 Calais Hafenstadt in Nordfrankreich. 646 Campagna Landschaft in Mittelitalien. 420 Campo Formio (Campoformio) Ort in Oberitalien, südl. von Udine. 83 90 Canterbury Stadt in Südostengland. 8 Carlisle Stadt in Nordengland. 158 159 Carrick on Suir Stadt in Südirland, Provinz Munster. 671 672 Cartagena Hafenstadt in Spanien. 43
Cattaro (Kotor) Stadt an der dalmatinischen Küste. 92 Cayenne Verbannungsinsel in FranzösischGuayana. 17 258 410 434 Cetate. Ort an der Donau, nördl. von Kalafat. 211 Ceylon. 147 233 263 311-313 363 367 500 Chalon-süT'SaSne Stadt in Ostfrankreich. 407 410 411 413 646 654 Charak (KarakJ Insel im Persischen Golf. 71 72 Charlottenburg. 595 Chart res Stadt südwestl. von Paris. 646 Chelsea Stadtteil von London. 8 Cherbourg Hafenstadt in der Normandie. 630 Cheshire Grafschaft in Westengland. 189 Chile. 66 363 366 500 China. 62 65 67-69 106 107 137 138 143-145 148-155 162 163 165 173 174 210213 215 231 233 235 314 363 366 379 498 499 524 525 549-556 565-569 585 586 622 623 625 Chinesische Tatarei siehe Tatarei Chiwa Stadt in Mittelasien. 124-126 599 bis 603 Christiania (Oslo). 266 Olli (Celje) Stadt in Slowenien. 87 Clackmannan (Clackmannanshire) Grafschaft an der Ostküste Schottlands. 188 Clichy Vorort von Paris. 389 Clonmel Stadt in Südirland. 671 672 Col di Cadibona Paß in Oberitalien. III Colney Hatch Ort nördl. von London. 534 Cork Stadt in der gleichnamigen Grafschalt in Irland. 670 Cornwall Grafschaft in Südwestengland. 188 Contiia, la Stadt in Nordwestspanien. 44 Coveniry Stadt in Mittelengland. 189 Cypem Insel im Mittelmeer. 85
Dagschai Stadt in Indien, östl. von Ludhiana. 274 Dalmatien Küstenstreifen an der Adria. 90 93 Dänemark. 266 267 340 346 363 365 499 502 662 Danzig (Gdahsk)• 341 342 376 Damisches Gebirge (Jablonowy-Gebirge) Gebirge in Sibirien, zwischen dem Ostufer
des Baikal-Sees und dem Fluß Argun. 215 Dekan (Dekhan) Hochland in Vorderindien. 296 Delhi. 232 233 238 239 247-253 260-262 266 274-279 287 288 293 294 2% 298-305 307-310 327 328 331 377 387 439 441 444 467 490 493 495 518 520 521 576 577 Dera Ismail Chan (Dera-Ismael-Khan) Stadt am oberen Indus. 577 Derbyshire Grafschaft in Mittelengland. 189 Deutschland. 15 53 55-59 61 76 97 98 101 255 267 325 340 352 568 612 622 633 634 637 638 653 656 686 Devon (Devonshire) Grafschaft in Südwestengland. 188 189 Dholpur Stadt in Indien, südl. von Agra. 311 Dijon Stadt in Ostfrankreich. 646 Dinadschpur Bezirk und Ort gleichen Namens in Bengalen. 310 Dinapur (Dinapoor) Stadt in Indien, westl. von Patna. 280 294 295 305 306 383 519 520 Dnepr. 91 Doab Landschaft zwischen den Flüssen Dschamna und Ganges in Indien. 277 306 383 444 491 519 520 Dob (Kabardinsk) Ort in der Nähe von Noworossisk. 480 Dobrudscha Landschaft an der Donaumündung. 399 411 Dominique (Dominica) Insel der Kleinen Antillen im Karibischen Meer, zwischen Guadeloupe und Martinique. 7 Donau. 65 85 94 112 437 562 601 622 Donaufürstentiimer siehe Moldau und Walachei Dorsel (Dorsetshire) Grafschaft in Südenglana. 189 Douai Stadt in Nordfrankreich, südl. von Lille. 646 Dover südostenglische Hafenstadt. 450 Down Grafschaft in Irland. 188 Dresden. 45 Dschabalpur Stadt in Indien, südwestl. von Patna. 310 Dschagdispur Stadt in Indien, östl. von Benares. 519575
Dschaipur Stadt in Radschputana. 576 Dschalandhar Stadt in Indien, östl. von Lahor. 274 Dschamna Nebenfluß des Ganges. 233 253 277 278 295 304-306 309 441 519 520 Dschansi Stadt in Indien, südöstl. von Gwalior. 262 496 Dschaunpur Stadt in Indien, nordwestl. von Benarcs. 440 442 Dschilam Stadt im Pandschab, nordwestl. von Lahor. 280 Dschodhpur Stadt in Indien, südwestl. von Dschaipur. 311 Dublin Hauptstadt Irlands. 667-669 Dünkirchen (Dunkerque) Hafenstadt in Nordfrankreich. 6 Durham Grafschaft und Stadt in Nordengland. 337 Düsseldorf. 634
Ebro Fluß in Nordspanien. 22 Ecuador Republik im Westen von Südamerika. 500 Edinburgh (Edinburg) Hauptstadt Schottlands. 324 Elbe. 97 Elberfeld (Wuppertal). 639 Elbing (Elblag). 650 Elburs Kettengebirge im Iran. 124 El Katif (Katif) Stadt am Persischen Golf. 71 Emba nordöstlicher Zufluß des Kaspischen Meeres. 125 England. 10 18 20 29 36 49 50 58-60 64 66 bis 69 71 -74 78 80 81 84-86 94 % 120 121 bis 123 131 132 137 138 147-149 151 156 158 167 182 189 194 205 210 226 228 229 233-235 240 247 248 254 257 258 265-267 284-286 311 314 316-319322 323 336-338 341-344 348-350 352 363 364 378 382 392 395 403-407 415 417-419 423-426 428 430 431 445 450-455 459 468 470 473 474 477 479 485 486 493 496498 503 504 506 509-511 513 516 524 533-535 537 544 549 555 567-569 571 577 578 583-585 587 598-600 603 605 610 611 619 621 622 624 625 627 638 654 657 664-666 668
Epirus (Epiros) Berglandschaft im südl. Teil der Balkanhalbinsel. 88 91 Erzerum (Erzurum) Stadt im Osten der Türkei. 122 Estremadura Landschaft in Südwestspanien. 44 Euphrat Fluß in Vorderasien. 227 Europa. 16 17 22 46 4953 54 5558 6! 63-70 74 80 86 95 97 115 153 155 156 166 194 224 234 235 264 266 289 297 335 339 344 376 388 392 395 406 410 413 415 419 420 424 432 453 454 455 465 484 503 511 570 581-583 591 599 601 611 625 654 655 657 658 662 664 686 Evreux Stadt in Nordfrankreich, südl. von Rouen. 646
Fcisahad Stadt in Indien, östl. von Lakhnau. 305 306 Fatehpur Stadt in Indien, südöstl. von Khanpur. 279 294 305 Ferrara Stadt in Oberitalien. 17 Fife(Fifeshire) Grafschaft in Schottland. 189 Figueras Stadt in Nordöstspanien. 43 Firospur Stadt in Indien, südl. von Lahor. 232 249 468 Fiume (Rijeka) Hafenstadt in Kroatien. 83 88 92 Flandern Landschaft in Belgien und Nordostfrankreich. 6 7 10 Frankreich. 15 16 18 20 22 23 24 26-28 30 31 34 36 47 49 54-65 68 72-78 81 82 84 87 95 113 131 156 157 182 194 204-207 223 225 228 234 235 237 254-256 257 258 266 267 285 290 291 298 325 339 343 347-352 363 365 389 391 392 394-397 399 400 402 407 408 410411 413 414416417 419 421 bis 431 434 436 437 441 450-454 458 477 499 502 505 511 542 582 583 587 588 619 621 622 624 626 627 629 630 636-638 641 644-648 650 655 657 661 662 664 Futschou (Fuzhou) Hafenstadt am Südchinesischen Meer. 588 Futtehabad Stadt in Indien, nordwestl. von Delhi. 278
Galatz (Galati) Hafenstadt an der unteren Donau. 88 94
Galicien Landschaft in Nordwestspanien. 44 Galizien Gebiet nördl. der Karpaten. 505 Ganges Fluß in Vorderindien. 266 277 279 294 295 301 305 306 383 440 441 491 519 Gelbes Meer. 174 Gder.dsch.ik (Gdendshik) Hafenstadt am Schwarzen Meer, südöstl. von Noworossisk. 476 480 Genf. 81 Gent Stadt in Ostflandern (Belgien). 132 Genua. 364 Georgien (Grusinien, Grusien). 481 Gerona Stadt in Nordostspanien, 37 43 Garhmukhtesar Stadt östl. von Delhi. 277 Ghasipur Stadt in Indien, nordöstl. von Benares. 295 Ghasni Stadt im Südosten Afghanistans, westl. von Peschawar. 124 127 Gibraltar. 86 500 501 Glasgow Stadt in Schottland. 51 188 318 323 572 Gloucester (Gloucesiershire) Grafschaft in Südwestengland. 188 189 Gogra Fluß in Indien. 496 Golf von Persien siehe Persischer Golf Gorakhpur Stadt in den Nordwestprovinzen Indiens. 441 490 491 520 Gracia Stadtteil von Barcelona. 45 Granada Stadt in Südspanien. 43 Grandson Ort in der Schweiz, am Neuchäteler See. 108 Graubänden Kanton in der Schweiz. 112 Grenoble Stadt an der Isere (Südostfrankreich). 646 Griechenland. 87 88 499 580 582 663 666 Grien Barberia. 71 Großbritannien. 13 16 67 68 95 132 180 183 187 188 191 229 230 234 255 257 258 265 281 319 327 336 348 360 362 363 365-368 379 405 425 456 457 478 497 508 509 513 bis 515 553 546 550 567 587 589 663 665 666 Gudscherat (Guajarat) Verwaltungsgebiet und Halbinsel im nordwestl. Teil Vorderindiens. 280 Gulistan Ort in Transkaukasien. 120 Gumti linker Nebenfluß des Ganges. 353 440 442 443
Gwalior (Lachkar) Stadt östl. von Delhi. 240 266 305 306 310 383 386 520 522 575 Gwatschou (Guazhou) Stadt am Yangtsekiang. 177
Haklarabad (Hyderabad) Stadt in Indien. 280 295 296 311 Haileyburu. 282 Hamadan (Ekbatana) Stadt südwestl. von Teheran. 126 Hamburg. 94 325 339 340-342 346 350 394 432 611 686 Hankou (Honkou) Stadt in Nordostchrna, am Yangtse-kiang; heute mit Hanjang und Wutschang zu Wuhan vereinigt, 587 Hannover. 499 Hanwell Ort westl. von London. 534 Havanna (Habana) Hauptstadt von Kuba. 221 Helder Stadt in Nordholland. 6 7 Herakleische Halbinsel bei Sewastopol auf der Krim. 621 Herat Stadt und Provinz im Nordwesten A£_L__:-.«.„, n i IQ in 190 ix -796 /-iignauisians. 117 iii~IAO i.ixsr-i.t.0 241 264 602 Hertford Stadt nördl. von London. 529 Hexham Stadt in der Grafschaft Northumberland, westl. von Newcastle, 337 Himalaja. 520 Himmelfahrtsinsel siehe Ascertsion Hindukusch Gebirgszug im Nordosten Afghanistans. 602 Hindustan (Hindostan) Landschaft im Norden Vorderindiens. 124 245 275 354 441 484 576 Hissar Stadt nordwestl. von Delhi. 278 305 Holland siehe Niederlande Holstein. 267 Hondschoot (Hondschoote) Ort südöstl. von Dünkirchen. 6 Honduras. 501 Hongkong (Xianggang). 102 138 147 148 151 164 173 213 366 499 500 501 568 584 586 Huddersfield Stadt nordöstl. von Manchester. 168 170 Huesca Stadt in Nordostspanien, nordöstl. von Saragossa. 43 Hull Hafenstadt in Ostengland. 130
Illosfalva (Illesfalva) Ort in Ungarn. 476 lllyrien antiker Name für das Gebiet des heutigen Dalmatiens und Albaniens. 91 Indien. 62 65 66 67 68 69 72 119 121 162 229 230 232 233 234 235 238 239 243 244 245 246 247 248 250 251 264 265 268 272 274 281 282 283 284 285 293 296 298 299 301 302 306 308 310 311 314 328 338 342 343 354 358 375 378-380 382 440 441 458 467 bis 469 472 474 481 483 485 490 491 493 495 496 498 501 504 512 513 515-518 520 521 524-526 549 551 -553 556 574-578 585 598 599 602 603 625 667 Indischer Ozean. 86 88 Indor (Indore) Stadt in Indien, westl. von Ahmedabad. 278 295 306 Indus Fluß in Südasien. 123 124 127 286 602 603 Ingur Fluß in Transkaukasien. 211 Inkerman Ort östl. von Sewastopol. 127 327 328 358 418 Ionische Inseln Inselgruppe an der Westküste Griechenlands. 500 663 665 666 667 Iran Hochland in Vorderasien. 124 128 Irgis Stadt am Fluß gleichen Namens, der in den Aralsee mündet. 601 Ir^utsk Stadt in Sibirien. 154 Irland. 17 68 159 257 447 470 513 667 668 669 670 671 Isfahan (Ispahan) Stadt östl. von Bagdad. 124 Ideworth Ort in der Grafschaft Middlesex, England. 530 Isonzo Fluß in Oberitalien, mündet ins Adriatische Meer. 90 Isthmus von Suez Landenge zwischen Afrika und Asien. 525 Istrien Halbinsel in der Adria. 84 90 91 92 93 Italien. 15 16 17 18 19 56 76 85 91 97 237 325 339 350 409 415 562 582 583 604 630 656
Jaca Stadt in Nordostspanien. 43 Jaen Provinz und Stadt in Südspanien. 43 219 Jamaika (Jamaica) Insel der Großen Antillen im Karibischen Meer. 507 Jassy (Jasi) Stadt in der Moldau. 256 Java. 499
Jaxartes siehe Syr-Darja Jericho (Er Riha) alte Stadt in Palästina. 288 Jersey Insel im Ärmelkanal. 428 429 430 Julische Alpen südöstlichster Teil der Ostalpen 113 Junquera Ort in Nordostspanien. 37
Kabul Fluß in Afghanistan. 127 603 Kabul Hauptstadt Afghanistans. 119 124 125 126 598 602 603 Kalifornien. 61 65 366 500 542 Kalpi (Calpi, Calpee) Stadt in Indien, südwestl. von Khanpur. 305 439 441 496 518 Kalkutta. 72 127 231 232 239 248 252 263 283 284 295 301 305 306 310 311 312 313 353 380 470 491 498 524 556 575 Kamtschatka Halbinsel im Nordosten Sibiriens. 155 Kanada (Canada). 363 367 379 428 Kanara Landschaft an der Süd Westküste Indiens. 272 Kanarische Inseln Inselgruppe irn Atlantischen Ozean. 499 Kandahar Stadt im Südosten Afghanistans. 119 124 125 127 Kandesch Landschaft an der Westküste Indiens. 296 Kandia (Kreta) Insel im Mittelländischen Meer. 621 Kanton (GuangzhouJ Hafenstadt und Fluß am Südchinesischen Meer. 102 104-107 134138-142 147148150-153 163 164 177 214 215 403 469 551 554 555 566584-588 622 623 Kap der Guten Hoffnung. 86 263 313 363 368 500 525 Kap Komorin Südspitze Vorderindiens. 307 Kapverdische Inseln Inselgruppe im Atlantischen Ozean. 499 Karabutak Stadt am Irgis, nördl. des Aralsees. 601 Karatschi Hafenstadt am Indischen Ozean. 311312 313 Karlsruhe. 651 Kamal Stadt in Indien, südl. von Hai darabad. 276 277 Kärnten. 93 Karpaten. 562
Kars Stadt im Osten der asiatischen Türkei. 144 146 211382 Kasauli Stadt in Indien, östl. von Ludhiana. 274 Kaschmir Staat im Himalaja. 307 Kaspiscb.es Meer. 120 123 124 125 126 229 602 Kastilien Landschaft in Mittelspanien. 38 43 Katalonien Landschaft in Nordostspanien. 37 43 44 Kaukasus. 120 125 126 Kenmare Stadt in Irland. Grafschaft Kerrv. 669 Kerry Grafschaft an der Westküste Irlands. 670 Khanpur (Cawnpore) Stadt in Indien, südwestl. von Lakhnau. 266 279 280 293 294 305 306 373 375 377 383 387 439 440 441 442 470 494 496 520 Kiachta (Kjachta) Stadt südl. vom BaikalSee. 154 155 586 623 624 625 Khorassan (Chorassan) Hochland im Nordosten Irans. 123 124 126 127 Kidderminster Stadt südwestl. von Birmingham. 151 Killarney Stadt in Irland, Grafschaft Kerry. 669 Kleinasien. 85 Koblenz. 651 652 Kohistan (Kuhistan) Berggebiet im Iran. 124 Kokand Stadt am Unterlauf des Syr-Darja. 601 602 603 Kolerun (Kaweri) nördl. Arm der Deltamündung des Kaweri an der Südspitze Indiens. 271 Kolhapur Stadt südöstl. von Bombay. 295 Köln. 595 613 636 Kolumbien. 567 Königreich beider Sizilien. 363 366 498 499 Königsberg (Kaliningrad). 613 638 650 Komtantinopel (Istanbul). 85 86 88 226 228 254 256 375 475 476 477 478 479 481 482 557 558 559 560 561 562 563 564 625 Konstanz. 99 Kopenhagen. 267 346 432 Korfu (Kerkyra) Insel im Ionischen Meer. 663 664
Krain (Krajina) Gebiet in Slowenien; ehem. Provinz Österreichs. 93 Krakau (Krakow). 664 Krim. 195 331 358 382 418 478 601 Kronstadt Festung auf der Insel Kotlin vor St. Petersburg 155 Kuba. 220 363 366 510 511 Kurilen Inselgruppe zwischen der Halbinsel Kamtschatka und Japan. 155 Kwangsi (Guangxi) Provinz in Südchina. 214 Kwangtung (Guangdong) Provinz in Südchina. 105 164214586
LaFere Stadt in Frankreich, am Oberlauf der Oise. 417 Lahor Stadt im Pandschab; 232 250 277 310 311 Laimnau (Lucknow) Stadt südöstl. von Delhi. 232 240 249 278 280 293 294 298 300 301 305 306 353 369 371 373 374 375 383 387 439-444 463 464 467 468 470 473 474 490 491 493-495 518 519 521 577 La Mancha Provinz in Spanien. 43 Lambessa (Lambese) Ort in der algerischen Provinz (Konstantine. 17 Lanark (Lanarkshire) Grafschaft in Südschottland. 188 Lancashire Grafschaft in Nordwestengland. 184 186 188 189 345 686 Leetschou(-fu) (Leizhou) Bezirk auf der gleichnamigen Halbinsel in China. 105 Le Haore Hafenstadt in Nordfrankreich. 87 348 646 Leipzig. 652 Le Möns. Stadt in Nordwestfrankreich. 646 Leon Landschaft in Nordwestspanien. 44 Levante Küstengebiete am östl. Mittelmeer. 85 87 89 349 Lewes Stadt in Südengland, Grafschaft Sussex. 404 Libau (Lepaja, Slawsk) Hafenstadt an der Westküste Lettlands. 155 Lille Stadt in Nordfrankreich. 348 646 Limousin (Limosin) Landschaft in Mittelfrankreich. 6 7 Lingting (Lingding) Insel in der KantonBucht. 554 Lissabon. 86
Liverpool. 132 149 150 160 171 320 572 639 Loire Fluß in Frankreich. 60 Loja Stadt in Südspanien, westl. von Granada. 219 Lombardei. 15 19 London. 53 58 64 74 95 132 135 158 159 160 162 198 215 216 250 254 256 260 282 317 318 323 336 337 341 342 344 346 349 394 418 425 426 427 428 429 430 431 432 472 475 528 529 531 537 547 557 566 570 572 579 584 588 663 668 669 Luchana Ort in Spanien. 41 Ludhiana Stadt in Indien, südöstl. von Lahor. 271 274 278 Luneville Stadt in Frankreich, südöstl. von Nancy. 83 90 Lyon Stadt in Frankreich. 38 77 81 348 410 646
Macao (Ao men) Stadt auf der gleichnamigen Halbinsel am Südchinesischen Meer. 551 554 Macclesfield Stadt südöstl. von Manchester. 324 325 Mäcon Stadt in Ostfrankreich, nördl. von Lyon. 646 Madeira Inseln im Atlantischen Ozean, westl. der marokkanischen Küste. 499 Madras Hauptstadt des gleichnamigen Staates in Vorderindien. 232 240 249 250 253 262 280 283 284 311 312 313 492 515 Madrid. 37 38 39 40 43 44 45 47 48 219 220 234 325 406 436 Magdeburg. 650 Mailand. 17 654 Maisur (Mysore) Provinz und Stadt im Süden Vorderindiens. 280 287 Malabar-Küste Küstenstreifen im Süden Vorderindiens. 272 Malaga Hafenstadt in Südspanien. 43 Malta Insel im Mittelmeer. 84 500 501 Malwa Landschaft in Indien. 296 Manchester. 150 152 158 159 160 168169170 171 172 318 324 336 337 342 345 475 566 Mandschurei. 215 625 Manzanares Stadt südl. von Madrid. 47 219 220 Marokko. 499
Marseille. 86 87 260 348 350 559 646 Mau Stadt in Indien, nordöstl. von Benares. 262 278 295 296 Mauritius Insel im Indischen Ozean. 363 368 500 Mecklenburg. 499 Melbourne. 318 458 Metz Stadt in Ostfrankreich. 646 Mexiko (Mexico). 66 498 500 567 Middlesex Grafschaft in England. 534 Mirat (Meerut) Stadt nordöstl. von Delhi. 232 233 249 251 253 274 287 299 441 Mirsapur Stadt am Ganges, südwestl. von Benares. 280 295 306 Mississippi Fluß in Nordamerika. 126 Mittelmeer oder Mittelländisches Meer. 22 85 88 Mohammerah Stadt nördl. des Persischen Golfes. 211 213 226 227 Moldau (Moldova) I-andschaft zwischen Ostkarpaten und Prath; ehem. Donaufürstentum. 255-258 266 499 Monaghan Grafschaft in Irland. 670 Monmouth (Monmouthshire) Grafschaft in Südwestengland. 188 Mont-de-Marsan Stadt in Südwestfrankreich, südl. von Bordeaux. 76 Montenegro (Crna Gora) Gebiet am Adriatischen Meer. 621 Montpellier Stadt westl. von Marseille. 38 646 Moradabad Stadt östl. von Delhi. 277 Morea (Peloponnes) griechische Halbinsel. 85 Morgarten Ort südl. von Zürich. 108 Morpeth Stadt nördl. von Newcastle, Grafschaft Northumberland. 337 Moskau. 127 599 Moulins Stadt nordwestl. von Lyon. 646 Mudki Ort im Pandschab, südöstl. von Firospur. 468 Mülhausen (Mulhouse) Stadt in Ostfrankreich. 77 348 646 Multan Stadt in Indien, südwestl. von Lahor. 311 Murcia Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in Südostspanien. 37 43
Murgab (Murghab) Fluß in Turkmenien. 124 Mutten Stadt im Schweizer Kanton Frei. bürg. 108 Muttra Stadt südl, von Delhi. 304
Nagode Stadt in Indien, südwestl. von Allahabad. 310 Nagpur Stadt in Indien, südwestl. von Indor. 280 295-296 496 Nanking (Nanjing). 174177 178 214 215 584 585 587 622 Nantes Stadt in Westfrankreich. 87 348 646 Nasirabad (Nastrab) Stadt in Indien, südöstl. von Adschmir. 278 311 Natal Gebiet in Südafrika. 500 Navarra Provinz in Nordspanien. 38 43 44 Neapel. 15 17 93 134 144 641 656 Nepal Gebiet im mittleren Himalaja. 241 294 441 470 519 Neu-Braunschweig Provinz in Kanada, südwestl. des St. Lorenz-Stroms. 363 367 Neuenbürg (Neuchätel) Kanton in der Westschweiz. 95 96 101 Neu-Granada ehem. Name von Kolumbien. 500 Neumark. 99 Neuseeland Inselgruppe im Stillen Ozean. 501 NeU'Süd-Wales Staat des Australischen Bundes. 500 Newcastle (Newcastle-upon-Tyne) Stadt in Nordostengland. 337 New Orleans Hafenstadt der USA. 126 New York. 394 421 Niagarafälle Wasserfälle zwischen Erie- und Ontariosee in den USA. 385 Niederlande. 10 30 61 85 86 349 352 363-365 457 499 502 664 Nikaragua. 106 Nimatsch Stadt in Indien, nordwestl. von Indor. 277 278 Nimes Stadt in Südfrankreich. 646 Nishni-Nowgorod (Gorkji). 155 Nordamerika. 501 Nordwestprovinzen (Vereinigte Provinzen). 515
North Midlands Landschaft in Großbritannien. 459 North und South Shields Orte in der Grafschaft Northumberland, östl, von Newcastle. 337 Northumberland Grafschaft in England. 572 Norwich Stadt in Westengland. 536 Norwegen. 267 340 363 365 499 502 «7 lt. l c. 1. • AJf.. i i i lon iioutngnam oiaai in ivntteiengiana. 107 Nottingham (Nottinghamshire) Grafschaft in Mittelengland. 189 Novara Stadt westl. von Mailand. 18 469 Oder. 97 Odessa. 84 181 Oldenburg. 499 Oldham. Stadt nordöstl. von Manchester. 168 Oltenitza (Oltenifa) Ort an der Donau, südöstl. von Bukarest. 211 Orenburg (Tschkalmo) Stadt am Südende des Uralgebirges. 126 600 601 Orleans Stadt in Frankreich. 646 Österreich. 15-19 56 61 62 76 81 83-85 87 88 90 91 93 94 96 97 100 108 228 254 255 257 bis 259 267 342 363 376 409 415 477 500 505 506 559 580 583 592 597 611 634 638 641 656 662 Ostindien. 268 318 497 500 Ostsee. 97 Oviedo Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in Nordwestspanien. 43 Oxford Stadt nordwesd. von London. 12 507 509 Oxus siehe Amu-Darja
Paisley Stadt in Schottland, westl. von Glasgow. 188 Palästina, 499 Pamplona Stadt in Nordspanien. 37 216 Pandharpur Stadt südöstl. von Bombay. 280 Pandschab Landschaft im Nordwesten Vorderindiens. 230 232 239 240 246 249 253 262 271 274 276 278 280 303 305 310 311 468 515 Paori Ort in Indien, südwestl. von Gwalior. 576 Paris. 18 22 32 38 39 45 53 54 59 61 63 65 72
75 78 82 157 207 222 224 226 254 264 267 348 349 403 407 408 410 4)2 413 415 416 422 423 426 428 429 431 438 475 477 489 599 562 582 626 627 641 644-646 652 666 667 677 Parma Provinz in Oberitalien; ehem. Herzogtum. 17 Patna Stadt am Ganges. 280 Peking (Beijing). 147 153 155 174 178 214 215 553 578 588 622 624 625 Pernambuco (Recife) Stadt an der Ostküste Brasiliens. 346 Persien (Iran). 71-73 119-121 123-126 144 210 212 226-229 231 264 525 Persischer Golf (Persischer Meerbusen, Golf Von Iran). 71 72 121 123 124 126 128 264 602 Peru. 66 363 366 498 500 Peschawar Stadt in Nordwestindien. 119 127 128 241 262 280 286 303 603 Pest Teil des heutigen Budapest. 87 Philippinen Inselgruppe in Südostasien. 66 499 Phillaur Ort im Pandschab, nordwestl. von Ambala. 239 274 Piacenza Stadt und Provinz in Oberitalien. 17 656 Piemont Landschaft in Oberitalien; ehem. Teil des Königreichs Sardinien. 15-18 255 656 662 Pindi siehe Rawalpindi Pirano (Piran) Hafenstadt am Adriatischen Meer, südwestl. von Triest. 88 Plombieres Stadt in Ostfrankreich. 38 Po. 17 112 Pola (Pulj) Hafenstadt an der Südspitze Istriens. 92-94 Polen. 91 97 101 196 582 592 612 625 664 Pommern (Pomorze). 97 98 612 642 643 Portugal. 9 IQ 363 366 499 596 633 Posen (Poznah). 98 634 643 Potsdam. 5% Prag. 611 Preßburg (Bratislava). 83 90 Preußen. 95 97 98 100 101 167 254-256 267 339 341 363 365 374 499 505 594 596 604 605 608-613 616617 619 630-633 636 637
638 640 642 643 649 653 655 656 659-662 684-687 Ptolemais, im Altertum Bezeichnung für Akka, Hafenstadt am östl. Mittelmeer. 88 Puerto Rico Insel der Großen Antillen, östl. von Haiti. 363 366 Pyrenäen. 38 76
Ragusa (Dubrovnik) Stadt an der Ostküste des Adriatischen Meeres. 88 92 Rangpur Stadt nordöstl. von Kalkutta. 310 Ratibor (Raciborz). 653 Radschputana (Radschastan) Bund mehrerer Radschputenstaaten im Westen Vorderindiens. 239 240 495 496 522 575 Ravenna Stadt und Provinz in Oberitalien. 90 Rawalpindi Ort im Pandschab. 286 Reims Stadt in Nordostfrankreich. 646 Renfrew (Renfrewshire) Grafschaft in Schottland, westl. von Glasgow. 188 Rennes Stadt in der Bretagne. 646 Reus Stadt südwestl. von Barcelona. 43 Rewah Stadt in Indien, südl. von Allahabad. 310 ReußNebenfluß der Aare in der Schweiz. 113 Rhein. 56 Rheinpreußen oder Rheinprovinz. 80 98 595 612 634 636 638 639 642 643 686 Richmond Stadt südwestl. von London. 530 Rio de Janeiro. 346 Rochdale Stadt nördl. von Manchester. 168 Rohilkand Gebiet in Indien, östl. von Delhi. 266 275 277 304 310 441-444 467 468 490 495 519 520 522 574 576 Rom. 17 91 410 423 582 656 Romagna Landschaft in Mittelitalien. 88 Rotes Meer. 86 88 499 Roubaix Stadt an der Nordostgrenze Frank- • reichs. 348 Rouen Stadt in Nordfrankreich. 77 348 646 Rovigno (Rovinj) Hafenstadt an der Westküste Istriens. 88 Rubikon (Rubicon) Fluß in Italien, mündet in die Adria. 39 Rumänien. 255 257 582 Rußland. 18 61 62 72 88 91 95 101 115 120 bis 126 143 144 148 151 153 155 167 181 194 197 210 229 254-258 267 284 337 349
363 365 376 399 401 414 417 418 421 447 475 479 481 482 499 502 505 509 555 562 567 568 578 585 586 588-592 598-603 611 612 621 622 624 625 636 638 641 644 655 656 662 664-666 673 675 677 680 681
Saarlouis Stadt an der Saar. 597 Sachsen. 98 612 643 Samt Etienne Staut in Süd ostfrankreich. 348 646 Saint Omer Stadt in Nordfrankreich. 646 Saint Quentin Stadt in Nordostfrankreich. 646 Salerno Ort in Süditaüen. 654 Salford Ort bei Manchester. 168 Saloniki Hafenstadt am Agäischen Meer. 88 Samarkand Stadt südwestl. von Taschkent. 124 126 603 San Domingo Republik auf der Insel Haiti. 288 San Sebastian Hafenstadt in Spanien. 467 St. Domingo siehe San Domingo St. Gotthard Gebirgsmassiv und Paß in der Schweiz. 112 St. Helena Insel im Atlantischen Ozean. 500 St. Mary Gemeinde auf Jamaika, südi. von Port Maria, 507 St Petersburg (Leningrad). 291 406 509 528 549 589 590 599 600 602 679 Saone Fluß in Ostfrankreich. 410 Saragossa Stadt in Nordostspanien. 22 37 40 43 44 266 Sarawak Gebiet an der Nordküste Borneos. 213 Sardinien Insel im Mittelmeer. 18 254 499 Sardinien siehe Piemont Sarthe Departement in Frankreich. 78 Sassia Ort in Indien, südwesti. von Agra. 278 Satara Stadt und Gebiet südöstl. von Bombay. 280 Satledsch Nebenfluß des Indus. 239 Satory Ebene bei Versailles. 399 489 Saugor Stadt in Indien, südwestl. von Allahabad. 262 280 306 441 Schahabad Distrikt in Nordwestbengalen.295 Schahdschahanpur Stadt in Indien, südöstl. von Bareilly. 277 519
Schakgandsch Stadt in Indien, nordöstl. von Allahabad. 574 575 Schanghai (Shanghai). 68 174 214 551 566 568 569 588 Schikarpur Stadt in Sind, nördl. von Karatschi. 311 Schiras Stadt im Südiran. 124 128 Schlesien (SlaskJ. 98 612 Schleswig. 267 634 643 Schleswig-Holstein. 611 639 662 Schottland. 320 323 324 335 337 572 Schuster (Schuschter) Stadt nördl. des Persischen Golfs. 124 126 Schwarzes Meer. 62 85 87 88 91 Schweden. 266 267 325 340 346 363 365 499 Schweiz. 54 96 108 111112 349 352 415 582 Sebenico (Sibenik) Stadt in Dalmatien an der Mündung der Krka in das Adriatische Meer. 94 Seealpen (Meeralpen) südlichster Teil der Westalpen. III Semmering Paß in den Ostalpen. 94 Sempach Ort südwestl. von Zürich. 108 Serbien. 621 Sevilla Stadt in Südwestspanien. 37 43 Sewastopol. 250 252 260 327 328.334 376 392 418 621 655 Sheffield Stadt in Mittelengland. 566 Sialkpt Stadt in Indien, nördl. von Lahor. 280 Sibirien. 151 154 578 598 603 625 Siegburg Stadt nordöstl. von Bonn. 594 Sierra Morena Gebirge in Südspanien. 220 Sind (Sindh) Gebiet an der Westküste Indiens. 230 295 310 311 354 576 Singapur (Singapore) Insel und Stadt an der Südspitze Malakkas. 151213 500 Sinope Stadt an der Südküste des Schwarzen Meeres. 88 Sirsa Stadt nordwestl. von Delhi. 262 278 Sitapur Stadt in Indien, nördl. von Lakhnau. 443 Skibbereen Ort an der Südwestküste Irlands. 669 Skutari Stadt im europäischen Teil der Türkei. 479 Smyrna (Ismir) Hafenstadt in der asiatischen Türkei. 84 88
Somerset (Somersetshire) Grafschaft in England. 188 189 Son rechter Nebenfluß des Ganges. 294 Soria Stadt in Nordostspanien, westl, von Saragossa. 37 Southampton Hafenstadt in England. 69 70 Spalato (Split) Hafenstadt in Dalmatien. 92 Spanien. 9 10 37 38 42 43 46-48 76 216 218 219 237 339 363 365 376 498 499 508-511 Spanisch-Amerika Bezeichnung für die früher von Spanien beherrschten Gebiete Mittel- und Südamerikas. 65 Steiermark. 43 Stettin (Szczecin). 341 342 Stiller Ozean. 598 Stockholm. 340 341 346 Straßburg (Strasbourg). 392 415 646 Subathu Stadt in Indien, nördl. von Ambala. 274 Sudjak. 480 Süd- Wilts siehe Wilts (Wiltshire) Suez (Sues). 86 Suir Fluß in Irland. 672 Sultanpur Stadt in Indien, südl. von Faisabad. 441 442 Sunda-Straße Meerenge zwischen Java und Sumatra. 86 Sunderland Hafenstadt in Nordostengland. 337 Swatou (Shantou) Hafenstadt am Südchinesischen Meer. 623 Sydney. 318 458 Syr-Darja (früher Jaxartes) Fkiß in Mittelasien. 123-125 600-603 Syrien. 499
Tahris ( Täbris) Stadt nordöstl. von Bagdad. 126 127 Taluk' 272 Tarhes Stadt südwestl. von Toulouse. 76 Tasmanien Insel vor der Südspitze Australiens. 501 Tataxei früher Bezeichnung der Gebiete Mongolei, Mandschurei und Kleine Bucharei (auch das Chinesische Turkcstan genannt). 154 Tatar-Golf Meeresarm zwischen dem ost
asiatischen Festland und der Insel Sachalin. 588 Taunton Stadt in der gleichnamigen Grafschaft in England. 152 Teheran. 72 73 122 124 126 228 229 625 Teruel Stadt in Nordspanien. 43 Tewkesbury Stadt in England, nordöstl. von Gloucester. 51 198 199 Theben (Thirae) Stadt nordwestl. von Athen. 595 Theiß (Tisza) Nebenfluß der Donau. 562 Tibet. 623 Tientsin (Tianjin). 585 Tirol. 112 115 604 Tiverton Stadt in Südwestengland. 418 Toskana (Toscana) Landschaft in Mittelitalien; ehem. Großherzogtum. 499 Toulon Hafenstadt in Südfrankreich. 646 Toulouse Stadt in Südfrankreich. 38 76 Tours Stadt in Mittelfrankreich. 646 Trabestan. 76 Transoxonien siehe Turan Transsilvanien (Transsylvanien) Landschaft in Westrumänien. 562 Trapezunt (Trabzon) Hafenstadt am Schwarzen Meer. 88 481 Triest. 83-88 92-94 260 Tschambal Nebenfluß der Dschamna in Indien. 310 Tscherkessien Gebiet im Nordkaukasus. 166 167 475-482 558-563 Tschienkiang(-fu) (Zhenjiang) Stadt östl. von Nanking! 174 177 587 Tschouschan (Zhoushan) Archipel vor der ostchinesischen Küste, südöstl. von Schanghai. 173 174 ' _ Tschung-ming-dau (Chongmingdao) Insel in der Mündung des Yangtse-kiang. 174 177 Tuapse Hafenstadt am Schwarzen Meer. 166 Tunis. 499 Turan Tiefland in Mittelasien. 124 125 128 599 602 603 625 Turgai Fluß in Kasachstan, nördl. des Aralsees. 125 Turin. 406 Türkei. 71 84 85 88 91 126 210 212 227 255 258 363 366 478 499 551 564 580 611 621 624 666
Turkmanschai Ort nordöstl. von Bagdad. 120 125 Tyrone Grafschaft in Irland. 188
Udaipur Stadt in Indien, südwestl. von Dschaipur. 576 Udine Stadt und Provinz in Oberitalien. 350 Ungarn. 56 477 479 582 Ural Fluß im südlichen Uralgebirge. 125 599 601 Uralgebirge. 65 Uruguay. 500
Valangin (Vallengin, Valendis) Ort im Schweizer Kanton Neuenburg. 95 % Valencia Hafenstadt an der Ostküste Spaniens. 37 43 Valenciennes Stadt in Nordfrankreich, an der Scheide. 646 Varna oder Warna Stadt an der Westküste des Schwarzen Meeres. 88 211 Vendee Landschaft in Westfrankreich. 285 Venedig. 83-86 88-93 350 364 376 Venezuela. 500 Vereinigtes Königreich siehe Großbritannien Vereinigte Staaten. 66 68 84 85 144 156 314 318 322 343 348-350 366 395 456-458 497 500 502 507-509 550 568 569 586 622 Verona Stadt in Oberitalien. 350 Viamala Engpaß im Schweizer Kanton Graubünden. 113 Vicdlvaro Ort südöstl. von Madrid. 47 217 219 Victoria frühere britische Kolonie in Südaustralien. 500
Walachei Landschaft zwischen Südkarpaten und Donau; ehem. Donaufürstentum. 255 257 258 499 562 Waldkantone oder Urkantone (Schwyz, Uri, Unterwaiden). 112
Wales. 188 459 533 534 Warschau. 429 469 Warwick ( Warwickshire) Grafschaft in England. 189 Waterloo Ort südl. von Brüssel. 54 358 419 Weimar„ 651 Wendische See siehe Ostsee Westindien. 367 500 501 Westphaleaf Westfalen). 98 392 634 643 686 West Riding Landschaft in der englischen Grafschaft Yorkshire. 345 Whampoa (Huangbu) Stadt in China auf der gleichnamigen Insel. 551 553 Wien. 53 87 % 94 158 182 406 409 528 583 641 Wilts ( Wiltshire) Grafschaft in Südengland. 181 188 189 Windhja-Kette Gebirgszug in Vorderindien. 278 520 Wolga. 126 599 Woolwich Ortsteil von London. 382 Worcester Stadt südl. von Birmingham. 345 Württemberg. 634 Wüste Gobi. 625 Wusung ( Wusong) Stadt nördl. von Schanghai. 174
Yangtse-kiang ( Yangzijiang). 174 178 587 623 York Stadt in der Grafschaft Yorkshire. 535 York (Yorkshire) Grafschaft in Mittelengland. 188 189 459 532 686 Yezd (Xesd) Stadt nordöstl. von Schiras. 124
Zara (Zadar) Hafenstadt in Dalmatien. 88 92 Zuider-See Meerbusen der Nordsee in den Niederlanden. 6 Zürich. 112
Erklärung der Fremdwörter, der fremdsprachigen und seltenen Ausdrücke
Absorption Aufsaugen, gänzliche Beanspruchung a conto auf Rechnung von Act (Akt) Gesetz adoptieren an Kindes Statt annehmen Ägide Schutz, Schild, Obhut Agio Aufgeld, Aufschlag; Betrag, um den der Kurs einer Geldsorte oder eines Wertpapiers über dem Nennwert steht akklimatisieren an abweichende Klima-, Umwelt- oder Lebensverhältnisse gewöhnen Aktiva Guthaben; linke Seite der Bilanz Aktivsaldo Überhang der Aktiva eines Kontos über die Gegenseite Akzise (indirekte) Verbrauchssteuer, Zoll, Bankokratie Herrschaft der Bankkapitalisten; Verkehrssteuer Finanzkapital alias auch, genannt, anderswo Beduine Wanderhirt, Nomade allopathischKranke mit einem Mittel be- Berme waagerechter Böschungsabsatz handeln, das die Krankheit neutralisiert bigott blindgläubig, scheinheilig amphibienartig (im eigentlichen Sinne) Or- Bill Gesetzentwurf, Gesetzvorschlag ganismen, die zwei völlig verschiedenen bombastisch schwülstig Lebensverhältnissen angepaßt sind Bon (Bond) Schuldverschreibung, GutAnachronismus nicht in ein Zeitalter hinein- schein, Zahlungsschein passende Handlung, Zeitwidrigkeit Bonus Gewinnanteil, Sondervergütung, vorAnalogie Ähnlichkeit, ^Übereinstimmung in übergehende Dividendenerhöhung bestimmter Beziehung Börsenjobber skrupelloser Spekulant Annalen Jahrbücher, chronologische Ge- Brigg zweimastiges vollgetakeltes Segelschiff schichtswerke Bulletin Bericht, amtliche Bekanntmachung Annexion (gewaltsame) Einverleibung frem- Bullionist Anhänger der reinen Edelmetall? den Staatsgebietes Währung annulieren für ungültig erklären Bungalow leichtes, einstöckiges Landhaus antiquiert veraltet byzantinisch den Herrscher verherrlichend, Apogäum entferntester Punkt (des Mondes unterwürfig; das Oströmische Reich bevon der Erde) treffend 53 Marx/Engels, Werke, Bd. 12 Apologet Verfechter, Verteidiger (meist reaktionärer Strömungen und Systeme) Approche Laufgraben, Annäherungsgraben Äquivalent Gegenwert, Ersatz,Entschädigung argusäugig wachsam Aspekt Anblick, Gesichtspunkt assoziiert verbunden, vereinigt Aüspizium (Mz. Auspizien) Oberleitung, schützende Obhut authentisch zuverlässig, glaubwürdig Autodafe Ketzerverbrennung Autokrat Selbstherrscher, Alleinherrscher Bagage Gepäck; militärischer Troß
Chanat (Khanat) Amt und Land eines mittelasiatischen Fürsten Charte Urkunde; Verfassungsurkunde, Grundgesetz Chasseur Jäger Chäteaii'Margaux französischer Wein Commonwealth Gemeinwesen; Republik corps d'armee Armeekorps Cortes Parlament in Spanien und Portugal coup d'etat Staatsstreich
Debetsaldo Sollsaldo, Saldo mit überwiegender linker Kontoseite Dechanat Amtssprengel des Mitgliedes einer geistlichen Körperschaft Defilee Engpaß, Hohlweg Deismus religiöse Anerkennung der Aufklärung, die zwar einen Gott als Weltschöpfer anerkennt, ihm aber das Einwirken auf den Weltlauf abspricht; Vernunftsreligion deklarieren zollamtliche Erklärung abgeben Delta dreieckförmige Meereinmündung eines Flusses mit mehreren Armen Demagoge Volksführer; meist im Sinne von: Aufwiegler, Volksverführer Demonetisierung Entwertung, Einziehung von Münzen Departement Geschäftskreis; Abteilung der Regierung; Verwaltungsbezirk in Frankreich Deponent jemand, der etwas in Verwahrung gibt, hinterlegt (z. B. in einer Bank) Depositen bei Banken hinterlegte Wertsachen und Wertpapiere; verzinslich angelegte Gelder Depression tiefste Stufe der zyklischen Krise; Unlust, Niedergeschlagenheit desodorieren geruchlos machen Despot Gewaltherrscher, Willkürherrscher Detachement Truppenabteilung (für besondere Aufgaben) Diskont (o) Zinsabzug bei noch nicht fälligen Zahlungen (bei Kauf von Wechseln), Zinsvergütung Diskontgeschäft Kauf und Verkauf von Wechseln Diskontosatz (Diskontrate) Zinssatz
diskontieren abziehen, Wechsel vor der Verfallszeit gegen Zinsabzug kaufen; Wechsel einlösen disponibel verfügbar, zü Gebote stehen Disposition Verfügung, Anordnung Dissenter Andersdenkender, Andersgläubiger dithyrambisch überschwenglich, übertrieben lobend Dividende Jahresprofitanteil des Aktionärs, Gewinnanteil Diwan der ehemalige türkische Staatsrat Dominion Herrschaftsgebiet, Herrschaft Dragonade Zwangsbekehrung zur katholischen Kirche unter Ludwig XIV. mittels Einquartierung von Dragonern; gewaltsame Regierungsmaßnahme drakonisch rücksichtslos, sehr streng drapieren ausschmücken Drillich dreifädiges Leinen- oder Baumwollgewebe
Effekten Wertpapiere Effektivstärke wirkliche Mannschaftsstärke Eklektizismus prinzipienloses Verschmelzen verschiedener Standpunkte und Ansichten zu einem System; Auswahl des Passenden Eldorado Wunschland, Paradies Erneute Aufruhr, Empörung, Aufstand eminent außerordentlich Emissär Abgesandter, Geheimbote, Agent Emission Ausgabe, Unterbringung von Wertpapieren emittieren ausgeben, in Umlauf setzen (von Gold, Wertpapieren) Emporium Haupthandelsplatz, Stapelplatz en passant beiläufig entenie cordiale herzliches Einvernehmen Epigramm Dichtung geistreichen Inhalts in knappster Form (meist Zweizeiler) Equipage elegante Kutsche Eskader Schiffsverband, Geschwader Essay literarischer Versuch, Abhandlung Etat Staatshaushalt Etikette diplomatische Umgangsform Evolution Ubergang aus einer taktischen Formation in die andere Exzeß Gewalttätigkeit, Ausschreitung
Face bei Festungswerken und Schanzen die dem Gegner zugewandte Seite Faktor Leiter einer Handelsniederlassung, Beamter Faktorei Handelsniederlassung Faktotum Helfer in allem, rechte Hand, Mädchen für alles fallieren zahlungsunfähig werden, in Konkurs geraten Farce Posse, Schabernack, Verhöhnung Faubourg Stadtteil von Paris, der früher Vorstadt war Favoritin Begünstigte, Geliebte (eines Fürsten) Ferment ein Gärung bewirkender Stoff Fideikommiß (im Feudalrecht) unteilbare und unveräußerliche Erbmasse, die sich nach einer besonderen Erbfolgeordnung vererbt Fiktion Unterstellung, Erdichtung fiktiver Kredit Scheinkredit Filibuster (Flibustier) Freibeuter, Seeräuber fiskalisch die Staatskasse betreffend fix stetig, feststehend fixieren Kapital anlegen, binden, unterbringen Fonds Geldvorrat, für bestimmte Zwecke vorgesehene Mittel Fregatte schnellsegelndes Kriegsschiff mit einer Bestückung bis zu 60 Geschützen, früher auch Kriegsdampfschiff Frondeur politisch Unzufriedener fundiert begründet, (kaufmännisch) sicher
gallisch zu Gallien (früher Bez. für Frankreich) gehörig, synonymisch für französisch Gefälligkeitsakzept durch Unterschrift angenommener Wechsel; schriftl. Erklärung des Bezogenen auf dem Wechsel, daß er Zahlungsverpflichtung annimmt Glacis Abdachung der äußeren Brustwehr einer Festung, deckungsloses Vorgelände Guerilla Kleinkrieg, Kampf von Freischaren
Halluzination Sinnestäuschung, Wahnvorstellung heterogen verschiedenartig, entgegengesetzt
hierarchisch streng gegliedert Homöopath Arzt, der ein Heilverfahren an> wendet, bei dem die Krankheiten mit Mitteln geheilt werden, die in größeren Mengen am gesunden Menschen den Krankheiten ähnliche Erscheinungen hervorrufen Horror Abscheu, Schauder, Entsetzen hybrid zwitterhaft
Illumination Festbeleuchtung /n(/emnifä7Entschädigung;Entlastung;nachträgliche Billigung eigenmächtiger Regierungsmaßnahmen durch das Parlament Indossament Übertragungsvermerk auf einem Wertpapier (Wechsel, Scheck) infam schändlich, abscheulich, ehrlos insolvent zahlungsunfähig Insurgent Aufständischer Insurrektion Aufstand, Aufruhr, Erhebung Intermezzo Zwischenspiel Internuntius päpstlicher Gesandter niederen Grades Interregnum Zwischenherrschaft, Zeitraum ohne rechtmäßige Regierung Isthmus Landenge
Juchtenleder feines geschmeidiges, wasserdichtes, mit Birkenteeröl gefettetes Leder
Kaimakam Stellvertreter des Großwesirs Kamarilla geheime Clique, die einen Fürsten beherrschende Hofpartei Kantonnement Truppenunterkunft in Orten, die keine Garnison sind, Standort derartiger Truppen Karbonaro Angehöriger des Geheimbundes der Karbonari, der im 19. Jahrhundert in Italien bestand Kassation strafweise Entlassung aus dem Dienst; Nichtigkeitserklärung Katechismus in Frage und Antwort abgefaßter Leitfaden des christlichen Glauberts, Glaubenslehre Kodex Gesetzbuch, Gesetzsammlung Kombattant Angehöriger der kämpfenden Truppe
Kommissionär jemand, der es gewerbsmäßig übernimmt, Waren im eigenen Namen für Rechnung anderer zu kaufen und zu verkaufen Kommunikation Verbindung, Verkehr, freier Zugang Komplott Verschwörung, geheimer Anschlag Konglomerat Gemisch aus verschiedenen Dingen Konklave von der Außenwelt streng abgeschlossener Ort der Kardinalsversammlung bei der Papstwahl, diese Versammlung selbst Konsol konsolidierter Staatsschuldschein konsolidieren (Aktien) zusammenlegen, festigen, vereinigen, schwebende Schulden in langfristige umwandeln Konsolidierung Fusion konspirieren sich verschwören Konstabier Polizist (in England und USA), Sicherheitswächter Kontokorrent auf laufende Rechnung Kontrahent Vertragspartner kontrahieren zusammenziehen, einen Vertrag schließen, (Schulden) machen Kontrastpunkt auffallender Unterschied Kontroverse Streit, Streitfrage, Auseinandersetzung Konvention Abkommen, Ubereinkunft Konvertierung Umwandlung; Eintausch (vor allem von Banknoten) konvertierbar Möglichkeit der Schuldenumwandlung zur Erlangung günstigerer Bedingungen korporativ eine Körperschaft (Organisation, Partei) vertretend Korvette kleineres schnellsegelndes, dreimastiges Kriegsschiff Koterie Klüngel, Sippschaft, Parteigruppe mit eigensüchtigen Zielen Kulmination Höhepunkt Kupon Renten-, Zinsschein Kurtine Teil des Hauptwalles
Libation Trunksucht, Gelage Limit (Preis)grenze, Schranke
Lineartaktik Verwendung der Infanterie im Gefecht in starren Linien Linie Linientruppe, die nicht zur Garde gehört liquidieren die laufenden Geschäfte eines in Auflösung begriffenen Unternehmens abwickeln lukrativ gewinnbringend
Maharadschah indischer Großfürst, Großkönig Mandarin ehemaliger hoher chinesischer Würdenträger maritim die Schiffahrt, das Seewesen betreffend Martello-Türme besondere Festungstürme, mit ein bis zwei Geschützen versehen; ursprünglich zur Küstenverteidigung Maxime allgemeiner Grundsatz, Lebensregel Maximilians-Tiirme mehrgeschossige Verteidigungswerke merkantil kaufmännisch, den Handel betreffend Minie-Pa.trone Patrone für ein französisches Gewehrmodell Mitte des 19. Jahrhunderts, nach dem Erfinder benannt Minierer besonders für den Minenkrieg ausgebildeter Soldat Moguln Herrscherdynastie Indiens bis ins 19. Jahrhundert morganatisch nicht standesgemäß getraut Munizipalität städtische Behörde Myrmidonen Helfershelfer, Schergen; nach einem sagenhaften griechischen Volksstamm Mystifikation Täuschung, Fopperei mythologisch sagenhaft
Naib (Nabob) in den östlichen Ländern des Islams soviel wie Statthalter Nektar sagenhafter Göttertrank Nizam hoher indischer Fürst nominell nur auf dem Papier, dem Namen nach Nuance Abstufung
Obligation Wertpapier, staatliche Schuldverschreibung
Obstruktion Störung, Verhinderung parlamentarischer Beschlußfassung oktroyieren aus höherer Machtvollkommenheit anordnen Oligarchie Herrschaft einer kleinen privilegierten Gruppe
Padischah Großherr (islamischer Fürstentitel) par excellence im wahrsten Sinn (des Wortes), vorzugsweise, schlechthin Parvenü kleinbürgerlicher Emporkömmling Paschalik Amtsbezirk eines Paschas (in der alten Türkei) Passiva Habenseite (der Bilanz), Verbindlichkeiten Patrimonialgerichtsbarkeit Gerichtsbarkeit eines Großgrundbesitzers über die auf seinem Besitz wohnenden untergebenen Personen Patronat Würde, Recht und Pflicht eines Schutzherrn Pelotonfeuer Sperr-, Salvenfeuer perfid(e) hinterlistig, heimtückisch, verräterisch Phantasmagorie Zauber, Truggebilde Philantrop Menschenfreund, individueller Wohltäter Physiognomie äußere Erscheinung, Gesichtsausdruck Physiokraten Anhänger einer Schule der politischen Ökonomie im 18. Jahrhundert in Frankreich, die nur die Landwirtschaftliche Arbeit als produktiv und die Landwirtschaft als Quelle des Reichtums anerkannte Pietist Anhänger einer frömmelnden, mukkerhaften protestantischen Bewegung Pikenier mit Pike bewaffneter Fußsoldat Plädoyer Rede und Gegenrede von Anwälten vor Gericht, Verteidigung plebejisch gewöhnlich, gemein (vom Standpunkt der besitzenden Klassen) pointiert geistreich Portefeuille Ministerposten; (im Bankwesen) Verwahrungsort der Wertpapiere, Gesamtheit dieser Papiere
Potentat Machthaber, Herrscher Präfekt Oberster Verwaltungsbeamter eines Departements in Frankreich Präfektur Verwaltungsbereich eines Präfekten Prärogative Vorrecht, Vorzug, früher: dem Herrscher allein vorbehaltenes Recht Präsidentschaft staatlicher Verwaltungsbezirk in Indien unter der britischen Kolonialherrschaft Prätendent Ansprucherhebender (auf einen Thron); Anwärter, Bewerber Prätention (Prätension) Anmaßung, Dünkel prekär unsicher, ungewiß, mißlich Primogenitur Erb- und Nachfolgerecht des erstgeborenen Sohns und seiner männlichen Nachkommen; Gebiet und Vermögen unter diesem Recht Prolongation Stundung, Verlängerung Proskription Ächtung, Verbannung Prosperität höchste Phase im Krisenzyklus der kapitalistischen Wirtschaft, Aufschwung, Gedeihen Proszenium vorderster Teil der Bühne protestieren Nichtzahlung oder Nichtannahme rechtzeitig vorgelegter Wechsel
Rabatt Preisnachlaß Radscha Titel eingeborener indischer und malaiischer Fürsten räsonieren schimpfen, widersprechen Realisation Verkauf gegen bar rediskontieren einen diskontierten Wechsel weiterverkaufen Redoute kleine geschlossene Viereckschanze Rekognoszierung Aufklärung, Erkundung Reminiszenz Erinnerung, Anklang Renten Staatsschuldscheine Ressource Hilfsmittel, Erwerbsmittel, Rohstoffquelle Restriktion Einschränkung Resurrektionist Wiederbeleber Revisionskammer Prüfungskammer Rimesse als Zahlung erhaltener Wechsel; Rücksendung von Wechseln oder Geld Rodomontade Aufschneiderei, Prahlerei, Großsprecherei
Saldo Rechnungsabschluß Sappeur Soldat für Schanzarbeit Satrap altpersischer Provinzstatthalter; Vertreter einer auf Bestechlichkeit und Willkür beruhenden Staatsverwaltung Schaluppe kleines einmastiges Segelboot; Beiboot mit Riemen und Segel schimärisch trügerisch, ungewiß Schiii Anhänger einer Glaubensrichtung im Islam Sophisterei Spitzfindigkeit, Spiegelfechterei Souverän Herrscher, Landesherr, Oberherr Staniza Kosakensiedlung Status quo gegenwärtiger Zustand Stipulation Vereinbarung, Vertrag, urspr. mündlicher Vertrag stoisch gleichmütig subaltern untergeordnet, unselbständig Subsidien Hilfsgelder eines Staates an einen anderen Subskription Zeichnung (von Anleihen) subversiv zerstörend, umstürzend Sunnit Anhänger einer Glaubensrichtung im Islam
Surpluszirkulation überschüssige Geldzirkulation
Suspension zeitweilige Aufhebung Suzerän Oberlehnsherr
theokratisch Verbindung von weltlicher und geistlicher Macht Train (Belagerungs-) Nachschubtruppe, Troß mit Heeresbedarf trassieren auf jemand Wechsel ziehen oder ausstellen Tratte gezogener Wechsel Tribus Stamm der altrömischen Patrizier Ukas Erlaß Usurpation widerrechtliche, gewaltsame Besitz- oder Machtergreifung Utilitarier Anhänger der Nützlichkeitsphilosophie Vampir Blutsauger Viscount englischer Adelstitel, Vizegraf (zwischen Graf und Baron) Voltigeur Schütze, für den Kampf in aufgelöster Ordnung ausgebildeter Infanterist Zession Abtretung, Übertragung (eines Anspruchs) Zessionär (im erw. Sinne) Gläubiger
Verzeichnis der Gewichte, Maße und Münzen
Gewichte
1 Barrel (barrel) 88,904 kg 1 englische Tonne (ton, t) 1016,047 kg 1 Quarter 12,700 kg 1 Libra (Ib.) oder Pfund (pound) 453,592 g l Quintal, metrisches 100 kg 1 Mark 240 g
Längenmaße
I englische Meile (British mile) = 5280 Fuß I Seemeile (nautical mile) =. 1 Yard = 3 Fuß 1 Fuß (foot) = 12 Zoll 1 Zoll (inch) = 12 Libes 1 Faden (fathom)
1 Quadratmeile
1 Quarter 1 Bushel (bushel) 1 Gallone (gallon)
Flächenmaße
Hohlmaße
— 8 bushels — 8 gaüons = 10 libes
1609,329 m 1854,965 m 91,439 cm 30,480 cm 2,540 cm 1,830 m
56,700 km2
290,9701 36,350 1 54,9601
Münzen*
1 Pfund Sterling (Pfd.St., pound Sterling, £) 1 Schilling (shilling, sh.) 1 Sixpence 1 Penny (penny, pence, a.)
= 20 Schilling
= 12 Pence = 6 Pence = 4 Farthing
1 Farthing 1 Frank (Franc, franc, fr.) = 100 Centimes = 5 Centimes
20,43 Mk.
1,02 Mk. 0,51 Mk. 8.51 Pf. 2,12 Pf.
1 Sou = 5 Centimes 4 Pf. 1 Centime (centime, ct.) = 0,80 Pf. 1 Mohur (Goldrupie) = 15 Silberrupien ca. 30 Mk. 1 Silberrupie '•=- ca. 2,00 Mk. L-akh (ostindische) Bezeichnung für 100000 Rupien Florin (Floren, fiorino, fl.) florentinische Goldmünze seit 1252 im Werte von 3,5 g Feingold; seit 1325 in Deutschland nachgeprägt (Gulden) Piaster Bezeichnung für den spanischen und spanisch-amerikanischen Peso sowie den türkischen und ägyptischen Gersch Dublone alte spanische Goldmünze Mark Banko Hamburger Währungseinheit bis 1873
* Die Umrechnung in Mark und Pfennig bezieht sich auf das Jahr 1871 (1 Mark = 1/2790 kg Feingold).
Inhalt
Vorwort * y • • V
Karl Marx. Rede auf der Jahresfeier des „People's Paper" am 14. April 1856 in London ............. 3 Karl Marx. Das Oberhaus und das Denkmal des Herzogs von York. 5 Karl Marx. Sardinien 15 Karl Marx. Der französische Credit mobiiier (Erster Artikel) ........ 20 Karl Marx. Der französische Credit mobiiier (Zweiter Artikel) ...... 26 Karl Marx. Der französische Credit mobiiier (Dritter Artikel) ....... 31 Karl Marx. Die Revolution in Spanien 37 Karl Marx. Die Revolution in Spanien 43 Karl Marx. Die Wirtschaftskrise in Europa 49 Karl Marx. Die Geldkrise in Europa .. * 53 Karl Marx. Die Ursachen der Geldkrise in Europa ................. 58 Karl Marx. Die Geldkrise in Europa - Aus der Geschichte der Geldzirkulation 64 Karl Marx. Der Englisch-Persische Krieg 71 Karl Marx. Die Wirtschaftskrise in Frankreich..................... 74 Karl Marx. Die Krise in Europa. . 80 Karl Marx. Der Seehandel Österreichs ....... 83 Karl Marx. Der Seehandel Österreichs 88 Karl Marx. Das göttliche Recht der Hohenzollern 95
838 Inhalt
Karl Marx. Der englisch-chinesische Konflikt ... 102 Friedrich Engels. Kriegführung im Gebirge einst und jetzt 108 Karl Marx. Der Krieg gegen Persien .. 117 Friedrich Engels. Perspektiven des Englisch-Persischen Krieges ... 123 Karl Marx. Das neue englische Budget 129 Karl Marx. Parlarnentsdebatten über die Feindseligkeiten in China 137 Karl Marx. Eine Niederlage des Kabinetts Palmerston ......— . 143 Karl Marx. Die bevorstehenden Wahlen in England 149 Karl Marx-. Rußlands Handel mit China 153 Karl Marx. Die englischen Wahlen 156 Karl Marx. Englische Greueltaten in China 162 Karl Marx. Ein Verräter im Tscherkessengebiet, 166 Karl Marx. Die Niederlage von Cobden, Bright und Gibson ......... 168 Friedrich Engels. Der neue englische Feldzug in China 173 Karl Marx. Das Ergebnis der Wahlen 179 Karl Marx. Die Lage der Fabrikarbeiter 183 Karl Marx. Das englische Fabriksystem.; 187 Friedrich Engels. Die Reformen in der russischen Armee .... 194 Karl Marx. Die britischen Finanzaffären 198 Karl Marx. Der Credit mobilier 202 I 202 II . . .205 Friedrich Engels. Persien - China. 210 Karl Marx. Interessante Enthüllungen ..216 Karl Marx, Das neue Gesetz über die Bank von Frankreich ......... 222 Karl Marx. Der persische Vertrag 226 Karl Marx. Der Aufstand in der indischen Armee ... 230 Karl Marx. Die Lage in Europa - Die Finanzlage Frankreichs 234 Karl Marx. Der Aufstand in Indien ...... .. 238 Karl Marx. Die indische Frage .... 242 Karl Marx. Nachrichten aus Indien 247
Karl Marx. Der Stand der indischen Insurrektion .. .'.' 250 Karl Marx. Die orientalische Frage ... .i.......... 254 Karl Marx. Die indische Insurrektion — ........... 260 Karl Marx. Die politische Lage in Europa ... 264 Karl Marx. Über die Folterungen in Indien ....................... 268 Karl Marx Der Aufstand in Indien ........ 274 Karl Marx. Die Einnahmen der Engländer in Indien ....... 281 Karl Marx. Der indische Aufstand ..................... ... 285 Karl Marx. Der französische Credit mobiiier ....................... 289 Karl Marx. Der Aufstand in Indien 293 Karl Marx. Der Aufstand in Indien — 298 Karl Marx. Der Aufstand in Indien 302 Karl Marx. Der Aufstand in Indien ............. —.... 308 Karl Marx. Der Bankakt von 1844 und die Geldkrise in England .... 314 Karl Marx. Die Erschütterung des britischen Handels ........ 320 Friedrich Engels. Die Einnahme Delhis. .............. 327 Karl Marx. Die Handelskrise in England ......................... 335 Karl Marx. Die Finanzkrise in Europa........•.- 339 Karl Marx. Die Kriseln Europa ................... . 344 Karl Marx. Französische Krisis ....... 347 Friedrich Engels. Die Belagerung und Erstürmung Lakhnaus 353 Karl Marx. Der britische Handel 359 Friedrich Engels. Der Entsatz Lakhnaus 369 Karl Marx. Die bevorstehende Indienanleihe 378 Friedrich Engels. Die Niederlage Windhams. 382 Karl Marx. Das Attentat auf Bonaparte ........................... 388 Karl Marx. Die Wirtschaftskrise in Frankreich..................... 394 Karl Marx. Die Herrschaft der Prätorianer ... 399 Karl Marx. Das Ministerium Derby - Der trügerische Rücktritt Palmerstons ..... •.... 403 Karl Marx. Zeichen der Zeit 407
Karl Marx. Die gegenwärtige Position Bonapartes 412 Karl Marx. Pelissiers Mission in England . . 417 Karl Marx. Mazzini und Napoleon 420 Karl Marx. Die Franzosenprozesse in London 425 Karl Marx. Die Finanzlage Frankreichs 434 Friedrich Engels. Die Einnahme von Lakhnau 439 Karl Marx. Das Budget des Herrn Disraeli 445 Karl Marx. Die englisch-französische Allianz 450 Karl Marx. Wichtige britische Dokumente 456 Friedrich Engels. Einzelheiten über die Erstürmung Lakhnaus 463 Karl Marx. Die Annexion von Audh 469 Karl Marx. Ein merkwürdiges Stückchen Geschichte 475 Karl Marx. Die Proklamation Cannings und die Frage des Grundeigentums in Indien 483 Karl Marx. Die Finanzmanöver Bonapartes - Der Militärdespotismus. 487 Friedrich Engels, Der Aufstand in Indien ,..... 490 Friedrich Engels. Die englische Armee in Indien 493 Karl Marx. Der Zustand des britischen Handels ....... 497 Karl Marx. Die politischen Parteien in England - Die Lage in Europa.. 503 Karl Marx. Die britische Regierung und der Sklavenhandel ......... 507 Karl Marx. Die Steuern in Indien . 512 Friedrich Engels. Die indische Armee 518 Karl Marx. Die Indien-Bill 523 Karl Marx. Die Einkerkerung der Lady Bulwer-Lytton 527 Karl Marx. Die steigende Anzahl der Geisteskranken in England .... 533 Karl Marx. Der englische Bankakt von 1844 539 Karl Marx. Handelskrisen und Geldumlauf in England 544 Karl Marx. Die Geschichte des Opiumhandels 549 Karl Marx. Die Geschichte des Opiumhandels 553 Karl Marx. Noch ein seltsames Kapitel der modernen Geschichte .... 557 Karl Marx. Uber den britisch-chinesischen Vertrag. 565
Karl Marx. Britischer Handel und Finanzen 570 Friedrich Engels. Der Aufstand in Indien . 574 Karl Marx. Mazzinis neues Manifest 579 Karl Marx. Der britisch-chinesische Vertrag. . 584 Karl Marx. Die Frage der Aufhebung der Leibeigenschaft in Rußland 590 Karl Marx. Die Geistesgestörtheit des Königs von Preußen .N. 594 Friedrich Engels. Das Vordringen Rußlands in Zentralasien 598 Karl Marx. Die Geistesgestörtheit des Königs von Preußen ... 604 Karl Marx. Die preußische Regentschaft .. .. .. 609 Karl Marx. Die Lagie in Preußen 613 Karl Marx. Die Lage in Preußen 617 Friedrich Engels. Die Erfolge Rußlands im Fernen Osten 621 Friedrich Engels. Die gerichtliche Verfolgung Montalemberts 626 Karl Marx. Das neue Ministerium .. 631 Karl Marx. Das neue Ministerium ... 636 Karl Marx. Die Lage in Preußen 640 Karl Marx. Das Projekt der Brotpreisregulierung in Frankreich 644 Karl Marx. Die Lage in Preußen 649 Friedrich Engels. Europa im Jahre 1858 654 Karl Marx. Die Lage in Preußen 659 Karl Marx. Das Problem der Ionischen Inseln 663 Karl Marx. Die Erregung in Irland 668 Karl Marx. Über die Bauernbefreiung in Rußland 673 I ... 673 II 678 Karl Marx. Die Lage in Preußen 683
Anhang und Register
Anmerkungen 691 Literaturverzeichnis 753 Karl Marx und Friedrich Engels - Daten aus ihrem Leben und ihrer Tätigkeit (April 1856 bis Januar 1859) 763
Personenverzeichnis 781 Verzeichnis literarischer, biblischer und mythologischer Namen 813 Geographische Namen 815 Erklärung der Fremdwörter, der fremdsprachigen und seltenen Ausdrücke 829 Verzeichnis der Gewichte, Maßf und Münzen 835
Illustrationen
„The People's Paper" (Zeitungstitel) 3 „New-York Daily Tribüne" (Zeitungstitel) 20 Erste Seite des Manuskripts „Kriegführung im Gebirge einst und jetzt" von Friedrich Engels 109 Erste Seite des Manuskripts „Der Krieg gegen Persien" von Karl Marx 119 Persien, Afghanistan und Zentralasien 1857 (Kartenbeilage) gegenüber S. 128 Erster und zweiter Öpiumkrieg gegen China 1839-1842 und 1856-1858 (Karte) 175 Delhi im Jahre 1857 (Kartenskizze) 331 Lakhnau im Jahre 1857-1858 (Kartenskizze) 355 Nationaler Befreiungsaufstand in Indien 1857-1859 (Kartenbeilage) .. gegenüber S. 496

Leitung der Editionsarbeiten: Ludwig Arnold i Editorische Bearbeitung (Text, Anhang und Register): Oskar Hoffmann unter Mitarbeit von Peter Langstein, Hans Bach, Erich Strnad und Ilse Fröhlich Verantwortlich für die Redaktion: Walter Schulz * Richard Sperl
Mit 4 Faksimiles, 2 Kurtenskizzen, 1 Karte und 2 Kartenbeilagen 7. Auflage 1984 Unveränderter Nachdruck der {.Auflage 1961 Lizenznummer 1 * LSV 0046 Printed in the German Demokratie Republic Satz: Offizin Andersen Nexö, Leipzig Druck und Bindearbeit: INTERDRUCK Graphischer Großbetrieb Leipzig Best.-Nr.: 7350649

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